Ihre Chance in Asien
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aktuell ASIA Das Wirtschaftsmagazin aus Asien Aktuell seit 1996 - www.aktuellasia.com 05/2007 Investoren Deutschland/Asien - Seite 24 Networking China - Seite 30 ASEAN Entwicklungen - Seite 21 Globalisation Ihre Chance in Asien MICA (P) 181/12/2006 China Cambodia Deutschland Hong Kong India 50 RMB 9.90 US$ 10,00 Euro 49 HK$ 250 Rs Indonesia Japan Korea Malaysia Myanmar 55.000 Rp 650 Yen 6.700 Won 24.00 RM 9.90 US$ Philippines Schweiz Singapore Taiwan Thailand 330 Pesos 12,00 Sfr 10.00 S$ 190 NT$ 200 Baht Aktuell Mai 2007 Inhalt Cover Stories Ein Bild sagt mehr als tausend Worte Karten im Dienste der Wirtschaft Angefangen hatte alles wahrscheinlich mit Höhlenmalereien im Neolithikum (griech. für „Jungsteinzeit“). Damals ritzten Frühzeitmenschen Umrisse ihrer Siedlung mit Häusern und dem Doppelgipfel des Vulkans Hasan Da_ı, dem mit 3.268 Metern zweithöchsten Berg Zentralanatoliens, in eine Felswand. 10 ASEAN und die WTO Bilateralismus versus Multilateralismus in Südostasien Die Staatschefs der Gemeinschaft Südostasiatischer Nationen (ASEAN) „haben dem multilateralen Handelssystem in dem Moment eine helfende Hand gereicht, als es diese am meisten benötigte“. 21 Investorenkreis trifft Unternehmensgründer Ventures in China Mit seinem Wandel gelangt das chinesische Wirtschaftssystem auch an die Grenzen der kommunistischen Ideologie. 24 Networking in China Gespräch mit Xinyu Song von XING Um sich schnell in der fremden Umgebung in Asien einzuleben, geschäftlich erfolgreich zu sein oder sich auszutauschen, ist ein ausgeprägtes soziales Netzwerk von entscheidender Bedeutung. Womit Womit schneiden schneiden Sie Sie gut gut ab? ab? 29 Chancen Chancen nutzen nutzen Risiken Risiken minimieren minimieren VERMÖGENSVERWALTUNG • INVESTMENTFONDS VERMÖGENSVERWALTUNG • INVESTMENTFONDS VERMÖGENSSICHERUNG VERMÖGENSSICHERUNG Auch in Asien seit über 10 Jahren Ihr Partner Auch in Asien seit über 10 Jahren Ihr Partner Am Lindscharren 12/14 • 76275 Ettlingen Am Lindscharren 12/14 76275 Ettlingen Tel. +49(0)7243 / 5476-0 • Fax• +49(0)7243 / 5476-76 Tel. +49(0)7243 / 5476-0 • Fax +49(0)7243 / 5476-76 [email protected] • www.wiek-vermoegen.de [email protected] • www.wiek-vermoegen.de Aktuell Mai 2007 Kurznachrichten Geschäft mit biochemischer Ausrüstung läuft 11. Asien-Pazifik-Konferenz im Oktober DAAD und CAS fördern Doktoranden Die EU braucht mehr Wissenschaftler Hewitt-Studie: In Indien mehr Gehalt Singapur 8 8 8 8 9 10 18 21 10 46 54 56 69 Taiwan Bruderverhältnis Schwebezustand 70 24 27 32 34 51 62 71 Vietnam Reformen in Schlüsselbereichen 72 Literatur „Chinesen wollen alles und das sofort“ China Investorenkreis trifft Unternehmensgründer Geringe Arbeitskosten positiv für Anschubfinanzierung Tourismusbranche im Aufwind Chinas Flughäfen im Aufwind Eingeschränkte Vorzugsbehandlung Gleichgewicht Jahreshauptversammlung der SGCC Ministerpräsident Stoiber in Singapur Außenbeziehungen Thailand Global Ein Bild sagt mehr als tausend Worte Neues Denken braucht die Welt Asean und die WTO Ein Bild sagt mehr als tausend Worte Die Apokalyptischen Reiter Inhalt 36 Messen und Ausstellungen Messekalender Juni 2007 58 Buchbesprechung Vietnam Hautnah 76 Hongkong Brückenfunktion 62 Indien Indiens Hotelbauboom Megahippe Boutiquehotels Wachstumsschmerz 40 44 64 Editorial 66 Korea Schwächere Investitionen 67 Malaysia Exportabhängigkeit aktuell ASIA 04/2007 77 65 Japan Freihandelsabkommen Online-Networking-Plattform XING 29 Messe: Asia Fruit Logistica 38 Auswirkung der Globalisierung auf die Talent-Entwicklung 73 Anzeigen-Index Indonesien Wirtschaftsstabilität Firmenportrait 68 Impressum 6 78 BLUVFMM1VCMJTIJOH German language business magazines Seite Aktuell Mai 2007 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Wieder ist es Mai geworden und Deutschland verzeichnet nach langen Jahren wieder einen Konjunkturaufschwung. Wir hier in Asien sind verwöhnt, was die Konjunktur betrifft, doch wir haben unseren Arbeitsstil und unsere Aufassung von einem gesunden Geschäftsleben auch schon seit Jahren dem Schwung angepasst. Ein gutes Beispiel ist die zunehmende Reisetätigkeit zwischen Deutschland und China. Lufthansa bietet jetzt 3 Flüge täglich von Shanghai nach Deutschland, und Aktuell wird ab der nächsten Ausgabe auch dort an Bord zu finden sein, neben den Flügen von Delhi, Kuala Lumpur, Beijing, Ho Chi Minh City, Jakarta, Singapur und Bangkok. Und bei unseren günstigen Preisen sollte das ein Grund mehr sein, die Aktuell ASIA als Werbemedium zu nutzen. Aber genug Eigenwerbung. Globalisierung ist das Thema dieser Ausgabe oder auch Globalisation, wie wir ganz frech getitelt haben. Das Wort ist in aller Munde aber die Wenigsten wissen wohl was es bedeutet, für den Einzelnen und auch für die Gesellschaft in der wir leben. Wir alle sehen und fühlen die Veränderungen und Auswirkungen jeden Tag, aber meist mehr als einen schwer wahrnehmbaren Schemen und ein Schlagwort eben. Globalisation. Unsere Autoren beschäftigen sich mit diesem Thema, zeigen Hintergründe, politische und wirtschaftliche Strukturen und auch die Gewinner und Verlierer Spiel TSP Ad 05_06 12/8/05 7:28 bei PMdiesem Page 1 um Vorherrschaft und Marktanteile. Sie scheuen sich auch nicht, die Konsequenzen der Globalisierung in Erinnerung zu bringen und die Chancen, die sich aus den immer schneller zusammenwachsenden Weltmärkten ergeben. Ich finde, eine höchst spannende Lektüre und eine, die einen nachdenken lässt über seine eigene Position im Geschehen. Was wir sowieso öfter einmal tun sollten. Dies also als Anregung zum Nachdenken, zum kurzen Ausspannen aus der Maschine in der wir uns täglich befinden und von der wir manchmal der Auffasung sind, sie steuere uns, anstatt umgekehrt. Dann kommen auch wieder neue Ideen zu Tage und oft neue Frische. So wie im Mai, um dieses Editorial mit dem Eingangssatz zu beschliessen. Ihr Frank Delano Hier finden Sie Ihre Aktuell ASIA Der Vertrieb schließt die Flughafen-Lounges von LH, SQ, TG, SK und LX in Bangkok, Hong Kong, Singapur, Shanghai, Beijing, Delhi, Mumbai und Kuala Lumpur ein. @ An Bord liegen auf den meisten Strecken von und nach Asien in First und Business Class ebenfalls freie Exemplare aus. Individual as our clients. International as our mandates. 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Hong Kong Phone: +852-2879-3225 E-Mail: [email protected] BIRKART GLOBISTICS (S.E.A.) Pte. Ltd. Singapore Phone: +65-6586-7373 E-Mail: [email protected] simply worldwide A Thiel Group Company Aktuell Mai 2007 Kurznachrichten Geschäft mit biochemischer Ausrüstung läuft Ausländische Angebote dominieren. Der indische Markt für biochemische Instrumente und Reagenzien floriert und sollte auch in den kommenden zwei bis drei Jahren zweistellig wachsen. Die Nachfrage nach vollautomatischen Systemen ist speziell in den urbanen Zonen, wo die wohlhabendere Bevölkerung lebt und zunehmendes Gesundheitsbewusstsein zeigt, besonders hoch. Die Zahl der kleinen Abnehmer ist - durch das Fehlen verpflichtender Markteintrittsregelungen begünstigt - steigend. Auf der Lieferantenseite dominieren weniger als ein Dutzend Unternehmen das Geschehen. (Quelle: bfai, Berlin) 11. Asien-Pazifik-Konferenz im Oktober Frühzeitige Anmeldung sinnvoll! Ein Muss für Entscheider aus Wirtschaft und Politik: Vom 4. bis zum 6. Oktober 2007 findet im südkoreanischen Seoul die 11. Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft (APK) statt, die bedeutendste Veranstaltung für die deutsche Asienwirtschaft. Die Auslandshandelskammer (AHK) Korea organisiert die Konferenz in Zusammenarbeit mit den AHKs in Asien, dem AsienPazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA) und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Unter Leitung von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos und dem APA-Vorsitzenden Jürgen Hambrecht wird die 11. APK die wichtigsten Themen aufgreifen, die in der Zusammenarbeit mit den asiatischen Partnern auf der Agenda stehen. Auf der Konferenz wird es Foren zu regionalen und anderen Themen wie die Zukunft der Weltwirtschaft, Chancen für den Mittelstand oder Energieeffizienz geben. Darüber hinaus geht es auch um Hightech-Partnerschaften, Qualifizierung von Personal oder Unternehmensfinanzierung. Wegen der erfahrungsgemäß hohen Nachfrage und den begrenzten Kapazitäten empfiehlt sich eine frühzeitige Online-Anmeldung. (Quelle: DIHK, Berlin) DAAD und CAS fördern Doktoranden Neues Stipendienprogramm in Peking unterzeichnet. In den vergangenen Jahren hat China sehr viel in die Forschung investiert und sich in der Weltrangliste der Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf den zweiten Platz geschoben. Damit ist die aufstrebende Wirtschaftsmacht auch zu einem interessanten Kooperationspartner für deutsche Wissenschaftler geworden. Den führenden Rang in der Forschungslandschaft der Volksrepublik China nimmt die chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) ein. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die CAS haben jetzt ein gemeinsam finanziertes Stipendienprogramm für chinesische Doktoranden vereinbart. Die Akademie der Wissenschaften setzt sich aus einer Vielzahl von Instituten zusammen. Sie sind besser ausgestattet als die Universitäten und schneiden bei den Preisen für die 100 besten Dissertationen in China regelmäßig überdurchschnittlich gut ab. Im Rahmen des Stipendienprogramms mit dem DAAD werden ab diesem Jahr zunächst bis zu 10 Nachwuchswissenschaftler, die an einem CAS-Institut promovieren, zu zweijährigen Forschungsaufenthalten nach Deutschland gehen. Die Gastaufenthalte können sowohl an eine deutsche Universität als auch an ein außeruniversitäres Forschungsinstitut führen. Der Abschluss der Promotion erfolgt nach der Rückkehr an das Heimatinstitut in China. Das Programm soll nach dem chinesischen Frühlingsfest (18. Februar) landesweit ausgeschrieben werden. Abgabeschluss für die Stipendienanträge wird voraussichtlich Mitte April sein. Die Stipendiaten werden bis zum Sommer von einer deutsch-chinesischen Auswahlkommission ausgewählt. Vor der Abreise nach Deutschland absolvieren die Stipendiaten im Herbst in Beijing einen viermonatigen Deutschkurs. Für die deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen bietet dieses Programm die Möglichkeit, langfristige Beziehungen zu einigen der besten Forschungsinstitute Chinas aufzubauen. (Quelle: DAAD, Bonn) Die EU braucht mehr Wissenschaftler Europäischer Forschungsrat soll Kluft zu Amerika und Asien schliessen Ein Europäischer Forschungsrat (ERC) soll nun Abhilfe schaffen. In Berlin traf man sich zur Auftaktkonferenz, an der unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel, Forschungsministerin Annette Schavan, EU-Forschungskommissar Janez Ptocnik und die EU-Parlamentarierin Angelika Niebler teilnahmen. Die Konferenz wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der EU-Präsidentschaft in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ausgerichtet. Mit dem ERC solle die Grundlagenforschung aufgewertet werden. Der ERC identifiziere und fördere darüber hinaus exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs. Jungen Forscherinnen und Forschern würden insbesondere durch die Förderlinie der Starting Independent Researcher Grants Möglichkeiten eröffnet, sich auf europäischer und auch auf internationaler Ebene zu etablieren, so der Innovations-Report. Dass großer Nachholbedarf besteht, machte Angela Merkel mit den Worten klar, dass in Europa 700.000 junge Wissenschaftler zusätzlich ausgebildet werden oder von außerhalb angeworben werden müssten. Sonst falle die EU im Wettstreit mit den Amerikanern Seite aktuell ASIA 04/2007 Aktuell Mai 2007 Kurznachrichten und Asiaten zurück. Diese zusätzliche Zahl von Forschern sei nötig, um die angestrebten Forschungsaufgaben in der EU in Höhe von drei Prozent des Bruttosozialprodukts in der Praxis einzusetzen, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Der ERC bekomme bis 2013 rund 7,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um die besten jungen Wissenschaftler in Europa zu halten oder sie aus anderen Erdteilen anzulocken. Zurzeit liegt der Anteil der Forschungsausgaben von Staat, Wirtschaft, Stiftungen und Unternehmen in der EU am Bruttosozialprodukt bei zwei Prozent, in Deutschland bei 2,5 Prozent. In der EU sind momentan rund 1,2 Millionen Wissenschaftler tätig – auf die Bevölkerung bezogen nur halb so viele wie in den USA. (Quelle: DFG, Bonn) Hewitt-Studie: In Indien mehr Gehalt Der gesamte Asiatisch-Pazifische-Raum verzeichnete im Durchschnitt für das Jahr 2006 ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum. Dies führte zu stabilen Gehaltssteigerungen in allen Märkten dieser Region. In Indien lagen die Gehälter 2006 im Schnitt um 13,8 Prozent höher als im Vorjahr (2005: 14,1 Prozent). Damit ist Indien im gesamten asiatischen Raum das Land mit den höchsten Gehaltssteigerungen. Dies sind Ergebnisse der Vergütungs-studie „7th Asia-Pacific Salary Increase Survey“, durchgeführt von der Managementberatung Hewitt Associates. „Auch in Asien sind die Top-Talente eine stark umworbene Ressource. Um die besten Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden und die Arbeitgeberattraktivi-tät in hohem Maße zu steigern, setzen die Unternehmen hier verstärkt auf eine optimale Vergütung. Darüber hinaus analysieren sie derzeit ihre HR-Strategien, um die Effektivität ihrer Mitarbeiter und damit die Produktivität des Gesamtunternehmens zu steigern“, so Marco Reiners, Vergütungsexperte bei Hewitt Associates. Zum zweiten Mal in Folge legten die Jahresgesamteinkommen auf den Philippinen um durchschnittlich 8,2 Prozent zu, während die Gehälter in China um 8 Prozent anstiegen (2005: 8,3 Prozent). In Thailand wurden die Gehälter um 6,5 Prozent (2005: 6,3 Prozent) und in Malaysia um 6,2 Prozent (2005: 5,6 Prozent) angehoben. Aufgrund der positiven Wirt-schaftsentwicklungen in Singapur werden auch hier Gehalts-steigerungen von durchschnittlich 4,6 Prozent (2005: 3,9 Prozent) registriert. An dieser Hewitt-Studie beteiligten sich mehr als 1.400 Unternehmen aus folgenden Ländern des Asiatisch-Pazifischen Raumes: Australien, China, Hong Kong, Indien, Japan, Korea, Macau, Malaysia, die Philippinen, Singapur, Taiwan und Thailand. (Quelle: Hewitt Associates, Wiesbaden) Every emergency is unique System solutions for Emergency, Transport and Disaster Medicine Different types of emergencies demand adaptable tools and support. We focus on providing innovative products developed with the user in mind. The result is a range of products that are tough, perfectly coordinated with each other and adaptable for every rescue operation T:+66-(0)2-763 6700 [email protected] www.weinmann.de Wirtschaft Global Ein Bild sagt mehr als tausend Worte A ngefangen hatte alles wahrscheinlich mit Höhlenmalereien im Neolithikum (griech. für „Jungsteinzeit“). Damals ritzten Frühzeitmenschen Umrisse ihrer Siedlung mit Häusern und dem Doppelgipfel des Vulkans Hasan Da_ı, dem mit 3.268 Metern zweithöchsten Berg Zentralanatoliens, in eine Felswand. Auch Tontafeln aus der babylonischen Blütezeit zeigen das, was sich später zur Kartografie entwickeln sollte: das Visualisieren von geografischen Gegebenheiten. Schnell wurde das Veranschaulichen von Küstenlinien, Bergen, Flüssen und Ansiedlungen zum unentbehrlichen Mittel zur Orientierung. Frei nach dem Motto „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ (welches fälschlicherweise Konfuzius als Urheber zugeschrieben wird) sind seither Karten entstanden, die – nach verschiedenen Themen sortiert – nicht nur geografische Merkmale wiedergegeben haben, sondern ebenfalls politische und vor allem auch wirtschaftliche. Unser Alltag wird zunehmend durch das Visuelle, also das Augenscheinliche, bestimmt – und so nimmt es nicht Wunder, dass wir audio-visuell (sprachlich-bildlich) ausgerichteten Zeitgenossen dem eher Aufmerksamkeit schenken, was wir symbolisch oder textlich vor Augen haben. Genau diesem Leitsatz folgte im März 2003 der Politikprofessor am U.S. Seite 10 Naval War College (NWC) Dr. Thomas P.M. Barnett, der in der amerikanischen Zeitschrift „Esquire“ erstmalig eine neue Art von Weltkarte präsentiert: „The Pentagon’s New Map: War and Peace in the Twenty-First Century“. Es war der Versuch, seinen Offiziersstudenten die Welt in Form einer Landkarte nahe zu bringen, so wie die U.S.-Regierung bzw. das amerikanische Verteidigungsministerium unter Hardliner Donald Rumsfeld sie seit dem 11. September 2001 sahen. Das Naval War College in Newport, Rhode Island, ist in erster Linie eine Ausbildungsstätte für angehende Offiziere der US-Armee, aber in zweiter Linie auch ein Forschungsinstitut für Strategie, Politik, militärische Operationen und Kriegskonzepte – wenn man so will, der kreative Kopf der US-Regierung in Sachen Krieg und Frieden. Und weil Thomas Barnett (seit September 2001 als Berater von Donald Rumsfeld tätig) angehalten war, die Welt streng in Gut und Böse aufzuteilen, hat er die neue Weltkarte des Pentagon schön in zwei Teile geteilt: „Zeigen Sie mir, wo es liberale Medien, kollektive Sicherheit, funktionierende Netzwerke, viele finanzielle Transaktionen, stabile Regierungen, steigenden Lebensstandard und mehr Suizide als Morde gibt, dann ist das der „funktionierende Kern“ (engl. „core“) der Globalisierung. Zeigen Sie mir aber, wo es repressive Regime, zunehmende aktuell ASIA 05/2007 Foto: zubair Karten im Dienste der Wirtschaft Foto: Dieter Kühner Wirtschaft Global Armut, steigende Krankheitszahlen, routinemäßigen Massenmord und chronische Konfliktherde gibt, dann ist das die „nicht-integrierbare Lücke“ (engl. „gap“) der Globalisierung – so einfach ist das!“ Die USA – jenseits von gut und böse? Diese „Gut-und-Böse“-Denkweise hat denn auch die Politik der USA seit dem 11. September 2001 und damit auch die Ausbildung der Offiziere am NWC bestimmt. Aber Dr. Barnett musste noch einen Schritt weiter gehen. Es genügte nicht, einfach nur eine Art gedanklicher Grenze zwischen Gut und Böse zu ziehen, es musste auf der „dunklen Seite der Welt“ auch aufgezeigt werden, welche Kandidaten es schaffen könnten, von der einen Seite auf die andere zu wechseln – vornehmlich von der bösen zur guten. Interessant ist dabei, dass die meisten Konflikte für den Bereich Nahost prognostiziert wurden – und dieser Bereich liegt „zufällig“ genau auf der anderen Seite der Nordhalbkugel, quasi auf der „Rückseite“ der USA. Wichtig an dieser Kartierung, die fast einen schönen Gürtel rund um die Erde legt, sind aber die Konfliktzonen innerhalb der „bösen“ Zone – dort erwarten die USA in Zukunft Hand- Pentagon’s New Map nach Dr. Thomas P.M. Barnett lungsbedarf. Problematisch in diesem Denkschema ist die Zuweisung von Barnett hat nun für diese „ganz Bösen“ auch schon gleich Israel mitten auf die „böse“, Nord-Korea innerhalb der „guten“ ein Patentrezept parat: Genau wie im Kindergarten, wo böse Seite und die Philippinen, die „weder-noch“ sind. Genau genom- Kinder zur Raison gebracht werden, soll die USA diesen Staamen hätte Barnett auch noch eine dritte, eine „neutrale“ oder unsi- ten im dunklen Bereich der Weltkarte sogenannte „Babysitter“ chere Seite der Landkarte wählen müssen, aber das passte den zur Seite stellen. Man impliziert damit, dass die Regierungen dieser Staaten einfach zu unfähig, unwillig, korrupt oder kriminell infiltriert sind, um den Weg der Globalisierung mit dem Fähnchenträger USA gehen zu können. Also bekommen diese „bösen Kinder“ einen „Erzieher“ an die Seite gestellt, der auch schön mit Liebesentzug oder dem Strategen im Pentagon nicht ins Schema: „Wer nicht für uns ist, der Rohrstock droht. Und wer die Rolle des Erziehers übernehmen ist gegen uns!“ wurde Donald Rumsfeld einmal zitiert. Barnett gibt wird, ist auch schon klar: das US-Militär, erprobt in Auswärtsaber unumwunden zu, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse spielen, wenn auch bislang eher mit mäßigem Erfolg, siehe Irak schwankend sind – Ausnahmen bestätigen die Regel! I, Vietnam, Korea usw. – aber: Übung macht den Meister! Unser Alltag wird zunehmend durch das Visuelle bestimmt aktuell ASIA 05/2007 Seite 11 Wirtschaft Global Problemfälle sind demnach der Irak die Zukunftsvision schon vorweg? Die (was aufgrund des militärischen Engage- Homepage von Dr. Thomas P.M. Barnett: Bevölkerung ist auf niedrigstem Niveau, ments der USA schon fast als „logisch“ www.thomaspmbarnett.com/weblog Handlungen des Diktators Kim sind betrachtet werden kann), aber auch der unberechenbar bis hin ins psycho-pathoIran (wohl „zwangsläufig“ der nächste Kriegsschauplatz der USA logische, das Land spielt mit der Atomwaffe – alles in allem noch vor der Präsidentenwahl im November 2008), der Bereich ein typischer Fall für den „Erzieher“! Palästina (der Dauer-Krisenherd), sowie Saudi-Arabien und Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der ASEANPakistan. Weiterhin kommen Kolumbien (quasi vor der Haustür Staatenbund insgesamt zur dunklen Seite gezählt wird. Die USder USA), Kongo, Nord-Korea und Indonesien in Betracht. Strategen trauen der ASEAN-Idee nicht den Erfolg zu, wie ihn das große Vorbild EU bisher erreicht hat. Und, obwohl diese Asiatische Kandidatenliste Landkarte von Gut und Böse bereits seit mehr als 4 Jahren auf Zu diesen bösen Kindern, die schon auf der Kandidatenliste der dem Tisch der Strategen liegt, hat sich kaum ein asiatischer Staat „Erzieher“ stehen, gehören weiterhin (um nur einige zu nennen): offiziell dazu geäußert. Man kann darüber streiten, ob diese will1.Indien, u.a. wegen der Gefahr eines Atomkrieges mit Pakistan kürliche Einteilung der Welt aus Sicht der USA auch der Wirklich– aber, so Barnett: „Indien ist zu groß um erfolgreich zu sein, keit entspricht. Es kommt sicher auf die politische Denkrichtung aber auch zu groß um zu scheitern.“ Der Erfolgsdruck den sich das Land in Konkurrenz zu China selbst auferlegt hat, macht Indien zu einem unsicheren Kandidaten. Noch gehört es zur guten Seite der Welt-Medaille – aber wie lange noch? 2. Russland wird auch noch zur guten Seite gerechnet, wenn auch Putin eine „Diktatur des Rechts“ des Betrachters an, wie er solch eine Karte interpretiert. ausübt. Das Land hat zu viele interne Konflikte und ist sehr Leider ist nicht bekannt, ob diese Karte seit 2003 weiterentwistark von seinen Energieexporten abhängig. Die Gewaltaus- ckelt wurde und ob sie inzwischen einige „Updates“ erfahren hat. übung gegen mafiöse Strukturen wird eher noch zunehmen, Dr. Barnett hat den Beraterstab rund um Donald Rumsfeld verlassich aber nur auf das Landesinnere beschränken. sen und führt seit einigen Jahren als Senior Managing Manager 3. China wird quasi der „lachende Dritte“ im Spiel der Glo- die Beratungsfirma Enterra Solutions in Yardley, Pennsylvania. balisierung sein. Wachsender Energiehunger, zunehmende Interessant ist aber, dass die Spielefirma Alidade Gaming aus der Umweltzerstörung, Überalterung der Gesellschaft, instituti- Idee ein Computerspiel gebastelt hat und sogar im Jahr 2005 in onalisierte Korruption sind die ausschlaggebenden Punkte, Newport, Rhode Island, eine 3-Tage-Meisterschaft dazu abgewarum China sehr wahrscheinlich seinen Platz auf der guten halten hat. Die Idee ist also aktuell geblieben, wenn auch in der Seite der Welt verlieren wird. virtuellen Welt der Computerspiele. Wer weiß, vielleicht dient 4. Indonesien ist zahlenmäßig das größte muslimische Land oder diente dieses Spiel den Offizierskadetten des NWC als eine Art Strategiesimulator? Russland wird noch zur guten Seite gerechnet Die US-Strategen trauen der ASEAN-Idee nicht den Erfolg zu auf Erden. Es hat unter der letzten Asienkrise 1998 so sehr gelitten, dass es sich nicht erholt hat. Viele innere soziale und ethnische Spannungen sowie ein Tummelplatz für Terroristen lassen die Hoffnung schwinden, dass es jemals zur guten Seite der Landkarte wechseln könnte. 5. Nord-Korea liegt zwar auf der guten Seite der Karte, aber das ist ein Schönheitsfehler – oder nimmt die Karte hier Seite 12 Kontrollierte Risiken Auch andere haben die Kartenidee aufgegriffen und auf ihre eigene Art weiterentwickelt. Die Firma „Control Risks“ mit Hauptsitz in London und 18 Büros in 15 Ländern (auch in Berlin) berät seit 1975 mehr als 5.000 Unternehmen in über 120 Ländern zu Fragen der Sicherheit in verschiedenen Regionen der Welt. Diese Abfrage der Sicherheitskriterien ist für multinational tätige Unternehmen inzwischen zum Standard geworden. In die Expertise der Standortentscheidung fließt eine ständige Beobachtung des Ratings der Firma Control Risks automatisch mit ein. Die halbjährlich erneuerte aktuell ASIA 05/2007 Wirtschaft Homepage von control risks: www.control-risks.de Karte der Länderrisiken kann über die englischsprachige Website jederzeit abgefragt werden. Erst wenn für ein potentielles Zielland das Rating auf riskant steigt, dann lohnt es sich auch für einen Kleinbetrieb, die ausführliche Einschätzung zu kaufen. Selbst Regierungen sind Kunde bei Control Risks und lassen sich im Abonnement die einzelnen Expertisen zuschicken. Die „RiskMaps“ sind dabei immer zweigeteilt: Sicherheitsrisiko und politisches Risiko. Ersteres schätzt die Wahrscheinlichkeit ab, ob Vermögen und Mitarbeiter eines Unternehmens Global geschädigt werden könnten und wie weit dieser Staat willens und in der Lage ist, sie zu schützen. Politisches Risiko bedeutet, wie stark politische Akteure die Geschäfte vor Ort negativ beeinflussen und wie stark der Staat die Einhaltung von Verträgen gewährleisten kann und will. Sicherheitsrisiko und politisches Risiko sind sogar abhängig von der Nationalität und Herkunft von Unternehmen und Mitarbeitern, sowie der Branche und dem genauen Standort. Das Ranking wird mit einer Zahl zwischen 1,0 und 5,0 ausgedrückt. Dabei bedeutet 2 = niedriges Risiko, 3 = mittel und 4 = hoch. Selbst für die Weltlage gibt es ein Ranking, das bis 2004 auf 2,52 kontinuierlich gestiegen ist. Erst für 2006 konnte der Wert auf 2,44 leicht gebessert werden. In Asien hat nur Singapur die niedrigste Stufe 1/1(Sicherheit/Politik), während Vietnam, Indien, Malaysia, Brunei mit 2/2, Indonesien mit 3/3 Thailand und die Philippinen mit 4/4 eingestuft sind. Diese sehr allgemein gehaltenen Karten geben nur Informationen für eine erste Einschätzung eines möglichen Ziellandes für Engagements und Investitionen wieder. 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In dem Korruptionsbarometer werden 2 Indikatoren wiedergegeben: Zunächst der Corruption Perceptions Index – CPI (deutsch: Korruptionswahrnehmungsindex) und dann der Bribe Payers Index – BPI (deutsch: Bestechungsgeldbereitschaftsindex). Der CPI listet Länder nach dem Grad auf, in dem dort Korruption bei Amtsträgern und Politikern wahrgenommen wird. Es ist ein zusammengesetzter Index, der sich auf verschiedene Umfragen und Untersuchungen stützt, die von neun unabhängigen Institutionen durchgeführt wurden. Es wurden Geschäftsleute aktuell ASIA 05/2007 Illustration: Leon Auf der englischsprachigen Website werden aber sehr interessante Kommentare zu den einzelnen Länderrisiken abgegeben: Für China (Ranking: S:2/P:3) gelten die Sonderwirtschaftszonen als sehr sicher, während sich Unternehmen außerhalb auf soziale Unruhen einstellen sollten. Indien gilt in diesem Zusammenhang (Ranking S:2/P:2) sogar als noch verlässlicher, was sich auch durch Friedensverhandlungen mit Pakistan weiter verfestigt. Bangladesh, Indonesien und die Philippinen gelten als kritische Kandidaten wegen islamistischer und separatistischer Unruhen. Für Thailand wird ebenfalls Unruhe und damit ein erhöhtes Risiko vorausgesagt. Interessant ist die Öffnung Bhutans, dem ein regelrechtes Wirtschaftswunder, genau wie derzeit in Vietnam abzusehen, zugetraut wird. Singapur, Malaysia und Taiwan (Ranking S:2/P:2) sind die Ruhepole in der Region. Einzig durch Nord-Korea (Ranking S:2/P:4) wird das Bild getrübt. Weitere Expertisen existieren zu den Themen Ökologie und Rohstoffausbeutung, Entführungen und Erpressungen und Korruption, viele lassen sich als PDF von der Website herunter laden. Quelle: Transparency International Deutschland Umfrage: Wie schätzen Sie den Kampf Ihrer Regierung gegen Korruption ein? (Auszug) Wirtschaft sowie Länderanalysten befragt und Umfragen mit Staatsbürgern im In- und Ausland mit einbezogen. Der BPI listet die führenden Exportstaaten hinsichtlich der Bereitschaft ihrer Unternehmen im Ausland auf, Bestechungsgelder an ranghohe Amtsträger in zentralen Schwellenländern zu zahlen. Die dargestellten Länder werden nach dem Durchschnittswert aufgeführt, der sich aus den Antworten der Befragten auf folgende Untersuchungsfrage ergibt: „Bitte geben Sie für die Ihnen vertrauten Wirtschaftssektoren an, wie wahrscheinlich es ist, dass Unternehmen aus den folgenden Ländern Bestechungsgelder zahlen oder anbieten, um in diesem Land Geschäfte abzuschließen oder im Geschäft zu bleiben.