Ungewöhnliche Kreationen bilden die Kernkompetenz von CORUM
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Ungewöhnliche Kreationen bilden die Kernkompetenz von CORUM
CORUM | Die Meilensteine STABWERK & CO. Ungewöhnliche Kreationen bilden die Kernkompetenz von CORUM. Manche von ihnen, wie die Golden Bridge mit Stabwerk oder die Segleruhr Admiral’s Cup, sind seit Jahrzehnten gleichbleibend begehrt. TEXT: GISBERT L. BRUNNER 92 | Chronos 03.2013 WWW.WATCHTIME.NET CORUM | Die Meilensteine 1976 1966 ROLLS-ROYCE ROMULUS 1958 CHAPEAU CHINOIS Mit Corum glaubte René Bannwart 1956 einen bislang ungekannten Fantasienamen für seine neue Uhrenmarke gefunden zu haben. Doch er musste sich eines Besseren belehren lassen, und zwar von einem Geistlichen namens Philip Corum. Die Zukunft des Newcomers am Uhrenmarkt beeinträchtigte das jedoch nicht. Bereits die erste Kollektion, mit der Corum auf der Basler Uhrenmesse vertreten war, zeigte einen hohen Anspruch hinsichtlich Design und Originalität der Armbanduhren. René Bannwart und sein Kompagnon Gaston Ries wollten sich gestalterisch vom Üblichen abheben. Dem trug auch das bereits 1956 kreierte und 1958 vorgestellte Modell Chapeau Chinois Rechnung. Die breite, zur Gehäusemitte hin aufsteigende Lünette erinnerte an den bekannten Chinesenhut. Als Uhrwerk fand das 6¾-linige Handaufzugskaliber 2410 von der Eta Verwendung. Die ungewöhnliche Schale bestand aus 18-karätigem Gold. 94 | Chronos 03.2013 Bei der Romulus, die zu einem echten Klassiker der Corum-Kollektion werden sollte, verbannte René Bannwart die Stundenmarkierungen vom Zifferblatt und verlegte sie auf die Lünette. Aber bei der Umsetzung zeichneten sich Probleme ab: Aufgedruckte Ziffern würden relativ schnell abgerieben sein. Der Ausweg bestand darin, die Stundenzahlen in die Lünette zu gravieren. Anschließend wurden sie der besseren Ablesbarkeit wegen mit Email ausgelegt. Im ersten Modell aus dem Jahr 1966 tickte das Handaufzugskaliber Peseux 7000. Als die Quarztechnik in den 1970er Jahren um sich griff, lancierte Corum die abgebildete Version mit flacherem und vor allem wasserdichtem Gehäuse. Die römischen Stundenzahlen wurden nun glanzgraviert und nicht mehr emailliert. WWW.WATCHTIME.NET 1968 MÜNZUHR Die ersten zwölf Exemplare der 1968 in Basel vorgestellten Münzuhr verkauften sich im Handumdrehen. Der Grund: Sie war rundum kostbar, zeitlos und damit wertbeständig. Die Verwendung einer historischen Goldmünze als schützende Hülle für ein mechanisches Uhrwerk gestaltete sich freilich weitaus schwieriger als gedacht. Erst nach vielen Versuchen gelang es den Gehäusemachern, ein 20-DollarStück – den sogenannten Doppeladler – so zu teilen und auszuhöhlen, dass das flache Piguet-Kaliber 9000 hineinpasste. Der Verkauf dieser Armbanduhr jenseits des großen Teichs, wo sie später sogar ans Präsidenten-Handgelenk fand, wäre seinerzeit fast an gründlichen Zollbeamten gescheitert. Tatsächlich existierte in den USA ein Gesetz, das die Veränderung amerikanischer Münzen auf amerikanischem Territorium untersagte. Hiervon war Corum jedoch nicht betroffen, da die Umarbeitungen in der Schweiz stattgefunden hatten. Der berühmte Rolls-Royce-Kühlergrill faszinierte einen Gehäusefabrikanten derart, dass er sich an Corum wandte. Gemeinsam machte man sich an eine Miniaturisierung samt der legendären Figur „Spirit of Ecstasy“. Der Autobauer zeigte sich skeptisch, als Corum 1975 die Bitte äußerte, eine Lizenz zur Verwendung der Kühlerform, des Maskottchens und des Namens zu erhalten. Also reiste eine Firmendelegation nach La Chaux-de-Fonds, um die dortigen Uhrenateliers zu besichtigen. Die hohen Standards überzeugten, einer Genehmigung stand nichts mehr im Wege. Trotzdem vollzogen sich auch die weiteren Arbeiten am neuen Modell Rolls-Royce in enger Abstimmung mit dem britischen Lizenzgeber. Im Juni 1976 konnte Corum die erste Armbanduhr dieses Typs in den Geschäftsräumen des Londoner Juweliers Garrard einem auto- und uhrenbegeisterten Publikum präsentieren. Ausgestattet war sie, wie schon die Münzuhr, mit dem Piguet-Kaliber 9000. 