ht-22 02 16-005 - Brauerei Göller

Transcrição

ht-22 02 16-005 - Brauerei Göller
M o n t a g , 2 2 . F e b r u a r 2 0 1 6 – N r. 4 3
LOKALES
Seite HT 5
Parkplatzmangel,
nackte Wanderer
und wirre Nazis
Wilhelm Wolpert hält Fastenpredigt
mit nachdenklichen Zwischentönen
...................................................................................
Von unserer Mitarbeiterin
SABINE WEINBEER
...................................................................................
ZEIL Die Fastenpredigt von Wilhelm
Wolpert zum Starkbieranstich der
Braurerei Göller war noch nie reißerisch oder böse. In diesem Jahr jedoch gab es mehr nachdenkliche
Zwischentöne als sonst und wie ein
roter Faden zog sich die Aufforderung zu mehr Nachdenklichkeit, zu
Mit einer Mischung aus schelmischen Geschichten und nachdenklichen Zwischentönen gestaltete Wilhelm Wolpert seine Fastenpredigt
im Göllersaal. FOTO: SABINE WEINBEER
Rücksichtnahme und zum Aufeinanderzugehen durch sein Programm, das im Göllersaal donnernden Applaus erntete.
Franz-Josef Göller eröffnete die Benefizveranstaltung zugunsten der
Göller-Stiftung, um schnell das Wort
„an die Jugend“ zu übergeben. Er sei
sehr froh, dass zwei seiner drei Söhne
im Betrieb Verantwortung übernehmen, nämlich Max im Vertrieb und
Fritz in der Brauerei. Max Göller wies
auf das Jubiläum 500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot hin, das am
16. April auf dem Haßfurter Marktplatz begangen wird, und auf die Kulinea am kommenden Wochenende.
Fritz wiederum stellte das helle Bockbier vor, das schon bei den Vorverkostungen gut angekommen sei. Das
Anstechen des ersten (Frei-)Bierfasses übernahm der erste Bierprinz des
Landkreises Haßberge, Sebastian Gocker.
Dann betrat Wilhelm Wolpert die
Bühne. Anstatt die Tradition der Rivalitäten zwischen Haßfurtern und
Zeilern fortzuführen, baute er Brücken, denn nachdem Haßfurt keine
Brauerei mehr hat, gelte der Grundsatz: „Krombacher rettet den Regenwald, Göller rettet uns“. Andererseits
wollten auch viele Zeiler nach Haßfurt: „Zum Parken, aber seid uns net
bös, mir könna net alla aufnehm.“
Auch mit den Gasthäusern sei es
nicht mehr so weit her in Haßfurt.
Neulich hätten Touristen gedacht,
sie hätten in der Unteren Vorstadt
eines gefunden. „Weil da steht Fressnapf dra. Parkplätz hätten mir...“
Eröffneten die Bockbierzeit 2016: Max und Fritz Göller, Bierprinz Sebastian Gocker und Franz-Josef Göller.
In Zeil dagegen seien Parkplätze
Mangelware, so dass sogar der Pfarrer
mit dem Motorrad fahren muss. Und
beim Zeiler Weinfest hätten jetzt sogar zwei Haßfurter Vereine Stände
betrieben. „Mir ham ja unner Meefest – g'habt“. Einen kleinen Seitenhieb konnte er sich dann doch nicht
verkneifen: „An euern Christbaam
hat mer desmal g'sehn, dass Ihr kenn
g'scheit'n Stadtwald habt“.
Aber Rivalitäten passen nicht in
die Zeit, stellte Wolpert fest. Zeiler
wie Haßfurter seien jedes Jahr unterwegs bei der Kreuzbergwallfahrt.
„Und sogar 20 Prozent Teilnehmer
mit Reformationshintergrund, aber
des fällt gar net auf“, sagte er augen-
zwinkernd. Ein wahrhaftig einmaliges Programmangebot fand Wolpert
im Zeiler Vhs-Programm: „Seite 93:
Nacktwanderung im Steigerwald.
Des iss ke Tippfehler. Den Termin
vereinbaren die angemeldeten Teilnehmer unter sich – des müssert
doch rauszukriegen sei“, gab er einen
Rechercheauftrag an die anwesende
Presse. „Ich verlass mich drauf, dass
da ein Bericht d’rüber in der Zeitung
kummt“, sagte er breit grinsend.