“ Das globale Korruptionsbarometer versucht, Auswirkungen von Korruption in verschiedenen Lebensbereichen festzustellen, die Erwartungen in Bezug auf Korruption zu erfahren und die Prioritäten der Korruptionsbekämpfung zu erfragen. Im Gegensatz zu dem Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) können Differenzierungen in einzelnen Bereichen vorgenommen werden: etwa politischen, privaten und familiären oder wirtschaftlichen. Werden beim CPI ausschließlich Experten und Entscheidungs- Global Ländern mit hohem Einkommen eher Bestechungsgelder an Wirtschaft, Medien und Vertreter der Justiz flossen. Deutschland und die Welt Wenn es (zunächst) um Deutschland geht, dann ist die schweizerische Denkfabrik Prognos erster Ansprechpartner. Fast schon spektakulär sind die detaillierten Kartendarstellungen der deutschen Kreise und Städte im Vergleich. In jährlicher Neuauflage wird da die wirtschaftliche Potenz selbst der kleinsten und entlegensten Regionen Deutschlands aufgezeigt. Zusätzlich gibt es den „Branchenatlas 2006“, den „Zukunftsatlas 2007“ und den „Deutschland Report bis 2030“. Diese ausgefeilten Analysen, welche fast ausnahmslos kostenfrei von der Website geladen werden könnten, sollten für innovations- und exportorientierte Mittelständler in Deutschland zur Informationsgrundausstattung gehören. Auch im globalen Maßstab liefert Prognos aufschlussreiche Analysen, wie den „Weltreport der 30 stärksten Industrienationen bis 2030“ und den „Globalisierungsreport bis 2015“. Gerade letztgenannter zeigt sehr deutlich und in klaren Worten auf, dass zwar die deutschen Exporte schneller zunehmen werden, als die Wirtschaft wächst, aber dennoch wird China 2009 Deutschland die Export-Führungsrolle abnehmen. Globalisierung ist keine Bedrohung, sie ist eine Chance - aber diese Chance muss auch genutzt werden. In der Vergangenheit konnte Deutschland von der Globalisierung profitieren. Der zukünftige Wohlstand hängt maßgeblich davon ab, ob dies auch weiterhin gelingt. Das wirtschaftliche Gewicht Chinas, Indiens und anderer asiatischer Schwellenländer wird massiv zunehmen. Mehr als jedes dritte weltweit exportierte Produkt (35 Prozent) wird 2015 aus dieser Region stammen; derzeit ist es nur jedes vierte (28 Prozent). Bis 2015 werden sich die Ausfuhren aus China und Indien verdreifachen. Aber auch die deutschen Exporteure werden in den nächsten Jahren das Geschäft ihres Lebens machen. Um über fünf Prozent pro Jahr werden die deutschen Ausfuhren bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts steigen, ist das Ergebnis der Prognos-Studie. Singapur ist der Ruhepol der Region träger befragt, ist für das Korruptionsbarometer die Einschätzung eines Bevölkerungsdurchschnitts die Grundlage. Aus dem Barometer lassen sich für Asien folgende Schlüsse ziehen: Die Bürger in Singapur, Hongkong und Indonesien glauben, dass die Korruption allgemein abgenommen hat. In Indonesien erwarten mehr als die Hälfte, dass die Korruption noch weiter abnehmen wird. Mindestens die Hälfte der Befragten geben in Indien und den Philippinen an, dass sie glauben, die Korruption habe sehr stark zugenommen. Nur die Menschen in Indien glauben nicht an einen Rückgang der Korruption in den nächsten 3–5 Jahren. Auf die Frage, ob sie in den letzten 12 Monaten ein Bestechungsgeld in irgendeiner Form gezahlt hätten, antworteten mit „Ja“ bis zu 50% der Befragten in Kambodscha, bis 30% in Indien und Indonesien, bis 10% in Malaysia, Thailand und auf den Philippinen und unter 10% in Hongkong, Japan, Singapur, Süd-Korea und Taiwan. Bei der Frage nach den Zahlungsempfängern war für Asien interessanterweise (auf einer Skala von 1 bis 5) festzustellen, dass die meisten Gelder an politische Parteien (4,2), an Parlamentseinrichtungen bzw. Mandatsträger (3,9), die Polizei (3,9) und an Steuerbehörden (3,5) gingen. Im Gegensatz dazu steht, dass in (westlichen, industriellen) aktuell ASIA 05/2007 Alles im Atlas Last but not least – die konsequente Fortführung der Kartografie und die übersichtliche Zusammenfassung aller Informationen ergäbe schließlich einen Atlas – und genau das hat die Zeitung „Le Monde Diplomatique“ mit ihrem >Atlas der Globalisierung< getan. Im Jahr 2003 erschien das Werk zum ersten Mal mit 190 Seiten und hatte sehr viele politische Themen. Inzwischen, in der Neuauflage 2006, ist zwar die Politik nicht in den Hintergrund getreten, aber es sind die Themen Wirtschaft und Ökologie noch stärker Seite 15 Wirtschaft Global politisch abgeklopft worden. Der Atlas schaftliche Zusammenarbeit, Eschborn) 2003 war schließlich die „Bibel“ der Gloden BTI, den Bertelsmann Transformabalisierungskritiker geworden und führte tion Index. Die Daten für diesen Messwert zu der Gründung ihres Netzwerks „attac“. kommen aus einem Netzwerk von PoliDas soll nun aber nicht bedeuten, dass der tikern, Diplomaten und Beratern. Diese Atlas politisch einseitig kanalisierend bis kommen mindestens einmal im Jahr zu hin zu manipulierend ist. Die Daten sind einer Konferenz zusammen, um die bishevon neutralen Quellen übernommen und rige Entwicklung und Perspektiven für die in Form von sehr anschaulichen Infografi- Der Globalisierungsatlas der Le Monde Zukunft zu besprechen. Der BTI besteht ken aufbereitet worden. Man muss weder diplomatique aus zwei Teilen: dem Status-Index und Globalisierungskritiker noch –befürworter dem Management-Index. sein, um reine Fakten für Investitionsentscheidungen aus dem Der Status-Index beschreibt, welchen Stand der EntwickAtlas ziehen zu können. Alle Erläuterungen, Ausführungen und lung die untersuchten Staaten auf dem Weg zu Demokratie und Ergänzungen sind möglichst wertfrei gehalten. Marktwirtschaft erreicht haben. Länder mit funktionierenden Für Asien ist der Atlas deswegen interessant, weil dem Auf- demokratischen Systemen sowie intakten marktwirtschaftlichen stieg des Kontinents ein ganzes Kapitel mit 36 Seiten gewidmet Strukturen erzielen hier die besten Ergebnisse. Die Bewertungen ist. Dieses Kapitel ist eine einzigartige Argumentationshilfe, basieren auf einem Set von 19 Kriterien und 58 Indikatoren. Der wenn es darum geht, Gründe für ein Engagement in Asien zu finden. Der erste Beitrag zeigt, warum 1990 das Schlüsseljahrzehnt für Asien war und warum den „Startschuss“ außerhalb Asiens niemand hören wollte. Weiter folgen die Beschreibung zu China und die Risiken des Booms, das Problem der Landflucht und die Zukunft der Megastädte, bis hin zur Umweltzerstörung Demokratiestatus bemisst sich dabei anhand der Staatlichkeit, der auf chinesisch. Höchst interessant für europäische Augen sind politischen Partizipation, der Rechtsstaatlichkeit und der instidie Sichtweisen auf die Welt von chinesischem, aber auch von tutionellen Stabilität eines Landes sowie dessen politischer und indischem, japanischem und südostasiatischem Boden aus. gesellschaftlicher Integration. Kriterien für den Stand marktwirtEin eigenes Kapitel zeigt, warum Indien so spät in die Welt- schaftlicher Transformation sind sozioökonomisches Entwickwirtschaft gestartet ist und warum der Agrarsektor noch lange eine lungsniveau, Markt- und Wettbewerbsordnung, Währungs- und Schlüsselbranche für Indien bleiben wird, aller IT-Euphorie zum Preisstabilität, die Rahmenbedingungen für einen funktionieTrotz. Ein anderes Kapitel erklärt, warum es im Kaschmir zwar renden Privatsektor, die Sozialordnung, die Leistungsstärke der Entspannung, aber keine Lösung geben wird und warum Sri Lanka Volkswirtschaft sowie die Nachhaltigkeit der Wirtschaftspolitik der Wille zur Föderation fehlt. Für Südostasien wurde festgestellt, der untersuchten Staaten. dass es einzig als Exportgemeinschaft überleben wird. Das heißt: Gesellschaftlicher Wandel zu Demokratie und MarktwirtSüdostasien wird ein wirtschaftlich ernst zu nehmender dritter Pol schaft ist kein zufälliger oder zwangsläufiger Prozess – er muss in der Region werden und höchst wahrscheinlich Japan, Taiwan politisch gewollt und gestaltet werden. Der Management-Index und Süd-Korea ernsthafte Konkurrenz machen. kennzeichnet, wie konsequent und zielsicher Regierungen und wichtige politische Akteure den Weg zu Marktwirtschaft und Und noch ein Atlas: Demokratie in Zahl Demokratie beschritten haben. Diejenigen Staaten, die im Unterund Bild suchungszeitraum Transformationsfortschritte erzielen konnten Einen höchst interessanten Ansatz zur Bewertung der einzelnen und deren Transformation Resultat eines klug gesteuerten ProStaaten unter dem Aspekt des potentiellen Investitionsziels stellt zesses war, erhalten die besten Bewertungen. Dem Befund liegt deren Streben nach Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar. Hier ein Set von 4 Kriterien und 15 Indikatoren zugrunde. Kriterien bringt die Bertelsmann-Stiftung mit ihrem „Transformationsatlas“ für die Qualität des Managements sind Gestaltungsfähigkeit, Klarheit und Transparenz. Zunächst ermittelt die Stiftung mit Konsensbildung, Ressourceneffizienz und die Bereitschaft zur namhaften Projektpartnern, wie die >gtz< (Gesellschaft für wirt- internationalen Zusammenarbeit. Bangladesh, Indonesien und die Philippinen gelten als kritische Kandidaten Seite 16 aktuell ASIA 05/2007 Wirtschaft Global Bildautor: Bertelsmann-Stiftung Beispiel aus dem Transformationsatlas – der Status-Index (hier ein verkürzter Auszug). Dargestellt werden beide Indices entweder in einer Übersichtskarte auf der höchst informativen Website als sogenannte „Ländergutachten“ (allerdings nur in englischer Sprache) oder in einer eigens entwickelten Software, dem „Transformationsatlas“, der zwar von der Website kostenlos herunter geladen, aber auf dem PC oder MAC installiert werden muss. Wer die Hürde der Programminstallation nicht scheut, wird zum Forschen, zum interaktiven Zusammenstellen der über 6.900 Einzelbewertungen des BTI und zum Aufspüren von Zusammenhängen ermutigt. Ohne die Komplexität des Untersuchungsansatzes zu reduzieren, bieten Weltkarten einen Überblick über die globalen Trends auf dem Weg zu Demokratie und Marktwirtschaft. Ländergraphiken offenbaren charakteristische Stärken und Schwächen im politischen Management eines jeden Staates und verknüpfen numerische Bewertungen mit prägnanten Aussagen aus den 119 Ländergutachten. Fazit und Ausblick zugleich der die Hauptinformation transportieren, gerade auch in Zeiten der Globalisierung und in Zeiten, in denen sich das Wissen der Welt innerhalb von nur 3 Jahren verdoppelt. Und einen RiesenVorteil haben Diagramme, Tabellen und auch Karten: Sie werden nach kurzer Erläuterung auch von Chinesen, Russen oder Indern verstanden – und man braucht keine Dolmetscher dafür. Auch die aktuellASIA wird sich in Zukunft verstärkt mit Infografiken, Tortendiagrammen und thematisierten Landkarten beschäftigen müssen – zur besseren Information ihrer Leser und zum besseren Verständnis einer globalisierten Wirtschaft. Bei den vielen Informationen, die uns über alle möglichen Medien zugetragen werden, wird es immer wichtiger, Inhalte Dieter Kühner und Fakten schnell zu erfassen und in Relation zu Vorhaben, Ideen und EntQuellen wicklungen zu setzen. Es geht nicht mehr nur darum, Informationen ausschließlich 1. AG Friedensforschung der Uni Kassel: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/ in viele Worte zu „ver-kleiden“, sondern 2. DIE ZEIT, Nr. 22 vom 22.05.2003: http://www.zeit.de/2003/22/Menschenrechte sie in aussagekräftige, anschauliche 3. Blätter für deutsche und internationale Politik, Heft 5/2003 und schnell zu begreifende Bilder oder 4. Die Weltwoche, 03.02.2005, Nummer 5, Seite 30 „Visualisierungen“ zu wandeln. Ja, ein 5. www.thomaspmbarnett.com/weblog Bild sagt wirklich mehr als tausend Worte, 6. Das Spiel zu den New Maps: http://www.newmapgame.com/home/ und genau dieser Prämisse muss auch eine 7. www.control-risks.de Wirtschaftszeitschrift folgen. Ein bekann8. SPIEGEL-Online vom 30. November 2006 ter deutscher Chefredakteur, mit dem ich 9. DIE ZEIT, Nr. 52 vom 17.12.2003: http://www.zeit.de/2003/52/C-risk einmal einige private Worte wechseln 10. manager magazin vom 30.11.2006 (mit vielen Einzelkarten) durfte, hat außer dem werbewirksamen 11. www.transparency.de/ „Fakten, Fakten, Fakten …“ auch einmal 12. www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/gcb/2006 gesagt: „Der Worte sind genug gewech13. www.monde-diplomatique.de/atlas selt, lasst uns Bilder sehen!“ Und das ist 14. www.prognos.com/html/p_2_6.html der Trend in der Wirtschaftsberichterstat15. www.handelsblatt.com/news/default_205790.aspx tung: Das Bild (natürlich auch die Skizze, 16. Handelsblatt vom 26. 03. 2007 das Diagramm oder die Zeichnung) muss 17. www.bertelsmann-transformation-index.de in den Vordergrund treten und die Worte 18. www.bertelsmann-stiftung.de (der Text) werden diese Darstellung nur 19. www.ebrd.com noch untermauern. 20. www.oecd.org So gesehen werden in Zukunft die Bil- aktuell ASIA 05/2007 Seite 17 Wirtschaft Global Neues Denken braucht die Welt ie Welt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in vielerlei Hinsicht drastisch verändert und hierbei versucht, die Folgen einer ausgedehnten wirtschaftlichen, politischen und technologischen Entwicklung zu verarbeiten. So hat das für alle inzwischen spürbare Erwachen Chinas und Indiens genau so zu einer Veränderung der Weltlage geführt, wie dies durch die Veränderungen in Russland und Brasilien der Fall ist. Obwohl die Ursachen dieser Veränderungen in der Regel politischer Natur waren, so sind die sich hieraus ergebenden Konsequenzen mehr und mehr in ganz anderen Bereichen zu finden. Auch wenn unter Globalisierung zumeist nur die wirtschaftliche Neuordnung der Weltmärkte verstanden wird, kann man schon heute deutliche Änderungen in sozialen, politischen, kulturellen, aber auch in den umweltrelevanten Bereichen finden, die in ihrer Charakteristik mehr als nur eine Randerscheinung sind und in sich die Fähigkeit besitzen, die Welt an den Rand einer globalen Krise zu bringen. Zunehmend wird daher die Frage gestellt, wo all dies enden wird und was im Einzelnen zu tun ist, um eine solche Krise in unserem eigenen Interesse zu verhindern. Eine Antwort auf diese Frage kann aufgrund der zugrunde liegenden Komplexität des Problems weder Anspruch auf Absolutheit noch auf Vollständigkeit erheben. Um den bestehenden und noch zu erwartenden Folgen der Globalisierung sinnvoll zu begegnen, bedarf es jedoch einer Änderung in der Denkweise und vor allem im Selbstverständnis aller Nationen. Eines der Hauptprobleme der Globalisierung ist, dass diese Entwicklung vor dem Hintergrund nationaler Interessen stattfindet und damit für alle Teilnehmer eine nicht zu unterschätzende Herausforderung darstellt. Die auf internationaler Ebene zu Es bedarf einer Änderung in der Denkweise und vor allem im Selbstverständnis aller Nationen erbringenden Opfer und Zugeständnisse müssen zwingend durch geeignete Instrumente in die nationale Struktur eingebettet und integriert werden, um die Akzeptanz in der eigenen Gesellschaft zu gewährleisten. Geschieht dies nicht, dann entstehen auf nationaler Ebene unakzeptable Diskrepanzen, die in ihrer Art dann wiederum Seite 18 geeignet sind, Extremisten auf den Plan zu rufen oder dem organisierten Verbrechen alle Türen zu öffnen. Auch wenn manch ein Politiker der Meinung ist, man könne dem einfachen Volke alles verkaufen, so hat die Geschichte uns zumindest eines gelehrt und das ist, dass sich der Wille des Volkes auf die Dauer immer durchgesetzt hat. Damit wird auch klar, dass eine auf Dauer konzipierte einseitige Verteilung der Güter keinen Erfolg haben wird und in jedem Falle zu Problemen führt, die wir aus heutiger Sicht nicht einmal in ihrem Grundsatz abschätzen können. Globalisierung erfordert daher im Gegenzug auch, dass die internationale Gemeinschaft die Belange der einzelnen Nationen klar erkennt, versteht und berücksichtigt. Nimmt man die gegebene Situation Chinas als Beispiel, dann muss man verstehen, welche Auswirkungen schon eine Verknappung der Lebensmittel um lediglich 5% haben könnte. Bei einer Bevölkerung von über 1,3 Milliarden Menschen entspricht diese Verknappung dem Jahresbedarf eines Landes wie Thailand. Gleichermaßen sind die Auswirkungen der Landflucht zu sehen, die in China ganz andere Dimensionen annimmt, als dies in kleineren Ländern der Fall ist. In der Konsequenz muss sich China daher ganz anders und viel sorgfältiger verwalten, um für sich und andere Staaten negative Folgen zu verhindern. Ist es daher verwunderlich, dass nationale Interessen im Vordergrund stehen? Im Grunde ist die verstärkte Nationalisierung eine direkte Folge dieser aktuell ASIA 05/2007 Foto: Colin & Linda McKie D Wirtschaft Globalisierung, da in Abwesenheit einer ausgleichenden Instanz jedes Land sich selbst überlassen ist und sich so gut wie möglich mit den Herausforderungen auseinandersetzen muss. Am 14. April 2003 nahm Zha Peixin, Botschafter der Volksrepublik China für Großbritannien und Nordirland, in seiner Rede vor der Jahreskonferenz der „Chinese Economic Association“ zur Position Chinas in der Globalisierung Stellung. Danach hat China nach langen Jahren der Isolation erkannt, dass kein Land in der Lage ist, sich ohne internationale Kooperation zu entwickeln. Zha Peixin macht jedoch auch klar, dass die Globalisierung durch das Fehlen eines gerechten und ausgleichenden Weltwirtschaftssystems zu unterschiedlichen Folgen vor allem in weniger entwickelten Ländern führt, da die Erträge aus diesem Prozess nicht gleich verteilt werden. Dennoch will sich China dieser Herausforderung mit geeigneten Maßnahmen stellen und die Vorteile der Globalisierung nutzen, um eine Verbesserung der Lebenssituation des chinesischen Volkes zu erreichen. In einem wirtschaftlichen Gesamtkontext, der über viele Jahre ohne die Präsenz Chinas gewachsen ist, muss der Aufstieg Chinas jedoch zwangsweise zu einer Anpassung der globalen Strukturen führen, will man vermeiden, dass sich die Globalisierung zu einem Nullsummenspiel entwickelt. Das letzte Jahrzehnt hat uns gezeigt, dass China nicht nur ein sensationelles Wirtschaftswachstum geschaffen, sondern auch wie ein überdimensionaler Staubsauger Investitionen aus anderen Ländern abgezogen hat. Darüber hinaus hat China einen unersättlichen Hunger auf Rohstoffe entwickelt und die Weltmärkte mit Billigprodukten überzogen, was vor allem in den alten Industrienationen zu vehementen Arbeitsplatzverlusten geführt hat. In einer nun anstehenden Phase breitet Global sich China auch durch eigene Investitionen aus, um seine strategische Position weiter auszubauen. Diese Bemühungen werden ganz konsequent durch Forschung und Lehre untermauert. Darüber hinaus versucht das Land, sich von der bestehenden technologischen Abhängigkeit freizuschwimmen und eigene Produkte in allen Bereichen zu schaffen. Wird dieser Prozess in den nächsten Jahren konsequent fortgeführt, dann wird sich die Welt nachhaltig ändern und vor allem die USA und Europa sollten sich mit dem Foto: Romanchuck Dimitry Die verstärkte Nationalisierung ist eine direkte Folge der Globalisierung Gedanken an einen drohenden Verlust ihrer bisherigen Vormachtstellung anfreunden. Der Weg Chinas zur dominanten Weltmacht wird durch verschiedene Faktoren begünstigt, die in sich geradezu Alleinstellungsmerkmale und weder den USA noch den Europäern als solches Wirtschaft Global zugänglich sind. Auch wenn die Länder Asiens sich derzeit noch verstärkt auf die US- und EU-Märkte konzentrieren, kann dies nicht als strategische Ausrichtung gewertet werden. Derzeit sind einfach die meisten Dollars und Euros in diesen Märkten zu erhalten. Was bei dieser Betrachtung gerne übersehen wird ist, dass China eben nicht nur die uns allen bekannte Volksrepublik ist, sondern ein internationales Netzwerk von sogenannten Überseechinesen, die ihren Einfluss weit über Taiwan oder Hong Kong hinaus geltend machen. Allein in Thailand liegt ein beachtlicher Teil der Wirtschaft und des die an ihrer Effektivität bislang nichts verloren haben. Hinzu kommen der Aspekt der politischen Affinität und die Tatsache, dass die USA, wie auch die EU, sich in ihrer Geschichte immer wieder in innere Angelegenheiten der Länder Asiens eingemischt haben. Hier zeigt China eine ganz andere Position und ist damit wesentlich kompatibler als die Herren aus fernen Ländern. Ein fortschreitender Zerfall der Produktionsstätten in den Industrienationen und die dabei zugrunde liegende Verschiebung der Märkte in den asiatischen Bereich, werden zu nachhaltigen sozialen Problemen in den USA und Europa führen. Wenn heute bereits Firmen ihre Gewinne deutlich steigern und gleichzeitig massenweise Mitarbeiter entlassen, dann ergibt sich hieraus keineswegs ein stabiles und positives Bild der Märkte in Europa und den USA. Nimmt man nun die Zuwanderung aus anderen Staaten und vor allem aus Afrika hinzu, dann werden sich die Industrienationen sehr bald mit Problemen auseinander setzen müssen, die heute noch als Randerscheinung betrachtet werden. Dabei ist der internationale Terrorismus noch eines der zu bewältigenden Probleme, denn wenn der Lebensstandard nicht mehr zu halten ist und die Zukunft mehr und mehr ins Ungewisse gerät, dann wird unweigerlich der Nährboden für nationalistische und rechtsradikale Gruppen geschaffen. Als Folge hiervon können die Regierungen wiederum nur mit Protektionismus und mit einschneidenden Maßnahmen in die Bürgerrechte reagieren. Genau dies ist derzeit selbst in den USA zu beobachten und es scheint, dass die Globalisierung bereits ihre ersten Ängste in das Gewebe der Betreiber der Globalisierung eingebettet hat. Ein neues Denken ist also erforderlich und dies kann nicht mehr durch einseitiges Gewinnstreben erreicht werden. Der traditionelle Wettbewerb steht heute in dem Kontext einer wachsenden Umweltzerstörung, Ressourcenknappheit und vor allem weltweiter Armut und wachsender Migration, sowie den sich hieraus ergebenden globalen Sicherheitsproblemen. Der Versuch des einseitigen Überlebens wird dabei im Falle des Iran genau so deutlich, wie dies im Falle Nordkoreas oder anderer Länder unverkennbar ist. Nur wenn unsere Ziele darin zu finden sind, dass wir das tun, was nicht nur für uns selbst, sondern auch für die internationale Gemeinschaft von Vorteil ist, erst dann können sich die Länder einer Globalisierung anschließen, die nicht ausschließlich eine Gewinnmaximierung, sondern eine globale Integration, gemeinsames Wachstum und eine gerechte Verteilung der Güter zum Ziel hat. Um dies zu erreichen, müssen Schmerzen ertragen, Besitzstände aufgegeben und neue Wege gegangen werden. Wenn die USA heute davon sprechen, dass weltweit nur durch einen Export der Demokratie stabile Zustände geschaffen werden können, dann muss dem entgegen gehalten werden, dass jedes Land mit seiner eigenen Staatsform auskommen kann, aber nicht die Welt als solches. Wer es mit der Zukunft der Welt und der Menschheit ernst meint, der muss auch die Demokratie globalisieren in der alle Menschen, ihre Belange und Bedürfnisse entsprechend repräsentiert werden. Tun wir das nicht, dann wird der Treibhauseffekt noch das geringste unserer Probleme sein. Ein internationales Netzwerk von Überseechinesen macht seinen Einfluss weltweit geltend Finanzwesens in ethnisch chinesischer Hand und dies ist kein Einzelfall. Auch in anderen Ländern gibt es heute schon eine gewachsene Geschäftskultur, die sich China bedeutend näher fühlt als den USA oder Europa. Ganz im Sinne der alten Lehre von Sun Tzu wird hier in aller Stille ein effizientes Netzwerk aufgebaut und nur Wenigen wird die fortschreitende Vernetzung in ihrer ganzen Bandbreite deutlich und bewusst. Diese Affinität ist durchaus begründbar. So spielt hier nicht nur die geografische Nähe eine entscheidende Rolle, sondern vor allem so wichtige Aspekte wie militärische Sicherheit, gemeinsame Kultur, Weltanschauung und natürlich der Gedanke, dass es sich hierbei um die Entstehung einer asiatischen Macht handelt, die in ihrem Wesen in jedem Falle attraktiver ist, als jede wie auch immer geartete Macht am anderen Ende der Welt. Wir alle haben bereits einen Vorgeschmack auf das bekommen, was uns in nicht allzu ferner Zukunft als Folge dieser Entwicklung erwarten wird. Haben wir vor vielen Jahren ein „made in Japan“ noch als Billigprodukt empfunden, so kennen unsere Kinder kaum noch Rollei, Uher, Geha, Grundig oder andere Marken, die einst für Innovation und Fortschritt standen. Nahezu alle elektronischen Geräte und ein wachsender Anteil bei Maschinen, Fahrzeugen und anderen Produkten kommen heute aus Japan, Korea oder Taiwan. So hat zum Beispiel die chinesische Textilindustrie bereits heute breitflächig Produktionsstätten in anderen Ländern vernichtet. Gerne mag man sich hier fragen, wer seine T-Shirts heute noch in Deutschland produziert, wenn selbst in Thailand ein Großteil der Textilfabriken geschlossen hat? Im Verhältnis zu der potenziellen Wirtschaftsmacht Chinas ist das jedoch nicht zu vergleichen und die heutigen Industrienationen können sich mit Beratung, Forschung und Hochtechnologie kaum ausreichend über Wasser halten, um ihren Menschen auch weiterhin ein Leben in Wohlstand zu ermöglichen. Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas wird auch in Zukunft anhalten und schon durch die bereit stehenden Märkte Asiens gespeist werden. Länder wie Thailand oder Singapur haben sich eng an China angeschlossen und tätigen beachtliche Investitionen in allen Industriesektoren. So gehen die meisten Länder Asiens davon aus, dass ihr Wachstum auf die Dauer eher durch einen Anschluss an das chinesische Wirtschaftswunder gewährleistet wird. Schließlich bestehen hier ja auch über Jahrhunderte gewachsene Handelsbeziehungen, Seite 20 Thomas H. Jäkel aktuell ASIA 05/2007 Wirtschaft Global ASEAN und die WTO Fotos: mehmet alci, Utemov Alexey Bilateralismus versus Multilateralismus in Südostasien D ie Staatschefs der Gemeinschaft Südostasiatischer Nationen (ASEAN) „haben dem multilateralen Handelssystem in dem Moment eine helfende Hand gereicht, als es diese am meisten benötigte“. Dieses Kompliment mit seinem nicht zu überhörenden dankbaren Unterton stammt aus dem Munde des zum obersten Hüter des „multilateralen Handelssystems“ berufenen Mannes und ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Pascal Lamy, der französische Generaldirektor der Welthandelsorganisation WTO, wählte sogenannten „Doha-Runde“ im Besonderen zu geben. Bemerkenswert sind Lamys Worte wegen des Ortes und des Zeitpunkts, an bzw. zu dem sie geäußert wurden, sowie wegen ihrer Bedeutung für die laufenden Diskussionen um die optimale Gestaltung des Welthandels. Speziell in Südostasien treten die vielfältigen Probleme recht deutlich zutage, die sich mit dem Gegensatzpaar „Bilateralismus/Multilateralismus“ im wirtschaftlichen Verkehr der Nationen untereinander verbinden. Dass der Austausch von Gütern und Leistungen theore- Damit der Handel wirklich frei verläuft, müssen Regeln vereinbart und ihre Einhaltung überprüft werden die philippinische Hauptstadt Manila, um der Weltöffentlichkeit am 23. Februar einen Zustandsbericht über seine Organisation im Allgemeinen und über die von der WTO koordinierten und vorangetriebenen Verhandlungen der aktuell ASIA 05/2007 tisch in jedem Fall auf beiden Seiten den Wohlstand der Tauschpartner fördert, ist spätestens seit Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile vom Anfang des 19. Jahrhunderts wissenschaftlich belegt. Doch verhält es sich in der Praxis auf den globalen Märkten ähnlich wie innerhalb eines Landes: Damit der Handel wirklich frei verläuft, müssen – so paradox es klingen mag – Regeln vereinbart und ihre Einhaltung überprüft werden. Bestes Beispiel ist das in funktionierenden Marktwirtschaften hoch entwickelte Wettbewerbsrecht, das die Bildung bzw. Ausnutzung von Machtpositionen verhindern soll, um eine faire Konkurrenz zu gewährleisten. Auf der internationalen Bühne war es im letzten Jahrhundert zunächst das General Agreement on Tariffs and Trade (GATT), das diese Aufgabe übernahm. 1995 wurde das GATT-Abkommen durch eine veritable Organisation, nämlich die WTO, abgelöst. Aber eine Kompetenz, Entscheidungen zu treffen, hat die WTO allenfalls durch ihre Funktion als Schiedsgericht in strittigen Handelsfragen. Dabei geht es jedoch nur um die Anwendung bestehender Regeln. Die Ausarbeitung und Weiterentwicklung dieser Regeln ist aber Sache der mittlerweile 150 Mitgliedstaaten, die alle Beschlüsse nur einstimmig fassen können. Es lässt sich unschwer ausmalen, wie viel Mühe und Geduld notwendig sind, eine solche Mam- Seite 21 Wirtschaft Global Die WTO hat mittlerweile 150 Mitglied staaten, die alle Beschlüsse nur einstimmig fassen können mutversammlung zu verbindlichen Voten zu bewegen. Länder extrem unterschiedlicher Größe und Entwicklung sowie aus diesem Grund auch mit teilweise diametral gegensätzlichen Interessen müssen sich freiwillig zu Kompromisslösungen über die Regeln des Handels untereinander bereitfinden. Seit einigen Jahren konzentrieren sich alle Aktivitäten der WTO fast ausschließlich auf die erfolgreiche Abwicklung der Doha-Runde. Mit den dafür notwendigen Aufgaben der Vermittlung, der Überzeugung und der Organisation war bereits Lamys Vorgänger, der hoch angesehene Wirtschaftsexperte und frühere thailändische Handelsminister Supachai Panitchpakdi („Super-Chai“), befasst gewesen. Supachai musste sich übrigens die Amtszeit eines WTO-Generaldirektors mit dem Neuseeländer Mike Moore teilen – ein überzeugendes Beispiel für die Notwendigkeit, aber auch Fähigkeit der WTO, Kompromisse zu vermitteln bzw. zu schließen. Das ehrgeizige Ziel der Doha-Runde ist es, – stark verkürzt formuliert – die nicht mehr zu übersehenden Entwicklungsunterschiede zwischen den in die Lage versetzt werden, ihre Entwicklung auf längere Sicht weniger von ausländischen Hilfsprogrammen als von der eigenen gewinnbringenden Beteiligung am internationalen Handel abhängig zu machen. Dass ein solch anspruchsvolles Unterfangen nicht durch einen Federstrich zu erledigen ist, sondern einen immensen Aufwand an Abstimmung, Konzessionsbereitschaft und vor allem an Zeit erfordert, bedarf keiner näheren Erläuterung. Manche Länder glauben, so viel Zeit nicht zu haben, wenn sie die sich heute schon bietenden Gelegenheiten für gute Geschäfte nicht verpassen wollen. Andere sehen durch die sich abzeichnenden globalen Regelungen vitale Eigeninteressen betroffen und lassen sich nur widerstrebend unter internationalem Druck auf den gesamten Prozess der Liberalisierung ein. Für viele bietet sich immer mehr ein Ausweichen auf bilaterale und regional begrenzte Handelsvereinbarungen an. Diese Free Trade Arrangements (FTA) und Regional Trade Agreements (RTA) können durchaus für die einzelnen Länder ganz unterschiedliche Bedeutung Grundsätzlich stehen Freihandelszonen und -abkommen per Definition im Gegensatz zum Konzept des globalen, nicht diskriminierenden Freihandels einzelnen Regionen und Ländern der Erde zumindest nicht ins Unermessliche wachsen zu lassen, ohne dabei den idealen Endzustand, einen von allen Hindernissen befreiten weltweiten Austausch von Waren, Kapital, Dienstleistungen und Menschen, aus dem Blickfeld zu verlieren. Entwicklungs- und Schwellenländer sollen durch großzügige Übergangsfristen und Tarifkonzessionen der reichen Staaten Seite 22 annehmen. Selbst die Politische Wissenschaft, Abteilung „Integrationstheorien“, befasst sich mit den heute mehr als 300 bestehenden notifizierten Freihandelszonen und –abkommen. Grundsätzlich stehen „exklusive“ Vereinbarungen zwischen zwei oder mehreren Staaten zum Handel untereinander schon per Definition im Gegensatz zum Konzept des globalen, nicht diskriminierenden Freihandels und den hierzu bereits geltenden Regeln. Solche Einzelabmachungen schließen Dritte ausdrücklich aus und bedürfen daher der Anmeldung (Notifizierung). Unter dem Titel „WTO im Schatten des Bilateralismus“ bringt die renommierte Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) es auf den Punkt: „Der Trend zum Bilateralismus birgt für die WTO-Mitgliedstaaten jedoch ein Problem, denn die WTO baut auf dem Prinzip der Meistbegünstigung auf; d.h. Handelsvorteile, die ein Mitgliedsland einem anderen Land gewährt, muss es allen anderen Mitgliedsländern ebenfalls gewähren.“ Es gibt jedoch auch eine Denkrichtung, die – gestützt auf einige praktische Erfahrungen – den bilateralen und regionalen Ansatz zur Gestaltung der auswärtigen Wirtschaftsbeziehungen für nützlich im Sinne einer globalen Regelung hält. Die im Kleinen gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen – so diese Argumentation - werden bei den Beteiligten über kurz oder lang den Wunsch auslösen, die hier zu genießenden Vorteile und Annehmlichkeiten auf breitere Ebene auszuweiten. Erlernte Verhandlungstechniken und erworbene Kompromissbereitschaft böten sich zur Übertragung auf die Handelsstrukturen im Weltmaßstab an. Als bestes Beispiel bietet sich für diese Theorie die Europäische Gemeinschaft an, die auch von den Anhängern der südostasiatischen Gruppierung gern als Vorbild zitiert wird. In der Tat war die Europäische Kommission in Brüssel lange Zeit weltweit einer der ganz wenigen Akteure, die sich nicht nur verbal gegen bilaterale Vereinbarungen ausgesprochen haben, sondern sich auch faktisch gegen solche Abschlüsse sträubten und auf das übergeordnete Verfahren innerhalb der WTO verwiesen. Paradoxerweise war es vor allem Druck aus Südostasien, der diese Bastion des lupenreinen Multilateralismus zu schleifen half. Die europäischen Unternehmen hatten in Brüssel lange genug die Türen aktuell ASIA 05/2007 Wirtschaft Global Der Austausch von Gütern und Leistungen fördert theoretisch den Wohlstand auf beiden Seiten eingerannt, weil ihnen die Konkurrenz aus Drittländern, mit denen die ASEAN mehr und mehr bilaterale Abkommen vereinbarte, das Geschäft völlig aus der Hand zu nehmen drohte. (Über die Einzelheiten berichteten wir ausführlich in der Deutschland-Beilage zur aktuellASIA vom Oktober 2006.) Das überschwängliche Lob von Pascal Lamy für die ASEAN, ausgesprochen in der Hauptstadt eines ihrer wichtigsten Mitgliedsländer, ist deshalb so bemerkenswert, weil gerade in den Staaten Südostasiens die Einstellung gegenüber den Grundsätzen der WTO sehr ambivalent ist. Selbst das gegenüber dem Freihandel offenste und wirtschaftlich liberalste Mitglied – der Stadtstaat Singapur – nimmt in der Grundsatzdiskussion über die Frage „bila- teral oder multilateral“ eine pragmatische Haltung ein. Wie der in diesem Heft abgedruckten Rede des Außenministers auf dem Hamburger Liebesmahl zu entnehmen ist, hofft man auf einen erfolgreichen Ausgang der Doha-Runde, doch plädiert er dafür, auch andere Optionen ins Auge zu fassen, um auf das Scheitern der WTO-Verhandlungen vorbereitet zu sein. Manila ist auch die Heimat und Wirkungsstätte von Walden Bello, dem philippinischen Wirtschaftsprofessor und Chefideologen der Anti-Globalisierungsbewegung. Bello kann in gewisser Weise als der Gegenspieler par excellence des jeweiligen WTO-Generaldirektors bezeichnet werden. Seine institutionelle Basis ist die Nicht-Regierungsorganisation „Focus on the Global South“, die ihren Sitz in der thailändischen Metropole Bangkok hat. Das emsige politische Wirken des Experten für Wirtschaftsfragen gipfelt in der Forderung, die WTO „zum Entgleisen“ zu bringen und den Internationalen Währungsfonds (IWF) ganz abzuschaffen. Zwar wird die extreme Position Bellos und seiner Jünger von den verantwortlichen Wirtschaftspolitikern in Südostasien nicht geteilt, doch dürfte es kein reiner Zufall sein, dass die Galionsfigur der internationalen Protestbewegung gegen die Globalisierung aus dieser Region kommt. Arnold Schreiber Wirtschaft China Investorenkreis trifft Unternehmensgründer Fotos: Danny Stötzer Ventures in China Michele Tung, PricewaterhouseCoopers, und Oliver Beste, MyToys.de Erfahrungsaustausch (v.l.n.r.): Marc van der Chijs, Spill Group Asia Ltd; Florian Schweitzer, b-to-v; Michael Janssen, Co-Founder Brokat; Joachim Schoss, Founder Scout24 M it seinem Wandel gelangt das chinesische Wirtschaftssystem auch an die Grenzen der kommunistischen Ideologie. Waren Unternehmer vor wenigen Jahren Kapitalisten und damit das Feindbild im Klassenkampf, so hat mit der Öffnungspolitik auch eine ideologische Liberalisierung stattgefunden. Denn Unternehmensideen versprechen besonders in einem jungfräulichen Markt wie China sehr erfolgreich zu werden. Wenn dann mit Zahlen gespielt wird, bekommen viele Investoren und auch die politische Führung glänzende Augen: Was, wenn 1,3 Milliarden Chinesen eine Dose Cola pro Woche trinken; was, wenn sie Autos kaufen bis zu einer Fahrzeugdichte, die der in Europa oder den USA entspricht? Diese Rechenbeispiele sind die bekanntesten und die chinesische Realität hat die Zahlenspieler längst eingeholt, sehen sie sich doch inzwischen einem emanzipierten und komplexen Markt gegenüber. Umso interessanter wird es in spezifischen Märkten, in ausgewählte Unternehmen zu investieren. Häufig sind chinesische Start-up-Unternehmen mit ausgesprochen kreativen Geschäftsideen auf der Suche nach Venture Capital. In den USA und Europa längst eine etablierte Praxis kann diese Finanzierung durch private Geldgeber („Business Angels“) oder durch Venture Capital Funds erfolgen. So wird ein sich differenzierender Markt sowohl für chinesische Start-ups als auch für ausländische Investoren immer interessanter, zumal sich die chinesische Zentralregierung immer weiter in diesem Bereich öffnet. Denn die chinesischen Banken sind noch immer in starker politischer Abhängigkeit und vergeben Kredite vorrangig an Staats- statt an Privatunternehmen. Seitdem die Pekinger Planer den Kredithahn mit klaren Vorgaben einschränken, um die heißgelaufene Wirtschaft abzukühlen, ist Risikokapital knapp geworden im Reich der Mitte, das über die höchsten Devisenreserven der Welt verfügt. Was aus Sicht Seite 24 Deutsche Investoren treffen auf chinesische Gründer. der Staatsbanker rational erscheinen mag, hemmt das gesunde Wachstum kreativer neuer Unternehmen, die sich immer häufiger neuen Kapitalquellen annähern müssen. Ein Markt mit hohem Risiko, aber auch der Möglichkeit eines hohen Returns ist für die klassischen Finanzierungsquellen wie Banken und Börsenkapital wegen des hohen Risikos wenig attraktiv. So schauen sich vermehrt junge Unternehmen nach alternativen Geldquellen, zu einem Grossteil auch aus dem Ausland, um, denn neben einer finanziellen Beteiligung versprechen die Eigenkapital-Finanziers nach westlichem Modell auch eine große Portion an Know-how in die jungen Unternehmen zu bringen. Managementunterstützung, Geld und Risikobeteiligung – für junge chinesische Unternehmen eine verführerische Kombination. Um so vorsichtiger müssen die ausländischen Investoren auf dem jungen Markt im Reich der Mitte bewegen. „Everything is possible, nothing is easy” warnt deshalb Benjamin Ye, Partner bei PricewaterhouseCoopers Shanghai, eine Gruppe europäischer Investoren im März bei einem Vortrag. Der private Investorenkreis um das Schweizer Unternehmen BrainsToVentures AG (b-to-v) hatte sich auf einer einwöchigen Rund- aktuell ASIA 05/2007 Wirtschaft China reise durch Asien mit Stopps in Beijing, Shanghai und Singapore ein Bild über die Investitionskultur und Investitionsmöglichkeiten gemacht. Im Mittelpunkt standen für die 49 Teilnehmer der Gruppe zwei Aspekte: Welche Unternehmen – vor allem im Online-Bereich – sind am entstehen und welche Erfahrung haben andere Investoren machen können? Der Niederländer Marc van der Chijs der Spill Group Christian Wipf, Altium Capital (l.) und Jochen Klueppel, Grazia Equity Asia Ltd. lebt seit sieben Jahren in China Gunnar Piening, ehem. Management ciao.com und ist sowohl als Entrepreneur als auch als Investor tätig und summiert seine Erfahrungen: „Sie müssen Bomholt, Partner bei b-to-v. Dennoch ist aufgefallen, dass neben vor Ort sein, wenn Sie in ein Unternehmen investieren und Ihre den Erfolgsaussichten in China auch die Warnungen bei den VenInvestition kontrollieren wollen.