Noch einmal Baufinanzierung 1935.
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Noch einmal Baufinanzierung 1935.
3- lia ü iä jeB o u tm tte h rg an g. H ann over, den 13. M ä rz 1935. H eft 6 Seitfctjrifi iter üeutfchen flrcfri tektcr» H e r a u s g e b e r : C u rt R. V in c e n t} . — G e s c h ä f t s h a u s : F jannover, H m S ch iffq rab en 4 1 . (Alle Rechte Vorbehalten.) Noch einmal Baufinanzierung 1935. > ^ ic h t alle B au fin an zieru n g s-E rfa h ru n g en sind befriedigend. Z u n ä c h st h a b e n alle dazu beigetragen, daß die A rb eits beschaffung g esteig ert w ird. D er B au h err b rau c h t dazu eine g u te W irtsch a ft. Sie soll ab er auch zugleich o r g a n i s c h wachsen, dam it sic n ic h t k u rzfristig , so n d e rn a u f Jah re h in a u s das g a n z e d e u t s c h e B a u w e s e n b esch äftig en kann. D e r B aafachm ann n im m t die oft w ied e rh o lte Jahresziffer von 200 000 zu bauenden W o h n u n g en h in u n d sieh t sie k ritisch an. A us dem Jah re 1927 bis 1932 w ar schon ein erh e b lich e r W o h n u n g s-F eh lb e sta n d v or han d en . R e ch n e te m an dam als doch, daß ca. 850 000 E hepaare ohne eigene W o h n u n g w aren. I m Ja h re 1933 w u rd e n 120 000 E h e n m e h r geschlossen als 1932, also in sg esam t 385 000 E h en bzw . H au shaltsgrü n d u n g en . D ie S teig eru n g 1934 ergab 25 P roz. g egenüber 1933, m ithin insgesam t 480 000 H a u sh a ltsg rü n d u n g e n . F eh len d e W o h n u n g e n 1933/34: 1000 000 + 385 000 + 480 000 ........................... 1865000 G eschaffene W o h n u n g e n 1 933/34.............. ru n d 365 000 W o h n u n g sfe h lb estan d A nfang 1935 ...................... 1500000 M it dieser H a u sh a ltsz u n a h m e h at die W ohnung sp ro d u k tio n nicht S c h ritt h alten kön n en , das ist n ich t zu b estreiten . Es m uß also zw angsläufig eine w eitere S teigerung einsetzen, u n d größere M ittel m ü ssen beschafft w erden. H ier ist U n z u frie d e n h e it en tstan d en , u n d hier entstehen zum T e il au ch V orschläge von ziem lich w ilden V ersch ied en heiten. M a n ch e sin d fü r ein en ganz kleinen B ezirk geeignet, fü r einen g rö ß eren n ic h t d u rc h fü h rb a r, für das G anze w ären sie schädlich. D ie v ielfach au fta u ch e n d e K ritik bew eist n u r, daß wir uns in ein em U e b e rg a n g szu stan d e befinden, der n u r allm ählich aus d em U n z u re ic h e n d e n u n d zuw eilen irrig e n A n n ah m en zur O rd n u n g u n d V o llen d u n g h in ü b e rz ielt. W as n u n die M öglich keiten d er F in a n z ie ru n g des k ü n ftig en W ohnungsbau es betrifft, so sin d fü r die B e u rteilu n g die folgenden A ngaben zu be achten. 1. W ie s t e h t es m i t den Reichsbau-Darlehen? H ier h ab en w ir folgende E rg e b n isse : W o h n u n g en der V o rstad t siedlungen 28 000, d er R eic h s-E ig e n h eim e 14 800, der B ausparheim e 2900, der B ü rg sc h aftsb a u ten 4800, der N o t- u n d B eh elfs b au ten 5000. D as sind ru n d g e re ch n et im le tzten Ja h re 57 000 W oh n u n gen. W ird der K a m p f u m die A ufträge des neues Jahres g ü n stig er au slau fen ? In fo lg e d er S teu e rv e rg ü n stig u n g , d er n euen g esetzlichen G ru n d la g e n fü r die H y p o th ek e n u n d versch ied en en S enkungen d er ste u erlic h en L a ste n ist der B au h err besser daran als im v o rig en Ja h re ; au ch die R eich s-V ersich eru n g san stalt fü r A n g estellte w ird w ieder flüssiger. Im ganzen ist m it einer V erm e h ru n g Von 15— 18 P roz. zu rec h n en . 2. D i e R e i c h s - E i g e n h e i m b a u t e n h a tte n im letzten Jah re die Z ah l v o n 14 500 ü b e rsc h ritte n , was seh r viel ist. So u n e n d lic h schw er diese Z iffern z u beschaffen w aren, so w erd en sie e rst d u rc h sic h tig d u rc h die K apitalb eteilig u n g sziffer des R eich es; vom R eiche w aren n äm lic h 32 M illio n en R M . gegeben. E in e e rsta u n lic h hohe L eistu n g . 3. D i e Z a h l u n g e n f ü r B a u s p a r k a s s e n - H e i me . D iese K assen h a b e n eine b e d e u te n d bessere F u n d ie ru n g erh a lten . D er In d iv id u a lg ru n d s a tz des B auens k o m m t h ie r sta rk z u m A us druck. N eb en g u ten B auleistungen kam en in den letzten 5 Ja h re n viele rech t geringe u n d leider auch viel K itsch zu stan d e. D ie B esichtigung fü h rte zu ern ste n K ritik en . D ie B ausparkassen erh ielten erfreulicherw eise einen 1 0 0 -M illio n en -K red it. D avon w aren bis E n d e 1934 erst 60 M illionen v erb rau ch t. E s w u rd en etwa 2800 H eim e gebaut, im n euen Jah re w ird diese Ziffer e r heblich in die H öhe gehen. D ie S chätzung h ierfü r n im m t eine V erm eh ru n g von 12 Proz. als Segen dieser refo rm ierte n K assen an. 4. D ie g e m e i n n ü t z i g e n B a u g e n o s s e n s c h a f t e n , die frü h e r ro t w aren, h aben ihre nationalsozialistische S chälkur du rch g em ach t, das h eißt, sie w u rd en von B onzen b efreit. D as in U n tern e h m u n g en steckende K ap ital beläuft sich h eute au f 6 M illiard en R M ., w orin ca. 5 M illiard en H y p o th ek en g eld er stecken. D ie M ieter w erden zu m ausfällelosen M ietezah len angehalten. Sie sind d u rch die neue O rd n u n g b ed e u te n d besser b etre u t als frü h er. D iese G ru p p e u m sch ließ t h eu te 324 K ö rp e r schaften. A uch hier h errsch t ein D ran g zu rV erg rö ß eru n g d er B au aufträge vor. Alte G enossenschaftler b erech n en diese V er m eh ru n g gegen ü b er dem letzten Jah re um m in d esten s 5 Proz. 5. D ie p r i v a t e n B a u g e l d e r , d i e M i t t e l d e r V e r s i c h e r u n g e n u n d d e r Z w i s c h e n k r e d i t e . D ie in der W elt einzig dastehende politische B efreiung aus den K rallen des M arxism us, zugleich der jüdischen F in an z, die vord em m ächtige G ew inne aus den B augeldern gezogen, sch reitet m it S iegesm acht w eiter fort. K eine m iß günstige A ngstm acherei k ann h ieran etwas än d ern . W ir b erech n en fü r 1935 folgenden Z u stro m : P riv atg eld u n d E igenkapital 650 M illionen R M ., S parkassen 120, F eu er-, L eb en s- u n d andere V ersich eru n g en 70, Sozialver sich eru n g en 60, A rb eitsfro n t 25. V on diesem K ap ital w ird künftig auch d er neue M i e t h a u s b a u g espeist; es sind die D re isto c k w erkshäuser. 6 . A u ß erd em kom m en 8000 neue B auernhöfe, u n d zw ar in diesem Jah re, h inzu. D ie F in an zieru n g (zu 90 P roz.) geschieht vom R eiche. D ie G esam tsu m m e der n eu e n W o h n u n g en w ird also 200 000 erreich en u n d etw a 1,5 M illiard en R M . erfo rd erlich m achen. D ie g rau en h aften S p erren fü r das bau lich e L e b e n sin d gefallen. D ie A rbeitsbeschaffung im B auw esen w ird d am it steigen. 7. F ü r 2000 S aarsiedlungen (als N eb e n erw erb s-S te llen ) w u rd e n die M ittel sic h e rg e s te llt(M itte ilu n g v o n G a u le ite rB ü rc k e l). D a die R eich sm ittel bis zu r G ren ze der L eistu n g sfäh ig k eit (siehe 1— 6) im R ah m en der ein g eh en d en S teu erau fk o m m en fü r 1935 m it d en g esteig erten Z ah len fü r E h estan d sd a rleh e n h erangezogen w erden, g ib t es n u r die M ö glichkeit, die B ereit w illigkeit d er p riv aten K reise, E in ric h tu n g e n u n d ö ffentlichen Sparkassen z u r H erg ab e von B augeldern zu w ecken u n d zu steig ern . N eu e M illio n en der H y p o th ek e n b an k e n helfen ! D as Z u t e i l u n g s - S y s t e m d er noch u n te r R e ic h sau fsic h t ste h en d e n B ausparkassen h at sich n ic h t g eän d ert. E s k o m m en n och im m er W artezeiten bis zu 20 Ja h re n vor! E s ist au ch n ich ts d a rü b e r la u t gew orden, wie sich bei d en B au sp ark assen die vom R eich h erab g esetzten Z inssätze ausgew irkt h ab en . I n d en T ag e s z e itu n g e n ersch ein en im m er w ieder A ng eb o te zu g e te ilte r B au sp arer zw ecks V erk au f ih re r A nteile. B eru h ig en d h a t d er g e w äh rte 1 0 0 -M illio n e n -K re d it des R eiches g ew irkt, d er allerdings DEUTSCHE BAUHÜTTE 1935 66 nur den Zweck verfolgen kann, die nach den Sparverträgen spärlich zurückfließenden Tilgungsbeträge fertiggestellter Bau vorhaben der nächsten Jahre schon jetzt zu ersetzen, um einer größeren Anzahl Sparer die M öglichkeit sofortigen Baubeginns zu geben. Das R e ic h w ir d a ls o G lä u b ig e r d er B a u s p a r k a s s e n , wobei der gewährte Kredit durch die vertraglichen Tilgungen erst nach Jahrzehnten in die Reichskasse zurückfließt. Weitere Kredite würden das Gläubigerverhältnis steigern, so daß allmählich den Bausparkassen nur Verwaltung und Ver rechnung der Tilgungsbeträge an das Reich