Pernausthes Wochenblatt. M 2».

Transcrição

Pernausthes Wochenblatt. M 2».
Pernausthes Wochenblatt.
M 2».
Sonnabend,
DnlSndisehe vsssehrieyten.
Helsingfors, 2. (14.) Mai. Die ,D.
St. Petersb. Ztg." schreibt nach der „Hei­
sings. Tidn.": „Von Ny-Carleby schreibt
man vom 6. Mai n. St. Wir sind dieses
Jahr Zeugen eines Aufgangs des Eises gewe­
sen, der, soviel sich die ältesten Personen er­
innern, seines Gleichen nicht gehabt hat. Der
im Sommer wasserarme Lappo elf schwillt im
Herbst und Frühjahr zu einer beträchtlichen
Höhe an; zwischen den hohen und steilen Ufern
brausen dann mächtige Wassermassen einher
und drängen einander mit jähem Sturz. Bis
zum 8. (20.) April war es noch ganz Win­
ter, darauf wurde die Luft mild und die gro­
ßen Schneemassen begannen plötzlich zu schmel­
zen, während das Eis noch ganz ungeschwächc
dalag. Man war auf etwas Außerordentli­
ches gefaßt, man rettete und ergriff Vorsichts­
maßregeln. Den 16. (28.) April war ein
Vorspiel; das Eis unmittelbar oberhalb der
Stadt ging auf, riß Bäume und Brücken
mit sich fort, schob ein Magazin von seiner
Stelle und überschwemmte das feste Eis un­
terhalb der Stadt mit Sturzbächen und Eis­
blöcken. Erst den 2. Mai n. St. gegen
Abend zeigten sich sichere Vorboten einer ent­
scheidenden Katastrophe. Die ganze Bevölke­
rung der Stadt war in Erwartung; es war
eine Nacht, in der nicht viele schliefen. Um
8 Uhr abends löste sich die Eisdecke unterhalb
der Stadt, das Wasser stieg mit großer Ge­
schwindigkeit und überschwemmte die Gebäude
1853
den 23. Mai.
und Gärten auf dem rechten Flußuftr. Erst
um 10^ Uhr, als die Finsterniß schon einge­
treten war, begann die eigentliche Gefahr,
namentlich für die hohe, im Jahre 1817, mit
großen Kosten erbaute Brücke. Die Stöße
des Wassers und der Eismassen waren so ge­
waltsam , daß man die Erschütterung weit
am Ufer fühlte und jeden Augenblick den Ein­
sturz des Gewölbes und der großen Steinka­
sten erwartete. In der Finsterniß konnte man
außerordentlich große Massen von Brennholz,
bisweilen ganze Gebäude den Strom abwärts
rauschen sehen. Nicht weniger als sieben Müh­
len, eine Menge Riegen, Kasten, Bäume ;c.
kamen in zertrümmertem Zustande herabgefah­
ren. Bei Tagesanbruch sah man die Zerstö­
rung in seinem ganzen Umfange. Balken,
Häuser, Galeassen, Boote,"Bäume, Gegen­
stände aller Art, bedeckten die Ufer der Fluß­
mündung > in ihrem granzenlosen Durcheinan­
der. Die große Brücke war bedeutend beschä­
digt, ein Theil der Kasten eingestürzt, die
ganze Südseite, welche dem schärfsten Angriff
ausgesetzt war, hatte sich geneigt; doch konnte
die Nordseite noch befahren werden. Gärten,
und Pflanzungen waren zu Grunde gerichtet,
der dichtbewachsene Brunusholm fast ganz bloß
gelegt. Den traurigsten Anblick boten jedoch
die Ackerfelder dar, deren zartes Grün weit
und breit, mit großen Eismassen bedeckt war,
bisweilen in fünf Schichten über einander.
Die Zerstörung erstreckte sich auf mehr als 8
Meilen längs des Laufes des Flusses. Die Wege
si«d durchweicht und überschwemmt, viele Brü­
cken zerstört; die Lappo - Brücke wurde durch
die Umsicht des Länsmaas gerettet, die Keppo-Brücke durch Mannerkraft. Die Reisen­
den mußten große und beschwerliche Umwege
machen. Noch weiß man nicht, ob Menschen­
leben eingebüßt worden sind. Ein Greis ret­
tete sich auf ein Riegendach und brachte
die Nacht dort in Todesfurcht zu; ein Weib
mit zwei Kindern fand eine Zuflucht im Heu
unter dem Dache
als daS Wasser in ihre
Hütte gedrungen war. Auch der Kyro elf hat
wild gehaust und den nördlichen Theil der lan­
gen Brücke bei der Kirche Lillkyro eingerissen,
wodurch der Küstenweg nach Wasa unterbro­
chen ist.
Ausländische SSaehriehten.
