Kinder und Jugendliche in Hofheim
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Kinder und Jugendliche in Hofheim
Kinder und Jugendliche in Hofheim Ergebnisse der Lebensweltanalyse 2003 bsj e.V. Marburg Oktober 2003 Stefanie Lambrecht Ute Dithmar Prof. Dr. Lotte Rose Christian Meineke 2 Werner Meyer 3 Impressum Herausgeber: Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit (bsj) e.V. Biegenstrasse 40, 35037 Marburg Tel.: 06421-685330, [email protected] in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Hofheim Wir bedanken uns an dieser Stelle für die viele Unterstützung, die wir bei der Vorbereitung und den Untersuchungen in der Stadt Hofheim erfahren haben, insbesondere bei Frau Bürgermeisterin Gisela Stang, Herrn Fachbereichsleiter Adolf Schmidt, dem Team der Kinder- und Jugendarbeit und weiteren Beteiligten aus der Stadtverwaltung. Weiterhin danken wir den Schulen in Hofheim für Ihre Mitarbeit bei den Bewegungslandkarten an den Grundschulen und der Durchführung der schriftlichen Befragung an den Schulen im Sek. I Bereich. Bei den Bewegungslandkarten haben uns ortskundige Personen, insbesondere aus der lokalen Politik und von sozialen Einrichtungen, unterstützt. Unser ganz besonderer Dank gebührt den Kindern und Jugendlichen, die uns von ihrem Leben berichtet bzw. Fragebogen ausgefüllt haben und die am Zustandekommen dieses Berichtes beteiligt waren. Folgende Personen haben an den Untersuchungen mitgewirkt: Bewegungslandkarten an den Grundschulen Christian Meineke, Ute Dithmar, Mara Meske Jens Hering-Hofmann, Christa Katzenbach, Sascha Meyer, Karin Wetzig, Sabine Winkel Interviews im öffentlichen Raum Stefanie Lambrecht Kateryna Dubinker, Conny Engelhardt, Oksana Fedunyk, Mara Meske, Sascha Meyer, Sabine Winkel, Bernd Wöll Gruppeninterviews Prof. Dr. Lotte Rose Nicole Alschansky, Leticia Barbieri, Nicole Berlet, Frauke Bohm, Angela Bromkamp, Tomica Buchholz, Manuela Bürger, Irene van Daalen, Nora David, Torben Döring, Sonja Falge, Natascha Haubrich, Sonja Heilmann, Christine Hueg, Gesine Joachim, Boris Köpfler, Bettina Kopp, Timo Kresslein, Julia Mühl, Silvia Neubauer, Tanja Niebel, Sonja Niesler, Cem Özdemir, Angela Reichert, Isa Rusch-Hübner, Kerstin Schäfer, Alexandra Schlösser, Steffi Stastny, Roxana Stojanovici, Sven Witt, Conny Zippel, Dominik Zordan Schriftliche Befragung Werner Meyer Kristina Bittern, Jan Enkler, Annemarie Naumann, Lisa Nießen, Jan Rose, Kathrin Schäfer, Max Schumacher, Sabine Winkel Koordination Ute Dithmar 4 Schlüsselthemen in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen in Hofheim............................................................ 9 Mobilität ................................................................................................................................9 Angst und Sicherheit ..........................................................................................................12 Kommerz .............................................................................................................................14 Sport und Bewegung...........................................................................................................17 Treffpunkte..........................................................................................................................18 Kinder- und Jugendarbeit und Vereine............................................................................21 Kommunale und kirchliche Kinder- und Jugendarbeit .................................................... 22 Vereine ........................................................................................................................... 26 Gemeinsamkeiten und Differenzen von Vereinsmitgliedern und Besuchern der Jugendarbeit ................................................................................................................... 28 Nutzungskonflikte...............................................................................................................30 Kulturelle Abgrenzungen und Sortierungen....................................................................31 Leben in lokalen Sozialräumen ................................................ 34 Hofheim – Kernstadt und Nordstadt ................................................................................34 Marxheim/Hofheim-Süd ....................................................................................................40 Diedenbergen.......................................................................................................................45 Langenhain ..........................................................................................................................46 Lorsbach ..............................................................................................................................49 Wallau ..................................................................................................................................51 Wildsachsen.........................................................................................................................59 Handlungsempfehlungen für die Stadt Hofheim ...................... 61 Öffentliche Treffpunkte .....................................................................................................61 Das Hofheimer Kino........................................................................................................ 62 Spielplätze ...................................................................................................................... 64 Gewerbegebiet Wallau.................................................................................................... 66 Kommerz .............................................................................................................................67 Sport- und Bewegungsräume.............................................................................................68 Sportvereinsgelände ....................................................................................................... 69 Skaten am Kreishaus...................................................................................................... 69 Verkehr ................................................................................................................................70 Mobilität ..............................................................................................................................72 Soziale Sicherheit ................................................................................................................72 Vereine .................................................................................................................................74 Kinder- und Jugendarbeit..................................................................................................75 Spielmobil ....................................................................................................................... 75 Jugendtreffs .................................................................................................................... 75 Jugendhaus Hofheim ...................................................................................................... 76 Ferienfreizeiten ............................................................................................................... 77 Übergänge in die Jugendarbeit....................................................................................... 77 Raumaneignung und -erschließung................................................................................ 78 „Raummanager“.............................................................................................................. 79 Partizipation und „Nachforschungen“.............................................................................. 81 5 Darstellung der Erhebungsmethoden ...................................... 83 Bewegungslandkarten ........................................................................................................83 Durchführung der Bewegungslandkarten ....................................................................... 83 Schriftliche Befragung........................................................................................................87 Durchführung der schriftlichen Befragung ...................................................................... 87 Einzelinterviews im öffentlichen Raum ............................................................................88 Durchführung der Einzelinterviews ................................................................................. 88 Gruppeninterviews .............................................................................................................89 Durchführung der Gruppeninterviews ............................................................................. 90 Anhang: Ergebnistabellen ........................................................ 92 Die Fotos in diesem Bericht sind während der Erhebungen entstanden. Die Zeichnungen der Kinder verdanken wir insbesondere den Kindern aus den ersten Klassen, die Ihre Antworten während der Bewegungslandkarten dokumentiert haben. 6 Einleitung Im Mai und Juni 2003 gab es neben der großen Hitze und Trockenheit in der Stadt Hofheim für Kinder und Jugendliche ein weiteres Gesprächsthema: Sie wurden zu ihrem Leben und nach ihren Wünschen befragt. Eine Projektgruppe aus Marburg und Studierende der Fachhochschule Frankfurt waren in Hofheim unterwegs. Bewegungslandkarten an den Grundschulen, Gruppeninterviews mit Jugendgruppen und Einzelinterviews im öffentlichen Raum wurden ergänzt durch eine schriftliche Befragung der Klassen 5 bis 10 an den Hofheimer Schulen. Nach längerer Vorbereitungszeit wurde damit ein Vorhaben der Stadt Hofheim realisiert, mehr Aufschlüsse über die Lebenssituation junger Menschen in Hofheim zu gewinnen, um die kommunalen Daseinsvorsorge noch besser gestalten zu können. Durch die öffentliche Vorbereitung, die Mitwirkung vieler Erwachsener und die breite Resonanz in der Presse wurde in diesen beiden Sommermonaten bereits ein Klima in Hofheim erzielt, dass zeigt: Es lohnt sich, Kindern und Jugendlichen systematisch zuzuhören. Auch den beteiligten jungen Menschen hat es gefallen, intensiv befragt zu werden und ihre Wünsche und Vorstellungen äußern zu können. Nunmehr legen wir die Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Erhebungen vor. Dabei werden die Einzelergebnisse der verschiedenen Erhebungsmethoden zusammen gefasst. Begonnen wird mit den „Schlüsselthemen“. Dies sind die in der Auswertung gefundenen wichtigen Themen der jungen Menschen in Hofheim. Anschließend wird das Leben und Erleben der Kinder und Jugendlichen in den Hofheimer Stadtteilen beschrieben. Bereits hier werden zahlreiche konkrete Vorschläge und Vorstellungen der jungen Menschen deutlich. Den Abschluss bilden die zusammenfassenden Handlungsempfehlungen für die weitere Entwicklung der kinder- und jugendfreundlichen Stadt Hofheim. Im Anhang werden die Instrumente und Methoden erläutert. Mit diesem Bericht ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Nach einer ersten Diskussion in den zuständigen Gremien und in der Verwaltung werden die Ergebnisse öffentlich dargestellt und können besprochen und dann künftig konkretisiert werden. Der Bericht kann auch zur Weiterarbeit und für neue Projekte, z. B. im Unterricht an den 7 Hofheimer Schulen benutzt werden. Die Daten der schriftlichen Befragung werden auf Wunsch für Unterrichtszwecke zur Verfügung gestellt. Der bsj e.V. hat den Auftrag der Stadt Hofheim für die Lebensweltanalyse unter anderem deshalb erhalten, weil der Untersuchungsansatz nicht einfach Klagen und Wunschlisten auflistet, die dann relativ einfach abgearbeitet werden können. Vielmehr wurde umfassend auf das Leben der jungen Menschen gesehen. Dabei wurden insbesondere auch das Positive und zufriedene Bewertungen erfasst. Die bisherige Gestaltung der Stadt und die damit verbundenen Entscheidungen sind das Ergebnis von oftmals langwierigen Aushandlungsprozessen, abhängig u.a. von schwierigen und von der Stadt auch nicht unmittelbar beeinflussbaren Faktoren. So sind diese Entscheidungen zum Teil bereits vor sehr langer Zeit getroffen worden, z. B. die bauliche Gestaltung des Stadtkerns bzw. der Ortskerne. Mit dem vorliegenden Bericht wird die Rolle junger Menschen in diesen Aushandlungsprozessen gestärkt. Zur Durchsetzung einer kinderfreundlichen Politik reicht es nun allerdings nicht aus, einfach die Vorschläge der Kinder in die kommunale Realität umzusetzen. Hierbei geht es nicht nur um finanzielle Probleme, sondern auch um Folgeprobleme und damit ggf. neue Konflikte. Auch Kinder bringen in kommunalpolitische Aushandlungsprozesse zunächst einmal wie die Erwachsenen ihre spezifischen Bedürfnisse und ihre subjektiven Interessen als Forderungen und Wünsche ein. Ganz abgesehen davon, dass es ”das Kind” bzw. „den Jugendlichen“ nicht gibt, sondern Mädchen und Jungen und unterschiedliche Altersgruppen mit je spezifischen Wünschen und Bedürfnissen. Ihre Vorschläge berücksichtigen nicht unbedingt mögliche Konflikte mit anderen Bevölkerungsgruppen, z. B. wenn ältere Kinder für sich mehr Spielmöglichkeiten haben wollen und die Möglichkeiten für Jüngere eingeschränkt werden sollen. Aufgabe der kommunalen Politik und der Gestaltung kommunaler Aushandlungsprozesse ist es aber gerade, die Belange der verschiedensten Teile der Bevölkerung zu kennen, sie abzuwägen und bei den Entscheidungen zu berücksichtigen. Bei der Auflistung von Wünschen zeigt sich oft ein weiteres Problem: In vielen Fällen drücken die ermittelten Vorschläge und Wunschvorstellungen der jungen Menschen weder das Bedürfnis, noch das Ziel aus. Oftmals, und dies lässt sich auch bei Erwachsenen immer wieder erkennen, wird nicht das Ziel, sondern das Mittel zur Zielerreichung in den Vordergrund gestellt. Die Verständigung und teilweise der Streit geht dann nur noch um die Fragestellung, ob ein bestimmtes Mittel richtig sei oder nicht. Eine Verständigung über den 8 dahinter steckenden Zweck, das Ziel oder den zu erreichenden Zustand findet kaum noch statt. In Hofheim konnten wir dies an der aktuellen Diskussion über das Kino beobachten. Der reine Wunsch nach einem Kino sagt noch nichts über das dahinter steckende Ziel aus: Geht es um aktuelle Filme, ist der Treffpunkt gefragt oder sind vielleicht nur die bunten Plakate wichtig. Für junge Menschen ebenfalls wichtig ist die lokale Erreichbarkeit. Hat es etwas mit der Lage zu tun? Für die Entscheidungsgremien, soweit die Stadt Hofheim in diesem Fall überhaupt direkte Einflussmöglichkeiten hat, ist es also die Herausforderung, zu verstehen, welche vielfältigen Bedürfnisse sich in dem Wunsch nach einem Kino verbergen. Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Wichtig ist, dass diese Fragen gestellt werden und dass ein Austausch und ein gemeinsames Suchen nach der besten Antwort erfolgt. Wir hoffen, dass Verlauf und Ergebnisse der Untersuchungen die künftigen Entscheidungen der Stadt Hofheim noch besser machen. 9 Schlüsselthemen in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen in Hofheim Die folgenden Punkte sind nach der Lebensweltanalyse die Schlüssel zum Verständnis der wichtigen Themen in der Lebensrealität junger Menschen in Hofheim. Mobilität Mobilitätsprobleme waren ein immer wiederkehrendes Problem bei den Befragungen der Kindern und Jugendlichen in Hofheim. Allerdings werden wahrgenommene Bewegungseinschränkungen von Jugendlichen deutlich häufiger thematisiert als von Kindern. Die Hofheimer Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren sind in ihrem nahen Lebensumfeld zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs. Diese grundsätzliche Mobilität wird eingeschränkt durch Verbote bzw. Ängste hauptsächlich seitens der Eltern, die zu einem Verbleib im privaten Raum oder in der sehr nahen Umgebung führen. Zusätzliche Einschränkungen ergeben sich durch den Autoverkehr bzw. Straßen- und Bahnstrecken, die einerseits durch ihre räumliche Lage aber auch durch den aktiven Verkehr selbst deutliche Grenzen setzen. Sonst berichten die Kinder, dass ihre Mobilität weitgehend von der Fahrbereitschaft und dem Fahrvermögen der Eltern bzw. von möglichen Mitfahrten bei Eltern von FreundInnen abhängig ist. Diese Aussagen beziehen sich vor allen auf die Nutzung von Attraktionen im weiteren Umfeld, wie das Main-Taunus-Zentrum, die Freibäder oder die Rhein-Main-Therme. Ebenfalls thematisiert wird von Kindern der lange Anfahrtsweg zu der Ausübung von Freizeithobbys, für die es im eigenen Wohnumfeld kein Angebot gibt (besondere 10 Vereinsaktivitäten, Schwimmen, Reiten). Sie beschreiben es als kompliziert und zum Teil auch unmöglich, an die entsprechenden Orte zu kommen und berichten von der Abhängigkeit, von ihren Eltern gefahren zu werden. So schildert ein Kind: „Ich wollte mal ins Schwimmbad, aber weil meine Mutter mich nicht fahren wollte, ging es eben nicht“ (Gruppeninterview). Andere Kinder erzählen, dass sie zu jung sind, um längere Strecken mit dem Bus oder mit der Bahn zu fahren. Deshalb können sie den Reiterhof oder die Eisporthalle auch nicht so oft besuchen, wie sie es eigentlich gerne möchten. Auch wenn in diesem Alter das direkte Wohnumfeld als Freizeitraum von der Mehrheit der Kinder offenbar als ausreichend und befriedigend erlebt wird, gibt es doch eine nicht unerhebliche Zahl von Kindern, die mit ihren Freizeitwünschen auf weiter entfernt liegende Orte verweisen. Vor allem Eltern und hier vermutlich hauptsächlich die Mütter scheinen nach der Erzählung der Mädchen und Jungen das kindliche Mobilitätsdefizit durch Fahrdienste zu kompensieren. Die sich auf das nahe Umfeld beschränkende Mobilität führt dazu, dass sich die Hofheimer Kinder Attraktionen und Angebote direkt ‚vor die eigene Haustür’ wünschen. Die Präsenz der Angebote vor Ort wird dann weniger häufig gewünscht, wenn das private Umfeld das Fehlen einer für Kinder attraktiven Umgebung ausgleicht, wie es z. B. häufig in Marxheim im Bereich der privaten Gärten gefunden wurde. Bei den Bewegungslandkarten konnte relativ wenig Nutzung des ÖPNV durch die Kinder festgestellt werden, mit Ausnahme des Schulbusses aus Richtung Lorsbach zur Pestalozzischule und wieder nach Hause. Allgemein kann gesagt werden, dass sich die Kinder in Hofheim Süd verstärkt im privaten Umfeld eines Hauses mit Garten bewegen und die Kinder in Hofheim Nord die eher 11 beengten Wohnverhältnisse in Wohnungen mit mehr Bewegung innerhalb ihres direkten Umfeldes ausgleichen. Im Gegensatz zu den Kindern wünschen sich die Jugendlichen eine stetige Erweiterung ihres Bewegungsradius und beklagen ihre vielfach eingeschränkte Mobilität. So ist es ihr Wunsch, sich aus dem Wohnumfeld weg zu bewegen, sich weiter entfernte Orte und deren Freizeitangebote zu erschließen. Ihr Ziel ist es nicht, Angebote vor Ort zu erhalten, sie fordern die Verbesserung der Mobilität z. B. durch ausgeweitete öffentliche Nahverkehrsangebote vor allem auch nachts und am Wochenende. Offensichtlich ist der öffentliche Nahverkehr nicht an die jugendlichen Mobilitätsrhythmen angepasst. Auch das nächtliche Sammeltaxi ist keine befriedigende Alternative, da es nach der Schilderung der Jugendlichen zu früh seine Fahrten einstellt. Aus Not wird so manchmal die ganze Nacht ‚durchgemacht’, da es keine Möglichkeit gibt, nach Hause zu kommen. Bei den Interviews erweist sich das Thema Mobilität für Jugendliche als zentrales Problem; nimmt man die Menge der Nennungen wie auch die erzählerische Erregtheit bei dieser Angelegenheit als Meßlatte hierfür. In jedem der Interviews mit den Jugendgruppen wurde über die fehlende oder erschwerte Mobilität intensiv geklagt. Lediglich eine Gruppe von Mädchen mit Migrationshintergrund1 schilderte, dass sie in Hofheim alles gut zu Fuß erreichen können, was sie brauchen und nutzen dürfen. Einen Quantensprung in der Mobilität bringt die Volljährigkeit, der Führerschein und die Verfügung über ein Auto mit sich. Bei den jungen Erwachsenen dehnt sich der Bewegungsradius rasant über die Kreisgrenzen aus. Dies zeigt sich in den Gruppeninterviews besonders eindrücklich in der Punktmethode. Die zugrunde liegende Kreiskarte reichte häufig nicht aus, um all diejenigen Orte zu markieren, an denen die Befragten ihre Freizeit verbringen. Erwachsenwerden geht einher mit einer erfolgreichen Raumerweiterung, wobei die Orientierung stärker nach Wiesbaden und Mainz als nach Frankfurt (ausgenommen Main-Taunus-Zentrum) gerichtet sind. Mobilität kostet jedoch immer Geld; d.h. wer über nur geringe finanzielle Ressourcen verfügt, bleibt auf seinen Nahraum verwiesen. Besonders deutlich zeigt sich dies bei den Jugendlichen des Hofheimer Jugendhauses. Sie berichten, dass sie nur selten in die angrenzenden Großstädte kommen, weil die Fahrtkosten zu hoch sind. Die Auswertung der Fragebögen ergibt zusammenfassend, dass von rund 8 % der Befragten bessere Bus- und Bahnverbindungen vorgeschlagen werden. Differenzierter untersucht 1 Unter diesem Begriff fasst die Forschungsgruppe alle aus dem Ausland zugewanderten jungen Menschen zusammen, unabhängig vom Status oder der Nationalität. Diese Gruppe umfasst weiterhin in Deutschland geborene junge Menschen, wenn die Eltern (oder gar die Großeltern) zugewandert sind und sich diese Zuwanderung noch auf die 12 betreffen die Wünsche vor allem die Schulbusse und deren zeitliche Abstimmung, häufigere Verbindungen zwischen den Stadtteilen sowie auch nach außerhalb (z. B. Main-TaunusZentrum) oder das abendliche Sammeltaxi. Der Wunsch nach besseren Bus- und Bahnverbindungen wird von allen Kindern und Jugendlichen aus allen Hofheimer Stadteilen genannt. Überdurchschnittlich häufig aber kamen die Wünsche aus Langenheim, Lorsbach und Diedenbergen. Angst und Sicherheit Kinder spiegeln die Angst und die Verbote der Eltern wieder bzw. sie reagieren auf die Verbote, welche die Angst der Eltern ausdrücken. Diese Angst und diese Verbote sind in Hofheim und den Stadteilen auf verschiedene Orte und Räume gerichtet, z. B. auf den Bahnhof oder den Wald. Insgesamt gilt dies auch für entfernte Gebiete, für Verkehrsbereiche bzw. auf Personen oder Personengruppen, die etwas Schlimmes machen könnten, z. B. die Kinder entführen. Am ausgeprägtesten ist dieses Phänomen in Marxheim zu beobachten - jedenfalls sehr viel deutlicher als in anderen untersuchten Stadtteilen. Hier ist die Angst vor möglichen Kindesentführungen überall spürbar, die Kinder halten sich häufig zu Hause und in privaten Gärten auf. Auf Nachfrage beim Stadtarchiv der Stadt Hofheim zeigt sich jedoch, dass es in Marxheim in der Vergangenheit nicht zu einem solchen Vorfall gekommen ist. Offenbar hat sich die Wahrnehmung des Stadtteils von der Realität im Stadtteil abkoppelt. Die Angst muss imaginäre Bezugspunkte haben. Hier spielen wahrscheinlich Medienberichte über entsprechende Gewalttaten eine große Rolle, vielleicht gibt es noch andere Ursachen für diese verstärkte soziale Angst, ggf. spielen hier allgemeine soziale Gefährdungsgefühle gut situierter Eltern eine gewisse Rolle. Vieles deutet so darauf hin, dass in diesem Stadtteil ein quartiersbezogener Schreckensmythos entstanden ist, der sich seit längerer Zeit aufrecht erhält (vgl. auch Kapitel Marxheim). soziale oder kulturelle Situation auswirkt. 