Schlaraffia in den 80er

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Schlaraffia in den 80er
Die achtziger Jahre
Die Altherrenabende
wurden in den gesamten
achtziger Jahren im
Durchschnitt stets von etwa
30 Teilnehmern besucht.
Unter der Führung und der stillen Arbeit von Bimbo Seelbach fand regelmäßig in
Hagen alle zwei Monate ein Altherrenstammtisch statt an dem im wesentlichen
Mitglieder der Vorkriegsgeneration teilnahmen. Die Altherrenabende wurden in den
gesamten achtziger Jahren im Durchschnitt stets von etwa 30 Teilnehmern besucht,
darunter natürlich wie in den früheren Tagen die Ehefrauen und Partnerinnen der
„Alten Herren“. Anfang der achtziger Jahre hatte der Altherrenverband immer noch
eine stattliche Stärke von nahezu 100 Mitgliedern. Im Laufe der Jahre wurde der
Unterschied zwischen der Vorkriegsgeneration und der Nachkriegsgeneration immer
deutlicher. Der enge Zusammenhang wie früher üblich, war bei der Nachkriegsgeneration nicht vorhanden. Zwar gab es viele örtliche Aktivitäten wie den Sauerländer Stammtisch, den Hamburger Stammtisch, die Frankfurter Aktivität, die
Berliner Treffen, die Kegelabende in Dortmund, das Spießbraten in Brec kerfeld und
vieles mehr. Doch Veranstaltungen, an denen der größte Teil der jüngeren Altherrenschaft teilnahm, fanden im Grunde nur während des Stiftungsfestes statt, welches im
Oktober gefeiert wurde. Dadurch verloren die früher so bedeutenden Nikolausfeste
zwangsweise an Bedeutung und verkümmerten langsam.
Die Aktivitas von 1979
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Die Aktivitas hatte die stattliche Stärke von 25 Aktiven im Jahr 1980. Über mangelnden Nachwuchs brauchte sich die TWV Schlaraffia keine Sorgen zu machen. Einige
„Alte Herren“ halfen den Aktiven intensiv bei der Teilarbeit. Hier sind insbesondere
Neptun Godbarsen, Präsa Serges und vor allem Detlef Umard al. Mette zu nennen.
Neptun Godbarsen verwaltete die Finanzen und war ständiger Ansprechpartner der
Aktivitas,die ausgedehnte Semesterfahrten und Bildungsreisen unternahm. Die finanzielle Unterstützung durch den Altherrenverband war erheblich.
Die Aktivitas hatte die
stattliche Stärke von 25
Aktiven im Jahr 1980.
Über mangelnden
Nachwuchs brauchte sich
die TWV Schlaraffia keine
Sorgen zu machen.
Mette Umard war über Jahre der ideologische Ziehvater der Aktivitas. Die 68er hatten den Studenten gelehrt alles und jedes ideologisch zu betrachten und alles
Herkömmliche in Frage zu stellen. Das machte sich natürlich bei der Schlaraffia in
den 80er Jahren erheblich bemerkbar. Man könnte fast sagen die Kinder der 68er
begannen die Aktivitas zu prägen. Neben den typischen studentischen Veranstaltungen entdeckte die Aktivitas ihre sportlichen Aktivitäten. Mit finanzieller Unterstützung des Altherrenverbandes arrangierte Mette Umard die sehr aktive Segelcrew
der Schlaraffia, die ihre Basis über Jahre am Möhnesee hatte, jedoch ebenso in den
Gewässern von Holland zu Hause war. Als Scheich vom Dienst hielt Mette in mehreren Semestern Vorträge über seine Tätigkeit in Saudi Arabien.
Im Altherrenverband wuchs die Sorge über die Leistungsbereitschaft der Aktiven und
langsame Aushöhlung der Prinzipien des Farbenstudententums. Eine von Pöllzich
Hoffe entworfene Plakataktion für Keilzwecke stieß auf erheblichen Widerstand der
Aktivitas, weil er sich nach deren Auffassung zu stark mit dem Elitegedanken innerhalb der Verbindungen beschäftigte. Sie lehnten eine Zugehörigkeit zur Elite kategorisch ab. Auch zwischen dem Altherrenverband und der Aktivitas wuchsen die
Spannungen, da die Mehrzahl der „Alten Herren“ sich mit den Aktivitäten innerhalb
der Aktivitas nicht mehr identifizieren konnte.