D e u t s c h l a n d .
Rostock, 49. Mai. Die polizeilichen Un­
tersuchungen über die hiesigen hochverrätherischen Umtriebe sind jetzt so weit geender, daß
der damit beauftragte außerordentliche RegierungS-Commissair, Ministerial-Assessor v. Koppelow, sich nunmehr nach Schwerin zurückbe­
geben wird. Die „AugSb. Allg. Ztg." er­
hält, wie eS scheint aus glaubwürdiger Quelle,
Aufklärungen über die Antecedentien des jüngst
entdeckten ComplottS in Folgendem: Daß
mehrere Kisten mir Waffen Patronen, Ra­
keten und Granaten auf dem Felde eines der
Jnhasrirten eingegraben gesunden sind, ist er­
wiesen
auch sollen in Bützow schon ziemlich
umfassende Geständnisse gemacht worden sein.
Man hatte von Seite der demokratischen Par­
tei, die einen Hauptpunkt für Nord-Deutsch­
land gerade in Rostock hatte, allgemein gehofft,
daß bei Gelegenheit der Präsidentenwahl in
Frankreich im Mai 1852 auch in ganz Deutsch­
land ebenfalls ein allgemeiner Kampf ausbre­
chen würde. Um für diesen Kampf gegen die
Truppen gerüster zu sein, hatte man allmälig
diese Waffenvorräthe, theils aus Berlin, wo
sie noch von der Bürgerwehr und von dem
ZeuchhauSsturm herstammen, theils aus Eng­
land nach Rostock gebracht. Als im Sommer
4862 aus dem Ausstaade nichts wurde, hatte
man diese Vorräthe vergraben, um sie für an­
dere zukünftige derartige Fälle bereit zu hal­
ten. Bei Gelegenheit der jüngsten Haussu­
chungen in Berlin hat man nicht allein dies
ganze Complott, sondern sogar auch die Stel­
len, wo die Vorräthe eingegraben waren, ent­
deckt, und so diese jetzige Untersuchung veran­
laßt. Die lebhaste fast tägliche Schiffsverbin­
dung von Rostock aus mit Englischen und
Französischen Hafen, wie auch einige eigenthümliche Verhältnisse in der Polizeiverwaltung der Stadt, die in der abgesonderten
Stellung, welche dieselbe theilweise noch dem
übrigen Mecklenburg gegenüber einnimmt, be­
ruhen , machten es zu einem Waffenplatz der
demokratischen Partei auch sehr geeignet.
B e r l i n , 2 1 . M a i . Z n einzelnen Gegen­
den Preußens, in welchen der Boden für den
TabackSbau geeignet ist, haben die größeren
Landwirthe die Cigarrenfabrikation als landwirthschaftliches Nebengewerbe zu betreiben an­
gefangen. Wie man hört
wird namentlich
in Rücksicht auf die Arbeitsgelegenheit, welche
dadurch den ländlichen Arbeitern für den Win­
ter geboren ist, von den landwirthschastlichea
Behörden die Ausdehnung dieser Industrie
empfohlen und mit derselben auch in Folge ei­
ner von oben her ausgegangenen Ermunterung
auf ökonomischen Lehranstalten bereits versuchs­
weise vorgegangen. Man erwartet von einer
weiteren Verbreitung dieser neuen landwirthschastlichen Thätigkeit bedeutende Ergebnisse,
da die Produktion des inländischen TabackS
in mehreren Provinzen gar nicht gering ist.
In Schlesien z. B. wurden nach den An­
gaben deS Provinzial - Steuerdirectors in den
Zähren 1349 — 1661 durchschnittlich 4000
Morgen mit Taback bebaut.
S t u t t g a r t , 17. M a i . Die Verheerun­
gen welche in den jüngsten Tagen daS Ge­
witter und die Wasserfluthen seines Gefolges
angerichtet haben, lassen sich jetzt allgemach
übersehen. Man meldet aus einem dort lie­
genden Oertchen Rechberghausen Gräßliches.
Wassermassen von der Höhe von 16—20 Fuß
überstürzten die Häuser und die Menschen. Eö
gab keine Rettung. Folgendes ist ein Bericht
aus der ..Ulmer Schnellpost", der die Scenen
des Unglücks uns vorführt: Welch ein trau­
riger Anblick in der RathhauS-Scheune zu
Rtchberghausen! Da liegen sie still und fried­
lich neben einander, alle frisch und doch tobt,
von benen Keines gestern an einen so nahen
Tod gedacht hatte. Dort der allbekannte
Fletschinger, der Musikant, der in Göppingen
so ost srvhen Leuten zum Tanz ausgespielt,
neben ihm des Adlerwilths Knechr von Eßlin­
gen mit seinem jungen Weibe, erst seit einigen
Monaten verheirathet, neben ihnen der junge
Schulprovisor des Orrs, dann weiter der Zeller Müller mit zwei Töchtern. Er hatte ge­
glaubt, Wetter und Wasser würden ihm seine
Mühle zusammenreißen, und hatte zu Freun­
den in ein anderes HauS sich geflüchtet. Sei­
ne Mühte steht noch, das andere HauS brach
zusammen; er und seine Töchter kamen um.
