Hydraulischer Abgleich leicht gemacht

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Hydraulischer Abgleich leicht gemacht
Heizung - - - Hydraulischer Abgleich
Bild: co2online/Honeywell
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Hydraulischer Abgleich
leicht gemacht
Arbeitshilfen für die Praxis ▪ Stimmt die Anlagenhydraulik nicht, führt dies zu einem deutlichen
Energie-Mehrverbrauch, insbesondere bei Brennwert- und Wärmepumpen-Heizungen. Unangenehm für die Kunden sind zudem Funktionsstörungen, die sich vor allem an den Heizflächen
bemerkbar machen. Abhilfe bringt ein hydraulischer Abgleich, der sich auch in Bestandsanlagen
recht einfach durchführen lässt – wenn man weiß wie. → Frank Räder und Jürgen Lutz
B
eim technisch bedingten Austausch von
Heizkörperventilen oder der Kesselanlage ist der hydraulische Abgleich vorgeschrieben und eigentlich selbstverständlich. Oft
sind es aber auch Wärmeprobleme und lästige Geräusche, die Kunden veranlassen, beim
Fachhandwerksbetrieb ihres Vertrauens anzurufen. Sie beklagen sich über Heizkörper
und Flächenheizungen, die trotz Entlüftung
entweder nicht richtig warm werden oder
zum Überheizen neigen. Weitere typische
Symptome, die in solchen Heizungsanlagen
auftreten, sind:
▪▪ Verlängerung der Wiederaufheizzeiten
▪▪ Strömungsgeräusche im Leitungssystem
▪▪ Pfeifgeräusche an den Heizkörperventilen
▪▪ regelungstechnische Probleme
Immer mehr gut informierte Modernisierungskunden beschweren sich, dass ihre
neue Brennwertheizung nicht die Höhe der
Energieeinsparung erbringt, die ihnen der
Handwerker in Aussicht gestellt hat.
Abgleich als Chance nutzen
Anstatt solche Probleme und Störungen an
der Wurzel zu packen, versucht der Monteur
vor Ort häufig, die Symptome zu kurieren:
▪▪ durch den Einbau einer größeren Pumpe
oder die Wahl einer höheren Drehzahlstufe
▪▪ durch die Erhöhung der Heizkurve
▪▪ durch eine Verkürzung der Absenkphasen
Diese Versuche scheitern aber regelmäßig,
weil es sich nicht um Temperatur- oder Pum-
penleistungsprobleme handelt, sondern um
Verteilprobleme innerhalb des hydraulischen
Systems. Das Unangenehme für den Kunden
dabei ist, dass durch die aufgezählten Maßnahmen der Energieverbrauch für Wärme
und Strom nicht wie gewünscht sinkt, sondern sogar noch ansteigt.
Bis vor zwei oder drei Jahren war im Privatkundenbereich das Thema hydraulischer Abgleich nahezu unbekannt. Denn was der Kunde nicht kennt, fordert er nicht ein. Deshalb
konnte der Handwerker, wenn er wollte, das
Thema aussitzen. Doch die Zeiten haben sich
geändert. Zum einen sind verschiedene KfWund BAFA-Förderprogramme zwingend an
­einen hydraulischen Abgleich geknüpft, dessen Durchführung der Fachhandwerker schriftSBZ 21/13
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Fünf Abgleichverfahren
für den Altbau
Doch weshalb scheut ein Großteil der Heizungsfachhandwerker, trotz Vorgaben der
VOB Teil C – DIN 18380, noch immer den
hydraulischen Abgleich, insbesondere im Altbau? Meist wird der hohe Aufwand für die
Rohrnetz- und Heizlastberechnung (gemäß
DIN EN 12831) als Hauptursache angegeben. Denn in Bestandsbauten fehlen oft die
hierfür erforderlichen Daten und Angaben:
Raumheizlast, Massenströme, Rohrreibungsund Armaturenwiderstände sind dem Handwerker ebenso unbekannt wie die Druckverhältnisse bzw. der Rohrleitungsverlauf und
die Rohrdimensionen.
