Bericht aus der Arbeit der Gedenkstätte Breitenau im Jahre 2006
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Bericht aus der Arbeit der Gedenkstätte Breitenau im Jahre 2006
Bericht aus der Arbeit der Gedenkstätte Breitenau im Jahre 2006 von Gunnar Richter und Horst Krause-Willenberg Das Bildungsangebot der Gedenkstätte Breitenau wurde im Jahr 2006 von 6.040 Personen wahrgenommen. Darunter befanden sich 3.771 Personen, die als Gruppenbesucher in die Gedenkstätte kamen (Schulklassen, Jugendgruppen und Erwachsenengruppen) und eine Führung zur Geschichte Breitenaus erhielten oder einen Studienbesuch durchführten. An Veranstaltungen (Vorträgen, Lesungen, Sonderausstellungen, Diskussionsrunden und Seminaren), die von der Gedenkstätte zum großen Teil mit anderen Trägern durchgeführt wurden, nahmen 1.429 Personen teil. Dabei entfielen 842 Besucher auf Veranstaltungen, die mit eingeladenen Gästen durchgeführt wurden, und 587 Besucher auf Vorträge, Seminare und Veranstaltungen, die von den Gedenkstättenmitarbeitern selbst gehalten und durchgeführt worden sind. Die Gedenkstätte wurde außerdem von 840 Einzelbesuchern aufgesucht, von denen 317 Personen an Sonntagen kamen. Unter den Besuchern befanden sich 210 Besuchergruppen, und diese setzten sich aus 109 Schulklassen bzw. Schülergruppen, 18 Jugendgruppen, 14 StudentenInnengruppen und 69 Erwachsenengruppen zusammen. Die Schulklassen kamen wiederum aus verschiedenen Schulformen (Haupt- und Realschulen, Schulen für Lernbehinderte, Gesamtschulen, Gymnasien, beruflichen Schulen) und verschiedenen Schulstufen. Das Einzugsgebiet umfasste überwiegend nord- und osthessische Städte und Landkreise. Die Klassen kamen u.a. aus: Bad Hersfeld, Baunatal, Bebra, Dautphetal, Edertal, Eiterfeld bei Hünfeld, Felsberg, Fritzlar, Fulda, Fuldatal, Grünberg, Gudensberg, Guxhagen, Hessisch-Lichtenau, Homberg/Efze, Hünfeld, Kassel, Marburg, Melsungen, Niestetal, Schwalmstadt, Stadtallendorf, Vellmar, Wetter bei Marburg und Zierenberg. Wie in den Jahren zuvor, besuchten auch im vergangenen Jahr zahlreiche Schulklassen die Gedenkstätte Breitenau im Rahmen von Klassenfahrten nach Kassel oder Melsungen, so z.B. aus Alsbach/Bergstraße, Aurich, Bad Schwalbach, Berlin-Schöneberg, Birkenau b. Weinheim, Brakel, Büdingen, Gießen, Großengottern bei Mühlhausen, Hildesheim, Jena, Leipzig, Nidda, Papenburg, Recklinghausen, Rüsselsheim und Weilburg/Lahn. Außerdem besuchten auch verschiedene Gruppen ausländischer Schüler, Jugendlicher und Erwachsener die Gedenkstätte, so z.B. im März vergangenen Jahres eine internationale Gruppe mit Lehrerinnen und Lehrern aus England, Spanien, Rumänien und der Tschechischen Republik. Den Austausch hatte Frau Hetzler-Roggatz von der Theodor-Heuß-Schule in Homberg/Efze vorbereitet, die die Gruppe auch begleitete, und bei dem Besuch in der Gedenkstätte Breitenau standen Fragen des Umgangs mit der Geschichte des Nationalsozialismus in bundesdeutschen Gedenkstätten und Schulen im Mittelpunkt. Auch bei dem Besuch einer Gruppe ausländischer Deutschlehrer und –lehrerinnen über das Dialog-Institut Kassel (in Begleitung von Herrn Müller) nahmen Fragen des Umgangs mit der nationalsozialistischen Vergangenheit – am Beispiel der Gedenkstätte Breitenau – einen besonderen Raum ein. Im April besuchte eine Gruppe von französischen Austauschschülerinnen und -schülern der Wilhelm-Leuschner-Schule in Niestetal in Begleitung von Frau Kittner die Gedenkstätte. Die Schüler setzten sich hier besonders mit dem Schicksal der französischen Gefangenen auseinander. Im Juni besuchte eine Gruppe amerikanischer Austauschschüler der Theodor-Heuß-Schule in Homberg/Efze die Gedenkstätte Breitenau und im Juli eine Austauschgruppe amerikanischer Schüler der Geschwister-SchollSchule in Melsungen. 5 Am 19. Juni besuchte eine Gruppe 20 junger Israelis die Gedenkstätte Breitenau, die während ihres Militärdienstes oder als Zivilpersonen bei Terroranschlägen verwundet wurden. Angeregt wurde der Besuch durch eine Zusammenarbeit des Projektes „DisraeliS“ (zusammengesetzt aus Disabled Israelis), das die jungen Menschen zu Erholungsurlauben in verschiedene Länder einlädt, mit dem Verein „Israel Heute – Christen an der Seite Israels e.V.“ und ihrem Vorsitzenden, Herrn Martin Lehmann, der die Gruppe auch begleitete. Der Besuch in der Gedenkstätte Breitenau endete mit einer kleinen Gedenkzeremonie am Gedenkstein für die Opfer und Verfolgten des ehemaligen Konzentrations- und Arbeitserziehungslagers Breitenau. Neben den genannten ausländischen Besuchern wurde die Gedenkstätte im vergangenen Jahr auch von mehreren kleinen Erwachsenengruppen besucht, die aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden sowie aus den USA und aus Südafrika stammten. Unter den Jugendgruppen befanden sich u.a.: - Konfirmanden aus Ahnatal-Weimar, aus Dexbach im Kreis Marburg-Biedenkopf, aus Spangenberg-Moershausen, aus Baunatal, Zivildienstleistende aus Nordhessen, Mehrere Gruppen von Jugendlichen, die in Nordhessen und z.T. auch in verschiedenen europäischen Ländern ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren, Auszubildende bei VW in Baunatal und Wolfsburg im Rahmen eines Vorbereitungsseminars auf eine Fahrt in die Gedenkstätte Auschwitz, Jugendliche des Melsunger Jugendtreffs, Jugendliche der Drogenhilfe Nordhessen, Auszubildende des Vereins „Starthilfe“ in Schwalmstadt-Ziegenhain sowie Jugendliche des Sozialen Friedensdienstes Kassel. Die Gedenkstätte wurde außerdem im Jahre 2006 von 69 Erwachsenengruppen besucht, die ebenfalls aus zahlreichen unterschiedlichen Bereichen kamen. Unter ihnen befanden sich z.B.: - 6 Mitglieder von Wandergruppen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wohnheims für seelisch kranke Menschen sowie Bewohner der Rehabilitationseinrichtung (RPK) hier auf dem Gelände in Guxhagen, eine Gruppe von „Floriansfrauen“ der Feuerwehr Großenritte, Mitglieder der SPD in Körle, eine Gruppe des Vereins für Geschichte und Dorfkultur aus Edermünde-Besse, Lehrerinnen und Lehrer im Rahmen von Lehrerfortbildungen, die von den MitarbeiterInnen der Gedenkstätte angeboten wurden, Referendarinnen und Referendare im Rahmen ihrer Ausbildung am Studienseminar Kassel, Studentinnen und Studenten der Universitäten Kassel und Hannover sowie der Hochschule Fulda, Polizistinnen und Polizisten im Rahmen ihrer Aus- und Weiterbildung an der Verwaltungsfachhochschule der Polizei, Frauengruppen der Ev. Familienbildungsstätte in Kassel, wehrpflichtige Soldaten aus Nordhessen mit dem ev. Standortpfarrer, eine Seniorengruppe der Deutschen Bahn aus Kassel, Mitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Kassel, Mitglieder der ev. Kirchengemeinde Baunatal, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wohungslosenhilfe der AWO in Gießen, Krankenpflegeschülerinnen und –schüler aus Merxhausen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kasseler Staatsanwaltschaft. 