Im Jahr 1981 eskalierten die Auseinandersetzungen indem der Erstchargierte aus dem
Wintersemester 1980/81, Alexander Modrach al. Poseidon öffentlich Schmähschriften in den Gebäuden der Staatlichen Ingenieurschule aushängte. Diese Schmähschriften enthielten teilweise persönliche Beleidigungen gegen „Alte Herren“, so
unter anderem des damaligen AH Präsiden Faust Bültmann.
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Diese Auseinandersetzungen
führten dazu,daß erstmals
in der Geschichte der TWV
Schlaraffia die eigene
studentische Gerichtsbarkeit
angerufen werden mußte.
Diese Auseinandersetzungen führten dazu, daß erstmals in der Geschichte der TWV
Schlaraffia die eigene studentische Gerichtsbarkeit angerufen werden mußte. Der
Ehrenrat wurde für den 28. Oktober 1981 einberufen. Die beiden Studenten Beule
und Poseidon erschienen jedoch nicht zu diesem Treffen und erklärten wenig später
ihren Austritt. aus der TWV Schlaraffia.
Die fast 15jährige und nie endende wollende Diskussion über die Zukunft der
Staatlichen Ingenieurschule Hagen führte selbstverständlich zur Verflachung des
Studiums. Waren 1976 noch 3.200 Studenten eingeschrieben so sank auch deren Zahl.
Vor allen Dingen konnte in den 80iger Jahren nicht mehr festgestellt werden wieviel
eingeschriebene Studenten tatsächlich studierten und wie viele lediglich eingeschrieben waren, aber nicht aktiv am Studium teilnahmen. Die Leistungsbereitschaft der
Studenten der 80er Jahre kann auch an der Zusammensetzung der Aktivitas festgestellt werden. Im Wintersemester 1981 bestand die Aktivitas aus 14 Burschen und
11 Füxen. Durch Zuordnung des Semesters zu der Gesamtzahl der Füxe und
Burschen ergab sich folgende Struktur.
Füxe
Diese Auseinandersetzungen
führten dazu,daß erstmals
in der Geschichte der TWV
Schlaraffia die eigene
studentische Gerichtsbarkeit
angerufen werden mußte.
4 im 2. Semester
2 im 4.Semester
2 im 6.Semester
3 im 7.Semester
Burschen
1 im 6. Semester
3 im 8.Semester
2 im 10.Semester
und je 1 im 11.Semester, 12.Semester und 17.Semester
und das bei einem Regelstudium vom 8 Semestern.
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Gegen leistungsbejahende Studenten, wie beispielsweise Präsa Serges und Piano de
Jacovo, wurden Ausschlußverfahren eingeleitet, die jedoch durch den Altherrenverband verhindert werden konnten. Der Umgangston in der Aktivitas und auch in
Gesprächen zwischen Aktivitas und Altherrenverband waren in den Jahren 80 und 81
ausgesprochen rüde. Von der Aktivitas wurde alles und jedes in Frage gestellt, jedoch
nicht um Zustände zu verbessern, sondern überlieferte Rituale und Prinzipien abzuschaffen. Als Beispiel dafür dient ein Brief von Werner Schöneberg al. Gagga in der
Schlaraffenrundschau vom September 1982, wo er unter anderem schreibt, wir zitieren:
„In der nächsten Schlaraffenrundschau werde ich eine Meinungsumfrage starten,
damit wir den antiquierten Wahlspruch loswerden. Ehre – Freundschaft – Vaterland
hört sich an wie Blut und Boden. Mein Vorschlag wäre Toleranz – Wissenschaft –
Freundschaft. Das käme unserem heutigen Selbstverständnis viel näher, als dieser
Auszug aus dem Horst Wessel Lied“
Soweit der Auszug aus dieser Veröffentlichung. Am Ende des Jahres 1981 hatte es die
Aktivitas endgültig verlernt eine Kneipe zu schlagen nach alt hergebrachter Tradition.
Der Comment war in Vergessenheit geraten und spielte bei Veranstaltungen keine
Rolle mehr. Die Aktivitas hatte endgültig und unwiderruflich ihre Basis, ihr Ziel und
ihre Ideale verloren. Sie konnte sich von den Querelen dieser Zeit bis zum heutigen
Tage nicht erholen.
