Handout zum Showroom - Zürcher Hochschule der Künste
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Handout zum Showroom - Zürcher Hochschule der Künste
— Der Schmerz des Anderen Showroom — Zürcher Hochschule der Künste Zürcher Fachhochschule Showroom Z+ N°5 «Der Schmerz des Anderen» Do 7./ Fr 8. April 2016 Schmerz kennt jeder, Schmerz gehört allen. Als Wanderer zwischen Körper und Seele artikuliert er sich in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Die Erscheinungsformen und Wahrnehmungen von Schmerz stehen in engem Wechselverhältnis zu den Diskursen, die sich mit ihm auseinandersetzen und ihn dadurch immer wieder aufs Neue erzeugen: Geistes- und Naturwissenschaften gehen dem Schmerz nach, Medizin und Psychologie haben sich ihn zu eigen gemacht, in Religionen wird er gepriesen, und die Künste setzen ihn wiederholt visuell, akustisch, literarisch und performativ in Szene – von Laokoons Gesichtsausdruck und Pergolesis Stabat mater über Kafkas Strafkolonie bis hin zu zeitgenössischen Auseinandersetzungen etwa bei Bruce Naumann oder Louise Bourgeois. Sich in ein Verhältnis zu einem Anderen zu setzen erfordert Empathie. Deren künstlerische Ausgestaltung birgt ein enormes künstlerisches, psychologisches, gesellschaftspolitisches Potenzial. Was darf man über den Schmerz eines Anderen künstlerisch aussagen, wie kann man ihn inszenieren, ohne übergriffig und vereinnahmend zu sein, mit welcher künstlerischen und politischen Absicht bringt man ihn zur Darstellung? Der Showroom Z+ N°5 lotet das Spannungsfeld von SchmerzErfahrung und Einfühlungsvermögen mit Ausstellung, Performances, Workshops und diskursiver Session (internationale Tagung) aus. Der Anlass erkundet die Möglichkeiten und Grenzen der künstlerischen Darstellbarkeit des nicht-eigenen Schmerzes. Veranstaltungsort Zürcher Hochschule der Künste, Toni-Areal, Pfingstweidstrasse 96, Zürich Anreise Tram Nr. 4, Toni-Areal Anmeldung Die Veranstaltungen von Showroom Z+ sind öffentlich. Für die Teilnahme an der Session, insbesondere an den Workshops, wird um Anmeldung gebeten: [email protected] Die Session findet in deutscher und englischer Sprache statt. Informationen Vernissage www.zhdk.ch/showroom und www.zhdk.ch/zplus Donnerstag, 7. April, 18h Kaskadenhalle, Ebene 5 Ausstellung 7.–8. April 2016 (durchgehend geöffnet) Kaskadenhalle, Ebene 5 Performances Donnerstag, 7. April 2016, 18.15–21.30h Freitag, 8. April 2016, 15–17h Aktionsraum 5.K06, Ebene 5 Atelier 5.K08, Ebene 5 Session Internationale Tagung am Freitag, 8. April 2016, 9–18h Hörsaal 1, Ebene 3 Kaskadenhalle, Ebene 5 Workshops: Atelier 5.K08, Ebene 5: Elaine Scarry Seminarraum 5.K07, Ebene 5: Michael Hiltbrunner Kunstraum 5.K12, Ebene 5: Gruppe Mirror Factory Ballettstudio 7.D07, Ebene 7: Boryana Rossa Infopoint Eingangshalle Toni-Areal, Ebene 3 — Der Schmerz des Anderen Showroom 2 PROGRAMM Showroom Donnerstag, 7. April 2016, 18h–21.30h Aktionsraum 5.K06, Ebene 5 Atelier 5.K08, Ebene 5 Kaskadenhalle, Ebene 5 PERFORMANCES 18h Eröffnung Corina Caduff, Hartmut Wickert Kaskadenhalle 18.15h DIE PERSER Theater Tim Czerwonatis Anne Eigner Katharina Germo Timon Jansen Timo Kählert Andreas Lukas Mayer Aktionsraum 5.K06 19.45h NUMB Performance Dagmar Bock Romain Guion Thomas Jeker Tom Schneider Aktionsraum 5.K06 20.30h DA CAPO/AL FINE Audioinstallation Philipp Boos Sofia Borsani Laura Knüsel Yukio Elien Lanz Lilli Lorenz