7 (HNA Melsungen vom 21.06.2006) Viele der Besuche von Erwachsenengruppen fanden im Rahmen ihrer Ausbildung oder ihrer Weiterbildung statt. Bei diesen Studienbesuchen wurden von uns oftmals gezielt Bezüge zu diesen Berufsgruppen in der Zeit des Nationalsozialismus aufgegriffen, um darüber eine persönliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Fragen anzuregen, so z.B. bei den Besuchen von PolizistInnen die Rolle und Funktion der Polizei und Gestapo im NS-Staat und bei den KrankenpflegerInnen z.B. medizinische Aspekte im Lager Breitenau und Fragen der Mitverantwortung der damals beteiligten Personen. Bei den Besuchen der kirchlichen Gruppen nahm häufig das Schicksal der verfolgten evangelischen und katholischen Geistlichen in Breitenau während der NS-Zeit und die Haltung der beiden christlichen Kirchen zu dem Geschehen einen besonderen Raum ein. Besondere Beiträge und Projekte von und mit Schülern Auch im vergangenen Jahr nutzten Lehrerinnen und Lehrer mit verschiedenen Schülergruppen das pädagogische Angebot der Gedenkstätte Breitenau zur Vorbereitung von Studienfahrten nach Auschwitz. Es handelte sich um Schülergruppen der Erich-Kästner-Schule Baunatal in Begleitung von Herrn Weigand, der Gesamtschule Melsungen in Begleitung von Rosemarie Bär, Burkhard Meyer und Hans-Peter Klein sowie der Integrierten Gesamtschule Guxhagen in Begleitung von Jürgen Bär. Neben einer Auseinandersetzung mit der Geschichte Breitenaus wurde in diesen Vorbereitungen vor allem den Schicksalen von jüdischen Gefangenen aus der nordhessischen Region und den Heimatorten der Schüler nachgegangen, die von Breitenau nach Auschwitz deportiert worden waren. Am 6. und 7. März fand in der Gedenkstätte ein Vorbereitungsseminar für 19 jugendliche Auszubildende der VW-Werke in Baunatal und Wolfsburg für eine Studienfahrt in die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz statt. Das zweitägige Seminar war durch die Unterstützung von Dr. Michael Lacher vom VW-Werk Baunatal ermöglicht worden und wurde von Dr. Gunnar Richter und Christoph Heubner geleitet. Während Christoph Heubner den Jugendlichen vor allem Einblicke in historische und aktuelle Fragen Polens vermittelte, erhielten sie von Gunnar Richter einen Überblick über die Geschichte Breitenaus in der NS-Zeit und setzten sich u.a. mit Einzelschicksalen von Verfolgten und mit regionalen Bezügen zwischen ihren Heimatorten und den verschiedenen nationalsozialistischen Lagern auseinander. Im Rahmen einer Projektwoche vom 6. bis zum 9. Juni begaben sich 17 Schülerinnen und Schüler der Klasse 10d der Integrierten Gesamtschule Guxhagen mit ihrem Lehrer Stefan Roepell auf eine intensive Spurensuche nach Verbindungen zwischen dem KZ Breitenau 1933/34 sowie dem Arbeitserziehungslager Breitenau 1940-45 und dem ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof. Die Spurensuche war gleichzeitig ein Teil der Vorbereitung auf ihre Studienfahrt nach Strasbourg in der Zeit vom 18. bis 23. Juni, bei der sie auch die Gedenkstätte Natzweiler-Struthof besuchen wollten. In der Gedenkstätte Breitenau beschäftigten sie sich u.a. mit dem Schicksal von zwei Gefangenen, die im Verlauf ihres Verfolgungsweges in das KZ Natzweiler-Struthof deportiert worden waren. Es handelte sich um den deutschen kommunistischen Gefangenen August Fuhrmann, der bereits im frühen KZ Breitenau inhaftiert war, und um den ausländischen Gefangenen Apolinary Mucha, der im September 1942 aus dem Arbeitserziehungslager Breitenau in das KZ Natzweiler-Struthof deportiert wurde. Einen besonderen Schwerpunkt bei der Vorbereitung auf ihre Studienfahrt nahm die Auseinandersetzung mit einer Reihe von eindrucksvollen Zeichnungen aus dem Konzentrationslager Natzweiler-Struthof ein, die von dem ehemaligen französischen Gefangenen Henry Gayot stammten und sich im Nachlass von August Fuhrmann befunden haben. Einige dieser Zeichnungen stammen offenbar aus der Lagerzeit; die anderen sind wahrscheinlich kurz danach entstanden. Die Studienfahrt wollten die Schüler auch dazu nutzen, weitere 8 Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 d an der Integrierten Gesamtschule Guxhagen mit Gunnar Richter in der Gedenkstätte Breitenau bei der Vorbereitung ihrer Studienfahrt nach Strasbourg und in die KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof (Fotos: Stefan Roepell, Juni 2006) 9 Informationen über den Verfolgungsweg von August Fuhrmann, Apolinary Mucha und Henry Gayot zusammenzutragen. Über die Ergebnisse der Vorbereitung im Rahmen der Projektwoche hat ihr Lehrer, Stefan Roepell, einen eindrucksvollen Reader erstellt, von dem er ein Exemplar unserer Gedenkstättenbibliothek zur Verfügung stellte. (Stefan Roepell (Hrsg.): Verbindungen zwischen dem KZ Breitenau 1933/34, dem Arbeitserziehungslager Breitenau 1940-1945 und dem KZ Natzweiler-Struthof 1941-1944 und „Die – Namen – Der Nummern“. Dokumentation einer Spurensuche der Klasse 10d der Integrierten Gesamtschule Guxhagen anlässlich der Projekttage 06.-09. Juni 2006 und in Vorbereitung auf die Studienfahrt nach Strasbourg 18.-23. Juni 2006, Kassel, im Juni 2006.) Leider wurden die Schüler bei ihrem Besuch in der Gedenkstätte Natzweiler-Struthof ziemlich enttäuscht, da die angemeldete Führung nicht stattfand und ihnen auch keine pädagogische Kraft zur Verfügung stand, mit der sie sich über ihre Recherchen hätten austauschen können. Einige Zeit später erhielt dann aber Gunnar Richter ein Schreiben der Leiterin der Gedenkstätte Natzweiler-Struthof, in dem sie einige Rechercheergebnisse ihres Archivs mitteilte. So hatte sich ergeben, dass der Gefangene Apolinary Mucha bereits drei Wochen nach seiner Einlieferung in das Konzentrationslager verstorben ist, und auch über August Fuhrmann gab es einige Informationen, die uns bisher nicht bekannt waren. Wie schon im Jahr zuvor, besuchten auch im vergangenen Jahr verstärkt Schülerinnen und Schüler die Gedenkstätte, um im Rahmen der neuen Abschlussprüfungen für Haupt- und Realschulen oder auch für Referate und Abschlussarbeiten Präsentationen zu verschiedenen Bereichen des Nationalsozialismus vorzubereiten. In diesem Zusammenhang beschäftigten sich ein Schüler aus Immenhausen und eine weitere Schülerin mit dem Schicksal von Lilli Jahn, die von Breitenau nach Auschwitz deportiert worden war, und zwei Schülerinnen des Hessenkollegs/Kassel setzten sich mit Fragen von „Gedenkstätten zum Nationalsozialismus - am Beispiel der Gedenkstätte Breitenau“ auseinander. Eine Schülerin beschäftigte sich mit der Geschichte Breitenaus in der NS-Zeit und dem späteren Mädchenerziehungsheim, und eine Schülerin der Lichtenbergschule Kassel ging dem Schicksal der ausländischen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Kassel und Nordhessen während des Zweiten Weltkrieges nach. Zwei Schüler der Friedrich-List-Schule in Kassel schrieben eine Hausarbeit über die Gefangenen und Gefangenengruppen, die aus dem Arbeitserziehungslager Breitenau in verschiedene Konzentrationslager deportiert wurden, und zwei Abiturienten der Waldorfschule Kassel befassten sich mit dem Schicksal von Gefangenen, die aufgrund von „verbotenen Beziehungen“ (zwischen Ausländern und Deutschen) verfolgt worden waren. Eine Schülerin der UrsulinenSchule in Fritzlar bereitete ihre Abiturspräsentation vor, in der sie sich mit dem Schicksal von Marie Mäding und Johann Nowak befasste, die aufgrund ihrer Liebesbeziehung verfolgt worden waren, und drei Schüler der Gesamtschule Witzenhausen gingen dem Schicksal von Gefangenen nach, die aus Witzenhausen und Umgebung in Breitenau inhaftiert gewesen sind. Außerdem befassten sich drei Schüler der Comeniusschule Kassel, die von Hanne Wiltsch unterrichtet werden, in ihren Abschlusspräsentationen ebenfalls mit dem Schicksal einzelner Gefangener des ehemaligen Arbeitserziehungslagers Breitenau. Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass bei praktisch allen Schülergruppen ein immer größeres Interesse an der eigenständigen Beschäftigung mit den vielfältigen Materialien (Informationsordner zu den verschiedenen nord- und osthessischen Landkreisen in der NS-Zeit, Kopien von Gefangenenakten, weiterführende Informationen zu einzelnen Gefangenen, Sammlung historischer Fotos, regionalgeschichtliche Nachschlagewerke etc.) festzustellen ist, und dass diese Arbeitsphase des „entdeckend-forschenden Lernens“ daher auch einen immer bedeutenderen Stellenwert beim Besuch der Gedenkstätte einnimmt. 