Pernausthes Wochenblatt. M 2».
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Pernausthes Wochenblatt. M 2».
Pernausthes Wochenblatt. M 2». Sonnabend, DnlSndisehe vsssehrieyten. Helsingfors, 2. (14.) Mai. Die ,D. St. Petersb. Ztg." schreibt nach der „Hei sings. Tidn.": „Von Ny-Carleby schreibt man vom 6. Mai n. St. Wir sind dieses Jahr Zeugen eines Aufgangs des Eises gewe sen, der, soviel sich die ältesten Personen er innern, seines Gleichen nicht gehabt hat. Der im Sommer wasserarme Lappo elf schwillt im Herbst und Frühjahr zu einer beträchtlichen Höhe an; zwischen den hohen und steilen Ufern brausen dann mächtige Wassermassen einher und drängen einander mit jähem Sturz. Bis zum 8. (20.) April war es noch ganz Win ter, darauf wurde die Luft mild und die gro ßen Schneemassen begannen plötzlich zu schmel zen, während das Eis noch ganz ungeschwächc dalag. Man war auf etwas Außerordentli ches gefaßt, man rettete und ergriff Vorsichts maßregeln. Den 16. (28.) April war ein Vorspiel; das Eis unmittelbar oberhalb der Stadt ging auf, riß Bäume und Brücken mit sich fort, schob ein Magazin von seiner Stelle und überschwemmte das feste Eis un terhalb der Stadt mit Sturzbächen und Eis blöcken. Erst den 2. Mai n. St. gegen Abend zeigten sich sichere Vorboten einer ent scheidenden Katastrophe. Die ganze Bevölke rung der Stadt war in Erwartung; es war eine Nacht, in der nicht viele schliefen. Um 8 Uhr abends löste sich die Eisdecke unterhalb der Stadt, das Wasser stieg mit großer Ge schwindigkeit und überschwemmte die Gebäude 1853 den 23. Mai. und Gärten auf dem rechten Flußuftr. Erst um 10^ Uhr, als die Finsterniß schon einge treten war, begann die eigentliche Gefahr, namentlich für die hohe, im Jahre 1817, mit großen Kosten erbaute Brücke. Die Stöße des Wassers und der Eismassen waren so ge waltsam , daß man die Erschütterung weit am Ufer fühlte und jeden Augenblick den Ein sturz des Gewölbes und der großen Steinka sten erwartete. In der Finsterniß konnte man außerordentlich große Massen von Brennholz, bisweilen ganze Gebäude den Strom abwärts rauschen sehen. Nicht weniger als sieben Müh len, eine Menge Riegen, Kasten, Bäume ;c. kamen in zertrümmertem Zustande herabgefah ren. Bei Tagesanbruch sah man die Zerstö rung in seinem ganzen Umfange. Balken, Häuser, Galeassen, Boote,"Bäume, Gegen stände aller Art, bedeckten die Ufer der Fluß mündung > in ihrem granzenlosen Durcheinan der. Die große Brücke war bedeutend beschä digt, ein Theil der Kasten eingestürzt, die ganze Südseite, welche dem schärfsten Angriff ausgesetzt war, hatte sich geneigt; doch konnte die Nordseite noch befahren werden. Gärten, und Pflanzungen waren zu Grunde gerichtet, der dichtbewachsene Brunusholm fast ganz bloß gelegt. Den traurigsten Anblick boten jedoch die Ackerfelder dar, deren zartes Grün weit und breit, mit großen Eismassen bedeckt war, bisweilen in fünf Schichten über einander. Die Zerstörung erstreckte sich auf mehr als 8 Meilen längs des Laufes des Flusses. Die Wege si«d durchweicht und überschwemmt, viele Brü cken zerstört; die Lappo - Brücke wurde durch die Umsicht des Länsmaas gerettet, die Keppo-Brücke durch Mannerkraft. Die Reisen den mußten große und beschwerliche Umwege machen. Noch weiß man nicht, ob Menschen leben eingebüßt worden sind. Ein Greis ret tete sich auf ein Riegendach und brachte die Nacht dort in Todesfurcht zu; ein Weib mit zwei Kindern fand eine Zuflucht im Heu unter dem Dache als daS Wasser in ihre Hütte gedrungen war. Auch der Kyro elf hat wild gehaust und den nördlichen Theil der lan gen Brücke bei der Kirche Lillkyro eingerissen, wodurch der Küstenweg nach Wasa unterbro chen