VR China - Solarenergie

Transcrição

VR China - Solarenergie
Solarenergie
VR China
VR China - Solarenergie
Branche kompakt:
VR China - Solarenergie (Juni 2011)
Beijing (gtai) - Chinas Solarbranche zählt weltweit zu den größten - sowohl bei Photovoltaik als auch bei
Solarthermie. Über 90% der Solarzell- und Modulproduktion werden jedoch ins Ausland geliefert. Solarstrom spielt im Land bislang kaum eine Rolle. Dies wird sich in den nächsten Jahren dank staatlicher und
regionaler Förderprogramme ändern. Für deutsche Solarunternehmen bedeutet dies erhöhten Wettbewerb, aber auch Chancen. Der Solarthermiesektor hingegen ist fest in chinesischer Hand.
Allgemeine wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Allgemeine Wirtschaftsdaten
Bevölkerung (Mrd.)
BIP pro Kopf (US$)
BIP-Wachstum (real, %)
Inflation (Anstieg der
Verbraucherpreise, %)
Renminbi Yuan (RMB)/Euro
(Jahresdurchschnitt)
2009
1,33
3.750
9,2
-0,7
2010 1)
1,34
4.395
10,3
3,3
2011 2)
9,6
5,0
9,53
8,97
9,16 3)
1) Schätzung/vorläufig; 2) Fortschreibung/Prognose; 3) Durchschnitt 1. Halbjahr 2011
Quelle: Zusammenstellung von Germany Trade & Invest
SWOT-Analyse VR China (Stand Mai 2011)
S trenghts (Stärken)
Anhaltende Investitionstätigkeit, wachsender Binnenkonsum, stabiler Staatshaushalt, erhöhte Wettbewerbsfähigkeit durch Nutzung von Skaleneffekten
W eaknesses (Schwächen)
Hoher Ressourcenverbrauch, hohe Abhängigkeit von
Energie- und Rohstoffimporten, mangelnde bzw. regional unterschiedliche Umsetzung rechtlicher Rahmenbedingungen, fragmentierter Binnenmarkt, hohe Transport- und Logistikkosten, niedrige Wertschöpfung in
einigen Segmenten
O pportunities (Chancen)
Fortschreitender Infrastrukturausbau, ambitioniertes
Programm zur Förderung von Forschung und Entwicklung, Umbau auf nachhaltige Wirtschaftsstruktur,
China und ASEAN-Freihandelszone in Umsetzung,
Internationalisierung des RMB
T hreats (Risiken)
Kostendruck (Energie, Rohstoffe, Wasser, Umweltschutz), mittelfristig Überalterung der Gesellschaf
durch Ein-Kind-Politik, ruinöser Preiswettbewerb
durch bestehende Überkapazitäten in einigen Industriebereichen, überproportional steigende Löhne
Quelle: Germany Trade & Invest
Germany Trade & Invest www.gtai.de
1
VR China - Solarenergie
Energie- und Umweltdaten
Energiedaten China
Wert
2.432,2
7,2
11,2
Primärenergieverbrauch (Mtoe) 2010 *)
davon erneuerbare Energien (%) 2010
Wachstum des Primärenergieverbrauchs 2010/2009 (%)
Energieimporte, netto (Mtoe) 2008
184,7
Stromproduktion, netto (TWh) 2010
Kohle/Öl/Gas (%)
Atomkraft (%)
erneuerbare Energien (%)
Wasserkraft (%)
Wind (%)
Biomasse (%)
Solar (%)
sonstige (%)
Wachstum der Stromproduktion 2010/2009 (%)
4.228,0
80,8
1,8
17,4
16,2
1,2
14,9
Stromerzeugungskapazitäten (GW)
Kohle/Öl/Gas
Atomkraft
erneuerbare Energien (Wind, Wasser, Solar, Bioenergie,
Geothermie)
Endpreis für Industriestrom (RMB/kWh) 2010
Endpreis für Haushaltsstrom (RMB/kWh) 2010
962,2
706,6
10,8
244,8
ca. 0,4 bis 0,7
ca. 0,4 bis 0,7
CO2-Emissionen aus Kraftstoffverbrennung
(Mio. t CO2) 2008
*) nur kommerziell gehandelte Energie
Quelle: National Bureau of Statistics (NBS), National Development and Reform Commission (NDRC), China Electricity Council (CEC),
International Energy Agency (IEA), BP Statistical Review of World Energy
2
Branche kompakt
6.508
Energie- und Umweltindikatoren 2008 im Vergleich
Indikatoren
VR China
Primärenergieangebot/Kopf
1,60
(toe/Kopf)
Primärenergieangebot/BIP
0,81
(toe/1.000 US$, 2000)
Stromverbrauch/Kopf (kWh/
2.453
Kopf)
CO2/Kopf (t CO2/Kopf)
4,91
CO2/BIP (kg CO2/US$,2000)
2,50
OECD
4,56
Deutschland
4,80
0,18
0,16
8.486
7.148
10,61
0,41
9,79
0,38
Quelle: IEA Key World Energy Statistics 2010
Umwelt- und energiepolitische Zielvorgaben
Im September 2007 veröffentlichte die National Development and Reform Commission (NDRC)
den mittel- und langfristigen Entwicklungsplan für erneuerbare Energien mit dem Ziel, den Anteil
regenerativer Quellen am Primärenergieverbrauch bis 2010 auf 10% und bis 2020 auf 15% (inklusive
kleiner Wasserkraftwerke) zu erhöhen. Damit soll die Abhängigkeit von Energieimporten verringert, der Umweltschutz verbessert sowie ein moderner, wettbewerbsfähiger Industriesektor für erneuerbare Energien entwickelt werden. Konsequent hat China mit der Umsetzung begonnen. Im
zwölften Fünfjahresprogramm 2011 bis 2015 visiert es eine Erhöhung des Anteils nicht fossiler Energieträger (inklusive Kernkraft) am Primärenergieverbrauch von 8,3% im Jahr 2010 auf 11,4% im Jahr
2015 an. Im Sommer 2010 hatte die National Energy Administration (NEA) als Ziel bis 2015 den Anstieg des Primärenergieanteils aus nicht fossilen Energieträgern auf 11,6% angegeben. Windkraft,
Sonnenenergie und Biomasse dürften demnach rund 2,6% beitragen und Wasser- sowie Atomkraft
etwa 9%. Im Rahmen eines Entwicklungsprogramms für neue Energien 2011 bis 2020 sollen laut
NEA 5 Bill. RMB zur Verfügung gestellt werden. Der Atomkraftunfall in Fukushima in Japan hat jedoch auch hinter Chinas Atomkraftausbaupläne Fragezeichen gesetzt.
