Hector Servadac - IRS - Universität Stuttgart

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Hector Servadac - IRS - Universität Stuttgart
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Jules Verne, dessen 100. Todestag im März dieses Jahres gefeiert worden ist,
gehört gewiss nicht zum Kanon der großen Autoren des 19. Jahrhunderts. Das hing
zunächst nicht nur mit der Trivialität zusammen, die man seinen Romanen
vorwirft, sondern paradoxerweise mit der entscheidenden Neuerung, mit der er die
Gattung des abenteuerlichen Reiseromans bedacht hat: dem Element des
Wissenschaftlichen. Was uns heute selbstverständlich scheint, nämlich dass
wissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien ebenso Bestandteil unterhaltsamer
Literatur sein können wie Liebesgeschichten und verwickelte Intrigen, wurde in
der Mitte des 19. Jahrhunderts keinesfalls so gesehen. Die maßgeblichen
Kulturkritiker lehnten eine Vermischung von Literatur und Wissenschaft ab, weil
ihrer Meinung nach die Literatur zwangsläufig ihren Kunstcharakter verlieren
müsse; die Naturwissen-schaftler befürchteten ihrerseits den Missbrauch ihrer
Forschungsergebnisse zu Unterhaltungszwecken und damit einen Verlust an
Seriosität, von dem zweifelhaften Erkenntniswert dieser schöngeistigen Ergebnisse
ganz zu schweigen. Streng genommen kann man beiden Befunden durchaus
beipflichten, aber auch nur dann, wenn man in Kauf nimmt, auf für beide Seiten
befruchtende Zugewinne zu verzichten.
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Jules Verne nun hat sich um die offizielle Herabsetzung seines Werkes
scheinbar wenig geschert, selbstverständlich hingegen den Ruf akzeptiert,
Schöpfer des „wissenschaftlichen Romans“ zu sein, und über sechzig Titel
veröffentlicht, die den Zyklus seiner Außergewöhnlichen Reisen bilden. Vom
Himmel gefallen ist der Romancier Jules Verne freilich nicht, eine lange Zeit
des Herantastens an das künstlerische Lebensziel ging dem ersten Erfolg voraus.
So war der 1828 in der bretonischen Hauptstadt Nantes geborene Jules Verne
kurz nach der Revolution von 1848 nach Paris gekommen, um sein Jurastudium
abzuschließen. Das jedenfalls verlangte der Vater, der im ältesten Sohn seinen
Nachfolger in der Anwaltspraxis sah. Der junge Jules Verne wollte allerdings
viel lieber in die Fußstapfen der beiden Alexandre Dumas treten, die er in den
Pariser Salons kennengelernt hatte, und versuchte sich fast 15 Jahre lang als
Bühnenautor. Ziemlich erfolglos allerdings und am Ende sogar mit dem
Einverständnis des Vaters, der eingesehen hatte, dass der Sohn für die
Jurisprudenz verloren war.
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Da das Theater nicht fruchtete, aber Verne inzwischen eine Familie zu ernähren
hatte, bemühte er sich ein paar Jahre lang als Börsenmakler, was unter
Napoléon III. nicht wenige versuchten. Die Gründung der großen
Kreditgesellschaften, die Finanzierung eines flächendeckenden Eisenbahnnetzes
durch verschiedene private Unternehmen und nicht zuletzt die völlige
Umgestaltung der Hauptstadt Paris durch den Baron Haussmann boten in der
industriellen Aufbruchstimmung für die Maklertätigkeit günstige
Voraussetzungen, nicht jedoch im Falle Jules Vernes, dem der nötige Sinn fürs
Spekulieren fehlte. Umso größer war der künstlerische Erfolg und damit die
finanziellen Folgen, als sein Erstlingsroman Fünf Wochen im Ballon im Jahr
1863 auf ein enormes Publikumsinteresse stieß. Verleger Pierre-Jules Hetzel
(1814-1886) erkannte in dem jungen, leicht zu beeinflussenden und für die
eigenen Zwecke zu instrumentalisierenden Autor eine goldene Gans für sein
Verlagshaus, der ihm über vierzig Jahre lang jährlich zwei goldene Eier - will
sagen, zwei Romanbände ins Nest legte. Am Ende waren es 63 Titel mit 103
Bänden.
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Dieser Hinweis ist für das Verständnis von Vernes Werk unerlässlich, da uns 5
heute - wenn es hochkommt - noch ein halbes Dutzend Romane einfallen, die
mehr oder weniger der Gattung der Science Fiction oder der phantastischen
Literatur zugerechnet werden. Allenfalls reine Abenteuerromane wie Der Kurier
de Zaren (1876) oder In 80 Tagen um die Welt (1873) ohne jegliche technische
Antizipationen fallen aus dieser Schublade heraus. Tatsächlich aber ging es
Verne darum, mit dem für das 19. Jahrhundert so typischen Hang zum
Enzyklopädischen ein vollständiges Porträt der Erde zu liefern, und nicht nur der
Erde, sondern des gesamten Kosmos, soweit dieser sich damals mit den Mitteln
exakten Wissens und der Phantasie erschließen ließ. - Kein übertrieben
bescheidener Anspruch. Folgendermaßen formulierte es der Verleger, der nicht
nur zu Vernes Manager, sondern auch zu einem seiner besten Freunde wurde:
„Die erschienenen und noch erscheinenden Romane werden ... in ihrer
Gesamtheit das Ziel erfüllen, das sich der Verfasser gesetzt hat, als er seinem Werk den
Untertitel ‘Reisen in die bekannten und unbekannten Welten’ gab. In der Tat besteht seine
Absicht darin, alle geographischen, geologischen, physikalischen, astronomischen
Kenntnisse, die die moderne Wissenschaft angehäuft hat, zusammenzufassen und in der
ihm eigenen anziehenden und malerischen Art die Geschichte des Universums neu zu
schreiben.“
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Um eines vorwegzunehmen: Prophetisieren, phantastisches Fabulieren war
Vernes Sache nicht. Die Präsentation des zeitgenössischen Wissensstandes im
attraktivsten Gewand war sein Anliegen. Obwohl er selbst keine
naturwissenschaftliche Ausbildung, sondern eine rein humanistische
Schulbildung genossen hatte, beruhten Vernes Romane auf gründlichen
Recherchen in damals allgemein zugänglicher Fachliteratur, deren Lektüre seine
Phantasie anregte. Und wo Verne selber nicht mehr weiterkam - insbesondere mit
der Mathematik und Physik stand er zeitlebens auf Kriegsfuß - da verließ er sich
eben auf die Hilfe von Freunden und Verwandten, die ihn berieten und seine
Manuskripte auf Fehler hin durchlasen. Notfalls sorgte sein Verleger Hetzel, dem
viel an der Glaubwürdigkeit seines Hausautors gelegen war, für die nötigen
Kontakte zu Spezialisten. Denn natürlich war die Veröffentlichung der
Außergewöhnlichen Reisen auch ein Unternehmen, das sich wirtschaftlich
rentieren sollte. Im Kaiserreich Napoleons des III. lag die Schulbildung zum
Großteil noch in kirchlicher Hand, und der katholische Klerus war gar nicht daran
interessiert, seinen Einfluss auf die Schulbänkler an die florierenden
Naturwissenschaften abzugeben.