verbliebe, aber die Verwaltungskosten des Reiches selbst sich im mer mehr steigern. Es wird also eine doppelte Verrechnung stattfinden. Nach den W irtschaftsverhältnissen erheben die Bauspar kassen für ihre Darlehen Beträge, die oft doch über die L eistungs fähigkeit recht vieler Sparer hinausgehen. A uch die hohen Tilgungsraten hatten ihre Ursache zum T eil in den hohen Ver waltungskosten und in den hohen Kapitalzinsen des R eiche,. Der Herabsetzung der Zinssätze im Reich m üßte zwangsläufig die H erabsetzung der T ilg u n g sraten folgen. N ach den in S ch riften niedergelegten F eststellungen b ek a n n te r F in an zsach v erstän d ig er, wie D r. K rahn, K altenboek, F in a n z ra t K arl Sim on u. a., ist leider wenig A ussicht vo rh an d en , daß die d eu tsch en B a u s p a r kassen ihre Sparsystem e än d ern u n d m e h r d en englischen und am erikanischen System en anpassen, die w eit w eniger V erw altungs kosten erheben. M it Rücksicht au f die bei d en B ausparkassen in v estierten M illiarden-K apitalien u n d die vom R eich bereits gew ährten K redite, die bei Steigerung der W o h n u n g sp ro d u k tio n w eiteren K reditgew ährungen ist zu sag en : d er F o rts c h ritt kann nicht ausbleiben. W ir befinden uns also au ch in d er U ebergangszeit, u n d zw ar einer solchen von langer D au e r. M it d er S teuer neuordnung vom 1. A pril ab w ird au ch allm äh lich die B esserung der Baufinanzierung einsetzen. E s ist d am it zu rech n en , daß viele M ieter zur Anlage von n euen M ie th a u sg ru p p e n hin d rän g en , u n d zw ar keineswegs n u r fü r die p rim itiv en A nlagen, sondern auch für die besser eingerichteten. Ein W ohnhaus a u f dem Berge. TAer edelste Formungswille, der im Bau etwas Schönes schaffen will, der in einem neuen Haus ein erfreuliches K u ltu r beispiel der Zeit liefern möchte, steht einer Schicht von Bau herren gegenüber, die sich fürchten. Sie m einen, ein schönes Haus sei heute allzu auffällig, es wirke gegenüber der Masse besitzloser Volksgenossen wie ein selbstgefälliges Aufzeigen des Reichtums. D arum sind die guten Bauaufträge so selten. Aber an jenen Orten, wo der Sinn für schöne W ohnkultur nicht vom grauen Wahn der Angst überschattet ist, entstehen schöne Häuser leichter. Ein solches Beispiel aus dem Villen viertel von Darm stadt spricht zunächst deutlich von der Absicht des Bauherrn und wie dieses Wollen vom A rchitekten verwirklicht worden ist. Der Bauherr wünschte ausdrücklich ein Haus m it südlichem Charakter. In der T at ist das Klima der an den Aus läufern der Bergstraße gelegenen Baugegend das wärmste von Deutschland, und der Stil paßt sich der lieblich bewegten und reich blühenden, fruchtbaren L andschaft an. D er A rchitekt hat so versucht, eine Synthese aus dem südlichen Anklang und einem neuen deutschen Formgefühl, bei ruhiger sachlicher Haltung, zu gewinnen. Der Garten, in inniger V erbindung m it den W ohnräumen, wurde mit dem H ausentw urf zusamm en gestaltet. Ein Haus mit der Betonung der schönen F o rm , des reic h en G arten b ild es, zu dem die begrünte Pergola m it dem B lu m en g esäu m ten S chw im m becken gehört, w ird schon im E n tw u rf vor d er M öglichkeit der E n tw ertu n g geschützt sein. E in e kin d erlo se w ohlhabende Fam ilie hat sich w eiträum ig ein g erich tet; die W o h n räu m e sind jedoch m it V orbedacht auch fü r k in d erreich e F am ilie u m w andel b ar: Im W ohnzim m er (E rdgeschoß) w ird die M usik n isch e als A rbeitszim m er (H errenzim m er) ab g e tre n n t; im O bergeschoß kann das große D am enschlafzim m er als E ltern sch lafzim m er verw endet w erden, w om it noch d rei w eitere S ch lafzim m er ü b rig bleiben. Im (teilweise geheizten) K eller k an n ein zw eites M ädchenzim m er eingerichtet w erden. Loggia (uneingesehen) u n d Balkon liegen n ach S ü d en und W esten, bieten w eiten Blick ü b er die R h ein eb en e u n d G elegen heit für Sonnenbad. Das D ach ist halbflach u n d en th ält keine W ohnräum e. Im K eller ist au ß er d en ü b lic h en W irtsch afts räum en eine Garage u n terg eb rach t. D er W ert des H auses ohne B auplatz (staatlich e E rb p ach t, aber bei V erkauf übertragbar) bei 1600 cb m u m b a u te n Raum es einschließlich der w ertvollen In n e n a u ssta ttu n g n ach heutigen N eubaupreisen ru n d 50 000 R M . Die werkgerechte A usführung: die A rt, wie der edel bear beitete Haustein in seinen unregelmäßigen Läuferschichten m it der Treppe, dem Gartengrün im reizvollen K ontrast steht, verstärkt im wesentlichen die Besitzfreude. Wohnhaus a u f dem Steinberg in Darm stat Obergeschoß. Arch.: Sixtus Großm ann, Reg. - Baum eister a. D., D arm stat 67 Von dem a u f den höchsten P un kt des Grundstückes zurückverlegten H aus reicht der B lick über die R hein ebene von der H aardt bis an den Taunus. Der höher gelegene intime Hausgarten m it Pergola, S tü tzm a u er und Schwimmbecken ist von der Stra ß e nicht einzusehen. Der tiefer gelegene Teil längs der Straße ist als M usterbeispiel einer Großbepflanzung m it niederen Stauden- und Polsterpflanzen ausgeführt. Erdgeschoß. Pergola und Schw im m becken Der Blütengarten m it seinen S ta u den, seinen bunten P olsterpflanzen, der stillen Pergola m it der spiegeln den Wasserfläche bietet dem B e wohner bei jeder Jahres- und Tages zeit einen angenehmen B lick. Von diesem Hause geht ein H auch des schönen Genießens der südlichen Landschaft aus. Photos: Großmann. Wohnhaus a u f dem Stein berg in D arm stadt. A r c h .: Sixtus Großm ann, R eg.-B aum eister a. D., D arm stadt. DEUTSCHE BAUHÜTTE 1935 Internationale Einstellung der A rch itek tu r. Internation ^ MalikhochschuIe « , Kons,an...oPei. ls die erste Nachricht durch die Presse ging, daß in dem Preis A - ^' X i b e n fü , den Hans Poelzig und sein M itarbe-ter D ip l.-In g . C. H . S den ersten Preis erhielten, waren die Erwartungen groß, wie der Baukünstler das Aeußere gestalten würde, denn Poelzig h Hpr Fachiueend begeisterte Anhänger. dCr S i e S e Aufgabe gelöst wurde, zeigt d i e A b b ild u n g In der architektonischen Gestaltung ist hauptsächlich, Gefüge und angepaßte Form betont. D as Foyer zeigt sich dem Beschau des Gebäudes durch eine weitgespannte Fensteröffnung, Decke des Zuschauerraumes tritt im Aeußeren so m Erschemung wie sie sich im Inneren ergibt, daran schiebt sich aL K ^ U Filmvorführungsraum, denn das Theater soll auch als K no Verwendung finden. D ie einzelnen Bauteile, die alle nur Zweckformen zeigen, sind in den A bm essungen, die jeweils ihrer Bestimmung entsprechen, aneinandergestellt. W ohl ist eine gu Gruppierung der Baumassen erreicht, sie geht aber nicht weiter als bei einem architek tonisch gut durchgebil deten neuzeitlichen Fa brikbau. A uf jeden Schmuck wurde verzich tet. D em V erfasserscheinen bei der N ieder schrift seiner Erläute rungen Zweifel gekom men zu sein, ob diese puritanische Einstellung die richtige sei, als er schrieb, daß die A ußen wandung in weißem Marmor gedacht sei, evtl. mit Verwendung von Steingittern vor den Treppenhäusern und dem Foyer. U . E. hätte es noch viele andere M öglichkeiten einer schöneren Gestaltung ge geben, wenn man nur um weniges über die rein Wettbewerbs-Modell für Istambul. „sachliche“ Form hin ausging. Poelzig hat an vielen Bauten gezeigt, daß ihm architek tonische Mittel in reichem M aße zu r V erfügung stehen. Selbst bei reinen Zweckbauten hat er, ohne der „sachlichen“ F orm A bbruch zu tun, schöne Lösungen gefunden. H ier liegt also der bew ußte Wille vor, gerade auf eine derartige G estaltung zuzukom m en. D urch betonte Zentralform , K uppel m it hochragendem Bühnenhaus in der Mittelachse, den hohen Q uergebäuden an der Rückseite m it der größten Bauplatzlänge un d den reihenm äßig sich absetzenden G ebäudehöhen bis zu r H au p tfro n t an der Schmalseite ist die allseitig günstigste Belichtung gesichert, der Bauplatz bis zur Grenze ausgenutzt und eine G liederung der Gebäudemassen geschaffen, die m it Blick vom Schmuckplatz aus die Massenwirkung diszipliniert und die Zw eckbestim m ung erkennen läßt, wie die Sonnenlichtgesimse an den S eitenfensterreihen. Diese Einstellung zur A rchitektur ist heute nicht m eh r neuartig. In ihren Anfängen lag ihr vielfach der ernste W ille zugrunde, neue Baustoffe und K onstruktionsw eisen zu verw enden und für sie eine ästhetische Form zu finden. Diese B estrebungen haben mit dazu geführt, die ungeheuren M öglichkeiten aus zunutzen, die uns heute die Technik bietet. M an durfte nur nicht in den Fehler verfallen, in der A nw endung neuer B aum ittel die Bildung eines neuen Baustiles zu sehen. Die T echnik ist nicht H errin, sondern Dienerin der Baukunst, um so m ehr, als ihre Gestaltungsmöglichkeit von außerordentlicher Vielseitigkeit ist so daß