Im Januar 2010 hat China sein nationales Ziel der Verringerung seiner CO2-Emissionen pro Einheit
des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 40 bis 45% bis zum Jahr 2020 gegenüber dem United Nations
Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) Sekretariat gemeldet. Im neuen, zwölften
Fünfjahresprogramm strebt die Regierung eine Verminderung der CO2-Emissionen bis 2015 um
17% an.
Energiemarktprognosen
Chinas Primärenergieverbrauch hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Nach NEA-Einschätzung dürfte er sich bis 2030 auf über 7 Mrd. SKE erneut um mehr als 100% erhöhen. Die International Energy Agency (IEA) geht hingegen bis zum Jahr 2035 von einem Anstieg um 75% aus. Danach wäre China in dieser Zeitspanne für ein Drittel des Wachstums des globalen Energieverbrauchs verantwortlich. Der Anteil des Landes an letzterem würde von derzeit rund 17% auf 22%
steigen. Der China Electricity Council rechnet bis 2015 mit einer jährlichen Zunahme des Stromverbrauchs von rund 8,5%. Die globale Dimension des Ausbaus erneuerbarer Energien in China wird
vor diesem Hintergrund deutlich.
Germany Trade & Invest www.gtai.de
3
VR China - Solarenergie
Der China Electricity Council prognostiziert den Beitrag nicht fossiler Energien zur Stromerzeugung auf 33% im Jahr 2015 und auf über 36% bis 2020. Im Jahr 2010 lag er bei 26,5%. Diese Abgrenzung schließt große Wasserkraft- sowie Atomkraftwerke ein. Der Beitrag der Solarenergie dürfte
jedoch äußert gering sein, auch wenn nach der Erfahrung des Atomkraftwerksunglücks in Fukushima in Japan der Aufbau des inländischen Solarmarktes schneller vorangetrieben werden wird als
ursprünglich geplant. Laut NDRC hat China sein nationales Ziel für Solarenergie von 20 GW auf
50 GW bis 2020 heraufgesetzt. Bis 2015 sollen 10 GW erreicht werden. Zwar steckt die Entwicklung
des Binnenmarktes noch in den Kinderschuhen, jedoch wird in den nächsten Jahren nicht zuletzt
aufgrund staatlicher Förderung mit deutlichen Zuwachsraten gerechnet.
Natürliche Rahmenbedingungen für die Solarenergienutzung
China hat in weiten Teilen günstige natürliche Voraussetzungen für die Solarenergienutzung. Der
Großteil der Landesfläche erhält mehr als 1.050 kWh/qm Energie durch Sonneneinstrahlung. Die
Chinese Academy of Sciences (CAS) schätzt die jährliche Sonneneinstrahlungsenergie auf knapp
159 Mrd. kWh. In den Regionen westliche Innere Mongolei, Xinjiang, südwestliches Gansu sowie
auf dem Qinghai-Tibet-Plateau scheint die Sonne mehr als 3.000 h pro Jahr. Experten gehen von einem Leistungspotenzial von rund 2.200 GW aus, realisiert durch Solarkraftwerke in den Wüsten,
durch Solardächer oder gebäudeintegrierte Solaranlagen (BIPV). Umfangreiche Informationen
über das Sonnenenergiepotenzial des Landes enthält die Website http://swera.unep.net von Solar
and Wind Energy Resource Assessment (SWERA), einem Projekt der Gobal Environment Facility
(GEF) und des United Nations Environment Programme (UNEP).
Zwar ist die dünne Besiedlung von geeigneten Regionen wie das wüstenreiche Xinjiang oder das
Hochplateau in Gansu und Tibet für großflächige Projekte günstig. Allerdings stellen Einspeisung
und Übertragung von Solarstrom aus dem Westen in den dicht besiedelten und industrialisierten
Osten des Landes eine große Herausforderung dar.
Gesetzliche und administrative Rahmenbedingungen
Organisation des Strommarktes
Chinas Stromerzeugungsmarkt wird dominiert von fünf aus der ehemaligen State Power Corporation hervor gegangenen und nach wie vor staatlich kontrollierten Energieversorgern: China
Huaneng Group, China Datang Group, China Huadian Group, China Guodian Group und China
Power Investment Group.
Weder Chinas Stromeinspeise- noch -endnutzungstarife sind Marktpreise. Sie werden von der
NDRC unterschieden nach Regionen, Energiequellen sowie industriellen oder privaten Abnehmern festgesetzt. Einige Pilotprovinzen wie Zhejiang oder Fujian wenden bereits ein verbrauchsabhängiges Preissystem für Haushalte an. Immer wieder kündigte die NDRC die landesweite Einführung eines derartigen Tarifsystems sowie die Erhöhung des Strompreises an. Angesichts massiver erwarteter Stromknappheit in einigen Ostprovinzen erhöhte die NDRC nun zum 1.6.11 den
Strompreis für kommerzielle, industrielle und landwirtschaftliche Nutzer in 15 Provinzen um 3%.
Bereits im April 2011 hatte sie die Netzeinspeisetarife in 16 Provinzen angehoben. Die State Grid
Corp. geht für den Sommer 2012 von landesweit fehlenden 40 GW aus. Vor allem betroffen sind die
stark industrialisierten Ostprovinzen.
4
Branche kompakt
China verfügt über kein landesweit integriertes Stromnetz. Fünf regionale Netze (Norden, Nordosten, Osten, Zentralchina, Nordwesten) werden von der State Grid Corp. betrieben, dessen Vorstandsvorsitzender im Rang eines Ministers steht. Für das Netz in den südlichen Provinzen Guangdong, Guangxi und Guizhou ist die South China State Grid Corp. zuständig. Die Integration der
Stromnetze ist ein vorrangiges Ziel der Regierung.
Erhebliche Investitionen sind dafür notwendig. Für 2010 hatte die State Grid Corp. Investitionen in
Höhe von knapp 293 Mrd. RMB angekündigt. Für 2011 sind weitere 322 Mrd. RMB vorgesehen. Insgesamt plant der Netzbetreiber nach Angaben der Beratungsfirma Azure International zwischen
2009 bis 2020 rund 585 Mrd. US$ in die Entstehung eines „Super Grid“ inklusive Smart-Grid-Technologie zu investieren. Bis 2015 soll die Kapazität von Ultrahochspannungsleitungen 64 GW erreichen. China Southern Power Grid beabsichtigt nach eigenen Angaben, 2011 bis 2015 rund 500 Mrd.RMB
zu investieren.