“ Viele der Gruppenteilnehmer tures auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Der Amerikanische waren zum ersten Mal in China und haben in kürzester Zeit einen Investor Robert C. McCormarck gibt dem Kreis deshalb den Einblick in die Situation gewinnen können. Vor allem von Unter- Rat: „Investieren Sie vorsichtig und schrittweise in chinesische schieden in der Geschäftskultur zeigten sich viele der Teilnehmer Start-ups – lieber erst einen kleinen Beitrag. Dann ist die Entüberrascht: „Expect the unexpected und investieren Sie vor allem täuschung nicht so groß, wenn der Partner nicht das hält, was er viel Zeit“, warnt Benjamin Ye die Teilnehmer. verspricht.“ Aktuell ASIA hat den Investorenkreis in Shanghai und in Denn eines scheint deutlich zu sein: In einem so rasant Singapore bei den Venture-Gesprächen und auch beim Besuch wachsenden Markt wie China darf nicht vergessen werden, des deutschen Investments Heraeus Kulzer Dental Ltd. begleitet dass sich dieser erst seit wenigen Jahren auf die neuen Bedinund konnte die Motive, sich in Asien zu engagieren, erfahren. gungen der Marktwirtschaft einstellt. Noch allzu häufig steht Ganz unterschiedliche Beweggründe haben die Teilnehmer nach für manche chinesische Unternehmen das schnelle Geld im Asien geführt. „Vor allem ungesättigte, überschaubare Märkte, Vordergrund. „Take the money and run“, heißt viel zu häufig die ein hohes Wachstum versprechen, sind reizvoll“, sagt Jan die Devise. Und vom Kapitalkuchen möchte so mancher sein Marc van der Chijs, Spill Group Asia Ltd, berichtet von seinen Erfahrungen als holländischer Angel Investor in China. Deutsche Investoren besuchen die Heraeus Kulzer Dental Ltd. in Shanghai und informieren sich über das Investitionsklima im Medical Production Bereich. Ausländische Venture Capital Funds spielen noch eine deutlich geringe Rolle in der Quantität der Investments als ihre chinesischen Counterparts. Sie sind an nur 8 Prozent der Transfers beteiligt, doch ihr Einfluss auf die lokalen Strukturen nimmt In China aktive Venture Capital Investoren stellen sich den Fragen: v.l.n.r.: David Chen, The Hina Group; stetig zu – vor allem durch die Qualität Vincent Chan, JAFCO Investment Ltd.; Hope X. Chen, ihres Engagements. Denn ausländische Draper Fisher Juvertson; Robert C. McCormarck, Oliver Beste, MyToys.de (l.) und Helmut Mustang Ventures; Arthur Zhu, Create Capital Co., Ltd. Schön, Partech International Fonds investieren gemäß internationaler Standards und Procedere und unter deutStück abbekommen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich licher Exit Strategy. Ohne diese Ausstiegsstrategie investieren die die richtigen Partner auf einer Vertrauensbasis treffen. ausländischen Fonds meist erst gar nicht in ein Projekt, auch wenn Mit wachsendem Verständnis der Venture Capital Industry in es noch so viel versprechend klingt. Größtes Problem aber ist die China konzentrieren sich auch mehr Lokalpolitiker auf den sich direkte oder indirekte Einflussnahme von Regierungsstrategien auf öffnenden Markt. Und für erfolgreiche chinesische Unterneh- die Investitionspläne. Neben dem Sperren verschiedener Sektoren, men spielt das strategische Reinvestieren eine zunehmende Rolle. was allgemein weniger Probleme bereitet, sind vor allem persönliche Besonders Unternehmen in der Hightech-Branche wie Haier, Stone Präferenzen verantwortlich, warum in ein bestimmtes Unternehmen Group Corp. oder Tsinghua Tongfang haben bereits ihre unab- investiert werden soll. Diese wenig objektiven Beweggründe fühhängigen Venture-Funds oder aber Jointventures gegründet, um ren zu einer Verschiebung des Marktes. Und allzu häufig, werden strategisch zu investieren – wobei Risikokapital besonders in der Fremde nicht in als Vertrauenspersonen in ein Unternehmen eingeHightechindustrie eine wichtige Rolle spielt. So befinden von den laden. Dies gilt für Ausländer ebenso wie für Chinesen, die nicht aus Unternehmen, die Kapital aus dieser Quelle erhalten, 28 Prozent in dem regionalen Zirkel stammen. Zwar werden Venture Capitalists der Seedphase und 53 Prozent in der Wachstumsphase. Auch ist die nicht mehr als Klassenfeind charakterisiert, doch das strategische regionale Verteilung äußerst unausgeglichen, verdeutlicht aber den Investieren und der strategische Ausstieg aus dem InvestmentproSchwerpunkt der Venture-Aktivitäten. Die Mehrheit der Venture jekt erscheinen in einem Sektor, wo gerade erst begonnen wird, Capital Unternehmen Chinas konzentriert sich auf die Ostküsten- internationale Managementmethoden einzuführen und strategische region, wo inzwischen 40 solcher Unternehmen angesiedelt sind, Erfahrungen gesammelt werden, als äußerst suspekt. Und auch ein während sich nur sieben im Westen niedergelassen haben. Und etabliertes Ausstiegsprogramm ist gerade erst am Beginn, sich zu auch der Fokus auf die Hightech-Branche ist deutlich: 89 Prozent formieren. Während in westlich orientierten Ländern die Ausstiegsder Investitionen flossen in Unternehmen der Hightech-Branche. regeln etabliert sind, stößt dies in China auf legale und logistische Seit Mitte der 1980er Jahren hat China das System der Venture Probleme, denn eine einheitliche gesetzliche Regelung existiert nur Capital Fonds entdeckt, doch sind aus dieser Anfangsphase, in unzureichend. Doch dass Venture Capitalists oder Business Angels der das Lernen an oberster Stelle stand, nur wenige Fonds übrig wieder als Klassenfeind einer kommunistischen Ideologie ausgesetzt geblieben. So wurde der größte Fond, die China New Technology werden, erscheint unwahrscheinlich. Jetzt, da Unternehmer auch der Start-up Investment Company 1997 für bankrott erklärt. Nur durch kommunistischen Partei beitreten dürfen und eine Reihe von Gesetdie ständige Unterstützung der Zentralregierung hat es die Branche zen erlassen werden, die diesen Markt schützen, ist damit nicht mehr überhaupt in China geschafft, nicht unterzugehen. Erst mit dem zu rechnen. Ein sukzessives Öffnen, ein vorsichtiges Herantasten wachsenden Verständnis der Wissenskultur in der Hightech-Bran- an diese unbekannten ZiBenZhuYiJia, wie Kapitalisten im Chiche begann in den späten 1990er Jahren sich die Venture Capital nesischen heißen, und damit auch ein Wandel in der ideologischen Industrie zu etablieren, so dass sie heute relativ stabil ist. Vor allem Terminologie sind da sehr viel wahrscheinlicher. Shanghai, Shenzhen und Beijing sind die Zentren des chinesischen Venture Capital Systems. Von Danny Stötzer in Shanghai Seite 26 aktuell ASIA 05/2007 Wirtschaft China Geringe Arbeitskosten positiv für Anschub finanzierung Foto: Privat Gespräch mit Dr. Jan Bomholt, Partner BrainsToVentures E s ist die Wandlung des chinesischen Systems zu einer offenen Marktorientierung, die zunehmend auch private und institutionelle Investoren nach China treibt. Aktuell ASIA sprach mit Dr. Jan Bomholt, Partner des in St. Gallen, Schweiz, ansässigen europäischen Investorennetzwerkes BrainsToVentures (B-to-V) über die erste Reise von Privatinvestoren des exklusiven Investorenkreises. Aktuell ASIA: B-to-V hat zum ersten Mal einen Investorenkreis aus Europa mit chinesischen Start-up-Unternehmer zusammengeführt. Viele der Investoren waren zum ersten Mal im Reich der Mitte. Welchen Eindruck nimmt die Gruppe und nehmen Sie mit zurück nach Europa? Dr. Bomholt: Zunächst waren wir alle sehr positiv überrascht von der Offenheit, mit der wir auf allen Stationen unserer Reise empfangen wurden. Darüber hinaus hat uns die Umsetzungsgeschwindigkeit und die schnelle Kommunikation mit allen Beteiligten vor Ort beeindruckt. Dass uns – insbesondere in China – Termine und erforderliche Informationen meist innerhalb weniger Stunden zur Verfügung gestellt wurden, hat uns sehr Dr. Jan Bomholt, Partner der BrainsToVentures AG (b-to-v) sehr zeitgenau und zuverlässig geplant durchführen konnten. Aktuell ASIA: Sie haben in einer Woche mit ausgesuchten Unternehmern in China Die ausgeprägte „Harte Arbeit“-Kultur aller unserer Ansprechpartner hat uns sehr beeindruckt beeindruckt – wie auch allgemein die ausgeprägte „Harte Arbeit“-Kultur aller unserer Ansprechpartner. Last but not least haben wir Beijing und Shanghai als „sehr organisierte“ Städte erfahren dürfen, in denen wir ein anspruchsvolles Programm aktuell ASIA 05/2007 gesprochen. Welches sind Branchen, die aus Ihrer Sicht interessant für ein weiteres Engagement sind? Dr. Bomholt: In Zusammenarbeit mit zero2IPO, RedHerring und INSEAD haben wir in Beijing, Shanghai und Sin- gapore insgesamt 18 Unternehmen identifiziert, die sich für eine Beteiligung durch europäische Privatinvestoren öffnen würden. In China haben wir uns (aufgrund der interessanten Größe des Marktes) vor allem Internet-Unternehmen angeschaut, die größtenteils Repliken erfolgreicher US- oder EU-Sites betreiben. In Singapur lag der Fokus insbesondere auf Technologie- und Softwareunternehmen. Nach Abschluss unserer Reise haben wir für insgesamt sechs der präsentierten Unternehmen interessierte Investoren identifizieren können, davon drei Internet-Unternehmen und drei Unternehmen aus anderen Branchen. Das größte Interesse fanden dabei insbesondere diejenigen Beteiligungsmöglichkeiten, die Seite 27 Wirtschaft China sich durch ein erfahrenes Management auszeichneten. Im aktuellen Strukturierungsprozess stellte es sich dabei jeweils vorteilhaft tionen in chinesische Unternehmen heute oft über Offshore-Gesellschaften strukturiert werden und auch viele institutionelle Investoren solche Konstrukte wählen, 10 Millionen User in China lassen sich heute noch nicht so gut monetarisieren wie eine Million europäischer User heraus, wenn neben den europäischen Interessenten auch „lokale“ Investoren aus Sparringspartner in der aktuellen Finanzierungsrunde zur Verfügung stehen. Aktuell ASIA: Wie sehen Sie die Unterschiede der Investitionsmöglichkeiten zwischen China und beispielsweise Deutschland? Wo sehen Sie die Chinesen im Vorteil, was können Schwierigkeiten sein? Dr. Bomholt: Diejenigen Teams, die wir in China sehen durften, zeichneten sich insbesondere durch Start-up erfahrene „Returnees“ aus, welche durch ihren bisherigen Track Record, vor allem im Silicon Valley, von besonderem Interesse waren. Vorteilhaft in diesem Zusammenhang waren dabei in unseren Augen vor allem die „Dealerfahrungen“ der meisten Unternehmer und damit ein gemeinsames Verständnis einer Eigenkapital-Beteiligung. Was allgemein – und insbesondere bei Internet-Unternehmen – sehr auffällig war: Durch die weit geringeren Arbeitskosten in China ist es meist mit einem Bruchteil der in Europa notwendigen Anlaufinvestitionen möglich, erfolgreiche Geschäftskonzepte aufzubauen und mit den richtigen Partnern umzusetzen. Kritisch anzumerken ist allerdings insbesondere bei „Consumer-Modellen“ die weit geringere Zahlungsbereitschaft einer Zielkundschaft und damit verbunden der weit geringere „Wert“ eines Kunden im Sinne der Customer Lifetime Value. 10 Millionen User in China lassen sich eben heute noch nicht so gut monetarisieren wie eine Million europäischer User. Aktuell ASIA: Die chinesische Regierung versucht massiv, ausländische Investitionen zu verringern, um ein Überhitzen der chinesischen Wirtschaft zu verhindern. Kommen zu diesem Zeitpunkt ausländische Investoren nicht schon zu spät? Dr. Bomholt: Da Venture Capital Investi- Seite 28 gehen wir davon aus, dass mögliche Engagements des b-to-v Investorenkreises den genannten Restriktionen zunächst nicht unterliegen sollten. Dennoch ist die Rolle der Chinesischen Regierung bei administrativen Maßnahmen als Risiko (und Chance) natürlich zu kalkulieren. Für die Private Deal Conference im Konkreten erhielten wir von dieser Seite aber jeweils starken Rückhalt und Unterstützung für unsere geplante Investment-Tätigkeit. Aktuell ASIA: Für Ausländer erscheint die chinesische Geschäftspraxis häufig wenig transparent und sehr fremdartig. Die Investitionskultur, die Sie anstreben, basiert aber auf Vertrauen und dem so genannten „Ehrlichen Kaufmann“ während Chinesen häufig Business als Kriegskunst verstehen. Wie denken Sie, lassen sich die beiden unterschiedlichen Kulturen vereinigen, dass eine „Win-winSituation“ entstehen kann? Dr. Bomholt: Es ist richtig, dass sich der b-to-v Investorenkreis insbesondere dem Primat des „Ehrbaren Kaufmanns“ verschrieben hat und dass wir aus der bisherigen Erfahrung unserer Kunden mit Geschäften in China immer wieder auf ein „Grundmisstrauen“ hingewiesen wurden. Die Frage der Vereinbarkeit dieser beiden Geschäftsphilosophien wird sich wohl in einigen Wochen beantworten, wenn wir die Strukturierung der ersten Beteiligungen beginnen, bei denen uns unser Partner und Mitveranstalter PricewaterhouseCoopers unterstützen wird. Ergänzend möchte ich anmerken, dass wir die oft zitierte „Kriegskunst“ im Business bei der Zusammenarbeit mit unseren lokalen Partnern, allen voran unserem Conference Organiser „Stretch-A-Leg“ aus Beijing überhaupt nicht erfahren „mussten“. Stattdessen haben wir mit allen unseren Partnern weitgehend auf „Hand- schlagbasis“ zusammenarbeiten dürfen. Aktuell ASIA: Nach dieser einwöchigen Reise: wie sehen Sie ein weiteres Engagement der Gruppe und auch von b-to-v? Dr. Bomholt: Unsere Erfahrungen waren durchweg positiv. Unsere gemeinsame Reise hatte zunächst explorativen Charakter – nicht zuletzt auch nach dem IPO von openBC/XING, einem unserer Portfoliounternehmen, welches sich auch bereits stark in China engagiert hat und damit gewissermaßen einen Grundstein für unser Interesse in China gelegt hat. Erklärtes Ziel unserer Reise war es zum jetzigen Zeitpunkt vor allem, persönliche Kontakte und Vertrauensbeziehungen zu gleichgesinnten Investoren und Unternehmern in China und Singapore aufzubauen, auf Basis derer wir nun weitere Aktivitäten und gemeinsame Investments in den kommenden Jahren angehen können. Über die ersten Beteiligungen des b-tov Investorenkreises wird sich mittelfristig zeigen, ob sich die weitere Ausweitung unserer Aktivitäten nach China für uns auszahlen wird. Eine engere Geschäftsbeziehung haben wir so unter anderem in den letzten Monaten mit zero2IPO aufgebaut, auf deren „Annual China Venture Capital Forum Shanghai“ wir im Dezember 2006 als Sponsor vertreten sein durften. Vice Versa helfen wir zum Beispiel zero2IPO bei der Ausrichtung ihrer ersten europäischen Konferenz in London Ende Juni 2007. Von Danny Stötzer in Shanghai Info Dr. Jan Bomholt, Partner BrainsToVentures AG Blumenaustrasse 36 Postfach 142 CH-9004 St. Gallen web: www.b-to-v.com Tel.: +41 (71) 242 2000 Fax: +41 (71) 242 2001 aktuell ASIA 05/2007 Firmenportrait China Networking in China Fotos: Danny Stötzer, Patrick Hermans Gespräch mit Xinyu Song, Country Manager von XING U m sich schnell in der fremden Umgebung in Asien einzuleben, geschäftlich erfolgreich zu sein oder sich auszutauschen, ist ein ausgeprägtes soziales Netzwerk von entscheidender Bedeutung. Guanxi ist in der chinesischen Kultur eine ausgeprägte Komponente. In Zeiten der Internetkommunikation bietet das Hamburger Unternehmen OPEN Business Club AG seine Online-Networking-Plattform XING auch in chinesischer Sprache an und hat seine Marktpräsenz in China durch ein Joint Venture aufgebaut. Aktuell ASIA sprach mit dem Country Manager Dr. Xinyu Song über die internationale Netzwerkplattform in China. Aktuell ASIA: XING ist eine in Deutschland gegründete und ansässige Internet-Netzwerkplattform, die seit einiger Zeit auch auf dem chinesischen Markt aktiv ist. Wie kam es dazu, dass sich ein deutsches Unternehmen im Bereich „Networking“ auf dem chinesischen Markt engagiert? Dr. Song: XING wurde als openBC im November 2003 gegründet und ist seit September 2005 in China als Plattform aktiv. Es gibt keine Nation, die auf openBC nicht vertreten ist, insgesamt kommen die Mitglieder aus mehr Ländern, als in den Vereinten Nationen vertreten sind. Meine Bekanntschaft mit openBC kam über die Plattform selbst, als ich für mein eigenes Unternehmen eine geeignete Kundenplattform gesucht habe. Die Kosten, um meine Kunden zu verwalten und in dauernder Kommunikation zu bleiben, waren sehr stark angestiegen. Wir hatten im Jahr einige hunderttausend Euro dafür ausgegeben, Dr. Xinyu Song, Country Manager China Xing unseren Kunden Produktveränderungen oder Produktneuheiten kommunizieren zu können. Diese Kosten habe ich versucht zu verringern und bin so auf die Suche im Internet gegangen. In den Jahren 2004 und 2005 habe ich also eine KundenmanagementPlattform gesucht, um meine Kommunikationskosten verringern zu können und bin dabei auf openBC gestoßen. Ich selbst habe 16 Jahre in Deutschland gelebt und die deutsche Plattform war mir von Beginn an in Funktionalität und Aufbau sympathisch. Nach diesem ersten Testen, habe ich auf der Site ganz unten Firmenportrait China www.xing.com einen Link entdeckt, der besagte: „Wenn Sie einen eigenen Businessclub gründen möchten, bitte hier klicken“. Darauf folgte ein Fragebogen, den ich ausgefüllt habe – denn ich wollte ja für meine Kunden eine Plattform errichtet haben. Am kommenden Tag rief mich der damalige Vertriebsverantwortliche bei openBC an und wollte weitere Details von mir erfahren. Daraufhin wurde Lars Hinrichs, Geschäftsführer von openBC darüber informiert und wir haben miteinander telefoniert. Von diesem ersten Telefonat bis zur Idee, openBC auf China zu erweitern, hat es dann noch einige Überzeugungsarbeit von Lars Hinrichs gebraucht: So war ich zu Gast in Deutschland und habe mir ein Offline-Treffen angeschaut, wo sich die Hamburger-Mitglieder trafen. Ich dachte: „da werden sich vielleicht 20 oder 30 Leute treffen. Was ist daran so interes- working-Plattform in dieser Art so einfach auf China übertragbar? Dr. Song: Wir haben ein chinesischdeutsches Jointventure gegründet und ich habe meinen Kunden XING empfohlen, so dass wir eine Grundlage an Mitgliedern hatten, auf der wir aufbauen konnten. Das Grundkonzept ist simpel: mit jedem neuen Mitglied steigt das Beziehungsgeflecht überproportional, es steigt exponentiell. Wir hatten in China eine günstigere Ausgangssituation, weil ich einige tausend meiner Kunden von den Vorteilen XINGs überzeugen konnte, die sich auch gleich angemeldet haben. Inzwischen ist China zu einem der wichtigsten Auslandmärkte des Unternehmens geworden. Aktuell ASIA: Was bedeutet XING? Dr. Song: Viele glauben, XING sei eine chinesische Entwicklung, denn der Name hat im Chinesischen durchaus Assoziati- Ich war begeistert und mir sicher, dass sich die Idee des Online-Networking auch auf China übertragen lässt sant?” Doch als ich erfuhr, dass über 800 Mitglieder zusammen kommen, war ich begeistert und war mir sicher, dass sich die Idee des Online-Networking auch auf China übertragen lässt. Aktuell ASIA: Ist denn eine deutsche Net- Seite 30 onen. Es kann je nach dem Chinesischen Charakter einmal „Netz“, „florieren“, „Reichtum haben“ oder auch „Handeln“, „Action“ bedeuten. Wir sind in China sehr glücklich, dass dieser Name gewählt wurde, auch wenn die Umbenennung nichts mit China zu tun hat, sondern im Gesamtkonzept verankert war. Aktuell ASIA: Welchen Nutzen habe ich denn, wenn ich einer solchen Plattform beitrete? Dr. Song: Hier gibt es sicherlich keine eindeutige Antwort auf diese Frage, denn jeder nutzt XING auch anders. Aber generell gesehen, ist es möglich, neue Geschäftspartner ausfindig zu machen, die man vorher nicht gekannt hat und auch sonst nur mühselig kennen gelernt hätte. Weltweit sind über 2 Millionen Menschen Mitglied auf XING, die ich erreichen kann. Wenn ich also einen Geschäftspartner suche, dann ist XING ein ideales Medium, mich überregional mit anderen Menschen zusammen zu finden und auszutauschen. Dabei bestehen verschiedene Möglichkeiten in Kontakt zu treten: das direkte Suchen und Ansprechen, der Austausch über Gruppendiskussionen oder über ein eigenes Netzwerk die Möglichkeiten nutzen. Ich habe zum Beispiel mehrere Mitarbeiter über die Plattform gefunden, weil wir uns vorher intensiv austauschen konnten. Dabei ist XING aber keine Plattform für Arbeitsplätze, sondern ein Ort der Begegnung und des Austauschens mit anderen Menschen – über Grenzen und Kontinente hinweg. Der Ansatz ist natürlich, dass sich Menschen austauschen: Sie suchen zum Beispiel einen Spezialanwalt, sind auf der Suche nach einem Exporteur oder Importeur, Sie wollen von den Erfahrungen Ihrer Branchenkollegen profitieren oder sich einfach mit anderen Menschen über bestimmte Themen unterhalten – XING bietet die Plattform dafür. Neben dem Austausch online ist XING auch bemüht, Begegnungen im wirklichen Leben zu organisieren. So haben wir zum dritten Geburtstag des Unternehmens im November vergangenen Jahres ein XING Networking Festival organisiert, wo sich gleichzeitig in 13 Städten in China Tausende Geschäftsleute getroffen haben, um diesen Geburtstag zu feiern und sich auszutauschen. Allein in Shanghai und Beijing kamen jeweils über 300 Menschen zusammen. Aktuell ASIA: Wie ist Ihre Erfahrung aus dem Nutzen, den die Mitglieder haben? Dr. Song: Ich habe einmal in Shanghai zu einem XING-Treffen einige Gäste gefragt, wie ihre Erfahrungen sind und aktuell ASIA 05/2007 Firmenportrait ganz erstaunliche Geschichten wurden mir erzählt. So haben sich auf einem dieser Treffen ein Textilfabrikant und ein Universitätsprofessor kennen gelernt, die zusammen ein Forschungsprojekt in der Bekleidungsindustrie ins Leben gerufen haben. Ein anderer Geschäftsmann erzählte mir davon, dass er einmal ein Rechtsproblem hatte und auf einem unserer Treffen einen Anwalt für sein Problem gefunden hat. Einmal erzählte mir ein Anwalt, dass er über XING Mandanten kennen gelernt hat, die letztendlich knapp einen Kontakt einen neuen Kontakt vorgestellt bekommt und so die Unterstützung erfährt, die man benötigt. Dass es dabei den kulturellen Gepflogenheiten meiner Landsleute sehr nahe kommt, ist günstig und wird durch den Erfolg, den XING in China hat, bestätigt. Aktuell ASIA: Nutzen Chinesen XING anders als zum Beispiel die Deutschen? Dr. Song: Es gibt sehr wohl Unterschiede im Nutzen zwischen Chinesen und Deutschen. Chinesen sind wesentlich direkter und ergebnisorientierter in ihrem Networ- Die Mitglieder kommen aus mehr Ländern, als in den Vereinten Nationen vertreten sind eine Million RMB Umsatz in die Kanzlei brachten. Es treffen also Menschen aufeinander, die einen gegenseitigen Nutzen sehen. Dabei sind die Treffen in der Regel von den Mitgliedern selbst organisiert, XING stellt dazu die technische Plattform zur Verfügung. Aktuell ASIA: Und XING erhält dann auf solche Geschäfte eine Provision? Dr. Song: Nein, ganz und gar nicht. Wir verstehen uns nicht als Geschäftsvermittler, sondern bieten den Raum – ob online oder offline – wo sich Menschen treffen können. Welche Möglichkeiten sich daraus entwickeln, erfahren wir meist nur, weil uns Mitglieder davon berichten. Wir sind also an den Geschäften, die sich vielleicht daraus entwickeln, nicht beteiligt. Anders als andere Provider stellen wir nicht Informationen zu Unternehmen bereit, sondern es stellen sich bei uns Menschen vor. Wenn sich Menschen kennen lernen, können diese darauf eine geschäftliche Verbindung bauen. Aktuell ASIA: Diese Art des Networking ist ja sehr an das chinesische Grundbedürfnis angelehnt, ein großes Personennetzwerk aufzubauen. Trifft XING deshalb so zielsicher auf die Chinesen? Dr. Song: Bei der Gründung war der chinesische Markt für openBC sicherlich noch kein Ziel. Aber das Grundbedürfnis, sich mit anderen auszutauschen, ist universell und das bietet XING. Das Prinzip lautet dabei ganz einfach, dass man über aktuell ASIA 05/2007 king. Aus chinesischer Sicht bedeutet dies, ein direktes Ansprechen und Fragen nach Produkten und Unternehmen. Deutsche sind diesbezüglich sanfter. So könnte es einen Deutschen vielleicht stören, wenn ihn ein Chinese beim kennen lernen direkt darauf anspricht. Ein Chinese fokusiert China Dr. Song: Es gibt keine reinen Ausländertreffen oder Ausländerforen bei XING, aber es bietet die Möglichkeit, schnell Kontakt zu Menschen aus der Heimat aufzubauen, die auch in China oder Asien leben. Es gibt in Shanghai einen deutschen Stammtisch, der sich über XING organisiert und wo ich sicher schnell Kontakt zu Landsleuten finde, die auch in der Region leben. Zusätzlich sind zu den Treffen immer neue Gesichter willkommen. Ich kann über XING ja auch ganz direkt Menschen, egal welcher Herkunft, suchen, die ich kennen lernen möchte. Dabei ist es keine Partneroder Arbeitsvermittlung, sondern eine Social Networking Plattform. Aktuell ASIA: XING bietet auch die Möglichkeit von Gruppen an, wo sich Menschen frei über Themen austauschen können. Welche Erfahrungen haben Sie da mit Zensur oder dem Recht der freien Meinungsäußerung gemacht? Dr. Song: Wir haben allein in China über 400 aktive Gruppen, die fast alle Themenbereiche abdecken. Das beginnt bei Managementmethoden bis hin zu Weinliebhabern oder sogar eine Yoga-Gruppe. Die Gruppe „Shanghai“ hat beispielsweise XING ist auch bemüht, Begegnungen im wirklichen Leben zu organisieren da mehr auf das Wesentliche. In dieser Art kommunizieren auch die Mitglieder untereinander. Interessant ist neben kulturellen Unterschieden der Chinesen aber auch regionale Unterschiede innerhalb Chinas. Offline-Veranstaltungen sind beispielsweise in Shanghai sehr westlich orientiert, in anderen Regionen sind sie jedoch sehr viel chinesischer. Ich habe beispielsweise in Guangzhou erlebt, dass zu einer Veranstaltung sich die Gäste in einem Halbkreis aufgestellt und einander vorgestellt haben. Für einen Ausländer ist dies vielleicht etwas fremd. Auch war die Erwartung dort eine andere. Die Menschen kamen, um Geschäfte zu machen und sind dementsprechend direkt aufeinander zugegangen. Aktuell ASIA: Welchen Vorteil habe ich als Ausländer in Asien von XING neben der Möglichkeit, Geschäfte anzubahnen? bereits über 5.000 Mitglieder. XING ist aber eine Plattform für Geschäftsleute, keine politische Plattform. Wenn also politische Statements abgegeben werden sollen, dann ist das der falsche Ort. Das wissen auch unsere Mitglieder und ermahnen sich da schon einmal gegenseitig. Die AGB enthalten klare Richtlinien, was auf XING erlaubt ist und was nicht. Aktuell ASIA: Wohin wird sich XING in Zukunft entwickeln? Dr. Song: Der Betreiber von XING, die OPEN Business Club AG, ist seit vergangenem Jahr ein börsennotiertes Unternehmen und wird sich auch in Zukunft weiter international engagieren. China wird in naher Zukunft die größte Internetgemeinde der Welt sein und das wird sich auch bei XING bemerkbar machen. Von Danny Stötzer in Beijing Seite 31 Wirtschaft China Foto: Jovan Nikolic Tourismusbranche im Aufwind China lockert Beschränkungen E inmal auf der Großen Mauer herum spazieren oder die alte Kaiserstadt Nanjing besuchen – touristische Wünsche von Europäern, die ihr entsprechendes Pendant haben: Schloss Neuschwanstein, das Münchner Hofbräuhaus und Dresdens Frauenkirche stehen als Fernziele chinesischer Touristen in Deutschland ganz oben auf der Wunschliste. Mit zunehmendem Einkommen können sich Chinesen diese Wünsche auch erfüllen und Chinas Öffnungspolitik ermöglicht immer mehr westlichen Touristen den Besuch des Reiches der Mitte. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass erst zum 1. Juli 2007 die Beschränkungen für ausländische Reiseagenturen in China gelockert werden. Wie zu Beginn des Jahres von der chinesischen staatlichen Tourismus-Behörde bekannt gegeben wurde, wird es im Rahmen des WTO-Beitritts zur Mitte des Jahres ausländischen Reiseagenturen erlaubt sein, in China entsprechende Niederlassungen zu gründen und damit sowohl chinesische als auch ausländische Touristen zu betreuen. Die Volksrepublik rechnet mit einem starken Investitionsstrom ausländischer Agenturen. Diese Agenturen sollen dann vor allem die steigende Zahl der ausländischen Gäste betreuen. Im vergangenen Jahr besuchten über 22 Millionen Touristen China. Das ist seit dem Jahr 2000 mit damals 10,2 Millionen Gästen mehr als eine Verdopplung und bei einem jährlichen Wachstum von 8,5 Prozent steigen die Erwartungen der Reiseveranstalter. Der Ausländer-Tourismus ist eine blühende Industrie in der Volksrepublik mit einem Gesamtvolumen von 29,3 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahre 2005. Das Ziel der Chinesen ist hoch gesteckt: bis 2020 sollen jährlich 210 Millionen ausländische Touristen rund 60 Milliarden USDollar an Devisen direkt in das Land bringen. Aber vor allem die inländischen Touristen sollen in 13 Jahren jährlich umgerechnet 250 Milliarden US-Dollar fürs Reisen und Erholen ausgeben. Schon jetzt ist China unter den Top 5 der beliebtesten Auslandsreiseziele weltweit – nach Frankreich, Spanien, Italien und den USA. Besonderen Anschub erhoffen sich die Chinesen von den Olympischen Spielen 2008 in Beijing und der Weltausstellung in Shanghai 2010 für die Branche. Nach Einschätzung der World Tourist Organisation (WTO) werden bis zum Jahr 2020 jährlich 130 Millionen Menschen China besuchen und in umgekehrter Richtung etwa 120 Millionen Chinesen auf Auslandsreisen gehen. Davon will Europa profitieren und hat im Februar ein Abkommen mit China unterzeichnet, das zur Erleichterung der Visa-Verfahren führen sollen, damit neben Geschäftsreisenden auch Besuchergruppen aus China die Sehenswürdigkeiten Europas besuchen können. Insgesamt 76 Länder und Gebiete dürfen chinesische Bürger als Reisegruppen besuchen. Doch auch diese Zahl soll mittelfristig mit bilateralen Abkommen gesteigert werden. Seite 32 Vorerst jedoch herrscht verhaltener Optimismus in der Branche. So zumindest die Einschätzung von Sigrid Seel und Martin Botz, die in Shanghai die Reiseconsultingagentur „The Last Frontiers“ betreiben. Von Shanghai aus beraten die beiden Deutschen ausländische Reisende, die auf individuellen Touren China oder Südostasien kennen lernen wollen. Zwar seien die Bestimmungen zur Zugangserleichterung für ausländische Reiseagenturen erlassen worden, über die Bedingungen, wie sich diese in China engagieren können, sei aber noch nichts bekannt gegeben, berichtet Seel. Deshalb konzentriere sich „The Last Frontiers“ vor allem auf jene Ausländer, die bereits in China leben und etwas mehr vom Land und der Region sehen wollen, als was ihnen in standardisierten Rundereisepaketen geboten wird. Oder aber es sind Freunde und Verwandte von Expats, die den Besuch für eine ausgedehnte Chinareise nutzen. „Die gefragtesten Ziele sind dabei nach wie vor Beijing, Xi’an, Yunnan, Guilin, der 3-SchluchtenStaudamm, die Seidenstraße und natürlich die Große Mauer“, berichtet Seel. Mit einem Abreißen der Besucherzahl ist nicht zu rechnen, doch ist nicht ganz klar, wie sich ausländische Reiseagenturen in China engagieren können. Unter den derzeitigen Regularien dürfen nur chinesische Agenturen oder Agenturen mit mehrheitlich chinesischer Beteiligung überhaupt auf dem boomenden Markt aktiv sein. Auch ist die touristische Infrastruktur bei weitem noch nicht auf einem qualitativen oder quantitativen Niveau, wo ein Massentourismus möglich ist. Ende 2001 verzeichnete das staatliche Statistikamt 11.500 Hotels in China, die eine Lizenz besaßen, Ausländer zu beherbergen. 