man in der Formgebung fast nie an technische Bildungen h l n d e i V “ 5 6! Seiu denn’ daß es sich um Ingenieurbauten handelt. So stark sich jeder technische F o rtsch ritt in der Bau kunst auswirkt, indem er freiere G estaltu n g erm öglicht, so ergibt sich aus ihm doch n och n ic h t o hne w eiteres eine archi tektonische F orm u n d noch viel w eniger ein B austil. D er Bau stil ist in seinem eigensten W esen stets ein u n b ew u ß te r A us druck seiner Zeit. Die G esetze seiner B ildung lassen sich nicht vorher bestim m en, sondern e rst n ach seinem A b lau f aus den entstandenen Bauten herauslesen. F o rm e n , die einzig u n d allein in dem Bestreben, N eues zu schaffen, e n tste h en , sin d fü r die Eigen art eines Stiles m eist sehr u n w esen tlich u n d w erd en in späteren Z eiten als gekünstelt erkannt w erden. D esw egen w ar es schon bedenklich,° als in dem P reisau ssch reib en von „neuzeitlichen G eschm acksanforderungen“ die R ede w ar. E in verstandes mäßiges Suchen nach n euen B au fo rm en k an n w ohl die Bau technik zu rascherer E ntw icklung b rin g en , nie aber stilbildend im eigentlichen Sinne w irken. In allen L än d ern b au t m an h eu te u n te r stark er V erw endung von Eisen, E isenbeton u n d G las. E in em n u r in diesem Sinne n eu zeitlich en Bauwerk sieh t m an m eist das L and n ic h t an, in dem es ent s ta n d e n ist. D iese Art in te rn atio n a le E instel lu n g z u r B aukunst droht jede E ig en art, wie sie frü h e r in h o h em M aße in den so v erschiedenarti gen L ä n d e rn bestand, zu verw ischen. D erW unsch, „ m o d e rn “ z u bauen, hat dieser E ntw icklung Vor sch u b geleistet. So ist a u ch in dem hier gezeig te n T h e a te re n tw u rf kei nerlei A npassung an seine künftige engere o d er w eitere U m gebung z u erk en n en , es sei denn, das die im E rläu teru n g s b e ric h t g en an n ten Stein g itte r vor T re p p en h a u s Wide World Photos. Arch. Prof. Hans Poelzig, Berlin. u n d F o y erfen ster künftig no ch eine lokale N ote an deuten. H öchstens die auskragenden E ise n b eto n p latten ü b er den F enstern an der Seitenfassade, die nach A ngabe d er V erfasser die W estsonne abhalten sollen, lassen au f ein L a n d schließen, in dem m an bestrebt sein m uß, allzu reichliche S o n n en b estrah lu n g der großen H itze wegen von den R äu m en fern zu h a lte n . D ie reichlich bem essenen F ensteröffnungen an d erer B auteile sch ein en allerdings diese A nnahm e zu w iderlegen. Im m e rh in sin d diese auskragenden P latten ein technisch in teressan ter V ersu ch , a u f eine n eue A rt den R äum en erw ünschten S ch atten z u sp en d en . E s m ag d er Z eit über lassen w erden, ob es gelingt, d u rch solche M itte l die altbew ährten baulichen M aßnahm en zu v erd rän g en , wie sie im O rien t vielfach zu r A nw endung kom m en, z. B. S äu len h allen , L aubengänge, entsprechende Bem essung der F en sterfläch en u n d ähnliches. Hier hätten sich aus den klim atischen F o rd e ru n g e n h erau s G estaltu n g s m öglichkeiten ergeben, die n ich t u n sa ch lich er gew esen wären u n d m ehr form bildende E ig en sch aften besessen h ä tte n als die wenig entw icklungsfähige K rag p latte. So ist in der A rch itek tu r w ohl d em e rste n T e il der Program m to rd eru n g nach neu zeitlich er G estaltu n g in gewissem Sinne R echnung getragen w orden, w äh ren d h in sich tlich des Aus drucks von „ W ü rd e “ nach u n se re r A u ffassu n g viele W ünsche u n erfü llt bleiben. In d es, ein W e ttb e w e rb se n tw u rf ist no ch kein fertiges Bauwerk, u n d eine P lan u n g m ach t bis zu r A usführung m eist viele W andlungen d u rch . So b e ste h t im m er n och die M ög lichkeit, daß ein künftiger T h e a te rb a u au ch d em zw eiten T eil der P rogram m forderung gerech t w ird, in d em er das k o n stru k tiv e G e rippe u n ter einer schönen F assade m e h r ah n e n lä ß t. D r. V i s c h e r . 69 D ie A rch itek tu r in d er F ilm k u nst. V o n D r . G o t t lie b '^ / ’o n d e r F ilm a rc h ite k tu r h at der D u rc h sch n itts-K in o b esu ch er die E rw a rtu n g , daß sie ih m E in b lick in H aus u n d Räum e einer h o h en , fre m d artig eleganten W elt gibt, d en n n u r so w irkt das sü ß e W u n d e r ein er zu re ch tg e m ac h ten D iva, n u r so erhält sie die sin n lich b erü c k en d e A tm o sp h äre, die dem B esucher heute noch u n e n tb e h rlic h i s t ! W as tu t da der F ilm arch itek t ? Z u erst baut er n ich t gleich n a c h d en alten festen B augesetzen, so ndern him m el weit e n tfe rn t davon fü r die K am era! E r schafft einen glanz vollen R ah m e n des L eb e n s fü r ph o to g rap h isch e K niffe. E rst die gute B in d u n g b eg re n zte r B ilder zu m Z elluloid-P hotostreifen m acht die schöpferische G an z h eit w irkungsvoll. D ie A rc h ite k tu r, die a u f der L ein w an d an unseren A ugen v o rü b erh u sch t, b e sch rän k t sich n ach dem , was heute in der F ilm k u n st ü b lic h ist, n ic h t a u f die n a tü rlich e n F u n k tio n en des Bauwerkes. E in Z im m er, das in der F ilm h a n d lu n g gezeigt w ird, ist zu n äch st W o h n - o der A rb e itsra u m . D er um schlossene Raum im F ilm ist jedoch h eu te (ich b etone im m er w ieder: heute, denn das ist w ichtig) n ic h t ausschließlich W ohn- oder A rb eitsrau m , sondern zu g leich im H in b lic k a u f die B ü h nenw irkung vor u nseren A ugen aufg eb au t. D iese K u p p e lu n g des rein baulichen Zweckes m it einem b a u fre m d e n M o m e n t b ra u c h t n ich t zu sein. D er heutige S ta n d d er E ntw icklung, der A rchitektonisches un d T h eatralisches v e rh e ira te t — es is t eine V ern u n fteh e — , w ird eines T ages ü b e rw u n d e n w erden m üssen. D ie tatsächlichen V erhältnisse bew eisen h eu te ein film dram aturgisches M anko, da die D ra m a tik u n d die M u sik alität d er H an d lu n g in sehr vielen F ällen in auffallend ausgiebigem M aß bei der A rch itek tu r H ilfe holen, was sow ohl deren E ig en leb en wie dem E igenleben der H an d lu n g n ic h t d ien lich ist. E rs t w enn die film dram aturgische K raft im allgem einen so in stin k tsic h e r ist, wie die besondere E ig en tü m lichkeit des F ilm schaffens es erfo rd ert, b rau ch t sie keine arc h itek to n isc h e A n leih en m e h r z u m achen, u n d dann ist die äu ß e rlich e V o rau ssetzu n g fü r eine voll befriedigende A rch itek tur in d er F ilm k u n st gegeben. D a n n kann der F ilm arch itek tur das R e c h t e rs tritte n w erden, das ih r g e b ü h rt; die im F ilm atelier an m aterielle G re n ze n w eniger g eb u n d en e P hantasie kann d ann m e h r n ac h re in arc h itek to n isc h en G esich tsp u n k ten schaffen, u n d B au d en k e r von R ang h ä tte n G elegen h eit, be w u n d ern sw erten E in fällen F o rm z u verleihen. D ie geistige E in ste llu n g des F ilm a rc h ite k ten ist m it d er des T h ea terd e k o ra tio n sm a le rs n ic h t z u vergleichen. Seine p ru n k vollen H o telh allen sin d zw ar au ch K u lissen za u b er, ab er sie sind eben w irtsch aftlich v o rteilh afte r als eine te u ere leb en d e A uf nahm e an d er C ote d ’A zur. Z uw eilen soll eine K lein stad tszen e g edreht w erden, das L e b e n a u f dem M ark te o der vor ein em alten, z a u b e rh a fte n B ru n n e n . Je d e r hält die B ilder w egen der A tm osphäre fü r echt, ab er die E rfa h ru n g h at gezeigt, wie u n zu reich end oft „ e c h te “ K le in sta d ta u fn a h m e n sind. Viel zu viele sind im L au fe der Z eit v ersch an d elt. Sie zeigt, daß es besser ist, eine K lein sta d t z u b a u e n : in W a h rh e it im O berstock des F ilm hauses. D as W ichtigste ist die geistige G ew an d th eit u n d die F o rm e n sic h erh eit d e r sc h n ellen A rb e it des F ilm a rc h ite k ten . „ I n dieser R ich tu n g ste llt d er F ilm eine le tzte S teig eru n g d ar d u rch die U n au fh altsam k eit des F ilm stre ifen s, der n ic h t in d er ein zelnen P hase, so n d e rn n u r in d er K o n tin u ie rlich k e it der gesam ten Bildfolge sein einzigartiges W esen o ffen b art“ (H ock). D e r B esucher des L ic h tsp ie lth e a te rs h at h eu te die M ö g lich keit, die A rc h ite k tu r im F ilm von zw ei v ersch ied en en E in stellungen aus z u b etra c h te n . E r kan n die A rc h ite k tu r fü r sich abschätzen u n d d abei die N e b e n a b sic h te n au ß e r ac h t lassen, die dem F ilm a rc h ite k te n h e u te an sch e in en d von d er an d e re n F ak u ltät, der R egie, v o rg esc h rieb en w erd en (au sd rü ck lich o d er g ew o h n h eitsm äßig). D ie zw eite M ö g lich k eit: D e m A rc h ite k ten als B esucher w ird klar, daß das h eu tig e k