10 11 (Niestetaler Nachrichten vom 16.03.2006) Kontakte mit ehemaligen Gefangenen, Verfolgten und deren Angehörigen Am 7. März kam überraschend Frau Mildred Long aus den USA zu Besuch in die Gedenkstätte. Sie stammt aus einer der jüdischen Familien namens Speier, die seit Beginn des 18. Jahrhunderts, bis zu ihrer Verfolgung während der NS-Zeit, in Guxhagen lebten. Mildred Long kam nach Guxhagen, um sich auf die Spuren der Geschichte ihrer Großmutter, Berta Speier (die 1994 starb und mit der Frank-Matthias Mann noch korrespondiert hatte), und deren Familie zu begeben. Zu ihrer großen Freude, konnten wir ihr eine ganze Reihe von Informationen über die Geschichte ihrer Familie zukommen lassen, und darüber hinaus stellte sich heraus, dass auf dem jüdischen Friedhof von Guxhagen noch die Gräber ihres Urgroßvaters Joel Speier und dessen Ehefrau Charlotte erhalten sind. Außerdem konnten wir ihr Kontakte zu weiteren Angehörigen der Familie Speier vermitteln, die entfernt mit ihr verwandt sind. Inzwischen hat sie uns ein Bild ihres Urgroßvaters Joel Speier geschickt, der 1859 in Guxhagen geboren wurde und dort 1936 im Alter von 76 Jahren starb. Es ist eines der wenigen Bilder, die wir von den ehemaligen jüdischen Einwohnern Guxhagens haben, und die uns einen kleinen Einblick in das Leben der ehemaligen jüdischen Gemeinde ermöglichen. Am 21. März besuchte Herrn Jechiel Ogdan in Begleitung von Hans-Peter Klein die Gedenkstätte. Jechiel Ogdan, der in Jerusalem lebt, wurde als Manfred Blumenkron 1927 in Kassel geboren und lebte bis 1937 in Spangenberg, wo sein Vater ein Textilgeschäft betrieb. Aufgrund der zunehmenden nationalsozialistischen Verfolgung verließ die Familie 1937 die Stadt und zog zunächst nach Erfurt. Von dort emigrierte die Familie Blumenkron nach Palästina. Vor einigen Jahren besuchte Ogdan Jechiel Spangenberg und suchte dort Spuren der jüdischen Geschichte. Außerdem knüpfte er weltweit Kontakte zu Überlebenden der jüdischen Gemeinde Spangenberg. Mit Dr. Dieter Vaupel verfasste er im Jahre 2004 ein Buch über die Geschichte der jüdischen Gemeinde Spangenbergs unter dem Titel „Sie werden immer weniger!“ Als er die Gedenkstätte Breitenau in Begleitung von Hans-Peter Klein besuchte, war er bei Dieter Vaupel zu Gast und hatte Vorträge an Schulen in Felsberg, Melsungen, Fritzlar und Homberg/Efze gehalten. Den Verkaufserlös ihres Buches wollen sie spenden, um damit Gedenktafeln und „Stolpersteine“ finanzieren zu können. Am 5. April 2006 nahm Gunnar Richter in Westmaas bei Rotterdam am jährlichen Treffen der ehemaligen niederländischen Zwangsarbeiter der Fieseler-Werke Kassel teil und überbrachte Grüße von den Mitgliedern des Fördervereins und den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte Breitenau. Zu dem Treffen waren wieder etwa 50 niederländische Gäste (ehemalige Zwangsarbeiter und Angehörige) zusammengekommen, um an das Kriegsende und die Befreiung zu erinnern und um ihrer Freunde und Kameraden zu gedenken, die während des Krieges umkamen, und auch derjenigen, die inzwischen verstorben sind. Inzwischen nehmen an den Treffen auch ehemalige Zwangsarbeiter teil, die bei anderen Kasseler Firmen zwangsverpflichtet waren, und die jährlichen Treffen stellen für viele einen wichtigen Bezugspunkt dar, um sich über ihre damaligen Erfahrungen auszutauschen und untereinander freundschaftlich verbunden zu sein. Am 5. September besuchte Herr Abraham Frank in Begleitung von Frau Jessen und Hans-Peter Klein die Gedenkstätte Breitenau. Abraham Frank, der aus einer nordhessischen jüdischen Familie stammt und in Jerusalem lebt, hatte als Gastredner der Evangelischen Kirche von Kurhessen und Waldeck verschiedene Städte und Ortschaften aufgesucht. Seit Jahrzehnten ist er in Deutschland und in Israel auf dem Gebiet der deutsch-israelischen Freundschaft und der christlich-jüdischen Verständigung aktiv. Von der Arbeit der Gedenkstätte Breitenau war er sehr beeindruckt, und er übergab uns für unser Archiv zwei sehr eindrucksvolle Broschüren aus den 30er und 40er Jahren. Es handelt sich um die Sylvesterpredigt von Kardinal Faulhaber am 31. Dezember 1933 in St. Michael zu München mit dem Titel: „Christentum und Germanentum“, in der er sich gegen die Ziele von NS-Ideologen wendet, neben den beiden christlichen 12 Jan Vlaskamp bei der Eröffnungsansprache zum „Treffen der ehemaligen Zwangsarbeiter der Fieseler-Werke Kassel und weiterer Kasseler Rüstungsfirmen“ in Westmaas am 5. April 2006 Die ehemaligen Zwangsarbeiter der Fieseler-Werke in Kassel und weiterer Kasseler Rüstungsfirmen bei ihrem Treffen in Westmaas im Jahre 2005 (Fotos: G. Richter) 13 Bekenntnissen eine nordisch-germanische Religion zu errichten. Die zweite Schrift stammt von Simon Heinrich Herrmann und wurde 1944 in Tel Aviv veröffentlicht. Sie trägt den Titel „Austauschlager Bergen-Belsen – (Geschichte eines Austauschtransportes)“, und Simon Heinrich Herrmann schildert darin, wie er über die Lager Westerbork und Bergen Belsen in einem Austausch-Transport mit 281 überwiegend holländischen und deutschen Juden am 10. Juli 1944 tatsächlich in Haifa ankam und gerettet wurde. Die beiden Broschüren sind – aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustandes – als Kopien in unsere Bibliothek aufgenommen worden. Veranstaltungen Im Jahre 2006 führte die Gedenkstätte vierzehn Veranstaltungen mit eingeladenen Referenten durch. Ein breites Themenspektrum gehörte wiederum zum Programm. Ausstellungen, Filme auf Großleinwand, Lesungen, Vorträge und Workshops unterschiedlicher Art wurden angeboten und gut genutzt. Schwerpunkte des Veranstaltungsangebotes waren die Ausstellungen „Wohnungslose im Nationalsozialismus“ und „Henryk Mandelbaum: Nur die Sterne waren wie gestern“, jeweils mit Begleitprogramm, sowie die Veranstaltungsreihen „Kinder aus Täterfamilien“ sowie „Retter in Uniform“; den Abschluss bildete ein „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen und rechte Sprüche“. Das vielfältige Veranstaltungsprogramm wurde von 842 Besuchern aller Altersstufen wahrgenommen. Auch 2006 war die Gedenkstätte wieder maßgeblich bei der Planung und Durchführung von zahlreichen Kooperationsveranstaltungen außerhalb Breitenaus beteiligt. Hier ist vor allem die bereits erwähnte große Ausstellung „Henryk Mandelbaum – Nur die Sterne waren wie gestern“ zu nennen, die mit Begleitprogramm im Sepulkralmuseum Kassel gezeigt wurde. Insgesamt besuchten ca. 1500 Besucher Ausstellung und Begleitprogramm. Weiter ist die Beteiligung an der Veranstaltungsreihe „Hitlers intellektuelle Wegbereiter“ (mit insgesamt 540 Besuchern) in Kassel und am Kasseler Debattenforum mit Hannes Heer „Hitler war’s“ (mit ca. 100 Teilnehmern) zu nennen. Die Durchführung des Jahresprogramms mit namhaften Referenten war nur in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern möglich. Hier hat sich in den letzten Jahren eine sehr erfreuliche, vertrauensvolle, bewährte Zusammenarbeit ergeben. Es sind vor allem der Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ mit seinem Regionalvorsitzenden Ernst Klein, die „DeutschIsraelische Gesellschaft“ mit dem Regionalvorsitzenden Manfred Oelsen sowie die Volkshochschule Schwalm-Eder und „Arbeit und Leben – Nordhessen“ mit der Bereichsleiterin Erika Koch zu nennen. Hinzu kamen bei einzelnen Veranstaltungen auch wieder das Bildungswerk Stanislaw Hantz und die Buchhandlung Vaternahm. Überaus erfreulich ist es außerdem, dass zwei Sponsoren gefunden werden konnten, die mit einem wesentlichen Förderbeitrag das gesamte Jahresprogramm der Gedenkstätte unterstützen. Es sind dies die Firma B. Braun, Melsungen, und die Kulturstiftung der Kreissparkasse Schwalm-Eder für den Altkreis Melsungen. Wir hoffen sehr, dass es auch mit diesen Partnern zu einer langfristigen Zusammenarbeit kommt. Durch die Vielzahl an Kooperationspartnern konnte erfreulicherweise erreicht werden, dass bei der ansonsten sehr schwierigen Haushaltslage der Gedenkstätte im Veranstaltungsbereich die angestrebte finanzielle Entlastung durch Sponsoring und Finanzierung der Veranstaltungen in nennenswertem Umfang umgesetzt werden konnte. Die erste Veranstaltung des Jahres 2006 fand am des 29. Januar - mit Bezug auf den „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“ und die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 - in Kassel statt; dort wurde in den Räumen des Sepulkralmuseums Kassel die Ausstellung „Henryk Mandelbaum: Nur die Sterne waren wie gestern“ eröffnet. Die Ausstellung wurde von Tina Henkel, Karin Graf und Andreas Dahlmeier gestaltet, die Henryk Mandelbaum, der seit vielen Jahren Besuchergruppen des Bildungswerks Stanislaw Hantz in Auschwitz begleitet, in Fotos und Texten porträtierten. 