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Besonders Darwins Evolutionstheorie, die unmittelbar vor Jules Vernes ersten
Romanen ihren skandalträchtigen Auftritt gehabt hatte und noch Jahrzehnte lang
für hitzige Diskussionen sorgte, rüttelte am religiös geprägten Weltbild, weil sie
die Unveränderlichkeit der menschlichen Spezies in Frage stellte. Und was
speziell Frankreich betraf, sollten Fächer wie Biologie, Physik und Chemie erst
zwanzig Jahre später Eingang als Pflichtfächer in den Unterricht finden - gegen
den Protest des heiligen Vaters in Rom, mit dem sich inzwischen eine laizistisch
orientierte republikanische Regierung angelegt hatte.
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Jules Vernes Reiseromane füllten also inhaltlich und unternehmerisch eine
Lücke: Mit ihnen konnte der Leser naturwissenschaftliche Kenntnisse gewinnen,
die ihm nicht auf spröde Weise und später unter Androhung schlechter Noten
eingetrichtert, sondern höchst lustvoll im Rahmen einer spannenden Handlung
vermittelt wurden. Der aufkeimende Tourismus ist ebenso ein Produkt dieser
Zeit: Im großen Maßstab entstand er 1855 auf dem Schreibtisch des Engländers
Thomas Cook, der seinen Landsleuten zu erschwinglichen Preisen die Teilnahme
an der ersten Pariser Weltausstellung ermöglichen wollte, auf der die Summe der
industriellen Entwicklung gezogen und präsentiert wurde – unter anderem das
seit neuestem im großen Maßstab produzierte Aluminium, das Jules Verne zehn
Jahre später nutzen sollte, um seine drei Romanhelden auf recht rabiate Weise
zum Mond zu schießen.
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Man hat Jules Verne immer wieder für seine phantastischen Gefährte gelobt - UBoot, Mondgeschoss, Schwerer-als-Luft-Flugmaschinen -, dabei aber vergessen,
dass sie niemals um ihrer selbst willen auftauchen, sondern in der
Romanhandlung zwei unterschiedliche Funktionen erfüllen.
Zum einen erlauben sie das Eindringen in Naturräume, die mit den
damaligen Fortbewegungsmitteln noch nicht zu erreichen waren. Somit sind sie
die materielle Voraussetzung für die Handlung.
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Zum anderen wirken sie als Katalysatoren der menschlichen Leidenschaft. Vernes
Maschinen sind niemals industrielle Massenprodukte, die vom Ruß ihrer
Herstellung und vom Schweiß der Arbeiterscharen besudelt sind, die sich an
ihnen abgerackert haben. Vernes Maschinen sind stets Unikate, denen etwas
Wunderbares anhaftet, die eine ästhetische Aura umgibt. Als solche verführen sie
allerdings zum Übermut, zum Verletzen von Grenzen materieller und moralischer
Art – Grenzen, die in Vernes Weltbild durchaus ihren Sinn haben. Freilich lockt
das Unbekannte ebenso wie das Übertreten der genannten Grenzen, – beides
macht schließlich den Reiz des Forschens aus – und so bleibt Vernes homo faber
stets dem Dilemma von Goethes Zauberlehrling ausgesetzt, welcher die Kräfte
nicht mehr zu bändigen vermag, welche seine Technik einmal freigesetzt hat.
Vielleicht sind Jules Vernes Romane heute nicht zuletzt deshalb noch so lesbar,
weil er diese Moral nicht mit erhobenem Zeigefinger vermittelt, wie es für seine
Zeit so typisch ist, sondern mit Humor, Ironie und einer gehörigen Portion
weltoffenem Humanismus. Deutliche Rügen des positivistischen Zeitgeistes
bleiben die Ausnahme.
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In einer wenig bekannt gewordenen Fortsetzung seiner beiden Mondromane, in
dem ein Kartell amerikanischer Unternehmer die Erdachse geradebiegen will, um
unter der Arktis vermutete Kohlevorkommen abbauen zu können, heißt es nach
dem Scheitern des Projekts am Schluss zweideutig:
„So scheinen also die Bewohner der Erdkugel in Frieden schlummern zu
können. Die Bedingungen, unter denen die Erde sich bewegt, zu verändern,
übersteigt die dem Menschen erlaubten Kräfte; es kommt dem Menschen eben
nicht zu, etwas an der vom Schöpfer festgelegten Ordnung der Dinge zu
verändern.“
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Zweierlei wird an diesem Zitat deutlich: Zunächst die fortdauernde Gefährdung
des Menschen, die im unscheinbaren Wörtchen „scheint“ am Satzbeginn
vermittelt wird. Die Auslöschung der halben Menschheit zugunsten eines ebenso
lukrativen wie absurden Heizungsvorrats ist gerade noch einmal an einem
peinlichen Rechenfehler gescheitert; aber nichts garantiert, dass dieser Versuch
nicht ein weiteres Mal unternommen wird, um die unstillbare Profitgier des
Menschen zu besänftigen. Zum anderen zeigt sich, dass der Einbezug
wissenschaftlicher Fakten in die Handlung alles andere als Selbstzweck oder gar
Ausdruck eines unhinterfragten Technikfetischismus ist: Jules Verne nutzt die
Wissenschaft zu Gedankenspielen, wobei die menschliche Verantwortung
niemals einer fraglos vorhandenen Fortschrittsbegeisterung geopfert wird.
Zwischen der Furcht vor den unabsehbaren Möglichkeiten der Wissenschaft und
der Faszination von ebendiesen sucht sich Jules Vernes Romanwerk seinen Weg
und macht dabei auf Probleme aufmerksam, die im 21. Jahrhundert nicht minder
aktuell sind als zur Hochblüte der Industrialisierung. Die Spielwiese des
menschlichen Raumeroberungsdranges wechselt von der Erdoberfläche in den
Weltraum, die Sinnfrage bleibt.
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Damit bin ich beim speziellen Thema meines Vortrags angelangt: Jules Verne
und die Raumfahrt. Die vorausgegangenen Bemerkungen schienen mir
notwendig, um darauf hinzuweisen, dass Jules Vernes Romane nicht etwa im
luftleeren Raum entstanden sind, sondern ein kohärentes künstlerisches Ganzes
bilden und zur Zeit ihrer Entstehung einen ganz bestimmten Zweck erfüllten, der
für uns heute nicht mehr unmittelbar auf der Hand liegt.
Es sind drei Romane, in denen Vernes Protagonisten die irdische
Atmosphäre überwinden und zu einer Erkundung des Weltalls antreten, und sie
alle haben jeweils einen eigenen, ganz speziellen Charakter:
Von der Erde zum Mond (1865): eine Satire
Reise um den Mond (1869): ein Reisebericht
Hector Servadac, deutsch auch unter dem Titel Reise durch die Sonnenwelt
(1877) : eine Robinsonade und eine Farce.
