Dokumentation 2009 - Berliner Festspiele
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Dokumentation 2009 - Berliner Festspiele
STÜCKEMARKT 2009 DOKUMENTATION DER STÜCKEMARKT ist Teil der Talenteplattform tt Talente des Theatertreffens und findet jährlich in Berlin statt. Seit über 30 Jahren ist er ein Karrieresprungbrett für unentdeckte Dramatikerinnen und Dramatiker aus ganz Europa und fördert die Autoren nachhaltig. PROGRAMM 2009 Do 7. Mai Eröffnung des Stückemarktes Grußwort Heinz Dürr, Heinz und Heide Dürr Stiftung Im Anschluss Expertentisch „Was die Welt im Innersten zusammenhält” – Das Drama im Zeitalter der Virtualität mit Barbara Gronau, Hans-Werner Kroesinger, Moritz Rinke und Kathrin Röggla Moderation Marion Hirte Stückemarkt I PUHDISTUS – FEGEFEUER von Sofi Oksanen Aus dem Finnischen von Angela Plöger Szenische Einrichtung Burkhard C. Kosminski Dramaturgie Katharina Blumenkamp Ausstattung Manuela Pirozzi Musik Knut Jensen Es lesen Andreas Grothgar, Wolfram Koch, Almut Zilcher und Patrycia Ziolkowska Stückemarkt II STEHENDE GEWÄSSER von Markus Bauer Szenische Einrichtung Nuran David Calis Dramaturgie Beret Evensen Ausstattung Karoline Bierner Es lesen Leslie Malton, Katharina Schmalenberg, Bernd Stempel, Jirka Zett und Lavinia Wilson So 10. Mai Stückemarkt-Autorentisch „SCHREIBEN IM HIER UND JETZT “ mit Markus Bauer, Oliver Kluck und Nis-Momme Stockmann Moderation Gesine Schmidt Stückemarkt III DER MANN DER DIE WELT ASS von Nis-Momme Stockmann Szenische Einrichtung Roger Vontobel Dramaturgie Eva-Maria Voigtländer Ausstattung Manuela Pirozzi Es lesen Kai Ivo Baulitz, André Jung, Arnd Klawitter, Max Simonischek und Katharina Schmalenberg Stückemarkt IV DAS PRINZIP MEESE von Oliver Kluck Szenische Einrichtung Claudia Bauer Dramaturgie Jens Hillje Ausstattung Karoline Bierner Es lesen Robert Beyer, Sandra Hüller, Astrid Meyerfeldt, Heide Simon und Ingo Günther (DJ) Stückemarkt-Hörtheater DIE FRISEUSE von Sergej Medwedew Hörspielproduktion Deutschlandradio Kultur 2009 Aus dem Russischen von Elina Finkel Regie Heike Tauch Komposition Jörg Gollasch Mit Dunja Arnaszus, Holly Arnaszus, Margit Bendokat, Andreas Fröhlich, Tilo Nest, Barbara Philipp, Uli Pleßmann, Falk Rockstroh, Valery Tscheplanowa, Jens Wawrczeck In Kooperation mit Deutschlandradio Kultur (Ursendung Mi 14. Oktober 2009 21:33) Mi 13. Mai Präsentation des Dramatikerworkshops „HIER UND JETZT – WELCHE KRISE?“ Minidramen von Nina Büttner, Davide Carnevali, Ursula Knoll, Stephan Lack und Charlotte Roos Leitung John von Düffel Moderation Marion Hirte Es lesen Samuel Finzi, Ronald Kukulies, Judith Rosmair und Katharina Schüttler Stückemarkt V DEUX PETITES DAMES VERS LE NORD – ZWEI NETTE KLEINE DAMEN AUF DEM WEG NACH NORDEN von Pierre Notte Aus dem Französischen von Dorothea Renckhoff und Fedora Wesseler Szenische Einrichtung Katharina Thalbach Dramaturgie Wenka von Mikulicz Ausstattung Manuela Pirozzi Es lesen Peggy Lukac und Katharina Thalbach Preisverleihungen Förderpreis für neue Dramatik und Werkauftrag des tt Stückemarktes, beide gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung Theater als Hörspiel, in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur Im Anschluss Stückemarkt-Party Stückemarkt-Preisträger 2007 und 2008 beim tt09 Maxim Gorki Theater Berlin Di 12. Mai PLUS NULL KOMMA FÜNF WINDSTILL von Maria Kilpi Förderpreis für neue Dramatik des tt Stückemarktes 2007 Aus dem Finnischen von Stefan Moster Regie Nora Schlocker Mit Julischka Eichel und Ruth Reinecke Uraufführung 20. Dezember 2007 Gorki Studio 8., 11. und 14. Mai BULGER – EINE UNZULÄSSIGE GESCHICHTE von Klaas Tindemans Förderpreis für neue Dramatik des tt Stückemarktes 2008 Aus dem Flämischen von Uwe Dethier Regie Nora Schlocker Mit Julischka Eichel, Hanna Eichel und Johann Jürgens Deutsche Erstaufführung am 17. Dezember 2008 Gorki Studio THEATERTREFFEN 2009 STÜCKEMARKT DOKUMENTATION 02 EDITORIAL 04 WIE MAN ÜBER THEATERSTÜCKE SCHREIBT 06 STÜCKEMARKT 2009 07 ERÖFFNUNG 08 DIE SZENISCHEN LESUNGEN 13 DRAMATIKERWORKSHOP 15 AUTORENPORTRAITS 22 STÜCKEMARKT-PREISE 26 STIMMEN DER AUTORINNEN UND AUTOREN 28 URAUFFÜHRUNGEN VON STÜCKEMARKT-AUTOREN 34 ERFOLGSBILANZ SEIT 2003 02 3 ALLES IST SPIELBAR EDITORIAL „Alles ist spielbar, solange es im Text vorkommt.“ – so zitierte der Dramatiker Roland Schimmelpfennig in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Berliner Theaterpreises 2009 den großen Regisseur Jürgen Gosch. Nach Spielbarem, nach spielbaren Texten bzw. speziell nach Stücken, die „ein Stück Arbeit an der Gesellschaft“ bedeuten, suchte auch die diesjährige Stückemarkt-Jury, der neben Roland Schimmelpfennig der Regisseur Roger Vontobel, die Dramaturgin Beret Evensen, der Autor Christian Kracht und die Theatertreffen-Leiterin Iris Laufenberg angehörten. Aus den 303 Einsendungen wählten sie für die fünf szenischen Lesungen die Texte des Franzosen Pierre Notte, der Finnin Sofi Oksanen und der deutschen Autoren Markus Bauer (Konstanz), Oliver Kluck (auf der Insel Rügen geboren) und Nis-Momme Stockmann (von der Insel Föhr) aus. Zum Dramatikerworkshop mit John von Düffel wurden Charlotte Roos aus Hannover, Nina Büttner aus Berlin, Ursula Knoll und Stephan Lack, beide aus Wien, sowie Davide Carnevali aus Mailand eingeladen. Mit Carnevali nahm erstmals ein nicht deutschsprachiger Autor am Workshop teil, und das mit großem Erfolg: Sein Stück „Variazioni sul modello di Kraepelin“ überzeugte auch Stefanie Hoster von Deutschlandradio Kultur, die es für den Preis Theatertext als Hörspiel auserkor. Die in diesem Jahr zum sechsten Mal zusammen mit der Bundeszentrale für politische Bildung verliehenen Stückemarkt-Preise gingen an die zwei „Insulaner“: Oliver Kluck bekam den Förderpreis für neue Dramatik für „Das Prinzip Meese“, Uraufführung Februar 2010 am Maxim Gorki Theater Berlin. Und Nis-Momme Stockmann erhielt den Werkauftrag des Stückemarkts für ein neues Stück am Staatschauspiel Stuttgart, das ebenfalls im nächsten Februar herauskommen wird. Stockmanns zum Stückemarkt 2009 eingereichtes Stück „Der Mann der die Welt aß“ hingegen wird in der kommenden Spielzeit am Theater Heidelberg uraufgeführt, weitere Aufführungen sind in Basel und Magdeburg. „Hühner.Habichte“ von Charlotte Roos (Dramatikworkshops 2009) wird in St. Gallen und „Regen in Neukölln“ von Paul Brodowsky (Stückemarkt 2008) an der Schaubühne Berlin uraufgeführt. Neben Autorenporträts und Berichten zum Stückemarkt 2009 finden Sie im zweiten Teil dieser Dokumentation Rezensionen zu Uraufführungen von „ehemaligen“ Stückemarkt-Autoren: zu „Bulger“ von Klaas Tindemans (Stückemarkt 2008), „Letztes Territorium“ und „Daddy“ von Anne Habermehl (2008), „Contra el Progrés“ von Esteve Soler (2008) und „Mein Bruder Tom“ 03 1 von Bettina Erasmy (2007). In einem Interview berichtet Philipp Löhle, Preisträger des Stückemarkt-Werkauftrags 2007 und seit der Spielzeit 2008/2009 Hausautor am Maxim Gorki Theater, über das Geheimnis seines Erfolgs: Sein Stück „Genannt Gospodin“ wurde bis jetzt 13 Mal nachgespielt und in 5 Sprachen übersetzt. Eine Erfolgsbilanz, die ich mir natürlich für alle beim Stückemarkt entdeckten Autoren wünsche! Den Förderern und Partnern des Stückemarkts – der Heinz und Heide Dürr Stiftung, der Bundeszentrale für politische Bildung, Deutschlandradio Kultur und dem Goethe-Institut – sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Ich wünsche den Autorinnen und Autoren viel Erfolg für ihre endeckten Stücke, künftigen Stücke und alle ihre Projekte – und Ihnen viel Spaß beim Lesen und Durchblättern dieser Dokumentation. Yvonne Büdenhölzer Leiterin des Stückemarktes Juli 2009 P.S. Nachhaltige Autorenförderung beschäftigt nicht nur den Stückemarkt immer wieder aufs Neue. Die Frage, warum die neuen Stücke, die von Förderprogrammen, Wettbewerben, Studiengängen und dem Theater selbst auf den „Markt“ geschleudert werden, nach ihrer Uraufführung wieder so schnell von den Spielplänen verschwinden und welche Veränderungen notwendig wären, damit sie sich dauerhafter behaupten können, steht im Mittelpunkt des Symposiums „Schleudergang Neue Dramatik“, das die Berliner Festspiele und der Deutsche Bühnenverein vom 9. bis 11. Oktober 2009 im Haus der Berliner Festspiele veranstalten werden. WIE MAN ÜBER THEATERSTÜCKE SCHREIBT KANN MAN THEATER ERKLÄREN? KANN MAN ÜBER STÜCKE SCHREIBEN? JA, NATÜRLICH, MAN KANN. Gedanken des Dramatikers Ronald Schimmelpfennig 1 Viele der Bewerbungen für den „Stückemarkt 09“ habe ich in Transportmitteln gelesen, in Zügen und in Flugzeugen, ein Stapel von Stücken ist mit mir nach Kanada geflogen und wieder zurück, und eine ganze Reihe von Texten habe ich im Auto gelesen, beim Warten vor der Musikschule, vor dem Schwimmbad, oder zum Beispiel vor Kaczas Farben- und Tapetenladen in der Oranienstraße, da haben sie Tapeten, auf denen Chinesen und Chinesinnen auf Ochsen reiten. In einem parkenden Auto Stücke zu lesen, ist weit besser, als es klingt, gerade im Winter, es regnet, man sitzt mit einem Theatertext in einer Blase aus Metall, Plastik und Glas, man kann sich konzentrieren, niemand kann stören, und manchmal, wenn man eine Pause braucht, hebt sich der Blick vom Text durch die Fenster des Autos hinaus in die Welt. Kinder schleppen riesige Schulranzen nach Hause, der Betreiber eines indischen Restaurants holt einen einzelnen Kohlkopf aus seinem Lieferwagen, ein türkischer Händler verkauft Waffeleisen, singende Plastikfische und Leuchtkästen mit der mexikanischen Nationalheiligen Maria de Guadalupe. Die Leute laufen mit ihren Einkaufstüten auf dem Bürgersteig vorbei, vorbei an der Riesenbaustelle des Kolle Belle, zum Beispiel, das Kolle Belle in der Kollwitzstraße, so heißt der Kasten, wer hat sich diesen Quatsch ausgedacht. Da sind Familien mit Kinderwagen unterwegs, eine alte Frau, die in den Mülltonnen nach Pfandflaschen sucht, und es stehen Handwerker in den Hauseingängen rum, manche fast kahlgeschoren, mit Kippe und Bier, die holen sich dann in der Bäckerei zum Feierabend eine Bockwurst. Zurück aus der Bäckerei auf der Straße geht die nächste Kippe an, Raucherhusten, ein Bauarbeiter schlägt im Stehen die Zeitung auf, nackte Mädchen auf Seite drei. Auf Seite eins: Die Welt geht unter – CRASH, an den Börsen gehen gerade Milliarden verloren, Milliarden in Dollar und in Euro, und es hört nicht auf, es geht immer mehr Geld verloren, das komplette Bankensystem gerät ins Taumeln, das ist die KRISE, keiner weiß, was morgen sein wird. Die Bockwurst kostet eins fünfzig, steht auf einer Tafel vor der Bäckerei, der Bauarbeiter macht die Zeitung wieder zu, zieht an seiner Kippe. Auf der letzten Seite: ein nacktes Mädchen. Die Regierungen haben plötzlich irrsinnig viel Geld, so viel Geld gibt es gar nicht, aber wenn es plötzlich so viel Geld gibt, heißt das doch nur, dass es vielleicht noch mehr Geld gibt, irgendwo. Und all dieses Geld wäre damit vielleicht schon – theoretisch – die ganze Zeit da gewesen, um damit ganz andere Dinge zu tun, Themen könnten einem einfallen wie: Tod und Armut in der Dritten Welt, die Klimakatastrophe, Themen, die irgendwann die Bankenkrise an Relevanz weit überholen werden oder schon längst überholt haben. Foto Justine del Corte 2 Kann man Theater erklären? Kann man über Stücke schreiben? Ja, natürlich, man kann. Man kann sie zusammenfassen, auf dem Papier charakterisieren, interpretieren. Aber besser wäre doch: Das Theater spricht für sich selbst. Niemand würde auf die Idee kommen, mit den Mitteln der Sprache einem Bild oder einer Skulptur gerecht werden zu wollen, oder einer musikalischen Komposition. Ein Kunstwerk erteilt Auskunft über sich selbst, es teilt sich mit – im Idealfall. Verspielt, leichtsinnig, fahrlässig, komisch oder akribisch genau, völlig humorlos, dokumentarisch, psychologisch oder rätselhaft, schwer zugänglich, sperrig, düster oder wie auch immer: Stücke nehmen ihre Zuschauer mit. Oder: Gelungene Stücke nehmen ihre Zuschauer mit, sie machen neugierig, sie stören Gewohnheiten, sie überprüfen geschmackliche Übereinkünfte, ästhetische Verabredungen, sie öffnen Ausblicke, es entstehen neue Blickrichtungen. Diese Stücke entwickeln einen Sog, sie sind unberechenbar, manchmal schwer auszuhalten und trotzdem unwiderstehlich. 3 Die Leitung des Stückemarkts lädt die Jury des Stückemarkts nach der letzten Sitzung ins Kino ein. Niemand hat sich zerstritten, alle reden noch miteinander, es gab unterschiedliche Vorlieben, aber niemand musste irgendetwas gegen alle anderen durchsetzen. So unterschiedlich die einzelnen ausgewählten Stücke für die Lesungen und den Workshop auch sind, so bestechend sind sie jedes für sich. Wir sehen uns „Storm“ von Hans Christian Schmid an, es ist die Premiere auf der Berlinale, der Film läuft im Wettbewerb. Roter Teppich. „Storm“ ist ein großartiger Film. Der Film hat sehr viel mit Theater zu tun, der Film ist in gewisser Weise ein „Stück Arbeit an der Gesellschaft“. „Ein Stück Arbeit an der Gesellschaft“ war der Übetitel des diesjährigen Stückemarkts. „Arbeit an der Gesellschaft“ ist ein großes Wort, nicht jedes große Stück arbeitet sich – auf den ersten Blick – an der Gesellschaft ab, und eine 31 JAHRE STÜCKEMARKT – DIE AUTORINNEN UND AUTOREN 1978 Gustav Ernst, Peter Greiner, Elfriede Jelinek, 04 05 Veränderung der Gesellschaft wird kaum ein Stück erarbeiten – so wie es ein Bild nur selten kann, oder eine Skulptur, oder ein Stück Musik. Aber: Theaterstücke spiegeln ihre Zeit, vor allem spiegeln sie den Menschen und seine Wünsche, Sehnsüchte, Überforderungen, Fehler, Ängste, seine Unzulänglichkeit und Grausamkeit – und das allein ist schon kompliziert und komplex genug. In einem Theaterstück könnten all die, die an der Blase aus Metall und Plastik und Glas vorbeieilen, ohne einander wirklich zu begegnen, einen gemeinsamen Ort finden – all die unterschiedlichen Leute, die Familien mit den Einkaufstüten, die Frau auf der Suche nach Pfandflaschen, der Bauarbeiter mit der Kippe und der Zeitung, der indische Koch und der türkische Händler mit der mexikanischen Heiligen. Aber zurück zum roten Teppich: Es bahnt sich im Lauf der Handlung von „Storm“ eine Tragödie an. Ein serbischer Kriegsverbrecher ist vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag angeklagt, aber die Beweislage ist schwierig, es fehlen Zeugen. Schließlich gelingt es einer Staatsanwältin, eine Zeugin zur Aussage zu überreden, die Frau hat systematische Vergewaltigungen und Ermordungen miterlebt, aber schließlich soll sie einem „Justiz-Deal“ geopfert werden, um den Frieden der wachsenden europäischen Gemeinschaft zu schützen. Die Gemeinschaft geht vor, Realpolitik beeinflusst die Justiz. Ein großer Stoff. 