3142 - Landtag Rheinland
Transcrição
3142 - Landtag Rheinland
LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 15. W a h l p e r i o d e Drucksache 15/ 3142 27. 02. 2009 Kleine Anfrage des Abgeordneten Matthias Lammert (CDU) und Antwort des Ministeriums des Innern und für Sport Jüngste Terrordrohungen Die Kleine Anfrage 1976 vom 5. Februar 2009 hat folgenden Wortlaut: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie beurteilt die Landesregierung die jüngsten islamistischen Terrordrohungen gegen Deutschland in ihren Auswirkungen auf Rheinland-Pfalz? 2. Wie stellt sich die Gefährdungslage nach Einschätzung der Landesregierung in Rheinland-Pfalz dar? 3. Wie viele „Gefährder“ gibt es nach Erkenntnissen der Landesregierung in Rheinland-Pfalz? 4. Wie viel Personal wird derzeit in Rheinland-Pfalz für die Bekämpfung des Terrorismus gebunden? Das Ministerium des Innern und für Sport hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 26. Februar 2009 wie folgt beantwortet: Zu den Fragen 1 und 2: Die Bedrohung der Bundesrepublik Deutschland durch den islamistischen Terrorismus hält unvermindert an. Die neuerlichen Verlautbarungen bestätigen diese Einschätzung. Am 19. Januar 2009 haben die Sicherheitsbehörden ein im Internet veröffentlichtes Video mit dem Titel „Das Rettungspaket für Deutschland – von Al Hafidh Abu Talha dem Deutschen – Oktober 2008“ gesichert, das der Al Quaida zugerechnet wird. Erstmals veröffentlichte sie damit ein fast ausschließlich deutschsprachiges Video, das sich an die deutsche Regierung und Bevölkerung richtet. Bei dem Sprecher handelt sich um einen den Sicherheitsbehörden bekannten Deutschen marokkanischer Herkunft, der lange in Deutschland lebte, bevor er ein terroristisches Ausbildungslager in Pakistan besuchte und sich dort der Al Quaida anschloss. Das Video enthält zwar Drohungen gegen Deutschland, aber keine konkreten Hinweise auf bevorstehende Anschläge oder Anschlagsziele. Nach Bewertung der Sicherheitsbehörden soll damit Angst in der Bevölkerung erzeugt und damit möglicherweise die Bundestagswahl im September beeinflusst werden. Am 27. Januar 2009 haben die Sicherheitsbehörden im Internet ein weiteres Video mit dem Titel: „Botschaft der Islamischen Jihad Union (IJU) – Ihr seid nicht alleine . . .“ gesichert. Darin bekunden Mujahidin der IJU unter anderem auch in deutscher Sprache ihre Solidarität mit den Palästinensern in Gaza und sie kritisieren die Haltung der Bundesregierung zum jüngsten israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen. Den am Militäreinsatz in Afghanistan beteiligten Staaten drohen sie mit Angriffen. In der Februar-Ausgabe ihrer Internet-Publikation veröffentlichten die Taliban einen Artikel mit dem Titel „Brief an das deutsche Volk und an seine mit Amerika verbündete Regierung“. Darin werfen sie der Bundesregierung vor, sich mit, so wörtlich „dem amerikanischen Besatzer verbündet und an der Tötung von afghanischen Kindern und Frauen beteiligt zu haben“. Der Anschlag vom 17. Januar 2009 auf die deutsche Botschaft in Kabul sei Strafe und Warnung. b. w. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 16. März 2009 3142 Drucksache 15/ Landtag Rheinland-Pfalz – 15. Wahlperiode Deutschland steht durch sein Engagement in Afghanistan im unmittelbaren Zielspektrum islamistischer Terroristen. Die durch die Veröffentlichungen verstärkte Drohkulisse wird dabei nach Auffassung der Sicherheitsbehörden gezielt eingesetzt, um politische Entscheidungsprozesse wie beispielsweise die Mandatsverlängerung für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan zu beeinflussen. Unverändert muss jederzeit mit Anschlägen gegen deutsche Interessen und Einrichtungen im Ausland und in Deutschland gerechnet werden. Hinweise auf konkrete Anschlagsplanungen in Deutschland, speziell in Rheinland-Pfalz, liegen den Sicherheitsbehörden derzeit allerdings nicht vor. Zu Frage 3: Die Polizei stuft eine Person als Gefährder ein, wenn bestimmte Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung begehen könnte. Auch in Rheinland-Pfalz sind Personen als Gefährder eingestuft. Ihre Anzahl kann aus taktischen Erwägungen nicht öffentlich genannt werden. Zu Frage 4: Bei dem Landeskriminalamt und den Polizeipräsidien sind derzeit 40 Kriminalbeamtinnen und Kriminalbeamte dauerhaft in Fachdienststellen zur Bekämpfung des islamistischen Terrorismus eingesetzt. Wenn es die Lage erfordert, wird die Anzahl der Mitarbeiter verstärkt. Dies ist in der Vergangenheit häufig vorgekommen, etwa zur Bearbeitung von Ermittlungsverfahren im Auftrag der Bundesanwaltschaft. Je nach Lage werden die Fachdienststellen zudem von anderen Organisationseinheiten der Polizei, wie z. B. dem Mobilen Einsatzkommando, dem Spezialeinsatzkommando, den Fahndungseinheiten oder von Spezialisten der Kriminaltechnik, unterstützt. Darüber hinaus sind alle Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in Rheinland-Pfalz im Hinblick auf die terroristische Bedrohungslage sensibilisiert. Die Bekämpfung des Terrorismus ist nach wie vor ein besonderer Schwerpunkt der Polizeiarbeit. In Rheinland-Pfalz sind alle organisatorischen und personellen Voraussetzungen geschaffen, um der Bedrohung durch islamistische Terroristen wirksam zu begegnen. Gleichwohl muss immer wieder herausgestellt werden, dass es einen absoluten Schutz vor terroristischen Anschlägen nicht gibt. Karl Peter Bruch Staatsminister