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Die ersten beiden Werke stehen in direktem Zusammenhang, indem das zweite
die Fortsetzung des ersten bildet, denn Von der Erde zum Mond endet entgegen
dem, was sein Titel in Aussicht stellt, mit dem Abschuss des Projektils aus
Florida in Richtung Mond. Das bedeutet, dass die zeitgenössischen Leser sich
nicht weniger als vier Jahre gedulden mussten, ehe ihre Neugier gestillt und die
Frage nach dem Gelingen des spektakulären Projekts beantwortet wurde. Hatte
Verne in seinen drei vorausgehenden Romanen das unbekannte Innere des
afrikanischen Kontinents im Ballon überqueren, einen größenwahnsinnigen
Engländer zum Nordpol reisen und den deutschen Professor Lidenbrock auf
seiner Expedition zum Mittelpunkt der Erde scheitern lassen, traf es im ersten
Mondroman die Amerikaner mit der vollen Wucht der verneschen Ironie. Ein so
gigantomanisches Projekt wie die Reise zum Mond konnte offensichtlich nur eine
Nation durchführen, der die Vertreter der europäischen Länder – und damit auch
Verne – in einer Mischung aus Spott und Bewunderung gegenüber standen. Der
Yankee, so lautete damals das Klischee, war verwegen, aber ziemlich kulturlos,
auf jeden Fall ohne Rücksicht, wenn es um die Durchsetzung seiner Ziele ging,
dabei allerdings immer erfolgreich.
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„Die Yankees“, schreibt Verne am Beginn seines Romans, „die
weltbesten Mechaniker, sind Ingenieure wie die Italiener Musiker und die
Deutschen Metaphysiker – von Geburt an. Deshalb ist es nur allzu natürlich, dass
sie ihre kühne Erfindungskraft der Wissenschaft der Ballistik zugute kommen
ließen. Daher die riesenhaften Kanonen, die weit weniger nützlich sind als
Nähmaschinen, aber ebenso sehr Staunen und noch mehr Bewunderung erregen.
(...)
Während jenes schrecklichen Kriegs zwischen Nord- und Südstaaten
waren die Artilleristen also in ihrem Element; die Zeitungen der Union feierten
ihre Erfindungen voller Enthusiasmus und da war kein noch so unbedeutender
Gemüsehändler, kein noch so naiver ‘booby’, der sich nicht Tag und Nacht über
die Berechnung unsinniger Flugbahnen den Kopf zerbrochen hätte.
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Wenn ein Amerikaner einmal eine Idee hat, sucht er sich einen zweiten
Amerikaner, um sie mit ihm zu teilen. Sind sie zu dritt, wählen sie einen
Vorsitzenden und zwei Schriftführer. Zu viert ernennen sie einen Archivar und
das Büro ist komplett. Zu fünft rufen sie eine Generalversammlung aus und damit
ist der Club gegründet. So geschah es auch in Baltimore. Der erste, der eine neue
Kanone erfand, tat sich mit einem anderen ersten zusammen, der sie goss, und mit
noch einem ersten, der sie aushöhlte. Dies war der Kern des Gun-Clubs. (...) Es
war eine Vereinigung von Todesengeln, die zugleich doch die besten Burschen
der Welt waren“
Das Kriegsende 1865 beschert den wackeren Kanonenfreunden das vorzeitige
Ende ihrer Tätigkeit und Jules Verne feiert die Geburt der Raumfahrt aus dem
Geist des Militarismus in einem vor satirischen Seitenhieben funkensprühenden
Dialog. Die Mitglieder des genannten Kanonenclubs sind nämlich allesamt Opfer
ihrer Leidenschaft für Explosionen und körperlich entsprechend gezeichnet:
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„‘Es ist trostlos’, sagte eines Abends der wackere Tom Hunter, während seine
Holzbeine im Kaminfeuer des Rauchsalons verkohlten. ‘... Was für ein
langweiliges Dasein! Wo sind die Tage hin, an denen uns morgens noch die
Kanonen mit ihren lustigen Detonationen weckten?“
‘Aus und vorbei’, antwortete der quirlige Bilsby beim Versuch seine
fehlenden Arme zu recken. „Was hatten wir damals für Spaß! Man erfand seine
Haubitze und probte sie, kaum dass sie gegossen war, sogleich am Feind aus ...
Doch heute haben sich die Generäle hinter ihren Verkaufstheken verschanzt und
verschicken statt der Projektile nur noch harmlose Baumwollballen! Heilige
Barbara! Die Zukunft der Geschützkunst in Amerika ist dahin!’
‘Tja, Bilsby’, rief Oberst Blomsberry, ‘das sind grausame
Enttäuschungen! Da gibt man eines Tages seine friedliche Gewohnheiten auf, übt
sich im Waffenhandwerk, verlässt Baltimore, um aufs Schlachtfeld zu ziehen,
führt sich als Held und verliert zwei, drei Jahre später die Frucht sovieler
Anstrengungen, muss in beklagenswertem Müßiggang dahindämmern und die
Hände in die Taschen stecken.’
Obwohl er das so schön gesagt hatte, wäre der wackere Oberst arg in
Verlegenheit gekommen, seine Tatenlosigkeit auf diese Weise zum Ausdruck zu
bringen – und dabei waren es nicht die Taschen, die ihm fehlten.
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‘Keinerlei Krieg in Aussicht!’, gab der ausgezeichnete J.-T. Maston zu 18
bedenken und kratzte sich mit dem Eisenhaken [seines Armstumpfs] am
Guttapercha-Schädel. ‘Keine Wolke am Horizont, und das, wo es in der
Wissenschaft des Artilleriewesens soviel zu tun gibt! ... Die Völker der Neuen
Welt scheinen aber ausgeheckt zu haben in Frieden leben zu wollen und unsere
kriegerische Tribune hat sogar schon baldige Katastrophen vorausgesagt, die wir
dem skandalösen Bevölkerungswachstum zu verdanken haben werden!“
‘Und doch, Maston’, warf Oberst Blomsberry ein, ‘schlägt man sich in
Europa noch immer des Nationalitätenprinzips wegen!’
‘Ja, und?’
‘Nun, vielleicht könnte man ja dort drüben irgendwas versuchen und
wenn man unsere Dienste in Anspruch nehmen wollte ...’
‘Meinen Sie das etwa im Ernst?’, rief Bilsby aus. ‘Ballistik zum Nutzen
von Ausländern?’
‘Immer noch besser, als gar nichts zu tun zu haben’, entgegnete der
Oberst.
‘Sicher’, meinte J.-T. Maston, „das wäre besser, aber an einen solchen
Ausweg darf man noch nicht einmal denken.’ (...)
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‘Absurd!’, fügte Tom Hunter hinzu, indem er die Arme seines Stuhls mit Hieben
seines ‘bowie-knife’ bearbeitete. ‘Und da die Dinge nun mal so liegen, bleibt uns
nichts weiter übrig als Tabak anpflanzen oder Waltran sieden zu gehen!’