Genehmigungsfragen und regulatorischer Rahmen
Für Genehmigung, Projektausschreibung und -vergabe sowie Festlegung der Einspeisetarife von
Solarkraftwerken mit einer Leistung von mindestens 5 MW, die als Konzessionsprojekte verwirklicht werden, ist die NDRC zuständig. Planungsvorgaben geben NEA und NDRC. Für Projekte im
Rahmen der im Herbst 2010 zusammen geführten Föderprogramme Golden Sun und Solar Roof
sind das Ministry of Housing and Urban-rural Development (MoHURD), das Ministry of Finance
(MoF), das Ministry of Science and Technology (MoST) sowie die NEA Entscheidungsträger. Während die Genehmigung durch die Ministerien erfolgen sollte, sind die örtlichen Behörden vor allem für die Überprüfung zuständig. Die Ausschreibungen für Kernkomponenten zum Einsatz in
Demonstrationsprojekten erfolgt durch MoF, MoST, MoHURD und NEA. Solarzellen- und Komponentenhersteller, die auch Projektentwickler sind, müssen Kernausrüstungen und -komponenten
gemäß den Vorschriften und Preisen öffentlicher Ausschreibungen beschaffen.
Das zum 1.1.06 in Kraft getretene Renewable Energy Law verpflichtet prinzipiell die Netzbetreiber
zur Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien. Am 26.12.09 wurde das Gesetz novelliert
und die Schadenersatzleistungen sowie der Druck auf die Netzbetreiber erhöht. Prinzipiell sollen
Netzbetreiber zusätzliche Kosten für die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen
entweder durch erhöhte Strompreise für die Verbraucher oder aber durch staatliche Subventionen
erstattet bekommen. Ziel ist es, eine Quote für Strom aus erneuerbaren Energien zu formulieren
(Art. 14). Mangelnde Kapazitäten und hohe Schwankungen stellen jedoch große Herausforderungen für die Stromnetze dar.
Bislang spielt Solarstrom eine sehr untergeordnete Rolle. Presseberichten und Recherchen von
Germany Trade & Invest zufolge dürften landesweit im Rahmen von nationalen Konzessionsausschreibungen sowie privaten und regionalen Initiativen im Juni 2011 etwa ein Dutzend Solarkraftwerke mit unterschiedlichen Kapazitätsgrößen ins Netz liefern. Zudem dienen die meisten der innerhalb des Solar Roof Programs realisierten Solaranlagen der Deckung des Eigenbedarfs.
Germany Trade & Invest www.gtai.de
5
VR China - Solarenergie
Fördermaßnahmen und Sonderregelungen für Solarenergie
Obwohl immer wieder thematisiert, gibt es bislang keine national ausgewiesenen festen Einspeisetarife für Solarstrom. Wenige Provinzen wie Zhejiang, Jiangsu oder Shandong bieten bereits seit
zwei Jahren feste, aber sinkende Einspeisetarife oder Zuschüsse für Solarstrom an. Damit fördern
sie die Entstehung der Solarindustrie in den eigenen Provinzen, was sich in einer rasant steigenden
Anzahl von Solarunternehmen niederschlägt. So schreibt beispielsweise Jiangsu unterschiedliche
Einspeisetarife für Strom aus gebäudeintegrierten Anlagen (BIPV; 2011: 2,9 RMB/kWh), von Solardächern und von freistehenden Anlagen (1,4 RMB/kWh) vor. Ziel ist die Installation von PV-Anlagen
mit einer Gesamtleistung von 800 MW bis 2015. Die Provinz Shandong strebt bis Ende 2012 eine PVGesamtkapazität von 150 MW an.
Chinas PV-Hersteller haben bislang im Wesentlichen für den internationalen Solarmarkt produziert. Der Binnenbedarf war bislang fast zu vernachlässigen. Dies dürfte sich in Zukunft ändern.
Angesichts sich verändernder Marktstrukturen in Europa erfüllt die chinesische Regierung bereits
bestehende Förderprogramme mit neuem Leben und fügt weitere hinzu. Im März 2009 initiierten
MoHURD und MoF das Solar Roof Program. Gewährt wurden bis zu 20 RMB/W an Subventionen für
gebäudeintegrierte Solaranlagen. Ziel war es, in ausgewählten Regionen erste Solarprojekte umzusetzen und regionale Regierungen zum Erlass konkreter Vorschriften zu ermuntern. Im Juli
2009 kam das Golden Sun Program hinzu, in dessen Rahmen für ausgewählte Demonstrationsprojekte in entlegenen Regionen ohne Netzanbindung und für Projekte mit einer Leistung von mindestens 300 kW Subventionen gewährt werden.
Genehmigt wurden bis Frühjahr 2011 innerhalb der beiden im Herbst 2010 quasi zusammen geführten Programme nach Einschätzungen von MoHURD und dem Energy Research Institute (ERI)
Projekte mit einer Gesamtleistung von rund 330 MW. Das Finanzministerium vergibt die Ausschreibungen für Kernkomponenten (Module, Inverter, Batterien) über Wettbewerbe unter ausgewählten Herstellern, die zuvor zu einer Angebotsabgabe eingeladen wurden. Für Kernkomponenten wird die Hälfte der Kosten übernommen sowie 4 RMB/W beziehungsweise in entlegenen Gebieten bis zu 10 RMB/W für weitere Kosten. Einige Beispielzonen (Hochtechnologiezonen oder Industrial Development Zones) sollen als Demonstrationsgebiete ausgewählt werden, nicht mehr als
zwei pro Provinz. Nach Einschätzung der China Greentech Initiative wurden 2010 rund 3 Mrd. RMB
an Zuschüssen für Golden-Sun-Projekte gewährt, etwa 50% mehr als 2009.
Der durch die Projekte gewonnene Strom soll primär der Selbstversorgung (von beispielsweise Industrie- oder Hochtechnologieparks) dienen. Für ins Netz einspeisbaren Reststrom soll sich der
Preis nach dem regionalen Standardpreis für Strom aus Kohlekraftwerken mit Entschwefelungsanlagen richten. Im Januar 2011 ergänzten MoF und MoHURD die Vorschriften sowie die Zuschussvergabe für BIPV.
Vorrangig unterstützen die beiden Programme Solar Roof und Golden Sun Projekte in 13 Renewable Energy Industry Development Zones, die Ende 2010 ausgewiesen wurden. Zu ihnen zählen Beijing, Shanghai, Tianjin, Shenzhen, Zhengzhou (Provinz Henan), Hefei (Provinz Anhui), Dezhou
(Shandong), Xinqu (Jingxi), Huangjin (Hubei), Xiangtan (Hunan), Baoding (Hebei), Anshan
(Liaoning) und Changxing in der Provinz Zheijiang. Viele der ausgewiesenen Zonen verfügen bereits über signifikante inländische Produktionskapazität im Solarbereich. In ihnen sollen in einer
ersten Phase über 80 Projekte mit einer Gesamtleistung von 170 MW umgesetzt werden, ergänzt
durch weitere individuelle Vorhaben.
