Pflanzenstärkungsmittel - Jahn
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Pflanzenstärkungsmittel - Jahn
Pflanzenstärkungsmittel — Pilzkrankheiten wirkungsvoll kontrollieren Wirkungsweisen und Empfehlungen Marga Jahn Langenlois 14.11.2012 Langenlois 14.11.2012 Institut Strategien Folgenabschätzung, Kleinmachnow Institut fürfür Strategien und und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de www.jki.bund.de Gliederung Pflanzenstärkungsmittel – was sind sie dem Gesetz nach und inhaltlich Wirkungsweise(n) Informationsquellen zu Pflanzenstärkungsmitteln Beispiele zur Wirkung (Versuchsergebnisse verschiedener Versuchsansteller Beispiele zu spezifischen Mittelgruppen Fazit Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 1 Pflanzenstärkungsmittel - Historie 1986: Einführung der Kategorie „Pflanzenstärkungsmittel“ mit dem Pflanzenschutzgesetz (PflSchG) vom 15. September 1986 – nur Anmeldeverfahren 1998: Einführung eines Listungsverfahrens für Pflanzenstärkungsmittel gemäß §§ 31, 31a, 31b (PflSchG) vom 14. Mai 1998 Ab November 2002: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) für Hoheitsaufgaben, ergo auch Listung der Pflanzenstärkungsmittel, zuständig; Risikobewertung im Benehmen mit UBA, BfR und JKI Seit 14. Februar 2012: PflSchG vom 6. Februar 2012 (auf der Grundlage der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 vom 21. Oktober 2009) Das novellierte Gesetz beinhaltet die Produktkategorie der Pflanzenstärkungsmittel weiterhin. Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Pflanzenstärkungsmittel Wikipedia: „In Österreich dürfen alle in Deutschland zugelassenen* Mittel verwendet werden. Sie gelten dort jedoch formal als Pflanzenhilfsmittel und damit als Düngemittel“. * „zugelassen“ falsch Langenlois 14.11.2012 gelistet Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 2 Homepage des BVL / Pflanzenschutzmittel (Juni 2012) Novellierung Pflanzenschutzgesetz • Definition neu gefasst • Bisheriges Listungsverfahren durch ein Mitteilungsverfahren für Pflanzenstärkungsmittel abgelöst • BVL allein für die Bewertung zuständig • Mitteilungsformular für Pflanzenstärkungsmittel im Internet abrufbar • Das BVL führt eine Liste der Pflanzenstärkungsmittel. … Pflanzenstärkungsmittel, die nach altem Recht gelistet wurden, sind noch bis zum 14. Februar 2013 verkehrsfähig. Gelistete Produkte, die der neuen Definition entsprechen und weiter vermarktet werden sollen, müssen bis dahin neu angezeigt werden. Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Definition § 2 Nr. 10 Pflanzenschutzgesetz (PflSchG) vom 6. Februar 2012 10. Pflanzenstärkungsmittel: Stoffe und Gemische einschließlich Mikroorganismen, die a) ausschließlich dazu bestimmt sind, allgemein der Gesunderhaltung der Pflanzen zu dienen, soweit sie nicht Pflanzenschutzmittel nach Artikel 2 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009, oder b) dazu bestimmt sind, Pflanzen vor nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 3 Inverkehrbringen von Pflanzenstärkungsmitteln Seite 1 § 45 Pflanzenschutzgesetz (PflSchG) vom 6. Februar 2012 (1) Ein Pflanzenstärkungsmittel darf nur in Verkehr gebracht werden, wenn es bei bestimmungsgemäßer und sachgerechter Anwendung oder als Folge einer solchen Anwendung keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier und auf das Grundwasser sowie keine sonstigen nicht vertretbaren Auswirkungen, insbesondere auf den Naturhaushalt hat. (2) Ein Pflanzenstärkungsmittel darf nur in Verkehr gebracht werden, wenn auf den Behältnissen und abgabefertigen Packungen oder Verpackungsbeilagen in deutscher Sprache neben der Angabe „Pflanzenstärkungsmittel“ angegeben sind: 1. die Bezeichnung des Pflanzenstärkungsmittels, 2. Name und Anschrift desjenigen, der das Pflanzenstärkungsmittel erstmalig in Verkehr bringt, und 3. die Gebrauchsanleitung. Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Seite 2 (3) Vor dem erstmaligen Inverkehrbringen eines Pflanzenstärkungsmittels hat derjenige, der das Pflanzenstärkungsmittel in Verkehr bringen will, die Formulierung sowie die beabsichtigte Kennzeichnung dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mitzuteilen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht in geeigneter Weise eine Liste der Pflanzenstärkungsmittel, deren Formulierung mitgeteilt worden ist und deren Inverkehrbringen nicht nach Absatz 4 untersagt wurde. Änderungen der Formulierung oder der Kennzeichnung hat derjenige, der das Pflanzenstärkungsmittel in Verkehr bringt, unverzüglich dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mitzuteilen. (4) Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit kann das Inverkehrbringen eines Pflanzenstärkungsmittels untersagen, wenn Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass das Pflanzenstärkungsmittel schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier, das Grundwasser oder den Naturhaushalt hat oder die Voraussetzungen nach § 2 Nummer 10 für das Vorhandensein eines Pflanzenstärkungsmittels nicht erfüllt sind. (5) Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit kann Änderungen der nach Absatz 1 vorgelegten Kennzeichnung eines Pflanzenstärkungs-mittels verlangen, wenn Angaben irreführend sind, insbesondere wenn der Eindruck erweckt wird, dass das Pflanzenstärkungsmittel die Eigenschaften eines Pflanzenschutzmittels hat. Erfolgt keine Änderung der Kennzeichnung innerhalb einer Frist von drei Monaten, gerechnet ab dem Tag, an dem die Aufforderung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit verbindlich wird, gilt Absatz 4 entsprechend. (6)Langenlois … 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 4 Liste der Pflanzenstärkungsmittel gemäß § 45 PflSchG vom 6. Februar 2012 Stand: 5. Juni 2012 … Diese Liste wird monatlich aktualisiert. Erläuterungen zu der Liste Sortierung Die Pflanzenstärkungsmittel sind alphabetisch nach der Bezeichnung sortiert. Inverkehrbringer Die Adressen finden sich in einer Tabelle am Ende. Bezeichnung Inverkehrbringer Datum der Aufnahme in die Liste Celaflor WundBalsam CEL 30.05.2012 Tervanol S STS 30.05.2012 Inverkehrbringer CEL Scotts Celaflor GmbH, Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 30, 55130 Mainz… STS Stähler Deutschland GmbH & Co. KG, Stader Elbstraße 26-28, 21683 Stade… Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow Pflanzenstärkungsmittel www.jki.bund.de alt Stoffe, die a) ausschließlich dazu bestimmt sind, die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen Schadorganismen zu erhöhen, b) dazu bestimmt sind, Pflanzen vor nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen, c) für die Anwendung an abgeschnittenen Zierpflanzen außer Anbaumaterial bestimmt sind; [Definition der Pflanzenstärkungsmittel gemäß § 2 Nr. 10 Pflanzenschutzgesetz (PflSchG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. Mai 1998 (BGBl. I S. 971, 1527, 3512), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 5. März 2008 (BGBl. I S. 284) Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 5 (End-)Stand der Aufnahme in die Liste gemäß PflSchG vom 14. Mai 1998 (Juli 2012) alt In die Liste aufgenommen (Streichungen berücksichtigt): 585 davon Vertriebserweiterungen: 176 Wirkungsweise Von den 585 Pflanzenstärkungsmitteln