Marco Sykora David Werner Aktionsraum 5.K06 PSYCHOSIS // unplugged Konzert/Theater Edith Sophia Godau Madlen Hallauer Florian Kolb Pablo Lienhard Lukas Meyer Dorothea Mildenberger Philipp Saner Cornelia Zierhofer Atelier 5.K08 DIE FEHLENDE LUNGE Film Aline Langenegger Dominic Röthlisberger Atelier 5.K08 — Der Schmerz des Anderen Showroom PROGRAMM Showroom Freitag, 8. April 2016, 15.15–17.15h Aktionsraum 5.K06, Ebene 5 Kaskadenhalle, Ebene 5 PERFORMANCES im Rahmen der Session 15.15h SOLANGE ES SOMMER WAR Konzert/Performance Jimena Cugat Perez Sarah Deissler Stefanie Erni Yvonne Glur-Troxler Rhea Paschen Lukas Rechsteiner Aron Salzmann Astrid Schumacher Rosanna Zünd Aktionsraum 5.K06 16.30h SHYLOCKMONOLOGE Theater Christan Eckstein Franca Manz David Martinez Timo Raddatz Aktionsraum 5.K06 Parallel SHOW CASE Ausstellung Showroom (Die Künstler_innen sind anwesend) Kaskadenhalle 3 — Der Schmerz des Anderen Showroom ABSTRACTS PERFORMANCES DA CAPO/AL FINE «… und immer wollte ich Stillstand» Eine performative Audioinstallation mit Texten von Wolfgang Herrndorf Audioinstallation Gesamtkonzeption/Arrangement: Philipp Boos: Student Master Theater, Vertiefung Leitender Künstler, Profil Theaterpädagogik, DDK Aufnahmeleitung/Komposition: Yukio Elien Lanz: Student Master Komposition und Theorie, Vertiefung Komposition für Film, Theater und Medien, DMU Szenografie: Laura Knüsel: Studentin Master Theater, Vertiefung Leitende Künstlerin, Profil Bühnenbild, DDK Sprecher_innen: Sofia Borsani: Studentin Master Theater, Vertiefung Schauspiel, DDK Lilli Lorenz: Studentin Master Theater, Vertiefung Schauspiel, DDK Marco Sykora: Student Master Theater, Vertiefung Schauspiel, DDK David Werner: Student Master Theater, Vertiefung Schauspiel, DDK Wie lebt es sich sterbend? Wolfgang Herrndorf begann seinen Blog «Arbeit und Struktur», der später auch als Buch erschien, in dem Moment zu schreiben, als bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert wurde. Er berichtete über Arztbesuche, Rückschläge und Symptome, aber auch über Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit. Und er konfrontierte den Leser mit der eigenen Endlichkeit und der bangen Furcht vor dem Verschwinden. DA CAPO/AL FINE bringt eine Auswahl dieser Texte zum Klingen. In einem Arrangement zwischen Performance, Konzert und Klanginstallation öffnen sich Assoziationsräume. Anstatt explizite Bilder und Darstellungen von Tod, Schmerz und Sterben vorgesetzt zu bekommen, soll jede und jeder selbst für das eigene Kopfkino sorgen. Do. 7. April, 20.30h, Aktionsraum 5.K06, Ebene 5 DIE FEHLENDE LUNGE Film Aline Langenegger, Regisseurin Dominic Röthlisberger: Student Bachelor Komposition und Musiktheorie, Vertiefung Komposition für Film, Theater und Medien, DMU In dem Film «Die fehlende Lunge» begegnet Regisseurin Aline Langenegger Menschen, die das gleiche erlebt haben wie sie: Eines ihrer Geschwister ist im jungen Alter an Cystischer Fibrose gestorben. Gemeinsam erzählen sie vom Schmerz des Verlustes, von ihrem Weg zurück ins Leben, von ihren Geschwistern, wie sie mit der Krankheit gelebt haben und wie sie vom Mangel an Organspenden betroffen waren. Die Premiere des Films findet am 16. April 2016 im Kino Rex in Bern statt. Im Showroom wird eine Vorpremiere gezeigt. https://wemakeit.com/projects/die-fehlende-lunge Do. 7. April, 20.30h, Atelier 5.K08, Ebene 5 4 — Der Schmerz des Anderen Showroom