‘Wie bitte?’ schrie J.-T. Maston mit laut schallender Stimme, ‘wir sollen
diese letzten Jahre unseres Daseins nicht mehr der Vervollkommnung der
Feuerwaffen widmen? Wir sollen keine Gelegenheit mehr bekommen, die
Reichweite unserer Projektile auszutesten? Nie mehr wird der Himmel unter den
Blitzen unserer Kanonen aufleuchten? Es soll sich keine internationale
Verwicklung mehr ergeben, die es uns erlaubt, irgendeiner transatlantischen
Macht den Krieg zu erklären? Die Franzosen sollen keines unserer Dampfschiffe
versenken, die Engländer unter Missachtung des Völkerrechts nicht mehr drei
oder vier unserer Landsleute aufknüpfen?’
‘Nein, Maston’, antworte Oberst Blomsberry, ‘dieses Glück wird uns
nicht mehr zuteil! Nein! Kein derartiger Zwischenfall wird sich mehr ereignen
und falls doch, werden wir nicht mehr von ihm profitieren können! Das
amerikanische Selbstgefühl schwindet von Tag zu Tag und wir werden allesamt
zu Weichlingen!’
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‘Ja, wir erniedrigen uns!’, antwortete Bilsby.
‘Und werden erniedrigt!’, fügte Tom Hunter hinzu.
‘Ist ja alles nur allzu wahr’, versetzte J.-T. Maston mit neuer Vehemenz.
‘Tausend Gründe liegen in der Luft, um sich zu schlagen, und niemand schlägt
sich! Man schont Arme und Beine und das zum Vorteil von Leuten, die gar nichts
damit anzufangen wissen! Dabei müssen wir gar keinen Kriegsgrund an den
Haaren herbeiziehen: Hat Nordamerika nicht früher den Engländern gehört?’
‘Sicher!’, antwortete Tom Hunter, indem er wütend mit dem Ende seiner
Krücke das Feuer schürte.
‘Gut!’, fuhr J.-T. Maston fort. ‘Weshalb soll England dann nicht
seinerseits den Amerikanern gehören?“
‘Das wäre nur gerecht’, stimmte Oberst Blomsberry zu.“
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Als Ausweg aus der Sinnkrise entsteht die Idee, eine Kugel zum Mond zu
schießen, erst später tritt der Gedanke hinzu, dieses Geschoss mit Passagieren
auszustatten; das ist der Vorschlag des Franzosen Michel Ardan, auf den noch
zurückzukommen sein wird. Vernes gesellschaftspolitische Satire setzt sich in der
ausführlichen Diskussion um die internationale Finanzierung des Projektes fort,
in der nun auch die europäischen Nationen mit einer gehörigen Portion Spott
danach charakterisiert werden, in wieweit sie bereit sind, in das Unternehmen zu
investieren, schließlich in der nach allen Regeln der Kunst kommerzialisierten
Abschusszeremonie.
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Als Wegbereiter der Reise werden ausdrücklich die literarischen Vorbilder
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gewürdigt, von Cyrano de Bergeracs Reise zum Mond von 1657 bis zu Edgar
Allan Poes Hans Pfaall (1835), eine geschichtliche Pflichtübung, mit der sich der
Erzähler umso nachdrücklicher von deren fiktionalem Charakter absetzen und die
eigene wissenschaftliche Glaubwürdigkeit hervorheben kann. In
enzyklopädischen Abhandlungen bekommen die wissenschaftlichen Fragen
jeweils ein eigenes Kapitel zugewiesen. So gibt es einen „Roman des Mondes“
(Kap. 5), ein „Loblied auf die Kugel“ (Kap. 7), „Die Geschichte der Kanone“
(Kap. 8“), „Die Pulverfrage“ (Kap. 9) und „Das Gussfest“ (Kap. 15). In der
Exaktheit der hier vermittelten Informationen unterscheidet sich Jules Verne von
seinen zahlreichen literarischen Vorgängern, denen es allein um die Formulierung
von Gesellschaftsutopien ging, nicht jedoch um wissenschaftliche
Glaubwürdigkeit oder astronomische Prognosen. Allein der Schalk eines Edgar
Allan Poe, der sich mit seiner Erzählung Hans Pfaalls Mondfahrt 1835 über die
Leichtgläubigkeit seiner Landsleute lustig gemacht hatte, lugt an vielen Stellen
des Romans hervor. Allerdings hat Jules Verne stets darauf hingewiesen, was er
seinem literarischen Vorbild verdankte, und so ist es nur folgerichtig, dass er die
Mitglieder des Gun-Clubs ein „Hip Hip Hurrah auf Edgar Poe“ (Kap. 2)
anstimmen lässt.
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Damit all dies nicht langweilig wird, verlegt Verne die wissenschaftlichen Fakten
geschickt in Dialoge, verpackt sie teilweise sogar in emotionsgeladenen Debatten
zwischen verfeindeten Personen oder konkurrierenden Zeitungen inszeniert, so
dass das Buch trotz seiner beachtlichen Faktenfülle und der Dürftigkeit der
Handlung seinen unterhaltsamen Charakter bewahrt. Die Fülle technischer
Details, die Jules Verne von einem Vetter, dem Mathematikprofessor Henri
Garcet, überprüfen ließ, täuschte den zeitgenössischen Leser darüber hinweg,
dass bestimmte Fragen wie die Beschleunigung des Projektils beim Abschuss, der
mit riesigen Mengen Schießbaumwolle erfolgt, oder der durch eine
Wasserschicht am Boden des Geschosses in keiner Weise abgefangene
Rückstoßeffekt tatsächlich unbeantwortet blieben. Einen derartigen Abschuss mit
einer Anfangsgeschwindigkeit von 11.000 Meter in der Sekunde hätte keiner der
Passagiere überlebt, das war auch dem Verfasser klar. Um diese Schwierigkeiten
zu überspielen, bediente sich Jules Verne eines Kunstgriffs, indem er die
clowneske Figur des bereits erwähnten Michel Ardan einführte.
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In den Unterhaltungen werden die kritischen Punkte durchaus angesprochen, aber
durch Ardans unbeschwerte Verbalakrobatik schnell wieder nach dem Motto
entkräftet: Nun lasst es uns doch einfach mal versuchen! Eine Bastelanleitung für
den astronomiebegeisterten Ingenieur konnte Jules Vernes Roman also nicht
abgeben, wohl aber als Anregung zum Nachdenken dienen und eine Faszination
für die Raumfahrt wecken, so wie es der Nestor der deutschen
Raketentechnologie Hermann Oberth von sich bezeugt hat. Dass der Abschussort
des Projektils von Verne und der von Apollo 11 einhundert Jahre später in
Florida liegen, hat viele Kommentatoren erstaunt. Tatsächlich liegen sich das
fiktionale Moon City bei Tampa und das ganz reale Cap Canaveral ungefähr am
28. Breitengrad gegenüber. Diese Übereinstimmung ist jedoch kein Ergebnis von
Hellseherei. Aus Drehimpulsgründen des Erdkörpers musste dieses Ereignis so
äquatornah wie möglich gewählt werden, und dafür kam in den Vereinigten
Staaten nur das spärlich besiedelte Florida in Frage.
