Internationale Posaunen-Vereinigung eV Affiliate
Transcrição
Internationale Posaunen-Vereinigung eV Affiliate
IPV-Printjournal IPV-Printjournal Nr. 26, Sommer 2012, 7. Jahrgang Mitgliederbrief der IPV, erscheint vierteljährlich Internationale Posaunen-Vereinigung e.V. Affiliate Society of ITA verpflichtet zur künstlerischen Förderung von Unterricht, Aufführung und Literatur für Posaune Gegründet 1988 Interview mit Prof. Niels-Ole Bo Johansen Interview mit Prof. Niels-Ole Bo Johansen Kurzvita Prof. Niels-Ole Bo Johansen Interview am Freitag, 30.3.2012, 15 Uhr 15, HMTM Hannover Prof. Niels-Ole Bo Johansen: NOBJ Jakob Guizetti: JG Andreas Mössinger: AM JG: Guten Tag, Niels-Ole Bo Johansen, Professor für Posaune in Aarhus, Dänemark. Habe ich das mit „Orhus“ richtig ausgesprochen? NOBJ: Genau, im Dänischen wird das doppelte A wie O ausgesprochen. JG: Du bist Professor für Posaune an der königlichen Musikhochschule Aarhus. Du warst vor drei Jahren Gastgeber des ITF. Wie bist Du zu der Ehre gekommen? NOBJ: Ja, das war auch schon viel Freude und viel Arbeit. Ich hatte die Möglichkeit, der ganzen Welt die fantastischen Posaunisten des Nordens zu zeigen und auch den Posaunisten aus dem Norden die fantastischen Posaunisten der ganzen Welt zu zeigen. „ ... und dabei waren auch Leute, die meiner Meinung nach berühmt sein sollten.“ Es waren viele berühmte Posaunisten zusammen, und dabei waren auch Leute, die meiner Meinung nach berühmt sein sollten. Zum Beispiel ein Typ wie Håkan Björkman ist fantastisch. Er ist aus Schweden und fast niemand kennt ihn, außer in Schweden. Auch Alex Iles aus Hollywood ist ein unheimlich begabter Posaunist. Und auch gab es mir eine Möglichkeit, einige Themen zu bringen, z.B. den Bebop6 Er wurde 1989 an der Royal Academy of Music, Aarhus, eingestellt und ist dort seit 2000 Professor für Posaune. In den Jahren 1980 bis 1986 war er als Orchestermusiker beim Militär aktiv, und von 1986 bis 2000 war er Mitglied des Aarhus Symphony Orchestra. Er bildet ein Duo mit dem Organisten Ulrik SpangHanssen, „Civil Servants Duo“, das in Dänemark und ganz Europa mehr als 150 Konzerte gegeben hat. Weiter ist er Gründungsmitglied der Aarhus Sinfonietta. Als Solist wurde er mit zahlreichen CD-Aufnahmen vorgestellt. Niels-Ole Bo Johansen ist Preisträger des Preises für Musiker des dänischen Kompnistenverbandes. Er hat bei den Int. Trombone Festivals der ITA aufgeführt in den Jahren 1996, 2003, 2006, 2007, 2008 und hat das Festival als Gastgeber organisiert in Aarhus 2009. Er hat als Posaunist und als Sänger mitgewirkt in Niels Marthinsens und Georg Metz‘ neuer Oper „Kongen af Himmelby“ u.v.m. (Siehe: www.n-obj.dk/) Posaunisten Kai Winding. Er ist in Aarhus geboren. Er wurde rund 750m vom Konservatorium entfernt geboren und lebte da, bis er 12 Jahre alt war. So gibt es eine große Menge an Dingen, aus denen man ein Thema machen könnte. Ich habe das getan, und ich hatte das große Glück, dass zum Beispiel Jiggs Whigham und John Marcellus, aber auch Ken Hanlon mir geholfen haben mit dem Repertoire aus den PlayboyNight-Clubs. Kai Winding war in den Playboy-Night-Clubs „Musical Director“. Das bedeutete, dass die Musik, die in den Night-Clubs gespielt wurde, ein Posaunenquartett mit Rhythmusgruppe war. Zum Beispiel Jiggs Whigham und Bill Reichenbach haben bei ihm gespielt. Das war sozusagen ganz funny, das zusammenzustellen, dass die beiden mit anderen die Musik dann spielten. JG: Ja, Ihr habt ein wunderbares Haus dort in Aarhus, das Konservatorium mit der Dachterasse und der Kantine auf dem