Basilika Saint-Nazaire-et-Saint
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Basilika Saint-Nazaire-et-Saint
EFÜH R FÜR DER R R IS E E 1€ Die Basilika Saint-Nazaire-et-Saint-Celse Ehemalige Kathedrale von Carcassonne Das Juwel der mittelalterlichen Cité • Geschichte und Architektur • Detaillierter Plan ISBN: 978-2-7468-3309-8 Éditions du Signe Tel.: +33 (0)3 88 78 91 91 - www.editionsdusigne.fr - E-mail: [email protected] Text und Fotos: Service communication, Diocèse de Carcassonne & Narbonne Übersetzung: Barbara Selbach • Zeichnungen: François Ruyer Grafische Gestaltung: Éditions du Signe - 110030 © Éditions du Signe, 2015 - Alle Rechte vorbehalten - Nachdruck verboten ISBN: 978-2-7468-3309-8 Druck in der E.U Éditions du Signe E inführung Liebe Besucher, Die Basilika Saint-Nazaire-et-Saint-Celse ist einer der bedeutendsten Sakralbauten in Südfrankreich. Inmitten der historischen Altstadt von Carcassonne erhebt sie sich wie eine Verbindung zwischen Himmel und Erde und bietet in ihrem Inneren einen Ort der Andacht und Stille. Ob Gläubige oder Historiker, Dichter oder Politiker – jeder sieht eine Kirche mit anderen Augen. Ein Leiter des Kulturerbes entdeckt in ihr ein architektonisches Meisterwerk und ist glücklich, dass der Glaube Künstler und Handwerker inspiriert hat, solche Meisterwerke zu schaffen. Für Christen besteht die wichtigste Aufgabe einer Kirche darin, dass sie die Präsenz Christi auf Erden symbolisiert und die Kinder Gottes in ihrer Vielfalt aufnimmt. Wir hoffen, dass Ihnen die vorliegende Broschüre Lust macht, unsere schöne Basilika näher zu erkunden und ihre spirituelle Vielfalt zu genießen. Möge das Lichtspiel der Kirchenfenster Ihren Besuch erhellen! Die Tourismus-Pastoral von Carcassonne Das Bauwerk Die erste romanische Kathedrale wurde ab 1096 gebaut, dem Datum der Segnung ihres Baumaterials durch Papst Urban II. König Ludwig IX. wollte eine Kirche im gotischen Baustil errichten lassen, doch die Bauarbeiten begannen erst unter seinen Nachfolgern Philippe III. dem Kühnen (12701285) und Philippe dem Schönen (1285-1314). Während der Amtszeiten der Bischöfe Pierre de Rochefort (1300-1321) und Pierre Rodier (13231330) wurden die Arbeiten abgeschlossen. Das Bauwerk hatte den Rang einer Kathedrale, bis dieser im Jahr 1803 der Pfarrkirche St-Michel zugesprochen wurde, die sich im unteren Teil der Stadt befindet. 1840 wurde es unter Denkmalschutz gestellt und nach den Zerstörungen durch die Französische Revolution unter der Leitung von Viollet-le-Duc restauriert. 1898 wurde es in den Rang einer „Basilika minor“ erhoben. Sonntagsmesse: • 9.30 Uhr (außerordentliche Form des römischen Ritus) • 11.00 Uhr. GRÖSSE Die Basilika Saint-Nazaire-et-Saint-Celse mit ihrer durchschnittlichen Größe ist im Inneren 59 Meter lang. Das dreischiffige Langhaus ist 16 Meter breit, das Querhaus hat eine Länge von 36 Metern. Wie der größte Teil der Festungsmauer und die Burg der Cité wurde auch die Basilika aus heimischem Sandstein gebaut. Außenbau Nordfassade: Das romanische Portal mit seinen fünf Archivvolten, die auf mit Kapitellen verzierten Strebepfeilern ruhen und von einem Tympanon gekrönt sind, wurde vollständig restauriert. Die Ostfassade ist nicht zugänglich, doch man sieht sie bei einer Stadtführung vom Stadtwall aus: Wie bei vielen mittelalterlichen Kirchen im Languedoc handelt sich um eine glatte Festungsfassade. Die Außenansicht des Querhauses und der Chorapsis weisen die typischen Attribute des gotischen Baustils auf: Durch Türmchen erhöhte Strebepfeiler, Blätterfriese, Wasserspeier mit weit herausragenden Köpfen, ein Glockenturm. Innenraum Die ganze Schönheit der Basilika entfaltet sich im Inneren. Der Halbschatten