14 15 (HNA Kassel vom 30.01.2006) Henryk Mandelbaum war 1944/45 Häftling des Sonderkommandos von Auschwitz. Die Ausstellung stellt den Menschen Henryk Mandelbaum vor. Sie macht an seiner Person die Wirkung von Geschichte und Politik auf ein menschliches Einzelschicksal sichtbar. Die sehr gut besuchte Ausstellungseröffnung wurde musikalisch begleitet vom bekannten Berliner Klezmer-Ensemble Aufwind. Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung hielt am 23. Februar Dr. Sybille Steinbacher, Universität Jena, in der Gedenkstätte Breitenau einen Vortrag zu „Auschwitz: Die Musterstadt und das Vernichtungslager“. Sybille Steinbacher beleuchtete in ihrem Vortrag vor allem einen kaum beachteten Aspekt der Darstellung von Auschwitz: die Gleichzeitigkeit der deutschen Besiedlung, die sog. "Germanisierung" des polnischen Ortes - mit seiner jahrhundertealten jüdischen Tradition - und die Entwicklung des Ortes Auschwitz zur deutschen "Musterstadt" auf der einen Seite und die Entstehung der Lager und des Massenmordes im Lager Auschwitz-Birkenau auf der anderen Seite. Beides wurde nicht als Widerspruch angesehen, sondern bildete vielmehr eine konzeptionelle, räumliche und zeitliche Einheit. Dieses Nebeneinander von Vernichtung und Normalität blieb den zahlreichen Besuchern sehr beklemmend in Erinnerung. Als zweite Veranstaltung des Begleitprogramms unter Beteiligung der Gedenkstätte fand am 8. März im Sepulkralmuseum in Kassel ein Zeitzeugengespräch mit Hartmut Topf statt: „’Topf & Söhne: Die Ofenbauer von Auschwitz’ - Der Urenkel des Firmengründers stellt sich der Familiengeschichte. Vor über 50 Jahren wurde Hartmut Topf bei einem Film über das Vernichtungslager Auschwitz zum ersten Mal mit der Firmen- und Familiengeschichte konfrontiert, als er erfuhr, dass Topf & Söhne die Leichenverbrennungsöfen für KZs speziell entwickelt und hergestellt hatten. Damals bereits hat Hartmut Topf begonnen zu suchen, zu fragen, was da geschehen war in seiner Familie. Aber keiner wollte reden. Hartmut Topf konnte und wollte jedoch die Vergangenheit nicht ausblenden. Über seinen schwierigen Suchprozess berichtete er in der Veranstaltung, ebenso über seine langjährigen Bemühungen für die Geschichte der Firma Topf & Söhne einen Erinnerungs- und Bildungsort in Erfurt zu schaffen. Diese Bemühungen scheinen nun von Erfolg gekrönt zu sein. Das Zeitzeugengespräch mit Hartmut Topf war gleichzeitig Startpunkt für die Veranstaltungsreihe „Kinder aus Täterfamilien“ der Gedenkstätte. Hierbei sollte beleuchtet werden, wie die Taten von NS-Tätern bis heute in den Familien nachwirken. Nach Hartmut Topf berichtete als nächster Zeitzeuge der Filmemacher Malte Ludin über seinen Suchprozess zur eigenen Familiengeschichte. Malte Ludin ist der jüngste Sohn des Nazi-Täters Hanns Ludin, der bereits in der Weimarer Republik für Hitler konspirierte, nach 1933 schnell zum SA-Obergruppenführer aufstieg, ab 1941 dann „Bevollmächtigter Minister“ in der Slowakei war. 1947 wurde Hanns Ludin in Pressburg (Bratislava) hingerichtet, u.a. wegen „maßgeblicher Beteiligung an der Vernichtung der slowakischen Juden“. Von seiner hartnäckigen Recherche im engen Familienkreis berichtete sein Film “2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß - Die Gegenwart der Vergangenheit in einer deutschen Täterfamilie“ von Malte Ludin (Berlin), der am 23. März in der Klosterkirche gezeigt wurde. Jahrzehntelang war es in der Familie von Malte Ludin ein Tabu, sich mit dieser Vergangenheit zu befassen, gab es Legendenbildung und Schweigegelübde. Erst nach dem Tod der Mutter konnte sich Malte Ludin daran machen nachzuforschen. Ihm gelang es dabei sogar, alle drei Generationen: Geschwister, Nichten, Neffen, Schwäger vor der Kamera zur Familiengeschichte zu befragen. Ein einmaliges Zeit- und Filmdokument. In der intensiven Diskussion mit Malte Ludin in Anschluss an die Vorführung des viel beachteten und vielfach preisgekrönten Films wurde deutlich, wie prägend noch heute in der 16 (HNA Kassel vom 23.03.2006) 17 Familie des Filmemachers der Schatten des Täters Hans Ludin weiterwirkt und zu heftigen Auseinandersetzungen über den Umgang mit „seinem Erbe“ führt. Die Veranstaltung wurde von 90 Personen besucht und stieß auf ein lebhaftes Interesse In der dritten Veranstaltung der Reihe las am 27. April Niklas Frank vor 130 Besuchern in der Klosterkirche Breitenau aus seinen Büchern „Mein Vater Hans Frank“ und „Meine deutsche Mutter“. Das Buch „Der Vater“ handelt von seinem Vater Hans Frank, der bereits in den ersten Anfängen der Nationalsozialisten dabei war, in der Weimarer Republik in großem Ausmaß NS-Schläger und Funktionäre der NS-Partei und auch Hitler in Strafprozessen verteidigte, dann 1933 bayrischer Justizminister, 1934 Reichsminister wurde. Nach dem Überfall auf Polen wurde er von Hitler als Generalgouverneur eingesetzt, und war maßgeblich zum einen daran beteiligt, aus den Polen ein Sklavenvolk zu machen, zum anderen an der Ermordung von 6 Millionen Polen, darunter 3 Millionen Juden. Im Nürnberger Prozess wurde er wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode durch den Strang verurteilt und 1946 hingerichtet. Niklas Frank, 1939 geboren, wuchs u.a. in Krakau auf der Wawel-Burg, dem Dienstsitz seines Vaters, auf. Er war zwei Jahrzehnte als Reporter und Autor beim Stern tätig. 1987 veröffentlichte er sein Buch über seinen Vater, das den Untertitel „Eine Abrechnung“ trägt. Es erregte bei seinem Erscheinen großes Aufsehen, weil es eine gnadenlose Abrechnung mit seinem Vater war, ohne jede Vaterliebe. Sein 2005 erschienenes Buch „Meine deutsche Mutter“ ist ein ebenso gnadenloser Blick auf seine Mutter Brigitte Frank die von ihm so bezeichnete „Königin von Polen“, die er als eiskalte Nutznießerin der NS-Herrschaft beschreibt, die rücksichtslos und raffiniert an ihren Vorteil denkt, geprägt von Gier und Machthunger. Beide Bücher sind geschrieben voller Zorn, Abscheu und Verachtung den Eltern gegenüber und unterscheiden sich damit in ihrer Radikalität erheblich von anderen Büchern von Täterkindern über ihre Eltern. Die Bücher und die Diskussion am Abend zeigten auch, wie schwierig es ist, die negative Verbundenheit zu lockern oder sogar abzuschütteln, und verdeutlichte die lebenslangen prägenden Auswirkungen der Familiengeschichte auch bei Personen wie Niklas Frank, die sich aufs äußerste davon distanzieren. Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe folgte am 30. Juni ein Workshop mit dem bekannten und renommierten Psychoanalytiker Dan Bar-On (Beer-Sheva) mit dem Titel “’Das Schweigen brechen’ - Gespräche mit Kindern von Tätern“. Dan Bar-On, 1938 in Haifa als Sohn deutsch-jüdischer Immigranten geboren, begann bereits 1985 als Psychologieprofessor der Ben-Gurion-Universität in Beer-Sheva seine Untersuchungen über die psychologischen Nachwirkungen für Kinder aus Täterfamilien. Er führte dabei innerhalb von zwei Jahren Gespräche mit 50 Kindern von Nazi-Tätern. Dan Bar-On zeichnete im Workshop seinen eigenen persönlichen Zugang zum Thema nach und stellte dann einige der Lebensgeschichten der Täterkinder vor, die aufschlussreich nationalsozialistisch geprägtes Familienleben und das Ringen der Folgegeneration dokumentierten, mit der belastenden Erbschaft umzugehen. In seiner Arbeit als Psychoanalytiker deckte Dan Bar-On behutsam die psychischen Wunden des Schweigens und des Verdrängens auf. Er zeigte, wie durch Erzählen traumatische Erfahrungen „durchgearbeitet“ werden und schließlich ein Dialog mit sich selbst und den Anderen begonnen werden kann. Im zweiten Teil des Workshops zeigte Dan Bar-On die Möglichkeiten der von ihm entwickelnden Dialog-Arbeit für die eigene Arbeit im sozialen Bereich, aber auch im Kontext aktueller gesellschaftlicher Konflikte auf. Viele Teilnehmer brachten in dieser Phase eigene persönliche – oft sehr belastete – Familienerfahrungen ein, auf die Dan Bar-On sehr einfühlsam einging. Auch entstand bei etlichen Teilnehmern der Wunsch, sich in einer regelmäßigen Gruppe auszutauschen. 