ü n stlerisch e V erm ögen des F ilm s m it K o m p ro m isse n re c h n e n m uß. D ie V o rsp a n n d ie n ste d er A rc h ite k tu r fü r d en Spielzw eck S c h e u ffle r . sind an vielen S zen en b ild ern d eu tlich nachw eisbar. M an ch m al liegen oft w ichtige E inzelteile des R äu m lich en fü r d en B eschauer im D u n k e ln ; das A rch itek to n isch e ist d an n n u r a n g e d eu tet; m an sieht d an n n u r u n b estim m te U m risse von P feilern, T isc h en , S tü h len , P o rtieren u sw .; L ic h tq u ellen lenken ab er die A u fm erk sam keit a u f die Schauspieler. D iese L ösung, d er geschlossenen S ch au b ü h n e abgesehen, ist fü r die A rch itek tu r n o ch n ic h t m al das S ch lim m ste; sie stö rt d an n w enigstens n ic h t das V olk; v e r zich tet von sich aus au f den d eu tlich en arch itek to n isch en E in druck von A nfang an. Bei dem v ersch w im m en d en arch itek to n isch en R ah m en tra u t sich d er R egisseur die F äh ig k eit zu, aus dem d ram atisch en K ern allein W irkungen herau szu h o len . Diese Fälle sin d aber in d er M in d erh eit. N eh m en w ir eine b e liebige T o n film o p erette! E tw a „ I c h u n d die K aiserin “ *). D a knallt plötzlich ein „ p o m p ö ses“ T re p p en h a u s in d en Blick winkel. E ine T re p p e m it einem auffallend hoh en u n d b reiten D u rc h b ru c h u n d der S icht nach dem F lu r u n d m e h re re n T ü re n . „Ich und die K aiserin“ . — Bauten: Robert H erlth und W alter Röhrig. Voraussetzung fü r das Gelingen der Einzelheiten ist eine langjährige Praxis bei Abschätzung der optischen W irkungen eines Film baues; fü r d'.e Kuppelm alerei wurde kein Vorbild benutzt, sie ist fr e i erfunden m it H ilfe einschlägiger L iteratur. D a zu ist auch gründliche K enntnis der vorkommenden S til form en notwendig, unter Berücksichtigung der A usleuchtungs möglichkeiten bei den F ilm -A ufnahm en. U m dem Blick m öglichst viel S pielraum n ach diesem H in te rg ru n d zu geben, friß t der — lichte — T rep p en b o g e n so viel R aum , daß fü r die eigentliche T re p p e n u r ein d ü n n er, e n tfe rn t nach E isen k o n stru k tio n schm eckender — ich h ätte bald gesagt — L au fsteg ü b rig b leib t. D ie ganze A n o rd n u n g ist offensichtlich so geh alten , daß zu n äch st mal in n erh alb dieses raffin iert als H ö h e p u n k t g em ach ten architektonischen Bildes ein fü r das P u b lik u m stets sichtbares ko n zen triertes Z u sam m en sp iel o hne S zen en w echsel erreic h t w ird. G ro ß er D u rch b lick , vier T ü re n , ein b reiter A ufgang zu r T re p p e , die T re p p e selbst w eitschw eifig u n d stark g ek rü m m t, so daß d er Z u sch au er d en H in au fg e h en d en lange u n d in m e h reren S tan d o rte n verfolgen kann. A u ß erd em zw eigt au f h alb er H ö h e der T re p p e n och ein w eiterer R a u m ab. E in e Id e a ltre p p e fü r einen F ilm . O b die w irkliche H a n d lu n g diese vom A rch itek ten geschaffenen S p ielm ö g lich k eiten au s n u tz t, ist fast gleichgültig. E s g enügt, daß sie da sin d , da sind d u rc h die A rch itek tu r. F ü r das S piel öffnen sich allerlei E r*, A lle Photos U fa . DEUTSCHE BAUHÜTTE 70 . • U Pn Hie auf Kosten der Architektur gehen und die bei dm lr besseren künstlerischen G ruppierung der Handlung ohne architeklonische Beanstandungen m öglich sein rnu • L L Her Regisseur ohne besondere Anstrengung auf dieser S T Ä lassen; er Hann dadurch, daß un.erhalb J e , Treppe infolge d e, großen D urchbruches <ein ,1. « « Spielplatz gewonnen ist, und außerdem durch daß Gegenspieler sich gleichzeitig auf der Treppe in vetsch,ed artigen Stellungen und Beleuchtungen tum m eln können, mch geringe Spannungen erzeugen. W ie gesagt, eine Idealtreppe ur S e n Film . L eid e, nur für einen Film . D ie Treppe m e n wirkliches Schloß übersetzt, wußte man nicht, warum man einen dünnen Laufsteg gehen sollte. Zudem scheint das kon zentrische Verhältnis der um die Treppe gelagerten Räumlich keiten kaum gewahrt. E in Beispiel für eine in s c h w e r e r Sicherheit daliegende Treppe mit D urchbrüchen, aber ohne schwinde n Hohlräume, ist die Treppe in der Großen Oper zu Paris. D a wir einmal bei der Treppe sind: die Treppe ist ein neuer dings bei Freilichtaufführungen und auch bei geschlossenen Theatern sehr beliebtes H ilfsm ittel. Der Grund ist leicht zu erkennen. Je weniger ein Szenenw echsel sich nötig macht, um so leichter ist eine Ballung der einzelnen Bilder möglich, und je geballter das Bild, um so nachhaltiger die Energie, die von ihm ausstrahlt! W eil auf der Bühne oder im Freilichttheater der Platz für jeden Auftritt durch die Ebene begrenzt ist, muß eine räum- Nibelungen I. Teil. Bauten: Otto Hunte. Die Treppenanlage existiert nirgends. Sie wurde auf dem Filmgelände extra gebaut. Das Turmportal mit dem auf gemalten Mosaik beanspruchte io — 1 2 Tage Arbeit. liehe H öherstufung, die neben Vorgängen auf der Fläche der Bühne noch ein besonderes Geschehen zuläßt, dankbar begrüßt werden. A nders beim Film! D er Film gestattet ohne Schwierig keiten den Wechsel des Platzes. W enn dennoch für die Film handlung auf die T reppe zurückgegriffen wird, so ist zwar dagegen so lange nichts einzuwenden, wie nicht andere Bestand teile der A ufführung, besonders die A rchitektur, der Treppe zuliebe angetastet werden. G eschieht das jedoch, so muß man den Vorwurf erheben, daß die filmischen M ittel nicht ausge nutzt sind, weil es leichter ist, die A rchitektur die Zeche bezahlen zu lassen. Eine ganz monströse T reppe sieht m an in den „N ib e lungen“ , I. Teil. Eine größere, durch die T reppe hervorgerufene Mißhandlung der A rchitektur als hier ist kaum vorstellbar. Vor einem „m assigen“ H intergrund m it byzantinisch-rom anischen Anklängen quillt ein U ngetüm von T reppe, dazu fließt sie noch in einer völlig unm otivierten A usladung auseinander. Ein Schulbeispiel, wie des übersichtlichen Zusam m enspiels wegen, also zu den Zwecken der Regie, im Film A rchitektur gemaßregelt wird! Hier hat die A rchitektur fast jedes Recht auf Eigen- 1935 u -ß f T-rier ist die A rch itek tur fast n u r n o ch V orT S Ä « zur S tatisterie h erabgesunken. D er S p ielleiter kannte »eine B e s u c h e n « * , die die E ffekte d e r G ro ß artig k eit besonders bevorzugt, auch w enn sie u n w ah r sind. Jedenfalls ist das architektonische B ild, wie es sich h ier en tsch leiert, nur „ R onny“. — B auten: Werner Schlichting und Benno v. Arent. Für die Treppenrotunde m it R eiterbild und Treppenaufgang hat man kein Vorbild gehabt. Das glänzende Reiter-D enkmal, nach eigenem E ntw urf der A rchitekten, wurde in Ton geformt und überzogen. für den K enner ungenießbar. M an denke sich die H an d eln d en von der T rep p e fort! Was bleibt ü b rig ? E tw as U nsagbares! A rchitektonische V erstöße sollen die D ra m a tik d er H an d lu n g anfeuern. Es gibt nun einen H au fen O p eretten , in d er die T re p p e n sünde zwar da, aber nicht gar z u auffallend ist. Z u m Beispiel ist die T reppenfrage in „ R o n n y “ besser gelöst, um z u einem schönen H albkreisspaziergang in n erh alb einer k u p p elartig e n E rh ö h u n g anzuregen, einer E rh ö h u n g , dessen sinn g em äß e V erb in d u n g m it anderen Baugliedern leider n ich t erk e n n b ar ist. D as Stück spielt bei einem P hantasiefürsten, d er das B ed ü rfn is fü h lt, sich eine Braut oder etwas A ehnliches zu fischen. A uffällig an diesem architektonischen A usschnitt ist, daß S äu len von verschiedenen A usführungen nebeneinander stehen u n d daß das (n atü rlich vorgetäuschte) rein H andw erksm äßige seh r viel z u w ünschen übrig läßt, da u. a. die Architravze u n g leich m äß ig sitzen. Regie rücksichten sprachen w eniger m it. E in besonderes K ap itel ist die A rc h ite k tu r d er tech n isch en Zukunftsfilm e. H ier soll die A rc h ite k tu r S tau n e n erregen und artet oft zu sinnw idriger, tech n isch er P ath e tik aus. T ec h n isc h u n glaubw ürdige M aschinen m it vo rsin tflu tlich m äch tig en H ebel arm en jagen dem kleinen M a n n im Z u sch a u errau m ein en Schauer der E h rfu rch t über den R ück en (wo es d er D ru c k a u f einen unglaublich bescheidenen elektrischen K n o p f au ch tä te ); au ß er dem sind L aboratorien u n d andere w ichtige W e rk stätten m it u n bestreitbar theatralischer A bsicht kanzelm äßig o d er wie die F ernrohre in einer S tern w arte zen tral u n te r k u p p elartig e r Be dachung u n terg eb rach t („ G o ld “ ). A uch hier ist die A rch itek tu r ausgesprochene Z w eckarchitektur, die keine R e ch tfe rtig u n g m ehr in architektonischen U eb erleg u n g en findet. E s ist, als ob der geniale Erfinder, der m it allem R affinem ent im F ilm die G em ü ter bewegt, gew ußt hätte, daß er d u rc h die V erfilm ung u n sterb lich w ürde in solchen Posen b ew u n d ern w ir ih n im h o h len arch i tektonischen Rahm en. G erade in H a n d lu n g e n m it d er V erkör perung technischer U to p ien m u ß sich die in n e re W ah rh aftig k eit der A rchitektur m anches gefallen lassen. Sie ist aus d em G leich maß der natürlichen R an g o rd n u n g h erau sg erissen . Je m eh r sie in die Augen schlägt, um so frag w ü rd ig er ist sie. (Fortsetzung folgt.) 