eisen bildet - Parvati Himalaya Adventure
Transcrição
eisen bildet - Parvati Himalaya Adventure
ln unserer Reiseausgabe wollen wir etwas für eure Bildung tun. Ausnahmsweise sprechen wir nicht über den versaumten Schulstoff. der gerade gelehrt wurde aIs ihr gerade einsame Powderturns an eurem Lieblingsrun verewigt hab!. oder seltsame Magnetfelder (und eine Mathe-Schularbeit) das Verlassen des warmen Bettes einfach unmoglich machten. Diese Art von Bil.dung haben viele schon hinter sich. andere wehren sich immer noch erfolgreich dagegen. Erst Jahre spater würde man sich am liebsten in den Arsch beiflen ... EISEN BILDET IN DIESER AUSGABE geht es um eine andere Art von Bildung - namlich das Reisen. Was man dabei 50 lernt? Hmm, beim schnoden Intelligenztest würde man vielleicht nicht 50 gut Wie verschafft man sich nun Respekt? Fragt nicht mich, ich hab keine abschneiden, aber im taglichen Leben sind die 'Praktiker' locker Ahnung. Benehmt euch nicht wie ein Profilierungsneurotilker, versucht easy und Style mit den Einheimischen abzuhangen, ohne viel Wind zu machen. Was lassig unterwegs. Selbstandigkeit wird beim Reisen notgedrungen zum zwanghaften Übel, was nach einer Welle zur für ein Ratschlag! Herausforderung umschlagt. Man merkt auf einmal, dass bei Ihr müsst also die richtigen Leute zum Abhangen finden. Wer 50 viel wie einem Schienenersatzverkehr mitten in London nicht die Welt moglich in relativ kurzer Zeit erleben will, muss sich mit den Einheimischen untergeht, und der Flughafen von Seattle dich auch nicht in anfreunden. Wer die geilen Runs sicher bestreiten will, muss mit den Locals seinen unzahligen, langen Gangen auf Nimmerwiedersehen shredden. Zum Glück ist die I<ommunikation zwischen Snowboardern verschlucken wird ... einfach, solange drei viertel deiner Unterhose permanent sichtbar sind, gibt Plotzlich wird eine Sprache gesprochen, die sich deines es ausreichend Unterhaltungsstoff. Erachtens von der I<ombination eines Schüttelreims und einer Alles was ich beim Reisen gelernt habe, hat mein Leben daheim Flasche 80er Rum nUr wenig unterscheidet - man versteht kein verandert. Erstens bin Ich in der extrem glücklichen Lage sagen zu konnen, einziges Wort. Alltagliche Dinge, wie sich ein anstandiges Essen dass es daheim immer noch am schonsten ist. jedes Mal wenn ich wieder zu beschaffen, werden zum Lotteriespiel. Der Typ zu deiner nach Hause komme, lerne ich die Gegend, in der ich aufgewachsen bin noch Rechten hat natürlich den absoluten Gourmet-Teller vor sich stehen, wahrend du mit meisterhafter Zielgenauigkeit, ein Haufchen Elend auf dem Teller liegen hast. Der Typ zu mehr zu schatzen. AuBerdem trifft man unterwegs viele verschiedene Personlichkeiten mit deiner Linken isst zwar das gleiche wie du, hat allerdings nur die Halfte bezahlt. Was tun? ganz Hmm, am besten du verschaffst dir Respekt, suchst dir die richtigen Freunde und lernst einzuschatzen. Man sollte sich zwar bewusst sein, dass man mit seinem die Landessprache 50 schnell wie moglich. anderem Background, und lernt dabei Menschen besser Urteil nicht immer Recht haben muss, wobei eine gute Menschenkenntnis ln 50 ziemlich jedem Land (auBer Frankreich) sind die Leute sehr positiv gegenüber von