Was ist Soziale Sicherung
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Was ist Soziale Sicherung
Voneinander lernen: Soziale Sicherung bei uns und weltweit Dr. Matthias Rompel Leiter Kompetenzfeld Soziale Sicherung Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH 30.05.2011 Seite 1 Was ist Soziale Sicherung: Ansätze & Instrumente Voneinander Lernen: Perspektiven & Erfahrungen Soziale Sicherung in der Intl. Zusammenarbeit: Beispiele 30.05.2011 30.05.2011 Seite 2 Vorbemerkung Das Menschenrecht auf Soziale Sicherung 30.05.2011 Seite 3 Globale Relevanz Dreiviertel aller Menschen weltweit ohne angemessene Absicherung gegen Notlagen aufgrund von individuellen Risiken wie Krankheit, Unfall, Mutterschaft, Alter, Ernteausfall und Tod Fehlen von sozialer Sicherung hat katastrophale finanzielle Folgen: Teufelskreise, die makroökonomische Folgekosten zeitigen und Ausgangsbedingungen für breitenwirksames Wirtschaftswachstum verschlechtern Hohe Ausgaben im Krankheitsfall treiben jedes mehr als 100 Millionen Menschen in Armut, sind somit die häufigste Verarmungsursache überhaupt 80% der älterer Menschen in Entwicklungsländern haben keine Form der Altersicherung . 30.05.2011 Seite 4 Internationaler Konsens Soziale Sicherung als zentrales Instrument für breitenwirksames Wirtschaftswachstum, soziale Kohäsion und strukturelle Armutsbekämpfung G8 / G 20 Gipfel 2007 / 2009: „Open markets need social inclusion. We therefore agreed on … the need to strengthen social security systems in emerging economies and developing countries.“ (Chair‘s Summary by the German chancellor, G8/2007) “G-20 members with sustained, significant external surpluses pledge to strengthen domestic sources of growth. According to national circumstances this could include increasing investment, … improving social safety nets, and lifting constraints on demand growth. (Leaders‘ Statement, Pittsburg Summit, September 2009) „We are close to completing the delivery of $850 billion of additional resources agreed in April, … and $50 billion to support social protection and safety nets, boost trade and safeguard development in low income countries.” (G20 Communiqué, Meeting of Finance Ministers, September 2009) . 30.05.2011 Seite 5 Was ist Soziale Sicherung? Das Zusammenwirken von Instrumenten, die helfen die Folgen des Eintritts von Lebensrisiken (Krankheit, Unfall, Tod, Ernteausfall etc.) für Einzelne und Haushalten zu bewältigen, um so Armutsfolgen zu mindern und die Voraussetzung für breitenwirksames Wirtschaftswachstum zu schaffen. Risikotypen Lebenszyklusrisiken (Alter, Behinderung, Tod eines Angehörigen, Erwerbsunfähigkeit, ggf. vorübergehend etwa Schwangerschaft) Gesundheitsrisiken (Krankheit, Unfall, Epidemien) Ökonomischen Risiken (Erwerbslosigkeit, Preisschocks) Natürliche & Ökologische Risiken (Dürre, Überschwemmung, Sturm, Erdbeben) 30.05.2011 30.05.2011 Seite 6 Strategien Sozialer Sicherung Risiko-Prävention: Wahrscheinlichkeit des Risikoeintritts reduzieren Risiko-Minderung: Folgen des Risiko-Eintritts begrenzen (bspw. Versicherung oder Diversifikation von Einkommen) Risiko-Bewältigung: eingetretene Risko-Folgen auffangen (bspw. Veräußerung von Vermögen oder Verschuldung) 30.05.2011 30.05.2011 Seite 7 Instrumente Sozialer Sicherung Sozialversicherungen (beitrags- und steuerfinanziert) Mikroversicherungen (genossenschaftlich und marktbasiert) Grundsicherung und Sozialtransfers (in-kind & in-cash, bedarfgeprüft oder universell) etc 30.05.2011 30.05.2011 Seite 8 Zusammenspiel von Instrumenten private insurance: social insurance: <5% < 50 % (DC) < 20 % (LDC) rely on social networks & self-help groups formal sector informal sector social transfers: <5% Quelle: Loewe, Soziale Sicherheit von unten 30.05.2011 Seite 9 Funktion Sozialer Sicherheit Schutzfunktion - Soziale Sicherheit schützt Individuen vor den negativen Folgen spezifischer Lebensrisiken Investitionsfunktion - Soziale Sicherheit ermöglicht investive Tätigkeiten und stärkt die Selbsthilfefähigkeit armer Haushalte . 