Beim Abgleich in Bestandsbauten sind also
Verfahren für den Installateur gefragt, die sich
vor Ort beim Kunden einerseits möglichst einfach und schnell umsetzen lassen. Andererseits
muss die Ergebnisqualität so gut sein, dass sie
dem exakten hydraulischen Abgleich, basierend auf der Heizlast- und Rohrnetzberechnung, möglichst nahe kommt. Die gute Botschaft für den Praktiker lautet: Es gibt diese Annäherungsverfahren in verschiedenen Abstufungen hinsichtlich Genauigkeit und Aufwand.
Unterteilen lassen sich diese in fünf Verfahren,
die nachfolgend genauer beschrieben werden:
▪▪ Abgleich nach Rudimentär-Methode
▪▪ Abgleich nach installierter Heizkörper­
leistung
▪▪ Abgleich nach überschlägiger Heizlast­
ermittlung
Langsam aber sicher schlägt sich die Notwendigkeit des hydraulischen Abgleichs
auch in der Praxis nieder. Immer mehr Endverbraucher wollen den Abgleich.
▪▪ Abgleich mit softwarebasierten Näherungsverfahren
▪▪ Abgleich nach exakter Heizlastermittlung
(DIN EN 12831) und Rohrnetzberechnung
Hinweis: Voraussetzung für einen hydraulische Abgleich sind voreinstellbare Ventileinsätze. Sie müssen bei Bedarf nachgerüstet
werden. Mit Blick auf die Energieeffizienz lohnend ist zudem der Austausch der alten gegen moderne Thermostatköpfe mit PI-Regler.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, programmierbare Ventilköpfe und elektronische
Einzelraumregelsysteme einzusetzen, die den
Bedienkomfort verbessern und die Heizkos-
ten noch weiter vermindern.
Rudimentär-Methode: Bereits mit der einfachen Rudimentär-Methode erreicht der Installateur etwa 30 % des Potenzials einer genauen Berechnung. Sie basiert z. B. auf einer Voreinstellung der Ventile anhand einfachster Klassifizierung: Größe der Heizkörper (klein/mittel/
groß) bzw. Länge der Anbindungen (kurz/mittel/lang). Einschätzung: Die Rudimentär-Methode ist besser als nichts zu tun. Allerdings ist
sie weder förderfähig noch repräsentiert sie die
allgemein anerkannten Regeln der Technik.
Abgleich nach installierter Heizkörperleistung: Diese Methode basiert auf der Annahme, dass die installierte Heizkörperleistung
Bild: Lutz/Räder
lich bestätigen muss. Hinzu kommen zahlreiche Presseveröffentlichungen, Untersuchungen sowie die Info-Kampagne „Meine Heizung
kann mehr“ von Co2online. Letztere hat nachweislich für eine verstärkte Sensibilisierung bei
den Hausbesitzern gesorgt. Laut einer Handwerkerumfrage zum Startzeitpunkt der Kampagne im Januar 2012 sprach nur jeder zehnte
Kunde von sich aus den Heizungsfachmann
auf einen hydraulischen Abgleich an. Im Januar
2013 fragte bereits jeder fünfte Kunde.
Installateure sind gut beraten, aktiv mit
dem Thema hydraulischer Abgleich umzugehen und bei Bedarf Schulungen oder Webinare zu besuchen. Aktive SHK-Fachbetriebe
nutzen längst die Gunst der Stunde. Sie bieten die Dienstleistung offensiv an, weil sie
wissen, dass sich dadurch weitere Umsatzchancen ergeben: zum Beispiel durch den
Austausch von Heizflächen und Ventilen,
durch den Einbau von Funk-Einzelraumregelsystemen und von Hocheffizienzpumpen bis
hin zur kompletten Heizungsmodernisierung. Und das Potenzial ist noch groß, denn
laut Erhebungen von Co2online fehlt bei etwa 85 % aller Wohngebäude in Deutschland
der hydraulische Abgleich.