Am traurigsten ist wohl aber das Schicksal
des alten Maurers Franz. Der Mann ist nun
achtzig Jahr alt, und seit sechszig Jahren
kommt er alle Tage von Rechberghausen nach
Göppingen zur Arbeit. Auch gestern war er
in Göppingen, und als er heimkehrte, da fand
er von allen den Seinen Niemand mehr am
Leben. Seine Söhne und Schwiegersöhne
waren mit ihren Familien ein Raub der Wel­
len geworben
auch sein Weib war mir den
Kindern und KindeSkindern ertrunken» Nun
steht der achtzigjährige Mann einsam da. Der
Marbach ist ein ganz geringes Wasser, aber
entsetzlich war die Verheerung, die er gestern
in Rechberghausen angerichtet. Die Hauser,
die er umriß, sind so spurlos verschwunden,
daß man jktzt den Orr gar nicht mehr heraus­
finden kann, wo sie gestanden. Sechs und
dreißig Personen aus Rechberghausen werden
vermißt, fünf und zwanzig davon sind bereits
aufgefunden und liegen todt in der RathhauSScheune. Unter diesen ist auch ein Weib,
die ein Kind im Arme trug, eins an der Hand
hielt. Sie. hatten alle drei auch im Tode nicht
von einander gelassen. Auch eine Wiege ward
aufgefangen. Man kann sich keinen traurigern
Anblick denken, als Rechberghausen mir seiner
RathhauS-Scheune. — Aehnliche Nachrichten
liegen äuS anderen Gegenden vor.
S t u t t g a r t , 19. M a i . Zur Linderung
des Unglücks der Wasserbeschädigten hat die
Königliche Familie reiche Gaben gespendet:
Se. Majestät der König 6000 Fl., Ihre Ma­
jestät die Königin 1000 Fl. und Ihre Königl.
Höh. die Prinzessin Marie 300 Fl. — Dazu
kommt die alsbald von Seite der Königl.
StaatSregierung getroffene Fürsorge, die jetzt
den Schaben genauer durch «inen MinisterialDeamren an Ort und Stelle erheben läßt.
Außer dem von der Centralleitung des WohlthätigkeitS-Vereins erlassenen Ausrufe an die
Mildthätigkeit sind bereits mehrere Privat­
aufrufe ergangen, und in manchen Kreisen ist
schon recht wacker gesammelt worden. Auch
die Abgeordneten haben b«d«ut«nd b«igesteuerr.
O e s t e r r e i c h .
W i e n , 1 Z . M a i . I n diplomatischen Krei­
sen wird versichert, daß die gegenwärtige Span­
nung Oesterreichs mit Piemont schon in den
nächsten Wochen eine vollkommene Erledigung
und zwar im Sinne Oesterreichs finden w«rde.
Es ist factisch
daß daS Turiner Cabinet in
völliger Jsolirung geblieben. Weder Frank­
reich noch England haben Miene gewacht,
dasselbe, nachdem daS bekannte Memorandum
erschienen war, zu unterstützen. — Der König
der Belgier und der Herzog von Brabant
werden, um noch mir den Königen von Preu­
ßen und Bayern zusammenzutreffen, bis zum
22. d. M. hier verbleiben.
W i e n , 20. M a i . Gestern Nachmittag
halb 6 Uhr trafen Se. Majestät König Frie­
drich Wilhelm IV. von Preußen mit Ihren
Königlichen Hoheiten dem Prinzen Karl und
Höchstdessen Sohn dem Prinzen Friedrich Karl
von Preußen hier ein. Ihre Kaiserl. Hohei­
ten die durchlauchtigste Frau Erzherzogin So­
phie und die hier anwesenden Herren Erzher­
zoge bewillkommren Se. Majestät den König
am Bahnhofe auf das herzlichste, wonach Se.
K. K. apostolische Majestät Ihren Allerdurchlauchtigsten Herrn Oheim im offenen Wagen
zur Kaiserl. Hofburg geleiteren.