DIE PERSER Theater Regie: Timon Jansen: Student Master Theater, Vertiefung Leitender Künstler, Profil Regie, DDK Dramaturgie: Katharina Germo: Studentin Master Theater, Vertiefung Leitende Künstlerin, Profil Dramaturgie, DDK Szenografie: Andreas Mayer: Student Master Theater, Vertiefung Leitender Künstler, Profil Bühnenbild, DDK Schauspiel: Anne Eigner: Studentin Master Theater, Vertiefung Schauspiel, DDK Tim Czerwonatis: Student Master Theater, Vertiefung Schauspiel, DDK Timo Kählert: Student Bachelor Theater, Vertiefung Schauspiel, DDK «Die Perser» von Aischylos ist nicht nur das älteste erhaltene Theaterstück der abendländischen Welt, sondern auch die einzige Tragödie, deren Stoff kein mythischer, sondern ein realpolitischer ist: 480 v. Chr. siegten die Griechen in Salamis über das riesige Perserheer und ebneten den Weg für die beispiellose hellenistische Expansion. Die Interlinearübersetzung von Heiner Müller und Peter Witzmann versucht keine geschlossene Dramatik zu behaupten, sondern verdeutlicht den archaischen und rituellen Charakter des Textes. Die Tragödie des Kriegsteilnehmers Aischylos verhandelt die Möglichkeit einer Annäherung an das Leid der Anderen, indem sie die Geschichte eines Sieges aus dem Standpunkt des Verlierers darstellt. In unserem doppelten Spiel der Griechen als Perser changiert das Stück als episches Lehrstück zwischen Tragik und Farce. Do. 7. April, 18.15h, Aktionsraum 5.K06, Ebene 5 NUMB Performance Konzept: Dagmar Bock: Studentin Master Theater, Vertiefung Schauspiel, DDK Creation/Performance: Dagmar Bock, Romain Guion, Thomas Jeker Dramaturgie: Tom Schneider Wir richten den Blick auf Gewalt – auf die Gewalt, die unsere Gesellschaft produziert, auf offensichtliche und versteckte Formen zwischenmenschlicher Gewalt sowie deren Extremformen. Wie manifestiert sich Gewalt in unseren Körpern? Welche Gesichter hat sie? Die Performer begreifen sich als Ventile, Katalysatoren und Projektionsflächen. Sie untersuchen, wie weit sie Gewalttaten und deren Auswirkungen nachempfinden können. Wie ist der physikalische und emotionale Impact körperlicher Gewalt performativ zu erforschen? Unterstützt durch: Ernst Göhner Stiftung, Schweizer Interpretengenosseschaft SIG Do. 7. April, 19.45h, Aktionsraum 5.K06, Ebene 5 5 — Der Schmerz des Anderen Showroom PSYCHOSIS // unplugged Konzert/Theater Regie: Edith Sophia Godau: Studentin Master Theater, Vertiefung Leitende Künstlerin, Profil Theaterpädagogik, DDK Szenografie/Ausstattung: Madlen Hallauer: Studentin Bachelor Theater, Vertiefung Szenografie, DDK Cornelia Zierhofer: Studentin Bachelor Theater, Vertiefung Szenografie, DDK Text/Performance: Dorothea Mildenberger: Studentin Bachelor Theater, Vertiefung Theaterpädagogik, DDK Musik: Pablo Lienhard: Student Bachelor Musik, DMU (Saxophon/Electronics) Florian Kolb: Student Bachelor Musik, DMU (Schlagzeug) Philipp Saner: Wissenschaftlicher Mitarbeiter Institute for Art Education, DKV (Musik, Gesang/Gitarre) Text/Psychologie: Lukas Meyer: Psychologe Drei Musiker treten mit einer Schauspielerin in Dialog über Sarah Kanes «4.48 Psychosis». Das Stück fasst poetischen Schmerz in brutale Sprache und in einen verdichteten, zerfetzten Text. Das depressive, psychotische Bewusstsein kommt in fragmentarischen Beschreibungen von Handlungen ebenso zum Ausdruck wie in Monologen, in Dialogen ohne chronologischen Ablauf oder in Wort- und