7,3 MB - Nacht des Heiligtums
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7,3 MB - Nacht des Heiligtums
Schönstattjugend Deutschland Bei der Nacht des Heiligtums 2008 in Schönstatt-Vallendar Night Unglaublich Jugendliche vergessen beim Beten den Blick auf die Uhr. Über zweieinhalb Stunden beten und singen sie in und um ihr Heiligtum und beschäftigen sich dabei nicht nur mit Freude und Jubel,sondern auch mit den Tiefen des Lebens. Seite 5 of the LottovOthersage Shrine In der neuesten Botschaft von Medjugorje hat die Mutter Gottes die Lottozahlen für kommenden Mittwoch vorausgesagt. Leider wurden nur die ersten vier Zahlen verstanden. Sie lauten demnach: 18, 10, 19, 14. Angaben ohne Gewähr. ;-) Zur Person: Martin Ott Martin Ott flog den Papst nach dem WJT nach Hause und hat auch sonst Einiges zu erzählen. Seite 2 Interview Lothar Pater Lothar Herter verrät das Konzept der “Nacht des Heiligtums” und gibt eine Prognose für die Zukunft der Schönstattjugend. Seite 8 Samstag/Sonntag, 23./24. August 2008 nah | Läuft man auf dem schmalen geteerten Weg vom Urheiligtum Richtung Marienschule, dröhnt einem der Bass einer Band in den Ohren. Ein Rockkonzert in Schönstatt? Nein, wir schreiben Freitag, den 22. August, es regnet, doch die Stimmung tobt. Der Schönstatt Summer gipfelt nun schon zum dritten Mal in der „Nacht des Heiligtums“, diesmal mit dem Motto „High, Higher, Highest – ...was Leben größer macht“ und beginnt mit einem fulminanten Eröffnungsabend. Wieder einmal zeigt sich, wie es junge Menschen aus der Schönstattbewegung schaffen, die Waage zwischen lustigen Fragespielen, Tanz, Rockmusik und besinnlichem Abendgebet zu halten. Geistlicher Input und Party schließen sich hier nicht aus. „Geschlafen wird in Schönstatt nicht an diesem Wochenende“ war das Versprechen – oder die Drohung? – der Moderatoren und so füllen sich bis spät in die Nacht das Schwabenzelt und die Cocktailbar. Nach diesem Auftakt kann es also am Samstag so richtig losgehen, immer noch im Regen, aber voller Erwartungen für den Tag. Lebensberichte von jungen Menschen und dem Piloten, der Papst Benedikt IV. „high“ durch die Lüfte bringen durfte, Foren zum Motto des Wochenendes, zu Themen wie „Mitarbeiterführung aus dem Liebesbündnis“ oder der Freiheitspädagogik Pater Kentenichs bereichern die Teilnehmer. Vervollständigt wird das Angebot durch Workshops von „Andere nach oben ziehen“ bis „Zukunft beleben“ sowie der Möglichkeit zum Gebet im Urheiligtum. All das sorgt für genügend geistige, die Essensverpflegung auf dem windumsausten Schulhof Von Cocktails und Cockpits 380 Jugendliche machen in Schönstatt mit Gebet und Party die Nacht zum Tag “DIE Band” bringt die Aula der Marienschule zum Kochen für körperliche Nahrung und um für Ausgleich zu all der Theorie zu sorgen, wird kräftig Sport getrieben, gebastelt und getanzt. Zwischen Podium und Pausenkaffee bleibt viel Platz für Gespräche, alte Bekannte wiedertreffen, neue Menschen kennenlernen und dabei ganz viel mitnehmen, Flyer, Postkarten und das wichtigste: Begegnung. Fast Zwischen Fackellauf und Socken Die Schönstattjugend stellt sich vor sma | Vielfalt pur bietet sich dem staunenden Auge bei der Infomeile der Schönstattjugend, die sich mit ihren verschiedenen Angeboten an Projekten und Langeweilevertreibern im Innenhof der Marienschule vorstellt. „Das ist schon ein wahnsinniges Angebot an Aktivitäten“, meint der Würzburger Subregens Peter Göttke. „Es ist gigantisch, was bei uns los ist.“ Gigantisch, z.B. was die Schwabenjugend sich für 2009 vornimmt: einen Fackellauf von Schönstatt nach Rom: 1500 km in 10 Tagen. Es ist dein Weg – shine your light, lautet ihr Motto. Das Junge Schönstatt bietet währenddessen eine neue Kartenserie mit ansprechenden Motiven mitten aus dem Leben zum Thema Maria an. Entspanntes Schlendern, lockere Atmosphäre, gutgelaunte junge Leute: Was sich hier bietet, kann sich wirklich sehen lassen – und es regt zum Reden und Träumen an. 400 Menschen, die sich begegnen, größtenteils jung und voller Elan, hier und da dringen beim Durchstreifen des Hauses sogar fremde Sprachen durch die Gänge. Schaut man in die Gesichter dieser Menschen, erübrigt sich jede Frage – die Nacht des Heiligtums ist ein voller Erfolg. Es wird Abend und die Spannung steigt - „higher“, dem Höhepunkt entgegen. Wieder schallt Musik aus der Aula, die Pappgebetshocker stehen um Pappgebetshockertische, Kerzenlicht verbreitet Kuschelstimmung, Gerüchte von einem 5-Gänge-Menü machen die Runde. Das charmante Moderatorenpaar führt durch eine kulinarische Welt- und sprachliche Deutschlandreise, ein kulturelles Highlight jagt das ande- Diner und Variété Kulturelles in der Marienschule sma | Alejandro Y., Spanier, Chauffeur bei Wendt Papier Mayen, zum ersten Mal in Schönstatt, wundert sich, dass es hier nicht nur frommes Beten gibt – hier ist ja richtig Kultur los. „Hätte ich das gewusst, hätte ich mehr Zeit mitgebracht.“ Es stimmt tatsächlich: Der heutige Abend bietet ein beeindruckendes Kulturprogramm: Diner und Variétéabend in der stilvoll hergerichteten Aula: Blumen und Kerzen zieren die Papphocker, auf der Bühne verbreitet eine mit Pater Straßenlaterne Bistroatmosphäre. Auf die Melodie von Hänschen klein spielen Sisters & Friends, sieben leibhaftige Marienschwestern mit Unterstützung, einen Gang durch die Musikgeschichte: Sister Act a la Schönstatt – noch besser als das Original. Professionell führen die Moderatoren Julia und Alessandro durch einen niveauvollen Abend mit FünfGänge-Menü und Fünf-Sterne-Bedienung. An David Brähler ist ein Kellner verlorengegangen. Ausgabe nr. 01 re und die Gerüchte um die Gängeanzahl werden bestätigt. Zwischen jedem neuen Gericht gibt es allerlei Humoristisches und natürlich viel fürs Auge - apropos Auge - davon bleibt an diesem Abend sicher keines trocken. „Die Speisen sind kalt, doch der Saal kocht“, lautet der treffende Kommentar der Moderatorin Julia Götz und das tut er wirklich! Und wieder ist es kein Problem, umzuschalten, runterzukommen. Kerzen werden verteilt, der Zug Richtung Heiligtum beginnt, Lieder werden gesungen, besinnlich, ruhig, von eben jenen Leuten, die sich einige Minuten vorher noch zu „Father Abraham“ wild verrenkt haben. Ein Strom von rotbeplastikten Kerzen an dunklen Gestalten zieht durch Schönstatt, auf drei Stationen zum Urheiligtum. Fürbitten, Gesang, Gedanken zum Thema. Kälte kriecht in die Kleidung und die einzige Wärme kommt von der kleinen Kerze in jeder Hand. Die Prozession gelangt über die Bilder der Schönstatt-Helden zum Urheiligtum, das heute besonders hübsch herausgeputzt wurde. Rote und gelbe Strahler geben der eigentlich unscheinbaren Kapelle einen Touch von Jugendlichkeit, es zeigt: Schönstatt ist jung. Wieder Gesang, Gebet und ein Brief an die Gottesmutter für neue Beiträge ins eigene Liebesbündnis. Nach der Zeremonie strömen die Teilnehmer ins Heiligtum, begeistert von den Liedern und mit einem Lächeln im Gesicht, trotz der Kälte. Ein Blick zum Himmel – die Wolken, die den Tag begleitet hatten, sind verschwunden, Flugzeuge kreuzen den Himmel, ganz weit oben – „highest“! Vermischtes Es war bewölkt, vereinzelt kam es zu starken Schauern. Wie bestellt, ließ der Regen am Samstagnachmittag nach. Bei 10 Grad fehlte vom Sommer jedoch jede Spur. Trotz der atmosphärischen Bedingungen ließ sich die Stimmung unter den Teilnehmern nicht eintrüben. Sie erreichte schon am Freitag ungeahnte Höhen und stieg am Samstag um weitere zwei Prozentpunkte. Die Suche nach dem Wechselgeld in den Bars versetzte der Konjunktur zwischenzeitlich leichte Dämpfer. Einer positiven Prognose für Sonntag tut dies jedoch keinen Abbruch. 