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www.vda-kultur.de ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND G 3560 47. Jg. Heft 1/2015 Die t i e Z e best Lebens meines m VDAmit de tausch Aus Kultur & Politik Kultur & Geschichte Kultur & Sprache Außenminister Steinmeier: Vor 70 Jahren: Langsdorff –Kapi- Charles M. Schulz, Erfinder Integration von Minderheiten tän des Panzerschiffs Graf Spee und Zeichner der „peanuts“ ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Ein Wort vorab 3 Titelfoto: Austauschschülerinnen der DS aus Villa Ge- Kultur & Politik neral Belgrano in Argentinien bei ihrem Berlin-Besuch im Bundesaußenminister Steinmeier: Februar 2015 Integration von Minderheiten hat zentrale Bedeutung © VDA 4–6 Interview mit der Botschafterin Brasiliens, I.E. Frau Maria Luiza Ribeiro Viotti: Deutsche Spuren in Brasilien bis heute erkennbar 7–11 Kultur & Geschichte Vor 70 Jahren: Langsdorff – Kapitän des Panzerschiffs Graf Spee 12–13 Das Baltikum und die deutsche Vergangenheit 13–16 Kultur & Reisen In Norwegen unterwegs – Alesund, Stadt auf drei Inseln 17–19 Kultur und Begegnung V. Internationales VDA-Chordirigentenseminar 20–21 Impressum Seit 1990: Deutsch-polnischer Schüleraustausch mit Comenius-Schule in Duisburg 22–24 Karneval in Oberschlesien – rheinisches Brauchtum exportiert 24–25 Hilfstransporte nach Rumänien – mehr als nur Warenlieferung 26–27 Kultur und Sprache Zwischen Beethoven und Erstem Weltkrieg: Charles M. Schulz, Erfinder und Zeichner der „peanuts“ 28–33 Eine Stimme für die Deutsche Sprache – Der Verein Deutsche Sprache stellt sich vor Kultur & Jugendaustausch Impressionen von den VDA-Kulturreisen ste Die beeit Z es meinens Leb 34–35 36–39 Antonella aus Chile – für einige Wochen unser 6. Kind 40 Verbandsinformationen Mitgliederversammlung des LV Baden-Württemberg 41 Auszeichnung für Julia Herb in Dresden 41 Peter Hucker – feierlich verabschiedet 42 Gastvortrag des VDA an der FH Remagen 42 Mitwirkende dieser GLOBUS-Ausgabe: Peter Bien, Roswitha Dahs, Claudia Degenhardt, Prof. Dr. Hartmut Fröschle, Dr. Bernhard und Irmtraud Grimm, Hermann Grimm, Rudi Hepe, Dr. Holger Klatte, Thomas Konhäuser, Barbara Loch, Petra Meßbacher, Ilona Mosler-Biadacz, Susanne Reinhardt, Wolfgang Reith, I.E. Frau Maria Luiza Ribeiro Viotti, Dr. Roswitha Schieb, Katharina Schmitt, Prof. Hans-Peter Schurz, Ulrich Uhlmann, Regine Wegmann 2 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Herausgeber: Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e.V. (VDA), gegr. 1881 als „Allgemeiner Deutscher Schulverein”, vertreten durch Klaus Brähmig MdB, Vorsitzender. Der GLOBUS erscheint vierteljährlich in der VDA-Verlags- und Vertriebs-GmbH Kölnstraße 76, D-53757 Sankt Augustin, Telefon (0 22 41) 2 10 71, Fax (0 22 41) 2 92 41, E-Post: [email protected], Internet: www.vda-kultur.de Redaktion: Petra Meßbacher, VDA-Verlags- und Vertriebs-GmbH Kölnstraße 76, D-53757 Sankt Augustin, Telefon (0 22 41) 2 10 71, Fax (0 22 41) 2 92 41, E-Post: [email protected], Internet: www.vda-kultur.de Gestaltung und Herstellung: Druckerei Engelhardt GmbH, D-53819 Neunkirchen, Tel. (0 22 47) 92 00-0, Fax (0 22 47) 92 00-92, E-Post: [email protected], www.druckerei-engelhardt.de Jahresabonnement: Jahresabonnement 20,– € zzgl. Versandkosten. Zusätzlicher Einzelbezug auf Anforderung pro Heft 5,– € zzgl. Versandkosten. Bankkonto Verlag: Deutsche Bank AG Bonn, IBAN: DE21 3807 0059 0051 5098 00; BIC: DEUTDEDK380. Mit vollem Namen gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos keine Haftung. Rücksendung nur gegen Rückporto. Abdruck für deutschsprachige Publikationen im Ausland bei Quellenangabe und gegen Belegexemplar gestattet, im Inland nur mit Genehmigung der Redaktion. ISSN 0721-0167 vorab... t r o W Ein ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Liebe „GLOBUS“ Leser! in der vergangenen Ausgabe berichteten wir Ihnen darüber berichtet, dass wir es mit viel Mühe aber großem Erfolg geschafft hatten, alle Gastschüler aus dem fernen Südamerika und Namibia an willkommen heißende Gastfamilien in Deutschland zu vermitteln. Eine ganze Reihe von Teilnehmern flog das erste Mal nach Deutschland und hatte bislang nur eine theoretische Idee von dem, was sie hier erwarten würde. Wie zeitgemäß würde Ihr Deutschlandbild wohl sein? Nun, diese Frage stellte sich dann spätestens bei der Durchführung unserer neuen Kulturreisen, die wir als VDA erstmals in diesem Jahr unseren Partnerschulen angeboten haben. Profitiert haben von den neuen Eindrücken vornehmlich Austauschschüler aus Asunción in Paraguay und Schüler der Deutschen Schule Los Angeles in Chile, für die wir eine solche maßgeschneiderte Reise jeweils organisieren durften. Letztere kamen sogar extra wegen und für dieser Reise um den halben Erdball geflogen. Neben dem lange ersehnten Besuch in Berlin, Führungen im Deutschen Bundestag, den landeseigenen Botschaften sowie zahlreichen kulturellen highlights – von Amsterdam, Hamburg, Potsdam bis Dresden – besuchte die paraguayische Reisegruppe sogar Görlitz, um sich von der deutsch-polnischen Grenzregion einen lebendigen Eindruck zu verschaffen. Alle Schüler konnten hörbar einen enormen Sprung in der Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse machen und kamen voller Anregungen für den heimischen Sprachunterricht von diesen bundesweiten Kulturreisen zurück. Es ist in unseren Augen als VDA ungemein wichtig, praktikable und kulturgeprägte Begegnungsprojekte für junge Leute zur Anwendung der deutschen Sprache anzubieten, an deren Erhalt und Pflege im Ausland uns als VDA aus satzungemäßem Auftrag naturgemäß sehr viel liegt. Durch die unglaublich rasante Globalisierung von Verbindungen, Netzwerken und persönlichen Kontakten läßt sich die trügerische Illusion zwar schnell herstellen, virtuell an jedem beliebigen Ort der Erde in kürzester Zeit „ankommen“ zu können, wenn man es nur wollte! Doch bleibt es gleichwohl eine Illusion. Nichts ersetzt den persönlichen Kontakt, kein chatten, kein mailen und nichts ersetzt die persönliche Anwesenheit vor Ort, um eine Umgebung, eine Lokalität, um andere Menschen mit allen Sinnen zu begreifen und zu verstehen. Der beste Lehrmeister für das Erlernen einer Sprache ist und bleibt das „Eintauchen“ unter Muttersprachlern. Daher kann der VDA mit seinen neuen „Reisebausteinen“ auf diese Weise dazu beitragen, dass die deutsche Sprache und vor allem ein zeitgemäßes und aktuelles Deutschlandbild im Ausland lebendig bleiben. Auch der VDA selbst darf sich in gleicher Weise zeitgemäßen und modernen Prozeßabläufen nicht verschließen. Das Angebot mag ein Weg sein, der in vielerlei Hinsicht erfolgreich beschritten werden kann. Das Interesse unserer Partner im Ausland an Kulturund Bildungsreisen ist jedenfalls uneingeschränkt vorhanden. So liegt es auch an uns, neue Wege in der interkulturellen Begegnung einzuschlagen. Mit herzlichem Gruß VDA-Geschäftsführerin GLOBUS-Chefredaktion Wir wünschen unseren Lesern in aller Welt ein frohes Auftakt für die Austauschschüler der DS Concordia aus Asunción, Paraguay zu einer 16-tägigen Kulturreise am 24. Januar 2015 im verschneiten Bonn, © P.M. Osterfest 2015 3 1/2015 Kultur & Politik ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier: Integration von Minderheiten hat zentrale Bedeutung Von Thomas Kohnhäuser Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier wurde in Hermannstadt / Sibiu in Siebenbürgen zum Ehrenbürger ernannt, wo der rumänische Staatspräsident Klaus Johannis, Angehöriger der deutschen Minderheit, bis Ende 2014 Oberbürgermeister war. Zugegen war auch der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, der Bundesaußenminister Steinmeier bei seinem Besuch in Rumänien begleitete. Bundesaußenminister Steinmeier hob bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde seine Erinnerungen an den Jahreswechsel 2006/2007 hervor, den er in Hermannstadt erlebt hatte. Zu diesem Zeitpunkt wurde Rumänien Mitglied der Europäischen Union, und Hermannstadt wurde zeitgleich europäische Kulturhauptstadt. Die nahe den Südkarpaten gelegene Kreisstadt Hermannstadt/Sibiu wurde 1150 unter der ungarischen Krone von deutschen Siedlern gegründet. Sie entwickelte sich zu einer wichtigen Handelsmetropole und wurde zum politischen Zentrum der sogenannten Siebenbürger Sachsen. Am Abend nahmen Bundesaußenminister Steinmeier und Bundesbeauftragter Koschyk an der Festveranstaltung „25 Jahre Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien“ teil. Das Forum ist ein Zusammenschluss der deutschen Minderheiten in Rumänien. Ehemaliger Vorsitzender des Forums, das auch im Parlament vertreten ist und welches beim Reformprozess in Rumänien eine wichtige Rolle gespielt hat, ist der jetzige Präsident Klaus Johannis. Im Rahmen der Festveranstaltung wurde eine Ausstellung zum 25-jährigen 4 Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erhält von der Hermannstädter Bürgermeisterin Astrid Fudor den symbolischen Stadtschlüssel als äußeres Zeichen der Ehrenbürger-Würde von Hermannstadt Bestehen des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien eröffnet. In seiner Rede sprach Bundesaußenminister Steinmeier von der „herausragenden Bedeutung“ der Integration von Minderheiten. „Minderheiten bereichern die Mehrheit. Sie bereichern mit ihrer Kultur und ihren Traditionen die rumänische Gesellschaft“, so Bundesaußenminister Steinmeier. Darüber hinaus sei die deutsche Minderheit ein „aktiver Teil des politischen Lebens in Rumänien“. In Rumänien scheine zu funktionieren, „was man sich mit Blick auf die internen Konflikte innerhalb vieler anderer Gesellschaften wünschen mag“, so Bundesaußenminister Steinmeier. Für eine „deutsche Identität innerhalb rumänischer Nationalität“ stehe beispielhaft der neue Staatspräsident Klaus Johannis, der bis Ende 2014 Oberbürgermeister war. Bundesaußenminister Steinmeier zitierte Staatspräsident Johannis mit den Worten: „Ich bin rumänischer Staatsbürger, also Rumäne; und ich bin ethnisch Deutscher. Mein Deutschtum hat nichts mit der Bundesrepublik als Staat zu tun, sondern mit der Sprache und der Kultur.“ Als weitere Beispiele für die „kulturelle Schaffenskraft der eigenen Sprache“ nannte Bundesaußenminister Steinmeier die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, den Romanautor Eginald Schlattner und den Musiker Peter Maffay. Bundesaußenminister Steinmeier ermutigte dazu, die deutsche Sprache in Rumänien weiter zu fördern. In Rumänien gibt es nach Regierungsangaben rund 80 deutschsprachige Schulen. In seiner Rede hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier auch dazu aufgerufen, in Deutschland mehr für die Integration von Minderheiten zu tun, deren Integration „von herausragender Bedeutung für die Zukunft un- Kultur & Politik 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Staatspräsident Klaus Johannis bei der Eröffnung der Ausstellung zum 25-jährigen Bestehen des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien serer Gesellschaft“ sei. Er spreche dabei nicht nur über die anerkannten Minderheiten wie die Sinti und Roma, Dänen, Friesen oder Sorben, sondern auch über jene Menschen, die erst innerhalb der letzten Jahrzehnte und Jahre nach Deutschland gekommen sind. Dem Umgang mit Minderheiten schrieb er politisch eine bedeutende Rolle zu. Innenpolitisch sei es bedeutsam, weil nur eine Nation, die die Vielfalt der Identitäten schütze und in der modernen Welt einbinde, erfolgreich sein könne. Außenpolitisch sei es entscheidend, weil nur Staaten, die die Vielfalt innerhalb ihrer Grenzen schützten, friedlich mit anderen Nationen zusammenleben könnten, so Bundesaußenminister Steinmeier. Den Abschluss des Besuches von Bundesaußenminister Steinmeier bildete ein Abendessen mit Mitgliedern der deutsch-rumänischen Parlamentariergruppe sowie mit deutschen Wirtschaftsvertretern. Rumänien auf gutem Weg Vor seinem Besuch in Hermannstadt/Sibiu führte Bundesaußenminister Steinmeier in der Hauptstadt Bukarest politische Gespräche. In der rumänischen Hauptstadt traf Bundesaußenminister Steinmeier zunächst mit Staatspräsident Klaus Johannis zusammen. Im Anschluss sprach Steinmeier auch mit Ministerpräsident Victor Ponta und Außenminister Bogdan Aurescu. In einer anschließenden Pressekonferenz beider Außenminister betonte Steinmeier, dass die deutsch-rumänischen Beziehungen in den letzten Jahren „immens gewachsen“ seien und äußerte „große Anerkennung“ für das, was Rumänien „in den letzten Jahren geleistet hat“. Die rund 350.000 Rumäninnen und Rumänen in Deutschland gehörten zu den „am Besten in den Arbeitsmarkt integrierten Ausländern“, so Steinmeier mit Blick auf eine aktuelle repräsentative Studie. Der deutsche Außenminister bestärkte die rumänische Regierung zudem in ihrem politischen Reformkurs in Bezug auf noch bestehende Defizite bei Rechtssicherheit und Transparenz. Auf einen Schengen-Beitritt werde man weiter hinarbeiten, so die Botschaft. Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk besprach mit Vize-Außenmi- Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk bespricht mit Vize-Außenminister George Ciamba, der für die gemeinsame Regierungskommission beider Länder für die Angelegenheit der deutschen Minderheit zuständig ist, die Schwerpunkte der in diesem Jahr stattfindenden Kommissionssitzung in Temeswar 5 1/2015 Kultur & Politik ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Mit einem Hubschrauber des rumänischen Innenministeriums gelangte die Steinmeier-Delegation nach Hermannstadt nister George Ciamba, der für die gemeinsame Regierungskommission beider Länder für die Angelegenheit der deutschen Minderheit zuständig ist, die Schwerpunkte der in diesem Jahr stattfindenden Kommissionssitzung in Temeswar. Auch der Ukraine-Konflikt war Thema in den Gesprächen in Bukarest: Mit Blick auf die nun rund einen Monat alten Minsker Vereinbarungen sprach Steinmeier davon, dass jetzt „deutlich ein Anfang gemacht“ sei: „Wir haben eine signifikante Reduzierung der Gewalt.“ Die Ausweitung der Befugnisse der OSZE nannte Steinmeier einen „entscheidenden Beitrag“, dennoch werde der Konflikt die Politik noch lange beschäftigen. Neben dem politischen Austausch bot der Besuch von Außenminister Steinmeier auch die Möglichkeit, die wirtschaftlichen Beziehungen zu besprechen. Deutschland ist für Rumänien Handelspartner Nummer eins, und das Land wickelt ein Fünftel seines Außenhandels mit der Bundesrepublik ab. Deutsche Unternehmen gehören zu den größten Investoren und Arbeitgebern in Rumänien: „Deutsche Investoren schätzen Rumänien“, betonte Steinmeier in Bukarest. Ein Beispiel ist die Deutsche Bahn-Schenker AG: Gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Grube eröffnete Außenminister Steinmeier das „Global Account Shared Service Center“ in Bukarest. Hiermit wird die Buchhaltung aller europäischer DB-Standorte außerhalb Deutschlands in Bukarest konzentriert. Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk erörterte mit Staatssekretär Alexandru Nastase von der Stabstelle für ausländische Investitionen beim rumänischen Ministerpräsident, deren Direktor Viorel Ciocolu und dem Wirtschaftschaftsattaché der Deutschen Botschaft in Bukarest, Sebastian Gromig, die Unterstützung der rumänischen Regierung für deutsche Unternehmensansiedlungen. Deutsche Unternehmer in Rumänien in der Diskussion mit für Rumänien engagierten Politikern wie BdV-Präsident Bernd Fabritius MdB (3.v.r.) und dem Hessischen Landtagspräsidenten und VDA-Verwaltungsratsmitglied Norbert Kartmann MdL (2.v.r) 6 Kultur & Politik 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Deutsche Spuren in Brasilien bis heute erkennbar Interview mit der Botschafterin Brasiliens in Deutschland handeln, aber so auch zur Überwindung der Vorurteile und Grenzen beitragen, die der vollen Entfaltung ihres Potenzials als Menschen im Wege stehen. Von Petra Meßbacher und Roswitha Dahs I.E. Frau Maria Luiza Ribeiro Viotti repäsentiert Brasilien seit 2013 Globus: Die Präsidentin Ihres Landes, Frau Dilma Roussef, wurde soeben für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Auch Sie bekleiden ein hohes Amt auf politischer Ebene. Welche Veränderungen hat Brasilien durchlebt, bis die Frauenquote in hohen Staatsämtern angekommen ist? I.E. Ribeiro Viotti: Die Entwicklung der Geschlechterbeziehungen in Brasilien deckt sich teilweise mit der in anderen westlich geprägten Ländern, wenngleich ihr historische und kulturelle Besonderheiten sowie soziale Faktoren ein eigenes Profil verliehen. Ein wichtiger Schritt zur Emanzipation der Frauen wurde während der Re-Demokratisierung des Landes getan; die Verfassung von 1988 brachte zahlreiche Fortschritte in Bezug auf die politischen, aber auch die sozialen Rechte der Frauen. Das entschiedene Vorgehen der Frauenbewegung zeitigte bedeutende Verbesserungen, die Eingang in die Verfassung oder spätere Gesetze fanden, darunter die Gleichheit zwischen den Geschlechtern, die Regelung nicht ehelicher Lebensgemeinschaften, das Verbot der Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, die Verurteilung häuslicher Gewalt, die Anerkennung der reproduktiven Gesundheit, Rechte und vieles mehr. Um die verbleibenden Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen zu beseitigen und die einschlägigen Verfassungsbestimmungen umzusetzen, haben die verschiedenen brasilianischen Regierungen diverse Maßnahmen erarbeitet, in deren Mittelpunkt I.E. Frau Maria Luiza Ribeiro Viotti Bildung, berufliche Qualifizierung, Gesundheit, Wohnen, Bekämpfung häuslicher Gewalt und die Korrektur der Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt stehen. Darüber hinaus sind die politischen Parteien gesetzlich verpflichtet, 30% der Listenplätze bei Präsidentschafts-, Gouverneurs- und Bürgermeisterwahlen für Frauen zu reservieren. Obwohl der Anteil von Frauen in gewählten öffentlichen Ämtern in der Praxis hinter den Zielvorgaben zurückbleibt, sind die Fortschritte nicht von der Hand zu weisen, wie die Wiederwahl von Präsidentin Dilma Rousseff im Oktober und die Wahl weiblicher Senatoren, Abgeordneter, Gouverneure und Bürgermeister belegt. Bei allen Initiativen der Regierung sollte man nicht vergessen, dass der Frauenbewegung eine Schlüsselrolle in diesem Transformationsprozess zukommt, deren über viele Jahrzehnte geleistete Arbeit zur gesellschaftlichen Sensibilisierung für die Probleme der Frau beigetragen hat. Diese Anstrengungen werden flankiert durch die tagtäglichen Handlungen der Frauen selbst, die zwar individuell und privat Globus: Die große Auswanderungswelle von Deutschen hat im 19. Jahrhundert stattgefunden, weil viele Auswanderer sich bessere wirtschaftliche Gegebenheiten versprachen und einen neuen Start in Brasilien wagen wollten. Inwieweit haben sie sich „eingebürgert“ oder sind sie Ausländer geblieben? I.E. Ribeiro Viotti: Brasilien war in der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Ziel Zehntausender Auswanderer, darunter vor allem Deutsche, Italiener, Portugiesen, Spanier, Japaner, Syrer und Libanesen. In jüngerer Zeit kamen verstärkt lateinamerikanische Einwanderer. Die Integration von Zuwanderern war beileibe kein Selbstläufer und verlief nicht ohne Irritationen; in Bezug auf die Bildung der brasilianischen Kultur und Identität kann sie jedoch durchaus als Erfolg Die Botschafterin zu Besuch bei Bundespräsident Joachim Gauck 7 1/2015 Kultur & Politik ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Ihre Excellenz, Maria Luiza Ribeiro Viotti, Botschafterin Brasiliens in Deutschland (Mitte), begrüßt die VDA-Vorstandsmitglieder Prof. Dr.-Ing. Heralt Schöne (rechts) und Petra Meßbacher anlässlich des Empfangs zum Nationalfeiertag am 8. September 2014 in der Botschaft Brasiliens in Berlin verbucht werden. Brasilien ist eines der wenigen Länder, in denen bereits im 19. Jahrhundert eine multikulturelle und multiethnische Gesellschaft entstanden ist, in der die Elemente und die Vertreter der verschiedenen kulturellen und ethnischen Gruppen harmonisch und konstruktiv zusammenleben. Die deutschen Einwanderer haben sich ebenso wenig wie andere Gruppen einfach durch eine bereits bestehende, gefestigte und dominante Kultur assimilieren lassen. Stattdessen traten sie in einen regen Austausch mit einer Kultur, die sich selbst gerade im Aufbruch befand und bereits seit vier Jahrhunderten europäische, afrikanische und indigene Einflüsse verarbeitete. Dadurch konnten sie selbst einen bis heute sichtbaren Beitrag zur reichen und vielfältigen brasilianischen Kultur und zur Identität des Landes leisten. Belege für diese Interaktion finden sich unter anderem in der Alltagsspra- 8 che, die in einigen deutschen Gemeinden in Brasilien gesprochen wird, vor allem im Süden des Landes: Sie unterscheidet sich vom Hochdeutsch und ist das Ergebnis der Gegebenheiten in diesen Gemeinschaften und der steten Koexistenz mit der portugiesischen Sprache in einem gemeinsamen und zugleich kulturell vielfältigen Raum. Heute sprechen all diese Einwanderer Portugiesisch und verstehen sich als Brasilianer, nicht als in Brasilien ansässige Deutsche. Während der letzten Fußball-WM hat ein Teil von ihnen womöglich Deutschland angefeuert. Ich bin jedoch überzeugt, dass die überwiegende Mehrheit auch im Spiel gegen die deutsche Mannschaft hinter der Seleção stand. Globus: Die deutsch-brasilianischen Beziehungen sind politisch, wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftspolitisch breit verankert. Wo sehen Sie besondere Schwerpunkte für eine intensivere Zusammenarbeit? I.E. Ribeiro Viotti: In den traditionellen Bereichen der Zusammenarbeit kann unsere Partnerschaft auch weiterhin ausgebaut werden. Im Rahmen der Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage, die ein wichtiges Forum für Unternehmen und Regierungen darstellen, wurde vor kurzem ein Dialog über die Förderung gemeinsamer Projekte von deutschen und brasilianischen KMUs aufgenommen, wobei der Schwerpunkt auf Innovationen liegt. Im kulturellen Bereich machten das Deutschlandjahr in Brasilien 2013-2014 und der Auftritt Brasiliens als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2013 das wachsende Interesse auf beiden Seiten des Atlantiks deutlich, das Wissen über die brasilianische Kultur in Deutschland zu vertiefen und die deutsche Kultur in Brasilien bekannter zu machen. Auf politischer Ebene wurde im Jahr 2013 zusätzlich zum regulären Dialog über Schlüsselfragen und internationale Krisen durch das enge deutsch-brasilianische Engagement für die Resolution „Recht auf Privatheit im digitalen Zeitalter“ in der UN-Vollversammlung eine neue Kommunikationsschiene eröffnet. Diese Initiative sowie die bei der Sitzung über die Zukunft der Governance des Internets in São Paulo in der ersten Jahreshälfte 2014 begonnene Debatte werden neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Brasilien eröffnen. Zusätzlich führte das brasilianische Engagement für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, die Erhöhung des Anteils technologisch anspruchsvoller Ausfuhren sowie die Innovationsförderung zu neuen Entwicklungsprojekten und -programmen, bei deren Umsetzung sich die Zusammenarbeit mit Deutschland bewährt hat und als immer bedeutender erweist. Besondere Erwähnung verdient hierbei die gemeinsame Arbeit in Bereichen wie Wissenschaft und Technologie, er- Kultur & Politik 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Lebenslauf von Botschafterin MARIA LUIZA RIBEIRO VIOTTI Geboren in Bela Horizonte, Brasilien, am 27. März 1954, verheiratet mit Dr. Eduardo Baumgratz Viotti, ein Sohn Die Botschafterin in ihrer Funktion als Ständige Vertreterin Brasiliens bei den Vereinten Nationen neuerbare Energien und Bildung. Hervorgehoben werden sollte auch die wichtige Rolle Deutschlands als Ziel für die Stipendiaten des Programms „Wissenschaft ohne Grenzen“. Neben der Stärkung der universitären Lehre sollen damit auch neue Verbindungen zwischen den Forschergemeinschaften beider Ländern geknüpft und die angestrebte Internationalisierung unserer Universitäten gefördert werden. Globus: Brasilien ist ein junges Land. 25 % der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Ist das eine große Chance für Brasilien bildungspolitische Wege zu beschreiten, die vielen jungen Menschen besondere Ausbildungsmöglichkeiten und Perspektiven geben kann? Wie setzt Ihr Land dies um? I.E. Ribeiro Viotti: Verschiedenen Studien zufolge schreitet der demografische Wandel auch in Brasilien schnell voran; im Jahr 2030 werden wir wohl eine deutlich ungünstigere Alterspyramide haben. Solange das „demografische Fenster“ noch offen ist, müssen wir daher vermehrt in Bildung und berufliche Qualifikation investieren, wie es die brasilianische Regierung ja bereits tut. Ein im Jahr 2013 verabschiedetes Gesetz stellt sicher, dass 75 % der Einnahmen aus den Erdöl-Förderlizenzen in die Bildung fließen und 50 % der Erträge des Sozialfonds für die Offshore-Bohrungen im sog. „Pré-Sal“ in Bildung und Gesundheit. Diese zusätzlichen Ressourcen ergänzen die Bemühungen, die Qualität der Bildung von der Vorschule bis zur Universität zu verbessern, beispielsweise durch EDV-Projekte, Internet-Zugang an Schulen, Weiterbildung von Lehrern und Anpassung der Lehrpläne an die Lebenswirklichkeit der Studierenden. Darüber hinaus werden bestimmte Sozialleistungen wie Bolsa Familia an die bedürftigen Familien nur ausbezahlt, wenn ihre Kinder regelmäßig die Schule besuchen. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Studienplätze an Hochschulen des Bundes deutlich gestiegen. Mit Unterstützung des Sozialfonds FIES können Studierende mit niedrigem Einkommen nun auch Studiengänge an privaten Hochschulen absolvieren. Durch verstärkte Investitionen in die Fortbildung der Lehrkräfte sowie das Programm „Wissenschaft Seit Juli 2013: Botschafterin der Föderativen Republik Brasilien in der Bundesrepublik Deutschland 2007–2013: Ständige Vertreterin der Föderativen Republik Brasilien bei den Vereinten Nationen 2010–2011: Leiterin der brasilianischen Delegation im UN-Sicherheitsrat und dessen Vorsitzende im Februar 2011 Leiterin der brasilianischen Delegation im ECOSOC Seit 2009: Vorsitzende der UN Peacebuilding Commission Country Configuration for Guinea-Bissau 1995: Abschluss des Aufbaulehrgangs (CAE) der Diplomatenakademie Instituto Rio Branco; Titel der Abschlussarbeit: „Erdgas in den Beziehungen zwischen Brasilien und Bolivien“ 1982: Absolventin des Postgraduierten-Studiengangs in Wirtschaftswissenschaften der Universität von Brasília Weitere Stationen der Laufbahn Abteilungsleiterin Internationale Organisationen im Außenministerium (2006–2007) Abteilungsleiterin Menschenrechte und Soziale Fragen im Außenministerium (2004–2006) Gesandte bei der Ständigen Vertretung Brasiliens bei den Vereinten Nationen, New York (1999–2004) Leiterin des Südamerikareferats I (Beziehungen zu Argentinien, Uruguay, Paraguay und Chile) im Außenministerium (1996–1998) Botschaftsrätin in La Paz, Bolivien (1993–1995) Zahlreiche Veröffentlichungen u.a. „Segurança Coletiva“ (Kollektive Sicherheit), in „O Globo“, Rio de Janeiro, 16. Februar 2012; „Nações Unidas: uma perspectiva de gênero“, mit Daniella P. Brichta (Die Vereinten Nationen: eine Gender-Perspektive) in „Mundo Afora. Políticas de Promoção da Igualdade de Gênero“, Nr. 7. Brasília, Juni 2011 Auszeichnungen u.a. Rio-Branco-Orden, Großkreuz, Brasilien; Bernando-O’Higgins-Orden, Großoffizier, Chile 9 1/2015 Kultur & Politik ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Die weltberühmte Christusstatue auf dem Berg Corcovado in Rio de Janeiro Deutschlandjahrs in Brasilien oder der Teilnahme Brasiliens als Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse geplant. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass diese beiden Großveranstaltungen entscheidend dazu beitragen, größeres Interesse für das jeweils andere Land zu wecken. Vor diesem Hintergrund wurden und werden in Brasilien und Deutschland einige andere kleinere Initiativen von großer künstlerischer und kultureller Bedeutung entwickelt, um durch die Kultur die Freundschaft zwischen unseren Ländern weiter zu vertiefen. Globus: Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach neben Englisch das Erlernen der deutschen Sprache für brasilianische Schüler? I.E. Ribeiro Viotti: Die Kenntnis einer Sprache ist wesentlich für das Verständnis der zugehörigen Kultur. Wenn wir unsere Beziehungen auf eine noch breitere Basis stellen möchten, müssen wir auch den Deutschunterricht in Brasilien und den Portugiesischunterricht in Deutschland fördern. Nicht nur, indem wir den Spracherwerb in Institutionen wie dem Goethe-Institut und dem VDA selbst unterstützen, sondern auch durch mehr Austauschprogramme für Studierende und durch Partnerschaften zwischen Schulen und Universitäten. Englisch ist in vielerlei Hinsicht die universellste aller Sprachen. Angesichts der langjährigen deutsch-brasilianischen Wirtschaftsbeziehungen erhält Globus: Das Deutschlandjahr in Brasilien das Erlernen der deutschen Sprache 2013/2014 ist gerade zu Ende gegangen jedoch besondere Bedeutung. Immerund wurde mit vielen kulturellen Veran- hin gibt es rund 1.600 deutsche Unstaltungen abgehalten. Wird es weite- ternehmen in Brasilien. Die Förderung re Aktivitäten geben, um die deutsch- des Deutschunterrichts ist daher nicht brasilianische Freundschaft zu pflegen zuletzt eine Form der Annäherung an unsere Wurzeln, denn die deutsche Einund auszubauen? I.E. Ribeiro Viotti: Meines Wissens wanderung im 19. und 20. Jahrhundert ist für 2015 keine größere Kulturi- ist auch ein Grundbestandteil der brasinitiative von der Dimension eines lianischen Identität. ohne G renzen“ soll eine solide Hochschulbildung gewährleistet werden, insbesondere in den Natur- und Ingenieurwissenschaften. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften aus diesen Fachrichtungen erweist sich immer mehr als Hemmschuh für die wirtschaftliche Entwicklung und den technischen Fortschritt. Mit Blick auf die Bedürfnisse des produzierenden Gewerbes und nicht zuletzt die soziale Funktion von Bildung, ist man bestrebt, das Angebot beruflicher Ausbildungsgänge zu erweitern, sowohl an öffentlichen Berufsschulen als auch im Rahmen des SESC/SENAI-Netzwerks, das von der Privatwirtschaft getragen wird. Die deutschen Erfahrungen mit der „dualen Ausbildung“ können sich in diesem Zusammenhang als nützlich erweisen, eröffnet sich so doch eine neue Ebene der bilateralen Zusammenarbeit. 