Vorteil, ja manchmal sogar verdammt wichtig ist. Nebenbei steigert Menschen eingestellt, die versuchen, deren Sprache zu sprechen. Sie sind meist sehr Menschenkenntnis & Selbstandigkeit auch das Selbstbewusstsein, und freundlich und zuvorkommend, auch wenn man sich dabei selbst zum Kasperl macht. Daher plotzlich werden Situationen, vor denen du dich zuvor fast angeschissen empfehle ich an dieser Stelle Alkohol anstatt eines Worterbuches. Wer ein angenehmes hattest, zum Spaziergang... Mal) an Alkohol intus hat, streift aile Hemmungen ab, fangt an einfach drauf los zu labern & Also heb' deinen Arsch von der Couch und mach dich auf den Weg, denn auf plotzlich sprudeln Vokabeln zum Vorschein, von denen man zuvor gar nichts gewusst hat. der Couch wirst du spater (oft gezwungenermaBen) noch genug abhangen. Duftsackli hingegen sind etwas tückischer. Du rostest dein Hirn, und am nachsten Morgen Aber Vorsicht: Für 50 manchen wird das Reisen zur Sucht. Sie geben einen ist aul)er Raucherhusten nicht viel hangen geblieben. ScheiB auf materielle Güter, sie wollen nur ihr Leben genauso leben wie sie wollen - und daran kann ja wohl nichts auszusetzen sein. Aul)erdem ist Reisen in der heutigen Zeit sehr einfach geworden. Flugtickets sind (zur richtigen Zeit) saubillig, deine Boardbag gli bst du aus I<osténgründen aIs Skisack aus, und wenn du nicht ein 'Kleines Arschloch' oder ein verldemmtes Muttersohnchen bist, dann wird sich auch bestimmt ein gnadiger Snowboarder finden, der dich auf seiner Couch crashen lasst. Du wirst mit einzigartigen Eindrücken zurückkom men, die sehr lange, vielleicht sogar dein Leben lang, in dir verankert bleiben. Die Leute, mit den en du zusammen unterwegs warst, stellten eine Weil e lang deine Familie dar, deshalb hast du sie gut behanddt, aul)erdem hast du einzigartige Eindrücke mit ihnen geteilt. Wieder daheim hat sich vielleicht auch deine Einstellung zu anderen Reisenden verandert, die nun bei dir zuhause auftauchen. Behandle sie gut, und denke immer daran, was dich zu diesem Zeitpunkt gerade gefreut hatte. What goes around comes around ... .Der Teufe/ 5011 euch ho/en! Scharti BOARD wiHst das Extreme? Vergiss Alaska, vergiss Chamonix. Der Himalaja, Heimat des Everests, ist ohne Zweifel die extremste Bergkette der Welt. Über zweitausend Kilometer sich Gipfel an Gipfel. Pakistan im Westen bis in Buthan im Osten, teilen diese bis zu knapp 9000 m hohen Berge, ganz nebenbei noch Indien Nepal und China von Tibet. Story von Laurent Besse. Fotos von René Robert. Oben links, Eine selieneZusammenkunlt - ein Sadhu bein. Yoga. R.chts obe", De, Tempel yon Ka]u,ao (yon de, Chandela -Dynastie zwischen 950 und 1050 . 1T1c1lUt/ ,,' fti, dte aroBe Zahl an Kama Sut,a-Skulptu,en bekannt. Oe, Hindutempel überlebte die Heillgen Kriege wegen seine, abreschied.nen Lage. Unten, lolo Besse aut seinom Weg nach lIalana und den Ganjaleldern aul elwa 3000 m. Unten rachts, Oie handRlmachten Schneestielel des einheimischen Guides Amarnath, der ein traditionll.s leben im Tai yon Parvatl IOh,t. (Seine Stielel seh.n aus wie meine Haare, die R.d.) "Wâhrend die Sonne den Bergen trocknet, verschwinden di Menschen im Anblick des Himalaja. n DIE IDEE, den ewigen Schnee des Himalaja