2 Die Maus erklärt “Schönstatt” norb | Das ist der Pater Lothar. Pater Lothar schaut eigentlich ganz lieb aus. Ist er auch. In einer kleinen Stadt am Rhein, die Vallendar heißt, lebt Pater Lothar. Dort wohnt er in einem Haus, das SchoenstattSu m m e r- H a u s heißt. Eigentlich ist dieses Haus eher eine Bretterbude, als ein Haus, aber das ist jetzt gerade nicht so wichtig. Wenn Pater Lothar mal gute Laune hat, dann hat er gute Ideen. Zum Glück ist Pater Lothar ziemlich oft gut gelaunt, denn er ist SchönstattPater und die sind eigentlich immer gut gelaunt. Im Sommer 2005 hatte Pater Lothar mal wieder gute Laune. Da saß er nämlich gerade mit einer Gruppe Jugendlicher aus der Schönstattjugend zusammen. Die Jugendlichen aus der Schönstattjugend haben eigentlich auch immer gute Laune. So gute Laune, dass manche Leute sogar vermuten, dass die Jugendlichen von der Schönstattjugend irgendetwas Verbotenes nehmen. Aber auch das ist jetzt gerade nicht so wichtig. Im Sommer 2005 saß also der gut gelaunte Pater Lothar mit den gut gelaunten Jugendlichen aus der Schönstattjugend zusammen. Alle zusammen waren kurz vorher auf dem Weltjugend in Köln. Köln ist eine Stadt, die am Rhein liegt, so wie Vallendar, nur ein bißchen größer. Und der Weltjugendtag ist ein großes Fest, zu dem sich fast eine Million gutgelaunte Jugendliche aus der ganzen Welt getroffen haben. Eine Million, das ist eine „1“ mit 6 großen Nullen dahinter. In Köln haben die gutgelaunten Jugendlichen alle zusammen ihren Glauben gefeiert und dass der liebe Gott sie lieb hat und dass sie den lieben Gott lieb haben und das überhaupt alle alle lieb haben. Und weil es dem Pater Lothar und den gutgelaunten Jugendlichen aus der Schönstattjugend so gut gefallen hat, dass sich alle in Köln so furchtbar lieb gehabt haben, haben sie beschlossen, dass sie sich in Zukunft jedes Jahr ganz furchtbar lieb haben wollen. Die Jugendlichen von der Schönstattbewegung sind nämlich Experten, was das Sich-Liebhaben angeht. Denn in Schönstatt, das ist die Gruppe, zu der der Pater Lothar und die gutgelaunten Jugendlichen gehören, gibt es nämlich so eine Sache die Liebesbündnis heißt und die so etwas ist, wie eine Versicherung fürs Sich-Liebhaben. Man schließt da einfach einen Bund mit der Maria, der Mama vom Jesus, und untereinander und dann läuft alles irgendwie ein bißchen besser als vorher. Klingt komisch, ist aber so. Thema des Tages Samstag/Sonntag, 23./24. August 2008 Nummer 01 High, higher, highest! Oder: die gewisse Leichtigkeit smd | Es ist auf jeden Fall eine Originalhandschrift des Gründers der Schönstattbewegung. Und es muss wohl um das Jahr 1961 gewesen sein, in Milwaukee/USA. Pater Josef Kentenich redete in einem Kreis von Schwestern von der Gründungsurkunde, von diesem Abschnitt, in dem es um das Große und Größere, ja geradezu Größte geht, das es im Leben zu erreichen gilt – da meinte eine der Schwestern spontan: „High, higher highest!“ Und Pater Kentenich hielt es fest. Eines der wenigen englischen Zitate von ihm: drei Worte, die als Motto über der dritten Nacht des Heiligtums stehen. Die Verantwortlichen für die Großveranstaltung rund ums Urheiligtum verbinden damit einiges an hoffnungsvoller, positiver Botschaft für die jugendlichen Teilnehmer. „Immer nach dem Höchsten streben“, antwortet Benedikt Haas, der Logistiker, z.B. auf die Frage, was das Motto für ihn bedeutet. Das heißt für den 22-Jährigen aber gerade nicht, ständig neue Rekorde zu fordern. Vielmehr versucht er, mehr Werte in sein Leben zu bringen, als nur technisch messbare Leistungen. Das bedeutet für den Elektriker eine Akzentverschiebung in Richtung: „Was Leben größer macht“- das ist nämlich der Untertitel zum Motto des Wochenendes. Heißt das, den Schönstättern ist das Leben der Normalos einfach zu klein? Klingt so ein „High, higher, highest“ nicht ein bisschen nach einem lebensfernen Idealismus, nach eine Abgrenzung von der schlechten Welt? Marie-Jose Müller ist nicht dieser Meinung. „Was das Motto aussagen will, ist für mich kein Gegenentwurf zur gegenwärtigen gesellschaft- 29-Jährige, die das Programm der lichen Lage, sondern: Wir rech- Nacht des Heiligtums koordiniert, nen mit dem Göttlichem“, sagt die „das ist einfach noch eine Dimensi- on mehr. Kein Leistungsdruck, sondern Bereicherung meines Lebens, das so viel mehr für mich bereithält, als ich ahne. “ Die 29-Jährige macht eine Pause bevor sie fortfährt: „Ein Leben in Fülle, das ist die Verheißung.“ Nicht Abgrenzung, sondern Gestaltung – und zwar genau dieses Leben, so wie es ist. Sara, ebenfalls Koordinatorin im Kernteam, fasst den Inhalt des Mottos in einem Satz Pater Kentenichs zusammen: „Groß ist, wer sein Leben Großem weiht.“ Konkret bedeutet das für sie: „Wir wollen hinter die Kulissen schauen und dem auf die Spur kommen, der hinter allem steht: Gott im Alltag entdecken.“ „High, higher, highest“ - das soll kein Aufruf zum Abheben sein. Während sie nach dem Höchsten streben, wollen die Organisatoren der Nacht des Heiligtums auch am Boden bleiben – das heißt möglichst nah dran an denen, für die sie so viel von ihrer Freizeit investieren: „Es war uns wichtig, herauszufinden, was die Jugendlichen wirklich bewegt“, erklärt Marianne vom Programmteam. „Wir sind mehr in der Leistungsschraube drin, als uns lieb ist – und die Selbstentfaltung bleibt oft auf der Strecke. Der Untertitel des Mottos trifft da mitten hinein: ‚Was Leben größer macht‘ kann der Unterton bei Entscheidungen sein, meine Begegnungen mit anderen werden davon mitbestimmt: Was macht den anderen größer? Das zieht hoch und baut auf.“ Größe – und worin sie wirklich besteht – bestimmt also das Thema des Wochenendes. Leistung bringen ist dabei nur die halbe Wahrheit. Auch Grenzen annehmen ist groß. Ungewohnte Töne in einer perfektionierten Welt. Nach dem Höchsten streben? Das bekommt auf einmal eine gewisse Leichtigkeit. Keine Minderleister mehr Ein Kommentar von Pater Thomas Jochheim “High, higher! Highest!” Ein herausforderndes Motto. Vielleicht sogar ein überforderndes? Genügt es nicht, wenn ich mir ein wenig mehr Mühe gebe. Reicht es nicht aus, wenn ich mich in meiner Arbeit nicht um Durchschnitt bemühe, sondern versuche mehr als das zu erreichen. Ist “higher” zu wenig? Muss es denn gleich “Highest!” sein - und dann auch noch mit Ausrufezeichen. Julia Friedrichs beschreibt in ihrem Buch “Gestatten: Elite” die Arbeitsauffassung eines Top-Managers:“Wer 40 Stunden pro Woche arbeitet, ist Minderleister. Ihr müsst Höchstleister sein.” Stets muss es mehr sein. Das Normale wird als nicht ausreichend erachtet. Es hat mehr als perfekt zu sein. Das kann in dem enden, dass einer seine Lebenslust verliert, weil er sich ständig unter Druck gesetzt fühlt. Ausgebrannt - das ist unter Umständen die Folge. Dann dauert es monatelang, bis derjenige wieder einsatzfähig ist und seine Freude am Leben und an der Arbeit zurückgewonnen hat. Und dann lese ich das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg: die Letzten, die eine Stunde gearbeitet haben, erhalten den gleichen Lohn wie diejenigen, die zwölf Stunden geschafft haben. Dann kann ich doch gleich die Hände in den Schoß legen. Ich brauch mich nicht mehr