ist. Ausländische SSaehriehten. D e u t s c h l a n d . Rostock, 49. Mai. Die polizeilichen Un tersuchungen über die hiesigen hochverrätherischen Umtriebe sind jetzt so weit geender, daß der damit beauftragte außerordentliche RegierungS-Commissair, Ministerial-Assessor v. Koppelow, sich nunmehr nach Schwerin zurückbe geben wird. Die „AugSb. Allg. Ztg." er hält, wie eS scheint aus glaubwürdiger Quelle, Aufklärungen über die Antecedentien des jüngst entdeckten ComplottS in Folgendem: Daß mehrere Kisten mir Waffen Patronen, Ra keten und Granaten auf dem Felde eines der Jnhasrirten eingegraben gesunden sind, ist er wiesen auch sollen in Bützow schon ziemlich umfassende Geständnisse gemacht worden sein. Man hatte von Seite der demokratischen Par tei, die einen Hauptpunkt für Nord-Deutsch land gerade in Rostock hatte, allgemein gehofft, daß bei Gelegenheit der Präsidentenwahl in Frankreich im Mai 1852 auch in ganz Deutsch land ebenfalls ein allgemeiner Kampf ausbre chen würde. Um für diesen Kampf gegen die Truppen gerüster zu sein, hatte man allmälig diese Waffenvorräthe, theils aus Berlin, wo sie noch von der Bürgerwehr und von dem ZeuchhauSsturm herstammen, theils aus Eng land nach Rostock gebracht. Als im Sommer 4862 aus dem Ausstaade nichts wurde, hatte man diese Vorräthe vergraben, um sie für an dere zukünftige derartige Fälle bereit zu hal ten. Bei Gelegenheit der jüngsten Haussu chungen in Berlin hat man nicht allein dies ganze Complott, sondern sogar auch die Stel len, wo die Vorräthe eingegraben waren, ent deckt, und so diese jetzige Untersuchung veran laßt. Die lebhaste fast tägliche Schiffsverbin dung von Rostock aus mit Englischen und Französischen Hafen, wie auch einige eigenthümliche Verhältnisse in der Polizeiverwaltung der Stadt, die in der abgesonderten Stellung, welche dieselbe theilweise noch dem übrigen Mecklenburg gegenüber einnimmt, be ruhen , machten es zu einem Waffenplatz der demokratischen Partei auch sehr geeignet. B e r l i n , 2 1 . M a i . Z n einzelnen Gegen den Preußens, in welchen der Boden für den TabackSbau geeignet ist, haben die größeren Landwirthe die Cigarrenfabrikation als landwirthschaftliches Nebengewerbe zu betreiben an gefangen. Wie man hört wird namentlich in Rücksicht auf die Arbeitsgelegenheit, welche dadurch den ländlichen Arbeitern für den Win ter geboren ist, von den landwirthschastlichea Behörden die Ausdehnung dieser Industrie empfohlen und mit derselben auch in Folge ei ner von oben her ausgegangenen Ermunterung auf ökonomischen Lehranstalten bereits versuchs weise vorgegangen. Man erwartet von einer weiteren Verbreitung dieser neuen landwirthschastlichen Thätigkeit bedeutende Ergebnisse, da die Produktion des inländischen TabackS in mehreren Provinzen gar nicht gering ist. In Schlesien z. B. wurden nach den An gaben deS Provinzial - Steuerdirectors in den Zähren 1349 — 1661 durchschnittlich 4000 Morgen mit Taback bebaut. S t u t t g a r t , 17. M a i . Die Verheerun gen welche in den jüngsten Tagen daS Ge witter und die Wasserfluthen seines Gefolges angerichtet haben, lassen sich jetzt allgemach übersehen. Man meldet aus einem dort lie genden Oertchen Rechberghausen Gräßliches. Wassermassen von der Höhe von 16—20 Fuß überstürzten die Häuser und die Menschen. Eö gab keine Rettung. Folgendes ist ein Bericht aus der ..Ulmer Schnellpost", der die Scenen des Unglücks uns vorführt: Welch ein trau riger Anblick in der RathhauS-Scheune zu Rtchberghausen! Da liegen sie still und fried lich neben einander, alle frisch und doch tobt, von benen Keines gestern an einen so nahen Tod gedacht hatte. Dort der allbekannte Fletschinger, der Musikant, der