13 Die Themen Angst und Sicherheit beziehen sich auf verschiedene Gebiete: - Bahnhofsbereich. Verkehrsflächen sind in bezug auf Angst und Sicherheit von Kindern immer ein Problem. In den Äußerungen der Kinder kamen für diesen Bereich Zuschreibungen wie Dreck, ‚komische Leute’, Verkehr, Gestank, Müll, Besoffene und auffallend häufig Lärm vor. Einbezogen wird hier auch der Schwarzbach, z. B. durch seine hohe Einfassung. - Wald. Gerade in bezug auf den Wald wird anscheinend die Angst der Eltern oft von den Kindern übernommen. Die Kinder begründen ihre Angst oft mit Dunkelheit, bösen Menschen und wilden Tieren sowie der dort herrschenden Stille. „Meine Eltern haben mir verboten, in den Wald zu gehen. Ich finde es nicht schlimm, dass es mir verboten wurde, weil ich sowieso nicht alleine in den Wald gehen möchte. Sie haben es mir verboten, weil dort Wildschweine leben, weil dort keine Menschen sind, weil ich mich verlaufen könnte und weil dort irgendwelche Leute Kinder entführen könnten. Man kann leider nichts machen, aber ich finde es nicht schlimm“ (Mädchen, 10 Jahre). Angst ist zunächst als Phänomen zu beschreiben und ernst zu nehmen. Es reicht auch nicht aus, sie einfach durch den aufklärenden Verweis auf tatsächliche Realitäten zu korrigieren. Dennoch sollten die Angstäußerungen immer auch überprüft werden. Nach einem Hinweis auf Vandalismusschäden und Drogenspritzenfunde auf dem Y-Spielplatz in Marxheim während der Bewegungslandkarten wurde der entsprechende Ort sehr intensiv untersucht. Gefunden wurden dort zwar Nutzungsspuren, vermutlich auch von Jugendlichen, aber eindeutig keine Spuren von Vandalismus, Spritzen oder größerem Alkoholkonsum. Eine der Schlussfolgerungen der Kinder in bezug auf ihre Ängste ist der Wunsch nach mehr Sicherheit, der durch Regelungen der Nutzung des öffentlichen Raums und insbesondere durch erwachsenes Aufsichtspersonal nachgekommen werden solle. Bei den Jugendlichen tauchte das Thema in den Gruppengesprächen nur im 14 Zusammenhang mit spezifischen Orten auf, wobei diese Orte über die Gruppen hinweg eine relative Kontinuität hatten. Dies bedeutet, für alle Kinder und Jugendlichen gibt es gemeinsame Orte, die sie mit dem Gefühl der Bedrohung assoziieren. Dazu gehören unter anderem der Bahnhof/Busbahnhof, der Schwarzbach, Untertor und der Krankenhauspark in Hofheim. Alle Orte werden als verwahrlost beschrieben und mit ängstigenden und unangenehmen Menschen verbunden (‚Penner’, ‚Kiffer’). Es werden dort Übergriffe und Gewalttaten befürchtet und die Orte werden nach Möglichkeit vermieden. Dabei kann aber niemand von den Befragten von entsprechenden, selbst erlebten konkreten Erfahrungen erzählen. Nur in Einzelfällen wird berichtet, dass man jemanden kennt, der an einem dieser Orte tatsächlich Unangenehmes erlebt hat. Auch hier zeigt sich, dass sich unabhängig von der realen Gefahr Mythen verselbstständigen, die für bestimmte Orte immer weiter konstruiert und bestätigt werden. Das Thema Sicherheit taucht aber auch im Kontext der pädagogischen Institutionen auf. Immer wieder wird bemängelt, dass an den Schulen zuwenig ‚aufgepasst’ wird. Jugendliche wünschen sich dort mehr Kontrolle und Schutz, um Gewalt und Drogen einzudämmen. Für das Haus der Jugend wünschen sich die Mädchen aus dem Mädchentreff auch mehr regulierende Eingriffe gegen die Randale der Jungen. Demgegenüber äußern sich aber die Jugendlichen auch kritisch gegenüber der Kontrollmaßnahmen, die seit kurzem an der Weingartenschule praktiziert werden, z. B. das Abschließen des Schulgeländes, Öffnung nur zu Beginn und zum Schluss der Unterrichtszeiten und der Anmeldung des Toilettenbesuchs. Diese Regelungen sollen nach Ansicht der SchülerInnen wieder zurückgenommen werden, weil sie zu streng seien. Kommerz Die Schilderung der Kinder und Jugendlichen zu ihrem Alltag zeigen, dass kommerzielle Räume als Lebensräume einen großen Stellenwert haben. Dies gilt ohne Unterschied für Kinder und Jugendliche, für Mädchen und Jungen. Hier finden viele Aktivitäten statt und hierauf richten sich viele Wünsche. 15 Für die Kinder sind die kommerziellen Angebote vor allem interessant wegen ihres Treffpunkt- und Aufenthaltscharakter. Im Mittelpunkt steht in den weitaus meisten Fällen nicht der Wunsch ‚Geld auszugeben’. Die kommerziellen Angebote sind durch die Eltern zumindest teilweise mit Verboten belegt, weil die Eltern befürchten, dass den Kindern an diesen Orten etwas zustoßen könnte. Zum Teil wurde in diesem Zusammenhang von den Kindern der Begriff ‚Entführung’ genannt. Die Verbote sind umso strenger, je größer und unübersichtlicher das jeweilige kommerzielle Angebot ist. Die meisten Verbote richten sich gegen das Main-Taunus-Zentrum. Außerdem befürchten viele Eltern nach Aussagen der Kinder, dass bei ihren Kindern als potentielle Kundinnen und Kunden Bedürfnisse geweckt und entwickelt werden, die dann von ihnen eventuell nicht befriedigt werden könnten. Teilweise findet die Nutzung der kommerziellen Angebote auch als Familienaktivitäten statt. Vor allem die Kinder berichten von Schwimmbad- und Erlebnisparkbesuchen mit den Eltern. Das ‚mitgehen müssen’ zu Einkäufen der Eltern wird von den Kindern in vielen Fällen abgelehnt, vor allem, weil es hierbei meist nicht um die Befriedigung ihrer eigenen Wünsche geht. Diese Ablehnung wird noch stärker, wenn die Kinder sich in dem jeweiligen Geschäft bzw. dem Geschäftsbereich nicht alleine bewegen dürfen. Dies bezeichnet eine Ambivalenz, da einerseits diese Orte für die Kinder attraktiv sind, sie andererseits aber nicht so genutzt werden dürfen, wie die Kinder dies wollen. So sind Einkaufstouren mit den Eltern nicht unbedingt ein Vergnügen für die Kinder, wie sie bekunden: „Ich gehe nicht gerne nach Kriftel zum real, weil ich da fast jeden Tag mit meinen Eltern bin“ (Gruppeninterview). Zu unterscheiden sind kommerzielle Freizeit- und Vergnügungsangebote und kommerzielle Warenkonsumangebote. Zur ersten Kategorie lassen sich Schwimmbäder, Freizeitparks, Kino, Bowlingbahn, Kneipen, Eisdiele, Cafe, Internet- und Billardcafe zählen. Die Befragten berichten, dass sie sich dort gerne und oft aufhalten. Diese Orte gehören zur selbstverständlichen und begehrten Lebenswelt. Umgekehrt war ihr Fehlen oftmals Anlass zu Klagen. Heranwachsende bemängeln, wenn in ihrer Nähe keine entsprechenden Freizeitund Vergnügungsangebote vorhanden sind. Betroffen hiervon sind vor allem Kinder und Jugendliche, die außerhalb Hofheims wohnen. Eine exklusive Position nahm bei diesen Klagen im übrigen McDonald’s ein. Dieser Ort scheint in besonderer Weise die begehrten faszinierenden Vergnügungswelten zu symbolisieren. So etwas in der Nähe zu haben, wird zum Inbegriff des Glücks. Dabei geht es gar nicht unbedingt darum, dauernd dort zu sein und zu konsumieren, sondern alleine schon die Möglichkeit, jederzeit dorthin zu können, befriedigt ein Bedürfnis. Auch die Einkaufsterritorien sind selbstverständliche und begehrte Aufenthalts- und Erlebnisorte. So war immer wieder zu hören, dass das Bummeln durch Ladenstraßen und 16 Einkaufszentren eine willkommene Freizeitbeschäftigung für die Heranwachsenden ist. Diese Orte sind beliebte „Ausflugsziele“ am Nachmittag und Wochenende. Im Mittelpunkt steht dabei weniger das Kaufen von Waren als vielmehr die Teilhabe an dieser Welt durch Dabei Sein und Beschauen. Es geht des weiteren auch um das Erlebnis eigenständigen Konsums, d. h. um die Möglichkeit, Dinge leicht verfügbar zu haben, die begehrt werden. So war in vielen Interviews von Kindern und Jugendlichen zu hören, dass sie Einkaufsmöglichkeiten in ihrer Nähe wünschen: z. B. Aldi, Orsay, Tankstellen (weniger wegen des dort erhältlichen Treibstoffs als vielmehr ihre Kombination mit kleinen Lebensmittelläden). Die Zentralisierung des Konsums in städtischen Sonderzonen nimmt Heranwachsenden offensichtlich einerseits Unterhaltungsorte, andererseits aber schränkt sie auch Autonomiemöglichkeiten ein – die Möglichkeit, eigenständig und nach eigenem Geschmack zu konsumieren. Vor allem Mädchen äußern vielfach den Wunsch nach mehr Kleiderläden, insbesondere auch in den Stadtteilen. Teilhabe am Kommerz setzt jedoch immer auch Geldbesitz voraus. Dieser scheidet die Jugendlichen in zwei Gruppen: Zum einen gibt es Heranwachsende, die offenbar über ausreichende Geldbeträge verfügen (sei es selbstverdient oder aus familiären Quellen), um ohne sonderliche Verzicht- und Sparleistungen die gewünschten Konsumangebote auch uneingeschränkt nutzen zu können. Zum anderen gibt es aber auch Mädchen und Jungen, denen das Geld hierfür fehlt, die zurückstecken und Verzicht leisten müssen. Sich nicht alles leisten zu können, was man gerne möchte und dass die Kosten für die Mobilität zu hoch sind, davon berichten zahlreiche Jugendliche. Der Leidensdruck scheint jedoch in den meisten Fällen nicht allzu groß zu sein. Deutlich anders stellte sich dies nur in dem Gruppengespräch im Hofheimer Jugendhaus dar. Hier wurde von den BesucherInnen über eklatante Einschränkungen aufgrund des fehlenden Geldes berichtet: Taschengeld gibt es kaum („Vergiss es!“), Verdienstmöglichkeiten nur bisweilen. Kneipen werden nur selten 17 besucht, weil man dort etwas bestellen muss und so ist das Haus der Jugend der zentrale Anlaufpunkt, weil man für etwas anderes kein Geld hat. Der Wunsch nach öffentlichen und kommerziellen Räumen, die nichts kosten und gleichzeitig über eine attraktive Aufenthaltsqualität verfügen, steht bei Jugendlichen mit wenig oder keinem finanziellen Einkommen weit oben auf der Wunschliste. Sport und Bewegung Im Freizeitleben der befragten jungen Menschen nehmen Sport und Bewegung eine prominente Rolle ein. Gemessen an der Häufigkeit der Thematisierungen gibt es keine Freizeitaktivität, die an die sport- und bewegungsbezogenen heranreichen könnte – und dies sowohl bei Kindern wie auch bei Jugendlichen. Im Jugendalter rückt sie jedoch für Mädchen vergleichsweise in den Hintergrund. Zumindest wird es von diesen weniger genannt. Zu bedenken ist jedoch hier, dass in dieser Altersgruppe die Zahl der befragten Mädchen gegenüber der Gruppe der befragten Jungen niedriger war. Bei der Fragebogenaktion in den Schulen geben 75% der Mädchen und Jungen zwischen 11 und 13 Jahren an, dass ihnen Sport wichtig sei, und fast 89 % berichten, dass sie öfter bis sehr häufig Sport treiben. Bei den 14- bis 17jährigen spielt Sport generell auch eine große Rolle: 65 % beurteilen Sport als wichtigen Bestandteil ihres Freizeitlebens und 80 % geben an, öfter bis sehr häufig sportlich aktiv zu sein. Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren haben viel Bewegung im Alltag, da nahezu alle Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden (müssen). Viele Bewegungsangebote, die in Hofheim und den Stadtteilen angeboten werden, werden von den Kindern gut angenommen. So ist es auffällig, dass besonders viel Fußball gespielt wird, sei es im Verein oder als ‚Bolzen’ auf den verschiedensten Flächen. Die beeindruckend vielen Bolzplätze in Hofheim und den Stadtteilen werden intensiv genutzt. Diese Tätigkeit wird vor allen Dingen von Jungen ausgeübt, in einem vergleichsweise ungewöhnlich hohen Maß aber auch von Mädchen. Andere Sportarten, aktuell insbesondere auch das Schwimmen, wurden zwar erwähnt, aber nicht mit dem Stellenwert des Fußballspiels. In den Gruppengesprächen wurde eine große Palette von Sportaktivitäten genannt, die in Vereinen betrieben werden: Fußball, Volleyball, Tischtennis, Basketball, Handball, Schwimmen, Reiten, Tanzen, Judo, Leichtathletik. Vor allem in den Interviewgruppen mit 18 jüngeren Mitgliedern nannten alle mindestens eine Sportvereinsaktivität. Dazu kommen Sport-AG’s in den Schulen und nicht-organisierte, informelle Sportaktivitäten. Dies sind vor allem Straßenfußball, Schwimmen und Skaten, bei einzelnen Kindern auch Radfahren (auffällig war, dass das Radfahren insgesamt nur wenig genannt wurde). Besonders die Jungen weisen eine hohe Selbstorganisationskompetenz auf, was den informellen sportlichen Bereich betrifft. Sie verabreden sich mit Freunden zum kicken, skaten usw. und umgehen so zum Teil auch die Verpflichtungen, die eine Mitgliedschaft im Verein bedeuten würde. Eine besondere Rolle spielt das Skaten: In fast jedem Gespräch mit Jugendlichen wurde von Jungen – wenn auch nicht von allen - zur Sprache gebracht, dass passende Orte zum Skaten fehlen, dass die, die es gibt, zu weit weg oder unattraktiv sind. Bei Mädchen steht insbesondere auch das Reiten, sowohl vereins- wie vereinsungebunden hoch im Kurs. Grundsätzlich gilt jedoch, dass alle Bewegungsangebote, im öffentlichen Raum als auch auf Vereinsgelände, mit Ausnahme des Reitens auffallend wenig von Mädchen genutzt werden. Treffpunkte Zum Thema Treffpunkte werden an dieser Stelle insbesondere die Spielplätze in ihrer Bedeutung sowohl für Kinder als auch für Jugendliche analysiert und so genannte informelle Orte betrachtet. Für die 7 bis 11jährigen Kinder haben die Spielplätze eine relativ große Bedeutung. Sie werden nach dem Erzählen der Kinder auffallend häufig benutzt. Dies weist zunächst auf eine insgesamt gute Aufenthaltsqualität hin und die gute Unterhaltung durch die Stadt Hofheim. Allerdings lässt sich feststellen, dass es eine gute und ausreichende Ausstattung für Kleinkinder und jüngere Kinder, aber wenig Angebote für die älteren Kinder gibt. Es gibt viele Aussagen von Nutzungskonflikten. Sehr häufig wird die Ausstattung der Spielplätze genannt, indem die vorhandenen Spielmöglichkeiten für Jüngere als ‚Babykram’ 19 bezeichnet werden. Dies weist auf den Konflikt hin, dass diese Kinder noch bis vor kurzer Zeit selbst NutzerInnen dieser Spielgeräte waren und sich ihnen nun entwachsen fühlen. Die Spielausstattung ist ihnen vertraut und sie wollen sich davon absetzen. Oftmals werden auch Konflikte mit Älteren, insbesondere mit Jugendlichen genannt. Kritisiert wird, dass Jugendliche die Jüngeren vertreiben und den Spielplatz okkupieren und dann Dreck und Vandalismusspuren hinter lassen, z. B. in der Klarastraße in Marxheim oder in der Talstraße in Lorsbach. Teilweise gibt es bei den Kindern Forderungen an eine bessere Ausstattung von bestimmten Räumen für Jugendliche, damit ihnen in ihrem eigenen Spielbereich kein Konflikt droht. Im Übrigen kritisieren die älteren Kinder bei den Jugendlichen ein Verhalten der Besitzergreifung, welches sie selbst gegenüber den Jüngeren tätigen bzw. umsetzen. Auffällig ist, dass keinerlei Konflikte mit den anwohnenden Nachbarn erwähnt worden sind. Spielplätze werden von den Kindern nach telefonischer Verabredung gemeinsam und zielgerichtet genutzt. Dies bedeutet, dass die Kinder nicht einfach zum Spielplatz gehen, um mal nachzuschauen, ob jemand dort ist, mit dem sie spielen können. Dies gilt nicht für Jugendliche. Einige Spielplätze sind etablierte informelle Anlaufstellen für die Älteren. Es ist zu vermuten, dass die Jugendlichen die Plätze aus ihrer Kindheit kennen und sie nun – wenn auch mit anderen Bedürfnissen – einfach weiter nutzen. Sie treffen sich auf den Plätzen um zu reden, abzuhängen und zu rauchen bzw. abends z. T. auch zum Alkohol trinken. Sie wünschen sich mehr Sitzangebote möglichst mit Überdachung. Zu bedenken ist, dass die Bedeutung der Spielplätze für Kinder und Jugendlichen mit dem Mangel an privatem Raum steigt. Dort, wo die Wohnverhältnisse beengt sind, wo viele Geschwister vorhanden sind und kein eigenes Zimmer zur Verfügung steht, steigt zwangsläufig das Angewiesensein auf öffentliche Raumangebote. Die Nennung so genannter informeller Treffpunkte erfolgte fast nur bei den Jugendlichen. Für Kinder im Altersbereich von 7 bis 11 Jahre gibt es kaum informelle Aufenthaltsräume. Meistens treffen sich die befragten Kinder nach telefonischer Verabredung und gezielt in bestimmten Räumen (z. B. im eigenen Garten oder bei FreundInnen zu Hause). Im Rahmen 20 dieser gezielten Verabredungen haben natürlich Spielplätze den Charakter eines Treffpunktes, wenn mehrere Kinder, die sich zu zweit oder zu dritt verabredet haben, auf dem Spielplatz auf weitere kleine Gruppen treffen und sie gemeinsam spielen. Den Charakter von informellen Treffpunkten für Kinder nehmen am ehesten ‚Nutzplätze’ an, wie z. B. kommerzielle Angebote, zu denen sie ihre Eltern begleiten und bei denen sie unvermutet andere Kinder treffen. Hier sind vor allem die Eisdielen, TOYS“R“US und das Main-Taunus-Zentrum zu erwähnen. Interessanterweise gibt es besonders in Marxheim Treffpunkte, auf denen größere Mengen von Kindern mit jeweils individuellen Verabredungen zusammen kommen. Dies sind die Außenanlagen und der Teich am Kreishaus, die Drachenwiese und die Plätze an den Kirchen. Die Treffpunkte der Jugendlichen liegen sowohl in den Wohnquartieren als auch außerhalb in offenen Naturräumen. Viele dieser Orte haben einen exklusiven gruppenbezogenen Charakter, d.h. es sind Treffpunkte für geschlossene Cliquen. Nur wenn man Mitglied einer bestimmten Gruppe ist, trifft man sich an dem jeweiligen Ort. So kann es bei der Auswertung der Interviews auch nicht weiter erstaunen, dass einzelne konkrete Treffpunkte auch nur von einzelnen Gruppen genannt wurden, während sie in anderen Gruppeninterviews überhaupt nicht thematisiert wurden. Ebenso gibt es aber auch offene, eher Cliquen übergreifende informelle Treffpunkte. Eine besondere Bedeutung haben hierbei die Freibäder. Man geht dorthin, ‚weil alle da sind’. Die Qualität eines Treffpunktes richtet sich also danach, inwieweit er garantiert, dass man dort andere Jugendliche ohne größere Absprachen antreffen kann. Die können entweder Mitglieder der eigenen Clique oder auch allgemein Gleichaltrige sein. Eine nicht unerhebliche Rolle bei der Nutzung von informellen Treffpunkten spielt das Geld. So wird erklärt, dass man sich dort auch gerade deshalb trifft, weil das Geld für kommerzielle Orte nicht ausreicht. „Es müsste mehr Angebote und Treffpunkte für junge Menschen geben, 21 da sein für junge Leute, die gar kein Geld haben, wie ich z. B.. Es ist zu teuer, das Leben sonst“ (Mädchen, 18 Jahre). Die jugendliche Nutzung öffentlicher Räume scheint demnach oftmals ganz direkt durch die jugendspezifische ‚materielle Not’ geboten zu sein. Außerdem sind es Orte, die sich dem ‚pädagogischen’ Zugriff entziehen. „Ich würde mehr Plätze schaffen, an denen sich Jugendliche ungestört treffen können. (...) Keine Ahnung, am Wald oder so, so Bänke und so Tische, so ganz normale Sachen, so was gibt es hier halt nicht“ (Junge, 18 Jahre). Nicht bei den Kinderinterviews, wohl aber in den Jugendlicheninterviews wird als wichtiges Freizeitthema das „Nichtstun“ in seinen verschiedenen sprachlichen Varianten (Abhängen, Rumhängen, Gammeln, Chillen) durchgängig benannt. Dieses „Nichtstun“ ist immer verbunden mit einer Gruppensituation. Man hängt mit anderen, mit Freunden gemeinsam ab. Das ist entscheidend. Als Orte für das Nichtstun werden vor allem öffentliche Räume genannt (z. B. Spielplätze, Plätze, Wiesenflächen), aber auch die Jugendeinrichtungen. Aber auch das eigene Zuhause stellt für viele einen Ort dar, an dem man mit Freunden, in diesem Fall aber auch mal allein „abhängt“. Kinder- und Jugendarbeit und Vereine Welche Rolle spielen Vereine, welche spielen die verschiedenen Angebote der Jugendarbeit für die Freizeit von Kindern und Jugendlichen in Hofheim? Lassen sich in der Zugehörigkeit zu Vereinen und in der Häufigkeit der Nutzung von Vereinsangeboten Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen, etwa nach Geschlecht oder Alter, feststellen? Gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den Stadtteilen? Und vor allem: Sind es unterschiedliche Gruppen, die Vereine oder Jugendarbeitsangebote nutzen, oder gibt es Überschneidungen? Suchen vielleicht einige Jugendliche institutionell organisierte Geselligkeit und Freizeitaktivitäten sowohl im Verein als auch in der Jugendarbeit, während andere vielleicht beide Formen meiden oder ihre Freizeit lieber allein oder in „peer-groups“, Cliquen etc. selber organisieren? Und wenn sich unterschiedliche Nutzer- und Nutzerinnengruppen differenzieren lassen: Wodurch unterscheiden diese sich? Eher in sozialen Merkmalen oder eher generell in ihren Freizeitinteressen? Die Auswertung der schriftlichen Befragung und der Bewegungslandkarten sowie der zahlreichen Interviews geben an dieser Stelle wichtige Hinweise auf die Nutzungsstruktur der Angebote von kommunaler und kirchlicher Jugendarbeit sowie Vereinsangeboten. 22 Kommunale und kirchliche Kinder- und Jugendarbeit Für die Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren lassen sich in Bezug auf die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit relativ wenig Aussagen treffen, da bedingt durch die Methode der Bewegungslandkarten und die Fragestellung der Untersuchung die Kinder nicht alle Tätigkeiten, sondern nur die beliebtesten bzw. die am wenigsten beliebtesten angeben. Vor dem Hintergrund dieser methodenbedingten Einschränkungen lassen sich folgende Aussagen treffen: Betrachtet man die Gesamtheit der Kinderaussagen wird das Spielmobil von den Kindern vergleichsweise wenig erwähnt. Dies ist jedoch zu relativieren, da das Spielmobil nur einzelne Stadtteile anfährt und dort auch nur Teile der jeweiligen Alterskohorten dieses Angebot nutzen. In Marxheim wird es überhaupt nicht thematisiert, was sich aber dadurch erklären lässt, dass dieser Ort vom Spielmobil nicht angefahren wird. Wenn das Spielmobil jedoch genannt wird, ist seine Nutzung positiv belegt. Bei den Gruppeninterviews zeigen sich die Kinder zufrieden mit den Angeboten des Spielmobils, allerdings wünschen sie sich, dass es häufiger verfügbar sein soll. Jugendliche, die einzeln befragt wurden, erinnerten sich daran, dass sie das Spielmobil früher viel genutzt haben, jetzt aber zu alt dafür sind. Das Museum und die dortigen Kinderangebote werden von einigen Mädchen und Jungen als sehr wichtig bezeichnet. Hier erheben die Kinder oft Forderungen an eine Ausstattung, die ihrem Alter angemessen ist. Wenn die Betreuungsangebote überhaupt Erwähnung finden, werden sie in vielen Fällen als einengend und langweilig kritisiert. Teilweise haben die Kinder in der ersten Phase der Bewegungslandkarte, als sie ihren Tagesablauf spielten, die Betreuung einfach vergessen und sind nach Schulschluss mit ihren FreundInnen nach Hause gerannt. Erst beim Rückruf und der erneuten Nachfrage erinnerten sie sich an die Betreuung. Zusammenfassend für die Bewegungslandkarten kann die Schlussfolgerung gezogen 23 werden, dass sich die Wünsche der 7- bis 11jährigen Kinder nicht an (kontinuierliche) Betreuungs- und organisierte Freizeitangebote richten. Teilweise wollen sie ‚Grenzensetzer’ oder ‚Aufpasser’, welche die Nutzung der Angebote im öffentlichen Raum regeln und im Fall von Nutzungskonflikten regulierend eingreifen. Außerdem sind die Kinder in hohem Maße interessiert an Nutzungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum, die einen Angebotscharakter haben und die ihnen Erfahrungsmöglichkeiten bieten (z. B. bei der Forderung nach einem Streichelzoo). Ungefähr ein Viertel der schriftlich befragten Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren geben an, manchmal Angebote der Jugendarbeit zu besuchen. Zwischen den verschiedenen Gruppen gibt es dabei zunächst keine offensichtlichen Unterschiede. Ausnahme sind die Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die mit 31% einen generell höheren Anteil an der Nutzung der Angebote haben. Max. jeweils 6 % aller Befragten gaben an, je eines der folgenden Jugendangebote öfter oder gelegentlich zu besuchen: Offener Treff im Haus der Jugend, Mädchentreff im Haus der Jugend, Spielmobil, Jugendtreffs in den Stadtteilen, Jugendangebote der evangelischen bzw. der katholischen Kirche. Die Bedeutung der Jugendarbeit für die jungen Menschen ist unterschiedlich. Für diejenigen jungen Menschen, die sich als gelegentliche NutzerInnen der Jugendarbeit bezeichnen, hat Jugendarbeit einen wichtigen Stellenwert für die Freizeitgestaltung. Im Vergleich liegt die Zahl der Vereinsmitglieder, die mindestens einmal oder mehrmals wöchentlich ein Angebot des Vereins nutzen, deutlich höher. D. h. es gibt gravierende Unterschiede in der Nutzungsstruktur bei Vereinsmitgliedern und den BesucherInnen der Jugendarbeit (vgl. Kapitel Vereine). 17 % aller Befragten geben an, dass ihnen die Freizeitaktivitäten im Jugendtreff wichtig oder 24 sehr wichtig sind – aber bezogen auf die Gruppe der tatsächlichen BesucherInnen sind dies ungefähr zwei Drittel. Für die jungen Menschen, die die Jugendarbeit aktiv nutzen, ist diese offensichtlich sehr bedeutsam. Oder auch: Für die Gruppe der Jugendarbeitsnutzer haben diese Angebote nahezu dieselbe Wichtigkeit, wie die Vereine für die Vereinsmitglieder. Mittels der schriftlichen Befragung kann zu den Jugendtreffs in den Stadtteilen folgende Aussage getroffen werden: Rund 3 % der Befragten geben an, einen Jugendtreff in einem Stadtteil zu besuchen. Diese sind zum größten Teil (90 %) deutsch. Jede und jeder zweite von ihnen nimmt das Angebot ein bis mehrmals in der Woche in Anspruch. Die Jugendlichen mit Migrationshintergrund besuchen die Treffs in den Stadtteilen deutlich seltener. Die Jugendtreffs stellen Orte dar, an denen die Jugendlichen gerne und regelmäßig sind. Die Schilderungen über das, was dort gemacht wird, sind eher unspektakulär: Reden, Musik hören, Hackysack spielen, Chillen, Billard und Kicker spielen, soweit es die Einrichtung ermöglicht. FreundInnen zu treffen und mit ihnen zusammen sein zu können, das wird immer wieder als zentrales Anliegen hervorgehoben. Die in den Gruppeninterviews befragten Kinder und Jugendliche sind alle NutzerInnen der kommunalen bzw. kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit. Während sich die Kinder mit der für sie bereitgestellten Infrastruktur der Spielmobile zufrieden zeigen, fällt das Bild bei den Jugendlichen widersprüchlicher aus. Sie betonen immer wieder, dass sie dort nur hingehen, weil es ansonsten keine Alternative zum Treffen gäbe. Auch sind die Heranwachsenden nicht unbedingt zufrieden mit dem Angebot, viele Beschwerden richten sich auf die von ihnen genutzten Jugendtreffs. In der Rangliste ganz oben stehen die Beschwerden zur Quantität. Viele der Jugendclubs sind nur einmal in der Woche geöffnet, vor allem in den späteren Abendstunden und am Wochenende sind sie nicht zugänglich. Hier werden ausgeweitete Öffnungszeiten gewünscht. Man will mehr Treffgelegenheiten haben, gerade weil es in der ländlichen Region keine Alternativen gibt. Einzelne Jugendgruppen bieten zur Realisierung erweiterter Öffnungszeiten Eigeninitiative in Form von Selbstverwaltung an. Andere Klagen richten sich auf die Qualität. So wünschen sich die BesucherInnen der Jugendtreffs generell mehr Platz, eine bessere Ausstattung, mehr Events am Wochenende und auch ein besseres Verhältnis zu den Betreuerinnen und Betreuern. Kritik richtet sich auch auf die angebotenen Ferienfreizeiten. Gerade die Älteren bemängeln, dass zu wenig für ihre Altersgruppe angeboten würde und sie wünschen sich attraktivere, neue und wechselnde Urlaubsorte im Süden. Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit außerhalb des eigenen Stadtteils werden von 25 den Befragten deutlich weniger genutzt. Man weiß zwar von anderen Einrichtungen, geht dort aber nicht hin und war auch größtenteils noch nie dort. Es lässt sich also eine hohe Einrichtungsbindung und ein starker lokaler Quartiersbezug der Jugendtreffs verzeichnen. Man geht in den Treff dort, wo man wohnt. Eine Ausnahme stellt hier höchstens das Haus der Jugend in Hofheim dar. Etwa 5 % aller Befragten geben an, dass sie mehr oder weniger regelmäßig BesucherInnen des Haus der Jugend in Hofheim sind (vgl. Kapitel Hofheim Kernstadt). Dazu kommt die in vielen Jugendtreffs erlebbare soziale Abgeschlossenheit. Vielfach sind sie in der festen Hand von einzelnen Cliquen. Auch wenn es das grundsätzliche Prinzip der Offenheit gibt, will man eigentlich Neue lieber nicht aufnehmen – so oftmals das eigene Bekunden. Als z. B. während eines Interviews ein unbekannter Jugendlicher um den Jugendraum herumläuft, wird er ignoriert und nicht zum Hineinkommen aufgefordert. In einem Fall spiegelten sich Abschottungen auch darin wieder, dass der Jugendraum als solcher von außen für Fremde überhaupt nicht zu erkennen war. Diese Abschließungen sind verständlich und legitim, doch verweisen sie auf das grundsätzlich ungelöste Dilemma offener Jugendarbeit zwischen Anspruch und Wirklichkeit, und sie werfen die Frage auf, welche Orte andere Jugendcliquen haben, wenn der einzige lokale Jugendraum durch eine Gruppe besetzt ist. Das gleiche Problem stellt sich nach aller Erfahrung, wenn ältere Kinder in das „Jugendclubalter“ hinein wachsen, die Räume aber noch durch ältere Jugendliche und junge Erwachsene besetzt sind. Etwa 6 % der Befragten bezeichnen sich als Nutzerinnen bzw. Nutzer der Angebote der evangelischen Jugendarbeit. Die Nutzungsstruktur ist eine homogen deutsche. Lediglich ein nicht-deutscher Jugendlicher erklärte, dass er ein Angebot der evangelischen Kirche besuche. Hier kann eventuell ein Zusammenhang mit dem Zugang zur Jugendarbeit durch den Konfirmationsunterricht gefunden werden. Insgesamt gehen von den genannten 6 % der Befragten etwa 50 % mindestens einmal wöchentlich dorthin. Bei der katholischen Kirche geben ebenfalls rund 6 % der Befragten an, das Angebot der dortigen Jugendarbeit zu nutzen. Davon sind 15 % ausländischer Nationalität. Auch hier zeigt sich bei den deutschen NutzerInnen eine relativ häufige Besuchsquote, 60 % besuchen einmal oder auch mehrmals wöchentlich ein Angebot der katholischen Kirche. Bei den ausländischen Jugendlichen zeigt sich eine geringere Nutzungsintensität. Betrachtet man die Jugendarbeit insgesamt, d.h. Haus der Jugend, Stadtteilangebote und kirchliche Kinder- und Jugendarbeit, dann sind auf den ersten Blick die Nutzungsunterschiede zwischen deutschen und ausländischen BesucherInnen gering. 22 % 26 der nicht-deutschen Jugendlichen haben im Monat vor der Befragung Jugendarbeit in irgendeiner Form besucht und 18 % der Befragten deutscher Nationalität. Auch die Häufigkeit der Besuche bezogen auf den letzten Monat unterscheidet sich nicht signifikant. Die Unterschiede zeigen sich erst, wenn man die einzelnen Angebote im Detail untersucht. Nahezu doppelt so viele ausländische als deutsche junge Menschen geben an, dass ihnen der Jugendtreff wichtig ist und nutzen ihn öfter bis sehr häufig. Vereine Für die Kinder von 7 bis 11 Jahren, die bei den Bewegungslandkarten befragt wurden, können Schwerpunkte beschrieben werden: Viele Kinder berichten von ihren Aktivitäten in einem Sportverein, dabei dominiert eindeutig das Fußball spielen. Diese Sportart wird vor allem von Jungen ausgeübt, allerdings auch von im Verhältnis auffallend vielen Mädchen. Bei nahezu allen anderen Sportarten dominieren Einzeläußerungen; nämlich immer dann, wenn eine Aktivität im Verein entweder besonders gern oder überhaupt nicht gern gemacht wird. Letzteres wird vor allem thematisiert, wenn die Eltern die Teilnahme wünschen. Am ehesten werden Vereine von Kindern benannt, wenn sie als BesucherInnen mitmachen oder zuschauen wollten und dieses entweder nicht durften oder es ihnen dabei langweilig wurde und es während dieser Zeit keine anderen Betätigungsmöglichkeiten gab. Vereine spielen für die 11 bis 17jährigen Hofheimer eine große Rolle. Insgesamt sind über zwei Drittel der von uns befragten SchülerInnen Mitglied in einem Verein. Von den Vereinsmitgliedern dieser Altersgruppe sind rund 30 % sogar Mitglied in zwei oder mehr Vereinen. Dabei dominieren eindeutig die Sportvereine. 87 % der Nennungen über eine 27 Vereinsmitgliedschaft betreffen Sportvereine, lediglich 13 % der Mitgliedschaften beziehen sich auf andere Vereine. Genannt wurden dabei Jugendfeuerwehr, Schützenverein und DLRG. Andere Vereine spielen – bezogen auf alle schriftlich befragten Kinder und Jugendlichen - lediglich eine eher randständige Rolle. Dabei geht es nicht nur um die Mitgliedschaft. Die Häufigkeit der Nutzung von Vereinsangeboten zeigt, dass Vereine für die Freizeitgestaltung für viele junge Menschen eine große Bedeutung hat. 94 % der Befragten, die Mitglied in einem Verein sind, haben im letzten Monat aktiv an Vereinsangeboten teilgenommen, 81 % der Vereinsmitglieder haben zumindest einmal wöchentlich oder öfter, mehr als die Hälfte zwei- bis dreimal wöchentlich oder öfter Vereinsangebote genutzt. 55 % geben an, Aktivitäten im Verein für wichtig oder sehr wichtig zu halten. Hinsichtlich der Vereinsbetätigung zeigten sich jedoch auch Unterschiede: - Jungen sind deutlich häufiger Mitglied in einem Verein als Mädchen (75 % vs. 63 %). Ebenso sind deutsche Kinder und Jugendliche zahlreicher in einen Verein eingebunden als Jugendliche ausländischer Herkunft. Überraschend ist hier aber durchaus, dass auch bei den Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Vereinsmitglieder immerhin noch fast 58 % ausmachen. - Sportvereine sind offenbar bedeutsame Orte für Heranwachsende. Mit zunehmendem Alter nimmt die Mitgliedschaft in einem Verein jedoch deutlich ab: Während von den 11 bis 13jährigen 76 % Mitglied in einem Verein sind, sind es bei den 14 bis 17jährigen lediglich noch 62%. Zwischen dem 13. und 14. Lebensjahr geht die Bedeutung von Vereinen deutlich zurück und dieser Rückgang setzt sich in den folgenden Jahren fort. Dabei deutet sich auch an, dass die Bindungsfähigkeit der Vereine bei Jugendlichen nachlässt. Zumindest war von den Jugendlichen stellenweise zu hören, dass sie zwar früher im Sportverein waren, aber eben jetzt nicht mehr. Mädchen erzählten beispielsweise von Problemen mit einer Trainerin, weshalb sie den Verein verließen. Ein anderes Mal waren es die nachrückenden Jüngeren in der Sportgruppe, welche die Älteren veranlassten zu gehen. Gruppenumstrukturierungen wie auch das Älterwerden im Sportverein ist offensichtlich mit gewissen Abwanderungsrisiken verbunden. Gleichwohl gilt auch für die Jugendlichen, dass Vereinsangebote ganz offensichtlich weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Freizeit sind. - Unterschiede gibt es auch zwischen den Stadtteilen: Befragte aus Wallau gaben nur zu 55 % an, Mitglied in einem Verein zu sein. Langenhain und Lorsbach können mit 76 % einen überdurchschnittlichen Anteil an Vereinsmitgliedern aufweisen. Die 28 anderen Stadtteile schwanken ungefähr um den Durchschnitt von zwei Drittel der Befragten. - In der Bedeutung der Sportvereine gibt es dagegen keine Unterschiede zwischen den Gruppen: Mädchen und Jungen, Ältere und Jüngere, deutsche oder ausländische Nationalität unterscheiden sich zwar in dem Ausmaß, in dem sie Mitglieder in einem Verein sind, aber grundsätzlich stehen die Sportvereine ganz vorne, wenn es um die Wahl einer Mitgliedschaft geht. Bedauert wird insbesondere von den Jungen, dass das Vereinsgelände in den meisten Fällen für die Nutzung während der Freizeit verboten ist. Viele Forderungen der Kinder richten sich an die Öffnung des Vereinsgeländes. Insbesondere auch von Kindern und Jugendlichen, die ihre Geschwister oder FreundInnen beim Vereinsbesuch begleiten und während dieser Zeit aber selbst keinen Vereinssport ausführen. Auch Jungen, die nach dem Training gerne noch für sich kicken möchten, benennen den Bedarf. Diese Forderung bezieht sich sowohl auf die zeitliche Dimension (Öffnungszeiten des Vereinsgeländes) sowie auf die Nutzung der Ausstattung des jeweiligen Geländes. Gemeinsamkeiten und Differenzen von Vereinsmitgliedern und Besuchern der Jugendarbeit Meistens wird vermutet, dass die NutzerInnen von Angeboten der Vereine nicht die Angebote der Jugendarbeit nutzen und umgekehrt. Wir konnten jedoch feststellen, dass dies zumindest in Hofheim nicht stimmt. Bei der schriftlichen Befragung wurde festgestellt, dass rund ein Drittel aller Befragten bezogen auf den letzten Monat vor der Befragung weder Vereine noch Jugendarbeit besuchte. Die Hälfte von ihnen besuchte Vereine, aber keine Angebote der Jugendarbeit. 13 % aber nutzen sowohl Angebote der Vereine als auch der Jugendarbeit. Dagegen ist die Gruppe, die nur Angebote der Jugendarbeit nutzt zahlenmäßig sehr klein und macht lediglich etwa 5% der Befragten aus. 29 Es gibt also ganz offensichtlich unterschiedliche Formen und Konstellationen der Nutzung verschiedener institutioneller Freizeitangebote. Eine klare Trennung von Verein und Jugendarbeit gibt es nicht. Die meisten NutzerInnen der Jugendarbeit sind auch in Vereinen aktiv. Wir haben daraus geschlossen, dass die Unterscheidung nicht zwischen Verein und Jugendarbeit zu treffen ist, sondern eher zwischen der Nutzung von institutionalisierten Formen von „geselligen“ Freizeitangeboten (zwei Drittel) und der Nichtnutzung dieser Angebote (ein Drittel). Dieses, gegen die Angebote von Vereinen und Jugendarbeit relativ immune Drittel der jungen Menschen, haben wir genauer angesehen. Entgegen den Erwartungen lassen sich jedoch kaum bestimmte Freizeitinteressen identifizieren, in denen sie sich deutlich von den anderen zwei Dritteln unterscheiden, wenngleich Sport eine etwas geringere Bedeutung hat. Es lassen sich aber keine Hinweise darauf finden, dass Aktivitäten, die eher alleine und zuhause stattfinden (z. B. Computer, Lesen, Fernsehen), in dieser Gruppe besonders ausgeprägt seien. Gemeinsame Aktivitäten mit anderen, wie z. B. FreundInnen besuchen, sind für diese Gruppe genauso wichtig wie für andere Kinder und Jugendliche. Es spricht deshalb einiges dafür, dass es dieser Gruppe gelingt, ihre Bedürfnisse nach gruppenbezogener Freizeitgestaltung mit anderen Jugendlichen selbst zu organisieren. Etwas größere Unterschiede lassen sich nur bezüglich der Lebenssituation feststellen. Ausländische Jugendliche sowie die Altersgruppe der 14 bis 17jährigen sind etwas häufiger vertreten. Ihre Familiensituation unterscheidet sich dadurch, dass in dieser Gruppe diejenigen, die in einem alleinerziehenden Haushalt wohnen, überdurchschnittlich vertreten sind. Jeder fünfte Jugendliche, der dieser Gruppe zuzurechnen ist, lebt in dieser Haushaltsform. Mehrgenerationenhaushalte, in denen mit Eltern und Großeltern(-teil) zusammen gelebt wird, sind hingegen seltener als im Durchschnitt zu finden. Wahrscheinlich liegen für diese Gruppe die Zugänge zu Verein und Jugendarbeit nicht in der Alltagsnormalität, vielleicht brauchen sie den Zugang aber auch gar nicht und sind so wie es ist zufrieden. Bezogen auf die Verbindung von Verein und Jugendarbeit lässt sich außerdem feststellen, dass die Jugendarbeit nicht ein Ersatz für Vereine ist. Im Gegenteil ist die Zahl der jungen Menschen, die Angebote beide Formen nutzen größer als die derer, die nur im Bereich der Jugendarbeit aktiv sind. Für junge Menschen, die zwar die Jugendarbeit, nicht aber die Vereine nutzen, bietet die Jugendarbeit Kontaktmöglichkeiten mit vereinsangehörigen jungen Menschen. 30 Nutzungskonflikte Nutzungskonflikte sind bei der vorliegenden Untersuchung dann konstatiert worden, wenn bei den Erzählungen der Kinder und Jugendlichen in Hofheim unterschiedliche Interessen sich an einem speziellen Ort oder zu einem bestimmten Thema feststellen lassen. Überschneidende Interessen und die Auseinandersetzung damit gehören zum täglichen Leben der jungen Menschen. Sie betreffen die Nutzung von Orten (z. B. Spielplätze), die Konfrontation mit häufig ungleichen Gegnern (z. B. Verkehr) und natürlich mit den unterschiedlichsten Altersgruppen. Nutzungskonflikte erleben die Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren vor allen Dingen auf den Spielplätzen in Bezug auf Jüngere („Babykram“) und Ältere. Nutzungskonflikte bestehen weiterhin auch auf den Sportflächen. Interessant und wichtig ist an dieser Stelle die Auseinandersetzung mit den Altersunterschieden. Kinder und Jugendliche berichten häufig, dass Plätze von Altersgruppen belegt werden, denen sie selbst gerade entwachsen sind. Sie wollen sich von ihrem vorhergehenden ‚Jüngersein’ distanzieren und fordern dafür ein Nutzungsverbot für die Kleineren. Dieser Konflikt gehört quasi zum Älterwerden dazu und ist erst einmal nicht negativ zu bewerten. Trotzdem beinhaltet er den berechtigten Wunsch nach angemessenen Rückzugsflächen, die jeder Altersgruppe zur Verfügung stehen sollten. Nutzungskonflikte mit ‚ungeliebten Leuten’ werden von den Kindern an einzelnen Orten erwähnt. Diese Nutzungskonflikte beziehen sich auch teilweise auf Gleichaltrige (z. B. an einzelnen Orten in Wallau), die von den Kindern abgelehnt werden. Vor allen Dingen beziehen sie sich aber auf Konflikte mit Jugendlichen, wie z. B. in den gesamten Skatergeländen. Der gesamte Bahnhofsbereich in der Hofheimer Kernstadt und auch der dort gelegene Schwarzbach werden häufig als ungeliebte Fläche benannt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob hier ein tatsächlicher Nutzungskonflikt vorliegt. In den meisten Fällen dürfen und wollen die Kinder diesen Raum gar nicht nutzen. Ein Nutzungskonflikt könnte jedoch in Bezug auf den Schwarzbach selbst bestehen, da dort teilweise Forderungen der Kinder an eine 31 kinderfreundliche Gestaltung des Baches und an die Nutzung von Wasser formuliert werden. Gelegentlich werden auch Konflikte mit den Vorstellungen der Eltern erwähnt, die Verbote für bestimmte Räume aussprechen, z. B. für den Wald. Diese Räume sind aber eigentlich mit einem kindgemäßen Nutzungswunsch belegt. Auch die Jugendlichen in Hofheim und den Stadtteilen formulieren in Bezug auf für sie attraktive Räume häufige Nutzungskonflikte. Diese beziehen sich sowohl auf altersdifferierende Nutzungen von einzelnen Räumen (z. B. Spiel- und Bolzplätzen) sowie auch auf die Belegung von Orten durch unterschiedliche Cliquen (z. B. Jugendclubs). Ein Mädchen aus Marxheim beschreibt diesen Konflikt folgendermaßen: „Es gibt das Jugendhaus, die machen gar nichts, die machen zweimal die Woche auf von drei bis sieben Uhr. Da sind nur kleine Kinder. Die Kleinen müssten raus, damit es wieder Spaß macht dorthin zu gehen“ (Mädchen, 16 Jahre). Außerdem gibt es verständlicher Weise ganz erhebliche Nutzungskonflikte zwischen Kindern und Verkehr. Kinder sind hier immer die Schwächeren und spüren dies sehr genau. Teilweise werden Verkehrsflächen als Grenze und Barriere des kindlichen Bewegungsraumes erlebt, es führt aber nicht zu einem Nutzungskonflikt, da die Kinder an diesen Orten gar nicht sein wollen. Dies gilt z. B. in Wallau für die Autobahnen oder die ICETrasse (vgl. Kapitel Wallau). Kulturelle Abgrenzungen und Sortierungen Insgesamt gibt es bei den Kindern wenige Abgrenzungen untereinander. Besonders auffällig ist, dass bei den Jüngeren die Flüchtlingswohnheime ( z. B. in Marxheim) nicht erwähnt werden, auch generell ‚AusländerInnen’ nicht. Wenn Abgrenzungen auffallen, dann insbesondere durch die Verbote der Eltern. Diese betreffen insbesondere den Bahnhofsbereich und werden vor allen Dingen von den Kindern der Kernstadt erwähnt. Hier werden auch Differenzierungen gemacht, wie z. B. die ‚Haschbrüder’ am Bahnhof oder die Jugendliche aus dem Jugendzentrum. 32 Abgrenzungen finden sich bei den Stadtteilen untereinander. In Wallau z. B. gibt es teilweise Äußerungen bezüglich Distanzierungen gegenüber anderen Stadtteilen wie Diedenbergen. Grundsätzlich ist hier jedoch zu vermuten, dass die Ortschaften in diesem Zusammenhang vor allem erwähnt wurden, weil sie unbekannt sind. Diese Abgrenzung bezieht sich auch auf das Industriegebiet Wallau. In den Gruppengesprächen und den Einzelinterviews mit Jugendlichen zeigen sich an einzelnen Stellen soziale Abgrenzungspraxen. Am auffälligsten war die räumliche Abgrenzungslinie: So finden die Jugendlichen aus dem einen Ort andere aus einem anderen Stadtteil grundsätzlich ‚blöd’ und – vor allem wenn es um die Jugendlichen in Hofheim selbst geht – ‚aggressiv’. „Ich geh’ nicht so gerne nach Hofheim, auch nicht in das Jugendhaus, ich habe gehört, dass es da immer Probleme gibt. Ich mag die Leute in Hofheim nicht. Ich geh’ manchmal mit meinen Freundinnen in den Jugendclub hier in Langenhain. Da kennen wir uns alle“ (Mädchen, 15 Jahre). Es gibt zahlreiche lokalspezifische Abwertungen. In einem Fall überklebte z. B. ein Jugendlicher aus einem ländlichen Bezirk bei der Punktmethode während des Gruppeninterviews das Gebiet der Stadt Hofheim vollständig mit braunen Punkten (die Farbe für unbeliebte Orte), um seine Antipathie zu demonstrieren. Eine weitere Abgrenzungslinie ist die altersspezifische. Überraschenderweise wird diese kaum von Kindern, dafür aber von Jugendlichen thematisiert. Sie halten sich z. B. von einem Treff fern, weil dort immer „Kinder rumgammeln“. Auch ideologische Abgrenzungen werden angesprochen. So äußern sich Jugendliche eines Jugendtreffs abfällig über die Jugendarbeit in der ansässigen Kirchengemeinde, mit der sie keinen Kontakt haben möchten: „Die ham überhaupt keine Ahnung, wenn die da ankommen mit ihrem Kirchenscheiß, da kommen fünf Streber hin zu diesem Treff und sonst überhaupt keiner“ (Gruppeninterview). 33 Die letzte Abgrenzungslinie ist die ethnische. Sie wurde ausschließlich im Zusammenhang mit dem Haus der Jugend in Hofheim thematisiert. Während die ‚Nicht-Nutzer’ sich von dieser Einrichtung abgrenzen, weil dort vor allem ausländische Jugendliche hingehen würden („Ich fühl’ mich von den Leuten her da nicht so wohl, da sind halt auch viele Ausländer und auch im Haus selber, ich war einmal drin, da ist eigentlich nie so richtig was los“ (Mädchen, 14 Jahre)), formulieren hauptsächlich die männlichen Nutzer, dass sie als Ausländer stigmatisiert werden und die anderen Jugendlichen nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Die Jugendlichen berichten zudem von informellen räumlichen ‚Selbstsortierungen’. Es gibt ein fein ausgebildetes Wissen untereinander, wer sich wo trifft bzw. wo man hingehen muss, um die eigenen Leute zu treffen. So werden bestimmte Kneipen gemieden, weil ‚“da nicht so unsere Leute sind“ (Gruppeninterview). Diese Binnendifferenzierung, die einzelnen Szenen und Cliquen eigene klare Räumlichkeiten zuweist, scheint sich überwiegend wie selbstverständlich herzustellen und letztlich akzeptiert zu sein. Zumindest wird nicht von Konflikten zwischen einzelnen Gruppierungen berichtet. Man geht nicht dorthin, wo man ‚Fremde’ vermutet. Es gibt auch ein Bewusstsein bei den Jugendlichen bezüglich einer unausgesprochenen ‚Sortierung’ der BesucherInnen der jeweiligen Jugendtreffs, d.h. dass diese Orte immer in der Hand einzelner ‚Besetzercliquen’ sind und damit auch andere Jugendliche ausschließen. So formuliert eine Jugendgruppe ganz offen, dass sich fremde Jugendliche letztlich nicht in ihre Räume trauen würden. 34 Leben in lokalen Sozialräumen Da die Bewegungslandkarten nur an drei Grundschulen (Taunusblickschule, Heiligenstockund Pestalozzischule) durchgeführt worden ist, sind die Informationen über die Lebenssituationen von 7 – 11jährigen Kindern für die drei Einzugsbereiche dieser Schulen besonders umfangreich. Für die Stadtteile Hofheims liegen gesondert Daten aus der schriftlichen Befragung vor, die für die verschiedenen Teile der Kernstadt nicht differenziert sind. Dennoch sind diese zum Vergleich der Stadtteile untereinander aufgeführt. Hofheim – Kernstadt und Nordstadt Zwischen den Quartieren Hofheim Kernstadt und Hofheim Nordstadt bestehen deutliche Unterschiede, die zum einen mit der Lage, zum anderen auch mit der Struktur der Wohnbebauung erklärbar sind. Beiden Quartieren ist gemeinsam, dass die Kinder und Jugendlichen sich mobil in ihrem nahen Lebensumfeld bewegen. Sowie in der Kernstadt als auch in der Nordstadt sind die Kinder in ihrem nahen Lebensumfeld und auch generell über die Quartiersgrenzen hinaus ausgesprochen mobil; das hat die Auswertung der Bewegungslandkarten gezeigt. Sie sind zu Fuß unterwegs oder nutzen das Fahrrad, zum Beispiel um in die Fußgängerzone, in das Haus der Jugend oder ins Krifteler Freibad zu kommen. Der Verkehr in beiden Stadtteilen ist allgegenwärtig und wird auch als Hindernis bzw. Bewegungsbarriere empfunden. Er ist jedoch nicht, wie z. B. in Marxheim, mit einem Bewegungsverbot, sondern mit einem Achtungsgebot verbunden. 35 Für beide Orte gilt, dass es keine einheitliche Kinderspielkultur gibt; die Kinder spielen an vielen unterschiedlichen Orten und gehen verschiedenen Tätigkeiten nach. Bei den Bewegungslandkarten war bei diesen Orten die Vielzahl der Nennungen von Spiel- und Aufenthaltsorten und Lieblingstätigkeiten am breitesten von allen untersuchten Stadtteilen. In den Bewegungslandkarten und in den Interviews zeigt sich, dass sich die Kinder und jüngeren Jugendlichen in der Nordstadt hauptsächlich im Umkreis der Wohnung bewegen und sich dort auf Spielplätzen, an Bushaltestellen oder Freiflächen zwischen den Häusern treffen. Sie haben zwar von den Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit gehört, sind aber mehr daran interessiert, sich in der Clique zu treffen und wünschen sich Räumlichkeiten in der vertrauten Umgebung. „Ich bin meistens mit Freundinnen unterwegs, gehen hier spazieren, spielen mit den Jungs Fußball oder wir denken uns immer Spiele aus. In der Innenstadt sind wir eigentlich nicht so viel, weil es hier mehr Spaß macht, weil hier sind mehr Kinder in unserem Wohngebiet. (...) Meine Mutter hat mir schon mal angeboten zum Jugendhaus zu gehen, aber ich gehe lieber mit meinen Freunden und so. Ich kenne auch ein paar Angebote, zum Beispiel ‚Mädchentreff’, (...) aber ich war noch nicht da. Es würde mich schon interessieren, aber wenn müssten wir alle zusammen gehen, mit den Freundinnen, da halten wir auch immer zusammen, ist total fett. Wir rufen uns immer an und verabreden uns jeden Tag. Wir gehen nicht oft auswärts, meine Eltern haben kein Auto. (...) Für dieses Viertel (Kantstraße, Herrmann-Friesen-Straße) Verf.) könnte es ein normales Haus geben, wo wir zusammen kommen könnten, weil auf dem Spielplatz gibt es nur unter der Rutsche einen kleinen Platz, den wir uns mit Tüchern abgehängt haben. Aber die Jungs haben alles wieder kaputt gemacht.“ (Mädchen, 13 Jahre). Die älteren Jugendlichen sind mit der Situation in ihrem Wohnumfeld deutlich unzufriedener. Einerseits fühlen sie sich eingeschränkt durch zu wenige Angebote vor Ort, andererseits scheinen sie sich nicht in Richtung Innenstadt orientieren zu können oder zu wollen. Sie wünschen sich einen Treffpunkt, der ihnen und ihrer Gruppe zur Verfügung gestellt wird; „(...) es soll etwas für Jugendliche gebaut werden und nicht wieder Wohnungen. Es wird eine Tiefgarage gebaut, was hat die Jugend von einer Tiefgarage? Man reißt alles ab und macht nichts neues, nur Häuser (...).“ (Junge, 17 Jahre). In der Nordstadt werden die meisten Nutzungskonflikte auf den Spielplätzen beobachtet. Hier wird auch teilweise von Konflikten mit Erwachsenen berichtet, die den Spielplatz als Ruhe- und Aufenthaltsort nutzen möchten (z. B. den Krankenhausspielplatz). In der Kernstadt ist der Bewegungsradius größer; die Kinder und Jugendlichen partizipieren von dem Angebot vor Ort und bewegen sich auch außerhalb ihres direkten Wohnumkreises. 36 Die Jugendlichen nutzen die kommerziellen („Ich gehe in Hofheim in den Tanzverein und unternehme viel mit Freunden in der Stadt; so Eiscafes und so.“ (Mädchen, 15 Jahre)) und nichtkommerziellen Angebote („Meistens bin ich am Bolzplatz am Kreishaus mit den Freunden zum Fußball spielen. Manchmal treffen wir uns mit Freunden in der Bücherei. In der Bücherei machen wir oft Hausaufgaben oder wir gehen meistens ins Internet“ (Junge, 14 Jahre)) vor Ort und orientieren sich mit zunehmendem Alter auch Richtung Frankfurt und Wiesbaden. Immer wieder ist Kriftel das Ziel von Unternehmungen für ältere Kinder und Jugendliche, vor allem das Freibad und der Freizeitpark zum Skaten. Von vielen wird positiv hervorgehoben, dass Kriftel gut mit dem Fahrrad oder z. T. sogar zu Fuß erreichbar ist. Mit dem Älterwerden orientieren sich die Jugendlichen noch stärker auch außerhalb von Hofheim. Wichtiger Zielort ist das Main-Taunus-Zentrum, vor allem durch das Kino, verschiedene Fastfoodketten und Einkaufsmöglichkeiten. Ohne Führerschein oder mobilisierte Freunde ist das MTZ jedoch schlecht zu erreichen und vielfach wird eine bessere Anbindung gewünscht. In beiden Quartieren spielt das Kino eine hervorragende Rolle im Erleben der Kinder und Jugendlichen. Es konnte auch von den Kindern allein erreicht werden und nahezu alle Kinder haben positive Erfahrungen mit dem Kino gemacht. Die Wünsche der Kinder richten sich vielfach auf einen Ort, der die Funktion des alten Kinos künftig ersetzen soll. Auch die Jugendlichen in Hofheim vermissen den zentralen Treffpunkt Kino. „Das Kino fehlt hier wirklich. Es war früher immer billig und ganz gut“ (Mädchen, 17 Jahre). Vielfach wird berichtet, dass nach der Schließung des alten Kinos nichts mehr passiert ist; „(...) oder das mit dem Kino, das ist eine Sauerei. Das steht ja immer noch ungenutzt. Es wäre schön, wenn es das noch gäbe.