Clever-Express, Juni 2016
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Clever-Express, Juni 2016
JUNI 1. / 2016 Clever Express [email protected] www.clever-express.com CLEVER-EXPRESS T ÜRKE I : I E R U N G S C H E F N E U E R RE G abor? L m e d s n au Mensche tz in e N n h a U-B Schweiz der GIRAFFE ERFORSCHT DEN GENOMEN AUF DER SPUR TEENAGER NEUER FORMEL-1-STAR: MAX VERSTAPPEN Die Konkurrenz verneigt sich vor einem Teenager: Max Verstappen hat sich mit seinem Sieg in Barcelona in den Geschichtsbüchern der Formel 1 verewigt. 18 Jahre, sieben Monate, elf Tage – das ist die neue Bestmarke der Formel 1. Abgelöst hat der BarcelonaTriumphator damit Sebastian Vettel als jüngsten Formel1-Sieger der Geschichte. Der Teenager, der sich nach den ersten Kilometern im neuen Auto wieder ein breites Grinsen gestattete, ist eine Ausnahmeerscheinung. Selbst die schillernde Formel 1 hat eine Geschichte wie seine noch nie erlebt. Als jüngster Pilot der Geschichte fuhr er im vergangenen Jahr so spektakulär, dass er nach der Saison mit Trophäen überschüttet wurde: bester Aufsteiger, waghalsigstes Überholmanöver, Fahrer des Jahres. Allein: Siege und Podestplätze konnte er noch nicht vorweisen, dafür war sein Toro-Rosso-Bolide zu langsam. Mit dem Wechsel in den Red Bull ist dem Mann, der allen Experten als kommender Weltmeister gilt, von nun an alles zuzutrauen. Max Verstappen wurde die Liebe zu hoher Geschwindigkeit in die Wiege gelegt. Er ist der Sohn des ehemaligen Formel-1-Piloten Jos Verstappen und auch seine Mutter Sophie war eine erfolgreiche Kart-Fahrerin. Max wurde 1997 im belgischen Hassalt geboren und die Rennstrecke übte auf ihn schon als Kind eine grosse Anziehungskraft aus. 2005 legte er richtig los und nahm an seiner ersten Meisterschaft teil, der Belgium Championship Mini: Er siegte in allen 21 Rennen. 2013 gewann Max so ziemlich alles, was man im Kart-Sport gewinnen kann. Max war erst 16, als er dann die F3Meisterschaft im Sturm eroberte. Im sechsten Rennen gelang ihm sein erster Sieg. Anschliessend feierte er weitere unglaubliche sechs Rennsiege hintereinander in der Serie und fuhr auf Platz drei der Gesamtwertung. Im August 2014 wurde bekannt gegeben, dass Max in der Saison 2015 für Toro Rosso fahren würde – er wird damit der jüngste Formel-1-Pilot der Geschichte. www.clever-express.com Seite 1 Max hatte damals nicht mal einen Führerschein, als er sein erstes Formel-1-Rennen bestritt. Die ersten Auftritte des damals 17-jährigen Verstappen waren so furios, dass zwischenzeitlich die Politiker in Belgien und den Niederlanden stritten, unter welcher Flagge dieser kommende Superstar künftig fahren solle. Bis der in Hasselt/Belgien geborene Youngster, der wegen seines niederländischen Vaters auch diese Staatsbürgerschaft besitzt, ein Machtwort sprach: Er starte mit niederländischer Lizenz, also solle, im Fall des Falles, auch diese Hymne erklingen. «Ich bin da, wo ich immer hinwollte», bekannte Max nun beim Rennen in Barcelona mit fester Stimme. «Es fühlt sich unglaublich an», sagte er und dankte auch seinem Vater: «Er hat mir von Kindesbeinen an geholfen, das zu schaffen.» Max Verstappen ist erst 18 Jahre alt, doch er wird schon mit Ayrton Senna verglichen. Dass Verstappen das fahrerische Talent und den nötigen Killerinstinkt hat, ist schon klar. Dass er sich in ein System fügen und strategisch fahren kann, muss er noch beweisen. www.clever-express.com