4 Reihe zehn, Plätze 17 und 18, der Mann neben mir, Stichwort KRISE: Man müsste über diese ganze Sache ein Stück schreiben. Das müsste doch möglich sein. Meine Frage: Haben Sie nicht mal gesagt, dass all das Geld, all die Milliarden, alles, was jetzt scheinbar verloren gegangen ist, niemals wirklich verloren gegangen ist? Da jedes Geld, auch das „verlorene“, immer noch irgendwo ist? Antwort: Ja! Kurzes, überraschtes Innehalten. Ja! Das stimmt! Das Geld ist umgesetzt worden, es ist umgesetzt worden, es sind Dinge gekauft worden – Ferraris oder Häuser – irgendwo ist das Geld hin! Nein, er konnte die Sachen nicht fertig machen, es hat sich alles verzögert, Pause. Rückfrage: Oh, was ist denn passiert, Sie waren doch nicht krank. Pause. Ja, Pause, ich war krank, ich war sogar im Krankenhaus. Was? Um Gottes willen, wie lange denn? Pause. Vierzehn Tage. Erschrecktes Ausrufen: Vierzehn Tage! Sie Armer! Wie schrecklich – Ja, sagt er, er ist wirklich blass, und Gewicht verloren hat er auch, es war wirklich schrecklich. Warum, darf ich fragen, was denn los war? Pause. Verdacht auf – Pause. Aber es ist alles okay. Ich habe gestern den Brief bekommen. Die haben nichts gefunden. Pause. Ich: Gott sei Dank. Er: Ja, Gott sei Dank, aber es war wirklich schrecklich – Ich: Die Angst – Er: Die Angst, ja, die dauernde Angst, die Ungewissheit, Pause. Aber wissen Sie, was am schlimmsten war? Die Nächte. Ich kann nachts nicht schlafen, sobald es irgendein Geräusch gibt, verstehen Sie, fünf Leute in einem Zimmer, ich wache bei dem kleinsten Geräusch auf und kann dann stundenlang nicht mehr einschlafen. Einer im Zimmer hing an einer Beatmungsmaschine, er macht das rhythmische Geräusch der Maschine nach – ein Zischen und eine Art Pfeifen. Und ein anderer, den hatte es wirklich erwischt, den hatte es wirklich wirklich erwischt, kalt erwischt, dessen Nieren waren völlig kaputt. Der Mann sprach kein Wort Deutsch, die Schwestern haben immer gesagt: Verstehen Sie mich, verstehen Sie mich? Und er – er hatte wahnsinnige Schmerzen, der schrie immer, Tag und Nacht. Tagesspiegel, 19. April 2009 5 Wir müssen noch die Sachen von der Änderungsschneiderei abholen, sagt sie, wer geht rein? Du oder ich, einer muss im Auto warten, denn hier kann man nicht parken, du oder ich? Es regnete, oder schneite es schon? Ich legte den Stapel Stücke auf den Rücksitz und verließ, zuerst widerwillig, die Blase aus Metall und Plastik und Glas. Dieser Mann hat immer etwas zu sagen, sagt sie noch. Viele Grüße. Er ist ein wirklicher Meister seines Fachs, dieser Änderungsschneider, er ist in Wahrheit gar kein Änderungsschneider, Herr Blum ist ein wirklicher Schneider, und gleichzeitig repariert er auch noch Schuhe, er ist nebenbei auch noch ein 1-A-Schuster. Blass, wirklich blass geworden, das war mein erster Gedanke, als ich die Werkstatt betrat, und tatsächlich: Harald Kuhlmann, Dieter Kühn, Horst Laube, Harald Mueller, Gerhard Roth, Wolf Christian Schröder, Ginka Steinwachs 06 STÜCKEMARKT JURY 2009 Roland Schimmelpfennig, Iris Laufenberg, Christian Kracht, Roger Vontobel und Beret Evensen [v. l.] STÜCKEMARKT 2009 Schreib doch mal Berliner „Stückemarkt“ sucht Stücke Dramatiker und Theaterverlage aus ganz Europa sind aufgerufen, „neue, noch nicht aufgeführte Stücke in allen europäischen Sprachen“ an die Jury des Berliner „Stückemarkts“ einzusenden, die dann zehn davon auswählt und diese beim nächsten Theatertreffen in szenischen Lesungen vorstellt. Außerdem werden fünf weitere Autoren zu einem sogenannten „Dramatikerworkshop“ unter der Spaßfuchtel des Dramaturgen und Dramatikers John von Düffel (…) zur allfälligen Weiterbildung eingeladen. Unter den zehn Haupteingeladenen werden zwei Preise ausgelobt: der mit fünftausend Euro dotierte Förderpreis und der mit siebentausend Euro versehene Werkauftrag. Beide sind mit einer Uraufführung „an einem namhaften Theater“ verbunden. Einer der zehn ausgewählten Texte wird von Deutschlandradio Kultur als Hörspiel adaptiert und urgesendet. (…) FAZ, 16. Oktober 2008 Was die Welt im Innersten zusammenhält Es gibt sie, die neue Dramatik – auch wenn sie auf den Spielplänen eher rar ist oder meist auf Studio-Bühnen verbannt wird. Für den „Stückemarkt“ des „Theatertreffens“ haben Nachwuchsau- toren aus ganz Europa 303 frische Stücke unter dem Motto „Ein Stück Arbeit an der Gesellschaft“ eingereicht. (…) Tobias Schwartz, zitty, 07. – 20. Mai 2009 Auswahl für den Berliner Stückemarkt ist getroffen (…) Die Entscheidung fiel auf sieben deutschsprachige Stücke und jeweils ein Stück aus Finnland, Frankreich und Italien (…). Die fünfköpfige Jury aus Autoren und Theatermachern wählte Markus Bauer aus Konstanz, Oliver Kluck aus Berlin, Pierre Notte aus Paris, Sofi Oksanen aus Helsinki und Nis-Momme Stockmann aus Berlin aus, ihre Texte in szenischen Lesungen im Haus der Berliner Festspiele vorzustellen. Für die Teilnahme am Dramatikerworkshop unter der Leitung von John von Düffel nominierte die Jury zudem Nina Büttner aus Berlin, Davide Carnevali aus Mailand, Ursula Knoll und Stephan Lack aus Wien und Charlotte Roos aus Hannover. Insgesamt waren 303 noch nicht aufgeführte Stücke aus ganz Europa unter dem Motto „Ein Stück Arbeit an der Gesellschaft“ eingereicht worden. Der Stückemarkt gilt als Karrieresprungbrett für bisher unentdeckte Dramatiker. (…) Frankfurter Rundschau, 20. Februar 2009 1979 Herbert Achternbusch, Thomas Brasch, Ernst Jandl, Bodo Kirchhoff, Jürg Laederach, Franz Mon 1980 Herbert Achternbusch, 07 Heinz Dürr Joachim Sartorius Yvonne Büdenhölzer Expertentisch ERÖFFNUNG Dramatiker der Zukunft Von wegen Internetgeneration. Von wegen, das Theater habe sich überlebt. Mehr als 100 junge Menschen drängeln sich im Foyer im Haus der Berliner Festspiele. Dort wird im Rahmen des Theatertreffens der „Stückemarkt“ eröffnet. (…) Der Markt ist eröffnet für die Dramatiker der Zukunft. (…) So zeigt das Berliner Gorki-Theater derzeit die Uraufführungsinszenierungen des Vorjahres, „Bulger“ von Klaas Tindemans und „plus null komma fünf windstill“ von Maria Kilpi. Anne Habermehl, die beim letztjährigen Stückemarkt einen Werkauftrag erhielt, wird (…) mit ihrer Arbeit die Uraufführung am Bayerischen Staatstheater in München erleben. (…) Doch all dies kann nicht ohne Förderung gelingen. Auch hier leisten der Intendant der Berliner Festspiele, Joachim Sartorius, und Iris Laufenberg, die Leiterin des Theatertreffens, gerne Starthilfe durch Kontakte zu namhaften Sponsoren. Dazu gehören (…) die Bundeszentrale für politische Bildung, Deutschlandradio Kultur und das Goethe-Institut. Besonders nimmt sich auch die Heinz und Heide Dürr Stiftung des Dramatiker-Nachwuchses an. Heinz Dürr (…), der mit seiner Frau zur Eröffnung nach Berlin gekommen war, zitierte die Regisseurin Andrea Breth, die vom „Begeisterungsauftrag“ des Theaters gesprochen hatte. Und eben zu dieser Begeisterung wolle er mit seiner Stiftung beitragen. (…) Die Neugier und Kreativität einiger künftigen neuen Dramatikergeneration haben in Berlin gezeigt, dass die Gegenwartsdramatik keineswegs einem stehenden Gewässer gleicht. Hier sind eher Kaskaden und (mit-)reißende Ströme zu erwarten. Und so appellierte Yvonne Büdenhölzer, die Leiterin des Stückemarktes, an die Intendanten der Theater, die Arbeiten der jungen Autoren auch aufzuführen und sie nicht immer nur auf Nebenbühnen zu verstecken. Wolfgang Bager, Südkurier, 09. Mai 2009 Buch und Busen Gestern bei der Eröffnung des Stückemarkts des Berliner Theatertreffens, hielt Moritz Rinke, ein Plädoyer für das Lesen von Theaterstücken, für ihr Erscheinen im Reclamformat, mithin auch für die Anerkenntnis ihres literarischen (und nicht nur theatralischen) Werts. Und er beschwor ein Bild herauf, dessen Teil er selbst gewesen sein will (…). Er, Rinke, habe sich nämlich einmal als schriftstellernder Beobachter auf einer „Aida“-Kreuzfahrt aushalten lassen (…), dort lag eine Frau (…) mit soo (andeutende Handbewegung) einem Silikonbusen. „Und diese Frau, ja, also diese Frau lag da und las ein Drama von Einar Schleef. Das war ein schönes Bild (…): Ich glaube, dieses Drama wird nicht verschwinden. (…) nachkritik.de, 08. Mai 2009 Wolfgang Duffner, Gert Heidenreich, Barbara Honigmann, Thomas Hürlimann, Gerd Raue, Karl-Heinz Scherfling, Ester Vilar 08 PUHDISTUS – FEGEFEUER von Sofi Oksanen DIE SZENISCHEN LESUNGEN Die Mutter aller Autorentage Bislang kannte wohl kaum jemand das „Prinzip Meese“, aber vielleicht, wer weiß das schon, wird ein Theaterstück mit diesem Titel der Hit der nächsten Saison. (…) Klucks Stück war nicht nur das in seiner gebrochenen Machart interessanteste, sondern eben auch in seiner fast zynischen Weltbetrachtung fordernste Werk des Stückemarkts. Der wurde 1978 gegründet und ist das älteste Förderprogramm für zeitgenössische Dramatik im deutschsprachigen Raum. Hier werden die neuen Arbeiten vor allem junger Autoren öffentlich vorgestellt, und eingerichtet von erfahrenen Regisseuren und vorgetragen von oft bekannten Schauspielern. Trotz inzwischen vieler ähnlicher Veranstaltungen andernorts lässt sich in Berlin als Nachwuchsdramatiker im Schatten des großen Theatertreffens immer noch die meiste Aufmerksamkeit erregen, weil so viele Regisseure, Intendanten und Medienleute wie nirgends sonst anreisen. (…) In diesem Jahr sind für die szenischen Einrichtungen außer Katharina Thalbach etwa Claudia Bauer oder Roger Vontobel zuständig. Als Schauspieler konnten Sandra Hüller, Almut Zilcher und André Jung gewonnen werden. Oder auch Wolfram Koch, den man ebenfalls nur von den großen Bühnen her kennt. Wenn der sich auf offener Szene und winziger Spielfläche in einer Doppelrolle lediglich durch den Tonfall sowie ein paar Bewegungen von einem versteckten estnischen Widerstandskämpfer in einen machtbewussten russischen Offizier verwandelt [in der szenischenLesung „Fegefeuer”], freut sich das Publikum sichtlich. Denn es kann aus der Nähe beobachten, was Theatermachen heißt, selbst wenn die Schauspieler weder Kostüm noch Maske tragen und das Manuskript in der Hand halten (…). Die Zuschauer (…) drängen sich begeistert in die kleinen Spielstätten, um dort den unbekannten Texten meist unbekannter Autoren zu lauschen. Es hat etwas von jener speziellen Romantik, wenn am Lagerfeuer Geschichten erzählt werden. Dazu kommt der Reiz, die ersten Schritte eines vielleicht bald gefeierten Dramatikers zu verfolgen. Und ihn eventuell später einmal auf der großen Bühne des Theatertreffens wiederzusehen. Irene Bazinger, Deutschlandfunk, 12. Mai 2009 Ein Stück Welt zwischen üppigen Silikonbrüsten Dramen sind dazu da, gespielt zu werden: (…) Dieser doch sehr berechtigten Auffassung hängt auch der Stückemarkt an, der seit 1978 ein Teil des Berliner Theatertreffens ist und es sich zum Ziel gesetzt hat, neue europäische Dramentexte für das Theater zu entdecken und Autoren an Bühnen zu empfehlen. (…) Finanziell unterstützt wird der Stückemarkt von der Heinz und Heide 1981 Volker Braun, Serge Roon, Friederike Roth, Stefan Schütz 1982 ausgefallen 1983 Thomas Hürlimann, Klaus Pohl, Einar 09 STEHENDE GEWÄSSER von Markus Bauer Es lesen: Leslie Malton, Lavinia Wilson, Jirka Zett und Bernd Stempel [v.l.] Dürr Stiftung, die sich neben der frühkindlichen Erziehung und der Humangenetik als dritten Sonderposten des Theaters annimmt. Denn, so der Unternehmer Dürr, Theater sei „ein Stück Arbeit an der Gesellschaft“ – ein Satz, der in diesem Jahr auch Motto ist. (…) Fünf (…) Autoren werden zu einem Dramatikerworkshop eingeladen, die anderen fünf werden von namhaften Regisseuren und Schauspielern in szenischen Lesungen vorgestellt. Bei der von Nuran David Calis sehr pfiffig als Grillparty inszenierten Vorstellung des Stücks „stehende gewässer“ von Markus Bauer wirkten zum Beispiel Leslie Malton, Bernd Stempel, Katharina Schmalenberg, Lavinia Wilson und Jirka Zett, der sensible Kostja aus Jürgen Goschs „Möwe“, mit. Eine feine Besetzung für ein Stück, das in Zeitsprüngen zwischen 1978 und 2003 die allmähliche Auflösung einer ganz normalen Familie mit Haus am See schildert, wobei das Aufregende daran Markus Bauers der Klarheit des Wassers entsprechende, eigentümliche Sprache ist. Auch die Besetzung von „Puhdistus – Fegefeuer“ (…) war hochkarätig: Almut Zilcher, Patrycia Ziolkowska, Wolfram Koch und Andreas Grothgar stellten ein Stück vor, das der Finnin Sofi Oksanen – sie ist Jahrgang 1977 und trägt eine Haarpracht wie Amy Winehouse – als Grundlage für einen Roman diente, der in ihrer Heimat ein Bestseller ist. (…) Der politische Anspruch der jungen Autorin imponiert (…). Ob Stockmann auch in Berlin das Rennen macht, wird sich an diesem Mittwochabend entscheiden, wenn der Förderpreis für neue Dramatik vergeben