5,4 Millionen Menschen lebten direkt und 28 Millionen Menschen indirekt vom Tourismus. Diese Zahlen sind gemessen an 36,8 Millionen Hotelübernachtungen dringend ausbaubedürftig. Deutschland ist für den chinesischen Tourismus bisher unbedeutend. Zumeist stammen die ausländischen Touristen aus Asien selbst: 2,9 Millionen Japaner und 2,1 Millionen Südkoreaner besuchen das Reich der Mitte jährlich. Aber vor allem der Inlandstourismus Chinas wächst in bedeutender Weise. Nachdem die Zentralregierung 1999 die gesetzlich festgelegten Urlaubstage zum Frühjahrs- und Neujahrsfest, zum Maifeiertag und zum Nationalfeiertag auf 7 Tage ausgedehnt hat, um das touristische Potenzial aktuell ASIA 05/2007 Wirtschaft besser ausschöpfen zu können, ist ein sprunghafter Anstieg der Binnentouristen zu verzeichnen. 2005 betrug die Zahl der inländischen Reisenden dann auch schon 1,1 Milliarden die etwa 75,5 Milliarden US-Dollar ausgaben. Doch längst ist das Massenreisen zu den Goldenen Wochen zu einem logistischen Problem geworden. Die Mehrheit ist auf der Reise in die Heimatstädte. Zur Neujahrswoche 2007 hat die Chinesische Bahn 636 Sonderzüge eingerichtet, um die 156 Millionen Reisenden transportieren zu können. Eher eine Völkerwanderung als ein touristisches Reisen, um Sehenswürdigkeiten zu sehen oder sich zu erholen. In Europa und den USA freut sich die Tourismus-Branche bereits auf die wohlhabenden Reisenden aus dem Reich der Mitte. Doch die Chinesen stellen andere Ansprüche als Touristen anderer Länder. So sind die Ansprüche an Unterkunft gemessen mit anderen Gruppen geringer – Geld sparen heißt da die Devise, während dann dem freien Konsum in Shoppingmalls und Souvenirshops nachgegangen wird. Im vergangenen Jahr reisten 230.000 chinesische Touristen nach Deutschland und es ist zu erwarten, dass sich bei zunehmendem Wohlstand der chinesischen Mittelschicht, diese Zahl weiterhin erhöht. Eine Umstellung der europäischen Tourismus-Branche auf die Eigenarten der chinesischen Gäste muss die Folge sein. Wie schon bei den japanischen Gruppen, die eine Fülle an Sehenswürdigkeiten in einer kurzen Zeit besuchen wollen, werden auch die Hotels in Europa sich anpassen müssen und neben chinesischem Frühstück auch die Vielbettzimmer ins Programm aufnehmen müssen, um einen Teil der Touristen aus dem Reich der Mitte beherbergen zu dürfen. China Dass sich die Tourismus-Branche innerhalb Chinas in einem atemberaubenden Tempo entwickelt, belegen die statistischen Angaben aus dem Jahr 2005: 239 Fünf-Sterne-Hotels und 963 Vier-Sterne-Hotels bestanden unter den 283.800 Übernachtungsmöglichkeiten. 13,361 Reisebüros bieten die Möglichkeit zu 3,500 touristischen Stätten zu fahren. Bis 2010 sieht der staatliche Plan vor, 6,4 Milliarden Über-Nacht Einreisen und 53 Milliarden US-Dollar Deviseneinnahmen aus dem internationalen Tourismus zu erzielen. Damit wird China auf dem 3. Platz auf der Welt rangieren. Die Zahl der Übernachtungen bei inländischen Reisen soll 1,69 Milliarden und die Einnahmen aus dem inländischen Tourismus sollen 600 Milliarden US-Dollar betragen. Mit 1,27 Billionen Yuan werden die Gesamteinnahmen aus dem Tourismus 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Die Zahl der in der Tourismus-Branche unmittelbar Beschäftigten soll 10 Millionen erreichen und die Zahl der mittelbar Beschäftigten 49 Millionen. Mit der Öffnung für ausländische Reiseagenturen soll der Markt weiter an Dynamik gewinnen. Denn mit der allgemeinen Regelung zur Liberalisierung des Markteintritts für ausländische Reiseagenturen sollen vor allem jene Agenturen ermutigt werden zu expandieren, die bereits die Erlaubnis hatten, in einer der fünf Städte Beijing, Shanghai, Guangzhou, Shenzhen und Xi’an Niederlassungen unter Minderheitsbeteiligungen zu gründen. Von Danny Stötzer in Shanghai Wirtschaft China Chinas Flughäfen im Aufwind I m März veröffentlichte die chinesische Zivilluftfahrtbehörde (Civil Aviation Administration of China – CAAC) die Übersicht über die Umschlagszahlen der chinesischen Verkehrsflughäfen im vergangenen Jahr. Demnach stieg der Personenverkehr im Vergleich zum Vorjahr um 16,7 Prozent auf über 330 Millionen Passagiere. 299 Millionen davon wurden auf Inlandsrouten abgefertigt, 32,63 Millionen auf internationalen Strecken. Der Frachtumschlag legte um 19 Prozent auf 7,53 Millionen Tonnen zu, 5,04 Millionen Tonnen auf Inlandsstrecken (+ 16,8%) und 2,49 Millionen Tonnen international (+23,6%). Insgesamt bewältigten die Flughäfen der Volksrepublik 3,48 Millionen Starts und Landungen (+14,1%), 3,2 Millionen für nationale und 272.000 für internationale Verbindungen. Unter den drei leistungsstärksten Flughäfen verzeichnete Peking das davon 93 weniger als 500.000. Zum Vergleich dazu: der deutsche Flughafen Paderborn-Lippstadt kam im vergangenen Jahr auf über 1,2 Millionen Passagiere. Im Frachtumschlag behauptete Shanghai Pudong mit 2,16 Millionen Tonnen seine Spitzenposition (+16,7%). Auch wenn der Pekinger Flughafen seinen Güterumschlag mit 1,2 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr mehr als verdoppelte (+53,7%), wird Shanghai Pudong seine Spitzenstellung wohl festigen können: Der Versanddienst UPS hat bereits angekündigt, an diesem Standort sein Asien-PazifikZentrum einrichten zu wollen. Mit DHL prüft derzeit ein weiterer Frachtgigant, ob sich Shanghai Pudong als Basis für ein neues Nordasienzentrum eignet. Entsprechend verzeichnete die an der Shanghaier Börse gelistete „Shanghai Airport Group Co., Ltd.“ im vergangenen Jahr mit insgesamt 1,5 Milliarden RMB (etwa 150 Millionen Euro) einen Gewinnzuwachs von 9 Prozent. Die Kosten für den Ausbau des Flughafens Pudong werden mit 15 Milliarden RMB (etwa 1,5 Milliarden Euro) veranschlagt. Der nach Passagier- und Frachtumschlag drittplatzierte Flughafen Guangzhou Bayun International Airport erhielt im März 2007 die Genehmigung für 10 neue internationale Flugrouten, die von Chinas größter Fluggesellschaft, China Southern Airlines, betrieben werden. Die Gesellschaft wird die Zahl ihrer in Guangzhou stationierten Flugzeuge im Laufe des Jahres auf 68 erhöhen und die Zahl der täglichen Starts und Landungen nach eigenen Angaben bis Jahresende von 350 auf 450 steigern. Zusätzlich hat Kenia Airways, das seit 2005 Guangzhou als ersten chinesischen Der Personenverkehr stieg im Vergleich zum Vorjahr um 16,7 Prozent dynamischste Wachstum: im Passagierverkehr legte der Beijing Capital International Airport (BCIA) um 18,9 Prozent auf über 48,7 Millionen Passagiere zu. Damit liegt der BCIA auf Platz 9 des weltweiten Verzeichnisses des „Airports Council International (ACI)“, das Atlantas Hartsfield-Jackson Airport mit 84,8 Millionen Passagieren als Spitzenreiter listet. Der Hauptstadtflughafen führt innerhalb Chinas deutlich vor den zweit- und drittplatzierten Shanghai Pudong und Guangzhou Baiyun International Airport, die mit 26,7 Millionen bzw. 26,2 Millionen Passagieren auf ähnlichem Niveau lagen. Von insgesamt 146 registrierten Flughäfen verzeichneten im vergangenen Jahr lediglich sieben mehr als 10 Millionen Passagiere. Neben den drei Spitzenreitern handelt es sich dabei um die internationalen Flughäfen Shanghai Hongqiao (19,3 Millionen), Shenzhen Bao’an (18,3 Millionen), Chengdu Shuangliu (16,2 Millionen) und Kunming Wujiaba (14,4 Millionen). Auf diese Flughäfen konzentriert sich der Luftverkehr in der Volksrepublik China. Trotz zum Teil beachtlicher Steigerungsraten fertigte das Gros der chinesischen Verkehrsflughäfen (101) im vergangenen Jahr weniger als 1 Mio. Passagiere ab, Der Frachtumschlag legte um 19 Prozent zu Seite 34 Flughafen bedient, angekündigt, die Zahl der Flüge zu erhöhen. Gleiches gilt für die japanischen All Nippon Airways, die die Einrichtung einer täglichen Flugverbindung nach Tokio planen. Neben dem Ausbau der Hubs Peking, Shanghai und Guangzhou plant CAAC insbesondere in den westlichen Provinzen die Flughafenkapazitäten aufzustocken. Bislang verfügen diese aktuell ASIA 05/2007 Foto: EML Luftverkehr nimmt weiter zu Wirtschaft schlecht entwickelten Gebiete über 54 Verkehrsflughäfen. Damit stellen die flächenstärksten Regionen lediglich 38 Prozent aller chinesischen Flughäfen. Im Rahmen der CAAC-Entwicklungsstrategie für die westlichen Provinzen sollen bis 2010 insgesamt 52 Milliarden RMB (5,2 Milliarden Euro) investiert werden, um 6 Flughäfen umzusiedeln und 31 Flughäfen auszubauen. Zwölf Airports wurden im vergangenen Jahr bereits neu fertig gestellt oder erweitert, 17 neue sind derzeit in Bau. Im Rahmen der Entwicklungsstrategie für die westlichen Provinzen soll allein in der Autonomen uigurischen Provinz Xinjiang nach CAAC-Planungen die Zahl der Flughäfen bis 2010 von 16 auf 20 gesteigert werden. Auch die autonome Provinz Innere Mongolei soll bis China Planungen ein neuer Flughafen erbaut werden: am Quellgebiet von Yangtze, Gelbem Fluss und Lancang, den drei Hauptflüssen Chinas, soll in der Stadt Shangbatang für 478 Millionen RMB (etwa 47 Millionen Euro) ein Flughafen mit einer Kapazität für 17 neue Flughäfen sind derzeit im Bau 80.000 Passagiere und einer 3.800 m langen Landebahn entstehen. Die Finanzierung dieses Flughafens, der auf 4.000 m Höhe liegen wird, soll durch CAAC und die Nationale Entwicklungsund Reformkommission (NDRC) gewährleistet werden. Eine statistische Besonderheit unter Chinas zivilen Flughäfen bildet Luoyang, das nach Passagier- und Cargo-Zahlen auf Rang 80 bestenfalls den Status eines Provinzflughafens besitzt, nach Starts und Landungen jedoch landesweit Platz 6 belegt und damit nur knapp hinter Shenzhen eingestuft ist. Der Grund dafür ist eine Trainingsbasis der Civil Aviation Flight University of China, die in Luoyang dem praktischen Flugtraining des in China dringend benötigten fliegenden Personals dient. Die „Shanghai Airport Group Co., Ltd.“ listete im vergangenen Jahr einen Gewinnzuwachs von 9 Prozent 2010 insgesamt 12, bis 2020 sogar 18 Flughäfen erhalten. Im Dezember 2006 hatten CAAC und Provinzregierungen Unterstützungsleistungen in Höhe von 10 Millionen RMB an Airlines gezahlt, die Feeder-Dienste in den nordwestlichen Gebieten Chinas anbieten. Auch in der Provinz Qinghai soll nach CAAC- Von Jan von Häfen, Referent für Verkehr, Bau und Städtewesen bei der deutschen Botschaft Peking Chemical Surface Treatment for the Asia-Pacific Markets Products for Cleaning, Conversion Coating, Passivation and Lubrication for metal surfaces. Maintenance and NDT-chemicals for the Aerospace Industry. Steel and Aluminium Mills Aluminium Finishing Metal Fabricators Heavy Equipment Cold Forming Aerospace Appliances Automotive www.surfacetreatment.chemetall.com Chemetall Asia Pte Ltd 12, Loyang Crescent Singapore 508980 Phone: +65 6885 7900 Fax: +65 6885 7929 E-mail: [email protected] www.aerospace.chemetall.com Chemetall Philippines Co Ltd Inc W-12 Veterans Road Veterans Center, Taguig Metro Manila 1630, Philippines Phone: +632 837 3105 Fax: +632 838 9027 E-mail: [email protected] Chemetall Hong Kong Ltd Unit 8 10/F, Block 3 Nan Fung Industrial City 18 Tin Hau Road, Tuen Min New Terretories, Hong Kong Phone: +852 2462 3966 Fax: +852 2462 3961 E-mail: [email protected] Chemetall (Thailand) Co Ltd 567, Seree 6 Road Suanluang Sub-District Suanluang District Bangkok 10250, Thailand Phone: +662 718 4300 Fax: +662 718 4300 E-mail: [email protected] Chinesen in Köln Literatur „Chinesen wollen alles und das sofort“ Luo Lingyuan liest auf der lit.cologne – Zwei Kulturen prallen aufeinander enn ich mit Chinesen in Deutschland in ein Restaurant gehe, muss ich vorher mit dem Küchenchef reden“, erinnert sich die chinesische Schriftstellerin Luo Lingyuan an ihre Zeit als Reiseleiterin in Deutschland. „Die Deutschen essen die verschiedenen Gänge in aller Ruhe, einen nach dem anderen, sie warten entspannt auf ihr Essen. Die Chinesen wollen ihre Mahlzeit am besten sofort und komplett nach der Bestellung auf dem Tisch sehen.“ Ein Lachen geht durch den ausverkauften Kinosaal des Museum Ludwig. Im Rahmen des Kölner Literaturfestivals lit.cologne 2007 las die in Berlin lebende chinesische Schriftstellerin Luo Lingyuan aus ihrem neuesten Buch „Die chinesische Delegation“ und beschrieb humorvoll die Unterschiede zwischen der chinesischen und europäischen Kultur. Das überwiegend deutsche Publikum war sehr gespannt auf den Auftritt der Chinesin, die zum ersten Mal auf der lit.cologne ein Buch vorstellte. „Die chinesische Delegation“ zeigt, was beim Zusammenprall der Kulturen so alles zu registrieren ist. Eine 19-köpfige chinesische Reisegruppe mit Reiseleiterin, Parteisekretär und Stadtentwicklern reist nach Europa, um Kontakt zu deutschen Architekten aufzunehmen. Innerhalb der Gruppe geraten sich der machtbewusste Parteisekretär Wang und die junge Reiseleiterin Sanya oft in die Haare. „In China hat die Partei immer noch eine große Bedeutung“, erläutert die Schriftstellerin. „Die Chinesen fasziniert an Europa das Funktionieren der Demokratie, die Rechtsgrundlagen und das Mehrparteiensystem.“ In ihrem Buch beschreibt Luo Lingyuan die typische Reiseroute der Chinesen – möglichst alles sehen in möglichst kurzer Zeit. In Rom das Colosseum, in München das Hofbräuhaus, in Köln den Dom und in Berlin den Reichstag – aus ihrer Zeit als Reiseleiterin weiß die Autorin genau, was die Chinesen an Europa interessiert. Foto: Dr. Klemens Surmann W tollen Rasen“, bringt sie die Dinge humorvoll auf den Punkt. In Berlin wundert sich der chinesische Parteifunktionär, dass dort eine Statue von Karl Marx steht. „Die Kapitalisten lieben sogar ihre Feinde“, stellt er verwundert fest. Auch im Münchner Hofbräuhaus kehrt die „Chinesische Delegation“ ein. „Die Brauhäuser kommen den chinesischen Gewohnheiten sehr entgegen. Das Essen ist schnell da und es ist laut dort“, erläutert Luo Lingyuan, die auch Köln vor ihrer Lesung das Früh-Brauhaus mit ein paar chinesischen Freunden besucht hat. Einen wichtigen Part nehmen die Architekten in ihrem Buch ein. „Deutsche Architekten sind in China sehr begehrt“, weiß die Schriftstellerin. Die solide Bauweise der Deutschen, der Denkmalschutz und die europäische Architektur halten immer mehr Einzug im Reich der Mitte. In China haben die Architekten bisher nur einen Grobentwurf für einen Bau geliefert, alles andere wurde schnell in Eigenregie hochgezogen. Bei einer Baustellenbesichtigung schildert Luo Lingyuan die Empfindungen der chinesischen Städteplaner in einfacher, sehr humoristischer Art und Weise. In Rom das Colosseum, in München das Hofbräuhaus, in Köln den Dom und in Berlin den Reichstag Besonders interessant war es für das überwiegend deutsche Publikum, den Zusammenprall der chinesischen und europäischen Kulturen wahrzunehmen. In ihrem Roman beschreibt sie das unterschiedliche Herangehen an das Lösen von Konflikten. „Der Deutsche fällt gleich mit der Tür ins Haus. Der Chinese geht erst dreimal um das Haus herum, überlegt dann, ob er überhaupt klopfen soll und lobt nach erfolgtem Einlass erst einmal den Seite 36 aktuell ASIA 05/2007 Chinesen in Köln Neben vielen deutschen Zuhörern waren auch einige Asiaten in das Kino im Museum Ludwig gekommen. Zum Beispiel Lian; sie macht eine Ausbildung zur Dolmetscherin und interessiert sich brennend für die Sichtweise der Autorin, die sowohl die deutsche als auch die chinesische Seite sehr gut kennt. „Ich war jetzt zu Hause in Peking, das war mir richtig fremd, so viel hat sich dort getan“, beschreibt sie die rasante Veränderung in ihrer Heimat. Oder Jurastudent Lee aus Südkorea; er beobachtet, wie asiatische Produkte auf dem europäischen Markt Einzug halten. „Betrachten die Deutschen das eigentlich als Konkurrenz?“ ist seine Besorgnis; er sieht eher eine Arbeitsteilung zwischen Europäern und Asiaten. Er möchte erfahren, wie sich eine Chinesin im europäischen Kulturkreis zurecht findet. Luo Lingyuan kann beiden einiges erzählen. 1990 ist sie ohne deutsche Sprachkenntnisse ihrem deutschen Mann nach Berlin gefolgt und hat sich als Journalistin, Zimmerfrau, Reiseleiterin und Dolmetscherin durchgeboxt. Gelesen hat sie schon als Kind. Auch Klassiker gehörten zu ihrer Lektüre, wobei sie den chinesischen Autoren mehr als den deutschen Klassikern abgewinnen konnte. „Goethe ist mir etwas zu schwer, die Chinesen sind viel näher am Leben“, ist ihr Fazit. Sie liest immer noch sehr viel, sehr gerne amerikanische und französische Klassiker. Auch heute, als erfolgreiche Autorin, kann sie von der Schriftstellerei nicht leben. „Ich arbeite immer in kleinen Jobs. Wenn ich dann genug Geld habe, schreibe ich wieder“, ist ihre Lebensphilosophie. Man darf gespannt sein, was als nächstes aus ihrer Feder kommt. „Der Deutsche fällt gleich mit der Tür ins Haus. Der Chinese geht erst dreimal um das Haus herum.“ Wir Literatur Dr. Klemens Surmann e i S n e h c su Die freien Journalisten/innen, die über den eigenen Tellerrand hinausblicken können. Versiert sollten Sie sein, was den Bereich Wirtschaftsthemen und Asien betrifft. Ihre Vorqualifikation ist uns egal, Ihr Alter, Geschlecht und Standort ebenfalls. Sie müssen die Nase am Geschehen haben, in der Lage sein selbstständig Artikelvorschläge auszuarbeiten, und spannende Geschichten aus der Wirtschaft Asiens so zu präsentieren, dass der Leser alle wichtigen Informationen zum Thema interessiert erfassen kann. Ihre Schreibe soll spannend sein, gleichzeitig den Leser in das Thema einbinden und mit der Gewissheit zurücklassen, etwas Wichtiges erfahren zu haben. Wenn Sie sich das zutrauen, melden Sie sich, wir haben Arbeit für Sie. Kontakt: [email protected] Firmenportrait Thailand Asia Fruit Logistica M esse Asia Fruit Logistica (AFL) zum ersten Mal außerhalb Berlins: 5. – 7. September in Bangkok, Thailand Die FRUIT LOGISTICA 2006 in Berlin war eine einzigartige Leistungsschau der gesamten Wertschöpfungskette des internationalen Fruchthandels. Die Marke FRUIT LOGISTICA ist jetzt reif, zum Exportschlager der Messe Berlin zu werden. Zusätzlich zum jährlichen Branchentreff in Berlin wird die FRUIT LOGISTICA ab 2007 in Asien veranstaltet und somit der Leitmesse für den internationalen Fruchthandel in Berlin zusätzliche Impulse verleihen”, so Göke, COO der Messe Berlin. Vom 5. bis 7. September 2007 findet die ASIA FRUIT LOGISTICA in Kooperation mit dem Asiafruit Congress erstmals in Bangkok statt. Dazu ein Interview mit Gérald Lamusse, Global Brand Manager, FRUIT LOGISTICA, Messe Berlin GmbH und Geschäftsführer, Global Produce Events GmbH Aktuell Asia: Wer steht hinter der Asia Fruit Logistica? Welche Kompetenzen zeichnen die Macher der Messe aus? Gérald Lamusse: Die AFL wird von der Global Produce Events GmbH veranstaltet. Sie ist ein Joint Venture zwischen Messe Berlin und der Fruitnet Ltd., London. Die Kompetenzen sind klar: Auf der einen Seite verfügt die Messe Berlin als Veranstalterin der FRUIT LOGISTICA, der Weltleitmesse der Früchte- und Gemüsebranche, über das entscheidende Know how sowie die Zugkraft der Marke. Auf der anderen Seite ist Fruitnet Ltd über Market Intelligence Ltd. mit dem Asiafruit Congress und Asiafruit Magazine sowohl der Seite 38 führende Kongressveranstalter als auch Herausgeber der wichtigsten Fachzeitschrift der Branche in Asien. AA: Welche Aussteller möchten Sie gerne mit der Asia Fruit Logistica ansprechen? Gehören auch asiatische Unternehmen zu Ihrer Zielgruppe oder nur solche, die nach Asien exportieren wollen? GL: Die AFL spricht alle Firmen als potentielle Aussteller an, die im Handel oder in der Erzeugung von frischem Obst und Gemüse tätig sind. Dazu zählen auch Unternehmen, die in der Wertschöpfungskette des grünen Sortiments als Dienstleister tätig sind, zum Beispiel Verpackungs- und Logistikunternehmen. Da Asien gleichzeitig der größte Produzent und Konsument von frischem Obst und Gemüse in der Welt ist, gehören Unternehmen aus dieser Region zu der Kernzielgruppe unserer Veranstaltung. Es gibt natürlich darüber hinaus viele Exportländer aus anderen Regionen der Welt, die auch wichtige Zielgruppen für die ASIA FRUIT LOGISTICA sind. AA: Ist der Import frischer Ware nach Asien nicht sehr aufwendig? Gibt es bürokratische Hürden, die zu überwinden sind? GL: Frische Ware ist ein sehr sensibles Produkt und stellt deswegen auch große Herausforderung an den damit verbundenen weltweiten Handel. Diese Herausforderungen werden aber täglich von den in der Branche agierenden Unternehmen und ihren Logistikdienstleistern gemeistert, damit der Konsument zu jeder Zeit an jedem Ort der Welt frisches Obst und Gemüse in bester Qualität kaufen kann. Natürlich gibt es länderspezifische Hür- den wie phytosanitäre Aspekte, aber wo es eine Nachfrage gibt, finden sich auch immer Unternehmen, die sich den Herausforderungen stellen und die Nachfrage bedienen. AA: Welche Chancen bietet der asiatische Markt für den Fruchthandel, gibt es auch Risiken? Was ist in Asien anders als in Europa? GL: Wie bereits erwähnt, ist Asien gleichzeitig größter Produzent und Konsument von frischem Obst und Gemüse. Für Asien spricht auch, dass Obst und Gemüse im Vergleich zu anderen Erdregionen eine viel stärkere Rolle in der Esskultur spielen. Diese starke Marktstellung sichert auch die Erfolgsaussichten für das Geschäft. Der asiatische Markt bietet mit zunehmendem Wohlstand sowie verbesserter logistischer Infrastruktur sehr großes Wachstumspotenzial. Die Absatzmärkte in Europa und Nordamerika weisen - wenn überhaupt -nur leichte Steigerungsraten auf. AA: Wo sehen sie die Stärke der Messe, gerade im Hinblick auf den asiatischen Markt? GL: Wir nutzen die Stärke der Marke, das heißt eine eindeutige Fokussierung auf den Bereich frisches Obst und Gemüse, sowie die Kompetenzen, die beide Partner mit sich bringen. AA: Ein geschäftliches Engagement außerhalb des vertrauten Heimmarktes ist immer auch ein Stück Herausforderung? Wie hat sich Ihr Unternehmen auf den asiatischen Markt vorbereitet? GL: Die Herausforderung ist in der Tat groß. Entscheidend war für uns dabei, die richtigen Partner an Bord zu holen und für aktuell ASIA 05/2007 Fotos: Peter Steinhauer Organisatoren der ASIA FRUIT LOGISTICA 2007: Gerald Lamusse, Managing Director Global Produce Events GmbH (links) und Chris White, Managing Director Fruitnet Ltd. (rechts) Partner der ASIA FRUIT LOGISTICA 2007: Dr. Christian Göke, COO Messe Berlin GmbH (links), Gerald Lamusse, Managing Director Global Produce Events GmbH (Mitte) and Chris White, Managing Director Fruitnet Ltd. (rechts) Firmenportrait ein klares marktgerechtes Profil unseres Produktes zu sorgen. AA: Welche Erfahrungen haben Sie in Asien mit Behörden und Institutionen gemacht? GL: Dies ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. Die Veranstaltung wird in diesem Jahr in Bangkok, Thailand, stattfinden. Hier haben wir bisher erfreulicherweise positive Erfahrungen gemacht. AA: Wie sieht Ihre Arbeit vor Ort aus? Arbeiten Sie mit lokalen Partnern oder entsenden Sie Ihre Mitarbeiter nach Thailand? GL: Wir arbeiten vor Ort weitestgehend mit lokalen Partnern zusammen und haben kompetente Fachkräfte aus dieser Region in unser Team integriert. Daneben nutzen wir aber auch vor allem im Vorfeld der Messepremiere die Kompetenz des gesamten FRUIT LOGISTICA-Teams der Messe Berlin. AA: Warum haben Sie sich für den Standort Thailand/Bangkok entschieden? GL: Es gibt mehrere Gründe, die in der Summe den Ausschlag für Bangkok gegeben haben. Thailand ist zum einen eines der führenden Export- und Importländer der asiatischen Frischfruchtbranche und bildet damit eine wichtige Drehscheibe in der Region. Zum anderen ist Thailand aus aller Welt sehr gut erreichbar und eine attraktive Destination. Schließlich ist Thailand ein in Asien sehr transparentes Land im Bezug auf Geschäftsaktivitäten und den damit verbundenen Regulierungen. AA: Wieviele Teilnehmer erwarten Sie bei der Premiere der Asia Fruit Logistica im September? Welche Umsatzziele peilen Sie an? GL: Auf der Besucherseite erwarten wir circa 2.500 Top-Entscheider und Einkäufer der Branche sowie rund 150 Aussteller aus über 20 Ländern. AA: Haben Sie schon Zukunftspläne? Denken Sie vielleicht an weitere Standorte oder neue Kooperationen? GL: Ideen und Pläne haben wir einige. Wichtig ist zum jetzigen Zeitpunkt vor allem, dass wir uns darauf konzentrieren, das Produkt erfolgreich im Markt zu etablieren und unser Know-how in der Region auf- und auszubauen. AA: Wie sehen Sie die Region Berlin/Brandenburg für das Asiengeschäft aufgestellt? Gibt es genügend Anlaufstationen und Thailand Netzwerke? Welche Partner in der Region sind wichtig? GL: Die FRUIT LOGISTICA in Berlin zeigt, dass es einige Unternehmen in der Region Berlin/Bandenburg wie Erzeuger und Dienstleister gibt, die auch für das Asiengeschäft in Frage kommen. Oft wissen aber kleinere und mittelständische Unternehmen wenig über zusätzliche Marktpotenziale für ihr Geschäft. Messen haben ja die Funktion, dass sie einen Marktüberblick verschaffen und alle Handelspartner unter einem Dach vereinen. Gerade die Beteiligung an Messen wie der ASIA FRUIT LOGISTICA – sei es als Aussteller oder als Fachbesucher – bietet hier eine einzigartige Möglichkeit, Marktchancen für das eigene Geschäft auszuloten. Peter Steinhauer, M.A., hat Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn/Köln studiert, arbeitete als Werbetexter in Düsseldorf und betreibt als freier Journalist ein eigenes PR-Büro in Berlin. www.wordaffairs.de Weitere Infos www.asiafruitlogistica.com Wirtschaft Indien Indiens Hotelbauboom N ach China ist die internationale Hotellerie nun auch in Indien im Vormarsch, wo ein immenses Marktpotential lockt. „Seit 2004 ziehen die Zimmerpreise der indischen Hotellerie jährlich um 20% bis 25% an“, warnt Indiens Tourismusministerin Ambika Soni, „doch statt der fehlenden 150.000 Zimmer wird in den nächsten drei Jahren bloß die Hälfte gebaut werden.“ Aufgrund des starken Wirtschaftswachstums der zweitgrößten Nation Asiens schwillt der Strom der Businessreisenden, überwiegend aus Großbritannien und den USA, sprunghaft an, so dass Indien 2006 Indian Hotels mit der Dreisterne-Marke Gateway oder die Fortune Park Mittelklasse-Häuser der ITC-Erstklasse-Kette ebenso im Visier wie der Neuling Lemon Tree, der bis 2010 landesweit 15 Dreisterne-Hotels mit 1.900 Zimmern eröffnen will. Auch globale Player fassen nun mit ihren Mittelklasse-Marken Fuß im Boommarkt: Neben Holiday Inn Express von InterContinental und Courtyard von Marriott baut vor allem der globale Bettenkönig Accor mit seinem Lokalpartner InterGlobe für über 200 Mio. Dollar in den nächsten zehn Jahren eine Kette von 20 IbisZweisterne-Hotels mit 2.700 Zimmern in Business- und Urlaubszentren auf. „Indiens größter Zukunftsmarkt sind Budget-Hotels für preisbewusste Geschäftsleute und Urlauber mit Zimmern ab 12 Euro/Nacht“, erklärt Unterstaatssekretär für Tourismus Amitabh Kant, „daher will der Staat bis 2016 rund 55.000 Zimmer im Budgetbereich schaffen.“ Die Hotellerie schätzt allerdings den Bedarf auf über eine halbe Million Einsterne-Zimmer. Das Potential dieses Mega-Boommarktes ist gigantisch, was als erster Hotelier 2004 die Indian Hotels, eine Tochtergesellschaft des größten indischen Konglomerats Tata, erkannte: Ihre zeitgenössisch gestylte Ginger- oder IndiOne-Marke in populären Urlaubsdestinationen bietet internationalen Standard zu Schnäppchenpreisen Statt der fehlenden 150.000 Zimmer wird nur die Hälfte gebaut erstmals die 4-Mio.-Besucherschallmauer durchbrach. Gleichwohl rutschte letztes Jahr der Ausländeranteil an den Hotelnächten auf 24,9% ab, da der Inlandsreisemarkt noch schneller expandiert. „Indiens Hotellerie muss sich vermehrt auf den Inlandstourismus ausrichten“, fordert Patu Keswani, Geschäftsführer der Lemon Tree Hotels, „da betuchten Indern Hotelstandards immer wichtig werden.“ Auf 300 Mio. Menschen wird der indische Mittelstand heute schon geschätzt. Ihn haben die Taj Holding Seite 40 aktuell ASIA 05/2007 Foto: lucky studio Indiens Hotellerie im Wandel Wirtschaft mit Einzelzimmern ab 999 Rupien (14.60 Euro)! „Über Nacht kann in Indien aus einem Budget- ein Mittelklasse-Hotelprojekt werden“, erläutert Keswani, „da Grundstücke hier traditionell versteigert werden.“ Nach Industriestandard sollte der Grundstückspreis pro Zimmer nicht höher als 10% bis 15% sein, doch oft erfolgt der Auktionszuschlag auf einem höheren Niveau. Aber auch die Baufinanzierung kann ein Hotelprojekt in eine höhere Kategorie als geplant positionieren, da die indischen Banken der Hotellerie Kreditlaufzeiten von 8 bis 10 Jahren statt den global sonst üblichen 30 Jahren einräumen. Seit 2004 zieht jedoch der Hotelwert landesweit sehr stark an, vor allem in den Metropolen Bangalore, Mumbai, Delhi und Hyderabad, weshalb sich jetzt in allen Hotelkategorien ein phänomenaler Bauboom abzeichnet. Parallel zum rasch wachsenden Einkommen schießen so überall auch Budgethotels wie Pilze aus dem Boden: Das Investorenheer führt das Accor-Emaar-MGF Joint-Venture an, das bis 2016 für 300 Mio. Dollar 100 Formule 1 Budgethotels mit 10.000 Zimmern bauen will. In den Metropolen Delhi, Chennai, Kolkata und Mumbai sind auch die ersten acht Einsterne-Häuser der griechischen easyHotel-Gruppe im Bau. „Indien ist bedeutend attraktiver und transparenter als China“, räsoniert Barry Sternlicht, Chairman & CEO der Starwood Capital, der zum Jahresende 500 Mio. Dollar für die Indien-Expansion seiner Campanile Budget-, „1“ Öko- und Crillon-Nobelmarken bereitstellte. Der größte einheimische Budgethotelier ist jedoch Lemon-Tree-Boss Keswani, der bis 2010 für 120 Mio. Dollar 40 frugale Red Fox Budgethotels in Business- und Industriezentren Indien bauen will. Mittel- bis langfristig plant er landesweit 300 bis 400 Red-Fox-Häuser. „Der Inlandstourismus und die ‚Incredible India’-Tourismuswerbung haben Indien nahezu über Nacht in einen der am schnellsten wachsenden Hotelmärkte der Welt transformiert“ analysiert Kumar Rajesh Mishra, Präsident der Federation of Hotel & Restaurant Association of India, „doch weder die Hotellerie noch die Verkehrsinfrastruktur sind dem jähen Aufschwung gewachsen.“ Nach einer Studie der US-Investmentbank Morgan Stanley müssten pro Jahr 100 Mrd. Dollar in Straßen, Häfen, Flughäfen, Eisenbahn und Energiesektor fließen, doch Indiens Regierung hat in den nächsten drei Jahren bloß 15 Mrd. Dollar für Infrastrukturprojekte bereitgestellt. Während Indien letztes Jahr 3,5% seines Bruttoinlandsprodukts für Infrastruktur ausgab, waren es in China satte 10,6%. „Gleichwohl wird in den nächsten Jahren der starke Aufwärtstrend der indischen Hotellerie zum durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von jährlich 8% anhalten“, bestätigt Mishra. „Aufgrund des akuten Zimmermangels schwoll letztes Jahr der revPAR (Erlös pro verfügbaren Zimmern) landesweit erneut um über 30% an“, doziert Manav Thadani, Geschäftsführer der indischen Tochter des internationalen Hotelberaters HVS International, „daher ist Indien heute einer der teuersten regionalen Hotelmärkte.“ Je höher die Zimmerpreise klettern, desto mehr häufen sich die Klagen der ausländischen und einheimischen Gäste über das Preis-Leistungs-Verhältnis. So ist beispielsweise in Neu Delhis internationalen Erster-Klasse-Häusern kein We move your products quickly and efficiently, from anywhere to everywhere. 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In der Folge wuchs Z 2006 der Zimmeranteil am Gesamtertrag um 5,7% auf landesweit 57,3%, während F&B bloß noch 28,3% beisteuerte. „Schon seit Jahren ziehen die Hoteltarife der Hotellerie vielfach ohne merkliche Produktverbesserungen an“, klagt Kant, „weshalb immer mehr Inder ihren Urlaub heute im preiswerteren Südostasien verbringen, vorzugsweise Thailand und Malaysia.