Seite 2 ALEXANDER VAN DER BELLEN: DER HÖCHSTE ÖSTERREICHER Bis zum Schluss blieb es spannend, das Rennen um das oberste Staatsamt in Österreich. Am Ende setzte sich der ehemalige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen knapp mit 50,3 Prozent der Stimmen gegen seinen Kontrahenten Norbert Hofer (FPÖ) durch. Nach Berücksichtigung der Urnenstimmen lag Hofer noch vorne – die rund 740’000 Stimmen der Briefwähler wurden allerdings erst einen Tag später ausgezählt. Danach stand fest, dass Van der Bellen schlussendlich nur 31’026 Stimmen mehr hatte – bei rund 4,6 Millionen abgegebenen Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,7 Prozent. Van der Bellen holte vor allem in den Städten viele Stimmen. In Wien als einem der wichtigsten Bundesländer kam er auf fast 70 Prozent. Auch in allen anderen Landeshauptstädten fand der Wirtschaftsprofessor teils deutlich mehr Zuspruch als der FPÖ-Kandidat. Hofer dagegen punktete vor allem im ländlichen Raum. Erstmals waren in der Stichwahl keine Kandidaten der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP vertreten. Unter anderem wegen des Debakels in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen war Bundeskanzler Werner Faymann zurückgetreten. Mit der Fast-Wahl von Norbert Höfer, eines Rechtspopulisten, zum höchsten Mann Österreichs haben die Wählerinnen und Wähler der Politik nun einen starken Denkzettel verpasst. Der 72-jährige Van der Bellen will – das macht er in seiner ersten Ansprache deutlich – die Gräben zuschütten, die während eines langen Wahlkampfes entstanden sind. Und er findet manchen Gedanken, um die Spaltung des Landes, die im Ergebnis zum Ausdruck kommt, ins Positive zu wenden. Eigentlich, sagte der Wirtschaftswissenschafter, sei sein Traumberuf ja immer Professor gewesen. «Keinen Chef haben, immer www.clever-express.com von intelligenten jungen Leuten umgeben sein, fabelhaft», so Van der Bellen. Mindestens ebenso gut dürfte ihm aber die Arbeit in der Wiener Hofburg gefallen, wo er nach der Angelobung am 8. Juli einziehen wird. Van der Bellen steht nun für die nächsten sechs Jahre an der Spitze der Alpenrepublik. Van der Bellen umriss in seiner ersten Rede nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses sein Programm: «Ich werde Österreich nach aussen und gegenüber Europa, gegenüber der Welt bestmöglich vertreten und nach innen versuchen, das Verbindende, das Verbindliche, Kooperative in den Vordergrund zu stellen.» Sein Augenmerk wolle er nicht auf die «Polarisierung», sondern auf die «Politisierung» richten. Zehn Jahre lang führte Van der Bellen die Partei und die Fraktion der Grünen. Gleichwohl hielt er einen gewissen Abstand zu deren fundamentalen Glaubenssätzen. Seite 3 Gratulationen aus Europa Die denkbar knappe Wahl von Van der Bellen ist international überwiegend positiv bewertet worden. Frankreichs Präsident François Hollande beglückwünschte Van der Bellen und äusserte sich erfreut, mit ihm zusammenzuarbeiten. Premierminister Manuel Valls twitterte: «Erleichterung zu sehen, dass die Österreicher Populismus und Extremismus ablehnen.» Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck schrieb in seinen Glückwünschen an Van der Bellen: «Ich freue mich, dass Sie sich als überzeugter Europäer auch im Rahmen Ihrer neuen Aufgabe für eine starke, verlässliche und langfristig auch vertiefte Europäische Union einsetzen wollen.» Aber erst einmal will sich Alexander Van der Bellen zurückhalten und zurücknehmen nach einem Wahlkampf, der Wunden geschlagen, das Land gespalten und die Frage nach dem Amtsverständnis eines Staatsoberhaupts neu gestellt hat. Ruhe reinbringen will er ins Land, nachdem mit einem neuen Kanzler nun schon die Koalition aus der grössten Krise heraus ist, fürs Erste jedenfalls. «Traditionell» wolle er sein Amt anlegen, so der 72-Jährige. Van der Bellen, ein Volkswirtschafts-Professor, langjähriger Sprecher der grünen Partei, ein freundlicher Vorzeige-Intellektueller, der lieber einmal zu viel nachdenkt, als einmal zu schnell antwortet – der neue Bundespräsident Österreichs. www.clever-express.com AUFGABE 1. Finde heraus, welche Parteien es in Österreich gibt. 2. Wie findest du es, dass Politiker oft schon über 70 Jahre alt sind, wenn sie in ein Amt gewählt werden? Seite 4 LABOR-MENSCH: DIE WISSENSCHAFT DISKUTIERT Ist es möglich, in den nächsten zehn Jahren einen Menschen aus dem Labor zu schaffen? Kann man künftig Menschen mit bestimmten Eigenschaften züchten? Wollen wir das überhaupt? Diese Frage stellten sich 150 Wissenschaftler, Anwälte und Unternehmer in der Harvard Medical School in Boston. Marcy Darnovsky von der eher biotechkritischen Organisation Center for Genetics and Society. «Ein halb geheimes Meeting von Wissenschaftlern und Geschäftsleuten, um Pläne zu schmieden, wie man künstliches menschliches Genom herstellen könnte, ist ein neuer Tiefpunkt, was die Verantwortung der Wissenschaft betrifft», so Darnovsky. Einer der Organisatoren des Events heisst George Church. Er sagt, dass das Meeting eigentlich offen geplant gewesen sei. Die Presse wie auch die Öffentlichkeit hatten keinen Zutritt zur Konferenz. Auch die Teilnehmer wurden zur Eine bekannte Fachzeitschrift wollte über das Meeting berichten, stellte aber die Bedingung, dass weder die Verschwiegenheit verpflichtet und durften nicht mit den Medien reden oder während des Meetings twittern. Presse noch die Öffentlichkeit zum Anlass zugelassen werden dürften. Es sei nicht die beste Idee gewesen, Lange blieb das Treffen aber nicht geheim. Ein paar Tage nach der Konferenz berichtete die New York Times dieser Forderung nachzugehen, so Church. Der Bericht soll aber demnächst im Fachmagazin erscheinen. Dazu darüber und löste eine Welle von Kritik aus. wollen die Veranstalter ein Video des gesamten Geheimhaltung in der Forschung kommt bei der Meetings ins Internet stellen. Bevölkerung anscheinend nicht gut an. Noch ärger betroffen fühlten sich andere Wissenschaftler. So auch www.clever-express.com Seite 5 Das menschliche Erbgut hat rund 3 Milliarden Bausteine in einer genauen Abfolge. Während eines Projekts zwischen 1990 und 2003 wurde diese Abfolge entschlüsselt. Das Genom, als das Erbgut von allen Lebewesen, ist aus denselben vier DNABausteinen, den Basen A, C, G und T, aufgebaut. Bei einem neuen Projekt geht es nicht mehr ums Entschlüsseln oder Lesen des Erbgut-Textes. Die Forscher beschäftigen sich jetzt mit dem Schreiben eines neuen Textes. Biologen fügen dabei im Labor Baustein um Baustein zu einem langen AUFGABE Im Infotext haben wir Schreibfehler eingebaut. Findest du sie alle? Lass dir deine Lösung von deiner Lehrperson korrigieren. www.clever-express.com www.clever-express.com Bisher konnten bereits ein Bakteriengnom aus mehr als einer Million Bausteine künstlich hergestellt werden. Grundsätzlich ist es