10 Globus: Die rasante weltweite Vernetzung nimmt ihren Lauf. Der VDA kooperiert seit vielen Jahren mit Deutschen Schulen in Brasilien, und die Austausche erfreuen sich großer Beliebtheit auf beiden Seiten. Sollten nach Ihrer Meinung diese Austausche intensiviert oder verlängert werden, um den jungen Leuten mehr brasilianische/ deutsche Kultur zu vermitteln oder die Sprache besser zu lernen? I.E. Ribeiro Viotti: Der rege Austausch von Schülern und Studierenden sollte auf jeden Fall gefördert werden. Schließlich sollte er der starken Präsenz Deutschlands in Brasilien gerecht werden. Wie gesagt, zahlreiche deutsche Einwanderer haben Brasilien als ihre zweite Heimat gewählt und sich vor allem im Süden des Landes niedergelassen. In einigen Gegenden werden dort die deutsche und portugiesische Sprache praktisch gleichberechtigt nebeneinander benutzt. Man sollte auch die vielen deutschen Unternehmen nicht vergessen, die seit über einem Jahrhundert zur Entwicklung der brasilianischen Wirtschaft beitragen. Auch im kulturellen Bereich nimmt das gegenseitige Interesse ja stetig zu. Brasilien fördert durch das bereits erwähnte Programm „Wissenschaft ohne Grenzen“ den Aufenthalt brasilianischer Studierender in Deutschland. Seit 2011 haben sich mehr als 5.700 junge Brasilianer zeitweise an deutschen Universitäten und Die Welt entdecken – Die Reise Deines Lebens kann in Brasilien starten – Ende offen – mit dem VDA-Jugendaustausch. Jetzt anmelden zum Austausch ab Januar 2016 mit der Deutschen Schule in Rio de Janeiro. www.vda-kultur.de [email protected] www.facebook.com/vda.kultur.1881 Kultur & Politik 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Forschungsinstituten eingeschrieben, und man hofft, diese Zahl bis 2018 zu verdoppeln. Es ist daher folgerichtig, den Austausch in den kommenden Jahren zu verstärken. Globus: Brasilien war als Ausrichter der Fußballweltmeisterschaft 2014 „Treffpunkt der Welt“. Auch 2016 wird die Sportwelt auf Brasilien schauen, denn dort findet die Olympiade statt. Wie nutzt Brasilien dieses „Rampenlicht“, und welche Mittlerfunktionen entstehen dadurch? Wird es einen wirtschaftlichen Aufschwung geben? I.E. Ribeiro Viotti: Brasilien wird diese mediale Aufmerksamkeit wie bereits bei der WM 2014 zu seinem Vorteil nutzen. Das Ergebnis der Partien entsprach nicht ganz unseren Erwartungen, zumal wir von einer hervorragenden deutschen Elf einfach überrollt wurden. Allerdings kann sich auch Brasilien als Gewinner fühlen, weil wir mit den Besuchern, die nicht müde wurden, die Gastfreundschaft der Brasilianer zu loben, auf eine gut organisierte und sichere Weltmeisterschaft anstoßen konnten. Die zeitgleiche Veranstaltung von Partien in verschiedenen Städten brachte logistische Herausforderungen mit sich, gab uns aber auch Gelegenheit, der Welt die vielen Gesichter und Formen einer pluralistischen Gesellschaft und synkretistischen Kultur und die verschiedenen Landschaften unseres riesigen Landes vorzustellen. Ich weiß nicht, ob man hier von einer Mittlerfunktion im politisch-diplomatischen Sinne sprechen kann, aber die brasilianische Erfahrung des harmonischen und konstruktiven Zusammenlebens vieler Kulturen und Ethnien ist aus meiner Sicht eine universale Botschaft, vor allem in dieser Zeit, da die Ausweitung von Konflikten, von denen viele einen ethnischen, religiösen oder kulturellen Hintergrund besitzen, weltweit den Frieden und die Sicherheit bedrohen. So wie die Weltmeisterschaft 2014 ein Event gegen alle Formen der Diskriminierung war, können die Olympischen Spiele im Jahr 2016 Gelegenheit bieten, diese und andere Botschaften in die Welt zu tragen. Unabhängig von den Einnahmen, die die großen Sportevents dem Tourismus – und indirekt anderen Wirtschaftsbranchen – einbringen, wurde ihre Wirkung als Katalysator für Infrastrukturinvestitionen während der Vorbereitungsphase der Weltmeisterschaft deutlich, vor allem in der städtischen Mobilität und Sportinfrastruktur. Hier sollte man nicht vergessen, dass diese Investitionen dauerhafter Natur sind; die erzielten Verbesserungen bleiben zum Nutzen der gesamten Bevölkerung erhalten. Globus: Wie wir Ihrer Vita entnehmen konnten, haben Sie viele interessante Ämter bekleidet, u.a. waren Sie Abteilungsleiterin für Menschenrechte und Soziale Fragen im Brasilianischen Außenministerium. Die Menschenrechte wurden in der ehemaligen DDR oftmals mit Füßen getreten. Wie haben Sie die Feierlichkeiten anlässlich des 25. Jahrestages zum Fall der Berliner Mauer erlebt? I.E. Ribeiro Viotti: Dieses Datum ist für Deutschland ohne Zweifel von großer Bedeutung, um das Ende von mehr als einem Vierteljahrhundert der Teilung zu feiern. Aber – und hier besitzt der Mauerfall eine symbolische Konnotation und universelle Strahlkraft – man feiert hier auch das erste in einer ganzen Kette von Ereignissen, die zum Ende des Kalten Krieges und zum Zusammenbruch der autoritären Regimes in der UdSSR und Osteuropa führte. Ich glaube, dass die deutsche wie die universellen Dimensionen dieses Tages ihren Ausdruck in der Auflösung der „Lichtgrenze“ in der Nacht vom 9. November fanden. Und die menschliche Seite dieser historischen Ereignisse wurde noch anschaulicher in der Freude und Begeisterung, die diese Feierlichkeiten kennzeichneten. Ich sehe es als glückliche Fügung, dass der 25. Jahrestag des Mauerfalls in einem Moment begangen wird, da das Die Brasilianische Botschaft in Berlin Gespenst einer neuen Teilung in Europa umgeht. Die Ereignisse, die dem Niederreißen dieser Schranken vorausgingen und es begleiteten, machen uns den Wert der Verhandlungen und der Diplomatie, der strategischen Mäßigung und Geduld besonders deutlich. Auch der hundertste Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges gemahnt uns an die Unverzichtbarkeit von Diplomatie und Dialog, indem er uns die Konsequenzen ihres Scheiterns vor Augen führt. Dieses Primat von Diplomatie und integrativem Dialog ist traditionell einer der wichtigsten Grundsätze der brasilianischen Außenpolitik und bringt uns Deutschland, in dessen Außenpolitik diesen Prinzipien ebenfalls eine zentrale Bedeutung zukommt, noch näher. Ich hoffe, dass diese Botschaft die Parteien der Konflikte in der Ukraine und andernorts erreichen wird, die den internationalen Frieden und die Sicherheit bedrohen, wie der israelisch-palästinensische Konflikt und die Krise in Syrien. 11 1/2015 Kultur & Geschichte ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Weltweite Langsdorff-Anerkennung 70 Jahre nach Kriegsende zollen Freunde und ehemalige Gegner Respekt Von Rudi Hepe Als sich im Dezember 2014 das als Schlacht am Rio de la Plata bekannte Seegefecht zwischen dem deutschen Panzerschiff Admiral Graf Spee und dem britischen Geschwader, zusammengesetzt aus den Schlachtschiffen Exeter, Achilles und Ajax, zum 75. Mal jährte, gab es verschiedene Gedächtnisfeiern. Herauszustellen ist die große, Nationalitäten übergreifende Beteiligung an denselben. Eine Gruppe Spee-Freunde aus Deutschland, Österreich und Neuseeland war eigens nach Montevideo/Uruguay und Buenos Aires/Argentinien angereist. In Montevideo fanden Gedächtnisfeiern auf dem Friedhof Norte sowie auf dem Britischen Friedhof mit dem britischen Botschafter, Ben Lyster-Binns, dem deutschen Botschafter, Dr. Heinz Peters, und in Vertretung Neuseelands Commodore Fred Keating (zweiter Mann in Washington) statt. Eine Gedenkplakette wurde von uruguayischen Marinetauchern an der Graf Spee in der Tiefe des Rio de la Plata angebracht. Es gab einen ökumenischen Gedenkgottesdienst in der Anglikanischen Kirche mit Botschafter Dr. Heinz Peters, Botschafter Lyster-Binns und Neuseelands-Honorarkonsul Ricardo Shaw, ebenso eine themenbezogene Ausstellung im Marine-Museum, bei der auch Neuseelands Botschafter Hayden Montgomery anwesend war. Zahlreiches Publikum nahm an der zentralen Gedenkstunde an Langsdorffs letzter Ruhestätte auf dem Deutschen Friedhof in Buenos Aires teil, die vom argentinischen General Heinrich Dick (Sohn eines Spee-Besatzungsmitgliedes) und in Anwesenheit von Heinz Berger (ehemaliges Besatzungsmitglied 12 Die Ortschaft Ajax/ON benannte eine Straße nach Kapitän zur See Hans Langsdorff in Anwesenheit seiner Tochter, Dr. Inge Nedden (Foto: RN) der Graf Spee) geleitet wurde. Im Namen von Langsdorff’s Tochter gedachte ihr Gatte, Dr. Rüdiger Nedden, der damaligen Momente, die er mit einem Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges, an die Soldaten aller Länder, an die Zivilisten, an die Opfer des Holocaust und an die Opfer von Vertreibung und Verfolgung beendete. Es gab Kranzniederlegungen seitens der Familie Nedden-Langsdorff sowie der Bordkameradschaft Graf Spee und seitens Heather Wellington und Glenn Douglas Fullam als Anteilnahme der Kinder und Enkelkinder der HMNZS Achilles-Besatzungsmitglieder. Drei Poppy-Kränze wurden niedergelegt durch den britischen Militärattaché Andy Hancock, seine Gattin Angie (für die Irish Seamen‘s Relatives Association) und den ehemaligen Royal Navy-Flieger Ronald Scott. An Langsdorffs letzter Ruhestätte in Buenos Aires. V.l.n.r.: Glenn Douglas Fullam (Neuseeland), Oberst Michael Bringmann (Deutschland), Dr. Inge Nedden-Langsdorff, Dr. Rüdiger Nedden, Angie Hancock (Irland), Ronald Scott (Royal Navy) und Kapitän zur See Andy Hancock (Großbritannien) sowie weitere Personen am 75. Jahrestag der Schlacht (Foto: Manfred Engler) Kultur & Geschichte 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Neuseelands Commodore Fred Keating, zweiter Mann in Washington, zusammen mit Deutschlands Botschafter Dr. Heinz Peters bei der Gedenkstunde auf dem Britischen Friedhof in Montevideo (Foto: RN) Gemeinsam begab man sich anschließend zum Britischen Friedhof, wo – ebenfalls mit Poppykranz-Niederlegungen und einem Blumengebinde von deutscher Seite – der auf britischer Seite Gefallenen gedacht wurde. Militärattaché Andy Hancock sprach vom neuen Geist, der heutzutage dazu führe, gemeinsam der damaligen Seeschlacht zu gedenken, die übrigens die einzige gewesen sei, die während des Zweiten Weltkriegs im Südatlantik ausgetragen wurde. Die Buenos Aires Scottish Guard begleitete mit ihren Dudelsackpfeifern die Zeremonie. Erwähnt sei noch, dass der in Schottland geborene, später nach Kanada übersiedelte Schriftsteller Joseph Gilbey in seinem Buch „Langsdorff of the Graf Spee, Prince of Honor“ die hohe Wertschätzung herausstellte, die Langsdorff weltweit, auch bei seinen damaligen Gegnern, genießt. Ein gut dokumentiertes Buch zu den damaligen Ereignissen und objektiv geschrieben. Ebenfalls in Kanada, in der Ortschaft Ajax/Ontario (nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und nach einem der britischen Kriegsschiffe des Flottengeschwaders benannt), wurde schon 2007 in Anwesenheit von Langsdorffs Tochter, Dr. Inge Nedden, eine Straße in „Langsdorff Drive“ benannt. Das Baltikum und die deutsche Vergangenheit Eine Zeitreise in die deutsch-baltische Geschichte Von Dr. Bernhard und Irmtraud Grimm Mit viel Enthusiasmus und Neugier starteten wir im Sommer 2014 eine Rund reise durch Schweden. Mit der Fähre ging es weiter nach Estland. Von dort fuhren wir in Etappen über Lettland, Litauen (Memelland) und Polen zurück nach Deutschland. Die alte deutsche Hansestadt Reval (heute: Tallinn) In Tallinn, das bis 1918 amtlich Reval hieß, treffen wir auf deutsche Stadtsilhouette von Tallinn (deutsch Reval), Blick vom Hafen. Von Links: St. Nikolai; russische Newski-Kathedrale, St. Marien-Dom, St. Olai Spuren in der Gebäudearchitektur, in den Wappen und Grabmälern von baltendeutschen Adligen im Dom und in den Kirchen sowie in den Häusern 13 1/2015 Kultur & Geschichte ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND der Kaufleute und der Handwerker. Die informativen Erläuterungstafeln für Touristen sind in ganz Estland zumeist zweisprachig in Estnisch und Englisch geschrieben. In deutscher Sprache findet man sie selten. Immerhin sind die Personennamen – so auch diejenigen der Baltendeutschen – in den Infotexten entsprechend der Nationalität des Bürgers mit vollem Vor- und Nachnamen zitiert. Dies ist in anderen Ländern nicht selbstverständlich, sind doch die deutschen Vor- und Nachnamen in Lettland, Litauen und Polen sehr oft der jeweiligen Nationalsprache „angepasst“. Eine kleine deutsche Restminderheit besteht in Tallinn. Zweimal im Monat gibt es in der schwedischen Michaelskirche deutsche Gottesdienste. Ein Kirchenaufseher aus Schweden führte uns durch die neu renovierte Kirche, die in sowjetischer Zeit als Sporthalle genutzt wurde. Bischofsburg und Kurort an der Ostsee die Kurtradition in Estland. Er entdeckte die Heilwirkung des Ostseeschlamms. Die russische Oberschicht kam wegen des milden Klimas hierher. Auch der russische Komponist Pjotr Tschaikovski besuchte diesen Ort. Riga, die Perle an der Ostsee In Riga, der Hauptstadt von Lettland, nehmen wir am sonntäglichen, evangelischen Gottesdienst in deutscher Sprache im Kapitelsaal des Doms, teil. Der „Auslandspfarrer“ in Riga wird von der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) eingesetzt. Der aus Baden-Württemberg stammende Pastor Markus Schoch gestaltete einen schönen Gottesdienst für die etwa 50 Besucher. Die eingefundenen „Deutschen“ sind Baltendeutsche, Russlanddeutsche aus der früheren Sowjetunion sowie lettische oder russische Ehepartner dieser Deutschen und nicht zuletzt die Touristen. Im Anschluss an den In Haapsalu (Hapsal) im Westen von Estland besichtigen wir die Bischofsburg, einst das politische und geistige Zentrum des Bistums Ösel-Wiek. Die Bischöfe trugen meist deutsche Namen, wie das Museum in der Burg verrät. Wir flanieren zum Kurviertel der Stadt an der Ostsee. Der reich verzierte Kursaal (Kuursaal) aus Holz von 1898 kündet von der Bedeutung Hapsals als Kurort. Hier gründete der baltendeutsche Arzt Karl Abraham Hunnius (1797–1851) das erste Kurbad und errichtete damit Bischofsburg in Haapsalu (Hapsal) 14 Begegnung in Riga. Ein lettisches Mädchen in Tracht Unterhaltung beim Kirchenkaffee im Dom zu Riga Gottesdienst unterhalten wir uns beim „Kirchenkaffee“. Herr Helmut Brechtel ist ehrenamtlicher Domaufseher in Riga und bietet uns einen sehr interessanten Stadtrundgang an. So erleben wir eine lockere Stadtführung durch Riga, bei der wir auffällig oft von Einheimischen begrüßt werden. Seit vielen Jahren verbringt Helmut den Sommer in Lettland. Seine Vorfahren stammen von hier und das ist der Grund, weshalb es den junggebliebenen Rentner, der im Großraum Hannover wohnt, hierher zieht. Riga ist seine Liebe, hier praktiziert er das lebendige Miteinander der Kulturen. Herr Brechtel verständigt sich in deutscher Sprache, spricht auch ein bisschen Englisch und Lettisch. „Viele Letten verstehen gut Deutsch, können es aber nicht sprechen. So klappt die Verständigung gut“, sagt er uns. Während wir durch die Stadt schlendern, bekommen wir immer wieder seine persönliche Ausstrahlung zu spüren. Letten winken uns zu, grüßen auf Deutsch, zwei Blechbläsermusikanten spielen deutsche Volkslieder wie: „Ännchen von Tharau“ und „Im tiefsten Wiesengrunde“. Ein Mann verkauft uns für eine Spende Karten mit den schöns- Kultur & Geschichte 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND ten Jugendstilbauten der Stadt. In den Kirchen kennen viele der Aufseher „unseren Helmut“. Sie alle wissen, dass Helmut mit Touristen unterwegs ist und ihnen etwas vom Herzen dieser Stadt nahebringt. Das ist ihm voll gelungen, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Deutscher Verein in Šilutė (Heydekrug) im früheren Memelland Wir reisen weiter nach Litauen ins frühere Memelland. Das Memelland ist der nördlich der Memel gelegene Teil des früheren Ostpreußens, der infolge des Versailler Vertrags (1919) nach einer dreijährigen Verwaltung durch Frankreich im Jahr 1923 von Litauen annektiert wurde. Wir nehmen die Landstraße von Šilalė nach Šilutė (deutsch: Heydekrug). Gleich nach der früheren deutsch/russischen bzw. deutsch/litauischen Grenze ändert sich der Baustil. Fest gebaute Ziegelhäuser oft mit Rundbogenfenstern, Jugendstilhäuser flankieren die Straßen in Heydekrug. Dort wohnen wir im Haus „Heide“ des Deutschen Vereins. Der Deutsche Verein in Heydekrug wurde im Jahr 1992 gegründet. Damals zählte der Verein etwa 1200 Mitglieder, derzeit sind es noch etwa 400, so die Vorsitzende Gerlinda Stunguriene. Der Deutsche Verein beklagt die fehlende Unterstützung durch Deutschland seit dem EU-Beitritt Litauens im Jahr 2004, aber auch durch Litauen, das sich für deutsche Vereine nicht verantwortlich fühlt. Die Argumente der litauischen Seite verweisen auf die in Deutschland lebenden gut situierten Memelländer. Der starke Rückgang der Vereinsmitglieder liegt vor allem am Wegsterben der „Erlebnisgeneration“. Nachwuchs ist rar, weil die jüngere Generation im Ausland Arbeit findet oder sich mehr als Litauer betrachtet. „Die deutsche Kultur im Memelland hat einen schweren Stand“, sagt uns Gerlinda. „Die Älte- Eindruck vom Sommerfest 2014 des Deutschen Vereins in Siluté (Heydekrug), Foto: Indre Vaikuviene ren müssen mit der Jugend mangels Verständigung oft litauisch sprechen“. Gerlinda spricht die zweisprachig litauisch-englische Infotafel im alten Evangelischen Friedhof an. Dieser wurde während der Sowjetzeit zerstört. Wir vermissen hier die deutsche Erläuterung auf der Infotafel. Wir waren bei mehreren Institutionen im Memelland wie Touristinformation, Stadtverwaltung, Bibliothek und wurden freundlich zumeist auf Englisch beraten. Das im Jahr 2001 mit Hilfe von Spendern aus Deutschland und des Rotary Clubs eingeweihte Denkmal für Dr. Hugo Scheu (1845–1937) steht neben seinem früheren Gutshof. Scheu war ein bedeutender Förderer der Stadt, stellte Grundstücke für den Bau der Schule und der Kirche zur Verfügung. Sein Interesse galt insbesondere der litauischen Sprache sowie der Kultur und dem Brauchtum. Scheu zu Ehren ist zwar eine Straße gewidmet, allerdings in der litauischen Benennung Sojaus. Da Scheu aus einer deutschen Familie stammte, finden wir es schade, dass nicht der deutsche Name im Straßenschild vorkommt. Wir fahren ins Memeldelta nach Rusne (Ruß) an die Stelle, wo sich der Memelarm Russ vor der Mündung ins Das Dr. Hugo Scheu-Denkmal erinnert an den bekannten Mäzen und Heimatforscher. 