“ (Junge, 19 Jahre). Hierbei geht es vor allem um einen Treffpunkt, 37 der kommerzielle und nichtkommerzielle Bedürfnisse gleichzeitig befriedigt. Das ‚sehen und gesehen werden’ ist mindestens ebenso wichtig wie die Möglichkeit, sich die neusten Kinofilme anzuschauen. Auch bei der schriftlichen Befragung in den Schulen spielt das Thema Kino eine wichtige Rolle. Bei der Abfrage der Wünsche für Hofheim führt der Vorschlag für ein neues Kino die Hitliste an. 76 % aller befragten SchülerInnen geben dem Kino allerhöchste Priorität. Ein wichtiges Thema bei den Jugendlichen ist der Besuch oder auch ‚Nicht-Besuch’ des Hauses der Jugend. Über die schriftliche Befragung konnte eruiert werden, dass das Haus der Jugend hauptsächlich von Heranwachsenden genutzt wird, die in der Kernstadt leben (36 %). Weiterhin wird das Jugendhaus in einem erhöhten Maße von Jugendlichen aus Marxheim (17 %) und Diedenbergen (26 %) frequentiert. Dies deckt sich auch mit den Ergebnissen der Interviews. Aus Wallau und Langenhain ist die Besucherzahl vergleichsweise gering. Werden die Zahlen nach Geschlecht der BesucherInnen unterschieden, geben in der Kernstadt mehr Mädchen als Jungen an, die Angebote zu nutzen. Bei den Besuchern aus den Stadtteilen dominieren jedoch zahlenmäßig die Jungen. Bei den Altersgruppen überwiegt bei den Heranwachsenden die Gruppe der 14 bis 17jährigen. Lediglich aus Wallau besuchen verstärkt Jüngere das Jugendhaus. Rund 30 % der BesucherInnen sind ausländischer Herkunft. In der Auswertung der schriftlichen Befragung zeigt sich, dass die nicht deutschen Heranwachsenden zu zwei Drittel türkisch sprechend sind. Insbesondere für die ausländischen Jugendlichen ist das Haus der Jugend eine wichtige Anlaufstelle. Sie nutzen das Haus der Jugend eindeutig intensiver als die gleichaltrigen Deutschen. Der Mädchentreff im Haus der Jugend wird überwiegend von den 14 bis 17jährigen Mädchen aus der Kernstadt genutzt. Aus Marxheim und Diedenbergen kommen immerhin jeweils fast ein Viertel der Besucherinnen. Ein Drittel der Mädchen ist ausländischer Herkunft, aus Marxheim überwiegt aber auch beim Mädchentreff die Anzahl ausländischer gegenüber der Besucherinnenzahl deutscher Mädchen. Die Auswertung der Fragebögen zeigt, dass es auch bei den deutschen bzw. ausländischen Mädchen gravierende Nutzungsunterschiede gibt. Etwa 70 % der Mädchen mit Migrationshintergrund geben an, einmal oder sogar mehrmals wöchentlich den Mädchentreff zu besuchen; bei den deutschen Mädchen haben 38 zwei Drittel erklärt, ungefähr ein- bis zweimal im Monat oder auch seltener dort zu sein. Für die befragten zum größten Teil männlichen ausländischen Jugendlichen des Jugendhauses stehen - anders als in den anderen befragten Jugendclubs – vor allem Diskriminierungserlebnisse und die drohende Arbeitslosigkeit im Mittelpunkt. So haben sie das Gefühl, dass sie in Gruppen mit deutschen Jugendlichen und in Kneipen nicht gerne gesehen sind. Im Jugendhaus sind sie unter sich, deutsche Freunde haben sie nur wenige. Sie wünschen sich allerdings eine stärkere Vermischung bei den Besuchern des Jugendclubs. Die hauptsächlich männlichen Jugendlichen formulieren eine starke Verunsicherung bezüglich ihrer Zukunft und der Frage, ob es ihnen gelingen wird, in Hofheim Arbeit zu finden. Nachdrücklich betonen sie ihren Wunsch nach einer beruflichen Perspektive in Hofheim. Bei den Einzelinterviews in den Hofheimer Stadtteilen zeigt sich, dass das Haus der Jugend den meisten Jugendlichen bekannt ist. Auch wenn viele der befragten jungen Menschen das Jugendhaus gar nicht durch eigene Besuche kennen, hat sich offensichtlich das Wissen etabliert, dass das Haus der Jugend hauptsächlich von ausländischen Jugendlichen frequentiert wird. Und dieses Kriterium scheint maßgebend für die Entscheidung zu sein, wer nun in das Haus der Jugend geht und wer nicht. Insbesondere Mädchen formulieren Unsicherheiten bezüglich des Jugendhauses. Einerseits ist es ein wichtiger zentraler Treffpunkt und Kommunikationsort für die Jugendlichen in der Kernstadt, andererseits wird er immer wieder ambivalent erlebt. „Also, wie gesagt, ich gehe einmal in der Woche zum Jugendhaus, aber es ist nicht so, das ich mich da irgendwo eintrage und mitmache oder so. Das will ich nicht so gerne. Obwohl ich da wegen den Ausländern nicht so gerne hingehe, aber es ist der Ort, wo sich alle versammeln.“ (Mädchen, 15 Jahre). Forderungen der Kinder und Jugendlichen: Die Kinder des Hortes der katholischen Kirchengemeinde Peter und Paul formulieren eine Reihe von Verbesserungswünschen für ihr Wohnumfeld: Für den häufig besuchten Spielplatz am Schießberg machen sie darauf aufmerksam, dass „das Klettergerüst mal wieder neu gemacht werden könnte.“. Auf den anderen Spielplätzen wünschen sie sich mehr Wasserspielgeräte. Einige Mädchen beklagen, dass die Autos nicht auf die ausgewiesene Spielstraße bei der Elisabethstraße achten und sie aus diesem Grund nur noch ungern die Spielstraße aufsuchen. Auch im Hort sollte „mal was erneuert“ werden. Schließlich richten sich viele Wünsche der Kinder auf das Schwimmbad in Kriftel. Es sollte zentraler liegen, eine größere Rutsche und höhere sowie größere Sprungbretter erhalten. Bei allen befragten Kindern und Jugendlichen liegt ein neues Kino auf dem Wunschzettel für Hofheim an höchster Stelle. Bei den Bewegungslandkarten einigte der Wunsch nach einem 39 Kino die Kinder am meisten – und zwar in allen untersuchten Stadtteilen. Die deutliche Hervorhebung des Standortes Kino hat zur Folge, dass sich an den anderen möglichen Punkten nur noch relativ wenige Kinder versammelten. So gibt es durch die Bewegungslandkarten für die Hofheimer Kern- und Nordstadt wenig weitere Vorschläge z. B. bezüglich der Ausstattung von Spiel- und Bolzplätzen, außer einzelner Wünsche nach Ausstattung und Geräte. Einige Mädchen fordern einen Spiel- bzw. Bolzplatz nur für Mädchen. Oder es soll sogar „eine Einrichtung gebaut werden, wo sich nur Mädchen treffen können.“ (Mädchen, 14 Jahre). Ein zweiter markanter Punkt neben dem Wunsch nach einem Kino ist bei den Kindern sowohl in der Kernstadt als auch in Hofheim Nord der Wunsch nach einer KinderDisco. Diese Forderung wurde von Kindern aller Alter- und Klassenstufen bei den Bewegungslandkarten in beiden Quartieren immer wieder vorgebracht. Mit diesem Wunsch wurde von 7 Mädchen und 2 Jungen die alte Fabrik am Sportplatz als Standort für die Kinder-Disko in Verbindung gebracht. Die alte Fabrik war weiterhin Thema verbunden mit dem Wunsch, diese für Kinder stärker zu öffnen und sie gleichzeitig für bei den Kindern unerwünschte Besucher zu verbieten. Hierzu zählten die Kinder sowohl Jugendliche als auch Obdachlose. Für die Kinder ist es wichtig, gewünschte ‚Attraktionen’, die sie von außerhalb kennen (das Krifteler Freibad, die Rhein-Main-Therme oder das Main-Taunus-Zentrum), in ihrem direkten Wohnumfeld anzusiedeln. Alles soll insgesamt größer, schöner, billiger und – wie gesagt – näher sein. Der Bahnhofsbereich hat für die Kinder in Hofheim eine besondere Bedeutung, er wirkt gleichermaßen faszinierend und beängstigend auf sie. Viele der Kinder kennen den Bahnhof relativ gut und er ist bei ihnen in den täglichen Bewegungsradius eingebunden. Die Wünsche für diesen Ort beziehen sich vor allem auf die Durchsetzung von mehr ‚Ordnung und Sauberkeit’. Ausländische Jungen beklagen, dass sie am Busbahnhof häufig von der Polizei kontrolliert werden. An mehreren Stellen wurden Ampeln als Querungshilfen für Fußgänger gefordert, z. B. in der Kurhausstraße, der Lorsbachstraße, der Zeilsheimer Straße und der Elisabethstraße. Außerdem soll die Grünphase für Fußgänger an der Ampel von der Tankstelle zum 40 Busbahnhof verlängert werden. Auffällig ist, dass sich in Hofheim Kernstadt nahezu die einzigen Wünsche zum Thema ‚Wasser’ befinden. Diese beziehen sich auf den Schwarzbach; einerseits geht es immer wieder um Angst, gerade am Bahnhofsbereich, der direkt am Schwarzbach liegt. Andererseits gibt es den positiven Wunsch nach der Eröffnung von Zugangsmöglichkeiten zum Bach hin, vielleicht sogar mit einem Wasserspielplatz. Ein MacDonalds steht auf der Wunschliste der Jugendlichen, denn „ich finde es blöd, dass es in Wallau einen MacDonalds gibt und in Hofheim nicht, obwohl Hofheim größer ist.“ (Junge, 14 Jahre) Marxheim/Hofheim-Süd Der südlich gelegene Stadtteil Marxheim weist insbesondere auch durch seine räumliche Nähe zu Hofheim Besonderheiten in der Bewegungsstruktur und der räumlichen Nutzung bei Kindern und Jugendlichen auf. In Marxheim ist der Durchgangsverkehr ein wesentliches Thema insbesondere für die dort lebenden Kinder. Die Dominanz der Verkehrsführung mitten durch den Stadtteil beeinflusst das Kinderleben stark. Die viel befahrene Rheingaustraße stellt eine deutliche Barriere dar, die meist nicht allein überwunden werden kann und darf. Insbesondere die kaum ausreichenden Möglichkeiten zur sicheren Überquerung der Straße werden von den Kindern thematisiert. So zeigt sich in der Auswertung der Bewegungslandkarten deutlich, dass es kaum Kontakte zwischen den Kindern der einen und der anderen Seite gibt. Auch die Angebote der jeweils ‚anderen’ Seite können nicht allein erreicht werden, z. B. die Skateanlage am Kreishaus oder der Sportpark Heide. Ebenfalls genannt als stark befahrene Straße wird die Frankfurter Straße. Die dahinter liegenden Wiesen sind somit für Kinder nur 41 schwer zu erreichen. Eine weitere Grenze, die von den Kindern nicht allein überschritten werden darf, stellt der Bahnhofsbereich mit seinen umliegenden Bahngleisen dar. Durch die Verkehrssituation wird die Mobilität der in Marxheim und in Hofheim-Süd lebenden Kinder sowohl innerhalb des Stadtteils als auch bezüglich der Überwindung der Stadteilgrenzen deutlich eingeschränkt. In Marxheim konnte bei den Bewegungslandkarten im Vergleich der drei untersuchten Grundschulen zueinander die geringste Mobilität der Kinder beobachtet werden. Sie sind nachmittags oft zu Hause und nutzen in vielen Fällen die privaten Grundstücke mit Garten. Spätnachmittags zeigte sich eine deutliche Bewegung in die umliegenden Schwimmbäder; wobei zu vermuten ist, dass dies in Begleitung der Eltern mit dem Auto geschieht. Ein wesentliches Element der Bewegungslandkarten besteht in der Nachfrage nach gefährlichen bzw. verbotenen Orten im Stadtteil. Hier war besonders zu beobachten, dass es in Marxheim und Hofheim-Süd Plätze gibt, die mit einem Aufenthaltsverbot durch die Eltern belegt sind (vgl. Kapitel Angst und Sicherheit). Neben dem Bahnhofsbereich ist der Wald ein solcher stark mit Angst und daher mit Verboten belegter Ort. Der Aufenthalt allein im Wald ist vielen Kindern, vor allem aber Mädchen, verboten aus Angst vor Verletzungsgefahr, der Möglichkeit sich zu verlaufen und sogar der Furcht vor Entführungen. Es hat sich gezeigt, dass die Kinder diese Ängstlichkeit übernehmen, die Verbote akzeptieren und auch weitergeben. Gleichzeitig äußern sie aber den Wunsch, den Erfahrungsraum Wald verstärkt nutzen zu können, da er sich ideal zum Verstecken Spielen, Höhlen bauen, klettern und Austoben eignet. In Marxheim haben Spielplätze die geringste Bedeutung von allen drei Schuleinzugsbereichen insgesamt, die mittels der Bewegungslandkarte untersucht wurden. Dies liegt sicherlich in dem zur Verfügung stehenden privaten Spielraum begründet. Dennoch gibt es einige Forderungen an die Ausstattung der Spielplätze. Besonders auffällig ist die Forderung der Kinder nach Toiletten bei dem Bolzplatz Klarastraße/Bahnstraße, damit die Jugendlichen zum einen diesen Raum nicht mehr so stark verschmutzen und zum 42 anderen dieser Platz für die Großen so attraktiv wird, dass sie nicht mehr auf andere Spielplätze ausweichen. Der Y-Spielplatz wird von den Kindern besonders positiv erwähnt. Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt ist der Waldspielplatz, der häufig hervorgehoben wird. Wald als Spiel-, Aufenthalts- und Erfahrungsraum für Kinder taucht ansonsten in ihren Erzählungen nicht auf. Es gibt einige wenige Kinder, die ihn nutzen. Mehrmals werden jedoch Wünsche auf die Waldnutzung geäußert. Dagegen steht jedoch die große Entfernung zum Wald und in den meisten Fällen die Angst der Kinder und Eltern und die damit verbundenen Verbote. Bei der Befragung der älteren Kinder bzw. der Jugendlichen zeigt sich eine deutliche Spaltung zwischen Gruppen, die sich zu Hause aufhalten, jene, die öffentliche, informelle Orte (Skateanlage, Eiscafe, Spielplätze usw.) als Treffpunkte nutzen oder diejenigen, die in die kirchliche Jugendarbeit eingebunden sind. Die Nähe zu Hofheim macht sich auch bemerkbar durch die Nutzung der Angebote im Haus der Jugend, der Stadtbücherei usw. Das Angebot der Jugendarbeit der Marxheimer evangelischen Kirchengemeinde erweist sich als ein relativ geschlossenes. Bei dem durchgeführten Gruppeninterview wird von den Jugendlichen berichtet, dass eigentlich kaum jemand von ihrer Gruppe weiß, da sie aus einer ehemaligen Konfirmandengruppe entstanden ist. Grundsätzlich aber ist die Nutzung des Gruppenangebotes für alle Jugendlichen offen. Obwohl die Jugendlichen im Jugendclub während des Gesprächs deutlich Kritik an der kommunalen Jugendpolitik äußern, zeigen sie sich insgesamt zufrieden mit der eigenen Freizeitsituation. Zentraler Kritikpunkt sind die unzureichenden Busverbindungen: Nicht nur sind die Verbindungen spärlich, vor allem abends und am Wochenende. Auch werden die Fahrpläne nicht pünktlich eingehalten. Bemängelt werden außerdem die immer wieder defekten Anzeigetafeln am Busbahnhof. Treffen sich die Jugendlichen nicht im Jugendclub der Kirchengemeinde, findet man sie im 43 Eiscafe Venezia oder in der Stadt. Genutzt wird ebenfalls das Angebot der Vereine in Marxheim und Hofheim. Hier zeigt sich, dass, während die Kinder stark an die Grenzen des Stadtteils gebunden sind, die Älteren von der Nähe zu Hofheim durchaus profitieren und sich mobil bewegen. Als Bewegungsmittel werden das Fahrrad, der Bus und das Sammeltaxi genutzt. Auffällig viele Kinder und Jugendliche werden auch von ihren Eltern gefahren. Bei den Jugendlichen, die nicht in die Angebote der Jugendarbeit oder der Vereine eingebunden sind, zeigt sich - vergleichbar wie bei den Kindern - eine Spaltung des Stadtteils, welche durch die Rheingaustraße definiert werden kann. Westlich der Rheingaustraße treffen sich die Jugendlichen häufig auf dem (unteren) Spielplatz in der Klarastraße. Der Spielplatz wird genutzt zum Fußballspielen und Abhängen: „Ich treffe mich am liebsten mit meinen Freunden zum Fußball spielen auf dem Spielplatz z. B. hier in der Klarastraße. In das Jugendhaus gehe ich nicht. Ich mag es nicht, wenn geraucht wird. Aber die Raucher sitzen auch auf dem Spielplatz und hängen rum“ (Junge, 13 Jahre). Der Sportpark Heide wird vor allem von den männlichen Jugendlichen aufgesucht. Er scheint allerdings kein so genannter informeller Treffpunkt zu sein, da das Gelände nur der Vereinsnutzung offen steht. Östlich der Rheingaustraße treffen sich die Jugendlichen am und in der Nähe des Kreishauses. Wichtigstes Thema sind die Skater und ihre Nutzungsbedürfnisse bezüglich des Kreishauses. Interessant ist, dass auch Jugendliche, die sich selbst nicht als Skater bezeichnen, für die Wünsche dieser Szene eintreten. Mit großer Vehemenz wird kritisiert, dass die Fläche um das Kreishaus, insbesondere die flachen Treppenabstufungen nicht beskatet werden darf. Durch die Beauftragung eines Wachdienstes fühlen sich die Jugendlichen provoziert und versuchen diesem immer wieder ‚ein Schnippchen’ zu schlagen. „Als erstes würde ich es mit dem Sicherheitsdienst sein lassen, weil ich der Meinung bin, dass das Geld, was sie in den Sicherheitsdienst stecken, ist genauso viel, wie die Platten mal erneuern“ (Junge, 18 Jahre). Bezüglich kommerzieller Wünsche für Marxheim findet man dort im Vergleich zu den anderen Stadteilen die wenigsten Nennungen. Und dies, obwohl es vor Ort nur wenige kommerzielle Angebote gibt. In den meisten Fällen nehmen die Kinder an den Einkaufsaktivitäten und der Nutzung der Angebote außerhalb Marxheims durch die Eltern teil. Die älteren Kinder und Jugendlichen hingegen nutzen die Nähe zu Hofheim und suchen die Fußgängerzone usw. auf. 44 Forderungen der Kinder und Jugendlichen: Viele Kinderwünsche richten sich an die Verbesserung der Verkehrssituation auf der Rheingaustraße und der Frankfurter Straße. Durch Fußgängerampeln und Zebrastreifen könnte der abgrenzende Charakter der Straßen zum Teil behoben werden. Weitere Verbesserungswünsche der Kinder beziehen sich auf die Ausstattung und Sauberkeit der Spielplätze. Viele Spielplätze sind nur mit Spielgeräten für kleinere Kinder ausgestattet oder werden von den Jugendlichen als Treffpunkt genutzt. So wünschen sich die Kinder der 3. und 4. Klasse eine Ausstattung der Plätze, die auch ihren Bedürfnissen gerecht wird. In Bezug auf den Sportpark wünschen sich Kinder und Jugendliche eine Öffnung des Geländes außerhalb der Vereinszeiten für das selbstorganisierte Fußballspiel. „Manchmal wollen wir nach dem Training noch ein bisschen für uns kicken und dann kommt der Hausmeister und wirft uns raus. Das ist mir und meinen Freunden schon passiert“ (Junge, 14 Jahre). Insbesondere Mädchen vermissen auf dem Gelände einen Spielplatz und Wiesen zum Ausruhen und Fläche zum freien Spiel. Um zum Fußball Spielen auf einen der Bolzplätze ausweichen zu können, wünschen sich die Jungen neue Tore für den Platz Klarastraße. Auffällig viele Wünsche wurden nach mehr Sicherheit im öffentlichen Raum und auch auf den Spielplätzen (vor allem für den Waldspielplatz) formuliert. Der Bahnhof wird von den Kindern als gefährlicher und unangenehmer Ort empfunden, der einer Verbesserung in Form von mehr Sauberkeit und Ordnung durch regulierende Instanzen bedarf. Viele Kinder und Jugendliche äußerten auch den Wunsch auf eine bessere und reichhaltigere Ausstattung der Spielanlagen in der Rhein-Main-Therme und dem Krifteler Schwimmbad sowie gleichzeitig eine deutliche Reduzierung der Preise für Kinder und Familien. Auch an den Wiederaufbau des Hofheimer Kinos richten sich viele Wünsche aus Marxheim; 45 insbesondere die Kinder ab der 3. Klasse haben viele positive Erinnerungen an das alte Kino. Diedenbergen Über die Hälfte der über die Fragebogenaktion erreichten Kinder und Jugendlichen aus Diedenbergen geben an, gemeinsam mit den Eltern und Geschwistern in einem Haushalt zu leben. 11 % der befragten sind Einzelkinder und ebenfalls 11 % leben mit einem Elternteil zusammen. Von den erfassten Heranwachsenden waren 14 % ausländischer Herkunft. Zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen berichten von einer Vereinszugehörigkeit, wobei die Sportvereine am häufigsten frequentiert werden. Hierbei werden zu einem Viertel die Sportvereine in Diedenbergen und ansonsten Vereinsangebote außerhalb des Heimatortes besucht. Allerdings lässt sich auch hier feststellen, dass die Bereitschaft, in einem Verein aktiv zu sein, mit dem Älter werden abnimmt. Generell treiben aber fast alle Kinder und Jugendlichen häufig Sport. Etwa ein Drittel der Befragten nehmen Angebote der Jugendarbeit in Anspruch. Auch hier lässt die Bereitschaft aber ab dem 14. Lebensjahr etwas nach. Der Jugendclub im Ort wird von etwa 12 % der Älteren besucht, außerdem nutzt ein beträchtlicher Teil der Jugendlichen die Angebote des Hofheimer Jugendhauses. Das Spielmobil ist das hauptsächlich in Anspruch genommene Angebot für die Jüngeren. Die jüngeren Kinder in Diedenbergen fühlen sich mit den Angeboten des Spielmobils ausreichend versorgt. Doch insbesondere die älteren Jungen des Spielmobils äußern erste 46 Unzufriedenheit mit dem Freizeitangebot in ihrem Wohnort. Es sind vor allem spezielle Sportangebote, die sie vermissen und die sie gerne vor Ort nutzen würden. So ist z. B. Basketball und Football spielen nur in Langenhain möglich und somit schwer erreichbar. Außerdem fehlt ein Ort zum Skaten; man kann zwar, so berichten sie, in Kriftel skaten, aber dort kann man nicht alleine hinkommen. Genutzt als Treff- und Aufenthaltsorte werden die Sportplätze und die Spielplätze; "am liebsten bin ich auf den Spielplätzen in Diedenbergen, da wo Bänke sind, wo man sich hinsetzen kann und so. Dort unterhalten wir uns und hängen ab" (Junge, 16 Jahre). Genutzt wird manchmal auch der Schulhof der Grundschule. Auf die Frage nach Verbesserungswünschen wird immer wieder formuliert: "Ich würde Orte schaffen, wo Jugendliche in Ruhe abhängen können" (Junge, 17 Jahre). Obwohl die befragten Jugendlichen bis auf wenige Ausnahmen nicht NutzerInnen des ansässigen Jugendzentrums sind, äußern sie sich diesbezüglich kritisch. Sie wünschen sich ein besseres Angebot, größere Räume und vor allem Öffnungszeiten auch am Wochenende: "Am Wochenende sitzen wir hier in der Gegend rum, es gibt ja nichts, was offen hat. Ich wünsche mir, dass der Jugendkeller auch am Wochenende offen hat" (Junge, 15 Jahre). Positiv erwähnt wird, dass der Jugendkeller manchmal besondere Angebote macht, zum Beispiel eine Fahrt in die Kletterhalle in Frankfurt anbietet. Für die BesucherInnen des Jugendkellers enthält die lokale Mängelliste weitere Punkte: Es fehlen eine Halfpipe und ein Skaterpark mit vielen verschiedenen Elementen in Diedenbergen. Generell steht bei den Kindern und Jugendlichen auf der Wunschliste ein Kino an höchster Stelle. Ebenfalls häufiger gewünscht werden billigere Eintrittspreise für die Schwimm- bzw. Freibäder, sowie ein erweitertes Einzelhandelsangebot. Sie erhoffen sich für Diedenbergen eine bessere Anbindung durch den ÖPNV ebenso wie ein Internetcafe. Für die Älteren ist auch eine Disco bzw. ähnliche Angebote ein wichtiges Thema. Die Jugendlichen in Diedenbergen bezeichnen sich insgesamt als relativ mobil. Die Busanbindung ist während der Woche ganz zufriedenstellend, allerdings fahren am Wochenende zu wenig Busse. Das Sammeltaxi sollte bereits früher sowie auch länger fahren. Im Stadtteil selbst bewegen sie häufig auch mit dem Fahrrad. Langenhain Aufgrund der schriftlichen Befragung lassen sich über die Wohnsituation von Kindern und 47 Jugendlichen in Langenhain folgende Aussagen treffen: Überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche leben in Mehrgenerationenhaushalten; etwa 12 % wohnen mit Eltern(teil) und Großeltern(teil) zusammen. Jedes achte Kind lebt in einem Alleinerziehendenhaushalt, vor allem bei der Mutter bzw. mit der Mutter und Geschwistern. Zwei Drittel der Befragten wohnen gemeinsam mit den Eltern und 90 % von ihnen haben Geschwister. Nach Schilderung der Jugendlichen lässt sich Langenhain als relativ geschlossener und kleinräumiger Sozialraum beschreiben. Die befragten Jugendlichen berichten, dass sie ihre Freunde bereits aus Kindergartenzeiten kennen. Das Beziehungsgefüge weist demnach hohe Kontinuität auf. Die Lage des Stadtteils ist exponiert auf einer kleinen Anhöhe, dies unterstützt möglicherweise die Abgeschlossenheit des Quartiers. Die Höhendifferenz zu den anderen Orten wirkt als erhebliche Mobilitätsbarriere für die dort lebenden Jugendlichen. Sie hat zur Folge, dass der Weg nach Langenhain kaum mit dem Fahrrad bewältigt werden kann, was die Abhängigkeit von der örtlichen Infrastruktur zusätzlich erhöht – zumindest bis über ein Auto verfügt werden kann Treffpunkte für die Heranwachsenden sind die Stehpizza, der Bahai-Spielplatz mit den vorhandenen Sportmöglichkeiten und der Sportplatz am Jugendtreff. „Unser Standardabhängeplatz - sag ich jetzt mal so – ist vorne die Pizza. Eventuell noch der Sportplatz, aber nur bei gutem Wetter.“ (Junge, 17 Jahre) Viele der befragten Jugendlichen sind mit ihren Freizeitmöglichkeiten nicht zufrieden. Nach ihrer Darstellung gibt es in Langenhain im Moment fünf verschiedene subkulturelle Jugendcliquen, die jedoch nicht alle über einen eigenen Raum verfügen. Generell ist die Nutzung der unterschiedlichen Räumlichkeiten und auch informellen Treffpunkten der einzelnen Cliquen bekannt; „ich gehe nicht in den Jugendclub, weil da meine Freunde auch nicht hingehen, dann habe ich auch keine Lust.(...)Man kennt auch die genauen Öffnungszeiten nicht. Da sagt uns niemand Bescheid.“ (Junge, 16 Jahre). Etwa jede/r fünfte Heranwachsende gibt an, die Jugendarbeit in Langenhain oder den angrenzenden Orten zu nutzen. Für den letzten Monat vor der Befragung haben 8 % aller Befragten angegeben, mindestens einmal wöchentlich eines der Angebote wahrzunehmen. 