abrackern. Denn ich erhalte die gleiche Belohnung. Aber da gibt es noch das Gleichnis von den Talenten: Dem Mann, der seine Talente vergräbt, wird alles weggenommen. Also muss ich doch versuchen, der erste zu sein? Ich denke das Geheimnis liegt darin, zwei Pole miteinander in Spannung zu bringen und zu halten. Erstens: Ich arbeite so, als würde alles von meinem Beitrag abhängen (die Talente). Zweitens: Ich lebe in dem Bewusstsein, dass Gott es letztlich ist, der alles möglich macht (die Letzten sind die Ersten). Das Gleichnis von den Talenten lehrt mich, meine eigenen Fähigkeiten zu entdecken und an und mit ihnen zu arbeiten. Die Arbeiter im Weinberg zeigen mir auf, dass ich nur das tun brauche, was ich auch erbrin- aktuelles Lexikon Idealpädagogik sma | Das bedeutet ganz einfach: Die Freude daran, das Höchste zu wollen und gleichzeitig sich nicht so sehr darauf zu konzentrieren, was noch fehlt. Mehr an der Verstärkung der Stärken zu arbeiten, statt an der Überwindung der Schwächen. Bis das Gute und Große soviel Platz im eigenen Leben einnimmt, dass die Defizite immer weniger ins Gewicht fallen. Es gibt das Große in uns – und unser Part ist es, daran wirklich zu glauben! Pater Josef Kentenich war ein Profi darin, das Beste aus den Menschen, mit denen er zu tun hatte, herauszulocken. Es ging ihm nicht darum, Perfektionisten – Menschen, die sich keine Fehler zugestehen – ‚großzuziehen’, sondern darauf zu bauen, dass in jedem Menschen das Große steckt: Man muss es nur sehen, hervorlocken, herauslieben. Und dann wird das mehr – es wächst: „Das Gute, das man sieht, wächst, wenn man es sieht.“ ( J.K.) Wenn wir überlegen, welche Menschen uns in unserem Leben wirklich weitergeholfen haben, so sind es vielleicht nicht diejenigen, die uns gute Ratschläge erteilt haben, sondern diejenigen, die einfach an uns geglaubt haben, egal, was geschieht. Pater Kentenich war so ein Mensch. Idealpädagogik heißt also: an das Gute glauben – weil es da ist. Spruch des Tages _________________ Sei was du bist! Sei es in bestmöglicher Form! Pater Josef Kentenich gen kann. Die Letzten waren diejenigen, die übrig blieben, weil sie in den Augen aller Arbeitgeber nur wenig leisten konnten – Minderleister. Aber dem Besitzer des Wingerts genügt das völlig. Sie haben ihren Einsatz erbracht. Der Mann mit den zwei Talenten hätte seinen Herrn schon zufrieden gestellt, wenn er das Geld nur zur Bank gebracht hätte, um die Zinsen zu erhalten. Vor Gott muss ich mich nicht dem Leistungsdruck unterwerfen. Das befreit mich und macht mein Leben größer. Genauso, wenn ich mit den anderen um mich herum umgehen: Ich schätze sie so wie sie sind. Es gibt dann keine Minderleister mehr, weil jeder seinen Beitrag erbracht hat. Keiner bleibt auf der Strecke liegen. Übrigens: Was ist mehr als “Highest”? Die Antwort lautet: “Higher”. Von daher fordert mich das Motto heraus, aber es überfordert mich nicht. 3 Die Seite Drei Samstag/Sonntag, 23./24. August 2008 Nummer 01 Drei machen Mut zu mehr Beim Podiumsgespräch in der Marienschule beeindrucken junge Erwachsene mit persönlichen Statements cm | Das Statement von Andreas Neuner traf bei Marcel Brunner genau ins Schwarze. „Es hat richtig viel Bezug zu meiner momentanen Situation. Ich mache in Würzburg gerade mein Abitur nach und muss mich dann auch entscheiden, wie es weiter geht.“ Ein roter Faden in meinem Leben Kurz zuvor hatte der Bamberger Neuner über seinen Werdegang gesprochen und was sein Leben grö- ßer mache. Nach einem Jahr Zivildienst und einem weiteren Jahr als Schornsteinfeger stand er vor der Entscheidung seinen Beruf weiter auszuüben oder einen neuen, ungewissen Weg einzuschlagen. Dabei hat der Bamberger gemerkt, dass er bei diesem Entscheidungsprozess nicht allein ist. Durch das Führen eines Tagebuches habe er gemerkt, so der 27-Jährige, dass sich ein roter Faden durch sein Leben ziehe und dass dabei „zweifellos jemand seine Finger im Spiel hatte“. Gott und die Gottesmutter hätten ihn begleitet, ihn bei diesem Prozess mit ins Boot genommen und ermutigt sich festzulegen. „Entscheide dich – egal für was, aber entscheide dich“, so habe er den Anspruch Gottes an ihn wahrgenommen. Mit Gott und Maria im Liebesbündnis verbunden, hat er sich nun für den neuen Weg entschieden und gegen einen krisensicheren Beruf. Das größte Glauben Marina Wehner an unserem Nicht minder interessant waren die anderen Statements an diesem Morgen. Marina Wehner, eine 25jährige Erzieherin aus Fulda erzählte von ihrem grenzenlosen Vertrauen in Gott, dass sie schon immer habe. Das Motto „high – higher – highest“ verstehe sie als ein immer höheres und tieferes Hineinwachsen in den Willen Gottes. „Jeder Einzelne von uns ist seit Ewigkeit her ein Gedanke Gottes. Unser Ziel ist es in diesen Plan Gottes hineinzuwachsen und ihn auszufüllen.“ Dieses Grundvertrauen auf die Vorsehung Gottes sei auch dann nicht gänzlich erschüttert worden, als ihre kleine Schwester Katrin, die mit schweren Behinderungen zur Welt kam, am 30. September 2001 mit 14 Jahren verstarb. Der Tod der kleinen Schwester habe die ganze Familie aus der Bahn geworfen und lange habe sie mit Gott gehadert. Schließlich hätte sie aber erkannt, dass auch hinter Schicksalsschlägen und Trauerfällen der Liebesplan Gottes stehe. „Mit der Zeit wandelte sich das Gefühl der Wut und des Nichtverstehens in eine tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit für die Zeit, die ich mit meiner Schwester verbringen konnte.“ Katrin sei ein Sonnenschein gewesen und habe die ganze Familie froh gemacht. Sie dürfe zudem in großer Zuversicht auf ein Wiedersehen hoffen. „Es ist eigentlich das größte an unserem Glauben, dass wir auf ein Wiedersehen hoffen dürfen. In Glauben an die Auferstehung – high, higher, highest“. Die Würde des anderen ernst nehmen Aus dem Erfahrungshorizont einer Ärztin berichtete die 26jährige Lena Schwendemann aus Blaubeuren bei Ulm. Als zukünftige Ärztin stehe sie fast täglich vor Andreas Neuner berichtet von einer Lebensentscheidung der Herausforderung, die Würde des Patienten respektieren zu müssen, wenn er etwas nicht kann oder nicht will. Sie sei nicht das Maß für die Entscheidung des Patienten. Der Patient entscheide als Mensch, nicht aus einem medizinischen Horizont heraus. Teil ihrer eigenen Würde sei es, die Würde des Mitmenschen achten zu müssen, auch trotz des größeren medizinischen Wissens, und wenn möglich diese auch zu fördern. Während ihres viermonatigen Aufenthaltes in Rom habe sie die Erfahrung gemacht, dass Berührung sehr heilsam sein kann. „Ich habe erfahren, dass Berührungen gelähmte Ängste lösen, vor einer schweren Operation oder vor dem Ergebnis einer wichtigen Untersuchung. Manchmal können Tränen erst fließen, wenn man in Berührung kommt, wenn man Kontakt aufnimmt.