6
Branche kompakt
Die beiden Programme dürften für die Solarbranche mehr erreichen als die Quotenregelung für
Stromerzeuger aus dem mittel- bis langfristigen Entwicklungsplan für erneuerbare Energien von
2007. Die Anforderung besagt, dass bei den großen, staatlich kontrollierten Stromproduzenten mit
einer Gesamtkapazität von mindestens 5 GW bis 2010 ein Anteil von jeweils mindestens 3% und
bis 2020 von jeweils mindestens 8% an der Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien
(ohne Wasserkraft) bestehen muss. Während diese Vorschrift einen wesentlichen Beitrag zu
Chinas rasanter Entwicklung im Bereich Windenergie geleistet hat, hat sie sich auf den Solarmarkt
so gut wie nicht ausgewirkt.
Die chinesische Regierung dürfte künftig viel stärker als bislang den wachsenden inländischen Solarmarkt für die Weiterentwicklung einer eigenständigen inländischen Industrie nutzen. So enthält die Liste für Zollvergünstigungen für einige Hochtechnologieprodukte in ihrer letzten Version vom 14.4.10 bereits ein Segment für Solarprodukte, in dem jedoch bislang keine Produkt- und
Technologiekategorien ausgewiesen sind.
Inländische Hersteller erhalten ebenfalls im Rahmen der nationalen Innovationspolitik Unterstützung. Ausländische Unternehmen sind nach anfänglichen Protesten nicht mehr explizit ausgeschlossen. Inwieweit sie von Chinas Innovationsförderung tatsächlich werden profitieren können,
muss jedoch die Zukunft zeigen.
Hersteller von Solaranlagen und deren Komponenten können sich prinzipiell um die Aufnahme in
den „Catalogue of National Indigenous Innovation Products“ (Guojia Ziszhu Chuangxin Chanpin
Mulu) bewerben. Neben dem am 29.10.10 erlassenen „Catalogue of Important Indigenous Innovation Technologies and Equipments“ (Zhongda Jishu Zhuangbei Zizhu Chuangxin Zhidao Mulu)
dient er als Grundlage für den „Catalogue of Indigenous Innovation Products for Government
Procurement“. Darin aufgeführte Produkte und Technologien können dann bei öffentlichen Beschaffungen trotz höherer Preise bevorzugt werden. Auf regionaler und lokaler Ebene wie beispielsweise in Beijing finden entsprechende Kataloge bereits Anwendung. Solarprodukte sind teilweise enthalten.
Generell zählen alternative Energien zu den am 10.10.10 vom Staatsrat verkündeten und im zwölften Fünfjahresprogramm 2011 bis 2015 genannten sieben „Neuen Strategischen Industrien“ (Xin
Xing Chanye). Diese sollen 2015 rund 8% zum BIP beitragen und bis zum Jahr 2020 bereits 15%. Um
dies zu erreichen, fördert die Regierung die Finanzierungsmöglichkeiten, Forschung und Entwicklung sowie Investitionen ausländischer Investoren, auch von Finanzinvestoren, in diesen Sektoren.
Explizit werden Solarthermie, Photovoltaik sowie Solarkraftwerke als Unterbereiche des Segments
„Alternative, nicht fossile Energien“ genannt. Die Ausgestaltung der Förderpolitik befindet sich
derzeit in der Ausarbeitung.
Sowohl in- als auch ausländische Hersteller von solarthermischen Warmwasseraufbereitungsanlagen, von BIPV und von Solarkraftwerken können sich um Steuererleichterungen bewerben, die
im Rahmen der Förderung von Hochtechnologieunternehmen gewährt werden. Dies gilt auch für
Produzenten ausgewählter Komponenten (unter anderem kristalline Silizium-Solarzellen-Technologie, Dünnschicht-Solarzellen, Spezialmodule, Inverter, spezielle Überwachungssysteme usw.).
Der sich derzeit bei der NDRC noch im Entwurf befindliche neue Lenkungskatalog für ausländische
Direktinvestitionen in China soll beispielsweise Investitionen in den Bereichen solare Kälte-, Heizund Trocknungstechnologie, Anlagentechnologie zur Herstellung von Solarzellen sowie Bau und
Betrieb von Solarkraftwerken ermuntern.
Germany Trade & Invest www.gtai.de
7
VR China - Solarenergie
Photovoltaik
Marktentwicklung/-bedarf
Chinas inländischer PV-Markt steht im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energiemärkten in
China noch ganz am Anfang. Durch gezielte nationale sowie regionale Unterstützung wird er jedoch in den nächsten Jahren überdurchschnittlich wachsen. Obwohl mit einer jährlichen Verdopplung des chinesischen Solarmarktes 2011 und 2012 gerechnet wird, dürfte Chinas Anteil am
PV-Weltmarkt bis 2013 unter 10% bleiben.
Bislang gehen gemäß der China Renewable Energy Society über 90% der chinesischen Solarzellenund Modulproduktion in den Export. Vor allem aufgrund des starken Kapazitätsanstiegs in China
sowie einer erwarteten Nachfrageabschwächung in Europa wird 2011/12 mit einem PV-Überangebot gerechnet - bei weiter deutlich sinkenden Preisen. Angesichts der international schwierigen
Absatzlage für die neue Branche baut China den inländischen Markt gezielt auf. Die von der NDRC
genannten neuen Regierungsziele von 10 GW Gesamtkapazität bis 2015 und 50 GW 2020 bedeuten
im Durchschnitt in etwa einen Zubau von 5 GW neuer Kapazität pro Jahr in China bis 2020. Ein derartiges Szenario erscheint derzeit zwar sehr ambitioniert, wird aber von Experten unter Annahme
günstiger Förderbedingungen nicht ausgeschlossen. Auch einige Provinzen wie Jiangsu, Zhejiang
oder Shandong haben sich Ausbauziele gesetzt.
Unterschiedliche Angaben gibt es über die derzeit bereits existierende Anlagenkapazität. Während die European Photovoltaic Industry Assocaition (EPIA) in ihrem „Global Market Outlook for
Photovoltaics until 2015“ von 896 MW installierter Solarleistung Ende 2010 in China ausgeht, die
Asian Development Bank (ADB) auf einem Seminar im Juni 2011 von 860 MW spricht, weisen Einschätzungen aus chinesischen Fachbehörden auf eine installierte Gesamtkapazität von 820 MW
hin.