Zahlenketten. Der Schmerz wird in die Mitte des Geschehens gezerrt, will angeschaut, angehört werden. In unserer Arbeit suchen Text und Musik gleichwertig nach Ausdruck und verweben sich zu einer gemeinsamen Sprache. Improvisierte Passagen fügen sich in komponierte Teile. Gefühl wird durch die mechanische Erzeugung von Klang live produziert und sichtbar hergestellt – nachvollziehbar und doch unmittelbar ergreifend. Do. 7. April, 18.15h, Atelier 5.K08, Ebene 5 SHYLOCKMONOLOGE frei nach Der Kaufmann von Venedig (William Shakespeare) & Place de l'Etoile (Patrick Modiano) Theater Regie/Leitung: Christian Eckstein: Student Bachelor Theater, Vertiefung Regie, DDK Dramaturgie: Timo Raddatz: Student Bachelor Theater, Vertiefung Dramaturgie, DDK Szenografie: Franca Manz: Studentin Bachelor Theater, Vertiefung Szenografie, DDK Schauspiel: Julian Tzschentke: Student Bachelor Theater, Vertiefung Schauspiel, DDK Nino Michel: Student Bachelor Film, DDK Shylock. Der ewige Jude. Von Moses nach Venedig, zum Place de l'Etoile. Auf der wilden Flucht vor der blutigen Spur der Geschichte. Unsere Suche nach dem Schmerz des Anderen ist die Suche nach der Empathie und nach den Gründen für sie. Muss uns jemand sympathisch sein, damit wir gerecht über ihn urteilen, seinen Schmerz fühlen? Shylock ist ein Kämpfer für sein Recht. Auf Rache. Als Jude wird er bespuckt, beleidigt, gedemütigt. Sein Schmerz interessiert nicht. Er ist kein Sympathieträger, er ist reich und dekadent. Das Publikum empfindet grosse Genugtuung, als Shylock am Ende enteignet und gezwungen wird, zum Christentum zu konvertieren. Als Christ bekommt er einen Teil seines Geldes zurück. Ein Christ darf reich sein, ein 6 — Der Schmerz des Anderen Showroom Jude nicht. Diese Demütigungen widerfahren einem Fremden, dazu noch einem Sünder. Ist Rache hier legitim, gerecht? Shylock selbst wird sein Recht auf Rache nicht zugestanden. Das Judentum Shylocks ist ein Symbol für den Schmerz des Fremden. Nicht unser Schmerz. Wir kennen ihn nicht, den Place de l'Etoile. Wir sind blonde Jungs. Fr. 8. April, 16.30h, Aktionsraum 5.K06, Ebene 5 SOLANGE ES SOMMER WAR Konzert/Performance Komposition/Leitung: Rosanna Zünd: Studentin Master Komposition für Film, Theater und Medien Szenografie: Jimena Cugat: Studentin Master Theater, Vertiefung Leitende Künstlerin, Profil Bühnenbild, DDK Musik: Sarah Deissler: Alumna Bachelor Theater, Vertiefung Schauspiel, DDK Stefanie Erni: Studentin Master Musikpädagogik, Gesang, Hochschule Luzern (Sopran) Yvonne Glur-Troxler: Master Musikpädagogik, Hochschule Luzern (Akkordeon) Rhea Paschen: Studentin Master Musikpädagogik, DMU (Klarinette) Lukas Rechsteiner: Student Master Musikpädagogik, DMU (Perkussion) Aron Salzmann: Student Master Musikpädagogik, DMU (Kontrabass) Astrid Schumacher: Studentin Master Musikpädagogik, DMU (Horn) Ein zentraler Punkt in Aichingers «Seegeister» ist für uns der Umgang der drei Hauptfiguren mit dem seelischen und möglicherweise auch physischen Schmerz, den sie erfahren, als sie nicht mehr zurück in die Gesellschaft finden, in der sie bisher gelebt haben. Der Schmerz lässt sie aber nicht erstarren, sondern er belebt sie in gewisser Weise und lässt sie neu aufblühen. Aus dem Leiden entsteht Erkenntnis und Bewegung. Unser Anliegen ist es, die Energie, die durch den starken Schmerz der jeweiligen Figur freigesetzt wird, musikalisch und räumlich zu interpretieren. Wir