“ Durch den Aufenthalt in Rom habe sie gelernt, wie wichtig Berührungen für den Menschen sein kann. Lektionen in Demut cmw | Er hat den Papst vom Weltjugendtag in Köln zurück nach Rom geflogen. Das klingt schon nach was. Noch interessanter an Martin Ott ist aber, dass er diese zugegeben nicht unspektakuläre Episode aus seinem Leben gar nicht braucht, um etwas zu erzählen zu haben. Beim Podiumsgespräch zum Thema „high, higher, highest“ jedenfalls fand der Papstflug erst relativ spät Erwähnung. Zuvor hatte Martin Ott von den Naturgewalten gesprochen, mit denen er von Berufs wegen konfrontiert ist und die ihm immer wieder „einen wahnsinns Respekt abnötigen“. Unausweichliche Demut - das ist eines seiner Themen. „Beim Fliegen bringt man sich selber in eine Dimension, für die der Mensch eigentlich gar nicht geschaffen ist“, sagte der 53-Jährige aus Pfaffenhofen an der Ilm. Am Überschreiten der Dimensionen bringt ihn ein ums andere Mal zum Staunen, welch ein Zusammenspiel von Aerodynamikern, Ingenieuren, Triebwerkskonstrukteuren, Piloten und Flugsicherern nötig und tatsächlich auch möglich ist, damit eine Maschine abheben kann. Vor diesem Hintergrund ist die Größe des Menschen ein zweites Thema, das den siebenfachen Familienvater und überzeugten Christen auf Langstreckenflügen im Sonnenuntergang beschäftig. Es verwundert eigentlich nicht, dass er auch schon einmal ein Semester Theologie bei Professor Ratzinger studiert hat. Dass er Martin Ott, der “Papst-Pilot” hat ein Semester lang bei Professor Ratzinger studiert diesen später als Papst heimfliegen durfte, scheint nur eine logische Konsequenz aus seiner Vergangenheit zu sein. Ein pikantes Detail an der Geschichte ist jedoch, dass Martin Otts Chefs von all dem keine Ah- nung hatten, als sie ihn mit der Tatsache überrumpelten, dass er der Auserwählte sei. Sie erwischten ihn telefonisch in seiner Werkstatt, wo er in seiner Freizeit „nebenher a bissl schreinert“ und klärten zuerst das Grundsätzliche: „Mal eine ganz blöde Frage: Bist du katholisch?“ Martin Ott war noch einigermaßen perplex, als er seiner Frau von dem Telefonat erzählte: „Stell Dir vor, ich soll den Papst fliegen!“ Sie antwortet das einzig Richtige: „Wer sonst?“ 4 Nachrichten Zeit zu zweit cm | Das TwoDay-Projekt, das erstmals in diesem Jahr in KleinSchönstatt in München durchgeführt wird, möchte jungen Paaren bei zwei Treffen noch die Gelegenheit geben, miteinander und mit anderen Paaren ins Gespräch zu kommen. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange die Paare schon zusammen sind oder ob sie aus dem näheren Umfeld von Schönstatt kommen. Die Treffen sind bewusst offen gestaltet und bietet damit die optimale Möglichkeit um auch mal Nicht-Schönstätter einzuladen. Web: www.twoday-muenchen.de Der Masterkurs ajm | Praktiker Rainer M. Gotter, der Leiter des „Masterkurs“, einer Gruppenleiteraufbauschulung, hat keinen Stand auf der Infomeile: er ist auf ihr unterwegs! So sei er mittendrin dabei und sehe auch die anderen, erklärt er. Gotter punktet Seit an Seit mit Hauptkomissar Markus Winkler innerhalb von fünf Tagen mit Abenteuer-, und Erlebnispädagogik, aber auch mit Spaß und „Chillen“. Zielgruppe: bereits erfahrene Jung-Gruppenleiter, für die sich das Zertifikat auch in Bewerbungen gut macht. Gesicht des Tages ajm | Dennis Risse trägt ein Bad Kissinger Reinisch-Shirt und wird auch „verrückter Erik“ genannt, seit er bei einem Zeltlager unter diesem Namen einen Räuber spielte. „Eigentlich wollten wir hier zelten“, sagt der smarte 19Jährige. Mit einem Bus voller Fuldaer ging das leider nicht. Samstag/Sonntag, 23./24. August 2008 Nummer 01 Erkennen Sie die Unterschiede? Du bist Schönstatt js | In Schönstatt hat’s schon so manches Perlen-Duo in verschiedenster Art gegeben, wie zum Beispiel Maria und Pater Kentenich. Aber, dass sich solche zwei Perlen auch noch ähneln – und das gleich drei Mal – ist schon eher highest bis high-end. Wir haben die drei Zweier-Teams mal gefragt, wie das Leben als Zwilling so ist – Ruth (17) und Ingrid (17 + 2 Min.) von l. oben: Ruth & Ingrid Hilpert, Norbert & Simon Becker, Stefanie & Monika Ernhofer Hilpert, Norbert (24) und Simon (24 + 1 Min.) Becker, Man ist nie allein, sondern nachfragen): man kann die Rollen Stefanie (18) und Monika (18 + 2 hat seinen Freund, Bruder oder tauschen … Min.) Ernhofer. Schwester und engsten VertrauKurz nach diesem Foto entstand „Zwilling zu sein, ist das Schöns- ten immer mit dabei. Und das übrigens die Gliederung „Schönte was einem passieren kann.“ Lustigste (wir mussten noch mal statt Zwillinge“. ajm | Die neue Generation soll, darf und muss Schönstatt neu gründen – darauf basierte schon das Münchner Jugendfest im vergangenen Jahr, das unter dem Motto „Zukunft beleben“ Maßstäbe gesetzt hat. Pater Stefan Strecker gab nun in Schönstatt im Rahmen eines Workshops eine Geschmacksprobe dieses Geistes. Dazu ließ er die Teilnehmer als Vertreter eben dieser Generation zunächst in Kleinstgruppen erzählen, was sie an Schönstatt begeistert. Es folgte ein Statement reihum, das später noch von Wichtigkeit sein sollte. Er verglich diese kleine und einfache Aussage eines jeden mit einem Schlüssel, der in der Lage sei den jeweiligen Motor in Sachen Schönstatt zum Laufen zu bringen. Nun lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Veteranen der Bewegung. Josef Engling, von dem Kentenich einmal sagte er wäre so leidenschaftlich gewesen, dass aus ihm der größte Verbrecher oder ein großer Heiliger hätte werden können, wurde genauer herausgegriffen. „Der hatte Spaß an der Selbsterziehung“ erklärt Strecker die 20 Punkte auf dessen Geistlicher Tagesordung. So habe er seinen Jähzorn kanalisieren können – mit einem Französischlernbuch im Kampfgepäck. Als weibliches Beispiel nannte er Schwester Emilie. Sie war von Kentenich zur Novizenmeisterin gemacht worden: Verantwortung en masse für die gebildete Perfektionistin, die stets unter der Angst gelitten hätte, nicht gut genug zu sein. Doch gerade unter ihr erlebte diese Gliederung innerhalb der Schönstattbewegung herausragenden Zuwachs. Kentenich hätte ihr die Angst genommen mit dem Hinweis, dass die Person an sich zähle, nicht zuallererst die Leistung – Maria hätte ja auch nichts vorher geleistet. Den Novizinnen vermittelte sie so gleich zu Beginn deren ungeheuren Wert. Pater Stefan schloß den Workshop in Kung-Fu-Manier: „Du bist die Apostolische Bewegung von Schönstatt! Und deine Schwäche ist kein Hindernis, sondern Umwandlungspotenzial!“ Erklär mir Schönstatt – mehr davon! yfu | Hausheiligtum, Pa r t i ku l a re x a me n , Krone – dank des ErklärMirSchönstatt-Projekts können sich die Schönstätter in die nächste Kneipe setzen, ihre Karten zücken und endlich leichter eine Antwort auf die manchmal schwierige Frage geben: Schönstatt? Was ist das? 18 Begriffe, die Schönstatt prägen, werden dazu von der Schönstattjugend Deutschlands, Österreichs und der Schweiz auf 18 Karten in der heutigen Sprache und mit einem modernen ansprechenden Design erklärt, um die Bewegung „Schönstatt“ greifbarer zu machen und Außenstehenden ihre oft befremdlich veraltete Sprache zu übersetzen. Ihre Veröffentlichung erfolgt/e im April, August und Dezember 2008. Die 18 Begriffe sind in einer Matrix angeordnet, die auf der Homepage www.erklaermirschoenstatt. de eingesehen werden kann. Diese Gliederung hat folgenden Hintergrund: Jeweils drei Karten einer (waagrechten) Zeile gehören thematisch zusammen, was farblich durch entsprechende ErklärMirSchönstattLogos auf der Rückseite deutlich gemacht wird, während die sechs senkrecht stehenden Begriffe je eine Serie umfassen. Zur Nacht des Heiligtums präsentierte das ErklärMirSchönstattTeam die zweite Serie im Foyer der Sonnenau: Ohne lange Reden erzielte die Truppe um Projektleiter Michael Turinsky eine große Wirkung - mit einem Sektempfang, einer Präsentation, einer gekonnten Moderation durch Anna Rutzmoser und einer „Märchenstunde“, in der Lissy Fahrenschon und Bernd Haas die neuen Kartentexte zu entspannter Klaviermusik vorlasen. „Eine Präsentation, die den Karten und dem Team entspricht!