waren bestimmt: die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen Schadorganismen zu erhöhen: 450 (193) Pflanzen vor nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen: 295 (52) für die Anwendung an abgeschnittenen Zierpflanzen: 129 (81) Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Pflanzenstärkungsmittel - Auswahl Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 6 S. Bissels: Obst & Garten, 3, 2008 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Pflanzenstärkungsmittel Kategorien entsprechend der Zusammensetzung: • Mittel auf anorganischer Basis: SiO2 und Silikate (Gesteinsmehle), CaCO3, Al2(SO4)3, NaHCO3 ... • Mittel auf organischer Basis: Algenextrakte, Huminsäuren, Pflanzenextrakte, -aufbereitungen und -öle, Wachse, tierischer Ursprung • Homöopathika: Homöopathische (potenzierte) Form aller unter Punkt 1 und 2 genannten Ausgangsstoffe • Mikrobielle Mittel: Pilze: Trichoderma spp., Pythium oligandrum, Aureobasidium pullulans, Ulocladium oudemansii, Verticillium albo-atrum Bakterien: Bacillus subtilis, Pseudomonas spp. Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 7 pflanzliche Herkunft 46% Homöopathika 12% Wachse 4% Algenextrakte 8% überwiegend anorganische Herkunft 17% tierische Herkunft 4% biotechnologisch hergestelltes Protein 1% Mikroorganismen 8% * ohne die ausschließlich für die Anwendung an abgeschnittenen Zierpflanzen bestimmten Mittel Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de “Produktbreite” am Beispiel von Neudo-Vital 4783-00/00 und Neudo-Vital AF Rosen-Pilzschutz 4782-00/00 Positiver Einfluss gegen Krankheiten Radies Gurke Gurke Apfel Birne Zwetschge Sauerkirsche Pfirsich Rhododendron Rose Sirri Melody Obi Jonared Alexander Lukas Zwintschers Vowi Benedicte R. luteum-Sämlinge Mambo Reduktion der Befallsstärke / Falscher Mehltau Reduktion der Befallsstärke / Falscher Mehltau Befallsreduktion / Echter Mehltau Befallsreduktion / Apfelmehltau Befallsreduktion / Birnengitterrost Befallsreduktion / Narrentaschen Befallsreduktion / Spitzendürre Befallsreduktion / Kräuselkrankheit Befallsreduktion / Echter Mehltau Befallsreduktion / Sternrußtau Positiver Einfluss auf Pflanzenwachstum Petersilie Sellerie Gigante d'Italia Monarch Einfluss auf den Ertrag Einfluss auf den Gesamtertrag Vertriebserweiterungen (keine Angaben in der Datenbank): Neudo-Vital Rosen-Pilzschutz Neudo-Vital Obst-Pilzschutz Neudo-Vital Rosen-Spritzmittel Neudo-Vital Obst-Spritzmittel Langenlois 14.11.2012 4783-60 4783-61 4783-62 4783-63 Fungisan RosenpilzSpray Compo Rosen-Spray Fungisan RosenSpray Neudo-Vital RosenSpray Mehltau Stop Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow 4782-60 4782-61 4782-62 4782-63 4782-64 www.jki.bund.de 8 Wirkungsweise(n) Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Welche Wirkungen dürfen Pflanzenstärkungsmittel gemäß § 2 Nr. 10a (PflSchG vom 14. Mai 1998) haben? Aktivierung einer Resistenz, z.B. durch spezifische Induktoren (induzierte Abwehr oder Resistenz) Penetrationshemmung und damit Verhinderung des Eindringens in die Pflanze durch Einlagerung von Substanzen in die Epidermis keine bioziden Eigenschaften Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 9 Induzierte Resistenz Induzierte Abwehr oder Resistenz ist eine Reduzierung oder Verhinderung der durch ein Pathogen hervorgerufenen Symptome infolge der Aktivierung von Abwehrmechanismen durch ein auslösendes Agens, das biotischer oder abiotischer Natur, z.B. Pathogen oder Herbivor oder eine chemische Substanz sein kann. Die induzierte Abwehr kann • lokal - local acquired resistance, LAR oder • systemisch - systemic acquired resistance, SAR – sein. Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Was passiert bei einem Angriff? (1) Pathogen Ox K+ H+ Cl- Ca++ E R oxidative burst Pl Zellwand Phosphatasen, Abwehr- Kinasen reaktionen* Ethylen Genaktivierung Pflanzenzelle Jasmonatsynthese (Wirtszelle) Nukleus * Zellwandverstärkung Phytoalexine PR-Proteine Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow Makulla, 2007, unveröff. www.jki.bund.de 10 Was passiert bei einem Angriff? (2) Erkennung eines Angriffes (Elicitor-Rezeptor-Interaktion) Aus- und Einstrom von Ionen erste Reaktionen gegen den Angreifer: oxidative burst Informationsübertragung zum Zellkern --> Umstellung der Aktivität vom normalen Stoffwechsel auf Krankheitsabwehr hypersensitive Reaktion: durch das Absterben befallener Zellen wird die Ausbreitung des Pathogens verhindert Bildung und Akkumulation von Antibiotika (Phytoalexine) Verstärkung und Verdickung der pflanzlichen Zellwand Synthese von PR-Proteinen Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Elicitoren chemisch definierte Substanzen, die in einer Pflanze eine Abwehrkaskade auslösen stammen meist aus den pathogenen Organismen, manchmal auch der Pflanze selbst, die z. B. über diesen Weg erkennen kann, dass ihre Zellwand von Pathogenen abgebaut wird (z. B. Polysaccaride) endogene Elicitoren: Jasmonsäure, Salicylsäure, Ethylen, … exogene Elicitoren: Oligosaccaride und Membranproteine, die beim Auflösen der Zellwand durch bestimmte Pilze entstehen, Sterole aus Pilzen … induzieren die Phytoalexinbildung Wirkstoffe von Pflanzenstärkungsmitteln sind häufig Elicitoren Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 11 Mögliche Wirkungen der Pflanzenstärkungsmittel, die die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen erhöhen Quelle: Nassr, N. (2008): Was weiß man über die Effekte und Wirkungsmechanismen von Phytostimulantien? Grenzüberschreitendes Seminar zu Alternativen im Pflanzenschutz Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Phytoalexine antimikrobielle, meist niedermolekulare Substanzen meist von allgemein antimikrobieller Wirkung spezifisch für Pflanzenfamilien, sekundäre Pflanzenstoffe: Flavonoide, Terpenoide, Alkaloide, Stilbenoide, Isoflavone, Polyacetylene… PR-Proteine = pathogenesis-related proteins kleine Proteine mit Molekulargewichten um 15 bis 40 kD säurestabil, wenig empfindlich gegenüber Proteinasen Chitinasen und ß-1,3-Glucanasen, lysieren Zellwände von pilzlichen Schaderregern weitere Enzyme Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 12 Informationsquellen zu Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten von Pflanzenstärkungsmitteln • Veröffentlichungen von Versuchsergebnissen wissenschaftlicher und Bildungseinrichtungen • Versuchsberichte von Einrichtungen der Länder (Pflanzenschutzdienste, Landesanstalten) zu Pflanzenstärkungsmitteln, insbesondere „Versuchsberichte im deutschen Gartenbau“: www.hortigate.de - Gemüsebau, - Zierpflanzenbau, - Obstbau, - Baumschulen • Versuchsergebnisse von Verbänden des ökologischen Landbaus, Firmen, … • Pflanzenstärkungsmittel-Datenbank im Internet http://www.pflanzenstärkungsmittel.jki.bund.de Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Befall mit Echtem Mehltau (Sphaerotheca fuliginea) an Gurke nach künstlicher Infektion Kleinmachnow 2001 Gewächshausversuch, Blockanlage, 5 Behandlungen; Inokulation abgetrennter Blätter mit Sporensuspension, Inkubation 7-11 d Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 13 Gesamtertrag der Gurkensorten ‘Saladin’ und ‘Bidretta’ Gewächshausversuch, Kleinmachnow 2001 b 10,0 a,b b a,b a,b 