5 % der Jüngeren nutzen das Spielmobil und 7 % besuchen Angebote der evangelischen Kirche. Das Haus der Jugend in Hofheim wird ebenfalls erwähnt. Betrachtet man die Altersstruktur, fällt auf, dass vor allem die 11 bis 13jährigen die Angebote der Jugendarbeit annehmen, die Besuche der Älteren scheinen eher sporadisch zu sein. Für die befragte Konfirmandengruppe stellt sich das Problem, dass sie sich gerne weiter 48 treffen würden, die Organisation der Jugendgruppe und die damit verbundene Treffmöglichkeiten jedoch nach der Konfirmation nicht mehr zur Verfügung stehen. Einen Ersatz zu finden erweist sich als schwierig. Der Jugendtreff im Ort wie auch der Jugendclub ‚Ufo’ erscheinen ihnen offensichtlich nicht als geeignete Anschlussmöglichkeit. Auch die Jugendlichen im Jugendtreff beschrieben ihre Situation eher als unbefriedigend. Die Räumlichkeiten des Jugendtreffs sind sehr klein und beengt – so beengt wie in keinem anderen Jugendclub, berichten sie. Ein zwar vorhandener zweiter Raum kann von ihnen nicht genutzt werden, da er als Umkleidekabine für die Sportmannschaft dient. Diesen Raum wünschen sich die Jugendlichen als weiteren Jugendraum. Sie berichten, dass sie ihr Anliegen bereits mehrmals vorgetragen haben, bisher wurde aber noch keine Lösung gefunden. Der Jugendtreff hat zweimal in der Woche geöffnet und es besteht der Wunsch nach erweiterten Öffnungszeiten. Einige Jugendliche haben sich zur Verfügung gestellt, um den Treff an weiteren Tagen ehrenamtlich zu betreuen. Zu den Effekten gibt es widersprüchliche Berichte. Zum einen scheinen die erweiterten Öffnungszeiten Jugendliche aus anderen Orten anzuziehen, deren Stadtteiltreffs seltener geöffnet sind. Andererseits wird aber auch erwähnt, dass sich ‚fremde’ Jugendliche gar nicht in den Treff hineintrauen. Aufgrund der eingeschränkten Öffnungszeiten sind die Heranwachsenden abends und am Wochenende stark nach außen orientiert, sie besuchen Kneipen in Hofheim und den umliegenden Großstädten Frankfurt und Wiesbaden. Die Jugendlichen beklagen in diesem Zusammenhang das Problem der fehlenden Verkehrsmittel. Der ÖPNV stellt seinen Betrieb abends relativ früh ein und auch das Sammeltaxi fährt nur bis zu einer gewissen Uhrzeit. Langenhain hat eine facettenreiche Vereinsstruktur aber – so berichten die Jugendlichen, „nichts, was für Jugendliche annäherungsweise interessant ist“ (Gruppeninterview). Genutzt werden vor allem die Vereinsangebote aus dem Sportbereich. Auf dem Hintergrund der schriftlichen Befragung kann festgestellt werden, dass 76% der Heranwachsenden in einem Verein aktiv sind. Hier stehen vor allem die Sportvereine im Vordergrund. Auffallend ist die ausgesprochen intensive Nutzung der Vereinsangebote; 75 % haben angeben, mindestens einmal wöchentlich aktiv zu sein. Bei der Nutzung der Vereinsangebote ist in Langenhain auch kaum eine Distanzierung während der Pubertät erkennbar. Dass der Zugang zur ‚großen, weiten Welt’ auch virtuell nur eingeschränkt möglich ist, beklagen die Jugendlichen sehr. Die lokale Enge wird ihrer Meinung noch dadurch unterstrichen, dass es teilweise nicht einmal DSL-Leitungen gibt. 49 Lorsbach Am Eingang des Taunus liegt Lorsbach in einem Talkessel, durch den der Schwarzbach fließt. Die Bahnlinie spaltet den Stadtteil in zwei Hälften und der rege Zugverkehr wird vor allem von den Kindern als laut, gefährlich und abschreckend bezeichnet. Die Bahnstrecke ist für die Kinder mit einem Aufenthaltsverbot belegt. Die schriftliche Befragung gibt zur Wohnsituation der Kinder und Jugendlichen Auskunft: Die meisten Befragten leben gemeinsam mit ihren Eltern und häufig auch mit Geschwistern. Überdurchschnittlich viele, etwa 18 %, leben in Mehrgenerationenfamilien. Weitere 18 % wohnen zusammen mit einem Elternteil. Die Nutzung der Vereine spielt in Lorsbach eine wichtige Rolle. 76 % aller Heranwachsenden sind Mitglied in einem Verein und 59 % von ihnen geben sogar an, die Vereinsangebote mindestens einmal in der Woche zu nutzen. Es zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede in den Altersgruppen: Bei den 11 bis 13jährigen bezeichnen sich 88 % als Vereinsmitglieder und fast 90 % geben an, mehrmals wöchentlich dort hinzugehen. Bei den 14 bis 17jährigen sind etwa 65 % aktive Vereinsmitglieder. Jedes fünfte Kind bzw. Jugendlicher bezeichnet sich als NutzerIn der Jugendarbeit, 13 % von ihnen haben im letzten Monat vor der Befragung Angebote der Jugendarbeit besucht. Es gibt jedoch wenig Aussagen zu den einzelnen Angeboten. „Ich will ein Eiscafe nur für Kinder und Jugendliche, einen Spielplatz für Kinder und einen für Jugendliche und was für größere Kinder, nicht nur ein Spielgerüst.“ (Mädchen, 9 Jahre). Die beiden Spielplätze in der Talstraße, der sogenannten Spielstraße, sind die wichtigsten Anlaufstellen für die Kinder in Lorsbach. Während der obere Spielplatz am Feuerwehrhaus relativ neu ist, bemängeln die Kinder am unteren Spielplatz die mangelhafte und veraltete Ausstattung. Insbesondere für die größeren Kinder gibt es keine interessanten und reizvollen Spielgeräte. Grundsätzlich wünschen sie sich eine Neugestaltung der vorhandenen „Sie werden mit der Zeit doch langweilig, weil man schon alles kennt“ (Gruppeninterview). Neue 50 ausgefallene Turngeräte und große Wiesen zum Fangen spielen wären schön. Dafür wird der untere Spielplatz für seine etwas einsamere Lage geschätzt. Angemerkt wird schließlich auch – vor allem von Mädchen -, dass die ‚richtig guten Spielplätze’ der Kindergärten und Schulen geöffnet werden sollten. Die Spielplätze werden von den Jugendlichen ebenfalls als Treffpunkt genutzt – vor allem für den Spielplatz am Feuerwehrshaus scheint es Nutzungsüberlagerungen zu geben, die von den jüngeren Kindern beklagt werden. Für die Kindergruppe des Spielmobils ist Lorsbach nach ihrem eigenen Bekunden grundsätzlich ein zufriedenstellender Lebensraum. Sie bewegen sich eigenständig und selbstverständlich in diesem Terrain, kennen sich gut aus. Spielplätze, Vereine und Freundinnen bzw. Freunde sind in der Nähe. Es deuten sich jedoch auch erste Wünsche nach Raumerweiterungen an. So erzählen die Kinder, dass sie schon gerne mal weiter rauskommen würden - in andere Orte oder auch in den nahegelegenen Wald (hier gibt es nach den Kindererzählungen wohl elterliche Verbote, allein dorthin zu gehen). Die Kinder benennen einige lokale Kritikpunkte. Hierzu gehören die Spielstraße in Lorsbach und die Hauptstraße, die sehr stark befahren und sehr laut ist. Ungern – weil sie sich dort ängstigen - sind sie auch am Bahnhof nach 18.00, weil sich dort Jugendliche „rumtreiben“, die Drogen nehmen. Von Jungen wird bemängelt, dass der Sportplatz keine Rasenfläche hat, sondern nur Schotter. Sie würden sich sehr freuen, wenn hier Rasen angelegt würde. Sie würden auch über Skatemöglichkeiten freuen. Außerdem fehlt ein schönes Schwimmbad in Lorsbach. Als weitere Freizeitaktivitäten berichten insbesondere die Mädchen, dass sie auf den Spielplatz gehen, Eis essen; Fahrrad fahren und nach Langenhain zum Reiten gehen. Außer den Spielplätzen, dem Sportplatz und dem Spielmobil gibt es jedoch keine Aufenthaltsorte für die Kinder und Jugendlichen. Die räumliche Nähe zu Hofheim, vor allem durch den SBahn Anschluss erleichtert die Mobilität Richtung Kreisstadt. Aber für die älteren Kinder gilt häufig ein elterliches Verbot, allein nach Hofheim zu fahren und viele Jugendlichen beschreiben den Kontakt zu Hofheim und zu den Hofheimer Jugendlichen als konfliktreich und gehen auf Distanz. Bei der Fragebogenaktion in den Schulen zeigt sich, dass nur wenige Jugendliche das Haus der Jugend in Hofheim besuchen. So wünschen sich sowohl die Kinder als auch die Jugendlichen in Lorsbach einen festen Treffpunkt mit Angebotscharakter: „Mir fehlt ein Jugendraum in Lorsbach, obwohl der eigentlich in Angriff genommen worden ist, aber irgendwie tut sich da nichts“ (Mädchen, 16 Jahre). Die gewünschten Räumlichkeiten sollten für alle offen sein und möglichst wenig pädagogischen Charakter haben; gefordert wird aber mehrmals eine disziplinierende Instanz: „Der Treffpunkt sollte relativ frei gestaltet sein, jedoch mit Disziplin, sonst geht da keiner hin, weil sonst ständig irgendwelche Türen zertreten werden oder sonst was“ (Junge, 19 Jahre). 51 Wallau Der Hofheimer Stadtteil Wallau liegt, umrahmt von Autobahnen und Umgehungsstraßen, im Nordwesten von Hofheim. Er ist in weiten Teilen unabhängig durch seine gut ausgestattete Infrastruktur und wird von seinen BewohnerInnen als abgeschlossen und selbständig empfunden. Aufgrund der Fragebogenaktion an den Hofheimer Schulen können zu Wallau einige generelle Aussagen festgehalten werden: In Wallau leben die Kinder und Jugendlichen in vergleichsweise ‚traditionellen’ Familienkonstellationen. Überdurchschnittlich häufig leben sie in Mehrgenerationenfamilien, etwa jedes achte Kind lebt in einem Alleinerziehendenhaushalt mit der Mutter und zum Teil mit Geschwistern zusammen. Die Mitgliedschaft im Verein ist bei den Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu den anderen Stadtteilen eher unterdurchschnittlich vertreten. Insgesamt nutzen etwa 55 % der Heranwachsenden das Angebot der Vereine, einen deutlichen Schnitt bei der Mitgliedschaft findet sich bei den Jugendlichen ab 13 Jahren. Während bei den Jüngeren noch ca. zwei Drittel in einem Verein aktiv sind, bezeichnen sich bei den 14 bis 17jährigen weniger als die Hälfte als VereinsnutzerInnen. Auch wenn die Anzahl der Vereinsnutzungen insgesamt gesehen vergleichsweise unterdurchschnittlich ist, so gibt doch jede und jeder zweite junge Wallauer an, mindestens einmal wöchentlich im Verein aktiv zu sein. Abgesehen von der Jugendfeuerwehr werden auch in Wallau hauptsächlich Sportvereine frequentiert, vielfach auch außerhalb der Stadtteilgrenzen. Sport hat bei den Kindern und Jugendlichen aber generell einen hohen Stellenwert, etwa 80 % geben an, öfters bis sehr häufig Sport zu treiben. 52 Interessant ist weiterhin, dass überdurchschnittlich viele Heranwachsende (90 %) angeben, dass sie sehr häufig in der Freizeit ihre FreundInnen besuchen. Etwa ein Drittel der Befragten nutzen Angebote der Jugendarbeit. Genannt wird der offene Treff an der Schule, das Spielmobil, der Jugendtreff „Recepturhof“ im Stadtteil und einige eher jüngere Jugendliche besuchen das Hofheimer Haus der Jugend. Für Kinder ist Wallau insgesamt ein schöner und ihren Bedürfnissen angemessener Ort. In den meisten Fällen können sie sich innerhalb des Stadtteils relativ gefahrlos bewegen und tun dies auch. Der Ort bietet insbesondere für Kinder viele Treff-, Spiel- und Erfahrungsmöglichkeiten. Gleichzeitig formulieren die Kinder aber auch ein Gefühl von Gefangensein; ein Eindruck, der vor allem auch durch die Abgrenzung Wallaus mittels der Autobahnen real unterstrichen wird. Einer besonderen Betrachtung ist das Wallauer Gewerbegebiet aus Kindersicht wert. Beim Aufzeichnen der Stadtteilstruktur durch die Wallauer Erwachsenen für die Bewegungslandkarte an der Taunusblick-Schule wird das Gewerbegebiet außen vor gelassen. Bei der Vervollständigung der Karte wird auf Nachfrage erklärt, dass in diesem Gewerbegebiet weder Kinder wohnen, noch sich dort aufhalten. Umso überraschender ist, dass während der Bewegungslandkarte sich mindestens 15 Kinder an diesem quasi auf der Karte nicht existenten Ort zusammenfinden. Im Gewerbegebiet selbst sind keine Spiel- und Bewegungsflächen für Kinder angelegt. Obwohl dieser Teil Wallaus und auch die nähere Umgebung Kindern durchaus spannende Erfahrungsmöglichkeiten bietet, z. B. gerade durch die Ungewöhnlichkeit des Wohnumfeldes, werden die dort wohnenden Kinder kaum von ihren FreundInnen besucht. Die befragten Kinder am Spielmobil sind vielfach mit ihrer Freizeitsituation zufrieden. Sie nutzen das Spielmobil regelmäßig und partizipieren auch von den Angeboten der Sportvereine. Sie bewegen sich innerhalb ihres Wohnortes größtenteils angstfrei. Ein großer Kritikpunkt ist jedoch die Johann-Philipp-Schleicher-Straße, die wegen ihrem hohen Verkehrsaufkommen als bedrohlich empfunden wird. 53 Hervor zu heben ist die Situation in Wallau auf dem verkehrsberuhigten Bereich in der Innenstadt. Dieser wird von den Grundschulkindern als sehr Angst besetzt erlebt und schränkt interessanterweise ihre Mobilität innerhalb des Quartiers sehr ein, obwohl es gerade ein verkehrsberuhigter Bereich ist. Die Straßen außerhalb der verkehrsberuhigten Zone sind mit weitaus weniger Angst belegt. Es ist zu vermuten, dass im verkehrsberuhigten Bereich keine Differenzierung mehr zwischen dem geschützten Bereich für Fußgängerinnen und Fußgänger und dem Verkehrsbereich für Autos gemacht wird. Die Kinder wissen z. B., dass sie sich im Fußgängerbereich relativ sicher bewegen können, ohne dass sie dort von fließendem oder ruhendem Verkehr bedroht oder belästigt werden. Diese Trennung ist im verkehrsberuhigten Bereich jedoch aufgehoben und die Kinder fühlen sich anhaltend und latent bedroht. Vermutlich basiert dies auch auf der Erfahrung der Kinder, dass die Autos weitgehend viel zu schnell fahren. Außerdem wird dort, wo heute Spielflächen sind, morgen teilweise entgegen allen Verkehrsregeln wild geparkt. Dann können die Spielmöglichkeiten nicht genutzt werden. So wird eine eigentlich schützende Regelung, nämlich die Verkehrsberuhigung, zu einem Angstraum für Kinder. Der Neubau der Umgehungsstraße wird von den Kindern ebenfalls als deutliche Einschränkung ihres Lebensraumes beschrieben. Dass dies auch Auswirkungen auf die Kontaktmöglichkeiten zu anderen Stadtteilen hat, zeigt der folgende Wunsch eines Jungen aus Diedenbergen: „Ich wünsche mir einen Radweg von Diedenbergen nach Wallau. Letztens habe ich habe ich zwei Stunden gebraucht, da ich nicht auf der Hauptstraße fahren wollte“ (Junge, 16 Jahre). Auch nach der Schilderung der Jugendlichen im Jugendclub und nach den Interviews im öffentlichen Raum kann man Wallau als einen geschlossenen und übersichtlichen Sozialraum charakterisieren. „Meine Freunde kommen alle aus Wallau und wir treffen uns auch immer hier unten (am Festplatz). Wir fahren fast nie woanders hin.“ (Junge, 14 Jahre). Die Jugendlichen, die im Jugendclub und am Rande des Spielmobils befragt wurden, äußern 54 durchgängig eine allgemeine Unzufriedenheit zu ihrer Freizeitsituation. „Man kann nicht viel machen, außer auf dem Bolzplatz und im Dorf abhängen.“ (Gruppeninterview). Als sie noch jünger waren, haben sie das Angebot der Vereine oder des Spielmobils genutzt, aber heute nicht mehr. Wenn es einen Basketballverein gäbe, dann würden sie auch wieder in einen Sportverein gehen, berichten die männlichen Jugendlichen. Auf die Frage, was er während der Woche in seiner Freizeit mache, antwortete ein Jugendlicher: „Montags komm’ ich aus der Schule, ess’ was zu Hause, mache Hausaufgaben, dann geh’ ich runter auf den Sportplatz und treff’ mich mit meinen Freunden. Dienstag hatte ich die ganze Zeit Konfi, das ist jetzt aber auch nicht mehr, dann habe ich aber jetzt Taek-Won-Do-Training und dann habe ich keine Zeit mehr. Mittwochs wieder dasselbe wie montags und Donnerstag wieder dasselbe wie dienstags. Freitag muss ich Zeitungen austragen und dann gehe ich wieder auf den Sportplatz. Am Wochenende treffe ich mich mittags mit meinen Freunden und manchmal gehe ich abends weg. (...) Ist alles ein bisschen öde, wird langsam langweilig, jeden Tag dasselbe zu machen. Ich mein’, es wäre halt gut, wenn wir hier Abwechslung hätten.“ (Junge, 14 Jahre). Dass donnerstags der Jugendclub geöffnet hat, wird von vielen der befragten Jugendlichen begrüßt und in die Wochenplanung fest einbezogen. Wichtige Treffpunkte sind der ‚Bolzer’ auf dem Festplatz und der ‚Wandersmann’. Letzterer ist aufgrund seiner abgelegenen Lage und der damit verbundenen Ungestörtheit besonders beliebt. Ambivalent wird der Bolzplatz erlebt. Es wird bemängelt, dass es keine Unterstellmöglichkeiten gibt und dass ein zweiter Basketballkorb fehlt. Immer wieder wird von Nutzungskonkurrenzen auf dem Platz erzählt; mit den Eltern, die mit ihren kleineren Kindern den angrenzenden Spielplatz nutzen, mit dem neben dem Basketballkorb liegendem Vereinsheim und auch unter den Jugendlichen selbst. „Meist häng’ ich hier am Festplatz ab. Es ist scheiße, dass es hier nur einen Korb gibt. Wenn mehrere kommen, müssen wir uns immer den Korb irgendwie teilen. (...) Ich würde hier mehr hinbauen. Auch für die Kleinen (gemeint sind die 14 bis 15jährigen). Die Großen lassen die nicht mitspielen.“ (Junge, 15 Jahre). Trotz der zum Teil konfliktreichen Nutzung des Festplatzes ist es – auch in Ermanglung von Alternativen – der zentrale Treffpunkt für die Jugendlichen. Beklagt wird von vielen Jugendlichen das fehlende Angebot für Skater im Stadtteil. Die nächste Skatemöglichkeit ist in Langenhain; dorthin kommt man zwar mit dem Bus, muss aber Geld bezahlen und dann noch etwa zwanzig Minuten laufen. In der Diskussion um eine Skateanlage betonen die jüngeren, dass man bei einem Bau von Rampen und Pipes auch daran denken muss, dass AnfängerInnen darauf fahren können. 55 Auch in Wallau ist Mobilität ein wichtiges Thema. Sowohl die Kinder als auch die Jugendlichen bezeichnen sich innerhalb von Wallau als mobil; sie bewegen sich zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Skateboard oder werden von den Eltern gefahren. Bei den Bewegungslandkarten zeigt sich, dass auch die Kinder in den meisten Fällen in Wallau eigenständig unterwegs sind. Über die Quartiersgrenzen hinaus können sie jedoch nur bedingt etwas alleine unternehmen. In Wallau richten sich – im Vergleich der drei Grundschulen zueinander – die meisten Wünsche der Kinder auf ein wohnnahes Angebot. Der Wunsch nach vielen kleinen Schwimmbädern an nahezu jeder Straßenecke ist ein logisches Beispiel für die Überwindung von Mobilitätsgrenzen aus Kindersicht. Der Bewegungsradius dehnt sich mit dem Älterwerden rasant aus. Während die jüngeren noch stark auf ihren Heimatort bezogen sind, zeigen die älteren eine relativ große Mobilitätsreichweite auf, die weit über Wallau hinausweist. In ihrer Freizeit orientieren sich die Jugendlichen zu Orten im gesamten Rhein-Main-Gebiet. Interessanterweise jedoch kaum in die eigene Kreisstadt Hofheim. Um mobil zu sein, bedarf es jedoch nach Möglichkeit eines ‚Fahrdienstes’ entweder durch erwachsene FreundInnen oder durch die Eltern. Die Angebote des ÖPNV werden vielfach deutlich kritisiert. Bei der Auswertung der Befragungen ist auffällig, dass sich in Wallau die 11 bis 14jährigen nicht in den Freizeitangeboten beheimatet fühlen. Zu alt für das Spielmobil und noch zu jung für den Jugendclub – haben sie vielfach das Gefühl, dass sie sich ihren Platz erkämpfen müssen z. B. ein Spielrecht für den Basketballkorb auf dem Festplatz. „Es sollen mehr Sachen hingebaut werden, eine Rampe zum skaten oder so. Auch für jüngere. Die Kleinen laufen eigentlich immer nur hier rum oder so.“ (Junge, 15 Jahre). Betrachtet man das Thema Kommerz im speziellen für Wallau zeigt sich, dass die großen Kaufhäuser Ikea und TOYS ’R’ US eine besondere Rolle für die Kinder und Jugendlichen spielen. TOYS ’R’ US wird vor allem von Jungen als Spielort genutzt. Sie erzählen, dass sie 56 dort manchmal stundenlang an den Playstations spielen. Ikea wird ebenfalls aufgesucht, allerdings in geringerem Maße. Dort steht vor allem die Nutzung des Kinderbereichs im Vordergrund. Beide großen Kaufhäuser werden jedoch deutlich abgelehnt, wenn es darum geht, gemeinsam mit den Eltern einkaufen gehen zu müssen: „Möbel kaufen bei Ikea ist langweilig“ (Bewegungslandkarte). Forderungen der Kinder und Jugendlichen: Bedingt durch die Lage von Wallau richten sich die Wünsche der Kinder darauf, dass möglichst alle Attraktionen direkt nach Wallau kommen. Alles ‚was Spaß macht’ soll unbedingt in das Zentrum von Wallau gebaut werden, unmittelbar neben die eigene Wohnung oder zumindest in die eigene Wohnstraße. Insgesamt soll nach dem Wunsch der Kinder – obwohl Wallau schon sehr viel Platz und Aufenthaltsqualität bietet – noch mehr Spiel- und Bewegungsfläche geschaffen werden. Möglichst sollten viele kleine Schwimmbäder gebaut werden, ausgestattet mit Rutsche und Sprungbrett. Eine ‚Kinderstadt’ muss ein eigenes Kino haben und einen nahen, neuen Bolzplatz, versehen mit einem Rollrasen. Weitere Forderungen, die während der Bewegungslandkarten aufgenommen wurden, sind ein (Streichel-)Zoo, ein Reiterhof mit kleinen Pferden und ein großes Stadion. Die Kinder und Jugendlichen haben aber auch sehr konkrete Forderungen bezüglich der in Wallau bereits vorhandenen Angebote gemacht: Die Stadtbücherei sollte häufiger geöffnet sein und vergrößert werden. Das Spielmobil soll zweimal wöchentlich nach Wallau kommen. Die Spielstraße im verkehrsberuhigten Bereich sollte mehr Geräte haben, insbesondere auch für Größere. Es sollte auch eine breitere Auswahl an Geräten vorhanden sein und die Geräte sollten häufiger repariert und gesäubert werden. Sehr viele Wünsche richten sich an die Ausgestaltung des Festplatzes. Hier wurde von einigen Jungen Rasen gewünscht, andere wollten Beton, um sich Skatemöglichkeiten zu eröffnen. Einvernehmlich werden sowohl von den Kindern als auch von den Jugendlichen zusätzliche Basketballkörbe gewünscht, so dass man dort auch mit zwei Mannschaften spielen kann. Für die Jugendlichen ist der Wunsch nach einer Unterstellmöglichkeit am Festplatz mit Bänken oder sogar einem Container, der selbst verwaltet sein sollte, besonders wichtig. Am dort gelegenen Spielplatz wird die Ausstattung vor allem von den Mädchen kritisiert und Verbesserungswünsche angemeldet. Wünsche richten sich auch an die Eröffnung von Zugangsmöglichkeiten zum Wasser des Wickerbachs. An der Kreuzung Wiesbadener Straße/Taunusstraße wird eine Ampel gefordert, da man dort so schlecht die Straße überqueren kann. Der Schulhof der Taunusblick-Schule sollte geöffnet werden, dort sollte eine bessere Ausstattung sein, auch 57 bessere Sportmöglichkeiten, sowie eine Überdachung. Hier wird auch die Möglichkeit gesehen, dass dort ein Streichelzoo eingerichtet oder Pferde beheimatet werden könnten. In Bezug auf das Gewerbegebiet von Wallau wird von den dort wohnenden Kindern angemahnt, dass Bolz- und Spielmöglichkeiten in der Nähe sein sollten, damit sie zum einen nicht immer nach Wallau gehen müssen und damit zum anderen auch FreundInnen zum Spielen zu ihnen kommen. Gr oßen Raum nimmt die geplante Umgehungsstraße ein. Sie verdrängt Spielflächen und Spielwiesen, auf denen die Kinder in der Natur spielen können. Für die Ausstattung des Postspielplatzes gibt es bei den Kindern, die sich während der Bewegungslandkarten dorthin zuordneten, ganz detaillierte Ausstattungsvorstellungen. Einen ganz konkreten Vorschlag hat ein Kind für das Hochhaus am Hühnerberg. Dort soll eine nahe Eisversorgung realisiert werden. Für den Sportplatz an der Taunusblick-Schule werden mehr Rasen und insbesondere größere, Schatten spendende Bäume gewünscht. Einzelne Kinder wünschen sich, dass IKEA abgerissen wird. Dort könnte Platz geschaffen werden, z. B. für einen weiteren Spielplatz und der Parkplatz könnte als Spielfläche zur Verfügung gestellt werden. Die Jugendlichen wünschen sich großzügigere Öffnungszeiten bezüglich des Jugendclubs – an mehreren Tagen, länger an den Abenden und vor allem auch an den Wochenenden möchten sie die Räumlichkeiten nutzen können. 58 59 Wildsachsen Wildsachsen ist der kleinste Stadtteil von Hofheim und liegt eingebettet in Wiesen und Wälder. Die geographische Abgeschiedenheit spiegelt sich auch in der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen wieder. Die Kinder fühlen sich in Wildsachsen grundsätzlich behütet und sicher, die Jugendlichen wünschen sich mehr Möglichkeiten zur Überwindung der engen Stadtteilgrenze. Von den über die Fragebogenaktion erreichten Kindern und Jugendlichen aus Wildsachsen leben etwa zwei Drittel in einem gemeinsamen Haushalt mit Eltern und Geschwistern, ca. 8 % sind Einzelkinder. Etwa 10 % haben angeben, bei einem Elternteil zu leben. Ein Drittel der Kinder und Jugendliche gehört einem Verein an bzw. nutzt deren Angebote, vor allem die Angebote der Sportvereine in und außerhalb Wildsachsens. Generell geben insgesamt 80 % der Befragten an, häufig Sport zu machen. Auch hier nimmt das aktive Sport treiben mit dem Alter etwas ab. Etwa 16 % der Heranwachsenden haben im letzten Monat vor der Befragung ein oder mehrere Angebote der Jugendarbeit genutzt. Vor allem das Spielmobil, der örtliche Jugendclub“ und die Angebote der evangelischen Kirche werden genannt. Auf der Wunschliste hat bei allen Kindern und Jugendlichen ein Kino höchste Priorität. Ebenfalls gewünscht werden mehr Angebote im Wildsachsener Einzelhandel, vor allem Kleiderläden. Für die Jüngeren stellt das Spielmobil eine gern genutzte Anlaufstelle dar, außerdem sind viele von ihnen im Sportverein aktiv. Bei den befragten Kindern und Jugendlichen fällt jedoch eine regelrechte ‚Lückenproblematik' auf. Während das Spielmobil nur für Kinder bis 12 Jahren zur Verfügung steht, ist der Jugendtreff nach ihren Schilderungen nur für Jugendliche ab 16 Jahren zugänglich. Die interviewte Jugendgruppe des Jugendtreffs in Wildsachsen erweist sich als relativ geschlossene Clique, deren Mitglieder sich bereits von Kindheit an kennen. Sie trifft sich einmal wöchentlich im Jugendraum und ist nach eigener Erzählung mit ihrer aktuellen Situation und den im Jugendtreff befindlichen Möglichkeiten grundsätzlich zufrieden. Sie wünschen sich jedoch erweiterte Öffnungszeiten. Fester Bestandteil des Freizeitlebens und zentraler Treffpunkt für die Jugendlichen ist der Ortskern. ‚Am Brunnen' trifft man sich in der Regel am späteren Nachmittag oder abends. Der zentrale Platz ist Informations- und Treffpunkt, "der Platz, da kommt man immer vorbei, egal wo man hin will. Wenn meine Kumpels dort sind oder jemand aus der Clique, dann bleib 60 ich auch dort, sonst geh' ich später noch mal vorbei" (Junge, 16 Jahre). Andere Treffpunkte für die Jugendlichen sind Kneipen und Cafes und das Schwimmbad in Kriftel. Während sich die Älteren, die z.T. bereits den Führerschein oder ein eigenes Auto besitzen, sich aus den Kreisgrenzen hinaus nach Wiesbaden, Mainz und Frankfurt orientieren, sind die jüngeren stärker auf ihren Heimatort verwiesen. Mit der dortigen Situation sind sie sehr unzufrieden; es gibt nur eine Kneipe, die dazu noch lediglich abends geöffnet ist. Für Treffen am Nachmittag haben sie - vor allem bei schlechterem Wetter - keine Angebote. Sie bedauern, dass der Sportplatz wegen Renovierung im Moment geschlossen ist und sie mit den Erwachsenen Ärger bekommen, wenn sie auf der Strasse kicken. Die Jugendlichen bekunden eine starke Distanzierung zu Hofheim und den dortigen Angeboten der Jugendarbeit bzw. den Jugendlichen selbst. 