Vom Ebikoner Bauernbub zum Hotelkönig von
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Vom Ebikoner Bauernbub zum Hotelkönig von
Kleine Hommage an Alois Fassbind Vom Ebikoner Bauernbub zum Hotelkönig von Thailand von Josef Fassbind, Rigi-Kaltbad Am Montag, 3. August 1998 um 01 Uhr verstarb er in Thailand in seiner Suite 6000 im Royal Cliff an Herzversagen. Am Mittwoch 5. August 1998 wurde er in «seiner» Bruder Klaus Kirche in Pattaya der Erde übergeben. Für Alois Xaver Fassbind schloss sich ein Lebenskreis, der am 7. Januar 1935 auf dem Bauernhof Büel in Ebikon begann, quer über den Globus führte und schliesslich im einst kleinen Fischerdorf Pattaya zu Ende ging. Er gehört zu jenen, die aus dem Rontal auszogen und fern der Heimat grosse Leistungen vollbrachten. Er wurde schliesslich auch «Hotelkönig von Thailand» genannt. Mit seinen sechs Geschwistern erlebte Alois als jüngstes Kind eine frohe Jugend. Schon im Vorschulalter wusste er, dass er nur durch Arbeit Geld besitzen kann. Auf der heimatlichen Scholle bekam auch er, wie jedes der Kinder, ein Stück Garten, den er nach seiner freien Wahl bepflanzen konnte. Das Gemüse wurde dann auf dem Markt in Luzern verkauft, wo seine Mutter und sein Vater mit dem Pferdefuhrwerk auffuhren. Der Erlös ging dann in seine Kasse. Die Primar- und Sekundarschule absolvierte er in Ebikon. Auch in dieser Zeit war Alois nie untätig. Er kauf- te von seinem Schulkollegen Kaninchen, schlachtete sie und verkaufte sie an Restaurants in Luzern. Auch war er in seiner Schulzeit nicht in Feld und Stall anzutreffen, sondern in der Küche am Kochherd mit der Mutter. Er wusste sehr früh, dass er einst Koch werden wollte. Nach dem Schulaustritt war es für Alois selbstverständlich ein Welschlandjahr einzuschalten, denn die französische Sprache war damals ein Muss für den Lehreintritt. 1951 begann Alois Fassbind seine berufliche Laufbahn als Kochlehrling im Hotel Limmathof in Zürich. Klassenfoto ca. 1946: Das Foto erhielten wir vom Klassenkameraden Alois Fassbind in der zweiten Reihe von unten, der Dritte von rechts. Heinz von Arx, 2. Reihe, 8. von rechts 95 Korporal Alois X. Fassbind Alois Fassbind mit Königin Sirikit 1977 Nach erfolgreichem Berufsabschluss musste seine berufliche Ausbildung in schnellen Schritten erfolgen, aber immer bedacht darauf, sein fachliches Wissen auf höchster Stufe anzueignen. Seine Wanderjahre als Koch führten ihn ins Grand Hotel Dolder in Zürich, dann ins Grand Hotel Tschuggen in Arosa. Auch das Vaterland verlangte von Alois seine Pflicht. Er absolvierte die Flab-Rekrutenschule in Emmen und gleich darauf die Unteroffiziersschule zum Korporal. Nun war ein Auslandaufenthalt auf seinem Bildungsweg an der Reihe. Für 13 Monate gings nach London ins Dorchester Hotel, bis er mit der englischen Sprache in Wort und Schrift vertraut war. Mit dem Beherrschen der Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch war Alois noch nicht zufrieden. Er nahm eine Stelle in Spanien, im Hotel Ritz in Barcelona, an. Darauf verpflichtete sich Alois nach Brighton an der Südküste von England ins Abinger House, um diesen Betrieb aus den roten Zahlen zu führen. Er liess sich als Barkeeper anstellen, um der Misswirtschaft auf die Spur zu kommen. Schon bald entdeckte er, wie derselbe Metzger, der vorne das Fleisch hineintrug, es hinten wieder hinaustrug. Nach der erfolgreichen Reorganisation eröffnete er für seinen Patron zwei weitere Betriebe, wovon ein Schweizer