Bild: co2online
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Die in der Praxis verfügbaren Möglichkeiten zur Annäherung an den 100-%-hydraulischen Abgleich im Bestandsbau. Bereits mit der einfachen Klassifizierung nach der
Größe der Heizkörper erreicht man etwa 30 % des Potenzials einer genauen Berechnung;
die Abschätzung installierte Heizkörperleistung = Raumheizlast mit den Arbeitsmitteln
von Honeywell erreicht > 80 % der Qualität einer genauen Berechnung.
www.sbz-online.de
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Heizung - - - Hydraulischer Abgleich
Anteil der Gebäude mit hydraulischem Abgleich in Prozent. Vor allem in den alten
Bundesländern besteht Nachholbedarf. Wie die Grafik zeigt, sind dort lediglich
10 bis 15 % der Heizungsanlagen optimal eingestellt.
 9. Armaturen (Thermostatventile, Strangarmaturen) gemäß Datenermittlung einstellen
10. Thermostatregler oder ggf. elektronische Einzelraumregler montieren und
auf Wunschraumtemperatur einstellen
11. Übergabe der Dokumentation über die
Durchführung des hydraulischen Abgleichs (z. B. mit Einstellprotokollen, Tätigkeitsnachweisen, Fachunternehmererklärung bzw. ausgefülltes Bestätigungsformular)
Tipp: Den Heizkörper-Ventildatenschieber
von Honeywell gibt es auch als App fürs
Smartphone: Man gibt die Heizkörperleis-
Bild: Honeywell
schieber eine auf die Baureihe des Ventils
bezogene Voreinstellung. Bei einer Heizlast von 1 kW und einer Temperaturspreizung von 15 K ergibt sich ein Volumenstrom von 56 l/h. Die Voreinstellung
beim Thermostatventil VS von Honeywell beträgt dann 2,8.
  5. Auswahl der Heizkörperventile
  6. Förderhöhe der Pumpe ermitteln
  7. Ermittlung der Strangwassermenge (ggf.
pro Strang); bei Bedarf Auswahl der
Strangregulierarmatur(en) und Ermittlung der Einstellwerte
  8. Sorgfältiges Spülen der Anlage (voll geöffnete Armaturen)
Bild: Honeywell
der tatsächlichen Raumheizlast entspricht. Trifft
diese Annahme zu, liefert diese Methode exakte Ergebnisse. Doch Achtung: Wurde das Gebäude z. B. nachträglich gedämmt oder mit
neuen Fenstern ausgestattet, kommt es zu
einer fehlerhaften Voreinstellung der Ventile.
­
Gänzlich ungeeignet ist die Methode, wenn die
Heizlast des Gebäudes um mehr als 25 % verringert wurde. Eine zweite naheliegende Fehlerquelle ist die Tatsache, dass Heizkörper früher sehr großzügig ausgelegt wurden, was zu
teilweise erheblichen Überdimensionierungen
führte. Die Konsequenz in solchen Fällen wären
zu große Wassermengen und falsche Ventileinstellungen. Und auch für die Pumpenauslegung wäre die Datenbasis dann unzulänglich.
Nach überschlägiger Heizlastermittlung: Zur Erinnerung: Die Heizlast ist die Heizleistung bei Auslegungsbedingungen, die erforderlich ist, um eine bestimmte Raumtemperatur konstant zu halten. Eine vereinfachte
Bestimmung ist z. B. mit dem Datenschieber
oder der App von Honeywell ­möglich. Dabei
werden in jedem Raum alle wichtigen Bauteile betrachtet und auch eventuelle energetische Verbesserungen (Dämmung, neue Fenster etc.) berücksichtigt. Nachfolgend die Vorgehensweise in Einzelschritten im Überblick:
  1. Klassifizieren des Gebäudes (Baujahr, Zustand, durchgeführte Modernisierungsmaßnahmen etc.) sowie Ausmessen der
Flächen Raum für Raum
  2. Mit Datenschieber oder App eine vereinfachte Heizlastermittlung nach DIN EN
12831 durchführen; ermittelte Werte zur
Dokumentation in Tabelle eintragen
  3. Heizsystemtemperaturen
(Vor-/Rücklauf) bestimmen
  4. Ermittlung der Wassermengen und der
Heizkörper-Ventilvoreinstellwerte (mit
Ventilschieber). Konkret zeigt der Daten-
Bild: co2online
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Datenschieber und App: Der vereinfachte hydraulische Abgleich kann
per Datenschieber oder über eine Honeywell-App berechnet werden.
