Branchen- Specials - Innovationsforum Quality Engineering
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Branchen- Specials - Innovationsforum Quality Engineering
ww ww. w.q qe e-o -onl n in nl ne.d de Innovationsforum der QUALITY ENGINEERING Qualitätssicherung 4.0 – smarte Messtechnik für Produktion und Messraum Datenbrille Sichtprüfung mit Gedächtnis Software-Qualität Frühe Fehlererkennung schafft Sicherheit Additive Fertigung Herausforderung für die Qualitätskontrolle BranchenSpecials Maschinenbau Elektronik Fo orsch hun ngszentru um führt QM-Systeme zusam mmen 03.15 :: Innovationsforum Innovationsforum 2015 der Quality Engineering Smarter Informationsaustausch Am 15. Oktober findet das zweite Innovationsforum der Quality Engineering in Stuttgart statt. Auf die Teilnehmer warten viele spannende Vorträge von namhaften Branchenexperten, die sich alle um ein Thema drehen: Qualitätssicherung 4.0 – smarte Messtechnik für Produktion und Messraum. Die Messtechnik wird immer stärker mit der Fertigung verzahnt. Schnelligkeit und Flexibilität sind gefragt, wenn die Messtechnik nicht zum Flaschenhals der Produktion werden soll: Denn die Stückzahlen werden kleiner, die Lieferzeiten kürzer, die Zahl der Werkstoffe größer – und gleichzeitig die Toleranzen geringer. Anmeldung Anmelden zum Innovationsforum unter: www.qe-online.de/innovationsforum Per E-Mail: [email protected] Per Fax +49 711 7594–1520 Die Teilnahme ist nur nach vorheriger Anmeldung bis zum 09.10.2015 möglich. Die Teilnahmegebühr beträgt 80 € zzgl. MwSt. 28 Integriert in ein smartes Fertigungskonzepts kann die Messtechnik diesen Herausforderungen begegnen. Analog zum Industrie-4.0-Gedanken – also der Vernetzung von Maschinen, Anlagen und sogar Bauteilen – entwickelt sich somit Qualitätssicherung 4.0. Doch was bedeuten die Vernetzung und die Entwicklung smarter Systeme konkret für die Qualitätssicherung? Findet die Qualitätskontrolle künftig nur noch in der Fertigungslinie oder daneben statt? Oder wie sieht der smarte Messraum aus? Welche Rolle spielt die klassische, taktile Messtechnik in diesem Szenario – und mit welchen Maßnahmen wird sie für smarte Messaufgaben fit gemacht? Diesen und weiteren Fragen widmet sich das zweite Innovationsforum von Quality Engineering, das am 15. Oktober in Stuttgart stattfindet. In zehn Vorträgen werden sich Branchenexperten mit den Themen rund um die smarte Messtechnik und Qualitätssicherung beQuality Engineering 03.2015 Programm 09:30 Uhr Begrüßung Sabine Koll und Markus Strehlitz, Redaktion QUALITY ENGINEERING 09:35 – 10:10 Uhr Industrie 4.0 – Nur großer Hype? Oder wie lässt sich ein Mehrwert für Messtechnik/Qualitätssicherung generieren? Offene Podiumsdiskussion 10:10 – 10:30 Uhr Messtechnik für Produktion/Messraum – Smarte Lösungen auf dem Weg von der Qualitäts- zur Produktionssicherung Katrin Schenk, Produktmanagerin/ Business Development, Zeiss Consulting Johannes Möhrle, Produktmanager Fertigungsmesstechnik, Carl Zeiss Industrielle Messtechnik 10:30 – 11:00 Uhr Kaffeepause und Besuch der Ausstellung 11:00 – 11:20 Uhr Von automatisierten, vernetzten Messsystemen bis zur präventiven Zustandsüberwachung: Veränderungen durch Fertigungsmesstechnik 4.0 Utz Wolters, Leiter Branchenmanagement, Mahr 11:20 – 11:40 Uhr Messdatenfluss bei der spanenden Bearbeitung – wo gibt es Potenzial zur Informationsgewinnung? Dr. Jan Linnenbürger, Leiter Messtechnik/Qualitätssicherung, Renishaw 11:40 – 12:00 Uhr Mobile Messgeräte, intuitiv zu bedienende Software – innovative Ansätze für Messtechnik 4.0 Jörg Schröder, Bereichsleiter Vertrieb, Dr. Heinrich Schneider Messtechnik 12:00 – 12:20 Uhr Innovative optische Wellenmesstechnik für die Fabrik von morgen Adelbert Leber, Leiter Produktmanagement, Jenoptik Industrial Metrology Der Trend zur intelligenten Fabrik wirft viele Fragen auf. Das Innovationsforum 12:20 – 13:20 Uhr Mittagessen und Besuch der Ausstellung 13:20 – 13:50 Uhr Keynote: Zukunftssicherung der Qualität – gibt die Antworten Bild: Jochen Hempler Qualitätssicherung der Zukunft Dr. Benedikt Sommerhoff, Leiter DGQ-Regional, Deutsche Gesellschaft für Qualität schäftigen. Im Vordergrund stehen dabei konkrete Lösungen und Technologien, die bereits angewandt werden. Die Referenten kommen von Zeiss, Mahr, Renishaw, Dr. Schneider Messtechnik, Jenoptik, Keyence, Böhme & Weihs, Steinbichler, Nikon Metrology, HBM und API. DGQ-Experte Benedikt Sommerhoff wird sich in seiner Keynote mit den künftigen Herausforderungen für die Qualitätssicherung beschäftigen und dabei auch die Auswirkungen auf die Qualitätsverantwortlichen ansprechen. Eine Podiumsdiskussion mit den Referenten wird den Tag eröffnen. Einen Einblick in die einzelnen Beiträge der Referenten finden Sie auf den folgenden Seiten. Das Innovationsforum wendet sich an Entscheider in der Fertigungs- und Qualitätssicherung aller Branchen, Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen mit eigener Produktion sowie Systemintegratoren. Außerdem adressiert es Ingenieurbüros, die sich über die aktuellen Trends in der Qualitätssicherung informieren möchten. Treffpunkt ist das Mövenpick Hotel in Stuttgart, das mit seiner Lage am Stuttgarter Flughafen und der direkten Nähe zu Autobahn und S-Bahn-Station eine perfekte Verkehrsanbindung bietet. In einem angenehmen Ambiente findet sich ausreichend Raum für angenehme Gespräche unter Teilnehmern, Referenten und Sponsoren. ■ Quality Engineering 03.2015 13:50 – 14:30 Uhr Messen und Auswerten auf Knopfdruck und Modulare Standardsoftware für effiziente Messdatennutzung André Harms, Vertriebsleiter Messtechnik, Keyence Guido Goldammer, Vertriebsleiter, Böhme & Weihs 14:30 – 14:50 Uhr Automatisiertes Laserscannen als innovatives Instrument der Qualitätskontrolle Josef Mederer, Key Account Manager Automatisierung, Steinbichler Optotechnik 14:50 – 15:20 Uhr Kaffeepause und Besuch der Ausstellung 15:20 – 15:40 Uhr Computertomografie: Aktuelle Möglichkeiten und Grenzen im fertigungsnahen Einsatz Gábor Szabó, Sales Account Manager X-Ray & CT, Nikon 15:40 – 16:00 Uhr Effizientere Produktionsanlagen durch intelligente Messtechnik – Messtechnik-Anforderungen in mechatronischen Systemen im Zuge von Industrie 4.0 Michael Guckes, Produktmanager industrielle Messverstärker und Software, Hottinger Baldwin Messtechnik 16:00 – 16:20 Uhr Produktionsorientierte Messtechnik zur Verbesserung von Prozessen und der Wirtschaftlichkeit Martin Säger, Regional Sales Manager, API ca. 16:30 Uhr Ende der Veranstaltung 29 :: Innovationsforum Promotion Bei Umgebungstemperaturen zwischen 15 und 40 °C erzielt Duramax High Temperature & Gradients (HTG) eine Genauigkeit bis auf 3,9 μm Bilder: Zeiss Smarte Lösungen auf dem Weg von der Qualitäts- zur Produktionssicherung Zuverlässig zwischen 15 und 40 °C Es benötigt wenig Platz und ist unempfindlich gegenüber mechanischen Schwingungen und Temperaturschwankungen. Diese Eigenschaften qualifizieren das 3D-Koordinatenmessgerät Duramax von Zeiss für den Einsatz in der Fertigungsumgebung – neuerdings sogar bei Umgebungstemperaturen zwischen 15 und 40 °C. Temperaturen von über 30°C sind selbst in Fertigungshallen in den gemäßigten Klimazonen keine Ausnahme. Auch die immer kompakter aufgebauten Fertigungslinien tragen zum Aufheizen der Räume bei, weil unter anderem die Bearbeitungsmaschinen Wärme abstrahlen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Mess- und Prüftechnik aus Gründen der Prozessoptimierung immer näher an die Bearbeitungsanlagen und damit an die Wärmequellen heDas Unternehmen ranrückt. Dies kann die QualitätssicheCarl Zeiss Industrielle Messtechnik ist Weltmarktführung vor Herausforderungen stelrer bei CNC-Koordinatenmessmaschinen und Komlen, weil Hitze und Temperaturplettlösungen der mehrdimensionalen Messtechnik in schwankungen die Genauigkeit Messlabor und Fertigung. Das Unternehmen ist anerder Messgeräte beeinträchtigt. kannter Partner der Automobilindustrie und ihrer ZuProblematisch sind vor allem witlieferer. Von Fertigungsstandorten und in vier Ländern terungs- und situationsbedingte und mehr als 100 Vertriebs- und Servicezentren aus Schwankungen, die mitunter sind ca. 3000 Beschäftigte für die Kunden weltweit tä- schwer planbar sind. Aber auch tig. Das Angebot umfasst Portalmessgeräte, Horizonteine mangelhaft umgesetzte Klialarm-Messgeräte, Fertigungsmessgeräte, Optischematisierung kann durch direkte, und Multi-Sensor-Messgeräte. stoßartige Luftströmungen auf ein Koordinatenmessgerät die Messwerte verfälschen. 30 Eine professionelle Klimatisierung, welche die Temperaturen konstant hält, wäre die Lösung. Doch die kostet Geld, insbesondere der Betrieb und die Instandhaltung der Anlage. Gerade in den tropischen und subtropischen Regionen Asiens oder Zentral- und Südamerikas, aber auch in Teilen der USA und Südeuropas wird deshalb häufig auf eine Klimatisierung der Fertigungshallen verzichtet. Kompakte Maße und erweiterter Temperaturbereich Aus diesen Gründen hat Zeiss sein kompaktes Koordinatenmessgerät Duramax weiterentwickelt. Die Maschine arbeitet nun in einem auf mehr als das doppelte erweiterten Temperaturbereich so zuverlässig wie gewohnt: Bei Umgebungstemperaturen zwischen 15 und 40 °C erzielt Duramax High Temperature & Gradients (HTG) eine Genauigkeit bis auf 3,9 μm. Nicht nur der Temperaturbereich, in dem das Gerät diese hohe Genauigkeit erreicht, auch die maximal zulässigen Schwankungen im Stunden- und Tagesverlauf konnte Zeiss anheben. Nun toleriert das Messgerät eine Temperaturänderung um bis zu 50 % pro Stunde und um 100 % pro Tag mehr –- ohne Beeinträchtigung der Messqualität. Quality Engineering 03.2015 Einflüsse auf das Messergebnis Möglich wurde eine solch hohe Präzision, die selbst bei hohen Temperaturen und Schwankungen gewährleistet ist, dank der Verwendung neuer, hochwertiger Komponenten und auf Basis zahlreicher Auswertungsdaten der weltweit 3000 installierten Geräte des Duramax. Ein Ergebnis der Modernisierung: Die Entwickler isolierten die Z-Achse des Messgeräts durch eine Haube von der Umgebung ab. Um darüber hinaus den Temperatureinfluss zu reduzieren, versahen sie den Grundkörper des Messgerätes mit einer reflektierenden Edelstahlverkleidung und einer Spezial-Isolierung. Die höhere Temperaturresistenz bedeutet für den Betreiber eine deutliche Reduzierung der Betriebskosten gegenüber einer Klimatisierung oder der Einrichtung eines fertigungsnahen Messraums – und das bei verlässlicheren Messwerten. 