71 D ie v o r stä d tisc h e K lein sied lu n g in K arlsruhe i. B. rV e Lanaeshaupistadt K arlsru h e h a t in vier B auabschnitten -1-5 K leinsiedlerstellen e rric h te t. D av o n befinden sich 75 S tellen des IV B a u ab sch n ittes no ch im Bau. E s w u rd e n in K a rlsru h e tro tz kleiner V erteu eru n g n u r E in fa m ilie n h äu se r g eb au t, w eil gerade das E infam ilienhaus in bezug a u f das Z u sam m en leb e n d er B ew ohner, die E rw e ite rn ig sfäh ig k eit usw große V o rzüge b ietet. D ie H äu se r sind n ich t u n te r A n w en d u n g des S piegelbildes wie ü b lic h zu beiden Seiten der S tra ß e n an g e o rd n et, so n d e rn die eine R eihe ist in den G arten zu rü c k v ersetz t. A lle H ä u se rre ih e n sind a u f diese W eise gleich w eit v o n ein an d e r e n tfe rn t u n d z u Sonne, R egen u n d W ind gleichm äßig o rie n tie rt. B eim I. B a u a b sc h n itt sind vier verschiedene B autvpen zur A u sfü h ru n g g ekom m en, die teils, w ie die A bbild u n g en zeigen, m it T ie fk e lle r o d er eb en erd ig em V orratsrau m ausgestattet w urden. L e tz te re A n o rd n u n g h a t sich au ch im kalten W inter 1933 34 b esten s b e w a h rt u n d bei gleichen B aukosten eine V er grö ß erung des H a u sty p s ergeben. A u f W asserleitung w urde verzichtet, dagegen jedes G ru n d stü c k m it einem P u m p b ru n n e n versehen. E le k trisch es L ic h t h ab e n die S iedler nach träg lich auf eigene K o ste n ein g erich tet. D e n R e ich srich tlin ien gem äß ist der Stall n o c h in d en G ru n d riß m iteinbezogen. A ls K o n stru k tio n w ählte m an H olzfachw erk m it L ehm ausstakung, A sp h altp ap ieriso lieru n g , äu ß e rer S tülpsch alu n g u n d in n erer H o lzv e rk leid u n g m it D eckleisten. M it A b sich t kam m an z u dieser einfachen H o lzk o n stru k tio n , u m au ch u n g elern te Siedler bei d er H erstellu n g voll beschäftigen z u k ö nnen. D ie R ichtigkeit dieser U eb erleg u n g h at sich sp äter gezeigt, ebenso wie die A nnahm e, daß die gew ählte H o lzk o n stru k tio n in b ezug au f W ärm ehaltung der 38 cm starken B acksteinw and in n ich ts n ac h steh t. D ie K ü rze d er B auzeit (5 M onate) b ed in g te eine u n v e r h ältnism äßig starke H eran zieh u n g von F ach arb eitern , die alle aus dem S iedlungskredit b ezah lt w erd en m u ß ten . Z u r V erfügung stan d das R eich sd arleh en von 2500 RAI. D a rü b e r h inaus leistete die S tad t lediglich die kostenlose P lan an fertig u n g , A rb e its vergebung u n d V errech n u n g . F reiw illiger A rb eitsd ien st u n d sonstige kostenlose A rb eitsk räfte w u rd en zu m H au sb au n ic h t eingesetzt, zu m W egebau lediglich in geringem U m fange W ohl fahrtserw erbslose. D e r Bau d er Siedlerstelle erfo rd erte ein schließlich A ufschließung, W egebau, E in fried ig u n g , P u m p b ru n n en , F ach arb eiterlö h n en u n d G eh ältern fü r B au fü h rer ru n d 2150 RAI. I n diesen K o sten ist fü r jede S iedlerstelle eine au s gebaute D achkam m er inbegriffen. D e r R est in H ö h e von 350 RAI. w urde fü r lebendes u n d totes In v en ta r, wie K lein tiere, F u tte r m ittel, S aatgut, D ü n g em ittel, G eräte, B äum e u n d S träu ch er u. dgl. aufgew endet. N ach d em sich beim I. B au ab sch n itt gezeigt hatte, daß eine gute B ew irtschaftung d er Siedlerstelle ohne einw andfreie H eu u n te rb rin g u n g unm ö g lich ist, w urde beim I I . u n d I I I . B au ab sch n itt ein S ch u p p en gleichzeitig in V erb in d u n g m it dem E rb a u t in H o lz fach w erk m it L eh m a u ssta k u n g . 2 15 Sie d le rste lle n . Städt. Hochbauam t, K arlsruhe i. B. Photos: Stadtbauam t. S traßenzug im I. B auabschnitt, T y p C. I. B auabschnitt der vor städtischen Kleinsiedlung. T y p C. DEUTSCHE BAUHÜTTE 72 1935 IV . B au ab sch n itt: in. II und n T Bauabschnitt: e m i t e,mgerj T v ite E rd g esch o ß : t o a c h g l h o ß l e Z K o n s tr u k tio n : ^ ^ tslh u p te^n b a u W ohnküche und a u s g h a u te H o lz fa c h w e r k m it zw ei K am m er fü r Heu 'u n d S c h la fr a u m e , und L e h m a u s s ta k u n g , S p e ic h . sp a p a p ie r is o lie r u n g , in n e r e r u n d ä u ß e r e r H o l z v e r s c h a l u n g . Ein H 'u s tv p Wohn- und Stallgebäude voneinander getrennt. Im Erdgeschoß = eine W ohnküche u n i zw ei Schlafräum e. s K onstri k tio n : M a s vbauweise. S ta llg bäude m it W irtsc'-aftsr um und Heuspeicher in H o lzfa ch werk m it Lehm aus takung und H olzverscha ung. (Giebel in der A usführung massiv, v e r p u tz t; keine H olzverschalung.) M . i : 200. T y p 1 9 3 3 : Teilweise unterkellert. Wohnküche = 14,96 qm, Elternschlafraum = 12,82 qm, Kinder schlafraum = 7,63 qm, Dachkammer = 15 ,40 qm, Baukosten : 2390 ,— R M W ohnhause in der oben schon besprochenen Fachwerkskonstruk tion erstellt. Die inzwischen eingetretene Holzpreissteigerung und Erweiterung des H austyps bedingten die Ausschließung jeglicher zusätzlicher Facharbeiter und dadurch auch eine Ver längerung der Bauzeit. Die G esamtbaukosten betrugen hier 2390 RM ., der geringe Rest Von 110 RM . ist für lebendes und totes Inventar verwendet worden. T rotz der Preissteigerung war es möglich, jedem Siedler wiederum eine Dachkamm er auszu bauen und im Innenausbau einige Verbesserungen, wie Terrazzo fußböden und selbstgefertigte Terrazzowassersteine, durchzu führen. Bei 10 Siedlerstellen konnte der vom Reich für kinder reiche Familien zur Verfügung gestellte Zusatzkredit von 250 RM . beansprucht werden, was zum Ausbau einer zweiten Dachkammer verwendet wurde. D er IV. Bauabschnitt um faßt 75 Siedlerstellen. Diese H äuser werden zu beiden Seiten m it den Giebeln nach der Straße und wegen der starken Holzpreissteigerung in Massiv bauweise m it 25 cm starken Bim sbetonhohlsteinen ausgeführt. Die Lösung des Grundrisses bietet hier auch bei Anwendung des Spiegelbildes für Sonne, W ind und Regen eine im m erhin noch günstige Lage. D er Stall und W irtschaftsraum sind ent gegen den früheren A bschnitten vom W ohnhaus getrennt. U eber dem Stallgebäude ist der für die T ierhaltung erforderliche H eu schober untergebracht. Die V erringerung der Reichsmittel auf 2250 RM . für die Siedlerstelle ermöglichte dennoch die in den Reichsrichtlinien geforderten M indestgrößen für die W ohnräume und darüber hinaus die durchlüftbaren T rennung des Klosetts vom W ohnraum durch einen W indfang. W asserleitung und elektrisches L icht werden durch einen zusätzlichen K redit der Stadtverwaltung in H öhe von 300 RM . für jedes Haus ermöghcht. Allgemeine Beachtung w erden die A brechnungszahlen finden, die beim I. Bauabschnitt sich ergaben: F ür Aufschließung, W egebau, Einfriedigung und P u m p b ru n n e n .............................................. 116,10 RM . an U nternehm er vergebene A rbeiten (Zim m er-, Glaser-, S c h rein e r-u n d S ch losserarbeiten ).. 564,70 Materialkosten für A rbeiten im Selbsthilfe verfahren . . . . . 1113,73 „ Löhne für zusätzliche Facharbeiter .................. 