“ Besonders krass ist die Zimmernot der südindischen ITMetropole Bangalore, wo in- und ausländische Geschäftsleute oft in den etwa eine Flugstunde entfernten Städten Chennai und Hyderabad wohnen und täglich nach Bangalore pendeln müssen. Seit 2004 wuchs daher der Hotelwert in Bangalore um phänomenale 158%. Nach einer kürzlich erstellten Zimmerpreisstudie des globalen Hoteldienstleistungsanbieters Business Travel International ist Bangalore heute nach Moskau und Paris schon die drittteuerste Stadt der Welt. Bis 2010 sollten in Indiens Silicon Valley wohl 27 Hotels mit rund 7.800 Zimmern gebaut werden, doch erfahrungsgemäß werden in Indien höchstens 75% der Bauvorhaben verwirklicht. „Mittelfristig werden Hotels aller Kategorien vermehrt in Sonderwirtschaftszonen und sekundären kommerziellen Zentren gebaut werden“, analysiert Thadani, „auch wird sich der Fokus der Hotellerie noch stärker auf den dynamischen Inlandsmarkt verschieben.“ Als weitere neue Markttrends identifiziert er die Entwicklung von Kongresszentren und neuer Resort-Destinationen mit MICE Fokus. „Indiens immer selektiverer und breiter gefächerter Markt wird die Hotellerie nach und nach zum effizienten, diversifizierten Dienstleistungsanbieter transformieren“, fährt Thadani fort, „was auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit merklich stärken wird.“ Urs Müller Durchschnittliche Belegung und Zimmerpreise 2000-2005 Stadt/Region Durchschnittliche Belegung 2000-01 2001-02 2002-03 2003-04 2004-05 Durchschnittlicher Zimmerpreis (ARR) 2000-01 2001-02 2002-03 2003-04 2004-05 in % in % in % in % in % in Rupien in Rupien in Rupien in Rupien in % Bangalore 72.1 62.8 72.4 78.9 79.8 2570 1921 2149 4109 6762 Chennai 75.1 65 63.9 61.6 73.3 2118 1936 2048 2061 2384 Goa 57.1 56.1 60.2 65.3 60.1 2174 1756 1982 2147 2704 Hyderabad 71.4 67.2 71 72.8 76.2 1842 1131 2049 2406 2729 Jaipur 52.3 56.2 56.9 62.6 71.8 2051 1543 1289 1628 1791 Kolkata 66.7 61.7 63.6 64.6 67.1 2465 1417 1342 2520 2210 Mumbai 66.1 63.8 62.6 66.3 74.9 3591 2075 1822 3063 4307 Neu Delhi 59.3 55.9 58.3 69.1 76.6 3911 3434 2918 4247 5498 Indien 55.6 53.2 54.8 59.7 63.6 2046 2058 2004 2689 3413 Diese HVS International Marktstudie im Finanzjahr April-März 2004-05 basiert auf landesweit 1.065 Ein- bis Fünfsternhotels Quelle: Hotelgruppen mit 74.112 Zimmern. Buget- und Mittelklassehotels in Planung bis 2010 Hotelgruppe Marke Kategorie Gründung Anzahl Investition Status in Mio. Rupien Krism Hotel Lemon Tree Dreistern 2006 15 7000 drei im Bau Redfox Einstern 2006 40 5400 vier im Bau Emaar MGF- Formule 1 Einstern 2006 100 13000 2009 Erste Eröffnungen Sarovar Hotels Hometel Einstern 2006 6 2300 Eröffnung 2009 Taj (Tata) Ginger Einstern 2004 12* 3000 Erschließung dreier Grundstücke Gateway Dreistern 2004 6 – im Bau ITC Fortune Park Dreistern 2006 12 1400 Eröffnung von fünf im April easy Group easyHotel 2006 8 4600 Eröffnung von vier 2008 Accor Einstern Starwood Capital Campanile Einstern 2006 – – Planungsstadium Indian Railways Rail Ratna Dreistern 2006 100 – Ausschreibung von 20 Hotels * Hotels pro Jahr Seite 42 aktuell ASIA 05/2007 Berlin MARRIOTT Hotel Tel.: +49/30/22 000 0 Frankfurt MARRIOTT Hotel Tel.: +49/69/79 55 0 In Berlin steppt der Bär Der schönste Blick auf Mainhattan Entdecken Sie Berlin, eine Stadt voller Aufregung, Kontraste und Zeitwandel – Berlin is the place to be! Wo sind Sie also nach einem langen Flug oder einem anstrengenden Geschäftstag bestens aufgehoben? Natürlich im Berlin Marriott Hotel direkt am Potsdamer Platz. Buchen Sie für den BerlinAufenthalt Ihre persönliche MariottBusinessrate – 189 Euro exklusive Frühstück pro Übernachtung in einem unserer Deluxe Doppelzimmer. Das Frankfurt Marriott Hotel liegt im Herzen einer vielseitigen und aufregenden Stadt. Berühmte Museen, der Römer, die Alte Oper und ein pulsierendes Nachtleben machen Frankfurt zu weit mehr als nur einer Finanzmetropole, in der sich hervorragend Geschäfte tätigen lassen. Frankfurt ist ein Erlebnis – voller Gegensätze und Kontraste. Durch die imposante und futuristische Skyline verdiente sich die Bankenhauptstadt Europas den Namen Mainhattan und doch trifft man hier ebenso auf Tradition und Kultur. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Enjoy the Mariott Way! München MARRIOTT Hotel Für Informationen oder Reservie rungen wenden Sie sich bitte an: Berlin Marriott Hotel Ingo-Beisheim-Platz 1 10785 Berlin Telefon: +49/30/22 000 0 Telefax: +49/22 000 1000 Email: [email protected] Tel.: +49/89/36002 0 Nur einige Meter entfernt von Frankfurts Messegelände, dem Kongresszentrum und der Festhalle liegt das Frankfurt Marriott Hotel. Wien MARRIOTT Hotel Zwischen Stephansdom und Stadtpark – im Herzen Wiens Das München Marriott Hotel befindet sich im Stadtteil „Schwabing“, einem stattlichen Viertel im Norden von München, mit direktem Anschluss an den internationalen Flughafen. An der berühmten Wiener Ringstrasse, im Herzen Wiens gelegen, befindet sich das Vienna Marriott Hotel, nur wenige Gehminuten von den berühmtesten Wiener Sehenswürdigkeiten, dem Stephansdom, der Staatsoper, vielen Museen sowie der eleganten Einkaufsstrasse, der Kärtner Strasse, entfernt. Wir bieten Ihnen bis 31. Dezember 2007 eine Rate von 179,00 Euro exklusive Frühstück im Einzel- oder Doppelzimmer, auf Anfrage und nach Verfügbarkeit, an. Für Informationen oder Reservie rungen wenden Sie sich bitte an: München Marriott Hotel Berliner Straße 93 80805 München Telefon: +49 89 36002 0 Fax: +49 89 36002 200 Email: muenchen.marriott@ marriotthotels.com www.marriott-munich.com Das Vienna Marriott bietet seinen Gästen einen Indoor-Swimmingpool, der zu einem Sprung ins kühle Nass einlädt. Genießen Sie anschließend einen entspannenden Besuch in unserer Sauna oder trainieren Sie an einem der zahlreichen Fitnessgeräte in unserem 24 Stunden Health Club. Going above and beyond. IT‘S THE MARRIOTT WAY.™ www.marriott.com Frankfurt Marriott Hotel Hamburger Allee 2 60486 Frankfurt am Main Telefon:+49/69/79 55 0 Telefax: +49/69/79 55 24 32 Email: [email protected] Tel.: +43/1/51 51 8-0 Willkommen in der bayerischen Hauptstadt! Die 348 eleganten Zimmer und Suiten sind ausgestattet mit Minibar, individuell regulierbarer Klimaanlage, Safe, Fön, Bügelbrett und Bügeleisen, Telefon mit Anrufbeantworter, schnurloses Telefon, High-Speed Internetanschluss sowie dem neuen und luxuriösen Bettenkonzept von Marriott. Für Informationen oder Reservie rungen wenden Sie sich bitte an: Für Informationen oder Reservie rungen wenden Sie sich bitte an: Vienna Marriott Hotel Parkring 12, A-1010 Wien Telefon: +43/1/51 51 8 – 0 Fax: +43/1/51 51 8 – 6736 Email: vienna.marriott.info@ marriotthotels.com Email-Reservierung: vienna.marriott. [email protected] Eine Empfehlung von Aktuell Asia Willkommen in der Heimat Wirtschaft Indien Megahippe Boutiquehotels Fotos: links: www.tata.com, rechts: www.hometel.co.in, unten: www.lemontree.in Superteure Lifestyle Resorts und Heritage Palasthotels sind Indiens jüngster VIP-Renner. Boutiquehotels neu und im Bau, in Delhi, Bangalore, Goa und Kerala S ich idyllischen Luxus zum totalen Regenerieren von Body und Seele zu gönnen, ist der jüngste Renner bei Indiens Schickeria“, summiert Anupam Poddar, Geschäftsführer der Davigarh Palasthotel-Gruppe, „in unseren Boutiquehotels verwöhnen wir den Gast von A bis Z und lesen seine Wünsche buchstäblich von den Lippen ab.“ Sein exklusives 39-Suiten Devigarh Palace Hotel im malerischen Städtchen Udaipur zählt mit vier livrierten Butlern pro Suite und absoluter Abgeschiedenheit Seite 44 von der Außenwelt in exklusivem Ambiente zu den teuersten indischen Boutiquehotels: Eine Übernachtung kostet ab 250 Euro. über 100 historische Paläste, Festungen und Havelis in luxuriöse Boutiquehotels umgebaut, wo sich heutzutage Indiens Dollarmillionäre ebenso gerne zurück- Auf 300 Mio. Menschen wird Indiens Mittelstand geschätzt Allein im nordwestindischen Wüstenstaat Rajasthan wurden seit Ende der 80er Jahre ziehen wie der internationale Jetset. Selbst die hartnäckigsten Paparazzi haben es bis- aktuell ASIA 05/2007 Foto: Urs Müller ALUFIX ALUFIX ALUFIX ALUFIX Pionier der Lifestyle-Boutiquehotels: Mandarin Oriental Ananda Resort & Spa oberhalb von Rishikesh lang nicht geschafft, sich einzuschleichen. Der Pionier dieses lukrativen Nischenmarktes ist das vor acht Jahren oberhalb seine Präsenz in den nächsten vier Jahren auf Asien ausdehnen will: Im vergangenen August eröffnete er sein erstes progressiv-modernes 100-Zimmer-Dream-Hotel Phänomenaler Bauboom seit 2004 des Hindu-Wallfahrtsors Rishikesh am Fuß des Himalajas eröffnete Mandarin Oriental Ananda Resort & Spa, das sich an anspruchsvolle Business-, FIT- und Lifestyle-Reisende aus aller Welt richtet. im Herzen von Bangkok, dem nun rund ein Dutzend weiterer glamouröser Häuser in Indien, Singapur, Kuala Lumpur, Hongkong und Vietnam folgen werden. „Im hippen Dream-Konzept verschmilzt Zimmer ab 12 Euro/Nacht Heute gehört es bei der indischen Elite zum Image, sich coole superexklusive Boutiquehotels zu leisten, um sich von der Masse der Möchtegern-VIPs zu unterscheiden, die sich „bloß“ ein Marriott & Co. leisten können. Indiens Boutiquehotel-Markt boomt, was nun auch der schillernde amerikanisch-indische Hotelier Sant Singh Chatwal zur Expansion in die alte Heimat nutzt: Bis 2009 baut er in den indischen Metropolen Bangalore, Chennai, Delhi, Hyderabad und Mumbai sechs schicke Dream-Nobelhäuser mit Deepak Chopra Ayurvedic Health Spa nach der Strickart seines luxuriösen 12-Suiten Nilaya Hermitage Resorts in Goa. Mit seiner 750 Mio. Dollar schweren internationalen DreamHotelkette ist Chatwal heute der größte unabhängige Hotelier der USA, der nun aktuell ASIA 05/2007 MODULARE MODULARE MODULARE MODULARE VORRICHTUNGSVORRICHTUNGSVORRICHTUNGSVORRICHTUNGSSYSTEME SYSTEME SYSTEME SYSTEME 3D-Mess-Service für Einzel3D-Mess-Service für Einzelund Serienmessungen 3D-Mess-Service 3D-Mess-Service für fürEinzelEinzelund Serienmessungen und undSerienmessungen Serienmessungen luxuriöses Ambiente mit der jüngsten Technologie und Spitzendienstleistungen rund um die Uhr zu einem völlig neuen Ganzen“, umschreibt Chatwal sein Produkt, „das nach den USA nun Europa und Asien erobern soll.“ Urs Müller Witte Far East PTE LTD Witte Far East PTE LTD SGP-629021 Singapore Witte WitteFar FarEast EastPTE PTELTD LTD SGP-629021 Tel.: +65-6248Singapore 59 61 SGP-629021 SGP-629021 Singapore Tel.: +65-6248Singapore 59 42 61 Fax: +65-6898 45 Tel.: Tel.: +65-6248 +65-6248 59 59 61 61 Fax: +65-6898 45 42 Email: [email protected] Fax: Fax: +65-6898 +65-6898 45 45 42 42 Email: [email protected] www.witteasia.com Email: Email: [email protected] [email protected] www.witteasia.com Kommentar Globalisierung Globalisierung D ie Apokalyptischen Reiter sind keine Fabelwesen einer anderen Welt, sondern menschliche Reiter, die das Ende der Welt einläuten und damit der Überzeugung Rechnung tragen, dass wir es selbst sind, die unser Schicksal bestimmen und die Zukunft der Menschheit und der ganzen Welt in unseren Händen halten. In diesem Bewusstsein hat die Menschheit in ihrer vergleichsweise sehr kurzen Entwicklung auch Erstaunliches erreicht und alle negativen Entwicklungen konsequent einer der vielen Gottheiten zur Last gelegt, die wir für solche Fälle in allen Bereichen bereit halten. Doch immer dann, wenn die Lage aussichtslos oder viel zu komplex wird, greifen wir nach obskuren heilbringenden Wundermitteln, nach der eierlegenden Wollmilchsau also, die dann auch noch reitbar ist. In der Regel manifestieren sich diese Wundermittel dann in kernigen Schlagworten oder einfachen Slogans, deren Bedeutung zumeist Keinem im Detail bewusst ist und damit eine Mystifizierung in greifbare Nähe rückt. Dies, so scheint es, ist auch der Fall, wenn wir heute über die so allgegenwärtige Globalisierung reden. Die einen betrachten Globalisierung als Segen für die Zukunft der Menschheit, die anderen als die Reinkarnation des Teufels selbst. So unterschiedlich die Debatte auf beiden Seiten auch über die letzten Jahre geführt wurde, so klar tritt jedoch auch hervor, dass sich die Standpunkte beider Seiten bereits in der Definition und somit auch in der Bedeutung des Begriffes wesentlich unterscheiden. Was genau wird hier eigentlich globalisiert, wer globalisiert, wie wird globalisiert und vor allem: warum wird globalisiert? Die Beantwortung dieser Fragen wäre sicherlich einfacher, wenn wir aus Vergangenem lernen und entsprechende Schlüsse für die Zukunft ziehen könnten. Daher sollte sich zunächst auch die Frage stellen, ob Globalisierung ein in sich neuer Prozess ist oder ob wir Ähnliches oder Gleiches in unserer Geschichte schon einmal durchgemacht haben. Sicherlich, die Motive mögen im Einzelnen unterschiedlicher Natur gewesen sein, doch die Geschichte der Menschheit ist eine einzige Reihe von Globalisierungsbemühungen, an deren vorläufigem Ende sich unsere heutige Weltordnung und die sich darin befindlichen Systeme wiederfinden. Als die ersten Menschen ihre lange Reise in neue Gebiete antraten und Afrika in Richtung Norden verließen, wurde der Grundstein für die Globalisierung der Menschheit gelegt. Die Gründe für diese Migration haben sich über die Zeit nicht grundlegend verändert, denn auch heute zählen neuer Lebensraum, Nahrung oder Bodenschätze Die einen betrachten Globalisierung als Segen für die Menschheit, die anderen als die Reinkarnation des Teufels Seite 46 zu den grundlegenden Beweggründen für Migrationsbewegungen in aller Welt. In der Folge haben aber nicht nur die heutigen Weltreligionen zu einer globalen Vernetzung von Menschen unterschiedlicher Herkunft geführt, sondern auch die Unternehmungen eines Alexander des Großen, eines Dschingis Khan und natürlich des Römischen Reiches. Die Vereinigung verschiedener Völker zum Beispiel unter aktuell ASIA 05/2007 Foto: pucha, Schild: Benjamin Howell/Stefanie Steiger Die Apokalyptischen Reiter Kommentar einer Pax Romana ist damit nichts Neues und in wirtschaftlicher Sicht haben ein Marco Polo und andere Abenteurer wie Columbus letztlich genau so zur Schaffung der Basis für den Handel zwischen den Kontinenten gesorgt, wie dies die Kolonialmächte danach getan haben. Ein römischer Bürger konnte genau so Produkte aus fernen Ländern sein eigen nennen, wie dies im Mittelalter und auch später das Reich eines Dschingis Khan. Auch ehemalige Kolonialmächte wie England, Spanien oder Portugal haben ihre Kolonien und damit ihre einstige Größe verloren. Mesopotamien oder Alexandria sind bei weitem nicht mehr das kulturelle Zentrum der Welt und die Vereinten Nationen haben in der Zeit seit ihrer Gründung kaum einen bemerkenswerten Einfluss erhalten und werden nicht nur von den USA als überflüssige Einrichtung betrachtet. Ist damit jegliche Globalisierung zum Scheitern verurteilt? Die Gefahr eines solchen Scheiterns ist in der Tat sehr groß, da jede Globalisierung eben nicht einseitig erfolgen kann, sondern eine Vielzahl von Komponenten adressieren muss, die nur in ihrer Gesamtheit zum Erfolg führen können. Wer Globalisierung nur mit einer globalen Erweiterung des Wirtschaftsraums gleichsetzt, übersieht wichtige Aspekte im Bereich der politischen, kulturellen, religiösen, aber auch militärischen und umweltrelevanten Interessen der betroffenen Menschen. Aus der Natur der Sache kann Globalisierung also nur ein gegenseitiger Prozess sein und damit eine globale Integration der Interessen der Weltbevölkerung. Es ist genau dieses sensible Gleichgewicht aus nationalem und internationalem Interesse, welches Menschen in die Lage versetzt, auf eigene Aspekte ihres Lebens zu verzichten und diese durch andere zu ersetzen. Damit tritt die Frage in den Vordergrund, wer nun eigentlich tatsächlich globalisiert und vor allem: warum. Was genau wird hier eigentlich globalisiert, wer globalisiert, wie wird globalisiert? Und vor allem: warum wird globalisiert? der Fall war. Zudem lehrt uns die Geschichte, dass die gemeinsamen Interessen einer Bevölkerungsgruppe letztlich zu den USA, Europa, der ehemaligen Sowjetunion und einem vereinten China geführt und damit die Kleinstaaten der alten Welt abgelöst haben. An der Spitze dieser Bemühungen stehen heute solche Organisationen wie die Vereinten Nationen, die Weltgesundheitsorganisation oder die Welthandelsorganisation. Damit liegt der Schluss nahe, dass Globalisierung kein neues, sondern ein mit der menschlichen Entwicklung verknüpftes Phänomen ist. Das Reich des Alexander des Großen ist jedoch im Zuge der Geschichte genau so untergegangen, wie das Römische Reich oder Globalisierung Die maßgeblichen Betreiber der Globalisierung sind die Industrienationen unter der Führung der USA. Im Hinblick auf eine angemessene Abwägung nationaler Interessen und damit eine möglichst realitätsnahe und gerechte Vertretung der Weltbevölkerung lohnt sich an dieser Stelle ein Blick auf die Zusammensetzung eben dieser Weltbevölkerung. Bei einer Gesamtbevölkerung von 6,5 Milliarden Menschen im Jahr 2006 ergibt sich eine kontinentale Verteilung von 59,82% für Asien, 13,75% für Afrika, 13,69% für Amerika, 12,25% für Europa und 0,49% für Ozeanien, wobei die USA und die EU zusammen nur 12,14% der Weltbevölkerung stellen. In Indien und China hingegen leben zusammen immerhin beträchtliche 37,60% aller Menschen unseres Planeten. Die rhetorische Frage ist nun eben, ob wir diese Zahlen in der internationalen Politik und den realen wirtschaftlichen Kräften genau so wieder finden oder ob wir hier eher eine Umkehr der tatsächlichen Verhältnisse haben. Wenn also eine Minderheit den verbleibenden 80% der Menschen klar zu machen versucht, wie die Welt von morgen auszusehen hat, dann ist selbst bei positiver Betrachtung ein Misserfolg das wahrscheinlichste aller Ergebnisse, das wir zu erwarten haben. Dies wird gerade auch vor dem Hintergrund interessant, dass es den Betreibern überwiegend nicht darum geht, Asien, Südamerika und Afrika zu integrieren, sondern neue Märkte zu eröffnen und militärische Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen. Ausgesprochen aufschlussreich ist hierbei auch die Lektüre der für das „Project for the New American Century“ dargelegten In den USA und der EU leben zusammen nur 12,14% der Weltbevölkerung, inIndien und China hingegen 37,60% sozialen Problemen in den Zielstaaten führen und sie letztlich deutlich schwächen. Dieser eher negative Ansatz begründet sich schlicht in der Überlegung, dass eine einseitige wirtschaftliche Globalisierung, die dem alten Grundsatz „wer zahlt, schafft an“ folgt, die verbleibenden Aspekte nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt und damit den Menschen in Bangladesh oder Kenia nicht gerecht wird. Wenn ein T-Shirt in Bangladesh für 1 Dollar gefertigt wird und dann im fernen Los Angeles für 30 Dollar über die Ladentheke geht, dann kann der Arbeiter in Bangladesh davon noch immer kaum leben, der Amerikaner hat seine Arbeit verloren und nur die Händler und multinationalen Konzerne sind etwas reicher geworden. Wer darin ein Wundermittel sieht, sollte sich den erwarteten Segen der Globalisierung nochmals genau überlegen. Friedrich Engels schrieb 1847 in seinen „Grundsätze des Kommunismus“, dass die große Industrie schon dadurch, dass sie den Weltmarkt geschaffen hat, alle Völker der Erde, und namentlich die zivilisierten, in eine solche Verbindung miteinander gebracht hat, dass jedes einzelne Volk davon abhängig ist, was bei einem andern geschieht. Nichts anderes erwarten sich die Führer der Globalisierung, denn die wirtschaftliche Abhängigkeit der Zulieferstaaten von den Märkten in den USA und Europa führt nicht nur zu einer wirtschaftlichen Zwangslage, sondern zu einer erzwungenen politischen Gefolgschaft in die sich ein „für uns oder gegen uns“ naht- Es wäre ein Trugschluss davon auszu gehen, dass sich China, Russland oder Indien den Ideen einer USA fügen werden Prinzipien, welche nicht nur von so illustren Namen wie Jeb Bush, Dick Cheney oder auch Paul Wolfowitz unterzeichnet wurden, sondern ganz deutlich den Führungsanspruch der USA in militärischer und wirtschaftlicher Hinsicht aufzeigen. Auf der anderen Seite ist kaum davon auszugehen, dass die mit einem steigenden Sendungsbewusstsein ausgestattete USA ihre eigenen Interessen denen der armen oder gar der internationalen Weltbevölkerung unterordnet und sich als Gleicher unter Gleichen Seite 48 aktuell ASIA 05/2007 Foto: Vladimir Mucibabic zeigt. Und die Anderen werden auch weiterhin die wirtschaftlichen Möglichkeiten der sogenannten Globalisierung nutzen, um mehr von dem Kuchen zu erhalten, der hier zu verteilen ist. Es wäre jedoch ein Trugschluss, wenn man davon ausgehen würde, dass sich zum Beispiel China, Russland, Indien oder die Länder des mittleren Ostens den politischen, kulturellen, religiösen oder gar den militärischen Ideen einer USA fügen werden. Vielmehr werden wir in den nächsten Jahrzehnten eine verstärkte globale Polarisierung vorfinden, die vor allem durch die neue Finanzstärke der Entwicklungs- und Schwellenländer hervorgerufen und zu weiterer militärischer Aufrüstung führen wird. Diese Entwicklung legt den Schluss nahe, dass die Globalisierung eine weitere Nationalisierung zur Folge haben wird und damit dem Grundsatz des Überlebens der Stärkeren folgt. Die Einwohner der armen Länder werden ihren Marsch in die reichen Länder fortsetzen und ihre eigene Heimat sich selbst überlassen. Die sich heute schon vollziehende Migrationsbewegung wird in ihrer Folge zu ernsthaften Roland Lamprecht, Relationship Manager - Asia Pacific SEB Private Banking, Singapore “You work hard for your money, We promise to do the same.” SEB – die Nummer 1 unter den Privatbanken Schwedens Jedes Vermögen wird auf einzigartige Weise aufgebaut. Ob Suchen Sie Lösungen für den Au�au Ihres Vermögens, die durch harte Arbeit, brillante Ideen, außergewöhnliches Ta- auf Sie persönlich zugeschni�en sind? lent oder auf dem Fundament einer Erbscha�. Jeder Mensch Roland Lamprecht in Singapur freut sich auf ein Zeichen von hat ganz persönliche Vorstellungen, wie dieses Vermögen Ihnen! geschützt und vermehrt werden soll. Diese Erkenntnis hat Tel.: +65 6357 0831 uns geholfen, in unserem skandinavischen Kernmarkt die [email protected] Nummer 1 im Private Banking zu werden. SEB Private Banking Die SEB ist ein führender Finanzdienstleister, der mehr als 50 Raffles Place #36-01 fünf Millionen Kunden betreut. In unseren nordeuropäischen Singapore Land Tower, Singapore 048623 Kernmärkten (einschließlich Deutschland) und weltweit Oder besuchen Sie uns auf www.sebgroup.com/privatebanking. – auch in Singapur. Globalisierung los einfügt. So schreibt Peter Scholl-Latour in der April-Ausgabe des Magazins „Cicero“: „Wer die Dinge beim Namen nennt, setzt sich in den deutschen Medien unweigerlich dem diffamierenden Vorwurf des Antiamerikanismus aus“. Weiter führt der Artikel aus: „Seit George W. Bush und seine neokonservative Umgebung trotz gelegentlicher Beschwichtigung an die europäische Adresse am Unilateralismus der US-Politik festhalten und die wirklich relevanten Staaten sich frei nach Nietzsche als „kälteste aller Ungeheuer“ zu „Why do they hate us so much? erkennen geben, wirken die Beteuerungen von Nibelungentreue, wie sie aus dem Berliner Reichstag über den Atlantik klingen, naiv und unzeitgemäß. Wer kann es übrigens Wladimir Putin verübeln, dass er den Aufbau neuer Lenkwaffenstellungen an seiner Westgrenze, die mit einem von Warschau geschürten „Drang nach Osten“ der Nato und der EU einhergeht, als Provokation empfindet und adäquate Gegenmaßnahmen trifft. Hat bei den patentierten Kreml-Kritikern jemand bedacht, wie wohl die amerikanische Öffentlichkeit reagieren würde, wenn russische Ingenieure ihre Raketensysteme – unter welchem Vorwand auch immer – in Venezuela, Nicaragua oder gar Kuba einbetonierten?“ All diese Überlegungen führen letztlich zu dem Schluss, dass die wirtschaftliche Form der Globalisierung weiter fortschreiten und das Gefälle zwischen Arm und Reich vor allem auf nationalem Niveau noch weiter verschärfen wird. Wer sich durch die verstärkte wirtschaftliche Vernetzung jedoch eine spürbare Steigerung der nationalen Sicherheit erwartet, wird sich vom Gegenteil überzeugen lassen müssen. In den kommenden Jahren werden sich nicht nur die Amerikaner fragen müssen „why do they hate us so much?“ Es scheint immer wieder unerklärlich, wie selbstverständlich die Tatsache missachtet wird, dass Armut und Ungerechtigkeit in jeder Form dazu geeignet sind, Gewalt zu erzeugen und Menschen zu ermutigen, das ihnen Zustehende auch mit eben dieser Gewalt einzufordern. Wer jährlich über 80 Milliarden Dollar für einen sinnlosen Krieg ausgibt und angesichts der Kinder, die täglich an Hunger und heilbaren Krankheiten sterben, endlose Diskussionen führt, wer die Welt in Gut und Böse einteilt und sich aus nationalen Interessen den Forderungen der internationalen Gemeinschaft nach Umweltschutz verschließt, wer selbst bis an die Zähne aufrüstet und anderen die nationale Verteidigung in gleicher Form verweigert, der ist für eine globale Führungsrolle schlicht ungeeignet. Angesichts drohender Umweltprobleme, Hunger, Krankheiten und globaler Armut ist es an der Zeit, die Eckpunkte der Globalisierung genauer oder auch einfach neu zu definieren. Es mag die These aufgestellt werden, dass Menschen in ihrem Leben dann nicht zu Terroristen werden oder ihr Land durch Krieg zerstören, wenn sie in ihrer Heimat ein gesichertes Leben und die reale Hoff- Globalisierung muss von Gleichheit und vor allem von ausgleichender Gerechtigkeit geprägt sein nung haben, dass ihre Familie eine menschenwürdige Zukunft erwartet. Globalisierung kann nur dann erfolgreich sein, wenn alle Aspekte in dieses Konzept eingebunden werden und damit eine Weltgesellschaft geschaffen wird, die nicht durch Angst und Schrecken, Armut und Krankheit geprägt ist. Diese Globalisierung muss von Gleichheit und vor allem von ausgleichender Gerechtigkeit geprägt sein. Damit verbietet sich aber per se der Gedanke einer Führungsrolle, es sei denn, diese Führungsrolle wird von allen Nationen gleichermaßen wahrgenommen. Diese Interessengemeinschaft gibt es heute schon. Leider wird ihr kein Gewicht beigemessen. Warum wohl? Thomas H. Jäkel Foto: Terry Poche Kommentar Wirtschaft China Eingeschränkte Vorzugsbehandlung Investoren mit neuen Einschränkungen in China D ie Genehmigungspraxis der chinesischen Behörden sowie die aktuelle Gesetzgebung lassen den Trend erkennen, dass ausländische Investitionsprojekte in China einer strengeren Überprüfung unterzogen werden. Die Möglichkeit der Ansiedlung an einem bestimmten Standort sowie die Gewährung von Investitionsanreizen werden stärker als bisher davon abhängig gemacht, dass ein bestimmtes Projekt den Vorgaben der staatlichen Industriepolitik entspricht. 1. Eingeschränkte Steuervergünstigungen Am 16. März 2007 hat der Nationale Volkskongress das lang erwartete neue Unternehmenssteuergesetz verabschiedet. Das Gesetz wird am 1. Januar 2008 in Kraft treten. Für alle im Inland ansässigen Unternehmen wird ein einheitlicher Steuersatz von 25 Prozent festgeschrieben. Damit kommt es zu einer Angleichung des Steuersatzes für Unternehmen mit inländischen und ausländischen Gesellschaftern. Die bisher gewährten Steuer- vorteile für produzierende ausländisch investierte Unternehmen in Form der Befreiung für die ersten zwei Gewinnjahre und die Halbierung für drei weitere Jahre werden durch das Gesetz abgeschafft. Für Unternehmen, die vor der Verabschiedung des Gesetzes gegründet wurden, gibt es eine fünfjährige Übergangsregelung. Danach können diese Unternehmen die im Zeitpunkt der Gründung geltenden Steuervergünstigungen für einen Zeitraum von fünf Jahren seit der Verabschiedung des Gesetzes in Anspruch nehmen, wobei eine schrittweise Anpassung an den neuen Steuersatz erfolgt. Steuervorteile, die für einen festen Zeitraum zugesagt wurden, können bis zum Ablauf des zugesagten Zeitraums genutzt werden. Durch diese Vorschriften wird grundsätzlich ein Bestandsschutz gesichert. Bemerkenswert ist, dass die Übergangsregelung auf den Stichtag der Verabschiedung des Gesetzes statt auf sein Inkrafttreten abstellt. Das neue Gesetz lässt außerdem erkennen, dass für Hochtechnologie-Unternehmen in bestimmten Zonen weiterhin eine steuerliche Vorzugsbehandlung mit einem Steuersatz von Wirtschaft China 15 Prozent möglich ist, wobei für die Einzelheiten auf Bestimmungen des Staatsrates verwiesen wird. Es ist nicht abschließend geklärt, ob dies als Verweis auf die im 2006 erlassenen Vorschriften („Dokument Nr. 88“) zu verstehen ist. In diesen Vorschriften ist neben dem reduzierten Steuersatz von 15 Prozent auch eine Steuerbefreiung für die ersten zwei Gewinnjahre normiert. Diese Befreiung wird im neuen Gesetz nicht angesprochen. Neben den Hochtechnologie-Unternehmen sollen nach dem Gesetz auch andere Unternehmen der geförderten Kategorie Steuervorteile genießen. Einzelheiten dazu sind bisher nicht geregelt worden. Investoren, die eine Standort-Entscheidung für Industrieprojekte maßgeblich aufgrund der bisher gewährten Steuerbefreiungen getroffen haben, werden nun ihre Kalkulationen noch einmal überarbeiten müssen. Sofern die steuerlichen Vergünsti- 3. Arbeitsrecht Der bereits zuvor an dieser Stelle besprochene Entwurf eines Arbeitsvertragsgesetzes sowie die Anstrengungen zur Einführung von Betriebsgewerkschaften bei großen ausländisch investierten Unternehmen machen deutlich, dass die Regierung den Arbeitnehmerschutz verbessern will. Gleichzeitig wurden die Mindestlöhne vor allem in Südchina deutlich erhöht. 4. Kartellrechtliche Kontrolle Durch die Neufassung der „Vorschriften über die Verschmelzung mit und den Erwerb von inländischen Unternehmen durch ausländische Investoren“ vom 8. September 2006 wurden beim Erwerb chinesischer Unternehmen durch ausländische Investoren zusätzliche Antragserfordernisse für den Fall normiert, dass eine Übernahme einen Einfluss auf die Sicherheit der chinesischen Volkswirtschaft hat oder zur Übertragung der tatsächlichen Kontrolle an einem Unternehmen führt, dass eine berühmte chinesische Marke besitzt. Nunmehr wurde ein Antitrust Investigation Office beim Ministry of Commerce eingesetzt, dass auch bereits den Entwurf von Richtlinien für die Anmeldung von Zusammenschlüssen vorgelegt hat. Der Entwurf lässt erkennen, dass die tatsächliche Umsetzung einer Fusionskontrolle durch die zuständigen Behörden bevorsteht. Für die Anmeldung eines Vorhabens werden danach umfangreiche Unterlagen vorzulegen sein, die zunächst einmal den Aufwand des Erwerbers wesentlich erhöhen. Dieser muss zum Beispiel zu den Kosten Stellung nehmen, die mit dem Markteintritt und dem Aufbau eines Vertriebssystems verbunden sind und ggf. auch Informationen zu Vertriebs-, Lizenz- und Entwicklungsverträgen vorlegen. Interessant ist, dass die Richtlinien nähere Bestimmungen zur Abgrenzung des relevanten Marktes enthalten. Dieses Konzept war bisher in den einschlägigen Vorschriften nicht näher definiert worden. Viele bisher gewährten Steuervorteile für die ersten fünf Jahre werden durch das Gesetz abgeschafft gungen für essentiell gehalten werden, wird es in Zukunft noch wichtiger werden, den Status als Hochtechnologie-Unternehmen oder zumindest die Einordnung in die geförderte Kategorie zu erreichen. Auf diese Weise wird jedoch gleichzeitig ein Druck auf ausländische Investoren erzeugt, technologisch hochwertigere Fertigungsprozesse nach China zu verlagern oder neue Produktgenerationen einzuführen, die bisher in China nicht hergestellt werden. Investoren, die in dieser Weise auf die neuen steuerlichen Rahmenbedingungen reagieren und sich die Wahrung von Vorteilen versprechen, setzen jedoch unter Umständen sensitive Technologie einer erhöhten Nachahmungsgefahr in China aus. Es wird deshalb in Zukunft noch wichtiger werden, präventive Schutzstrategien für diese Technologie bereits vom Zeitpunkt des Markteintritts an zu implementieren und im Ernstfall zu einer rigorosen Verfolgung von Schutzrechtsverletzungen bereit zu sein, auch wenn dies mit erheblichem Aufwand verbunden ist. 5. Ausblick Die genannten Neuerungen lassen erkennen, dass die qualitativen Anforderungen der chinesischen Regierung an ausländische Investitionen insgesamt steigen. Vielfach wird der ausländische 2. Umweltauflagen Investor auch in China vermehrt internationale Standards zur Auch in anderen Bereichen werden nach unserer Beobachtung Anwendung bringen müssen, um in den Besitz der entspreInvestoren mit erhöhten Anforderungen chenden Investitions- und Gründungskonfrontiert. Dies gilt etwa für umweltKontakt genehmigungen sowie der selektiven rechtliche Auflagen. In vielen IndustrieSteuervergünstigungen zu gelangen. zonen werden bei Projekten in letzter Zeit Schulz Noack Bärwinkel Langfristig dürfte daher die Attraktivität ausführlichere Darstellungen in der FeasiGerman Attorneys-at-Law von Projekten abnehmen, bei denen eine bility Study zu den Umweltaspekten des International Trade Center, Suite 2301 Investition in China ausschließlich durch Produktionsprozesses verlangt. Chemische 2201 Yan An Road (W) geringere Kosten motiviert ist. Anlagen sind an einigen Standorten inzwiShanghai 200336, P. R. China Tel: 0086 21 6219 8370 schen völlig unerwünscht. Bei anderen Dr. Jörg-Michael Scheil ist Rechtsanwalt und Partner der Sozietät Schulz Noack BärFax: 0086 21 6219 6849 Anlagen werden Anforderungen zur Aufwinkel. Er ist seit 1998 in Shanghai und leitet das dortige Büro der Kanzlei. E-Mail: [email protected] bereitung bzw. Reinigung von Abluft oder web: www.snb-law.de Abwasser erhoben, die erhebliche Zusatzinvestitionen nach sich ziehen können. 