P e s t h , 1 3 . M a i . Unserer Gendarmerie
ist eS vor einigen Tagen gelungen, wieder ei­
nen wichtigen Fang zu thun, indem ihr kund
geworden
daß der berüchtigte Emissair Jig.
gelmessy zu Halvan
einen zwischen Gödöllo
und GyöngyöS liegenden Marktflecken, sich ve r
—
164
—
S c h w e i z .
der Margareten-Znsel (Stillem Ocean). von
dem kürzlich in Amerikanischen Blättern gerüchtSweise die Rede war, bestätigt sich leider
vollkommen. Die Berichte der Uebertebenden
klingen haarsträubend; 173 Personen sollen
mir dem Schiffe versunken sein. Unter den
Passagieren befanden sich 18 Zuden, davon
ertranken 16, von der Last des GoldeS. das
sie bei sich trugen, in die Tiefe gezogen. Einer
hatte demjenigen, der ihn retten würde, öO.Odl)
Dollars angeboten, aber die Lage der Mann­
schaft war eben der Art, daß Zeder nur an
seine eigene Rettung denken konnte.
L o n d o n , 1 7 . M a i . Aus der Hafenstadt
Tralee (an der Westküste ZrlandS) sind bereits
1000 Auswanderer nach Amerika gesegelt. Hun­
derte von Einwohnern warten auf ein direct
nach Newyork gehendes Schiff. Ueber 1dl)
weibliche Arbeiter verschiedener Art sind nach
London ausgewandert. So geht «S tm gan­
zen Lande.
B e r n , 18. April. Der „Wahrheitsfreund"
berichtet: „Nach Privatberichren sind auch an
der St. Gallischen Gränze Oesterreichische Trup,
pen angerückt und weitere angekündigt, wo­
durch leider die Besorgniß bestärkt wird, der
unerbauliche Notenkrieg des BundeSrathS mir
Oesterreich habe zu nichts Besserem geführt,
als zur Ausdehnung der Gränz-Sperre auch
auf die St. Gallische KantonS-Gränze."
F r a n k r e i c h .
P a r i s . 18. M a i . Z n einigen Tagen
sollen wieder neue Versuche im Hippodrome
mir einer neuen Erfindung, im Gebiete der
Luftfahrten, gemacht werden. Diesmal soll
daS Problem der Lenkbarkeit des Luftballons
wirklich gelöst sein. (?)
P a r i s . 19. M a i . Die Regierung wird
jetzt auch den Gesetzrentwurf wegen Wieder­
einführung der Todesstrafe für politische Ver­
brechen dahin ändern, daß nur die Attentate
gegen daS Leben deS Staatsoberhauptes mir
dem Tode bestraft werden sollen.
Die Verfasserin des „Onkel Tom", Frau
Stowe, ist heute in Paris angekommen.
Großbritannien und Zrland.
L o n d o n , 1 3 . M a i . D e r Untergang deS
Dampfschiffes „Jndependance" in der Nähe
D r e s d e n , 24. M a i . S e . Majestät der
König von Preußen sind gestern um Mitter­
nacht hier eingetroffen und wurden von Sr.
Königl. Hoheir dem Prinzen Zohann auf dem
Eisenbahnhof« empfangen. Seine Majestät
übernachteten in dem Hotel des Preußischen
Gesandren, Grafen Redern. Heute Morgen
empfingen Se. Majestät die Besuche von dea
Königlichen Majestäten und erwiederten diesel­
ben. Um 12 Uhr fand ein Dejeuner bei Sr.
Majestät dem Könige der Belgier starr. Um
2 Uhr werden Se. Majestät nach Berlin zu­
rückreisen.
Se. Majestät der König von Belgien und
der Herzog von Brabant sind nach Gotha ab­
gereist.
W i e n , 2 3 . M a i . S e . Majestät der K ö ­
nig von Preußen sind heute Morgei, 6 Uhr
aus der Nordbaha über Prag nach Dresden
abgereist. Gestern besuchte Se. Majestät die
hiesige protestantische Kirche. Se. Majestät
der König der Belgier sind auf der Nordbahn
bereits um Mitternacht von hier abgereist.
Aus der Schweiz, 22. Mai. Unmit­
telbar nach der Abberufung des K. K. Oester­
borgen halte. Zn Folge einer verlaßlichen
Nachweisung ward er festgenommen. Dieser
Mensch hatte in der Rebellen-Armee eine hö­
here Charge bekleidet und war unter denen,
die mit Kossurh nach der Türkei entflohen,
von wo es ihm gelang, mit falschem Paß und
unter falschem Namen nach Ungarn zurückzu­
kehren und den Auftrag Kossurh'S an dessen
Schwester, Frau Meßleny. in Pesth zu über­
bringen, der den genau vorgeschriebenen Plan
enthielt, auf welche Art und Weise eine neue
Schilderhebung der Magyaren einzuleiten und
in'S Werk zu setzen sei. Mehrere in diese
Verschwörung verwickelte Individuen sind ver­
haftet und die am schwersten gravirten hinge­
richtet worden. ES wird vermulher, daß von
den eingeschlichenen Rebellenführern die verwe­
gensten irgendwo im Lande in sicherem Ver­
steck auf der Lauer liegen, um für gewisse
Eventualitäten schnell bei der Hand zu sein.