234,76 Einrichtung der Siedlerstelle: lebendes Inventar, Hühnerausläufe, Bäume, Sträucher, D üngem ittel, Saatgut, Arbeits- und G artengeräte u. dgl. 350,51 G ebühren, Gehälter für örtliche B auführung usw. 120,20 2500,— RM . T yp 19 3 4 : Teilweise unterkellert. Wohnküche = 14 ,9 8 qm Elternschlafravm = 1 2 , 3 6 ,, Kinderschlafraum — 8,50 „ Q ^ ie G rundstücksgröße fü r jede Stelle b e trä g t n ic h t u n te r 900 qm . Jedem Siedler ist au ß erd em die M ö g lich k eit g eboten, A ckerland hinzuzupachten. E in G rü n stre ifen m it B aum bepflanzung ® . J ? er ganzen Siedlung ein freu n d lich es A u sseh en , ebenso wie U bstbaum reihen längs der S traß en . I m Z e n tru m d er Siedlung 7 «n • n t- sPater etw a notw endig w erd en d e öffentliche G eb äu d e wei i iatze vorgesehen, die vorläufig als G rü n fläch e angelegt sind. 73 U e b e r k ü n ftig e B in d u n g für B aum aterial und Erfahrungen in der Putzherstellung. ü s ist eine alte E rfa h ru n g , daß alle S chulw eisheit n ich t allein ausreicnt., die in d er P raxis gew onnenen E rfah ru n g en zu ersetzen. LJieses g ilt beso n d ers im B auw esen. Alle B estrebungen neue L e itsä tz e aufzustellen, B in d u n g en festzulegen, bestim m te M a terialien von d er V erw en d u n g auszuschließen, w erden aus sichtslos, w en n n e b e n den G esich tsp u n k ten der künstlerischen F o rm e n g eb u n g , des S täd teb au es, der A ußengestaltung, der la n d sch a ftlic h en u n d straß e n b ild lich e n E infügung u n d wie die *m A u sd ru ck d er le tzten Jah re gen an n t w erden, n ich t die E rfa h ru n g e n ü b e r Adaterialien, deren V erarbeitungsw eise un d w irtsch a ftlic h en V or- u n d N achteile b erücksich tig t w erden Schon d er volksw irtschaftliche A u fb a u u n d die E rstark u n g ’ sek u ndär a u f die B a u w irtsch a ft angew andt, fo rd e rt die A n sp an nung aller K rä fte ohne K ra ftv erg eu d u n g u n d die V er w end ung aller M a teria lie n , w ie sie im V aterlan d e gew onnen u n d erz eu g t w erd en . U n te r B eachtung V erkehrs- u n d frach t g ü n stiger M o m e n te sind die M aterialien d o rt zu verw enden, wo die v o rg en a n n ten G esich tsp u n k te gew ahrt bleib en m üssen. E in z u enges K leb e n an U eb erlieferu n g en u n d alten M ethoden in d er V erw en d u n g d a rf jedoch n ic h t P latz greifen u n d fö rd ert den W irtsch a ftsau fb au im fo rtsch rittlich e n S inne n icht. F reih eit im S chaffen u n d in d er M a terialv erw en d u n g d a rf n ic h t u n te r b u n d en w e rd e n ; d a ru m sollen örtliche B indung en an H an d ü b erg e o rd n e ter P lan u n g e n , die kom m en m üssen u n d w erden, nich t zu sc h a rf ab g eg ren zt w erden. D e r d eu tsch e B au fach m an n künftig er Z eitrech n u n g soll sich w ieder m e h r d er h eim atlich en Bauw eise näh ern , aber auch hier ohne sta rr gezogene G re n ze n d u rc h B in dun g en u n d ohne das N eu e u n d w irtsch a ftlic h B essere in K o n stru k tio n u n d M aterial au szu sch ließ en . A n d erseits können altb ew äh rte B au weisen, u. a. Z ie g elro h -, F u g en b au , N a tu rp u tz — E d elp u tz-, Z em en tp u tz -, S p ritz p u tz -, G ro b - u n d F e in p u tz b au , nicht m it einem F e d e rs tric h ausgeschaltet w erden, ohne Schaden an zu rich ten u n d g roße Z w eige der W irtsch a ft em pfindlich zu schädigen. U n ric h tig e V erw en d u n g von M a teria lie n bei H äu sern in P utz, in F ach w e rk m it b ü n d ig e n P utzflächen, im g ep u tzten oder geschläm m tem B ru ch stein m au e rw e rk m it A n strich in hellen kalkigen F a rb e n h a t sc h ö n h eitlich sow ohl als in der V erarbeitung seine G efah ren . H ie r k o m m t d er erfahrene P ra k tik e r zu m W ort. Ein b e d e u te n d e r W issen sch aftler h a t zw ar bei der F rage, daß m an vom H an d w erk au sgehen m uß, diesen L eitsatz anerkannt, aber erw äh n t, daß es H an d w erk e r, die von diesen D in g en w irk lich no ch etw as v erste h en , kaum m e h r gäbe, w eil er in der ver gangenen Z eit oh n e K ritik habe alles au sfü h ren m üssen, was ihm aufgetragen w u rd e u n d daß er erst w ieder le rn e n m üsse, was g u t u n d böse sei. D iese A n sch au u n g trifft n u r in beschränktem M aße zu. N ä m lic h fü r m a n ch e B ezirke! T a tsä c h lic h arbeiten die G ru p p e n m it g ro ß e r R ü h rig k e it w ieder an ih re r S ch u lu n g * ). R ichtig ist w eiter, daß d er vollw ertige B auhan d w erk er nicht m it seinen p rak tisch e n B ew eisen, die sich allein aus der h an d w erklichen V e ra rb e itu n g des M a terials u n d aus den E rfah ru n g en ergeben, d u rch g e d ru n g e n ist, weil der L eiter, d er F re u n d am E x p erim en t, die V e rtre te r d er P ro b ie r-B a u k u n st m it T h eo rie n die B efehle erteilte. M a n denke n u r an die P u tzfra g e. P u tz ist seit Ja h rtau sen d en zu r B ekleidung u n sc h ö n e r F läch en , ab er au ch zu m S ch u tz gegen F eu chtigkeit u n d W itteru n g sein flü sse v erw andt. D ie H a ltb a r keit u n d Z u sam m en setz u n g w ar au ß er der Q u alität des M aterials abhängig von dem h an d w erk lich en K ö n n en . D rü c k e n w ir uns einm al anders au s: W ie w enig W issenschaftler k en n en die V er arb eitung d er einzelnen M ö rte la rte n aus eigener M ita rb e it? W er k en n t die ein ze ln en Z eiträ u m e des A nziehen s, A nfassens, der ein tre te n d e n B in d u n g u n d A b b in d u n g von G ip s , Z em ent, K alk u n d a n d e re n B in d em itteln bei versch ied en en M en g en an Z usätzen von S and, K ies, S chlacke u sw .? W ir m ü ssen u n b e d in g t w ied er d ah in kom m en, d aß eine absolut rich tig e b au tec h n isch e B eu rteilu n g je d en A rch itek ten h in d e rn soll, jene fe h le rh a fte n V o rsch riften z u m achen, die in den le tz te n Ja h re n b eo b a c h te t w o rd en sind. D as h a t m an in s besondere an den P u tz a rb e ite n d er m o d e rn e n G ro ß a u sfü h ru n g e n gesehen, wie sie in S tu ttg a rt, B raunschw eig, F ra n k fu rt, Celle, Breslau, H a rb u rg u sw . zu tag e tra te n . D a zeig ten sich u n te r an d eren F e h le rn : 1. V ersch u ld ete M ängel bei der K alk z u b ereitu n g . D e r K alk v e rh in d e rte das U n te rsin k e n d er u n g elö sch ten K alk teilch en d er n ach fo lg en d en K alk m ilc h ; die F olge w aren T re ib ersc h ein u n g e n , sogen an n te S ch ro tsch ü sse u n d A b b lätteru n g en . 2. V erw en d u n g von solchem K alk, d er fü r M a u e rm ö rte l v er w en d b a r, fü r P u tz u n b ra u c h b a r ist (u n ric h tig e L ag erzeit des K alkes). *) Vgl. B auw erk (B u n d e sb la tt) N r. 2 1934 S. 45. V erw endung von ung ed äm p ftem , w eißen Sackkalk m it dem V o rh an d en sein von G rieb en , d er n ic h t 14 T ag e v o rh er gelagert h a t o d er n ic h t zw ei T ag e v o rh er ein g esu m p ft w u rd e ; falsche Schnellarbeit. 4. U n rich tig es M ischungsverhältnis oder zu große A nteile von treib en d em K alk, der n ic h t a u f seine E igenschaften als M ö rtelk u ch en au f d er G lasp latte g ep rü ft ist. 5. P u tzsch äd en d u rc h schlechten u n d salpeterhaltigen U n te r g ru n d . Z u sehr g estreckten Z em en t d u rch K alk. Z u alter Z em ent, K n o llen b ild u n g ; V erw endung von tonigem u n d lehm igem Sand. Schw ind- u n d T re ib risse , weil d er Z em en t n ic h t rau m b estän d ig w ar. 6 . M iß h an d lu n g von E d e lp u tz ; beim A u stro ck n en des H olzes oder Setzen des N eu b au es en tste h en P ressu n g en u n d d ad u rc h starke A usbauchungen. In sb eso n d ere w ird F ach w erk bei aufgetragenem P u tz u n sachgem äß vor den F o lg en des A rb eitens verw ahrt. D as A ufpicken u n d D ra h te n des H olzes ist zu w iderraten. D as H olzw erk m uß also iso liert w erden. So g ib t es also eine große M enge von te ch n isch en E r fahrungen, die w ieder in ih re alten R echte ein g esetzt w erd en m üssen. G ru n d sätzlich aber ist es falsch, n am en tlich ju n g en A rch itek ten diese W issenschaft der Praxis v o rzu en th alten , u m m it n euem u n zu reich en d en B rau ch tu m zu ex p erim en tieren . N u r d u rch handw erkliche B etätigung lassen sich die E ig en schaften des M aterials erm itteln . D em g elern ten H an d w erk er ist das selbstverständlich, u n d er k en n t die S onder- u n d E ig e n heiten seines M aterials schon allein d u rch häufige V erw en d u n g gefühlsm äßig; er w eiß, daß in den verschiedensten B indeprozessen das M aterial n ich t ü b era rb e ite t u n d „ fa u l“ w erden darf, wie es der P u tze r bezeich n et; er w eiß, daß eine R o h rp u tzd eck e m it G ipszusatz in der letzten B earbeitung m it dem H a n d b re tt b e en d et sein m uß, w enn der G ips an d er Fläche d er U n tersic h t anzuziehen beginnt. E in äu ß erer Z em en tp u tz , d er a u f B ru ch steinflächen bei feuchtem W etter w enig an zieh t u n d erst n ach g rö ß erer Pause flächenm äßig b earb eitet w erd en kann, w ird ü b era rb e ite t u n d faul, w enn die B indung begonnen h at u n d die B earbeitung fortgesetzt w ird. D erartig e B eispiele h an d w erk lichen G efühls u n d d er E ig en h eiten des M aterials lassen sich zahlreich anführen. I n ähnlicher W eise ist die V erarb eitu n g der ü b rig en B aum aterialien, ganz gleich, ob es sich u m n a tü r liche o d er künstliche h andelt, ih r V erh alten w äh ren d d er V er arb eitu n g , ihre H altb ark eit im Bau n u r d u rch h andw erksm äßige Be- u n d V erarb eitu n g zu b eu rteilen . M a n kann Z em ent, d er seine vielfältige V erw endungsw eise seit ü b er 100 Jah ren bew iesen u n d dem w ir fo rtsc h rittlic h im Bauw esen viel zu verdanken haben, n ich t als P u tz p lö tzlich ab leh n en u n d z. B. überall B ruch stein m au erfläch en als E rsatz m it K alkm örtel schläm m en u n d m it K alkm ilch streich en , weil es aus S ch ö n