9,0 a 8,0 B Ertrag [kg] 7,0 A,B A,B A 6,0 A,B A,B 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 Kontrolle Pilzverein Bio S Milsana 3A86 Myco Sin Saladin 7,34 9,29 8,32 8,24 8,74 8,47 Bidretta 4,81 6,39 5,19 5,55 5,61 5,50 Mittelwert aus 3 Versuchen mit je 5 Pflanzen je Variante, insgesamt 5 Behandlungen; Säulen mit gleichen Buchstaben unterscheiden sich nicht signifikant; multipler t-Test (alpha ≤0,05) Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Anwendung von Pflanzenstärkungsmitteln in Rosen Kleinparzellenanlage Berlin-Dahlem Sternrußtau / Marssonina rosae Echter Mehltau Sphaerotheca pannosa var. rosae Rosenblattfleckenkrankheit Sphaceloma rosarum Sorten: Goldelse La Paloma 85 Bernstein Lübecker Rotspon Diadem Ingrid Weibull Nostalgie Poesie Rosenrost Phragmidium mucronatum Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 14 Anwendung von Pflanzenstärkungsmitteln in Rosen Kleinparzellenanlage Berlin-Dahlem Pflanzenstärkungsmittel Jahr 2004 2005 2006 2007 Sprüh-Molkenpulver LEBERMOOSER CereNat E 30 Milsana flüssig Sprüh-Molkenpulver FungEnd + BIOTENS CereNat E 30 Milsana flüssig Salukarb + Netzmittel Sprüh-Molkenpulver Neudo-Vital RosenPilzschutz HF-Pilzvorsorge SaluKarb ProAct Neudo-Vital RosenPilzschutz HF-Pilzvorsorge + VitiSan Langenlois 14.11.2012 Bewertung Sternruß- Echter Rosenrost tau Mehltau + (+) + (+) + + + + + + + + + + + (+) + + + + ++ + + + + + + + + + kein Befall + (+) 0 + + (+) kein Befall (+) + kein Befall 0 + kein Befall kein Befall kein Befall kein Befall kein Befall 0 Kein Einfluss auf die Befallsstärke; + Einfluss vorhanden; ++ Einfluss entsprechend dem Vergleichsfungizid Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Sternrußtau an Rosen nach Anwendung unterschiedlicher Pflanzenstärkungsmittel Sorte`Poesie´, Berlin-Dahlem 2004 100 26.08.2004 (nach 7 Behandlungen) 29.09.2004 (nach 9 Behandlungen) Befallsstärke [%] 80 60 40 20 0 Kontrolle Langenlois 14.11.2012 Baymat SprühMolkenpulver Lebermooser Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow CereNat E 30 Milsana flüssig www.jki.bund.de 15 Sternrußtau an Rosen unterschiedlicher Sorten nach Anwendung von Sprüh-Molkenpulver Versuchsanlage Berlin-Dahlem, 2005 Bonitur: 08.08.05, nach 6 Behandlungen Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Kartoffelbau Quelle: Ergebnisberichte FH Osnabrück, 1999, S. 85 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 16 Quelle: Ergebnisberichte Pflanzenproduktion, Fachhochschule Osnabrück, 2000 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Wirkung verschiedener Pflanzenstärkungsmittel auf den Ertrag von Kartoffeln Sorte: Cilena, Standort: Köln-Auweiler, 2003 Ertrag (dt/ha) 255 250 245 240 235 230 225 220 215 210 205 Kontrolle Funguran ChitoPlant Proradix Kendal Lebermooser Quelle: Paffrath, A.: Wirkung verschiedener Pflanzenstärkungsmittel im ökologischen Kartoffelanbau. Versuche zum ökologischen Landbau, 2003 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 17 Wirkung von ELOT-VIS an der Wirt-ParasitKombination Tomate/Phytophthora infestans Quelle: A. Fritzsche-Martin, TASPO Magazin 7, 2001 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Versuche im deutschen Gartenbau – Versuchsberichte zu Pflanzenstärkungsmitteln, Zeitraum 2007 – 2012 (Auswahl) Monilia-Spitzendürre mit Boni-Protect forte bei niedrigem Befallsdruck gut beherrschbar (Sauerkirsche, Ökologischer Anbau) Sächsische LA Dresden-Pillnitz, H. Rank, 2007 Geringe Qualitätssteigerung bei Delphinium und Coreopsis durch kombinierten Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln LVG Heidelberg, B. Degen und R. Koch, 2007 