Erfahrungsbericht Lyon WS`09, Flo Zollner
Transcrição
Erfahrungsbericht Lyon WS`09, Flo Zollner
Auslandssemester in Lyon (Frankreich) Université Jean Moulin Lyon 3 SELF-Programm (Englische Vorlesungen) www.univ-lyon3.fr Erfahrungsbericht von Florian Zollner und Susanne Rau Florian Zollner Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim Studiengang International Business (WIBA ‘08 A) [email protected] Susanne Rau Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim Studiengang International Business (WIBA ‘08 B) [email protected] Auslandsaufenthalt im 3. Semester, 31.08.-18.12.2009 Inhaltsverzeichnis I. Auslandssemester – wann und wo? ............................................................................................ 3 II. Vorbereitungen ........................................................................................................................... 3 1. Anmeldung .............................................................................................................................. 3 2. Kurswahl .................................................................................................................................. 4 3. Wohnungssuche ...................................................................................................................... 5 4. Finanzielle Unterstützung: CAF beantragen ............................................................................ 6 5. Bank ......................................................................................................................................... 6 III. Studieren in Lyon..................................................................................................................... 7 1. Universität ............................................................................................................................... 7 2. Lyon als Stadt........................................................................................................................... 8 3. Ausgehen in Lyon .................................................................................................................... 9 4. Typisch Französisch ................................................................................................................. 9 5. Überschlagung Ausgaben ...................................................................................................... 10 IV. Fazit ....................................................................................................................................... 10 Dieser Bericht soll unsere Erfahrungen und Eindrücke widerspiegeln, die wir vor und während unseres Auslandsemesters (WS 2009) in Lyon gemacht haben. Gleichzeitig möchten wir einige nützliche Tipps weitergeben, die sicher auch zukünftigen Erasmus-Studenten in Lyon helfen werden sich zurechtzufinden. I. Auslandssemester – wann und wo? Generell bedarf ein Auslandssemester viel mehr Vorbereitungen als man denkt. Als erstes stellen sich einem die Fragen, wann man ein Auslandssemester machen sollte und wohin die Reise gehen soll. Da wir sehr auslandsbegeistert sind, haben wir uns entschieden, unser 3. Semester im Ausland zu verbringen. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim bietet im Allgemeinen eine große Auswahl an Partneruniversitäten im Ausland, an denen man ein Semester studieren kann. Über Argentinien, bis hin zu China, Finnland und den USA – nahezu auf jedem Kontinent ist es möglich im Rahmen des Austausches zu studieren. Weil wir uns sehr für Frankreich interessieren und wir unsere Sprachkenntnisse auf- bzw. verbessern wollten, ist unsere Wahl folglich auf Lyon in Frankreich gefallen! II. Vorbereitungen 1. Anmeldung Mit der Entscheidung im Hinterkopf nach Frankreich gehen zu wollen, beginnt der