“, war die einstimmige Meinung der Besucher. Es sei durch dieses Projekt möglich ein Stück Schönstatt, d.h. Inhalte mit denen sich auch Nichtschönstätter identifizieren können, eine moderne, jugendliche Sprache immer „in der Tasche zu haben“. Thomas Ernhofer entwickelte zum Bereich Design mit Michael Turinsky ein besonderes Highlight: Wenn man alle Karten nebeneinander legt, erhält man ein Panorama, das maßstabsgetreu mit dem Bild übereinstimmt, das entsteht, wenn man am Rhein stehend auf Schönstatt und seine Heiligtümer blickt. Auch die Rückseite der Karten birgt ein Geheimnis: Hier erhält der Betrachter beim Zusammenlegen das ErklärMirSchönstatt-Logo. Warm-Up im Summerhouse Vor der Nacht des Heiligtum waren 35 Jugendliche eine Woche lang im Einsatz yfu | „Mich begeistert der Gedanke, dass am Wochenende über 300 Jugendliche kommen und gemeinsam beten und feiern“, sagt Martina Kraus aus Stuttgart. „Davon abgesehen bin ich einfach gern in Schönstatt.“ Die 28-jährige S o f t wareentwicklerin hat sich eine Woche frei genommen um zu arbeiten. Wie 35 weitere Helferinnen und Helfer aus verschiedenen Teilen Deutschlands hat sie es sich in der „Helferwoche“ zur Aufgabe gemacht am darauffolgenden Wochenende zu zeigen, was das Leben größer machen kann. Doch dazu galt es zuerst etwas anderes Großes zu bezwingen: Einen großen Berg Vorbereitungsarbeit. Allerhand technische, kreative, inhaltliche, organisatorische Arbeiten sollten rechtzeitig zum Wochenende fertig werden. Es wurden Kabel verlegt, technisch deren abgehackt werden. „Schönstatt-Fachkräfte“, die dieses Jahr nicht vor Ort sein könnten, halfen via Handy und Internet mit. Gegessen und gearbeitet wurde im Schönstatt Summerhouse bei Gastgeber Pater Lothar Herter. Trotz des Arbeitspensums blieb Zeit für den ein oder Georg Schick und Michael Kiess bei der Arbeit anderen Kaffee zwischendurch, kleine persönliche und kreativ gebastelt, Texte verfasst, - die Liste war lang, aber die Punkte Auszeiten und natürlich auch für Bänke gestellt und Einkäufe erledigt darauf konnten einer nach dem an- lange gemeinsame Abende. Samstag/Sonntag, 23./24. August 2008 Nummer 01 5 Gebetsnacht Erdenelend trifft Himmelshöhen Zweieinhalb Stunden intensive Gebetszeit rund ums Urheiligtum norb | Sie sind auf dem Weg und tragen die Sorgen und Anliegen ihres Lebens mit sich. Singend und betend nähern sich die ca. 350 Teilnehmer der „Nacht des Heiligtums“ dem Zentrum und Ziel ihres Wochenendes, dem Urheiligtum. Unterwegs bringen sie vor Gott, was ihr Leben groß, größer, am größten macht. An der ersten von drei Stationen des Prozessionsweges stehen dabei die menschlichen Sehnsüchte im Mittelpunkt der Betrachtung. Sie können Hinweis darauf sein, dass der Mensch in seinem Leben nach mehr, nach dem Großen strebt. So sehnt er sich beispielsweise nach Erfolg in Beruf und Privatleben, nach Freiheit von Zweifeln und Ängsten, nach Orientierung und Halt und nach all dem, was sein Leben größer macht. Auch die Hoffnung, die im Zentrum der zweiten Station steht, wird als Grundemotion des Menschen im Gebet vor Gott gebracht. Hoffnung, die besonders dort aufbricht, wo der Mensch mit seinen Möglichkeiten am Ende ist, wo kein Ausweg mehr in Sicht, ein Lebenstraum zerplatzt und gescheitert ist. Dabei wird spürbar, dass Hoffnung gerade im Scheitern keineswegs unbegründet ist, da Gott selbst sich im Tod seines Sohnes bis in die tiefsten Abgründe unseres Lebens gestellt hat und so unser Scheitern kennt. An der letzten Wegstation schließlich sind von Fakelschein beleuchtet sechs Portraits der sog. „Schönstatthelden“ aufgestellt: Menschen, die vorgelebt haben, dass „das Größte möglich ist“: Pater Franz Reinisch, Barbara Kast, Josef Engling, Schwester Emilie Engel, Mario Hiriat und Pater Josef Kentenich. Abschließend werden noch einmal, wie an allen drei Wegstationen Fürbitten formuliert, die neben den eigenen Sorgen und Problemen besonders auch die Anliegen anderer Menschen, vor allem die der am Rand stehenden und der verzweifelten Menschen zu thematisieren versuchten. Dann erreicht die Prozession das Urheiligtum. Einige Teilnehmer finden auf den aufgestellten Festbänken Platz, andere müssen wegen der großen Personenzahl mit einem Stehplatz vorlieb nehmen. Prozessionslautsprecher werden von der aufgestellten Musikanlage abgelöst und nach einer kurzen Einführung und einem Gruß an die Gottesmutter Maria im Heiligtum beginnt die Projektband das erste Lied der Liebesbündnisfeier zu spielen. Anschließend wird das Leben der Gottesmutter näher betrachtet, das „uns ahnen lässt, was wirkliche Größe ist“ und uns Vorbild sein kann für Glauben, Entschiedenheit, Beharrlichkeit, Treue und Liebe im eigenen Leben. Dann richten sich die Worte der Vorbeter an Christus selbst: „Komm in unsere Mitte. Öffne uns für die Botschaft, die Du in unser Herz hineinsprechen möchtest“, so beten die Jugendlichen, bevor kurz darauf Christus selbst in der Monstranz hereingetragen wird. „Christus, ich brauche dich, ganz persönlich“, so ruft ein Beter, umrahmt von den Liedern der Projekt-Band „Jesus Christ, you are my life“ und „Jesus berühre mich“. Auf dem Platz ist trotz kalter Temperaturen eine intensive Stimmung zu spüren. Kalt an Anbetung vor dem Urheiligtum den Füßen und warm im Herzen, so kann die Verfassung vieler Teilnehmer wohl am treffendsten beschrieben werden. Nach einer Lesung aus dem Johannesevangelium, die von der Aussendung der Jünger berichtet, dankt das anschließende Lobpreisgebet Christus für seine Nähe im Wort und im Allerheiligsten und für den unverwechselbaren Auftrag, den er jedem einzelnen Menschen zugedacht und geschenkt hat. Schließlich danken die betenden Jugendlichen Gott auch für Maria, in der er „uns eine Mutter geschenkt [hat], die uns erzieht und führt. Im Bündnis mit ihr können wir unseren Weg gehen. High, higher, highest!“ Der Talk um Drei In einem der NdH-Workshops wurden die Basics einer Beziehung diskutiert yfu | Was das Singeldasein ausmacht, wie Beziehungen dauerhaft lebendig gestaltet werden können und was der Bereich Sexualität alles (unbekanntes) umfassen kann, darüber talkten im Rahmen eines Workshops bei der Nacht des Heiligtums 08 Jugendliche, aber auch jung verheiratete Ehepaare mit den Referenten Anne und Thomas Twents. Die beiden seit 14 Jahre verheirateten „Nicht-Schönstätter“ richteten den Blick der jungen Teilnehmer auf die Vorteile des Singeldaseins. „Nicht den Richtigen zu suchen, sondern daran zu arbeiten der bzw. die Richtige für Mister/Misses X zu werden“, lautete ihre Parole. Die „Ausbildung“ der eigenen Persönlichkeit erfordere harte Arbeit, eine ständige Reflexion, aber auch die Rahmenbedingung alleine zu sein bzw. alleine sein zu können. Thomas Twents zeigte den jungen Teilnehmern durch Erfahrungen aus seinem persönlichen Leben anschaulich auf, dass eine Beziehung gefährdet sein kann, wenn man die Zeit alleine nicht nutzt, um sich selbst zu definieren, eigene Werte und Grundsätze, die einem persönlich am Herzen liegen, auszubilden. Man gerate leicht in die Gefahr sich über den Anderen zu definieren und ihm damit ein Stück seinerIdentität zu rauben. Für die Teilnehmer stellte sich im Laufte des Vortrags die Frage, woran man erkennen könne, dass Mister/ Misses Right vor einem stehe: Diese Frage wurde von den Referenten mit einer Formel beantwortet: „Liebe = Ausspruch ,Ich ganz für dich + Du ganz für mich!