Chinas Solarmarkt weist dabei einige spezielle Charakteristika auf. Im Unterschied zum Solarmarkt in Europa und in den USA dürften Solardächer auf Verbraucherseite eine eher untergeordnete Rolle spielen. Noch ist für private Verbraucher angesichts der im Markt vorhandenen Preisstrukturen die Installation derartiger Anlagen weitgehend uninteressant. Dies wird sich in den
kommenden fünf Jahren kaum ändern - trotz großzügiger staatlicher Zuschüsse. Entsprechende
Projekte dürften sich auf Modellregionen (Low Carbon Cities, 13 Renewable Energy Industry Zones,
Öko-Cities) beschränken.
Das stärkste Wachstum wird im Bereich von großen PV-Parks stattfinden. Realisiert werden sie in
der Regel mit einer jeweiligen Leistung von mindestens 5 MW als Konzessionsprojekte in der Zuständigkeit der NDRC. Bis Mai 2011 fanden zwei Konzessionsrunden statt. In der ersten Konzessionsrunde der NDRC wurde ein Solarkraftwerk in Dunhuang mit einer Leistung von 10 MW und einem Einspeisetarif von 1,09 RMB/kWh realisiert. Projektentwickler sind die China Guangdong
Nuclear (CG) Energy Development, Enfinity und Best Solar. Die Anlage ging Ende 2010 ans Netz.
Bereits ein Jahr zuvor lieferte das von der SDIC Huajing Power Holdings ebenfalls in Dunhuang realisierte Solarkraftwerk Strom ins Netz. Das Staatsunternehmen hatte trotz niedrigererem gebotenen Einspeisetarif das von der NDRC ausgeschriebene Projekt nicht bekommen, erhielt aber die
Genehmigung für den Bau eines zweiten Solarkraftwerks in Dunhuang.
8
Branche kompakt
In einer zweiten Konzessionsvergaberunde 2010 wurden insgesamt 13 Projekte an sieben Unternehmen vergeben. Die Vorhaben mit einer Gesamtleistung von 280 MW befinden sich alle in
Chinas Westprovinzen (Shaanxi, Qinghai, Gansu, Innere Mongolei, Ningxia und Xinjiang). Bei fast
allen Ausschreibungen für Solarparks setzten sich bislang Staatsunternehmen als Projektentwickler mit häufig sehr niedrigen Einspeisetarifen von 0,7 bis 1,0 RMB/kWh durch. Am erfolgreichsten
war die staatliche China Power Investment Group. Allein drei der vier Solarkraftwerke, die sich bis
Juni 2011 im Bau befanden, werden von Unternehmen der Gruppe entwickelt. Zahlreiche Probleme
bei einigen Projekten der zweiten Runde dürften zu strengeren Auswahlkriterien in der nächsten
Konzessionsrunde führen. So sollen Unternehmen, die den Zeitplan für das jeweilige Vorhaben
deutlich überschreiten, künftig von der Teilnahme an weiteren Konzessionsrunden ausgeschlossen werden.
Eine dritte Ausschreibungsrunde für Projekte mit einer Gesamtleistung von etwa 500 MW wird
noch im Sommer 2011 erwartet. Bislang können sich ausländische Firmen unbeschränkt sowohl als
Projektentwickler als auch als Anlagen- und Komponentenlieferanten beteiligen. Für einzelne
Projekte sind Local-Content-Auflagen bekannt, die einen bestimmten Anteil lokaler Fertigung für
Produktlieferungen einfordern. So belief sich der geforderte Local-Content-Anteil für das erste
Konzessionsprojekt in Dunhuang auf 80%. Generell ist davon auszugehen, dass die Auftragschancen für Hersteller in den Provinzen, in denen die Kraftwerke gebaut werden, am aussichtsreichsten
sein dürften.
Bislang erfolgte nur eine einzige Projektvergabe für ein solarthermisches Kraftwerk (Concentrating Solar Power - CSP). Die Ausschreibung gewann im Mai 2011 die Datang Corporation Renewable
Power Co. Ltd. Der Einspeisetarif wurde bislang nicht veröffentlicht.
Aktuelle Solarkraftwerke in China (Konzessionsprojekte)
Projekt
Leistung Hauptsächlicher
Projektstand
(MW) Projektentwickler
Erdos (Innere
Mongolei)
2.000
Gonghe
(Qinghai)
30
Qingtongxia
(Ningxia)
30
China Guangdong
Nuclear Solar Energy
Development Co. Ltd.,
China Power International New Energy
Holdings Ltd.*)
Huanghe Hydropower
Development Co.
Ltd.*)
Huaneng New Energy
Industry Holdings Co.
Ltd. (Huaneng Xinnengyuan Chanye
Konggu Youxian
Gongsi)
Geplanter Baubeginn 2010, jedoch
verzögert; voraussichtliches
Bauende 2019
Einspeisetarif (RMB/
kWh)
k.A.
Geplanter Baubeginn 2011
0,7288
Geplanter Baubeginn 2011
0,9791
Germany Trade & Invest www.gtai.de
9
VR China - Solarenergie
Aktuelle Solarkraftwerke in China (Konzessionsprojekte) (Forts.)
Projekt
Leistung Hauptsächlicher
Projektstand
(MW) Projektentwickler
10
Hami (Xinjiang)
20
Turfan
(Xinjiang)
20
Hetian
(Xinjiang)
20
Henan (Qinghai)
20
Yulin Jingbian
(Shaanxi)
20
Baiyin (Gansu)
20
Jinchang
(Gansu)
20
Wuwei (Gansu)
20
Alxa (Innere
Mongolei)
20
Branche kompakt
China Power Investment Corporation
Xinjiang Energy Co.
Ltd.*)
China Power Investment Corporation
Xinjiang Energy Co.
Ltd.*)
China Power Investment Corporation
Xinjiang Energy Co.
Ltd.*)
Huanghe Hydropower
Development Co.
Ltd.*)
Shenhua Guohua
Energy Investment
Co. Ltd
China Power International New Energy
Holdings Ltd.*)
Huaneng New Energy
Industry Holdings Co.
Ltd. (Huaneng Xinnengyuan Chanye
Konggu Youxian
Gongsi)
China Power International New Energy
Holdings Ltd.*)
Inner Mongolia Guodian Energy Investment
Co. Ltd. (Neimenggu
Guodian Nengyuan
Touzi Youxian Gongsi)
Baubeginn März
2011, geplantes
Bauende 2012
Einspeisetarif (RMB/
kWh)
0,7388
Baubeginn April
2011, Bauende
geplant 2012
0,9317
Baubeginn April
2011, Bauende
geplant 2012
0,9907
Baubeginn April
2011, Bauende
geplant 2012
Geplanter Baubeginn 2011
0,8286
Geplanter Baubeginn 2011
0,8265
Geplanter Baubeginn 2011
0,7803
Geplanter Baubeginn 2011
0,8099
Geplanter Baubeginn 2011
0,8847
0,8687
Aktuelle Solarkraftwerke in China (Konzessionsprojekte) (Forts.)
