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20 BZB Juli/August 11 Politik BLZK Schnittstellen zwischen Medizin und Zahnmedizin Drittes Hirschfeld-Tiburtius-Symposium Unter dem Titel „Zahnmedizin & Medizin: Nahtstellen im Fokus“ fand am 4. Juni das dritte Hirschfeld-Tiburtius-Symposium in Berlin statt, an dem auch vier bayerische Zahnärztinnen teilnahmen. Die Vorträge des Kongresses zeichneten sich durch hohe fachliche Kompetenz und Praxisnähe aus. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), berichtete über interdisziplinäre Projekte der BZÄK. Endlich werde auch in der Medizin die Zahnmedizin als integraler Bestandteil wahrgenommen. Die Wechselwirkungen zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit spielen aufgrund des demografischen Wandels und der rasanten Zunahme verschiedener Allgemeinerkrankungen – wie zum Beispiel Diabetes mellitus, koronale Herzkrankheiten, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, rheumatoide Arthritis – eine immer wichtigere Rolle. Zudem dürfe man nicht den bio-psychosozialen Aspekt verschiedener Erkrankungen aus dem Auge verlieren. Gender-Medizin Dr. Andrea Diehl, Berlin, stellte Verbindungen zwischen Gynäkologie und Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD) vor. Unter ganzheitlichen Aspekten wurden verschiedene Funktionsketten des menschlichen Körpers aufgezeigt, sodass es zu Zugspannungen durch die Dura mater vom Infundibulum, dem Hypophysenstiel bis zum Sacrum kommen kann. Narbenzüge in den Fasziensystemen können so aufgrund gynäkologischer Eingriffe zu myofaszialen Läsionsketten werden, woraus eine Funktionsstörung im Kiefergelenk resultieren kann. Da doppelt so viele Frauen an CMD leiden wie Männer, sollte diese Thematik bei der Ursachenforschung berücksichtigt werden. In der Multikausalität dieser Erkrankung stellt Stress einen der Hauptfaktoren dar. Sowohl innerer Stressperfektionismus als auch äußere Stressoren wie Zeit- und Arbeitsdruck können zu vielfältigen akuten und chronischen Krankheitsbildern führen. Vertieft wurde der Gender-Gedanke von Priv.-Doz. Dr. Dr. Christiane Gleissner, Mainz, mit dem Vor- trag „Hormone und Mundgesundheit: Was wissen wir heute?“. Die Referentin stellte verschiedene Syndrome und Erkrankungen mit oralen Manifestationen dar. So sollte bei einer Dentitio präcox auch an eine mögliche Fehlregulation der Schilddrüse gedacht werden. In einem klinischen Fall war eine hormonelle Dysregulation auch die Ursache für eine radiologisch diagnostizierte apikale Ostitis der Unterkieferfrontzähne bei Vitalität. Nach Hormongabe und Calciumverabreichung normalisierte sich der pathologische Befund. Unter der Berücksichtigung, dass die Sexualhormone viele verschiedene Zielgewebe haben, werden selbst Skeptiker durch fundierte Fakten von der GenderMedizin überzeugt. So führen Östrogene zu einer Vermehrung von Plaque und Gestagene induzieren weniger Reparaturprozesse. In Zukunft wird die Berücksichtigung von Pubertät, Schwangerschaft, Postmenopause und Hormonersatztherapie neue Behandlungsoptionen eröffnen. Auch die Zusammensetzung von Kontrazeptiva, die zu einer selektiven Vermehrung bestimmter Bakterienarten führt und mit einer Erhöhung der Sulkusflüssigkeit einhergeht, ist in ihrer Auswirkung auf die Mundgesundheit noch weitgehend unerforscht. Die Deutsche Gesellschaft für geschlechtsspezifische Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGGZ) leistet hier unter der Präsidentin Priv.-Doz. Dr. Dr. Gleissner Pionierarbeit. Ganzheitliche Implantologie Dr. Dr. Anette Strunz, Berlin, widmete sich der Allgemeingesundheit der Patienten unter ganzheitlichen, implantologischen und invasiv-chirurgischen Aspekten. Vor jedem Eingriff sollte höchster Wert auf eine ausführliche Anamnese gelegt werden. Ihr besonderes Anliegen: Auch bei langjährigen Patienten muss die Anamnese regelmäßig erneuert und unterschrieben werden, da sich Gesundheitszustand und Medikation vielleicht geändert haben – mit Auswirkungen auf die Mundgesundheit und Konsequenzen für die Therapie. Das Motto „Erst grübeln, dann dübeln“ verhilft dem