zu belahren, kam uns erstmals 1997, mitten in einer hektischen Party im Schweizer Wintersportort Les Diablerets. Fredo 'der Holzhacker', mein Trainer Nieo, ein Skitahrer und Freund namens Sven und ich verliebten uns sofort in den Gedanken, und ehe wir uns versahen, stand der Trip auch schan fest. Alles, Vias es noch zu tun gab, war den Fotografen René Robert und Cyril Neri zu überzeugen, mit uns zu kommen. Schliefllich kamen die Dinge am 3. Februar 1999 tatsachlich in die Gange. !ch freute mich unheimlich darüber, endlich losziehen zu konnen, nicht nur wegen der Aussicht, ein so faszinierendes Land zu bereisen, sondem auch , weil ich so endlich den ganzen Wettbewerbs Stress und die Horden von Touristen in den Skigebieten, hinter mir las sen konnte. Sobald wir gelandet waren, stellten wir fest, dass wir hier von einer ganz anderen Kultur umgeben waren, was uns sofort laszinierte. Das letzte Dorf vor dem Basecamp unserer Expedition nennt sich Manikaran. Es ist ein heiliger Ort, wo sich der Gott Shiva in Gestalt der heiflen Quellen mit seinem Weib Parvati, die von einem reiflenden Fluss verkorpert wird, vereinigt. Nach der anstrengenden 3-Tage Reise gab uns das Dorf die wohlverdiente Ruhepause. In Manikaran hatte ich meine erste Erlahrung mit dem, was Indien zu einem wirklich besonderen Land macht - einem Land, 1'1'0 Mensch und Tier in perfekter Harmonie zusannnen leben. Das Leben dort ist hart, und die Natur ist allmachtig, doch die Gesichter der Menschen sind glücklich. Auf den Straflen ist es ruhig und beschaulich, lachende Kinder, Sikhs mit Turban, die in die Bader gehen, Frauen, die ihre Wasche mit der Hand waschen wie einst unsere Groflmütter, Hippies beim Chai Trinken, Kühe, die überall herumlaufen 1'1'0 sie wollen, Sadhus, die ihre Yoga-Übungen vor dem Tempel zelebrieren ... Doch immer ofter blicke ich sehnsüchtig hinauf zu den Bergen da oben ist Schnee, und er ruft nach mir. Es ist Zeit, zu gehen. Zehn Trager und genauso viele Stunden Fuflmarsch spater treffen wir im Basecamp auf 3400 m Seehohe ein. Die Krafte der Natur dort oben sind machtig, überall herrscht Stille. Wir entdecken eine einlache, rohe Lebensart, wir versuchen, wie Inder zu leben, wie Schüler und nicht wie die Meister dieser Erde. Trotzdem kommt mir Premou, unser indischer Helfer, immer etwas schüchtern und reserviert vor. Er haIt uns fur so etwas wie Gotter, seit er uns die unberührten Hange auf unseren Boards hinuntergleiten sah. Offenbar ist es Zeit, Premou das Snowboarden beizubringen, und es dauert nicht lange, bis er die Freuden des Seitwartsgleitens entdeckt. Ais Dank dafur zeigt er uns, ,vie man seinen groflzügigen Gottem Respekt erweist, und wir verehren mit ihm zusammen Shiva. Shiva -The Shivaratri - ist der meist angebetete und meist gefurchtete Gott ihres Pantheons. Er hat die Kontrolle über die Energie des Universums. Er ist beides, der Schopfer und der Zerstorer. Wenn ich eine Inkarnation fur Shiva benennen müsste, waren es zweifellos die enormen und ONBOAF In dies en drei Wochen erfahre ich mehr über die Berge und mich selbst als wahrend der !tzten 25 Jahre. Einsamkeit wird zu einer Forderung. !ch bin versunken in die Betrachtung von Mutter atur, die so allgegenwartig, so