Grammatische Hinweise zu Catull carmen 57 1 Pulcre convenit
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Grammatische Hinweise zu Catull carmen 57 1 Pulcre convenit
B C. Valerius Catullus (87? – 54 ? v. Chr.) carmen 57 Grammatische Hinweise zu Catull carmen 57 B1 Catull, Carmen 57 1 Pulcre convenit improbis cinaedis, 2 Mamurrae pathicoque Caesarique. 3 Nec mirum : Maculae* pares utrisque, 4 urbana* altera et illa Formina*, 5 impressae resident nec eluentur 6 morbosi pariter, gemelli utrique, 7 uno in lectulo | erudituli ambo, 8 non hic quam ille magis vorax adulter, 9 rivales socii et puellularum: 10 Pulcre convenit improbis cinaedis. B2 „Gleiche Laster, Gleiche Brüder" (Übersetzung des carmen 57 von Otto Weinreich) 1 Herrlich passt ihr zusammen, Hurenbolde, 2 du, Mamurra, und Caesar, alter Lustknab'. 3 's ist kein Wunder, die gleichen Makel*, sind 4 – dir stadtrömische*, jenem formian´sche* – 5 eingeprägt, und sie haften unaustilgbar. 6 Gleich entartet im Laster, gleiche Brüder, 7 beid' auf „Bildung“ bedacht in einem Bette, 8 ehebrecherischer Vielfraß der wie jener 9 und bei Mädchen Rival und Freund in einem: 10 Herrlich passt ihr zusammen, Hurenbolde! 1f convenit ist ein unpersönlicher Ausdruck (deutsch etwa:„es passt 3 4 5 6 7 8 9 zu“) mit Dativ (Mamurrae pathico, Caesari [pathico]; beide zusammengefasst durch: improbis cinaedis). Weil Mamurrae pathico als Einheit aufgefasst wird, steht das erste –que danach. Nec mirum <est>: Maculae* pares utrisque <sunt> urbana*, illa jeweils auf eine macula bezogen impressae auf beide maculae bezogen morbosi, gemelli, utrique auf Mamurra und Caesar bezogen. uno in lectulo <sunt>, erudituli ambo <sunt> erudituli: Verkleinerungsform des Adjektivs eruditus, -a, -um hic non magis vorax adulter <est> quam ille rivales et socii puellarum <sunt> B3 annähernd wörtliche Übersetzung von c. 57 1 Es passt so schön: die schamlosen Schwulen, 2 Mamurra und Caesar, die Unzucht mit sich treiben lassen: 3 Kein Wunder! Gleiche Makel* den beiden, 4 der eine stadtrömisch*, der andere formianisch*, 5 bleiben eingeprägt und werden nicht getilgt: 6 gleichermaßen krankhaft, Zwillinge beide 7 in einem Bettchen, beide „gebildet“. 8 Der kein weniger gefräßiger Liebhaber als jener. 9 Rivalen und Freunde der kleinen Mädchen: 10 Es passt so schön: die schamlosen Schwulen! * Mit maculae wird auf betrügerische Geldgeschäfte angespielt, die Caesar in Rom, Mamurra in seiner Heimatstadt Formiae nachgesagt wurden. B4 1. Kriterium : Inwiefern wird der lnhalt von Catulls Gedicht von Otto Weinreich wiedergegeben? Die Übersetzung Weinreichs ähnelt dem Original inhaltlich sehr, wodurch die Aussage des Gedichts erhalten bleibt. Das empfinde ich als ein wichtiges Kriterium für eine Übersetzung, denn sonst wäre es ja eher eine Nachdichtung. Zum einen wird deutlich, dass Catull Mamurra und Caesar beleidigt, was man an der Ironie und an den Beschimpfungen erkennt, und zum anderen wird das Verhältnis zwischen Mamurra und Caesar durch die von Weinreich gewählte Überschrift verdeutlicht. Ironie wird beispielsweise mit „erudituli" (Zeile 7) deutlich. „Erudituli" ist die Verkleinerungsform von „eruditus" (aufgeklärt; gebildet), wodurch die hohe geistige Qualität Mamurras und Caesars in Frage gestellt und Ironie ausgedrückt wird. Beschimpfungen wie „schamlose Kinaeden" /„Hurenbolde" (Z. l) und „gefräßiger Liebhaber" / „ehebrecherischer Vielfraß" (Z.8) sind zahlreich vorhanden sowohl bei Catull als auch bei Weinreich. Die hinzugedichtete Überschrift von Weinreich „Gleiche Laster, gleiche Brüder" verdeutlicht, dass Mamurra und Caesar durch ihre Taten und Vorlieben, welche sie gemeinsam zu tun pflegten („in einem Bett" (Z.7)) in sexueller (Homosexualität) und finanzieller (übermäßiges unnötiges Geldausgeben) Hinsicht wie Zwillinge gleich sind. [Katrin K., Grundkurs Latein 2000] B5 2. Kriterium: Hat Otto Weinreich den lateinischen Stil gut im Deutschen wiedergegeben? Grundsätzlich bin ich nicht der Meinung, dass es ihm gelungen ist, obwohl er einige Aspekte gut dargestellt hat. Nach der wörtlichen Übersetzung scheint Catull über das Verhalten der beiden verärgert zu sein. Diesen Eindruck habe ich durch die Distanzierung in Catulls Gedicht, die in Weinreichs Übersetzung durch den Adressatenwechsel vom Leser zu Mamurra und Caesar nicht mehr so deutlich wird. Die Übersetzung von „gemelli" (Z.6) durch Weinreich entspricht nicht der wörtlichen „Zwillinge", die die Ähnlichkeit zwischen den beiden stärker als seine Übersetzung „Bruder", ausdrückt. Unpassend ist auch die Übersetzung von „cinaedis" (Z. 1/10) als „Hurenbolde", denn unter einem Hurenbold stelle ich mir einen Mann vor, der ständig zu Huren geht, um sich zu befriedigen. Ein Kinaede jedoch ist ein homosexueller Mann, der beim Geschlechtsverkehr aktiv ist. Zwar ist der Begriff „Kinaede" nicht in der deutschen Sprache gebräuchlich, aber Weinreich hätte ein passenderes Wort als „Hurenbold" benutzen können. Positiv auffallend ist allerdings die Umsetzung des Wortes „erudituli" (Z. 7) in „Bildung", denn eine Verkleinerungsform von „gebildet" gibt es im Deutschen nicht und die Ironie wird durch die Anführungsstriche trotz allem deutlich. Außerdem unterstreicht Weinreich die Homosexualität Mamurras und Caesars durch den Kursivdruck von „einem" (Z. 7), was mir sehr gut gefällt, da sie ein schwerer Kritikpunkt von Catull an beiden ist. [Andrea Danke, Grundkurs Latein 2000]