30.05.2011 Seite 10 Funktionen Income Level Social and Economic Lifecycle Risks: - Illness, Invalidity, Unemployment, Old-Age Investive Function Protection of Status through Social Security: Protective & Transformative Function: „Springboard” - Social Health / Long Term Care Insurance - Unemployment Insurance - Invalidity Insurance - Contributory Pension Basic Social Protection Social and Economic Status Quelle: Roesner 30.05.2011 Seite 11 Soziale Sicherung weltweit: Länderkontexte Limited social protection systems Emerging social protection systems (Quasi) Consolidated social protection systems (Afghanistan, Sudan, Haiti Somalia) (Ethiopia, Kenya, Malawi Bangladesh, Cambodia) (India, Egypt, Brazil, Ecuador, South Africa) Variables’ level Ext Ext SNs Ext Nat Ins Nat SNs SNs Ins Nat Ins More advanced Less-advanced Stage of development in national capacities Capacities (financial, admin, institutional, technical) Composition (safety net transfers or insurance) Funding (external or national) 30.05.2011 Seite 12 Herausforderungen Fragmentierung überwinden Ausweitung in den informellen Sektor und Erhöhung der Abdeckungstiefe Effizienz erhöhen und Ausrichtung auf Arme und vulnerable Gruppen Nachhaltige Finanzierung sicherstellen 30.05.2011 30.05.2011 Seite 13 Exkurs: Finanzierbarkeit Soziale Sicherung ist auch in Niedrigeinkommensländern finanzierbar: Die Umsetzung ist eine Frage des politischen Willens Grundsicherungsprogramme relativ kostengünstig zu realisieren: Beitragsfreie Renten in Botswana, Lesotho, Mauritius, Namibia, Südafrika kosten zwischen 0.2 und 2% des GDP (in Namibia für über 65jährige = 0.7% GDP) Sozialtransfers für die 10% Ärmsten der Bevölkerung in Sambia (rund 200 000 HH) kosten rund 0.36% des GDP (bzw. 1,3% des Regierungsbudgets 5,6% ODA) Konditionierte Sozialtransfers in Mexiko, die rund 5 Mio HH (25 Mio Begünstigte) erreichen (zwischen 16 und 180 USD pro HH), kosten nur 0.3% des GDP. 30.05.2011 Seite 14 Soziale Sicherung in Stimulus-Paketen in der FWK 60 50 40 Developing economies average: 24 percent Developed economies average: 27 percent 30 20 10 0 Source: UNICEF, based on Zhang, Thelen & Rao, 2010 30.05.2011 Seite 15 Lernperspektiven Süd-Nord: Verbindung von Sozialtransfers mit Sozialen Diensten & Sozialarbeit (Bsp. Chile) Süd-Süd: Einsatz von Technologie, Targeting-Methoden, (Bsp. Indien) Nord-Süd: Wertebasis, Ordnungspolitischer Rahmen, Demographischer Wandel (Bsp. Deutschland) 30.05.2011 30.05.2011 Seite 16 Prinzipien und Wertebasis Hohe Kompetenzzuschreibung an Deutschland als Land mit dem ältesten Sozialen Sicherungssystem überhaupt Aber: Keine ‘blueprints’, sondern Anpassung an Länderkontext Prinzipien Soziale und Ökologische Marktwirtschaft als ordnungspolitisches Leitbild Systemische Herangehensweise Ziel: umfassendes und inklusives Sozialen Sicherungssystem, das die extrem Armen und Verwundbaren erreicht Wertebasis: Universeller Zugang, Solidarität, Selbsthilfe, Gerechte Finanzierung, Subsidarität . 30.05.2011 Seite 17 Systemberatung: Bsp. Indien i.A. des BMZ: Beratung von Arbeitsministerium, Finanzministerium und Nationalem Komitee zu Sozialer Sicherung in der Umsetzung des Unorganized Workers Social Security Act (2008) Fragen der Übergreifenden Regulierung und des Zusammenspiels verschiedener Sozialer Sicherungsund Sozialprogramme Umsetzung der drei Sozialversicherungszweige Kranken-, Pension-, Arbeitsunfallversicherung Sozialpolitischer Dialog zwischen Indien und Deutschland 05 30.05.2011 May 2011 Seite 18 30.05.2011 Seite 19 Innovative Smart-Card-Technologie 30.05.2011 Seite 20 Systemberatung: Bsp. Indonesien i.A. des BMZ: Koordinierte Beratung von Akteuren: Nationaler Rat für Soziale Sicherung Fachliche und Prozeß-Beratung im Kontext von Law 40/2004 (5 Sozialversicherungszweige) Politikberatung in der Umsetzung einer universellen Abdeckung im Bereich Krankenversicherung bis 2014 Planungsministerium (BAPPENAS) Fachberatung für mittel- und langfristige Planung und Strategiebildung (5-Jahres-Entwicklungspläne) Entwicklung von Mechanismen für die Interministerielle Abstimmung 05 30.05.2011 May 2011 Seite 21 Büro des Vizepräsidenten Beratung für nachhaltige Finanzierung und Ausgestaltung verschiedener Armutsbekämpfungsprogramme Sozialministerium Kapazitätsaufbau und Effizienzsteigerung bei Sozialtransferprogrammen Entwicklung eines M&E-Systems 30.05.2011 30.05.2011 Seite 22 Danke für die Aufmerksamkeit! [email protected] . 30.05.2011 Seite 23