100 % Prüfungen sind nicht notwendig Immer wieder müssen Unternehmen feststellen, dass trotz ausführlicher Auftragsbeschreibungen und kontrollierter Fertigung nicht alle zugelieferten Bauteile exakt zueinander passen. Aus Angst vor teuren Rückrufaktionen oder Reklamationen gehen viele Unternehmen daher gleich auf Nummer sicher und prüfen die zugelieferten Teile trotz ausführlicher Messprotokolle zu 100 % nach. Diesen zeit- und ressourcenintensiven Aufwand könnten sich viele Unternehmen jedoch sparen – vorausgesetzt, sie würden den Messprozess ihrer Zulieferer durch externe Experten prüfen und zertifizieren lassen. Es gibt kaum ein Werkstück, dessen Gestaltparameter mit heutigen Koordinatenmessgeräten nicht messbar sind. Das Problem: Die Zunahme des Funktionsumfangs der Messmaschinen hat nicht nur deren Möglichkeiten erweitert, sondern auch ihre Handhabung komplexer gemacht. Mit der Konsequenz, dass selbst Messergebnisse deutlich voneinander abweichen, die mit demselben Koordinatenmessgerät an demselben Werkstück unter vergleichbaren Umgebungsbedingungen gewonnen werden. Grund dafür sind alleine die vielfältigen Definitions- und Einstellmöglichkeiten in der Messsoftware. Die Vergleichbarkeit der Messergebnisse ist jedoch in der heutigen, global organisierten Industrieproduktion mit ihren immer enger werdenden Fertigungstoleranzen mittlerweile so wichtig wie die Genauigkeit. Ein erster Schritt hin zur Vergleichbarkeit der Messerergebnisse ist es, die Einflüsse auf den Messprozess zu kennen. Auch die Qualifikation der Mitarbeiter hat Einfluss auf die Messergebnisse Dass Temperatur, Schwingungen und Verunreinigungen Messergebnisse verfälschen können, ist weitgehend bekannt. Doch laut einer internen Studie von Zeiss beeinflussen diese Faktoren das Messergebnis nur zu einem kleinen Teil. Das Werkstück selbst, das Messgerät inklusive Taster und Aufspannvorrichtungen, das gewählte Messverfahren und nicht zuletzt der Bediener selbst haben einen sehr viel größeren Einfluss darauf, ob das ReQuality Engineering 03.2015 sultat der Messung richtig und reproduzierbar ist. Nach Erkenntnissen von Zeiss lagen die größten Defizite bei den von ihnen untersuchten Unternehmen im Bereich der Qualifikation der messtechnischen Mitarbeiter und insbesondere bei der fehlenden Standardisierung und Dokumentation der Messstrategien. Dass sich trotz dieser vielfältigen Einflüsse und Fehlerquellen Vertrauen in die Messergebnisse schaffen lässt, beweist Zeiss mit seinem Messprozess-Assessment. Ein Angebot, das völlig unabhängig davon ist, ob die eingesetzten Koordinatenmessgeräte von Zeiss oder von einem anderen Hersteller stammen. Das Messgerät selbst hat letztlich den geringsten Einfluss auf das Messergebnis, wie Untersuchungen von Zeiss belegen Benchmark schafft Vertrauen bei Kunden Die Erfahrungen zeigen: Der Benchmark-Wert schafft Vertrauen. Die Carl Zeiss Semiconductor Manufacturing Technology GmbH beispielsweise misst inzwischen nicht mehr bei den Lieferanten zu 100 % nach, die im Assessment einen Wert von 80 % oder besser erreicht haben. Dadurch konnte das Unternehmen erhebliche Kosten einsparen und die Durchlaufzeiten verringern. Mittlerweile sind Messprozess-Assessments daher wichtige Bestandteile im jährlichen Audit-Programm. Das heißt, Carl Zeiss Semiconductor Manufacturing TechnoloDie Referenten gy plant regelmäßig Messprozess-Assessments sowie andere Lieferanten-Audits und nutzt dabei einheitliche Reportingstrukturen und MaßnahmenTrackings. Außerdem werden Messprozess-Assessments bei allen neuen Lieferanten eingesetzt. Dadurch ist bereits sehr früh klar, ob ein potenzieller Lieferant die Teile nicht nur ferJohannes Möhrle tigen, sondern auch verlässlich Katrin Schenk Produktmanager qualifizieren kann. Durch diese Produktmanagerin/ Fertigungsmesstechnik früh einsetzende und enge Zu- Business Development Carl Zeiss Industrielle sammenarbeit mit dem Liefe- Zeiss Consulting Messtechnik ranten reduziert das Unternehwww.zeiss.de men deutlich seine nachgelagerten Kosten und Aufwände von ■ intern zu extern. 31 :: Innovationsforum Promotion Die Messmaschinen von Mahr können mit den Produktionsmaschinen vernetzt werden Von automatisierten, vernetzten Messsystemen bis zur präventiven Zustandsüberwachung Mehr Qualität, weniger Kosten Die Vision Industrie 4.0 zeigt, dass ganz neue Anforderungen an Produktionssysteme und Maschinen gestellt werden. Sie müssen anpassungsfähig sein, da die zu fertigenden Produkte ständig wechseln können. Das heißt: Die Produktion wird individueller, flexibler und schneller. Dabei ergeben sich viele Ansatzpunkte für die Messtechnik. Der Referent Utz Wolters Leiter Branchenmanagement Mahr www.mahr.de 32 Ziel aller Aktivitäten wird es zukünftig sein, noch zwingender Qualität zu produzieren und so die Gemeinkosten zu senken. Dadurch sind folgende Ansatzpunkte für die Maschinen und Instrumente im Bereich der fertigungsnahen Messtechnik aufzuzeigen: 앫 Automatisierung als Baustein mit dem Ziel, die Prüfkosten zu minimieren; 앫 die Messprozesse kennen und im Griff haben, um die Prüfstückkosten zu minimieren; 앫 grenzenlos kommunizierende Komponenten führen zu vernetzten Systemen und zu Cloud Monitoring; 앫 der Blick in die Maschine zeigt die Möglichkeiten der präventiven Zustandsüberwachung; 앫 integrierte Systeme bedeuten vernetzte Einheiten mit Sensorik zur Selbstüberwachung. Die Vision setzt auf flexible, automatisierte und vernetzte Maschinen in der Fertigung. Mahr bietet dafür die passenden Antworten für die Qualitätssicherung: Die Messung von Nockenwellen auf dem Wellenmesssystem Marshaft Scope 750 plus mit einer Werkstückbeladung per Roboter zeigt beispielhaft, wie Messungen innerhalb der Fertigungslinie erfolgen. Die Messmaschinen von Mahr können dabei mit den Produktionsmaschinen vernetzt werden. So kann bei abweichenden Toleranzen die Fertigung selbsttätig ange- passt werden. Diese von Bedienfehlern freie Sicherung der Werkstückqualität macht die Produktion deutlich prozesssicherer. Mit dem Messplatz Marsurf CNC modular zeigt Mahr außerdem flexibles und vernetztes Messen verschiedener Werkstücke: Automatische Teileerkennung, Teilebeschriftung und Roboterhandling sind neue Möglichkeiten der Messtechnik in heutigen und zukünftigen Produktionssystemen. Messtechnik ist eine Schlüsseltechnologie innerhalb der Produktion und übernimmt neben der Erfassung von Prüfwerten immer mehr Aufgaben. Weitere Trends im Bereich der Messtechnik sind Analysen der Prozessfähigkeit. Dabei ist das Bosch Heft 10 als eines der wichtigen Leitwerke zu nennen. Dort werden unter anderem die Prozeduren eines %GRR-Verfahrens beschrieben, die zum Beispiel nur ein 40stel der Toleranz als Streuung zwischen dem sich wiederholenden Einzelmesswert zulassen. Das sind bei einer Toleranz von 1 μm nicht mehr als 14 Nanometer Abweichung zwischen zwei Wiederholmessungen am zwischendurch aus- und wieder eingewechselten Teil. Diese Genauigkeitsanforderungen wiederum führen in der Entwicklung der Messtechnik zu einem Mehr an MultiachsenMessmaschinen, denn nur so lässt sich der Bedienereinfluss auf das Mindestmaß reduzieren. Quality Engineering 03.2015 Marsurf CNC modular bietet automatische Teileerkennung, Teilebeschriftung und Roboterhandling (unten) Closed Loop, also die Steuerung der Bearbeitungsmaschine durch die Ergebnisse der Messstation, ist heute bereits Stand der Technik. Dabei ist es besonders wichtig, dass der zugeschaltete Messprozess sehr stabil und ohne Ausreißereffekt funktioniert. Denn sonst wird der Prozess „zerregelt“. Zukünftig wird sich der Closed Loop also nicht nur auf die Kombination Bearbeitungsmaschine vs. Messstation begrenzen. Leitstandgedanke wird wichtiger Durch die Informationsvernetzung wird eine Kommunikation und damit eine Einflussnahme zwischen den Messstationen stattfinden. Ist der Prozess nahe oder exakt dem Nennmaß, wird möglicherweise die Stichprobenhäufigkeit – also die Messhäufigkeit – im nächsten, nachgelagerten Prüfprozess reduziert. Oder es wird eine größere Toleranz für den Folgeprozess zugelassen. Entfernt sich der Prozess von der Idealsituation, wird umgekehrt wieder auf den ursprünglichen Prüfprozess zurückgeschaltet. Das benötigt, neben der dafür erforderlichen Intelligenz auch die Visualisierung der Prozesse, neue erweiterte Prozessleitstände, die auch die Messtechnikprozesse mit einbeziehen. Der Leitstandgedanke wird so für die Messprozesse immer wichtiger. Grenzenlos kommunizieren heißt: Messgeräte tauschen Daten untereinander aus und beeinflussen sich gegenseitig. Toleranzgrenzen werden aktiv verändert. Dabei muss die Visualisierung der Daten personalisiert an die aktuelle Situation angepasst erfolgen: nur so viele