15 1/2015 Kultur & Geschichte ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Die Hohe Düne auf der Kurischen Nehrung in Nida (Nidden) Kurische Haff in weitere Flussarme aufteilt. Die mit dem EU-Logo versehenen Erläuterungstafeln zum Memeldelta sind leider nur in Litauisch verfasst. Die Tafeln enthalten Auszüge von alten Reichskarten. Auch hier vermissen wir eine deutsche Übersetzung. Schade, werden solche Projekte zum großen Teil aus Deutschland mitfinanziert. Am nächsten Tag entscheiden wir uns für eine Tagesfahrt zur Kurischen Nehrung mit seiner berühmten Dünenlandschaft. Die „Forelle“ bringt uns in anderthalb Stunden von Uostadvaris (Kuwertshof) durch die Memelmündung über das Kurische Haff nach Nida (Nidden). Eine zweistündige Wanderung führt uns über die 73 m hohe Hohe Düne, eine der größten Dünen Europas, durch den Kiefernwald der Kurischen Nehrung zur Ostseeküste. Über den neuen Friedhof von Nidden gehen wir zurück ins Dorf zum Thomas MannHaus und zur Evangelischen Kirche. Im alten Friedhof bei der Kirche finden wir alte und jüngere Grabdenkmäler mit deutscher Beschriftung. Einige kurische Grabtafeln sind ebenfalls noch vorhanden. Die Kirche von 1888 ist außen wie innen gut erhalten. Ein aus Deutschland von der EKD eingesetzter Pfarrer betreut im Sommer die Gemeinde (Einheimische und Urlauber): 16 Wir besuchen in Heydekrug Martha J., eine typische Ostpreußin, die der Autor bei einer früheren Reise im Jahr 1992 kennengelernt hat. In ihrer ostpreußischen Mundart erzählt sie von der Zukunftslosigkeit der Deutschen im Memelland. Den ostpreußischen Dialekt sprechen nur noch die über Achtzigjährigen. Die evangelischen Gottesdienste in der Stadtkirche werden durchweg in Litauisch abgehalten, so Martha J.. Nur bei besonderen Anlässen, z.B. bei Besuch aus der Partnerstadt in Deutschland, wird in Deutsch übersetzt. Dabei sind die meisten evangelischen Christen in Šilutė Deutsche oder sogenannte Deutschstämmige. Insgesamt wird Marthas An- sicht zufolge viel zu wenig für den Erhalt der deutschen Kultur und Sprache im Memelland getan. Weiter berichtet Martha über ihre Odyssee, der Flucht ins „Reich“ und der Rückkehr ins Memelland. Evakuiert wurden die Memelländer durch Deutschland im Herbst 1944. Ihre Familie hielt sich in mehreren Lagern in Deutschland und Österreich auf und ließ sich nach Kriegsende in der Nähe von Hersbruck bei Nürnberg nieder. Martha hatte als Jugendliche schon begonnen, sich dort einzuleben, bis im Jahr 1947 eine sowjetische Kommission in Ansbach zur Rückkehr ins Memelland mit dem Versprechen auf Nahrung, Arbeit und Wohnung aufrief. Schon bei der Rückreise im Güterwaggon ahnte die Familie, dass diese Versprechungen nicht eingehalten werden. Die Familie J. war in Šilute˙ ohne Hilfestellung auf sich allein gestellt, zumal die Häuser und Wohnungen schon von Litauern und der sowjetischen Besatzung belegt waren. In ihrer früher deutschen Heimatstadt waren sie nun als große Minderheit vielen Schikanen ausgesetzt. Die Deutschen mussten damit zurechtkommen, und jeder für sich einen Weg zum Leben finden. Mit vielen, reichen Reiseeindrücken, und schönen zwischenmenschlichen Begegnungen im Gepäck kehrten wir über Polen zurück nach Deutschland. Martha J. aus der „Erlebnisgeneration“ spricht noch den ostpreußischen Dialekt, neben Irmtraud Grimm 1/2015 Kultur & Reise ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Mit Hurtigruten in Norwegen unterwegs: Alesund – Stadt auf drei Inseln Norwegen-Fan Wilhelm II. schickte nach dem großen Stadtbrand 1904 vier Hilfsschiffe ins „Venedig des Nordens“ der Küstenorte, der unzähligen Inseln. Da werden Autos und Fischkisten ebenso verladen wie Fernsehgeräte und Futtermittel. Da geht es zum Arzt in die nächste Stadt, zum Campingurlaub oder einfach an Bord, um den Küsten-Express mitzuerleben. Von Ulrich Uhlmann „Hurtigruten ist wie eine Reise durchs Wunderland“. Arne Carlson, Bootsführer in Alesund. Norwegen in seiner ganzen Vielfalt, im schnellen Wechsel der Jahreszeiten zu erleben, so wie es Kaiser Wilhelm II. mit seiner Jacht „Hohenzollern“ schon seit 1889 tat – bei Hurtigruten ist das kein Problem. In zwölf Tagen bringt der Schnelldampfer – unterwegs werden 34 Häfen angelaufen – die Gäste von Bergen nach Kirkenes im hohen Norden unweit der russischen Grenze und zurück nach Süden. Dabei sind die Fahrzeiten so gelegt, dass sich auf der Rückfahrt die Landschaften tags erleben lassen, die auf der Hinfahrt nachts „verschlafen“ werden. In sechs Tagen zum Nordkap Auf den fast 2.000 Kilometern bis zum Nordkap wechselt Stunde für Stunde das Bild. Anfangs im Süden bewaldete Hänge mit fruchtbaren Küstenstreifen, wird die Natur zunehmend karger und unnahbarer. Der Baumbestand geht weiter zurück, bis auf schroffen, hunderte Meter hohen Granitrücken nur noch kümmerliche Moose und Gräser wachsen. Fjorde schlängeln sich kilometerweit ins Land. Wasserfälle stürzen in die Tiefe. Und an anderer Stelle Inseln und Inselchen mit bunt gestrichenen Holzhäusern dicht am Meer. Am 2. Juli 1893 schlug die Geburtsstunde von Hurtigruten. Erstmals wurde ein wöchentlicher Linienverkehr nach festem Fahrplan ganzjährig zwischen Trondheim (später ab Bergen) und Hammerfest eingerichtet. Damit Kaisers Geschenk Touristen-Trubel am Hurtigruten-Anleger in Alesund war der Grundstein für die wirtschaftliche Erschließung Nordnorwegens, der Finnmark, gelegt. Auch heute noch sichert die Postdampferlinie bis Kirkenes mit ihren elf Schiffen die Versorgung Anlaufpunkt am zweiten Tag ist Alesund – die Stadt auf drei Inseln. Eine besondere Attraktion haben die 45.000 Einwohner im „Venedig des Nordens“, für die sie keinen Finger krumm machen mussten. Die Rede ist vom fast 200 Meter hohen „Hausberg“ namens Aksla, den die Natur mitten in den Ort hinein gesetzt hat. Eine herrliche Aussicht über Stadt, Meer und Gebirge belohnt den beschwerlichen 418 Stufen-Aufstieg. Ein kurzer Blick in die Stadtchronik, die den Kreis zu Kaiser Wilhelm schließt: Wie allerorts im Land bestand Blick auf Alesund – das „Venedig des Nordens“ © U. Uhlmann 17 1/2015 Kultur & Reise ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Historische Fassaden direkt am Hafen von Alesund auch Alesund in der Vergangenheit aus Holzhäusern, denn Holz war billiger Baustoff. Am 22./23. Januar 1904 kam es dann – wie überall früher oder später – zum großen Stadtbrand. Eine umgefallene Petroleumlampe in einer Margarinefabrik war die Ursache; Sturm kam hinzu. 850 Häuser brannten ab. Nur wenige blieben verschont. 10.000 Einwohner wurden obdachlos. Die vierzehn Knastbrüder, die man gegen Ehrenwort aus dem Stadt-Gefängnis entließ, fanden sich schon am nächsten Tag alle wieder ein – Hunger ist schlimmer als Heimweh. Seitdem durften auf Beschluss der Stadtväter in Alesund nur noch Steinbauten mit Schieferdach errichtet werden. Reisetipps: Reiseliteratur: Kreuzfahrt-Guide „Hurtigruten“, Edition Maritim, 19,90 €; Reise-Taschenbuch „Hurtigruten“, DumontReiseverlag, 16,99 €; „Hurtigruten – Zeit für das Beste“, Bruckmann Verlag, 14,95 €; Merian live „Norwegen mit dem Postschiff“, Travel House Media, 12,99 €. Überall Jugendstil: Auch mit deutsch-kaiserlicher Hilfe wurde Alesund nach dem großen Stadtbrand von 1904 wieder aufgebaut 18 Informationen/Buchung: Bei allen Reisebüros und bei Hurtigruten GmbH, Burchardstr. 14, 20095 Hamburg; Tel. 040/37693-0; www. Hurtigruten.de, [email protected]. Kultur & Reise 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Schiffsausflug ab Alesund in den spektakulären Geirangerfjord – einer der Höhepunkte auf der Hurtigrouten Als Kaiser Wilhelm II. – er bereiste Norwegen bis 1914 insgesamt 23 mal – von der Brandkatastrophe erfuhr, ordnete er sofort aus seinem Privatvermögen Hilfslieferungen an. Vier Schiffe gingen aus Bremerhaven und Hamburg mit Handwerkern, Medikamenten, Lebensmitteln, Kleidung und Baumaterial auf die Reise. Nach der Entladung dienten sie als Notunterkünfte. Auch die beiden großen deutschen Reedereien HAPAG und Norddeutscher Lloyd beteiligten sich an der Solidaritätsaktion. Stadt des Jugendstils Innerhalb von drei Jahren wurde Alesund, wiederum auch mit deutscher Unterstützung, neu errichtet. Junge Architekten machten sich ans Werk und schufen ein einzigartiges städtebauliches Denkmal des Jugendstils. Die deutsche Hilfe ist bis heute in Alesund nicht in Vergessenheit geraten. Eine Straße und ein Ausflugsdampfer tragen den kaiserlichen Namen und auch ein Denkmal erinnert an Wilhelm II.. Und in den Souvenirläden stapeln sich Tassen und Postkarten mit hochwohlgeborenem Konterfei. 19 1/2015 Kultur & Begegnung ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND V. Internationales VDA-Chordirigentenseminar für Zentralamerika 2015 in Managua (Nicaragua) Von Prof. Hans-Peter Schurz Vom 1. – 8. Februar 2015 fand das diesjährige VDA-Dirigentenseminar wieder in der Hauptstadt Nicaraguas statt. Veranstalter war wie im Vorjahr neben dem VDA das Nationaltheater „Ruben Dario“ in Managua, dessen Generaldirektor, Herr Ramon Rodriguez, die vielfältigen Vorbereitungen im professionellem Stil organisierte und leitete. Für unser 5. VDA-Seminar war auch wieder Herr Gregorio Fonsecca als Koordinator zuständig, der wie schon im Vorjahr eine reibungslose Veranstaltung garantierte. Von den 51 eingeschriebenen Teilnehmern aus Nicaragua, Costa Rica, El Salvador und Kolumbien, schälten sich 22 besonders engagierte und musikalisch leistungsstarke Teilnehmer heraus, die die gewonnen Erkenntnisse der behandelten Themen l Stimmbildung l Chormethodik l Dirigiertechnik l Stilkunde (Renaissance, Barock, Romantik, Moderne) in den Seminarproben anhand von Liederarbeitungen praktisch anwendeten. Alle aktiven Dirigenten bestritten auch als Chor das öffentliche Abschluss- Edgar Sopon (El Salvador) probt einen Titel des deutschen Komponisten Erasmus Widmann 20 Die Teilnehmer des VDA-Dirigentenseminars bei der Probe konzert im Nationaltheater Managua. Die davon besten aktiven Seminaristen dirigierten in dieser abschließenden Seminar-Präsentation die erarbeiteten Werke. Alle anderen Teilnehmer waren als Hospitanten eingeschrieben. In zahlreichen Gesprächen und Diskussionsrunden mit dem Veranstalter und den Teilnehmern wurde immer wieder die hervorragende Qualität und die uneingeschränkte Notwendigkeit des Seminars für die zentralamerikanische Region betont. Insofern war es ein richtiger Hinweis und eine wichtige Entscheidung des damaligen deutschen Botschafters in El Salvador, dieses VDA-Seminar in der Region rotieren zu lassen, damit alle Länder von dieser speziellen VDA-Fortbildung profitieren und sich der Multiplikatorenstamm weiter vergrößern kann. Im Mittelpunkt unserer fachlichen Gespräche standen heute Übungen zur Qualifizierung der Chorstimme, der unterschiedlichen stilistischen Idealklänge sowie das Dirigieren als grundlegendes Handwerk für die Erarbeitung einer überzeugenden Interpretation von Werken aus verschiedenen Musikepochen. Außerdem wurden in zahlreichen Gesprächen über die deutsche Chorszene, die Pflege des deutschen Liedguts sowie der Alten Meister Deutschlands und Europas diskutiert. Somit fand ein reger Gedankenaustausch über die jeweiligen Chortraditionen statt, gilt er doch auch als praktisches Beispiel für den lebendigen deutschen Kulturaustausch mit Zentralamerika. Stets aufgeschlossen und mit großer Neugier haben sich die Teilnehmer mit der Chorliteratur deutscher Komponisten aus der Renaissance (Erasmus Widmann), Barock (Georg Friedrich Händel), Romantik (Johannes Brahms) und Musik des 20. Jahrhunderts (Hugo Distler) und deren musikalischen Besonderheiten beschäftigt. Wie im Vorjahr bestand auch ein Kontakt zur deutschen Schule in Managua, aus der mir wie 2014 eine sprachlich hervorragende Absolventin als Dolmetscherin zur Verfügung stand. In Vorgesprächen und in der Abschlussberatung kam vom Veranstalter und von allen Teilnehmern des diesjäh- Kultur & Begegnung 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Internationale VDA-Dirigentenseminare an Musikhochschulen und Kulturinstitutionen bis 2015 Die Teilnehmer des Lehrgangs und Seminarleiter Prof. Hans-Peter Schurz, VDA (Bildmitte), bedanken sich nach dem Abschlusskonzert 2015 im Nationaltheater „Ruben Dario“ beim Publikum rigen Seminars die herzliche Bitte an den VDA, dieses Zentralamerika-Seminar wie in den Vorjahren weiterhin mit dem bekannten Finanzsatz zu unterstützen und nicht einschlafen zu lassen. Ich unterstütze diese eindringliche Bitte aller nationalen Veranstalter und Teilnehmer, ist doch dieses Seminar nur noch die einzige Fortbildung des VDA auf dem Gebiet der Chormusik. Diese jahrzehntelange Präsenz des VDA in der weltweiten Chorleiter-Fortbildung, sollte der Verein niemals aufgeben, verlöre er doch gerade auf diesem Gebiet weltweit mehr und mehr seinen überaus anerkannten internationalen Ruf. Deshalb ist auch im Anhang zu lesen, wie der VDA weltweit und umfassend die musikalische Freizeitbeschäftigung deutscher Auswanderer unterstützt und dadurch die deutsche Chormusik weltweit bekannt macht und verbreiten hilft. Im Rahmen meiner VDA-Tätigkeit in Zentralamerika hatte ich ein Gespräch mit dem Musikdekan der National-Universität in Costa Rica, Frau Dr. Carmen Mendez, die sehr gern als nächster nationaler Veranstalter das VI. Internationale Chordirigentenseminar für Zen- tralamerika im Januar/Februar 2016 in Costa Rica übernehmen, veranstalten und mitfinanzieren möchte. Daher bitte ich den VDA-Vorstand sehr dringend, dieses freudige und engagierte Entgegenkommen der National-Universität von Costa Rica nicht zu enttäuschen und die inzwischen überall bekannte und gern besuchte VDA-Fortbildung wieder ungekürzt ideell wie finanziell zu unterstützen. 