in Göppingen so ost srvhen Leuten zum Tanz ausgespielt, neben ihm des Adlerwilths Knechr von Eßlin gen mit seinem jungen Weibe, erst seit einigen Monaten verheirathet, neben ihnen der junge Schulprovisor des Orrs, dann weiter der Zeller Müller mit zwei Töchtern. Er hatte ge glaubt, Wetter und Wasser würden ihm seine Mühle zusammenreißen, und hatte zu Freun den in ein anderes HauS sich geflüchtet. Sei ne Mühte steht noch, das andere HauS brach zusammen; er und seine Töchter kamen um. Am traurigsten ist wohl aber das Schicksal des alten Maurers Franz. Der Mann ist nun achtzig Jahr alt, und seit sechszig Jahren kommt er alle Tage von Rechberghausen nach Göppingen zur Arbeit. Auch gestern war er in Göppingen, und als er heimkehrte, da fand er von allen den Seinen Niemand mehr am Leben. Seine Söhne und Schwiegersöhne waren mit ihren Familien ein Raub der Wel len geworben auch sein Weib war mir den Kindern und KindeSkindern ertrunken» Nun steht der achtzigjährige Mann einsam da. Der Marbach ist ein ganz geringes Wasser, aber entsetzlich war die Verheerung, die er gestern in Rechberghausen angerichtet. Die Hauser, die er umriß, sind so spurlos verschwunden, daß man jktzt den Orr gar nicht mehr heraus finden kann, wo sie gestanden. Sechs und dreißig Personen aus Rechberghausen werden vermißt, fünf und zwanzig davon sind bereits aufgefunden und liegen todt in der RathhauSScheune. Unter diesen ist auch ein Weib, die ein Kind im Arme trug, eins an der Hand hielt. Sie. hatten alle drei auch im Tode nicht von einander gelassen. Auch eine Wiege ward aufgefangen. Man kann sich keinen traurigern Anblick denken, als Rechberghausen mir seiner RathhauS-Scheune. — Aehnliche Nachrichten liegen äuS anderen Gegenden vor. S t u t t g a r t , 19. M a i . Zur Linderung des Unglücks der Wasserbeschädigten hat die Königliche Familie reiche Gaben gespendet: Se. Majestät der König 6000 Fl., Ihre Ma jestät die Königin 1000 Fl. und Ihre Königl. Höh. die Prinzessin Marie 300 Fl. — Dazu kommt die alsbald von Seite der Königl. StaatSregierung getroffene Fürsorge, die jetzt den Schaben genauer durch «inen MinisterialDeamren an Ort und Stelle erheben läßt. Außer dem von der Centralleitung des WohlthätigkeitS-Vereins erlassenen Ausrufe an die Mildthätigkeit sind bereits mehrere Privat aufrufe ergangen, und in manchen Kreisen ist schon recht wacker gesammelt worden. Auch die Abgeordneten haben b«d«ut«nd b«igesteuerr. O e s t e r r e i c h . W i e n , 1 Z . M a i . I n diplomatischen Krei sen wird versichert, daß die gegenwärtige Span nung Oesterreichs mit Piemont schon in den nächsten Wochen eine vollkommene Erledigung und zwar im Sinne Oesterreichs finden w«rde. Es ist factisch daß daS Turiner Cabinet in völliger Jsolirung geblieben. Weder Frank reich noch England haben Miene gewacht, dasselbe, nachdem daS bekannte Memorandum erschienen war, zu unterstützen. — Der König der Belgier und der Herzog von Brabant werden, um noch mir den Königen von Preu ßen und Bayern zusammenzutreffen, bis zum 22. d. M. hier verbleiben. W i e n , 20. M a i . Gestern Nachmittag halb 6 Uhr trafen Se. Majestät König Frie drich Wilhelm IV. von Preußen mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Karl und Höchstdessen Sohn dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen hier ein. Ihre Kaiserl. Hohei ten die durchlauchtigste Frau Erzherzogin So phie und die hier anwesenden Herren Erzher zoge bewillkommren Se. Majestät den König am Bahnhofe auf das herzlichste, wonach Se. K. K. apostolische Majestät Ihren Allerdurchlauchtigsten Herrn Oheim im offenen Wagen zur Kaiserl. Hofburg geleiteren. P e s t h , 1 3 . M a i . Unserer