arbeiten die Differenzierung der drei Figuren sowie ihren unterschiedlichen Umgang mit den Empfindungen heraus. So knüpfen einzelne Motive und Instrumentierungen in der Musik direkt an eine Figur an und verdeutlichen oder erweitern deren Emotionalität. Wir haben uns für einen gewissen Grad an Skurrilität in der Musik entschieden, um den Schmerz nicht im Leiden selbst darzustellen, sondern ihn als Energieträger für eine abstraktere Ausdrucksform zu verwenden. Fr. 8. April, 15.15h, Aktionsraum 5.K06, Ebene 5 7 — Der Schmerz des Anderen Showroom SHOWROOM AUSSTELLUNG Donnerstag, 7. April 2016, 18h–21.30h Freitag, 8. April 2016, 9h–18h Kaskadenhalle, Ebene 5 ANDERE WIRKLICHKEITEN Visuelle Halluzinationen in der Neuropsychologie Manueller Tiefdruck, Radierungen auf Kupfer Sam Amrein, Alumna Bachelor Scientific Visualization, DDE Gestalterisches Mentorat: Anita Dettwiler und Karin Seiler, Dozentinnen Scientific Visualization, DDE Kooperationspartner: Dr. med. Matthias Bischof, FMH Neurologie, neurobaden, Gemeinschaftspraxis für Neurologie, Baden AG Die im künstlerischen Tiefdruck realisierten Momentaufnahmen erzählen Geschichten von Menschen, die mit optischen Sinnestäuschungen leben. Sie basieren auf Symptomschilderungen von Patienten und vermitteln Einblicke in Projektionen des Gehirns, die ansonsten nur für die Betroffenen wahrnehmbar sind. Innenwelten werden nach aussen gestülpt und persönliche Erlebnisse so weit wie möglich objektiviert, um sie Aussenstehenden zugänglich zu machen. Anhand von fünf ausgewählten Arten neuropsychologischer Trugbilder, bedingt durch LSD-Konsum, Narkolepsie, Migräne, Delirium Tremens und Lewy-Körperchen-Demenz, können die Betrachtenden die Vielfalt visueller Halluzinationen in ästhetisierter, doch inhaltlich präziser Darstellung kennenlernen. BROKEN CONSTELLATION What is the role of art for establishing collective memories as a form of resistance? Videoinstallation Ezgi Bakcay: Kuratorin Karsi Sanat Art Gallery Istanbul Nistiman Erdede: Student Bachelor Medien und Kunst, Vertiefung Theorie, DKM Tilde von Overbeck: Studentin Master Fine Arts, DKM Feyyaz Yaman: Kurator Karsi Sanat Art Gallery Istanbul Das Militärgefängnis Diyarbakir, im besetzen kurdischen Gebiet Südostanatolien in der Türkei, wurde von der britischen Tageszeitung The Times zu den «zehn berühmtesten Gefängnissen der Welt» gezählt. Aufgrund des Einsatzes brutaler Foltermethoden erhielt das Gefängnis den Namen «Die Hölle von Diyarbakir» oder auch «Hölle Nr. 5», da es sich um das fünfte Gefängnis in Diyarbakir handelt. In den letzten Jahren hat sich in Diyarbakir eine Initiative formiert, die das Gefängnis Nr. 5 zu einem Museum für das Gedächtnis an die Folterungen und Repressionen vor Ort machen möchte. Die Initiative hat Aufmerksamkeit und Unterstützung in der Öffentlichkeit gefunden. Einige reden von einem «Museum des Schämens», andere von einem «Museum der Menschenrechte». Wichtiger als der Name ist aber der Prozess, durch den das kollektive Gedächtnis in der konkreten Architektur des Gefängnisses einen Ort finden kann, um die Geschichte der Repression und Folter – aber auch des Widerstands dagegen – weiter zu tragen. Wie kann eine Gedächtnisarbeit im Rahmen einer Ausstellung stattfinden? Welche Rollen könnte Kunst in einem sozialen und politischen Versöhnungsprozess spielen? Welche Bedeutung haben Schmerzen für den Widerstand? 