Projekt
Leistung Hauptsächlicher
Projektstand
(MW) Projektentwickler
Baotou (Innere
Mongolei)
Bayannur
(Innere
Mongolei)
Erdos (Innere
Mongolei); einziges solarthermisches Kraftwerk
20
Baotou Luneng Bayan Geplanter BaubeObo Windpower Co.
ginn 2011
Ltd. (Baotou Luneng
Baiyun Ebo Fengdian
Youxian Zeren Gongsi)
20 Inner Mongolia
Geplanter BaubeGuodian Energy
ginn 2011
Investment Co., Ltd.
(Neimenggu Guodian
Nengyuan Touzi Youxian Gongsi)
50 Datang Corporation
Projektvergabe
Renewable Power Co. Mai 2011
Ltd.
Einspeisetarif (RMB/
kWh)
0,7978
0,8444
k.A.
*) Teil der staatlichen China Power Investment Group
Anmerkung: Eine Liste mit weiteren Projekten, die bereits in Betrieb sind, erhalten Sie kostenlos auf Anfrage bei Germany Trade & Invest
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Neben den Konzessionsprojekten sehen Experten auch für kommerzielle Solarinstallationen, freistehend oder auf Dächern, sehr gute Chancen. Die meisten dieser Anlagen dürften im Rahmen des
Golden Sun Program realisiert werden. Im Gegensatz zu den Konzessionssolarkraftwerken werden
einige dieser Projekte von den Marktführern der Solarbranche in China umgesetzt. So investiert
beispielsweise Suntech rund 200 Mio. RMB in das bislang höchstgelegene Solarprojekt weltweit in
Tibet, das seit Juni 2011 Strom produziert. Sunenergy unterzeichnete Anfang 2011 einen Vertrag,
das Dach des Südbahnhofs in Nanjing mit Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 7 MW auszustatten.
Das Segment zeigt sich im Vergleich zu den staatlich dominierten Konzessionsprojekten stärker
wettbewerblich, kommerziell geprägt. Dennoch ist auch hier der Einfluss staatlich kontrollierter
Unternehmen groß. Angesichts der an Bedeutung gewinnenden staatlichen Förderprogramme
dürfte die Politik künftig größeren Einfluss auf derartige Projekte haben als bislang. Die China
Greentech Initiative geht von einer 2010 installierten Gesamtleistung von 20 bis 50 MW in diesem
Bereich aus.
Die Marktchancen für Solardächer in Wohngebieten sowie als Elektrizitätsversorgung in entlegenen Gebieten dürften aufgrund mangelnder Anschlussvorschriften und in der Regel fehlender
Einspeisevergütung hingegen eher gering sein. Kenner schätzen die im erst genannten Bereich installierte Leistung bis Ende 2010 auf maximal 10 MW, eher deutlich darunter.
Germany Trade & Invest www.gtai.de
11
VR China - Solarenergie
Produktion/Branchenstruktur
Obwohl es bislang kaum einen nennenswerten Binnenmarkt gibt, zählt China bereits zu den größten Solarzell- und Modulproduzenten weltweit. In den letzten acht Jahren hat sich die PV-Herstellung des Landes durchschnittlich jährlich mehr als verdoppelt. Bereits 2010 stammte mehr als die
Hälfte der weltweit produzierten Solarmodule aus China. Einer Einschätzung der China Greentech
Initiative vom Juni 2011 zufolge dürften etwa 80% der 2011 weltweit neu gebauten PV-Produktionskapazitäten in China entstehen und damit zu erwarteter Überproduktion und zum Preisdruck
nach unten beitragen. EPIA geht von einem Preisrückgang von über 66% bis 2030 aus. Branchenkenner erwarten einen Konsolidierungsprozess in Chinas bislang stark fragmentierter PV-Branche.
Chinas Solarunternehmen im internationalen Vergleich (Anzahl der Unternehmen)
Polysilizium
Ingots
Wafer Solarzellen
Module
Installateure
(c-Si)
VR China
50
198
177
177
658
212
Rest
46
51
72
136
410
7.387
Weltweit
96
249
249
313
248
7.599
Quelle: ENF Company Directory 14.6.11, www.enfsolar.com
Rund 50 Unternehmen stellen mittlerweile im Land Polysilizium her. Noch bis 2009 musste Polysilizium weitgehend importiert werden. Die guten Gewinnaussichten führten jedoch zu einem massiven Kapazitätsaufbau. Im Jahr 2010 erreichte die Produktion in China mit 44.000 t einen weltweiten Anteil von rund 19% und dürfte 2011 bereits über 60% des inländischen Bedarfs decken. Vier
Fünftel der Hersteller verfügen jedoch lediglich über Produktionskapazitäten von unter 1.000 t
und dürften damit künftig international kaum wettbewerbsfähig sein. Branchenkenner erwarten
daher eine Konsolidierung des Segments. Um den Aufbau weiterer ineffizienter Überkapazitäten
zu vermeiden, erhöhten das Ministry of Information Industries and Technology (MIIT), die NDRC
sowie das MoST im Januar 2011 die Marktzugangsbedingungen. Demnach werden nur noch Anlagen mit einer Jahresproduktion von mehr als 3.000 t und einem Stromverbrauch von weniger als
80 kWh im Jahr 2011 und von unter 60 kWh 2012 genehmigt. Zudem müssen höhere Umweltauflagen erfüllt werden.
Als einer der weltweit größten Polysiliziumhersteller hat sich mittlerweile GCL-Poly etabliert. Eigenen Aussagen zufolge möchte das Unternehmen seine Kapazität bis 2012 um 300% auf 65.000 t erweitern. Weitere große chinesische Hersteller sind LDK Solar, Yingli sowie ReneSola. Größere Produktionsvolumina dürften die Herstellungskosten bereits 2011 in etwa auf das Niveau internationaler Spitzenproduzenten fallen lassen.
Am stärksten ist die Solarbranche im Bereich Solarzellen und -module. Doch auch dieser ist mit landesweit über 600 Herstellern stark fragmentiert. Der durchschnittliche Auslastungsgrad dürfte
Branchenkennern zufolge bei 50 bis 60% liegen. Laut offiziellen Zahlen lag Chinas Solarzellen- und
Modulproduktion 2010 bei rund 8 GW. Experten denken jedoch, dass die tatsächliche PV-Produktion in China bereits die 10 GW-Marke überschritten haben könnte.