Hilfreich vor Ort: Von Honeywell gibt es auch die Heizlastberechnung und den Heizkörper-Ventildatenschieber als App.
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Heizung - - - Hydraulischer Abgleich
EXTRAS
Software
Mit Optimus Duo
abgleichen
Mit dem Programm Optimus Duo
bietet die Software des Kölner Unternehmens Hottgenroth/ETU Software die Möglichkeit, sowohl Heizkörper als auch Fußbodenheizungen hydraulisch abzugleichen. Es werden alle relevanten Gebäude- und Anlagendaten erfasst und die überschlägigen Heizlasten der einzelnen Räume berechnet. Darauf aufbauend ermittelt die
Anwendung die günstigsten Werte für Vorlauftemperatur sowie Pumpen- und Thermostatventileinstellungen des Heizsystems. Anhand dieser Daten kann der hydraulische Abgleich durchgeführt und nachgewiesen werden. Die Ergebnisse können ausgedruckt und
für KfW- und BAFA-Anträge zur Kreditvergabe genutzt werden.
Darüber hinaus ist es mit Optimus Duo möglich, über den Sanierungsassistent Vorlauftemperaturen sowie energetische Verbesserungen am Gebäude oder der Anlagentechnik
zu ­berechnen. Weitere Informationen gibt es bei Hottgenroth/ETU:
Telefon: (02 21) 70 99 33 40
Telefax: (02 21) 70 99 33 44
E-Mail: [email protected]
www.hottgenroth.de
tung und die Temperaturspreizung zwischen
Vorlauf- und Rücklauftemperatur ein. Nach
Auswahl des passenden Ventiltyps werden
dessen kv-Wert sowie die erforderliche Voreinstellung angezeigt. Einschätzung des Verfahrens „Abgleich nach überschlägiger Heizlastermittlung“: Der Zeitaufwand für den hydraulischen Abgleich dürfte bei einem Einfamilienhaus mit zwölf Heizkörpern bei etwa
drei Stunden liegen. Die Qualität der Maßnahme beträgt etwa 80 % im Vergleich zur
genauen Berechnung des hydraulischen Abgleichs.
Mit softwarebasierten Näherungsverfahren: Im Rahmen der Optimus-Studie wurde für Bestandsimmobilien die Relevanz des
hydraulischen Abgleichs untersucht und
nachgewiesen. Ausgangspunkt war ein 1998
erbautes Mehrfamilienhaus in Braunschweig
mit 18 Wohneinheiten und einer Wohnfläche
von 1250 m². Die Optimierung erfolgte allein
durch
SBZ TIPP
Keine Angst vorm hydraulischen Abgleich!
Selbst die effizientesten Produkte bringen nur begrenzte Einsparungen, wenn die Hydraulik nicht stimmt. Damit die Anlage ihre Wirkung entfalten kann, ist ein Abgleich zwingend erforderlich. Das kostenlose Webinar gibt praxisnahe Tipps und zeigt anhand von
Beispielen, welche konkreten Maßnahmen erforderlich sind und wie sich die Anforderungen mit möglichst geringem Aufwand umsetzen lassen. Nicht die Theorie, sondern
die Herausforderungen der täglichen Praxis stehen im Vordergrund.
Mit Jürgen Lutz und Frank Räder erläutern zwei praxiserprobte Experten der Firmen Honeywell und Grundfos alle wichtigen Aspekte für die erfolgreiche Durchführung – Praxistipps zu Anlagenhydraulik, Pumpentechnik, Armaturen und Regelungstechnik i­nklusive.
Das 75-minütige Webinar, das speziell für SHK-Handwerker und
Fachplaner entwickelt wurde, können Sie via Internet im Büro
oder zu Hause verfolgen. Per Live-Chat erhalten Sie zudem die
Möglichkeit, Ihre individuellen Fragen zum vorgetragenen Thema
einzubringen. Downloads, Checklisten und Argumenta­tionshilfen
ermöglichen die Vertiefung des Themas.