machtig ist, und ebenso groBzügig . Sie schenkt uns einen ngeheuren Spielplatz. Die unberührten Hange, Rinnen und Wechten geben uns ungekannte ,nere Starke und die Kraft, die Hange immer wieder hochzuhiken. Gelegentlich bedenkt sie ru mit massiven Schneestürmen, Lawinen und Schneebrettern, nur um uns daran zu rinnern, wer hier das Sagen hat. Es gibt keinerlei Zweifel: Mutter Natur ist hier der Boss. Am letzten Tag im Basecamp beschlossen wir, uns ein paar Heli-Drops zu gënnen, um das este aus unserem Aufenthalt zu machen. Obwohl wir mittendrin sind, enthüllt diese lachtige Bergkette mit ihren schmalen T~i.lern ihr Geheimnis nie zur Ganze. Leider sind diese erge so immens hoch, dass der Helikopter sie nicht überfliegen kann . Wieder scheint es, als b Mutter Natur sich ins Faustchen lacht. Trotz der hart en Lebensbedingungen hier oben - ein gesunder, aber einseitiger Speiseplan. 5 Grad unter Nuit. baden in 3 Grad 'warmen' Wasser, anstrengenden FuBmarschen und ünner Luft - bin ich richtig traurig, dass ich von dort weggehen muss. Es ist ein magischer rt, der mich vëllig in seinen Bann zieht. !ch werde die Leute vermissen, die Baren. die chakale, die Adler und die fliegenden Eichhërnchen, die uns Gesellschaft leisteten. Zurück in Manikaran, als wir dies en Tiilern schlieBlich Lebewohl sagen müssen, fühlen wir ns gestarkt. Die Hëhe dort gab uns frische Krafte, und wir rannten beinahe mit 20 Kilo Gepack auf dem Rücken den 8-Stunden-Weg zurück nach Khirganga. Das ist ein anderer, heiliger Ort, wo einst Mileh und Reis aus den Quellen geflossen sein soll, bis ein gottloser Sadhu die Gotter erzümte und sie den Quell in reines, heiBes Wasser verwandelten. Doch die Quellen sollen immer no ch Heilkrafte haben, und ich bin überrascht, dass meine alten Schmerzen besser werden. Um den Gottem seine Dankbarkeit zu zeigen, goss René etwas Wasser, das er von einem früheren Trip mitgebracht hatte, in die Quelle dies.es anderen heiligen Flusses. Mit so viel frischer Energie sind vv:ir bereit, Heim zu fliegen, doch wir haben noch ein Abenteuer in einem anderen Dschungel vor uns: Delhi. Nach unserer Ankunft in der Hauptstadt weigert sich der Taxifahrer, uns zum Pahargange zu bringen, wo wir die Nacht verbringen wollten. Er sprach von Bürgerkrieg und bestand darauf, uns bei einem viel teureren Hotel abzusetzen. Bald stellen wir fest, dass es in Delhi nicht mehr Bürgerkrieg gab, ais in Paris. Das Taxi war mittlerweile langst fort, der Fahrer hatte sicher eine satte Provision vom Hotelbesitzer in der Tasche. Der Himalaja hat uns mit Weisheit erleuchtet, uns aber in keinster Weise auf das Leben in einer indischen GroBstadt vorbereitet. !ch bin nun schon seit Monaten lvieder zu Hause, habe aber immer no ch Probleme, mich einzufügen. Ein Besuch in Indien lasst einen nicht gleichgültig, dieses Land verwandelt seine Abenteurer. Einen so religiosen Ort, eine so fremde Kultur mit einer so anderen Geschichte zu entdecken, !lat uns Gelegenheit gegeben, uns selbst neu zu betrachten. Danke Fredo, dass du uns mitgenommen hast, mein einziger Wunsch ist, dorthin zurückzukehren. BESONDERER DANK GILT: Oakley; E-business; T Une; B.T.I Kuoni Lausanne; A.Sanchez, S. Mehlematter von Swissair. DNBOARD