somit möglich, auch einen Menschen im Labor zu züchten, resbektive das menschliche Genom herzustellen. Aktuel sind Wissenschafftler dabei, dass über 12 Millionen Bausteinen grosse Erbgud von Heffe künstlich herzustellen. In drei bis fünf Jahren soll es so weid sein. Seite 6 Seite 13 SCHWEIZ UND DIE U-BAHN: NÖTIG ODER NICHT? Die Schweiz wächst. In dreissig Jahren werden in der Schweiz laut Berechnungen des Bundesamts für Statistik 10,2 Millionen Menschen leben. In Zürich alleine werden 300’000 Leute mehr zu Hause sein. Dementsprechend mehr Menschen werden in den Zügen und auf den Strassen unterwegs sein. Voraussichtlich werden die Schweizer auch längere Strecken täglich pendeln. Zudem werden in dreissig Jahren 490 Kilometer des Nationalstrassennetzes regelmässig überlastet sein. Diese Zahlen geben Anlass zum Diskutieren. Nach den Sommerferien wird ein aktuelles Szenario auf der Basis der jüngsten Bevölkerungsprognosen in der Schweiz publiziert. www.clever-express.com AUFGABE 1. Welche Stadt hat wohl das älteste UBahn-Netz und welche das kilometermässig längste? 2. Finde Synonyme für diese Worte: Publiziert, Prognose, Einschätzung Seite 7 Rolf Steinegger ist Experte für Verkehrssicherheit und weiss, dass eine Lösung hermuss, um einen Verkehrskollaps zu vermeiden. Das Auto werde in den nächsten Jahren gegenüber den öffentlichen Verkehrsmitteln an Bedeutung verlieren. Es gebe in den bestehenden Städten und Dörfern nämlich gar keinen Platz mehr für weitere Strassen. Der Wagen würde schätzungsgemäss hauptsächlich auf Strecken benutzt, auf denen die ÖV nicht verkehren. Der öffentliche Verkehr könne im Gegensatz zum Strassennetz aber noch lange ausgebaut werden. Falls die richtigen Transportmittel eingesetzt würden, ergänzt er. Laut seiner Einschätzung werden Busse zunehmend durch Trams ersetzt. In Trams können mit dem gleichen Platzbedarf mehr Leute transportiert werden. Am effizientesten ist aber die U-Bahn. In vielen Grossstädten ausserhalb der Schweiz ist das U-BahnNetz bereits seit vielen Jahren im Einsatz. In Basel wird laut Rolf Steinegger gerade eine unterirdische Verbindung zwischen den beiden Basler Bahnhöfen entwickelt. Dass es in naher Zukunft ein grosses MetroNetz in der Schweiz geben wird, bezweifelt Rolf Steinegger aber. Der Leidensdruck sei noch zu klein, denkt er. Der Bau eines U-Bahn-Netzes sei teuer und lohne sich grundsätzlich nur in Millionen-Städten. In den Jahren 2017 bis 2020 sollen in der Schweiz 13,2 Milliarden Franken in die Bahninfrastruktur fliessen. Alleine der Ausbau des Eisenbahnnetzwerkes sei unumgänglich, so das Bundesamt für Verkehr. Zudem müssten Lösungen her, um die steigenden Pendlerströme im ÖV besser über den Tag zu verteilen. Gesprochen wird über eine Anpassung der Arbeitszeiten oder unterschiedliche Tarife für die Bahnbillete. So könnte das Pendeln zu Stosszeiten teurer werden. Dazu führte der Bundesrat bereits 2015 eine Anhörung durch. Radioquiz Lies dir den Artikel gut durch und beantworte danach die Fragen zum Text. www.clever-express.com/aktuelleausgabe www.clever-express.com Seite 8 FUSSBALLSPIELEN: STROM DANK TSCHUTTEN Der Stromzähler eines Fussballstadions läuft oft auf Hochtouren – schliesslich verbrauchen die Flutlichter am Spielfeldrand Unmengen von Energie. Muss die wohl beliebteste Sportart der Welt zwangsläufig mit gigantischem WattVerbrauch zusammenhängen? Rio de Janeiro ist momentan nicht gerade