Informationen wie nötig und nicht wie möglich. Quality Engineering 03.2015 Moderne CM-Systeme stellen höchste Anforderungen an Sensorik, Messdatenerfassung, -weiterleitung und automatische Messdatenverarbeitung (Analyse, Diagnose) sowie anlagenspezifische Kenntnisse. Sie bieten jedoch auch das größte Potenzial zur Kosteneinsparung, da die Lebensdauer kritischer Maschinenelemente praktisch vollständig ausgenutzt werden kann und gleichzeitig nötige Instandsetzungsmaßnahmen in Abstimmung mit dem Produktionsplan terminiert werden können. Ausblick auf die präventive Zustandsüberwachung: 앫 Messachsen haben dezentrale Intelligenz und kontrollieren sich lokal, erkennen vergleichend Veränderungen; 앫 Messmaschinen kennen ihre Komponenten, senden selbständig oder auf Anforderung Informationen für eine Just-in-time-Wartung; 앫 Minimierung der Wartungs- und Reparaturkosten, Effizienzsteigerung; 앫 Optimierung der Verfügbarkeit der Messmaschinen; 앫 Optimierung der Ressourcen im Kundendienst des Lieferanten und in der Werksinstandhaltung des Kunden. Maschinenkomponenten besitzen zusätzliche Sensoren zur Selbstüberwachung, die primär nicht zwingend erforderlich sind (zum Beispiel Mikrofonchip zur Überwachung von Lagern). Maschinen und deren Baugruppen besitzen Funkmodule und Chips zur Kommunikation. Alle Komponenten kommunizieren untereinander. So kann etwa eine „gechipte“ Maschinenkomponente ihren bevorstehenden Ausfall melden und somit die Produktion sowie den Einbau eines Ersatzteiles einleiten. ■ Durch die Informationsvernetzung findet eine Kommunikation und damit eine Einflussnahme zwischen den Messstationen statt Bilder: Mahr Das Unternehmen Mahr ist ein weltweit operierendes, mittelständisches Familienunternehmen, dessen Name traditionell mit den Begriffen Fertigungsmesstechnik, Qualität und Innovation verbunden ist. Neben hochwertigen Messgeräten zum Prüfen der Werkstückgeometrie sind auch hochpräzise Zahnrad- und Dosierpumpen sowie hochgenaue Kugelführungen als universelles Bauelement für mechanische Konstruktionen wesentliche Bestandteile des Produktprogramms. 33 :: Innovationsforum Promotion Softwarepakete für Messtaster integrieren heute nahtlos die Werkzeug- und Werkstückeinrichtung in die spanende Bearbeitung oder übernehmen die Abnahme des Bauteils direkt auf der Werkzeugmaschine Bilder: Renishaw Potenziale zur Informationsgewinnung im Unternehmen Wie Messdaten die spanende Bearbeitung optimieren Wer auch in Zukunft wettbewerbsfähig produzieren will, muss mehr Messdaten an seinen Fertigungsmaschinen erfassen. Nur so können Unternehmen Rückschlüsse aus dem Status der Produktion für eine vorausschauende Produktion und Instandhaltung ziehen. Der Referent Dr. Jan Linnenbürger Leiter Messtechnik Renishaw www.renishaw.de 34 Wenn Einzelinformationen eines Bauteils vor, während und nach dem Bearbeitungsprozesses erfasst werden, so sorgt dies für eine gleichbleibend hohe Prozesssicherheit. Durch die detailliertere Steuerung des Prozesses werden Stillstände vermieden und der Ausschussanteil kann weiter gesenkt werden. Doch inwieweit lassen sich Messdaten sinnvoll erfassen und zur Prozessstabilität nutzen? Und wie kann durch innovative Technologien der Messraum noch näher an den Produktionstakt gebracht werden? Für die Informationsgewinnung sind zunächst grundsätzliche Vorgehensweisen zu prüfen. Dazu gehören die Rationalisierung der Prozesse, Maschinen und Werkzeuge, die Reduzierung der Fertigung auf wenige Kernprozesse sowie die Standardisierung auf wenige, vollständig bestimmte Fertigungsverfahren. Grundsätzlich ist es dabei wichtig, ungewünschte manuelle Einflüsse und umgebungsbedingte Schwankungen zu vermeiden. Aus langjähriger Erfahrung in der eigenen Fertigung folgt Renishaw den Stufen der Fertigungsprozesspyramide: 1. Prozessgrundlage 2. Prozesseinrichtung 3. In-Prozessregelung und 4. Ergebnisüberwachung. Voraussetzung für eine hohe Prozessstabilität ist eine stabile Prozessgrundlage. Darunter versteht man die Optimierung der Prozess-, Umgebungs- und Maschinenstabilität. Ansatzpunkt zur Schaffung einer stabilen Prozessgrundlage ist das Kennen und Verstehen der Maschinengenauigkeit innerhalb der vorhandenen Umgebungsbedingungen. Bereits hier beginnt die Erfassung von geometrischen Merkmalen – wie beispielsweise von Achsen – der Maschine zwischen den Wartungsintervallen. Dies kann mit Hilfe eines Laserinterferometers oder durch den Anwender selbst etwa mit einem Kreisformmessgerät realisiert werden. Ist diese Grundlage geschaffen, soll die Prozesseinrichtung durch Erfassung und Korrektur kritischer Fehler nur so weit Schwankungen im Werkstück erlauben, wie von der In-Prozess-Regelung korrigiert werden kann. Es sind Strategien auf Basis der automatisierten WerkQuality Engineering 03.2015 stück- und Werkzeugmessung. Damit werden unerwünschte manuelle Einflüsse beim Werkzeugwechsel oder bei der Erfassung der Werkstücklage eliminiert und die Fertigungsgenauigkeit erhöht. Hier wird geprüft, ob das Werkzeug die richtigen Dimensionen hat. Zudem wird die Ausrichtung des Werkstücks erfasst und in der Steuerung verarbeitet. In-Prozess-Messungen spielen vor allem bei großen Bauteilen ihre Vorteile aus Je nach Losgröße korrigiert die In-Prozess-Regelung die Schwankungen, die während der Ausführung des Bearbeitungsprogramms auftreten können. Das sind zum Beispiel Werkzeugverschleiß oder Temperaturschwankungen. Gerade bei komplexeren oder sehr großen Bauteilen ist der Vorteil der In-Prozess-Messung signifikant, da eine Nachbearbeitung am Bauteil noch im aufgespannten Zustand ausgeführt werden können. Andere einfachere Teile können außerhalb der Maschine fertigungsparallel geprüft werden (siehe Ergeb- Die Produktionsprozess-Pyramide zeigt, wie verschiedene Stufen der Prozesskontrolle zur systematischen Eliminierung von Abweichungen im Bearbeitungsprozess eingesetzt werden können. Das Ergebnis sind höherer Durchsatz und eine optimale Übereinstimmung gleich mitgeliefert wird, da die geometrischen Merkmale des Prüfteils und des Vergleichsnormals in derselben Umgebungstemperatur erfasst werden. Je nach Strategie erfolgt eine finale Ergebnisüberwachung, die je nach Anforderung in Stichproben erfolgen kann. Immer mehr Auftraggeber wollen sich jedoch ihrerseits absichern und verlangen eine hundertprozentige Überprüfung aller Teile. Dabei sind die Grenzen zwischen Post-Prozess-Regelung und Post-Prozess-Messung fließend, je nachdem in welchem Maße gewonnene Ergebnisse und Erkenntnisse in nachfolgende Prozesse einfließen. Renishaw bietet dazu zwei unterschiedliche Ansätze: Revo für die Ergebnisüberwachung in der Fertigung Zur Ergebnisüberwachung direkt in der Fertigung kommt das Prüfsystem Equator 300 zum Einsatz. Dieses System vereint die Vorteile der fertigungsnahen Prüfung wie bei teilebezogenen Lehren mit der Flexibilität und Dokumentationsfähigkeit eines Koordinatenmessgeräts und ist automatisierbar nisüberwachung). Zur Prüfung wird das zu bearbeitende Werkstück innerhalb der Maschine gegen rückführbare, von der Fertigungseinrichtung unabhängige Artefakte vergleichen. Man verwendet dabei entweder generische Artefakte mit einer Zusammenstellung von StandardMerkmalen wie Kugeln, Ringen oder Längennormalen. Mit diesen Artefakten können gesicherte Fertigungstoleranzen von 20 μm (Cpk >1.6) erreicht werden. Um die Fertigungsgenauigkeit noch weiter zu steigern, werden zuvor auf der Koordinatenmessmaschine gemessene Werkstückreplikas (Meisterstücke) eingesetzt. Damit sind gesicherte Fertigungstoleranzen von 10 μm (Cpk >1.6) erreichbar. Der Vorteil einer Werkstückreplika liegt in der Temperaturkompensation, die quasi Quality Engineering 03.2015 Zur Ergebnisüberwachung direkt in der Fertigung kommt das Prüfsystem Equator 300 zum Einsatz. Dieses System vereint die Vorteile der fertigungsnahen Prüfung wie bei teilebezogenen Lehren mit der Flexibilität und Dokumentationsfähigkeit eines Koordinatenmessgeräts. Ein weiterer Ansatz ist die Nachrüstung bestehender taktiler Koordinatenmessma-schinen mit der 5-Achsentechnologie Revo. Dabei handelt es sich um einen stufenlos verDas Unternehmen stellbaren Dreh- und Schwenkkopf, der simultan mit den Achsen der Koordinatenmess- Renishaw ist ein weltweit operierendes Unternehmaschine angesteuert werden men, dessen Kernkompetenzen in den Bereichen kann. Die sich daraus ergebenden Messtechnik, Motion Control, Spektroskopie und Präneuen Messstrategien erhöhen zisionsbearbeitung liegen. Darüber hinaus gehört das den Messdurchsatz enorm. Für Unternehmen zu den führenden Anbietern von Maeinen Zylinderblock benötigt eine schinen und Services für die additive Fertigung. RenisKoordinatenmessmaschine mit haw mit Hauptsitz in New Mills/Großbritannien bedem Revo Dreh- und Schwenk- schäftigt rund 4000 Mitarbeiter in weltweit 33 Länkopf statt einer halben Stunde dern. nur noch 7 min bei gleichbleiben■ der Genauigkeit. 