wird, gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung. Er ist verbunden mit einer Uraufführung am Berliner Maxim Gorki Theater. Das Siegerstück vom letzten Jahr, „Bulger – Eine unzulässige Geschichte“ von Klaas Tindemans, ist in der Regie von Nora Schlocker im Gorki Studio eine gelungene Sache: verstörend, fremd, irritierend. (…) Autorenförderung, die in solchen Inszenierungen gipfelt, ist effektiv. Christine Dössel, Süddeutsche Zeitung, 13. Mai 2009 Feuer und Wasser – die Welt Auf dem Podium ringen sie mit dem Begriff der Welthaltigkeit. Und um ihn fassbarer zu machen, höhlen sie ihn aus: Irgendwie sei doch im Theater immer Welt drin, solange lebendige Menschen daran beteiligt sind – so in etwa sagt es Moritz Rinke einmal während der Diskussion. (…) Und wahrscheinlich ist es einfach ein Zufall, dass von den ersten beiden beim Stückemarkt vorgestellten Stücken ausgerechnet das deutsche dasjenige ist, das sich ins Private zurückzieht, das ausländische dagegen im Privaten ein ganzes Geschichtspanorama entfaltet. Ein (fast) weltloses und ein Schleef, Peter Slavik 1984 Sascha Anderson, Thomas Hürlimann, Einar Schleef 1985 ausgefallen 1986 Phillipp Engelmann, 10 DER MANN DER DIE WELT ASS von Nis-Momme Stockmann Es lesen: Kai-Ivo Baulitz, Arnd Klawitter und André Jung [v.l.] welthaltiges Stück also – was ja nichts über die Qualität besagt. Die ist glücklicherweise bei beiden Texten hoch, so dass man auf einen starken Stückemarkt-Jahrgang hoffen darf. (…) Sowohl „Puhdistus – Fegefeuer“ der Finnin Sofi Oksanen als auch „stehende gewässer“ von Markus Bauer springen mittels raffinierter Schnitttechniken durch die Zeiten, beide bewahren jedoch die Einheit des Ortes – ein Haus auf dem Land bei Oksanen, ein Haus am See bei Bauer –, und beide zeigen Protagonisten, deren Lebensentwürfe gründlich missglücken. In „Fegefeuer“ geht das Leben daneben, weil die Weltläufte es so wollen – deswegen ist es eine Tragödie; in „stehende gewässer“ sind es die Figuren selbst, die ihr Leben aus der Hand geben – deswegen ist es zwar noch keine Komödie, aber es hat immerhin eine Schlagseite dorthin. (…) Im Zentrum von Sofi Oksanens „Fegefeuer“ steht die Estin Aliide Truu, die zu Beginn der sowjetischen Besatzungszeit in ihrem Haus den Widerstandskämpfer Hans verbirgt. (…) Almut Zilcher [vermochte] den rissigen Panzer dieser Aliide-Figur eindrücklich anzudeuten – den Panzer einer Frau, die sich in einem Leben einrichtet, das ihr vorenthalten wurde. (…) Die große Stärke von Bauers Stück stellen seine Dialoge dar, die wunderbar die Waage halten zwischen einer leicht konfektionierten Melancholie und schnellem, trockenem, lakonischem Witz. Die kleine Studio-Inszenierung, die Nuran David Calis mit seinen gut gelaunten Schauspielern aus der Vorlage zauberte, brachte diese Qualitäten temporeich zur Geltung. Und was die Welthaltigkeit betrifft: Calis ließ das Stück durchgängig im Grillparty-Ambiente spielen. Das traf es genau – wann wohl ist man privater, wann ist die große Welt mehr abwesend als beim Grillen? Wolfgang Behrens, nachtkritik.de, 07. Mai 2009 Autoren entdecken beim tt09 Markus Bauer beeindruckte mit „stehende gewässer“, einer Familiengeschichte voller vertraut scheinender Konflikte, erzählt in einer aufwühlenden Sprache, die den Zuschauer tief in die Abgründe der Figuren führt. Der junge Theaterregisseur und –autor Nuran David Calis richtet „stehende gewässer“ für den Stückemarkt ein, es lesen Leslie Malton, Katharina Schmalenberg, Bernd Stempel, Lavinia Wilson und Jirka Zett. (…) Tagesspiegel, 28. April 2009 „Das Theater verhindert aktiv eine Avantgarde“ Wo Menschen nicht viele Worte machen, da ist Norden. Wer dort groß wird, lernt früh, sich sparsam, aber präzise auszudrücken und der Gestik und Mimik den Rest zu überlassen. Ideale Jörg Graser, Gert Jonke, Horst Wolf Müller, Matthias Zschokke 1987 Horst Wolf Müller, Gerhard Roth, Gaston Salvatore, 11 DAS PRINZIP MEESE von Oliver Kluck Es lesen: Astrid Meyerfeldt, Heide Simon, Sandra Hüller und Robert Beyer [v.l.] Wachstumsbedingungen für Theaterautoren. Gleich zwei der fünf Autoren, deren Stücke beim diesjährigen Stückemarkt des Theatertreffens szenisch eingerichtet werden, stammen von der Küste, beide von einer Insel: Nis-Momme Stockmann, (…) geboren auf Föhr und Oliver Kluck, (…) geboren auf Rügen. (…) Stockmann schreibt mit „Der Mann der die Welt aß“ die sehr leise Geschichte von einem, dem sein Leben entgleitet. Er benutzt die klassische Dialogform und schlichte Alltagssprache als Statement: „Viele Autoren treibt die Angst vor der Gewöhnlichkeit. Ich finde aber, in der Gewöhnlichkeit spielt sich alles ab, was uns berührt.“ Oliver Klucks „Das Prinzip Meese“ besteht aus Textflächen statt Dialogen, kommt ohne Plot und ohne klare Figuren aus. Er sagt: „Theater ist eine Gemeinschaftsarbeit, ich muss nur ein Gefühl vermitteln.“ (…) (Theater-)Autor scheint für Insulaner doch eine viel versprechende Alternative zu sein. Katrin Pauly, Berliner Morgenpost, 10. Mai 2009 Restsubjekte auf Weltflucht Am Anfang denkt man, es ist der Vater, dessen Existenz hier ins Trudeln gerät. Der Vater, der in Nis-Momme Stockmanns Stück „Der Mann der die Welt aß“ seinen Sohn anruft und ihm erzählt, dass er sich im Schlaf ein Stück Zunge abgebissen hat. Aber bald ist klar, größer als die Probleme des Vaters, der seine beginnende Demenz durchaus im Blick hat und sie voller Verzweiflung registriert, sind die des Sohns: bei Stockmann ein namenloses Wesen Mitte Dreißig, dessen ganzes Leben eine einzige Fluchtbewegung ist: Flucht vor der Verantwortung, vor der Liebe und den Ansprüchen anderer, vor sich selbst. (…) Die Kassenhalle des Hauses der Berliner Festspiele, traditionsreicher Schauplatz der szenischen Lesungen des Stückemarkts beim Theatertreffen, quoll über, gestern, um 18.30 Uhr. (…) Stockmanns Blick auf seine Figuren unterscheidet sich von den Vorgängern allerdings in einem wesentlichen Punkt: Denn die Ansprüche der Familie werden hier nicht als bürgerlicher Hemmschuh gegen die Autonomie des Subjekts ins Feld geführt, sondern das Subjekt verliert seine Autonomie, weil es nicht in der Lage ist, sich seiner Verantwortung zu stellen. Weshalb so gesehen der erste Schritt zur Rettung der Welt darin bestehen könnte, nicht mehr vor ihr davonzulaufen. (…) Die zweite szenische Lesung fand dann auf der Hinterbühne statt, wo Claudia Bauer Oliver Klucks „Das Prinzip Meese“ eingerichtet hatte, eine Suada gegen den Kunst- und Kulturbetrieb, die Verblödungsmaschine Fernsehen, die längst auch die Dichter selbst zu verblöden begonnen hat, deren Stand in der abendländischen Kulturlandschaft jedoch nicht allein aus diesem Grund Michael Zochow, Matthias Zschokke 1988 Friedrich Christian Delius, Gundi Ellert, Volker Lüdecke, Michael Roes, Stefan Schütz 12 ZWEI NETTE KLEINE DAMEN AUF DEM WEG NACH NORDEN von Pierre Notte Es lesen: Peggy Lukac und Katharina Thalbach [v.l.] höchst unübersichtlich geworden ist. Kluck, wie Stockmann insulanischer Abstammung, (…) gibt sich, vom allesverachtenden Gestus her Thomas Bernhard nicht unähnlich, auf der Höhe der Zeit: kein Stück, eine Textfläche ist dieses postdramatische Drama über das Fehlen der Kunst in der Kunst, seine Figuren sind nur noch mit Buchstaben notdürftig markiert. Esther Slevogt, nachtkritik.de, 10. Mai 2009 Die süße Sehnsucht nach dem Authentischen (…) Den Stückemarkt der Talente eröffnete ein klug gebautes Stück, in dem die 1977 geborene Sofi Oksanen auf zwei Zeitebenen von der Zerrüttung der estländischen Gesellschaft durch die sowjetische Besetzung erzählt. Im Mittelpunkt von „Fegefeuer“ steht eine Frau mit einem klaren Konflikt: Sie liebt den Mann ihrer Schwester, sorgt dafür, dass diese nach Sibirien deportiert wird, und versteckt den Mann bei sich im Keller. (…) Den „Förderpeis für junge Dramatik“ bekam Oliver Kluck (Jahrgang 1980) für „Das Prinzip Meese“, einen Text ganz ohne Figuren und durchgehende Handlung. „Das Theater braucht dieses Stück nicht.“ Mit diesem Satz beginnt ein wütendes, vielleicht verzweifeltes sprachliches Umsichschlagen. Kluck artikuliert den Frust der Mittzwanziger, die als Praktikanten und billige Hilfskräfte ausgebeutet werden. Es geht um die altersüblichen Beziehungsschwierigkeiten, den Schwachsinn des Fernsehens und den Ekel vor einer Gesellschaft, „deren höchstes Gut die Verwirklichung im weltlichen Beruf ist, eingerahmt von Zimmerpflanzen in Seramistöpfen.“ Auch bei diesem splittrigen Text stellt sich die Frage, was die Form noch mit Theater zu tun hat. Der sprachliche Aufruhr wirkt indes unverstellt, glaubhaft, mutig. Einmal mehr triumphierte beim Theatertreffen die heiße Sehnsucht nach Authentizität. Michael Bienert, Stuttgarter Zeitung, 15. Mai 2009 Kleines ABC des Theatertreffens (…) T wie tolle Titel: „Der Mann der die Welt aß“ von Nis-Momme Stockmann. „Zwei kleine nette Damen auf dem Weg nach Norden“ von Pierre Notte. „Das Pinzip Meese“ von Oliver Kluck, das nicht nur einen tollen Titel hat, sondern auch ein tolles Stück sein muss. „Es hat keine Handlung, es hat keine Personen, die Form ist offen. Auf jeden Fall brodelt es im Kopf.“ (Roland Schimmelpfennig). Andreas Schäfer, Tagesspiegel, 29. April 2009 1989 ausgefallen 1990 Werner Fritsch, Klaus Rohleder, Stefan Schütz, Georg Seidel, Michael Wildenhain, Michael Zochow 13 John von Düffel Judith Rosmair, Samuel Finzi Nina Büttner Ronald Kukulies, Katharina Schüttler, Judith Rosmair, Samuel Finzi [v. l.] Charlotte Roos Stephan Lack Davide Carnevali Ursula Knoll DRAMATIKERWORKSHOP Kleines ABC des Theatertreffens (…) S wie „Sich selbst entdecken“, sagt John von Düffel, Leiter des Dramatikerworkshops des Stückemarkts, sei das „Lernziel“ der Workshop-Arbeit unter der Vorgabe „Hier und Jetzt – Welche Krise?“. Erstmals werden bekannte Schauspieler „die Texte der Talente lesen, ohne jede Probe, ohne jede Inszenierung, im Sinne einer Erstbegegnung zwischen Schauspielern und Text – auch das, versteht sich, einmalig.“ Andreas Schäfer, Tagesspiegel, 29. April 2009 Die Texte der Anderen Der Autor ist tot, es lebe das Kollektiv: Der Dramatikerworkshop beim Stückemarkt des tt09 löst die Grenzen zwischen Autorenschaft und Lektorat zeitweise auf. Eine Bilanz aus dem Zentrum der Textdiskussion zwischen dem Workshopleiter, Schriftsteller und Dramaturgen John von Düffel und fünf Nachwuchsautoren. Das ist kein emotionales Gruppenkuscheln. Es ist auch kein Treffen monomanischer Autisten, kein Schaulaufen vollendeter Genies oder sonst eine Reproduktion eines Schriftstellerklischees, in dem das Zusammentreffen mehrerer auf die eine oder andere Weise den Ruch des Vergeblichen hat. Das hier ist Werkstatt pur, gnadenlos ehrlich und gnadenlos produktiv: „Ich weiß nicht, ob du dir bewusst bist, dass das zumindest für Wiener ganz schöne Klischeesätze sind, die deine Figuren da äußern.“ „Der Gebrauch der verschiedenen Sprachen erscheint mir nicht ganz schlüssig.“ „Braucht es in dem Text wirklich den Zentralfriedhof?“ (…) Im Verlauf der einstündigen offenen Diskussion stellen die (…) Kursteilnehmer und Mentor John von Düffel so ziemlich alles in Frage, was die Substanz eines Textes konstituiert: Sprache, Ort, Charakterzeichnung - alles scheint diskutierbar. (…) „Am Schlimmsten sind die Leute, die sagen ‘Ich kann damit nichts anfangen und nehm’ mich da jetzt völlig raus’“, sagt dazu Workshop-Teilnehmer Stephan Lack. „Das kränkt mich wirklich persönlich. Ein Statement aus dem Bauch heraus ist mir lieber, als wenn sich jemand gar nicht mit mir auseinandersetzt.“ (…) „‘Ich mag deinen Stil nicht, du schreibst immer denselben Scheiß und hast noch nie eine ordentliche Figur zusammengebracht’.“ Solche Anwürfe, sagt Ursula Knoll, seien die, die sie ernsthaft aus der Fassung brächten. (…) Dass ein nur viertägiger Intensiv-Workshop, wie er beim tt09 stattfindet, im zunehmenden Aufkommen 1991 Werner Buhss, Gert Jonke, Martin Roda-Becher, Michael Roes, Werner Schwab 1992 Jochen Berg, Oliver Bukowski, 14 von Schreibwerkstätten und Schreibschulen seine besondere Berechtigung hat, davon ist Workshop-Teilnehmerin Charlotte Roos, Absolventin des Deutschen Literaturinstituts in Leipzig, überzeugt: „Es ist immer gut, wenn man sich nicht kennt. Auf die Dauer hat man häufig einen ungünstigen Kollektivprozess: Kritik wird zu massiv und gleichzeitig kraftlos, wenn sich erstmal Koalitionen gebildet haben und man sich an Geschmacksurteilen abarbeitet.“ (…) Direkt bewerten wollen sie die Werke der jeweils anderen dann auch allesamt nicht: „Durch eine Wertung verstelle ich mir den Text“, ist Ursula Knoll überzeugt, und auch Charlotte Roos möchte, anstelle der Wertung, lieber „im doppelten Sinn über Strukturen nachdenken“, darüber, „wie etwas auf der Makroebene gebaut ist und eventuell umgebaut werden muss, um es schlüssig zu machen, und wie man auf der Mikroebene eingreifen kann, um den Text insgesamt zu verbessern“. Wie diese Haltung des Mitschreibens am anderen Text im Extremfall aussehen kann, macht Stephan Lack deutlich: „Ich mache mir jeden Text, den wir besprechen, zu eigen. Ich sehe mit dem Blick drauf, als hätte ich ihn geschrieben.“ Der Dramatikerworkshop hat ihm dazu offensichtlich Material geboten: „Ich möchte an euren Texten weiterarbeiten“, sagt er zu seinen Mitschreibern. Dann geht die Textarbeit weiter: „Ich finde manche Episoden in deinem Text etwas abgekoppelt. Diese Amerikanerin - brauchen wir die überhaupt?