Vieles hatte sich Wilhelm Wolpert
notiert. Wie lange die Behebung des
Dachschadens an der Haßfurter
Stadtpfarrkirche schon dauert, der
„etwas andere Kniefall der Dorothea“, die erhöhten Müllgebühren
und die Frage, ob im Landratsamt
jetzt Couchen oder Coaches eingesetzt werden. Die Baumängel am
Eberner Hallenbad gaben Anlass, auf
Kostenkontrolle beim Tierheimbau
zu achten. Und auch auf das Defizit
der Haßberg-Klinken schaute Wolpert: „So viel Spezialisten da in Haßfurt am Krankenhaus, aber nur einer
schreibt schwarze Zahlen: Der Bäcker Wolf.“
Aussagen von Papst Franziskus
nutzte Wolpert zur Feststellung: „Es
is besser, aufenanner zuzugehen, als
aufenanner loszugehen“. Aus seinen
Erfahrungen mit „Haßfurt hilft“ bat
er dringend darum, Osteuropa eben-
Tiefgängige Hochkultur und grenzenloser Nonsens
Streckenbach & Köhler verschaffen dem Eltmanner Publikum mit Humor und Musik „multiple Ohrgasmen“
„Multiple Ohrgasmen“ mit Streckenbach & Köhler
kann man eigentlich nicht erklären,
das muss man einfach fühlen. Die
beiden Künstler gastierten am Samstag mit ihrem Musikkabarett im
Klenzesaal in Eltmann und boten
hochmusikalisch Hörergüsse –
Hochkultur, die in die Tiefe ging,
und Nonsens, der keine Grenzen
kannte. Und damit rissen sie ihr
Publikum mit.
Reihe gesetzt hatte oder wer nicht
gerne selbst mitmachte, hatte an diesem Abend schon verloren. Da waren Norbert und seine Frau Maria
schon im Visier. Hatte Streckenbach
mit einem Lexikon versucht, den Zuhörern den „multiplen Ohrgasmus“
zu erklären, so musste dann Norbert
herhalten, um beim Lied „Je t’aime“
die akustische Ejakulation herbeizusingen. Die Stimmung schwappte
über und wie in einem Kanon gab es
unterschiedliches
rhythmisches
So mancher Besucher in der Elt- Klatschen bei „Funny“ von Danmanner Stadthalle hatte sich wohl nens, das alle begeisterte.
zum Anfang der Veranstaltung ge„In Montreal habe ich auch schon
fragt, was der Titel „multiple Ohrgas- gespielt. Aber dann kommst du nach
men“ wohl verEltmann – so ein
sprechen würde.
illustres Publi........................
Aber es gab gar
kum hab ich
„In Montreal habe ich auch noch nicht erkeine Zeit zum
Überlegen, denn
lebt.“ Streckenschon gespielt. Aber dann
von der ersten
bach erinnerte
kommst du nach Eltmann – an seine SchulMinute an blieb
das
Coburger
zeit: „Ich saß oft
so ein illustres Publikum
Duo mit seiner
in der Schul’,
hab ich noch nicht erlebt.“ fühlte mich völMischung aus
moderner Comlig schlapp. Weil
André von Streckenbach
Kabarettist
edy und Gesang
ich selbst nicht
........................
dem Publikum
denken konnte,
nichts schuldig.
schrieb ich einMit „Ob blond, ob braun – ich lie- fach ab. Zum Glück weiß ich heute,
be alle Frau’n“ stürmte der „Drauf- woran das lag.“ Und das war der
gänger“ André von Streckenbach Übergang zum beruhigenden Song
durch die Reihen, wobei alle Damen von der „Schilddrüsenunterfunkim Publikum um ihre wohlgeordne- tion“. „Beim Fußballspielen musst’
te Haarpracht bangen mussten. Da- ich immer ins Tor. Dann war es so,
mit war das Eis gebrochen und der dass meine Mannschaft verlor. Aber
Draht zu den Zuhörern gespannt.
das war mir dann egal, denn bei
Die beiden Künstler entfalteten Schilddrüsenunterfunktion ist das
ihr Programm zwischen dem „ge- völlig normal.“
leckten Streckenbach“, dem studierDa passte wie die Faust aufs Auge
ten Tenor, der mit seiner aufdringlider Hit von den Wise Guys „Aber
chen Art extrem zur Selbstüberschätsonst gesund“. „Gegen jedes Wehwezung neigte und seinem Gegenstück.
chen ist ein Kraut gewachsen.
Alexander Köhler erinnerte nicht
Manchmal kann ich kaum mehr
nur mit seiner „Urban-Priol-Gedenksteh’n, doch es gibt ja Voltaren“ und
frisur“ an den legendären Beaker aus
darauf folgte die Anwendung einer
der Muppet-Show. Dabei blieb er den
ganzen Apotheke.
ganzen Abend nahezu stumm, ließ
die Sticheleien seines Kollegen imDer Konzertabend war eine Art
mer wieder über sich ergehen. Allein musikalische Reise durch die Schlaseine Gesten und Grimassen mach- gerwelt der 1920er Jahre mit viel, viel
ten ihn zum Publikumsliebling.