Melden Sie sich gleich für den 11. 11. 2013 oder 27. 11. 2013
unter www.gentner.de/webinar an.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme. Ihr SBZ-Team wünscht Ihnen
schon jetzt neue Erkenntnisse und viel Spaß beim Webinar.
Dirk Schlattmann
SBZ-Chefredakteur und
Handwerksmeister
Unter www.gentner.de/Webinar haben
wir hilfreiche Arbeitsmittel hinterlegt.
Hilfsmittel und Zusatzinformationen
finden Sie auch unter den Extras auf
der SBZ-Homepagesbz-online.
▪▪ Leitfaden zum hydraulischen
Abgleich im Bestand
▪▪ Tabellen zur Heizlastberechnung/
Ermittlung der Ventilvorein­stellung
▪▪ EDV-Datenschieber zur Abschätzung
der Heizlast nach DIN 12831
▪▪ EDV-Datenschieber zur Ermittlung
der Ventilvoreinstellung
▪▪ Pumpenhandbuch
▪▪ Pumpentauschliste und vieles mehr
→ www.sbz-online.de/extras
▪▪ die Voreinstellung der vorhandenen
Thermostatventile,
▪▪ die Anpassung der Pumpenförderhöhe,
▪▪ die Anpassung der Regelungseinstellung
(Vorlauftemperatur).
Ergebnis: Eine Verbrauchsreduzierung an
thermischer Energie von 99 auf 78 kWh/m²a,
das entspricht einer Einsparung von 21 %. Im
Rahmen dieser Studie wurden auch Verfahren zur Anlagenoptimierung von bestehenden Ein- und Mehrfamilienhäusern erarbeitet. Die Umsetzung kann heute mithilfe von
leistungsfähiger Software durchgeführt werden, z. B. mit dem Programm Optimus Duo
der Firma ETU/Hottgenroth. Bei solchen Softwarelösungen werden die Transmissionsund Lüftungswärmeverluste eines Gebäudes
mit sehr hoher Genauigkeit ermittelt. Die Anlagenoptimierung umfasst, neben der Einstellung der Armaturen und der richtigen
Auswahl und Einstellung der Pumpe, auch
die Optimierung der Vorlauftemperatur und
weiterer Anlagenparameter. Einschätzung:
Der Aufwand beim Abgleich mit softwarebasierten Näherungsverfahren geht in Richtung
einer klassischen Planungsaufgabe. Die Qualität dieser Maßnahme liegt bei über 90 % im
Vergleich zur genauen Berechnung des hydraulischen Abgleichs.
Nach exakter Heizlastermittlung (DIN
EN 12831) und Rohrnetzberechnung: Die
Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 ist
die exakteste, aber auch aufwendigste Berechnungsmethode. Die Berechnung erfordert genaue Kenntnisse über die Gebäudegeometrie und den Aufbau der wärmeübertragenden Bauteile. Diese Methode lässt sich
im Gebäudebestand bei fehlender Datenbasis ohne Vereinfachungen nur sehr schwer
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Betriebssicherheit und Effizienz
sicherstellen
Fördergeld für den Abgleich
▪▪ KfW-Förderung : Die KfW Förderbank fordert den hydraulischen Abgleich nicht
nur, sie fördert ihn auch: Hauseigentümer können zwischen einem Zuschuss
oder einem günstigen Kredit für die Optimierung der Wärmeverteilung wählen.
Einen Zuschuss im Rahmen des Programms 430 (Energieeffizient Sanieren) gibt
es beispielsweise ab einer Gesamt-Investitionssumme von 3000 Euro. Dies ist vor
allem für Wohnungseigentümer-Gemeinschaften in Mehrfamilienhäusern interessant. Aber auch Eigentümer von Einfamilienhäusern, die zusammen mit dem hydraulischen Abgleich den Heizkessel tauschen oder im großen Stil dämmen, können von den Fördertöpfen profitieren: All diese Maßnahmen unterstützt die KfW
Förderbank mit einem Zuschuss von 10 %. Wichtig: Fördermittel für eine bestimmte Maßnahme gibt es nur wahlweise vom BAFA oder von der KfW.