18 19 (HNA Melsungen vom 22.04.2006) Vom 7. Juni bis 14. August 2006 wurde auf dem historischen Dachboden der Gedenkstätte Breitenau die Wanderausstellung „Wohnungslose im Nationalsozialismus“ gezeigt. Die Ausstellung wurde von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. in Zusammenarbeit mit Dr. Wolfgang Ayaß, Universität Kassel, erstellt, im Gedenken und in Erinnerung an die wohnungslosen Männer und Frauen, die in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur als so genannte "Asoziale" verfolgt wurden. Bereits im September 1933 verhafteten die Nationalsozialisten in einer großen Razzia zehntausende Bettler und Landstreicher. Viele von ihnen wurden danach in die bereits vorhandenen Arbeitshäuser gesperrt, so auch in das Arbeitshaus Breitenau bei Kassel. Die Häftlingszahl in Breitenau verfünffachte sich daraufhin. Ab 1938 wurden Bettler und Landstreicher, die auch als "Nichtsesshafte" bezeichnet wurden, auch in verschiedene Konzentrationslager eingeliefert; es wird von einer Zahl von über 10.000 ausgegangen. Die Ausstellung zeigte unter Rückgriff auf Quellentexte bzw. Faksimiles, Fotos und kommentierende Texte Themen wie die große Bettlerrazzia von September 1933, die Unterbringung in Arbeitshäusern, die Zwangssterilisationen von Wohnungslosen und ihre Verschleppung in Konzentrationslager im Rahmen der „Aktion Arbeitsscheu Reich“. Ein großer Teil der gezeigten Fotos und Dokumente bezog sich auf das Arbeitshaus Breitenau. Im Begleitprogramm zur Ausstellung hielt Katja Limbächer am 20. Juni einen Vortrag zum Thema „Die Ausgrenzung sog. „Asozialer“ im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit“. Der Vortrag beschäftigte sich im Schwerpunkt mit der Frage nach den Kontinuitäten des Begriffs „Asozial“ in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft. Sie warf dabei die Frage auf, ob das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft und die folgende Demokratisierung tatsächlich eine Zäsur der Diskriminierung und Ausgrenzung von als „asozial“ eingestuften Personengruppen darstellte. Sie äußerte daran ihre Zweifel. Denn die in der Nachkriegszeit propagierte Bedrohung durch die „Fräuleins“ und „Schokoladenmädchen“, denen sittliche Verwahrlosung vorgeworfen wurde, hätte auffällig ähnlich wie zu Beginn des zweiten Weltkriegs rigorose Disziplinarmaßnahmen seitens der Behörden legitimiert. Am 3. Juli folgte als zweite Veranstaltung im Begleitprogramm eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit dem Sozialpfarrer Wolfgang Belitz, in der er in Anlehnung an Formen des kritischen politischen Kabaretts in sehr lebendiger, mitreißender Art ein Plädoyer für ein anderes Reformprogramm „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ hielt. Wer soziale Gerechtigkeit will, müsse neue Wege gehen war das Credo von Pfarrer Belitz. Die deutsche Politik orientiere sich zu einseitig an Vorgaben des Neoliberalismus. Die Folgen seien: mehr Armut und Arbeitslosigkeit für viele, extreme Reichtumsvermehrung für wenige, gravierende soziale Ungerechtigkeit und sich verschärfende soziale Ungleichheit und Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben und damit auch die Gefahr von Rechtsradikalismus und Gewalt. Dem stellte Wolfgang Belitz ein Reformkonzept entgegen, das einen neuen Gesellschaftsvertrag zum Ziel hat, der zu Arbeit und Einkommen für alle Menschen führe und soziale Gerechtigkeit auf ganz neuen Wegen verwirkliche. Ob sich diese Vorstellungen jedoch auch in der rauen gesellschaftlichen Wirklichkeit umsetzen lassen, daran wurden in der Diskussion erhebliche Zweifel geäußert. Obwohl Ausstellung und Begleitprogramm ein wichtiges Thema, mit durchaus aktuellen Bezügen in Bezug auf steigende Arbeitslosigkeit und gesellschaftlichen Ausgrenzungstendenzen aufgriffen, fand die Thematik nur eine geringe Resonanz. Allerdings kamen einige Besuchergruppen aus dem sozialen Bereich explizit mit Bezug auf die Ausstellung in die Gedenkstätte. Vom 17.-23. Juli führte die Gedenkstätte in Zusammenarbeit mit der VHS Schwalm-Eder und ‚Arbeit und Leben – Nordhessen’ einen Bildungsurlaub „Das Jüdische Budapest – Mit 20 (HNA Melsungen vom 10.08.2006) 21 deutschem Blick“ in Budapest durch. Reiseleiter waren Katalin Sattler und Horst KrauseWillenberg. (Näheres ist nachzulesen in einem ausführlichen Bericht in diesem Rundbrief.) Im September und Oktober wurden die Veranstaltungen mit der Reihe „Retter in Uniform“ fortgesetzt. Dabei standen der unbekannte Widerstand und die Rettungstaten von Wehrmachtsangehörigen im Mittelpunkt. Erst in den letzten Jahren wurden diese Rettungstaten allgemein mehr in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Lange ist darüber geschwiegen worden. Zum einen wohl aus der Scheu, dass damit eventuell die Taten der Täter relativiert werden könnten, zum anderen zeigten die Taten der wenigen Retter jedoch auch, dass es damals sehr wohl Handlungsspielräume gegeben hat. Damit wurde auch denjenigen ein Spiegel vorgehalten, die behaupteten: wir konnten nichts tun. Zwar war die Zahl der Retter verschwindend klein (ca. 100 von 18 Millionen Wehrmachtsangehörigen), umso wichtiger ist es, an sie zu erinnern, weil sie Zeugnis geben und Anstoß für Mut und Zivilcourage auch für unsere heutige Gesellschaft. Am 05.09.2006 begann die Veranstaltungsreihe mit einer Lesung von Dr. Helmut Hosenfeld in der Klosterkirche Breitenau über seinen Vater Wilm Hosenfeld „Der Retter des Pianisten“. Die Rettung des Pianisten Szpilman durch den deutschen Offizier Wilm Hosenfeld ist erst durch den Film „Der Pianist“ von Roman Polanski überhaupt einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Daher wurde zu Beginn der Lesung eine der zentralen Filmszenen aus dem Film „Der Pianist“ gezeigt; zum Abschluss der Lesung folgte ein inhaltlich bezogenes Musikstück. Wilm Hosenfeld hat nicht nur Wladyslaw Szpilman gerettet, sondern zahlreiche andere Polen vor der NS-Verfolgung bewahrt. Durch erschütternde Erlebnisse in Polen wurde er zu seinem Handeln bewegt, obwohl er Parteimitglied war. Ausschnitte aus Tagebüchern und Briefen an seine Familie gaben in der Lesung Zeugnis von der inneren Zerrissenheit dieses deutschen Offiziers, der immer wieder Menschlichkeit und Gerechtigkeit über Eid und Befehle stellte. Die Lesung stieß auf großes Interesse und wurde von ca. 140 Personen besucht. Am 19. September folgte ein Vortrag von Prof. Dr. Wolfram Wette (Freiburg) über „Retter aus Wehrmacht, Polizei und SS“. Prof. Dr. Wolfram Wette zählt sicher zu den profiliertesten deutschen Historikern, die sich mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges und der Rolle von Wehrmacht und SS-Polizei-Einheiten befassten. Beim Thema „Retter in Uniform“ gehört er zu den Pionieren der Forschung. Prof. Wette stellte in seinem Vortrag zahlreiche Retter - insbesondere aus den Reihen der Wehrmacht - vor, die sich auch in Zeiten von Diktatur und Vernichtungskrieg eine humane Orientierung bewahrt hatten, die sich über den Vernichtungskrieg und sein Mordprogramm hörbar empörten, die ihre Kooperation verweigerten, sich demonstrativ nicht an Exekutionen beteiligten oder gar zu Rettern von Juden und anderen politisch und rassisch Verfolgten wurden. Er verwies allerdings auch darauf, wie beschämend klein die Zahl dieser Retter war. An die Retter in Uniform zu erinnern ist eine wichtige Aufgabe, der sich die allgemeine Bildungsarbeit in Schule und Erziehung sowie auch in der heutigen Bundeswehr verstärkt stellen müsse. Da war eine der Forderungen in der intensiven Diskussion in Anschluss an den Vortrag. Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildete am 10. Oktober ein Vortrag des ehemaligen Militärdekans des Wehrbereichs Kassel und Rheinland-Pfalz Pfarrer Horst Scheffler über „Neue Kriege, deutsche Interessen und der weltweite Einsatz der Bundeswehr“. Er gab in seinem Vortrag einen interessanten Rückblick über die Entstehung der Bundeswehr, über den damaligen breiten Widerstand dagegen, um dann näher auf die ersten Bundeswehreinsätze im Ausland einzugehen. Hierbei stand insbesondere der Kosovo-Einsatz im Mittelpunkt. Über die Frage, ob denn Deutschland und deutsche Interessen am Hindukusch und anderswo in der Welt verteidigt werden müssten, gab es dann eine lebhafte Diskussion, ebenso über den Einsatz der Bundeswehr im Libanon und die Nahostsituation. 