03.2013 Chronos | 95 CORUM 1992 | Die Meilensteine ADMIRAL’S CUP MARÉES 1983 ADMIRAL’S CUP 1980 GOLDEN BRIDGE Eines Tages im Jahr 1977 sprach der junge Uhrmacher Vincent Calabrese auf Empfehlung von André Curtit, dem Direktor des Internationalen Uhrenmuseums in La Chaux-de-Fonds, bei Corum vor. Im Gepäck hatte er ein – noch unausgereiftes – Uhrwerk, dessen Rädersatz in einer Linie angeordnet war. Corum zeigte sich begeistert und erwarb die Idee. Damit begann die eigentliche Arbeit, denn die Verwendung des Konstrukts in einer Armbanduhr erforderte faktisch eine Neukonstruktion. Diese delikate und aufwendige Arbeit oblag dem technischen Direktor Serge Steudler. Er musste den Prototypen verkleinern sowie Aufzug und Zeigerstellung für einwandfreie Funktion bei täglichem Tragen umgestalten. 1979 war das 30 Millimeter lange Stabwerk mit drei übereinanderliegenden goldenen Brücken zur Serienreife gediehen. Corum hatte zur Fertigung im eigenen Haus spezifische Maschinen entwickelt. Die Herstellung erforderte 85 Arbeitsgänge. Schon deshalb konnte die Marke jährlich nicht mehr als 200 Exemplare auflegen. Aus der einzigartigen Bauweise resultierte schließlich auch der Name: Golden Bridge. 96 | Chronos 03.2013 Das Leadermodell von Corum ist zweifellos die Admiral’s Cup. Sie kann auf gleich zwei Vorläufer zurückblicken: Namenspate ist eine quadratische und trotzdem wasserdichte Edelstahlarmbanduhr aus den 1960er Jahren, die den Namen der berühmten Regatta erhielt. Der formale Pate mit zwölfeckiger, facettierter Lünette und flachem Automatikwerk gelangte im Juni 1978 unter dem Namen Lion Heart auf den Markt. Die Synthese mit engen Bezügen zum Wasser- und ganz besonders zum Segelsport glänzte durch ein spezifisches, natürlich für Corum geschütztes Zifferblattdesign. Die Verwendung nautischer Flaggen anstelle der üblichen Stundenmarkierungen verschafften dieser sportlichen Armbanduhr neben dem unverwechselbaren Charakter auch einen hohen Wiedererkennungswert. Die ausgefallene Zifferblatt-Idee stammte von Amedeo Meda Folz, dem italienischen Corum-Agenten. WWW.WATCHTIME.NET 1987 LES SPÉCIALES – MÉTÉORITE Nur wenige Meteore erreichen als Meteoriten die Erdoberfläche. Gehören sie dann auch noch zur Gattung der besonders seltenen Holosiderite, also der metallischen Meteoriten, dann sind sie besonders wertvoll. Geschnitten in feine Zifferblattscheiben, offenbaren speziell die Eisenmeteoriten ihre außerirdische Besonderheit: Keine Oberfläche gleicht der anderen. Die Exklusivität jedes Exemplars der Les Spéciales – Météorite unterstrich die Gravur der Koordinaten des Fundorts im Gehäuseboden. Der spontane Erfolg gab Corum Recht: Aus geplanten 200 Premieren-Armbanduhren wurden schließlich 500. Neun Jahre nach der ersten Admiral’s Cup erschien eine beachtliche Weiterentwicklung mit dem Beinamen „Marées“. Diese Armbanduhr wandte sich an Segler und andere Sportler, die jederzeit über den Gezeitenwechsel Bescheid wissen wollten. Dieser erfolgt zweimal täglich. Dabei steigt das Wasser im Mittel alle zwölf Stunden und 25 Minuten. Für die davon betroffenen Regionen lieferte die Admiral’s Cup Marées