61 Handlungsempfehlungen für die Stadt Hofheim Öffentliche Treffpunkte Heranwachsende brauchen und suchen Orte, an denen sie sich mit Gleichaltrigen treffen können. Diese Orte haben immer eine Doppelfunktion: Zum einen Rückzug und Beschäftigung mit sich selbst in der Gruppe, zum anderen aber auch öffentliche Sichtbarmachung als Gruppe und Besetzung gesellschaftlicher Räume, Auseinandersetzung mit anderen dort präsenten sozialen Gruppen (Erwachsene, Ordnungshüter, Geschäftsleute, andere Jugendcliquen u. ä). Kommunale Kinder- und Jugendpolitik muss diese Bedürfnislage ernst nehmen. Dies kann zweierlei bedeuten: 1. Bestehende Kinder- und Jugendtreffpunkte – seien sie informell angeeignet oder auch offiziell als solche ausgewiesen – als solche aufzuwerten, qualitativ anzureichern, auch eventuell vorhandene Konfliktpotentiale durch regulierende Eingriffe entschärfen: Der Bericht enthält Hinweise auf zahlreiche entsprechende Kinder- und Jugendtreffpunkte in der Hofheimer Region, was zunächst als soziale Ressource positiv hervorzuheben ist. Er liefert aber auch Hinweise auf dort bestehende Mängel, Verbesserungswünsche, z. T. auch Konflikte, d. h. auf Handlungsbedarfe. In der Regel sind hier nur kleine Investitionen und Eingriffe (z. B. ein Dach, ein Basketballkorb, eine Bank, ein Gespräch) notwendig, sie aber zu tätigen würde die soziale Qualität des öffentlichen Raums nicht nur für Kinder und Jugendliche bereichern. Von einigen Kindern ins Spiel gebracht wurde die alte Fabrik am Sportplatz als möglicher Standort für ein Kinderzentrum. Diese Fabrik ist für viele Kinder ein beliebter Spielort, obwohl er „verboten“ ist. Auch wenn der Kinderwunsch nach einem offiziellen Kinderzentrum dort verständlich ist, reicht es möglicherweise durchaus aus, die Situation so wie sie ist zu belassen. Die alte Fabrik stellt auch jetzt schon einen attraktiven Aufenthaltsort dar und die jungen NutzerInnen sind dort offenbar nicht gefährdet und sie verhalten sich dort anscheinend auch nicht gefährdend. 2. Entsprechende Treffangebote dort schaffen, wo sie fehlen oder existentiell gefährdet sind: Auch hierzu liefert der Bericht eine Reihe von konkreten Anhaltspunkten zu Quartieren, in denen Heranwachsende über keinerlei Treffpunkte verfügen. Hervorgehoben sei hier z. B. die Nordstadt, wo von den ansässigen Kindern und Jugendlichen fehlende Treffmöglichkeiten beklagt wurden. Bushaltestellen z. B. haben in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Bedeutung: 62 Sie liegen meist an zentraler Stelle, von ihnen aus kann man das Leben im Stadtteil gut beobachten und wird selbst gut gesehen, man ist vor Wind und Wetter einigermaßen geschützt und der Treffpunkt ist öffentlich und unverbindlich. Zu überlegen wäre hier als Experiment, wie gegebenenfalls mit gestalterischen Mitteln die Funktion einer Bushaltestelle (überdacht, öffentlich, zentral) auch ohne Busstopp erreicht werden kann. Dies gilt auch für die Rheingaustraße. Auch wenn die vorhandenen Daten bereits zahlreiche aufschlussreiche Hinweise zur Situation der öffentlichen Treffpunkte liefern, scheint es angebracht, hier punktuelle Nachuntersuchungen (welche Treffpunkte gibt es noch, welche Gruppen wurden nicht erfasst?) anzusetzen, wie auch regelmäßige neue Überprüfungen vorzunehmen, da Treffpunkte immer einer gewissen Wandlungsdynamik durch die NutzerInnen unterliegen. Des weiteren liegt es nahe, bei der Gestaltung der Treffpunkte partizipativ vorzugehen und die Fachlichkeit der Stadtplanung mit der eigenen lebensweltlichen Expertenschaft der jungen NutzerInnen zu verbinden. Eine systematische lokale Betroffenenpartizipation bei der Einrichtung und Gestaltung einzelner Treffpunkte erhöht den „Passungsgrad“ bei den NutzerInnen und hätte somit Effektivierungserfolge. In vielen Kommunen wurden bei der Ausgestaltung von Spielflächen und Treffpunkten Prinzipien der Betroffenpartizipation praktiziert (z. B. Beteiligungsmobil in Kassel). An diesen Modellen könnte man sich orientieren. Neben den Treffpunkten für einzelne lokale Cliquen gibt es auch Treffpunkte mit einer hochgradig kollektiven Bedeutung für junge Altersgruppen. Diese seien im folgenden gesondert hervorgehoben. Das Hofheimer Kino Die Schließung des Kinos in Hofheim kristallisierte sich in der Studie als „Mega-Thema“ heraus - und zwar quer durch die Altersgruppen, Geschlechtergruppen, Bildungsgruppen, Wohnortgruppen. Von sehr vielen wird seine Attraktivität als Treffpunkt benannt. Es wird beklagt, dass es geschlossen wurde und es seitdem nichts mehr Entsprechendes in Hofheim gibt. Und ein Großteil der Verbesserungswünsche richtet sich darauf, dass es wieder aufgemacht oder zumindest etwas Ähnliches neu geschaffen wird. Die qualitativen Befragungen der Kinder und Jugendlichen zeigen, dass das Kino für sie ein 63 bedeutsamer informeller Treffpunkt war. Hier haben sie sich spontan oder verabredet getroffen, im Forum des Kinos konnten sie sich aufhalten, Popcorn essen und sie hatten damit einen relativ geschützten und von Erwachsenen überwachten Ort, an dem sie sich sicher und wohl fühlten, an dem aber auch niemand Anforderungen an sie stellte, nichts getan werden musste. Einzige Bedingung war ein Mindestmaß an Konsum und die Einhaltung der Verhaltensregeln an diesem Ort. Verantwortlich für die herausragende Attraktivität dieses Ortes sind folgende Momente: Er war ein „erwachsener“ und kommerzieller Ort, dorthin zu gehen bedeutete also immer auch, Erwachsenenwelten zu betreten und damit selbst auch ein Stück weit „erwachsen“ zu werden. Er war quartiersnah und stand für eine auffordernde Sach-Funktion (Filme). Es musste schließlich auch ein Ort gewesen sein, in dem der Betreiber eine soziale Offenheit ermöglichte, die für Kinos nicht unbedingt üblich ist. Dies macht deutlich, dass andere Kinos, die es in der Umgebung von Hofheim schließlich auch gibt, diese Funktion nicht ersatzweise erfüllen können. Ebenso wenig können öffentliche Filmangebote der Jugendpflege oder der Vereine diese Funktion kompensieren. Angesichts der ungeheuren Prominenz, die das „Kino-Thema“ als kollektives Thema in den Lebenswelten der Hofheimer Kinder und Jugendliche hat, sollte sich die kommunale Kinderund Jugendpolitik hier mit besonderer Intensität „kümmern“. Die Forschungsgruppe kann in Ermangelung einer eigenen wirtschaftspolitischen Expertise keine konkreten Empfehlungen dazu formulieren, wie das alte Kino wieder zu kommerziellem und sozialem Leben zu erwecken ist. Sie will jedoch deutlich unterstreichen, dass die Lösung der „Kino-Frage“ in der Prioritätenliste hoch oben stehen sollte. Dies würde nicht nur die Lebensqualität in Hofheim verbessern – was vermutlich nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für andere Altersgruppen von Gewinn wäre. Zu bedenken ist auch, dass dies für die junge Bevölkerung in Hofheim insofern eine besonders eindrucksvolle Signalwirkung hätte bezüglich des 64 Vertrauens in die Kommunalpolitik , als das Kino-Thema so viele gemeinsam beschäftigt. Soweit ein Kino in Hofheim nicht mehr realisiert werden kann, sollte doch zumindest überlegt werden, ob der informelle Treffpunktcharakter, den das Kino für die jungen Menschen symbolisierte, nicht an einem anderen Ort realisiert werden kann. Wichtig wäre, dass ein solcher Treffpunkt mit einem unterhaltenden Aufforderungscharakter verbunden wäre, wie es im Falle des Kinos die Filme darstellen, dass jedoch dieser Aufforderungscharakter nicht in jedem Fall eingelöst werden muss. Es muss auch die Möglichkeit zum „Abhängen“, zur Nicht-in-Anspruchnahme des Unterhaltungsangebots gegeben sein. Möglicherweise ließe sich ein solcher Ort im Kontext des Museums herstellen. Es wäre darüber nachzudenken, ob ein Raum des Eingangsbereichs des Museums so zu gestalten wäre, dass dort Kinder und Jugendliche sich treffen können, Kleinigkeiten konsumieren können, ohne jedoch das Museum zwingend besuchen zu müssen. Ggf. könnten diese Funktionen aber auch im kommerziellen Nahbereich erfüllt werden. Spielplätze Sehr viele Wünsche vor allem der Kinder richteten sich an die Spielplätze. Sie kennen Spielplätze seit ihrer frühesten Kindheit, haben sich ihre Möglichkeiten erschlossen, sind teilweise aber mittlerweile auch darüber hinausgewachsen (als „Babykram“ werden dann so manche Spielplatzgestaltungen bezeichnet). Sie erleben subjektiv, dass die Spielplätze Räume sind, die ihnen sozusagen offiziell im Stadtteil zur Verfügung gestellt werden. Verglichen mit Spielplätzen anderer Städte haben die Spielplätze in Hofheim aus Sicht der Kinder einen eher guten Angebots- und Aufenthaltscharakter. Auch die Besichtigung der Plätze durch die Forschungsgruppe bestätigte dieses positive Bild. Plätze sind zahlreich vorhanden, in der Regel gut ausgestattet und gut unterhalten, auch gut frequentiert. Bei der Raummenge sind die potentiellen Raumkapazitäten der Schulhöfe noch nicht miteingerechtet. Ihre Öffnung am Nachmittag würde von daher das Raumangebot und damit die Planungs- und Gestaltungsspielräume erheblich vergrößern. An dieser grundsätzlich positiven Einschätzung ändert auch die oft geäußerte Kritik der Kinder an den Spielplätzen nicht viel. Dass es Kritik gibt, untermauert im Grunde genommen nur ihren hohen Stellenwert und ihre hohe Attraktivität in den Lebenswelten der Kinder. Der Bericht enthält viele Hinweise auf konkrete Verbesserungs- und Veränderungsnotwendigkeiten auf den einzelnen Plätzen. Der Umgang mit diesen bedarf jedoch weitergehender Aushandlungsprozesse, denn Spielplätze werden in der Regel von verschiedenen Interessensgruppen genutzt, die verschiedene Ansprüche haben 65 (Kleinkinder, Grundschulkinder, Lückekinder, Jugendliche, Mädchen, Jungen, erwachsene Begleitpersonen von Kindern). Die ausschließliche Berücksichtigung der Interessen einzelner Gruppen führt somit zwangsläufig immer zu nachfolgenden Konflikten. Angesichts der reichhaltigen Spielplatz-Infrastruktur bietet es sich in Hofheim an, die einzelnen Plätze stärker zu differenzieren. Die bisherige Gestaltung ist in der Regel gruppenübergreifend angelegt, d. h. es findet sich für jede Gruppe etwas. Dies hat seinen Sinn bei ausgeprägten Raumnöten. In Hofheim bestände jedoch die Möglichkeit, relativ unproblematisch räumliche Differenzierungen vorzunehmen und einzelne Plätze gestalterisch für einzelne Gruppen zu spezialisieren (Plätze für Kleinkinder, für Schulkinder, für Jugendliche). Dies kann insbesondere dann erfolgen, wenn relativ viele Spielplätze in relativ geringer Entfernung voneinander ähnliche Funktionen bieten. Dies ist beispielsweise in der Klarastraße der Fall. Der Bolzplatz Klarastraße/Bahnstraße ließe sich ohne größere Probleme gezielter für Jugendliche herrichten, z. B. durch das Aufstellen einer Unterstellmöglichkeit zum Sich treffen. Grundsätzlich sollte gelten: Sowohl die Differenzierungen der Plätze wie auch dann nachfolgend die entsprechenden gruppenadäquaten Gestaltungen sollten nicht vom „Reißbrett“ her vorgenommen werden, sondern immer unter Einbezug der Betroffenenperspektive, d.h. sie sollten einen partizipativen Charakter haben: Welche Gruppen haben bereits welche Plätze besetzte? Welche Probleme ergeben sich? Was wird von wem gewünscht? Soll ein solcher Differenzierungsprozess erfolgreich verlaufen, müssen die aktuellen NutzerInnengruppen unbedingt berücksichtigt werden, d. h. es ist zu klären, welche Plätze in der Hand welcher Gruppen sind, und diese Realitäten müssen zum Ausgangspunkt der Gestaltungen gemacht werden. Der Bericht liefert einzelne Hinweise auf solche territorialen Spezialisierungen. Vollständig ist das Bild hierzu jedoch sicherlich nicht. Von daher sind auch an diesen Stellen punktuelle Nachforschungen anzuregen. Angesichts dessen, dass von den Kindern und Jugendlichen für viele Plätze 66 Nutzungskonflikte thematisiert wurden, hätten räumliche Differenzierungen den Vorteil der Entzerrung von verschiedenen Nutzergruppen und damit verbunden der Verringerung der Konfliktpotentiale. Unsere Befragungen können zeigen: Insbesondere die Präsenz von Jugendlichen auf den Plätzen führt immer wieder zu Nutzungskonflikten und Verdrängungsmechanismen. In Ermangelung anderweitiger quartiersnaher öffentlicher Treffpunkte weichen Jugendliche auf die Spielplätze aus und sie verdrängen dort „schwächere“ Gruppen wie Kinder – nicht unbedingt durch aggressives Verhalten, sondern schon allein durch ihre körperliche und symbolische Präsenz (z. B. hinterlassene Zigarettenkippen, Bierdosen, Schriftzüge). Der Wunsch vieler Kinder, dass für die Jugendlichen andere Orte zur Verfügung gestellt werden bzw. der beispielhafte konkrete Wunsch in Marxheim, dass dort der Bolzplatz für Jugendliche so gestaltet wird, dass die Kinder auf den Spielplätzen ohne weitere Störungen durch die Älteren spielen können, birgt im Kern schon das Lösungskonzept für die dargestellten Konflikte. Es muss auch im Interesse der Kinder ernsthaft überlegt werden, inwieweit in Hofheim informelle Treffpunkte im nahen Wohnumfeld für Jugendliche ausreichend zur Verfügung gestellt sind oder zukünftig zur Verfügung gestellt werden können. Gewerbegebiet Wallau Einer besonderen Betrachtung ist das Gewerbegebiet in Wallau wert. Dies wurde bei den Bewegungslandkarten sichtbar. In den Köpfen der Personen, die beim Aufzeichnen des Ortes Wallau auf dem Schulhof beteiligt waren, wurde das Gewerbegebiet zunächst ausgespart. Es wurde nicht aufgezeichnet – mit der Begründung, dass dies doch gar nicht nötig sei, weil dort keine Kinder wohnen würden. Während der Aktionen mit den Kindern auf diesem Plan stellte sich jedoch heraus, dass mindestens 15 Kinder sich in diesem Terrain aufstellten – dieses Gebiet also entgegen der ursprünglichen Annahme sehr wohl viele Kinder beheimatete. Das Gewerbegebiet ist offenbar im öffentlichen Bewusstsein durch seine Lage wie auch seine Funktion völlig abgespalten und als Wohngebiet nicht präsent. Dies kann auch erklären, dass im Gewerbegebiet selbst überhaupt keine Spielflächen für Kinder vorhanden sind. Wenngleich das Gewerbegebiet und insbesondere auch die Umgebung jedoch für die dort wohnenden Kinder durchaus Spiel- und Erfahrungsmöglichkeiten bieten, werden diese Kinder von ihren Freundinnen und Freunden aus Wallau, mit denen sie z. B. gemeinsam zur Schule oder auch in Vereine gehen, nicht besucht. Hier sollte überlegt werden, wie auch im oder am Rande des Gewerbegebietes, 67 gegebenenfalls auch eher in Richtung Wallau, eine Spielmöglichkeit für Kinder geschaffen werden und dieses Wohnquartier besser räumlich an die Stadt angebunden werden könnte. Kommerz Kommerzielle Orte – seien es Freizeit- und Vergnügungsorte oder Orte des Konsums - sind für Kinder und Jugendliche in Hofheim – und nicht nur für diese - wichtige Bezugspunkte. Erwachsene und Pädagogik sehen dies in der Regel mit höchst ambivalenten Gefühlen. Verbreitet sind die Vorstellungen von den gefährlichen, manipulierenden Gefahren der Konsumwelten. Abwehrende und bewahrende Haltungen, die Kinder und Jugendliche vor diesen schlechten Einflüssen möglichst schützen wollen, dominieren. Gerade auch in pädagogischen Einrichtungen sind solche kinder- und jugendschützerischen Positionen verbreitet. Sie haben zweifellos ihre Berechtigung. Doch ihr Problem ist, dass sie die Perspektive der Kinder und Jugendlichen übersehen. Es muss von daher darum gehen, sich vorbehaltloser auf diese andere Perspektive einzulassen und die Konsumwelten in ihrer faszinierenden Bedeutung für junge Menschen zu begreifen – nicht ausschließlich als Gefahrenquellen und Manipulationsinstanzen, sondern auch als Orte, an denen sich soziales öffentliches Leben entfaltet, Beziehungen gestaltet werden, gesellschaftliche Teilhabe stattfindet. Kommerzielle Orte sind öffentliche Treffpunkte und Räume des Vergnügens. „Sehen und gesehen werden“ ist die Devise. Sie sind geregelte, zivile Orte, kontrolliert und damit sicher. Sie sind immer auch erwachsene Räume. Sie zu nutzen, heißt also auch: Erprobung und Inszenierung des biografisches Erwachsen Werdens. Nimmt man dies ernst, wird z. B. auch die hohen Attraktivität von McDonald’s – bei den Wünschen gehörte die Fastfoodkette in der Hitliste weit nach oben – erklärlich. Hier wird ein öffentlicher Raum geboten, der mit relativ wenig Geld zugänglich ist, und der trotz der permanenten Präsenz von Personal gleichzeitig durch das Selbstbedienungsmodell eine großzügige Rückzugsmöglichkeit bietet. Vor diesem Hintergrund ist es angesagt, einen anderen „verstehenderen“ Blick auf die Konsumwelten zu wagen. Jugendpflege muss in diesem Fall sich nicht mehr als bewahrende und gegensteuernde Gegenwelt zu Konsum und Kommerz definieren, sondern kann ganz neue grenzüberschreitende sozialräumliche Arbeitsbündnisse wagen: Warum nicht offensive Vernetzungen zu diesen Orten herstellen, wo Kinder und Jugendliche offensichtlich gerne sind, wo auch ExpertInnen sind, die über Kinder und Jugendliche auf ihre eigene Art und Weise „Bescheid“ wissen? Angeregt sei an dieser Stelle auch das Konzept eines halbkommerziellen Jugendcafes, wie 68 es bereits vor einiger Zeit von Benedikt Sturzenhecker in die Jugendarbeitsdebatte eingebracht wurde und mittlerweile auch in einzelnen Kommunen umgesetzt wird (in: Ulrich Deinet: Sozialräumliche Jugendarbeit. Opladen 1999, 143 - 152). Es praktiziert eine Kooperation zwischen Jugendamt und kommerziellem Pächter und verbindet so auf eine neue Weise Aufträge Lebensrealitäten. der Auch Jugendarbeit wenn in den mit den Eigensinnigkeiten Jugendhäusern der jugendlicher Thekenbetrieb mit Getränkeausschank und Verköstigung längst Standard ist, kann dies nicht in eins gesetzt werden mit dem halbkommerziellen Jugendcafe. Letzteres ist ein primär kommerzieller und damit entpädagogisierter und normalisierter Raum, ersteres ist eine Einrichtung der öffentlichen Jugendpflege – das ist der entscheidende Unterschied für seine NutzerInnen. Das halbkommerzielle Jugendcafe könnte zudem die Chance bieten, das Kommerz-Dilemma sozial benachteiligter Gruppen abzufedern. Viele Jugendliche beklagten in den Befragungen die hohen Preise in den kommerziellen Freizeitstätten, die ihnen eine Nutzung verstellen. Eine entsprechende Steuerung der Preise durch Zuschüsse in einem halbkommerziellen Jugendcafe könnten hier Abhilfe schaffen. Sport- und Bewegungsräume Hofheim bietet mit seinen Bolzplätzen eine große Zahl von öffentlichen Sport- und Bewegungsgelegenheiten, die nach den Darstellungen der Kinder und Jugendlichen in ihrem Leben auch eine große und attraktive Rolle spielen. Demgegenüber stehen jedoch die vielfältigen Klagen vor allem von Jugendlichen über unzureichende Raumangebote und – ausstattungen. Zu erwähnen ist hier, dass offensichtlich die Kenntnisse über potentiell vorhandenen Bewegungsräume bei der jungen Bevölkerung nicht vollständig sind. So stellte sich bei der Befragung z. B. heraus, dass das partiell offene Sportgelände in Marxheim von vielen Kindern überhaupt nicht als solches wahrgenommen wird. Aktionsprogramme – z. B. vom Spielmobil - auf den entsprechenden Plätze könnten hier Abhilfe schaffen. Besonders dominant sind die Beschwerden der Skater und nachfolgend der Streetballspieler. Sie beklagen fehlende Rampen und Körbe, zu weiten Entfernungen zu guten Plätzen, wünschen sich entsprechende Ausstattungen an vielen Orten. Zu verweisen ist hier auf die Schulhöfe als möglichen „Lösungsräumen“. Ihre Versiegelung prädestiniert sie für eine Vielzahl der modernen Trendsportarten und ihre Öffnung für entsprechende Aktivitäten würde von daher die entsprechenden Gelegenheiten für diese Interessensgruppen vergrößern und das vorhandene kommunale Raumangebot noch einmal besser nutzen. Dennoch sei auch vor einer ausschließlichen Kaprizierung auf diese Interessensgruppen gewarnt. Wie in anderen Kommunen zu beobachten, sind es Skater und 69 Streetballer, die, obwohl sie zahlenmäßig keine übermächtige Gruppe darstellen, dennoch am deutlichsten und erfolgreichsten ihre Bedürfnisse artikulieren können. In der Folge sind es auch in der Regel ihre Wünsche, die am ehesten aufgenommen werden. Von daher ist gut darauf zu achten, dass weniger öffentlichkeitswirksame Gruppen mit ihren Bewegungswünschen nicht übergangen werden, z. B. Mädchen, die sich Reitgelegenheiten wünschen, Jungen, die mehr Raum zum informellen Kicken haben wollen, Kinder, die am Bach spielen wollen. Sportvereinsgelände Neben den öffentlichen Sport- und Bewegungsräumen gibt es eine Reihe von Sportplätzen, die in der Hand der Vereine sind und nur von den Vereinsmitgliedern in festgelegten Trainingszeiten genutzt werden können. Diese Plätze, die zu vielen Zeiten auch völlig ungenutzt sind, beschäftigen die Wunschphantasien vieler Jungen. Sie formulierten immer wieder den Wunsch, Zugang zu diese Plätzen auch jenseits der Trainingszeiten und Mitgliedschaften zu erhalten. Diese Wünsche sind nur zu verständlich. Inwieweit sie zu erfüllen sind, sollte überdacht werden. Besondere Exklusivität hat in diesem Zusammenhang der Sportpark Heide. Er wird von vielen Kindern und Jugendlichen als begehrenswerter Freizeitraum erwähnt, insbesondere von Marxheimern. Dort sollte überlegt werden, wie eine Alternative zum Vereinssport geschaffen werden bzw. wie das Gelände geöffnet werden könnte. Zudem ist hier eine bessere Anbindung durch den ÖPNV anzuregen. Nach Aussage einiger Kinder dürften sie dann dort auch alleine hin. Skaten am Kreishaus Die Situation am Kreishaus ist einer gesonderten Betrachtung wert. Auch wenn es in der 70 Hofheimer Öffentlichkeit als Konfliktherd bekannt ist und von Jugendlichen auch immer wieder als solcher beschrieben wurde, scheint sich hier doch ein gewisses Gleichgewicht eingependelt zu haben. Durch die Bewachung des Kreishauses wurde einerseits sichergestellt, dass die Lärmbelästigung und Abnutzungsschäden am Platz gering gehalten werden, andererseits macht die Bewachung das Gelände für Kinder und Jugendliche besonders reizvoll. Der besondere „Kick“ darin besteht, das bestehende Skateverbot erfolgreich zu durchbrechen. Man macht sich einen Spaß daraus, die Wachleute zu provozieren. Vielleicht sollte hier gar nichts verändert werden und dieses offenbar für alle Seiten funktionierende Arrangement so erhalten bleiben. Dennoch sollte diskutiert werden, ob und inwieweit zumindest in den Abendstunden und eventuell am Wochenende das bestehende Nutzungsverbot aufgehoben werden könnte und die optimalen Bedingungen dieses Geländes von den jugendlichen Sportlern auch „ausgekostet“ werden können. Nach übereinstimmenden Aussagen von Jugendlichen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung ist das Abnutzungsproblem gar nicht mehr in dem Maße gegeben, wie in den Tagen, als das Kreishaus neu war. Nutzungsspuren durch Inliner und Skater wären zwar deutlich vorhanden, würden aber auch nicht mehr weiter zunehmen. Verkehr Die Studie bestätigt einen Nutzungskonflikt der Straße zwischen Autofahrern und Kindern, wie er im Prinzip für alle städtischen Regionen seit langem gilt. In diesem Konflikt unterliegen die Kinder als die Schwächeren – das verdeutlichen ihre vielfältigen Aussagen zur Straße als Angst- und Gefährdungsraum. Nicht nur ist die Auto- und Verkehrslobby stärker als die Kinderlobby, auch sind Kinder im „körperlichen Konflikt“ unvermeidbar die unterlegenen. Selbst dort, wo Kinder sich innerhalb ihres Wohnortes sicher fühlen, formulieren sie dennoch Gefühle des Gefangenseins durch die umgebenden Autobahnen. Dies alles ist zum einen öffentlich zu skandalisieren als nachhaltige und manchmal auch lebensgefährliche Beschränkung im Kinderleben. Zum anderen müssen aber auch 71 Anstrengungen unternommen werden, wie die Gewalt der Autos zu kontrollieren und zu entschärfen ist. Nach der Statistik der Straßenverkehrsunfälle im Jahre 2000 liegt der prozentuale Anteil der Unfälle in Hofheim über dem des gesamten Main-Taunus-Kreises. Alleine drei der im Kreis in diesem Jahr getöteten vier Personen sind im Gebiet der Stadt Hofheim ums Leben gekommen. Nicht nur dies verweist auf die Notwendigkeit kindgerechter Verkehrsplanungen, aber auch auf die stärkere Kontrolle und Sanktionierung der AutofahrerInnen. Die durch die Kinderschilderungen möglichen punktuellen Einblicke in die Verkehrsrealitäten