22 23 (HNA Kassel/Melsungen vom 01. und 05.09.2006) Die letzte Veranstaltung des Jahres war am 24. November ein sog. „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen und rechte Sprüche“ mit Dr. Klaus-Peter Hufer , Initiator und Buchautor der „Argumentationstrainings“. Am Workshop nahmen insgesamt 18 Personen statt, davon waren 5 Lehrer und 13 Schüler von Schulen aus Melsungen und Kassel. Während des Workshops wurden von den Teilnehmern unterschiedliche Situationen in Schule und Freizeit geschildert und in Kleingruppen und Rollenspielen aufgearbeitet, in denen sie mit „rechten Sprüchen“ konfrontiert waren, und es wurde herausgearbeitet, wie darauf adäquat reagiert werden könnte. Im Vorfeld des Workshops gab es ein sehr reges Interesse am Argumentationstraining. Es konnte nur ein kleinerer Teil der Anfragen berücksichtigt werden. Es wird daher angestrebt, weitere Workshops durchzuführen. Seminare, Vorträge und Fortbildungsveranstaltungen Mitarbeiter der Gedenkstätte der Mitarbeiterinnen und Am 11. Januar veranstaltete Gunnar Richter gemeinsam mit Hans-Peter Klein ein ganztägiges Fortbildungsseminar für sieben Referendarinnen und Referendare des Studienseminars Kassel in Begleitung ihrer Fachleiterin Frau Hartung. Die TeilnehmerInnen erhielten einen Überblick über die Geschichte Breitenaus, nahmen an einer Führung durch das ehemalige Lagergelände teil, besuchten die Dauerausstellung und beschäftigten sich mit verschiedenen Informationsmaterialien, die ein entdeckend-forschendes Lernen für Schüler und Schülerinnen ermöglichen. Am 23. und am 30. Januar hielt Gunnar Richter auf Einladung des Evangelischen Fröbelseminars in Kassel vor jeweils etwa 90 Studierenden einen Vortrag mit projizierten Bildern zum Kriegsende und zur unmittelbaren Nachkriegszeit in Kassel und Nordhessen. Die beiden Vortragsveranstaltungen fanden im Rahmen des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus, dem 27. Januar 2006, statt. In dem Vortrag ging Gunnar Richter u.a. auf die Situation in der Karwoche 1945 ein, als unmittelbar vor dem Einmarsch der Amerikaner von Gestapoangehörigen noch drei Massenmorde begangen wurden, und auf verschiedene Aspekte nach der Befreiung, wie z.B. den Umgang mit den überlebenden Zwangsarbeitern, KZGefangenen und Verfolgten, aber auch den Umgang mit den ehemaligen Nazis und NS-Tätern im Rahmen der so genannten Entnazifizierung und der ersten Nachkriegsprozesse. Am 30. März veranstaltete Gunnar Richter gemeinsam mit Hanne Wiltsch ein Lehrerfortbildungsseminar, an dem 11 Lehrerinnen und Lehrer teilnahmen, und in dem die pädagogischen Möglichkeiten und Angebote der Gedenkstätte Breitenau als außerschulischem Lernort vorgestellt und gemeinsam besprochen wurden. Am 15. Mai führte Gunnar Richter einen Rundgang „Auf den Spuren der Verfolgung der Kasseler Juden“ durch, an dem 26 Studierende des Ev. Fröbelseminars in Kassel teilnahmen. Der Rundgang führte vom Aschrott-Brunnen vor dem Kasseler Rathaus durch die Innenstadt zum Standort der ehemaligen Synagoge über mehrere Stationen bis zum Kasseler Hauptbahnhof, von dem 1941 und 1942 – vor 65 Jahren – die drei großen Deportationszüge nach Riga, Majdanek, Sobibor und Theresienstadt abfuhren. Die insgesamt neun Stationen des Rundgangs veranschaulichen den Prozess der Verfolgung der Juden während der Zeit des Nationalsozialismus in Kassel, der von der Ausgrenzung und versuchten Vertreibung über den Terror bis hin zur Deportation und Ermordung reichte. Am 20. Juni wiederholte Gunnar Richter diesen Rundgang mit 22 Schülern einer 10. Klasse der Wollenbergschule in Wetter, in Begleitung ihres Lehrers, Herrn Junker. 24 (HNA Melsungen vom 28.11.2006) 25 Vom 3. bis zum 4. Juli fand ein zweitägiges Lehrerfortbildungsseminar statt, das von der Gedenkstätte Breitenau in Zusammenarbeit mit dem Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge (VdK) und der Gedenkstätte Moringen durchgeführt wurde. Geleitet wurde das Seminar, an dem zwölf LehrerInnen teilnahmen, von Dr. Gunnar Richter, Cornelia Meyer vom VdK und Dr. Dietmar Sedlaczek, dem Leiter der Gedenkstätte Moringen. Am ersten Tag stand bis zum Nachmittag die Gedenkstätte Breitenau als außerschulischer Lernort im Mittelpunkt des Seminars. Anschließend fuhren wir zur Jugendburg Ludwigstein, wo wir auch übernachteten, und erkundeten den Kriegsopferfriedhof, auf dem - neben zahlreichen deutschen Soldaten - die Toten und Ermordeten des Arbeitserziehungslagers Breitenau bestattet sind. Sie wurden dorthin 1960 von dem Anstaltsfriedhof in Breitenau umgebettet. Die Seminarteilnehmer gingen auf dem Kriegsopferfriedhof Einzelschicksalen nach und diskutierten Fragen des Umgangs mit der NSVergangenheit. Am nächsten Tag fuhren wir in die Gedenkstätte Moringen, um diese als außerschulischen Lernort kennen zu lernen. Dabei wurde auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Geschichte Breitenaus erörtert, denn auch in Moringen befand sich ursprünglich ein Arbeitshaus und am Beginn der NS-Zeit ein frühes Konzentrationslager – zunächst für Männer, dann für Frauen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde dort ein Jugendkonzentrationslager für Jungen eingerichtet, und heute befindet sich auf dem Gelände eine Klinik für forensische Psychiatrie. Am 12. Juli fand ein weitere Lehrerfortbildung statt, die von Hans-Peter Klein geleitet wurde. Es handelte sich diesmal um eine schulinterne Fortbildungsveranstaltung, an der acht Lehrkräfte der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld teilnahmen. Der Schwerpunkt dieser Fortbildung lag auf der Sekundarstufe II, und im Mittelpunkt standen die Arbeitsmöglichkeiten, die die Schüler mit den verschiedenen regionalgeschichtlichen Informationsmaterialien (Regionalordner, Dokumentenmappen, biographische Ordner zu einzelnen Gefangenen, Kopien von Gefangenenakten etc.) in der Gedenkstätte haben. Am 9. November fand in der ehemaligen Synagoge in Guxhagen eine Gedenkfeier statt, in der an die Ereignisse der Reichspogromnacht und vor allem an die Deportation der Guxhagener Juden und Jüdinnen vor 65 Jahren in das Ghetto Riga erinnert wurde. Zu der Feierstunde, an der etwa 70 Personen teilnahmen, hatten die Gedenkstätte Breitenau, die Gemeinde Guxhagen und die Ev. Kirchengemeinde eingeladen. Nach einer Begrüßung durch Herrn Bürgermeister Edgar Slawik und den Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Herrn Gerhard Kakalick, sprach Dr. Gunnar Richter über die Deportation jüdischer Familien aus Guxhagen in das Ghetto Riga vor 65 Jahren. (Der Text der Ansprache ist in diesem Rundbrief als Beitrag enthalten.) Anschließend las Pfarrerin Ulrike Grimmel-Kühl aus einem Brief von Lilly Strauß, die aus Hünfeld stammte und die Deportation nach Riga überlebt hat. Unmittelbar nach ihrer Befreiung berichtete sie in diesem Brief über ihre schrecklichen Erfahrungen, die auch ein Bild von dem vermitteln, was die Jüdinnen und Juden aus Guxhagen erleiden mussten. (Der Brief ist veröffentlicht in: Elisabeth Sternberg-Siebert: Jüdisches Leben im Hünfelder Land. Juden in Burghaun, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2001, S. 253-255.) Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkstunde mit eindrucksvoller jiddischer Musik von Renate und Roland Häusler. Am 13. November hielt Dr. Gunnar Richter in einem Seminar von Prof. Dr. Jens Flemming und Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar, das sich mit Erinnerungskultur beschäftigte, einen Vortrag über den „Umgang mit der nationalsozialistischen Zeit am Beispiel des ehemaligen Konzentrations- und Arbeitserziehungslagers Breitenau“. An dem Vortrag, der zu interessanten Gesprächen führte, nahmen etwa 40 Studentinnen und Studenten teil. Am 5. Dezember bot Gunnar Richter im Rahmen des gleichen Seminars einen Rundgang zu Denkmälern für die NS-Opfer in Kassel an, an dem etwa 20 Studentinnen und Studenten teilnahmen. Der Rundgang, den er vor mehreren Jahren gemeinsam mit Hilde Dohmann 26 Die TeilnehmerInnen des Lehrerfortbildungsseminars zu Breitenau und Moringen mit Cornelia Meyer, Dietmar Sedlaczek und Gunnar Richter vor dem Mittelschiff der ehemaligen Klosterkirche Breitenau, in dem sich 1933/34 das frühe KZ befand. Mit Dietmar Sedlaczek auf dem Gemeindefriedhof von Moringen vor dem Gräberfeld der im Jugendkonzentrationslager umgekommenen jungen Männer (Fotos: D. Sedlaczek und G. Richter, April 2006) 27 ausarbeitete, gibt am Beispiel von sieben Mahnmalen einen chronologischen Überblick über Denkmäler für NS-Opfer in Kassel vom Beginn der 50er Jahre bis in die Gegenwart. Dabei wird deutlich, dass Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus in vielfältiger Weise Aspekte der Erinnerungskultur und Fragen des Umgangs mit der NS-Vergangenheit widerspiegeln. Sie sind nicht nur künstlerische Zeugnisse zur Erinnerung an die Verfolgten, sondern auch in hohem Maße Ausdruck der Zeit, in der sie gesetzt wurden. Auf dem Rundgang, der vor der Murhardschen und Landesbibliothek beginnt und am „Aschrottbrunnen“ vor dem Kasseler Rathaus endet, werden die genannten Aspekte sehr anschaulich erfahrbar. Am 25. November wiederholte Gunnar Richter den Rundgang mit 15 Jugendleitern des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., die an diesem Wochenende in Kassel an einem Fortbildungsseminar teilnahmen. Am 29. November fand in der Gedenkstätte Breitenau eine weitere schulinterne Fortbildungsveranstaltung statt, zu der Inge Eckhard-Trinogga ihre Kolleginnen und Kollegen von der Gesamtschule Ahnatal in Vellmar eingeladen hatte, und die von Gunnar Richter durchgeführt wurde. Bei der halbtägigen Veranstaltung erhielten die etwa 20 Lehrkräfte einen Einblick in die Geschichte Breitenaus und die pädagogischen Angebote und Möglichkeiten der Gedenkstätte als außerschulischem Lernort. Auch im vergangenen Jahr besuchten verschiedene Gruppen von Studentinnen und Studenten im Rahmen ihres Studiums die Gedenkstätte Breitenau, um sich dort mit unterschiedlichen Aspekten der Geschichte Breitenaus und mit Fragen der Gedenkstättenpädagogik auseinander zu setzen: Im Mai besuchten an drei aufeinander folgenden Terminen über 100 Studentinnen und Studenten von Prof. Dr. Sabine Ruß am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel im Rahmen einer Einführungsveranstaltung in Politikwissenschaft die Gedenkstätte Breitenau, um u.a. der Frage nachzugehen, ob und wie die Erinnerung an das Geschehen in Breitenau während der NS-Zeit abhängig von verschiedenen politischen Entwicklungen in unserer Gesellschaft war und ist. Im Juli und im Oktober besuchten Studentinnen und Studenten der Hochschule in Fulda in Begleitung von Prof. Dr. Peter Krahulec die Gedenkstätte Breitenau, um sich hier mit Fragen der „Schwarzen Pädagogik“ und der „Deutschen Arbeit“ zu beschäftigen. Dabei ging es auch um Fragen von Kontinuitäten in der 100jährigen Geschichte der geschlossenen Anstalt Breitenau, in der die „Erziehung durch Arbeit zur Arbeit“ durchgängig eine besondere Rolle spielte. Im Dezember besuchte eine Studiengruppe der Diakonenausbildung in Hephata mit Frau Angelika Baier-Schops die Gedenkstätte, um sich insbesondere mit dem Schicksal der so genannten „Asozialen“ in Breitenau auseinander zu setzen. Auch hierbei wurden vielfältige Fragen von Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der 100jährigen Geschichte der geschlossenen Anstalt Breitenau thematisiert. Austausch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Einrichtungen und mit besonderen Gästen anderer Gedenkstätten und Am 13. März und am 20. November nahm Gunnar Richter als Vertreter der Gedenkstätte Breitenau in Braunschweig und Berlin an zwei Sitzungen der Pädagogik-Arbeitsgemeinschaft teil, bei denen das kommende bundesweite Gedenkstättenseminar zum Thema „Schulen und Gedenkstätten“ vorbereitet wurde. Das Seminar wird in der Zeit vom 28. bis zum 30. Juni 2007 in der Tagungsstätte des Amtes für Lehrerbildung in Weilburg stattfinden, und das Programm ist 28 Beim Rundgang auf den Spuren der Verfolgung der Kasseler Juden, am 15. Mai 2006 vor dem Friedrichsplatz, wo Gunnar Richter den Studierenden vom Fröbelseminar von der nationalsozialistischen Bücherverbrennung berichtet, die hier im Mai 1933 stattfand. Vor der Gedenktafel an der Walter-Hecker-Schule in der Schillerstraße, deren Gebäude vor 65 Jahren als Sammellager für die Jüdinnen und Juden aus dem Regierungsbezirk Kassel genutzt wurden, bevor sie von Kassel in das Ghetto Riga, das KZ-Majdanek, das Vernichtungslager Sobibor und das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. (Fotos: Helge von Horn, 2006) 29 inzwischen im Internet u.a. auf den Servern der Bundeszentrale für politische Bildung und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ) veröffentlicht. Allen Interessierten wird geraten, sich möglichst bald bei der HLZ anzumelden! Im Rahmen des Seminars wird Gunnar Richter gemeinsam mit Thomas Lutz die AG 2 zum Thema „Gedenkstätten als außerschulische Lernorte – pädagogische Forschungen und Erfahrungen“ leiten, und unser langjähriger pädagogischer Mitarbeiter Hans-Peter Klein wird als Referent mitwirken. Am 13. Juni nahm Gunnar Richter an einem Arbeitsgruppentreffen in der Jugendburg Ludwigstein teil, in dem es um die Aufarbeitung der Geschichte des Kriegsopferfriedhofes Ludwigstein ging, auf dem auch Tote des Arbeitserziehungslagers Breitenau beerdigt sind. Darüber hinaus soll der Frage nachgegangen werden, in welcher Form der Kriegsopferfriedhof in die außerschulische Bildungsarbeit des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (VdK) und der Jugendburg Ludwigstein einbezogen werden kann. Erste Ansätze hatte Gunnar Richter gemeinsam mit Cornelia Meyer vom VdK bereits in einige Lehrerfortbildungsseminare einfließen lassen. An dem Arbeitsgruppentreffen nahmen Stephan Sommerfeld (Geschäftsführer der Jugendbildungsstätte Ludwigstein), Hans-Dieter Heine (Leiter des Referates Jugend- und Schularbeit beim VdK), Heidi Schöpfer (Bildungsreferentin für internationale Jugendarbeit beim VdK) und Cornelia Meyer (Referentin für Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit beim VdK), Olaf Grabowski vom Archiv der deutschen Jugendbewegung und Gunnar Richter teil. Ein weiteres Treffen, an dem ebenfalls Gunnar Richter teilnahm, fand am 18. September in den Räumen der Geschäftsstelle des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Kassel statt. Am 6. April fand im Judaica Museum Schenklengsfeld das siebzehnte Treffen hessischer Gedenkstätten, Gedenkstätteninitiativen und Einrichtungen zur Gedenkstättenarbeit statt, zu dem die Hessische Landeszentrale für politische Bildung in Wiesbaden eingeladen hatten, und an dem Gunnar Richter als Vertreter der Gedenkstätte Breitenau teilnahm. Nach einem gemeinsamen Austausch über Veranstaltungen und Projekte in den einzelnen Initiativen und Einrichtungen berichtete Karl Honickel, der Initiator und Leiter des Judaica Museums über die Geschichte des Hauses und über die Arbeit des Förderkreises „Jüdisches Lehrerhaus Schenklengsfeld e.V.