Dach. NOBJ: Ein Penthouse-Konservatorium... JG: Und dann der wunderschöne Konzertsaal, der wirklich fantastisch klingt. Er ist nicht besonders groß aber klanglich super. Er hat auf der Bühne alle technischen Variationen für jede Ensemblegröße von der Akustik her. NOBJ: Wir sind unheimlich privilegiert. Rund um das Konservatorium herum gibt es wahrscheinlich 10 Konzertsäle und verschiedene Bühnen und man kann immer ein kleines Kaffeekonzert machen, ein großes Rockkonzert als Freiluftevent, Rock ’n’ Roll Konzerte bis 3500 Leute im Kongresszentrum, gerade über die Straße hinüber, dann gibt es IPV-Printjournal Nr. 26, Sommer 2012, 7. Jahrgang Interview mit Prof. Niels-Ole Bo Johansen den großen, sinfonischen Saal, der fasst 2000 Leute, da waren wir nicht. Dann gibt es zwei Kammermusiksäle, einen bis 350 und einen bis 120 Leute und einen rhythmischen Saal auch für 1000 Leute. JG: Die Logistik war dort großartig. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Das habe ich sehr bewundert. Wer mir noch in Erinnerung geblieben ist aus der Veranstaltung ist Jesper Juul. Sein Auftritt hat mich unwahrscheinlich fasziniert. Ich habe selten einen so lyrischen Posaunisten gehört mit einem fantastischen Sound, und er ist ein sehr netter Kollege. NOBJ: Ich habe das große Glück, dass er bei mir mit 16 Jahren angefangen hat. Er kam mit seinem Euphonium und wollte ein paar Unterrichtsstunden habe. Da habe ich gefragt, ob er schon Posaune zu spielen probiert hat. Er sagte: „Ja, ein bisschen.“ „Dann bringe doch die Posaune mit“, sagte ich. Er hat sie dann mitgebracht. Und ich weiß es noch, dass ich ihm in der ersten Stunde eine Bordogni-Etüde gab und eine Schallplatte mit „La Bohéme“. Das war auch bei vielen anderen Schülern ähnlich. JG: Und Du bist in Dänemark geboren? NOBJ: Ich bin 1961 in Viborg geboren, das ist eine kleine Stadt in der Mitte von Jütland JG: Nach meiner Kenntnis ist das nicht die Region, in der viel Blasmusik gemacht wird. Wie kamst Du dann zur Posaune? NOBJ: Oh, da gab es damals ein ganz großes Blasorchester! Eine Blaskapelle für junge Leute, weil es auch einen Militärkorps gab. Das war das Korps, das damals am Anfang des ITF in Aarhus gespielt hat. JG: Ah. „Bisher habe ich nicht gebraucht, etwas zu korrigieren von dem, was ich gelernt habe.“ NOBJ: Ich hatte das Glück, dass mein erster Lehrer, das war ein Trompeter, mich gut eingewiesen hat. Bisher habe ich nicht gebraucht, etwas zu korrigieren von dem, was ich gelernt habe. Er wusste, wie man korrekt bläst, korrekt zu atmen. Ein wirklich guter Lehrer. Ich fing als Euphoniumbläser an, das war in einem freiwilligen christlichen Jugendverein, eine Organisation wie der CVJM (YMCA). Da war Musik sehr groß geschrieben, etwas typisch Dänisches. Jetzt gibt es meistens eine Brass Band englischer Art. Aber als ich aufgewachsen bin, war es ein Blasorchester. Bis ich 16 Jahre alt war, spielte ich da Euphonium, und dann musste etwas passieren. Ich wollte immer gerne Posaune blasen, aber eine Posaune kostet Geld. Und ich hatte das Geld nicht IPV-Printjournal Nr. 26, Sommer 2012, 7. Jahrgang und meine Eltern auch nicht. Als ich 16 Jahre alt war, gab es die Möglichkeit, eine Posaune zu kaufen. Und die besitze ich noch. Das war eine Conn (Elkhard) in Silber, ein ganz besonderes Modell. Das spiele ich noch manchmal. Als ich 19 Jahre alt war, hatte ich einen ständigen Job als Militärmusiker. Ich war vorher im Gymnasium und hatte es gerade abgeschlossen. Bei uns gab es damals noch die Wehrpflicht (heute nicht mehr...). Man konnte damals an die Universität