‘“ In dem Moment, in dem diese Entscheidung getroffen werden kann, handle es sich laut dem Ehepaar nicht mehr um „Verliebt sein“, sondern um Liebe, die gemeinsam immer weiter (neu) ausgebildet werden muss. Entscheidet man sich nun aber für den Anderen- Was dann? Worauf gilt es zu achten, wenn man in einer Beziehung steckt? Auch hier bezogen die Referenten klar Stellung: Es gelte sowohl bei der Entscheidung „Bin ich bereit für eine Beziehung?“, als auch während dieser, Verantwortung für sich, für den Anderen und für das Gemeinsame zu übernehmen. Für den Bereich Sexualität gelte diese Überlegung insbesondere: Kann ich gegenüber mir selbst verantworten, dass ich mich dem Gegenüber so stark öffne, dass dieser mich ebenso stark verletzen kann? Kann ich den Anderen (zu)sichern, mit dieser Öffnung verantwortlich umzugehen? Am Ende des Statements zeigte Thomas Twents mögliche Hilfen bei der Beziehungsarbeit auf: Zeit, Lob, (nicht nur materielle) Geschenke, Hilfsbereitschaft und Zärtlichkeit könnten helfen den Anderen dauerhaft groß zu sehen und damit gemeinsam das Leben größer zu machen. In ihren Anliegen wenden sich die Betenden nun an Maria selbst. In “Bündnisbriefen”, die von Helfern für alle ausgeteilt werden - Briefkuverts mit einem leeren Blatt darin - können die Teilnehmer ihre Sehnsüchte und Fragen, aber auch ihren Einsatz und ihre Geschenke an die Gottesmutter festhalten und diese Briefe im Anschluss an die Feier im Urheiligtum ablegen. Nach einigen kurzen Worten aus der Gründungsurkunde des Schönstattsgründers Josef Kentenich vom 18. Oktober 1914, die das Motto des Wochenendes noch einmal verdeutlichen, schließen und erneuern die Teilnehmer schließlich gegen 0:30 Uhr unter dem Läuten der Heiligtumsglocke ihr Liebesbündnis: „Jetzt, an unserem Ursprungsort, mit Dir, miteinander, für die Jugend der Welt.“ Sie wissen sich dabei mit vielen anderen Jugendlichen weltweit verbunden, die sich ebenfalls in dieser Stunde zur „Nacht des Heiligtums“ versammelt haben. Per Webcamübertragung besteht zudem die Möglichkeit diesen Höhepunkt der Veranstaltung weltweit live mitzuverfolgen. Nach dem Schlusssegen klingt die offizielle Liebesbündnisfeier mit einigen Liedern der ProjektBand am Englingsfeuer aus, einer großen Feuerkugel, die auf einer Wiese neben dem Urheiligtum aufgestellt ist. Die ganze Nacht hindurch wird jedoch das Heiligtum weiter besucht von Einzelnen und Gruppen, die hier im kleineren Rahmen ihr Liebesbündnis schließen und erneuern wollen. Denn von einer wirklichen „Nacht des Heiligtums“ könnte doch um 0:30 Uhr wohl noch keine Rede sein. Mein erster Eindruck von Schönstatt Sonja Schüllner aus Würzburg kannte bisher Schönstatt nur von ihrer Schwester. Die 19-jährige stand der Bewegung bisher mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Ihren ersten Kontakt bei der Nacht des Heiligtums schildert sie folgendermaßen: Ich finde es schön, dass man hier seinen Glauben bewusst ausleben kann. Auch die Stimmung, das große Engagement und die Begeisterung unter den Jugendlichen finde ich sehr beeindruckend. Man fühlt sich bei den zahlreichen Angeboten immer Willkommen. Da es für mich das erste Mal in Schönstatt war, waren mir die Mariengebete und Marien(bild)vereehrungen fremd und ungewohnt. 6 Kulturseite „DIE“ Band bei der Nacht des Heiligtums 2008 Gesehen, gerockt, gemerkt… js | ...und (wieder) getroffen! So könnte man die Gründung und Entwicklung der Band beschreiben, die 2008 für die musikalische Gestaltung der Nacht des Heiligtums sorgte. Die Musiker sind sich einig: Weder Schönstatt, noch in erster Linie die Freundschaft untereinander verbindet die Truppe. Zusammen mit der Tontechnik ein musikalisches „Brett“ abzuliefern und die Leute damit „an die Wand zu drücken“ ist das Ziel und das Gefühl das bewirken zu können die gemeinsame Motivation. Musikstücke, die gemeinhin unter dem Begriff „Neues Geistliches Lied“ laufen und ein etwas angestaubtes Image haben, zum Jugendfest 2007 in München zu „verrocken“, entstand spontan im Mai 2005 von Schlagzeuger Stefan Aull und Gitarrist Marcel Brunner. Und so waren es nicht nur Schönstätter, die für die Idee, die Nacht des Hei- ligtums musikalisch zu gestalten, Feuer und Flamme waren. Dass es sich bei der entfachten Begeisterung nicht um ein Strohfeuer handelte, zeigten weitere Auftritte der Band, wie z.B. bei der Nacht des Heiligtums 2007 und dem Diözesanen Weltjugendtagsgottesdienst am Palmsonntag 2008 in Würzburg. In variierender Besetzung gelingt es der Band immer wieder die Stimmung auf den Jugendfesten anzufachen. „Geniale Sache! Wir rocken Schönstatt und alle rocken mit!“, so die Aussage eines neu zur Band gestoßenen, nichtschönstättischen Bandmitglieds. Es sei ein komisches Gefühl diese „andere Welt“ mit ihren fremden Begriffen kennenzulernen, aber zugleich auch eine berauschende Erfahrung die vermeintlich ach so ruhigen konservativen Schönstätter in Wallung zu bringen. Ein Feuer kann nur brennen wenn mit gutem Brennmaterial gearbeitet wird! Die Band und die Tontechnik möchten sich an dieser Stelle bei den Sponsoren bedanken, mit deren finanzieller Unterstützung hervorragendes Brennholz zur Verfügung stand. Ausgestattet mit neuester Technik, musikalischem Verständnis, Fingerspitzengefühl, Teamgeist und einem geschulten Gehör konnten Band und Tontechnik der Masse richtig einheizen und so auf ein Neues die Nacht des Heiligtums mit allen Besuchern rocken! Die Komponistin des Mottliedes hat einen “Brief an die Leser” geschrieben Vor allem durch ihre Musikalität hat sich Caro Ankenbauer in Schönstatt-Kreisen einen Namen gemacht. Die 23-jährige Würzburgerin ist gelernte Industriekauffrau. Nach fünf Jahren entschied sie sich für einen beruflichen Neuanfang und absolvierte 2007/08 ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Bildungshaus in Würzburg. Mittelfristig plant sie ein Studium in Musikwissenschaft. Carolin Ankenbauer Für das Jugendfest 2003 in Bamberg kreierte sie erstmals das Mottolied („Wer sucht sieht mehr“). Weitere Titelsongs in Coproduktion folgten für das Jugendfestival 2006 in Schönstatt („Unser Weg bewegt“), die „Nacht des Heiligtums 2007“ („Face for your faith“) und die „Nacht des Heiligtums 2008“ (High, higher, highest“). Mit ihrem Titelsong „High, Das Gesicht zum Song higher, highest“ hat Carolin Ankenbauer der Nacht des Heiligtums 2008 eine besondere Touch verliehen. Weil sie ihren Sommerurlaub in Mexiko verbringt, kann sie selbst jedoch nicht anwesend sein. Per Videobotschaft stellte sie am Freitag ihren Song vor. In „Night of the Shrine“ richtet sie den Lesern ihre Grüße aus: Samstag/Sonntag, 23./24. August 2008 Nummer 01 Life Projekt Neue Räume für Träume nah | Will man das Leben kennenlernen, so zieht man in die weite Welt – oder ins Life-Projekt der Mädchenjugend in München. Maria, so glaubt Sr. M. Anrika, die Leiterin des Projekts. Monika, eine der Bewohnerinnen, würde trotz der hohen Investitionen an von links: Kerstin, Monika, Petra, Sr. Anrika, Claudia Für ein Jahr haben sich vier junge Frauen und eine Marienschwester zusammengetan und eine Wohngemeinschaft der anderen Art gegründet. Zunächst einmal unterscheidet sie sich wenig von jeder anderen WG. Man steht auf, geht zur Uni, kommt nach Hause, lernt, erledigt Hausarbeiten und plaudert ein wenig miteinander. Doch im Life-Projekt geht es um mehr. Zwischen Frühstück und Uni noch schnell in die