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In der Figur des Michel Ardan hat Jules Verne einem Freund ein literarisches
Denkmal gesetzt, dem Fotografen Nadar (eigentl. Félix Tournachon, 1820-1910),
nach dessen Name das Anagramm Ardan angefertigt wurde und das in dieser
Umstellung phonetisch zugleich „glühend“ (ardent) bedeutet, was den Charakter
des Freundes hervorragend trifft. Nadar war bekannt und berüchtigt für seine
Vorliebe, sich in großartigen Unternehmungen finanziell zu verausgaben, u.a.
zum Bau eines Riesenballons und von Flugmaschinen, die ihn immer wieder
ruinierten. Zudem war er dem damaligen Publikum als undogmatischer Anarchist
bekannt, dessen Popularität ihn sogar vor den Nachstellungen von Napoleons
Geheimpolizei schützte, so dass der Wiedererkennungswert dieser Person seinen
Beitrag für den Erfolg von Vernes Buch geleistet haben dürfte. Ardan ist einer
der drei Passagiere des Mondprojektils, die anderen sind die Amerikaner
Barbicane und Nicholl.
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Die Gegenüberstellung der ernsthaften Amerikaner und des verspielten Franzosen
ist eines der Verfahren, die Verne nutzt, um die Schilderung des MondfahrtUnternehmens immer wieder ironisch zu brechen. Die Grenzen zwischen der
Bewunderung für die amerikanischen Fortschrittsbegeisterung, deren Verspottung
und offener Kritik an den unmenschlichen Folgen der Gigantomanie sind
fließend und lassen sich an manchen Stellen kaum eindeutig bestimmen. Ebenso
bleibt die Einschätzung des Projekts selbst vom Erzähler uneindeutig und wird
nur andeutungsweise als Überschreitung gottgegebener Grenzen kritisiert.
Bezeichnend ist die Schilderung des Gussfestes (Kap. 15) und des Abschusses
(Kap. 27) als künstlicher vulkanischer Phänomene. Insbesondere letzterer löst
weitere Naturkatastrophen aus und sprengt damit den Rahmen menschlich
vorausplanbarer Ereignisse.
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Die eigentliche Reise, die in 97 Stunden und 20 Minuten vonstatten geht, wird im
zweiten Roman Reise um den Mond geschildert. Im Innern des Projektils warten
die drei Reisenden auf den Abschuss, dessen Wucht sie in Ohnmacht fallen lässt.
Nach dem Erwachen fragt man sich, weshalb niemand den Schuss gehört habe.
Ein Blick aus dem Fenster und das Beinahe-Zusammenprallen mit einem kleinen
Zweitmond bestätigt aber, dass der Start tatsächlich erfolgt sein muss. Die
Lösung des Rätsels ergibt sich aus der simplen Tatsache, dass das Geschoss
schneller als der Schall geflogen ist - der erste Clou von Vernes Roman für den
damaligen Leser. Die Reisenden verfügen über ausreichend Sauerstoff, der dank
eines neu entwickelten Apparates aus chlorsaurem Kali gewonnen werden kann;
sich absetzende Kohlensäure wird dagegen von kaustischem Kali absorbiert. Im
Gegensatz zu den empfindlichen Instrumenten hat der Hund Trabant den
Abschuss nicht heil überstanden und wird nach seinem Tod in einer waghalsigen
Aktion aus der Bodenluke hinausgeworfen - ganz schnell, damit nur nicht zuviel
Sauerstoff verloren geht.
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Michel Ardan hat ohne Wissen seiner Begleiter Federvieh eingeschmuggelt, mit
dem er auf dem Mond eine Hühnerkolonie errichten will. Diesem schönen Plan
wird aber kein Erfolg beschieden sein, denn die Amerikaner rechnen aus, dass die
Abschussgeschwindigkeit nicht ausreichend gewesen sein kann und das Geschoss
zurück auf die Erde zu fallen droht. Dies tritt letztlich nicht ein, denn tatsächlich
ist die Abschussgeschwindigkeit mit sechzehn Kilometern pro Sekunde sogar
größer gewesen als ursprünglich angenommen. Nach diesem Muster wird im
Verlauf der Handlung noch manche knifflige Situation suggeriert und wie durch
Taschenspielertricks gelöst. Die Erfahrung der Schwerelosigkeit und ein Rausch
durch die mit Sauerstoff übersättigte Luft enthebt die Reisenden eine Zeitlang
ihrer größten Sorge: die Begegnung mit dem Zweitmond am ersten Tag der Reise
hat eine Veränderung der Flugbahn bewirkt, so dass das Geschoss nicht mehr auf
dem Mond landen kann, sondern ihn knapp verfehlen wird.
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Dies ist ein Verfahren, das nicht nur für Spannung sorgt, indem es beim Leser
und den Figuren die bange Frage nach der Möglichkeit eines Ausbruchs aus der
ewigen Mondumrundung und der Rückkehr zur Erde aufwirft; zugleich enthebt
es den Autor der Notwendigkeit, mit einer Landung auf dem Mond allzu präzise
Aussagen über den denselben und seine Bewohnbarkeit zu machen. Dadurch
können die Personen mit ihrem Blick aus der Luke ihres Geschosses lediglich
bekannte Hypothese ihrer Zeitgenossen bestätigen oder verwerfen. So heißt es
beispielsweise in einer Passage über die Mondkrater: „Auf ihrem durch
phantastische Umrisse gekennzeichneten Grat kamen gleißende Schichten in
Sicht, wie sie schon durch Pater Secchi bekannt geworden sind. Mit größerer
Sicherheit als der berühmte Astronom aus Rom konnte Barbicane ihre
Beschaffenheit erkennen.“
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Auf diese Weise werden nacheinander Diskussionen über die Kraterbildung,
Oberflächenbeschaffenheit, die Bewohnbarkeit und mögliche Bewohnerschaft,
die Vegetation, den Ursprung und die Entwicklung des Mondes geführt, wobei
die exotischen Hypothesen ihres Unterhaltungswertes wegen vom Franzosen ins
Feld geführt werden und von den nüchternen Amerikaners auf ihre
Wahrscheinlichkeit hin abgeklopft werden. Quintessenz der Reise ist die
Erkenntnis, dass der Mond infolge seiner schnelleren Erkenntnis auch schneller
„gealtert“ ist und den Reisenden damit die Zukunft des Heimatplaneten vor Augen
geführt hat. Die Vorstellung eines lebensfeindlichen Erkaltens als dem
unabwendbaren Ende der irdischen Existenz ist ein wiederkehrendes Motiv in
Vernes Romanwerk, das dem Menschen immer wieder die eigene Begrenztheit
und damit Ehrfurcht vor der mächtigen Natur vermitteln soll. Diesem Motiv
werden wir auch im dritten Roman, Hector Servadac, begegnen.