Gendarmerie ist eS vor einigen Tagen gelungen, wieder ei nen wichtigen Fang zu thun, indem ihr kund geworden daß der berüchtigte Emissair Jig. gelmessy zu Halvan einen zwischen Gödöllo und GyöngyöS liegenden Marktflecken, sich ve r — 164 — S c h w e i z . der Margareten-Znsel (Stillem Ocean). von dem kürzlich in Amerikanischen Blättern gerüchtSweise die Rede war, bestätigt sich leider vollkommen. Die Berichte der Uebertebenden klingen haarsträubend; 173 Personen sollen mir dem Schiffe versunken sein. Unter den Passagieren befanden sich 18 Zuden, davon ertranken 16, von der Last des GoldeS. das sie bei sich trugen, in die Tiefe gezogen. Einer hatte demjenigen, der ihn retten würde, öO.Odl) Dollars angeboten, aber die Lage der Mann schaft war eben der Art, daß Zeder nur an seine eigene Rettung denken konnte. L o n d o n , 1 7 . M a i . Aus der Hafenstadt Tralee (an der Westküste ZrlandS) sind bereits 1000 Auswanderer nach Amerika gesegelt. Hun derte von Einwohnern warten auf ein direct nach Newyork gehendes Schiff. Ueber 1dl) weibliche Arbeiter verschiedener Art sind nach London ausgewandert. So geht «S tm gan zen Lande. B e r n , 18. April. Der „Wahrheitsfreund" berichtet: „Nach Privatberichren sind auch an der St. Gallischen Gränze Oesterreichische Trup, pen angerückt und weitere angekündigt, wo durch leider die Besorgniß bestärkt wird, der unerbauliche Notenkrieg des BundeSrathS mir Oesterreich habe zu nichts Besserem geführt, als zur Ausdehnung der Gränz-Sperre auch auf die St. Gallische KantonS-Gränze." F r a n k r e i c h . P a r i s . 18. M a i . Z n einigen Tagen sollen wieder neue Versuche im Hippodrome mir einer neuen Erfindung, im Gebiete der Luftfahrten, gemacht werden. Diesmal soll daS Problem der Lenkbarkeit des Luftballons wirklich gelöst sein. (?) P a r i s . 19. M a i . Die Regierung wird jetzt auch den Gesetzrentwurf wegen Wieder einführung der Todesstrafe für politische Ver brechen dahin ändern, daß nur die Attentate gegen daS Leben deS Staatsoberhauptes mir dem Tode bestraft werden sollen. Die Verfasserin des „Onkel Tom", Frau Stowe, ist heute in Paris angekommen. Großbritannien und Zrland. L o n d o n , 1 3 . M a i . D e r Untergang deS Dampfschiffes „Jndependance" in der Nähe D r e s d e n , 24. M a i . S e . Majestät der König von Preußen sind gestern um Mitter nacht hier eingetroffen und wurden von Sr. Königl. Hoheir dem Prinzen Zohann auf dem Eisenbahnhof« empfangen. Seine Majestät übernachteten in dem Hotel des Preußischen Gesandren, Grafen Redern. Heute Morgen empfingen Se. Majestät die Besuche von dea Königlichen Majestäten und erwiederten diesel ben. Um 12 Uhr fand ein Dejeuner bei Sr. Majestät dem Könige der Belgier starr. Um 2 Uhr werden Se. Majestät nach Berlin zu rückreisen. Se. Majestät der König von Belgien und der Herzog von Brabant sind nach Gotha ab gereist. W i e n , 2 3 . M a i . S e . Majestät der K ö nig von Preußen sind heute Morgei, 6 Uhr aus der Nordbaha über Prag nach Dresden abgereist. Gestern besuchte Se. Majestät die hiesige protestantische Kirche. Se. Majestät der König der Belgier sind auf der Nordbahn bereits um Mitternacht von hier abgereist. Aus der Schweiz, 22. Mai. Unmit telbar nach der Abberufung des K. K. Oester borgen halte. Zn Folge einer verlaßlichen Nachweisung ward er festgenommen. Dieser Mensch hatte in der Rebellen-Armee eine hö here Charge bekleidet und war unter denen, die mit Kossurh nach der Türkei entflohen, von wo es ihm gelang, mit falschem Paß und unter falschem Namen nach Ungarn zurückzu kehren und den Auftrag Kossurh'S an dessen Schwester, Frau Meßleny. in Pesth zu über bringen, der den genau vorgeschriebenen