Nieren- und Harnleitersteine - Urologische Klinik München
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Nieren- und Harnleitersteine - Urologische Klinik München
Nieren- und Harnleitersteine Was sind eigentlich Nierensteine? Nierensteine sind Konkremente aus Substanzen, die im Urin übermäßig vorhanden sind und nicht aufgelöst werden konnten. Es gibt verschiedene Arten von Nierensteinen, je nachdem welches Salz im Urin auskristallisiert. Die Größe der gebildeten Konkremente kann sehr verschieden sein, sie reicht von wenigen Millimetern (etwa Reiskorngröße) bis zu mehreren Zentimetern (so genannte Nierenbeckenausgusssteine, die das ganze Nierenbecken ausfüllen können). Fallen die Nierensteine aus dem Nierenbecken in den Harnleiter, werden sie als Harnleitersteine bezeichnet. hoher Harnleiterstein tiefer Harnleiterstein Blasenstein Wie entstehen Nierensteine? Der Urin kann nur eine begrenzte Menge an Substanzen auflösen. Normalerweise befindet sich das Lösungsmittel, d.h. der Urin, in einem Gleichgewicht mit den zu lösenden und auszuscheidenden Substanzen. Dieses Gleichgewicht kann durch verschiedene Faktoren gestört werden: Wenn die tägliche Trinkmenge zu gering ist oder man viel Flüssigkeit durch Schwitzen verliert, sammeln sich die Salze an, da die Menge des Lösungsmittels sinkt. Auf der anderen Seite kann die Menge der zu lösenden Substanz (Kalzium, Phosphat, Oxalat, Harnsäure und Zystin) ansteigen, so dass sie auskristallisiert. Dies geschieht z.B. bei Urologische Klinik München-Planegg, Germeringer Straße 32, 82152 Planegg Tel.: +49 (0) 89 85693-0, www.ukmp.de • • • • • • • Gicht Erkrankungen der Nebenschilddrüse (vermehrte Kalziumausscheidung über den Urin) übermäßigem Fleisch- und Wurstkonsum (Harnsäuresteine) in Nahrungsmitteln wie Spinat, Rhabarber, Roter Beete, Schokolade und Kakao, schwarzem und grünem Tee ist sehr viel Oxalsäure enthalten, die in Verbindung mit Kalzium Kalziumoxalatsteine bildet. Steine können auch entstehen, wenn man rasch viel Gewicht abnimmt, ohne dabei genug zu trinken. Bei wenig Bewegung aufgrund lang anhaltender Bettlägerigkeit, z.B. durch eine schwere Erkrankung oder im fortgeschrittenen Lebensalter, kommt es zu einem Abbau von Kalzium aus den Knochen. Dieses Kalzium erscheint in großer Menge im Harn und kann auskristallisieren. Wenn der pH-Wert des Harns entgleist, der Harn zu sauer oder zu alkalisch ist, bilden sich leichter Kristalle. pH-Wert-Veränderungen gibt es z.B. bei Entzündungen an den Harnwegen (pH-Wert erhöht). In der Folge lagern sich immer neue Schichten an die ausgefällten Kristalle an, so dass es zur Bildung von zwiebelschalenartigen Steinen kommt, die ständig an Größe zunehmen. Ist Nierenstein gleich Nierenstein oder gibt es Unterschiede? Am häufigsten treten kalziumhaltige Steine auf. Darüberhinaus gibt es jedoch auch andere Steinarten. Entsprechend der Häufigkeit ihres Auftretens werden die folgenden Steinarten unterschieden: Kalzium-Oxalatsteine (65%) Harnsäuresteine (15%) Magnesium-Ammonium-Phosphat-Steine, auch Struvitsteine genannt (10%) Kalzium-Phosphatsteine (9%) Zystinsteine (1%) Wie machen sich die Nieren- oder Harnleitersteine bemerkbar? Steine, die ruhig in der Niere liegen, sind meist symptomlos und werden oft nur zufällig bei einer Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung entdeckt. Mitunter können sie ein Druckgefühl in der Flankengegend und durch Irritationen der Schleimhaut eine geringe Ausscheidung von Blut im Urin (=Hämaturie) hervorrufen. Mögliche Folge-Erkrankungen sind chronische Harnwegsinfektionen oder Schrumpfnieren, die mit einer Zerstörung von Nierengewebe einhergehen. Urologische Klinik München-Planegg, Germeringer Straße 32, 82152 Planegg Tel.: +49 (0) 89 85693-0, www.ukmp.de Wandert ein Stein aus der Niere in den Harnleiter, der Verbindung von Niere und Harnblase, kann es zu einem Verschluss des Harnleiters kommen, was eine Nierenbzw. Harnleiterkolik auslöst: • • • kolikartige (= krampfartige) Rücken- oder Flankenschmerzen, je nach Lage des Steins auch Unterbauchschmerzen, ggf. mit Ausstrahlung in den Genitalbereich Übelkeit, Erbrechen Blutbeimengung im Urin. Kleine Kristalle gehen mit dem Harn auf natürlichem Weg ab, aber auch kleine Steinchen können schwere Koliken hervorrufen. Nierensteine und Harnleitersteine verursachen jedoch nicht nur unangenehme Schmerzen, sie können auch gefährliche Folgen haben. Dies ist der Fall, wenn der Stein in die Harnleiter übertritt und der Urin aufgestaut wird. Ein Harnrückstau in die Nieren (Hydronephrose) kann dann zu einer