35 :: Innovationsforum Promotion Die kompakte Bauform zeichnet das mobile Wellensegmentmessgerät MWM aus. Zusammen mit dem Toughbook ist es selbst in der rauesten Umgebung einsetzbar Bilder: Schneider Messtechnik Innovative Ansätze für Messtechnik 4.0 Vorfahrt für mobile Messgeräte und intuitiv zu bedienende Software Industrie 4.0 steht für eine hohe Varianz an Produkten, die in der Fabrik gefertigt werden müssen. Für die Qualitätssicherung bedeutet dies: Sie muss kleine, mobile Messgeräte nahe oder in der Fertigungslinie bereitstellen. Und diese Geräte müssen einfach zu bedienen sein. Der Referent Jörg Schröder Bereichsleiter Vertrieb Dr. Heinrich Schneider Messtechnik www.dr-schneider.de 36 Heute sprechen alle von Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge. Die Anforderungen an die Qualität und damit auch die Qualitätssicherung steigen in der Industrie immer weiter. Nicht zuletzt ist dies auch einer zunehmenden Reduzierung der Querschnitte zu verdanken, um kompakter und gewichtsreduziert zu bauen. Nur wer hochwertige Produkte fertigt, hat nachhaltigen Erfolg. In diesem Zuge kommt auch der Messtechnik in den Unternehmen eine immer größere Bedeutung zu. Schnell erlernbare Abläufe und intuitive Bedienoberflächen stehen bei der Entwicklung neuer Verfahren klar im Vordergrund. Hierbei ist man bestrebt, dem größer werdenden Nutzerkreis der Messgeräte Rechnung zu tragen. Um diesen Nutzerkreis effizient einbinden zu können, muss die Messtechnik aber auch den Messraum verlassen können und sich mobil in der Fertigung bewegen. Aber gerade darin liegt die Herausforderung an die Qualitätssicherung 4.0. Heutzutage denken wir hierbei aber nicht mehr an Messschieber und Bügelmessschraube, sondern vielmehr an kleine Messgeräte, mobile Messeinheiten und Messstationen.. Diese Varianz an Möglichkeiten und Ausdehnung in die Breite sind eine Grundvoraussetzung für das Gelingen von Industrie 4.0 sind. Ohne Messtechnik 4.0 wird auch Industrie 4.0 zum Scheitern verurteilt sein, denn der Informationswolke „Big Data“ fehlen wichtige Verknüpfungsinformationen um an anderer Stelle die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Software agiert automatisch, sodass die Qualitätssicherung nicht mehr der Flaschenhals ist Gehen wir noch einmal zurück zum Kern dieses Ansatzes, nämlich schnell und intuitiv zu bedienende Software Tools, welche dem Anwender die Informationen liefern, um die an ihn gestellten Anforderungen zu lösen. Im Idealfall entfallen lange Schulungen und man benötigt auch kein über Jahre angeeignetes Spezialwissen. Das kann man natürlich nicht ganz ausschließen, hier wird immer noch ein Messtechniker benötigt, aber die Qualitätssicherung wird nicht mehr zum Flaschenhals. Man findet heutzutage viele Produkte im Markt, welche diesen Ansatz gewählt haben, aber am Ende ist man hierbei noch lange nicht angekommen. Schneider Messtechnik hat hier einen Weg gewählt, den es bis dato nicht im Markt gibt. Gemeinsam mit Quality Engineering 03.2015 A-Kunden wurde ein praxisnahes Konzept entwickelt und zur Marktreife gebracht. Ist das System eingeschaltet, geht der Rest ganz ohne Knopf- oder Tastendruck: Die Software erkennt das Teil im Bildfeld, ordnet blitzschnell das Programm zu und startet den Messvorgang. Anschließend steht dem Anwender ein zeichnungskonformes Messprotokoll, ein grafisches Protokoll als Datei und als Overlay auf dem Livebild der Kamera zur Verfügung. Erleichtert wird hierbei die visuelle Wahrnehmung durch eine farbliche Kennung von „gut“ = grün und Mehr-Teile-Messung Schluss entfernt man noch die Elemente aus dem Programm, welche für die Messung nicht relevant sind. mehrerer identischer Teile (MMi), mehrerer verschiedener Teile (MMd) Ein mobiles Wellenmessgerät arbeitet komplett kabellos sowie Einzelteilmessung ist mit der Software Saphir QD möglich Das MWM wird einfach auf die Welle gesetzt und der Messvorgang gestartet. Die Kommunikation mit der Software erfolgt hier kabellos „schlecht“ = rot bis hin zu „Achtung Toleranzgrenze“ in gelb. Die Bauteile können hierbei sogar spiegelverkehrt aufgelegt werden – das Teil wird dennoch erkannt und die Messung schnell und zuverlässig durchgeführt. Neben der Ein-Teile-Messung wurde auch die MehrTeile-Messung für mehrere identische Teile auf einmal (MMi=Multiple Messung identisch) und auch für mehrere verschiedene Teile auf einmal (MMd=Multiple Messung differierend) funktionssicher integriert. Hierbei ist es ist nicht notwendig, der Steuerung vorab mitzuteilen, wie viele Teile gemessen werden. Das kann von der einen zur anderen Messung variieren. Die Software erfasst selbstständig alle im Messbereich befindlichen Teile. Auch eine zeitgemäße Art der Programmierung sollte man hierbei nicht außer Acht lassen. Wenn man ein undefiniertes Teil auflegt und es hierfür noch kein Programm gibt, wird auch hier sofort die Kontur erkannt. Die Software sucht sich automatisch den Schwerpunkt und macht eine Ausrichtung. Man kann nun aktiv wählen, ob man durch Markieren mit Maßpfeilen an den Stellen, die ermittelt werden sollen, das Programm erstellt, oder man kann alternativ diese Arbeit auch komplett der Software überlassen. Sie erfasst alle messbaren Elemente und integriert diese ins Messprogramm. Am Quality Engineering 03.2015 Ähnlich innovativ geht es zwischenzeitlich bei Schneider Messtechnik auch in der Wellenmessung zu. Hier ist man sogar schon einen Schritt weiter und hat ein mobiles Wellensegmentmessgerät welches komplett kabelfrei arbeitet. Die Software wurde hierzu auf einem Toughbook in der Klasse full ruggedized installiert, welches den härtesten Umgebungsbedingungen gerecht wird. Die Verbindung zum Messgerät erfolgt über ein geschlossenes WLAN. Dadurch muss auch nicht zwingend immer beides mitgenommen werden. Nach der Messung können dann die Daten und gemessenen Werte direkt in ein übergeordnetes Speichersystem übergeben werden. Neben den Messdaten wäre es auch machbar, die Teilekennung und Positionsdaten zu übermitteln, welche dann eindeutig dem Werkstück zugeordnet sind. Auch dieses Gerät wird bereits von namhaften Kunden aus dem Das Unternehmen OEM Bereich eingesetzt. Industrie 4.0 hört nicht an der eigenen Haustür auf, weshalb Dr. Heinrich Schneider Messtechnik, 1947 gegründet, der Fokus hier immer in zwei hat seinen Sitz in Bad Kreuznach und ist seit 1973 eiRichtungen liegen soll, die Eigen- ne Tochter der Allit Aktiengesellschaft. Das Unternehsicht und die Kundensicht. Zum men gehört mit seinen rund 80 Mitarbeitern zu den einen geht es darum, die inter- weltweit führenden Anbietern von berührungsloser nen Prozesse und Daten so zu Fertigungsmesstechnik. Die Zusammenführung gelenken, dass man eine nachhalti- wachsener Kernkompetenzen aus optischer, mechage Steigerung der Wettbewerbs- nischer und taktiler Messtechnik ermöglicht die Herfähigkeit erreicht und die eige- stellung von innovativen Produkten für höchste Präzinen Produkte qualitäts- und kos- sionsansprüche. Zum Kundenkreis gehören insbesontenoptimiert fertigstellt. Die dere namhafte Unternehmen aus der Automobil- und Kundensicht bedeutet: Was Zulieferindustrie, der Luft- und Raumfahrt, der Medikann ich meinem Kunden mit zintechnik, dem Maschinen- und Werkzeugbau sowie der Implementierung von Indus- der Elektro- und Kunststoffindustrie. trie 4.0 und hier eben auch ■ Messtechnik 4.0 bieten? 37 :: Innovationsforum Promotion Das optimierte Kamerasystem ermöglicht die Vermessung von Werkstücken bis 80 mm Durchmesser und ohne jeglichen Auflösungsverlust Bilder: Jenoptik Automatisierte Qualitätssicherung mit werkergerechter Bedienung Optische Wellenmesstechnik für die Fabrik von morgen Der Trend geht zu vollautomatischen Systemen, die direkt in die Produktion eingebunden sind. Insbesondere optische Wellenmesstechnik unterstützt die Qualitätssicherung direkt in der Fertigung. Mit nur einem Wellenmessgerät können beispielsweise Durchmesser, Abstände oder Außenkonturen der Werkstücke hochpräzise und schnell bestimmt werden. Der Referent Deshalb hat Jenoptik ihre optische Wellenmesstechnik weiterentwickelt und die neue Maschinengeneration der Opticline C-Serie noch konsequenter auf den Einsatz in rauen Fertigungsumgebungen vorbereitet. Die Besonderheiten der neuen Gerätegeneration: Die weiterentwickelten Funktionalitäten hat das Unternehmen speziell auf die Anforderungen des Bedienpersonals zugeschnitten. Auch bei der Messleistung konnten die Werte weiter verbessert werden zusammen. Widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen wie beispielsweise Erschütterungen Adelbert Leber Leiter Produktmanagement Jenoptik Industrial Metrology www.jenoptik.com/in dustrielle-messtechnik 38 Für die Qualitätssicherung direkt neben der Fertigungsmaschine sind die Geräte der Opticline C-Serie von Jenoptik nun noch robuster und unempfindlicher als bisher. Das Gerätedesign und der Aufbau wurden in den messtechnisch entscheidenden Bereichen überarbeitet. Dazu wurden die Grundkonstruktion und die mechanischen Komponenten verstärkt ausgelegt, um die Wellenmesssysteme noch widerstandsfähiger gegenüber äußeren Einflüssen wie beispielsweise Erschütterungen zu machen. Das für die präzisen Messungen entscheidende optische System ist einer realen Produktionsumgebung ent- Die neue Generation der Opticline zeigt sich in neuem Design und mit deutlich verbesserten Leistungsdaten Quality Engineering 03.2015 Die komplette Werkstück-Kontur wird mit den neuen Wellenmesstechnikgeräten der Opticline Serie schnell und hochpräzise analysiert sprechend konzipiert und hermetisch abgeriegelt. Das verhindert gezielt das Eindringen von Kriechstaub oder Ölnebel. Außerdem hat Jenoptik die aktiven Mechanismen zur Selbstüberwachung und die Temperaturkompensationen optimiert. Die Langzeitstabilität des Messmittels konnte so nochmals entscheidend verbessert werden. Schnellere und präzisere Reaktionen auf sich verändernde Umgebungsbedingungen werden möglich. Das Bedienpersonal im Fertigungsbereich stand Pate für viele Verbesserungen zur leichteren Anwendung der Wellenmesssysteme. Die neue Opticline C-Serie ist jetzt noch ergonomischer gestaltet und verfügt über einen offenen und weit zugänglichen Beladebereich. Die Bedienelemente sind übersichtlich und leicht zu erreichen. Zudem