1994 Kasachstan, Namibia 1995 Russland, Brasilien 1996 Russland, Australien 1997 Russland, Brasilien, Paraguay 1998 Russland, Namibia 1999 Russland, Argentinien, Australien 2000 Ukraine, Argentinien, Paraguay 2001 Paraguay, Australien 2002Brasilien 2003Chile 2004Brasilien 2005 Brasilien, Chile 2006 Australien, Brasilien 2007 Brasilien, Chile 2008 Brasilien, Paraguay 2009 Chile, Brasilien 2010 Paraguay, Argentinien, Brasilien, El Salvador 2011 Chile, Paraguay 2012 El Salvador, Ukraine 2013 El Salvador, Chile, Paraguay 2014Nicaragua 2015Nicaragua Mir hat meine spezielle VDA-Tätigkeit in Managua wieder sehr viel Freude bereitet, und ich stehe dem VDA auch wieder für zukünftige Projekte sehr gern zur Verfügung. Gabriela Silva (Nicaragua) dirigiert im Abschlusskonzert einen Titel des deutschen Komponisten Johannes Brahms © H.P. Schurz 21 1/2015 Kultur & Begegnung ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Deutsch-polnischer Schüleraustausch seit 1990 Eine Duisburger Schule mit vorbildhaftem Engagement Von Wolfgang Reith Die Comenius-Schule in Duisburg war zumindest in dieser deutschen Großstadt die erste Schule überhaupt, die nach der politischen Wende der Jahre 1989/90 eine Partnerschaft mit einer Schule in Polen abschloss. Aber auch landesweit dürfte die nunmehr 25 Jahre währende Partnerschaft eine der ersten überhaupt zwischen den beiden Ländern gewesen sein, und schon 1995 war sie der Bezirksregierung Düsseldorf in ihren „Empfehlungen für den Schüleraustausch mit den Staaten Mittel- und Osteuropas“ eine besondere Erwähnung wert: In anschaulicher Weise wurde ein Besuch an der polnischen Partnerschule geschildert, der weiteren Schulpartnerschaften als Vorbild dienen sollte. Immer noch sind die Beziehungen lebendig, und inzwischen haben fast 40 offizielle Austauschbesuche stattgefunden, nicht mitgerechnet die vielen privaten Begegnungen, die oft zwischendurch noch erfolgten. Begonnen hatte alles bereits im September 1988, als der damalige Sportlehrer (und spätere Schulleiter) an der Skoła Podstawowa im. Tadeusza Kościuszki in Racot, einem Ortsteil der Kleinstadt Kościan (südlich von Posen/ Poznan´), zu Besuch bei Verwandten in Duisburg weilte und zufällig beim Vorbeifahren auf die dortige Comenius-Schule aufmerksam wurde. Der über dem Eingang des Gebäudes angebrachte Name der Schule erweckte nämlich bei ihm Assoziationen an Leszno, Nachbarstadt von Koś cian und damals noch Hauptstadt der gleichnamigen Wojewodschaft, wo dermaleinst der berühmte Pädagoge Comenius gelebt hatte und wo ihm zu Ehren deshalb noch heute eine Schule diesen 22 Auf dem Schulhof in Duisburg (Mai 2001) Namen trägt. Der polnische Lehrer, der damals wegen seiner Verwandten in Deutschland schon relativ gut Deutsch sprach, begab sich daraufhin in das Gebäude der Comenius-Schule, wo er auf den Schulleiter traf, dem er im Gespräch eine Partnerschaft mit seiner Schule in Racot vorschlug. Obwohl seinerzeit noch die Kommunisten in Polen herrschten, zeichneten sich doch schon erste Aufweichungs- und Liberalisierungstendenzen ab, die eine künftige Schulpartnerschaft einfacher und unbürokratischer erhoffen ließen. So sprach sich das Lehrerkollegium der Comenius-Schule Anfang 1989 zunächst vorbehaltlich der weiteren politischen Entwicklung in Polen für die Partnerschaft aus, und als im Herbst desselben Jahres das Regime in Warschau die Macht abgab, um demokratischen Reformen den Weg zu ebnen, war der Durchbruch geschafft: Zu Beginn des Jahres 1990 reiste der Schulleiter der Comenius-Schule zu einem ersten Informationsbesuch nach Racot, in Gastgeber und Gäste vor dem Neubau der Schule in Racot (Mai 2006) Kultur & Begegnung 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND dessen Verlauf ein Partnerschaftsvertrag zwischen beiden Schulen unterzeichnet wurde, nachdem zuvor die Schulaufsichtsbehörden in Deutschland und Polen ihre Zustimmung dazu erteilt hatten. Im März 1990 erfolgte der Gegenbesuch der polnischen Seite in Duisburg, bestehend aus der Schulrätin, dem Schulleiter, dem Sportlehrer, der die Partnerschaft angestoßen hatte, sowie einem Vertreter der Gemeinde Kościan, und im Beisein des Schulrates und des gesamten Lehrerkollegiums wurde hier nun das offizielle Partnerschaftsabkommen unterschrieben. Noch im Mai desselben Jahres fuhr eine erste Gruppe von Schülern und Lehrern der Comenius-Schule nach Polen (die Einladung dazu war bereits am 29. September 1989 ausgesprochen worden), und im September 1990 erfolgte – zur 80-Jahr-Feier der Comenius-Schule – der Gegenbesuch aus Racot. Inzwischen sind daraus fast vierzig Begegnungen geworden, was für eine dauerhafte Partnerschaft spricht, aus der inzwischen längst eine zum Teil feste Freundschaft geworden ist. Deutsch – wichtigste Fremdsprache Mit dem Beginn der Partnerschaft wurde der Deutsch-Unterricht an der Schule in Racot intensiviert, und bald schon ersetzte er vollständig den Unterricht in Russisch. Auch heute noch ist Deutsch – vor Englisch – an der Schule die wichtigste Fremdsprache, denn die Grenze zum Nachbarland Deutschland ist nicht weit entfernt, und außerdem gibt es immer noch zahlreiche verwandtschaftliche Beziehungen zwischen beiden Seiten, denn das Gebiet (die ehemalige Provinz Posen) war bis 1919 Teil des Deutschen Reiches, und so gab es zumindest in den Anfängen der partnerschaftlichen Beziehungen noch etliche ältere Menschen in der Gegend, die als Kinder eine deutsche Schule besucht hatten. Nach 25 Jahren Partnerschaft Vor dem Schloss in Racot (Mai 2004) sind aber inzwischen viele Jahrgänge von Schülern auf polnischer Seite herangewachsen, die sich in der deutschen Sprache relativ gut verständigen können. Eine der ersten Austauschschülerinnen, die nach ihrem Schulabschluss Germanistik studierte, lehrt heute sogar selbst Deutsch an ihrer alten Schule. Im übrigen wird in den Beziehungen beider Schulen großer Wert auf sportliche Kontakte gelegt, wird doch die Schule in Racot schon seit vielen Jahren vom Nationalen Olympischen Komitee Polens finanziell gefördert, und seit 1992 sind jeweils einige Schüler und Lehrer der Schule als Zuschauer zu allen Olympischen Sommer- und Winterspielen gereist, wobei auch schon Schüler der Duisburger Partnerschule mitgefahren sind. Bei allen Austauschbegegnungen nehmen die Schüler zwar am jeweiligen Unterrichtsgeschehen teil, doch werden darüber hinaus auch gemeinsame Exkursionen und Besichtigungen in die nähere und gelegentlich auch weitere Umgebung unternommen. Erfreulich: Die lokale Presse berichtet hüben und drüben stets über die aktuellen Besuche. Nach der polnischen Schulreform im Jahre 2000 wurden die bisherigen Unterzeichnung des deutsch-polnischen Partnerschaftsvertrages 2005 23 1/2015 Kultur & Begegnung ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Volksschulen in Grundschulen (Jahrgänge 1 bis 6) und Mittelschulen („Gimnazjum“, Jahrgänge 7 bis 9) geteilt (die Jahrgänge 10 bis 12 bilden die Oberschule, das „Lyzeum“). Die Grundschule in Racot behielt das alte, noch aus deutscher Zeit (vor 1919) stammende Gebäude, für die Mittelschule wurde Anfang September 2001 ein neues Gebäude eingeweiht, das modernsten pädagogischen Anforderungen gerecht wird. Die Schule erhielt zudem den Namen „Polnische Olympia-Oberschule Racot“ („Gimnazjum im. Polskich Olimpijczyków w Racocie“). Nach der Trennung in die beiden Schulen musste auch das Partnerschaftsverhältnis neu geregelt werden: Die Comenius-Schule in Duisburg (der polnischen Mittelschule entsprechend) unterhält seither eine Partnerschaft mit der entsprechenden Mittelschule in Racot, also dem „Gim- nazjum“ (nicht zu verwechseln mit dem deutschen Gymnasium), und im September 2005 wurde der revidierte Partnerschaftsvertrag von beiden Schulleitern und dem stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Duisburg vor Ort feierlich unterzeichnet. Der frühere Sportlehrer der polnischen Schule, der sich schon in den 1980er Jahren in der demokratischen Solidarność-Bewegung betätigt hatte, wurde Anfang der neunziger Jahre – als viele Kräfte aus der kommunistischen Ära ihre Ämter verloren – neuer Schulleiter, und er war eine der treibenden Kräfte der Partnerschaft. Im September 2005 wurde er auf der Liste der Liberalen Bürgerplattform (PO) ins Parlament in Warschau gewählt (wiedergewählt bei den folgenden beiden Wahlen), was sicherlich auch als Würdigung und Anerkennung seiner Rolle bei der Verstän- digung im Verhältnis zwischen deutschen und polnischen Schülern und Jugendlichen gesehen werden darf. Das zehnjährige Bestehen der Partnerschaft zwischen beiden Schulen wurde im Jahre 2000 mit großem Aufwand und im Beisein vieler Honoratioren aus dem politischen und kulturellen Leben Polens in Racot gefeiert. Das fünfzehnjährige Partnerschaftsjubiläum fand 2005 im Rahmen einer ausgiebigen Feier und eines Schulfestes in Duisburg statt, und der zwanzigste „Geburtstag“ der Beziehungen wurde 2010 zuerst in Polen und anschließend im Rahmen der 100-Jahr-Feier der Comenius-Schule (1910–2010) noch einmal in Duisburg begangen. Nun freut man sich auf beiden Seiten auf das Vierteljahrhundert, das im Frühjahr 2015 ansteht. Karneval bei Pro Liberis Silesiae Rheinisches Brauchtum exportiert – Rathaussturm in Oberschlesien Von Barbara Loch Es ist schon bereits zur Tradition geworden, dass der Rosenmontag ein richtiger Karnevalstag bei den Kindern der Schulen und der Kindergärten des Vereins Pro Liberis Silesiae geworden ist. Schüler aus Raschau haben zuerst einen bunten Umzug durch die Straßen von Raschau veranstaltet, danach haben die Kinder mit Gesang und Musik das Gemeindeamt in Tarnau besucht. Der Bürgermeister der Gemeinde, Herr Krzysztof Mutz, hat den Kindern quasi pro forma die „Regierungsmacht“ der Gemeinde überreicht – mindestens für den Rest der Karnevalszeit. Es war für die Kinder ein besonders schönes Erlebnis, da sie alle Referatsbüros besichtigen durften und dabei natürlich auch 24 Kultur & Begegnung 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Rathausstürmung – Schlüsselübergabe an die neuen „Machthaber“ alle Schreibtische und PC geschmückt haben. Der Kindergarten und die Schule in Goslawitz haben sich am Rosenmontag in eine echte, wunderschöne Märchenlandschaft verwandelt mit vielen Prinzessinnen, Prinzen, Rotkäppchen, einen Wolf, Rittern, Rapunzel, Froschkönig, auch viele andere Gestalten der Brüder Grimm waren zu Gast . Es gab viele Proben und auch ein Happy End, denn „Gesundes Essen“ für Kinder alle bekamen ihre Preise und unendlich viel Schokolade. Es hat sich gelohnt, im Schlaraffenland Karneval zu feiern. Natürlich haben die wunderschön verkleideten Kinder die Stadt und das Gemeindeamt in Guttentag besucht, um auch dort die lustige und ausgelassene Karnevalsstimmung zu verbreiten. Auch die Schüler aus Oppeln waren schön verkleidet und haben während eines kleinen Umzugs einige Alaaf in Schlesien, © Barbara Loch „Gute Fee“ mit guter Idee DFK-Vertreter besucht und ihnen süße Geschenke überreicht. Die Freude der Menschen am närrischen Treiben war sehr groß. Nachmittags wurden in den Schulen und Kindergärten Karnevalspartys für die Kinder vorbereitet. Im Programm standen außer Tanz z.B. Modenschau, Arbeit an Märchenstationen sowie eine süßes Buffet voller Schokolade und Obst – ein Paradies für unsere Kinder. Der Verein Pro Liberis Silesiae ist bemüht, die schöne Karnevalstradition des Rosenmontags in Oberschlesien zu pflegen, vor allem, weil die Kinder dabei einen enormen Spaß haben und sich bereits jetzt schon auf den Rosenmontag 2016 freuen! 25 1/2015 Kultur & Begegnung ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Hilfstransporte nach Rumänien – mehr als nur Warenlieferung Ein Rückblick auf 25 Jahre humanitäre Hilfe aus Deutschland Von Hermann Grimm Am 25. Januar 1990 brach ich mit fünf 7,5 Tonnern und einem Kleinbus im Verbund eines großen Hilfskonvois der Johanniterunfallhilfe Nürnberg nach Siebenbürgen auf. Mit Blaulicht fuhren wir durch Budapest und übernachteten an der ungarischen Grenze. In einer Stadt (es war Brad) machten wir Halt und waren sofort von zahllosen Kindern umringt. Als sie unsere Orangen und Mandarinen mit der Schale verspeisten, hatten wir unseren ersten bleibenden Eindruck von der Lage in Rumänien. Gegen Mittag erreichten wir Hermannstadt und sahen zunächst zerschossene und ausgebrannte Hausdächer an der Ausfallstraße nach Bukarest. Mein Mitorganisator, der Missionar und Pfarrer Horst Gerber aus meiner fränkischen Nachbargemeinde Ammelbruch und meine weiteren 15 Begleiter, trennten uns von der Johannitermannschaft und steuerten Kleinscheuern an, das mir aus zwei Reisen 1984 und 1989 vertraut war. Ziel war das Pfarrhaus, denn das Pfarrerehepaar Hans-Dietrich und Anna Schullerus kannte ich. Wir wurden auf Privathäuser verteilt und waren zwei Tage in diesem wunderschönen Dorf, in dem meine Frau und ich im September 1984 eine siebenbürgische Trachtenhochzeit erleben durften. Gerber und ich waren Gäste des Pfarrers. Bananen, Orangen, Mandarinen und die vielen Lebensmittelpakete sowie die Kleiderspenden aus den evangelischen Kirchengemeinden meines Heimatbereiches waren mit Hilfe des Kirchenvorstandes und von Anna Schullerus, der örtlichen Beauftragten des Revolutionsrates, schnell abgeladen. 26 Blick über die Dächer von Stolzenburg/Slimnic, ©P.M. Dann zogen wir nach Hermannstadt und sahen das ausgebrannte Securitate-Gebäude und brennende Papierhaufen. Eine Filmrolle habe ich als Andenken noch heute. Zusammenkünfte mit der Dorfbevölkerung brachten meine jungen Franken und die Siebenbürger Sachsen zusammen. Eine spontane Begegnung auf dem Hermannstädter Pfarrhof sollte mein künftiges Leben tragen. Pfarrer Gerber und ich stießen dort auf Wolfgang Rehner junior, den ich im Mai 1989 in Sächsisch-Regen kennen lernte. Wir sprachen ihn an, was er denn hier mache. Er sagte voller Freude: Ich melde den landwirtschaftlichen Verein von Kerz an. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass Kerz, der Traum eines siebenbürgischen Dorfes am Karpatenfuß, nur 40 km östlich von Hermannstadt liegt. Der nächste Konvoi ging dann bereits dorthin und viele weitere folgten. Eine jahrzehntelange Verbindung zu Kerz und seinen wunderbaren Menschen wie Kathi und Dani Roth sollte beginnen. Nächste Station war Mortesdorf, denn hier lebten Gertraud, Paul, Gerd, Johannes und Heike Sattler. Paul war dort Pfarrer, und wir hatten diesen „Macher“ als jungen Studenten am 28. August 1984 in Bistritz kennen gelernt – der Beginn einer bis heute bestehenden Freundschaft. Sattlers sind die Paten meines Sohnes Andreas, der 1991 geboren wurde, und sie leben heute 12 km von mir entfernt. Das rein sächsische Dorf gefiel uns Franken, und auch hier wurde viel abgeladen und zusammen gesessen. Heute leben hier wie auch in Kleinscheuern keine Handvoll Sachsen. Die klapprige Holzbrücke nach Mortesdorf, die wir um Mitternacht überquerten, blieb uns staunend in Erinnerung. Von Mortesdorf ging es nach Norden nach Deutsch-Zepling bei Sächsisch-Regen, dem Heimatdorf meines mittlerweile verstorbenen Schwiegervaters. Dieses riesige Dorf – in Kreuzform angelegt – ist mittlerweile mein zweites Heimatdorf. Damals lebten noch nahezu 200 Deutsche im Ort – heute sind es noch 50 evangelische Gemeindemitglieder. Die lachenden und weinenden Menschen sind uns noch immer gegenwärtig, und auch das Singen deutscher Volkslieder im großen Pfarrhaus hat bei uns bleibende Erinnerung hinterlassen. Auch hier waren wir privat untergebracht: Horst Gerber und ich beim Kultur & Begegnung 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND schon verstorbenen Kurator Andreas Schmidt und zwei Konvoiteilnehmer beim rumänisch-orthodoxen Pfarrer. Am übernächsten Tag fuhren wir nach Neumarkt in das Universitätsklinikum. Eiskalte Operationssäle sind mir in Erinnerung geblieben. Wir trafen uns dort wieder mit den Johannitern und fuhren geschlossen nach Franken zurück. Dieser erste Konvoi hat bei unserer Mannschaft tiefe Spuren hinterlassen, und eine Verbundenheit zu den Menschen nach Siebenbürgen bzw. Rumänien ist entstanden. Ich habe weitere 49 Konvois aufgestellt, geleitet und nach Rumänien gebracht. Das Leprakrankenhaus im Donaudelta, die vielen Kinderheime, neue Orte wie Kerz, Scharosch bei Fogarasch, Neustadt bei Kronstadt, Marpod, Tartlau, Alwinz, Michelsberg, Sächsisch-Reen, Birk, Botsch, Weilau und Lechnitz kamen in den Jahren dazu, und wir blieben ihnen treu. Kulturelle Begegnungen in Franken fanden statt, eine Blaskapelle und die Euro- pashowtanzgarde Wassertrüdingen reisten nach Siebenbürgen. Treue und liebe Weggefährten wie Pfarrer Hans Orendi, Pfarrer Bruno Fröhlich, Paul-Jürgen Porr, Beatrice Ungar, Ernst Bachmann, Berthold Köber, Wolfgang Rehner, Willi Meitert, Eckehard Zaig (erster deutscher Bürgermeister in Rumänien in Tekendorf bei Bistritz) und Paul Philippi standen und stehen mir bei und haben uns ge- und ertragen. Auch das Altenheim wie auch das Taubstummenkinderheim in Hermannstadt waren und sind uns wichtige Orte der Begegnung. Klaus Johannis haben wir als jungen Lehrer und Bürgermeister kennengelernt und in unsere Konvoiarbeit eingebunden. Wir freuen uns riesig, dass er gerade jetzt zum rumänischen Staatsoberhaupt gewählt wurde, und wir können sehen, was sich gerade in Hermannstadt in den letzten 14 Jahren zum Besten verändert hat. Wir blicken jetzt in Gerolfingen im Gasthaus Lotter, dem Stamm- und Ausgangslokal jedes Konvois aus dem Hes- Historische Bausubstanz wartet auf Erneuerung Burgruine in der ländlichen Umgebung von Hermanstadt/Sibiu selbergraum, auf 25 Jahre Konvoiarbeit zurück und können dankbar und glücklich Bilanz ziehen. „Wir sind hier auch zu Hause“ sagt mein 22-jähriger Sohn Andreas. Die Eltern und Großeltern seiner siebenbürgischen Lebensgefährtin stammen aus Kleinschelken. Mit Johann Ivanoff, dem Sekretär des Kreises, Vorsitzenden des Roten Kreuzes und stellvertretenden Forumsvorsitzenden von Dâmbovita haben wir einen rührigen Großcousin in Rumänien. Siebenbürgen/Rumänien ist auf einem guten Weg, den wir gerne begleiten. 