Funktionseinschränkung der betroffenen Niere führen und kann u.U. zu einer schweren Blutvergiftung führen. Welche Untersuchungen sind notwendig? körperliche Untersuchung: Urinuntersuchung: Blutuntersuchung: Ultraschall- (Sonographie): Röntgenuntersuchung: Kontrastmittelröntgen: Druck- oder Klopfschmerz in der Flankengegend Druckschmerz im Unterbauch Nachweis von roten Blutkörperchen (= Hämaturie) Blutbild, Harnsäure, Kalzium, Kreatinin u.a. Nierensteine sichtbar, Harnleitersteine sind im Ultraschall nur indirekt durch Harnstau zu diagnostizieren Anzahl, Größe der Steine bestimmbar Steinlage, Vorhandensein und Ausmaß einer Harnstauung erkennbar Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Zunächst erfolgt die Gabe von Schmerzmedikamenten zur Linderung der Koliken. Die Behandlung des Steines selbst ist abhängig von Art/Zusammensetzung, Lage und Größe des Steins: • Spontanabgang: Urologische Klinik München-Planegg, Germeringer Straße 32, 82152 Planegg Tel.: +49 (0) 89 85693-0, www.ukmp.de Ca. 80% aller Steine gehen von selbst ab, bei Steinen mit <5mm Durchmesser wird man zunächst abwarten und versuchen, den Stein durch Bewegung und große Trinkmengen loszuwerden • Medikamente: Reine Harnsäuresteine können beseitigt werden, indem man den pH-Wert des Urins mit Medikamenten anhebt, damit sie sich auflösen können. Diese Medikamente sollten über ca. 6 Wochen eingenommen werden. • Ureteroskopische Steinextraktion (URS) Liegt der Stein im Harnleiter, kann man in Vollnarkose eine Blasenspiegelung sowie eine Harnleiterspiegelung vornehmen und den Stein mit einer feinen Zange oder mit einem Fangkörbchen (Dormia-Schlinge) entfernen. Mit speziellen Instrumenten wie einem Laser oder mit Ultraschall-Sonden ist es möglich, den Stein vorher im Harnleiter zu zerkleinern. Über 90% der Harnleitersteine werden mit diesem Verfahren in unserer Klinik erfolgreich behandelt. Der große Vorteil dieser Methode liegt darin, dass der Stein direkt und komplett entfernt werden kann und der Aufenthalt in der Klinik nur sehr kurz ist. In der Regel wird in der gleichen Operation eine sog. Harnleiterschiene (Double-J-Katheter) von der Harnblase in die Niere eingelegt zum Schutz vor erneuten Koliken nach der Operation. Diese Harnleiterschien entfernen wir in der Regel 1 bis 2 Wochen später ambulant. Urologische Klinik München-Planegg, Germeringer Straße 32, 82152 Planegg Tel.: +49 (0) 89 85693-0, www.ukmp.de Entfernung eines tiefen Harnleitersteins mit einer Dormia-Schlinge • Perkutane Nephrolitholapaxie (PNL): Mit Hilfe einer Punktionsnadel wird die Niere unter Ultraschallkontrolle durch die Haut punktiert. Über diesen Kanal wird dann ein optisches Instrument eingeführt, mit dem unter Sicht Nierensteine zertrümmert und entfernt werden können. Dieser Eingriff erfolgt in Bauchlage, eine lokale Betäubung ist ausreichend. Die PNL gehört ebenfalls zu einer bei uns häufig durchgeführten Operation. Auch bei dieser Operationstechnik kann der Stein i.d.R. komplett oder zumindest weitgehend komplett entfernt werden. Zerstörung eines Nierenbeckensteins mittels perkutaner Litholapaxie • offene Operation: Aufgrund der oben genannten therapeutischen Möglichkeiten ist eine offene Operation heute nur noch sehr selten notwendig und wird eigentlich nur bei kompletten Nierenausgusssteinen durchgeführt. Urologische Klinik München-Planegg, Germeringer Straße 32, 82152 Planegg Tel.: +49 (0) 89 85693-0, www.ukmp.de Wie kann man einer erneuten Steinbildung vorbeugen? Viele Patienten neigen zu wiederholten Steinbildungen und -abgängen. Bei den kalziumhaltigen Steinen beträgt das Rezidivrisiko (erneutes Auftreten eines Steines) ca. 80%, bei den Harnsäuresteinen sogar fast 100%, wenn keine vorbeugenden Maßnahmen getroffen werden. Daher sollten bei gehäuftem Auftreten von Nierensteinen oder Auftreten in jungem Alter die abgegangenen Steine auf ihre Zusammensetzung hin untersucht werden, damit durch gezielte Behandlung eine weitere Steinbildung vermieden wird. Allgemeine Maßnahmen zur Vorbeugung (Prohylaxe) sind • • • ausreichenden Trinkmenge, mindestens 2 Liter täglich, die Art der Getränke spielt keine Rolle, ausgewogene Ernährung, Vermeidung einer übermäßigen Zufuhr von Oxalsäure (s.o.), bestimmten Nahrungsmitteln wie tierische Innereien (Leber, Nieren, Herz, Zunge), Fleisch, Wurstwaren, Ölsardinen und Hülsenfrüchte, die sehr viel Purin enthalten, sollten nur eingeschränkt genossen werden ausreichend Bewegung. Urologische Klinik München-Planegg, Germeringer Straße 32, 82152 Planegg Tel.: +49 (0) 89 85693-0, www.ukmp.de