bekannt für gute Nachrichten: fast pleite, der Küsten-Radweg eingestürzt, wenig Vorfreude auf Olympia. Aber in einer Favela funktioniert seit einiger Zeit eine innovative Lösung, um auch abends Fussball zu spielen. Umgeben von übereinandergebauten Häuschen, Müll und streunenden Hunden, liegt ein grell beleuchteter grüner Kunstrasenplatz. Es gibt dort eine Steintribüne und sechs Flutlichtmasten. Eigentlich alles normal. Doch unter dem Grün sind 200 Kinetikplatten verbaut worden, die 7 Watt Strom erzeugen können, wenn die Spieler darüberlaufen. In der Stadt, wo im August die Olympischen Spiele eröffnet werden, ist das eine simple Lösung eines Energieproblems, wie es gerade in den Armenvierteln verbreitet ist. Jeder Schritt wird automatisch in www.clever-express.com elektrische Energie umgewandelt, dadurch Strom produziert und in einem Speicher am Rande des Fussballplatzes gespeichert. «Wenn wir nicht spielen, geht das Licht irgendwann aus», sagt Jackson Peçanha, der hier der Platzwart ist. Die gespeicherte Energie reicht meist für zwei Stunden. So kann hier jeden Abend gespielt werden, die fehlende Energie oder Stromausfälle, die das zuvor unterbanden, gehören der Vergangenheit an. Immer abends – von 20 Uhr an – wird der Platz bevölkert und die Fussballer vergessen irgendwann, dass sie hier ein laufendes Kraftwerk sind. Als Back-up sind noch Solarpanels auf dem Tribünendach. Und bei einem Sieg ihrer Mannschaft schlagen die Kinder Purzelbäume, selbst das erzeugt Energie. Immer sonntags gibt es ein Turnier. Der Mineral- und Erdgasgigant Shell finanzierte dieses Projekt. Über die Kosten schweigt man sich aus. Immerhin hat man jedoch bereits rund 100 Projekte realisiert. So zum Beispiel einen weiteren Fussballplatz in Nigeria oder auch am Flughafen London Heathrow, wo das Licht in einem Terminalteil durch Schritte der Passagiere erzeugt wird. Seite 9 EXTREMES ELEMENT: DIE RAUMFAHRT SAGT DANKE An 41. Stelle im Periodensystem der chemischen Elemente steht die Abkürzung Nb. Sie steht für Niob, ein Metall. Niob hat erstaunliche Fähigkeiten. Es ist extrem hart, leitet super und ist gut zu verarbeiten. Ein wahres Wundermaterial. Bis vor Kurzem war es sogar bei Rohstoffexperten noch wenig bekannt – obwohl es in Raketentriebwerken, Brücken und Pipelines oder in Kernbrennstäben steckt. Den Stoff benötigen etliche Hightech-Konzerne. 100’000 Tonnen des Materials braucht die Welt jährlich. Das Material ist aber sehr selten. Nur an drei Orten auf der Erde wird Niob abgebaut. Fast das komplette Vorkommen des Metalls liegt in der Hand eines einzigen Unternehmens. Über 80 Prozent des weltweiten Angebots an Niob kommen aus einem einzigen Bergwerk in Brasilien. Der Preis des Materials ist in den letzten Jahren in die Höhe gestiegen. Ein Kilo Niob kostet heute acht Mal so viel wie ein Kilo Kupfer. Das Metall gewinnt an Beliebtheit und zählt aktuell zu den begehrtesten Metallen der Welt. Es wird dort eingesetzt, wo die Bedingungen extrem sind. Zum Beispiel an ganz heissen www.clever-express.com Orten wie im Inneren von Raketentriebwerken. Nur dank Niob können Raumschiffe den krassen Temperaturen trotzen, die beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre entstehen. Der Schmelzpunkt des Metalls liegt bei 2477 Grad. Die Raumfahrt wäre ohne die Bleche, Rohre, Schrauben oder Drähte aus Niob noch nicht so weit entwickelt wie heute. Der Bauindustrie geht es gleich. Säulen