Neueste Post.
reichischen Geschäftsträgers, Grafen von Kar­
nicki, erfuhr man, daß auch längs der Nheingränze des KantonS Sr. Gallen, im Vorarl­
berg, Oesterreichische Truppen concenrrirt wür­
den , und daß Preußen dem BundeSrarh er­
klärt habe, es werde, falls in Neuenburg die
ror 1848 bestandenen Zustände in polirischer
Beziehung nicht wiederhergestellt würden, zur
ailirairischen Besetzung dieses Landes schreiten.
B e r n , 23. M a i . Der BundeSrarh (die
Schweizerische Cenrralbehörde) hat heute gleichfelis den diplomatischen Verkehr mit Oester­
rech abgebrochen und den Schweizerischen Ge­
schäftsträger in Wien, Steiger, abberufen.
Z ü r i c h , 2 3 . M a i . Nach den neuesten
Beichten aus Bern hat der Oesterreichische
Gesandte dem Bundespräsidenten Herrn Näff
erkärt, seine h. Regierung sei nach der letzten
Nlte deS BundeSratheS zu der Ueberzeugung
gelingt, daß die Differenzen mit der Schweiz
niclt mehr auf diplomatischem Wege auSgegliyen werden können, weßwegen er die BundeStadt auf unbestimmte Zeit verlassen werde;
seinBüreau bleibe und besorge die laufenden
Gesüäfre. Da diese Erklärung nur mündlich
gegebn wurde, so bat der Bundespräsident
um ene schriftliche Mitrheilung zu Händen
deS TundeSrarhS.
P» i S , 20. Mai.
Die „Union" lenkt
heule die Aufmerksamkeit der Staatsmänner
auf di Vorgänge in Wien hin. Sie will,
um nizr zu übertreiben, die Königlichen Be­
suche kinen Cong^eß nennen, glaubt aber, daß
die inWien versammelten Fürsten sich über
das S^icksal Europa'S berathen werden. Nach
dieser Einleitung geht sie auf die Stellung
über, de der König von Belgien in der neue­
sten Zer eingenommen hat. Sie weist auf den
letzten Aufenthalt der Königin von England
in Bedien, auf die Besuche des Königs Leo­
pold i> Wien und Berlin und das Ehebündniß hi , daS man zwischen dem Herzog von
Brab«r und einer Erzherzogin beabsichtigt.
„Wen, man" — sagt sie weiter — „diese
Zeugnse europäischer Sympathie mit der Begeisterng in Verbindung bringt, welche die
Großjhrigkeit deS jungen Herzogs in Belgien
erregrhat, wenn man sie mit dem Votum be­
treffs der 100,000 Mann zusammenstellt, so
wird man Stoff genug zu ernstlichen Betrach­
tungen haben. Es ist augenscheinlich, daß
das Schicksal Belgiens mit dem europäischen
Gleichgewicht mehr denn je zusammenhängt.
Die Großmächte hallen darauf, daß dieses be­
kannt würde und die Beweise, die sie davon
geben, dürfen nicht unbeachtet gelassen werden»
Sämmrliche Blätter drucken den bekannten
Artikel deS „Journal de Francfort" ab, wel­
cher eine nach allen Seiren hin befriedigende
Läsung der orientol. Frag, verkündet, und legen
demselben einen halbosficiellen Charakter bei.
B r ü s s e l , 4 8 . M a i . Unsere Blätter ent­
halten umständliche Berichte über den Aufent­
halt unseres Königs und des Herzogs von
Brabant in Berlin und Wien, in denen von
der projectirten Vermählung des Letzteren mit
der noch nicht 17-jährigen Erzherzogin Maria
Henriette Anna, dritten Tochter deS verstor­
benen Erzherzogs 'Palarin und der Prinzessin
Maria von Württemberg, die Rede ist«
B r ü s s e l , 2 t . M a i . D i e Nachricht der
Heirarh heS Herzogs von Brabant mit der
Erzherzogin Marie von Oesterreich kann heute
als officiell betrachtet werden. Wir wissen
aus sicherer Quelle, daß unser Minister der
auswärtigen Angelegenheiten gestern mittags
eine Mitrheilung deS Königs Leopold über
diesen Gegenstand erhalten hat. Der König
unterrichtet darin Herrn de Brouckere, daß er
beim Kaiser von Oesterreich um die Hand der
Erzherzogin Marie für seinen Sohn anschal­
ten habe und daß jene Anfrage wohlgefälligst
aufgenommen worden sei.
L o n d o n , 2 4 . M a i . Nach neueren Anga­
ben über die Goldausbeute in Australien belief
diese sich im Jahre 1862 auf 14,163,364
Pfd. St., die Summen in Goldstaub, die
sich in den Händen der Grubenarbeirer, Händ­
ler und dergl. befanden, nicht eingerechnet.