schwarzem Humor. Und dabei wurDas konnte Streckenbach nicht de das Publikum fast bei jedem Lied
verstehen. Auf der Bühne wollte er mit einbezogen, hörte also nicht nur
am liebsten seine Show alleine ma- Außergewöhnliches, sondern fühlte
chen oder höchstens das Publikum und sang es auch mit. Komplizierte
mit einbeziehen als „kleine Thera- Verwandtschaftsverhältnisse wurpiegruppe“. Wer sich da in die erste den beim Lied „Mein Opa, das bin
ELTMANN (GG)
FOTO: SABINE WEINBEER
so freundschaftlich die Hand zu reichen wie vor Jahrzehnten Frankreich
oder England. Unverständnis zeigte
der Redner für den Hass, der oft beim
Asylthema sichtbar wird. „Vor 25
Jahren hieß es noch: ,Wir sind das
Volk‘, jetzt gilt eher: ,Wirr ist das
Volk‘.“ Und der Prediger warnte:
„Des sin alta Nazis, as wenn sa nuch
jung sin.“ Wolperts Rat an alle Anwesenden: „Reden, reden, reden – und
zwar miteinander.“
Lang anhaltender Applaus dankte
Wolpert und dem „Scharfen Blech“
aus Sand, das für die musikalische
Unterhaltung zwischen den RedeTeilen gesorgt hatte.
Sprachreise
nach England
Vom 19. März bis 2. April
Das Jugendwerk
der AWO Unterfranken veranstaltet
in den Osterferien von Freitag,
19. März, bis Samstag, 2. April, für
13- bis 18-Jährige eine Sprachreise
ins Städtedreieck Bournemouth/
Poole/Christchurch in Südengland.
Die Sprachferien beginnen vormittags mit Unterricht. Eine Einteilung erfolgt vorab nach Sprachkenntnissen in Lerngruppen, die 15
Schüler umfassen. In der Schule wird
Englisch gesprochen und über aktuelle Themen diskutiert.
Nach dem Unterricht werden Betreuer ein Freizeitprogramm gestalten, das unter anderem zwei Tagesausflüge nach London beinhaltet.
Untergebracht sind die Jugendlichen
in der Regel mit ein bis drei anderen
Teilnehmern in ausgewählten Gastfamilien, damit sie direkten Kontakt
zur englischen Lebensweise und
Sprache erhalten.
HASSBERGKREIS
Infos und Anmeldung über
Jugendwerk der AWO, Kantstraße 42a,
97074 Würzburg, ü 0931/29 93 82 64
oder im Internet unter: www.awo-jw.de.
Agrarpolitik und
Rechtsänderung
Veranstaltungen des BBV
Der Bayerische
Bauernverband heißt die BBV-Mitglieder zu Gebietsveranstaltungen
willkommen. Diese finden statt am
Mittwoch, 24. Februar, um 19.30
Uhr in Kraisdorf, Alte Dorfstraße 4,
im Gasthaus Bühler, und am Freitag,
26. Februar, um 19.30 Uhr in Augsfeld, Bamberger Straße 22, im Hotel
Goger. Vorgesehen sind Beiträge zu
folgenden Themen:
! Agrarpolitik – Referent: Kreisobmann Klaus Merkel/stellvertretender
Kreisobmann Christian Freiherr von
Truchseß
! Aktuelles aus der Geschäftsstellenarbeit
! Rechtsänderungen im Agrarbereich – Referent: Geschäftsführer
Manfred Kraus/Fachberater Klaus
Pieroth.
HASSBERGKREIS
Der stumme Klaviervirtuose Alexander Köhler (links) und der Tenor André von Streckenbach begeisterten das
Publikum in Eltmann.
FOTO: GÜNTHER GEILING
ich“ aufgedeckt. Es folgten Ohrwürmer wie „Und es war Sommer“ von
Peter Maffay in einer Variante für
Köhler „Er war 16 und sie 53“. Um
ein komisches Liebesdrama mit Streckenbach auf der Bühne kamen auch
Norbert und Maria aus dem Publikum mit dem Lied „Ich fahr mit meiner kleinen Limousine“ von Max Rabe nicht herum und Maria musste
dabei die Hupe bedienen. Das wurde
noch getoppt von Alexander Köhler
auf dem Klavier mit dem Song der
Comedian Harmonists „Lass mich
dein Badewasser schlürfen“, das
überging in „lass mich deine Steuer
zahlen, auf deinem Sofa aalen, lass
mich doch auch dein Troubadour
sein“.
Streckenbach & Köhler hatten
schon in ihrer Therapiegruppe eine
tolle erotische Grundstimmung erreicht und steigerten diese noch mit
„Dolce vita Rita“ von der Spider
Murphy Gang mit der aufblasbaren
Gummipuppe und dann ging’s weiter zu einem Tabubruch mit den
Wise Guys „Kinder find ich nicht so
toll, tut mir wirklich leid. Eines kackt
die Windeln voll und ein andres
schreit. Ich sollt’ toleranter sein? Keine Angst, ich kann es. Wenn es meine eignen wär’n, wär das ganz was
andres.“
Bevor Streckenbach & Köhler ihre
Gäste nach Hause entließen, wollten
sie diese aber sich noch einmal richtig abreagieren lassen. Und zwar mit
Udo Jürgens’ Hit „Aber bitte mit Sahne“, bei dem das Publikum beim Refrain das „Oh yeah“ leidenschaftlich
mit stöhnte. Mit „Merci Chérie“
setzte das Duo nach mehreren Zugaben den Schlusspunkt.