Plan enthielt, auf welche Art und Weise eine neue Schilderhebung der Magyaren einzuleiten und in'S Werk zu setzen sei. Mehrere in diese Verschwörung verwickelte Individuen sind ver haftet und die am schwersten gravirten hinge richtet worden. ES wird vermulher, daß von den eingeschlichenen Rebellenführern die verwe gensten irgendwo im Lande in sicherem Ver steck auf der Lauer liegen, um für gewisse Eventualitäten schnell bei der Hand zu sein. Neueste Post. reichischen Geschäftsträgers, Grafen von Kar nicki, erfuhr man, daß auch längs der Nheingränze des KantonS Sr. Gallen, im Vorarl berg, Oesterreichische Truppen concenrrirt wür den , und daß Preußen dem BundeSrarh er klärt habe, es werde, falls in Neuenburg die ror 1848 bestandenen Zustände in polirischer Beziehung nicht wiederhergestellt würden, zur ailirairischen Besetzung dieses Landes schreiten. B e r n , 23. M a i . Der BundeSrarh (die Schweizerische Cenrralbehörde) hat heute gleichfelis den diplomatischen Verkehr mit Oester rech abgebrochen und den Schweizerischen Ge schäftsträger in Wien, Steiger, abberufen. Z ü r i c h , 2 3 . M a i . Nach den neuesten Beichten aus Bern hat der Oesterreichische Gesandte dem Bundespräsidenten Herrn Näff erkärt, seine h. Regierung sei nach der letzten Nlte deS BundeSratheS zu der Ueberzeugung gelingt, daß die Differenzen mit der Schweiz niclt mehr auf diplomatischem Wege auSgegliyen werden können, weßwegen er die BundeStadt auf unbestimmte Zeit verlassen werde; seinBüreau bleibe und besorge die laufenden Gesüäfre. Da diese Erklärung nur mündlich gegebn wurde, so bat der Bundespräsident um ene schriftliche Mitrheilung zu Händen deS TundeSrarhS. P» i S , 20. Mai. Die „Union" lenkt heule die Aufmerksamkeit der Staatsmänner auf di Vorgänge in Wien hin. Sie will, um nizr zu übertreiben, die Königlichen Be suche kinen Cong^eß nennen, glaubt aber, daß die inWien versammelten Fürsten sich über das S^icksal Europa'S berathen werden. Nach dieser Einleitung geht sie auf die Stellung über, de der König von Belgien in der neue sten Zer eingenommen hat. Sie weist auf den letzten Aufenthalt der Königin von England in Bedien, auf die Besuche des Königs Leo pold i> Wien und Berlin und das Ehebündniß hi , daS man zwischen dem Herzog von Brab«r und einer Erzherzogin beabsichtigt. „Wen, man" — sagt sie weiter — „diese Zeugnse europäischer Sympathie mit der Begeisterng in Verbindung bringt, welche die Großjhrigkeit deS jungen Herzogs in Belgien erregrhat, wenn man sie mit dem Votum be treffs der 100,000 Mann zusammenstellt, so wird man Stoff genug zu ernstlichen Betrach tungen haben. Es ist augenscheinlich, daß das Schicksal Belgiens mit dem europäischen Gleichgewicht mehr denn je zusammenhängt. Die Großmächte hallen darauf, daß dieses be kannt würde und die Beweise, die sie davon geben, dürfen nicht unbeachtet gelassen werden» Sämmrliche Blätter drucken den bekannten Artikel deS „Journal de Francfort" ab, wel cher eine nach allen Seiren hin befriedigende Läsung der orientol. Frag, verkündet, und legen demselben einen halbosficiellen Charakter bei. B r ü s s e l , 4 8 . M a i . Unsere Blätter ent halten umständliche Berichte über den Aufent halt unseres Königs und des Herzogs von Brabant in Berlin und Wien, in denen von der projectirten Vermählung des Letzteren mit der noch nicht 17-jährigen Erzherzogin Maria Henriette Anna, dritten Tochter deS verstor benen Erzherzogs 'Palarin und der Prinzessin Maria von Württemberg, die Rede ist« B r ü s s e l , 2 t . M a i . D i e Nachricht der Heirarh heS Herzogs von Brabant mit der Erzherzogin Marie von Oesterreich kann heute als officiell betrachtet werden. Wir