oder an ein Konservatorium gehen. Aber dann hätte man mit 25 oder 26 Jahren noch den Wehrdienst machen müssen. Das wäre nicht gut. Da dachte ich, ich mache die Wehrpflicht, und das sind 9 Monate. Dann mache ich die Aufnahmeprüfung am Konservatorium. So wird alles gut nach einander gehen. Es ging aber ein bisschen anders, weil, als ich Wehrpflichtiger war und die Grundausbildung gemacht hatte, wurde ich zu einem Regiment versetzt. Ich kam an meinen Heimatort, wo es eine ziemlich große Garnision gab. Da ist das NATO-Hauptquartier von Nord-Europa in Viborg. Die Leute entdeckten auch, dass ich da war, und ich konnte Tenorhorn blasen. Es wurde gefragt, warum sie mich nicht ins Orchester einteilen. Ich könne die Notenständer aufstellen und Noten kopieren und alles, Aushilfe für die Profis machen. Da gab es dann auch eine freie Stelle und dann hat einer der Leute gesagt: „Warum versuchst Du es nicht? Du kannst Dein Programm für das Konservatorium ausprobieren.“ Das habe ich dann gemacht. Dann kam die Frage: „Möchtest Du die Stelle haben?“ JG: Aber es war nötig, dass es einen freie Stelle gab! „So wurde ich sozusagen ganz schnell erwachsen.“ NOBJ: Ja, es gab eine freie Stelle, und so wurde ich Militärmusiker. Ich war 19 Jahre alt und der nächst Jüngste war 37. So wurde ich sozusagen ganz schnell erwachsen. Ich war da bis 1984. Dann wurde ich Soloposaunist in einem anderen Militärkorps. Das war, ich möchte sagen, das beste der damaligen Zeit, ein wirklich gutes Brass Ensemble ... Zwei Jahre später wurde ich dann Posaunist im Aarhus Symphony Orchestra. Das ist mein Werdegang in kurzen Worten. JG: Während der sechs Jahre beim Militär hattest Du aber kein weiteres Studium, oder? NOBJ: Nein, ich wurde „nur“ privat ausgebildet bei Rolf Sandmark, Ingemar Roos, Ron Barron und Benny Sluchin. JG: Und der Dienstaustritt beim Militär ging einfach so? Du konntest gehen? NOBJ: Jaja, ich konnte gehen. Das war eine Stelle wie ein Beamter. Es gab keinen Vertrag. Das war ein Beamter mit Offiziersstatus, aber es gab keine Bindung, dass man da bleiben musste. Es gab da keine Verpflichtung. 7 Interview mit Prof. Niels-Ole Bo Johansen JG: Du hattest nur Privatunterricht und hast Dich nach dem Dienst in den Keller verzogen und geübt bis der Zug glühte? NOBJ: Ich will sagen, dass ich, wenn wir auf Tour waren, nicht der war, der viel getrunken hat. Sondern ich war im Waschkeller des Hotel und habe geübt. Ich meine, so muss es sein. Man hätte ein süßes Leben haben können, aber ich wollte mehr. Ich wollte auch nicht eine feste Stelle aufgeben. JG: War es so schlimm? NOBJ: Nein. Aber ein Militärkorps ist ein Militärkorps. Es ist ein bisschen eng und damals war es ganz eng. Weil es war altmodisch. Heute haben sie sich modernisiert und das ist eine ganz andere Sache heute. Das ist heute mehr wie ein Sinfonieorchester. Früher gab es nur einen Dirigent, der das alles dirigierte. Man kann nicht eine geniale Person 250 Tage im Jahr sein, das ist unmöglich, und zusätzlich immer ein guter Leiter. Man braucht Abstand davon. Es gab eben manchmal ein bisschen Spannungen, würde ich sagen. AM: Wie lange warst Du dann im klassischen Orchester mit fester Anstellung? NOBJ: Bis 2000. Seit 1989 war ich auch Lehrer am Konservatorium. Dann wurde ich 1995 zum Teilzeitdozenten am Konservatorium ernannt. 