8 — Der Schmerz des Anderen Showroom CHRISTMAS DINNER One-channel video Paloma Ayala: Studentin Master Fine Arts, DKM Director, editor, script: Paloma Ayala Cameraman: Guillermo Villa Voice: Angel Rodriguez Actors: Saulo Ayala, Liliana Rodriguez, Lucila Núñez, Marina Núñez, Michelle Núñez, Juan González, Mildred López, Javier Dragustinovis, Homero Núñez The children: César, Karla, Liliana, Sofía, Santos Art Production Assistants: Vanesa Ayala, Liliana Rodríguez Sound recordings: Javier Dragustinovis Catering: Lucila Núñez, Rocío Núñez Filmed in Matamoros, Mexico and Zürich Christmas Dinner reflects on the social function of holding together as a family group against the complexity of social mechanisms that let moral atrocities and love happen at the same time, at the same table, among people connected by bonds traditionally accepted as the strongest. It deals with shock and every day life, with love tied to social obligations, hierarchies in a family unit, and the sort of old pain that is carried for years – which in this case is revealed and confronted in a fictionalized social gathering situation. How do we perceive the reality of our own families and how do we communicate it? As a dramatic game of sociopaths or as a light-hearted family gathering? www.palomaayala.com EMPATHY SCALE Installation Björn Franke: Dozent Interaction Design, DDE Human behavior and morality is neither a representation of an internal state nor a mirror of an environment, but emerges in an interaction with an environment. The project Mind Hygiene investigates the shaping of the self, not by introspection and reflection, but through an interaction with neurotechnological devices. The project consists of three conceptual devices for observing, testing, quantifying, manipulating and conditioning the self. The Empathy Scale is one of these devices. It presents a sequence of images to a test subject upon which the empathic state of the subject is measured by analyzing the microgestural response to these images. In the case of a low empathic response, the images become more brutal; in the case of a high empathic response, they become more gentle. Instead of abstracting the corresponding empathetic reaction of the subject into a numeric scale, the resulting images themselves represent the empathetic state of the subjects in a qualitative way that requires further interpretation. www.bjornfranke.com 9 — Der Schmerz des Anderen Showroom FAMILY SNAPSHOTS Fotografie Paloma Ayala: Studentin Master Fine Arts, DKM A few selected pictures from a collection obtained from my own family blog and social media. A series that shows photographs of intimacy and family attachments and hierarchies, as well as a social commentary on how violence can be seen as an operative modus on people's attitudes and appearances. It shows another world, the Mexican/US eastern border and the representation of family units as something corrupted by deteriorated social and political systems. My family themselves see the damage that is being inflicted on their communities. They show their pain and empathy by praying, going north of the border or away from the criminal areas, commenting on social media and imitating the «narco» styles. www.palomaayala.com FOREVER ROYALTIES Installation Anna Rubi : Alumna Master Transdisziplinarität, DKV Eirini Sourgiadaki: Studentin Master Transdisziplinarität, DKV The