Die Erstchargierten in der Zeit von 1980 - 1989
1980
SS
WS
Rüdiger Schaewel al. Humanus
Alexander Modrach al. Poseidon
1981
SS
WS
Ulrich Dunkel al. Sabbel
Theodor Sapp al. Blubba
1982
SS
WS
Werner Schöneberg al. Gagga
Werner Schöneberg al. Gagga
1983
SS
WS
Peter Becker al. Osman
Ernst Bachmann al. Herakles
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1984 SS
WS
Wolfgang Hoffmann al. Pluton
Rüdiger Schaewel al. Humanus
1985 SS
WS
Rüdiger Schaewel al. Humanus
Heinrich Joch al. Lingus
1986 SS
WS
Heinrich Joch al. Lingus
Heinrich Joch al. Lingus
1987 SS
WS
1988 SS
WS
Heinrich Joch al. Lingus
Peter Wotte al. Zander
Peter Wotte al. Zander
Frank Steuber al. Caesar
1989 SS
WS
Frank Steuber al. Caesar
Frank Steuber al. Caesar
1990 SS
WS
Frank Schmitz al. Commander
Frank Schmitz al. Commander
Der Altherrenverband verlor in den 80iger Jahren bis auf wenige Ausnahmen die
gesamte AHschaft aus der Vorkriegszeit. Insgesamt 34 „Alte Herren“ verstarben in
dieser Dekade. Am 25. August 1989 verstarb auch Bernhard Seelbach al. Bimbo und
damit auch der Hagener AH Stammtisch. Im Jahr 1989 erscheint folgender
Kommentar:
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„Nach den Jahren des Überflusses in der Aktivitas zeichnete sich bereits Anfang der
80iger Jahre der Niedergang in der Mitgliederzahl ab, zunächst nicht bemerkt, nicht
beunruhigend. Doch Semester um Semester vergingen, ohne daß auch nur ein einzi ger neuer Fux gekeilt werden konnte, bis auf wenige Ausnahmen. Heute zählt die
Aktivitas noch 5 Mitglieder, die mit dem letzten Mut der Verzweiflung ein Ver bindungsleben aufrecht zu halten sucht. Wer aufmerksam das Semesterprogramm
gelesen hat, dem fällt auf wie wenige Kneipen geschlagen werden. Auch Gemein -
schaftsveranstaltungen mit anderen Verbindungen fehlen gänzlich. Doch das hat sei nen Grund. Kneipen werden unterdurchschnittlich wenig besucht, Kneipen sind out.
Der Besuch von Stiftungsfesten von uns befreundeten Verbindungen gebärden sich zu
wahren Verzweiflungsaktionen. Nicht selten sind nur 2 Schlaraffen unterwegs, wo es
normal gewesen wäre, daß die Schlaraffia zu viert chargierte. So schrumpft das
äußere und innere Verbindungsleben auf ein Minimum, an deren Ende das Ende der
Aktivitas steht.
Das Verantwortungsbewußtsein einzelner Aktiver ist auf der Strecke geblieben.
Optimisten sind der Meinung, daß die Schlaraffia auch in der Vergangenheit mit
schwierigen Situationen fertig geworden sei. Dies ist aus heutiger Sicht zu bezweifeln.
Durch die Zerschlagung der Fachhochschule Hagen und den damit verbundenen
Wegfall einiger Fachbereiche und der Standor tnachteil durch den Sitz der
Fachhochschule in Iserlohn, an der wir keinen Aktiven haben, ist die Keilung schwie rig geworden. Die Tatsachen sprechen für sich. Je einen Fux in den Jahren 1983,
1984, 1985 und 1988. 4 Füxe 1986 und in den verbleibenden Jahren konnten wir kei nen Fux keilen. Die Bilanz ist erschreckend, doch unser Mißerfolg ist teilweise haus gemacht. Der persönliche Einsatz auch der „Alten Herren“ ist bis auf einzelne
Ausnahmen nicht mehr vorhanden.”
-183-
Olymp Rehberg heiratet
seine Heidi und zieht in den
Schwarzwald. Eine große
Zahl Aktiver und viele Alte
Herren kommen 1984 zum
Polterabend und zur
Hochzeit nach Musbach bei
Freudenstadt.
-184-
Die Chargen der Schlaraffia 1988 auf einem Stiftungsfest
bei einer befreundeten Verbindung
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