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Während Jules Verne physikalische Fakten als Spannungsauslöser und sogar zu
humoristischen Effekten „missbraucht“, insbesondere wenn es um die Irrtümer der
Wissenschaftler und ihre Neigung, Wissenschaft als Selbstzweck zu betreiben,
geht, tritt ein weiteres für Jules Verne wichtiges Element hinzu. Indem der Autor
die Zahl der handelnden Personen auf drei beschränkt, die zudem gezwungen
sind, auf engstem Raum zu agieren, entledigt er sie weitgehend ihrer
Einflussmöglichkeiten und reduziert sie zu bloßen Zuschauern, die kaum
begreifen, wie ihnen geschieht. Aber sie haben am Geschehen in einem Akt des
panoramatischen Schauens teil, das die Ereignisse wie Szenen eines
Theaterstücks an ihrem Fenster vorbeigleiten lässt:
„Hätten sie wohl, so nahe bei dieser neuen Welt, die Augen schließen können?
Nein, alle ihre Empfindungen richteten sich auf einen einzigen Gedanken: Schauen! Als
Vertreter der Erde, der Menschheit vergangener und gegenwärtiger Zeit, die sich in ihnen
konzentrierte, befanden sie sich hier in diesen fernen Regionen des Mondes, und durch
ihre Augen betrachtete das gesamte Menschengeschlecht diese Mondlandschaften und
versuchten, die Geheimnisse des Trabanten ihres Globus zu erforschen! Eine heftige
Erregung bemächtigte sich ihrer Herzen und schweigend wechselten sie von einem Fenster
zum anderen“
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Das von Ehrfurcht geprägte ästhetische Erlebnis gewinnt bei Jules Verne immer
wieder die Oberhand über ein rein rationalistisches Erfassen der Welt. Während
die Ratio die Dinge verkürzt und die Welt der Gefühle ausschließt, vermittelt die
ästhetische Teilhabe einen tieferen Einblick in die letztlich unergründlich
bleibende Natur. Sogar bedrohliche Phänomene werden dieser Logik folgend zu
einem beglückenden Spektakel, wie etwa die Explosion eines Meteors im 15.
Kapitel verdeutlicht:
„Nicholl hatte einen Schrei ausgestoßen. Seine Kameraden stürzten sich
mit ihm zusammen an die Lukenfenster.
Welch ein Schauspiel! Welche Feder vermöchte es wiederzugeben!
Welche Palette wäre reich genug an Farben, um solch eine Pracht
hervorzubringen!
Es war als ob sich ein Riesenkrater öffnete, als ob eine ungeheure
Feuersbrunst ihre Funken sprühte. Tausende leuchtender Teilchen leuchteten auf
und fuhren durch den Raum. Alle Größen, alle Schattierungen waren vorhanden:
gelbe, gelbliche, rote, grüne, graue Strahlenbündel, ein prächtiges buntes
Feuerwerk.“
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Die Explosion hat einen flüchtigen Blick auf die verborgene Mondrückseite
erlaubt und die Reisenden glauben, Anzeichen für eine ehemalige Zivilisation
gesehen zu haben – aber sicher sind sie sich dessen nicht. Nach diesem
ultimativen Erlebnis bleibt nichts mehr übrig als die Rückkehr zur Erde, die dann
doch noch erfolgt – durch einen glücklichen Einfall von Michel Ardan. Im
Moment des Stillstands des Projektils – bewirkt durch die hypothetische
Annahme einer gleich großen Anziehung durch Erde und Mond – zündet der
Franzose Raketen, die ursprünglich zum Abdämpfen der Landung vorgesehen
waren. Ardan wollte die Richtung zum Mond hin verändern und erreicht mit
seiner Maßnahme den Fall auf die Erde. Das Geschoss stürzt in den Pazifik, die
Passagiere werden gerettet und als Helden gefeiert. Zusammen mit seinen
Freunden gründet Barbicane eine „Nationale Gesellschaft für Verkehrswege
durch die Sternenwelt“ und benennt dabei vorsorglich gleich die künftige
Konkursverwaltung.
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Bleibt abschließend der Roman Hector Servadac vorzustellen, der mit Sicherheit
Jules Vernes abstrusester Roman ist, zumindest auf den ersten Blick. Der Name
der Hauptfigur ist nach dem des bereits erwähnten Autors Hector Savinien
Cyrano de Bergerac aus dem 17. Jahrhundert zusammengezimmert, der neben
einer Reise zum Mond auch eine satirische Reise zu den Sonnenstaaten
geschrieben hat. Verne hat die Buchstaben des Nachnamens so angeordnet, dass
sie rückwärts gelesen das Wort cadavres - den Plural von ‘Leichen’ - ergeben,
vielleicht um auszudrücken, wie eng Komik und Tragik beieinander zu liegen
pflegen.
Just in dem Moment, als sich der französische Hauptmann Servadac auf
algerischem Boden mit einem russischen Rivalen duellieren will - man streitet
sich um die Gunst derselben Dame - kreuzt ein Meteor die Erdbahn und reißt ein
Stück Mittelmeerraum mit sich ins Weltall. Die entführten Menschen sind sich
dessen allerdings nicht bewusst, sondern glauben, ein Erdbeben überstanden zu
haben. Aus der für sie rätselhaften Veränderung der Atmosphäre, der
Lebensbedingungen und des Himmels bezieht der Roman in der ersten Hälfte
seinen Unterhaltungswert.
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Jules Verne kommt diesmal ganz ohne Technik aus und verlässt sich
ausschließlich auf das natürliche Transportmittel des Kometen, der das Stück
Erdteil in seinem Schlepptau mit sich führt. Unter Leitung von Servadac macht
sich die kleine Truppe von Russen und Franzosen auf die Suche nach weiteren
Überlebenden und findet unter anderen den preußischen Juden Isaac Hakhabut
und den französischen Astronom Palmyrin Rosette. Mit aller für ihn typischen
Zurückhaltung bietet Jules Verne seinen Lesern eine Zusammenfassung des
damaligen Wissens über das All und die Planeten und orientiert sich dabei an den
populärwissenschaftlichen Publikationen seines Zeitgenossen Camille
Flammarion (1842-1925), allerdings ohne in dessen viel kritisierten Mystizismus
zu verfallen, der vor allem Flammarions spätere Werke kennzeichnet. Wie schon
zuvor in der Reise um den Mond kommt es nicht zur Begegnung mit
Außerirdischen und ebensowenig zur Bedrohung durch prähistorischer
Lebewesen, wie sie in der tschechischen Romanverfilmung von Karel Zeman
(1958) auftauchen, die Personen haben mit sich selbst genug zu tun.
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Verne interessiert sich vielmehr für ein anderes Phänomen, das einen Schlüssel
zum Verständnis dieses Romans bietet: das zunehmende Erkalten des ErdeFragments, die das Überleben von Mensch und Tier immer schwieriger gestaltet
und diese zwingt, sich immer tiefer in das Innere eines langsam erlöschenden
Vulkans zurückzuziehen.
Ich hatte Hector Servadac eingangs als Farce und als Robinsonade
bezeichnet. Die Farce tritt in der Laxheit hervor, mit der Jules Verne diese Mal
um die wissenschaftliche Plausibilität der Entführung und anschließenden
Rückkehr zur Erde bemüht ist. Komet Gallia – so hat man den Himmelskörper
genannt, nachdem Professor Rosette Aufschluss über den tatsächlichen
Sachverhalt gegeben hat - beschreibt nämliche eine elliptische Bahn durch das
All und bringt seine Passagiere nach zwei Jahren zu ihrem Ausgangspunkt
zurück, was diese gegen den Widerstand von Rosette dazu nutzen, um in einem
Ballon zum Heimatplaneten überzusetzen.