“ Johannes Schneider, theatertreffen-blog.de, 15. Mai 2009 Workshop als Work-Schock Johannes Schneider: “Lernziel: sich selbst entdecken” steht in der tt-Broschüre über den Dramatikerworkshop. Wie schafft man das in vier Tagen? John von Düffel: Die Hauptaufgabe für mich als Mentor besteht zunächst einmal darin, die spezifische Qualität der einzelnen Autorinnen und Autoren zu finden: (…) und wie man durch die richtigen Fragen dafür sorgen kann, dass sich seine eigene Qualität immer weiter schärft und entwickelt. (…) Schneider: Welche Fragen muss man dafür stellen? Düffel: Das ist sehr tastend. Man muss sich der Verantwortung bewusst sein, die man gerade in der Position des Mentors hat: Wenn man ein Urteil ausspricht oder eine Suggestivfrage stellt, wo alle denken “Dem gefällt das alles nicht”, dann springen die anderen Teilnehmer unter Umständen auf den Zug mit auf. Und dann hat man auf einmal einen Autor verstört, obwohl man das gar nicht wollte. (…) Es ist kein Schmusekurs in dem Sinne, dass man keine radikalen Fragen oder auch mal etwas ganz grundsätzlich in Frage stellen darf. Ich bin ganz froh, dass wir trotz des harmonischen Grundgefühls nicht nur verklausulieren. Ein Satz wie “Ich würde da die Hälfte streichen” muss sagbar sein. Wenn ein Grundrespekt füreinander und ein Grundinteresse aneinander besteht, kann man auch solche Sachen sagen, das finde ich wichtig. noch nie den Fall gehabt, dass ich an einem Autor oder einer Autorin nichts gefunden habe. Ich habe immer nachvollziehen können, was die Jury interessant fand. Es gab immer einen Punkt, wo man bemerkt: Man begegnet einer eigenen Kraft, einem eigenen Willen. Den gilt es dann zu fördern. (…) Schneider: Es gibt ja Leute, die sagen, dass nur diese exzentrischen Monomanen wahre Schriftsteller sind … Düffel: Darüber, was der wahre Autor ist, kann man ganz verschiedener Meinung sein. Ich habe auch immer gesagt, dass ich kein wahrer Autor bin, weil ich es in der totalen Einsamkeit des QuasiGenialen gar nicht aushalten würde: Auf einer Berghütte wohnen, keine Menschen mehr sehen, keine Familie haben, keinen Sport treiben, nur trinken, rauchen und irgendwelche Drogen nehmen, das war ich nie und wollte es auch nie sein. Autoren sind kein Menschenschlag. Wenn man sich in diesen Autorenklischees und -images nicht wiederfindet, muss das nicht heißen, dass man kein Autor ist. Wo jemand seine produktive Energie bezieht und was er für sich produktiv machen kann, das ist die Kunst des jeweils Einzelnen. Schneider: Wie soll ein Workshop idealerweise auf einen jungen Autoren/eine junge Autorin wirken? Düffel: Jeder Workshop ist auch ein Work-Shock. Anschließende Irritation ist dabei ganz normal, aber das ist auch genau das, was dann hoffentlich jeder und jede für sich produktiv machen kann. Dass man hier ist, ist schon Bestätigung genug. Jetzt gilt es, Kritik zu üben, es soll ja schließlich weiterführen. Schneider: Wie wirkt das Theatertreffen auf die Workshopatmosphäre ein? Düffel: Wir diskutieren im Workshop nicht über einzelne Aufführungen, aber das Bild dessen, was Theater heute sein kann, wird natürlich geweitet. Die Konventionalität, die sich manchmal in Regieanweisungen ausdrückt, von denen man dann als erfahrener Theaterdramaturg denkt, dass das nie ein Regisseur so umsetzen wird, das hat eben stark damit zu tun, dass von Seiten der jungen Autoren manchmal nicht so viel Theater geguckt wird und vor allem nicht in dieser Qualität und Dichte. Wenn man hier ein paar starke Theatereindrücke empfangen hat, macht das den Kopf frei von Theaterklischees, die einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Johannes Schneider, theatertreffen-blog.de, 13. Mai 2009 Schneider: Wie kann man harsche Urteile umgehen? Düffel: Ich wähle immer eher den Weg über die Stärken, die Qualitäten, die mich überzeugen. Schneider: Findet man die immer? Düffel: Obwohl ich die Autoren nicht selbst auswähle, habe ich Oliver Czeslik, Werner Fritsch, Ernst Molden, Michael Wildenhain 1993 Wolfgang Maria Bauer, Herbert Berger, Heidi von Plato, 15 Sofi Oksanen Foto Jan Zappner Markus Bauer AUTORENPORTRAITS Sofi Oksanen Sofi Oksanens erstes Stück spielt in Estland im Jahr 1992, wirft aber seinen Blick durch Rückblenden auf die Sowjetisierung der späten 40er und 50er Jahre. (…) Oksanen erforscht die Realität von Estland, und notwendigerweise auch den Schatten der Sowjetunion und Russland, aber ihre fundamentalen Themen sind universell. Indem sie die zwei Perioden miteinander verbindet, untersucht sie nicht nur, wie die Geschichte die Entwicklung einer Nation beeinflusst, sondern auch den Geist und die Entscheidungen im Leben einer Einzelperson. Das Stück erzählt die Geschichte von zwei Frauen aus verschiedenen Generationen und untersucht die Erfahrungen, die diese mit dem Verlust der Freiheit gemacht haben. Wie verhalten sich Menschen, wenn sie nur wenige Alternativen haben und was ist der ultimative Preis des Überlebens? Ist es möglich, einen Überrest an Würde zu retten, wenn der Wille des Einzelnen externen Kräften und dem Druck von Angst und Missbrauch unterlegen ist? Wie halten wir unsere Humanität aufrecht im Licht jener Aktionen, die unter Zwang verrichtet wurden? Vielleicht macht unsere Gegenwart nur dann Sinn, wenn wir eins mit unserer Vergangenheit geworden sind. Finnisches Theater (Sonderausgabe auf Deutsch), April 2009 Markus Bauer Der Konstanzer Autor Markus Bauer beim Berliner Theatertreffen In jedem Jahr reisen Intendanten, Dramaturgen und Lektoren zum Theatertreffen nach Berlin – nicht nur, um sich die „besonders bemerkenswerten“ 10 Inszenierungen deutschsprachiger Bühnen anzusehen, sondern auch, um Ausschau nach neuen jungen Autoren und ihren Werken zu halten. Die finden sie auf dem Stückemarkt – der Berliner ist mit 31 Jahren der älteste unter den inzwischen bundesweit von Hamburg bis Mülheim boomenden Veranstaltungsreihen dieser Art (…). Unter den ausgewählten Autoren ist Markus Bauer aus Konstanz. Gestern Abend wurde sein Stück „stehende gewässer“ in einer szenischen Lesung vorgestellt. (…) „es gibt nicht viele möglichkeiten dieses nebelverhangene leben zu potenzieren und sichtbar zu machen die liebe ist eine davon“. Von beidem gibt es zu viel in der Familie Wiesheu und doch oder gerade deswegen wollen die Schleier nicht weichen, die sich auf das Leben von johann, inge, cora und martin gesenkt haben in ihrem schönen großen geerbten Haus am See. Markus Bauer: „Der See steht für ein stehendes Gewässer im Stück. Er steht für ein Idyll, das postkartenähnlich einfriert, dem die Leute keine Lebendigkeit mehr entgegenbringen können und das dadurch seine Anziehungskraft verliert und das ganze Leben in ein Scheitern führt durch einen Stillstand.“ Über drei Jahrzehnte hinweg bewegt sich viel – vielleicht zu viel und deswegen am Ende doch wieder nichts im Leben der Familie, deren Geschichte in vor- und zurückgespulten Episoden erzählt wird. Markus Bauer: „Der dramatische Konflikt besteht darin, dass diese Menschen aufhören zu suchen, nicht mehr nach ihren Sehnsüchten forschen, sondern an einer Postkarte, die sie sich ausgemalt haben, festhalten und versuchen diese auszumalen.“ (…) Markus Bauer schreibt und inszeniert – an Theatern in Stuttgart, Konstanz und Bern hat er bereits als Autor und Regisseur gearbeitet. (…) In einer Mischung aus sehr lebhaften Dialogen und kleineren dazwischengetupften Monologpassagen zeichnet der Dramatiker sein grausam-genaues Stillstandszenario. Die großen Konflikte seiner Figuren notiert der Autor durchweg kleingeschrieben sowie ohne Punkt und Komma. Markus Bauer: „Da steckt dahinter, dass ich beim Schreiben nach einer Musikalität suche und mich da Sachen stören. Und ich glaube, dass man als Autor, der fürs Theater schreibt, sowieso irgendwann abgeben muss an die künstlerische Verantwortung im Theater und die ihre Punkte auch selber machen.“ Bei der szenischen Lesung wird deutlich, wie sehr der eine oder andere Schauspieler mit dieser besonderen Textur ringt. Zu beiderseitigem Vorteil. Vielleicht gerät „stehende gewässer“ und mit ihm die Karriere seines Autors ja demnächst (…) in Bewegung (…). Ina Beyer, SWR 2 Journal am Abend, 08. Mai 2009 Simone Schneider, Ulrich Zieger 1994 Gundi Ellert, Werner Fritsch, Thomas Jonigk, Albert Ostermaier, Matthias Zschokke 16 Oliver Kluck Oliver Kluck Beschwerdebriefe als literarische Initialzündung (…) „Mögen Sie Rhabarbersaft?“ - Mit dieser Frage überrascht mich Oliver Kluck schon bei unserer telefonischen Verabredung. Als Treffpunkt schlägt er die Bänke neben dem Reichstag vor. Denn auf denen, in der Paul-Loebe-Allee, säße fast nie jemand. Der junge Mann, der auf der einzigen Schattenbank auf mich wartet, ist so ungewöhnlich wie der Treffpunkt selbst. Nicht wegen seines Aussehens - das entspricht dem Berlin-Mitte-Style: lässige Anzughose, Hemd, Sportschuhe. Sondern wegen seiner Art zu erzählen. Zum Schreiben, so Oliver Kluck, sei er über das Beschweren gekommen. Ein Dozent an der Fachhochschule Wismar, wo er ein Ingenieursstudium absolvieren wollte, hatte ihn wieder und wieder gemobbt und ihm das Vordiplom verwehrt - bis es dem Studenten zuviel wurde und er einen Anwalt einschaltete. (…) Obwohl die Beschwerden erfolgreich waren, brach Oliver Kluck sein Studium vor drei Jahren ab und wechselte ans Literaturinstitut nach Leipzig. Seitdem widmet er sich ganz dem Schreiben. „Da war so ein Abend gewesen, da konnte ich nicht einschlafen. Ich hab dann noch gelesen und wurde und wurde nicht müde und dann bin ich von ganz alleine zum Schreibtisch und hab dann die ganze Nacht durchgeschrieben. Das hatte natürlich eine andere Qualität als das, was ich heute schreibe, aber das war der Anfang und das hat seitdem nicht mehr aufgehört …“ Das Ergebnis dieses kontinuierlichen Schreibprozesses: „Mut macht Mut“, sein erstes Theaterstück und die Erzählsammlung „Ein Himmel voller Bratschen“ erschienen 2006. Der Dramaturg Jens Groß und der Dramatiker Roland Schimmelpfennig öffneten Oliver Kluck den Blick für die verschiedenen Möglichkeiten, sich in einem Text auszudrücken, und für ungewöhnliche Fragestellungen. Stipendien und Fördergelder gingen bislang an ihm vorbei. Er verdient sein Geld mit „Brotjobs“ - mit Autoverkäufen oder Postsortierertätigkeiten. (…) Autorentisch Es gibt viele Dinge, die Oliver Kluck aufregen. Die Behandlung von 2.-Klasse-Fahrgästen in der Bahn, die Selbstverständlichkeit von unbezahlten Überstunden, ein Generationenvertrag, der ohne die junge Generation gemacht wird oder das unerlaubte Duzen durch Leute, die er nicht mag. Früher hatte er immer eine Wut im Bauch, heute schreibt er diese Wut aufs Papier. Eingenommen von der Idee des Bühnenbildners und Malers Jonathan Meese, wonach der Künstler sich demütig ganz in den Dienst der Kunst begibt. „Alles, was man macht als Künstler, macht man für die Menschen. Jonathan Meese ist klasse, er arbeitet für die Leute, steht ihnen zur Verfügung und kann ihnen helfen, den Alltag zu überleben. Dass sie begreifen, dass das Geld nicht so wichtig ist zum Beispiel.“ Seine eigene Generation beschreibt Oliver Kluck in seinem Theaterstück „Das Prinzip Meese – für alle die, die die Wasserfarben auch im Dunkeln sehen“ als eine, für die es kaum noch etwas zu erkämpfen gibt. Weil es allen – formell gesehen – eigentlich gut geht. Und von der er mehr Mut und Einmischung erwartet. Dabei blickt er durchaus nachsichtig auf die Gleichaltrigen. Das Prinzip Meese als „Finden der eigenen Verwirrung“ – wie er es nennt. Ein Stück ohne Stück, ohne Handlung und ohne Personen, nur erzählerische Fragmente eines „Ichs“. Eines „Ichs“ bei dem es – so Kluck – im Kopf brodelt. „Man kann das immer nur anschneiden, so ein Glas benutzen und das auf einen gewissen Punkt halten und das kann man tun, um etwas zu vergrößern oder um ein kleines Feuerchen zu entfachen, das geht natürlich auch. Und die Entscheidung darüber habe ich in dem Moment, wo ich schreibe. Das ist meine Verantwortung.“ (…) Susanne Burkhardt, Deutschlandradio Kultur, 05. Mai 2009 1995 Einar Schleef, Jörg Michael Koerbl, Anna Langhoff, Wolfgang Maria Bauer, Angelika Klüssendorf 1996 John von Düffel, 17 Autorentisch Kreative sind allein Elise Graton: Herr Kluck, „Das Prinzip Meese” beginnt mit dem Vorschlag, Helmut Schmidt als einzigen Sprecher des Stücks einzuladen. Haben Sie ihn gefragt, ob er das tun würde? Oliver Kluck: Nein. Als das Stück entstanden ist, gab es eine Helmut-Schmidt-Kampagne. Überall Plakate, auf denen man ihn rauchen sah. Beim Warten auf die S-Bahn fielen sie mir auf, und ich habe gedacht, er kommt jetzt in den Text rein. (…) Graton: Ihr Stück besteht aus Aussagen, Behauptungen und essayistischen Exkursen, teilweise auch aus Beschreibungen alltäglicher Handlungen. Das Ganze wirkt wie ein reiner Gedankenfluss. Kluck: Mich befriedigt die klassische Form nicht. Ich möchte den Regisseuren die Freiheit geben, ein Maximum aus dem Text, der Aussage, der Stimmung herausholen zu können. Eine Stimmung, ein Gefühl ist viel besser als eine Regieanweisung. Graton: Wie kam es zu diesem Textverständnis? Graton: Für Sie undenkbar? Kluck: Nein, überhaupt nicht, aber für meine Eltern oder meine Großeltern. Sie sagen: „Wir arbeiten, wir haben das ganze Leben gearbeitet, ihr faulen Schweine müsst auch arbeiten.“ Jonathan Meese ist einer, dem man etwas vorwerfen könnte: „Wie der rumrennt, so ein widerliches Schwein.