1998 habe ich eine volle Dozentur bekommen. Im Jahr 2000 habe ich mich dann um die C4 Professur beworben. JG: Und die hast Du dann auch bekommen. NOBJ: Ja. Es ist so, dass man nicht gleichzeitig im Orchester sein und die hauptamtliche Professur innehaben konnte, weil ein C4 Professor ist Beamter bei der Königin. Ich musste mich bei Königin Margarethe II. persönlich in einer Audienz mit weißen Handschuhen für die Ernennung bedanken. Ich habe auch Konzerte, bei denen ich beim Königshaus vorspiele. Ich spiele ziemlich viel zeitgenössische Musik. Und da habe ich damals häufiger auch für die Royals gespielt. Ich spielte zum Beispiel von Sörensen „The Bells of Vineta“, das ich auch hier in Hannover spiele, quasi ein Duett für einen Spieler, man singt und bläst dazu. Aber ich glaube, ich war der letzte Professor, der noch von der königlichen Hoheit ernannt wurde in Dänemark. Professoren sind heute auch keine Beamten mehr. JG: Wie groß ist Deine Affinität zur gerade erwähnten zeitgenössischen Musik? Das scheint Dich schon eine ganze Weile zu begleiten? NOBJ: Ich möchte sagen, dass das Repertoire für die Posaune eigentlich sehr eng ist. Das spürt man, wenn man auf die Posaunenfestivals geht. Da hört man oft die selben Stücke. Ich hatte immer Spaß daran, dänische Komponisten dazu zu 8 ermuntern und zu motivieren, etwas für Posaune zu schreiben. Das ging auf verschiedene Weise; z.B. zu sagen, da gibt es ein Instrument, das nicht nur laut spielen kann, das nicht nur im Satz spielen kann, das nicht nur ein bisschen zu spät in der letzten Reihe spielen kann, und so und so und so, es ist ein hervorragendes Soloinstrument. Und es gibt so viele Möglichkeiten mit dem Instrument, es ist ein theatralisches Instrument, es gibt so viele Theatermöglichkeiten, allein schon die Bewegung des Zuges, usw. Als der Computer kam, habe ich auch ganz viel mit Posaune und Computer gemacht. Und das ist auch ein Hit geworden. Z.B. von Wayne Siegel, ein amerikanischer Komponist, der in Aarhus wohnt. Er hat ein Stück geschrieben für Harry Sparney. Es heißt Jackdaw für Soloposaune und Computer. Diesen habe ich annektiert für die Posaune. „Diesen habe ich annektiert für die Posaune.“ AM: Spielst Du das hier? NOBJ: Nein, ich spiele in drei Wochen in Fort Worth, Texas, von Wayne Siegel Jericho II für 2 Posaunen und Computer mit Prof. Chris Houlding. Das habe ich wahrscheinlich mehr als 130 Mal gespielt. Und Bells of Vineta wahrscheinlich genau so oft. Ich glaube, es sind inzwischen für mich ungefähr 40 oder 50 Stücke geschrieben worden. AM: Das ist gut!! NOBJ: Ja, das ist okay. Wenn man an Christian Lindberg denkt, ist das aber noch viel mehr. AM: Gibt es nur Stücke für eine Posaune oder auch andere Besetzungen? NOBJ: Es gibt verschiedene Besetzungen. In Paris z.B. spiele ich ein neues Stück von einer Komponistin, eine Frau aus Taiwan, Li-Ying Wu. Das ist ein Stück für Soloposaune, Klavier und Elektronik. Ich habe Teile davon schon gesehen, und es wird ganz anders sein, will ich sagen. Das wird in einem Konzert beim diesjährigen ITF in Paris uraufgeführt. Und dann spiele ich auch ein Stück von Per Nørgård. Er ist in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden. Das ist wahrscheinlich der dänische Komponist, der im Moment am meisten berühmt ist. Er wird weltweit gespielt. Das Stück heißt: „It‘s All His Fancy That“ von „Alice im Wonderland“ für Trompete, Posaune und Klavier.. JG: Zurück zur Professsur: Diese hast Du ja nicht gemacht, weil Du den Orchesterjob nicht mehr wolltest. Sondern... „Ich will sagen, dass ich nicht viel geplant habe.“ IPV-Printjournal Nr. 26, Sommer 2012, 7. Jahrgang Interview mit Prof. Niels-Ole Bo Johansen NOBJ: Das ist nicht richtig. Mein ganzes Leben ist so geworden, dass es plötzlich eine Möglichkeit gab. Ich will sagen, dass ich nicht viel geplant habe. Es war immer so, dass einige Leute mich gefragt haben, ob es nicht eine gute Idee wäre, wenn ich das machen würde. Ich antwortete dann: „Ja, vielleicht.