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In der Originalfassung plante Jules Verne, Gallia, der aus purem Gold besteht, auf37
die Erde stürzen zu lassen und damit vor allem das irdische Wirtschaftssystem
aus den Angeln zu heben. Das war aber für den Verleger nicht akzeptabel, und so
musste sich Verne einen neuen Schluss überlegen. Am Ende bleibt den Personen
nichts weiter als die Erinnerung an eine merkwürdige Reise und die Frage, ob sie
dies alles nicht im Traum erlebt haben. Das ist schon ein starkes Stück und auf
jeden Fall der Auftakt zu all jenen Katastrophenszenarios, wie sie seit der Wende
vom 19. zum 20. Jahrhundert immer wieder die Literatur und später auch den
Film beherrschen.
Die Gattung der Robinsonade hatte Jules Verne bereits zwei Jahr vor
Erscheinen von Hector Servadac 1875 in Die geheimnisvolle Insel behandelt, dort
die Figur des allein einer unbekannten Natur gegenüberstehenden Menschen
durch ein kleines Kollektiv ersetzt. Diese Gruppe scheinbar zufällig
zusammengewürfelter Amerikaner, die jeweils unterschiedliche
Gesellschaftsschichten vertreten, vollziehen fast ohne Hilfsmittel, dafür aber mit
vorbildlicher Allgemeinbildung ausgestattet, die technologische Entwicklung von
der Entwicklung des Feuers bis zur Installation des Telegrafen nach. Das geht
solange gut, wie die Natur mitspielt und den Kolonisten ein Potpourri idealer
Voraussetzungen bietet und so einen utopischen Mikrokosmos bildet.
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Am Ende jedoch macht ein Vulkanausbruch die neu geschaffene Zivilisation
zunichte, versetzen Natur und Autor die Personen wieder an den Ausgangspunkt
zurück, retten sie nackt und ohnmächtig auf einen kleinen Granitfelsen; auch das
in einer unterirdischen Höhle festgesetzte U-Boot Nautilus des Kapitäns Nemo
geht mit unter, kann trotz seiner fortgeschrittenen Technologie weder sich selbst
befreien noch den anderen Menschen Beistand leisten. Hatte der Erzähler zuvor
den Sinn der menschlichen Existenz damit begründet, etwas Bleibendes zu
schaffen, schließt er nunmehr antithetisch: „All ihr Wissen, ihre ganze Intelligenz
vermochten nichts in dieser Situation. Sie befanden sich allein in Gottes Hand.“
Mit dem Bild des Vulkans verbunden ist das christliche vana-gloria-Motiv, das
jeglichen menschlichen Ehrgeiz in seine Schranken weist.
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Hector Servadac wiederholt nicht einfach die vorausgehende Robinsonade,
sondern überträgt sie in einen neuen Zusammenhang. In der Reise zum
Mittelpunkt der Erde waren die Reisenden durch den Abstieg in einen Vulkan
sukzessive in die Urgeschichte zurückgekehrt, schließlich durch Vulkangewalt
wieder an die Erdoberfläche in die Gegenwart katapultiert worden. Die
geheimnisvolle Insel hatte die menschliche Entwicklung bis zum Beginn der
Industrialisierung nachvollzogen und mit Vulkangewalt beendet. Hector
Servadac verkehrt das Motiv der Zeitreise in die Zukunft und führt gerafft den
fortwährenden Prozess des Erderkaltens vor, mit dem nach Vernes Überzeugung
und vieler seiner Zeitgenossen langfristig der unaufhaltsame Untergang des
irdischen Lebens einhergehen würde.
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Die Theorie dieser Entwicklung war bereits in einem Exkurs der Geheimnisvollen
Insel dargelegt worden, Hector Servadac veranschaulicht sie durch eine
Weltraumreise, die zugleich eine Reise durch die Zeit ist, und in den Tod.
Angesichts dieser trüben Aussichten bleibt eine Einsicht: „Keine menschliche
Macht kann die geometrische Anordnung des Universums umstürzen. Welch ein
Durcheinander, wenn jedermann den Lauf seines Planeten verändern würde!
Aber Gott hat das nicht gewollt, und ich glaube, er hat daran weise getan.“
Und es bleibt ein Trost, denn nichts geht verloren, wie der Erzähler mit
einem Zitat von Flammarion betont:
„Stellen wir uns ein mit unendlicher Sehkraft ausgestattetes Wesen vor und
setzen es auf den Stern Ziege im Sternbild des Fuhrmanns. Blickt es auf die Erde, wird es
Zeuge der Ereignisse, die sich vor zweiundsiebzig Jahren zugetragen haben. Auf einem
zehnfach weiter entfernten Stern wird es den Geschehnissen vor siebenhundert Jahren
beiwohnen können. (...) Noch weiter entfernt könnte es, da der Weltraum unendlich ist,
nach biblischer Überlieferung Gott bei der Schöpfung der Welten zusehen. Alle Ereignisse
sind sozusagen im Weltraum stereotypisiert und nichts von dem, was überhaupt einmal im
Universum geschehen ist, kann spurlos verschwinden.“
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Ich fasse zusammen: Wenn Jules Verne in seinem Werk die Raumfahrt
thematisiert, dann nicht, um über weit entfernte Technologien zu spekulieren,
sondern um seinen Lesern den Kosmos darzustellen und durch die Lektüre
sinnlich erfahrbar zu machen. Unter der Oberfläche abstruser Handlungen, die
uns heute in vielen Aspekten als fehlerhaft und unfreiwillig komisch erscheinen,
transportiert Verne seine Sicht von der Stellung des Menschen im Universum und
seiner Verantwortung im Umgang mit demselben.
Zum Schluss stellt sich die Frage, ob Jules Verne überhaupt selbst an die
Durchführbarkeit einer Reise durch den Weltraum geglaubt hat und
möglicherweise meinte, mit seinen Romanen einen seriösen Beitrag zur Lösung
der damals unüberwindlich scheinenden Probleme geleistet zu haben.
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Authentische Zeugnisse zu dieser Frage gibt es überraschenderweise nicht,
keinen einzigen Hinweis in der umfangreichen Korrespondenz mit dem Verleger.
Keiner der Journalisten, die den alternden Schriftsteller an der Jahrhundertwende
heimsuchten, war auf den Gedanken gekommen, ihm in diesem Zusammenhang
Fragen zu stellen. Nur einmal nahm Verne, auf sein Verhältnis zu den ScienceFiction-Romane des Engländers H.G. Wells angesprochen, für sich größere
Glaubwürdigkeit und wissenschaftliche Absicherung in Anspruch – wobei man
durchaus geteilter Ansicht sein kann. Den einzigen Kommentar findet man in
einem Gespräch aus dem Roman Das Dampfhaus, einer Diskussion, hinter der
sich die persönliche Meinung des Autors eher verhüllt als offenbart.