h eitsg rü n d en nach A n sich t einzelner K reise u n d d u rc h örtliche B indungen festgelegt w urde, obgleich E d elp u tz besser u n d au f viele Jah rz eh n te h ält aber S ch läm m w u rf im m er w ieder ausgebessert w erden m u ß . D e r A n strich äu ß e rer F läch en m it K alkm ilch aus G rü n d e n der Bilügkeit h at in E u ro p a n u r b e sch rän k te D au e r u n d H altb ark eit. Ic h denke dabei an die F e ld stein k irch en in S ü d d eu tsch lan d , die in alter Z eit aus M angel g eeigneter M aterialien ebenfalls m it K alkm ilch g estrich en , ab er schon n ach k u rzer Z eit d u rch Schlagregen an den W etterseiten b esch äd ig t u n d streifig w u rd en . A uch eine A launlösung als Z u satz h a t zw ar d en A n strich ein wenig g eh ärtet, ab er die schnelle A uflösung u n d A bw aschbarkeit n ic h t au fh alten k ö nnen. D er V erfasser b each tet täglich die T o rp fe iler einer K aserne, die alljäh rlich im F rü h ja h r m it K alkm ilch g etü n ch t w erden. D e r erste S tarkregen b efreit schon die Pfeilerköpfe gänzlich vom A n strich u n d bild et häßliche S treifen au f d en ü b rig en F läch en . N ac h einigen W ochen sind säm tliche F läch en n u r n och sc h m u tz ig grauw eiß. W ozu also n och äuß ere K alk an strich e, w enn sie n u r v o rü b erg eh en d halten u n d andere A n strich e h altb arer u n d b esser sin d ? D ie A n stren g u n g en einzelner w erk arm er T h e o re tik e r, aus L ie b h a b e rg rü n d e n n u r noch N a tu rp u tz , wie sie ih n aus M an g el an h andw erklicher T ätig k eit b ezeichnen, obw ohl eine stren g e T re n n u n g zw ischen N a tu r- u n d K u n stp u tz n ic h t v o r h a n d e n ist, allgem ein zuzulassen, ist schon in d en A n fän g en gescheitert, weil der P rak tik er n ic h t ein v erstan d en w ar. D er E d e lp u tz , in sb eso n d ere T erran o v a, der bei v o rsch riftsm äß ig er u n d m aterialg erech ter H erstellu n g in V erb in d u n g m it stark au f g era u h tem K alk zem en tp u tz ebenfalls seine H a ltb a rk e it bew iesen u n d d er sich m it seinen zah lreich en M u ste rn , S tru k tu re n u n d F ä rb u n g e n auch sch önheitlich in jedes S täd te - u n d L a n d sc h a fts b ild ein fü g t u n d n ic h t m eh r fo rtg e d ac h t w erd en kann, h a t seine B erech tig u n g . W aru m also A u ssch ließ u n g in gew issen S tä d te n d u rc h örtlich e B in d u n g en ? 74 DEUTSCHE BAUHÜTTE N aturputz, z. B. hydraulischer K alkm örtel, der durch Feuchtigkeit der L uft mit den Jahren im m er harter w ird soll bei Burgen, alten Schlössern und Brucken und großen M onu mentalbauten seine Berechtigung behalten, es ist aber nicht zu vertreten, alle übrigen Putzarten abschaffen zu wollen oder deren Verwendung durch Bindungen an einzelnen O rten mi Altertumswerten zu verbieten. Allein durch den neueren Ed nutz lassen sich in der Struktur und Färbung die gleichen W ir kungen und Schönheiten erreichen wie bei dem N atu rp u tz und wie sie bei alten Baudenkmälern notwendig sind. Es gibt aber auch viele Fachleute, die bekennen, daß T erranova dem N aturputz überlegen ist! Voraussetzung ist natürlich h an d werksmäßige Qualitäts- und keine Pfuscharbeit. — N aturputz aber m uß später oft angestrichen werden. D ann denke m an auch an die vielen A rten K örnungen, die E delputz bietet. D er Bauhandwerker, der ältere Putzer kennt aus der Praxis und Erfahrung heraus diese Eigenschaften genau, und wenn er in der vergangenen Zeit unter Zwang einer besonderen Gruppe^ die in ihren Fachentgleisungen unter ,,Bausünden schon ge nügend gegeißelt wurden, alles machen m ußte, auch nicht ein wandfreie Arbeiten, so hat er gerade unter diesem Zwang den Blick und das Gefühl für Q ualität und M inderw ertigkeit gestärkt, aber nicht verloren. Im ganzen genommen tritt in derartigen Vorschlägen, die äußere Erscheinung bzw. das sichtbare Baum aterial unter eine einschränkende bauamtliche Vorschrift zu pressen, eine A rt 1935 bolschew istischer Zw ang als G esin n u n g zu tag e D e r is t n a tü r lich für ein dum m es Volk ganz b ere ch tig t, wie das B eispiel von R u ßland zeigt, wo sonst alles v erm u rk st w ird. Bei u n serem nationalsozialistischen E rziehungsw illen ab er k o m m t es d ara u f an alle w ertvollen E in sich ten ebenso au sz u n u tz e n w ie alte gediegene praktische E rfa h ru n g e n n ic h t zu v erlieren . Solche V erluste führen dann öfter zu allen m ö g lich en u n reifen V er suchen, zu w ilden E x p erim en ten a u f R e g im e n ts-U n k o sten u n d zu verlustbringenden G eldausgaben. S olche P ro b ie re rei ist auch der versuchte R ückgriff au f h eu te v eraltete u n w irtsch a ftlic h gew ordene A rbeitsw eisen. Was also N eu eru n g en in B au m aterial u n d G esich tsv e r änderu n g en der S t r a ß e n b i l d e r b etrifft, so n u r n a c h d em sich unzw eifelhaft eine B ew ährung erg ib t! D ie Frage, ob die im g u ten G lau b en erte ilte n B auaufträge geeigneten Platz fü r bautechnische E x p erim e n te abgeben, möge in Z u k u n ft aus dem G eiste Schinkels b ea n tw o rtet w erden, dem m an ja wirklich w eder Z aghaftigkeit no ch R ü c k sch rittlich k eit vorw erfen kann. Schinkels S tan d p u n k t erg ib t sich klar aus einem Briefwechsel, den er m it dem h an n o v ersch en B a u d irek to r Laves führte. Laves schickte ihm eines T ag es die Z eich n u n g en zu einer neuen D eckenkonstruktion un d regte ih re versuchsw eise V erw endung d urch Schinkel an. S chinkel le h n te dieses m it der B egründung ab, daß die p reu ß isch e S taatsb au v erw altu n g n ich t der O rt für kostspielige bautechnische V ersu ch e irgendw elcher A rt sei. F. P r e l l e , B auingenieur. Umbau eines Einfamilienhauses. Arch.: J. F. Hansen, Leipzig. Photos : K irc h h o fL eip zig . J m U nter- und Obergeschoß [waren [umfangreiche Aenderunge notig. Im U ntergeschoß w aren R äu m lich k eiten , die infolge vc A nbauten und vorgelagerten T e rrasse n kein T ag e slic h t u n d kaui eine bescheidene E n tlü ftu n g h atten . Z u b erü ck sich tig en w; bei der Planung, daß das G eb äu d e nach dem U m b au von zw g etrennten H aushaltungen b en u tzt w erden sollte. E s w ar dah< ein u n g ehinderter V erkehr zum K eller u n d zum D achgescho vorzusehen. D as T re p p en h a u s erh ält vom E rd - u n d Obe geschoß zugleich reichlich T ag eslich t, so daß au ch die in d< ausm itte gelegene H alle g u t b elich tet ist. D as O bergescho hat die ähnliche G estaltu n g wie das E rd g esch o ß . Im D acl geschoß entstanden nach dem U m b au 8 schöne R äu m e ve schiedener G roße u n d N ebengelasse, g ro ß er g erä u m ig er T rockei hi h n lm Pltzß ° d en. F ü r die E rd g e sc h o ß w o h n u n g w u rd e d F rilV h f \ befindliche K üche aus p rak tisch e n G rü n d e n ii H älfte °1 ° hVe^ eSt D *e ^ äume im D ach g esch o ß sin d je zi H älfte den beiden G eschoßw ohnungen zu g eteilt. Vor und nach dem Umbau. so w e i^ H ie ^ P 1T " g iSt v ersu ch t> die u n te rg e o rd n e te n R äum iegT n von H V ^ “ die N o rd seite des H au ses zu ve m erkbar n r u T m3Cht S k h d er g rö ß te S traß e n lä rm b m erkbar. Das G ebäude liegt in einem ca. 9000 qm g ro ß en G arte 75 K O N S T R U K T I O N U N D B A U W E I S E K leines W ohnhaus am Terrassen-Baum garten für 7000 RM . A rch .: P rof. C h r. Musel, Mainz. Umbauter R aum : 3 2 0 cbm ä 20 R M . = 6 400 R M . F ür Terrasse usw. 600 ,, 7 000 R M . D ie K elle ra u ß e n m a u e rn sind o rtsü b lic h bis E rd g esch o ß b o d en in B ru c h ste in , die M ittelm au e rn in B ackstein a u sg efü h rt, die K ellerdecke zw ischen E isenträgern in Z iegelhohlsteinen. D as aufgehende M auerw erk des E rdgeschosses 130 cm B ack stein h o h lm au ern , im O bergeschoß 25 cm rh e i nischer H ohlblock. D ie D ecken der G eschosse sin d H olzgebälk mit S chlackenfeldern. Im E r d geschoß haben w ir fü r F lu r und Z im m er L in o le u m a u f fußw arm em E stric h , K ü ch e u n d A bort h aben S tein h o lzb o d en . Die R äum e des O bergeschosses begnügen sich m it d eu tsch e m R iem enboden, w äh ren d im Bad auf dem G ebälk eine gut verklebte B leipappe verlegt wird, d arau f 6 cm B eton m it D rahteinlage u n d C e re sitzu sa tz, ■darauf P latten. S C H M IT T M . 