Schlüsselinformationen wie Mondphase, Zeiten von Ebbe und Flut sowie Strömungsstärke. Die drei Einzelmechanismen, die sich zu der unter dem Zifferblatt montierten Gezeitenkadratur vereinten, waren das Resultat rund dreijähriger Entwicklungsarbeit von 1988 bis 1991. Diese erfolgte durch eine Kooperation zwischen dem Observatorium Genf und dem hydrographischen und ozeanographischen Dienst der französischen Marine (SHOM) im westfranzösischen Brest. Letzterer prüfte und bestätigte auch die Genauigkeit des in seiner Art einmaligen, von Dubois Dépraz im Vallée de Joux gefertigten und vom Automatikkaliber Eta 2892 angetriebenen Moduls. 03.2013 Chronos | 97 CORUM | Die Meilensteine SCHATZKISTE » DER 2009 KLASSIKER « 1997 Die Golden Bridge mit dem von Vincent Calabrese kreierten Stabwerk gehört zweifellos zu den Ikonen der Uhrmacherkunst, aber langgestreckte Goldgehäuse sind sicher nicht jedermanns Sache. Deshalb präsentierte Corum 2009 eine neue, sportlich-markante Version des Brückenkonzepts mit Namen Ti-Bridge. Die beiden Buchstaben wiesen dabei auf den für die Platine sowie die Brücken verwendeten Werkstoff Titan hin. Während das Werk der klassischen Golden Bridge zuletzt bei der ParmigianiSchwester Atokalpa gefertigt worden war, beschreitet Corum beim Kaliber CO007 neue Wege: Wie die komplette Entwicklung erfolgt auch die Montage im eigenen Haus, und die Werkteile stammen von Nivarox-FAR sowie der Firma Cronode aus Le Locle. Titan verleiht dem Uhrwerk neben seiner berühmten Leichtigkeit eine ganz eigene Ausstrahlung. Die Zugfeder speichert Energie für 72 Stunden, und die Unruh vollzieht zusammen mit ihrer Flachspirale 28 800 Halbschwingungen pro Stunde. TABOGAN An Fantasie mangelte es Corum bei der Kreation neuer Armbanduhren nie. Das Motto „Nichts ist unmöglich“ trifft auch auf ein Modell zu, das im Jahr 1997 seine Premiere feierte. Bereits der Name Tabogan, der eine Art von Transportschlitten bezeichnet, signalisierte Andersartigkeit. Auf den ersten Blick nahm sich die streng rechteckige Schale mit einer Größe von 24 mal 40 Millimetern aus wie eine Evolution ähnlicher Zeitmesser aus den späten 1930er Jahren. Dank einer Wölbung passte sie sich den Rundungen des Handgelenks perfekt an. Ein Handgriff genügte, um die Armband- zu einer kleinen Tischuhr umzufunktionieren. In der Erst-Edition tickte das Handaufzugskaliber 8.10 von Frédéric Piguet. Die später vorgestellte Version „Carillon“ verfügte über einen Handaufzugswecker. ©Yacht/B. Scheurer TI-BRIDGE JETZT AM KIOSK! 2000 iPad App fürs Auch als -Store! es un iT im BUBBLE WEITERE THEMEN AUS YACHT classic 2/13: Anfang 2000 übernahm Severin Wunderman Corum und konnte den Umsatz mit neuen, sehr modisch orientierten Produkten innerhalb kurzer Zeit verdoppeln. Allerdings polarisierten die neuen Kreationen gewaltig. Vor allem die tradierte Kundschaft konnte und wollte sich nicht in jedem Fall mit den sehr verjüngten Produkten abfinden. Zu den spektakulären Newcomern mit opulenten Formen gehörte die Linie Bubble, die Frauen und Männer gleichermaßen ansprechen sollte. Die voluminösen Armbanduhren mit elf Millimeter dickem, hoch gewölbtem und der besseren Ablesbarkeit wegen beidseitig entspiegeltem Saphirglas verstrahlten eine ungewohnte Opulenz. 45 Millimeter Gehäusedurchmesser und eine Wasserdichtheit bis 20 Bar hatten es in sich. Das galt auch für die manchmal sehr ausgefallenen Zifferblattdesigns, zum Beispiel mit Schweizer Kreuz, Totenkopf oder Jolly Joker. 