“ Ist er aber gar nicht. Graton: Er arbeitet ja auch sehr viel. Kluck: Er ist ein richtiger Künstler. Jemand, der durch sein Schaffen und nicht zwangsläufig durch Stipendien oder anderweitige Förderung zu dem geworden ist, was er ist. Man muss sich immer wieder hinsetzen, um die Form zu finden, die Sprache, was auch immer. Man muss unglaublich ausdauernd sein. Es ist wie eine Bewährungsprobe, die manchmal viele Jahre dauert. Meese sagt, er sei allein. Das ist sehr beeindruckend, auch für junge Leute, die sich mit dem kreativen Schaffen befassen. In der Anfangszeit ist man wirklich allein. Elise Graton, Zeit online, 11. Mai 2009 Kluck: „Das Prinzip Meese” ist mein drittes Theaterstück. Bei den beiden anderen stand ich mir oft im Weg, weil ich mir zu viele Gedanken über das Theater gemacht habe. Ich habe wochenlang überlegt, wie die Figuren überhaupt heißen sollen. So ein Unfug. Schauspieler haben eine Sprache, ein Gesicht! Was sie sagen, ist wichtig, nicht ihre Namen. (…) Graton: Der Text wirft Ihrer Generation vor, das Schweigen als subtilste Form des Protestes und Gelegenheitsarbeit als beste Karriere zu begreifen. Kluck: Über dieses Schweigen habe ich mich lange geärgert, bis ich erkannt habe, dass die Leute sich doch einbringen. Sie haben ganz andere Voraussetzungen als beispielsweise 1968. Sie müssen dementsprechend anders reagieren. Konsum wird uninteressant. Das ist in einer kapitalistischen Gesellschaft ein sehr interessanter Punkt. Ich kenne viele Leute, die eine akademische Ausbildung haben, aber auf Karriere verzichten. Sie fahren gern Fahrrad, donnerstags und freitags haben sie frei und fahren raus in den Wald. Eigentlich undenkbar. Dominik Finkelde, Tim Krohn, Moritz Rinke, Michael Roes, Stefan Schütz 1997 Werner Fritsch, Albert Ostermaier, Moritz Rinke, 18 Nis-Momme Stockmann Gesine Schmidt im Gespräch mit Nis-Momme Stockmann Nis-Momme Stockmann Der Meister der Ausflüchte Gleich sein erstes Theaterstück brachte dem 28jährigen 2008 die Aufnahme in den Studiengang „Szenisches Schreiben“ an der Universität der Künste in Berlin (…) und 2009 zwei Einladungen: Sowohl zum Stückemarkt des Theatertreffens in Berlin (…) als auch zu dem in Heidelberg. (…) So geradlinig (…) lief es sonst nicht immer für Nis-Momme Stockmann, der in Wyk auf Föhr zur Welt kam. (…) Dass er dann doch noch im Schreiben von Theatertexten ein Zuhause fand, erlebt er heute als großes Glück. (…) „Nicht im Extraordinären, nicht im medial Aufgebauschten und im Großen spielt sich das ab, was brennt und berührt, sondern im Gewöhnlichen“, analysiert er selbst, was seine Stücke stark macht. Gerade, dass und mit wie einfachen Mitteln sie von „Allerweltskonflikten“ handeln, macht sie ungewöhnlich. „Der Mann der die Welt aß“ erzählt von einem etwa 35jährigen Sohn, der es nicht schafft, die Kurve zum Erwachsenwerden zu nehmen. Wie schwer es ihm fällt, Verantwortung zu übernehmen, zeigt sich in all den Ausreden, die er am Handy vorbringt. Weil er sich von allem überfordert fühlt, besteht er nur noch aus Ausweichmanövern. Das ist „kapitalistischer Alltag“, wie Stockmann sagt. (…) Den größten blinden Fleck erzeugt er (…) im Blick auf sich selbst und die Verleugnung der eigenen Probleme. Seine Welt verengt sich, weil er die Wahrnehmung der anderen verweigert. Bedrohlicher aber noch verengt sich die Welt seines Vaters, der beginnt, Dinge und Orte zu verwechseln und Zuflucht im Kleiderschrank des Sohnes sucht. Das Herz krampft sich beim Lesen der Sätze zusammen, mit denen der Vater sich für seine Ausfälle vor dem Sohn zu entschuldigen versucht. Es steckt viel Wissen über Feigheit und Ausflüchte in den Szenen, die sich großenteils am Handy abspielen. Schon diese Kommunikationsform ist ein Zeichen der ständigen Horizontverengung, unter der die Figuren leiden. (…) Stockmann begegnet den Figuren seiner Stücke mit sehr großer Empathie. (…) Bettina Müller, taz, 08. Mai 2009 Roland Schimmelpfenning, Matthias Zschokke 1998 Wolfgang Maria Bauer, Steffen Kopetzky, Marius von Mayenburg, 19 Piere Notte beim Applaus mit Katharina Thalbach und Peggy Lukac Pierre Notte Der Tod ist anstrengend Pierre Notte, französischer Theaterautor und Generalsekretär der Comédie-Française in Paris, erzählt in seinem Stück „Zwei nette kleine Damen auf dem Weg nach Norden“ von der Schwierigkeit mit dem Tod umzugehen. (…) Elise Graton: Was finden Sie eigentlich so interessant an „kleinen alten Damen“? Pierre Notte: Man kann sich sein Leben lang weigern, persönliche Traumata aufzuarbeiten. Das hat mich interessiert. Die beiden Figuren in meinem Stück sind alt und werden bald sterben. Im Moment der Trauer um die Mutter und am Grab ihres Vaters entscheiden sie sich, endlich etwas zu klären: sich miteinander zu versöhnen. Sachen, die sie bisher verschwiegen hatten, sprechen sie jetzt aus - zärtlich, aber auch gemein. (…) Graton: Die netten alten Damen machen auch viel Unfug. Sie klauen zum Beispiel einen Bus. Als sie im Kommissariat landen, ist das für Bernadette eine „Komödie, in der wir uns auf einmal wiederfinden“. Notte: Wenn das Theater die Wege der Repräsentation nicht systematisch hinterfragt, dann ist es fast wie tot. Deshalb endet die Fahrt mit dem gestohlenen Bus auf einer Klippe. Ich gebe gern Regieanweisungen, die auf einer Theaterbühne unmöglich so konkret zu realisieren sind, also die im besten Fall interpretiert werden müssen. Graton: Bernadette und Annette fahren nach Amiens, um nach dem Grab ihres Vaters zu suchen. Amiens ist Ihre Heimatstadt: ein autobiographisches Element? Notte: Jahrelang konnte ich mich nicht an den Ort erinnern, an dem mein Vater begraben wurde, obwohl ich da gewesen war, auf diesem Friedhof in der Nähe von Amiens. Ich habe ja alle Blumen, die die Leute mitgebracht hatten, in sein Grab geworfen. Jedoch wusste ich nicht mehr, wo noch wann das war. Piere Notte Foto Piero Chiussi Notte: Ja. Ich besuchte aber, wie die kleinen alten Damen, viele Friedhöfe, bis ich ihn fand. Graton: Haben Sie etwas dazu gelernt? Notte: Ich habe aufgehört, wütend zu sein, und akzeptiere nun, dass ich mit dem Tod vieler anderer Menschen rechnen muss. Im Grunde gehört dieses Thema zum Alltag. Das ist aber anstrengend. Als ich es zum Forschungsobjekt machte, konnte ich mich davon lösen, es unter einem anderen Blickwinkel betrachten und darüber lachen, obwohl es so bedrückend ist. Graton: Die meisten am Stückemarkt beteiligten Autoren stehen am Anfang ihrer Karriere. Sie sind schon ein Stück weiter. „Zwei kleine nette Damen“ wurde in Frankreich und gerade in Japan aufgeführt. Was ist für Sie am Stückemarkt interessant? Notte: Es ist umgekehrt: Ich kann das Interesse für mein Stück mit seinen kleinen tragikomischen Dramen aus dem Privatleben nicht ganz fassen. Ich bin überrascht, glücklich und geehrt, in Berlin eingeladen worden zu sein. Ich bin aber auch besorgt, dass die Leute mein Theater unseriös finden. Graton: Wieso denn unseriös? Notte: Na ja, die Deutschen sind sehr ernst. Graton: Wie ist das denn gemeint? Notte: Die Theaterangelegenheiten werden ernst genommen. Graton: In Frankreich doch auch. Notte: Die Berliner Szene wird in Frankreich sehr geschätzt und angesehen. Sie ist so experimentell. Es ist ein Theater der Recherche. (…) Als Kind war ich stimmlos, ich konnte nicht sprechen. Mein Vater – der schon wieder! – sagte immer „Aber sprich doch! Sprich doch lauter!“ Es wurde immer schlimmer, ein Horror. Ich habe angefangen zu schreiben, damit Dialoge entstehen. Dass meine Arbeit in Berlin präsentiert wurde, lässt mich – wieder – sprachlos werden. (…) Elise Graton, theatertreffen-blog.de, 15. Mai 2009 Graton: Ist es Ihnen beim Schreiben wieder eingefallen? Albert Ostermaier, Detlef Schulze 1999 Thea Dorn, Gerhard Falkner, Werner Fritsch, Wilfried Oschischnig, Albert Ostermaier, 20 Ulrich Zieger 2000 Heiko Buhr, David Gieselmann, Steffen Kopetzky, Albert Ostermaier, Friedrich-Karl Praetorius, Moritz Rinke 21 2001 Dirk Dobbrow, Werner Fritsch, Bernhard Studlar, Tanjana Tsouvelis, Matthias Zschokke 2002 Ulrike Syha, Kurt Drawert, STÜCKEMARKT-PREISTRÄGER 2009: Nis-Momme Stockmann, Davide Carnevali, Oliver Kluck STÜCKEMARKT-PREISE Wie kommt die Welt ins Drama? Fünf Autoren wurden ausgewählt, um unter der Leitung John von Düffels an ihren Texten nachzufeilen. Fünf anderen bot die Jury, bestehend aus Beret Evensen, Christian Kracht, Iris Laufenberg, Roland Schimmelpfennig und Roger Vontobel, die Gelegenheit, ihre Werke im Haus der Berliner Festspiele als szenische Lesungen, arrangiert durch Regisseure mit oft bekannten Schauspielern, vorzustellen. (…) Wer aber von all diesen Autoren verfügt über den langen Atem für den deregulierten Theatermarkt zwischen Kunst, Mode und Kommerz? Zweien jedenfalls werden dabei die am Mittwoch von der Bundeszentrale für politische Bildung verliehenen Preise helfen. (…) Man kann also optimistisch bleiben trotz Heiner Müllers schon 1995 richtigem Resümee: „Die Welt ist beschrieben, kein Platz mehr für Literatur / Wen reißt ein gelungener Endreim vom Barhocker.“ Irene Bazinger, FAZ, 15. Mai 2009 Die Preise des Stückemarkts Berlin Oliver Kluck und Nis-Momme Stockmann sind die Preisträger des Stückemarkts beim Berliner Theatertreffen. Kluck erhielt für „Das Prinzip Meese“ den mit 5000 Euro dotierten Förderpeis, der mit einer Uraufführung am Maxim Gorki Theater verbunden ist. Stockmann erhält für „Der Mann der die Welt aß“ den mit 7000 Euro dotierten Werkauftrag, verbunden mit einer Uraufführung am Schauspiel Stuttgart. Ein weiteres Stück von dem Italiener Davide Carnevali wird von Deutschlandradio Kultur als Hörspiel produziert. Süddeutsche Zeitung, 15. Mai 2009 Nachwuchspreisträger schreibt Stück für Stuttgart Der Gewinner des Nachwuchspreises beim Theatertreffen in Berlin, Nis-Momme Stockmann, schreibt ein Stück für Stuttgart. Es werde im Februar 2010 uraufgeführt (…). Regie soll Annette Pullen führen. (…) Stockmann (Jahrgang 1981), der aus Wyk auf Föhr stammt, war 2006 und 2007 Mitorganisator der Flensburger Kurzfilmtage und lebt in Berlin. Gestiftet wurde der Preis von der Bundeszentrale für politische Bildung. Bild online, 14. Mai 2009 Berliner Stückemarkt präsentiert neue Stoffe (…) Der Mai ist der Monat der Stückemärkte und Autorentage. Vier solcher Förderveranstaltungen für neue nationale und internationale Dramatik wird es in diesem Monat geben. Als beim Heidelberger Stückemarkt die Preise vergeben wurden, hatte der Berliner gerade mit der Vorstellung der von einer unabhängigen Jury ausgewählten Wettbewerbsbeiträge begonnen. Das Besondere dieser Berliner Variante ist die organisatorische und inhaltliche Verknüpfung mit dem Berliner Theatertreffen. Die Schauspieler, Regisseure und Dramaturgen der gastierenden Theater sind anwesend, Arbeitspartnerschaften können sich ergeben. Einige Theater sind direkt in die Veranstaltung einbezogen. Das Berliner Maxim-Gorki-Theater zeigte in diesen Tagen Inszenierungen der Preisträgerstücke der vergangenen Jahre, Deutschlandradio stellte im Vorgriff auf seine spätere Sendepremiere die Hörspielfassung von Medwedews Theaterstück „Die Friseuse“ vor, eines Stücks, das unter den Wettbewerbsbeiträgen des Vorjahres zu finden war. Kontinuität zeichnet sich ab: das in diesem Jahr mit dem Förderpreis ausgezeichnete Stück von Oliver Kluck „Das Prinzip Meese“ wird in der kommenden Spielzeit am MaximGorki-Theater inszeniert werden, Deutschlandradio wird Davide Carnevalis Stück über die Menschheitsgeißel Alzheimer mit dem (…) Titel „Variationen über das Kraepelin-Modell“ als Hörspiel produzieren. (…) Ein weiterer Preis, der mit einem Stückauftrag fürs Berufstheater verbunden ist, ging an das Stück von NisMomme Stockmann mit dem (…) Titel „Der Mann der die Welt aß“. Dieses Stück steht für viele andere Texte. Es geht um die psychischen und seelischen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und sozialem Absturz auf den Einzelnen und dessen Familie. Die 40jährige Hauptfigur, im Stück nur „der Sohn“ genannt, verliert seinen Arbeitsplatz und schlägt hart auf den Boden der Realität auf. Seine Ehe wird geschieden, er kann keine Alimente mehr Maxim Biller, John von Düffel, Rebekka Kricheldorf 2003 Maja Das Gupta, Anja Hilling, Ana Lasic, David Lindemann, bezahlen und sein Vater fällt unübersehbar der Altersdemenz anheim. Da der Autor seine Figuren liebt, ihnen in jedem Moment Gerechtigkeit widerfahren lasst, ist von diesem Stück beim Zuschauer eine starke emotionale Berührung zu erwarten. Volker Trauth, Deutschlandradio Kultur, 13. Mai 2009 Der Stückemarkt des Theatertreffens versteht sich als Festival für Neuentdeckungen. Er ist in Deutschland die älteste Plattform für junge Autoren und hat als solches einiges Renommee. Wer hier eingeladen wird, erfährt große Aufmerksamkeit und darf hoffen, vielleicht den ersten Schritt in Richtung Durchbruch gemacht zu haben. (…) Gestern nun wurden die Stückemarkt-Preise verliehen. Einmal der sogenannte „Werkauftrag“ und dann der „Förderpreis für Neue Dramatik“, den die Berliner Festspiele gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung verleihen. (…) Beißende Kritik am Fernsehen, am Kulturbetrieb, am Künstler-Image, am Kapitalismus - kurz an dieser heutigen Gesellschaft ganz allgemein und überhaupt - das liefert Oliver Kluck in seinem, auf diesem Stückemarkt sicherlich herausragenden, Stück „Das Prinzip Meese“. Nicht umsonst hat er damit jetzt den Förderpreis für Neue Dramatik gewonnen, was nicht nur 5000 Euro bedeutet, sondern auch, dass das Stück in der kommenden Spielzeit am Maxim Gorki Theater in Berlin uraufgeführt wird. (…) Zum ersten Mal stand der Stückemarkt des Theatertreffens in diesem Jahr unter einem Motto: „Ein Stück Arbeit an der Gesellschaft“ lautete es. Die Veranstalter wollten damit die jungen Autoren animieren, sich wirklich mit den „großen“ Themen auseinanderzusetzen. Yvonne Büdenhölzer, Leiterin des Stückemarkts: „Der Vorwurf ist: Es fehlt das große welthaltige Stück, es gibt zu viele Familiengeschichten, das will ich jetzt nicht widerlegen, aber es gibt Ausnahmen und die haben wir versucht zu suchen.