27 1/2015 Kultur & Sprache ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Zwischen Beethoven und Erstem Weltkrieg: Deutsche Spuren in der weltberühmten amerikanischen Comicserie „Peanuts“ von Charles M. Schulz Von Dr. Roswitha Schieb Wer kennt nicht den ewigen Pechvogel Charlie Brown und seinen geistreichen Hund Snoopy? Und wer die Comics nie direkt gelesen hat, kann dennoch der ubiquitären Kommerzialisierung dieser Figuren auf Taschen, Schuhen, Kissen, T-Shirts gar nicht entgehen. Niemand, dem die witzigen Comicstrips vertraut sind, würde daran zweifeln, dass es sich um genuin amerikanische Figuren handelt. Denn die Peanuts spielen mit Hingabe Baseball, begehen Halloween, Thanksgiving und den Valentinstag, schwärmen für Junkfood, besuchen die Sonntagsschule, verbringen die Sommerferien in Ferienlagern und sind sogar schon seit den sechziger Jahren von der psychologischen Ratgebermentalität affiziiert, als in Deutschland die flächendeckende Beschäftigung mit der eigenen Psyche noch unbekannt oder sogar verpönt war. Im Februar 2015 jährt sich der Todestag des weltbekannten und enorm erfolgreichen Comiczeichners Charles M. Schulz zum fünfzehnten Mal. 1922 in Saint Paul und Minnesota im Mittleren Westen der USA aufgewachsen, starb er siebenundsiebzigjährig im Jahr 2000 in Santa Rosa in Kalifornien, kurz nachdem er sich vom Comiczeichnen zurückgezogen hatte. Er selbst schätzte seine Leserschaft auf mehr als Zweihundertmillionen Menschen. Mit seiner berühmten Comicserie „Peanuts“ schuf er unsterbliche Kinder- und Tierfiguren, ja -charaktere, die in einem festgefügten Kosmos gemeinsam, das heißt mit- und gegeneinander Abenteuer erleben, die ihre Ängste, Vorlieben, Schrullen und Phantasien ausleben, die auftrumpfen 28 und scheitern, sich ärgern und austricksen, sich beneiden, sich hassen und sich verlieben. Der Witz dieser Comics entzündet sich daran, wie stark, unerwartet und abgründig die Figuren sich aneinander reiben. In liebenswürdiger Weise, ohne jemals grob verletzend zu sein, zeichnet Schulz dennoch illusionslos das ganze Haifischbecken der Kindheit. Schulz selber hatte fünf Kinder, deren Unverblümtheiten, Ängste, Freuden, Gemeinheiten und kindliche Logik seine Zeichnungen inspirierten. Gleichzeitig läßt sich diese Kinderwelt lesen als Allegorie der Erwachsenenwelt. Das erklärt auch den Erfolg, die Popularität seiner Figuren, die im Gewand, in der charmanten Maske der vermeintlich kindlichen Harmlosigkeit alle Emotionen transportieren, die auch Erwachsene bewegen. Die Palette der Peanuts-Verehrer reichte von Pablo Picasso über verschiedene Präsidenten der USA bis hin zum großen Soziologen und Philosophen Max Horkheimer, der mit Theodor W. Adorno zusammenarbeitete. Es gab viele amerikanische Soldaten in Vietnam, die sich Snoopy, den witzigen, schlauen, phantasiebegabten Hund, auf ihre Helme malten, und zwar nicht nur als eine amerikanische Ikone, sondern als einen antiheroischen Helden, dessen utopisches Moment darin bestand, alle Verwerfungen, alle Zumutungen des heißen und des kalten Kriegs in einem Lächeln auflösen zu können. Astronauten von Apollo 10 nannten ihre Kapsel „Charlie Brown“ und die Mondlandefähre „Snoopy“. Der Hund Snoopy, der ein großer Rollenspieler ist und unablässig in wechselnde Identitäten schlüpft, imaginiert sich in den sechziger Jahren als As tronaut auf den Mond und ruft erfreut aus: „Ich bin auf dem Mond! Geschafft! Der erste Beagle auf dem Mond! Ich habe die Russen geschlagen .. Ich habe alle geschlagen .. Sogar die blöde Katze aus meiner Nachbarschaft!!“ Die Welt der Peanuts Genau: die Nachbarschaft ist der Schauplatz aller Episoden, in denen Charles M. Schulz seit den 1950er Jahren bis ins Jahr 2000, also etwa ein halbes Jahrhundert lang, seine Helden agieren lässt. Um nur die wichtigsten Figuren zu nennen, die mit ihren unverwechselbaren Eigenheiten quasi leitmotivisch den Peanuts-Kosmos durchziehen: der bereits erwähnte Charlie Brown, ewiger Pechvogel und Verlierer, der einen schwachen, einen „wishy-washy“ Charakter hat und an Depressionen leidet, dessen Schwester Sally aber sehr aufgeweckt ist. Sein Hund, der Beagle Snoopy, ein extrem phantasiebegabtes Wesen, kann sich in seinem imaginierten Rollenspiel unablässig vom Astronauten in ein Krokodil, vom wilden Berglöwen in den Fliegerhelden des Ersten Weltkriegs, von Beethoven in einen Geier, vom Fremdenlegionär in einen Schriftsteller verwandeln und katapultiert sich so in Snoopy verwandelt sich in eine Beethoven-Büste. Quelle: Charles M. Schulz: Here Comes Snoopy. London 1975 Kultur & Sprache 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND andere Welten. Befreundet ist er mit dem kleinen Vögelchen Woodstock, das ironischerweise nach dem berühmten Rockfestival 1969 benannt ist. In der Nähe wohnen die Geschwister Lucy und Linus van Pelt. Linus ist hyperintelligent, sensibel, von Ängsten geplagt – gerne schleppt er seine Schmusedecke mit sich herum – und weniger lebensklug als ein genialer Künstler, Schriftgelehrter und Intellektueller, dem alles zufliegt. Die ältere Schwester Lucy hingegen hat Haare auf den Zähnen, lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen, kann sehr zänkisch und gemein sein und betreibt eine kleine Ratgeber-Bude, in der sie psychologische Hilfe anbietet, aber nie gewährt. Die einzige Schwachstelle der sonst sehr emanzipierten Lucy besteht in ihrer unglücklichen Liebe zum Nachbarsjungen Schroeder, der unablässig auf seinem kleinen Spielzeugklavier spielt und ein großer Verehrer von Beethoven ist. Um diese Zentralfiguren lagern sich noch weitere Figuren, so der Schmutzmagnet Pigpen, Franklin, ein farbiger Junge, die zerstreute Peppermint Patty, eigentlich Patricia Reichardt, die ebenso wie ihre bebrillte Freundin Marcy unerlöst in Charlie Brown verliebt ist, der davon nicht nur nichts merkt, sondern selbst unglücklich in das kleine rothaarige Mädchen verliebt ist, das aber niemals als Figur erscheint. Denn Charles M. Schulz‘ Kunst ist auch eine Kunst der minimalistischen Reduktion und des Weglassens. Er verzichtet auf ablenkendes Beiwerk. Politikern und Wissenschaftlern auf. Eine ganz und gar amerikanische Comicserie also? Ganz so einfach, so eindimensional ist es nicht. Denn es findet sich in den „Peanuts“ eine kleine, aber starke deutsche Unterströmung, es finden sich quasi leitmotivisch Bezüge auf deutsche Geschichte, deutsche Sprache und Kultur, die doppelt kodiert sind – einmal negativ, einmal positiv. Wichtig zu wissen ist, dass Charles M. Schulz‘ Vater ein Deutscher war, der aus Stendal in der Altmark stammte. Schulz‘ Mutter war Norwegerin. Der Vater arbeitete dann im Mittleren Westen als Friseur und lebt weiter im Vater der Comicfigur Charlie Brown, der ebenfalls Friseur ist, eine sympathisch-kleinbürgerliche Figur. Das aber erfährt der Leser nur aus den Erzählungen Charlie Browns, denn Erwachsene tauchen – das ist ein bewusstes Stilmittel von Charles M. Schulz, dem Meister des Weglassens, – nie als gezeichnete Figuren in den Comics auf. 1943 wurde Charles M. Schulz als Soldat eingezogen und nach Frankreich, nach Deutschland und nach Österreich geschickt, wo er 1945 unter anderem an der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau beteiligt war. An dieser Stelle erschließt sich der Spagat, dem Schulz ausgesetzt war: auf der einen Seite der positiv konnotierte, aus Deutschland stammende Vater, auf der anderen Seite die persönliche, sicherlich traumatisierende Konfrontation des jungen Mannes mit den Gräueln des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Geschichte. Und in sehr unterschwelliger, maskierter Weise taucht genau dieser Spagat in den Comics auf. Auf der Negativ-Seite steht die jüngere deutsche Geschichte. Schulz lässt in seinen Zeichnungen aber Eine rein amerikanische Serie? Seit Mitte der 1950er Jahre dienten die Peanuts als Maskottchen der intelligenten und einflussreichen Schichten Amerikas. Ihre Abenteuer wurden in fast allen Universitätszeitungen und in mehr als tausend Tageszeitungen in laufender Folge abgedruckt. Viele ihrer witzigen Aussprüche pointierten und lockerten öffentliche Reden von amerikanischen Snoopy als Fliegerheld im Ersten Weltkrieg wird vom Roten Baron gejagt, der Snoopys „Sopwith Camel“ zerschießt. Quelle: Charles M. Schulz: Here Comes The April Fool. New York 1992 29 1/2015 Kultur & Sprache ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND kaum den Zweiten Weltkrieg vorkommen, was ihm vermutlich als zu plump, zu direkt, zu realitätshaltig, zu nah vorgekommen wäre, sondern er transponiert das Kriegsgeschehen in den Ersten Weltkrieg. Die Jagd nach dem Roten Baron Leitmotivisch zugeschrieben wird diese Rolle Snoopy, der in seinen imaginären Maskeraden immer wieder als Fliegerheld aus dem Ersten Weltkrieg auftaucht, der den Roten Baron, realer Kampfname für Manfred von Richthofen, jagt. Snoopy selbst sitzt dabei immer auf seiner Hundehütte, die sich in diesem Spiel für ihn in ein Kampfflugzeug der Marke „Sopwith Camel“ verwandelt , während er versucht, den Roten Baron in seiner „Fokker“ abzuschießen. „Sopwith Camel“ nannte sich übrigens in Anlehnung an Snoopys Hundehütte 1966 eine damals populäre amerikanische Musik-Band. Manchmal wird Snoopy selbst abgeschossen bzw. seine Hütte imaginär zersiebt. Snoopy katapultiert sich in seiner spielerischen Vorstellung auf die Schlachtfelder und Schützengräben der Westfront in Frankreich, er fliegt über Pont-à-Mousson und macht aus über zweitausend Metern Höhe Fotografien von den französischen bzw. amerikanisch besetzten sowie von den feindlichen deutschen Stellungen, er fliegt über Verdun, hofft, bei Bar-leDuc einen deutschen Gotha-Bomber in die Falle zu locken, er eilt durch das Niemandsland des Frontverlaufs, stolpert durch Schützengräben, hält Lucy in ihrer psychotherapeutischen Bude für eine amerikanische Armeekrankenschwester, die von Übersee nach Europa gekommen ist und mit der er eine Affäre anfangen möchte, ist manchmal auf der Suche nach französischen Mädchen, die er auf Französisch anzusprechen versucht, wobei er vor Aufregung einmal sein französisches Wörterbuch 30 verschluckt, und sitzt als ausgebrannter, einsamer Wolf in der Gastwirtschaft hinter den feindlichen Linien. Sogar als deutscher Soldat taucht Snoopy einmal auf, mit einer Pickelhaube und einem Schnurrbart verkleidet. Als undercover-Agent begibt er sich so hinter die feindlichen Linien und versucht zur schlauen Tarnung, mit einem deutschen Wörterbuch Deutsch zu lernen: „Excuse me, please .. are you German? Entschuldigen Sie bitte, ... sind Sie Deutscher?“ Aber die Sprache des Feindes ist nicht zu lernen, denn als Snoopy aus seinem Wörterbuch einige deutsche Präpositionen und Konjunktionen vorliest, kippt er erschöpft um und sagt: „I surrender“. Im imaginierten Kosmos des Ersten Weltkriegs kann sich Schulz, da er selbst in dieses historische, weiter zurückliegende und damit abstraktere Ereignis nicht mehr persönlich involviert war, freier und leichter bewegen. Die eigene Kriegserfahrung des Zweiten Weltkriegs in Frankreich und Deutschland spart er so gut wie ganz aus, bis auf wenige Sequenzen, in denen Snoopy in einer Uniformjacke des Zweiten Weltkriegs den „Veteran‘s day“ feiert. Die Leerstelle des Zweiten Weltkriegs Doch einen versteckten Hinweis auf die Schrecken des Zweiten Weltkriegs gibt es. Er taucht auf im Namen der Nachbarskatze von Snoopy, die er hasst und fürchtet, die nie im Bild gezeigt wird und die den Namen „World War II“ trägt. Es werden nicht nur immer wieder die Resultate ihrer Zerstörungswucht gezeigt – sie zerfetzt Tennisschläger, Stangen, Baseballhandschuhe, Hundefutterdosen – , sondern sie durchzieht die Comics Snoopy studiert hinter den feindlichen Linien sein deutsches Wörterbuch und kapituliert vor der Komplexität der Sprache. Quelle: Charles M. Schulz: Here Comes The April Fool. New York 1992 Kultur & Sprache 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Ü und Au: Die deutsche Sprache als Schrecken und Witz Die Nachbarskatze namens World War II taucht nur in den Hohlformen ihrer zerstörerischen Prankenschläge auf. Quelle: Charles M. Schulz: The Cheshire Beagle. New York 1994 mit der Hohlform ihrer Tatzenschläge, die sie in Snoopys Hütte gräbt. Der Schrecken von „World War II“ ist so übermächtig, dass er nur in der Negativform seiner zerstörerischen Tatzenschläge aufscheinen darf. So hinterlässt die gemeingefährliche Katze als Ausdruck ihrer destruktiven Grundhaltung einen Stern, einen Haken, um all diejenigen zu bezeichnen, die sie hasst, zu Neujahr die Jahreszahl des neuen Jahres, ein Schneekristall, zu Weihnachten einen Weihnachtsbaum, ihre Pranke oder eine Geburtstagstorte. Manchmal lässt sie durch ihren Schlag von Snoopys Hütte bloß noch eine halbe Hütte oder nur einen Strich, eine dürre Ruine, auf der er kaum noch sitzen kann, übrig. Patrick Bahners schreibt dazu: die „Nachbarskatze, die nie etwas von sich sehen lässt außer dem Loch, das sie mit schöner Regelmäßigkeit in die Hundehütte reißt, könnte Schulz als Wappentier dienen: An der Pranke erkennt man den Löwen.“ Man könnte noch weiter gehen und sagen, dass in und mit diesem Loch unmerklich all der Schrecken des Zweiten Weltkriegs gebannt werden soll. Manchmal nimmt Snoopy den direkten Kampf mit der Katze „World War II“ auf und kehrt vollständig zerstört, zerzaust, verwundet, zerschunden zurück. Manchmal fällt ein Gegenstand aus Versehen auf das Nachbargrundstück. Snoopy, der aus lauter Angst keine Möglichkeit sieht, ihn zurückzuholen, sagt nur lakonisch: „Ich warte, bis sie [World War II] an Altersschwäche stirbt, und während alle beim Begräbnis sind, laufe ich schnell rüber und hole das Ding.“ Das ist Charles M. Schulz‘ Art, dem Zweiten Weltkrieg zu begegnen: indem er jede Form von Heroismus unterläuft. Aber zurück zu den explizit deutschen Spuren. Wie bereits gezeigt, ist die deutsche Sprache als sehr komplizierte Sprache des Feindes nicht gut angesehen. Selbst der deutsche Umlaut „ü“ kann Entsetzen auslösen. So wird das Vögelchen Woodstock, das manchmal verschiedene Pfeifgeräusche ausprobiert, hier „churp“, von Snoopy aufgefordert: „Try it with an Umlaut.“ Aber auf das prompte „chürp“ hin reagiert Snoopy ganz entgeistert: „forget the Umlaut.“ Möglicherweise ist diese kurze Episode eine Anspielung auf eine Szene in Billy Wilders Film „A foreign Affair“ von 1948, in der eine amerikanische Militärbeauftragte beim Buchstabieren des Namens der Nazigeliebten Erika von Schlütow fragt: „with an Umlaut?