“ Am Nachmittag führte uns Karl Honikel auf einem eindrucksvollen Rundgang zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Schenklengsfeld durch den Ort und zum jüdischen Friedhof. Am 3. Mai fand eines der regelmäßigen Treffen von Horst Krause-Willenberg und Gunnar Richter mit den MitarbeiterInnen der Gedenkstätte Hadamar, des Dokumentations- und Informationszentrums Stadtallendorf und der Gedenkstätte Trutzhain statt. Das Treffen wurde in der Gedenkstätte Hadamar durchführt, und in den Gesprächen standen vor allem Projekte und Veranstaltungsplanungen im Vordergrund. Am Nachmittag besichtigten wir gemeinsam die im Hof wiedererrichtete und restaurierte „Bus-Garage“, die für die Busse gebaut worden war, in denen die Menschen zur Ermordung nach Hadamar gefahren wurden. Die „Bus-Garage“ sollte dazu beitragen, dass die Mordaktion möglichst geheim blieb, und die Menschen wurden aus der Garage durch einen nicht einsehbaren Gang direkt in den Todestrakt geführt. Auch in den anderen Tötungsanstalten der so genannten Euthanasie existierten diese „Bus-Garagen“, aber nur die in Hadamar blieb erhalten, da sie nach dem Krieg als Scheune genutzt wurde. Im weiteren Verlauf unseres Treffens ging es auch um die Frage, in welcher Form diese Garage in die Bildungsarbeit mit Schülern einbezogen werden kann. Am 9. Mai besuchte der neue Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Bertram Hilgen, auf Einladung unseres Vorstandes die Gedenkstätte Breitenau. Gemeinsam mit unserem Beiratsvorsitzenden, Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar, gaben wir Herrn Oberbürgermeister Hilgen einen Einblick in die Geschichte Breitenaus und in die Arbeit der Gedenkstätte. Gleichzeitig begrüßten wir ihn als neues Beiratsmitglied, denn er hatte sich erfreulicherweise 30 Die TeilnehmerInnen des Treffens hessischer Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen in Schenklengsfeld bei der Führung von Karl Honickel auf den Spuren der jüdischen Gemeinde und auf dem jüdischen Friedhof (Fotos: G. Richter, April 2006) 31 bereit erklärt, in unserem Beirat mitzuwirken, und wurde auf unserer Mitgliederversammlung im März 2006 auch in den Beirat gewählt. Herr Oberbürgermeister Hilgen war von der Arbeit der Gedenkstätte sehr überzeugt und sicherte uns auch seine zukünftige Unterstützung zu. Auf der Mitgliederversammlung im März vergangenen Jahres wurde als weiteres neues Beiratsmitglied der ehrenamtliche Beigeordnete des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Herr Dr. Peter Barkey gewählt. Er tritt in unserem Beirat die Nachfolge von Herrn Landesdirektor Lutz Bauer an – und auch ihm möchten wir für seine Bereitschaft und seine Unterstützung danken. Am 23. Mai überreichte Herr Ingo Lange im Namen der Kulturstiftung der Kreissparkasse Schwalm-Eder unserem Förderverein eine Spende in Höhe von 1.000,- EUR. Mit den Spenden soll vor allem das Veranstaltungsprogramm der Gedenkstätte Breitenau ermöglicht werden, das von Horst Krause-Willenberg in Kooperation mit zahlreichen unterschiedlichen Trägern geplant und durchgeführt wird. Im Namen des Vorstandes sprachen wir Herrn Lange und der Kulturstiftung der Kreissparkasse Schwalm-Eder unseren besonderen Dank aus. (Siehe hierzu auch den Artikel in der HNA Melsungen vom 31. Mai 2006.) Vom 29. bis zum 30. Mai fand in Saarbrücken eine Fachtagung der Bundeszentrale für politische Bildung und der Landeszentralen für politische Bildung zum Thema „Menschenrechtserziehung: Eine Perspektive für die Gedenkstätten?“ statt, an der Gunnar Richter als Vertreter der Gedenkstätte Breitenau teilnahm. In dem Seminar sollte der Frage nachgegangen werden, in welcher Form in die Gedenkstättenarbeit gegenwartsbezogene Fragestellungen - z.B. nach aktuellen Menschenrechtsverletzungen, nach Möglichkeiten der Wahrung der Menschenrechte oder auch nach der Bedeutung der Erinnerungsstätten für jüngere Menschen mit Migrationshintergrund – einbezogen werden könnten und sollten. Diese gegenwartsbezogenen Fragestellungen sind außerordentlich wichtig, und deshalb werden sie in der Gedenkstättenpädagogik schon lange thematisiert und nehmen in der Zielsetzung der pädagogischen Arbeit der allermeisten Gedenkstätten für NS-Opfer auch einen zentralen Raum ein. Von daher „rannten“ einige Referenten mit ihrer Forderung nach Einbeziehung von Menschenrechtserziehung in die Gedenkstättenarbeit „offene Türen“ ein; gleichzeitig bildeten ihre Beiträge auch sehr interessante Ergänzungen und Erweiterungen des gemeinsamen Diskussionsprozesses. Am 4. September fand im Grenzmuseum Rhön „Point Alpha“ bei Rasdorf an der ehemaligen DDR-Grenze das Jahrestreffen der teilabgeordneten Museum-, Gedenkstätten- und Archivpädagogen in Hessen statt, zu dem der Schulamtsdirektor und Leiter der Beratungsstelle Museumspädagogik, Herr Dr. Michael Imhof aus Fulda, eingeladen hatte. An dem Treffen nahmen Barbara Elsas, Hanne Wiltsch und Hans-Peter Klein teil, die seit mehreren Jahren mit jeweils sechs Wochenstunden für die pädagogische Arbeit mit Schülerinnen und Schülern in der Gedenkstätte Breitenau vom Hessischen Kultusministerium freigestellt sind. Außerdem nahm auch Gunnar Richter an der Tagung teil, um die pädagogische Arbeit des Grenzmuseums kennen zu lernen. Frau Ellen Kringstad, die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Grenzmuseums, stellte Angebote und Möglichkeiten der Einrichtung vor und führte die TeilnehmerInnen danach durch die Dauerausstellung. Im Anschluss daran erfolgte eine Begehung des ehemaligen Grenzabschnitts bis zum amerikanischen Beobachtungsposten, und zum Abschluss stellte das Schauspielerpaar Nedelmann sein Theaterstück „Born in the GDR“ vor, dessen Besuch mit Schülern im Grenzmuseum gebucht werden kann. Am 12. Oktober fand in der Jacob-Grimm-Schule in Rotenburg a.d.F. das achtzehnte Treffen hessischer Gedenkstätten, Gedenkstätteninitiativen und Einrichtungen zur Gedenkstättenarbeit statt, zu dem die Hessische Landeszentrale für politische Bildung in Wiesbaden eingeladen hatte. Nach einem gegenseitigen Gedankenaustausch über Veranstaltungen und Projekte berichtete Dr. 32 (HNA Melsungen vom 31.05.2006) 33 Heinrich Nuhn über die Arbeit der „AG Spurensuche“ an der Jacob-Grimm-Schule und die Entstehung der Gedenk- und Begegnungsstätte „Ehemaliges Jüdisches Ritualbad Rotenburg an der Fulda“. Im Anschluss daran besuchten wir im Obergeschoss der Jacob-Grimm-Schule eine eindrucksvolle Ausstellung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Rotenburg/Fulda, die von Dr. Nuhn gemeinsam mit Schülern seiner „AG Spurensuche“ erarbeitet worden ist und dort vor ein paar Jahren als Dauerausstellung eröffnet wurde. Am Nachmittag besuchten wir gemeinsam mit Dr. Nuhn die kurz vorher eröffnete Gedenk- und Begegnungsstätte im Haus der ehemaligen Mikwe, und anschließend führte er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einem Rundgang zur jüdischen Geschichte Rotenburgs durch die Stadt. Dieses Treffen der hessischen Gedenkstätten, Gedenkstätteninitiativen und Einrichtungen zur Gedenkstättenarbeit war auch gleichzeitig mit einem Jubiläum verbunden, denn vor 10 Jahren hatte Frau Knigge-Tesche, mit Unterstützung von Herrn Heuer, erstmals im Namen der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung zu einem solchen Treffen eingeladen. Wir möchten ihr im Namen unseres Vorstandes ganz herzlich gratulieren und auch danken, dass sie uns durch diese Arbeit – mit Unterstützung von Herrn Heuer und Frau Pippart – so vielfältige Einblicke und Kontakte in die Hessische Gedenkstättenlandschaft ermöglicht hat. In der Zeit vom 19. bis zum 21. Oktober fand in Berlin ein bundesweites Gedenkstättenseminar statt, an dem Gunnar Richter, Horst Krause-Willenberg und Petra Ziegler als Vertreter der Gedenkstätte Breitenau teilnahmen. Das Gedenkstättenseminar trug den Titel „Die Darstellung von Täterinnen und Tätern in Gedenkstätten für NS-Opfer – Die neue Dauerausstellung in der Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“, Berlin. Die Tagung bestand aus drei Teilen, wobei im ersten Teil der aktuelle Forschungsstand zu NS-Tätern erläutert und anschließen Überlegungen zur Präsentation von Täterinnen und Tätern in Gedenkstätten vorgestellt wurden. Der zweite Teil des Seminars war der neuen Dauerausstellung in der Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wansee-Konferenz“ gewidmet. Dazu wurden Rundgänge durch die neue Ausstellung in weiterführenden Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten zur Darstellung von Täterinnen und Tätern angeboten. Im dritten und abschließenden Teil des eindrucksvollen Seminars wurden verschiedene Konzepte und Erfahrungen bezüglich der Darstellung von Tätern in einzelnen Gedenkstätten vorgestellt und diskutiert. 34 Eine Gruppe von TeilnehmerInnen des bundesweiten Gedenkstättenseminares im Oktober 2006 in Berlin bei der Führung durch die neue Dauerausstellung der Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“ durch Dr. Dr. Wolf-Dieter Mattausch (Fotos: G. Richter, Oktober 2006) 35