Ausgangspunkt ist die Frage, ob es dem Menschen jemals gelingen werde, die
Höhe des Mount Everest exakt zu messen:
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„‘Das wird gelingen’, behauptete Hauptmann Hod, ‘so wie es eines Tages auch gelingen
wird, den Nordpol und den Südpol zu erreichen!’
‘Ganz eindeutig!’
‘So wie die Reise bis in die größten Tiefen der Ozeane!’
‘Zweifellos!’
‘Die Reise zum Mittelpunkt der Erde!’
‘Bravo, Hod!’
‘So wie alles einmal verwirklicht wird!’ fügte ich [der Ich-Erzähler] hinzu.
‘Sogar eine Reise auf alle Planeten der Sonnenwelt!’ fuhr Hauptmann Hod fort,
den nichts mehr zurückhielt.
‘Oh nein, Hauptmann’, entgegnete ich. ‘Der Mensch als einfacher
Erdenbewohner wird niemals ihre Grenzen überschreiten können! Aber wenn er auch an
ihre Kruste festgenagelt ist, kann er doch alle ihre Geheimnisse ergründen.’
‘Kann er, muss er!’, antwortete Banks. ‘Alles, was innerhalb der Grenzen des
Möglichen ist, muss und wird realisiert werden. Und dann, wenn der Erdkörper dem
Menschen nichts mehr zu sagen hat...’
‘Wird der Mensch zusammen mit dem Sphäroid verschwinden, der kein
Geheimnis mehr für ihn birgt, meinte Hauptmann Hod.
‘Aber nicht doch!’ widersprach Banks. ‘Dann wird er über ihn als Herr gebieten
und den besten Nutzen aus ihm zu ziehen wissen.“
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44
Zur weiteren Information:
Volker Dehs: Jules Verne. Eine kritische Biographie. Düsseldorf:
Artemis & Winkler, 2005. Vor allem Kap. 15, „Faszination und
heiliges Grauen: Jules Verne und die Wissenschaft“ (S. 247-265)
Andreas Fehrmann’s Collection Jules Verne: http://www.j-verne.de
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Jules Verne
- geb. 8.2.1828 in Nantes, Bretagne
- 1848 Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften in Paris
- 1856 Heirat mit Honorine Morel
- 54 Romanveröffentlichungen, darunter:
- 1863 „Cinq semaines en ballon“ (5 Wochen im Ballon)
- 1864 „Voyage au centre de la terre“ (Reise zum Mittelpunkt der Erde)
- 1865 „De la terre à la lune“ (Von der Erde zum Mond)
- 1870 „Autour de la lune“ (Reise um den Mond)
- 1870 „Vingt mille lieues sous les mers“ (20000 Meilen unter den Meeren)
- 1873 „Le tour du monde en quatre-vingts jours“ (In 80 Tagen um die Welt)
- 1877 „Hector Servadac“ (Reise durch die Sonnenwelt)
- 1888 „Sans dessus dessous“ (Der Schuss am Kilimandscharo)
- gest. 25.3.1905 in Amiens, Picardie
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46
„Das soll der Mond sein?
Nie und nimmer.“
aus:: „Reise durch das Sonnensystem“ , S.35, 1967, Verlag Bärmeier & Nikel
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47
„Der strahlende Komet
Donati besaß ein 700mal
kleineres Volumen als die
Erde.“
aus:: „Reise durch das Sonnensystem“ , S.121, 1967, Verlag Bärmeier & Nikel
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48
„Die beiden Himmelskörper
rasten aufeinander zu.
Schon waren die einzelnen
Kontinente voneinander zu
unterscheiden.“
aus:: „Reise durch das Sonnensystem“ , S.187, 1967, Verlag Bärmeier & Nikel
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49
„In die entsetzliche
Explosion mischte sich das
schrille Pfeifen des
Geschosses, das wie ein
Meteor dicht über der
Erdoberfläche dahinraste.“
aus:: „Der Schuss am Kilimandscharo“ , S.318, 1967, Verlag Bärmeier & Nikel
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50
„Amerika schluckte die
Tatsache, dass Vollmond
herrscht, wenn der Mond in
Opposition zur Sonne steht,
Neumond aber, wenn er mit
der Erde konjugiert.“
aus:: „Von der Erde zum Mond“ , S.38, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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51
„«Wie lang wird unsere
Kanone sein müssen?»
«1 km!»
«1 km?»
«1 km und nicht ein µ
weniger.»“
aus:: „Von der Erde zum Mond“ , S.53, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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52
„Schon verkaufen die ersten
Farmer von Florida ihr
Land. Sie fragen sich: hält
die kleine Halbinsel den
Rückstoß aus? Oder muss
Florida platzen?“
aus:: „Von der Erde zum Mond“ , S.81, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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53
„Da erschien Maston in der
Öffnung des Geschosses, und
die Umstehenden begannen
zu lachen. Er war in den
acht Tagen dick und fett
geworden!“
aus:: „Von der Erde zum Mond“ , S.152, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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54
„Durchquerung des Ozeans,
Durchquerung des
Weltraums - wo liegt da der
grundsätzliche Unterschied? Es wird nicht lange
dauern, bis Weltraumbahnen von der Erde zum
Mond fahren.“
aus:: „Von der Erde zum Mond“ , S.160, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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55
„Auf die Sekunde genau
zündete Murchison mit
einem elektrischen Funken
die 400 000 Pfund Schießbaumwolle, und der Druch
von 6 Milliarden Liter Gas
schleuderten das Projektil in
den Weltraum.“
aus:: „Von der Erde zum Mond“ , S.166, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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56
„Das wäre doch gelacht,
wenn sie von da oben nicht
wieder runterkämen! Es sind
geniale Männer, und sie
werden sich schon
irgendetwas ausdenken.“
aus:: „Von der Erde zum Mond“ , S.171, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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57
„«Schön ist sie nicht», sagte
Ardan, «die bleiche Luna, die
Königin der Nacht, die
blonde Phöbe, die reizende
Astarte, die Tochter des
Jupiter und der Latona.»“
aus:: „Reise um den Mond“ , S.178, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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58
„Die Astronomen haben
falsch gerechnet? Verdammt
nochmal, dann soll unser
Geschoss ihnen aufs Haupt
fallen und ihre lächerliche
Sternwarte zertrümmern!“
aus:: „Reise um den Mond“ , S.210, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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59
„Als wanderndes Geschoss
folgte der tote Hund dem
Geschoss, plattgedrückt wie
ein leerer Dudelsack.“
aus:: „Reise um den Mond“ , S.225, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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60
„Dann kam der Augenblick
der Schwerelosigkeit - ach,
hätte Raphael das noch
erleben können!“
aus:: „Reise um den Mond“ , S.244, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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61
„Da, im allerletzten
Moment, zerplatzte der
Meteor in einem
funkensprühenden
Feuerwerk, und sie waren
gerettet.“
aus:: „Reise um den Mond“ , S.282, 1966, Verlag Bärmeier & Nikel
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