bürokratische Teil mit den Vorbereitungen. Glücklicherweise ist auf der Homepage der DHBW Mannheim durch unsere Vorgänger aufgelistet worden, welche Dokumente in jedem Fall als Original und / oder Kopie mitgenommen werden sollten. Somit haben wir schlichtweg begonnen, die notwendigen Unterlagen dieser Liste zu sammeln. Folgende Dokumente sind notwendig: a) Bereits zum Zeitpunkt der Bewerbung / Anmeldung: - Anmeldung - Anschreiben an die Gastuniversität - Lebenslauf (englisch) - Kopie des Personalausweises / Reisepass - Kopie der europäischen Krankenversicherung - Kopie der Geburtsurkunde - ca. 3 Passbilder - unterzeichnetes Learning Agreement b) folgende Dokumente können in Lyon nachgereicht werden: - Haftpflichtversicherungsnachweis Bestätigt werden sollte, dass diese Versicherung auch im (europäischen) Ausland gültig ist. Wenn möglich, sollte sie auf Französisch oder Englisch verfasst sein. Zur Not findet sich im International Office in Lyon aber auch jemand, der Deutsch spricht. Im Übrigen bekommt man aber auch sehr häufig beim Eröffnen eines Kontos (Punkt Bank) eine Versicherung praktisch kostenfrei dazu. Eine Haftpflichtversicherung muss also nicht zwangsläufig schon in Deutschland abgeschlossen sein. 2. Kurswahl Etwa ein halbes Jahr vor Abreise haben wir uns dann mit der Kurswahl an der ausländischen Hochschule befasst. An der Universität Jean Moulin Lyon 3 hat man die Möglichkeit, ein englisches (SELF) oder ein französisches Programm (DEUF) zu wählen. Die Unterrichtssprache in SELF-Kursen ist ausschließlich Englisch, in den DEUF-Kursen Französisch. Wir haben uns für das SELF-Programm entschieden, mit der Option innerhalb der ersten zwei Vorlesungswochen noch in das DEUF-Programm wechseln zu können bzw. nur einen oder zwei Kurse auf Französisch zu belegen. Ein Wechsel in das SELF Programm, nachdem man sich für DEUF entschieden hatte, war nicht ohne Weiteres möglich. Wer sich also unsicher ist, sollte lieber zunächst SELF wählen. Der Wechsel zu DEUF im Nachhinein ist unproblematischer und auch lieber gesehen. Wer wirklich sicher ist, im SELF besser aufgehoben zu sein, sollte in den ersten beiden Wochen in Lyon im International Office lieber auch Englisch sprechen. Schon ein „Bonjour“ lässt vermuten, dass man ja doch genug Französisch sprechen könne, um ohne Probleme im DEUF zu studieren… Bei der Entscheidung zwischen SELF und DEUF sollte auch noch beachtet werden, dass den SELF-Studenten nur eine begrenzte Anzahl an Kursen zur Wahl steht, während man im DEUFProgramm eine sehr viel größere Auswahl an Kursen hat. Auch die genauen Anfangs- und Endtermine des Semesters variieren zwischen SELF und DEUF. Im Wintersemester war es bei uns beispielsweise der Fall, dass die SELF-Kurse den ausländischen Studenten zuliebe bereits vor Weihnachten inklusive Klausur abgeschlossen waren, während Klausuren der DEUF-Studenten bis in den Januar hinein reichten. Außerdem gibt es für die englischen Kurse tendenziell mehr ECTS Punkte. Auf der Homepage der französischen Uni ist ein Kurskatalog für SELF und für DEUF hochgeladen, aus dem wir uns unsere SELF-Kurse „auswählen“ konnte. Abgestimmt wurden die Kurse dann sowohl mit unserem Studiengangsleiter an der DHBW Mannheim, als auch mit den Ausbildungsleitern unserer Ausbildungsfirmen. Die Kurswahl in unserem Fall ging relativ schnell und wurde von beiden Parteien ebenfalls abgesegnet und auf dem „Learning Agreement“ festgehalten. Als letztes folgte nun noch die online-Einschreibung an der Austauschuniversität. Diese dient dazu, dass die Universität abschätzen kann, wie viele Austauschstudenten welche Kurse belegen. Jedoch muss man auch damit rechnen, dass es noch zu Änderungen kommt entweder weil zwei gewählte Kurse zur gleichen Uhrzeit stattfinden oder weil Kurse bereits überfüllt sind. Das Wechseln von Kursen