wissen aus sicherer Quelle, daß unser Minister der auswärtigen Angelegenheiten gestern mittags eine Mitrheilung deS Königs Leopold über diesen Gegenstand erhalten hat. Der König unterrichtet darin Herrn de Brouckere, daß er beim Kaiser von Oesterreich um die Hand der Erzherzogin Marie für seinen Sohn anschal ten habe und daß jene Anfrage wohlgefälligst aufgenommen worden sei. L o n d o n , 2 4 . M a i . Nach neueren Anga ben über die Goldausbeute in Australien belief diese sich im Jahre 1862 auf 14,163,364 Pfd. St., die Summen in Goldstaub, die sich in den Händen der Grubenarbeirer, Händ ler und dergl. befanden, nicht eingerechnet. Die Zahl der Einwanderer in Melbourne wäh rend des vorigen Jahres wird auf 97,661 angegeben. Am stärksten besucht waren in der letzten Zeil die Ballaxat-Gruben, nachdem vier Ankömmlinge daselbst so glücklich gewesen waren, einen 134 Pfd. 8 Unzen schweren Goldklum pen daselbst zu finden, der bereits auf dem Wege nach England ist. Drei dieser Leute halten sich kurz nach ihrer Landung nach den Bendico-Gruben gewandt und daselbst in 2 bis 3 Monaten 1000 Pfd. St. gewonnen. Nachdem sie den großen Fund gechan, für den man ihnen in Melbourne 8000 Pfd. St. an bot, verkauften sie ihre GlückSgrube noch für 300 Pfd. St. Andere größere Goldklumpen von 69 und 77 Pfd. wurden ebenfalls am Ballarat ausgegraben; sie sollen neun Zehntel reinen Goldes enthalten. Vermischtes. P a r i s . D e r berühmte Schachspieler Kteseritzki (ein Deutscher aus Dorpat), der seit 42 Jahren im „Cafe de la Negence" eine Menge Schachliebhaber versammelte, die sei nen meisterhaften Partieen zusahen, ist vor drei Tagen tm Spital an einer Gehirnerwei chung gestorben. Er war unstreitig der größte Theoretiker deS Schachspiels, und hat eine Menge ungeordneten Materials, das er zu einem umfassenden Werke über d»S Schach spiel gesammelt hatte, hinterlassen. Er harre keinen andern Erwerb als das Schachspiel und den Unterricht in diesem Spiel. Er spielte öfters im Schach-Clubb mir den stärksten Spie lern drei Partien auf einmal, wovon zwei aus wendig, ohne daß Brett zu sehen. — Der. Nordamerikanische Marinearzr Or. Kane har eine Expedition nach den nordischen Meeren vorbereitet, von welcher er zur Erfor schung der Nordpolgewässer viel erwartet. Er wird nämlich zunächst nach der nördlichen Küste von Grönland fahren und ein kleines Schiff mitnehmen, das zerlegbar und auf Schlirren fortzuführen ist. Er nimmt überdies fünf Schaluppen und zwei Böte von Gutta-Percha mit. Auf Grönland will er 43 nordische Hunde kaufen, welche den Schlitten ziehen sollen. Die ganze Mannschaft besteht nur auS elf tüchtigen Seeleuren, wovon jeder einen guten Karabiner mitnimmt und Munition genug. Zn den höchsten nordischen Breiten giebr es Wild in Menge, vr. Kane giebr sich der be sten Hoffnung hin und meinr, den Pol errei chen zu können. — Der Kaiser Ludwig Napoleon har gegenwärrig in seinem Marstall gegen 800 Pferde, nämlich 100 Post- und Kourierpferde, 400 Waqen - und Neirpferde 100 Pferde für die Zagd und 200 Füllen. — Zm Sillen Meere, 32' 30" nördl. Breite, 119' 08' westl. Länge, sind gewalrize unterseeische vulkanische Erscheinungen bemerkt worden. — Der gewöhnliche HauSschwamm wird in Frankreich zum Geldfärben der Wolle benuhr, was um so wichtiger ist, als es an einer äHren Farbe für gelbe Wolle noch gänzlich sch ien soll. Literärische Anzeige. Das so eben erscheinende vollständigste Vieharzneibuch (Berlin, Verlag von Zulius Springers enthaltend: die Aufzucht, Wartung, Eriährung und Benutzung der Pferde, deS Rndviehes, der Schafe, Ziegen und Schwtne, nebst Angaben der bei denselben am häuMen vorkommenden Krankheiten, wie