Moritz Schönhoff 2008
Transcrição
Moritz Schönhoff 2008
Schweiz - Praktikumsbericht September - Dezember 2008 Name: Beruf: Praktikumsbetrieb: Moritz Schönhoff, Hagen a.T.W. Gärtner Gartenpflanzen Daepp, Münsingen Schweiz "Wer hat´s erfunden? Die Schweizer! " Für bestimmte Kräuterbonbons trifft das bekanntlich zu. Wie weit die Schweiz auch im Gartenbau vorne mitmischt - und für ein Auslandspraktikum interessant ist - das erfahrt ihr in diesem Bericht. Das Matterhorn Baumschul - Show - Garden Im Herbst 2008 habe ich ein Arbeitspraktikum in dem Betrieb "Gartenpflanzen Daepp" in Münsingen/Schweiz absolviert. Es handelte sich um meine erste Arbeitsstelle direkt nach meiner Ausbildung in der Baumschule Ubbo Kruse in Bad Zwischenahn. "Gartenpflanzen Daepp" ist anerkannter Ausbildungsbetrieb für die Fachrichtungen Baumschule und Staudengärtnerei für den schweizerischen Berufsnachwuchs; bietet aber auch jungen Berufsabsolventen aus anderen Ländern immer gern die Möglichkeit, dort zu arbeiten und das Fachwissen zu vertiefen. Im Sortiment sind Rosen, Laubgehölze, Nadelgehölze, Alleebäume, Heckenpflanzen, Schling- und Kletterpflanzen, Obstgehölze und Beerenpflanzen, Bodendecker-pflanzen, Mittelmeerpflanzen, Kübelpflanzen und Stauden das komplette Outdoorprogramm also. Die Anzucht erfolgt im Freiland sowie in Containern; der Verkauf erfolgt überwiegend an Privatkundschaft über ein angegliedertes Gartencenter. Der Betrieb kann auf eine 135-jährige Firmengeschichte zurückblicken. Anzuchten im Container ... Die ersten acht Wochen war ich im Betriebsteil Containerproduktion eingesetzt. Aus dem Gehölzsortiment waren mir viele Pflanzen aus meinem Ausbildungsbetrieb bekannt - die Ammerländer Baumschulen zählen ja auch einige Gartencenter in der Schweiz zu ihren Kunden. Die Mittelmeerpflanzen und Stauden waren für mich aber absolutes Neuland - nur gut dass alle Quartiere vorbildlich etikettiert waren . Zu meinen Aufgaben gehörten die Kulturarbeiten wie Topfen, Schneiden, Düngen und Stäben. Bei gutem Wetter waren wir draußen, bei schlechtem im Gewächshaus. ... und im Freiland Die zweite Hälfte meines Praktikums zum Winter hin verbrachte ich im Freilandbetrieb. Hier wurde mir ein Unterschied zu Norddeutschland klar Betriebe mit umliegenden und zusammenhängenden Flächen sind in der Schweiz eher die Ausnahme. Die Flächen meines Betriebes waren auf mehrere verschiedene Orte verteilt. Die Schweizer sind bekanntlich reich - steinreich wie ich feststellen musste. Das Ausgraben der Pflanzen war auf unseren Flächen durch den steinigen Boden sehr schwer und zeitintensiv. Damit der Verkauf im Frühjahr schneller vonstatten geht wurde ein Teil der Pflanzen schon im Herbst ausgegraben und auf einer Fläche am Hof eingeschlagen. "Der Wald wird gefegt" Münsingen liegt ca. 600m hoch Das ist für schweizerische Verhältnisse zwar nicht hoch, aber dennoch hoch genug um auch schon im November Schee zu bekommen. Um die Pflanzen vor Schneebruch und Frost zu schützen müssen sie daher zusammengestellt und übertunnelt werden. Empfindlichere Kulturen finden in Folienhäusern Schutz. Für Freilandpflanzen ohne Tunnel kommt nach starken Schneefällen Schneefegen als Kulturmaßnahme hinzu - eben um Schneebruch zu vermeiden. Schwyzerdütsch und Alpenblick Die Schweiz erfüllt kulturell und kulinarisch alle Erwartungen. Ich hab mich dort sehr willkommen gefühlt und habe bei meinen Arbeitskollegen sofort netten Anschluss gefunden. Ob Grillfest in der Almhütte in eindruckvoller Schneelandschaft, verschiedene Skisportarten oder Whitewaterrafting, die Wochenenden waren immer ausgebucht. Das "Schwyzerdütsch" ist für einen Norddeutschen wie mich doch sehr ungewohnt und es dauerte ein paar Wochen um die Eidgenossen zu verstehen. Durch die Tatsache, dass in der Schweiz über 20% Ausländer leben, darunter viele Deutsche, hört man in den größeren Städten aber auch oft Hochdeutsch. Woran man sich auf jeden Fall gewöhnen muss: Die Preise insbesondere für Lebensmittel sind extrem hoch. An den Wochenenden habe ich mit der Schweizer Bahn viele Rundreisen unternommen und viele landschaftliche und kulturelle Eindrücke mitgenommen. Fazit Die Schweizer Betriebe sind meist auf den Verkauf an Privatkundschaft ausgerichtet Gartencenter der gehobenen Klasse gibt es viele. Jeder Produktionsgärtner sollte einige Zeit in solch einem Gartencenter - oder Produktionsbetrieb mit Endverkauf - gearbeitet haben, um die Anforderungen in diesem Bereich besser zu verstehen. Für mich war das Praktikum aus dieser Sicht sinnvoll. Zur Schweiz: Es lohnt sich, die Schweiz kennen zu lernen. Wenn es irgendwie möglich ist sogar mehrere Monate lang. Ein Arbeitspraktikum ist dabei eine gute Möglichkeit, um das mit den Möglichkeiten seines Geldbeutels in Einklang zu bringen. Entlohnt wird man auf jeden Fall mit der Gastfreundschaft netter Menschen, einer tollen Landschaft, einem umfangreichen kulturellen Angebot und Einblicken in den schweizerischen Gartenbau. Moritz Schönhoff