ist innerhalb der ersten Wochen unkompliziert im International Office möglich. Wenn alle erforderlichen Dokumente vorhanden und die Kurswahl auf dem „Learning Agreement“ bestätigt wurde, werden alle Unterlagen nach Frankreich verschickt. Nach Eingehen der Unterlagen an der Gastuniversität, erhält man eine Bestätigung und man kann sich nach Annahme nun offiziell aus Austauschstudent in Frankreich zählen! Aber auch, wenn nie eine offizielle Bestätigung aus Lyon kommt – solange man nicht abgelehnt wird kann man erfahrungsgemäß doch davon ausgehen, dass man angenommen ist. Im Zweifel oder bei allen anderen Fragen, sollte wirklich zum Telefon gegriffen werden!! Emails werden zu spät oder nie beantwortet, während in den ersten Wochen viel Arbeit auf das International Office zukommt. Wie schon erwähnt wird die Kurswahl erst in Frankreich endgültig, da sich noch Änderungen ergeben. Daher muss man in den ersten Tagen die Kurse im System eintragen lassen. Für SELF-Studenten übernimmt das Martine Pes. 3. Wohnungssuche Ist der erste Teil der Vorbereitungen mit dem Sammeln aller notwendigen Unterlagen und dem Einschreiben an der Universität abgeschlossen, kann man kurz Luft holen, bevor man mit der Wohnungssuche beginnt. In unserem Fall verlief das gesamte Einschreibungsprozedere nicht so reibungslos wie dargestellt. Doch dazu später mehr. Um eine Wohnung in Lyon zu finden, gibt es mehrere Möglichkeiten, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Der wohl einfachste Weg eine Behausung zu finden, ist, sich von der Universität eine Wohnung bzw. eine Gastfamilie vermitteln zu lassen. Dieser Service wird auf der Homepage der Universität angeboten, ist aber nicht kostenlos. Jedoch kann man aus einer Liste verschiedener Wohnung in verschiedenen Wohnheimen wählen. Bevor allerdings eine Wohnung angeboten wird, sind 330 € zu überweisen, von denen 305 € später mit der ersten Miete verrechnet werden. Im Grunde bezahlt man also lediglich 25€ für die Vermittlung. Wir empfehlen diese Variante! Man investiert kaum Zeit und Arbeit in die Wohnungssuche und weiß bei der Anreise schon, wo man wohnen wird. Übrigens muss man, wenn man diese Vermittlung in Anspruch nimmt, gleich nach der Ankunft in Lyon zur Universität. Dort stellt man sich in die lange Schlange vor dem International Office und knüpft währenddessen schon einmal erste Kontakte mit den Leidensgenossen. Die Mitarbeiter dort gehen noch einmal die Mappe durch, die für jeden angemeldeten Studenten angelegt wurde und sagen, welche Dokumente unter Umständen noch fehlen. Am Ende gibt es dann eine Bestätigung von der Universität, die man unbedingt für den Einzug in das Wohnheim benötigt! Des Weiteren lassen sich Wohnungen bzw. Wohngemeinschaften (Colocation) im Internet finden. Wenn man hartnäckig genug ist, lassen sich im Vergleich zu den von der Uni vermittelten Wohnungen echte Schnäppchen ausfindig machen. Die beste Seite dabei ist wohl http://www.recherche-colocation.com/lyon.html. Natürlich kann man in Lyon auch Vorort eine Wohnung finden. Unzählige kostenlose Zeitungen, die zum Beispiel an den Métro-Eingängen verteilt werden, in den Wohnungen inseriert werden, helfen dabei. Diese Variante ist aber wohl die aufwendigste. Man muss sich auf viele Wohnungsbesichtigungen und „Interviews“ einstellen. 