und die Frische in den Innenräumen sind typisch für die Sakralbauten in südlichen Regionen. Das romanische Langhaus mit den drei Schiffen entstand wahrscheinlich nach dem Vorbild der katalonischen Hallenkirchen und wird nur durch die Seitenfenster erhellt. Der Raum bot den Menschen im Mittelalter nicht nur angenehme Frische, sondern schützte auch von den gefürchteten Bränden. Der Baustil ist schlicht, wie häufig im Languedoc-Roussillon, und strahlt durch seine harmonische, robuste Gliederung Ruhe und Frieden aus. Die romanischen Kapitelle D ie Kirchenfenster Die bunten Fenster bilden das schönste mittelalterliche Kirchenfensterensemble Südfrankreichs. Die 52 Kapitelle enthalten Blättermotive von außerordentlicher Vielfalt. Sie werden durch zentrale Fensterrosen und feinziselierte seitliche Voluten geschmückt. Nur auf einem der Kapitelle ist der Kopf eines Ungeheuers dargestellt. DLasanghaus romanische und der gotische Chor Die von leichten Strebepfeilern umgebenen bunten Apsisfenster im Chor tauchen den Besucher in ein Bad aus Farben. Benutzen Sie ein Fernglas, um die Fenster aus nächster Nähe zu bewundern. Das mittlere Chorscheitelfenster stammt aus dem Jahr 1280 und gehört zu den ältesten gotischen Kirchenfenstern Südfrankreichs. Es zeigt das Leben Christi in 16 Szenen, die man von links nach rechts und von unten nach oben betrachtet. Kreuzabnahme – Grablegung Kreuztragung – Kreuzigung Festnahme Christi – Geißelung Einzug nach Jerusalem – Abendmahl Kindermord in Bethlehem – Christus bei den Schriftgelehrten Darstellung im Tempel – Flucht nach Ägypten Geburt – Anbetung der Heiligen Drei Könige Mariä Verkündung – Heimsuchung Mariä · · · · · · · · In den drei oberen Kleeblattbögen sieht man die Auferstehung Christi und die Auferstehung der Toten. Diese beiden Kirchenfenster stammen aus dem 16. Jahrhundert. Auf dem unteren Teil des linken Fensters stellt die Mutter des Heiligen Celsus ihren Sohn dem Heiligen Nazarius vor; im oberen Teil sieht man den Heiligen Hilarius in Begleitung des Heiligen Gimer, der von 903 bis 932 Bischof von Carcassonne war. Das rechte Fenster zeigt die Geburt der Jungfrau Maria, im unteren Teil sieht man, wie sie von ihren Eltern Joachim und Anna im Tempel vorgeführt wird. Entfernt man sich vom Scheitelfenster, so entdeckt man zwei Kirchenfenster aus dem 14. Jahrhundert. Das linke stellt das Leben der Heiligen Petrus und Paulus in folgenden Szenen dar, die von unten nach oben betrachtet werden: Das Leben des Heiligen Petrus auf der linken Seite: · Kreuzigung mit dem Kopf nach unten · Petrus erscheint in Rom vor Nero · Die wundersame Erlösung Petrus · Die Festnahme Petrus · Petrus schickt Paulus und Barnabas nach Jerusalem · Petrus heilt einen Lahmen · Petrus erhält den Schlüssel zum Himmelsreich · Jesus ruft Simon-Petrus und seinen Bruder Andreas Das Leben des Heiligen Paulus auf der rechten Seite: Paulus wird in Rom gemartert Paulus predigt vor dem Aeropag Paulus schifft sich nach Griechenland ein Paulus schreibt einen seiner Briefe Paulus und die Vision der Heiligen Dreifaltigkeit Paulus wird getauft Paulus kommt blind nach Damaskus Paulus auf dem Weg nach Damaskus, seine Bekehrung · · · · · · · · Das symmetrische Fenster rechts zeigt das Leben der Heiligen Nazarius und Celsus in acht Doppelszenen, die ebenfalls von links nach rechts und von unten nach oben dargestellt sind: Der Heilige Ambrosius lässt die Leichname der beiden Märtyrer in der Apostelbasilika niederlegen Die Enthauptung der Heiligen, der Heilige Ambrosius findet ihre Leichname Der Statthalter von Trier lässt die beiden Heiligen in die Mosel werfen, sie retten sich und kehren nach Mailand zurück Vom Gefängnis in Cimiez machen sich die