▪▪ Regionale Förderung: Einige lokale Energieversorger, Kommunen und Energieagenturen fördern den hydraulischen Abgleich pauschal mit attraktiven Zuschüssen, zum Beispiel die Stadtwerke Emden und die Stadt München. Eine aktuelle
Liste dazu gibt es im Internet unter www.meine-heizung.de/service/faqs (FAQNr. 21).
und aufwendig umsetzen. Zur exakten Ermittlung der Druckverluste des Rohrleitungssystems ist zudem eine Berechnung erforderlich, die im Bestand ebenfalls mangels Auslegungsdaten kaum umsetzbar ist.
Pumpentechnik auf
aktuellen Stand bringen
Im Altbau trifft der Fachhandwerker meist auf
eine ungeregelte Heizungspumpe oder auf ein
manuell in Stufen einstellbares Modell, das oft
mit Volllast läuft. Hauptnachteile der ungeregelten Pumpe sind der zu hohe, nicht mehr
zeitgemäße Stromverbrauch sowie die Tatsache, dass die Förderhöhe mit abnehmendem
Förderstrom zunimmt. Wenn also das Thermostatventil, z. B. bei Sonneneinstrahlung, den
Volumenstrom am Heizkörper drosselt, erhöht
die ungeregelte Pumpe gemäß ihrer Kennlinie
die Förderhöhe. In ungünstigen Fällen können
dann Strömungsgeräusche auftreten.
Neue, regelbare Hocheffizienzpumpen
amortisieren sich allein aufgrund ihres deutlich geringeren Stromverbrauchs nicht nur in
kürzester Zeit. Sie passen zudem ihre Drehzahl automatisch dem bei Heizungsteillastbetrieb schwankenden Volumenstrom an. So
werden Strömungsgeräusche vermieden.
Übrigens: Durch die am 1.1.2013 in Kraft getretene EU-Richtlinie 641 ist die drehzahlgeregelte Heizungsumwälzpumpe de facto
zum gesetzlich vorgeschriebenen Standard
erhoben worden. Im Beratungsgespräch sollte der Installateur seinen Kunden unbedingt
darauf hinweisen, dass es bereits heute Pumpenmodelle gibt, die nicht nur den aktuellen
bzw. künftig gesetzlich vorgeschriebenen
Energieeffizienzindex (EEI) von 0,27 bzw. von
0,23 ab 2015 erfüllen. So erreichen z. B. die
Grundfos-Pumpen Alpha2 und Magna3
­einen EEI von unter 0,20 (Beispiel: EEI = 0,15
beim Alpha2-Modell 25–40).
Im Zusammenhang mit dem hydraulischen Abgleich ist Folgendes zu beachten: In
nicht abgeglichenen Systemen stellt sich
häufig ein höherer Förderstrom ein als tatsächlich nötig. Die Ursache dafür sind die zu
geringen Widerstände aufgrund fehlender
Ventil-Voreinstellungen. Dieser unnötige Förderstrom schlägt mit zusätzlichen Energiekosten zu Buche. Im Extremfall kann dies sogar
dazu führen, dass eine Pumpe außerhalb des
zulässigen Kennlinienbereichs läuft und Schaden nimmt. In letzter Konsequenz bedeutet
dies, dass der hydraulische Abgleich auch für
einen sicheren und energieoptimalen Pumpenbetrieb unabdingbar ist.
Die AutoadaptFunktionalität der
Hocheffizienz-Heizungspumpen Alpha2 und Magna 3
unterstützt den Installateur beim hydraulischen Abgleich
im Bestandsbau.
Um ein Maximum an Betriebssicherheit und
Energieeffizienz sicherzustellen, bieten die Alpha2 und Magna3 interessante Funktionen.