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Als weitere Mitglieder des Komitees wurden Dr. Rüdiger Ackermann, Managing Director/Attorney-at-Law, ISPA Law (Singapore) Pte Ltd, Dr. Claus Trenner, Rechtsanwalt & Solicitor, Thümmel, Schütze & Partners, LLP, Singapore, Dr. Freddy Goh, Managing Director, Solar Energy Power Pte Ltd, Singapore, Frau Theresa Michelmann-Lim, Managing Director, B Braun Singapore Pte Ltd und Dr. Tim Philippi, Executive Director, SGC gewählt. Ralph Kugler Fotos: Valdemar Llenos Foto: oksanaperkins Novotel am Clark Quay, Singapur. Botschafter Folkmar Stöcker bei seiner Ansprache Seite 54 Dr. Tim Philippi, Executive Director der SGC aktuell ASIA 05/2007 Singapur SGCC Die 2007/2008 SGC Komitee Mitglieder Herr Manfred Schmölz, Präsident der SGC Luncheon nach der jährlichen SGC Generalversammlung aktuell ASIA 05/2007 Dr. Heinz Wirth, mit Dr. Rüdiger Ackermann und Frau Theresa Michelmann-Lim Seite 55 Besuch Ministerpräsident Stoiber in Singapur S ingapurs Ministerpräsident Lee Hsien Loong und Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber vereinbarten bei einem gemeinsamen Treffen am Freitag, den 30. März 2007 die enge Zusammenarbeit bei der Umsetzung der Klimaschutzziele innerhalb der Europäischen Union und der asiatischen Staatengemeinschaft ASEAN. Ein erstes Treffen der beiden Umweltminister werde schon in Kürze sein. „Der Kollege sieht die Klimabelastung mit derselben Dramatik wie wir“, teilte Stoiber nach dem Gespräch mit. Beide seien an einem engen Austausch von Forschung und Technologie in den Bereichen Sonnenenergie und nachwachsende Rohstoffe interessiert. Er hätte Lee auch dazu ermuntert, sich im ASEAN-Verband für ähnlich ehrgeizige Klimaziele einzusetzen wie die, die die EU verabschiedet hat, erklärte Stoiber weiter. Wenn diese Regionen an einem Strang zögen, habe dies Sogwirkung auf Länder wie China und Indien, ergänzte er. Während seines zweitägigen Aufenthaltes besuchte Ministerpräsident Stoiber und seine Delegation die Singaporean-German Chamber of Industry and Commerce (SGC), das German Institute of Science and Technology (GIST), Wacker Chemie AG’s „Siltronic Samsung Wafer“ und Changi International Airport. Ralph Kugler Frühstücksveranstaltung mit Vertretern der deutschen Wirtschaft in Singapur. Seite 56 aktuell ASIA 05/2007 Fotos: Frank Delano, Stefanie Steiger Stoiber Stoiber Besuch (v.l.n.r.) Der deutsche Botschafter, Stefan Weiss, MP Stoiber, TU Präsident und Herr Spitzner im German Centre. Die Delagation kurz vor der Abreise am Airport in Singapur. MP Stoiber informiert sich über die Hintergründe in Aktuell Asia. aktuell ASIA 05/2007 Seite 57 Messen und Ausstellungen in Asien Montag 01 Juni 2007 Dienstag Mittwoch REP KOREA: International Book Fair (jährlich) Parallelveranstaltung: International Education Fair TERMIN: 01.–06.06.2007 ORT: COEX Convention & Exhibition Center, Seoul Donne 06 INDIEN: Bangalo TERMIN: 07.–09 4 5 6 7 11 12 13 1 18 19 20 2 25 26 27 2 02 VR CHINA: EP Shanghai – International Exhibition on Electric Power Equipment and Technology (jährlich abwechselnd: Beijing / Shanghai) Parallelveranstaltung: Electrical Shanghai TERMIN: 05.–07.06.2007 ORT: International Exhibition Centre (INTEX), Shanghai 03 07 REP KOREA: KO TERMIN: 07.–10 TAIWAN: COMPUTEX – Taipei International Information Technology Show (jährlich) TERMIN: 05.–09.06.2007 ORT: Taipei World Trade Center, Taipei 04 05 JAPAN: INTERIOR LIFESTYLE JAPAN – International Trade F Ambiente Japan, Home Design Japan TERMIN: 06.–08.06.20 THAILAND/DEUTSCHLANDIMAC – International Exhibition o Parallelveranstaltungen: Entech Pollutec Asia, Water Asia, P xhibition Centre, Bangkok, Thailand und planetfair, Hamburg E 08 VR CHINA: Metro China (zweijährlich) TERMIN: 12.–14.06.2007 ORT: SNIEC – Shanghai New International Expo Centre, Shanghai 09 PHILIPPINEN: AMD – International Aviation, Maritime & Defe TERMIN: 13.–16.06.2007 ORT: Philippine Trade Training Cen 10 VR CHINA: CHTF – China Harbin Fair for Trade and Economic Cooperation (jährlich) TERMIN: 15.–19.06.2007 ORT: Harbin International Conference, Exhibition and Sports Center, Harbin 15 Bio Expo Japan (jährlich) Parallelveranstaltung: INTERPHEX TERMIN: 20.–22.06.2007 ORT: Tokyo International Exhibition 16 VR CHINA: CIEP TERMIN: 21.–24 11 SINGAPUR: Communic Asia – Asian International Communications & Information Technology Exhibition & work Asia, MobileCommAsia, Broadcast Asia, Asia-Pacific Sound, eBiz, SatComm u.a. TERMIN: 19.–22.0 17 TAIWAN: Taipei TERMIN: 21.–24 MALAYSIA: Nepcon/Semitech/Microelectronics Malaysia (zweijährlich) TERMIN: 19.–22.06.2007 ORT: Mines MIECC Malaysia International Exhibition and Convention Centre, Ku 12 13 VR VIETNAM: RAHV Vietnam – International Exhibition on Refrigeration, Air Conditioning, Heating and Ve TERMIN: 19.–22.06.2007 ORT: HIECC International Exhibition and Convention Centre, Ho Chi Minh City (S 14 INDONESIEN: Indowater – International Water, Wastewater & TERMIN: 20.–22.06.2007 ORT: Balai Sidang Jakarta Convent 18 TAIWAN: Taipei Telecom – International Telecommunications and Networking Show (jährlich) TERMIN: 26.–29.06.2007 ORT: Taipei World Trade Center, Taipei 19 20 JAPAN: Tokyo To TERMIN: 28.06.– VR CHINA: Wind TERMIN: 28.–30 Seite 58 aktuell ASIA 05/2007 Messen und Ausstellungen in Asien erstag Freitag Samstag Juni 2007 Sonntag 1 2 3 7 8 9 10 14 15 16 17 21 22 23 24 28 29 30 01 REP KOREA: International Book Fair (jährlich) Parallelveranstaltung: International Education Fair TERMIN: 01.–06.06.2007 ORT: COEX Convention & Exhibition Center, Seoul ore Bio – Internationale Messe und Kongress für die Biotechnologie (jährlich) 9.06.2007 ORT: Palace Grounds, Bangalore OTFA – Korea World Travel Fair (jährlich) 0.06.2007 ORT: COEX Convention & Exhibition Center, Seoul Fair for Textile Home Interiors (jährlich) Parallelveranstaltungen: 007 ORT: International Exhibition Center Tokyo Big Sight, Tokio of Industrial Instrument, Measurement, Analytical and Control Engineering and Technology (zweijährlich) Pumps & Valves Asia, Labtech Asia TERMIN: 06.–09.06.2007 ORT: BITEC Bangkok International Trade & ense Exhibition (zweijährlich) ntre (PTTC), Manila 10 VR CHINA: CHTF – China Harbin Fair for Trade and Economic Cooperation (jährlich) TERMIN: 15.–19.06.2007 ORT: Harbin International Conference, Exhibition and Sports Center, Harbin X JAPAN (Medizintechnik, Gesundheit, Pharmazie) n Center Tokyo Big Sight, Tokio, Japan PEC – International Environmental Protection Exhibition and Conference (zweijährlich) 4.06.2007 ORT: China International Exhibition Centre, Peking & Conference (jährlich) Parallelveranstaltungen: (Auswahl): Net06.2007 ORT: Singapore Expo Food – International Food Show (jährlich) Parallelveranstaltungen: Foodtech Taipei, TAIPEI PACK 4.06.2007 ORT: Taipei World Trade Center, Taipei uala Lumpur entilating System (jährlich) Saigon) & Recycling Technology Expo (zweijährlich) tion Center, Jakarta Toy Show (jährlich) –01.07.2007 ORT: Tokyo International Exhibition Center Tokyo Big Sight, Tokio d Power Asia – Asian Wind Energy Exhibition & Conference (jährlich) 0.06.2007 ORT: China World Trade Center, Peking aktuell ASIA 05/2007 Seite 59 Messen und Ausstellungen in Asien 01 International Book Fair (jährlich) Parallelveranstaltung: International Education Fair Termin: 01.–06.06.2007 Ort: COEX Convention & Exhibition Center, Seoul, Republik Korea Veranstalter: COEX Convention & Exhibition, Seoul Tel.: +82-2-60001068/1053 Fax: +82-2-60001309/1310 Web: www.sibf.or.kr E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Bücher, Druck-Erzeugnisse, Bibliotheken Angebotsschwerpunkt: Bücher, Zeitschriften, Kinderbücher, Videokassetten, Disketten-Fertigung, Schreibwaren Anmerkung: allgemeines Publikum zugelassen 02 EP Shanghai – International Exhibition on Electric Power Equipment and Technology (jährlich abwechselnd: Beijing / Shanghai) Parallelveranstaltung: Electrical Shanghai Termin: 05.–07.06.2007 Ort: International Exhibition Centre (INTEX), Shanghai, VR China Veranstalter: Adsale Exhibition Services Ltd., Hongkong Tel.: +852-28118897 Fax: +852-25165024 Web: www.2456.com/ep E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Energiewirtschaft Angebotsschwerpunkt: Energieerzeugung, Energietechnik, Energieversorgung, Stromversorgungsanlagen, Turbinen, Kraftwerke, Freileitungen, Schaltanlagen, Schaltschränke Anmerkung: nur für Fachbesucher 03 COMPUTEX – Taipei International Information Technology Show (jährlich) Termin: 05.–09.06.2007 Ort: Taipei World Trade Center, Taipei, Taiwan Veranstalter: TAITRA Exhibition Dept. Taipei World Trade Center Tel.: +886-2-27251111 Fax: +886-2-27251959 Web: www.computextaipei.com.tw E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Informationstechnik, Telekommunikation Angebotsschwerpunkt: Computertechnik, Büroautomatisierung, Software, Bürokommunikation, Datenverarbeitungsanlagen Anmerkung: allgemeines Publikum zugelassen 04 INTERIOR LIFESTYLE JAPAN – International Trade Fair for Textile Home Interiors (jährlich) Parallelveranstaltungen: Ambiente Japan, Home Design Japan Termin: 06.–08.06.2007 Ort: International Exhibition Center Tokyo Big Sight, Tokio, Japan Veranstalter: Messe Frankfurt GmbH und Mesago Co., Tokio Tel.: +81-3-32628441 Fax: +81-3-32628442 Web: www.interior-lifestyle.com E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Textilien, einschl. Stoffe und Heimtextilien Angebotsschwerpunkt: Möbelstoffe, Dekorationsstoffe, Gardinen, Bettwaren, Bettwäsche, Tischwäsche Anmerkung: nur für Fachbesucher 05 IMAC – International Exhibition of Industrial Instrument, Measurement, Analytical and Control Engineering and Technology (zweijährlich) Seite 60 Juni 2007 Parallelveranstaltungen: Entech Pollutec Asia, Water Asia, Pumps & Valves Asia, Labtech Asia Termin: 06.–09.06.2007 Ort: BITEC Bangkok International Trade & Exhibition Centre, Bangkok, Thailand und planetfair, Hamburg Veranstalter: CMP Media (Thailand) Co., Ltd., Bangkok Tel.: +66-2-6426911 Fax: +66-2-6426919 Web: www.cmpthailand.com E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: C-Techniken, Fertigungsautomatisierung, Mess-, Regel- und Steuertechnik Angebotsschwerpunkt: Messtechnik, Messgeräte, Kontrolleinrichtungen, Analysetechnik, Instrumente, CAD, CAM, CIM, Hydraulik, Pneumatik, Sensortechnik, Fertigungsautomatisierung, Sicherheitstechnik Anmerkung: nur für Fachbesucher 06 Bangalore Bio – Internationale Messe und Kongress für die Biotechnologie (jährlich) Termin: 07.–09.06.2007 Ort: Palace Grounds, Bangalore, Indien Veranstalter: Vision Group on Biotechnology, Bangalore Tel.: +91-80-22207006 Fax: +91-80-22288341 Web: www.bangalorebio.com E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Biotechnologie Angebotsschwerpunkt: Bioprozesstechnik, Biotechnologie, Biotechnologische Produkte, Laboreinrichtungen, Labortechnik, Optik, Wissenschaft und Forschung Anmerkung: nur für Fachbesucher 07 KOTFA – Korea World Travel Fair (jährlich) Termin: 07.–10.06.2007 Ort: COEX Convention & Exhibition Center, Seoul, Republik Korea Veranstalter: KOTFA Co., Ltd, Seoul Tel.: +82-02-757-6161 Fax: +82-02-757-6089 Web: www.kotfa.co.kr E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Tourismus Angebotsschwerpunkt: Tourismus, Reisen, Reiseveranstalter, Souvenirs Anmerkung: allgemeines Publikum zugelassen 08 Metro China (zweijährlich) Termin: 12.–14.06.2007 Ort: SNIEC – Shanghai New International Expo Centre, Shanghai, VR China Veranstalter: IMAG Internationaler Messe- und Ausstellungsdienst GmbH, München und INTEX, Shanghai Tel.: +86-21-62958970 Fax: +86-21-62780038 Web: www.intex-sh.com E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Transport und Verkehr Angebotsschwerpunkt: Schienenverkehrstechnik, Elektrotechnik, IT-Dienstleistungen Anmerkung: nur für Fachbesucher 09 AMD – International Aviation, Maritime & Defense Exhibition (zweijährlich) Termin: 13.–16.06.2007 Ort: Philippine Trade Training Centre (PTTC), Manila, Philippinen Veranstalter: ADSI Inc., Quezon City Tel.: +63-2-6331452 Fax: +63-2-6341702 Branchenschwerpunkt: Luft- und Raumfahrttechnik, Flughafenbau Angebotsschwerpunkt: Flugzeuge, Flughafentechnik, Transporteinrichtungen, Luftfracht, Kontrolleinrichtungen, Sicherheitseinrichtungen, Navigationsgeräte, Wehrtechnik, Trainingsgeräte Anmerkung: nur für Fachbesucher 10 CHTF – China Harbin Fair for Trade and Economic Cooperation (jährlich) Termin: 15.–19.06.2007 Ort: Harbin International Conference, Exhibition and Sports Center, Harbin, VR China Veranstalter: China Council for the Promotion of Inter- national Trade, People’s Government of Heilongjiang Province Tel.: +86-451-82340100 Fax: +86-451-82340226 Web: www.ichtf.com E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Universal- und Mehrbranchenmessen für Investitions- und Konsumgüter Angebotsschwerpunkt: Investitionsgüter, Konsumgüter Anmerkung: allgemeines Publikum zugelassen 11 Communic Asia – Asian International Communications & Information Technology Exhibition & Conference (jährlich) Parallelveranstaltungen: (Auswahl): Network Asia, MobileCommAsia, Broadcast Asia, Asia-Pacific Sound, eBiz, SatComm u.a. Termin: 19.–22.06.2007 Ort: Singapore Expo, Singapur Veranstalter: Singapore Exhibition Services Pte Ltd., Singapur Tel.: +65-67386776 Fax: +65-67326776 Web: www.communicasia.com E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Informationstechnik, Telekommunikation, Unterhaltungselektronik, Rundfunk- und Fernsehtechnik Angebotsschwerpunkt: Software, Telekommunikation, Fernmeldetechnik, Satellitenempfangstechnik, Netzwerktechnik, E-Commerce, Rundfunktechnik, Rundfunksendeanlagen, Studioausstattungen, Fernsehtechnik, Audio-Video-Technik, Rundfunkantennen, Fernsehantennen, Fernsehsendeanlagen, Satelliten Anmerkung: nur für Fachbesucher 12 Nepcon/Semitech/ Microelectronics Malaysia (zweijährlich) Termin: 19.–22.06.2007 Ort: Mines MIECC Malaysia International Exhibition and Convention Centre, Kuala Lumpur, Malaysia Veranstalter: Reed Exhibitions Sdn. Bhd., Selangor Tel.: +60-3-79566800 Fax: +60-3-79581800 Web: www.reed.po.my E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Elektrotechnik, Elektronik Angebotsschwerpunkt: Halbleiterfertigung, Halbleitertechnik, Electronic Packaging, Mikroelektronik, elektronische Bauelemente, elektronische Ausrüstungen Anmerkung: nur für Fachbesucher 13 RAHV Vietnam – International Exhibition on Refrigeration, Air Conditioning, Heating and Ventilating System (jährlich) Termin: 19.–22.06.2007 Ort: HIECC International Exhibition and Convention Centre, Ho Chi Minh City (Saigon), VR Vietnam Veranstalter: Top Repute Co. Ltd., Hongkong Tel.: +852-28518603 Fax: +852-28518637 Web: www.toprepute.com.hk E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Sanitärwirtschaft, Wärme, Kälte, Klima Angebotsschwerpunkt: Klimatechnik, Kühltechnik, Klimageräte Anmerkung: nur für Fachbesucher 14 Indowater – International Water, Wastewater & Recycling Technology Expo (zweijährlich) Termin: 20.–22.06.2007 Ort: Balai Sidang Jakarta Convention Center, Jakarta, Indonesien Veranstalter: PT Napindo Media Ashatama, Jakarta Tel.: +62-21-8644756 Fax: +62-21-8650963 Web: www.napindo.com E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Kommunale Dienstleistungen, Reinigung, Wassertechnik, Entsorgung aktuell ASIA 05/2007 Messen und Ausstellungen in Asien Angebotsschwerpunkt: Wassertechnik, Abwassertechnik, Recycling Anmerkung: nur für Fachbesucher 15 Bio Expo Japan (jährlich) Parallelveranstaltung: INTERPHEX JAPAN (Medizintechnik, Gesundheit, Pharmazie) Termin: 20.–22.06.2007 Ort: Tokyo International Exhibition Center Tokyo Big Sight, Tokio, Japan Veranstalter: Reed Exhibitions Japan Ltd., Tokio Tel.: +81-3-33498501 Fax: +81-3-33498599 Web: www.bio-expo.jp E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Ernährungswirtschaft, Biotechnologie Angebotsschwerpunkt: Biotechnologische Produkte, Ernährung, Gesundheitsprodukte, Biochemie, Biotechnologie, Optik, Labortechnik Anmerkung: nur für Fachbesucher 16 CIEPEC – International Environmental Protection Exhibition and Conference (zweijährlich) Termin: 21.–24.06.2007 Ort: China International Exhibition Centre, Peking, VR China Veranstalter: China Association of Environmental Protection Industry – CAEPI, Peking Tel.: +86-10-68393245 Fax: +86-10-68393748 Web: www.chinaenvironment.org E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Umwelt Angebotsschwerpunkt: Umweltschutz, Luftreinhaltung, Abwassertechnik, Abfallbehandlung, Lärmminderung, Messgeräte Anmerkung: allgemeines Publikum zugelassen 17 Taipei Food – International Food Show (jährlich) Parallelveranstaltungen: Foodtech Taipei, TAIPEI PACK Termin: 21.–24.06.2007 Ort: Taipei World Trade Center, Taipei, Taiwan Veranstalter: TAITRA Exhibition Dept. Taipei World Trade Center, Taipei Tel.: +886-2-27251111 Fax: +886-2-27251959 Web: www.taiwantrade.com.tw E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Ernährungswirtschaft Angebotsschwerpunkt: Nahrungsmittel, Kühltechnik, Getränke, Tiefkühlkost, Konserven, Fertiggerichte, Wein, Tee, Kaffee, Naturprodukte Anmerkung: allgemeines Publikum zugelassen 18 Taipei Telecom – International Telecommunications and Networking Show (jährlich) Termin: 26.–29.06.2007 Ort: Taipei World Trade Center, Taipei, Taiwan Veranstalter: TAITRA Exhibition Dept. Taipei World Trade Center, Taipei Tel.: +886-2-27251111 Fax: +886-2-27251959 Web: www.taipeitradeshows.com.tw/telecom E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Informationstechnik, Telekommunikation Angebotsschwerpunkt: Telekommunikation, Großantennen und -anlagen, Netzwerktechnik, Informationstechnik, Kommunikationstechnik Anmerkung: allgemeines Publikum zugelassen 19 Tokyo Toy Show (jährlich) Termin: 28.06.–01.07.2007 Ort: Tokyo International Exhibition Center Tokyo Big Sight, Tokio, Japan Juni 2007 Veranstalter: The Japan Toy Association, Tokio, Japan Tel.: +81-3-38292513 Fax: +81-3-38292510 Web: www.toys.or.jp E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Spielwaren Angebotsschwerpunkt: Spielwaren, Puppen, Plüschtiere, Modelleisenbahnen, Modellspielzeug, Gesellschaftsspiele Anmerkung: nur für Fachbesucher, an den beiden letzten Tagen allgemeines Publikum zugelassen 20 Wind Power Asia – Asian Wind Energy Exhibition & Conference (jährlich) Termin: 28.–30.06.2007 Ort: China World Trade Center, Peking, VR China Veranstalter: Unique International Exhibition Ltd., Peking Tel.: +86-10-68360959 Fax: +86-10-68360949 Web: www.windpowerasia.com E-Mail: [email protected] Branchenschwerpunkt: Energiewirtschaft Angebotsschwerpunkt: Windkraft, Windkraftwerke, Energieerzeugung Anmerkung: nur für Fachbesucher BLUVFMM1VCMJTIJOH German language business magazines www.aktuellasia.com Asien aus erster Hand Mit oder ohne Ihre Beteiligung Das neue deutschsprachige Forum für Business in Asien Schauen Sie mal rein www.aktuellasia.com/forum Wirtschaftsdaten China China / Hongkong Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Prozent CHINA Gleichgewicht D ie Hauptziele der chinesischen Wirtschaftspolitik im weiteren Verlauf dieses Jahres bleiben unverändert: mehr Gleichgewicht im Wachstum, Kurs halten beim Übergang zur Marktwirtschaft und Vermeidung einer zu schnellen Eskalation der Spannungen mit den USA über Handelsfragen. Das erste Ziel, gleichgewichtiges Wachstum, soll erreicht werden, indem Exportanreize weiter gekürzt, eine schnellere Yuan-Aufwertung zugelassen, eine restriktivere Geldpolitik eingeläutet und Neuinvestitionen in gewissen Feldern limitiert werden. Auf der anderen Seite sollen massive Ausgabensteigerungen im Bildungs- und Gesundheitswesen und die Einführung eines neuen Rentensystems die Konsumnachfrage anheizen. Der Wechsel zu marktwirtschaftlichen Verhältnissen wird in den nächsten zwei Jahren von Reformen des Finanzsektors bestimmt werden. Dazu gehört auch die Erleichterung der Restriktionen für ausländische Beteiligungen in diesem Sektor. Von der Führung wird die Ankündigung einer Reihe von Schritten erwartet, aus denen der Wille zum Abbau der Handelsspannungen mit den USA hervorgeht. Außerdem werden – so die Hoffnung – die Maßnahmen für das Wachstumsgleichgewicht von sich aus für eine Verringerung des immensen Handelsüberschusses mit den USA sorgen. Der chinesische Aktienmarkt hat sich von dem starken Einbruch Ende Februar wieder erholt. Doch bleibt ungewiss, ob die Verantwortlichen für den Rest des Jahres durch administrative Maßnahmen für stabilere Verhältnisse sorgen können. Es kann daher mit einem Anhalten der Volatilität gerechnet werden, die jedoch kaum Einfluss auf die Gesamtwirtschaft haben wird. Die Expansion sollte dieses Jahr auf etwa 9 Prozent zurückgehen, da der Ausfuhrboom der ersten Monate wieder abgeklungen ist und auch die von der Regierung angesetzten Investitionsbremsen zu wirken beginnen. In der Bauwirtschaft, insbesondere beim Wohnungsbau, hat sich das Wachstum bereits etwas abgeschwächt. Hier wie bei den Investitionen möchte die Regierung die Zuwächse bei etwa 10 Prozent stabilisieren. Mehr Dynamik wird von der Konsumnachfrage ausgehen und dies vor allem in ländlichen Gebieten, weil die Bauern von höheren Preisen profitieren. Die städtischen Verbraucher, insbesondere die in den Küstenstädten, kommen in den Genuss kräftig gestiegener Löhne, so dass insgesamt für die Einzelhandelsumsätze mit einer Zunahme um etwa 15 Prozent gegenüber 13,7 Prozent im Vorjahr gerechnet werden kann. Das Ausfuhrwachstum sollte von 24 auf 20 Prozent sinken. Hier ist die überdurchschnittliche Zuwachsrate der ersten zwei Inflation in Prozent 12 10 10,0 10,1 9,9 10,7 9,0 8 6 3,9 4 2 0 2,8 1,2 2003 3,0 1,6 2004 2005 * Prognose 2006 2007* Stand 04/2007 Monate wohl die unbeabsichtigte Reaktion auf Pläne der Regierung gewesen, Exportanreize zu streichen. Das führte offenbar zu einem sprunghaften Anstieg der Auslandsverkäufe von Kapitalgütern, der sich im zweiten Quartal nicht fortsetzen dürfte. Erste Außenhandelszahlen für den Monat März bestätigen diese Vermutung. Für die nächsten zwei Jahre ist bei schnell anwachsender Inlandsnachfrage und zunehmenden Einfuhren eine allmähliche Verringerung des riesigen Handelsbilanzüberschusses vorauszusehen. Durch höhere Preise für Rohöl und Nahrungsmittel wird die chinesische Inflationsrate verstärkt. Bei schnell steigenden Löhnen und weiteren Anpassungen an die höheren Treibstoffpreise auf dem Weltmarkt dürfte sich diese Tendenz fortsetzen. Doch gibt es außerhalb dieser beiden Warenkategorien keine Anzeichen für einen Preisauftrieb. Verarbeitete Produkte stehen im Gegenteil sogar unter erheblichem Preisdruck. Auch nach mehreren Schritten zur Erhöhung der Mindestreserven und zwei Zinsanhebungen seit Juni 2006 ist von der Zentralbank eine Fortsetzung der strikten Geldpolitik zu erwarten. Außerdem scheint sie geneigt zu sein, für die Rückkehr zu einem gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht eine raschere Aufwertung des Yuan zuzulassen. Dadurch würden die Gefahren einer importierten Inflation vermindert und der Außenhandel zumindest tendenziell ausgeglichener. Von Seiten der Regierung ist darüber hinaus mit einer Reihe von Maßnahmen zur Ermutigung von Kapitalexporten, wie zum Beispiel durch Auslandsinvestitionen von staatlichen Unternehmen, zu rechnen. Von Roland Wohlleben in Bangkok Hongkong Brückenfunktion D er in einem nur scheinbar demokratischen, von Beijing kontrollierten Verfahren wieder gewählte Verwaltungschef Hongkongs wird seine zweite und letzte fünfjährige Seite 62 Amtszeit am 1. Juli antreten. Sein einziger Gegner, der Demokratie-Aktivist Alan Leong bekam in dem 795 Personen zählenden Wahlkomitee auf überraschende 123 Stimmen. Tsang aktuell ASIA 05/2007 Grafik: Aktuell Publishing Wirtschaft der Region Wirtschaft $POGFSFODFT$POTVMUJOHBOE3FTFBSDI "5IBJMBOECBTFEDPOTVMUBODZBTTPDJBUFEXJUIUIF&DPOPNJTU$PSQPSBUF/FUXPSL5IBUPSHBOJ[FT SFHVMBSCSJFmOHTGPSNVMUJOBUJPOBMDPSQPSBUFFYFDVUJWFTBTQBSUPGUIF5IBJMBOE3FHJPOBM'PSVN BOE5IBJMBOE$PSQPSBUF'JOBODF'PSVNQSPHSBNT%BUBDPOTVMUBMTPIBTFYUFOTJWFFYQFSJFODFJO NBSLFUFOUSZTUSBUFHJFTSFTFBSDIBOEDPOGFSFODFPSHBOJ[BUJPOJO*OEPDIJOB 5IBJMBOE3FHJPOBM'PSVN.FFUJOHTBOE$POGFSFODFT 8FEOFTEBZ.BSDIUI$POGFSFODF5SBOTQPSU*OGSBTUSVDUVSF%FWFMPQNFOUBOE'JOBODJOH OFXQFSTQFDUJWFTUPNFFUVSHFOUOFFET 5IVSTEBZ.BSDIUI'PSVN.FFUJOH3FHJPOBMPVUMPPLGPS3JDIBSE.BSUJONFFUJOH 8FEOFTEBZ"QSJMUI$POGFSFODF#SJOHJOH5IBJMBOETFMFDUSJDJUZFOFSHZJOGSBTUSVDUVSFQSPKFDUT UPSFBMJ[BUJPO 5IVSTEBZ.BZUI'PSVN.FFUJOH*OEPDIJOBPQQPSUVOJUJFTBSFHJPOSFTVSHFOU 5IVSTEBZ+VOFUI'PSVN.FFUJOH-PHJTUJDTNBOBHJOHUIFTVQQMZDIBJOJOIPVTF BOEPVUTPVSDFE 5IVSTEBZ+VMZUI'PSVN.FFUJOH$POTFSWJOHUIFFOWJSPONFOUJTBOZCPEZMJTUFOJOH 5IBJMBOE$PSQPSBUF'JOBODF'PSVN.FFUJOHT 5IVSTEBZ.BSDIOE*OWFTUNFOU 5IVSTEBZ"QSJMUI"OOVBM5BY3FHVMBUPSZ6QEBUF 5IVSTEBZ.BZUI"TJBO0VUTPVSDJOHUIFOFYUXBWF 5IVSTEBZ+VOFTU'SBVE4VSWFZ3FQPSUJTZPVSPSHBOJ[BUJPOGBDJOHGSBVE 5IVSTEBZ+VMZUI"VEJU5PQJD %BUFTBOETVCKFDUTPGTFTTJPOTNBZCFBEKVTUFEUPDPOGPSNXJUITQFBLFSBWBJMBCJMJUZBOEPUIFSDJSDVNTUBODFT 'PSVNT 1FFSHSPVQGPSVNTGPSTFOJPSMFWFMNBOBHFNFOU .POUIMZNFFUJOHQSPWJEJOHDVSSFOUQPMJUJDBMFDPOPNJDBOECVTJOFTTVQEBUFT .FNCFSTIJQBMMPXTGPSUXPTFOJPSMFWFMSFQSFTFOUBUJWFTUPBUUFOEFBDITFTTJPO 5JNFFGGFDUJWFXBZUPLFFQZPVSFYFDVUJWFUFBNCSJFGFE .POUIMZQVCMJDBUJPOT5IBJMBOE$PSQPSBUF"MFSU#VTJOFTT*OEPDIJOB"TJB1BDJmD&YFDVUJWF#SJFGBOE UIF5IBJMBOE$PSQPSBUF'JOBODF"MFSU &YUFOTJWFGPMMPXVQEPDVNFOUBUJPO &YDFMMFOUOFUXPSLJOHPQQPSUVOJUJFTGPSTFOJPSMFWFMFYFDVUJWFT Wirtschaftsdaten Hongkong Hongkong / Indien gab ihm die Zusage, für den nächsten Urnengang 2012 die Möglichkeit eines erweiterten Wahlkörpers prüfen zu lassen. Bemerkenswert ist das Ergebnis von Meinungsumfragen, dass Tsang die Wahlen auch unter demokratischen, völlig freien Bedingungen gewonnen hätte. Diese breite Zustimmung wird dazu beitragen, dass er weiter als wirksame Führungskraft agiert. Als nächstes stehen im September 2008 die Wahlen zum Gesetzgebenden Rat (Legislative Council/LegCo) an. Von der Tsang-Regierung und von Beijing werden Maßnahmen zur tieferen Integration in die Volksrepublik erwartet. Seit 2004 wächst Hongkongs Bedeutung als Brücke zwischen dem Reich der Mitte und dem Westen. Abzulesen ist das an den zahlreichen Büroneubauten sowohl durch die VR als auch durch westliche Firmen. Chinas Premier Wen Jiabao hatte Hongkong noch im März als das für China unersetzliche Finanz- und Handelszentrum bezeichnet. Ein Teil dieses Gewichts beruht auf der hohen Professionalität der lokalen Experten sowie auf der Transparenz und der Liquidität der Finanzmärkte. Die wachsende Bedeutung Honkongs für das chinesische Finanzsystem wird in Zukunft eine Reihe politischer Maßnahmen nach sich ziehen. So könnte zum Beispiel die gegenwärtige Ankoppelung des Hongkong-Dollar an den Greenback auf den Prüfstand gestellt und durch eine Bindung an den Yuan abgelöst werden. Zum Thema Umweltbelastung haben neuere Untersuchungen ergeben, dass trotz der von jenseits der Grenzen herrührenden Luftverschmutzung in mindestens sechs Monaten pro Jahr wegen der Windverhältnisse ein Großteil der Immissionen hausgemacht ist. Die Umweltfrage entwickelt sich zu einem sozialen und ökonomischen Hauptproblem. Die Zahl der Tage pro Jahr mit einer Sichtweite von weniger als acht Kilometern stieg von 40 im Jahr 1997 bis 2005 auf 102. In der Luft schwebende Rußpartikel sind dreimal so zahlreich wie in New York und doppelt so viel wie in London. Etwas Entlastung könnte eintreten, wenn das auf Flüssiggas (LNG) ausgelegte Kraftwerk auf Soko Island in Betrieb geht. Hongkongs gesamtwirtschaftliche Zuwachsrate ging von ihrem Höhepunkt von 8,4 Prozent (2004) bis zum Vorjahr nur langsam auf 6,8 Prozent zurück. Auch für die kommenden Jahre sind Pluswerte von mindestens 6 Prozent zu erwarten, da Transaktionen im Zusammenhang mit dem China-Geschäft rapide zunehmen. Es waren die Finanzmärkte und der Tourismus, die 2006 einen Rückgang der Bautätigkeit um 7,9 Prozent und den schwachen Anstieg des Güterumschlags in den Häfen Hong- Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Prozent Inflation in Prozent 10 8,6 8 7,5 6,8 6,3 6 4 3,2 2,0 2 -0,1 0 2003 2004 2,5 0,9 2005 2006 2007* -2,1 * Prognose Stand 04/2007 kongs um nur 3,5 Prozent ausgleichen konnten. Die Zahl der einreisenden Besucher hatte sich schon 2006 gegenüber dem Vorjahr um 8,1 Prozent auf 25 Millionen erhöht und wird wegen der 2008 bevorstehenden olympischen Spiele weiter zunehmen. Für die Haushalte wirkte sich der allgemeine Aufschwung in einem 3,2prozentigen Anstieg der Beschäftigung aus, so dass die Arbeitslosenquote auf 4,1 Prozent zurück ging. Touristen und Privathaushalte bescherten dem Einzelhandel im Februar einen Umsatzzuwachs gegenüber dem Vorjahresmonat von 8,5 Prozent. Die Alkoholverkäufe erhöhten sich in diesem Zeitraum sogar um 13 Prozent und könnten nach der kürzlichen Halbierung der Einfuhrsteuer auf nur noch 20 Prozent weiter ansteigen. Trotz steigender Kosten für Lieferungen aus der VR China – z.B. Nahrungsmittel um 3,4 Prozent, Bekleidung und Schuhe um 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr – lag das Preisniveau im Februar nur um 0,8 Prozent höher als 2006. Ursache war die in der Statistik der Verbraucherpreise stark zu Buche schlagende einmalige Streichung der Monatsmieten für Staatswohnungen wegen voraufgegangener Unregelmäßigkeiten. Für das Gesamtjahr rechnen Experten mit einer Inflationsrate von etwa 2,5 Prozent. Von Roland Wohlleben in Bangkok indien Wachstumsschmerz A pril und Mai sind die Monate der viel beachteten Wahlen in dem politisch wichtigsten und bevölkerungsreichsten indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Die meisten Beobachter glauben, dass die Kongresspartei nach ihrer kürzlichen Abwahl in Uttaranchal und im Punjab weitere Federn lassen muss. In dem verzweifelten Versuch zu gewinnen macht der „Congress“ Versprechungen, die kaum einzuhalten sind. Dazu gehört die Eingruppierung weiterer Volksgruppen in die Kategorie der Minderheiten, die rechtlich nur schwer durchzusetzen wäre. Seite 64 Die schlechten Umfragewerte bedeuten auf nationaler Ebene, dass die vom Congress angeführte Koalitionsregierung im Hinblick auf die für 2009 angesetzten allgemeinen Wahlen jegliche Reformschritte vermeiden wird. Im Verhältnis zwischen Justiz und Gesetzgeber bahnt sich auf Grund eines Urteils des obersten Gerichts zu der von der Regierung versprochenen Quotenpolitik ein neuer Konflikt an. Das Gericht hat die Zuweisung einer zusätzlichen Quote von 27,5 Prozent für Ausbildungszwecke zu Gunsten „sonstiger rückständiger Klassen“ aktuell ASIA 05/2007 Grafik: Aktuell Publishing Wirtschaft der Region Wirtschaft ausgesetzt, da es keine zuverlässigen Daten zur bildungsmäßigen und wirtschaftlichen Situation der untersten indischen Kasten gibt. Die meisten politischen Parteien möchten als Befürworter des Quotenregimes gelten und werden daher auf eine Debatte über die Möglichkeiten drängen, wie die Justiz in die Schranken zu weisen ist. Der Congress steht vor der heiklen Frage, ob das indische Kastenwesen zum Gegenstand einer eingehenden Untersuchung gemacht werden soll. Einerseits könnten die tiefen sozialen Spaltungen virulent werden, andererseits wäre das Gericht wohl nur durch die Vorlage harter Fakten bereit, der Quotenpolitik zuzustimmen. Über das staatliche Programm der Sonderwirtschaftszonen (SEZs) hat sich ein Schatten gelegt. Im kommunistisch regierten Westbengalen lösten die Methoden des Landerwerbs durch Regierungsstellen und Betreiber von SEZs gewalttätige Proteste aus. Die Regierung verringerte daraufhin die zulässige Maximalgröße von Gewerbezonen für gemischte Branchen und untersagte den lokalen Regierungen, Land im Auftrag von SEZ-Unternehmen zu erwerben. Sowohl Groß- wie auch Kleinbetreiber (developers) von SEZs hatten sich bisher auf staatliche Unterstützung beim Landkauf verlassen. Immerhin hat sich die anfängliche Befürchtung, die Zahl der Anträge auf Genehmigung einer SEZ würde auf Null sinken, bisher nicht bestätigt. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) vier Jahre hintereinander um mehr als 8 Prozent gewachsen war, stellt sich heute die Frage nach dem weiteren Weg der indischen Wirtschaft. Die Regierung meint, dass im Haushaltsjahr 2007/08 (1.4. bis 31.3.) eine Expansion um mehr als 9 Prozent möglich ist; der Wirtschaftsberater Lehmann siedelt seine Schätzung noch höher an und der IWF sagt 8,4 Prozent voraus. Vorsichtigere Stimmen warnen vor dem sich abzeichnenden Erreichen der Kapazitätsgrenzen, das Preise und Zinsen nach oben treiben, Investitionen jedoch abbremsen könnte. Dann beliefe sich die Rate des Wachstums nur noch auf etwa 7,5 bis 8,0 Prozent. Neueste Daten aus den ersten Monaten dieses Jahres stützen derzeit aber eher die höheren Prognosen. Im Februar wurde im vierten Monat nacheinander ein Zuwachs der Industrieproduktion um mehr als 10 Prozent gegenüber dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Prozent Wirtschaft der Region Grafik: Aktuell Publishing Wirtschaftsdaten Indien Inflation in Prozent 12 9,2 10 8,3 7,7 8 6,5 6 4 9.2 8,5 7,5 4,7 3,7 3,8 2003 2004 2 0 2005 * Prognose 2006 2007* Stand 04/2007 Vorjahr verzeichnet und die Ausleihungen der Banken übertrafen den Wert vom Februar 2006 um stolze 21,7 Prozent. Den zunehmenden Preisauftrieb versucht die Regierung zum Beispiel durch ein Ausfuhrverbot für Weizen und Zement abzumildern. Zur Beseitigung der strukturellen Engpässe will Neu Delhi in einem noch nicht genau umschriebenen Zeitraum die stattliche Summe von 320 Milliarden US-Dollar ausgeben. Davon sollen Flughäfen, Straßen, Häfen und Kraftwerke erweitert oder neu gebaut werden. Die Kurzzeitfolge wird jedoch ein Emporschnellen der Baupreise sein. Anhebungen der Leitzinsen und Mindestreservebestimmungen haben die Kreditkosten vor allem für kleinere Unternehmen und Verbraucher erhöht, eine weitere Straffung der Kreditzügel ist zu erwarten. Der Wechselkurs der Rupie erholte sich schneller als vorhergesagt und erreichte bereits Anfang April gegenüber dem US-Dollar die Marke von 42,0. Von Roland Wohlleben in Bangkok indonesien Wirtschaftsstabilität I ndonesiens Politiker beziehen bereits für die Präsidentenwahlen 2009 Position. Im ab Mai wieder tagenden Parlament wird das nicht gerade zu einer effektiven politischen Arbeit beitragen. Das mag das Unternehmer- und Verbrauchervertrauen beeinträchtigen, es bedeutet aber nicht, dass die politische Stabilität in Frage gestellt würde. Präsident Yudhoyono darf – und wird – 2009 für eine zweite Amtsperiode kandidieren und sieht in Ermangelung eines potenten Herausforderers bereits heute wie der sichere Sieger aus. Die große Enttäuschung der bisherigen Regierungszeit Yudhoyonos sind die minimalen Fortschritte bei den notwendigen Reformen. Die gesamtwirtschaftlichen Ergebnisse sind auf vielen Feldern dank eines hohen Wachstums und guter Haushaltsführung verbessert worden. Auch wurde ein koordinierter Versuch aktuell ASIA 05/2007 zum Abbau der Korruption unternommen und erst kürzlich ein neues Investitionsgesetz verabschiedet. Aber von einer Reform des Steuersystems und des Arbeitsmarkts ist ebenso wenig zu spüren wie von der Erneuerung der lethargischen, arbeitsverweigernden Bürokratie. Vorlagen zur Steuerreform und zu einem neuen Bergbaugesetz wurden zwar behandelt, sind aber offensichtlich mit heißer Feder geschrieben. Der von der Industrie unterstützte Entwurf zur Steuerreform würde zwar die Steuersätze senken und für eine bessere Finanzverwaltung sorgen, jedoch bleibt es ungewiss, ob diese Version letztlich zum Zuge kommen wird. Die Verabschiedung des Steuergesetzes wird im Mai die Hauptaufgabe des Parlaments sein, während der Entwurf zum Bergbaugesetz nur wenig zur Belebung des Sektors beitragen würde und deshalb auf Jahre hinaus in den Aktenschränken Seite 65 Wirtschaftsdaten Indonesien Indonesien / Japan der Parlamentsverwaltung verschwinden dürfte. Zwar steht die Veröffentlichung von Ausführungsbestimmungen zum neuen Investitionsgesetz noch aus, doch ist der Wille des Gesetzgebers unverkennbar, den Investoren ein größeres Maß an Sicherheit zu bieten. Das Regelwerk stellt in- und ausländische Investoren gleich, ermöglicht eine breitere Palette von Anreizen, setzt die Hürden für eine Einwanderung herab, erleichtert die Einfuhr von Kapitalgütern und verlängert den Zeitraum erheblich, für den Ausländer Grundstücke zu Gewerbezwecken anmieten können. Auf das Gremium zur Koordinierung der Investitionen (BKPM) und seinen dynamischen Vorsitzenden Muhamad Lufti wird vermutlich eine Aufwertung ihrer Rolle zukommen. Durch die sich stetig verbessernden makroökonomischen Daten geht das wirtschaftliche Risiko in Indonesien zurück, während zugleich die ökonomische Stabilität an Festigkeit gewinnt. Die gemäßigte Teuerung erlaubte die Senkung der Zinsen. Bei verbesserter Handelsbilanz wachsen die Devisenreserven und der Schuldenberg wird abgebaut. Das alles hat auch zur Stabilisierung des Wechselkurses der Rupie beigetragen. Wenn dennoch der Vertrauensindex der Geschäftswelt auf seinem niedrigen Niveau verharrt, so deshalb, weil dort eine politisch begründete Skepsis herrscht. Teile der Regierung, so die Befürchtung der Unternehmerschaft, werden zu direkten Interventionen greifen, um Regierungsprojekte und staatliche Betriebe auszulösen, die heruntergewirtschaftet worden sind. Die Unterstützung des privaten Sektors würde dabei ins Hintertreffen geraten. Etwas positiver stellt sich das Verbrauchervertrauen dar, dessen Hauptindikator traditionell der Absatz von Motorrädern ist. Fast alle Anbieter von Konsumgütern berichten von kräftigen Mengenanstiegen, allerdings bei Handelsmargen, die wegen lebhafter Preiskonkurrenz und nur langsam wachsender Haushaltseinkommen äußerst knapp kalkuliert werden. Der Nachfrageanstieg hat im letzten Quartal 2006 offensichtlich bereits Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Prozent Grafik: Aktuell Publishing Wirtschaft der Region Wirtschaft Inflation in Prozent 13,1 12 10,5 10 8 6,8 6,1 6 5,7 4,7 5,5 6,0 5,1 4 4,0 2 0 2003 2004 2005 * Prognose 2006 2007* Stand 04/2007 einen mäßigen Anstieg der Erweiterungsinvestitionen in Gang gesetzt. Da die Hersteller auch 2007 mit einem Absatzplus rechnen können, wird sich dieser Trend vorläufig fortsetzen. In der Erdöl- und –gasförderung sowie für Teile der Infrastruktur sind in den nächsten zwei Jahren sogar Neuinvestitionen zu erwarten. Die Teuerung konnte durch eine strikte Geld- und Finanzpolitik etwa auf 6,5 Prozent halbiert werden. Die Zinsen werden weiter herabgesetzt und im Staatshaushalt bleibt Raum für ein höheres Defizit, das von einem BIP-Anteil von 1,1 auf 1,7 Prozent steigen soll. Weiterhin geht die Regierung von der Annahme eines bei 9.300 verharrenden Rupien-Kurses gegenüber dem USDollar, einer Inflationsrate von 6 Prozent und einer leicht auf 1,03 Millionen barrel per day ansteigenden Erdölförderung aus. Von Roland Wohlleben in Bangkok japan Freihandelsabkommen D er seit September 2006 amtierende Premierminister Shinzo Abe hat zwar erst 2009 Unterhauswahlen zu überstehen, doch wird seine Führungsrolle bereits im kommenden Juli mit der Neuwahl einer Hälfte des Oberhauses einem kritischen Test unterzogen. Der Erfolg seiner LDP bei den Regionalwahlen vom April deutet darauf hin, dass die Wähler ihm auch diesmal die Treue halten werden. Nur bei einem Stimmenrückgang, der den Mehrheitsverlust bedeutete, könnten die Anführer der verschiedenen Gruppen innerhalb der LDP ihren Machtanspruch durchsetzen und Abe zum Rücktritt zwingen. Der Premier hat sich verpflichtet, das Reformprogramm seines Vorgängers Koizumi fortzuführen. Koizumis zwischen 2001 und 2006 in Angriff genommene Reformen haben wesentlich zur Überwindung der japanischen Rezession beigetragen und zugleich die budgetären Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Langzeitentwicklung gelegt. Die Weiterführung bedeutet für den Rest dieses Jahrzehnts weitere Kürzungen bei den staatlichen Ausgaben und die Seite 66 Privatisierung von Staatsunternehmen wie dem gewaltigen Komplex der Post. Ob die LDP-Gruppenführer bei einem Sturz Abes den Forderungen ihrer Anhänger in der Landwirtschaft, im Baugewerbe und bei der Post nachkommen und die Reformen stoppen oder gar rückgängig machen würden, ist noch nicht abzusehen. Das kürzlich unterzeichnete Freihandelsabkommen (free trade agreement/FTA) zwischen den USA und Südkorea hat in Japan zu Überlegungen geführt, die eigenen seit 2004 festgefahrenen Verhandlungen mit Seoul wieder zu beleben und mit den USA entsprechende Gespräche aufzunehmen. Bereits unterschrieben hat Japan gerade ein Abkommen über die wirtschaftliche Partnerschaft (EPA) mit Thailand, das eine japanische Abwandlung des FTA ist. Das EPA tritt 2008 in Kraft und sieht innerhalb von zehn Jahren die Streichung des Einfuhrzolls auf 10 Prozent aller gehandelten Waren vor. Sofort aufgehoben werden einige japanische Zollabgaben auf Obst und Garnelen, innerhalb von fünf Jahren sollen auch Hähnchen davon befreit werden. Japan ist Thailands größter aktuell ASIA 05/2007 Auslandsinvestor und vor allem im Kfz-Sektor aktiv. Tokio ist auch erster Abnehmer thailändischer Exportwaren. EPAs oder FTAs bestehen bereits zwischen Japan einerseits und Singapur, Malaysia, den Philippinen, Mexiko und Chile andererseits. Verhandlungen laufen derzeit mit Australien und Indonesien (Abschluss noch für 2007 geplant) sowie mit Indien (Ziel 2009). Der starke Exportzuwachs von 14 Prozent aus dem Vorjahr wird wegen der schwächeren US-Wirtschaft voraussichtlich auf 10 Prozent zurückgehen. Damit dürfte auch ein Abflachen des Produktionsanstiegs in der Industrie von 4,7 auf 4,0 Prozent verbunden sein. Auf die Entwicklung des BIP wird dieses Nachlassen wenig Einfluss haben, da die Inlandsnachfrage vor allem von Seiten der Verbraucher teilweise die Rolle des Konjunkturmotors übernehmen wird. Von der Regierung erhobene Daten belegen den anhaltenden Anstieg des privaten Konsums aus dem letzten Quartal 2006 über den Jahreswechsel hinaus. Steigende Löhne und eine sinkende Arbeitslosenquote sprechen für einen im Verlauf des Jahres weiter wachsenden Inlandsbedarf. Was die Investitionen durch Großunternehmen betrifft, so sind die Prognosen der Firmen zum Beginn des Finanzjahrs (1.4. bis 31.3.) traditionell zurückhaltend. Nachdem sie ihre Kapitalausgaben im letzten Jahr um 15,6 Prozent aufgestockt hatten, sagen sie für 2007/08 nur noch ein Plus von 2,5 Prozent voraus. Am reserviertesten erweisen sich bei den Erwartungen die großen Hersteller, während die Dienstleister mit mehr Zuversicht auf die kommenden zwölf Monate blicken. Bei der Entwicklung des Preisniveaus erwartet die Bank of Japan für dieses Jahr einen leichten Anstieg, weil sich die Lücke zwi- Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Prozent Wirtschaft der Region Grafik: Aktuell Publishing Wirtschaftsdaten Japan Inflation in Prozent 10 8 6 4 2 0 2,6 1,9 1,8 -0,2 2003 0,0 2004 2,2 2,0 0,3 0,4 2006 2007* -0,3 2005 * Prognose Stand 04/2007 schen Angebot und Nachfrage in der Gesamtwirtschaft zu schließen beginnt und weil es Anzeichen für einen Mangel an Arbeitskräften in einigen Unternehmen gibt. Damit können die Währungshüter ihren Leitzins in minimalen Schritten von etwa 25 Basispunkten pro Jahr heraufsetzen, so dass er zum Jahresende eventuell einen Stand von 0,75 Prozent erreicht. Dabei wird der Wechselkurs des Yen bis 2008 immer noch auf einem niedrigen Niveau verharren. Von Roland Wohlleben in Bangkok KOREA Schwächere Investitionstätigkeit P räsident Roh Moo-hyun verzichtet darauf, um eine sofortige Verfassungsänderung zu kämpfen, die ihm eine zweite Amtszeit von fünf Jahren erlauben würde. So wird die Zeit bis zur Wahl seines Nachfolgers im Dezember mehr oder weniger ungestört verlaufen. Rohs Mandat endet im Februar 2008; bis dahin kann er sich im Glanz des frisch unterzeichneten Freihandelsabkommens (FTA) mit den USA sonnen und möglicherweise einen blockierten Gesetzentwurf zur Rentenreform wieder auf den Weg bringen. Die Verfassungsänderung zur Einführung einer zweiten Amtsperiode für das Staatsoberhaupt wird – so haben es die sechs führenden Parteien vereinbart – erst nach Rohs Ablösung, nämlich im Juni 2008 auf der Tagesordnung des dann neu gewählten Parlaments (Wahltermin im April 2008) stehen. Als Kandidaten für die Präsidentenwahl im Dezember stehen bisher nur zwei Vertreter der oppositionellen GNP, der frühere Bürgermeister von Seoul, Lee Myung-bak, und die ehemalige GNP-Parteivorsitzende Park Geun-hye fest. Der Bewerber der Regierungspartei Uri muss erst noch bestimmt werden. Das FTA mit Washington findet laut einer Umfrage in Korea breite Zustimmung bei der Bevölkerung (58 Prozent), wird aber auch von 30 Prozent abgelehnt. Nach der Billigung durch den US-Kongress bis zum 30. Juni werden innerhalb von drei Jahren die Zollsätze für aktuell ASIA 05/2007 95 Prozent der zwischen beiden Ländern gehandelten Waren auf Null gesenkt. Korea zieht aus dem Abkommen auf zweifache Weise Nutzen: Koreanische Erzeugnisse gewinnen auf dem US-Markt an Wettbewerbsfähigkeit insbesondere gegenüber der scharfen Konkurrenz aus China und Japan; koreanische Verbraucher kommen dagegen leichter in den Genuss preiswerter Güter und Dienstleistungen aus den USA. Als nächster Schritt ist die Aufnahme von Handelsgesprächen mit der EU geplant. Mit Australien, Neuseeland und Kanada laufen bereits Diskussionen über vergleichbare Abkommen. Die jüngsten Prognosen der Zentralbank, aber auch des Internationalen Währungsfonds (IWF), zur Entwicklung des BIP lauten übereinstimmend auf ein leicht ermäßigtes Wachstumstempo von 4,5 gegenüber 5,0 Prozent im Vorjahr. Schwachpunkte der Konjunktur sind nach Ansicht der Bank of Korea (BOK) die auf das Ausgabengebaren negativ einwirkende hohe Verschuldung der privaten Haushalte, die Einbußen an Wettbewerbsfähigkeit der koreanischen Exportprodukte und die schwächere Investitionstätigkeit. Die Außenhandelszahlen des ersten Quartals 2007 könnten auf einen positiveren Verlauf hindeuten, denn die Ausfuhren übertrafen den Wert der ersten drei Monate 2006 um ansehnliche15,5 Prozent, während die Einfuhrrechnung nur um 13,0 Prozent über dem Vorjahr lag. Das wachsende Vertrauen der Hersteller äußerte sich im März in einem Anstieg der Investitionen in Maschinen um 23 Prozent. Im Gesamtjahr 2006 hatten Seite 67 sich die Ausgaben für Anlagen und Ausrüstungen real um 7,5 Prozent erhöht, für 2007 kann mit einer weiteren Zunahme um etwa 6 Prozent gerechnet werden. Bei anhaltender Verbesserung der Außenhandelsergebnisse könnte 2007 beim BIP die Zuwachsrate des Vorjahres von 5,0 Prozent wieder erreicht werden. Auch auf Seiten des privaten Verbrauchs ist eine positivere Entwicklung möglich als bislang veranschlagt. Mehrere Untersuchungen deuten zu Beginn des Jahres 2007 auf ein wachsendes Vertrauen der Konsumenten hin. In den ersten zwei Monaten wurde zum Beispiel 10,6 Prozent mehr für den Kauf inländischer Pkw ausgegeben als im Jahr zuvor. Gegenüber den Bedenken der Zentralbank hinsichtlich der privaten Verschuldung wirbt der Financial Supervisory Service um Vertrauen in das gute Risikomanagement bei den Hypothekarkrediten, das die Gefahr von Insolvenzen minimiert. Seit Oktober 2006 bewegt sich die Inflationsrate zwischen 2,0 und 2,2 Prozent, so dass die Zentralbank ihren Leitzins unverändert bei 4,50 Prozent belassen konnte. In diesem Jahr bleibt sogar ein Spielraum für eine leichte Ermäßigung, falls zum Beispiel die Nachfrage angeregt werden soll. Der Wechselkurs des Won gegenüber dem US-Dollar war 2005 um 11,9 und 2006 um 7,2 Prozent gestiegen. Für 2007 und 2008 wird ein weiterer Anstieg, allerdings Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Prozent Inflation in Prozent 12 10 8 6 4,7 4 3,5 2 3,1 0 3,6 5,0 4,0 2,8 Grafik: Aktuell Publishing Wirtschaftsdaten Süd-Korea Korea / Malaysia 4,7 2,2 1,8 2003 2004 2005 2006 * Prognose 2007* Stand 04/2007 mit verringertem Tempo von 2 bis 4 Prozent, vorhergesagt. Von Roland Wohlleben in Bangkok Malaysia Exportabhängigkeit Wirtschaftsdaten Malaysia Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Prozent M it den bevorstehenden, alle drei Jahre fälligen parteiinternen Wahlen der seit der Unabhängigkeit regierenden UMNO erwartet den Premierminister Abdullah ein wichtiger Test, aus dem er nach Lage der Dinge nur gestärkt hervorgehen kann. Schließlich wird vor allem ihm der hohe Sieg bei den allgemeinen Wahlen vom März 2004 gutgeschrieben, bei dem das Regierungslager auf 91 Prozent der abgegebenen Stimmen kam. Dennoch sieht Abdullah sich seitdem der beißenden öffentlichen Kritik durch seinen Vorgänger Mahathir ausgesetzt. Da war es hilfreich, dass sich auf dem UMNO-Parteitag letztes Jahr die gesamte Führungsriege klar hinter Abdullah stellte. Gibt es in diesem Jahr bei der Neuwahl für alle Parteiämter die erwartete Stärkung für den Premier, bekäme Abdullah auch mehr Spielraum für die von vielen als notwendig erachtete Kabinettsumbildung. Zur Ankurbelung der Investitionen wurden neue Anreize angekündigt. Die einseitige Bevorzugung von Bevölkerungsgruppen nach ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse (bumiputra) soll für sechs Dienstleistungssektoren abgeschwächt werden, weil sie offensichtlich ausländische Investoren abschreckt. Die nach der 1997/98 in Südostasien ausgebrochenen Finanz- und Wirtschaftskrise eingeführten strengen Kapitalverkehrskontrollen werden gelockert. Dadurch werden Zu- und Abflüsse von Auslandskapital erleichtert. Das Verbot des Offshore-Handels mit malaysischen Ringgit bleibt dagegen bestehen. Die Kapitalertragsteuer für Immobilien von 30 Prozent wurde am 1. April aufgehoben. Der Termin für die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens (FTA) mit den USA bevor das “Fast-Track-Mandat“ von Präsident Bush ausläuft ist ergebnislos verstrichen. Auch hier Seite 68 Inflation in Prozent 12 10 7,2 8 6 5,9 5,2 5,4 4 3,0 5,2 3,2 2,4 2 0 1,2 1,4 2003 2004 * Prognose 2005 2006 2007* Stand 04/2007 dürfte das nach Rassenzugehörigkeit differenzierende Verfahren der öffentlichen Auftragsvergabe zu Gunsten der „bumiputra“ ein wesentliches Hindernis dargestellt haben. Wegen eines stark exportorientierten Verarbeitungsgewerbes ist Malaysia weitaus mehr als die meisten seiner Nachbarn von der Importnachfrage der USA abhängig. Das ist einer der zwei Gründe, aus denen für 2007 ein Nachlassen des BIP-Wachstums von 5,9 Prozent im Vorjahr auf 5,2 Prozent erwartet wird. Der andere Grund ist das stetige Nachgeben der Zuwachsrate der privaten Konsumausgaben. Das jährliche Plus hatte 2004 mit 10,5 Prozent seinen Höhepunkt erreicht und ist seitdem bis 2006 auf 7,0 Prozent zurückgegangen. aktuell ASIA 05/2007 Grafik: Aktuell Publishing Wirtschaft der Region Wirtschaft Für dieses Jahr rechnen Beobachter mit einem weiteren Nachgeben auf etwa 5 Prozent Wachstum, nachdem sich einige Probleme im Kreditwesen für Privathaushalte abgezeichnet hatten. Es wurden im zweiten Halbjahr 2006 wesentlich mehr „non performing loans“ aus den Bereichen Kreditkarten und Pkw-Käufe registriert als zuvor. Bei den Bruttokapitalanlagen ist dagegen eine Beschleunigung des Wachstums von 8 Prozent auf mehr als 9 Prozent vor allem wegen vermehrter Ausgaben der Regierung im Rahmen des 9. Entwicklungsplans zu erwarten. Sollten sich die neuen Maßnahmen zur Belebung der Bautätigkeit als erfolgreich erweisen, so könnte selbst diese optimistische Prognose zu den Investitionen noch einmal nach oben revidiert werden müssen. Dies ist umso wahrscheinlicher, als die Regierung selbst mehr Bauaufträge vergibt und die privaten Bauträger auf die Streichung der Kapitalertragsteuer positiv reagieren. Der bereits im vierten Malaysia / Singapur Quartal registrierte Aufwärtstrend in der Bauwirtschaft dürfte sich daher im gesamten Jahr 2007 fortsetzen. Der Anstieg der Verbraucherpreise wird sich von den im Februar festgestellten 3,1 Prozent voraussichtlich auf etwa 2 Prozent abschwächen, da die statistische Auswirkung der im Februar angehobenen Treibstoffpreise nachzulassen beginnt. Die Währungsbehörde, Bank Negara, hat sich eher mit dem Zustrom von Auslandskapital auseinander zu setzen, das auf einen Anstieg des Ringgit spekuliert. Das dadurch ausgelöste Geldmengenwachstum könnte von der Bank durch eine Anhebung der langfristigen Zinsen zur Abschöpfung von Liquidität abgebremst werden. Denkbar wäre auch die Duldung eines Kursanstiegs der Landeswährung um 5,0 statt wie bisher 3,5 Prozent. Von Roland Wohlleben in Bangkok Grafik: Aktuell Publishing Singapur Außenbeziehungen Wirtschaftsdaten Singapur Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Prozent D as Budget für 2007 nimmt sich eines ernsthaften Problems in der Regelung des Ruhestandes an, das gerade erst in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerät. Arbeiter, die im nächsten Jahrzehnt „in Rente gehen“, müssen sich auf finanzielle Probleme einstellen. Die Löhne in der ersten Hälfte ihres Arbeitslebens, nach denen auch die Auszahlungen der Rentenkasse berechnet werden, waren sehr niedrig. Zudem war das Regierungsprogramm, das die Arbeiter zum Kauf ihrer Wohnungen aus Staatsbesitz animierte, ein Misserfolg: Diese Wohnungen haben in den letzten zehn Jahren 30 Prozent an Wert verloren. Als Teillösung wird nun zunächst das Renteneintrittsalter von 62 Jahren auf 65 oder mehr heraufgesetzt werden. Da jedoch etwa zwei Drittel der Arbeiter einen niedrigen Ausbildungsstand haben, werden zusätzliche Mittel aus der Staatskasse benötigt. Jüngere Arbeitnehmer werden nun ermuntert, ihre eigenen Beiträge zu ihrer Altersversorgung aufzustocken, damit eine explosionsartige Ausweitung der Kosten für die soziale Sicherung zu Lasten der öffentlichen Hand vermieden wird. Innerhalb Asiens ist Singapur trotz seiner wiederholten Bekenntnisse zum weltweiten Freihandel der eifrigste Nutznießer der immer populärer werdenden bilateralen Freihandelsabkommen (FTA). Neben den bereits bestehenden sechs bilateralen Vereinbarungen der ASEAN, der auch Singapur angehört, verhandelt der Stadtstaat derzeit mit 14 Partnern über den Abschluss eines FTA. Damit sichert sich Singapur im internationalen Wettbewerb eine gute Ausgangsposition für seinen starken Exportsektor. Der wird zwar dominiert von Erzeugnissen des verarbeitenden Gewerbes, doch gewinnen auch die Dienstleistungen für Abnehmer in der Region schnell an Bedeutung. Im April wurde das mit Japan bestehende FTA erweitert, indem die Zollsenkungen von 77 auf 92 Prozent aller Warenkategorien ausgedehnt und die Hürden für das Bankgewerbe weiter verringert wurden. Auch mit Handelspartnern außerhalb der Region, so zum Beispiel am Golf, bemüht man sich um den Abschluss von FTA. Mit den unmittelbaren Nachbarn jedoch werden die Beziehun- aktuell ASIA 05/2007 Inflation in Prozent 10 8,7 7,9 8 6,6 5,8 6 4 2,9 1,7 2 0,5 0 2003 * Prognose 2004 0,5 1,0 0,5 2005 2006 2007* Stand 04/2007 gen auf absehbare Zeit nicht ganz spannungsfrei bleiben. Indonesien drohte im März nach der Einstellung der Sandlieferungen auch mit dem Verbot von Granitlieferungen an Singapur. Inzwischen ist sogar Myanmar in die Bresche gesprungen und hat größere Lieferungen von Baumaterial angeboten. Malaysia plant unmittelbar an der gemeinsamen Grenze das Projekt „Iskandar Development Region“, das nach Ansicht von Landeskennern für die singapurische Industrie eher zu einer Bedrohung als zur Stütze zu werden scheint. Beide Länder könnten sich hervorragend ergänzen, weil Malaysia Investitionen und Singapur Gewerbefläche braucht. Da Singapurs Wirtschaft übermäßig stark von der Exportentwicklung abhängt, wird die weltweit nachlassende Importnachfrage in diesem Jahr für eine Abschwächung des BIP-Wachstums, aber 2008 bei Anziehen der Weltkonjunktur wieder für eine schnellere Expansion sorgen. Im Februar betrug die jährliche Zuwachsrate der Ausfuhren auf den ersten Blick immer noch stattliche 9,9 Prozent, aber verhältnismäßig wenig gegenüber dem Monat Juni 2006, als Seite 69 Wirtschaft der Region Wirtschaft Singapur / Taiwan die Steigerung noch bei 18,5 Prozent gelegen hatte. Entsprechend rückläufig waren auch die Zuwächse der Sektoren Transport und Häfen, die für Singapur eine besondere Rolle spielen. In der Industrieproduktion wird für 2007 nach einem Plus von 12 Prozent im Vorjahr nur noch ein Anstieg von etwa 8 Prozent vorhergesagt. Für einen gewissen Ausgleich wird die erwartete Beschleunigung bei den Dienstleistungen sorgen, da sowohl der Groß- und Einzelhandel als auch die Finanzdienstleister offensichtlich vor einem kräftigen Boom stehen. Für einen starken Auftrieb in diesen Sektoren spricht auch der lebhafte Zuzug (+9,7 Prozent) von ausländischen Experten, die auf diese Tätigkeiten spezialisiert sind. Der Wertzuwachs des Singapur-Dollar gegenüber seinem Namensvetter aus den USA betrug im März 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das bereitet der Zentralbank einige Kopfschmerzen, da sie seit drei Jahren einen Kurs verfolgt, jährliche Aufwertungsraten zwischen1 und 3 Prozent zuzulassen. Damit soll die Geldentwertung im Inland gebremst werden, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der Ausfuhren zu beeinträchtigen. Bei einer kaum spürbaren Inflationsrate von 0,5 Prozent bot sich eine Ausweitung der Geldmenge um 22 Prozent an, durch die die Währungshüter den schnellen Anstieg des Wechselkurses abzubremsen hoffen. Von Roland Wohlleben in Bangkok Taiwan Bruderverhältnis Wirtschaftsdaten Taiwan Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Prozent H eute ist es weniger sicher als noch vor einem halben Jahr, dass die KMT 2008 die Wahlen zur Präsidentschaft für sich entscheiden wird. Ihr ursprünglicher Kandidat, der ehemalige Bürgermeister von Taipeh, Mah Ying-jeou, muss sich einem Verfahren wegen Korruptionsverdacht stellen. Da er damit nicht mehr unter der KMT-Flagge segeln kann, hat er angekündigt, seine ungebrochen große Popularität nutzen zu wollen und als unabhängiger Kandidat anzutreten. Das würde den nächsten KMT-Bewerber möglicherweise die entscheidenden Stimmen kosten, um gegen den noch zu benennenden Wettbewerber der anderen großen Partei DPP bestehen zu können. Gewinnt ein weiteres Mal der DPP-Vertreter, wird sich aller Voraussicht nach die gleiche Lage wie unter dem zwei Perioden lang amtierenden Präsidenten Chen Shui-bian von der DPP ergeben, dass sich nämlich das traditionell KMTdominierte Parlament als Legislative und der DPP-Präsident als Chef der Exekutive gegenseitig blockieren. Bisher waren die Beobachter davon ausgegangen, dass beide Arme der Staatsgewalt von der KMT geführt werden würden und sich das Verhältnis zur VR China dadurch verbesserte. Gute Beziehungen zum großen Bruder sind ein zentrales Element der KMT-Politik. Dagegen scheint es Präsident Chen im letzten Jahr seiner Amtszeit darauf anzulegen, die VR zu unkontrollierten Reaktionen zu provozieren. Im Februar testete Taiwan eine selbst gebaute konventionelle Rakete mit einer Reichweite von 1.000 km, die also auch Hongkong und Shanghai erreichen könnte. Im April warf er Beijing Demokratiedefizite bei der Bestimmung von Donald Tsang zum Verwaltungschef Hongkongs vor. Die chinesische Führung hat darauf relativ gelassen reagiert - zum Beispiel durch einen Lieferstopp für Kies. Sie scheint die Wahl abwarten zu wollen, um mit dem Nachfolger einen neuen Anlauf für ein besseres Verhältnis zu nehmen. Taiwans Rentenreform hat im März mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Gründung eines Kontrollgremiums für die Verwaltung der eingezahlten Beiträge eine letzte Hürde genommen. Seit 2004 ist für die Arbeitgeber die Abführung einer Abgabe an die Rentenversicherung in Höhe von 6 Prozent der gezahlten Löhne Pflicht. Das Kontrollkomitee kann die verfügbaren Gelder in einer breiten Auswahl von Finanzwerten, darunter auch bis zu 7 Milliarden US- Seite 70 Inflation in Prozent 10 8 6,1 6 4 4,0 3,4 4,6 4,0 2,3 2 0 1,6 -0,3 2003 * Prognose 2004 2005 0,6 0,7 2006 2007* Stand 04/2007 Dollar in Auslandsfonds, anlegen. Da die Spätfolgen der Kreditkartenkrise von 2005/06 in Form einer abgeschwächten Konsumnachfrage immer noch spürbar sind, wird der BIP-Zuwachs 2007 die 4-Prozent-Marke kaum übersteigen. Trotz eines Rückgangs der Arbeitslosenquote auf unter 4 Prozent hat sich das Verbrauchsklima in den letzten 12 Monaten stetig verschlechtert, die Umsätze im Einzelhandel stiegen nur noch um 1 bis 2 Prozent. Der Zuwachs der Investitionsausgaben wird auch gering ausfallen, da die nachlassende Nachfrage in den USA die Expansion des IT-Sektors in engen Grenzen halten wird. Ein Großteil vor allem der IT-Hersteller wird ihre Investitionen in neue Produktionsanlagen nach China orientieren. Bereits 2006 kletterten die taiwanischen Investitionen in Projekte jenseits der Landesgrenzen um 27,0 Prozent, im Inland dagegen nur um 2,6 Prozent. Von den Investitionen im Ausland flossen mindestens zwei Drittel in die Volksrepublik. Größeres Wachstumspotential für die Wirtschaft Taiwans liegt möglicherweise im Export von modernster Konsumelektronik, bei der die Insel international eine starke Position einnimmt. Der Anteil der Bauwirtschaft am BIP hat sich von 12,0 Prozent 1993 auf nur noch 6,7 Prozent im Vorjahr verringert. Dementspre- aktuell ASIA 05/2007 Grafik: Aktuell Publishing Wirtschaft der Region Wirtschaft chend fiel auch die im Bau befindliche Fläche von 75 Millionen auf 36 Millionen Quadratmeter. Im Finanzsektor stieg 2006 das Volumen der Ausleihungen nur noch um 3 Prozent. Die Zentralbank hob ihren Leitzins zuletzt im März um 12,5 Basispunkte auf 2,875 Prozent an. Eine weitere Erhöhung ist bei einer Inflationsrate von Taiwan / Thailand 0,8 Prozent und schwacher Inlandsnachfrage nicht wahrscheinlich. Der Wertzuwachs des Taiwan-Dollar gegenüber dem schwachen US-Dollar wird sich vermutlich verlangsamen. Von Roland Wohlleben in Bangkok Grafik: Aktuell Publishing Thailand Schwebezustand Wirtschaftsdaten Thailand Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Prozent D ie vom Militär eingesetzte Übergangsregierung arbeitet weiterhin an ihrem Auftrag, Neuwahlen vorzubereiten und damit die Rückkehr zu Demokratie und politischer Stabilität einzuleiten. Ob das durch einen rasch erarbeiteten Entwurf für eine neue, aber weniger demokratische Verfassung zu erreichen ist, bleibt abzuwarten. Die im Zusammenhang mit den für das Jahresende geplanten Wahlen unausweichliche Neuformierung der politischen Kräfte dürfte zunächst eher Unsicherheit und Instabilität begünstigen. Viele Thailänder hoffen, dass ihr hoch verehrter König, dessen 80. Geburtstag im Dezember gefeiert wird, zumindest für eine Übergangszeit eine stabilisierende Rolle spielen wird. Einer Andeutung von Premierminister Surayud ist zu entnehmen, dass der Termin für die Neuwahlen auf den 16. oder 23. Dezember fallen wird. Zuvor ist der Verfassungsentwurf vorzulegen, zwei Monate lang von einer 100-köpfigen verfassunggebenden Versammlung zu beraten und im August einem Referendum zu unterwerfen. Der Verfassungsausschuss hat bereits wissen lassen, dass der künftige Premierminister durch allgemeine Wahlen bestimmt werden wird, während die Zusammensetzung des Senats einem Gremium aus obersten Richtern und anderen angesehenen Persönlichkeiten aus dem Staatsdienst übertragen werden soll. Mittlerweile hat das Kabinett eine Reihe von Änderungen zum Gesetz über Auslandsunternehmen (Foreign Business Act/FBA) beschlossen, die jetzt von der Gesetzgebenden Versammlung weiter beraten und voraussichtlich auch verändert werden. Ein Hauptpunkt bleibt das Vorgehen gegen die Verwendung von Strohmännern, mit deren Hilfe die Einschränkungen bei Auslandsinvestitionen umgangen werden. Unternehmen werden künftig wie Auslandsunternehmen behandelt, sobald Ausländer mehr als die Hälfte der Stimmrechte halten. Sofern Unternehmen nicht dem neuen Gesetz entsprechen, werden ihnen nunmehr drei statt zwei Jahre eingeräumt, um ihre Struktur an die Regeln anzupassen. Nachdem die Inlandsnachfrage aufgrund der politischen Unsicherheit schwächelt, müssen die Ausfuhren für das nötige Wirtschaftswachstum sorgen. Die Regierung hat ihre Prognose für 2007 bereits um einen halben Prozentpunkt nach unten auf 4,0 bis 4,5 Prozent revidiert. Soweit sich das politische Risiko im nächsten Jahr verringert und einige Unklarheiten im neuen Foreign Business Act ausgeräumt werden, könnte eine ganze Reihe von positiven Faktoren einen spürbaren Wachstumsschub auslösen. Die stärkste Dynamik schlummert in der Exportproduktion. Dieser große und konkurrenzfähige Wirtschaftszweig würde von einer in den kommenden Jahren ansteigenden globalen Nachfrage und der nachgebenden Preiskonkurrenz durch China profitieren. Die Unterzeichnung eines bilateralen Freihandelsabkom- aktuell ASIA 05/2007 Inflation in Prozent 12 10 8 7,1 6,3 5,0 6 4,5 4 2 0 2,7 4,3 4,7 1,8 2003 1,5 2004 2005 * Prognose 2006 2007* Stand 04/2007 mens (FTA) mit Japan im letzten März wird Thailand für japanische Firmen als industrielle Basis attraktiver machen und auch westliche Unternehmen anziehen, die einen Zugang zum japanischen Markt suchen. 