Hauskapelle, einmal pro Woche ein gemeinsamer Abend und einmal im Monat ein ganzes Wochenende für Gesang und Gespräch – was bringt junge Menschen dazu, so etwas dem lockeren, Studentenalltag zu opfern? Die Lust auf Begegnung mit Menschen, Gott und Zeit und Herzblut jederzeit wieder einziehen. Fruchtbare und vor allem offene Diskussionen, die vertraute Atmosphäre bei Gesprächen und die neu gewonnenen Freundschaften waren es wert. Natürlich gab es Unstimmigkeiten und es dauerte eine Weile, bis sich alle einig waren, wohin sie mit dem Life-Projekt wollten. Trotz aller Spiritualität führten die Teilnehmer ein „normales Leben“, zu dem auch gemeinsames Ausgehen und Partymachen zählt, denn „Life - Projekt heißt ja nicht gleich Langweiler-Projekt“, protestiert Monika. Ein voller Erfolg also, das Abenteuer Leben und zum 1. Oktober geht es in die zweite Runde, diesmal unter der Leitung von Sr. M. Marion. Fotowettbewerb Die Gewinner unseres groß angekündigten Fotowettbewerbes kommen aus der Diözese Augsburg: mit ihrer Interpretation des Themas „High, higher, highest“ überzeugten Manuel Immler, Matthias Wöhrle und Johannes Dambacher. Das Gewinnerfoto trägt den Titel: Stairway to heaven. Bei aller Freude jedoch bedauert die Redaktion die geringe Teilnehmerzahl. „Hallo ihr Lieben, leider kann ich nicht vor Ort am Urheiligtum sein, aber im Herzen habe ich die Nacht des Urheiligtums dabei und präsent. Mexiko ist ein Traum, der wahr wird und den ich hier total genieße. Zwischen Arbeit, Reisen, Familien, Freunde und anderen Begegnungen kann ich hier noch mal ganz anders und intensiver nachvollziehen was „Liebesbündnis für die Jugend der Welt“ wirklich bedeutet. Heute am Tag des Nacht des Heiligtums werde ich in der Küche arbeiten. Die nächsten 3 Wochen sind noch gut gefüllt. Aber ich freu mich schon richtig drauf. Der Pazifik durfte mich schon als Wellentaucherin kennenlernen, sowie die Schildkröten und Delfine. :-) Die Sonne färbte die Haut auch schon mal etwas röter und Kinder hatten Spaß mir mexikanische Spiele beizubringen. Tanzen und Feiern gehört hier zur Mentalität und das Essen ist ein einziger Genuss. Ich hätte Euch gerne noch ein weiteres Zeichen per Video aus Mexiko geschickt, aber leider hat die Übertragung dank der langsamen Leitung nicht geklappt. Ich grüße euch mit einem herzlichen Lächeln und ganz viel Sonne im Herzen. Eine schöne Zeit. Grüße an alle, Eure Caro“ Anja Markuart „Wenn ich zu Hause bin machen meine Freunde und meine Familie mich größer. Wenn ich Probleme habe, sind sie für mich da.“ 7 Feulletion Samstag/Sonntag, 23./24. August 2008 Nummer 01 Andi und Fränzi Neuner Percy Koji Anna Werner Wer oder Was macht dein Leben größer? „In der Ehe macht man sich gegenseitig größer. Man sieht den anderen groß und wird von ihm größer gemacht.“ „God.“ „Die Sonne und der Regen.“ Markus Steffen “Zur Zeit macht mich die Helferwoche und die Nacht des Heiligtums mit den ganzen Helfern größer. Und mein Hut. Außerdem grüße ich die Marianne, die Sarah und die Martina.” Schönstatt-Nightlife Geschlafen wird wann anders! jr / te | Wie sich im Münchner P1 die Promis tummeln, treffen sich die Schönstatt-VIPs im PH, die Location, in der sich die high Society trifft. Die Absteige für alle, die die Kunst der Lobbyarbeit und üppiger Partys pflegen. Allerdings steht PH für Pilger-Heim, und VIP für Very Important Pater. Doch dieses Wochenende mischten sich auch zahlreiche JugendliZu gedämpfter Musik mixen che zwischen die Prominenz. Lounge-Atmospähre ver- die Barkeeper gekonnt bunte sprüht der Mehzweckraum in Cocktails. Lange steht die Schlander Nähe des Urheiligtums. ge vor der Bar, doch das scheint die Mixer nicht abzuhalten, ihre Mischkünste zum Besten zu geben. Knapp einhundert Meter weiter, jenseits des Baches, geht es deftiger zur Sache. Ein selbstbewusster Volksstamm hat hier sein Lager aufgeschlagen. Vor der mobilen Schwabenschänke sitzen l a g e r fe u e re r p ro b te Jugendliche gemütlich um eine Feuerschale, während sich im Festzelt selbst die Leute angeregt unterhalten. Zwei Kellner bedienen die Gäste, häufig auch gestikulierend: Der schwäbischen Sprache scheinen nicht alle Besucher mächtig zu sein. Dennoch tut dies der Gemütlichkeit keinen Abbruch. Ausgelassen feiern konnte man an der Nacht des Heiligtums an mehreren Orten: Das Bild in der Mitte zeigt das Zelt der Schwaben, sowie links unten den anliegenden Biergarten auf dem Parkplatz der Sonnenau. Die Bilder rechts oben zeigen die gute Stimmung in der Cocktailbar im Pilgerheim. Im ganzen Zelt der SchaffeS chaffe -Häu slebauer-Nation herrscht ausgelassene Stimmung, Partymusik dröhnt aus den Boxen. Getränke gehen über den Tresen, und in der Ecke rechts davon steht ein Marienbild. Wie eine Überwachungskamera scheint Maria schützend den Überblick zu behalten. Die Partygäste stört dies offensichtlich nicht – im Gegenteil, die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich, Eindrücke des Tages werden hier zwischen Wein und Bier diskutiert. Prägend – nicht nur für die Tagesangebote – war das Motto: High – higher – highest! Nein, kein Reggae-Feeling im Stile von Dreads, Jamaicafarben und was sonst noch so dazugehört waren angesagt. Gefeiert wurde dennoch bis dem Morgen graute. 8 jbd | Pater Lothar Herter erklärt in einem exklusiven Interview das Konzept der „Nacht des Heiligtums“ oder wie die Schönstattbewegung den Herausforderungen der „Generation Eventkultur“ begegnet. Letzte Seite Es gibt kein zurück mehr! Interview mit Pater Lothar Herter vorgebracht, dass dadurch engagierte Persönlichkeiten aus der GemeindearRedaktion: Pater Lothar Herter, Sie beit abgezogen werden. Wie gehen sie sind Standesleiter der Schönstatt-Man- mit diesem Vorwurf um? nesjugend in Deutschland und HauptDen Vorwurf hab ich persönlich verantwortlicher für den Schönstatt hier noch nie gehört. Die Diskussion Summer, dessen Höhepunkt die Nacht kenne ich allerdings. Bringt uns der des Heiligtums ist. Wie kommen Sie auf Weltjugendtag etwas? Stört das nicht diesen Namen? Warum „Nacht“ und eher die normale kirchliche Jugendarwarum „Heiligtum“? beit? Was hat das für einen Erfolg in Pater Lothar: Die Idee entstand der Langzeitperspektive? Ich habe die nach dem Weltjugendtag in Köln ersten Erfahrungen dazu nach dem 2006. Damals war der Höhepunkt Weltjugendtag in Rom 2000 gemacht. eine Vigilfeier, die bis in die Nacht hi- Danach waren diejenigen, die da mitneingeht. Das hat etwas cooles, wenn gefahren sind, die engagierten Leute, man miteinander Gottesdienst feiert, die das normale Leben in unserer Jubetet, singt und das in der Nacht. Und gendarbeit getragen haben. Großezu „Heiligtum“: Das Heiligtum ist vents können konzentriert ganz viel unser Zentrum. Hier in Schönstatt, bewegen, einen großen Impuls setzen. direkt am Urheiligtum hat alles ange- Wenn das dann noch in eine Jugendfangen. In dieser Nacht und auch das arbeit eingebettet ist, dann kann so ein ganze Wochenende gehört es einfach Höhepunkt im Leben, in der Biograuns, der Jugend. Das feiern wir und da phie eines Jugendlichen ganz viel betanken wir auf. So kommt das. wirken und tut es auch. Die Nacht des Heiligtums findet Glauben sie nicht, dass gerade der Be- jetzt schon das Dritte mal statt. Es griff „Heiligtum“ für Jugendliche die nicht gibt zudem eine gewisse Kontinuität „schönstättisch sozialisiert“ sind, abschre- und ein Zusammenspiel mit anderen ckend, also gerade „uncool“ wirkt? lokalen und auch überregionalen FeiMöglicherweise. Aber er macht auch ern, wie im letzten Jahr in München neugierig. Heiligtum ist ein Wort, das [das „Jugendfest Zukunft beleben“, im normalen Sprachgebrauch weniger Anm. d. Red.]