Mare-Rezept: Essensmoden
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Mare-Rezept: Essensmoden
Mare Rezepte: Aus Captain Cooks Kombüse von Hans-Helge Ott Essens-Moden Heute gibt es ein Rezept, das beinahe jedem gefällt: Kaschmir-Pullover! – Ich hoffe, Sie sind jetzt ein bisschen gespannt! Es ist doch so: Essen ist Moden unterworfen. Alles hat Moden, nicht nur Kleidung! Es gibt Mode-Hunde, Mode-Gesinnungen, Mode-Religionen ... Und eben auch Essens-Moden. Alte Rezepte lesen ist wie alte Fotos ansehen. Allein diese Klamotten! Zum Piepen! Und was für komische Sachen wir gegessen haben! Können Sie sich noch erinnern, wie Mutti damals mit viel Leidenschaft den Käseigel baute? Richtig frivol, mit Weintrauben. Und dann kamen diese stinklangweiligen Nachbarn zu Besuch, und man trank Mosel Kellergeister! Oder Lufthansa-Cocktail! Und für die Herren natürlich Mariahilf oder Asbach, das wärmste Jäckchen ist das Konjäckchen! Haha! Ach ja, und beim Gläserspülen hielt man nachher den Daumen auf dem Etikett, damit es dran blieb; man hätte ja sonst gar nicht gesehen, dass das die „guten“ Gläser waren! Später dann, in den Siebzigern ging man schon mal zum „Jugo“, oder zu den ersten Griechen! „Platte Tierfriedhof“ war angesagt. Cevapcici und Schweinsfilet gegrillt plus Speck gegrillt und dies noch und das noch und ein Schnaps vorweg und ein Schnaps danach und süßer, roter Wein dazu. Für Vati Bier. So war das damals. Super, oder? Wie viel weiter waren wir da in den 90ern. Kleine Duftwolke vom Maishähnchen an einem einzelnen Zwergspargel – natürlich grün, was dachten Sie denn. Das war dann einer von fünf Gängen. Als Aperitif ein fingerhutgroßes Glas reiner Essig, dreißig Jahre alt. Und hinterher? Mit knurrendem Magen zum Griechen. Was sind wir da heute klug geworden! Mutti bastelt nach der Arbeit in der Küche fluchend Sushi, Vati kann in seinem Erziehungsurlaub seinen karibischen Jahrgangsrum verkosten, und mit den Gästen, wahrscheinlich den stinklangweiligen Typen, die irgendwas mit Medien machen, schwadroniert man dann, Caipirinha trinkend, über den Untergang des Abendlands – ausgelöst durch die McDonaldsFiliale in Florenz. Ja, wir haben eine Menge gelernt. Und jetzt wissen wir Bescheid. Jedenfalls bis morgen. Wer weiß, was wir dann futtern. Auf jeden Fall ist das, was heute der letzte Schrei ist, morgen zum Kaputtlachen. Aber jetzt passen Sie mal auf: Nehmen Sie einfach mal sehr, sehr gute Zutaten. Einen ganz frischen Fisch – zum Beispiel. Legen Sie ihn in die Grillpfanne oder garen Sie ihn im Salzmantel im Ofen. Machen Sie ihn so, dass er nicht mehr roh ist – aber auch nicht trocken. Üben Sie das! 10. Oktober 2010 2 Ein frisches Gemüse dazu, das nicht schon achttausend Kilometer im Flugzeug unterwegs war. Nehmen Sie das tollste Brot und die besten Kartoffeln, die sie finden können. Und geben Sie sich Mühe! Beim Einkaufen und bei der Zubereitung! Mit anderen Worten: Achten Sie bei jedem Schritt auf Einfachheit und Qualität. Und dann ist das Ergebnis auf Ihrem Teller so was wie der Kaschmirpullover im Kleiderschrank. Und jetzt schauen Sie sich noch mal die alten Fotos an – über einen Kaschmirpullover, egal, wie alt er ist, gibt es einfach nix zu lachen! Mare Radio hören Sie an jedem ersten Sonntag im Monat von 11.05 – 13 Uhr und als Wiederholung am darauf folgenden Montag von 20.05 – 22 Uhr im Nordwestradio.