Befall mit Echtem Mehltau vermindert, Ertrag unbeeinflusst (Tomaten, Pflanzenstärkungsmittel, Öko-Anbau, Folienhaus, kalt) LVG Heidelberg, R. Schäfer und H. Sauer, 2008 Steinhauers Mehltauschreck wirksam und preiswert gegen Echten Mehltau Falscher Mehltau nicht aufgetreten (Gurken, Pflanzenstärkung, ökologischer Anbau) LWG Veitshöchheim, B. Rascher und W. Schubert, 2008 Blattdünger und Pflanzenstärkungsmittel zeigten bei Frühjahrsspinat keine Ertragswirkung Sächsische LA Dresden-Pillnitz, H. Laber, 2008 Keine Bewurzelungsförderung durch diverse Pflanzenstärkungsmittel bei Erica gracilis LVG Bad Zwischenahn, E. Ueber, 2008 Positive Wirkung von Trichostar, weniger Botrytis in der Kultur von Majoran LVG Heidelberg, H. Sauer, T. Wieczorek und R. Koch, 2010 Die eingesetzten Pflanzenstärkungsmittel zum Schutz gegen Falschen Mehltau blieben ohne Wirkung (Basilikum) LVG Heidelberg, H. Sauer und R. Koch, 2012 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 18 Beispiel Obstbau Monilia-Spitzendürre an Sauerkirsche Blütenbefall zum Blühanfang (Zeitpunkt nach erster Behandlung), Blühende (nach der letzten Behandlung) und visuelle Kontrolle auf abgestorbene Triebe Mitte Mai Quelle: H. Rank: Versuche im deutschen Gartenbau, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, Fachbereich Gartenbau Dresden-Pillnitz, 2007 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Beispiel Gemüsebau Wirkung von Pflanzenstärkungsmitteln auf Ertrag und Befall durch Echten Mehltau (Sphaerotheca fuliginea) an Gurke (Sorte `Khassib´) 110 9 Ertrag St./m² 100 Durchschnittliche Boniturnote* 8 90 7 80 6 70 60 5 50 4 40 3 30 2 20 Quelle: B. Rascher und W. Schubert: Versuche im Deutschen Gartenbau, 2008 1 10 0 0 Unbehandelt Vi-Care Steinhauers Mehltauschreck ELOT-VIS SaluKarb *Boniturnote: 1 kein Befall, 9 starker Befall Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 19 Beispiel Zierpflanzenbau Steinhauer´s Mehltauschreck gegen Echten Mehltau (Sphaerotheca pannosa var. rosae) an Rosen (Sorte `Superstar´) Blattbefall [%] Unbehandelt Discus Steinhauers Mehltauschreck 50 40 30 20 10 0 Vorbonitur 1. Behandlung nach 7 Tagen 2. Behandlung nach 21 Tagen 4. Behandlung nach 35 Tagen 5. Behandlung nach 43 Tagen Quelle: L. Gündel und W. Hein: Versuche im Deutschen Gartenbau, 2001 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Beispiele für Pflanzenstärkungsmittel, die sich in Versuchen als wirksam erwiesen (Auswahl) Produkt nachgewiesene positive Wirkung bei (Kultur) gegen (Schaderreger) Steinhauers Mehltauschreck Rose, Gurke, Radies, Feldsalat, Stachelbeere / Echter Mehltau, Amerikanischer Stachelbeermehltau, Sternrußtau Myco-Sin Zierpflanzen, Gemüse, Obst, Wein / Echter u. Falscher Mehltau, Grauschimmel, Schorf, Feuerbrand, Phytophthora Milsana flüssig Gemüse (u.a. Gurke, Feldsalat), Zierpflanzen (u.a. Rose, Begonie), Gehölze, Wein / Echter Mehltau Neudo-Vital u.a. Rose, Tomate, Sellerie, Kopfsalat, Radies, Gurke / Echter und Falscher Mehltau, Grauschimmel Humin-Vital Rose / Echter Mehltau Biofa (oder HF) Pilzvorsorge Rose / Echter Mehltau, Sternrußtau ELOT-VIS Zierpflanzen, Obst, Gemüse / Echter und Falscher Mehltau, Phytophthora, Grauschimmel LEBERMOOSER Zierpflanzen, Gemüse, Obst / Echter Mehltau, Grauschimmel, Phytophthora, Alternaria Trichoderma - Produkte Zierpflanzen (u.a. Moorbeetpflanzen, Anemonen, Poinsettien) / Rhizoctonia, Welke (Fusarium), Wurzelfäule (Cylindrocladium), Stress (z.B. Staunässe) FZB24 Bacillus subtilis Zierpflanzen, Gehölze / Förderung des Wachstums Blossom-Protect, Boni-Protect Obst / Feuerbrand, Spitzendürre Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 