98 | Chronos 03.2013 WWW.WATCHTIME.NET FOTOESSAY ELBE KLASSIK – Mit alten Booten von Hamburg elbabwärts und in die Nebenarme „GERMANIA VI“ – das seinerzeit modernste Regattaschiff wird 50 Die Yacht der Essener Krupp-Stiftung PFLICHTLEKTÜRE FÜR SEGLER – Die wichtigsten Bücher aller Zeiten über Konstruktion und Bau von Booten HÖKER AUS PASSION – Wie Toplicht zum weltweit gefragten Ausrüster für klassische Yachten wurde MAGIER DER MASTEN – Werftbesuch bei Brasker in Holland Jetzt direkt bestellen: 0521-55 99 11 [email protected] CORUM | Die Meilensteine IMPRESSUM: 2013 2011 GOLDEN BRIDGE AUTOMATIC Wenn sich ein formal außergewöhnliches Uhrwerk 30 Jahre lang am Markt bewährt hat, ist es völlig legitim, eine neue Evolutionsstufe ins Auge zu fassen. Das geschah bei Corum im Hinblick auf die 1980 lancierte Golden Bridge mit manuellem Aufzug. Nach insgesamt vierjähriger Entwicklungsarbeit und Erprobung debütierte 2011 die schon länger erwartete Automatikversion dieses Klassikers. Ein Rotor über dem filigranen Stab war CEO Antonio Calce jedoch zu wenig, denn der hätte die Optik mächtig gestört. Ergo beschäftigten sich die Techniker mit einer linear beweglichen Schwungmasse. Der vier Gramm wiegende Platinkörper spannt die Zugfeder effizient in beiden Richtungen. Eine Stunde Bewegung bewirkt drei Stunden Gangautonomie. Für den Vollaufzug braucht es gut 13 Stunden. Die Unruhfrequenz des Kalibers CO313 liegt bei vier Hertz. Das Werk setzt sich aus 194 Komponenten zusammen. Die Platine und die Brücken bestehen aus massivem, farblich auf das Gehäusematerial abgestimmtem Gold. Die Edition ist grundsätzlich unlimitiert, aber 2011 fertigte Corum aus Kapazitätsgründen nur 170 Uhren in Rot- und 70 Exemplare in Weißgold. TI-BRIDGE AUTOMATIC DUAL WINDER Als neuestes Mitglied der Bridge-Kollektion präsentiert sich die Ti-Bridge Automatic Dual Winder. Wie der Modellname erkennen lässt, wird das Manufakturkaliber CO207 gleich doppelt aufgezogen, und zwar von kooperierenden Mikrorotoren. Ähnlich den Rädern alter Dampflokomotiven sind die kleinen, kugelgelagerten Schwungmassen durch eine Art Schubstange miteinander verbunden. Auf diese Weise bewegen sie sich stets im Gleichklang. Hinter den beiden Stahlscheiben, die durch den Sichtboden zu erkennen sind, befinden sich Halbzylinder, gefertigt aus dem Schwermetall Wolfram. Nach Vollaufzug stehen 72 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Das Formgehäuse misst großzügige 52 mal 42 Millimeter. Hier geht’s zum Chronos-Test der Corum Admiral’s Cup Legend 42 Annual Calendar von 2012: www.watchtime.net/tests/ corum-admirals-cup-im-test Teilnehmer an Deutschlands feinstem Uhrendinner Interessiert? Anmeldung unter watchtime.net/ibg 100 | Chronos 03.2013 inside BASEL GENF 2013 Hinter den Kulissen von SIHH und Baselworld WWW.WATCHTIME.NET Chefredakteur/Publisher: Rüdiger Bucher Fachmagazin Chronos Ebner Verlag GmbH & Co KG, Postfach 3060, 89020 Ulm Tel.: + 49 (0) 731 / 15 20 - 139, Fax + 49 (0) 731 / 15 20 - 171 E-Mail: [email protected] Internet: www.watchtime.net Verlag: Ebner Verlag GmbH & Co. KG, Karlstraße 3, 89073 Ulm, Sitz und Amtsgericht Ulm HRA 1900. PHG: Ebner Verlagsverwaltung GmbH, Sitz und Amtsgericht Ulm HRB 576, Geschäftsführer: Gerrit Klein, Martin Metzger (Stellvertreter), Florian Ebner USt.IdNr. gem. § 27 a USt.-Gesetz: DE147041097 Internet: www.ebnerverlag.de Copyright: Sämtliche Texte und Bilder unterliegen dem Schutz des Urhebers und dürfen ohne schriftliche Genehmigung der Ebner Verlag GmbH und Co. KG nicht kopiert und verwendet werden. Stand: September 2014 Abo-Service Chronos Tel. +49 (0) 22 25 / 70 85 - 533 Fax +49 (0) 22 25 / 70 85 - 550 E-Mail: [email protected] Datum, Uhrzeit: 08.06.2016, 08:15:37 IP-Adresse: 0.0.0.0