beiden Heiligen auf den Weg nach Trier, wo sie festgenommen werden · · · · · Celsus Mutter führt ihren Sohn Nazarius vor, die Taufe Celsus durch Nazarius, die Festnahme · Der Heilige Nazarius verkündet das Evange- lium und besucht die Heiligen Gervasius und Protasius, die ebenfalls in Mailand gemartert und begraben wurden Der Heilige Nazarius wird vom Heiligen Linus getauft und nimmt Abschied von seinen Angehörigen · Zwei weitere Kirchenfenster aus dem 14. Jahrhundert befinden sich in den ersten Kapellen des rechten Seitenschiffes. Links, in der Kapelle Notre-Dame, die Wurzel Jesse, rechts der Lebensbaum. Die beiden Fensterrosen schließen die Reihe ab. Die nördliche Rosette stammt vom Anfang des 14. Jahrhunderts und zeigt die Krönung der Jungfrau Maria inmitten von Engeln, Propheten und Heiligen. Die südliche Rosette aus der Mitte des 14. Jahrhunderts preist die Herrlichkeit Christi. Im unteren Teil sind die Heiligen Petrus und Paulus dargestellt. Die Fenster in der zweiten und dritten Kapelle in den beiden Querschiffen stammen aus dem 19. Jahrhundert. WER WAREN DIE HEILIGEN NAZARIUS UND CELSUS? Nazarius war der Sohn eines Offiziers im Römischen Reich. Nachdem er von seiner Mutter Perpetua zum christlichen Glauben bekehrt worden war, reiste er in Begleitung des jungen Celsus als Glaubensbote durch Italien. In Mailand wurden die beiden Christen festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Sie konnten entkommen und gelangten nach Trier, wo sie erneut verhaftet und in die Mosel geworfen wurden. Auch dieses Mal konnten sie sich retten und kehrten zurück nach Mailand, wo sie unter der Herrschaft von Nero im Jahr 68 enthauptet wurden. Der Heilige Ambrosius, Erzbischof von Mailand, ließ sie im Jahr 395 exhumieren und ihre Reliquien in die unter seiner Leitung errichtete Apostelkirche bringen. Jacques de Voragine erzählt das Leben der beiden Heiligen in seiner Goldenen Legende aus dem 13. Jahrhundert. Die Märtyrer wurden seliggesprochen und werden am 28. Juli zusammen gefeiert. Wussten Sie das Im Jahr 1213 predigte der Heilige Dominikus an diesem Ort, der damals noch eine Kathedrale war. Der fromme Mann, dessen einzige Waffen der Sanftmut und die Predigt waren, starb 13 Jahre vor Einrichtung der Inquisition. Im Departement Aude befindet sich in der Gemeinde Fanjeaux das Kloster Prouille, das als Wiege des Dominikanerordens gilt. Die gotischen Statuen Die 22 gotischen Statuen im Chor wurden direkt aus dem Stein herausgeschlagen. 1. Säule: die Jungfrau mit dem Kind, die Heiligen Josef, Nazarius und Celsus 2. Säule: Mariä Verkündigung, der Erzengel Gabriel, der Hl. Bartholomäus 3. Säule: der Heilige Johannes 4. Säule: der Heilige Jakobus der Ältere 5. Säule: der Heilige Philipp 6. Säule: der Heilige Petrus 7. Säule: der Heilige Paulus 8. Säule: der Heilige Thomas 9. Säule: der Heilige Jakobus der Jüngere 10. Säule: der Heilige Mathias 11. Säule: der Heilige Andreas, die Heilige Helena, der Heilige Simon (oder der Hl. Judas) 12. Säule: der Passionsengel, der Heilige Judas (oder der Hl. Simon), Christus, der Heilige Gimer. Eine der Perlen der Basilika St-Nazaire-et-Saint-Celse befindet sich im nördlichen Querschiff: Die Pietà aus mehrfarbigem Stein aus dem 16. Jahrhundert. In der ersten südlichen Kapelle besticht eine Skulptur durch ihre Einzigartigkeit: Eine Dreifaltigkeit aus dem 14. Jahrhundert, die Gott den Vater sitzend mit Jesus Christus in Kreuzform auf seinem Schoss darstellt, der Heilige Geist in Form einer verstümmelten Taube kommt aus dem Mund des Vaters kommt und ruht auf dem Kreuz des Sohnes. Bemerkenswert: Ausstattung Im Langhaus befindet sich ein romanisches Taufbecken aus Sandstein aus dem 12. Jahrhundert. Das