“ Auch insofern stand es der Jury natürlich gut an, gerade „Das Prinzip Meese“ zu prämieren. Aber der zweite Preis dieses Stückemarkts ging an den 28 Jahre alten Nis-Momme Stockmann - und der hat nun ganz explizit eine Familiengeschichte geschrieben und auch in solchen kann man natürlich „ein Stück Arbeit an der Gesellschaft“ leisten. In „Der Mann der die Welt aß“ erzählt er von einem Vater, der mit den Beziehungen in seinem Leben nicht klar kommt, der sich konsequent verweigert, Verantwortung zu übernehmen, der sich konsequent verweigert zu „funktionieren“. Das sei handfeste Kapitalismuskritik, meint Nis-Momme Stockmann: „Für mich geht es sehr viel darum, dass der Kapitalismus sich stark im Familiären und im Intimen niederschlägt und das Stück ist ein Versuch, das deskriptiv festzuhalten und aufzuzeigen, wie da die Strukturen sind, in der Familie und bei Freunden und so, und wie das beeinflusst wird.“ Den Werkauftrag des Stückemarkts zu bekommen, das bedeutet 7000 Euro und die Aufforderung, ein neues Stück zu schreiben, das dann am Staatstheater Stuttgart aufgeführt wird. Von NisMomme Stockmann wird man also noch hören (…). Anke Schäfer, RBB, 14. Mai 2009 Kollegengespräch Theatertreffen 2009 Stückemarkt Moderator: Bettina Wodianka, du hast 5 szenische Lesungen von ausgewählten neuen europäischen Stücken miterlebt. Wie war das? Bettina: Es war wahnsinnig spannend, denn ich war am Puls dessen, was es an neuer Dramatik gegenwärtig in Europa gibt. (…) Moderator: Aber neben den 5 szenischen Lesungen gibt es (…) noch den Dramatikerworkshop (…). Bettina: Einer der Autoren war der Italiener Davide Carnvali mit seinem Stück „Variationen über das Kraepelin-Modell oder das semantische Feld des Kaninchenschmorbratens“. (…) Ein Mann verliert die Übersicht, Zusammenhänge lösen sich auf, das Gehirn wird unberechenbar und er wird wieder zum Kind. Die fragmentarische Form des Stückes entspricht den irrationalen Vorgängen des Hirns und ist dem logischen Denken nicht zugänglich. Für Davide Carnevali ist es eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit der Krankheit (…). Moderator: Davide Carnevali hat dafür auch eine Auszeichnung bekommen, oder? Bettina: Ja, denn seit 2008 gibt es die Kooperation mit Deutschlandradio Kultur, die eines der zehn ausgewählten Stücke als Hörspiel adaptieren und senden. Letztes Jahr war es der rus- Jean-Marie Piemme, Ulf Schmidt 2004 Carles Batlle, Sigrid Behrens, John Birke, Birgit Bockmann, Dorothee Brix, Laura Sintija 24 Milena Mushak, Kekke Schmidt,2009: Oliver Kluck, Thomas Krüger (Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung), STÜCKEMARKT-PREISTRÄGER Yvonne Büdenhölzer, Andrea Koschwitz und Stefanie Hoster beiFoto der Jason Stückemarktpreisverleihung [v.l.] Nis-Momme Stockmann, Davide Carnevali, Oliver Kluck (v.l.n.r.) Kassab-Bachi sische Autor Sergej Medwedew und sein Theaterstück „Die Friseuse“. Der „Theatertext als Hörspiel“ ging dieses Jahr an Davide Carnevali und wird nächstes Jahr beim Stückemarkt-Hörtheater präsentiert. Moderator: Klingt nach einem gelungenen Ausklang des Stückemarkts. Man sollte sich die Namen der jungen Dramatiker auf jeden Fall merken, denn es verspricht spannend zu werden, was die Zukunft mit der produktiven Symbiose der neuen Dramatik und dem Theater verspricht. (…) Bettina Wodianka, Radio M 94,5 Förderpreis für neue Dramatik des tt Stückemarktes, gestiftet von der Bundeszentrale für politisch Bildung an OLIVER KLUCK für „Das Prinzip Meese“ „Das Prinzip Meese ist das Finden der eigenen Verwirrung“ einer Generation, die zwischen Privatfernsehen und Arbeitslosigkeit nach dem Sinn der eigenen Existenz fragt. Oliver Kluck gelingt in seinem Text eine sehr persönliche und doch auch sehr exemplarische Zustandsbeschreibung der fast dreißigjährigen Großstadtjugend Deutschlands, die der Autor in ihrer verzweifelten Weltschau wechselweise als eitel und arrogant, bedrohlich verbissen und dann doch wieder oft nur erbärmlich darstellt. „Das Prinzip Meese” ist ein sehr privater Text und doch zeichnet er in seiner Unversöhntheit und Radikalität die Flucht der zentralen Ich-Figur des Stückes in die Medien, in die Kunst und die eigene Besonderheit mit einer starken künstlerischen Verfremdung und bissigem Humor. Die Jury schätzt das Ungezähmte, die böse Komik und die Komplexität des Textes, der in seiner Unbedingtheit das zeitgenössische Theater herausfordert. Andrea Koschwitz, Chefdramaturgin Maxim Gorki Theater Berlin Werkauftrag des tt Stückemarktes, gestiftet von der Bundeszentrale für politisch Bildung an NIS-MOMME STOCKMANN Vielleicht ist es nicht besonders originell, einem jungen Mann, der gerade einen bedeutenden Stückepreis gewonnen hat, gleich noch einen Preis zu verleihen. Aber es deswegen zu unterlas- sen, wenn man von seinem Talent überzeugt ist, ist auch keine gute Idee. Zumal der Preis nicht nur eine Bestätigung für ein vollendetes Stück ist, sondern ein Auftrag, ein Versprechen in die Zukunft. Nis-Momme Stockmanns erschütternde, im Detail aber auch komische Studie eines Mannes, der den Kontakt zur Welt verliert, macht neugierig auf ein weiteres Stück von ihm. Kekke Schmidt, Dramaturgin Schauspiel Stuttgart Theatertext als Hörspiel von Deutschlandradio Kultur an DAVIDE CARNEVALI für „Variationen über das Kraepelin-Modell“ „Ich erinnere mich an nichts. Ich kann dir aber etwas erzählen, was ich vergessen habe“ – der Satz eines alten Mannes, sein Angebot an den Sohn, den Verlust der Erinnerung durch Erfindung zu ersetzen. Ein Satz aus Davide Carnevalis raffinierter Versuchsanordnung „Variationen über das Kraepelin-Modell“. Der Autor verhandelt den Zusammenhang zwischen Gedächtnis und Sprache im System eines dementen Bewusstseins. (…) Carnevalis Variationen schaffen freie Räume der Phantasie und bieten plötzliche, manchmal komische Auswege aus scheinbar geschlossenen Systemen. Der Autor macht ein Angebot: Sein Text darf fragmentiert, neu gemischt, wiederholt, simultan gespielt werden. Ein guter Text für die Bühne und ein verlockender Hörspieltext. Ich freue mich auf die Radio-Variation von Carnevalis KraepelinModell! Stefanie Hoster, Leiterin Hörspiel Deutschlandradio Kultur Die Preisjury 2009 Andrea Koschwitz, Chefdramaturgin Maxim Gorki Theater Berlin Milena Mushak, Leiterin des Festivals „Politik im Freien Theater“, Bundeszentrale für politische Bildung Kekke Schmidt, Dramaturgin Schauspiel Stuttgart Yvonne Büdenhölzer, Leiterin des Stückemarktes (beratend) Cerniauskaite, Ulrike Freising, Juliane Hahn, Katja Hensel, Johan Heß, Jan Klata, Kristina Nenninger, Susanne Mewe, 25 PREISTRÄGERINNEN UND PREISTRÄGER SEIT 2003 FÖRDERPREIS FÜR NEUE DRAMATIK gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung 2009 Oliver Kluck für DAS PRINZIP MEESE UA am 06.02.2010, Maxim Gorki Theater Berlin 2008 Klaas Tindemans für BULGER UA am 17.12.2008, Maxim Gorki Theater Berlin 2007 Maria Kilpi für HARMIN PAIKKA – PLUS NULL KOMMA FÜNF WINDSTILL UA am 20.12.2007, Maxim Gorki Theater Berlin 2006 Thomas Freyer für AMOKLAUF MEIN KINDERSPIEL 2005 Oliver Schmaering für SEEFAHRERSTÜCK Stimmen der Preisträger Die Stückemarkt-Jury hat gesprochen, nun sprechen die Preisträger: „Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte, aber den Preis habe ich selbstverständlich verdient. In meinem Stück habe ich ja auch nicht geschrieben, dass es keine Preise gewinnen wird, sondern dass es keine Preise gewinnen muss. Mit dem MaximGorki-Theater zusammenzuarbeiten, wird großartig, und Ideen, was man mit den Moneten machen kann, habe ich auch schon – neue Schuhe wären zum Beispiel angebracht.“ Oliver Kluck, Preisträger des Förderpreises für Neue Dramatik, überlegt, ob er um diese Zeit noch seine werktätigen Eltern anrufen kann und beschließt, zumindest eine SMS an seine Mutter zu schreiben. „Mich freut besonders, dass ich arbeiten kann: Ein Stückauftrag ist kein leerer Preis, sondern einer mit Perspektive. Ich komme in Kontakt mit Theatern und freue mich jetzt grad einfach riesig auf die feste Zusammenarbeit. Vor dem Druck, den ein solcher verpflichtender Auftrag bedeutet, habe ich keine Angst: Das ist Schriftstelleralltag.“ Nis-Momme Stockmann, Preisträger des Werkauftrags des Stückemarkts, wird nun als erstes seinen Verleger anrufen. „Ich hätte nicht gedacht, dass mein Stück fürs Radio adaptierbar ist. Aber eigentlich spielt es ja mit der Fantasie des Rezipienten. Beim Stückemarkt dabei zu sein, fand ich sehr stimulierend - endlich Feedback zu meiner Arbeit von kompetenten Leuten. So eine Möglichkeit für junge Autoren war für mich neu. In Italien, woher ich komme, gibt es nichts dergleichen. Dort hat keiner Lust, ins Theater zu investieren.“ Davide Carnevali, Preisträger des Theatertextes als Hörspiel des Stückemarkts, wird vielleicht seine Freunde aus Barcelona später anrufen. theatertreffen-blog.de, 13. Mai 2009 2004 Laura Sintija Cerniauskaite für LUCY AUF EIS 2003 Anja Hilling für STERNE und David Lindemann für KOALA LUMPUR (gestiftet von der Dresdner Bank) WERKAUFTRAG gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung 2009 Nis-Momme Stockmann KEIN SCHIFF WIRD KOMMEN UA am 19.02.2010, Schauspiel Stuttgart 2008 Anne Habermehl DADDY UA am 20.06.2009, Bayerisches Staatsschauspiel München 2007 Philipp Löhle DIE KAPERER ODER REISS NIEDER DAS HAUS UND ERBAUE EIN SCHIFF UA am 20.03.2008, Schauspielhaus Wien DE am 18.09.2008, Staatstheater Mainz THEATERTEXT ALS HÖRSPIEL Produktion Deutschlandradio Kultur 2009 Davide Carnevali für VARIAZIONI SUL MODELLO DI KRAEPELIN – VARIATIONEN ÜBER DAS KRAEPELIN-MODELL 2008 Sergej Medwedew für PARIKMACHERSCHA – DIE FRISEUSE 2007 Maria Kilpi für HARMIN PAIKKA – PLUS NULL KOMMA FÜNF WINDSTILL Tomo Mirko Pavlović, Mathias Schönsee, Christoph Zapatka 2005 Nicolai Borger, Nuran David Calis, Nina Ender, Stefan Finke, STIMMEN DER AUTORINNEN UND AUTOREN Stephan Lack: „Endlich war ich mal beim Stückemarkt, habe also sozusagen Marktwirtschaft betreiben dürfen. Business as usual war’s dann für mich natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Ich empfand es alles in allem als eine wunderschöne Woche, mit teilweise unglaublich interessanten Menschen. (…) Ich wusste gar nicht, dass es einen Workshop gibt, fern von persönlichen Eitelkeiten, Profilierungsneurosen, rhetorischen Beliebigkeiten und den üblichen Taktikereien. Ich bin immer noch verwundert darüber, dass so was geht. (…) “ Nis-Momme Stockmann: „Mit einigen kleinen Einschränkungen habe ich das Theatertreffen als (ich kriege es fast heraus: wunder-) schönes Erlebnis in Erinnerung. (…) “ Markus Bauer: „die präsentation von stehende gewässer fand ich sehr gut, nuran calis hat fein daran gearbeitet, die komische, leichte seite des textes zu bedienen, das hat dem stück sicher gut getan und ich war damit sehr einverstanden, auch mit der leistung aller schauspieler, da würde ich niemanden ausnehmen. wenn ich auch sagen muss, dass ich katharina schmalenberg und jirka zett beinahe als idealbesetzungen empfand. das macht mich immer noch glücklich, gemerkt zu haben, dass so ein monolog von cora tatsächlich greifen wird, wenn er dann irgendwann mal vielleicht richtig gut gearbeitet auf die bühne kommt. und dass es offenbar auch noch spass macht, diesen text zu sprechen. “ Charlotte Roos: „Wenn der Stückemarkt ein Festival im Festival ist, und das ist er für mich, ein eigenes Festival in dem großen Theatertreffenfestival, dann ist der Workshop mit John von Düffel, mit Nina Büttner, mit Ursula Knoll, mit Stephan Lack, mit Davide Carnevali, das Arbeitsfestival im Festival des Festivals gewesen!“ Davide Carnevali: „Für mich war die Beteiligung am Theatertreffen die beste Erfahrung meines beruflichen Lebens. Die Atmosphäre im Haus der Berliner Festspiele war für mich anregend, aber auch ausgelassen, und die Möglichkeit, die zehn besten Aufführungen aus den deutschsprachigen Ländern zu sehen, war für mich unglaublich bereichernd. (…) Sehr positiv finde ich auch die Präsenz der vielen Theatervertreter und Repräsentanten der Verlage, was sehr wichtig für uns Autoren ist (…). Der Workshop war mir sehr nützlich, weil ich die Möglichkeit hatte, über mein Textmaterial mit anderen Dramatikern und mit John von Düffel, dem Leiter des Dramatikerworkshops zu arbeiten. (…) Die Präsentation der Minidramen als MiniLesungen finde ich auch eine gute Idee. Diese Form mit den bekannten Schauspielern war nach meiner Meinung sehr erfolgreich für alle, Publikum und Dramatiker. Ich glaube, dass alles praktisch perfekt funktioniert hat und es wäre für mich persönlich sehr schwer zu sagen, was man in Zukunft noch verbessern könnte. “ Ursula Knoll: „dass die atmosphäre beim theatertreffen so entspannt sein würde, war ebenfalls überraschend, angenehm, ja. vielen dank an euch, yvonne und friederike, dafür. das kannst du ja nie wissen, wenn du in so einen tempel eingeladen wirst, der von außen so glänzt. dass da alle so nett sind und auch nur mit wasser kochen, ist eine der beruhigenden erfahrungen, die ich mitgenommen habe. die fünf, die wir waren, haben sich gut zusammengefügt, keine kompetitive scheiße, die sonst so oft losbricht, das hat es mir möglich gemacht zu lernen und mich auf die texte wirklich einzulassen, bretter von meinem hirn wegzureißen, großartig, von düffels rahmung hat viel dazu beigetragen, denke ich, vielen dank dafür an ihn, es war ein wertschätzender raum, ein raum zum atmen, ohne zentrum und peripherie als ordnungsprinzipien. “ Pierre Notte: „Un jour à Berlin m’aura sorti d’un marasme de complaisances parisiennes. Le théâtre n’est pas une petite affaire privée, mais une affaire d’engagements, aussi, dérisoires peut-être mais sincères et absolus, de regards sur le monde, de prise avec les autres et le temps d’aujourd’hui, avec la vie. Bientôt j’aurai moins peur, je serai moins vieux. Je reviendrai. Je veux être moi aussi un jeune auteur allemand. “ Matthias Frahm, Simon Froehling, Thomas Lilge, Juliane Kann, Nina Mitrović, Sibila