Restaurant. Diese Aufgabe erfüllte ihn voll und ganz. Nach viereinhalb Jahren glaubte er zu wissen: «Ich muss wieder etwas Neues unternehmen». Jetzt war die Zeit gekommen um den Kochlöffel abzulegen. Zurück in Luzern besuchte er in der Hotelfachschule Montana - heute Schweiz. Hotelfachschule Luzern (SHL) - einen Servicekurs. Auch hier zählte für Alois die praktische Arbeit. So arbeitete er im Service im Hotel drei Könige in Basel, im Quellenhof in Bad Ragaz und im Hotel Regina in Grindelwald. Dann ging es wieder zurück in die Hotelfachschule um auch im administrativen Bereich top zu sein. Second Maitre d’Hôtel im «Regina» Grindelwald 1958 96 Alois vor «seinem» Royal Cliff 1981 Besuch aus der Heimat: Der FC Luzern 1982 - Alois Fassbind mit Paul Wolfisberg Die Hotels von Alois Fassbind in Pattaya erhielten viele Auszeichnun- Im Rahmen eines Entwicklungsprogramms der Schweiz wurde er als technischer Direktor zum Aufbau einer Hotelfachschule nach Kabul in Afghanistan verpflichtet. Nach zwei Jahren Kabul gab es für ihn ein ähnliches Angebot nach Chile, das sich aber infolge politischer Unruhen verzögerte. Nur kurz in der Schweiz, lockte im Frühsommer 1966 ein Angebot nach Bangkok. Das Hotel Oriental engagierte Alois Fassbind als Ausbildner für das einheimische Hotelpersonal. Bald wusste man, dass Alois über höhere Qualifikationen verfügte, und schon im September wurde er zum General Manager befördert. gen, etwa grösstes Strandhotel Asiens und bestes Strandhotel der Welt. Alois Xaver Fassbind hatte viele Namen: Hotelkönig von Thailand, Entdecker, Herrscher, Vater oder auch das Herz von Pattaya. Und er galt als führender und berühmtester Hotelier im asiatischen Raum. Alois suchte immer wieder neue Herausforderungen. 1968 holte ihn das Narai Hotel in Bangkok mit 1100 Betten zur Neueröffnung als General Manager. Aus Bangkok floh Alois in seiner Freizeit oft ans Meer ins kleine Fischerdorf Pattaya. Dieser Ort faszinierte ihn, hier baute er seine grossen Pläne. Und 1970 oblag ihm wieder eine Hotel-Neueröffnung, diesmal das Pattaya Palace mit 550 Betten. Dieser Ort wurde zur schicksalshaften Destination. 1972 zeichnete sich eine neue Grossbaustelle ab. Das 1400 Betten Hotel Royal Cliff soll gebaut werden. Für die Bauherrschaft war klar, nur Alois Fassbind konnte dieses 20 Millionen-US-Dollar-Projekt zur Blüte bringen. Dies wurde nun für Alois sein geliebtes Lebenswerk. Hier baute und leitete er während 25 Jahren das Royal Cliff Resort mit den Hotels Royal Cliff, Royal Wing und Grand. Alois liebte auch sehr die schönen Stunden in frohem Beisammensein. Und er freute sich immer sehr auf Besuch aus seiner alten Heimat. Er liebte die Menschen aller Klassen, wie auch die Alten und Gebrechlichen. Gerade für Letztere zeigte er seine soziale Verbundenheit. So baute er aus Anlass seines 50. Geburtstages als Geschenk für ein Altersheim mit 350 Betagten ein Medical Home mit der dazugehörigen Infrastruktur. Zu seinem 60. Geburtstag kam ein Neubau dazu und somit wuchs sein kleines Spital auf 16 Betten. Es war sein Stolz, für Menschen etwas getan zu haben, die am Rande der Gesellschaft stehen. Er möge im Rontal in Erinnerung bleiben als Pionier und Vorbild - besonders für die Jugend! Farewell Louis! Seine Freunde nannten ihn auch Louis. Zu seinem Tod schrieb die Pattaya Mail: «Für Mister Pattaya beginnt das grösste 1700 Angestellte betreuen die Gäste im Hotel, Abenteuer. Farewell Louis!» am Swimmingpool und am Strand. 97