von Brücken oder die Masten von Hochspannungsleitungen wie auf kilometerlangen Pipelines sind auf das Material angewiesen. Niob sorgt bei diesen Konstruktionen dafür, dass sie starken Belastungen standhalten. AUFGABE Hol das Chemiebuch heraus und finde möglichst schnell raus, welche Elemente an Platz 3 und 14 stehen. Die oder der Schnellste gewinnt! Seite 10 Craig Burton ist der extremste und aggressivste Niob-Jäger. Seit Jahrzehnten sucht er nach Bodenschätzen, die gewinnbringend für ihn und seine Investoren sind. Sein aktuelles Ziel ist ein grüner Hügel im Osten Afrikas. In Tansania, nahe dem Tanganjikasee, befindet sich Panda Hill. Der Hügel steckt voller Niob. Das Metall ist schwer zu finden und zu bewerten. Craig Burton möchte aber auch neben den grossen Niob-Konzernen mitspielen. So will er 200 Millionen Dollar investieren, um das Niob aus dem Hügel zu schaffen. Für Investoren sei es ein interessantes Vorhaben. Niob werde im 21. Jahrhundert noch mehr an Bedeutung gewinnen und in vielen technologischen Branchen gebraucht werden. Auch bei extrem tiefen Temperaturen kann Niob eingesetzt werden. Nahe dem Nullpunkt transportiert Niob fast ohne Verluste Energie. Grundsätzlich erlebt der Bergbau aktuell eine Krise. Immer wieder müssen Minenkonzerne ankündigen, dass sie Tausende von Jobs streichen müssen oder die Tore schliessen. Vor einigen Jahren waren Elemente wie Yttrium oder Scandium hoch im Kurs. Sie wurden zum Beispiel für Handys oder LEDLampen gebraucht. Die Materialien könnten im Lauf der Jahre aber durch andere Stoffe ersetzt werden, die einfacher und günstiger zu beschaffen sind. So brachten die Preise viele der noch kürzlich begehrten Metalle ein und Investoren verloren eine Menge Geld. Mit Niob kommt nun wieder Hoffnung in der Bergbauindustrie auf. Charles Hatchett entdeckte das Metall 1801 in einem Flussbett im US-Bundesstaat Massachusetts. Er taufte das Element zu Ehren von Christoph Kolumbus «Columbium». So wird Niob noch heute im angloamerikanischen Sprachraum genannt. Hatchett stellte das seltene Metall der Royal Society in London vor. Das Element geriet nach seinem Tod aber wieder in Vergessenheit. Experten gingen davon aus, dass es sich um ein schon entdecktes Element handle. Erst vierzig Jahre später wurde ein deutscher Mineraloge und Chemiker zum Neuentdecker des Elements und konnte beweisen, dass es sich um ein neues Element handelt. Ein Metall voller Überraschung ist es jedenfalls seit jeher. Viel Zeit verging, bis es seinen Platz fand auf Quadrat 41 im Periodensystem, in der Vanadium-Gruppe. Niob wurde gleich zwei Mal entdeckt: zuerst von dem Briten Charles Hatchett im Jahr 1801, in einem Flussbett im USBundesstaat Massachusetts. Zu Ehren von Christoph Kolumbus taufte er das Element «Columbium». So wird es noch heute oft im angloamerikanischen Sprachraum genannt. www.clever-express.com Seite 11 NEUER REGIERUNGSCHEF: BINALI YILDRIM Binali Yildirim ist der Gefolgsmann von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Nun wurde Yildirim nach dem Rückzug des türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu zum Chef der AKP und der Regierung gewählt. Als Erdogan 2014 zum Staatspräsidenten gewählt wurde, folgte Davutoglu an die Spitze der AKP und der Regierung. Kritiker sind überzeugt, dass Erdogan einen starken Einfluss auf die Auswahl von Yildirim gehabt hat. Eigentlich ist Erdogan als Präsident des Landes dazu verpflichtet, neutral zu sein. Er bekennt sich aber ganz offen zur Regierungspartei AKP. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger will sich Yildirim Erdogan klar Yildirim war der einzige Kandidat für den Sonderparteitag der islamisch-konservativen Partei AKP unterordnen und ihn bei all seinen Vorhaben unterstützen. Auf dem Parteitag hielt Yildirim eine 40in Ankara. Dort wurde der 60-Jährige kürzlich mit 100 minütige Ansprache. Er betonte immer wieder seine Prozent der 1405 Stimmen als Parteichef bestätigt. Loyalität zu Erdogan. Er werde den Kampf gegen Künftig wird er auch das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen. Davutoglu wurde von Erdogan-Anhängern kurdische Extremisten in Syrien und in der Türkei fortsetzen. Die neue Verfassungsreform habe für ihn mangelnde Loyalität vorgeworfen. Er wurde auch beschuldigt, die von Erdogan geplante Einführung eines dazu höchste Priorität. Präsidialsystems in der Türkei nicht genug unterstützt zu haben. So kündigte er Mitte Mai seinen Rückzug an. Was ist ein präsidentielles Regierungssystem? Das Präsidialsystem folgt dem US-amerikanischen Vorbild. Es ist ein Regierungssystem, bei dem der Präsident des Landes die Funktion des Staatsoberhauptes sowie die des Regierungschefs und teils auch des militärischen Befehlshabers innehat. Der Präsident kann nicht vom Parlament abgewählt werden. Im Gegenzug kann er aber auch nicht das Parlament auflösen. www.clever-express.com Seite 12 SOOO EIN LANGER HALS: TIERFORSCHER UND DIE GIRAFFE Forscher aus Tansania, Kenia, England und den USA haben die Veränderungen im Erbgut der Giraffe und des Okapis, des nächsten Verwandten der Giraffe, untersucht. Dabei wurde das Genom des Tieres erstmals entschlüsselt. Veränderungen des Herz-KreislaufSystems und des Skeletts entstanden laut den Forschern im Verlauf der Evolution vermutlich gleichzeitig. Dank den langen Beinen und dem langen Hals können Giraffen bis zu sechs Meter in die Höhe ragen. Sie sind derzeit die grössten landlebenden Tiere der Erde. Die spezielle Statur der Tiere bringt viele Herausforderungen für das Nerven- und Herz-KreislaufSystem mit sich. Das Blut muss vom Herz zwei Meter in die Höhe des Gehirns gepumpt werden. Daher haben Giraffen ein sehr starkes Herz. Ihr Blutdruck ist dabei etwa doppelt so hoch wie bei anderen Säugetieren. Die Blutgefässe können die Druckunterschiede abfangen, wenn sich die Giraffe zum Trinken herunterbeugt. Okapis haben keinen so langen Hals wie ihre Verwandten. Die Untersuchungen zeigten, dass sich die Entwicklungswege der beiden verwandten Tiere vor etwa 11,5 Millionen Jahren trennten. Bisher wurde angenommen, dass dies vor 16 Millionen Jahren der Fall gewesen wäre. 70 Gene wurden über die Jahrmillionen bei der Giraffe verändert. So entfernte sich die Giraffe immer mehr vom Okapi und vielen anderen Säugetieren. Nur so konnte das Tier seine spezielle Biologie meistern. Unter anderem veränderte sich die Abfolge der Bausteine in den Genen, die die Entwicklung der Halswirbel steuern. Die Giraffe hat nicht mehr Wirbel als andere Säuger, auch wenn ihr Hals viel länger ist. Die Wirbel sind einfach extrem verlängert. Die Forschungen hatten noch einen weiteren Nutzen. Die Resultate der Forschung könnten aufschlussreich für die Behandlung von Menschen mit Herz-KreislaufErkrankungen und Bluthochdruck sein. www.clever-express.com Seite 13 GRUNDEINKOMMEN: BALD IN DER SCHWEIZ? Am 5. Juni 2016 kommt es zur grossen Abstimmungsfrage: JA oder NEIN zur Initiative «Für ein bedingungsloses Grundeinkommen» in der Schweiz? Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist ein sozialpolitisches Finanztransferkonzept. Klingt kompliziert, ist aber simpel: Jeder Bürger soll einen gesetzlich festgelegten Betrag vom Staat erhalten. Ohne dass dieser an Bedingungen geknüpft ist (daher «bedingungslos»), ohne dass die Bürger also eine Gegenleistung erbringen müssen. Dieses soll es der ganzen Bevölkerung ermöglichen, ein menschenwürdiges Dasein zu führen und am öffentlichen Leben teilzunehmen, unabhängig von einer Erwerbsarbeit. Der Initiativtext ist allgemein gehalten. Wie hoch das Grundeinkommen wäre und wer genau anspruchsberechtigt wäre, müsste vom Parlament und allenfalls in einer Volksabstimmung festgelegt werden. Die Initianten schlagen als Diskussionsgrundlage vor, dass alle Erwachsenen monatlich 2500 Franken und alle Kinder und Jugendlichen 625 Franken Grundeinkommen erhalten. Für alle Erwerbstätigen würde der Lohn auf das Grundeinkommen geschlagen werden. Wer jetzt 6000 Franken Lohn erhält, dem würde dann das BGE von 2500 und ein Lohn von 3500 Franken ausbezahlt werden. Damit sinken die Lohnkosten. Arbeitgeber müssten deswegen dem Bund aber einen Teil der Differenz überweisen. Was der Bund wiederum heute an Sozialleistungen ausbezahlt (AHV, IV, ALV), würde neu Teil des BGE sein. Damit der Staat dem Bürger das Grundeinkommen auszahlen kann, muss das Steuersystem umstrukturiert werden. Der Bund geht in seinen Berechnungen, basierend auf den oben genannten Zahlen, von einem Kostenpunkt von 25 Milliarden Franken pro Jahr aus. Diese 25 Milliarden Franken können nicht rein über die Umstrukturierung der Sozialwerke und Abgaben durch die Arbeitgeber gedeckt werden. Woher also sollen diese 25 Milliarden www.clever-express.com Franken kommen? Darüber gehen die Meinungen der Initianten auseinander. Ein Grossteil will die Mehrwertsteuer um 8 Prozent erhöhen sowie Subventionen umlenken. Für das BGE spricht, dass mehr Lebensqualität möglich wäre. Das Grundeinkommen schafft Sicherheit und Freiheit. Marktwirtschaft und Menschlichkeit kommen zusammen: Die Bürokratie wird reduziert und mehr Unternehmertum möglich. Die Finanzierung des Grundeinkommens ist gewährleistet, da das Grundeinkommen kein zusätzliches Einkommen ist. Es übernimmt seinen Betrag aus den heutigen Erwerbseinkommen und Sozialleistungen. Die Verteilung des Grundeinkommens benötigt weit weniger Bürokratie als die bisherige Sozialhilfe, da keine Bedürftigkeitsabklärung notwendig ist. Gegen ein BGE spricht, dass die Schweizer Wirtschaft durch das Grundeinkommen deutlich geschwächt würde. Für Personen, die wenig verdienen (Teilzeit oder im Niedriglohnbereich), wird es sich finanziell nicht oder kaum mehr lohnen, erwerbstätig zu sein. Weil die Beschäftigung und die Wirtschaftsleistung zurückgehen, hat der Staat weniger Steuereinnahmen. Ein Grundeinkommen wird für Menschen vieler Länder einen Anreiz darstellen, in die Schweiz einzuwandern. Bundesrat und Parlament empfehlen, die Initiative abzulehnen. Der Nationalrat hat die Initiative mit 157:19 Stimmen bei 16 Enthaltungen abgelehnt, der Ständerat mit 40:1 Stimme bei 3 Enthaltungen. AUFGABE Lies den Artikel gut durch und fasse danach mündlch zusammen, um was es bei der Initiative geht und wie deine Meinung dazu ist. Seite 14