Petlevski, Nikola Richter, Oliver Schmaering, 26 27 Sofi Oksanen: „I really enjoyed the whole festival, the performances, the atmosphere and so on. From Finnish point of view everything was very well organized, I was really impressed by that. I think you also took a very good care of us. “ Oliver Kluck: „Claudia Bauer zeichnete sich für meinen Text verantwortlich, verlieh ihm zusammen mit Jens Hillje eine ganz eigene Sprache, die ‚meine‘ vier Schauspieler, zur Freude der anwesenden Familie, in der ausverkauften Nebenbühne dem Publikum präsentierten. Es war das erste Mal, dass ich einen Text nicht selber lesen musste, dass jene Stellen herausdestilliert wurden, an denen es sich lohnt weiter zu arbeiten. Was bleibt von diesem Theatertreffen, ist ein Gefühl der Dankbarkeit allen Beteiligten gegenüber, den Organisatoren, den Schauspielern, neuen Freunden, den Verrückten und den für Theaterkreise als ‚normal‘ bezeichneten Menschen, mit denen ich Gespräche führen konnte, an die ich mich erinnere. Seit Wochen schon bittet mich Yvonne Büdenhölzer einen Bericht zum Stückemarkt zu verfassen. Es wird langsam schwer, die immer freundlichen Erinnerungsmails weiter zu ignorieren. Worüber soll ich bloß schreiben, wie kann ich berichten ohne etwas Wichtiges zu vergessen und überhaupt, wer könnte sich dafür interessieren, dass ich nach der Preisverleihe mit dem Stifter des Preises einen Postwechsel über Thomas Bernhard hatte und dass Nis Stockmann, nachdem er soeben den Stückauftrag des Theaters Stuttgart gewonnen hatte (7000 €), mich um das Geld für ein Taxi für sich und seine Freundin anpumpen wollte und dass die liebe Jagoda Engelbrecht alle Artikel aus der Presse für mich gesammelt hat und auch dafür Sorge getragen hatte, dass meine Großmutter, die mir seit Jahren empfiehlt, nach einer richtigen Arbeit Ausschau zu halten, ‚damit ich eine Familie gründen könne und eine Wohnung einrichten‘, nun zumindest vorübergehend Grund zur Freude hatte, nachdem sie in der Ostsee Zeitung lesen konnte, dass der Sohn ihres Sohnes den Förderpreis für junge deutsche Dramatik gewonnen hatte.“ Johannes Schrettle, Sobo Swobodnik 2006 Catherine Aigner, Anders Duus, Thomas Freyer, Paul Jenkins, Christina Kettering, 28 BULGER mit Hanna Eichel, Julischka Eichel und Johann Jürgens (Maxim Gorki Theater Berlin) Foto Bettina Stöß URAUFFÜHRUNGEN VON STÜCKEMARKT-AUTOREN „BULGER“ VON KLAAS TINDEMANS Klaas Tindemans erhielt für „Bulger“ den Förderpreis für neue Dramatik des tt Stückemarktes 2008, gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung. DSE am 17.12.2008, Maxim Gorki Theater Berlin Der blanke Horror im Kinderland Schon mal ein lebendiges Eichhörnchen angezündet, einen Frosch zu Brei geschlagen oder einer Maus das Fell über die Ohren gezogen? Es gibt zahlreiche Foltermethoden für Kleingetier. Shanya, Justine und Ramses kennen sie alle. Sie lieben es, anderen Schmerzen zuzufügen und reden über den Tod, als sei er ein hippes Grusel-Event. Dabei sind sie noch Kinder. (…) Eines Tages entführen sie nur so zum Spaß einen kleinen Jungen aus einem Einkaufszentrum. Kurz darauf ist er tot. Das preisgekrönte Stück „Bulger – Eine unzulässige Geschichte“ des belgischen Dramatikers Klaas Tindemans fußt auf einem Verbrechen, das 1993 Großbritannien erschütterte. (…) Nora Schlocker hat nun die deutschsprachige Erstaufführung im Studio des Maxim Gorki Theaters inszeniert und nimmt die Zuschauer mit in ein trügerisch harmloses Kinderland, das sich als purer Horror entpuppt: Durch einen kleinen Durchgang gelangt man von der Hinterbühne ins Studio wie in eine geheime Höhle. Hier ist alles riesengroß und schäbig. (…) Schnell wird deutlich, dass das mit einer Kettensäge hantierende Trio aus zerrütteten Familien stammt. Vernachlässigte Schulschwänzer. Ein eher ungenügendes Motiv für eine ungeheuerliche Tat. Doch mit ihren hasserfüllten Reden machen einem Shanya (Julischka Eichel), Justine (Hanna Eichel) und Ramses (Johann Jürgens) rasch Angst und Bange. Sie verstehen es vorzüglich und sehr authentisch, mit bedrohlichen Gebärden eine einschüchternde Atmosphäre zu schaffen. Wir oder die, heißt es unmissverständlich mit herausforderndem Blick in Richtung Publikum. Einfach beklemmend – und großartig gespielt. Ulrike Bororwczyk, Berliner Morgenpost, 24. Dezember 2008 An der Endstation Sehnsucht Übrigens basiert das Stück auf einer wahren Geschichte. Aber das spielt keine Rolle. Denn die Story ist nur der äußere Anlass für eine Handlung, die ins Allgemeine, Grundsätzliche strebt. (…) Denn Tindemans, Belgier und promovierter Rechtsphilosoph, (…) will wissen, wie es kommen kann, dass Kinder etwas tun, das ohnehin ungeheuerlich, aber von Kindern verübt eben umso mehr unfassbar ist. Seine Antwort ist frappierend einfach: Schuld ist die Phantasie. Nikolai Khalezin, Jannis Klasing, Simone Kollmorgen, Dirk Laucke, Sven Lange, Thomas Melle, Tomo Mirko Pavlović, 29 Dass kindliche Phantasie keine Grenzen kennt (und die der Erwachsenen auch nicht), ist eine Binse; dass jede Phantasie aber keineswegs aus dem Nichts kommt, ebenso – was Kinder so phantasieren, ist immer auch Ausdruck der Welt, in der sie leben. Und wenn sie ihre Phantasien in die Tat umsetzen, wirft das auch ein Licht auf die Umstände, in der diese stattfindet. Das Beste an Tindemans Stück ist, dass er es sich mit dieser einfachen Antwort nicht leicht macht. Er liefert uns keine soziologischen, psychologischen oder gesellschaftlichen Begründungen. Er erzählt die Entstehung des Verbrechens schlicht aus der Perspektive der Kinder selbst, aus ihrem Gefühls- und Denkinneren. Das ist so überlogisch und sprunghaft wie gnadenlos und sehnsuchtsgeladen. (…) Jetzt hat die junge Regisseurin Nora Schlocker das Stück inszeniert, im Studio des Gorki-Theaters, das sich in einen Kinderzimmerbunker verwandelt hat. (…) Es ist eine ins Übergroße aufgeblasene Kinderstubenwelt. (…) Nora Schlocker hat diese anderthalb Stunden Theater bemerkenswert gelassen inszeniert. Jeder Figur verleiht sie eine klare Kontur, den Darstellern belässt sie ihre Eigenheiten. Hanna Eichel gibt der Justine etwas zackig Derbes, Johann Jürgens dem Ramses eine flatterhafte Nervosität, die sich schon schwer Richtung Frühpubertät neigt und Julischka Eichel umhüllt Shanya mit einer Unergründbarkeit, die sie wahlweise wie eine böse Märchenfee oder eine fiese Rachegöttin aussehen lässt. Sie beherrscht den Wortzischer und das Schnippischsprechen, das höhere Satzschleudertum und das katzenhafte Silbenschnurren. (…) Entsprechend gern schaut man zu. „Bulger“, die Inszenierung, liefert dabei genauso wenige soziologische, psychologische oder gesellschaftliche Begründungen wie „Bulger“, das Stück. Das Stück erforscht die Phantasie als Herd auch des Unzulässigen, die Inszenierung weiß darüber hinaus, dass Spiel-Phantasie seit jeher das ist, wovon das Theater lebt. So erzählt dieser Abend von Kindern einer trostlosen Gegenwart, der Macht der Phantasie und dem Theater. Ziemlich viel für eine kleine Inszenierung. Dirk Pilz, nachtkritik.de, 21. Dezember 2008 Diese nur überschreiten eine Grenze zuviel. (…) Doris Meierhenrich, Berliner Zeitung, 23. Dezember 2008 „LETZTES TERRITORIUM“ VON ANNE HABERMEHL Anne Habermehl war mit „Letztes Territorium“ in den Dramatikerworkshop 2008 eingeladen. UA am 18.11.2008, Thalia Theater Hamburg Amoklauf inklusive „Letztes Territorium“ von Nachwuchsautorin Anne Habermehl in Hamburg uraufgeführt (…) Es ist ein kleines Stück, auf einer kleinen Bühne präsentiert. Dass es dennoch soviel Aufmerksamkeit auf sich zieht, liegt daran, dass die junge Autorin (…) für „Letztes Territorium“ bereits zwei renommierte Preise gewonnen hat – beim Stückemarkt im Rahmen des Berliner Theatertreffens und bei den Autorentheatertagen des Thalia Theaters. Zu Recht? Habermehl zeichnet schlüssige Figuren (…). Am interessantesten ist Mehdi, der Flüchtling, weil er so gar nicht den Erwartungen der Helfer entspricht: nicht devot, nicht froh, sein Leben gerettet zu haben, sondern fordernd, mit ehrgeizigen Zielen. Mehdi (…) formuliert, was er will: In seinem Beruf als Ingenieur arbeiten und ein Leben mit Perspektive. (…) Die Nachwuchsregisseurin Corinna Sommerhäuser inszeniert diese Auseinandersetzung gekonnt unaufgeregt auf einer zweckmäßigen Bühne (…) und gibt den Schauspielern viel Raum: Natali Seelig als Mutter mit rauem Charme und in kleinen Improvisationen auch komisch, Claudius Franz schön verstockt und ernsthaft als Moritz, Asad Schwarz-Msesilamba als selbstbewusster Flüchtling. (…) Anke Dürr, Frankfurter Rundschau, 20. November 2008 Aus Angst und Radikalität (…) Obwohl der Titel den Familiennamen des ermordeten Jungen trägt, ist das Stück nicht dokumentarisch, sondern versucht ein unabhängiges, komplexes Bild dreier Kinder zu zeichnen, deren sehr unterschiedliche Unzufriedenheiten im Gewaltexzess enden. Im Mai gewann das Stück beim Stückemarkt des Theatertreffens den Förderpreis für neue Dramatik. Dennoch bleibt ungewiss, wie bewusst Tindemans seine drei Protagonisten tatsächlich zwischen seiner Reflexions- und ihrer Kinderperspektive erfasst. Im Gorki Studio verwandeln die Schauspieler Julischka Eichel, Hanna Eichel und Johann Jürgens diesen Punkt geschickt zum Spiegel der Kinder selbst, die mit aller Wucht keine Kinder mehr sein wollen. Die frühpubertäre Justine in lila Leggins zieht cool an einer Zigarette und verspricht im nächsten Moment, brav um 6 Uhr zu Hause zu sein. Die wilde Julischka Eichel jagt als Heimkind Shanya mit einer Kettensäge durch den Raum und fantasiert später schüchtern ihr Leben als Märchen. Die eine ist von ihren Eltern verstoßen, die andere überbehütet: einfache Milieuzuweisungen vermeiden Stück wie Inszenierung fein. Die Kinder wollen viel Größeres als die aufgeblasene Eltern-Welt um sie herum, nämlich Intensität, Direktheit. Darin gleichen sie vielleicht allen Kindern. 2007 Arna Aley, Almut Baumgarten, Kai-Ivo Baulitz, Müşerref Öztürk Çetindoğan, Bettina Erasmy, March Höld, Maria Kilpi, 30 DADDY mit Felix Klare und Dirk Ossig (Bayerisches Staatsschauspiel München) Foto Thomas Dashuber „Wenn man für eine Arbeit das Wort Empfinden benutzen kann, dann steht ‚Daddy‘ für mich jetzt in erster Linie für einen Abend, der aus einer glücklichen Konstellation von Leuten und einer gemeinsamen und sehr ernsthaften Suche entstanden ist. ‚Daddy‘ ist jetzt viel mehr als Text. Und das empfinde ich nicht als selbstverständlich. “Anne Habermehl „DADDY“ VON ANNE HABERMEHL Anne Habermehl erhielt den Werkauftrag des tt Stückemarktes 2008, gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung. Es entstand das Stück „Daddy“. UA am 20.06.2009, Bayerisches Staatsschauspiel München Alle mal zum letzten Strohhalm greifen Hier dürfen Familien Verzweiflung kochen: Anne Habermehls „Daddy“ im Münchner Marstall uraufgeführt „Wir sitzen auf einem Felsen im Meer. Die Sonne brennt. Wir können nicht weg.“ Mit dieser Südseeklaustrophobie als Vorsatz schickt die junge Dramatikerin Anne Habermehl fünf Protagonisten ins Rennen um das große Glück, das es naturgemäß nicht gibt. (…) So widmet Anne Habermehl (…) auch ihr drittes größeres Dramenkonstrukt „Daddy“, ein Werkauftrag des Berliner Stückemarktes, Menschen, die nach familiärer Geborgenheit lechzen, nach einem Asyl der Körpernähe, die aber sich und ihr Handeln über andere zu definieren und rechtfertigen versuchen. Gefühl ist bei Habermehl etwas, für das man nie die richtige Dosierung findet. Deshalb bewegen sich ihre Figuren zwischen Euphorie und Zusammenbruch. (…) Teresa Grenzmann, FAZ, 22. Juni 2009 Pumpgun im Schlafzimmer Alexander Nerlich inszeniert „Daddy“ von Anne Habermehl im Marstall-Theater des Bayerischen Staatsschauspiels in München. Das Stück entstand im Auftrag des Stückemarkts des Berliner Theatertreffens, gefördert wurde es von der Bundeszentrale für politische Bildung. (…) Mit „Daddy“ wischt die Autorin Habermehl, Jahrgang 1981, jede Absicherung, jede Anbiederung an aktuelle Reizthemen beiseite. Die Jahre des Schreibseminars an der Berliner Universität der Künste, der Kaderschmiede des deutschen Dramatikernachwuchses, verschafften ihr ein stupendes Handwerk, eine Fähigkeit, private Dialoge ins Allgemeingültige zu wuchten. „Daddy“ ist ein kraftvolles politisches Stück, gerade weil es sich im Privaten aufhält. (…) Alle Schauspieler (…) liefern minutiöse, schmerzliche, auch komische Studien, die weit über das konkret Gesagte hinausweisen. Mit seiner Kraft beim Zuschauer bittere Gedanken zum eigenen Leben hervorzurufen, ist dieser Abend ein großer. Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung, 22. Juni 2009 Philipp Löhle, Daniel Mezger, Volker Schmidt, Ali Taylor 2008 Paul Brodowsky, Anne Habermehl, Nicole Kanter, 31 GEGEN DEN FORTSCHRITT mit Marcus Calvin, Ulrike Arnold (Bayerisches Staatsschauspiel München) Foto Thomas Dashuber „CONTRA EL PROGRES – GEGEN DEN FORTSCHRITT“ VON ESTEVE SOLER Esteve Soler war mit „Contra el progrés – Gegen den Fortschritt“ Teilnehmer des Stückemarktes 2008. UA am 05.02.2009, Sala Beckett i Obrador Barcelona DEA am 20.05.2009, Bayerisches Staatsschauspiel München SE am 07.05.2010, Theater Biel Solothurn Mensch ohne Zukunft Jan Philipp Gloger inszeniert Esteve Solers „Gegen den Fortschritt“ (…) Die Menschen in den sieben unabhängig voneinander zu sehenden Szenen haben mit plötzlichen Irritationen zu tun. (…) Der Tod, die Religion, das Unbewusste – alle Störfaktoren stellen in dieser Parabel die Fähigkeit des Menschen in Frage, Veränderungen gewachsen zu sein. Macht ist wichtiger als Schöpfung und Ethik. Fortschritt im Sinne sozialer Weiterentwicklung bedeutet hier Stillstand. Jan Philipp Gloger inszeniert die Deutsche Erstaufführung im Marstalltheater und bringt Solers Intention auf den Punkt. „Es geht um Unvollkommenheiten des Menschen und wie er damit umgeht.