Patienten zu einer optimalen Versorgung. Trotz des hohen technischen und wissenschaftlichen Stan- Politik BZB Juli/August 11 21 BLZK Komplexe Befunde und Therapien Den Würgereiz und seine Ursachen thematisierte Prof. Dr. Stephan Eitner, Erlangen. Wichtig sei die psychologisch richtige Gesprächsführung. Da das Unterbewusstsein keine Verneinung kennt, müssen Aussagen positiv formuliert werden. Für den Behandlungserfolg entscheidender ist allerdings die subjektive Einschätzung des Krankheitsgefühls und des Krankheitswertes durch den Patienten. Verspricht er sich dadurch mehr Mitgefühl oder eine privilegierte Behandlung, so wird keine Therapie möglich sein. Der Würgereiz dient auch als Angst-Parameter, der durch verschiedene Reize wie Gerüche, Geräusche, Anblicke oder Vorstellungen ausgelöst werden kann. Er kann aber auch durch Erkrankungen, somatische Anomalien oder Medikamente wie Digitalisglykoside verursacht werden. Die psychogene Zahnersatz-Unverträglichkeit kann unter dem Bild der Dysmorphophobie vorliegen, indem sich der Patient auf einen Körperteil konzentriert. Der konventionelle Weg zur Behandlung von Würgereiz liegt in der Beachtung spezieller Parameter wie Tageszeit, Gesprächsführung oder Vermeidung einengender Bekleidung. Weitere Möglichkeiten bestehen mit Oberflächenanästhesie, Sedierung, Akupunktur oder Narkose. Der Vortrag von Dr. Susanne Fath, Präsidentin des Dentista Clubs, über die Bedeutung von Parodontitis und Diabetes in der Praxis ging sehr ausführlich in die Ätiologie und Pathogenese der Erkrankung ein. Resümierend lässt sich feststellen, dass eine effektive PA-Behandlung nur bei einer gut eingestellten Diabetestherapie möglich ist. Hier ist eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit die beste Voraussetzung für einen Behandlungserfolg beim Zahnarzt und beim Diabetologen. Priv.-Doz. Dr. Ingrid Peroz von der Charité in Berlin klärte auf, dass Funktionsstörungen und Implantate nicht im Widerspruch stehen. Die geschlechtsspezifische Prädisposition für Bruxismus wird auch hier betont. Beim tiefen Biss und bei der verkürzten Zahnreihe können durch die Sicherung der vertikalen Dimension und die Schaffung eines Unterstützungspolygons mit einer implantologischen Versorgung Parafunktionen und Okklusionsstörungen beseitigt werden. Auch der Vortrag von Dr. Veronika Hannak, Berlin, war sehr praxisnah. Foto: Birgit Dohlus dards sollte der Chirurg eine gewisse Demut vor der Natur einbringen: Alles ist nur Ersatz und nie so gut wie die Natur selbst es geschaffen hat. Die Dentista-Präsidentinnen Dr. Susanne Fath (Mitte) und Priv.-Doz. Dr. Dr. Christiane Gleissner mit Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der BZÄK Mit vielfältigen klinischen Beispielen gab sie Therapievorschläge für die gängigsten Mundschleimhauterkrankungen aus der Praxis für die Praxis. Rahmenbedingungen für Zahnärztinnen Die Philosophie des Dentista Clubs ist, in komprimierten Beiträgen Denkanstöße zu geben, verschiedene Themenbereiche anzusprechen, die über einzelne Fachgesellschaften vertieft werden können. Die Hirschfeld-Tiburtius-Symposien richten sich an alle Zahnärzte und geben dem weiblichen Zugang zur modernen Zahnmedizin ein Forum. Die Referentinnen wünschen sich bessere Rahmenbedingungen für Zahnärztinnen. Daher bringen sie sich aktiv in die Arbeit des Dentista Clubs ein. In den bestehenden Rahmenbedingungen muss allerdings jede für sich das beste Lebensmodell finden. Dr. Alexandra Reil Tännesberg Anzeige Prof. Dr. Niels Korte Marian Lamprecht KORTE RECHTSANWÄLTE Absage durch Hochschule oder ZVS? - Klagen Sie einen Studienplatz ein! Wir haben seit 1998 zahlreiche Mandate im Bereich Hochschulrecht erfolgreich betreut. Unsere Kanzlei liegt direkt an der Humboldt-Universität. Prof. Dr. Niels Korte lehrt selbst an einer Berliner Hochschule. Entfernung spielt keine Rolle - wir werden bundesweit für Sie tätig. Zur Terminvereinbarung in München: 089 - 25 55 72 52 oder 24 Stunden kostenlos: 0800-226 79 226 www.studienplatzklagen.com Unter den Linden 12 www.anwalt.info 10117 Berlin-Mitte [email protected]