1 : 150. A WINDFAtlG 2 3 A 5 e 7 8 D l€ LE 9 A BO RT 10 K ÜCH£ eSS-W O H M Z -11 A R B eiT S Z T&RRASSG SCHLAF M SCHLÄFST SCHLÄFST BAD. Das Haus hat tro tz der knappen A ußenm aße eine gewisse W eit räumigkeit. W ir haben neben dem Eingang m it W indfang, Treppenhaus und A bort im E rd geschoß die Küche und 2 Zimmer nebst einem gedeckten F reisitz, im Obergeschoß 3 Schlafstuben oseR G escH O S S m it B ad. M it seinem hellen P u tz und dem getönten H olzw erk, von dem nur die H austür stärker im Ton gehalten ist, macht das Haus einen anheimelnden Eindruck. V erputzt wird mit weißem N a tu rp u tz, das H olzw erk in hellen Tönen gestrichen, die Haustür dunkelgrau m it gelb und weiß gefaßt. DEUTSCHE 76 B alk on d eck en u n d A n sc h lü s se . Die einfachsten D inge in der Bau ausführung, das Profil einer Zinkabdeckung, der Putzanschluß an andere Materialien, die Wahl der Deckengefuge ¡regen W itterungseinflüsse, der wasser dichte Anschluß zw ischen innerer Balkenund äußerer Balkendecke in der 1 uröffnung werden immer mit zu wenig Sorgfalt behandelt. D ie bekannten Folgen sind feuchte und durch Frost beschädigte Putzflächen, geringe Isolierfähigkeit der Balkondecken mit Schweißwasserbildung an der Untersicht und Eindringen der Feuchtigkeit in die Balkendecken mit Fäulnis- und Schwammgefahr und damit beginnende Entwertung des Gebäudes. Der Verfasser hat diese M ängel in den letzten Monaten wieder an den ver schiedensten Ausführungen beobachtet. Die Balkonbrüstungen des W ohn hauses eines neuerbauten landwirtschaft lichen Gehöftes waren mit Zink abgedeckt. Diese Abdeckung hatte nicht die zum Abtropfen erforderliche eckige Zinknase, sondern runde Aufkantung. D er rauhe Edelputz war nach dem ersten Dauerregen durch diese mangelhafte Ausführung in der gesamten Brüstungshöhe einschließlich Mauerwerk durchnäßt. D er Frost wird die beginnende Zerstörung fortsetzen. D ie Balkondecke war zwar m it H ohlsteinen hergestellt, lag aber m it der Oberkante in gleicher Höhe mit der inneren Balken decke. Bei einem Platz- und Schlag regen — der Balkon lag an der W etter seite — wird ein T eil der Feuchtigkeit ungehindert zwischen Balkonanschluß und Balkendecke eindringen können. UND A R B E I T S VE R FA H finden einer Q uelle, wasserführender B odenschichten oder einer W asserader durch Quellenfinder nicht schw ierig. D ie Tiefbrunnenanlage scheitert oft an den K osten derP um pbrunnen, und die W idder anlao-e ist auch nicht billig, so daß als billigste und einfachste W asserversorgung die das Gefälle von der B runnenstube zum Hause ausnutzende Brunnenanlage in Frage kommt. Ist ein solches G efälle nicht oder nicht ausreichend vorhanden, so kann die W idderanlage in Betracht kom m en, auch dann, w enn das Bauwerk auf einer Erhöhung, die Q uelle tiefer liegt. D ie W idderanlage läßt sich auch in die hier behandelte Brunnenstubenanlage einbauen. B runnen-Stube B r u n n e n -S tu b e R ic h tig 1 So^m Sv Falsche und richtige Brunnenanlage. Der Wasserversorgung eines ländlichen Neubaues wird heute ungenügend A uf merksamkeit gewidmet. U eber W asserver sorgung von solchen Einzelbauwerken soll der Baufachmann Auskunft geben können. Bei einer Brunnenanlage muß geeignetes Quellwasser im Baugrundstück oder dessen Nahe erreichbar sein. Bei dem heutigen Stande der Wissenschaft ist das A uf A : G Die Skizze zeigt den dichten A nschluß mit T rennung der Decken durch ein Winkeleisen verdeckt unter dem T ü r sockel, Asphaltbelag in zwei Lagen und W andleisten m it oberer schräger Fuge, in einem Arbeitsgang hergestellt, und vor stehenden Putzanschlußflächen über den Asphaltleisten. Die Balkondecke soll m it der Oberkante mindestens 12 cm tiefer als die innere Balkendecke angeordnet werden. Auf richtige Asphaltm ischung ist bei der Vergebung und A usführung besonders zu achten. Die W asserableitung der Balkon fläche soll möglichst außerhalb durch Rinnkasten geschehen und D eckendurch brüche vermieden werden. Zurück zur Praxis auch in den unscheinbarsten D in g en ! BAUHÜTTE rijndp .V s N ach Feststellung der Quellmenge, die pro K opf m it 20 1 aufw ärts zu rechnen ist, gilt es, die Quelle zu fassen. N ach A ushebungen im Q uellgebiet bringt m an dort Schotter oder m ittelgroßen Kies ein, verlegt die Fassungsstränge m it ihren Abzweigungen aus T o n - oder Z em ent rohr-D ränage, überdeckt das Quellgebiet m it feinerem Kies oder Schotter un d bedeckt die gesamte Fläche m it einer Rasendecke. Das Q uellgebiet sowie die B runnenstube soll m it w asseranziehenden u nd gegen etwaigen W asserm angel nicht so em pfindlichen G esträuchen oder auch Bäumen (Nadelholz) bepflanzt sein. D er H auptfassungsstrang fü h rt zu r B ru n n en stube, deren G ru n d riß am besten ru n d ist. Falls die Quelle au f D auer ergiebig ist und Vorräte für Feuerlöschzw ecke nicht erforderlich w erden, kann auf diese verzichtet w erden, denn angestautes Wasser verliert an G eschm ack. Wo es geht und sein muß, halte m an für eventuellen Brandfall einen gesonderten W asser vorrat zur E ntnahm e bereit. D ie W andstärke m it 0,25— 0,30 m genügt für die B ru n n en stube. N ach der Zahl der zu versorgenden eri 0“ n > nach dem G ebrauch für W aschund Gartenzwecke u n d dem G etier bem ißt sich die B runnenstubengröße. D ie j UnÜ ^ er B runnenstube in einen K lär e n d Reinraum fordert em en lichten M indestdurchm esser von 1 m. D ie lichte H öhe sollte nicht u n te r 2 m sein. R 1935 EN E tw a y3 bis Yi des R u n d rau m es w ird als K lärrau m m it ein er schw achen d u rch H öhenschlitze g eb ro ch en en M a u er ab g etren n t. D e r K lärrau m liegt vor dem Q uelleinfluß u n d ist m it sa u b erem S ch o tter oder K ies m ittle re n bis n u ß g ro ß en K orns gefüllt. D iese F ü llu n g b efreit das W asser von u n rein e n B estan d teilen vor E in tritt d u rch die m it F ilte r v erseh en en W an d schlitze in den R e in ra u m ; in diesem be findet sich das A b flu ß ro h r zu m H ause und die eventuelle W idderanlage. Bei ausreichendem G efälle des G eländes kann ein U eb e rlau fro h r m it schrägem S ch n itt der R o h rm ü n d u n g u n d kleingelochtem K lap p g itterv ersch lu ß an g e b rach t w erden. D ie In n en fläch en der B ru n n en stu b e w er den m it Z em en tm ö rte l v erp u tz t. D er Kies im V orklärraum m u ß von Z eit zu Z eit ausgew echselt u n d die B ru n n en stu b e gereinigt w erden. Als B edeckung genügt ein m it Z inkblech b eschlagener ganzer oder geteilter, d ich t sch ließ en d er H olz deckel. U m die B ru n n e n s tu b e w ird im oberen T e il eine 0,30— 0,40 m b reite, etwa 0,75 m tiefe, g ro b e S ch o tterau f füllung gegen W ü rm e r, S chnecken u. ä. eingebracht. D ie A n sich t, daß dieses G etier, besonders bei K älte, in der B ru n n en stu b e Z u flu ch t su ch t, ist falsch; es b esteh t n u r die M ö g lich k eit, daß es bei feh len d er A u ssch o tteru n g d er Q uell fassung d u rc h die Q u ellsträn g e in die B ru n n en stu b e g eraten kann. Steinige A uffüllungen m eid et solches G etier. V on der B ru n n en stu b e weg soll das G elände m öglichst N eig u n g h aben. Solche einfache n atü rlich e W asse rz u fü h ru n g en tlee rt ih ren V orrat am besten in ein em beim H ause an g eb rach ten T ro g ; bei G leichm äßigkeit des Q uellzuflusses h at m an stets reines, fließendes, klares, g esu n d h eitlich w ichtige G rundstoffe verm itteln d es W asser direkt von der Q uelle. Bei E in b a u ein er W id d er anlage kann das W asser in b ek an n ter A rt d u rch R ö h ren im H au se zu m A us fluß kom m en, m it einem S am m elb eh älter im D ach rau m oder an an d e rer Stelle. D ie Q u ellzuleitungs- u n d W asserablaufro h re w erd en n u r m it L e h m oder T o n gedichtet. A uch H o lzro h re (D eichein) können v erw endet w erd en . E in H olzrohxsystem dieser A rt h at h eu te n och die etwa 175 000 E in w o h n er zäh len d e S tadt A ugsburg in B etrieb, d ere n A nlage a u f den S tad tb a u m e iste r E lias H oll zu rü ck geht, d em n ach m eh rere h u n d e rt Jah re alt, h eute noch zu r Z u frie d en h e it fu n k tio n iert. Th. B a u m re ih e als V e rd e ck u n g h ä ß lich er H in te rfro n ten . S tra ß en d u rch b rü ch e aus d er V orkriegs zeit geben leider jetzt n o ch unan g en eh m e S traß en b ild er. A n diesen liegen L ag er plätze, unsch ö n e F ab rik - u n d H in te r häuser. V or Ja h re n w u rd e n erfre u lic h er weise m anche u n sch ö n e G ren zg ieb el d u rch davor gepflanzte P ap p eln v erd eck t. Jetzt im D ritte n R eich v ersc h ö n ert m an das S traß en b ild d u rc h d irek te einstöckige L ad en - u n d G arag en b au ten . D iese v er decken aber n ic h t u n sch ö n e Blicke au f dürftige rückw ärtige H in te rfro n te n ganz. E ine P ap pelreihe a u f d em B au g ru n d stü ck verdeckt das B ild aus d em H in te rg rü n d e . D u rc h diese o d er an d ere B äum e w ird auch n och das fre u n d lic h e G rü n in die S tad tm itte getrag en , u n d die V ogelw elt hat U n te rk u n ft u n d G eleg en h eit, m it ih rem L ied die B ew ohner z u erfre u en . Z. H erausgeber und verantw ortlicher H au ptsch riftleiter: C U R T R. V IN C E N T Z . G es ch äft ss tel le: H ann over, A m Schiffgraben 41