“ Nach der Bejahung ihrer Frage verdreht sie derart entsetzt die Augen, als sei ein deutscher Umlaut, ein kleines „ü“, schon Beweis genug für die Verstrickung ins Naziregime. Ein anderes Beispiel: Als Charlie Brown ein einziges Mal in seinem Verlierer-Leben eine Bowling-Trophäe gewinnt und mit der kleinen Statuette in der Hand freudestrahlend zu Lucy läuft, Bild 5: Snoopy rät Woodstock, das Pfeifen mit einem deutschen Umlaut zu versuchen, ihn dann aber schnell wieder zu vergessen. Quelle: Here comes the April Fool. New York 1992 31 1/2015 Kultur & Sprache ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND er ganz klein war, bekam er von seinen Eltern zu Weihnachten eine Beethovenstatue, ein neues Beethoven-Sweatshirt, einen Beethoven-Kugelschreiber, eine zwölfbändige Beethoven-Biographie in Comic-Form und einen Jahresvorrat an Beethoven-Kaugummi. Später fährt er dann aber mit seinen Eltern auf einer Europareise nach Bonn am Rhein und zeigt nach seiner Rückkehr Fotos vom Beethovenhaus und von einer Beethovenstatue, vor denen er selbst, Schroeder, glücklich lächelnd zu sehen ist, während Lucy sich nur dafür interessiert, ob diese Fotos später viel Geld wert sein werden. Aber Schroeder lässt sich in seinem heiligen Kult von Lucy nicht stören, die keinerlei GeschichtsBeethovens Geburtstagsfeier zwischen Ergriffenheit durch deutsche Klänge und ameri- bewusstsein besitzt und von ihrer rein neuzeitlichen amerikanischen Logik kanischem Banausentum. Quelle: Charles M. Schulz: There‘s A Vulture Outside. ausgeht: „Beethoven war gar nicht so New York 1991 groß. Er hatte keine Freunde.“ „Was um sie ihr zu zeigen, liest sie sich die feierlich Beethovens Geburtstag. Zu meinst du damit?“ „Du hast nie über Worte auf dem Sockel der kleinen Fi- diesem Anlass wird Torte gegessen und ihn gelesen, dass er Golf gespielt hat, gur durch und lacht ihn wegen eines Beethovenmusik gespielt, gerne das Fi- nicht wahr? Wenn er so viele FreunDruckfehlers aus. Denn dort steht nicht nale von Beethovens 9. Symphonie mit de hatte, warum spielte er dann nicht „für Charlie Brown“ sondern „für Char- deutschen Einsprengseln:„oh Freunde, mit ihnen Golf? Menschen sind keine lie Braun“, woraufhin Charlie Brown re- nicht diese Töne“, die im Chor mitge- Freunde, bis sie nicht zusammen Golf gespielt haben. Und hast Du jemals von signiert und verzweifelt in seine übliche sungen werden. Lucy, Repräsentantin amerikani- Beethoven gehört, dass er mit seinen Depression verfällt. schen Banausentums, treten bei dieser Freunden Golf gespielt hat? Nein, hast feierlichen Zeremonie sogar Tränen in Du nicht“. Beethoven und Schroeder Und fragt weiter: „Warum denkst die Augen, was sie nach einer der FeiDoch diesen negativen Konnotatio- ern aber nicht an der ignoranten Fra- du, dass Beethoven besser war als Elnen der deutschen Sprache und Ge- ge hindert: „Who was Beethoven?“ ton John?“. Zwar möchte sie ein Buch schichte steht die deutsche Musik, vor Vor einer anderen Feier zu Beethovens über Beethoven schreiben, um sich bei allem Beethoven, positiv gegenüber. Geburtstag verkündet sie, dass sie ihm Schroeder einzuschmeicheln, aber auch Glühender Verehrer Beethovens ist ein eine Geburtstagskarte schicken möch- hier triumphiert das Banausentum, kleiner Junge mit dem deutschen Na- te und ist erleichtert zu erfahren, dass denn sie bringt ein paar „Verbesserunmen Schroeder (ohne Umlaut!), der er schon tot ist, denn nun habe sie gen“ an: statt Klavier spielt Beethoven unablässig auf seinem Spielzeugklavier zwanzig Cent Porto gespart. Ein ande- bei ihr E-Gitarre, statt Magenschmerzen Beethovensonaten spielt. In diesem res Mal schenkt sie Schroeder zu Bee- hat er einen Tennisarm, sie lässt Beet leitmotivischen Strang wird die lose thovens Geburtstag eine Beethoven- hoven zusammen mit Phyllis George, mit Deutschland assoziierte E-Musik, Lunchbox mit den Worten, dass laut der Miss America von 1971, zu Abend E-Kultur gegen die rein amerikanische der Erzählung des Verkäufers Beetho- essen und ihn zu Lincolns InauguraU-Musik, U-Kultur witzig gegeneinan- ven genau so eine Lunchbox benutzte, tionsball Klavier spielen. Sie schenkt der geführt. Schroeder besitzt riesige als er in einem Park saß und „all diese Schroeder eine angebliche BeethovenBeethovenporträts und Mengen von Strauss-Walzer schrieb“. Schroeder da- Büste, die aber eigentlich George Wa Beethovenbüsten, er übt auf seinem gegen ist ein erklärter Gegner der all- shington darstellt, woraufhin sie zugibt: Klavier ausdauernd die Sonate Nr. gemeinen Kommerzialisierung, die sich „Ich kann nie den einen Komponisten 11 Opus 22, und er begeht jährlich auch auf Beethoven erstreckt. Bloß als vom anderen unterscheiden.“ Dann 32 Kultur & Sprache 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND schenkt sie ihm eine zweite Beethovenstatue, die aber wiederum George Washington zeigt. Ihr Kommentar lautet nur: „Ja, sie sehen sich sehr ähnlich. Meinst du, sie könnten verwandt gewesen sein?“ Sie besprüht Schroeder und sein Klavier mit einem Spray, das ihn mit einer Wolke aus Beethovenmusik einhüllt. In der Schule schlägt sie anlässlich von Beethovens Geburtstag einen allgemeinen schulfreien Tag vor mit der auftrumpfenden Begründung: „Beethoven never supported Hitler!“ Schroeder hingegen bleibt untangiert, er ist höchstens hin und wieder von der Unbildung und Lucys fehlendem Gefühl entnervt: „Es ist dir egal, ob er Magenschmerzen hatte und dass er nicht hören konnte!“ „Du hast dich nie darum gekümmert, dass die Komtess ihn abgewiesen hat oder dass Therese den Baron statt seiner geheiratet hat oder dass Lobkowitz aufgehört hat, seine Rente zu zahlen.“ Auf Snoopy, den Rollenspieler und Imitator, der es schafft, eine heroische Beethoven-Büste nachzuahmen, reagiert Schroeder derart entsetzt, als wäre ihm eine Blasphemie widerfahren. Am liebsten ist Schroeder allein mit seinem Klavier, wo er mit Hingabe seine Beethoven-Passion pflegen kann. Die geht sogar so weit, dass er, bei einem Baseballspiel verletzt und gefragt wird, ob er noch spielen könne, in voller Baseball-Montur nach Hause rennt, eine komplizierte Beethoven-Sonate spielt, um diese Frage, mit der eigentlich Baseball und nicht das Klavier gemeint war, zu beantworten. Als Charlie Browns Schwester Sally geboren wird, bedauert Schroeder, dass sie nicht in einem anderen, besseren Krankenhaus geboren wurde, denn dort hätte sie „alle neun BeethovenSymphonien umsonst bekommen“. In Identifikation mit seinem Helden unternimmt Schroeder einen Spaziergang, eben weil auch Beethoven lange Spaziergänge über Land liebte, auf denen er sich von den angenehmen Geräuschen des Landlebens inspirieren ließ, resümiert aber niedergeschlagen, nachdem Lucys Gebrüll nach einem Ball ihn aus seinen Beethoven-Träumereien gerissen hat: „Beethoven had it nice“. Und einmal wird Schroeder durch seine Beethoven-Rezeption sogar krank. Er liegt im Bett und erzählt: „Ich hörte Beethovens dritte Symphonie ... im 2. Satz ist eine wunderschöne Passage ... sehr schön ... immer, wenn ich sie höre, bekomme ich Gänsehaut ... so bekam ich eine Erkältung.“ Neben Beethoven spielt Schroeder auch Mendelssohn, hört die 4. Symphonie von Brahms auf einer Schallplatte und besitzt eine kleine Spieldose mit Toccata und Fuge d-moll von Bach, während Lucy nur eine „Rock-a-bye-Baby“-Spieldose ihr Eigen nennt. Die Weisheit des Witzes Das Deutsche, wie es sich bei den „Pea nuts“ von Charles M. Schulz zeigt, ist ambivalent. Es ist untergründig präsent, es bricht unter einer amerikanischen Oberfläche hervor, es lässt sich nicht ganz verdrängen und ist bei Schulz doppelt kodiert. Es ist einmal Angesichts der Polyphonie von Schroeders Musikbox wirft Lucy ihre Musikbox, der sie vorher nur drei Töne entlockte, weg. Quelle: Charles M. Schulz: Very Funny, Charlie Brown. New York 1969 Literatur: – Klassiker der Comic-Literatur, Band 2, Peanuts. Einleitung: Patrick Bahners. Milano 2005. – Charles M. Schulz: Snoopy oder: Dein Hund ist auf dem Mond, Charlie Braun! Götzenhain 1971. – Ders.: Here Comes The April Fool. New York 1992. Teil seiner eigenen Herkunft, die ihm fremd ist, die aber doch immer wieder auftauchen kann und vor allem durch Beethoven stark mit Kultur verknüpft ist. Zum anderen ist es als Feind von Amerika mit dem Zweiten Weltkrieg verbunden, den Schulz in den Ersten Weltkrieg transponiert. Die „Peanuts“ sind keine harmlosen Comics. Im Gewand niedlicher Kinderfiguren transportieren sie viele Gebrochenheiten nicht nur des individuellen, sondern auch des kollektiven Lebens. Oder, wie Patrick Bahners es ausdrückt: „Heil ist die Welt nicht, die Charles M. Schulz aus Privatestem geschöpft und in die Öffentlichkeit gestellt hat. Hinter jedem Wurf, jedem Fang, jedem Treffer steckt eine Kränkung, ein Komplex, ein Verlust. Mit einem guten Erwachen darf der Träumer nicht rechnen.“ (Fazbuch, S. 12) Als Kanadas Premierminister 1969 die USA besuchte, betonte er augenzwinkernd als eine der großen Gemeinsamkeiten beider Staaten die „Liebe zu Snoopy“ – um dann in der durch Humor aufgelockerten Stimmung sein Publikum umso deutlicher auch auf die Unterschiede zwischen den beiden nordamerikanischen Nationen hinweisen zu können. Gerade in den heutigen Zeiten, wo wegen Karikaturen Menschen ermordet werden, kommt einer sehr dezenten, charmanten und manchmal geradezu philosophischen Comicserie fast eine vorbildhafte Bedeutung zu. Denn es ist eine Serie, die sogar einmal die Kraft hatte, die Spannungen zwischen zwei Staaten durch die Weisheit des Witzes zu mildern. 33 1/2015 Kultur & Sprache ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Buchbesprechung „Edelsteine“ In diesem Buch erwartet Sie eine ungeheure Fülle großer Texte in deutscher Sprache. Anregend kommentiert und verständlich erklärt. Ein Lesevergnügen mit garantierten Aha-Erlebnissen. 107 Begegnungen u.a. mit einem gotischen Bischof, einer Magdeburger Nonne, einem Arzt aus der Schweiz, einem Weimarer Minister, zwei Göttinger Wissenschaftlern, einigen Komponisten, den Erfindern des Automobils und des Elektronenrechners, einem Staatsgründer aus Wien, zwei Psychotherapeuten, einem Rundfunkreporter, der in 90 Minuten ein Land veränderte, einem Bielefelder Liedermacher und einem Knollennasenzeichner. EDELSTEINE 107 Sternstunden deutscher Sprache Von Nibelungen bis Einstein, Mozart und Loriot IFB Verlag Deutsche Sprache ISBN 978-3-942-409-31-5, 25 € Eine Stimme für die deutsche Sprache Gemeinsame Anstrengungen des VDS und des VDA Von Dr. Holger Klatte, Geschäftsführer des Vereins Deutsche Sprache e.V. Auf einer Reise nach Berlin saß ich neulich in einem Café in Berlin-Neukölln, Californian Breakfast Slam hieß der Laden. Nette Einrichtung, aufmerksamer Service. Ohne Zögern fragte mich die Bedienung in akzentfreiem Englisch nach meinem Bestellwunsch. Ich erklärte, dass ich zwar nicht aus Berlin sei, aber sie trotzdem Deutsch mit mir sprechen könne. Sie könne das nicht, erklärte mir die Kellnerin zu meiner Verwunderung. Und es sei in ihrem Café üblich, auf Englisch bedient zu werden; auch die Menükarten und die Gerichte gebe es nur in englischer Sprache. Solche Erlebnisse seien in Berlin keine Seltenheit, habe ich später erfahren. Viele Geschäfte und die Gastronomie seien nicht nur auf ein englischsprachiges Publikum ausgerichtet. Teilweise könnten die Mitarbeiter gar kein Deutsch mehr. „Ob diese Leute denn ansonsten ohne Deutsch klarkämen“, frage ich. „Klar“, lautete die Antwort, 34 „Berlin zieht eben viele Leute aus dem Ausland an.“ In der deutschen Hauptstadt hat sich eine Bevölkerungsschicht entwickelt, die einen großen Teil des jungen und kreativen Bildes von der deutschen Hauptstadt vermittelt. Diese Schicht verzichtet auf die deutsche Sprache. Sogar in der Schule! In Internationalen Schulen Berlins ist Englisch die Unterrichtssprache in den meisten Fächern. Der Berliner Senat hat deswegen zu Beginn des Jahres eine Deutschpflicht für diese Schulen eingeführt und die entsprechende Verordnung verschärft. Die Erlebnisse in Berlin machen deutlich, dass die Stellung der deutschen Sprache durchaus zweifelhaft ist. In vielen Situationen im Alltag wird die deutsche Sprache überflüssig Niemand könnte dem Café-Betreiber in Neukölln vorschreiben, dass die Getränkekarte in deutscher Sprache vorliegen muss. Zwar gibt es einige Gesetze, die die „Amtssprache Deutsch“ vorschreiben: die Abgabenordnung, das Verwaltungsverfahrensgesetz und das Gerichtsverfassungsgesetz. Aber in vielen Situationen im Alltag wird Der Tag der deutschen Sprache wird nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland gefeiert. Hier von Studenten an der Doon-Universität in der nordindischen Stadt Dehadrun die deutsche Sprache in Deutschland zunehmend überflüssig. So kann laut einer Verordnung z.B. die Kennzeichnung von Lebensmitteln auch in einer anderen leicht verständlichen Sprache erfolgen. Sogar vor Gericht ist das Kultur & Sprache 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Deutsche heute nicht mehr sicher. Ein Vorschlag mehrerer Bundesländer, Englisch als Verhandlungssprache bei Handelskammern einzuführen, liegt derzeit zur Beratung im Bundestag. 1997 ist der Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) angetreten, um etwas gegen die Übermacht des Englischen zu tun. Erklärtes Ziel seiner heute 36.000 Mitglieder ist es, die deutsche Sprache als eigenständige Kultursprache zu fördern. Dafür muss er sich zwangsläufig mit dem Englischen beschäftigen. Viele der über 30 Arbeitsgruppen im VDS tun das. So erarbeitet der VDS jährlich eine aktuelle Wörterliste, die den Einfluss von Anglizismen in der deutschen Alltagssprache dokumentiert. Dieser „Anglizismen-INDEX“ zählt derzeit 7.520 Einträge und schlägt dafür deutsche Entsprechungen vor. Das weltweite Netz der deutschen Sprache Bekannt ist der VDS für seine Auszeichnungen, die er für sprachliche Leistungen (oder Fehlleistungen) verleiht. Gemeinsam mit der Baden-Badener Eberhard-Schöck-Stiftung verleiht der VDS den Kulturpreis Deutsche Sprache, zu dessen Preisträgern Udo Lindenberg, Loriot und Cornelia Funke gehören, also Persönlichkeiten, die sich auf besondere Weise um die deutsche Sprache verdient gemacht haben. Jährlich wählen seine Mitglieder den „Sprachpanscher des Jahres“, ein Schmähpreis für Personen, Unternehmen oder Behörden, die sich mit sprachlichen Fehlleistungen hervorgetan oder der Bedeutung der deutschen Sprache geschadet haben. Diese „Auszeichnung“ erhielt 2014 Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, weil sie ihre Rede auf der Sicherheitskonferenz in München komplett auf Englisch gehalten hat, obwohl Dolmetscher zur Verfügung standen. Damit dokumentierte von der Leyen zum wiederholten Mal die Einschätzung vieler deutscher Deutsch ins Grundgesetz: 2010 übergaben VDS und VDA eine Petition dafür mit über 46.000 Unterschriften an den Deutschen Bundestag. © Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim Melde Politiker, dass die deutsche Sprache international entbehrlich ist. Der VDS wendet sich auch an Menschen in anderen Ländern, die Deutsch als Fremdsprache lernen oder lehren oder die als Angehörige einer deutschsprachigen Minderheit Deutsch sprechen. Sein Leitspruch lautet: „Das weltweite Netz der deutschen Sprache“. Oft hören wir gerade von Deutschlehrern und Studenten Klagen darüber, dass die deutsche Sprache an Stellenwert verliert, im Ausland immer weniger Nachfrage findet und die zuständigen Stellen in Deutschland, also die auswärtige Kulturpolitik und Wirtschaftsvertreter, zu wenig dagegen tun. Für die derzeit rund 15 Millionen Schüler und Studenten des Deutschen als Fremdsprache weltweit bedeutet es nämlich handfest Nachteile, wenn sie ihre Deutschkenntnisse später im Berufsleben nicht anwenden können. Und die Lehrer sehen ihre Berufsgrundlage schwinden, wenn die Bedeutung der deutschen Sprache sinkt. Der VDS fördert zudem Projekte im Ausland, z.B. Sprachstipendien, Bibliotheken oder Radiosender. Der VDS beschäftigt sich also mit der Entwicklung und mit dem Status der deutschen Sprache und will die Diskussion darüber befördern. Er ist mit seinen Themen regelmäßig in den Medien zu finden, besonders am Tag der deutschen Sprache, jeweils am 2. Samstag im September. Diesen Feiertag hat der VDS 2001 eingerichtet. Vor allem die Regionalvertreter nutzen diesen Tag für Informationsstände, Vortragsveranstaltungen oder Wettbewerbe, um auf die Ziele und die Arbeit des VDS aufmerksam zu machen. Sie kommen dabei in den Fußgängerzonen oder auf Veranstaltungen mit vielen Menschen ins Gespräch, denen eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Entwicklung des Deutschen und ihrer Stellung in unserer Gesellschaft auffällt. Und diese Menschen sind dankbar dafür, dass es eine Einrichtung gibt, die auf Fehlentwicklungen hinweist, z.B. darauf, dass immer mehr Unternehmen Englisch zur Arbeitssprache machen, dass Deutsch in den EU-Behörden diskriminiert wird, oder dass das Deutsche als Sprache der Naturwissenschaften kaum noch vorkommt. 