“ Und ich muss sagen, dass ich sehr privilegiert gelebt habe, weil ich das Glück hatte, die Dinge zu machen, die ich gerne wollte, und ich habe mich nicht sehr viel darum bemüht oder mich beworben. Es war also so, dass es hier eine Professur gab, und sie sagten: „Wir wollen wirklich gerne, dass Du Dich dafür bewirbst. Das ist auch eine ganz gute Ausgangsposition, es ist besser, als probieren zu müssen, eine Einladung zu bekommen. Ich hatte ja schon seit 1989 am Konservatorium unterrichtet. Und da kam nun eine volle Stelle und auch gleichzeitig die Abteilungsleitung auf mich zu. Ich dachte: „Warum nicht?“ JG: Du warst dann ja schon vertraut mit der ganzen Umgebung und den Leuten des Konservatoriums. NOBJ: Ja, ich wusste, was da auf mich zu kommt. Ich wusste, was ich abgeben musste und ich wusste, was ich bekommen würde. AM: Warst Du gerne im Orchester? „Es gibt einfach eine große dänische oder nordische Bläsertradition ...“ NOBJ: Ihn kannte man nicht. Es gibt einfach eine große dänische oder nordische Bläsertradition, und man hat da immer schon eigentlich Song and Wind gemacht. Und bei uns gab es sowieso nicht diese altdeutschen Methoden. Es war immer lyrisch und mit viel Gesang. Ich habe gerade für die Edition Wilhelm Hansen Stücke ähnlich den Bordogni-Etüden revidiert und es werden die Noten mit Klavierbegleitung herauskommen. Ich habe sie auch schon eingespielt auf drei CDs. Die heißen „Etüden“. Es gibt drei Sammlungen: Axel Hildingsen: 25 Preludes for trombone and piano; Axel Jørgensen : 24 Improvisations for trombone and piano; Georg Allin Wilkenschildt: 24 solo pieces for trombone and piano. Es gibt noch mehr unveröffentlichtes Repertoire dieser brillianten Komponisten. Daran arbeite ich jetzt, dass das veröffentlicht wird und aufgenommen. AM: Ja, das verstehe ich gut, ich mochte schon immer sehr die Romanze von Jorgensen etc., wunderbare Musik. Aber etwas mehr noch in die Tiefe gegangen: Was verstehst Du genauer unter Song and Wind? Atmung...? NOBJ: Ja, ich habe das sehr gerne gemacht. Aber man konnte eben nicht beides machen. Und da es so ist, wollte ich nicht nur eine 20-30 prozentige Stelle machen und sozusagen der vierte Posaunist sein, der zum Beispiel die Opern spielen muss. Oder ich mag auch sehr gerne, Basstrompete zu spielen. Ich habe auch das ganze Repertoire gespielt, den Ring, Korngold, Janacek und was es gibt, auch die klassischen Stücke mit Euphonium Es wäre also schon perfekt geworden, wäre ich da geblieben. Jetzt mache ich das als Aushilfe, wenn es möglich ist. Weil wir ja sowieso im selben Haus sind. Wichtig ist für mich zu sagen, dass ich nicht Schlag auf Schlag aus dem Orchester weg ging. Das war nicht so. Sondern es gab einfach eine bessere Möglichkeit, auch evtl. ein bisschen besser zu leben dadurch. Weil, wenn ich ein einfaches Leben haben wollte, dann wäre ich im Orchester geblieben. Weil das sind ein, zwei, drei Stunden am Tag, wenn es hochkommt vier, zu arbeiten. Aber eine volle Professur, das sind oft 8-10 Stunden pro Tag zu arbeiten, und dazu kommt die ganze Verwaltung. Außerdem muss man immer für die Studenten da sein, und man kann nicht das Handy einfach zu Hause lassen. Es gibt auch viele Sitzungen, die nötig sind. AM: Wo würdest Du Deine pädagogischen Wurzeln als Posaunist festmachen? Bei z.B. „Song and Wind“? NOBJ: Ja, das ist ein großer Einfluss. Mein erster Lehrer