4. Finanzielle Unterstützung: CAF beantragen CAF steht für « Caisse d'Allocation Familiale ». Generell hat jeder Student in Frankreich auf CAF-Geld, was als Wohnzuschuss betrachtet wird. Aus diesem Grund erscheinen die Mieten in Frankreich auch höher als in Deutschland – die Vermieter schlagen das CAF auf die Miete drauf. Die Höhe des Betrages hängt davon ab, ob man alleine oder in einer Wohngemeinschaft lebt. Der zu erhaltende Höchstbetrag sind derzeit 167 €. Das CAF sollte schnellst möglichst beantragt werden, da die Bearbeitungszeit 3-4 Wochen dauern kann. Zur Beantragung empfiehlt es sich, vor Ort bei der Caisse die notwenigen Formulare auszufüllen und auszudrucken. (Eine Seite des Antrags muss jedoch auch noch vom Vermieter ausgefüllt werden.) Beigefügt werden muss noch die Kopie der Krankenversicherungskarte, eine Kopie des Personalausweises oder der Geburtsurkunde, sowie die letzte Lohnbescheinigung und die Sozialversicherungsnummer (falls vorhanden). Wenn die Dokumente gesammelt sind, sollte man diese bei der CAF direkt auf Vollständigkeit prüfen lassen. Wenn eine Unterschrift oder ein Dokument fehlt, dauert es doppelt so lange, bis das erste Geld auf dem Konto ankommt. Übrigens überweist die CAF ausschließlich an französische Konten! 5. Bank Wir empfehlen generell ein Bankkonto in Frankreich zu eröffnen. Zwar kann man auch ohne leben, wenn man beispielsweise eine Kreditkarte hat (die in Frankreich übrigens geradezu überall genutzt werden kann) oder etwa die eigene Bank in Deutschland mit einer französischen Bank kooperiert (z.B. Deutsche Bank und BNP Paribas). Damit jedoch das CAF-Geld überwiesen werden kann, wird ein französisches Bankkonto benötigt. Die Bank LCL bietet dabei günstige Konten sowie Hausratsversicherungen für Studenten an (zusammen 2 €). Man benötigt Personalausweis, Studentenausweis und Mietvertrag zur Eröffnung des Kontos. Eine Filiale der Bank befindet sich beispielsweise direkt gegenüber von der Uni. Die Damen dort sind sehr nett und auch flexibel, unbürokratisch und einfach auf ausländische Studenten eingestellt! So dauert sowohl das Eröffnen als auch das Schließen des Kontos nur einige Minuten. Besonders, wenn das Konto nach der Abreise wegen des CAF-Geldes oder einer Stromrechnung noch benötigt wird, zahlt es sich aus, sich für diese Filiale zu entscheiden! In Frankreich wird allgemein viel mit Bankkarte bezahlt. Scheckhefte werden auch häufig noch benutzt, jedoch werden nicht mehr überall Schecks angenommen. III. Studieren in Lyon 1. Universität Die Université Jean Moulin Lyon 3 ist eine ehemalige Tabak-Manufaktur, die sich unweit vom Stadtzentrum befindet. Der Bau mit den zwei Innenhöfen und einzelne Räume lassen auf die Vergangenheit als Manufaktur schließen. Das Flair ist noch zu spüren. Die Uni ist gut ausgebaut, modern und die Bibliothek gut bestückt. Die Semesterzeiten liegen ungefähr zwischen September und Dezember/Januar für das erste Semester und zwischen Januar und Mai für das zweite Semester. Wie schon gesagt, haben die Austauschstudenten die Wahl zwischen einem englischen (SELF) und einem französischen Programm (DEUF). Neben den verschieden Vorlesungssprachen ist ein weiterer Unterschied, dass in den SELF-Kursen keine französischen Studenten, sondern Austauschstudenten aus der ganzen Welt zusammen studieren. Im DEUF-Programm ist dies anders: hier studieren die Austauschstudenten zusammen mit den französischen Studenten, sodass ein besserer interkultureller Austausch stattfinden kann. Jedoch ist zu sagen, dass sowohl SELF als auch DEUF-Austauschstudenten einen Französischsprachkurs belegen, der einmal die Woche stattfindet und genauso gewichtet wird wie die restlichen gewählten Kurse. Die Vorlesungen im SELF-Programm selbst erinnern etwas an Schulunterricht, da die Kurse mit ca. 45 Leuten recht überschaubar sind und partizipiert werden kann. Teilweise wird neben einer Abschlussklausur auch Mitarbeit bewertet und/oder Präsentationen vergeben. Ende Oktober hatten wir selbst eine Woche Ferien, in der es uns ermöglicht war, mehr von Land und Leuten zu sehen und zu reisen. Besonders reizvoll ist es, an die Côte d’Azur zu fahren und dort einfach das Strandleben (auch noch Ende Oktober!) zu genießen. Wie schon angedeutet, ist die Hochschule leicht chaotisch organisiert. Bei der Ankunft beschleicht einen von Zeit zu