Die Zahl der Einwanderer in Melbourne wäh­
rend des vorigen Jahres wird auf 97,661
angegeben. Am stärksten besucht waren in der
letzten Zeil die Ballaxat-Gruben, nachdem vier
Ankömmlinge daselbst so glücklich gewesen waren,
einen 134 Pfd. 8 Unzen schweren Goldklum­
pen daselbst zu finden, der bereits auf dem
Wege nach England ist. Drei dieser Leute
halten sich kurz nach ihrer Landung nach den
Bendico-Gruben gewandt und daselbst in 2 bis
3 Monaten 1000 Pfd. St. gewonnen. Nachdem sie den großen Fund gechan, für den
man ihnen in Melbourne 8000 Pfd. St. an­
bot, verkauften sie ihre GlückSgrube noch für
300 Pfd. St. Andere größere Goldklumpen
von 69 und 77 Pfd. wurden ebenfalls am
Ballarat ausgegraben; sie sollen neun Zehntel
reinen Goldes enthalten.
Vermischtes.
P a r i s . D e r berühmte Schachspieler Kteseritzki (ein Deutscher aus Dorpat), der seit
42 Jahren im „Cafe de la Negence" eine
Menge Schachliebhaber versammelte, die sei­
nen meisterhaften Partieen zusahen, ist vor
drei Tagen tm Spital an einer Gehirnerwei­
chung gestorben. Er war unstreitig der größte
Theoretiker deS Schachspiels, und hat eine
Menge ungeordneten Materials, das er zu
einem umfassenden Werke über d»S Schach­
spiel gesammelt hatte, hinterlassen. Er harre
keinen andern Erwerb als das Schachspiel und
den Unterricht in diesem Spiel. Er spielte
öfters im Schach-Clubb mir den stärksten Spie­
lern drei Partien auf einmal, wovon zwei aus­
wendig, ohne daß Brett zu sehen.
— Der. Nordamerikanische Marinearzr Or.
Kane har eine Expedition nach den nordischen
Meeren vorbereitet, von welcher er zur Erfor­
schung der Nordpolgewässer viel erwartet. Er
wird nämlich zunächst nach der nördlichen Küste
von Grönland fahren und ein kleines Schiff
mitnehmen, das zerlegbar und auf Schlirren
fortzuführen ist. Er nimmt überdies fünf
Schaluppen und zwei Böte von Gutta-Percha
mit. Auf Grönland will er 43 nordische Hunde
kaufen, welche den Schlitten ziehen sollen.
Die ganze Mannschaft besteht nur auS elf
tüchtigen Seeleuren, wovon jeder einen guten
Karabiner mitnimmt und Munition genug.
Zn den höchsten nordischen Breiten giebr es
Wild in Menge, vr. Kane giebr sich der be­
sten Hoffnung hin und meinr, den Pol errei­
chen zu können.
— Der Kaiser Ludwig Napoleon har gegenwärrig in seinem Marstall gegen 800
Pferde, nämlich 100 Post- und Kourierpferde,
400 Waqen - und Neirpferde 100 Pferde
für die Zagd und 200 Füllen.
— Zm Sillen Meere, 32' 30" nördl.
Breite, 119' 08' westl. Länge, sind gewalrize
unterseeische vulkanische Erscheinungen bemerkt
worden.
— Der gewöhnliche HauSschwamm wird in
Frankreich zum Geldfärben der Wolle benuhr,
was um so wichtiger ist, als es an einer äHren Farbe für gelbe Wolle noch gänzlich sch­
ien soll.
Literärische Anzeige.
Das so eben erscheinende
vollständigste Vieharzneibuch
(Berlin, Verlag von Zulius Springers
enthaltend: die Aufzucht, Wartung, Eriährung und Benutzung der Pferde, deS Rndviehes, der Schafe, Ziegen und Schwtne,
nebst Angaben der bei denselben am häuMen
vorkommenden Krankheiten, wie und mit wel­
chen M i t t e l n dieselben g e h o b e n w e r d e n
können.
Ein Handbuch für den kleinen Gut - und
Bauerngutsbesitzer. Nach langjähriger Erfah­
rung zusammengestellt von A . Z . S c l m i d ,
praktischem Landwirth, darf als das bste und
zugleich wohlfeilste Vieharzneibich mit
vollster Ueberzeugung empfohlen werdei.
Es giebt eine große Anzahl von Viyarzneibüchern, aber nur wenige, die wirklich zvgebrauchen sind, und aus denen der Landnirrh sich
Raths erholen kann. Das Obige, aus der
Feder eines praktischen Landwirrhs, welcher
in dem Buche seine langjährigen ErfHrungen
niedergelegt, und Alles, was in demscben ge­
sagt und verordnet wird, geprüft und bewährt
gefunden hat, ist ein solches. Der HreiS ist
auf nur 60 Kopeken Silber gestellt.