word empatheia (εμπάθεια), originally from the ancient Greek empathis, is a Hellenistic word used to describe intense pathos manifested as wickedness, negative or hostile prejudicial attitude. The word came, in the English language, to denote the arousal of pathos (pathos with the meaning of suffering) in the misery of the other up to a point of total identification and, eventually, compassion. The use of the word itself has come to a point where it means exactly the opposite of its ancient Greek original. In an etymological sense, empathy is a paradoxical phenomenon, trying to relate to the pain of another body. What could, for instance, be the connection between tourists and refugees travelling towards – and finally being on – the same island in the summertime? Could one ever feel the same pain as the other? https://www.behance.net/rubianna http://eirinisourgiadaki.tumblr.com FROM PAIN TO PAIN MIRROR FACTORY Installation + Workshop Annemarie Bucher: FOA-FLUX, lecturer BA Art & Media/ZHdK, theoretician and curator Steve Hui (alias Nerve): Hong Kong Academy of Performing Arts, composer and DJ Nuria Krämer: Head Connecting Space Hong Kong, multi-media artist and scenographer Dominique Lämmli: FOA-FLUX, lecturer MA Fine Arts/ZHdK, visual artist Justin Wong: Academy of Visual Arts/Baptist University of Hong Kong, comic writer Anthony Yeung: Hong Kong Academy of Performing Arts, sound designer Special thanks to Stephanie Eichberg, researcher Center for Literary and Cultural Research Berlin; Lee Chun Fung, Hong Kong based artist and curator; Krystie Ng, Malaysia based artist and curator. A Connecting Spaces Hong Kong—Zurich and Z+ project. In civilized societies we often witness a lacking capacity to respond to increasing political and social pressure, and to growing surveillance. A well known anecdote describing this phenomenon is that of a frog slowly being boiled alive; the frog sits in the water till it is cooked to death—whereas if were thrown into boiling water, it would jump out immediately. What about empathy in an environment where threats occur gradually? What about feelings of pain where pressure is slowly intensified? Do we react? And if so, how? Visit our workshop this Friday, 8 April, 1:30–2:30 pm, Kunstraum 5.K12 Installation: Thursday 5–9pm and Friday 9am–6pm 10 — Der Schmerz des Anderen Showroom PLATZSPITZ/NEEDLEPARK Experimentelle Installation Gianluca Trifilo: Student, Master Fine Arts, DKM Miriam Loertscher: Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institute for Performing Arts and Film, DDK Schmerz stört. Insbesondere in einer hedonistischen Konsum- und Leistungsgesellschaft. Warum sollte sich jemand freiwillig mit dem Schmerz der Anderen auseinandersetzen? Gib den Anderen lieber ein Schmerzmittel, dann lohnt es sich für die Wirtschaft, und der Staat bekommt seine Mehrwertsteuer. Heroin war eines der ersten chemischen Arzneimittel, das im grossen Stil produziert und zur Linderung von Husten, Schmerzen und Depressionen beworben wurde. Hundert Jahre später gilt es als Inbegriff der tödlichen Droge. Die experimentelle Installation PLATZSPITZ/NEEDLEPARK bietet einen künstlerischen Mikrokosmos, um sich dem Schmerz der Anderen zu nähern. Sie sammelt und präsentiert Überlieferungen von Zeitzeugen auf einer künstlerischen Forschungsgrundlage. Die Video-Projektion auf dem Ballon verändert sich je nach Gaszufuhr der