Fragment eines Sarkophags, auf dem ein Geflecht von Kämpfern dargestellt ist, bei dem es sich um die Belagerung von Muret durch Simon de Montfort handelt. Die Orgel Die für die Öffentlichkeit unzugängliche Radulphekapelle, die an das südliche Querschiff angebaut ist und das Grab des Bischofs Guillaume Radulphe (1255-1266) beherbergt. In der Kapelle des Heiligen Petrus (oder Hl. Johannes) befindet sich das Grab des Bischofs Pierre de Rochefort. Über dem Grab erheben sich unter ziselierten Giebeln die Statuen des Bischofs in Amtskleidung, zu seiner Rechten ist sein Großer Erzdiakon Pons de Castillon und zu seiner Linken sein Erzdiakon Gasc de Rochefort dargestellt. Im unteren Teil sieht man eine Prozession aus Chorherren und anderen Kirchendienern. Die erste Orgel wurde zwischen 1637 und 1639 von Crespin Verniole gebaut. Zwischen 1680 und 1687 richtete der Orgelbauer Jean de Joyeuse die Orgel in dem vorhandenen Gehäuse ein. Von 1772 bis 1775 wurde das Instrument von dem Orgelbauer Jean-Pierre Cavaillé restauriert und erweitert, weitere Restaurierungen folgten im 19. Jahrhundert. 1962 wurde die Gesellschaft der Orgelfreunde gegründet, um Konzerte zu organisieren und den Erhalt der Orgel zu finanzieren. Zuletzt wurde das Instrument von 1982 bis 1985 von Bartolomeo Formentelli überarbeitet. In den Sommermonaten findet jeden Sonntag ein Orgelfestival statt und bereichert das kulturelle und liturgische Leben der Basilika. N S Plan O Basilika Saint-Nazaire-et-Saint-Celse von Carcassonne KIRCHENFENSTER W 18 15 19 14 20 Gotischer Teil 13 1 23 21 5 4 2 3 Kapelle Ste Anne Kapelle N.D. 6 7 8 Kapelle Ste Croix Kapelle St Roch 24 10 11 Langhaus (11. bis 12. Jhd.) mit angespitzten Gurtbögen 27 Kapelle St. Petrus oder St. Johannes (14. Jhd.) 12 TONNENGEWÖLBE MIT RUNDBÖGEN (11. bis 12. Jhd.) 9 Kapelle Guillaume Radulphe oder Razouls (Bischof 1255-1266) 13. Jhd. 22 QUERHAUS MIT CHORAPSIS 13. - 14. Jhd. 25 Romanischer Teil Pieta (XVIe) 1. 2. Maria und Anna 3. Jungfrau Maria Alabastergrabmal (15. Jhd.) des ruhenden 4. Erzbischofs von Narbonne Gérand du Puy (1415-1420) 22 5. Statuen (14. Jhd.): Christus, Maria, 12 Apostel, 6 Heilige, 2 Engels Dreifaltigkeit (14. Jhd.) 6. Hl. Rochus (17. Jhd.) 7. N.D. de la Santé 8. Stein der Belagerung (13. Jhd.) 9. Hl. Petrus 10. Hl. Paulus (14. Jhd.) 11. 12. Grab von Bischof Pierre de Rochefort (1300-1321) mit seinen Diakonen 13. Wuzel Jesse zwischen 16 Propheten. Oben: Jüngstes Gericht (14. Jhd.) 14. Grisaille 13. - 19. Jhd. 15. Rechts: Leben des Hl. Paulus (14. Jhd. Links: Leben des Hl. Petrus (14. Jhd.) 16. Die Mutter des Hl. Celsus präsentiert ihren Sohn dem Hl. Nazarius. Oben: St. Saturnin und St. Gimer (16. Jhd.) 17. Jesus-Christus Leben in 16 Bildern, von unten nach oben und von links nach rechts (14. Jhd.) 18. Oben: Geburt der Jungfrau Maria Unten: Präsentation der Jungfrau Maria im Tempel (16. Jhd.) 19. Leben der Heiligen Celsus und Nazarius in 16 Szenen, von unten nach oben und von links nach rechts (14. Jhd.) 20. Grisaille 13. - 19. Jhd. 21. Lebensbaum des Hl. Bonaventura Unten: Adam und Eva (14. Jhd.) 22. Südliche Rosette: Christus in seiner Herrlichkeit (14. Jhd.) 23. Nördliche Rosette: Königin des Himmels (13. Jhd.) 24. Epitaph des Erzdiakons Sans Morlane 25. Grabstein 26. Epitaph (15. Jhd.) 27. Chorstuhl (19. Jhd.) 28. Taufstein (12. Jhd.) 29. Taufbecken (1430) 30. Orgel 1522 bis 17. Jhd. 1722 bis Ende des 19. Jhd. 17 16 Sakristei 26 HerzJesuKapelle (14. Jhd.) 3 Arkaden des Kreuzgangs St. Nazaire Kapelle Hl. Antonius von Padua (16. Jhd.) 0 Kapitelle (12. Jhd.) mit Pflanzen- und 28 Tiermotiven (mit Stern) Kapelle N.D. de Bonne Nouvelle 30 Restauriertes Portal (19. Jhd.) Empore Eingang Turm Turm 29 5 10m