schützen hochmoderne Lichtschranken den Werker zuverlässig bei ungewolltem Eingriff in ihn gefährdende Bereiche. Single-Kamera-Lösung ermöglicht Vermessung von Werkstücken bis 80 mm Durchmesser Eine sehr hohe Präzision bei sehr kurzen Prüfzeiten – die neuen Geräte der Opticline C-Serie verbinden flexibles Messen mit verbessertem Anwenderkomfort. Jenoptik hat das optische Herzstück des Messsystems neuesten technologischen Entwicklungen angepasst und in vielen Grundfunktionen verbessert. Die neue Single-Kamera-Lösung ermöglicht die Vermessung von Werkstücken bis 80 mm Durchmesser und ohne jeglichen Auflösungsverlust. Messgenauigkeiten mit MPE-Werten (Maximum Permissible Error, höchster erlaubter Fehler) von deutlich unter 2 μm sind damit erreichbar. Innerhalb weniger Sekunden liefern die Messsysteme hochpräzise Ergebnisse bei Form-, Lage- und Dimensionsmessungen . Dazu trägt auch eine erhöhte Positioniergenauigkeit der Werkstückaufnahme bei, welche ebenfalls in ihrer mechanischen Konstruktion verbessert wurde. Sollten zusätzliche Messaufgaben an den WerkstüQuality Engineering 03.2015 cken benötigt werden – wie beispielsweise Längen- und Planlaufmessungen – steht ab sofort ein taktiler Sensor bereit, der den flexiblen Einsatz der Opticline C-Serie weiter erhöht. Ein weiteres wichtiges Kriterium für das intuitive Bedienen der Systeme ist die Mess- und Auswertesoftware. Das bewährte Softwarekonzept kann auch auf den neuen Systemen angewendet werden – ohne zusätzlichen Umstellungs- und Schulungsaufwand für Kunden. Ob Prüfplanerstellung oder komplizierte Messabläufe, die Auswertesoftware unterstützt den Anwender zuverlässig bei der Qualitätssicherung mit sehr hoher Reproduzierbarkeit und Präzision. Rückverfolgbarkeit und Dokumentation von Qualitätsparametern Die Opticline C-Serie von Jenoptik unterstützt die Unternehmen bei der Rückverfolgbarkeit und Dokumentation von Qualitätsparametern. Das garantiert ein hohes Maß an Produktionssicherheit und langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. Die neue Generation der optiDas Unternehmen schen Wellenmessgeräte kombiniert eine ausgereifte Technologie mit stetig wachsenden Effi- Jenoptik zählt in der Industriellen Messtechnik zu den zienzansprüchen der Kunden. führenden Herstellern für hochpräzise, berührende Durch die immer weiter ent- und berührungslose Fertigungsmesstechnik. Das Leiswickelten Funktionalitäten ste- tungsspektrum umfasst komplette Lösungen für unhen die Messsysteme auch Bran- terschiedlichste Messaufgaben, so die Prüfung von chen zur Verfügung, die bislang Rauheit, Konturen, Form und die Bestimmung von Dinoch mit herkömmlichen Mess- mensionen in jeder Phase des Fertigungsprozesses somitteln agiert haben. Die Opticli- wie im Messraum. Abgerundet wird das Angebot ne-Produktfamilie integriert sich durch umfassende Dienstleistungen wie Beratung, nahtlos in den Prozess der Quali- Schulung und Service inklusive langfristiger Wartätssicherung und wird den An- tungsverträge. forderungen an mehr Effizienz in ■ der Fertigung gerecht. 39 :: Innovationsforum DGQ-Experte über die Qualitätssicherung der Zukunft „Es wird noch viel zu viel händisch gearbeitet“ Industrie 4.0 wird die Qualitätssicherung vor große Herausforderungen stellen, glaubt Benedikt Sommerhoff, Leiter Regional bei der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ). Um diesen zu begegnen, braucht es seiner Meinung nach Big-Data-Technologien und eine stärkere Automatisierung. Die Rolle des Qualitäters wird sich grundlegend wandeln. tenvielfalt geben. Die Qualitätssicherung muss dann zum Beispiel ohne physische Erstmusterprüfungen und ohne ausführliche Ramp-up-Chargen in der Fertigung arbeiten, die für Serienfertigungen typisch sind. DGQ-Experte Benedikt Sommerhoff glaubt, dass die Qualitätssicherung IT-gestützter muss, wenn künftig mit Losgröße 1 gefertigt wird Bild: DGQ 40 :: Herr Sommerhoff, was bedeutet Industrie 4.0 für die Qualitätssicherung? Welche Herausforderungen ergeben sich für diesen Bereich? Sommerhoff: Die Fertigung mit Losgröße 1 wird eine riesige Herausforderung für die qualitätssichernden Maßnahmen werden, die sich bisher – zumindest in der Serienfertigung – sehr stark auf die große Zahl gestützt haben. Dabei wird mit statistischen Methoden und mit Anlaufabsicherung gearbeitet. Aber das wird sich deutlich verändern. Es wird eine riesige Varian- :: Wie kann die Qualitätssicherung diesen Herausforderungen begegnen? Sommerhoff: Sie muss IT-gestützter werden. Sie muss also kompatibel zu den cyber-physischen Systemen werden und zum Beispiel virtuelle Techniken wie Simulationen nutzen. Zurzeit wird noch viel zu viel händisch gearbeitet. Um sich aber in die automatisierten Systeme der Smarten Fabrik einfügen zu können, muss auch die Qualitätssicherung stärker automatisiert werden. Quality Engineering 03.2015 „Ich gehe davon aus, dass es mehr integrierte Konzepte geben wird.“ :: Den Trend zur Automatisierung gibt es in der Qualitätssicherung aber schon seit einiger Zeit. Sommerhoff: Eigentlich ist die Folge der Industrie 4.0 etwas, was auch schon das Bestreben der Industrie 3.0 war: nämlich die Automatisierung – nur mit viel weiterreichenden Möglichkeiten. Das heißt: Die Effekte der Industrie 4.0 zeigen sich im Wesentlichen in einem noch höheren Automatisierungsgrad. Und zusätzlich fallen riesige Datenmengen an, mit denen man ganz viel machen kann. :: Riesige Datenmengen bringen aber nur einen Nutzen, wenn man daraus auch einen Erkenntnisgewinn ziehen kann. Wie wird denn Big Data zu Smart Data? Sommerhoff: Viele der mathematischen Ansätze, die bisher für die üblichen qualitätssichernden Maßnahmen wichtig waren, sind jetzt nicht mehr relevant. Und dafür kommen andere mathematische Ansätze ins Spiel. Meine Annahme ist, dass viel stärker auch mit Suchalgorithmen gearbeitet werden wird, die in diesen riesigen Datenmengen Muster erkennen. Es geht also um die Mustererkennung in großen Datenmengen. Natürlich liefert da die klassische Statistik auch viele Beiträge dazu. Aber ich glaube, wir müssen Techniken adaptieren, die auf anderen Feldern für Big Data entstanden sind. :: Es gibt also schon Ansätze, die aber bisher im industriellen Bereich noch nicht eingesetzt wurden? Sommerhoff: Zumindest existiert die Technologie, wie ich zu geeigneten Algorithmen komme. Es gibt auch die Experten dafür. Diese werden aber zur Zeit noch an völlig anderen Stellen eingesetzt. Sie sind in der Qualitätssicherung selbst im Moment nicht vorhanden. Dort werden aber Leute gebraucht, die mit Algorithmen arbeiten können, um aus Big Data Smart Data zu machen. Quality Engineering 03.2015 :: Der „Qualitäter“ der Zukunft muss also auch ein Big-Data-Spezialist sein? Sommerhoff: Ja, so wie jeder Ingenieur in der Fertigung hochgradige IT-Kenntnisse haben muss, weil es ganz maßgeblich um Vernetzung geht. Diese Datenexperten werden aber händeringend an anderer Stelle gesucht und sind deswegen typischerweise gar nicht im Umfeld der Fertigung und Qualitätssicherung zu finden. :: Wird es die hochgradig spezialisierte Qualitätssicherung dann überhaupt noch geben? Sommerhoff: Ich gehe davon aus, dass es mehr integrierte Konzepte geben wird. Das heißt: Spezialisten, die nur Qualitätssicherung machen, werden seltener – so wie auch die gesamte Belegschaft aufgrund von Industrie 4.0 schrumpfen wird. Auf der anderen Seite wird es anteilig immer mehr Ingenieure geben. Die Stellen werden also weniger, aber hochwertiger. Aus meiner Sicht müssen sich Fertigungsingenieure zunehmend ein QS-Wissen aufbauen und das Thema mit abdecken. Das heißt, dass künftig eine integrierte Qualitätssicherung von Leuten durchgeführt werden wird, die auch noch andere Aufgaben in der Fertigung übernehmen. :: Sie sagen, dass künftig weniger Menschen gebraucht werden in den Fabriken. Trifft das denn auch auf die Qualitätssicherer zu? Sommerhoff: Der Grad der Automatisierung, der durch Industrie 4.0 möglich wird, wird die Belegschaften dramatisch schrumpfen lassen. Das wird mit Sicherheit auch gerade die nicht-produktiven Bereiche mit den Qualitätssicherungen schwer treffen. Auch Prüfplanungen und andere Dinge sind hochgradig automatisierbar. Das machen sich viele nur heute nicht klar, weil sie glauben, das sei ein kreativer Akt. Das ist aber zu kurz gedacht. Auch diese Arbeit kann auf Algorithmen basieren. :: Werden die beschriebenen Entwicklungen heute schon in die Ausbildung der Qualitätsverantwortlichen einbezogen? Sommerhoff: Wir sind gerade bei der DGQ dabei, für das nächste und übernächste Jahr die Trainings für die Qualitätssicherung grundlegend zu überarbeiten. Und wir werden dabei auch versuchen, diese Themen zu adressieren. Wie stark das dann umgesetzt wird und ob die Zielgruppe – nämlich die Anwender – dabei die richtige ist, das wird gerade diskutiert. Letztlich wird es aber darauf hinauslaufen, dass wir entweder vorhandene Programmierer und Mathematiker mit den Herausforderungen der Qualitätssicherung vertraut machen müssen oder Qualitätssicherungsingenieure sich das Wissen aneignen müssen, wie sie mit Big Data arbeiten können. :: Welche Rolle spielt für den Qualitäter der Zukunft das Thema Datensicherheit? Schließlich steigt mit der wachsenden Vernetzung der Maschinen auch das Risiko von Zugriffen von außen. Sommerhoff: Die Qualitätsmitarbeiter und alle anderen, die an den Datensystemen arbeiten, müssen um die Bedeutung der Sicherheit wissen. Sie müssen Techniken beherrschen, um ihre Daten und ihre Systeme vor unberechtigtem Zugriff zu schützen. Viele Studien haben gezeigt, dass Firmen täglich