zeigten jedenfalls, dass zwar mancherorts durchaus begrüßenswerte kindgerechte Maßnahmen vorgenommen wurden, sie aber oftmals von der autofahrenden Bevölkerung nicht eingehalten werden. Zudem scheinen einzelne kinderfreundliche Maßnahmen auch bei den Kindern völlig gegenteilige Wirkungen zu haben. So sollte in Wallau die Straßensituation im verkehrsberuhigten Bereich überprüft werden. Möglicherweise ließe sich mit einfachen optischen Mitteln, welche die Wegzonen für FußgängerInnen deutlicher ausweisen, mehr subjektive Sicherheit für Kinder herstellen. In Marxheim fehlen für Kinder – möglicherweise auch für andere Gruppen wie SeniorInnen ampelgestützte Querungshilfen in der Rheingaustraße und in der Frankfurter Straße. Hier sollte Abhilfe geschaffen werden. Zudem sollte dort, wo neue Verkehrswege geschaffen werden, die Spiel- und Erlebnisflächen von jungen Menschen vernichten, ein unmittelbarer Ausgleich geschaffen werden. Beispielsweise wird der Neubau der Umgehungsstraße in Wallau von vielen Kindern als deutliche Einschränkung ihres Lebensraumes bewertet. Sie berichteten davon, dass das Gelände, auf dem die Umgehungsstraße gebaut werden soll, von ihnen als Spielfläche genutzt wird, insbesondere zum Drachen steigen lassen und für Geländespiele. Zugleich wird durch diese Baumaßnahme eine lebensweltbegrenzende Linie – neben den bereits vorhandenen Autobahnen nochmals dichter an Wallau herangezogen. Zu prüfen ist hier, wie 72 Ausgleichsflächen für Kinder und mit ihnen zu erschaffen sind, die ihnen die Funktionen zurückgeben, die ihnen durch den Bau genommen werden. Dies könnte z. B. durch Spielmobilaktionen initiiert werden, indem durch Streif- und Erkundungszüge neue Freiflächen in der Umgebung Wallaus erschlossen werden. Mobilität In einer ausdifferenzierten, pluralisierten und verinselten Gesellschaft bleibt es nicht aus, dass auch schon für die junge Generation Mobilitätsfragen zu biografischen Schlüsselfragen werden. Sowohl Kinder wie vor allem Jugendliche beklagen ihre Schwierigkeiten, nicht oder nur schwer dorthin zu kommen, wo sie gerne hinwollen. Während davon ausgegangen werden kann, dass diese Erfahrung für Kinder noch in gewisser Weise als eine Normalität ihres spezifischen Altersstatus vertretbar ist, die sich mit dem Älterwerden dann auch verändern wird, sollen die jugendlichen Mobilitätsbehinderungen doch sehr viel mehr zu gezielten kommunalpolitischen Anstrengungen herausfordern – und dies nicht nur wegen der Unfallgefahren. Wenig sinnvoll ist in diesem Zusammenhang der Ausbau des ÖPVN, da die Mobilitätserfordernisse bei Jugendlichen antizyklisch zu den Zeitrhythmen der sonstigen Bevölkerung liegen (spät nachts bis in den frühen Morgen, am Wochenende). Aus den jugendlichen Schilderungen wird ersichtlich, dass die Institution des Sammeltaxis als Mobilitätshilfe bekannt und gut angenommen ist. Zeitliche Einschränkungen wie auch die Kosten werden jedoch hier immer wieder beklagt. Wünschenswert wären von daher Gespräche mit den Anbietern der Sammeltaxis, um die Konditionen möglicherweise jugendfreundlicher zu gestalten. Zu klären ist auch, inwieweit öffentliche Fördermittel bereit gestellt werden können, um Kosten zu senken. Die Studie liefert zudem einzelne Hinweise auf fehlende Radfahrwege (z. B. an der Lorsheimer Straße). Dies wäre zu überprüfen. Da der Hofheimer Stadtplan jedoch sehr wohl zahlreiche Radwege ausweist, ist hier auch zu vermuten, dass die Klagen über fehlende Radwege auch auf fehlendes räumliches Wissen zurückzuführen sind. Dies würde darauf verweisen, in gezielten Aktionen vor allem für Kinder das vorhandene Wegenetz bekannt und vertraut zu machen. Soziale Sicherheit In den Befragungen zeigten sich einzelne Angsträume, wenn auch nicht übermäßig viele. Genannt wurde sie vor allem von Kindern. 73 Grundsätzlich ist hier auf die Ambivalenz von Angsträumen hinzuweisen: Zum einen sind sie für Kinder und Jugendliche faszinierende Orte, sie werden gesucht, gebraucht, gezielt inszeniert, um Grenzsituationen zu erleben und sich in ihnen zu bewähren. Sie werden gar in Mythen aufgebläht und irreal übersteigert. Zum anderen schränken sie Bewegungs- und Aneignungsmöglichkeiten objektiv real ein und bergen sie tatsächliche Gefahren. Letzteres fordert zu sichernden Gegenmaßnahmen heraus. Doch nicht jeder Angstraum muss befriedet werden, weil er als solcher zunächst genannt worden. Es kann vielmehr durchaus wichtig sein, dass es ihn gibt. So sollte z. B. die häufige Nennung von Friedhöfen als unangenehmen Orten nicht unbedingt beunruhigen, da hier bekanntlich immer auch etwas faszinierendes eingelagert ist. Ebenso gilt für den Hofheimer Bahnhof, dass Kinder und Jugendliche sich mit ihm als Angstraum im Prinzip gut arrangiert hat. Maßnahmen hier würden nur Gruppen vertreiben, die dann auf anderen Orte ausweichen und sie wiederum zu neuen Angsträumen machen würden. In jeder Stadt muss es Plätze für Randgruppen geben. Dass diese für andere soziale Gruppen ängstigend sind, ist erklärlich. Doch muss und sollte diese soziale Realität sichtbar bleiben, solange es sie als solche gibt. Ihr ist weniger ordnungspolitisch als sozialpolitisch beizukommen. Dennoch sollte geprüft werden, an welchen der bei den Befragungen genannten Angsträume es zu objektiven Einschränkungen und Gefährdungen für Heranwachsende kommt. Einer näheren Betrachtung wert sind auch die Mythenbildungen um Angsträume. Immer wieder stießen wir bei den Befragungen auf entsprechende Schilderungen, wo sich Schreckensszenarien zu einzelnen Orten verselbständigt hatten, d. h. der reale Gehalt der Bedrohung nicht mehr zugänglich war. Da diese Mythen jedoch nachhaltige Beschränkungen nach sich ziehen – elterliche Verbote, Rückzug der Kinder -, sollten hier Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Vor allem in Marxheim ist dies vordringlich. Eine hier vorfindbare weit verbreitete Angst der Eltern vor Kindesentführungen und Gewalttätigkeiten führt dazu, dass die Kinder in diesem 74 Stadtteil insgesamt sehr behütet aufwachsen, wenig mobil sind, sich vielfach in Privaträumen aufhalten und selbst viele Ängste zu den öffentlichen Räumen äußern. Damit verbunden sind Einschränkungen der kindlichen Eigenständigkeit und Erfahrungshorizonte. Nachzudenken wäre hier über Veranstaltungen für Eltern zur Auseinandersetzung mit den Ursachen und Folgen diese Ängste und Behütungen. Elternabende in Kindergärten und Schulen bieten sich hierzu an. Die Initiierung von Familienaktionen im Stadtteil und in der Umgebung könnte auch dazu beitragen, mehr Vertrauen in das eigene Wohnquartier zu entwickeln. Vereine Die Erhebung belegt, dass Vereine und hier zuallererst die Sportvereine die zentrale Institution im Freizeitleben Heranwachsender sind. Sie stellen ganz offensichtlich Orte dar, an denen sich Kinder und Jugendliche heutzutage gut aufgehoben fühlen, an denen sie gerne und zahlreich sind. Sie sind ein wichtiger Sozialisationsraum, ohne einen direkten (sozial)pädagogischen Auftrag wie Jugendarbeit und Schule zu haben. Gerade das macht sie vermutlich für Heranwachsende attraktiv. Sportvereine und auch andere Vereine sind damit sozialpolitisch als kostbare sozialräumliche Ressource im Stadtteil wahrzunehmen und auch wertzuschätzen. Ihre herausgehobene lebensweltliche Bedeutung fordert eine kritische Überprüfung, ob den Vereinen auch die materielle Förderung zukommt, die sie brauchen, um weiterhin das zu sichern, was sie derzeit dem Gemeinwesen bieten. Zwei Probleme werden in der Studie jedoch auch sichtbar. Mit zunehmendem Alter verlieren die Vereine Mitglieder, wenn sie auch weiterhin für viele ein wichtiger Freizeitraum bleiben. Dies muss nicht per se für Jugendliche ein Problem sein, da sie dann oftmals über andere Formen der Freizeitgestaltung jetzt verfügen. Dennoch lieferten die Interviews mit Jugendlichen manche Hinweise darauf, dass Jugendliche gerne im Verein weitergemacht hätten, sich aber dort mit dem Älterwerden nicht mehr wohl fühlten (Wettkampforientierung, erforderliche Zeitkapazitäten, erwartete Verbindlichkeit, autoritäre Übungsleiter, Gruppenveränderungen in den Trainingsgruppen). Hier wäre demnach anzuregen, in den Vereinen zu überprüfen, wie man diesen Veränderungen von jugendlichen Interessenslagen produktiv begegnen kann. Dies scheint auch zur Bindung von potentiellen Ehrenamtlichen erforderlich. Sehr ernst zu nehmen ist eine weitere Auffälligkeit: Was die Teilhabe an der Vereinsinfrastruktur betrifft, sind Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund zahlenmäßig eklatant unterrepräsentiert. Für diese Gruppe stellen die Vereine also keineswegs eine kostbare und vielgenutzte sozialräumliche Ressource dar wie dies oben 75 formuliert wurde. Geht man davon aus, dass Vereine immer auch Orte gesellschaftlicher Integration sind, muss dies problematisiert werden. Die Einbindung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund kann dabei jedoch nicht allein den Vereinen überantwortet werden, sondern muss als Aufgabenstellung für ein Gemeinwesen begriffen werden. Die Prominenz der Vereine im Leben von Kindern und Jugendlichen darf nicht in einer Konkurrenz zur kommunalen Kinder- und Jugendarbeit gesehen werden. Es gibt Gruppen, die in den Vereinen kaum, aber umso mehr in der kommunalen Jugendarbeit zu finden sind, wie Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Zudem erfüllen beide Institutionen unterschiedliche Bedarfe bei Heranwachsenden. Sie sind also nicht einfach austauschbar. Vielmehr fordert die Prominenz der Vereine kommunale Kinder- und Jugendarbeit dazu heraus, sich wertschätzend und kooperativ den Vereinen zuzuwenden und sie als bedeutsame Kooperationspartner im Bemühen um eine positive Gestaltung der Lebenswelten junger Menschen zu begreifen. Bei dieser Aufgabe erfüllen Vereine andere Funktionen als die Kinder- und Jugendarbeit, aber beide Beiträge sind wichtig. Kinder- und Jugendarbeit Hofheim verfügt über eine gut ausgebaute und gut konzeptionierte Infrastruktur von Kinderund Jugendarbeit. Die Befragungen zeigen, dass sie wichtige Anlaufstellen für die jungen NutzerInnen darstellen und die Qualität der Angebote von ihnen größtenteils als gut bewertet wird. Spielmobil Mit dem Spielmobil wird eine dezentrale Versorgung mit Freizeitangeboten für Kinder „in die Fläche“ sichergestellt. Es ist bei den Kindern, die es nutzen, sehr beliebt. Dafür spricht auch, dass von ihnen wiederholt häufigere Spielmobiltermine in ihrem Ort gewünscht wurden. Dennoch ist auch zu registrieren, dass der Bekanntheits- und Nutzungsgrad dieses Angebots noch größer sein könnte. Die Bewegungslandkarten zeigten, dass ein großer Teil der Kinder das Spielmobil nicht kennt und auch nicht nutzt. Hier wäre über Maßnahmen einer verbesserten Außen- und Bindungswirkung nachzudenken. Jugendtreffs Mit den Jugendtreffs in den Ortsteilen wird weiterführend auch für Ältere die dezentrale 76 Versorgung mit Freizeit- und Treffangeboten „in die Fläche“ sichergestellt. Dies ist als positives Qualitätsmerkmal hervorzuheben. Die Jugendtreffs erfüllen wichtige lokale Gesellungs- und Rückzugsfunktionen für die jugendlichen BesucherInnen – dies können die Befragungen belegen. Ihr deutlicher Quartiersbezug macht die Notwendigkeit dezentraler Jugendarbeitsstrukturen zudem nur zu deutlich. Ein zentrales, möglicherweise auch räumlich und materiell sehr großzügig ausgestattetes Jugendhaus könnte niemals das ersetzen, was an lokalen Treffmöglichkeiten gesucht und gebraucht wird. Von daher spricht alles eindeutig dafür, die vorbildliche dezentrale Infrastruktur unter allen Umständen zu erhalten. Gleichzeitig werden aber auch Entwicklungsaufgaben sichtbar. Öffnungszeiten: Die Treffs haben in der Regel nur wenige Stunden geöffnet. Vor allem abends und an den Wochenenden, d. h. an den für Jugendliche relevanten Treffzeiten, werden mehr Öffnungszeiten gewünscht. Hier ist darüber nachzudenken, wie die Zeitkapazitäten – eventuell auch über eine Mischung von Honorarkraftanwesenheit und Selbstverwaltung – erweitert werden können. Ggf. können die Räume auch preisgünstig oder kostenfrei vermietet werden und eine eher hohe Kaution könnte dafür sorgen, dass keine Schäden entstehen, weil zur Wiedererlangung der Kaution alles in Ordnung sein muss. Nicht versorgte Gruppen: Die Jugendtreffs werden in der Regel von festen Cliquen genutzt, daran ist kaum etwas zu ändern. Es gibt vereinzelte Hinweise darauf, dass es in den einzelnen Orten Cliquen gibt, die keinen Raum haben ( z. B. in Langenhain, wo es fünf Cliquen gibt, aber nur einen Raum) oder zukünftig keinen Raum mehr haben werden (z. B. Konfirmandengruppen, die nach der Konfirmation in der Regel „räumlich freigesetzt“ sind, wie sie berichten). Hier muss gezielt nachrecherchiert werden. Hier ist auch über die Möglichkeit vervielfältiger Räume, die Gruppendifferenzierungen ermöglichen, nachzudenken. Raumausstattung: Aus vielen Jugendtreffs sind Klagen über die Raumenge zu hören. Auch hier sind Lösungen anzustreben. Jugendhaus Hofheim Das Jugendhaus in der Kernstadt Hofheim ist vor allem für Jugendliche mit Migrationshintergrund ein bedeutsamer „Heimatort“ und eine wichtige soziale Ressource. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass sie am stärksten über finanzielle Einschränkungen klagen und am wenigsten in das Vereinsleben integriert sind. Das 77 Jugendhaus bekommt damit noch einmal eine besondere Bedeutung als sozial ausgleichende und integrierende Institution. Hervorzuheben ist auch, dass das Jugendhaus für viele Mädchen mit Migrationshintergrund der einzige Ort ist, wo sie sich in ihrer Freizeit außerhalb der Familie aufhalten können. Dass die Dominanz Jugendlicher mit Migrationshintergrund immer wieder zum Anlass für Abgrenzungen durch andere Jugendliche wird, sollte nicht vorschnell als Rassismus überinterpretiert werden. Darin spiegelt sich eher das Bedürfnis nach demonstrativen sozialen Cliquenabgrenzungen wider. So wie in den Jugendtreff eines Stadtteils nicht Jugendliche eines anderen Stadtteils kommen und auch nicht unbedingt kommen müssen, muss an der Situation des Jugendhauses auch nicht unbedingt etwas geändert werden. Dennoch sollten die Wünsche der JugendhausnutzerInnen nach stärkeren multikulturellen Vermischungen auch ernst genommen werden. Auch wenn soziale Abgrenzungen biografische Sinnhaftigkeiten beinhalten, bergen sie doch immer auch die Gefahr von Diskriminierungen oder zumindest Gefühlen der Diskriminierung. Dies ist für viele JugendhausbesucherInnen virulent. Von daher ist anzuregen, Events mit sozial öffnendem Charakter im Jugendhaus zu veranstalten. Nachdenklich sollten schließlich auch Beschwerden der Mädchen über ihnen nicht ausreichende regulierende Eingriffe des Fachpersonals machen. Hier sollte das Gespräch gesucht werden, vielleicht reicht dies schon aus. Ferienfreizeiten Eine gewisse Unzufriedenheit wurde auch zu den Ferienfreizeiten-Angeboten formuliert. Auch dieses sollte nicht vorschnell überinterpretiert. Es fordert aber dazu heraus, durch systematische Evaluationen zu überprüfen, wie nah die Freizeitenplanung und –gestaltung noch dran ist an den Wünschen der jungen NutzerInnen. Übergänge in die Jugendarbeit Die Befragungen lassen eine gewisse „Lückekinder“-Problematik erkennbar werden. Ältere Kinder berichten, dass sie „in der Luft hängen“: Das Spielmobil, die Spielplätze sind nichts mehr für sie, der Jugendtreff, das Jugendhaus ist aber entweder eindeutig für Ältere oder sie trauen sich nicht, dorthin zugehen, weil es fremdes Territorium ist. 78 Günstig wären deshalb „Schnupper“-Angebote der Jugendarbeit für nachwachsende Altersgruppen, um gezielte Übergänge zu bereiten. Eine Kinderdisco wäre in diesem Zusammenhang eine gute Möglichkeit. Viele Kinder, insbesondere an der Pestalozzischule, äußerten den Wunsch danach. Zu prüfen wäre, inwieweit sich ein solches Projekt durch die Stadtjugendpflege realisieren lässt. Gerade auch in Anbetracht der geäußerten „Angst“ der Kinder vor dem Hofheimer Jugendhaus sollte dabei überlegt werden, ob diese Kinder-Disco im Jugendzentrum stattfinden kann. Damit wären zwar einerseits zunächst Barrieren für die Kinder zu überwinden, andererseits würden durch den erfolgreichen Zugang aber zukünftig auch Barrieren gesenkt. Gerade auch bei den ersten entsprechenden Angeboten sind jedoch von Jugendhausseite besondere Anstrengungen notwendig, um die Zugänge zu ermöglichen. Raumaneignung und -erschließung Die Untersuchung zeigt, dass der vorhandene Sozialraum den jungen Menschen nur in Segmenten vertraut ist, dass es manche „weißen“ Flecken gibt. Auch Orte, die mit Ängsten besetzt sind und/oder von denen sie vertrieben werden. Vor diesem Hintergrund ist anzuregen, Jugendpflege – und auch andere pädagogische Institutionen wie Schule und Betreuungseinrichtungen - offensiver als „Raumerschließer“ zu profilieren, d. h. als eine Institution, die Heranwachsende darin unterstützt, sich Sozialräume und ihre Erlebnisressourcen anzueignen. Mit dem Spielmobil ist hierfür im Grunde genommen schon eine optimale Grundlage geschaffen. Sein mobiler, aufsuchender, offener und auf Außenräume konzentrierter Charakter könnte dahingehend ausgebaut werden, noch deutlicher und flexibler als bisher unbekannte Territorien mit Kindern zu erschließen. In Marxheim beispielsweise richten sich viele Wünsche der Kinder auf die Nutzung des Waldes, der jedoch für sie mit Verboten und Angst belegt ist. Hier könnte das Spielmobil helfen, den Wald als Erlebnis- und 79 Erfahrungsraum für die Kinder zu öffnen. Ein weiterer Ansatzpunkt wäre der Waldspielplatz, der für die Kinder bereits jetzt ein gern bespielter Ort ist. Mit Unterstützung durch das Spielmobil könnte dieser noch sehr viel besser genutzt werden. Ähnliches lässt sich für den Sportpark Heide sagen, der für viele Kinder ein gern genutzter, aber nur schwer zugänglicher Raum ist. Auch hier wären Spielaktionen unter Einbeziehung des umgebenden Waldes möglich. Besonders in Wallau war auffallend, dass Kinder kaum von Naturerlebnissen berichteten. Auch der Wickerbach spielte eine relativ geringe Rolle in den Erzählungen. Hier wäre zu überlegen, wie z. B. auch durch das Spielmobil ein stärkerer Akzent auf Naturerfahrungen, Erlebnisse mit dem Wasser, auch im Wald gesetzt werden könnte. Da in Wallau selbst direkt kein Wald zur Verfügung steht, wäre hier eine Anbindung an den Sportpark Heide möglich. Für die Kernstadt ist festzuhalten, dass der Wald, der im Osten mit dem Kapellenberg bis direkt an die Stadt heran reicht, von den ansässigen Kindern kaum erwähnt wurde. Auch hier wäre wieder zu überlegen, wie der Zugang zum Wald, unterstützt durch das Spielmobil, erschlossen werden könnte. Im Kontext der Mobilitätsförderung ist anzuregen, gezielte Radfahraktionen zu initiieren, um das bestehende Radwegenetz bekannt zu machen. Diese Beispiele zeigen, wie Jugendpflege als „Raumerschließer“ agieren und damit dazu beitragen könnte, „positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen“ (KJHG § 1, 3). „Raummanager“ Die Befragungen machen sichtbar, dass öffentliche Sozialräume für Heranwachsende eine große Bedeutung haben, dass sie für sie aber auch mit Konflikten und Ängsten verbunden sind. Immer wieder taucht deshalb vor allem bei Kindern der Wunsch auf, dass an den öffentlichen Orten ab und an „jemand aufpasst“, dass jemand vorbeikommt, der Schäden behebt, Konflikte reguliert oder Regeln aufstellt. Dies ernst zu nehmen, fordert zu einer neuen Gestaltung der öffentlichen Verantwortung und Fürsorge in den städtischen Räumen heraus. Wenn es darum gehen muss, Quartiere, Straßen, Plätze, Naturräume als Lebensräume zu sichern, sind Instanzen erforderlich, die eingreifen, wenn es nötig ist. Dies ist nicht immer und überall der Fall, das zeigen die Schilderungen der Kinder und Jugendlichen eindrucksvoll. Vieles in den öffentlichen Räumen reguliert sich gut „von selbst“. Nicht übersehen werden sollte aber auch, dass es möglicherweise stellenweise schon solche 80 Instanzen gibt – „Ortswächter“, von denen man nicht unbedingt weiß, die aber öffentliche Räume erfolgreich sichern und regulieren. Hiernach wäre gezielt Ausschau zu halten, um sie in ihrer Funktion zu stärken, eventuell auch von ihnen zu lernen. Vielleicht bieten sie Modelle, die auf andere Räume übertragbar sind. Neben gelingenden Gestaltungen des öffentlichen Raums gibt es aber auch nicht-gelingende – dies offenbaren die Befragungen auch. Dies fordert zu Initiativen heraus. Das heißt nicht, diese Räume zu pädagogisieren oder auch mit Verboten zu belegen. Es verlangt vielmehr danach, Instanzen zu schaffen, die „sich kümmern“, die aufnehmen, wo es Probleme gibt und als Clearing- und Moderationsstelle fungieren: Wo liegt was an (z. B. ein kaputtes Spielgerät, Verschmutzungen, Verdrängungskonflikte, Beschwerden von AnwohnerInnen), wie kann das Problem gelöst werden, wer muss an der Lösung des Problems beteiligt werden, wer ist verantwortlich für was? Auch die Jugendpflege ist hier gefordert – nicht als Instanz, die alles löst, wohl aber als Instanz, die gezielt registriert, was in den Außenräumen für Kinder und Jugendliche passiert und sich hierfür verantwortlich fühlt. Dies kann bedeuten, sich als Mediationsinstanz bei Konflikten anzubieten, Probleme an andere zuständige Stellen weiterzuleiten, bei der Gestaltung der öffentlichen Räume sich als „Anwalt“ der jungen Bevölkerung einzumischen. Dies erweitert das bisherige Selbstverständnis, nach dem sich Jugendpflege und Jugendarbeit vornehmlich auf ihre eigenen Räume konzentrieren. Doch der aufmerksame und sich-kümmernde Blick auf den Sozialraum liegt insofern nahe, als zum einen Jugendarbeit durch ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen immer nah dran ist an relevanten Informationen zu Konflikten im Sozialraum, zum anderen ein tragfähiger öffentlicher Sozialraum auch in ihrem Interesse liegt und liegen muss. 81 Partizipation und „Nachforschungen“ Gerade weil die Befragungen an vielen verschiedenen Standorten und in vielen verschiedenen Settings durchgeführt wurden, ist sichtbar geworden, wie hochgradig heterogen und veränderlich die Zielgruppen der Kinder- und Jugendarbeit sind. Je nach lokalen Verhältnissen, Alter, Geschlecht, Sozialmilieu, Cliquenzugehörigkeit suchen und brauchen Heranwachsende verschiedenes. Dies macht es zu einer permanenten Herausforderung, das Produkt Kinder- und Jugendarbeit möglichst gut den AdressatInnen anzupassen. Eine „Passung“ gelingt nur dann, wenn zum einen größtmögliches Wissen zu den Zielgruppen vorhanden ist und zum anderen Veränderungen kontinuierlich verfolgt werden. Die „Blitzlichtaufnahme“ der Studie kann hierfür viele Anhaltspunkte liefern, und doch ist ihr empirisches Wissen begrenzt, und sie ist immer nur eine Momentaufnahme. Nicht nur ist es nicht zu verhindern, dass einzelne Stellen der Aufnahme nicht ausreichend ausgeleuchtet sind, auch konnten zukünftige Entwicklungsprozesse nicht erfasst werden. Die vorliegenden Daten liefern somit einen Grundstock, verlangen aber nach kontinuierlichen „Nacharbeiten“: Dort, wo Hinweise auf Problempunkte zwar vorliegen, aber noch unzureichend sind, müssen gezielte Nachforschungen angestrebt werden. In regelmäßigen Abständen müssen Veränderungen in den Lebenswelten Heranwachsender geprüft werden. Diese Nacharbeiten müssen perspektivisch zum Auftrag der Jugendförderung selbst gehören – nicht im Sinne aufwändiger empirischer Sozialstudien, sondern als in die Praxis eingebundene Alltagsroutinen des gezielten Beobachtens, Dokumentierens und Reflektierens sozialer Verhältnisse. Wer wird mit der Kinder- und Jugendarbeit erreicht und wer nicht? Was brauchen welche Gruppen, was bekommen sie und was bekommen sie nicht? Welche Cliquen gibt es wo? Was haben sie, was brauchen sie? Wie sieht es mit der KundInnenzufriedenheit in der Kinder- und Jugendarbeit aus? Das sind nur einige Zukunftsaufgaben. Kinder- und Jugendarbeit ist nah dran an den relevanten LebensweltexpertInnen – und dies ist eine entscheidende Stärke. Sie erfährt im Kontakt mit jungen Menschen permanent etwas über die Bedingungen des Aufwachsens in der Stadt Hofheim. Diese Chance muss sie nutzen und ausbauen. Dies kann beinhalten, den wahrnehmenden Blick noch weiter zu schulen und Methoden der sozialräumlichen Erkundung zu professionalisieren, aber auch Partizipationsansätze zur Wegbereitung von jugendlicher Selbstartikulation zu stärken. Kinder- und Jugendarbeit muss bereit sein, hinzuhören und hinzuschauen, und sie muss bereit sein, aus dem Gesehenen und Gehörten praktische Schlussfolgerungen im Interesse 82 junger Menschen zu ziehen. 