Zeit das Gefühl, dass Chaos in den Büros herrscht. Teilweise wurden die Akten von Austauschstudenten „verlegt“, sodass die in Deutschland zusammen gesammelten Unterlagen ersetzt werden mussten (deshalb unbedingt Kopien machen!). Sollten Unterschriften für das „Learning Agreement“ gebraucht werden, unbedingt sofort auf diese bestehen und das Dokument wieder mitnehmen. So kam es zum Beispiel vor, dass „Learning Agreements“ von anderen Austauschstudenten spurlos verschwunden sind. An dieser Stelle ist noch zu sagen, dass man sich generell von Anfang an darauf einstellen muss, ab und an etwas länger in der Schlange zu stehen. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber an die Arbeitsweise der Franzosen und man lernt diese auch zu schätzen und selber auch entspannter zu sein. Denn vieles läuft sehr unkompliziert ab und lässt sich schnell klären. Wenn man sich überlegt, wie viele Austauschstudenten auf einmal am Semesteranfang dort aufschlagen, dann ist es im Großen und Ganzen doch erstaunlich, wie alles am Ende doch immer noch klappt! Das International Office gibt sich auf jeden Fall viel Mühe. 2. Lyon als Stadt Hat man die ganze Organisation erst einmal hinter sich gebracht und sich in seiner neuen Umgebung eingelebt, kann das Leben in Lyon sehr angenehm sein. Die Stadt ist eine sehr „junge“ Stadt mit einem hohen Anteil an Studenten und weniger industriell als erwartet. Besonders sehenswert sind die Altstadt „Vieux Lyon“, die zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt worden ist, die Presqu’île (zu deutsch: „Fast-Insel“) sowie die alten Amphitheater, die man kostenlos besuchen kann. Ein guter Spot, um sich mit anderen zu treffen, ist der „Bellecour“. Auf dem zentralen Platz finden alle großen Events der Stadt statt wie z.B. das „Fête des Lumières“ (Lichterfest um den 08. Dezember). Um in Lyon mobil zu sein, empfiehlt es sich, eine Studenten-Monatskarte zu kaufen. Beantragt werden kann sie an den Infoschaltern an allen großen Métro-Stationen wie z.B. „Perrache“ oder „Bellecour“. Gefahren werden kann damit Bus, Bahn und Tram. Zudem befinden sich in Lyon etliche Velov-Stationen. Das sind Fahrrad-Mietstationen, bei denen man sich ein Rad für eine Stunde für einen Euro ausleihen kann. Nach Gebrauch wird das Rad einfach in eine am Ziel naheliegende Station eingehenkt. Besonders zu empfehlen sind die kleinen Nebenstraßen und Gassen, die zuhauf in Lyon zu finden sind. Hier gibt es unzählige „Tante-Emma-Läden“, Epicierien, gute Bäckereien, wo die Heimischen selbst gerne ihr Baguette kaufen. Auch die Wochenmärkte sollten besucht werden, um wirklich unter Franzosen zu kommen. Natürlich darf in der Hauptstadt der Gastronomie ein Besuch in einem traditionellen „Bouchon“ (zu deutsch: Korken) nicht fehlen. Zu essen gibt es hier Spezialitäten aus Lyon und dem Umland wie z.B. Geflügelleberkuchen, gebratene Kutteln oder Tête de Veau – einen mit Hirn und Zunge gekochten Kalbskopf. Hört sich ungewohnt und nicht gerade appetitlich an, aber in einem „Bouchon“ in Lyon werden oftmals Innereien serviert. Natürlich findet man auf der Karte auch „normale“ oder vegetarische Gerichte. Zu empfehlen ist in einem „Bouchon“ wie auch in anderen Lokalitäten die Wahl eines Menüs, da man so die Möglichkeit hat, viele vielleicht neue Gerichte zu testen. Oftmals ist ein Menü auch preiswerter als ein Gericht à la carte. 