Angriffen ausgesetzt sind. :: Wann wird die Smarte Fabrik Realität? Sommerhoff: Ich glaube, dass sich die Entwicklung über 20 oder 30 Jahre hinziehen wird. Das ist nichts, was in einigen Jahren mit einem Knall kommen wird. Einzelne Fabriken in einzelnen Branchen werden sehr schnell sehr weit vorpreschen und die Pioniere sein. Dazu zählen Industrien, die schon produktseitig sehr nah an der Industrie 4.0 sind – wie die Elektronikbranche. Diese ziehen dann andere mit. Es werden aber auch Branchen übrig bleiben, die diese Transformation deutlich später machen werden. ■ 41 :: Innovationsforum Promotion Messtechnik 4.0 als Erfolgsfaktor bei Steel Automotive „Auditoren loben die Automatisierung“ Den Industrie 4.0-Gedanken der vernetzten Systeme lebt der international agierende Automobilzulieferer Steel Automotive bereits: Im Bereich Messtechnik kommunizieren Messgeräte von Keyence automatisiert und zuverlässig mit der CAQ-Software von Böhme & Weihs. Qualitätsmanagementbeauftragte Sandra Klaus und Qualitätssicherungsleiter Hakan Külcü erklären die Vorteile der Lösung. Durch die nahtlose Integration zwischen der Keyence-Messtechnik und der Datenaufbereitung im CAQ-System von Böhme & Weihs hat Steel Automotive einen hohen Mehrwert erzielt Bild: Keyence/Böhme & Weihs :: Welche Assoziationen verbinden Sie mit dem Begriff Industrie 4.0? Klaus: Natürlich ist uns Industrie 4.0 ein Begriff, wobei ich das Thema grundsätzlich etwas sperrig finde. Als erfolgreicher Mittelständler im Automotive-Bereich sehen wir uns der Herausforderung gegenübergestellt, wettbewerbsfähig zu bleiben und dementsprechend stetig unsere Produktivität zu verbessern. Wenn wir uns dieses Themas nicht annehmen würden, könnten wir gar nicht konkurrenzfähig bleiben. :: Was bedeutet Industrie 4.0 konkret für Sie in Ihrem Verantwortungsbereich, auch unter dem Aspekt der Messtechnik? Klaus: Also ich würde da nicht differenzieren. Unsere Messtechnik war in diesem Sinne 42 noch nie autark. Wir haben immer geschaut, dass die Daten der Messprotokolle nicht nur im Papierformat vorlagen, sondern eben auch direkt im CAQ-System aufbereitet wurden. Messtechnik und die zielgerichtete Nutzung der erfassten Daten ist für uns integraler Bestandteil des Industrie 4.0-Gedankens. Unsere Kunden verlangen zeitnahe Antworten. Deshalb sind wir angehalten, Informationen auch möglichst schnell zur Verfügung zu stellen. Dabei geht es nicht nur alleine um die Messwerte, sondern auch um Maschinenoder Werkzeugdaten, die wir bei uns im Haus auswerten können. So sehen wir mit Hilfe unserer Kennzahlen täglich, wo wir eigentlich stehen. Dementsprechend ist die Vernetzung relevanter Daten bei uns tief in die Unternehmensstrategie implementiert. Quality Engineering 03.2015 Sandra Klaus, Qualitätsmanagementbeauftragte, und Hakan Külcü, Qualitätssicherungsleiter, bei Steel Automotive. Das Unternehmen, das 2004 gegründet wurde, verfügt über eine 100-jährige Tradition in der Metallverarbeitung: Die Basiskompetenz liegt im Biegen, Stanzen und Formen Bilder: Steel Automotive Messen und Auswerten auf Knopfdruck Die Anforderungen in der Qualitätssicherung nehmen eine immer bedeutendere Rolle ein. Mess- und Rüstzeiten sind nicht produktiv, jedoch durch Vorgaben unumgänglich. Auf der Seite beobachtet Keyence einen Trend weg von Handmessmitteln und Lehren, hin zur verstärkten Eigenverantwortung der Produktionen. Dazu rüstet man sich dort immer häufiger mit optischer Messtechnik, die so weit wie möglich in den Prozess integriert wird, um diesen schneller und automatisierter zu gestalten. Die Entwicklung solcher Systeme ist die Kernkompetenz von Keyence. Dabei qualifizieren sich die optischen Systeme im Vergleich zu taktilen aufgrund mehrerer Eigenschaften besonders gut für diese Aufgabenstellung. Zum einen sind heutige Kamerachips so hochauflösend, dass Messgenauigkeiten im Mikrometerbereich erreicht werden und damit auch anspruchsvolle Messaufgaben erledigt werden können. Dabei sind Abtastraten im Kiloherzbereich problemlos umsetzbar, sodass auch extrem schnelle Prüfungen im laufenden Prozess durchgeführt werden können. Der Prüfer ist an dieser Stelle häufig schon außen vor und hat keinen Einfluss mehr auf das Messergebnis. Die Zeiten, in denen er das Ergebnis aufgrund seiner Körperkraft oder seiner Sehfähigkeit verfälscht hat, gehören bei modernen optischen Systemen der Vergangenheit an. Letztlich nutzt die fähigste Messtechnik aber niemandem, wenn die Einrichtung zu komplex ist. Hier hat sich der Markt in den vergangenen Jahren enorm entwickelt und Systeme hervorgebracht, die in der Lage sind, Prüfroutinen selbstständig einzurichten. Das Messen läuft dann häufig ohne Zutun eines Prüfers ab oder ist so einfach wie ■ das Aufnehmen eines Urlaubsfotos. :: Welche Anforderungen ergeben sich auf dem Weg zur vernetzten Datennutzung? Klaus: Ganz klar: vor allem Integration und Praktikabilität. Bei der Einführung des digitalen Messprojektors von Keyence war eine Hauptanforderung, ihn in unsere bestehende Infrastruktur mit der Böhme & Weihs CAQ-Lösung CASQ-it integrieren zu können. Keyence musste also die Möglichkeit bieten, Messwerte per Schnittstelle einfach, sicher und korrekt zu übertragen. Ein autarkes System wäre für uns nicht infrage gekommen. Dieser Ansatz würde für uns auch im Widerspruch zu Industrie 4.0 und dem Automotive-Gedanken stehen. Wir sind ISO/TS 16949 zertifiziert und unterliegen den entsprechenden Nachweis- und Dokumentationspflichten. Daher ist es für uns ausgeschlossen, die Regelkarten beispielsweise auf Excel-Basis zu führen. Eine weitere Anforderung sehen wir im Know-how der zuständigen Mitarbeiter: Integrierte Systeme setzen gewisse Kenntnisse voraus. Deswegen arbeiten wir trotz der intuitiven Bedienung ausschließlich mit gelernten Kräften, die auch in der Lage sind, selbständig Entscheidungen zu treffen. :: Welche Situation war ausschlaggebend, um speziell im Bereich Messtechnik nach einer vernetzten, ganzheitlichen Lösung zu suchen? Külcü: 2011 ist ein neuer technischer Leiter zu uns ins Haus gekommen, der im Zuge einer ersten Bestandsaufnahme feststellte, dass unsere Mitarbeiter durch die zeitauf- Zu den Unternehmen Keyence nimmt als führender Hersteller von Sensoren, Messsystemen, Lasermarkiersystemen, Mikroskopen und Bildverarbeitungssystemen eine weltweite Spitzenstellung bei den Werksautomationssystemen ein. Böhme & Weihs entwickelt seit der Gründung 1985 CAQ- und MES-Lösungen. Mehr als 30 000 Anwender vertrauen auf die browserbasierte und modulare Standardsoftware – von der Einzel- bis zur Serienfertigung, vom Mittelstand bis zum multinationalen Konzern. Neben dem Firmensitz in Nordrhein-Westfalen, ist Böhme & Weihs mit Niederlassungen in Baden-Württemberg sowie in Frankreich und Russland vertreten. Zur Böhme & Weihs-Unternehmensgruppe gehören aktuell mehr als 220 Mitarbeiter. Quality Engineering 03.2015 43 :: Innovationsforum Promotion Modulare Standardsoftware für effiziente Messdaten Gleich drei Anbindungsmöglichkeiten vernetzen Keyence Messtechnik nahtlos mit dem CAQ-System CASQ-it von Böhme & Weihs, um das Potenzial erfasster Messdaten zur Prozessverbesserung voll auszuschöpfen: Ein Messmittelinterface zwischen Profilprojektor und CASQ-it übermittelt interaktiv die Messdaten, welche unmittelbar danach in der CASQ-it Prüfoberfläche stehen. Eine vollumfängliche Lösung, denn über das Messmittelinterface können auch Messwerte von zusätzlichen Handmessmitteln in CASQ-it übernommen werden. Die Kommunikation der beiden Lösungen ist auch ohne Messmittelinterface möglich. Hierzu werden Keyence-Gerät und der CASQ-it Arbeitsplatz über ein serielles Schnittstellenkabel direkt miteinander verbunden. Sobald die Übernahme der Messwerte beginnt, überwacht CASQ-it, ob die vereinbarten Toleranzen eingehalten wurden und stoppt bei einer Toleranzverletzung den Datentransfer. Beide Systeme arbeiten sogar losgelöst von einer Benutzerinteraktion miteinander. Mit Start des Prüfauftrags durch CASQ-it erfasst der Profilprojektor die Messdaten und stellt sie per Fileserver zur Verfügung. Selbstständig nimmt CASQ-it die Datei entgegen und ordnet die Messwerte dem Prüfauftrag zu. Die Vernetzung bringt Vorteile für Wareneingang, Fertigung und Warenausgang: Die Übernahme der Messdaten erfordert keinerlei Spezialkenntnisse. Einfachste Bedienung sorgt für hohe Akzeptanz und Handlungssicherheit. Hinterlegte Workflows starten selbstständig Ereignisketten bis hin zu automatisch versendeten E-Mails. Statistische Analysen zeigen Entwicklungen auf und legen den ■ Grundstein für qualitätssichere Prozesse. wändige Messwertaufnahme relativ lange auf Freigabeprozesse warten mussten. Daraus wurde die Zielsetzung entwickelt, eine schnelle und zuverlässige Lösung zu etablieren. Während einer Fachmesse sprachen wir hierzu mit den Experten von Keyence und starteten anschließend gemeinsam das Projekt. Klaus: Bis dato war unser Messraum überflutet von Messungen. Vor allem, weil die Erstteilfreigabe mit acht Teilen relativ zeitaufwändig ist: Jedes dieser Teile beansprucht bei einer taktilen Messung etwa 15 Minuten, wodurch es natürlich zu Wartezeiten kam. Zur Produktivitätssteigerung suchten wir nach einem Messgerät, das die Messung schneller und einfacher macht, aber gleichzeitig ebenso verlässlich ist und die bereits angesprochene Vernetzung mit dem bestehenden CAQ-System ermöglicht. Aus 44 dieser Bestandsaufnahme hat sich dann ein Projekt zur Optimierung der Messsystematik ergeben. :: Wie verlief die Projektumsetzung und was hat Sie dabei besonders beeindruckt? Klaus: Grundsätzlich