. Es ist wunderbar, vorkommt. Von daher… wenn die Jugend sich immer wieder …hat er also etwas altbackenes. trifft und so feiern kann. Dann sind Also für uns ist es eben ein sehr reich sie selber stolz und motiviert. Da gefüllter Begriff. Den kann man nicht werden Kräfte freigesetzt. Natürlich einfach ersetzen. Ich denke auf Eng- werden dabei viele gebunden, aber sie lisch, „night of the shrine“, das klingt erleben auch was. Es ist nicht einfach schon cooler. Aber Heiligtum ist für null-acht fünfzehn. Es hat Tiefe und uns gleichzeitig ein Bekenntnis: Da Kreativität. Und diejenigen, die da geht es um was Heiliges, um was Gött- drin sind, sind auf einem Weg, der liches. Das wird dadurch deutlich. wie von selber in eine inhaltliche Auseinandersetzung führt. Es ist für die Nacht des Heiligtums ein relativ großer organisatorischer AufUnd dieses Engagement ist dann auch wand von Nöten. Beispielsweise treffen für die Gemeindearbeit von Nutzen. sich einige Jugendliche eine Woche zuvor, Natürlich. Hier wird nicht nur rein um dieses Event mit vorzubereiten. Von gegeben. Hier wird aufgetankt und Seiten der Kirche vor Ort wird gegen die motiviert. Wer hier in Schönstatt eiSäkularinstitute auf Grund solcher Gro- nige Zeit verbracht hat, besonders ßereignisse immer wieder der Vorwurf bei der Nacht des Heiligtums, der hat mas | Morgens halb sechs in Schönstatt: Die Vöglein haben schon längst zu zwitschern begonnen und die Partyarea mit Cocktailbar und Schwabenzelt ist mittlerweile sehr überschaubar geworden. Einige Gestalten wärmen sich noch am Lagerfeuer, um auf die ersten Sonnenstrahlen zu waren. Die Redaktion begibt sich auf eine weitere Tour durch Schönstatt, um die letzten Eindrücke festzuhalten, bevor die Zeitung in den Druck geht. Und auf wen treffen wir? Ein einsamer Schläfer mit Isomatte und Schlafsack, der im Heiligtum Nachtwache hält, hat uns am meisten imponiert. Hoffentlich darf Pater Lothar ab heute wieder in seinem Bett den wohlverdienten Schlaf der letzten Wochen nachholen... Samstag/Sonntag, 23./24. August 2008 Nummer 01 nicht nur im Kopf, oder vom Hörensagen verstanden, was Glaube bedeutet, sondern der hat es auch erlebt und weiß, dass er gemeint ist. Die Nacht des Heiligtums ist ja nur ein Beispiel dafür – Sie haben soeben noch das Jugendfest in München genannt –, dass die Schönstattjugend die Eventkultur, die mit dem Weltjugendtag 2006 in Deutschland Einzug erhalten hat, aufgreift. Was erwarten sie sich von solchen Events? Also ich sehe die Hauptchance und Entwicklung darin, dass es zu einem Zusammenspiel von diesen Großevents und Gemeinschaftserleben mit dem ganz normalen Alltag und der Juge nd a rb e it vor Ort kommt. Die eigentliche Chance ist nicht ein entweder oder, sondern das Eine bereichert und inspiriert das Andere. Hier entsteht über die Jahre eine Generation aus Leuten die sich kennen, die ein gemeinsames Bewusstsein haben, in die Tiefe wachsen. Ich glaube, dass wir in Zukunft immer mehr Leute anziehen werden und auch hier in der Umgebung eine ganze Menge bewegen werden. Die Events haben auch den Vorteil, dass sie offener sind als zum Beispiel die Gruppen- oder Kreisarbeit. Damit besitzen wir in der Schönstattjugend bereits eine ganz wunderbare Einrichtung und viel Erfahrung. Freundschaften in festen Kreisen, die gehen einen Weg miteinander durch dick und dünn. Aber sie sind in einer gewissen Weise auch geschlossen. Da kann man nicht einfach so von außen dazu kommen. Das gelingt dem einzelnen vielleicht mal und es ist auch erwünscht, es sind aber relativ wenige. Zu einem Event kann dagegen jeder dazukommen. Man kann es miterleben und Freundschaften schließen. Man kann auch wieder gehen und sagen: ‚Naja, das war’s jetzt’. Aber es ist offen und das ist eine Chance für die Breite, die ich mir erhoffe. Angebot und von dem, was man erleben kann flach ist. Es kommt auf die Fragen und auf die Offenheit des Einzelnen an. Die einen sagen: ‚Coole Gemeinschaft’. Andere sehen es eher skeptisch. Die einen sagen: ‚Da ist eine Tiefe, die hab ich sonst nirgendwo erlebt’. Da gibt es eine ganz große Bandbreite. Aber was wir hier anbieten hat eine ganz tiefe Qualität. Das wird auch erfahrbar. Von daher kann man sich darauf einlassen. Man kann berührt sein, aber es folgt daraus keine Verpflichtung. Man wird nicht gleich in eine Gruppe gesteckt oder sonst irgendwohin verpflichtet. Ein wichtiges Stichwort der Eventkultur ist das des „niederschwelligen Angebots“. Das heißt, dass der Glaube den Gibt es die Nacht des Heiligtums in zehn Jahren noch? Welche Probleme tun sich vielleicht in kommender Zeit auf? (Pater Lothar lacht) Die Nacht des Heiligtums wird wenn es so weiter geht wie in diesem Jahr nicht nur die Nacht, oder ein Wochenende sein, wie es bisher war, sondern es wird mit der Helferwoche sogar ausgebaut. Also ich hab mir am Donnerstagabend gedacht: Es ist unglaublich, es hat eigentlich schon begonnen. Es sind so viele einfach noch einen Tag früher gekommen, um noch mehr mitzuerleben. Schon allein das zeigt, Pater Lothar Herter wie gut es ankommt und wie es sich weiterentwickeln wird. Wir werJugendlichen in relativ einfacher und den nächstes Jahr auf jeden Fall eine unverbindlicher Form angeboten wird. Nacht des Heiligtums feiern. Dann Inwiefern ist „die Nacht des Heiligtums“ wird der Fackellauf nach Rom starso ein „niederschwelliges Angebot“? Oder ten. Da freuen wir uns jetzt schon drauf, dass das wieder einen neuen ist es mehr als das? Niederschwellig deswegen, weil Startpunkt gibt. Und so wird es jedes man kommen kann. Weil man seinen Jahr ein Stück weiter wachsen. 2014 Freund, seine Freundin einfach einla- ist im Moment unsere Zielperspekden und sagen kann: ‚Erlebt das ein- tive. Dann haben wir das 100-jährige fach mal mit, sieh es dir einfach mal Jubiläum von Schönstatt. Das wird an!’ Das heißt, diejenigen, die noch noch einmal die Gelegenheit sein, bei jemanden mitbringen wollen, haben der wir die internationale Schönstattkeine großen Schwellen. Das ist nie- jugend einladen werden und das ganz derschwellig. Die, die mitkommen groß machen. Es gibt kein zurück oder das Event einfach mal besuchen, mehr. Die Jugend wird es sich nicht haben die Chance etwas zu erleben, mehr nehmen lassen, die Nacht des ohne dass sie sich irgendwie binden Urheiligtums zu feiern und zu zeigen, müssen. Sie können einfach dabei sein, dass dieser Ursprung ihnen gehört. schauen, es auf sich wirken lassen. Bei Eine positive Zukunftsprognose also so vielen Menschen muss man sich zum Schluss. Wir danken Ihnen für nicht outen. Das ist niederschwellig. Das heißt aber nicht, dass es vom das Gespräch. Das letzte... Bild vor Redaktionsschluss Danke an den Sponsor Familienbund und unsere geniale Location die Pilgerzentrale IMPRESSUM Verantwortlich: Claudia Wöhrle Redaktion: Natascha Häutle (nah) | Norbert Becker (norb) | Clemens Mann (cm) | Yvonne Fuchs (yfu) | Jan Schlüther (js) | Johannes Dambacher (jbd) | Sr. Anrika Dold (sma) | Albrecht Josef Metzler (ajm) | Pater Thomas Jochheim | Martin Scheider (mas)| Johannes Rutzmoser (jr)| Thomas Ernhofer (te) Satz und Gestaltung: Martin Scheider Bildredaktion: Matthias Wöhrle | Manuel Immler Fotos: Manuel Immler