2006 kletterten die ausländischen Direktinvestitionen in Thailand von 7,45 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf 9,45 Milliarden. Einige Probleme gilt es aber im thailändischen verarbeitenden Sektor noch auszuräumen. Zu nennen sind vor allem der Mangel an gut ausgebildeten Arbeitskräften und Engpässe in der Infrastruktur. Nach einer Studie belaufen sich die Logistikkosten im Königreich auf einen Anteil am BIP von 19,0 Prozent gegenüber nur 8,7 Prozent in Japan. Auf einer Konferenz zur Infrastruktur im März legte die Regierung ihre Pläne für eine 823 km lange zweigleisige Eisenbahnstrecke in Nord-Süd-Richtung, eine Autobahn zur Städteverbindung (inter-city motorway), fünf neue Strecken für Bangkoks U-Bahn und den Ausbau der landesweiten Wasserstraßen vor. Wegen der begrenzten Amtszeit der Übergangsregierung ist heute noch nicht abzusehen, wie weit diese Pläne verwirklicht werden können. Der Anstieg des Baht-Kurses gegenüber dem US-Dollar auf 32 bereitet einigen Exporteuren Sorgen. Diese Aufwertung ist das Ergebnis großer Exportüberschüsse, die ihrerseits zum Teil von dem Einbruch bei den Einfuhren verursacht wurden. Für den Wechselkurs ist ein Nachgeben auf 36 Baht je Dollar zu erwarten, da sich die Zinsen in diesem Jahr um etwa einen Prozentpunkt erhöhen werden. Ein weiterer Grund wird der Abzug der Mittel ausländischer InvestmentFonds aus einer der schwächsten Börsen in Asien sein. Von Roland Wohlleben in Bangkok Seite 71 Wirtschaft der Region Wirtschaft Vietnam Vietnam Reformen in Schlüsselbereichen D ie jetzige vietnamesische Führung wird auch die kommenden vier Jahre in unveränderter Zusammensetzung die Schalthebel in den Händen halten. Generalsekretär Nong Duc Manh, Chef der KP, sowie die beiden höchsten politischen Führungskräfte Nguyen Tan Dung, Premierminister, und Nguyen Minh Triet, der Staatspräsident, hatten im Juni 2006 ein Mandat für fünf Jahre bekommen. Alle drei Leader gelten als gemäßigte Politiker, die sich für tief reichende Reformen und größere politische Transparenz einsetzen. Die im Mai anstehenden Wahlen zum 500 Mitglieder umfassenden EinKammer-Parlament werden die Diskussionen um Reformen und Transparenz im Lande weiter anfachen. Von den 1.313 kandidierenden Interessenten haben sich 232 aus eigener Initiative nominiert und das Placet der regierenden KP erhalten. Das mag zwar die Diskussionen beleben, doch gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass es auch zu demokratischeren Verhältnissen führt, denn die KP hält an ihrem Anspruch auf 90 Prozent der Sitze fest. Derzeit vermittelt die Herrschaft der KP einen stabilen Eindruck, es kann sich durchaus effektiver Machtwechsel vollziehen und die Reformen in Schlüsselbereichen nehmen sichtbar an Fahrt auf. In jüngster Zeit waren Investitionen in Immobilien ein heißes Thema unter ausländischen Investoren. Wenn die Regierung wie vermutet ausländischen Anlegern in diesem Jahr den selben Status einräumen wird wie lokalen Bauträgern, werden die Bedingungen noch mehr an Interesse gewinnen. Das Ministerium für Naturschätze und Umwelt sowie das Ressort für Planung und Investitionen arbeiten an Plänen, ausländische Investoren zu Auktionen zuzulassen, auf denen Landnutzungsrechte für den Bau von Büros und Wohnraum versteigert werden. Das würde nicht-vietnamesischen Anlegern auch Gelegenheit geben, fehlgeschlagene Entwicklungsprojekte von einheimischen Trägern zu übernehmen. Von der Aufhebung der Preisbindung für Benzin im April wird eine Verteuerung um etwa 10 Prozent erwartet. Bereits zuvor hat die Regierung schrittweise die Subventionierung zurückgenommen, die den Finanzminister mehrere Jahre lang jeweils mehr als 1 Milliarde US-Dollar gekostet hatte. Für andere Mineralölprodukte, wie Heizöl, Diesel oder Kerosin soll die Freigabe nur langsam und schrittweise bis zum nächsten Jahr erfolgen, um die Auswirkungen auf Landwirtschaft und Industrie in Grenzen zu halten. Die lokalen Mineralölverarbeiter erwarten von der Regierung mehr Transparenz bei der Berechnung der Importabgaben auf Raffinerieerzeugnisse, damit sie selbst ihre Preisgestaltung an die Bewegungen auf dem Weltmarkt anpassen können. Die Nachfrage nach Treibstoff stieg zuletzt um 7 Prozent, doch beträgt der statistische Pro-Kopf-Verbrauch immer noch nur etwa der Hälfte des Bedarfs in Thailand. Im laufenden Jahr wird Vietnam zum 8. Mal nacheinander eine gesamtwirtschaftliche Zuwachsrate von um die 7 Prozent erzielen. Die Inlandsnachfrage schnellte zu Jahresbeginn kräftig nach oben, im ersten Quartal verdoppelte sich der Pkw-Absatz Seite 72 sogar auf 9.328 Fahrzeuge. Ein Teil der Zahlungsmittel für den Autokauf stammt aus den Gewinnen am prosperierenden Aktienmarkt. Auch die für die zwei ersten Monate des Jahres registrierte Zuwachsrate der Einfuhren von fast 47 Prozent ist ein Ausdruck der robusten Inlandsnachfrage. Der im Januar wirksam gewordene Beitritt des Landes zur Welthandelsorganisation WTO dürfte ebenfalls dazu beigetragen haben, da er manche Importrestriktionen zumindest entschärfte. Nach ersten vorliegenden Zahlen erreichte das BIP-Wachstum im 1. Quartal 7,7 Prozent, wobei das Wirtschaftsdaten Vietnam Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Prozent Inflation in Prozent 12 10 8 8,4 7,3 6 7,8 8,2 8,3 8,0 7,9 6,6 7,7 4 2 0 3,2 2003 2004 2005 * Prognose 2006 2007* Stand 04/2007 verarbeitende Gewerbe sogar um 9,2 Prozent zulegte. Die überbordende Nachfrage bringt Probleme mit sich, die sowohl von der Regierung als auch von den Unternehmen im Auge behalten und mit den richtigen Mitteln beantwortet werden müssen. In manchen Bereichen sind bereits die Kapazitätsgrenzen erreicht, die Sicherung der Strom- und Wasserversorgung wird für immer mehr Unternehmen vordringlich werden. Sie müssen auch steigende Mietkosten und logistische Engpässe verkraften. Die Binnenhäfen nähern sich dem Zustand der Verstopfung und Entlastung durch neue Projekte ist erst Ende 2008 in Sicht. Makroökonomisch liegen die größten Risiken in einem größeren Handelsbilanzdefizit und in einer sich beschleunigenden Inflationsrate. Von Roland Wohlleben in Bangkok aktuell ASIA 05/2007 Grafik: Aktuell Publishing Wirtschaft der Region Wirtschaft Firmenportrait Singapur Auswirkungen der Globalisierung auf die Talent-Entwicklung spezielle Weiterbildungsprogramme auf Führungsebene für Manager und obere Führungskräfte Fotos: PSB Academy D ie Globalisierung hat die Wissensaneignung und Fortbildung aller Menschen verändert. Neueste Untersuchungen belegen, dass der Unternehmenserfolg von der Fähigkeit zur Weiterqualifizierung der Mitarbeiter abhängt. Daher muss sich jedes Unternehmen heute um den optimalen Einsatz von Fähigkeiten bei oberen Führungskräften und leitenden Angestellten bemühen. Durch die aufstrebenden Märkte im asiatisch-pazifischen Raum und die Globalisierung steht diese Gruppe vor enormen Herausforderungen. Viele Manager erkennen den permanenten Weiterbildungs- und Schulungsbedarf zur Talenteförderung und tragen so zu Höchstleistungen ihrer Unternehmen bei. Die Arbeitsbelastung und der stetige Marktwandel wirken sich jedoch erschwerend für Manager aus: Wie und wo bleibt noch Zeit zur Weiterbildung und Schulung in renommierten Einrichtungen? Um stets an vorderster Front agieren zu können sind zur Entwicklung erfolgreicher Zukunftsstrategien Kenntnisse auf dem Gebiet der Unternehmensführung, über Geschäftstrends und Innovationen unverzichtbar. Zahlreiche Unternehmen haben sich daher entschlossen, mit Erwachsenenbildungseinrichtungen zusammenzuarbeiten und mit ihnen gemeinsam Weiterbildungsprogramme für leitende Angestellte zu entwickeln, die speziell auf das Unternehmen zugeschnitten sind. In diesen unternehmensinternen Programmen werden Unterrichtsmodule für Manager angeboten, die jeweils mehrere Tage dauern. Der zeitliche Rahmen, der für den Abschluss dieser Module erforderlich ist, wird gemeinsam mit dem Unternehmen festgelegt. Von den Managern wird erwartet, an allen Modu- aktuell ASIA 05/2007 len teilzunehmen, um über das Programm eine „Zertifizierung“ zu erhalten. Die PSB Academy hat auf den wachsenden Bedarf zur Weiterbildung in vielen multinationalen Unternehmen mit einer Reihe von Programmen zur ManagementWeiterentwicklung reagiert. Die Teilnehmer können auf diese Weise anerkannte Postgraduierten-Diplome und Qualifikationen erlangen. Die Lehrgänge wurden in Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten als Partner der PSB Academy entwickelt. Im Jahr 2006 entwickelte die PSB Academy individuelle und innovative Lernprogramme für Manager und obere Führungskräfte der 500 führenden Unternehmen der Telekommunikationsbranche. Die Lehrinhalte wurden zusammen mit einer führenden australischen Universität (University of Western Australia) unter ausdrücklichem Praxisbezug und Verwendung von Simulations-Software und aktuellen Fallstudien der Branche entwickelt. Schwerpunkte, wie Finanzwesen, Management, Marketing, strategisches Management und Strategien hatten dabei den höchsten Stellenwert. Das allgemeine Feedback war durchaus positiv. Gefallen hat den Teilnehmern, dass die Programme von prestigeträchtigen Universitäten zertifiziert wurden und die Möglichkeit zum Eintritt in anerkannte Postgraduierten-Programme gegeben ist. Die Unternehmen sehen in diesen Programmen eine wirksame Möglichkeit zur Talentförderung und die Bindung des Mitarbeiters an sein Unternehmen. Outsourcing: Eine logikbasierte Lösung zur Ergebnisverbesserung im asiatisch-pazifischen Raum In der „Neuen Volkswirtschaft“ wird die Talentförderung weiterhin eine Schlüsselrolle in der Geschäftsstrategie jedes PSB Academy, Campus @ Delta, Singapore Unternehmens spielen. Die PSB Academy unterstützt die Unternehmen, wenn es darum geht, auf erweiterte Betätigungsfelder und Ansprüche an Mitarbeiter zu reagieren und stellt Lösungen für das Personalentwickungs-Outsourcing zur Verfügung. Einige, wesentliche Vorteile, die Unternehmen genießen können, sind größere Kosteneinsparungen und die Konzentration der Unternehmen auf gewinn- und wachstumsorientierte Geschäftsaktivitäten. Ein Konzern der Gesundheitsbranche erkannte diese Vorteile und wandte sich an die PSB Academy, Seite 73 Firmenportrait Singapur um Lösungsvorschläge zu erhalten. Zuerst analysierte die PSB Academy die beim Kunden vorhandenen Lernbereiche und stimmte dann die Lernziele auf die Kompetenzen und Unternehmenskultur ab. Danach erfolgte eine Analyse der Daten und Kompetenzen, mit dem Ziel, wünschenswerte Verhaltensweisen und persönliche Fähigkeiten der Mitarbeiter zu definieren, neu ist, wächst der Markt sehr schnell, da sich viele Unternehmen der Vorteile bewusst sind, die eine Konzentration auf dem Gebiet der Personalentwicklung auf strategisch wichtigere Bereiche mit sich bringt. Schon im April 2000 leitete Nortel Networks diesen Trend ein, indem das Unternehmen die Personalentwicklung an ein Outsourcingunternehmen vergab. Diesem Beispiel folg- Weltweit konnten viele Unternehmen vom Outsourcing ihrer Personalent wicklungsaktivitäten profitieren mit denen der Wettbewerbsvorteil des Unternehmens angekurbelt werden sollte. Danach wurde eine gründliche Analyse zur Stabilitätsbestimmung der Lernprogramme der Personalentwicklung ausgearbeitet, um die Unternehmensziele zu erreichen. Diese Analyse diente der Festlegung von erfolgreichen und wirtschaftlich rentablen Programmen, die sich auf die Steigerung des Umsatzes auswirken und solchen, die auf dieser Basis überarbeitet und verbessert werden müssen. Diese Lösung erfolgt mit dem LearningWealth Management System zur Personalentwicklung, das als Grundlage für die Umsetzung, Nachverfolgung und Aufzeichnung der Lernaktivitäten im Unternehmen während des geplanten Lernzeitraums gilt. Dieses Web-basierte System erlaubt den Managern und Mitarbeitern den Zugang zu Lernaufzeichnungen und den Ausdruck von Berichten. Diese Outsourcinglösung zur Personalentwicklung hat sich als strategisch entscheidender Schritt bei der Kostensenkung und Leistungssteigerung für das Unternehmen der Gesundheitsbranche erwiesen; personelle Ressourcen konnten auf das Kerngeschäft verlagert und die Wachstumsstrategie des Unternehmens verbessert werden. Weltweit konnten viele Unternehmen vom Outsourcing ihrer nicht zum Kerngeschäft gehörenden Personalentwicklungsaktivitäten an solche Unternehmen profitieren, deren Kerngeschäft der Betrieb und das Management von Personalentwicklung ist. Obwohl das Outsourcing von betrieblichen Funktionen der Personalentwicklung relativ Seite 74 ten unter anderem auch American Express, Agilent Technologies, Prudential Financial, Avaya und Unisys. Die Auslagerung von Geschäftsprozessen ist zu einer unschätzbaren Option für führende Unternehmen in der gesamten Welt geworden. Wenn es mit Erfolg durchgeführt wird, ist Outsourcing ein strategisch entscheidender Schritt bei der Kostenersparnis und Leistungssteigerung, da es die Möglichkeit bietet, Ressourcen auf höherwertige Geschäftsaktivitäten zu verlagern und das Unternehmenswachstum zu fördern. Für Regionalbüros multinationaler Unternehmen, die weit vom Unternehmenssitz entfernt sind, wurde Outsourcing zu einer Schlüsselstrategie, um sich auf Kernaktivitäten zu konzentrieren und eine reibungslose Administration der Supportfunktionen beizubehalten. Den Unternehmen wurde bewusst, dass eine sinnvolle Strategie darin besteht, die nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten, wie Buchhaltung, auf andere Unternehmen zu übertragen. Dazu zählen auch Informationssysteme, die Personalplanung des Unternehmens und die nicht zur Kernaktivität gehörende Personalentwicklung. Six Sigma – Unternehmens-Blueprint zur Eroberung der Welt Es ist unser ständiges Bestreben, Unternehmen im Kostenmanagement und bei der Steigerung der Geschäftsergebnisse zu unterstützen. Daher bietet die PSB Academy auch Six Sigma- Training und Beratung an. Six Sigma wurde in den frühen achtziger Jahren entwickelt. In seiner einfachsten Form gilt es als ein Tool zur Prozessoptimierung, mit dem Unternehmen auf ein Standardniveau von weniger als 3,4 Fehler/ Million Ereignisse gebracht werden können. Six Sigma hat sich seitdem von einem bloßen Tool unter vielen zu einer Methode entwickelt, die in jeder Branche angewendet werden kann. Heute verwenden multinationale Unternehmen wie General Electric, Allied Signal, Honeywell, American Express, Du Pont, Ford Motors und Citibank Six Sigma standardmäßig. Die Tools und Techniken, die von den Unternehmen durch das Six Sigma - Training übernommen wurden, bieten folgende Vorteile. – Verbessertes Endergebnis durch wirksame Fehlerminderung – Verbesserter Umsatz durch schnellere und bessere Produkteinführungen – Genauere Entscheidungsfindung durch verstärkte Verwendung von Daten – Bewusstseinsänderung in dem Sinn, dass höchste Qualität erwartet wird Durch das umfassende Six Sigma Training der PSB Academy haben viele Unternehmen bedeutende Einsparungen und verbesserte Qualitätsstandards erreicht. Unsere Kunden haben Einsparungen von SGD $ 300.000 bis SGD $ 750.000 pro Jahr erreicht. “Six Sigma hat dabei geholfen, die Anzahl der beantworteten Telefonanrufe zu steigern. Es wird erwartet, dass geschätzte Erlöse von SGD $ 340.000 durch eine geplante 90%ige Beantwortung der Telefonanrufe generiert werden”, bemerkte Lynette One des Alexandra Hospitals, einem Kunden der PSB Academy. “Diese Steigerung bei der Beantwortung von Telefonanrufen führte auch zu einer Verbesserung der Kundenzufriedenheit.“ Neben der Unterstützung bei der Einsparung von RMB$ 1,4 Millionen bei Hi-P International, erwähnte der Unternehmensleiter, Herr K. M. Ng, dass durch Six Sigma zwei der Black-Belters- Unternehmens bei Hi-P China den Ertrag bei Lackierungsprozessen verbessern und den Gebrauch von Anstrichprimern senken konnten. Um in den Genuss der Vorteile zu kommen, können Unternehmen aus einer umfassenden Anzahl von Six Sigma - Schulungsprogrammen wählen. Diese bieten den Unternehmen Optionen zur Six Sigma - Schulung von Personal auf verschiedenen Ebenen. Neben der Unterstützung des aktuell ASIA 05/2007 Firmenportrait Unternehmenspersonals,die erforderlichen Six Sigma - Fähigkeiten umzusetzen, verfügt das Unternehmen über die Option, sich für einen kundenorientierten Six Sigma – Entwicklungsplan zu entscheiden. Dieser umfasst alle wesentlichen Elemente, die für eine erfolgsorientierte positive Veränderung nötig sind. Für weitere Auskünfte über Weiterbildungsprogramme für obere Führungskräfte, Personalentwicklungsprogramme, Outsourcinglösungen und Six Sigma Schulungsprogramme besuchen Sie unsere Webseite: www.psbcorp.com/consulting Für Insider Weiterführende Postgraduiertenstudien für Berufstätige Die PSB-Academy bietet drei anerkannte MBA - Programme in Partnerschaft mit renommierten Universitäten in Großbritannien und Australien für obere Führungskräfte an, die ihr Expertenwissen im Bereich Geschäftsleitung und -strategie verbessern möchten. Ausgestellt von der University of Nottingham, UK MBA (Dipl.-Kfm.) Allgemein MBA (Dipl.-Kfm.) Finanzen Der Nottingham-MBA vermittelt Kenntnisse über Gründung, Betriebsführung und Verwaltung von Unternehmen im privaten und öffentlichen Sektor. Die Schwerpunkte liegen auf Managementbereichen, die für die Karriereentwicklung von oberen Führungskräften entscheidend sind. „Neben Kenntnissen in Finanzwesen und Statistik gab mir besonders der Austausch mit Studienkollegen aus verschiedenen Bereichen und Disziplinen einen vielschichtigen Überblick über Geschäftsfragen,” sagte der frisch gebackene Hochschulabsolvent Simon Tsang von Lehman Brothers Japan Inc., “Ich kann jedem Erfolgsmenschen mit großem Unternehmergeist den Nottingham - MBA sehr empfehlen.“ Der Nottingham-MBA ist von der Association of MBAs (AMBA) anerkannt und befindet sich unter den weltweiten Top 100 der Financial Times 2007 und der The Economist Intelligence Unit 2006. Ausgestellt von der University of Western Australia MBA (Dipl. – Kfm.) MBA aktuell ASIA 05/2007 MBA Dieses MBA-Programm ist ein ideales Sprungbrett für Führungskräfte im Unternehmen, um die Karriere zu fördern. Zusätzlich zum Unternehmenswissen hilft es, Fähigkeiten, Vertrauen und allgemeines Selbstbewusstsein zu entwickeln. Für Studenten, die ein neues Unternehmen gründen wollen, bietet der MBA ein umfassendes Wissen für die Planung und Umsetzung ihrer neuen Unternehmensidee und verspricht letztendlich die Steigerung der Erfolgschancen durch intelligente Führung. Herr Brendan O’Reilly, Regionalleiter von QAS Asia Pacific betont sowohl die Relevanz als auch die Herausforderung der Inhalte. Obwohl er das Programm an der UWA Perth begonnen hatte bevor er nach Singapur zog, fand Brendan, dass sich die Themen mit seinen australischen Kursen decken. Der MBA der UWA ist durch EQUIS anerkannt. Die UWA wurde ebenso in The Good Universities Guide, 2006 mit einer maximalen 5-Sterne-Bewertung bei verschiedenen Schlüsselkriterien ausgezeichnet. Informationen Weitere Auskünfte zu den weiterführenden Studienprogrammen und den entsprechenden Abschlüssen erhalten Sie auf unserer Internetseite: http://www. psbacademy.edu.sg/partime/individuals/discipline.htm International anerkannte BachelorAbschlüsse Junge High School - Absolventen können jetzt ihr Studium aus einer Reihe von qualitativ hochwertigen, international anerkannten Programmen mit Bachelor-Abschluss auswählen, die auf die Stärken unserer Universitätspartner, The University of Newcastle, Australien und California State University, Long Beach, USA, setzen. Studenten haben die Wahl zwischen Programmen von drei Bachelor-Abschlüssen und vier Double-Bachelor-Abschlüssen, in International Business, Marketing, Management, Finanzwesen, Finanzbuchhaltung, Public Relations, Journalismus, Informationstechnologie und Ingenieurswissenschaften. Die PSB Academy unterscheidet sich von anderen Lehrinstituten durch ihrem Singapur Lehrstil, da sie Hochschulwissen mit praktischem Branchenwissen verbindet. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass jeder Student tatsächlich “für die wirkliche Welt lernt”. Auf dem Campus wird dieser innovative Stil sowohl im Unterricht als auch in den Lehrplänen praktiziert. Die Programme bieten den Studenten zahlreiche Vorteile und einen beschleunigten Studienplan sowie die Option zum Wechsel des Studiums oder des Studienortes, um in Australien bzw. den USA das Studium abzuschließen. Informationen Weitere Auskünfte über Vollzeit-Studienprogramme mit Bachelor-Abschluss erhalten Sie auf unserer Internetseite: http://www.psbacademy.edu.sg/intl/ inter_list_discp.htm Einzigartige Ausbildung in Singapur jetzt auch für Indonesien möglich Studenten in Indonesien können jetzt bequem von ihrem Wohnort aus nach dem Ausbildungsmodell in Singapur studieren. Die Singapur PSB Schule in Jakarta, Indonesien, bietet jetzt Grundschul-, Mittelstufenund voruniversitäre Bildung an und gilt als Modell für das renommierte Bildungssystem und die Lehrpläne in Singapur. Die PSB-Schule in Singapur bietet eine einzigartige Lernerfahrung mit einem in Indonesien unübertroffenen und vollständigen Bildungsweg. Schüler, die ihre Ausbildung an der PSB Schule auf Grundschulebene beginnen, haben jede Möglichkeit, bis zum gewünschten Abschluss fortzuschreiten. Studenten , die die PSB Schule in Indonesien mit einem anerkannten Vor-Universitätsabschluss absolviert haben, können sich für verschiedene, in Singapur angebotene Abschlussprogramme und Masterprogramme der PSB Academy bewerben. Die PSB-Schule ermöglicht unseren Studenten, den von ihnen angestrebten, höchsten Bildungsabschluss zu erzielen. Informationen Weitere Informationen zur PSB-Schule in Singapur erhalten Sie unter http:// www.psbschool.com/ Seite 75 Buchtipp Vietnam Hautnah Vietnam hautnah Ein Land im Umbruch A n was denken Sie, wenn Sie >Vietnam< hören oder lesen - VietnamKrieg, Kommunismus, unbekanntes Land, viel zu weit weg? Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist Vietnam hier in Europa in aller Munde. Vietnam ist jenes Land in Südost-Asien, das gerade am Anfang seines Wirtschaftswunders steht und wenn wir hier klug sind, dann werden wir dieses Land nicht gleich wieder zu den Akten legen. Gerade wir Deutschen haben in Vietnam einen ungewöhnlich guten Ruf. Das liegt zwar an unserer DDR-Vergangenheit, aber es muss uns nicht grämen, dass ostdeutsche Politiker hier bereits Pionierarbeit geleistet haben. Die Deutschen werden in dem (noch) sozialistischen Vietnam mit offenen Armen empfangen. Und die Vietnamesen machen keinen Unterschied zwischen Ostund West-Deutschen. Und die Vietnamesen wissen warum, denn sie stehen genauso an einer Schwelle zur Marktwirtschaft, wie dies der sozialistische Bruderstaat, die ehemalige DDR bereits hinter sich hat. Und die Vietnamesen vergessen nicht so schnell, wer ihnen einmal geholfen hat. Im Übrigen sind die Vietnamesen den Deutschen in Mentalität, Arbeitseifer und Zuverlässigkeit sehr ähnlich. Man könnte fast glauben, sie hätten deutsche Wurzeln. Vietnam ist ein Land voller Widersprüche und passt in absolut kein Denkschema. Es wehen noch die roten Fahnen mit Hammer und Sichel, aber keiner billigt die Symbole der alten (aber noch vorhandenen) Macht irgendeines Blickes. Der Wandel „von Marx zu Money“ ist in vollem Gange. Es ist wahrhaftig eine stille und langsame Revolution – ein Wandlungsprozess, der unbemerkt fortschreitet - noch. Aber Vietnam hat sich für diesen Wandel entschieden und jetzt ist er unaufhaltsam geworden. Gerade die Deutschen sind herzlich eingeladen, in vorderster Reihe an diesem Wandel teilzuhaben, sie werden erwartet, die Türen stehen offen – sie müssen nur kommen. Nur all zu lange werde die Vietnamesen diese Plätze in der vordersten Reihe nicht freihalten. Das Buch von Kotte/Siebert zeigt ein Land in diesem Umbruch (so auch folgerichtig der Untertitel) und die Autoren wissen, wovon sie berichten. Heinz Kotte hat den Seite 76 Vietnamkrieg der Amerikaner 6 Jahre lang am eigenen Leib als Mitarbeiter einer Hilfsorganisation vor Ort erlebt. Er war ein Freund des vietnamesischen Volkes geworden und diese Affinität spürt man in jeder Zeile. Heinz Kotte, der leider im Jahr 2003 verstarb, verstand seinen Kampf im Sinne Heinrich Bölls: „Einmischung ist die einzige Möglichkeit realistisch zu bleiben.“ Im Vorwort unter dem Titel „Vom gemeinsamen Reisen in einem schwierigen Land“ beschreibt Rüdiger Siebert die Begegnung und die gemeinsamen Reisen mit Heinz Kotte. Siebert zeigt dabei auf, wie unterschiedlich man das Land sehen und erleben kann. So sind die einzelnen Kapitel immer abwechselnd von einem der Autoren geschrieben und doch in einen chronologischen Zusammenhang gebracht. Kapitel 1 beginnt mit der Beschreibung ganz persönlicher Erlebnisse von Kotte im Jahr 1968, als er noch Mitarbeiter einer deutschen Hilfsorganisation in Vietnam war. Dabei geht Kotte mit der gesamten Hilfsmaschinerie sehr streng ins Gericht und zeigt sogar auf, dass sich weder Malteser Hilfsdienst noch Deutsche Rotes Kreuz an die Neutralität der Genfer Konvention für Kriegsparteien gehalten haben, sondern ich den US-Streitkräften regelrecht „angedient“ haben. Auch Siebert geht im 2. Kapitel auf den Krieg ein und beschreibt ihn aus seiner Sicht. Dann wird die schöne Anekdote über „Hanoi Hilton“ erzählt. Das war nämlich kein Hotel, sondern das Zentralgefängnis, das die Franzosen 1899 erbaut, bis zu ihrem Rausschmiss 1954 brav „Maison Centrale“ nannten. Schließlich wird der geschichtliche Bogen über Ha Noi gespannt, bis zur heutigen Zeit, in der keine roten Fahnen mehr in der einstigen Kommunismus-Hochburg zu sehen sind. Ha Noi hat sich gewandelt – sehr gewandelt. Eine kommunistische 180-GradDrehung, ohne die Wurzeln des Widerstandes, ohne die französische Kolonialmacht und ohne die Wunden der nahen Vergangenheit zu leugnen. Auch „Onkel Ho“ kommt in einem Kapitel zu Ehren. Jener Mann, der unter dem Namen Nguyen Tat Than geboren, knapp drei Jahrzehnte im Auftrag der Kommunistischen Internationale in Vietnam einmal auf diplomatischem Parkett, dann einmal im Dschungel und sogar aus dem Gefängnis in Hongkong heraus für die Freiheit Vietnams kämpfte – jener legendäre Ho Chi Minh. Frau Nguyen Thi Oanh hat viel zu erzählen. Sie hat viel erlebt. Sie ist zwar Professorin für Sozialarbeit gewesen, durfte aber diesen Beruf nicht mehr ausüben. So wurde sie Betriebspsychologin in Ho-Chi-MinhCity (Saigon). Sie berichtet von den großen Unterschieden, auch heute noch, zwischen dem siegreichen kommunistisch geprägten Norden und dem eher liberalen Süden ihres Landes. Und sie weiß, warum der Süden eher offen für die kapitalistische Marktwirtschaft ist und warum dort der Fortschritt schneller geht und warum der Norden alten Zeiten nachtrauert, die so schnell nicht mehr wie- Die Autoren Heinz Kotte studierte Theologie in Münster. Während des Vietnamkrieges der USA war er in der humanitären Hilfe für Kriegsopfer in Vietnam tätig. In jenen Jahren gehörte er zu den herausragenden Kennern der Situation in Vietnam. Später übernahm er einen Lehrauftrag am Asian Social Institute in Manila. Bis zu seinem Tod in Jahr 2003 war er freier Journalist. Rüdiger Siebert, Journalist und Schriftsteller, langjähriger Leiter des indonesischen Programms von Radio Deutsche Welle; seit mehr als drei Jahrzehnten ausgedehnte Asienreisen und Studienaufenthalte; ein Kenner Süd- und Südostasiens und Autor zahlreicher Publikationen. aktuell ASIA 05/2007 Buchtipp der kommen wird: „Die im Norden waren Freiheitskämpfer und nun ist die Freiheit da und sie wissen nicht, wofür sie jetzt noch kämpfen müssen.“ Das Buch ist voll von Geschichten unterschiedlichster Charaktere. Da ist z.B. Frau Duong Quynh Hoa, eine in Paris ausgebildete Kinderärztin, die knapp 6 Jahre Gesundheitsministerin der „Provisorischen Revolutionsregierung“ in Süd-Vietnam war. Ihr war es schwer gefallen, dass Vietnam seine traditionelle Medizin verleugnete und nun zu sehr auf westliche Neuerungen setzte. Das war der Preis für die langsam und schleichend einsetzende Marktwirtschaft. Oder die unterschwellige Beleidigung, die sie empfand, als sie auf dem Flughafen von Ho-Chi-Minh-City (übrigens, auch Vietnamesen sprechen nur von „HCM-City“) das Coca-Cola-Schild las, auf dem stand: „Wir sind glücklich, wieder nach Vietnam zurückzukehren!“ – den Amerikanern sein „Dank“? Und es gibt viel zu tun in Vietnam. Das Land hat und braucht noch mehr Pioniere – auch von außen – auch von Deutschland. Die Armutsquote im Norden liegt bei 75%, rund ums Mekong-Delta um 45%. Vietnam hautnah ist ein einfühlsames, aufrüttelndes und überraschendes Buch. Es ist sowohl ein Lese- als auch ein Lehrbuch. Alle Manager, Investoren oder Mittelständler mit Vietnam-„Absichten“ sei dieses Buch für den ersten Flug nach SüdostAsien ins Handgepäck befohlen. Und für alle die, welche schon da waren und noch nicht alles oder sogar gar nichts in Bezug auf Mentalität, Lebensauffassung und Selbstverständnis der Vietnamesen verstanden haben, ist dieses Buch als geistige Vitaminspritze wärmstens ans Herz gelegt. Vietnam gehört inzwischen zur weltlichen Wirtschaftsgemeinschaft dazu und dieses Buch hilft, ein klein wenig in die Seele dieses interessanten Volkes zu blicken. Dieter Kühner Buchtipp Rüdiger Siebert und Heinz Kotte Vietnam hautnah – Ein Land im Umbruch, mit Illustrationen von Peter Berkenkopf, 208 Seiten, Broschur, Horlemann-Verlag Bad Honeff, 12,90 Vietnam Hautnah / Aktuell Anzeigen-Index Anzeigen-Index Firma URL Seite Aktuell Asia Business Forum www.aktuellasia.com/forum 61 Artax www.artax.info 53 Bangkok Nursing Home www.BNHhospital.com 33 Bilfinger und Berger www.bilfinger-berger.com 23 Birkart www.birkart.com.sg Central Hotels www.centralhotelsresorts.com 47 Chemetall www.chemetall.com 35 Dataconsult www.dataconsult.com 63 7 Dr. Wiek Persönliche Vermögensbetreuung GmbH www.wiek-vermoegen.de 4 Lamprecht www.lamprecht.ch 37 LAP Laser www.lap-laser.com 80 Leschaco (Thailand) Ltd. www.leschaco.co.th 25 Lufthansa www.lufthansa.de 3 Marriott www.marriott.com 43 Panalpina www.panalpina.com 41 Psyma www.psyma-china.com 19 RIS Swiss School www.dssb.org 39 Scandinavian Airlines www.flysas.com Schaeffler Group www.schaeffler.com 27 Schulz Noack Bärwinckel www.snb-law.de 51 SEB Private Banking www.sebgroup.com/privatebanking 49 Schneider Kessel www.schneider-kessel.com 29 SDV Geis www.geis-sdv.com 49 SEAL www.printandpack.com 53 Thümmel, Schütze and Partners www.tsp-law.com ThyssenKrupp www.thyssenkrupp.com 79 Transpo www.transpo.com 53 Trina www.trina-thai.com 53 TÜV SÜD Asia Pacific www.tuv-sued.com 2 Weinmann www.weinmann.de 9/13 Witte Asia www.witteasia.com 45 5 6 Euro, ISBN 3-89502-214-4 aktuell ASIA 05/2007 Seite 77 Aktuell Abonnement / Impressum IMPRESSUM Das deutschsprachige Wirtschaftsmagazin ISSN 1556-3634 MICA(P) 181/12/2006 Herausgegeben von: The Aktuell Publishing Company Wilmington DE 19808 USA Jahresbezugspreis aktuell ASIA 12 Ausgaben Asien 80,00 Euro Das Wirtschaftsmagazin aus Asien Aktuell seit 1996 - www.aktuellasia.com 05/2007 Investoren Deutschland/Asien - Seite 24 Networking China - Seite 30 ASEAN Europa und alle anderen Länder 120,00 Euro Entwicklungen - Seite 21 Verlag Aktuell Publishing Pte Ltd 65 Chulia Street, #48-02 OCBC Centre Singapore 049513 Tel.: 65 6265 0894, Fax: 65 6296 6773 E-Mail: [email protected] Web: www.aktuellasia.com Verlagssitz Deutschland Aktuell Publishing Pte Ltd (Deutschland) Dachauer Straße 54 München 80335 E-Mail: [email protected] Web: www.aktuellasia.de Redaktionsleitung Frank Beissel Creative Director Stefanie Steiger, Singapur Titelgestaltung Frank Delano Globalisation Ihre Chance in Asien MICA (P) 181/12/2006 China Cambodia Deutschland Hong Kong India Ja. 50 RMB 9.90 US$ 10,00 Euro 49 HK$ 250 Rs Indonesia Japan Korea Malaysia Myanmar 55.000 Rp 650 Yen 6.700 Won 24.00 RM 9.90 US$ Philippines Schweiz Singapore Taiwan Thailand 330 Pesos 12,00 Sfr 10.00 S$ 190 NT$ 200 Baht Ich möchte das Wirtschaftsmagazin Aktuell ASIA ab der nächsten verfügbaren Ausgabe zum oben angegebenen Jahresbezugspreis bestellen. Das Abonnement ist zunächst auf ein Jahr befristet und verlängert sich jeweils um 1 Jahr, wenn es nicht bis 6 Wochen vor Ablauf des Bezugszeitraums schriftlich gekündigt wird. Alle Preise inkl. Versand. Firma: Abteilung / Funktion: Herr / Frau: Straße: PLZ: Ort : Land: Telefon: Redaktionelle Mitarbeit Data Consult, Economist Corporate Network, Dr. Klemens Surmann, Peter Steinhauer, Urs Müller, Thomas H. Jäkel, Dr. Jörg-Michael Scheil, Ralph Kugler, Dieter Kühner, Arnold Schreiber, Danny Stötzer, Jan von Häfen, Frank Delano, Roland Wohlleben Printed by Craft Print International Limited, Singapore AKTUELL ASIA erscheint monatlich jeweils zum 1. des Monats. Namentlich gekennzeichnete, oder mit Namenskürzeln versehene Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder können nur dann retourniert werden, wenn ein adressierter Freiumschlag beiliegt. 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Was ist Zukunft? >>Zukunft ist, wenn meine Mama dafür sorgt, dass man fantastische Ideen bauen kann.<< Tang Zhe Ying Die Mutter von Tang Zhe Ying und ihre Kollegen produzieren Werkstoffe für grenzenlose Kreativität. Cai Hong Mei und das ThyssenKrupp Team geben Häusern einen ganz besonderen Glanz. Ihr Edelstahl gestaltet ganze Fassaden und macht die fantastischsten Formen möglich. Und in den Oberflächen spiegelt sich das Leben der Stadt. Einfach traumhaft – einfach grenzenlos. Thailand François Schefman ThyssenKrupp AG Representative Office Thailand c/o ThyssenKrupp Industries (Thailand) Ltd. Tel. + 66 (2) 670 0840, Fax + 66 (2) 670 0634 E-Mail [email protected] Singapur Jan-Olof Johansson ThyssenKrupp AG Singapore Representative Office Tel. + 65 6890 1601, Fax + 65 6890 1606 E-Mail [email protected] Malaysia Jan-Olof Johansson ThyssenKrupp AG Representative Office Malaysia c/o ThyssenKrupp Elevator Malaysia Sdn. Bhd. 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