gilt für mich: Je besser die Planung im Projekt, desto höher die Akzeptanz in der Fertigung. Da wir sowohl bei der Einführung unseres CAQ-Systems als auch bei der späteren Einführung des Messprojektors von Keyence sehr eng mit unserer Fertigung zusammengearbeitet haben, ist die Praktikabilität und Effizienz des GesamtSystems nach Ende der Einführungsphase sehr hoch. Ein weiterer Vorteil durch diesen Ansatz ist auch die Akzeptanz im Arbeitsalltag. Es wird weder über die Messwerte noch über den Workflow an sich im Nachhinein diskutiert, wenn alle Beteiligten in den Entscheidungsprozess integriert sind. Külcü: Positiv war vor allem die schnelle Einsatzfähigkeit der vernetzten Lösung. Nach einer Grundlagenschulung konnten wir sie innerhalb von nur drei Monaten in unsere Messprozesse integrieren – einschließlich der Anbindung an die CAQ. Klaus: Schon nach kurzer Zeit überzeugte uns die optische Messung, sodass wir mittlerweile auch eine bisher eher weniger genutzte Maschine eines anderen Herstellers wieder öfter einsetzen. Einen weiteren Vorteil haben wir beim Faktor Zeit: Nicht nur dass die vormals zeitaufwändige Erstteilfreigabe mit acht Prüfteilen nun viel schneller geht, auch der Wareneingang nutzt die vernetzte Lösung zur schnellen und zuverlässigen Messwertaufnahme. Die Messprotokolle werden automatisch in das CAQ-System von Böhme & Weihs übertragen. So vermeiden wir etwa Fehler durch das händische Eingeben von Werten durch Mitarbeiter. :: Leben Sie also Messtechnik 4.0? Klaus: Aktuell fühlen wir uns in diesem Bereich sehr gut aufgestellt. Vor allem die sichtbare sowie auch transparente Automatisierung und die Vernetzung beider Lösungen überzeugen in den Audits. Das merken wir vor allem bei Kunden- und Zertifizierungsaudits: Der hohe Automatisierungsgrad wird sehr positiv aufgenommen. Auditoren heben unsere Lösung im Verhältnis zu unserem Status als mittelständisches Unternehmen hervor. So haben wir durch die nahtlose Integration zwischen der Keyence-Messtechnik und der Datenaufbereitung im CAQSystem von Böhme & Weihs einen hohen ■ Mehrwert. Die Referenten André Harms Guido Goldammer Vertriebsleiter Vertriebsleiter Messtechnik Keyence Böhme & Weihs www.keyence.de www.boehme-weihs.com Quality Engineering 03.2015 Promotion Der Laserscanner wird sowohl mit glänzenden als auch mit matten Oberflächen fertig Bild: Steinbichler Automatisiertes Laserscannen für die Qualitätskontrolle Roboter prüft hundertprozentig In der Smarten Fabrik spielt die Automatisierung eine entscheidende Rolle. Das gilt auch für die Qualitätssicherung. Daher lässt Steinbichler sein optisches Laserscanningsystem T-Scan CS+ von einem Industrieroboter über die zu prüfenden Bauteile führen. Das bildet die Basis für konstante und aussagekräftige Messdaten. Der Referent Josef Mederer Key-Account-Manager Automatisierung Steinbichler www.steinbichler.de Quality Engineering 03.2015 Die Lösung beinhaltet eine Anbindung des Laserscanners T-Scan CS+ an einen (nahezu) beliebigen Industrieroboter. Der Scanner wird dabei automatisiert über das Bauteil geführt und von einem optischen Kamerasystem getrackt. Die Roboter-/Bahnprogrammierung wird dabei vom Technologiepartner Metrologic mit Hilfe der X4-i-Robot-Software übernommen. Diese einfach bedienbare Software bietet Funktionen wie etwa eine Kollisionskontrolle, Simulation der Messung, automatische Generierung des Roboterpfads und Offline-Programmierung. Vorteil einer robotergestützten Anwendung ist die konstant gleiche Abfolge von Scanbewegungen bei jedem Bauteil. Dadurch werden Schwankungen in der Dichte der Punktewolke und folglich Bedienereinflüsse ausgeschlossen. Die Qualität der erzeugten Daten ist damit über alle gemessenen Bauteile konstant. Dies bildet die Basis für eine sichere und aussagekräftige Auswertung der Messdaten. Nicht zuletzt ist die hohe Effizienz der automatisierten 3D-Datenerfassung bei wiederkehrenden Bauteilen beziehungsweise Messungen der entscheidende Faktor, wenn eine 100-prozentige Qualitätssicherung im Fertigungsumfeld erreicht werden soll. Mit dem T-Scan CS+ Laserscanner kann sogar auf optisch unkooperativen Oberflächen (glänzend/matt/etc.) eine automatisierte 100%-Qualitätskontrolle durchgeführt werden kann. Diese vollautomatisierte Lösung ist in nahezu allen Anwendungsbereichen einsetzbar. Der Vorteil einer flächenhaften 3D-Datenerfassung mit dem Laserscanner liegt darin, dass die Bauteilober- fläche komplett erfasst wird und somit nicht nur punktuelle Messungen beziehungsweise Datenvergleiche vorgenommen werden können. Der Informationsgehalt einer Messung ist bei gleichem Zeitaufwand (in Bezug zu einer Punktmessung mit der Koordinatenmessmaschine) um ein Vielfaches höher. So können zum Beispiel im Karosseriebau Einzelteile sowie Baugruppen bis hin zur kompletten Karosserie sehr genau vermessen werden. Unabhängig von der Robotergenauigkeit werden durch die räumliche Erfassung des robotergeführten Laserscanners (mittels des Trackingsystems) hochpräzise Messdaten erzeugt. Mit Hilfe dieser Daten können komplexe Fertigungsprozesse besser erfasst, kontrolliert und beeinflusst werden. So lässt sich auch die Qualitätssicherung entschei■ dend optimieren. Das Unternehmen Steinbichler entwickelt und vertreibt seit seiner Gründung vor 25 Jahren hochpräzise optische Messsysteme und entsprechende Softwarelösungen. Die Systeme werden bei zahlreichen namhaften Unternehmen und Forschungseinrichtungen eingesetzt. Dabei bietet Steinbichler für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche innovative und effiziente Lösungen. 45 :: Innovationsforum Promotion Die Epoxydharzkomponenten sind für die Prüfung vorbereitet Computertomografie im fertigungsnahen Einsatz Alles im Röntgenblick Ein Schaltanlagenhersteller hat ein CT-System mit Mikrofokusröntgenröhre von Nikon Metrology erworben, um die Produktentwicklung zu beschleunigen und hohe Qualitätsstandards zu sichern. Das System wird in der Werkstattumgebung eingesetzt und ermöglicht eine zerstörungsfreie Qualitätsprüfung der verschiedenen Anlagenkomponenten. Der Referent Gábor Szabó Sales Account Manager X-Ray & CT Nikon Metrology www.nikonmetrology.com 46 SGC (Switchgear Company) ist ein Hersteller von Mittelspannungs-Schaltanlagen. Dabei konzentriert sich das Unternehmen vor allem auf Anlagen im Bereich zwischen 3 kV und 36 kV, die sowohl im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt werden können. Laut dem technischen Projektmanager Patrick De Clercq, ist der Qualitätsstandard für SGC-Produkte sehr hoch und die Produktlebensspanne beträgt mehr als 30 Jahre. Um diese Lebensspanne gewährleisten zu können, müsse die Produktqualität hundertprozentig kontrollierbar sein. Die Kupferanschlüsse für die Hochspannungskabel werden in Isoliermaterial aus Epoxydharz versiegelt und in einem überdruckgekapselten, SF6-gasisoliertem Gehäuse untergebracht (SF6 ist die Abkürzung für Schwefelhexaflorid – ein Gas, das zur Isolierung von Stoffen in elektrischen Systemen verwendet wird). Poren oder Lufteinschlüsse in der Epoxidharzisolierung sind unbedingt zu vermeiden. Sie bergen das Risiko, dass sich im Innern Störlichtbögen bilden, die zu Explosionen und einer dauerhaften Beschädigung der Ausrüstung führen könnten. Die SGC Schaltanlagen sind bekannt für die nur sehr geringen Leistungsverluste während ihrer gesamten Lebensdauer. Einer der entscheidenden Faktoren ist die hohe Qualität der geschweißten Kabelanschlussräume, durch die SF6-Lecks ausgeschlossen werden. Die Qualitätskontrolle dieser Komponenten und Prozesse (bei- spielsweise Schweißen von Verbindungen) ist folglich ein wichtiger Schritt im Fertigungsprozess. Bis vor kurzem arbeitete SGC noch mit zerstörenden Prüfverfahren, um diese Epoxidharzkomponenten auf innenliegende Fehler zu untersuchen und die perfekte Passung des Kupferschlauchs im Expoxidharz zu prüfen. Dabei wurde das zu prüfende Teil in Scheiben geschnitten. Diese Prüfungen waren nicht nur sehr zeitraubend, sondern es war auch nur schwer erkennbar, ob die Fehler durch die zerstörende Prüfung selbst verursacht wurden oder direkt mit dem Fertigungsprozess in Zusammenhang standen. Mit dem Ziel, bessere Einblicke in die Qualität der Expoxidkomponenten zu erhalten, wurden die Vorteile der zerstörungsfreien Röntgenprüfung geprüft. Nach einer Beratungsphase, in der es darum ging, schon länger bestehende Probleme mit einer besonders problematischen Komponente zu lösen, war SGC davon überzeugt, dass die Röntgentechnik der richtige Weg für die Qualitätskontrolle von Kabelanschlüssen sei. Daraufhin startete die Projektplanung für den Einsatz eines Röntgensystems. Bevor SGC sich für eine Investition in die Röntgentechnik entschied, führte das Unternehmen verschiedene Vergleichstests mit unterschiedlichen Herstellern von Röntgen-/CT-Systemen durch. Nachdem die CT-Bilder des Nikon-Metrology-Systems die Informationen über Quality Engineering 03.2015 SGC produziert vor allem Mittelspannungs-Schaltanlagen im Bereich zwischen 3 kV und 36 kV Frederik Delobelle (rechts) und Patrick De Clercq (links) sind mit dem Einsatz des CT-Systems sehr zufrieden Bilder: Nikon Metrology die Komponenten lieferten, die SGC sich erhofft hatte, fiel die Entscheidung leicht. Patrick De Clercq berichtet, wie beeindruckt SGC von den Ergebnissen der Röntgenprüfung gewesen sei. Die Tatsache, dass Nikon Metrology auch eine 225-kV-Röntgenquelle angeboten habe, während andere Anbieter nur ein 180 kV System bereit gestellt hätten, sei ebenfalls wichtig für die Entscheidung gewesen, das Nikon Metrology XT H 225 ST System zu