und mit wel chen M i t t e l n dieselben g e h o b e n w e r d e n können. Ein Handbuch für den kleinen Gut - und Bauerngutsbesitzer. Nach langjähriger Erfah rung zusammengestellt von A . Z . S c l m i d , praktischem Landwirth, darf als das bste und zugleich wohlfeilste Vieharzneibich mit vollster Ueberzeugung empfohlen werdei. Es giebt eine große Anzahl von Viyarzneibüchern, aber nur wenige, die wirklich zvgebrauchen sind, und aus denen der Landnirrh sich Raths erholen kann. Das Obige, aus der Feder eines praktischen Landwirrhs, welcher in dem Buche seine langjährigen ErfHrungen niedergelegt, und Alles, was in demscben ge sagt und verordnet wird, geprüft und bewährt gefunden hat, ist ein solches. Der HreiS ist auf nur 60 Kopeken Silber gestellt. Zn Pernau vorrärhig bei E. Höflinzer. Z e u g n i s . Dem Blechenschläger-Meister Zo.annson aus Pernau bezeige ich auf Wunsch, daß er das eiserne Dach des Wohnhauses des Gu tes Testama zu meiner vollkommenen Zufrie denheit gedeckt hat. Testama, den 16. Mai 1863. W. Stael von Holstein. Bekanntmachungen. Demnach über das Vermögen des hiesigen Einwohners Iwan Jakowlew der ConcurS decrerirr werden; als werden Alle und Jede welche an den Gemeinschuldner Anforderungen haben sollten, hierdurch aufgefordert, sich mit solchen ihren Anforderungen in der Frist von sechs Monaten a cisln dieses Proclama 8iid poeng praeclusi allhier beim Rakhe in ge setzlicher Art anzugeben und ihre lunäamentÄ crecUti zu exhibiren. Pernau, RathhauS, den 16. Mai 1663. Im Namen und von wegen des Raths der Stadt Pernau Justiz-Bürgermeister H. Tiling. No. 1339. Schmid, Seret. 3 Von Einem Wohledlen Raths der Kaiser lichen Stadt Pernau werden Alle und Jede welche 1) an den Nachlaß des verstorbenen hiesi gen Bäckermeisters Friedrich August Gläß und 2) an den Nachlaß der verstorbenen Demoiselle Caroline Fleegen als Erben oder Gläubiger Ansprüche und An forderungen haben sollten, hierdurch aufgefor dert, und zwar die Erben in der Frist von einem Jahr und sechs Wochen und die Gläubiger innerhalb sechs Monaten a clato dieses Proc lama . ihre Ansprüche und Anforderungen in gesetzlicher Art allhier zu verlautbaren, bei der Verwarnung, daß nach Ablauf dieser präclusivischen Frist Niemand weiter gehört noch zu gelassen, sondern ipLu pracludirt werden foll. Wonach sich zu richten. Pernau, RathhauS, den 13. Mai 1363. Im Namen und von wegen des Raths der Stadt Pernau Justiz-Bürgermeister H. Tiling. No. 12^99. Schmid, Teert. 2 Auf Antrag des hiesigen Schulen - Inspek toren wird hiermit bekannt gemacht, daß die diesjährige Reparatur deS hiesigen KreiSschulhauseS und seiner Nebengebäuden, auf 70 Rubel 60 Kop. S. M. veranschlagt, vertorgt werden soll, und die Torge auf den 26. und 27. d. M. angesetzt worden sind, als zu wel chen Tagen Vormittags 11 Uhr die hierauf Resieetirenden sich hierselbst einzufinden haben, um ihren Bot zu verlautbaren. Pernau , Polizei - Gericht, den 22. Mai 1353. Polizei-Vorsitzer Fr. Rambach. No. 626. A. Mors, Secrt. 1 Von Einem Wohlläbl. Pernauschen StadtCassa-Collegio wird hierdurch bekannt gemacht, baß die Repararur der FestungSbeücken dem Mindestfordernden übergeben werden soll, und deshalb der Torg am 26. Mai d. I. Vor mittags um 11 Uhr bei diesem Collegio abge halten werden wird. Pernau, Stadt-Cassa-Collegium, den 20 Mai 1663. Oberkassenherr H. Tiling. Aeltermann A. D. Marsching. Aeltermann Heinrich Knoch. No. 269. G. Krellenberg, Notr. 1 Von den Bauern, welche in diesem Winter Brennholz für Ein Wohllöbliches Stadt-CassaCollegium und Balken zur Flössung angeführt haben, ist ein Rest, der von dem Kämmereidie ner und von dem Stadtfürster ausgestellten