“ Sehr realistisch zeichnet Soler seine Figuren, so überzeugend, dass der Betrachter sich selbst zu sehen glaubt. „Das ist die große Stärke dieses Stücks“, sagt Gloger. Genauso wie die feine Balance zwischen absurden Brüchen und der Wirklichkeit. Das passende Stück für Jan Philipp Gloger: Denn seine Inszenierungen hinterfragen immer den Zusammenhang zwischen der eigenen Individualität und dem Fremden in einem selbst. (…) Nicole Graner, Süddeutsche Zeitung Extra, 14. Mai 2009 Der Sündenfall Mensch (…) Wie ein Wissenschaftler untersucht [Esteve Soler] wie unter einem Mikroskop, was der Mensch sich und der Welt bereit ist anzutun. Das mag moralinsauer klingen, ist es aber nicht. Weil Soler (…) trotz seiner Skepsis, seinem Frust ob der menschlichen Unzulänglichkeit nie das Komische des Lebens vergisst. Ein gutes, kluges Stück also, das Jan Philipp Gloger ebenso inszeniert hat. (…) Michael Schleicher, Münchner Merkur, 22. Mai 2009 Andreas Liebmann, Sergej Medwedew, José Manuel Mora, Laura Naumann, Esteve Soler, Klaas Tindemans, 32 MEIN BRUDER TOM mit Katja Bramm, Veronika Avraham (Landestheater Tübingen) Foto Patrick Pfeiffer „MEIN BRUDER TOM“ VON BETTINA ERASMY Bettina Erasmy war mit „Mein Bruder Tom“ in den Dramatikerworkshop 2007 eingeladen. UA am 05.12.2008, Landestheater Tübingen Totgemacht Theater II: In „Mein Bruder Tom“ umkreist Bettina Erasmy den Krieg (…) „Mein Bruder Tom“ zeigt Protagonisten des Krieges: Fanatiker, Gewinnler, Reporter, Vertriebene. Bettina Erasmy, von Haus aus Dramaturgin, war 2007 mit „Mein Bruder Tom“ beim Stückemarkt des Berliner Theatertreffens nominiert, nun wurde der Text am Landestheater Tübingen uraufgeführt. Ob TV-Studio, Niemandsland oder Krisengebiet, Erasmy spitzt die Szenen zu und stößt ihre Figuren in existentielle Konflikte. Tom, der Soldat, kommt aus dem ultimativen Gefecht, Lif, Helfer im Kriegsgebiet, entnimmt den Toten Organe „zum Nutzen aller“. Regisseur Thomas Krupa verortet diese Extremsituationen im offenen, nackten Bühnenraum. Wie in einem Labor werden die Regieanweisungen gelesen und die Szenen abstrakt durchgearbeitet, während Projektionen die Realität hereinholen: Landschaften, Nachtsichtauf- nahmen. Erasmy richtet den Fokus auf innere Konflikte, Krupa hält Distanz. (…) Adrienne Braun, Süddeutsche Zeitung, 9. Dezember 2008 LAURA NAUMANN Laura Naumann war mit „meerrauschenhören“ in den Dramatikerworkshop 2008 eingeladen. Sehnsucht nach dem Meer Die Jungdramatikerin Laura Naumann In der Schule hat sie sich vor allem gelangweilt. Währen des Unterrichts schrieb Laura Naumann heimlich Prosatexte und Theaterstücke. 2008 wurde sie mit ihrem Drama „meerrauschenhören“ zum Berliner Stückemarkt eingeladen und erhielt im gleichen Jahr das Förderstipendium des Vereins „Interplay Europe“. Und das mit gerade einmal 19 Jahren. (…) Ultramarinblaue Kacheln, eine rote Glühlampe hängt von der Decke, knallgelbe Briefkästen – überraschend bunt wirkt der Eingangsbereich des Hauses, in dem die 1989 geborene Laura Naumann ein WG-Zimmer hat. Sabine Wen-Ching Wang 2009 Markus Bauer, Nina Büttner, Davide Carnevali, Oliver Kluck, Ursula Knoll, Stephan Lack, 33 Laura Naumann Foto privat Überraschend bunt für die Stadt Hildesheim, die den Neuankömmling mit ihren Bausünden in tristen Farben geradezu ohrfeigt. Laura Naumann erinnert sich, wie sie im Herbst 2008 nach Hildesheim kam: „Das war total schlimm. Oh Gott! Ich dachte, dass ich das nicht richtig überleben kann.“ (…) Mittlerweile hat sich die Jungdramatikerin aber eingelebt. In Leipzig wurde sie geboren, wuchs in einem Dorf bei Chemnitz auf, machte Abitur in Dresden und dort ein Freiwilliges Soziales Jahr am Theater Junge Generation (…). In fast allen ihren Texten, besonders aber im Stück „meerrauschenhören“, wird sehnsüchtig das Meer erwähnt. (…) Seit 2006 hat Laura Naumann Preise und Stipendien für ihre Theaterarbeit erhalten. „meerrauschenhören“ schrieb sie noch in der Schule. Ein Stück, in dem Jugendliche demonstrieren. Da sie aber nicht wissen, wogegen oder wofür, sammeln sie erst einmal Ideen. (…) Tobias Wenzel, Deutschlandradio Kultur, 1. April 2009 PHILIPP LÖHLE Philipp Löhle war mit „Gennant Gospodin“ in den Dramatikerworkshop 2007 eingeladen. Hier erhielt er den Werkauftrag des tt Stückemarktes, gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung. Es entstand das Stück „Die Kaperer…“. Heute ist er Hausautor am Maxim Gorki Theater Berlin und einer der meist gespielten Stückemarkt-Autoren. Das Geheimnis des Erfolgs Philipp Löhle weiß immer noch nicht genau, warum seine Stücke gespielt werden. Aber das ist auch gar nicht nötig. (…) Franz Wille: Philipp Löhle, zuletzt haben wir vor gut einem Jahr gesprochen. Seitdem haben Sie eine rasante Jungdramatiker-Karriere gemacht. Zwei große Stücke – „Lilly Link“ und „Die Kaperer“ – sind uraufgeführt worden, es gibt auch schon Nachspiele an wichtigen Bühnen wie dem Münchner Volkstheater, außerdem nennenswerte Preise, eine Nominierung zu den Mülheimer Stücken, Sie sind Hausautor am Maxim Gorki Theater geworden und waren eingeladen am Londoner New-Writing-Tempel Royal Court. Philipp Löhle ist in kürzester Zeit zum Erfolgsmodell geworden, eine angenehme Abwechslung angesichts der notorischen Klagegesänge zur Situation neuer Dramatik. Wie ist das passiert? Philipp Löhle Foto privat kann es auch nicht planen. Ich habe einfach nach „Genannt Gospodin“ in Bochum in relativ kurzer Zeit mehrere Stücke geschrieben, für die sich mehrere Theater interessiert haben. „Die Kaperer“ in Wien waren der Folgeauftrag des Berliner Stückemarkts, „Die Unsicherheit der Sachlage“ in Bochum ist der Folgeauftrag des BDI-Preises. Das hält einen natürlich im Gespräch. Wille: Die Masse machts? Löhle: Oder die Arbeit machts. Ich habe viele Aufträge angenommen, bis April 2008 war ich ja noch Regieassistent in Baden-Baden, solange war Schreiben eher mein Hobby. Das habe ich dann zum Beruf gemacht, da kann ich dann nicht nur einen Auftrag annehmen, sondern auch zwei oder drei. (…) Wille: Keine Angst vorm Writer’s Block? Löhle: Nö, irgendetwas wird mir schon einfallen. (…) Das Gegenteil wäre, ohne konkreten Auftrag im stillen Kämmerlein zu schreiben, das heißt aber auch, ohne zu wissen, ob das jemals aufgeführt wird. So weiß ich: Cool, was ich mir jetzt ausdenke, kommt dann bald auf die Bühne. (…) Natürlich hat der Uraufführungshype der Theater auch seine Nachteile. Wenn man Anfragen bekommt nach dem Motto: Wir haben da noch eine kleine Position in der Spielzeit frei, haben Sie nicht noch irgendetwas Älteres, das man uraufführen könnte? Wir nehmen alles! Wille: Wofür interessieren sich die Theater? Die Stoffe von Philipp Löhle, den Namen, die Sprache? Löhle: Darüber denke ich nicht nach. Vielleicht meinen sie ja, der schreibt ganz lustig und ist auch angeblich noch ein bisschen politisch. Da bekommt man einen netten Abend mit etwas Kultur dabei. Keine Ahnung. Hauptsache, sie interessieren sich für meine Texte. (…) Franz Wille, Theater heute, Mai 2009 Philipp Löhle: Keine Ahnung, das war so nicht geplant, und man Pierre Notte, Sofi Oksanen, Charlotte Roos, Nis-Momme Stockmann ERFOLGSBILANZ SEIT 2003 [Ur]aufführungen der Stückemarkt-Autoren Arna Aley 4½ MÄNNER UND ICH [tt07] UA am 15.12.2007, Berliner Ensemble Carles Batlle VERSUCHUNG [tt04] DSE am 12.12.2004, Burgtheater Wien DE am 3.12.2005, Landestheater Tübingen Stückabdruck in Theater der Zeit 6 / 2004 Kai-Ivo Baulitz TRANSPORTER [tt07] UA am 15.02.2008, schauspielfrankfurt Almut Baumgarten TANK [tt07] UA am 12.12.2008, Pfalztheater Kaiserslautern John Birke PAS DE DEUX [tt04] UA am 7.12.2004, Wiener Burgtheater Werkstattinszenierung an den Münchner Kammerspielen, Premiere am 14.01.2005 weitere Inszenierungen: Schauspiel Köln, Premiere am 19.06.2005 Theater Konstanz, Premiere am 16.12.2005 Dorothee Brix ZUHAUSE [tt04] UA am 25.03.2007, Wiener Burgtheater Nuran David Calis CAFÉ EUROPA [tt05] UA am 16.09.2006, Schauspiel Essen Bettina Erasmy MEIN BRUDER TOM [tt07] UA am 05.12.2008, Landestheater Tübingen Maja Das Gupta ZAPPEN [tt03] UA 2008, Zimmertheater Tübingen Thomas Freyer AMOKLAUF MEIN KINDERSPIEL [tt05] UA am 28.05.2006, Deutsches Nationaltheater Weimar in Koproduktion mit dem Theater an der Parkaue Berlin, Berlin-Premiere am 20.09.2006 weitere Inszenierungen: Theater Augsburg, Premiere am 27.09.2007, Theaterhaus Jena, Premiere am 28.02.2008 Thalia Theater Hamburg, Premiere am 07.04.2008 Theater Vorpommern, Premiere am 20.09.2008 SE am 12.02.2009, Theater St. Gallen Stückabdruck in Theater der Zeit 12 / 2006 Anne Habermehl LETZTES TERRITORIUM [tt08] UA am 18.11.2008, Thalia Theater Hamburg weiter Inszenierung am Stadttheater Konstanz, Premiere am 03.03.2010 Anne Habermehl DADDY [tt08] (Werkauftrag des tt Stückemarktes 2008) UA am 20.06.2009, Bayerisches Staatsschauspiel München 34 35 Anja Hilling STERNE [tt03] UA am 28.01.2006, Bühnen der Stadt Bielefeld weitere Inszenierung am Theater Osnabrück im Rahmen des Festivals Spieltriebe 2, Premiere am 14.09.2007 Paul Jenkins NATURAL SELECTION [tt06] UA am 09.12.2006, Bayerisches Staatsschauspiel München Juliane Kann BLUTIGES HEIMAT [tt05] UA am 06.04.2006, Maxim Gorki Theater Berlin Maria Kilpi HARMIN PAIKKA – PLUS NULL KOMMA FÜNF WINDSTILL [tt07] UA am 20.12.2007, Maxim Gorki Theater Berlin Österreichische EA am 10.02.2008, Burgtheater Wien Ursendung der Hörspielfassung: Deutschlandradio Kultur am 14.5.2008, 21:33 Uhr, weitere Sendung am 24.12.2008 Schweizer Radio DRS 2 Oliver Kluck DAS PRINZIP MEESE [tt09] UA am 6.02.2010, Maxim Gorki Theater Berlin Dirk Laucke ALTER FORD ESCORT DUNKELBLAU [tt06] UA am 27.01.2007, Theater Osnabrück Weitere Inszenierung am Thalia Theater Hamburg, Premiere am 13.01.2008 Stückabdruck in Theater heute 05 / 2007 Andreas Liebmann EXPLODIERT [tt08] UA am 25.01.2009, Wiener Burgtheater David Lindemann KOALA LUMPUR [tt03] UA am 19.12.2003, Schauspielhaus Bochum Stückabdruck in Theater heute 7 / 2003 Philipp Löhle GENANNT GOSPODIN [tt07] UA am 21.10.2007, Schauspielhaus Bochum weitere Inszenierungen: Bayerisches Staatsschauspiel München, Premiere am 06.11.2007 theater fact, Leipzig, Premiere am 28.03.2008 Staatstheater Braunschweig, Premiere am 28.11.2008 Ulmer Theater, Premiere am 06.02.2009 Staatstheater Darmstadt, Premiere am 10.01.2009 SE am 22.01.2009, Theater Biel Solothurn Theater Magdeburg, Premiere am 12.12.2009 Staatstheater Kassel, Premiere am 30.04.2010 Insgesamt gibt es bis jetzt 13 Nachspiele von „Genannt Gospodin“. Stückabdruck Theater heute 1/2008 Philipp Löhle DIE KAPERER [tt07] [Werkauftrag des tt Stückemarktes 2007] UA am 20.03.2008, Schauspielhaus Wien DE am 18.09.2008 Staatstheater Mainz weitere Inszenierung am Theater Augsburg, Premiere am 27.01.2009 Thomas Melle LICHT FREI HAUS [tt06] UA am 24.06.2007, Badisches Staatstheater Karlsruhe Nina Mitrović DAS BETT IST ZU KURZ ODER NUR FRAGMENTE [tt05] Werkstattinszenierung am 18.03.2006, Burgtheater Wien José Manuel Mora MI ALMA EN OTRA PARTE – MEINE SEELE ANDERSWO [tt08] UA am 04.09.2009, Theater Osnabrück im Rahmen des Festivals Spieltriebe 3 Jean-Marie Piemme UM DIE WURST [tt03] DE am 28.11.2004, Badisches Staatstheater Karlsruhe weitere Inszenierung am TheaterHalle 7 / Inkunst e.V. München, Premiere am 1.7.2006 Tomo Mirko Pavlović DER ALTE TÄNZER UND ICH HABEN LIEBE GEMACHT [tt06] UA am 28.11.2007, Staatstheater Darmstadt weitere Inszenierung am Stadttheater Gießen, Premiere am 19.04.2008 Oliver Schmaering SEEFAHRERSTÜCK [tt05] UA am 17.09.2005, Neues Theater Halle, beim Theatertreffen 2006 in der Jury-Diskussion Volker Schmidt DIE MOUNTAINBIKER [tt07] UA am 24.11.2007, Theater Heidelberg Johannes Schrettle DEIN PROJEKT LIEBT DICH [tt05] UA am 24.09.2006, Schauspiel Graz Esteve Soler CONTRA EL PROGRÉS – GEGEN DER FORTSCHRITT [tt08] UA am 05.02.2009, Sala Beckett i Obrador Barcelona DEA am 20.05.2009, Bayerisches Staatsschauspiel München SE am 07.05.2010, Theater Biel Solothurn Johannes Schrettle DEIN PROJEKT LIEBT DICH [tt05] UA am 24.09.2006, Schauspiel Graz Nis-Momme Stockmann DER MANN DER DIE WELT ASS [tt09] UA 2009 /10, Theater Heidelberg Weitere Inszenierung am Theater Magdeburg und am Theater Basel Nis-Momme Stockmann KEIN SCHIFF WIRD KOMMEN (ARBEITSTITEL) [tt09] (Werkauftrag des tt Stückemarktes 2009) UA am 19.02.2010, Schauspiel Stuttgart Ali Taylor COTTON WOOL – WATTE [tt06] UA am 18.01.2008, Staatsschauspiel Dresden Klaas Tindemans BULGER [tt08] UA am 17.12.2008, Maxim Gorki Theater Berlin Stückemarkt-Team: Friederike Jäcksch, Julia Straßer und Yvonne Büdenhölzer THEATERTREFFEN 01. BIS 18 . MAI 2009 Veranstalter Berliner Festspiele Ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH Intendant Prof. Dr. Joachim Sartorius Leiterin Theatertreffen Iris Laufenberg Leiterin Stückemarkt Yvonne Büdenhölzer [email protected] Assistenz Friederike Jäcksch Ausstattung Karoline Bierner, Manuela Pirozzi Praktikanten Paula Krämer, Julia Straßer Stückemarkt-Dokumentation Herausgeber Berliner Festspiele Redaktion Yvonne Büdenhölzer, Friederike Jäcksch, Giselind Rinn Gestaltung und Bildbearbeitung Kordula Rüter Gestaltung Umschlag Gute Gestaltung Fotos Jason Kasab-Bachi [soweit nichts anderes angegeben] Foto Umschlag Sandra Hüller, Robert Beyer [vorne] und Astrid Meyerfeldt, Lesung „Das Prinzip Meese“, Foto Jan Zappner Der Stückemarkt wird gefördert durch die In Kooperation mit Berliner Festspiele, Schaperstraße 24, 10719 Berlin Tel. +49 (0)30 254 89-0, [email protected] www.berlinerfestspiele.de Das Theatertreffen wird gefördert durch die BOTSCHAFT VON FINNLAND BERLIN www.stueckemarkt.de