wählen. Je nachdem, welche Spannungsstärke der Bediener wählt, können Werkstoffe mit größerer Dicke oder höherer Dichte durchstrahlt werden. Die 225 kV Röntgenquelle kann problemlos 12 cm dickes Expoxidharz durchdringen. Bei Metallteilen wird möglicherweise noch eine höhere Spannung benötigt, um sie zu durchstrahlen. Für ganz spezielle Röntgenscans können auch 450 kV oder 750 kV Systeme eingesetzt werden, die in Nikon Metrologys technischem Vorführzentrum besichtigt werden können. Röntgenprüfsysteme bewahren Qualitätsstandards Unterdessen hat sich herausgestellt, dass Röntgen- und CT-Prüfsysteme auf sehr vielen Gebieten äußerst effektiv sind. Das unlängst installierte System wird eingesetzt, um die Qualität von Produkten zu prüfen, die SGC von externen Zulieferern erhält. Für Teile aus der Serienproduktion wird die Röntgentechnik eingesetzt, um die Qualität durch Stichproben aus einem Los zu prüfen. Da SGC gemäß ISO 9001:2008 zertifiziert ist, ist eine konstante Überwachung der Produktqualität entscheidend. Sobald Fehler im Prozess auftreten, werden Korrekturmaßnahmen ausgeführt. Bei verschiedenen Teilen konnte SGC zeigen, dass die Komponenten innen Lunker aufwiesen oder die Dichtungen für hundertprozentig gekapselte Gehäuse von minderer Qualität waren. Röntgenprüfsysteme tragen außerdem dazu bei, die Produktentwicklung zu beschleunigen. SwitchgearSchaltanlagen bestehen aus vielen unterschiedlichen Quality Engineering 03.2015 Werkstoffen, wie unter anderem Spritzguss-, Gummiund Metallteilen. Fast alle Komponenten werden im eigenen Hause entwickelt und konstruiert. Das Röntgenprüfsystem trägt nun dazu bei, den Prozess der Produktentwicklung zu beschleunigen, da es Inneneinblicke in die Prototypen gewährt. „Für eine bestimmte Komponente hatten wir schon jahrelang nach einer Lösung gesucht, um den Herstellungsprozess für dieses Teil zu optimieren“, erklärt Frederik Delobelle, Ingenieur der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Dank der Röntgen- und CT-Aufnahmen sei ihnen klar geworden, was das wirkliche Problem war, sodass der Prozess binnen weniger Wochen korrigiert werden konnte. Ein weiterer wichtiger Vorteil der CT bestehe darin, dass man Das Unternehmen nun die Möglichkeit hätte, Zusammenbauteile auf ihre präzise Passung zu prüfen, ohne das Nikon Metrology bietet Messlösungen für vielfältige Teil zerstören oder auseinander- Anwendungen: von der dimensionalen Prüfung von Miniaturelektroniken bis zur Überwachung der Passbauen zu müssen. SGC setzt gegenwärtig ein genauigkeit von Baugruppen. Die optischen Präzisineues Werk für den Zusammen- onslösungen tragen zu einem effizienten Produktibau eines Switchgear-Produkts onsprozess bei. Das Portfolio umfasst 3D-Messsysteein. Das Röntgensystem wird ei- me, 3D-Scanner, Röntgen- und CT-Systeme, Systeme ne zentrale Rolle bei der Produkt- zur dimensionalen Kontrolle von großen Objekten, auentwicklung, Qualitätskontrolle tomatisierte Videomesssysteme und Mikroskope. von Zulieferteilen und Optimie■ rung der Abläufe spielen. 47 :: Innovationsforum Promotion PMX kann flexibel bestückt und an verschiedene Anwendungen angepasst werden Entwicklungs- und produktionsübergreifende Messtechnik Flexibel und nutzerfreundlich In der Umsetzung neuer Fertigungskonzepte spielt die Wahl des passenden messtechnischen Systems eine Schlüsselrolle. Unternehmen brauchen ein integriertes Konzept für Sensorik und Messdatenerfassung. Bei der Entwicklung seines Systems PMX hat HBM bereits erste Grundzüge und Funktionalitäten für Industrie 4.0 implementiert. Der Referent Michael Guckes Produktmanager industrielle Messverstärker und Software HBM www.hbm.com 48 Bestehende Systeme sind oft nicht in der Lage, mit den Anforderungen – und Datenmengen – moderner und hochdynamischer Produktionslinien Schritt zu halten. Datenübermittlung in Echtzeit, hohe Rechenkapazitäten und nicht zuletzt eine einfache Parametrierung und Visualisierung der Messdaten für unterschiedliche Gruppen von Mitarbeitern und Bedienern sind wichtige Voraussetzungen für den Einsatz eines modernen Messsystems. Eine Stärke des Systems PMX von HBM ist, dass es sich gleichermaßen für Entwicklungs- wie für Produktionsaufgaben nutzen lässt. Eine abteilungsübergreifende Plattform ermöglicht effizientere Strukturen und kürzere Time-to-market-Zeiten. Um Kräfte, Dehnungen und Temperaturen zu messen, bietet HBM ein breites Programm an Sensoren. Diese variieren in Bauform und Messbereich, sodass für die Tests immer die passenden Typen zur Verfügung stehen. Die Sensorsignale müssen präzise gemessen und gespeichert werden. Die Messung reicht dabei von kleinen Teilbereichen bis hin zu den Maximalkräften. Dies kann nur mit Messverstärkern erfolgen, die eine hohe Signalauflösung (24 Bit) und eine unempfindliche Wandlerein- gangsstufe besitzen. Dazu empfiehlt sich das Trägerfrequenzmessverfahren (TF), das das Messsignal einer Trägerfrequenz aufmoduliert und dann erst verstärkt. Damit werden systembedingte Störeinflüsse wie Netzbrummen und Thermospannungen eliminiert. Die Messsysteme müssen alle benötigten Signale der Sensoren zeitsynchron erfassen können. Das bedeutet, dass das Messsystem auf den Anwendungsfall zugeschnitten sein muss. Dies wird mit dem flexiblen und modularen Bestückungskonzept des PMX-Messverstärkers erreicht. Es lassen sich genau die Messkarten bestücken, die für die Sensoren benötigt werden. Dabei werden alle Messkanäle, unabhängig von der Ausbaustufe, mit einer Abtastrate von 19200 Hz parallel erfasst. Das gesamte PMX-Messsystem ermöglicht so eine Gesamtperformance von 400 000 Messwerten pro Sekunde, die mit herkömmlichen speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) nie erreicht werden kann. Die Sensoren können mit einem Transducer Electronic Data Sheet (TEDS) ausgestattet werden, so dass der PMX-Messverstärker nach dem Anstecken der Sensoren automatisch die Sensorkennwerte überträgt und seine Messeingänge damit parametriert. Damit kann viel Zeit Quality Engineering 03.2015 Die PMX-Software lässt sich auch TF-Verstärkung garantiert stabile und störsichere Messwerte eingespart und fehlerhafte Parametrierung verhindert werden. Aber auch Sensoren ohne TEDS können eingebunden werden. Die Parametrierung der Messverstärker erfolgt dann über den Webserver, der im PMX integriert ist. Der Anwender hat nun mehrere Möglichkeiten – je nachdem wie er seine Tests und später seine Produktion ausgestalten möchte. In allen Fällen steht ihm PMX aber immer als Test- und später als Produktionssystem zur Verfügung. Das bietet einen grundlegenden Vorteil: Prüfprogramme oder auch Teile davon können von der Produktentwicklung in die Produktion übernommen werden. Es wird jeweils auf das gleiche System zugegriffen. Komfort wie bei Smartphones und Tablets Anwender und Anlagenbediener kennen und nutzen täglich den Benutzerkomfort von Smart-Geräten. PMX bringt diesen Komfort nun erstmals in den Bereich Messund Prüftechnik – eine bis dato nur von Smartphones und Tablet-PCs bekannte Software- und Bedien-Technologie. Standardisierte Schnittstellen ermöglichen zudem einen bequemen Zugriff auf alle Geräteparameter für Konfiguration, Bedienung und Analyse – über jedes internetfähige Endgerät. Die browserbasierte PMX-Software setzt neue Standards in Sachen Leistungsfähigkeit und Benutzung. Alles, was Anwender für den Einsatz der Software benötigen, ist ein internetfähiges Endgerät. Über dessen Webbrowser können sie bei Service und Wartung oder zur Evaluierung von Prozessen schnell und bequem auf alle Produktionsdaten zugreifen. Drei verschiedene Benutzerebenen mit entsprechenden Rechten garantieren dabei maximalen Schutz vor unberechtigten Zugriffen auf PMX und alle Prozesse. Umständliche und fehleranfällige Softwareinstallationen entfallen damit. Die Kombination von EthernetTechnologien und Internet ermöglicht zudem eine kostengünstige Fernwartung. Quality Engineering 03.2015 per Touch-Screen bedienen Bilder: HBM Zeit ist Geld – und Zeit sparen heißt Geld sparen. Diese Formel ist Maschinen- und Anlagenbauern immer mehr zur Maxime geworden. Möglichst viele Arbeiten und Abläufe schnell, einfach und fehlersicher abarbeiten – diese Funktionalitäten muss ein Automatisierungsgerät beherrschen. Wichtig ist dabei, den Menschen und Anlagenbediener nicht zu vergessen. Das heißt: Einfache Bedienung, Visualisierung und Diagnose sind zwingend erforderlich, um effizient und kostensparend zu arbeiten. Dazu wurden im PMX drei Automatisierungslösungen implementiert. Um ein Automatisierungssystem stabil zu betreiben, dürfen die Übertragungskanäle nicht „verstopft“ werden. Das bedeutet, dass möglichst viele Messdaten schon dezentral vorverarbeitet werden sollten. Dazu verfügt PMX über 32 interne Berechnungskanäle. Diese erledigen in Echtzeit Überwachungs- und Regelfunktionen. Die Signale können PMX-intern weiterberechnet oder auch über Analogausgänge oder schnelle, Ethernet-basierte Feldbusse an das Automatisierungssystem ausgegeben werden. Damit wird die Maschinen-/Anlagensteuerung nicht überlastet und es lassen sich kurze, ■ schnelle Regelzyklen erreichen. Das Unternehmen HBM (Hottinger Baldwin Messtechnik) deckt mit seinen Produkten die gesamte Messkette ab und bietet Lösungen für das Messen elektrischer und mechanischer Größen – ob für virtuelle oder physikalische Tests oder auch Prüfungen. HBM ist bekannt für technische Dienstleistungen wie Applikationsberatung, Auftragsmessungen vor Ort, Kalibrierungen und Engineering. Das umfassende Schulungsangebot hilft, die moderne Messtechnik optimal einsetzen zu können. 49