Dominiert wird der Markt durch eine Handvoll Unternehmen. Der Produktionsanteil der drei Spitzenreiter soll sich nach Darstellung der China Renewable Energy Society 2010 auf knapp 4 GW und
damit 49% der landesweiten Fertigung belaufen haben. Alle investieren kräftig in die Erweiterung
12
Branche kompakt
ihrer Produktionskapazitäten. Durch finanzielle Unterstützung und koordinierte Industriepolitik
ist es einigen Regionen gelungen, im Umkreis führender Hersteller Produktionscluster zu bilden.
So förderte Jiangsu beispielsweise die Entstehung einer Solarindustriezone im Umkreis von Trina
Solar.
Geplanter Produktionsausbau führender Solarzellen- und Modulhersteller
in China (in MW)
Jahr
Suntech Trina Solar
Yingli
Canadian
Hanwha
Solar
SolarOne
2010
1.800
1.200
1.000
800
700
2011
2.400
1.900
1.700
1.300
1.300
JA Solar
1.460
k.A.
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest auf Basis der jeweiligen Company Financial Annual Reports und Presseberichten
Chinas Branchenführer sind mit dem internationalen Markt groß geworden und exportieren in
der Regel über 90% ihrer Produkte. Inwieweit sie nun bei den staatlich vorangetriebenen Solarparks sowie Projekten innerhalb der Programme Solar Roof und Golden Sun gegenüber staatlich
kontrollierten Branchenneulingen zum Zuge kommen werden, bleibt abzuwarten.
Chinas größte Solarzellenhersteller 2010 nach Produktion (in MW; Anteile in %)
Rang
Unternehmen
Produktion
Anteil Börsennotierung
2010
1
JA Solar
1.460
18,3
NY NASDAQ
2
Suntech Power
1.350
16,9
NYSE
3
Yingli Green Energy
1.098
13,7
NYSE
4
Trina Solar
950
11,9
NYSE
5
Canadian Solar
550
6,9
NY NASDAQ
6
Hanwha SolarOne
500
6,3
NY NASDAQ
7
EGing Photovoltaic
350
4,4
Technology
8
China Sunergy
320
4,0
NY NASDAQ
9
Sun Earth Solar Power
270
3,4
10
Zhejiang Jinke
250
3,1
10 größte Unternehmen
7.098
88,7
Restliche Unternehmen
902
11,3
Gesamt
8.000
100,0
Anmerkung: NYSE - New York Stock Exchange; NY NASDAQ - New York NASDAQ
Quelle: China Renewable Energy Society, Vortrag 5th China New Energy International Forum, März 2011
Aufgrund signifikanter Transportkosten, die beim Export von Solarzellen und -modulen anfallen,
werden chinesische Spitzenunternehmen in Vertriebs-, Service- und Produktionsstätten in ihren
Absatzmärkten im Ausland investieren. Anfang 2010 eröffnete Suntech eine Fabrik in Arizona, deren Kapazität 2011 auf 50 MW ausgebaut werden soll. Im August 2010 verkündete Canadian Solar
Germany Trade & Invest www.gtai.de
13
VR China - Solarenergie
die Eröffnung seiner ersten Fabrik außerhalb Chinas in Kanada. JA Solar begann im April 2011 eine
Partnerschaft mit Wells Fargo in den USA. In Deutschland sind chinesische Modulhersteller wie
Yingli, Trina Solar oder JA Solar bislang nur mit Vertriebsniederlassungen aufgestellt.
Hohe Branchenfragmentierung sowie unterschiedliche Gewinnspannen entlang der Wertschöpfungskette lassen Branchenkenner sowohl horizontale als auch vertikale Integrationsprozesse in
der chinesischen Solarindustrie erwarten. Eine Motivation für die Rückwärtsintegration der letzten Jahre war die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit kristallinem Polysilizium.
Vorrangig sind in der Branche daher bislang vertikale Integrationsprozesse zu beobachten. Ausgehend von der Solarzell- und Modulfertigung hat Yingli in den vergangenen Jahren Produktionskapazitäten in den vorgelagerten Segmenten Wafer, Ingot und Polysilizium aufgebaut, während LDK
Solar oder Hanwha SolarOne sowohl in Produktionskapazitäten der vorgelagerten als auch der
nachgelagerten Bereiche wie Module, Systeme und Installation investieren. Trina Solar scheint hingegen auf die Ergänzung seines Kerngeschäfts im Solarzell- und Modulbereich durch Partnerschaften zu setzen.
Auf Basis der Dünnschichttechnologie produzierende Solarhersteller sind in China bislang eine
Minderheit. Zu ihnen zählen beispielsweise das chinesisch-amerikanische Joint Venture United
Solar Ovonic Jinneng, Trony Solar oder Astronergy. Die meisten auf der Dünnschichttechnologie
basierenden Produktionskapazitäten befinden sich derzeit in den USA und Europa.
Firmen wie Yingli, Suntech, Trina oder Hanwha SolarOne bauen darüber hinaus auch ihr Knowhow im Bereich der Produktionsanlagen für die Solarzell- und Modulfertigung aus. Die Arbeitsintensität in der Branche in China hat sich bereits in den vergangenen Jahren deutlich reduziert. Die
Mehrzahl der benötigten Anlagetechnologien wird derzeit importiert - nicht zuletzt, um die im europäischen oder amerikanischen Markt geforderte Modulqualität erfüllen zu können. Daran dürfte sich mittelfristig auch kaum etwas ändern, sodass sich weiterhin gute Absatzchancen für deutsche Maschinenbauer vor allem im Bereich Automatisierungstechnik ergeben. Mit steigendem
Know-how bei chinesischen Modulherstellern sowie Anlagen- und Maschinenbauern und einem
wachsenden Binnenmarkt dürfte der Anteil im Standardsegment in den nächsten Jahren jedoch
abnehmen.
Noch relativ schwach ist der chinesische Wettbewerb derzeit in den Bereichen Wechselrichter,
Aufbau- und Nachführsysteme (Racking/Tracking) und andere BOS (Balance of System)-Lösungen.
Jedoch hat sich das inländische Angebot bei Wechselrichtern deutlich erhöht. Einer der wichtigsten Hersteller ist Sungrow Power Supply, der den höchsten Inverteranteil an Projekten im Rahmen
des Golden Sun Program halten soll. Ebenfalls haben Shenzhen KSTAR Science & Technology und
Rongxin Power Electronic 2010 mit der Massenproduktion begonnen. Wenige ausländische Hersteller wie beispielsweise Soleos (Deutschland) oder Satcon (USA) sind bislang im Markt mit Fertigungsstätten (teilweise als Joint Venture) vertreten, wobei die Produktion vorrangig in den Export
geht. Weitere dürften folgen.