3. Ausgehen in Lyon Mit ihren 16 Fakultäten und Hochschulen ist Lyon eine sehr junge, studentische Stadt. Dementsprechend lassen sich in Lyon eine Vielzahl von Bars, Lounges und Clubs zu finden, um den vielen Studenten und sonstigem feierwütigem Publikum eine gebührende Abwechslung zum harten, französischen Uni-Alltag zu bieten. Besonders populär zum Ausgehen und Spaß haben ist die Altstadt – das „Vieux Lyon“. Von klassischen Cafés, die besonders polarisierend auf Touristen wirken, bis hin zu Karaoke-Bars in engen, schwer auffindbaren Gassen – hier ist für jeden Anlass und Geldbeutel die passende Location zu finden. Sehr zu empfehlen sind die australische Bar „Ayers Rock“ und das „Cosmopolitain“, die mit studentenfreundlichen Preisen um die Gunst des Publikums werben. Anzutreffen sind hier nicht nur Franzosen, denn die beiden Bars sind ebenso bei Austauschstudenten aus aller Welt beliebt. Probiert werden sollte in jedem Fall ein aromatisiertes Bier. Wer eher tanzen anstatt sitzen möchte, ist am Ufer der Rhône besser aufgehoben. Hier haben die zwei Boote „Le Syrius“ und das „Q-Boot“ angelegt, die komplett zu Discotheken umfunktioniert wurden. In schaukelnder Atmosphäre wird auf den Partybooten bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Die Uni organisiert gerade zu Beginn des neuen Semesters einige „Soirées“ – also PartyAbende, die in angemieteten Bars stattfinden. An diesen relativ teuren Veranstaltungen sollte man als Austauschstudent vielleicht schon teilnehmen, denn man bekommt somit die Gelegenheit schnell neue Bekanntschaften zu machen. Das Preisniveau für Drinks liegt allgemein über dem Deutschen: für ein Bier muss in der Regel mit 4 Euro tief in die Tasche gegriffen werden. Allerdings ist der Eintritt in Discos normalerweise (zumindest bis 24h) frei. 4. Typisch Französisch Wer längere Zeit in Frankreich lebt, der wird feststellen, dass Franzosen im Gegensatz zu Deutschen eher unorganisiert sind. Das beste Beispiel hierfür ist die Universität, in der sich einige Studenten vorort in Lyon komplett neu einschreiben mussten, weil ihre Akten verschwunden waren. Alles kann generell etwas länger dauern und für uns Deutsche mehr Nerven kosten. Darauf sollte man sich in jedem Fall einstellen. Wer sich jedoch einmal mit der französischen Arbeitsweise angefreundet hat und mit ihr umzugehen weiß, der lernt sie auch schätzen, weil vieles einfach unbürokratischer abläuft. Weiterhin ist zu beobachten, dass Franzosen generell eine andere Einstellung zum Essen haben. Dies merkt man daran, dass ein Mittagessen aber auch ein Dinner bestehend aus mindestens 3 Gängen gerne mal 2 Stunden dauern kann. Essen wird einfach zelebriert und ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens. Wer in den Genuss kommen sollte, einmal bei Franzosen privat zu Hause eingeladen zu sein, der bringe in jedem Fall Schokolade als Gastgeschenk mit. Neben dem Essen und einer anderen Organisation fällt auf, dass Franzosen viel mehr Körperkontakt suchen als Deutsche. So begrüßen sich beispielsweise gute Freunde mit zwei Wangenküssen – egal welchen Geschlechts sie sind. 5. Überschlagung Ausgaben - Miete: ca. 400-600 € in Wohngemeinschaften günstiger Strom (wird separat abgebucht) ca. 20-45 € Monatsticket Nahverkehr: 25 € Lebensmittel 250-300 € Generell liegt das Preisniveau ein wenig über dem in Deutschland. Wenn man günstig Lebensmittel einkaufen möchte, bieten sich Lidl, Leader Price, Ed oder der Lebensmittelmarkt an. Carrefour, Casino und Monoprix sind tendenziell teurer. Ein Menü in der Mensa ist mit 2,90€ aber auch durchaus zu empfehlen. IV. Fazit Resümierend ist zu sagen, dass uns die Zeit in Lyon sehr gut gefallen hat und wir jederzeit wieder nach Frankreich gehen würden. Die ersten zwei Wochen waren im ersten Moment hart und fordernd, weil einfach vieles neu und ungewohnt war. Im zweiten Moment aber überwiegen jedoch die tollen Erfahrungen, die wir machen durften. Neben den Sprachkenntnissen, die wir nun mitnehmen, haben wir durch das Auslandssemester weiterhin viele neue, tolle Menschen kennen gelernt, mit denen wir auch noch heute in Kontakt stehen. Wir sind dankbar dafür, dass wir das Auslandssemester in Lyon verbringen durften und denken gerne an eine tolle, spannende und lustige Zeit zurück!