Neben den üblichen Regelungsarten verfügen beide Pumpentypen über die bewährte
Autoadapt-Technologie. In diesem Regelungsmodus überprüft die Pumpe die Anlagenverhältnisse und passt die Steigung der
Proportionaldruck-Kennlinie selbsttätig an
die hydraulischen Gegebenheiten an. Hierdurch wird unnötiger Energieverbrauch, aber
auch die Gefahr der Geräuschbildung deutlich reduziert. Hinzugekommen ist bei der
Magna3 die Funktion Flowlimit, mit der ein
Maximalwert für den Förderstrom vorgegeben werden kann. Diese Förderstrombegrenzung kann in den unterschiedlichen Betriebsmodi zugeschaltet werden.
Anwendungsbeispiel: Sind die Kesselleistung und die Temperaturdifferenz bekannt,
kann davon der maximal notwendige Förderstrom abgeleitet werden. Mittels Flowlimit
lässt sich die Pumpe nun auf diesen maximalen Förderstrom begrenzen. Je nach Anlagenverhältnissen spart die Begrenzung des Förderstroms zusätzlich Energie und macht den
Einsatz von Regelarmaturen teilweise überflüssig. Sogar im Autoadapt-Modus lässt sich
die Volumenstrombegrenzung mittels der
Funktion Flowadapt einstellen.
Eine weitere neue Funktion ist die integrierte Wärmemengenerfassung. Die Magna3 verfügt über einen kombinierten Differenzdruck-/
Temperatursensor. In Verbindung mit einem
zusätzlichen (externen) Temperatursensor im
Rücklauf kann die Pumpe damit sogar die geförderte Wärmemenge und die Wärmeleistung
erfassen. Diese Funktion erlaubt Rückschlüsse
auf die Betriebsweise und auf die Hydraulik.
Bild: Grundfos
Info
www.sbz-online.de
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Heizung - - - Hydraulischer Abgleich
RECHT + GESETZ
Was sagt das VDMA-Einheitsblatt
24199 zum hydraulischen Abgleich?
Hydraulisch abgeglichene Strömungskreise vermeiden typische Mängel wie
ungleichmäßige bzw. nicht bestimmungsgemäße Wärme-/Kälteverteilung,
zu hohe oder zu geringe Pumpenleistung, falsche Ventilautorität, falsche Heizkennlinieneinstellung, Reduzierung des
Wärme- oder Kälteerzeugerwirkungsgrades, Geräuschbildung, sowie die Nichterfüllung der technischen Anschlussbedingungen bei Fernwärmeanlagen.
Bild: Grundfos
Hydraulisch abgeglichene Strömungskreise sind eine Voraussetzung für einen
bestimmungsgemäßen Betrieb von Heizungsanlagen. Eine wirtschaftliche und
ökologische Betriebsweise (Energieeinsparung, CO2-Minderung) wird damit
sichergestellt.
Kein Science-Fiction, sondern Realität heute: Die Grundfos-Pumpen können
über Smartphones gesteuert und eingeregelt werden.
Was sagt die EnEV 2009?
Hydraulischer Abgleich: Die Anforderungen an das Referenzgebäude nach Anlage 1 bzw. 2 der EnEV2009 umfassen ein
hydraulisch abgeglichenes Rohrnetz.
Drehzahlgeregelte Pumpen: EnEV § 14
Verteilungseinrichtungen und Warmwasseranlagen Abschnitt 3: In Zentralheizungen mit mehr als 25 kW Nennleistung
sind die Umwälzpumpen der Heizkreise
beim erstmaligen Einbau und bei der Ersetzung so auszustatten, dass die elektrische Leistungsaufnahme dem betriebsbedingten Förderbedarf selbsttätig in
mindestens drei Stufen angepasst wird,
soweit sicherheitstechnische Belange des
Heizkessels dem nicht entgegenstehen.
Was sagt die VOB C – DIN 18380?