83 Darstellung der Erhebungsmethoden Die verschiedenen Erhebungsmethoden und Vorgehensweisen ergänzen sich und führen zu der vorliegenden Lebensweltanalyse von Kindern und Jugendlichen in Hofheim. Die Bewegungslandkarten, die Fragebögen an den Hofheimer Schulen, die Gruppeninterviews in den Räumen der Jugendarbeit und die Interviews im öffentlichen Raum beleuchten ähnliche Fragestellungen – aber in unterschiedlicher Breite und Tiefe. Erst die Ergänzung und die Zusammenführung der angewandten Methoden ermöglichen eine repräsentative Analyse der Lebenswelten Hofheimer Kinder und Jugendlicher. Die Bereitschaft der Kinder und Jugendlichen in Hofheim, sich auf die unterschiedlichen Methoden einzulassen und sich zu beteiligen, war sehr groß. Ein Junge aus Langenhain kommentierte die Befragungen folgendermaßen: „Die Umfrage finde ich geil. Warum macht ihr das hier? Wir haben schon einen Fragebogen ausgefüllt, in der Schule, der war auch gut. Die Umfrage find’ ich noch besser, weil die viel persönlicher ist“ (Junge, 14 Jahre). Bewegungslandkarten Es wurde eine Methode der Beteiligung durchgeführt, die an der Lebenswelt der Kinder selbst ansetzt. Die Kinder werden "spielerisch" in die Untersuchung ihrer Lebenswelt einbezogen und die Ressourcen, die in dieser Lebenswelt stecken, werden im gleichen Maße aufgedeckt wie die Defizite. Ansatzpunkte für Veränderungen und weitere Auseinandersetzungen werden gefunden, Konfliktpunkte benannt und Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen. Auch mit einem relativ geringen Einsatz an Geld und Material gelingt es schnell, relativ große Mengen an Erkenntnissen zu sammeln und zu erkennen, dass von den Kindern gelernt werden kann, indem sie uns Erwachsenen "ihre Welt" zeigen. Um Kinder als Expertinnen und Experten für ihren eigenen Alltag zu verstehen und Ansätze für Verbesserungsmöglichkeiten zu benennen, ist es notwendig, die tatsächlichen Bewegungen der Kinder in Raum und Zeit in ihrer Alltagsrealität herauszufinden, zu rekonstruieren. Die Kinder stellen dazu Ihren normalen Alltag spielerisch dar. Durchführung der Bewegungslandkarten Da es sich bei diesem Projekt im Sinne des Hessischen Schulgesetzes um eine wissenschaftliche Untersuchung an einer Schule handelte, mussten die Aktionen beim staatlichen Schulamt beantragt und genehmigt werden. Zudem wurde von den Eltern jeweils 84 eine Genehmigung für die Teilnahme ihres Kindes eingeholt. Ca. 5 Prozent der Kinder konnten wegen Fehlens der Genehmigung nicht an der Erhebung teilnehmen. Durchschnittlich haben ca. 20 Kinder pro Klasse teilgenommen, insgesamt ca. 700 Kinder. Am 24. Juni wurde die Heiligenstockschule in Marxheim/Hofheim Süd besucht. In vier Durchgängen wurden die 16 Klassen dieser Grundschule befragt. Am 25. Juni wurden die Kinder der Taunusblickschule in Wallau interviewt. Hier wurde die „Spielaktion“ zweimal mit insgesamt 8 Klassen durchgeführt. Die Befragung der Kinder in Hofheim-Nord fand am 1. Juli in der Pestalozzischule statt. Auch hier wurden vier Durchgänge benötigt, um 11 Klassen zu interviewen. Der Einzugsbereich der Grundschule wurde unter Mithilfe einiger Ortskundiger in verkleinertem, aber begehbaren Maßstab als "Landkarte" mit Kreide auf den Schulhof der jeweiligen Grundschule aufgezeichnet. Im Zeitrahmen einer Unterrichtsstunde spielten die Kinder einen normalen Tag bei gutem Wetter nach. Alle Kinder wurden aufgefordert sich dahin zu stellen, wo sie sich morgens um 3 Uhr aufhalten, also in der Regel zu Hause. Dann begann der Tagesablauf und die Kinder vollzogen ihre "Bewegungen" auf der Landkarte nach. Von den Kindern spielerisch dargestellt und dokumentiert wurden die Bewegungen zur Schule, der Aufenthalt in der Schule, der Heimweg und die Beschäftigungen am Nachmittag und am Abend. Dies geht soweit, bis sich der Uhrzeiger wieder auf 3 Uhr morgens befindet, die Kinder also wahrscheinlich wieder alle zu Hause sind. Dieser erste Teil des Bewegungsspieles hatte vor allem die Aufgabe, dass sich die Kinder auf dieser aufgemalten Landkarte, die ihre unmittelbare Lebensrealität darstellt, orientieren. Da wir von den Kindern etwas über ihren unmittelbaren Alltag erfahren wollten, mussten wir zunächst dafür sorgen, dass die Kinder genau an diesen Alltag denken, sich gedanklich darauf einlassen und durch den spielerischen Nachvollzug ihrer alltäglichen Handlungen genau diesen Alltag zum Ausgangspunkt für den folgenden Teil des "Spieles" machen. Im zweiten Teil, dem "Bewertungsteil", wurden die Kinder gebeten, sich nach verschiedenen Fragestellungen auf der Landkarte, auf der sie sich mittlerweile relativ gut auskannten, zu bewegen. Die Fragestellungen lauteten folgendermaßen: Wo hältst du dich im Freien gerne auf? Wo hältst du dich im Freien gar nicht gerne auf? 85 Wo darfst du dich im Freien nicht aufhalten, weil es dir verboten ist? Wo sollte deiner Meinung nach für Kinder etwas verändert werden? Die Kinder wurden jeweils zentral beim "Spielleiter" versammelt und ihnen wurde die jeweils die erste der oben genannten Fragen gestellt, verbunden mit der Aufforderung, jetzt mal dort hinzugehen, wo sie sich gerne treffen etc. Dann gingen, oder vielmehr liefen die Kinder zu diesem Ort, an dem sie von weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Hilfe von Diktiergeräten befragt wurden. Hierzu wurden die weiteren Fragen benutzt und zur Orientierung auch jedes Mal gefragt, wo die Kinder denn gerade standen. Die Teilnahme an den jeweiligen Fragen sowie an der gesamten Aktion war freiwillig, jedoch machten die Kinder bei allen Fragen begeistert mit und konnten spontan Wertungen abgeben. Zur Ergänzung wurden danach die Kinder in allen Klassen aufgefordert, ihre Antworten zu den gleichen Fragen in einem Fragebogen zu verschriftlichen. Diese schriftlichen Auskünfte der Kinder gingen ebenfalls in die Auswertung mit ein. Bei der Durchführung der Bewegungslandkarten in den Grundschulen wurden die Kinder bei den Themenfragen von Erwachsenen interviewt. Diese Aussagen wurden mit einem Diktiergerät festgehalten und nach der Aktion in Stichworten verschriftlicht und durch Zitate der Kinder ergänzt. In der ersten Auswertungsrunde direkt im Anschluss an die jeweilige Durchführung der Bewegungslandkarte wurden diese Kinderaussagen von den InterviewerInnen schriftlich zusammen gefasst und nach Orten sortiert. Im gemeinsamen Austausch konnten alle Aussagen zu einem bestimmten Ort zusammengefasst werden. So entstanden je Schule vier umfangreiche Listen mit beliebten, unbeliebten und verbotenen Orten, sowie Orten und Themen, auf die sich Änderungswünsche der Kinder richteten. Festgehalten wurden auch die jeweiligen Begründungszusammenhänge aus Sicht der Kinder und erste Interpretationen der InterviewerInnen. Nach der Festlegung der Schlüsselthemen wurden die vorhandenen Materialien nochmals ausführlich gesichtet, den Schlüsselthemen zugeordnet und in Bezug auf diese Themen unter Berücksichtigung der Fragebogenaktion nochmals überprüft und interpretiert. Die abschließende schriftliche Zusammenfassung wurde von einer zweiten Person nochmals unter Zuhilfenahme des Originalmaterials überprüft. 86 Abschließend wurden die Erkenntnisse aus den Ergebnissen der Bewegungslandkarte bezüglich der Handlungsvorschläge erarbeitet. 87 Schriftliche Befragung Neben den Freizeitaktivitäten standen bei der Durchführung der schriftlichen Befragung die Teilnahme an Angeboten der Jugendarbeit und die Mitgliedschaft in Vereinen im Vordergrund. Gefragt wurde in dem Fragebogen insbesondere nach der subjektiven Wichtigkeit von verschiedenen Freizeitaktivitäten (z.B. Kino, Computer, Sport) und der Häufigkeit, mit der diese Freizeitaktivitäten ausgeübt werden. Die Mitgliedschaft in Vereinen und die Häufigkeit der Teilnahme an Vereinsangeboten, sowie der Besuch von verschiedenen Angeboten der Jugendarbeit spielte ebenfalls eine wichtige Rolle. Außerdem wurde nach den persönlichen Wünschen und Vorschlägen für Hofheim gefragt. Durchführung der schriftlichen Befragung Im Mai 2003 wurde an allen 5. und 10. Klassen der Hofheimer Schulen eine schriftliche Befragung durchgeführt. Befragt wurden die SchülerInnen an folgenden Schulen: Heiligenstockschule, Main-Taunus-Schule, Elisabethenschule, Gesamtschule am Rosenberg, Weingartenschule. Mit Genehmigung des Hessischen Kultusministeriums fand die Bearbeitung der Fragebögen, während der Unterrichtszeiten statt. Durch die Kooperation mit den Hofheimer Schulen konnte abgesichert werden, dass so viele Hofheimer Jugendliche wie möglich den Fragbogen ausfüllen konnten und außerdem ein repräsentativer Rücklauf gewährleistet war. Insgesamt wurden 1.531 Fragebögen Hofheimer Jugendlicher in die Auswertung einbezogen. Dies entspricht etwa zwei Drittel aller junger Menschen in Hofheim, die im Mai 2003 die 5. bis 10. Klasse besucht haben. Es haben ebenso viele Mädchen wie Jungen den Fragebogen bearbeitet. Ausschlaggebend für die Gültigkeit des Fragebogens war das Kriterium des Wohnsitzes in der Stadt Hofheim und ihren Stadtteilen. Die Auswertung hat bestätigt, dass Jugendliche aus allen Stadtteilen erfasst werden konnten, zahlenmäßig etwa im Verhältnis der Stadteilgröße. Die Fragebögen wurden zunächst codiert, d. h. die Antworten wurden nach einem einheitlichen Schema erfasst. Mit diesem Datenmaterial war es möglich, gezielte Fragestellungen zu analysieren. Ein wesentlicher Interessensschwerpunkt lag bei der 88 Auswertung in den Fragen nach der Rolle der kommunalen Jugendarbeit und den Vereinen bzw. der Bedeutung ihrer Angebote für die Freizeitgestaltung der Hofheimer Jugendlichen. Ein besonderes Augenmerk wurde bei der Auswertung auf die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen, der jüngeren und der älteren Altersgruppe, unterschiedlicher Nationalitäten und den einzelnen Stadtteilen gelegt. Im Anhang sind Ergebnistabellen der Befragung enthalten. Auf Wunsch können die Datensätze zur Weiterarbeit, z.B. im Unterricht oder in der offenen Jugendarbeit, für eigene spezifische Auswertungen zur Verfügung gestellt werden. Einzelinterviews im öffentlichen Raum Interviews im öffentlichen Raum sind eine wichtige Form der qualitativen Datenerhebung. Was hierbei zählt, ist die individuelle bzw. subjektive Sichtweise der in diesem Fall befragten Hofheimer Jugendlichen auf ihre Lebenswelt und wichtige Themen ihres Alltags. Die Jugendlichen werden dort befragt, wo sie sich in der Regel nachmittags und abends im Freien aufhalten, auf Plätzen im öffentlichen Raum. Dazu gehören Bolzplätze ebenso wie Bushaltestellen, Spielplätze und Eisdielen oder Skaterrampen. Durchführung der Einzelinterviews Die Festlegung der Standorte für die Einzelinterviews im öffentlichen Raum erfolgte in Absprache mit dem Sozialausschuss der Stadt Hofheim, der Bürgermeisterin und dem Team der Jugendpflege. Folgende Orte wurden im Zeitraum von Ende Mai bis Ende Juni 2003 mindestens zweimal bis dreimal und jeweils zu unterschiedlichen Tageszeiten und sowohl in der Woche als auch am Wochenende aufgesucht: Hofheim Nord: Busbahnhof, Eiscafe Venezia und Fußgängerzone, Fichtestraße Hofheim Süd: Kreishaus, Skaterrampe, Eiscafe Salerno Marxheim: Klarastraße, Sportpark Heide Diedenbergen: Kirchenvorplatz, Bushaltestelle Langenhain: Pizzeria/Jagdhaus, Bolzplatz, Bushaltestelle Lorsbach: Talstraße Wildsachsen: Brunnen vor der Außenstelle, Spielplatz Wallau: Festplatz 89 Das Interview-Team bestand jeweils aus drei bis vier Frauen und Männern, so dass auch die angetroffenen Gruppen, z. B. auf Bolzplätzen oder im Eiscafe einzeln befragt werden konnten. Insgesamt wurden 97 Einzelinterviews geführt mit Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren. Befragt wurden 43 Mädchen und 54 Jungen. Die Mehrheit der interviewten Jugendlichen (72 %) war zwischen 14 und 17 Jahren alt. Die Interviews wurden auf Tonband aufgenommen, um den Gesprächsverlauf später präzise und authentisch erfassen zu können. Ein Leitfadenkatalog enthielt wichtige Fragenkomplexe, die auch mit den Durchführenden der Gruppeninterviews thematisch abgestimmt waren. Ausschlaggebend für den Gesprächsverlauf waren jedoch die Erzählungen und Thematisierungen der Jugendlichen. Durchgehend wichtige Themen waren Fragen zum Freizeitverhalten (Was hast du gestern nach der Schule gemacht? Bist du zufrieden mit deinen Freizeitmöglichkeiten? Was würdest du gerne zusätzlich unternehmen?) Fragen zu Freizeiträumen (Wo bist du nach der Schule? Wo am Wochenende? Gibt es Orte, wo du nicht hingehst?) Fragen zur Mobilität (Wie bist du unterwegs? Gibt es Orte, wo du gerne hinmöchtest, aber nicht hinkommst?) Fragen zur Jugendarbeit in Hofheim (Welche Angebote nutzt du? Welche findest du gut? Was fehlt dir?) Die Auswertung der Gespräche erfolgte über eine ausführliche inhaltliche Zusammenfassung der einzelnen Interviews mit der Erfassung der erhobenen Daten (Alter, Geschlecht, Nationalität, Wohnort usw.) zu den befragten Jugendlichen. Alle Interviews wurden anonym behandelt. Gruppeninterviews Die Gruppeninterviews wurden in Kooperation mit der Fachhochschule Frankfurt am Main, FB Soziale Arbeit und Gesundheit unter Leitung von Lotte Rose durchgeführt. Sie waren Bestandteil eines Projektseminars zum Thema „Sozialräumliche Erkundung jugendlicher Lebenswelten“, das im Sommersemester 2003 im Studiengang Sozialarbeit durchgeführt wurde. Im Rahmen dieses Seminars wurden die Studierenden zunächst in die Debatte um die Sozialraumorientierung als Paradigma der Jugendhilfe und exemplarische Methoden der Sozialraumorientierung eingewiesen. Vor diesem Hintergrund folgte dann die intensivere 90 Auseinandersetzung mit der Methode des leitfadengestützten narrativen Gruppeninterviews mit dem Ziel der anschließenden eigenständigen Durchführung eines Gruppeninterviews „vor Ort“. Durchführung der Gruppeninterviews Die Gruppen für die Interviews waren vorab durch die Jugendförderung ausgewählt worden. Es waren dies vornehmlich Gruppen der kommunalen Kinder- und Jugendarbeit. Jeweils zu zweit oder zu dritt übernahmen studentische Kleingruppen eine Kinder- bzw. Jugendgruppe. Sie arrangierten die Interviewtermine mit den zuständigen Kontaktpersonen, führten das Interview durch, dokumentierten die Ergebnisse und beteiligten sich an der anschließenden Auswertung des Interviewmaterials im Seminar. Die Gruppeninterviews fanden bis auf eine Ausnahme im Mai statt. In der Mehrzahl der Einrichtungen wurde jeweils ein Gruppeninterview durchgeführt. In drei Einrichtungen fanden Interviews mit zwei Gruppen statt. In folgenden Einrichtungen wurden Gruppeninterviews durchgeführt: Haus der Jugend (22. 5.) Mädchentreff des Hauses der Jugend (20. 5.) Jugendgruppe der ev. Thomasgemeinde Marxheim (15. 5.) Jugendzentrum Wildsachsen (13. 5.) Jugendkeller Diedenbergen (28. 5.) Jugendtreff Langenhain (4. 6.) Jugendtreff Wallau (15. 5.) Konfirmandengruppe der ev. Gemeinde Langenhain (22. 5.) Spielmobil Diedenbergen ( 2 Gruppeninterviews/23. 5.) Spielmobil Wildsachsen (15. 5.) Spielmobil Lorsbach (13. 5.) Spielmobil Wallau (2 Gruppeninterviews/26. 5.) Hort der katholischen Kirchengemeinde Peter und Paul (2 Gruppeninterviews/9. 5.) Die Gruppenstärken lagen zwischen 5 und 15 TeilnehmerInnen. Insgesamt wurden 146 Kinder und Jugendliche auf diese Weise erfasst, davon 65 Mädchen und 81 Jungen. 58 InterviewteilnehmerInnen gehörten zur Altersgruppe 7 – 13 Jahre, 88 waren 13 bis 24 Jahre alt, wobei die Mehrheit in dieser Altersgruppe bei 15 bis 18 Jahren lag. 91 Den Gruppeninterviews lag ein Fragenleitfaden zugrunde, der u. a. die Bereiche Freizeitaktivitäten, Freizeiträume, Freundinnen, Geld, Mobilität und Jugendarbeit thematisierte. Ergänzt wurden die Interviews durch die Punktmethode, d. h. die InterviewteilnehmerInnen markierten auf einem vergrößerten Plan des Main-Taunus-Kreises mit verschiedenfarbigen Klebepunkte Orte nach vorgegebenen Kriterien. Diese waren: Wo wohnt ihr? Wo geht ihr in eurer Freizeit sehr oft hin? Wo geht ihr in eurer Freizeit sehr gerne hin? Wo geht ihr am Wochenende sehr oft hin? Wo ist es blöd? 92 Anhang: Ergebnistabellen der schriftlichen Befragung von über 1.500 Hofheimer Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5. bis 10. Klasse Vorbemerkung: Im Folgenden sind in tabellarischer Form die wichtigsten Ergebnisse aus der schriftlichen Befragung noch einmal umfassend dargestellt. Im Kern sind die Ergebnisse dieser Befragung in den Bericht eingeflossen und wurden dort unter thematischem Bezug und den Stadtteilportraits dokumentiert. Die folgenden Tabellen stellen die Ergebnisse im Detail und weitgehend unkommentiert vor, so dass jeder die Möglichkeit hat, die Punkte, die ihn oder sie besonders interessieren, genauer in den Blick zu nehmen. Bei den Zahlenangaben beschränken wir uns dabei auf die Prozentangaben. In den meisten Fällen werden die Ergebnisse differenziert danach, ob es sich um: - Mädchen oder Jungen, die Altersgruppe der 11 bis 13- oder der 14 bis 17-Jährigen, Deutsche oder Migranten handelt, wobei wir als Migranten alle die Kinder und Jugendlichen betrachten, die entweder eine ausländische oder aber die deutsche und eine ausländische Staatsangehörigkeit haben. Ferner haben wir – bis auf die Fragen nach der Bedeutung und Häufigkeit von Freizeitaktivitäten - die Ergebnisse nach den sieben Stadtteilen von Hofheim differenziert dargestellt. Die folgenden Tabellen beziehen sich auf sieben Themenbereiche: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Die Wichtigkeit verschiedener Freizeitaktivitäten S. 89 Die Häufigkeit von Freizeitaktivitäten S. 92 Vereinsmitgliedschaft und Nutzung von Vereinsangeboten S. 107 Besuch der verschiedenen Angebote der Jugendarbeit S. 110 Vertrauenspersonen, mit denen sich Kinder und Jugendliche über Probleme etc. unterhalten können S. 118 Computernutzung S. 124 Familien- und Haushaltskonstellationen: mit wem leben Hofheimer Kinder und Jugendliche zusammen? S. 126 93 1. Die Wichtigkeit verschiedener Freizeitaktivitäten Tabelle 1a: Wie wichtig sind verschiedene Freizeitaktivitäten? (nach Geschlecht) 94 Tabelle 1b: Wie wichtig sind verschiedene Freizeitaktivitäten? (nach Altersgruppe) 95 Tabelle 1c: Wie wichtig sind verschiedene Freizeitaktivitäten? (nach Nationalität) 96 97 2. Die Häufigkeit von Freizeitaktivitäten Tabelle 2a: Wie häufig werden verschiedene Freizeitaktivitäten gemacht? (nach Geschlecht) 98 Tabelle 2b: Wie häufig werden verschiedene Freizeitaktivitäten gemacht? (nach Altersgruppe) 99 Tabelle 2c: Wie häufig werden verschiedene Freizeitaktivitäten gemacht? (nach Nationalität) 100 Tabelle 2d: Durchschnittliche Verwendung für verschiedene Aktivitäten an Wochentagen? (nach Geschlecht) 101 Tabelle 2e: Durchschnittliche Verwendung für verschiedene Aktivitäten an Wochentagen? (nach Altersgruppe) 102 Tabelle 2f: Durchschnittliche Verwendung für verschiedene Aktivitäten an Wochentagen? (nach Nationalität) 103 Tabelle 2g: Durchschnittliche Verwendung für verschiedene Aktivitäten am Sonntag? (nach Geschlecht) 104 Tabelle 2h: Durchschnittliche Verwendung für verschiedene Aktivitäten am Sonntag? (nach Altersgruppe) 105 Tabelle 2i: Durchschnittliche Verwendung für verschiedene Aktivitäten am Sonntag? (nach Nationalität) 106 Tabelle 2j: Durchschnittliche Zeitverwendung: allein, mit Familie, mit Freundinnen und Freunden an einem Wochentag? (nach Geschlecht) 107 Tabelle 2k: Durchschnittliche Zeitverwendung: allein, mit Familie, mit Freundinnen und Freunden an einem Wochentag? (nach Altersgruppe) 108 Tabelle 2l: Durchschnittliche Zeitverwendung: allein, mit Familie, mit Freundinnen und Freunden an einem Wochentag? (nach Nationalität) 109 Tabelle 2m: Durchschnittliche Zeitverwendung: allein, mit Familie, mit Freundinnen und Freunden am Sonntag? (nach Geschlecht) 110 Tabelle 2n: Durchschnittliche Zeitverwendung: allein, mit Familie, mit Freundinnen und Freunden am Sonntag? (nach Altersgruppe) 111 Tabelle 2o: Durchschnittliche Zeitverwendung: allein, mit Familie, mit Freundinnen und Freunden am Sonntag? (nach Nationalität) 112 3. Vereinsmitgliedschaft und Nutzung von Vereinsangeboten Tabelle 3.1: Wieviel Prozent der Hofheimer Kinder und Jugendlichen sind Mitglied in einem Verein? (nach Geschlecht, Altersgruppe, Nationalität, Stadtteil) Tabelle 3.2: Wenn Vereinsmitgliedschaft: In wie vielen Vereinen sind die Hofheimer Kinder und Jugendlichen Mitglied? (nach Geschlecht, Altersgruppe, Nationalität, Stadtteil) 113 Die folgende Tabelle 3.3 bezieht sich ausschließlich auf die Kinder und Jugendliche, die Mitglied in einem oder mehreren Vereinen sind, während Tabelle 3.4 sich auf alle befragten Kinder und Jugendliche bezieht. Aus Tabelle 3.3 ist z.B. ersichtlich, dass 18.2% der männlichen Vereinmitglieder zwischen 11 und 17 Jahren häufiger als dreimal wöchentlich Vereinsangebote nutzen oder an Vereinsaktivitäten teilnehmen: Tab. 3.3 sagt etwas über die Intensität der Vereinsnutzung aus. Tabelle 3.4 zeigt, dass – nimmt man nun als Grundlage alle befragten Jungen, egal ob sie Vereinsmitglied sind oder nicht – dies immerhin noch für 13.8% gilt; sie sagt etwas über die Verbreitung von Vereinsaktivitäten insgesamt aus. Tabelle 3.3: Wenn Vereinsmitgliedschaft: Wie oft wurden Angebote des Vereins oder der Vereine im letzten Monat genutzt? (nach Geschlecht, Altersgruppe, Nationalität, Stadtteil) 114 Tabelle 3.4: Bezogen auf alle Befragten: Wie oft wurden Angebote des Vereins oder der Vereine im letzten Monat genutzt? (nach Geschlecht, Altersgruppe, Nationalität, Stadtteil) 115 4. Besuch der verschiedenen Angebote der Jugendarbeit Tabelle 4.1: Wieviel Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, gelegentlich Angebote der Jugendarbeit zu besuchen? (nach Geschlecht, Altersgruppe, Nationalität, Stadtteil) 116 Tabelle 4.2.1: Wieviel Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, gelegentlich die folgenden Angebote der Jugendarbeit zu besuchen? (nach Geschlecht) 117 Tabelle 4.2.2: Wieviel Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, gelegentlich die folgenden Angebote der Jugendarbeit zu besuchen? (nach Altersgruppen) 118 Tabelle 4.2.3: Wieviel Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, gelegentlich die folgenden Angebote der Jugendarbeit zu besuchen? (nach Nationalität) 119 Tabelle 4.2.4: Wieviel Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, gelegentlich die folgenden Angebote der Jugendarbeit zu besuchen? (nach Stadtteil) 120 Tabelle 4.2.4: Wieviel Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, gelegentlich die folgenden Angebote der Jugendarbeit zu besuchen? (nach Stadtteil) 121 Tabelle 4.2.4: Wieviel Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, gelegentlich die folgenden Angebote der Jugendarbeit zu besuchen? (nach Stadtteil) 122 Wie bereits bei in Tabellen 3.3 und 3.4 bei der Vereinsnutzung unterscheiden wir in Tabelle 4.3 die Kinder und Jugendlichen, die Angebote der Jugendarbeit besuchen, von allen befragten Kindern und Jugendlichen, die Grundlage der Tabelle 4.4 sind. Erläutert an einem Beispiel: aus Tabelle 4.3 ist z.B. ersichtlich, dass 3.8% der männlichen Jugendarbeitsnutzer zwischen 11 und 17 Jahren häufiger als dreimal wöchentlich eines oder mehrere Angebote der Jugendarbeit besuchen: Tab. 4.3 sagt etwas über die Intensität der Jugendarbeitsnutzung aus (zum Vergleich Tab. 3.3: von den Vereinsmitgliedern nutzen 18.2% den Verein mehr als dreimal wöchentlich) . Tabelle 4.4 zeigt, dass – nimmt man nun als Grundlage alle befragten Jungen, egal ob sie Besucher von Jugendarbeit sind oder nicht – dies lediglich für knapp 1% (0.9%) gilt. Tabelle 4.3: Wenn gelegentlicher Besuch von Jugendarbeit: Wie oft wurden Angebote der Jugendarbeit im letzten Monat besucht? (Geschlecht, Altersgruppe, Nationalität, Stadtteil) 123 Tabelle 4.4: Bezogen auf alle Befragten: Wie oft wurden Angebote der Jugendarbeit im letzten Monat besucht? (nach Geschlecht, Altersgruppe, Nationalität, Stadtteil) 124 5. Vertrauenspersonen, mit denen sich Kinder und Jugendliche über Probleme etc. unterhalten können Tabelle 5.1:Mit wem können sich Hofheimer Kinder und Jugendliche in Ruhe über Persönliches unterhalten? (nach Geschlecht) 125 Tabelle 5.2:Mit wem können sich Hofheimer Kinder und Jugendliche in Ruhe über Persönliches unterhalten? (nach Altersgruppe) 126 Tabelle 5.3:Mit wem können sich Hofheimer Kinder und Jugendliche in Ruhe über Persönliches unterhalten? (nach Nationalität) 127 Tabelle 5.4:Mit wem können sich Hofheimer Kinder und Jugendliche in Ruhe über Persönliches unterhalten? (nach Stadtteil) 128 Tabelle 5.4:Mit wem können sich Hofheimer Kinder und Jugendliche in Ruhe über Persönliches unterhalten? (nach Stadtteil) 129 6. Computernutzung Tabelle 6.1: Wenn Hofheimer Kinder und Jugendliche sich mit Computer und Internet beschäftigen, dann machen sie das ... (Geschlecht, Altersgruppe, Nationalität, Stadtteil) Tabelle 6.2.1: Mit Computer und Internet kann man ja ganz unterschiedliche Sachen machen. Was von den folgenden sechs Tätigkeiten ist wie wichtig? (nach Geschlecht) 130 Tabelle 6.2.2: Mit Computer und Internet kann man ja ganz unterschiedliche Sachen machen. Was von den folgenden sechs Tätigkeiten ist wie wichtig? (nach Altersgruppe) Tabelle 6.2.3: Mit Computer und Internet kann man ja ganz unterschiedliche Sachen machen. Was von den folgenden sechs Tätigkeiten ist wie wichtig? (nach Nationalität) 131 7. Familien- und Haushaltskonstellationen: Mit wem leben Hofheimer Kinder und Jugendliche zusammen? Tabelle 7.1: Mit wem leben Hofheimer Kinder und Jugendliche zusammen? (nach Stadtteilen) 132 Tabelle 7.2: Wie viel Prozent der Hofheimer Kinder und Jugendliche leben mit ihren Eltern zusammen? Und wie viele leben mit ihrer Mutter oder ihrem Vater zusammen? (nach Geschlecht, Altersgruppen, Nationalität, Stadtteil) Tabelle 7.3: Wie viel Prozent der Hofheimer Kinder und Jugendliche leben mit Geschwistern zusammen? (nach Geschlecht, Altersgruppen, Nationalität, Stadtteil) 133 Tabelle 7.4: Wie viel Prozent der Hofheimer Kinder und Jugendliche leben mit Eltern und Großeltern zusammen? (nach Geschlecht, Altersgruppen, Nationalität, Stadtteil)