machte schon Song and Wind, aber er wusste es nicht. AM: Meinst Du Arnold Jakobs? IPV-Printjournal Nr. 26, Sommer 2012, 7. Jahrgang 9 Interview mit Prof. Niels-Ole Bo Johansen NOBJ: Einfach. Ich meine, einfach und unkompliziert zu blasen. Das ist sowieso das meiste, was ich mit den Studenten mache, dass man keine Spannungen hat und relaxt das angeht und zwar immer. Dass man wirklich locker ist und offen. Ich weiß, das klingt ein bisschen luftig. Aber klar ist, wenn man sich einschränken muss, dann gibt es auch Probleme. Und eingeschränkte Menschen sind keine guten Musiker. Man muss sich sehr erweitern Wenn ich höre, dass ein Student sagt: „Das hasse ich.“ Dann spielen wir das. Man muss immer erinnern, dass man von der positiven Seite des eigenen Spiels startet. Es macht keinen Sinn, den Leuten zu erzählen, was sie nicht gut können, sondern was sie gut können und dann geht man von dem Punkt weiter. JG: Du lässt das dann also erst recht spielen… NOBJ: Ja, weil man das auch als Profimusiker spielen muss. Z.B. der Walzer von Johann Strauss, das ist nicht meine Lieblingsmusik. Aber trotzdem ist das eben jedes Jahr an Neujahr auf dem Spielplan im Sinfonieorchester. Und da muss man es gut spielen. Man kann als Profi einfach nicht sagen, man mag das nicht. Es gibt gar keine andere Möglichkeiten. AM: Weiter zu Deinen ITA-Aktivitäten: Es interessiert mich sehr, weil wir das ja auch immer im ITA-Journal lesen, dass Du „Second Vice President“ der ITA bist. Was für eine Funktion hast Du da und was machst Du? gemacht haben, da war es für mich so wie: „Ah, wo warst Du mein ganzes Leben?“ JG: Was macht Niels-Ole im Jahre 2013? NOBJ: Wahrscheinlich eine weitere CD mit zeitgenössischer Musik für Orgel und Posaune. Das habe ich jetzt schon als Vorhaben. Und dann eine Opernvorstellung vielleicht für singende Posaunenklasse im Wald. Und dann natürlich weiter unterrichten. JG: Was macht Niels-Ole im Jahr 2023. NOBJ: Es ist zu früh, das jetzt zu sagen – Pensionierung ist eine Möglichkeit. Aber wenn das Leben und die Arbeit mit den Studenten weiterhin gut läuft, schätze ich, dass ich weiterhin unterrichte und musiziere, mich weiterhin um meine Familie kümmere und weiterhin unser Sommerhaus in Læsø (kleine Insel zwischen Dänemark und Schweden) genieße. JG: Super, vielen Dank, das war ein sehr interessantes Interview. ******************************************* NOBJ: Gar keine Funktion ... Ich bin dabei. Das ist ein Ehrenamt. Aber trotzdem arbeite ich in der anderen Abteilung der ITA als Vorstand im Gremium des International Trombone Festivals (ITF). Das ist viel mehr Arbeit, wo wir mit Skype und Emails das große, jährliche ITF planen. Sonst ist da noch John Drew aus Florida. Früher war Heinz Fadle in diesem Gremium dabei, und für ihn bin ich jetzt dabei. Dazu kommt noch Tom Plsek. AM: Man denkt sich, dass Du dann mit den Jahren, wenn Du gewählt wirst, aufrücken wirst auf den First Vice President? NOBJ: Nein. Mein Gleis endet hier sozusagen. Ich möchte nicht Präsident werden. Im Moment ist Joe Alessi aus New York First Vice President, und er wird Präsident. Dann wird ein neuer First Vice President gewählt, ein anderer Second Vice President, aber ich nicht. JG: Noch ein paar kurze Fragen zum Schluss: Über die Automarke, die Du fährst, haben wir schon vor dem Interview gesprochen. Welche Posaunenmarke spielst Du? „Ah, wo warst Du mein ganzes Leben?“ NOBJ: Ich spiele Courtois. Ich bin Courtois Endorser seit 2011. Als sie diese Reproduktion der Conn 88H (Elkhard) 10 IPV-Printjournal Nr. 26, Sommer 2012, 7. Jahrgang