20 Ergebnisse und Bewertungen zu spezifischen Mittelgruppen Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Beispiel Algenprodukte Kartoffel (KELPAK kein gelistetes Pflanzenstärkungsmittel) Quelle: Versuchsbericht 2009 Pflanzenstärkungsmittel. Baden-Württemberg, Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 21 Beispiel Bikarbonate (gegen Echten Mehltau) MATERIAL FACT SHEET BICARBONATE schwach: 27 ausreichend: 7 gut: 5 Quelle: ORGANIC RESOURCE GUIDE 2009 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Beispiel Homöopathika Vergleich der Wirkung homöopathischer Pflanzenstärkungsmittel auf den Befall von Fuchsia `Beacon´ mit Botrytis cinerea (Endbonitur am 09.03.2003) Quelle: R. Schrage und A. Terhoeven-Urselmans: Erprobung und Vergleich von Pflanzenstärkungsmitteln an Zierpflanzen im Freiland und unter Glas unter besonderer Berücksichtigung von bioenergetischen und homöopathischen Verfahren. Abschlussbericht 2004, 45 S. und Anhang Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 22 Beispiel Mikroorganismen Wirkung von Trichoderma harzianum (TRI 002 granulat) auf das Pflanzenwachstum Quelle: R. Wilke, TASPO Magazin 7, 2001 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Beispiel Mikroorganismen Behandlung von Maissaatgut mit Trichoderma harzianum T22 Pflanzenentwicklung nach 10 Tagen Wirkung gegen Anthraknose nach der Saatgutbehandlung Quelle: HARMAN et al., Phytopathology 94, 2004, 147-153 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 23 Beispiel Mikroorganismen Extensive Dachbegrünungen unter Verwendung von FZB 24 WG 70 ohne B. subtilis * * mit Bacillus subtilis * Bedeckungsgrad (%) 60 50 * 40 30 20 * sp i ca ta Ve ro ni ca ia de lto id es co lu m ba r Di an th us ar ge nt ea Sc ab io sa oc ar pa Po te nt il la m ac r en ot he ra O Sa po na r ia oc ym oid es 10 * Signifikanter Unterschied im Bedeckungsgrad Quelle: L. Otto u. C. Oschmann, BDGL- Tagungsband 20/2002, 39. GartenbauwissenschaftlicheTagung 27.02.- 01.03.02 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Pflanzenstärkungsmittel- Datenbank im Internet Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 24 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de 25 Langenlois 14.11.2012 Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow www.jki.bund.de Fazit • Eine Reihe von Pflanzenstärkungsmitteln ist geeignet, Schaderreger ausreichend zu reduzieren bzw. nichtparasitären Beeinträchtigungen entgegen zu wirken. Eine Sicherheit der Wirkung kann aber nicht garantiert werden. • Pflanzenstärkungsmittel zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit sind vorbeugend anzuwenden. Eine solche Reaktion kann nicht „rückwirkend“ stattfinden. • Die Wirkung gegenüber Krankheiten hängt von der Art und dem Befallsdruck, von den klimatischen Bedingungen, von der Pflanzenart und auch von der Sorte ab. Bei starkem Befallsdruck und anfälligen Sorten sind Pflanzenstärkungsmittel in der Regel überfordert. • Positive Einflüsse der Pflanzenstärkungsmittel auf die Pflanzenentwicklung können vorhanden sein, sind aber nicht zwingend zu erwarten, wenn keine suboptimalen Bedingungen oder Stressfaktoren (biotisch oder abiotisch) vorhanden sind. • Da keine Sicherheit in der Wirkung garantiert werden kann, sollte der Anwender vor einer breiten Anwendung in Vorversuchen auf kleiner Fläche die Wirkung erproben. Im Haus- und Kleingarten kann die Anwendung von Pflanzenstärkungsmitteln durchaus nützlich sein, auch weil für viele Probleme keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel vorhanden sind. 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