35 1/2015 Kultur & Sprache ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Die deutsche Sprache gehört ins Grundgesetz Es wird in Deutschland heute viel über Sprachentwicklung und die Zukunft der deutschen Sprache diskutiert – daran hat sicherlich auch der VDS einen gewissen Anteil. So fordert der VDS seit Jahren, die deutsche Sprache gesetzlich besserzustellen und im Grundgesetz festzuschreiben. Ein entsprechender Zusatz im Grundgesetz wäre noch lange kein Sprachgesetz, wie es die Franzosen haben. Zunächst einmal würde die Sprachgemeinschaft ein Zeichen dafür setzen, dass ihr das Ansehen der deutschen Sprache wichtig ist. Die größte Stärke des VDS ist sein regionales Netzwerk von Freiwilligen, die die VDS-Themen und -ziele bekanntmachen und vertreten. Viele der derzeit 148 Regionalleiter in Deutschland und im Ausland sorgen in ihren Heimatstädten und Ländern für ein reges Vereinsleben rund um die deutsche Sprache. Den meisten Mitgliedern reicht es aber auch, den Verein mit ihrem jährlichen Beitrag zu unterstützen. Der wichtigste Beweggrund für sie ist ihre Sorge darüber, die deutsche Sprache könnte ihre Stellung als Mittel der Integration, der Identifikation und des kulturellen Ausdrucks verlieren. Diesen Eindruck bekommen sie täglich vermittelt, z.B. in der Sprache von Werbebotschaften, in der Berichterstattung über die Einrichtungen der EU oder wenn sie in einem Berliner Café auf Englisch bedient werden. Im VDS finden sie zu diesen Fragen Ansprechpartner und eine Interessenvertretung für die Sprachgemeinschaft. Deutsche Schule Los Angeles (Chile) auf Deutschlandtour Impressionen der 12-tägigen Kulturreise 2015 36 Kultur & Jugendaustausch 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND VDA-Kulturreise für die Deutsche Schule in Los Angeles, Chile 46 Schüler und Schülerinnen der Deutschen Schule in Los Angeles besuchten mit vier Begleitern des VDA und des Lehrerkollegiums ausgewählte kulturelle und touristische Highlights in Deutschland. Vom 16. bis 26. Februar 2015 reisten die Jugendlichen durch die gesamt Republik. Zu den Programmpunkten gehörten zum Beispiel: • Haus der Geschichte, Bonn • Kölner Dom, Köln • Meyer Werft, Papenburg • Altstadt von Emden • Freilichtmuseum, Cloppenburg • Auswandererhaus, Bremerhaven • Hansestadt Hamburg • Berlin mit Bundestag usw. • Schloss Sanssouci, Potsdam • Frauenkirche, Dresden • Point Alpha Stiftung, Geisa • Altstadt Fulda Der Reise ging eine fast halbjährige Planung vorraus und der VDA hofft, damit den Beginn einer Reihe von Kulturreisen für Austauschschüler des VDA aus aller Herren Länder initiiert zu haben. Besonderen Dank gilt es dem Direktor der DS Los Angeles, Herrn Uwe Schotte, auszusprechen. Weitere Reisen sind bereits wieder in Vorbereitung. 37 1/2015 Kultur & Jugendaustausch ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Pilotprojekt mit der Deutschen Schule Villa General Belgrano Erstmals konnte der VDA eine Zusammenarbeit mit der DS Villa General Belgrano in Argentinien starten. Die sechs Austauschschülerinnen besuchten Deutschland von Anfang Dezember 2014 bis Anfang Februar 2015. Zum Abschluss des Aufenthalts bei den deutschen Gastfamilien organisterte der VDA eine kleine Deutschlandreise rund um Berlin, um die gewonnenen Eindrücke zu vertiefen. In Berlin traf die argentinische Gruppe dann vor dem Deutschen Bundestag unerwartet auf die chilenische VDA-Reisegruppe. Unser besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr. Tim Sander aus Villa G. Belgrano, der als Koordinator an der DS maßgebend an der Vorbereitung der Reise mitgewirkt hat. 38 Kultur- und Bildungsreisen für Austauschschüler mit dem VDA Der VDA organisiert maßgeschneiderte Reisen für Deutsche Schulen im Ausland um ein zeitgemäßes und aktuelles Deutschlandbild vermitteln zu können. Neben dem Erleben der deutschen Sprache bieten die Reisen des VDA die einmalige Möglichkeit für Ausstauschschüler aus aller Welt, Geschichte, Kultur und Leben in Deutschland kennen zu lernen. Mehr Informationen: [email protected] Kultur & Jugendaustausch 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Deutsche Schule Concordia aus Asunción/Paraguay unterwegs in den Benelux-Ländern und Deutschland Eindrücke einer 16-tägigen VDA-Kulturreise 2015 Zum ersten Mal: Deutsche Schule Concordia aus Asunción auf Kulturreise 15 Schüler und Schülerinnen der Deutschen Schule in Asunción machten sich vom 24. Januar bis 8. Februar 2015 auf den Weg durch Deutschland und die Benelux-Staaten. Begleitet wurde die Gruppe von den VDA-Mitarbeiterinnen Katharina Schmitt und Claudia Degenhardt. Zu den besonderen Stationen gehörten: • Haus der Geschichte, Bonn • Kölner Dom, Köln • Europäisches Parlament, Brüssel • Altstadt von Amsterdam • Meyer Werft, Papenburg • Hansestadt Hamburg • Lübeck/Ostsee • Brandenburgisches Landgestüt Neustadt/Dosse • Berlin mit Bundestag usw. • Schloss Sanssouci, Potsdam • Frauenkirche, Dresden • Porzellanmanufaktur Meißen • Dom, Erfurt • Point Alpha Stiftung, Geisa • Altstadt Fulda Unser besonderer Dank gilt unserer Gesprächspartnerin Susanne Warkentin an der DS Concordia. 39 1/2015 Kultur & Jugendaustausch ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Antonella aus Chile – für einige Wochen unser 6. Kind Aus dem Blickwinkel einer Gastmutter Von Susanne Reinhart Die Ankunft von Antonella in Würzburg hat super geklappt. Wir konnten sie vom Bahnhof abholen und haben sie durch den vorherigen Kontakt über Facebook etc. gleich erkannt. Antonella kam mit zu uns nach Hause und hat sich gleich sehr offen in einem sehr guten Deutsch mit uns unterhalten. Sie hat viel von ihrer Familie, ihrem Land, ihrer Schulbildung und ihrer Herkunft erzählt. Wir sind gleich mit ihr zum Einkaufen gegangen, um zu sehen, was sie gerne mag. Schnell haben wir aber zuhause festgestellt, das Antonella alles probiert und isst. Wir waren sehr begeistert, denn bei unseren eigenen Kindern ist das nicht ganz so. Wir sind eine Patchwork-Familie mit fünf Kindern. Die drei Großen sind schon außer Haus, besuchen uns aber recht oft. Zuhause ist noch Nele mit 15 Jahren und Luca mit neun Jahren. Antonella wurde bei uns in der Familie sehr herzlich aufgenommen. Sie ging mit Nele in die zehnte Klasse der Walther-Rathenau-Realschule in die Talentklasse. Nele belegt hier zwei Zweige: Spanisch und Wirtschaft. Für Nele war es natürlich sehr förderlich, dass Antonella´s Muttersprache Spanisch ist. Antonella wurde auch sehr schnell in die Klassengemeinschaft aufgenommen und integriert. Antonella hat sich sehr rege am Sport, im Spanischunterricht und Biologie beteiligt. 40 Fränkische Gastfreundschaft in Würzburg für Antonella aus Chile Mit Schülern und Freunden aus der Schule ist Antonella sehr oft auf die Eisbahn gegangen. Die Mädchen sind begeistere Eishockey Fans, so dass wir bis nach Nürnberg zu Spielen gefahren sind. Auch andere Austauschschüler aus Chile, die hier in Schweinfurt untergebracht waren, haben Antonella öfter mal abgeholt und sind mit ihr in die Stadt zum Shoppen oder ins Schwimmbad gegangen. Nele und Antonella machen gerne in ihrer Freizeit rhythmische Sportgymnastik, und so sind die Mädchen einmal pro Woche bei uns im Sportverein zum Training gegangen. Als in der Rhön endlich Schnee gefallen ist, sind wir auch mit Antonella zum Schlittenfahren gegangen. Antonella kann zwar Ski fahren, aber sie ist zum ersten Mal bei uns Schlitten gefahren, und das fand sie ganz toll. Wir hatten riesig Spaß mit ihr. Irgendwann einmal ist Antonella auch mit in die Familie zu Neles Papa (weil wir ja eine Patchwork-Familie sind) gegangen, wo sie einen Teil der Ferien verbracht haben. Auch hier hat sich Antonella ganz schnell und unkompliziert in das Familienleben integriert. Zuhause haben wir natürlich auch mit unseren Kindern gemeinsam Weihnachten gefeiert. Antonella hat mit uns den Weihnachtsbaum geschmückt und hat uns auch chilenische Weihnachtslieder vorgesungen. Durch Skype haben wir dann auch ihre Familie kennen gelernt, weil man sich ja „frohe Weihnachten“ wünschen wollte. Es ist eine sehr nette Freundschaft entstanden, und Nele freut sich schon sehr, im Sommer nach Chile zu reisen. Also, für unsere Familie war dieser Austausch eine wunderbare, schöne Erfahrung, die wir nicht mehr missen möchten. Antonella ist uns so sehr ans Herz gewachsen, dass wir sie richtig vermissen. Auch der Abschied war sehr tränenreich. Hiermit möchten wir uns auch noch einmal beim VDA bedanken, dass alles so reibungslos geklappt hat. Auch für den netten Telefonkontakt, den wir von Anfang an mit allen Mitarbeitern des VDA hatten. Alles, was uns über den Austausch mitgeteilt wurde, hat sich auch so ergeben. VDA-Verbandsinformationen MGV des VDALandesverbandes BadenWürttemberg am 22.11.2014 in Stuttgart In seinem Rechenschaftsbericht der letzten vier Jahre informierte Herr Prof. Dr. Fröschle über die großzügigen Spenden der Mitglieder des LV Baden-Württemberg sowohl zur Unterstützung deutschkanadischer kultureller Projekte als auch für die Deutschen in Namibia (VDA Kalender) und einen Baptistenpriester in Sibirien (Globus-Abonnement). Der VDA Baden-Württemberg hält enge Kontakte zu anderen Landesverbänden, u.a. zu Rheinland-Pfalz, dessen Vorsitzender Martin Schmidt einen Vortrag hielt und bei der Auflösung von Dr. Zellers Bibliothek mithalf. Weiterhin berichtete Herr Professor Fröschle über die Mitgliedschaft in der „Deutschen Weltallianz“. Außerdem erläuterte der Vorsitzende die regen Aktivitäten des Arbeitskreises in Stuttgart, der in vier Jahren 23 Veranstaltungen, 20 Vorträge sowie drei Filmabende durchgeführt hat. Die Mitgliederzahl ist leider auch im LV Baden-Württemberg rückläufig, so zählt dieser noch 82 Mitglieder. Der Schatzmeister, Herr Lehmann, erläuterte die Finanzlage des Landesverbandes und unterstrich, dass die Haushaltslage erfreulich sei. Auch der Kassenprüfer gab eine positive Beurteilung. Der Vorstand wurde daraufhin einstimmig entlastet. Herr Fichtner löste eine lebhafte Diskussion über die deutschen Schulen in Oberschlesien aus, und es wurde vorgeschlagen, eine Reise dorthin zu organisieren. Mit einem Rundschreiben sollen Interessenten geworben werden. Der neu gewählte Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Prof. Dr. H. Fröschle (Vorsitzender), Herr B. Fichtner (GF und stellv. Vors.), Herr P. Goetz (Schatzmeister), Dr. Kemmerich (Leiter des Stuttgarter AK), Frau Apfelbach-Kartmann, Postversand: Herr Lehmann, Herr Melchior (Beisitzer). 1/2015 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Auszeichnung für Aussiedlerbetreuerin VDA-Landesvorsitzender Peter Bien mit Julia Herb beim Neujahrsempfang des MP Beim Neujahrsempfang des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich ist die Russlanddeutsche Julia Herb für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet worden. Der Regierungschef hatte am 14. Januar 2015 rund 1.000 Personen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu einem Empfang ins Dresdner Albertinum eingeladen, der unter dem Motto „Aus aller Welt – zu Hause in Sachsen“ stand. Während der Veranstaltung zeichnete Tillich sechs Ehrenamtliche, die sich für die Integration von Aussiedlern und Ausländern einsetzen, mit der Ehrenamtsurkunde des Freistaates Sachsen aus. „Sie alle leisten einen wichtigen Dienst für das Gemeinwohl. Sie alle tun Sachsen gut“, sagte der Ministerpräsident. Julia Herb kam 1996 aus Estland nach Dresden. Sie engagiert sich in der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland – seit einigen Jahren als Vorsitzende des Dresdner Ortsverbandes. Mit ihren Mitstreitern berät sie Spätaussiedler, organisiert Deutschkurse, Begegnungsabende und Kinderprojekte und betreut eine „Perlengruppe“, die filigrane Handarbeiten anfertigt. Außerdem ist sie Leiterin des Chores „Silberklang“, der mit einem bunten Repertoire an Volks- und Heimatliedern viele Veranstaltungen bereichert. Zu den ersten Gratulanten gehörte der Vorsitzende des VDA-Landesverbandes Sachsen, Peter Bien, der Julia Herb ermutigte, ihr Engagement für die Aussiedler fortzusetzen. Unterstützen Sie die Kultur- und Bildungsarbeit des VDA Bank: Deutsche Bank AG Bonn IBAN: DE21 3807 0059 0051 5098 00; BIC: DEUTDEDK380 Steuerrelevante Zuwendungsbestätigungen gerne ab 100,– € Spende auf Anforderung. 41 1/2015 VDA-Verbandsinformationen ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND In der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin haben am 4. Februar 2015 der Ehrenvorsitzende des Vereins für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA), Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB, der VDA-Bundesvorsitzender Klaus Brähmig MdB, der VDA-Verwaltungsratsvorsitzende Peter Iver Johannsen, VDA-Bundesgeschäftsführerin Petra Meßbacher und weitere Mitglieder des VDA-Bundesvorstandes, dem langjährigen VDA-Vorstandsmitglied und Verwaltungsratmitglied Herrn Peter Hucker für seinen über zwei Jahrzehnte andauernden Einsatz für den VDA gedankt. Von links nach rechts: Dr. Thomas Darsow mit Gattin (VDA Vorstand), Petra Meßbacher (GF), Klaus Brähmig MdB (VDA-Bundesvors.), Ehepaar Hucker, Hartmut Koschyk MdB (Ehrenvors. und langjähriger VDA-Bundesvorsitzender), Dr. Tammo Luther (VDA-Vorstand), Peter-Iver Johannsen (VWRat-Vorsitzender), Ilona Mosler-Biadacz (VDA-Vorstand) und Gerhard Müller (VDA-Vorstand) Marktpräsenz durch Social Media? Claudia Degenhardt (VDA) und Kathrin Krake (rechts) 42 „Herausforderungen beim Wandel vom offline-Status zum online-Status für alteingesessene Verbände am Beispiel für den Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA e.V.)“, dies war das Thema des zweiten Gastvortrages der VDA-Geschäftsführerin Petra Meßbacher am 18. Februar 2015 als Gastdozentin der Fachhochschule des Rhein-Ahr-Campus in Remagen. Im Zuge des BA-Studiums wurden durch die Studenten zahlreiche Vorschläge in Workshops erarbeitet. Die Lehrbeauftragte Kathrin Krake begleitete den Prozeß. 1/2015 Platzhalter ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND Stewardess? Flugbegleiter? Gastgeber! Rund um die Welt, rund um die Uhr ein Ziel: Sie Damit jedes Ticket eine Einladung ist. Damit Sie sich „Willkommen an Bord von Lufthansa“ fühlen. Damit Sie sich auch in 10.000 Metern Höhe wie zu Hause fühlen. Dafür geben wir rund um die Uhr, rund um die Welt unser Bestes – und Ihnen das Gefühl, nicht nur ein Passagier zu sein, sondern ein ganz besonderer Gast. 43 G 3560 Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e.V. (VDA) Kölnstraße 76 D-53757 St. Augustin Postvertriebsstück · Entgelt bezahlt Der VDA ist die lebendige Brücke zu den Deutschen in aller Welt. Er unterstützt die Millionen Auslandsdeutschen bei der Bewahrung der deutschen Kultur und Muttersprache und hält die kulturelle und geistige Verbindung zu ihnen aufrecht. SONDERPREIS Kirchenwehrburgen im südlichen Siebenbürgen Kirchenwehrburgen im südlichen Siebenbürgen lautet der Titel des VDA-Kalenders 2015 Format 24 cm x 24 cm Die 13 Kunstdruckblätter des Kalenders 2015 zeigen eine kleine Auswahl von Kirchenburgen in unterschiedlichen Erhaltungszuständen. VDA 2015 Preis: 8,– € inkl. MwSt., zzgl. Verpackung und Porto. Bei Abnahme von zehn Stück ein Freiexemplar. Auch den Kalender 2015 können Sie für deutsche Einrichtungen in aller Welt spenden. Der Versand erfolgt über den VDA. Bestellungen: VDA – Verlags- und Vertriebs GmbH Könstraße 76 • D-53757 Sankt Augustin Tel: (02241) 21071 • Fax: (02241) 29241 [email protected]