Zn Pernau vorrärhig bei
E. Höflinzer.
Z e u g n i s .
Dem Blechenschläger-Meister Zo.annson
aus Pernau bezeige ich auf Wunsch, daß er
das eiserne Dach des Wohnhauses des Gu­
tes Testama zu meiner vollkommenen Zufrie­
denheit gedeckt hat. Testama, den 16. Mai
1863.
W. Stael von Holstein.
Bekanntmachungen.
Demnach über das Vermögen des hiesigen
Einwohners Iwan Jakowlew der ConcurS decrerirr werden; als werden Alle und Jede
welche an den Gemeinschuldner Anforderungen
haben sollten, hierdurch aufgefordert, sich mit
solchen ihren Anforderungen in der Frist von
sechs Monaten a cisln dieses Proclama 8iid
poeng praeclusi allhier beim Rakhe in ge­
setzlicher Art anzugeben und ihre lunäamentÄ
crecUti zu exhibiren.
Pernau, RathhauS, den 16. Mai 1663.
Im Namen und von wegen des Raths der
Stadt Pernau
Justiz-Bürgermeister H. Tiling.
No. 1339.
Schmid, Seret. 3
Von Einem Wohledlen Raths der Kaiser­
lichen Stadt Pernau werden Alle und Jede
welche
1) an den Nachlaß des verstorbenen hiesi­
gen Bäckermeisters Friedrich August Gläß
und
2) an den Nachlaß der verstorbenen Demoiselle Caroline Fleegen
als Erben oder Gläubiger Ansprüche und An­
forderungen haben sollten, hierdurch aufgefor­
dert, und zwar die Erben in der Frist von einem
Jahr und sechs Wochen und die Gläubiger
innerhalb sechs Monaten a clato dieses Proc­
lama . ihre Ansprüche und Anforderungen in
gesetzlicher Art allhier zu verlautbaren, bei der
Verwarnung, daß nach Ablauf dieser präclusivischen Frist Niemand weiter gehört noch zu­
gelassen, sondern ipLu
pracludirt werden
foll. Wonach sich zu richten.
Pernau, RathhauS, den 13.
Mai 1363.
Im Namen und von wegen des Raths der
Stadt Pernau
Justiz-Bürgermeister H. Tiling.
No. 12^99.
Schmid, Teert. 2
Auf Antrag des hiesigen Schulen - Inspek­
toren wird hiermit bekannt gemacht, daß die
diesjährige Reparatur deS hiesigen KreiSschulhauseS und seiner Nebengebäuden, auf 70
Rubel 60 Kop. S. M. veranschlagt, vertorgt
werden soll, und die Torge auf den 26. und
27. d. M. angesetzt worden sind, als zu wel­
chen Tagen Vormittags 11 Uhr die hierauf
Resieetirenden sich hierselbst einzufinden haben,
um ihren Bot zu verlautbaren.
Pernau , Polizei - Gericht, den 22. Mai
1353.
Polizei-Vorsitzer Fr. Rambach.
No. 626.
A. Mors, Secrt. 1
Von Einem Wohlläbl. Pernauschen StadtCassa-Collegio wird hierdurch bekannt gemacht,
baß die Repararur der FestungSbeücken dem
Mindestfordernden übergeben werden soll, und
deshalb der Torg am 26. Mai d. I. Vor­
mittags um 11 Uhr bei diesem Collegio abge­
halten werden wird.
Pernau, Stadt-Cassa-Collegium, den 20
Mai 1663.
Oberkassenherr H. Tiling.
Aeltermann A. D. Marsching.
Aeltermann Heinrich Knoch.
No. 269.
G. Krellenberg, Notr. 1
Von den Bauern, welche in diesem Winter
Brennholz für Ein Wohllöbliches Stadt-CassaCollegium und Balken zur Flössung angeführt
haben, ist ein Rest, der von dem Kämmereidie­
ner und von dem Stadtfürster ausgestellten Be­
scheinigungen (für 67 Faden Brennholz und
für Balken zum Betrage von 64 Rbl. 2 K.)
an dem zur Zahlung bestimmt gewesenen Tage
nicht eingeliefert worden. Von Einem Wohllöblichen Sladt-Cassa-Collegio werben daher die­
jenigen, welche dieselben etwa an ZahlungSstatt
angenommen haben, hierdurch aufgefordert, sie
zum 4. Juni d. I. zwischen 10 und 12 Uhr
gegen Empfang der Zahlung bei gedachtem Col­
legio einzuliefern.
Pernau, Stadt-Cassa-Collegium, den 12.