Solarthermie
In China sind mit 145 Mio. qm (Ende 2009) knapp 60% der gesamten Solarkollektorfläche weltweit
installiert. Damit ist es bei Weitem der größte Solarthermiemarkt. Allein im Jahr 2009 kamen laut
der Studie „Solar Heat Worldwide“ der IEA 42 Mio. qm neue Kollektorfläche hinzu. Bei über 90% der
installierten Fläche handelt es sich um Vakuumröhrenkollektoren für die Warmwasserversorgung. Nachgefragt werden meist einfache Thermosiphonanlagen zur Installation auf dem Dach.
14
Branche kompakt
Der chinesische Solarthermiemarkt wird vor allem von lokalen Firmen bedient. Die heimische Industrie deckt die gesamte Lieferkette ab. Sie ist laut einer Studie der Bank Sarasin die größte Solarthermieindustrie weltweit. Aufgrund der starken inländischen Konkurrenz sind die Chancen für
deutsche Unternehmen in China eher gering. Im Jahr 2009 produzierten chinesische Hersteller
etwa 40 Mio. qm an solaren Warmwasseranlagen. Durch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis liefern sie Sarasin zufolge ihre Solarthermieprodukte auch zunehmend ins Ausland.
Geschäftspraxis
Solarmodule und PV-Produkte, die im Rahmen der Programme Solar Roof und Golden Sun installiert werden, müssen den inländischen, teilweise nur empfohlenen Industriestandards sowie einigen ICE-Standards entsprechen. Zertifizierungen können nur durch dafür registrierte Institutionen vorgenommen werden. Einen Überblick über relevante Standards und Normen sowie akkreditierte Zertifizierungsstellen gibt das China General Certification Center (Jianheng Renzheng
Zhongxin) unter www.cgc.org.cn/file/certRangeList.asp?Csid=4.
Informationen über relevante Richtlinien und Industriepolitiken bieten die Websites verschiedener Institutionen und Verbände zumeist in chinesischer Sprache. Einige davon sind unter Kontaktadressen aufgeführt.
Kontaktadressen
Bezeichnung
Exportinitiative Erneuerbare Energien
Internetadresse
www.exportinitiative.bmwi.de
www.ndrc.gov.cn
Anmerkungen
Offizielles Portal der Exportinitiative des Bundeswirtschaftsministeriums
Anlaufstelle für deutsche
Unternehmen
Markt- und Länderinformationen zu erneuerbaren
Energien
-
AHK China
http://china.ahk.de
http://nyj.ndrc.gov.cn
Nur chinesisch
www.miit.gov.cn
Nur chinesisch
www.most.gov.cn
-
www.mohurd.gov.cn
Nur chinesisch
Deutsche Energie-Agentur www.exportinitiative.de,
(dena)
www.dena.de
National Development and
Reform Commission
National Development and
Reform Commission National Energy Bureau
Ministry of Industry and
Information Technology of
China
Ministry of Science and
Technology of China
Ministry of Housing and
Urban-Rural Development
of China
Germany Trade & Invest www.gtai.de
15
VR China - Solarenergie
(Forts.)
Bezeichnung
Ministry of Finance of
China
Chinese Renewable Energy
Industries Association
China Renewable Energy
Society
China New Energy and Renewable Energy Network
(Zhongguo Xinnengyuan
yu Kezaisheng Nengyuanwang)
China Solarenergy
Network (Zhongguo
Taiyangneng Wang)
China Solar (Zhongguo
Taiyangneng)
Internetadresse
www.mof.gov.cn
Anmerkungen
Nur chinesisch
www.creia.net
Nur chinesisch
www.cres.org.cn
-
www.crein.org.cn
Nur chinesisch
www.tyn.cc
Solar Energy
(Taiyangneng)
www.tynzz.com
Solar PV of China
(Taiyangneng Guangfu)
www.spvchina.com
Industrieportal für Solarenergiebranche; nur chinesisch
Industrieportal für Solarenergiebranche; nur chinesisch
Chinas erste monatl. Fachzeitschrift für Solarenergie
seit 1980. Herausgeber: Solar Energy Press Co., Ltd.
Monatl. Fachzeitschrift.
Herausgeber: Solar PV of
China Press
Veranstalter: Asia Solar
Energy Association, China
Energy Association, China
Electrotechnical Society
www.chinasolar.org
China (Beijing) Internatio- www.chsolarpv.com
nal Exhibition of SolarEnergy Products and Photovoltaic Engineer; seit
2006 jährlich in Beijing
AsiaSolar Photovoltaic
www.asiasolar.cc
Industry Exhibition; seit
2006 jährlich in Shanghai
China Solar PV Conference
and Exhibition; seit 2000
jährlich in unterschiedlichen Städten
Intersolar China mit Konferenzprogramm; erstmals
Anfang Dezember 2011 in
Beijing
www.ch-solar.com
www.intersolarchina.com/cn,
Ansprechpartner Konferenz:
[email protected]
Quelle: Zusammenstellung durch Germany Trade & Invest
16
Branche kompakt
Veranstalter: China New
Energy Chamber of Commerce, China Council For
The Promotion Of International Trade - Shanghai
Pudong Sub Council
Veranstalter: China Renewable Energy Society Solar PV
Committee
Veranstalter: Solar Promotion
International GmbH, Freiburg Management Marketing International, Messe
München International
Kontakt
Impressum
Herausgeber: Germany Trade and Invest
Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH
Villemombler Straße 76
53123 Bonn
Tel.: +49 (0)228/24993-0
Fax: +49 (0)228/24993-212
E-Mail: [email protected]
Internet: www.gtai.de
Autorin: Corinne Abele, Beijing
Redaktion: Katja Meyer
Tel.: +49 (0)228/24993-237
E-Mail: [email protected]
Ansprechpartnerin:
Simone Menshausen
Tel.: +49 (0)228/24993-266
E-Mail: [email protected]
Redaktionsschluss: Juni 2011
Bestell-Nr.: 16220
Alle Rechte vorbehalten.© Nachdruck - auch teilweise nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung.
Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt.
Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin
Geschäftsführer: Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer
Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. Bernd Pfaffenbach,
Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Registergericht: Amtsgericht Charlottenburg
Registernummer: HRB 107541 B
Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der
Bundesregierung für die neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen
Bundestages.
Germany Trade & Invest www.gtai.de
18