interaktiv mutigen Betrachter. Was passiert, wenn der Ballon die antike Glasspritze berührt? SHOCK FIGHTER Feel the Pain you Cause Game-Installation Game Design/Programmierung: Stefan Schmidlin: Student Master Design, Vertiefung Interaktion, DDE Grafik: Ivan Monteiro: Alumnus Bachelor Medien & Kunst, Vertiefung Mediale Künste, DKM SHOCK FIGHTER ist ein Prügelspiel für einen Spieler, bei dem physischer Schmerz als Spielelement verwendet wird. Der Spieler muss seine Gegner verprügeln und versuchen, das Ende des Levels möglichst unbeschadet zu erreichen, aber dabei erlebt er den Schmerz, den er seinen Gegnern zufügt, in Form von Elektroschocks am eigenen Leib. Shock Fighter stellt damit die Frage nach der Macht der Spielmotivation und nach der Grenze, wo der Spass aufhört und der Ernst anfängt. Nimmt der Spieler Schmerz als unvermeidbare Begleiterscheinung des Spiels in Kauf, empfindet ihn vielleicht sogar als lustvoll? Oder hat der Schmerz die Macht, dem Spieler die Motivation zu nehmen? Assoziationen mit Pavlovs Konditionierungsexperimenten oder mit Milgrams Untersuchungen zur Funktionsweise autoritärer Strukturen werden möglich. SHIBARI Kurzdokumentation Miriam Exner: Alumna Bachelor CAST/Audiovisuelle Medien, DDE Isabelle Speck: Alumna Bachelor CAST/Audiovisuelle Medien, DDE Der Film thematisiert die japanische Fesselkunst Shibari, bei der Ästhetik und lustvolles Empfinden mit einem traditionellen Handwerk zusammenkommen. Die Protagonistin Fabienne sieht Shibari vor allem als harmonisches Zusammenspiel zweier Menschen, die in gegensätzliche Rollen schlüpfen. Sie selbst übernimmt meist den dominanten Part der Fesselnden oder des «Riggers», während Sylvia den Part des Models bzw. der Gefesselten übernimmt. In der vereinbarten Spielsituation wir der Schmerz des Anderen erprobt und in eine lustvolle Situation überführt. Shibari, was übersetzt «Binden» oder «Schnüren» bedeutet, hat seinen Ursprung in einer polizeilichen Fesseltechnik, aus der später eine kunstvolle Körperarbeit hervorging. Der Wunsch der Protagonistinnen ist es, Shibari nicht durch die Brille traditioneller Rollenbilder anzusehen, sondern offen, vielseitig und sensibel damit umzugehen. http://10facetten.ch/portraits/ 11 — Der Schmerz des Anderen Showroom TRAVELLING THROUGH OUR SENSES no.05_conceptual pain killer Performative Situation Magda Drozd: Studentin Master Fine Arts, DKM Vanessà Heer: Studentin Master Fine Arts, DKM Are you interested in suffering? Do you chronically jump into painful situations? Why not get a conceptual pain killer? The performative situation, in which the audience is an active participant, is an invitation to get rid of problems and pain through sharing one’s own pain experiences as well as to encounter oneself and the other. The conceptual pain killer, specially designed for the individual needs is presented as a promise and solution to our problems. Why do we have so many problems? We are going to die anyway. The serial project travelling through our senses was initiated in 2015 by Vanessà Heer and Magda Drozd. It produces shared emotions in the form of time and space. We take care of each other, share knowledge and explore the production of work in a pleasurable way. Our work is not focused on a particular aim. Instead we see every movement, every experience and sensation as part of the work. https://travellingthroughoursenses.wordpress.com 12