Der SHK-Fachhandwerker ist laut BGBbzw. VOB-Werkvertragsrecht verpflichtet, ein mangelfreies Werk abzuliefern,
wozu auch der hydraulische Abgleich
gehört. Er ist eine Nebenleistung der
VOB C – DIN 18380 und bei Anlagen in
Neubauten sowie bei Heizungsmodernisierungen nach den anerkannten Regeln der Technik zu erwarten:
„3.1.1. ...Armaturen und Rohrleitungen
sind durch Berechnungen so aufeinander abzustimmen, dass auch bei den zu
erwartenden wechselnden Betriebsbedingungen eine ausreichende Wassermengenversorgung sichergestellt ist...“
„3.5.1. ...Der hydraulische Abgleich ist
mit den rechnerisch ermittelten Einstellwerten so vorzunehmen, dass bei bestimmungsgemäßem Betrieb, also z. B.
auch nach Raumtemperaturabsenkung
oder Betriebspausen der Heizungsanlage alle Wärmeverbraucher entsprechend ihrem Wärmebedarf mit Heizwasser versorgt werden...“
Praktisch ist das auf dem Pumpenkopf platzierte, farbige TFT-Display mit übersichtlicher
Menüstruktur und Klartext-Meldungen. Es
zeigt die aktuellen Betriebsparameter an und
bietet schnellen Zugang zu den Einstellmöglichkeiten. Mit der (optionalen) Parametrierund Diagnoselösung Grundfos GO lassen sich
die neuen Magna3-Modelle drahtlos per Android-Smartphone bzw. per iPhone, iPad oder
iPod Touch bedienen. Gleichzeitig ist über diese Geräte der Zugriff auf alle Informationsquellen möglich, die Grundfos dem Anwender
über das Internet zur Verfügung stellt. Im Zusammenhang mit dem hydraulischen Abgleich
ist eine Analyse-Funktion der Magna3 von besonderem Interesse: Die Pumpe sammelt im
Abstand von acht Minuten ­eine Vielzahl von
Betriebsdaten. Hieraus lässt sich per Knopfdruck ein Lastprofil erstellen, das die verschiedenen hydraulischen Lastzustände der Anlage
visualisiert. Die Auswertung dieses Lastprofils
liefert wichtige Hinweise auf weitere Optimierungsmöglichkeiten innerhalb einer Anlage.
Unverzichtbarer Bestandteil
Der hydraulische Abgleich ist unverzichtbarer
Teil eines energieeffizienten und störungsfrei
funktionierenden Heizsystems. Mit überschaubarem Zeitaufwand kann der Fachhandwerker mittels des vorgestellten Näherungsverfahrens „Abgleich nach überschlägiger Heizlastermittlung“ im Gebäudebestand
eine Qualität von etwa 80 % erreichen (im
Vergleich zur genauen Berechnung des hydraulischen Abgleichs).
Der Handwerker muss sich darauf einstellen, dass aufgeklärte Hausbesitzer, insbesondere im Modernisierungsbereich, den hydraulischen Abgleich in Zukunft deutlich aktiver
einfordern werden. Nicht zuletzt sind damit
auch staatliche Förderungen und Zuschüsse
von der KfW und vom BAFA verknüpft. Heizungsfachbetriebe sollten sich deshalb nicht
passiv verhalten, sondern Fachkompetenz signalisieren, indem sie das Potenzial von energetischen Optimierungsmöglichkeiten offensiv
anbieten. Nicht selten entstehen daraus neue
Kundenbeziehungen und größere Aufträge.
Dies bestätigt auch die Fachhandwerkerumfrage der Kampagne „Meine Heizung kann
mehr“ von Co2online: Bei 50 % aller hydraulisch abgeglichenen Bestandsanlagen werden
gleichzeitig auch Thermostatventile und die
Heizungspumpe getauscht. Als Einzelmaßnahme erfolgt der hydraulische Abgleich lediglich bei 11 % der Anlagen. Somit lohnt sich
der hydraulische Abgleich sowohl für Kunden
als auch für Handwerksbetriebe; eine typische
Win-win-Situation.
autorEN
Dipl.-Ing. Frank
­Räder ist Schulungsingenieur und Teamleiter Kundenschulung der Grundfos GmbH in Erkrath,
E-Mail: [email protected],
www.grundfos.de
Heizungsbaumeister
Jürgen Lutz leitet
das Seminar- und
Schulungswesen
bei Honeywell in
Schönaich, E-Mail:
juergen.lutz@
honeywell.com, www.honeywell.de
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