Mai 1863.
Oberkassaherr H. Tiling.
Aelterman n A. D. Marsching.
Aeltermann Heinrich Knoch.
No. 246.
G. Krellenberg, Notr. 2
—
168
Bekanntmachungen.
(Mit polizeilicher Bewilligung.)
An alle Mitglieder der Sterbe-Cassa „die
Hülfe" genannt, ergehet hierdurch die Anzeige,
daß seit unserer letzten Bekanntmachung vom
12. Februar d. I. nachstehende Mitglieder
gestorben sind, alS:
männliche:
No. 378.
„ 140,
„ 189,
„ 32,
„ 392,
Herr Carl F. Schüler,
„ F. A. Gläß,
,. I. F. Sacken,
,, Ad. Grubner,
,, HanS TönniSberg;
weibliche:
No. 117, Frau A. C. Chevalier, geb. Knast,
„ 326, Demois. C. E. Fleegen,
., 330, Frau Anna H. Jürgens, geb.
Scheffelin,
,, 196, ,, Anna H. Bermann,
„ 143, ., I. H. Weinreben.
,,
6, ,, A. S. Giercke,
,, 233, ,, Ch. Frantzen, geb. Nielsen,
„ 206, ,, Anna Soph. Schoeler,
und fordern wir daher alle diejenigen, welche
ihre Beitrage für diese Sterbefälle noch nicht
geleistet haben, dringend auf, solche sofort und
spätestens bis zum 1. Juni zu erlegen.
„Die Hülfe" zu Pernau, den 16. Mai
5363.
Schütz.
Prahm.
Härder,
d. derz. Vorsteher.
2
Unterzeichneter ersucht hiermit alle Diejeni­
gen welche mir ihm in Rechnung stehen oder
Forderungen an ihn haben, sich binnen drei
Wochen a äado bei ihm zu milden.
Pernau, den 16. Mai 1863.
T. Günther,
DrechSlermeister.
2
Auf dem Wege von der Jroschnikoffschen
Handlung nach dem Hause des Bäckermeisters
Herrn Scheel ist ein halbseidenes, gelb und
schwarz changirtes, mit Frangen besetztes Kin­
derjäckchen verloren worden. Der Finder wird
ersucht, selbiges in der hiesigen Buchdruckeret
gefälligst abzuliefern.
—
Umfchreibungs-Listen sind
zu ha­
ben in der hiesigen Buchdruckeret.
Angekommene
Schiffe.
29) Den 17. Mai: Nuss. Schiff Oesterstsernan, Capt. Ceder, von Lovisa mir Ballast
an Jacobs er C. — 30) Franz. Ludovic,
Henry . von Dünkirchen mit Ballast an Ja­
cobs er C.
Abgegangene Schiffe.
9) Den 46. Mai: Schiff John Blanck,
Capt. Mitchell, mir Flachs nach Großbritan­
nien, ci. d. I. Jacke et. C. — 10) Den 16.:
Helena, Deuchars, mit Flachs u. Heede nach
Großbritannien, ci. d. H. D. Schmidt.— 41)
Thomas ChalmerS. Duncan. mit Flachs u.
Heede nach Großbritannien
cl. d. I. Jacke
et C. — 12) Den 17.: de jonge Brechtees, Kon­
ter, m. Roggen u. Hanf nach Holland, cl. d. I.
Jacke et C. — 13) Den 16.: Stadt Pernau,
Voorendyk, mit Flachs nach Porto, cl. d. H.
D. Schmidt. — 14) Gladston, Smith, mit
Flachs u. Heede nach Großbritannien, cl. d.
Jacobs et C. — 16) Jsabella, Brown, mit
Flachs u. Saar nach Großbritannien, cl. d.
I. Jacke er C. — 16) Rival, GowanS, mit
Flachs nach Hüll, cl. d. I. Jacke er C. —
17) Den 19.: Aktiv, Müller
mir Flachs
nach Portugal, cl. d. I. Jacke et C. — 18)
Superior, Edwards, mit Flachs u. Heede
nach Großbritannien, cl. d. Jacobs et C. —
19) Arrerhusa, Mirchel, mir Flachs u. Heede
nach Großbritannien, cl. d. Jacobs er C. —
20) Den 20.: Hermes, Sourer, mit Flachs
u. Heede nach Großbritannien, cl. d. Jacobs
er C.
Vom 16. bis zum L2. Mai.
GetSAtt.
St. Elisabeth'S - Kirche: Carl
Eduard Martinson.
Verstorben. St. Elisab.-Kirche: Pauline Petersen, alt 3 I. 6 M. — Johann
Friedrich Luit, alt 2. I. 6. M.
Im Namen des General-GouvernemtS. der Ostseeprovinzen gestattet den Druck H. Tiling, Censor.