Be scheinigungen (für 67 Faden Brennholz und für Balken zum Betrage von 64 Rbl. 2 K.) an dem zur Zahlung bestimmt gewesenen Tage nicht eingeliefert worden. Von Einem Wohllöblichen Sladt-Cassa-Collegio werben daher die jenigen, welche dieselben etwa an ZahlungSstatt angenommen haben, hierdurch aufgefordert, sie zum 4. Juni d. I. zwischen 10 und 12 Uhr gegen Empfang der Zahlung bei gedachtem Col legio einzuliefern. Pernau, Stadt-Cassa-Collegium, den 12. Mai 1863. Oberkassaherr H. Tiling. Aelterman n A. D. Marsching. Aeltermann Heinrich Knoch. No. 246. G. Krellenberg, Notr. 2 — 168 Bekanntmachungen. (Mit polizeilicher Bewilligung.) An alle Mitglieder der Sterbe-Cassa „die Hülfe" genannt, ergehet hierdurch die Anzeige, daß seit unserer letzten Bekanntmachung vom 12. Februar d. I. nachstehende Mitglieder gestorben sind, alS: männliche: No. 378. „ 140, „ 189, „ 32, „ 392, Herr Carl F. Schüler, „ F. A. Gläß, ,. I. F. Sacken, ,, Ad. Grubner, ,, HanS TönniSberg; weibliche: No. 117, Frau A. C. Chevalier, geb. Knast, „ 326, Demois. C. E. Fleegen, ., 330, Frau Anna H. Jürgens, geb. Scheffelin, ,, 196, ,, Anna H. Bermann, „ 143, ., I. H. Weinreben. ,, 6, ,, A. S. Giercke, ,, 233, ,, Ch. Frantzen, geb. Nielsen, „ 206, ,, Anna Soph. Schoeler, und fordern wir daher alle diejenigen, welche ihre Beitrage für diese Sterbefälle noch nicht geleistet haben, dringend auf, solche sofort und spätestens bis zum 1. Juni zu erlegen. „Die Hülfe" zu Pernau, den 16. Mai 5363. Schütz. Prahm. Härder, d. derz. Vorsteher. 2 Unterzeichneter ersucht hiermit alle Diejeni gen welche mir ihm in Rechnung stehen oder Forderungen an ihn haben, sich binnen drei Wochen a äado bei ihm zu milden. Pernau, den 16. Mai 1863. T. Günther, DrechSlermeister. 2 Auf dem Wege von der Jroschnikoffschen Handlung nach dem Hause des Bäckermeisters Herrn Scheel ist ein halbseidenes, gelb und schwarz changirtes, mit Frangen besetztes Kin derjäckchen verloren worden. Der Finder wird ersucht, selbiges in der hiesigen Buchdruckeret gefälligst abzuliefern. — Umfchreibungs-Listen sind zu ha ben in der hiesigen Buchdruckeret. Angekommene Schiffe. 29) Den 17. Mai: Nuss. Schiff Oesterstsernan, Capt. Ceder, von Lovisa mir Ballast an Jacobs er C. — 30) Franz. Ludovic, Henry . von Dünkirchen mit Ballast an Ja cobs er C. Abgegangene Schiffe. 9) Den 46. Mai: Schiff John Blanck, Capt. Mitchell, mir Flachs nach Großbritan nien, ci. d. I. Jacke et. C. — 10) Den 16.: Helena, Deuchars, mit Flachs u. Heede nach Großbritannien, ci. d. H. D. Schmidt.— 41) Thomas ChalmerS. Duncan. mit Flachs u. Heede nach Großbritannien cl. d. I. Jacke et C. — 12) Den 17.: de jonge Brechtees, Kon ter, m. Roggen u. Hanf nach Holland, cl. d. I. Jacke et C. — 13) Den 16.: Stadt Pernau, Voorendyk, mit Flachs nach Porto, cl. d. H. D. Schmidt. — 14) Gladston, Smith, mit Flachs u. Heede nach Großbritannien, cl. d. Jacobs et C. — 16) Jsabella, Brown, mit Flachs u. Saar nach Großbritannien, cl. d. I. Jacke er C. — 16) Rival, GowanS, mit Flachs nach Hüll, cl. d. I. Jacke er C. — 17) Den 19.: Aktiv, Müller mir Flachs nach Portugal, cl. d. I. Jacke et C. — 18) Superior, Edwards, mit Flachs u. Heede nach Großbritannien, cl. d. Jacobs et C. — 19) Arrerhusa, Mirchel, mir Flachs u. Heede nach Großbritannien, cl. d. Jacobs er C. — 20) Den 20.: Hermes, Sourer, mit Flachs u. Heede nach Großbritannien, cl. d. Jacobs er C. Vom 16. bis zum L2. Mai. GetSAtt. St. Elisabeth'S - Kirche: Carl Eduard Martinson. Verstorben. St. Elisab.-Kirche: Pauline Petersen, alt 3 I. 6 M. — Johann Friedrich Luit, alt 2. I. 6. M. Im Namen des General-GouvernemtS. der Ostseeprovinzen gestattet den Druck H. Tiling, Censor.