LKZ-Workshop Schülerreporter Seite 1
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22 WORKSHOP SCHÜLERREPORTER SA., 3. AUGUST 2013 WWW.LKZ.DE ■■■■■■ ! Jugend von heute: Thema Alkohol und Drogen In den Abendstunden ist der Akademiehof in blaues Licht getaucht. Der Platz zählt zu den Lieblingsorten der jungen Menschen aus Stadt und Kreis. Foto: Melina Geyer TREFFPUNKT INNENSTADT Akademiehof: Schlussstrich statt Blaulicht? Am Wochenende wird der Ludwigsburger Akademiehof zur Partyzone. Doch regelmäßig gibt es wegen Müll und Lärm Ärger mit Ordnungshütern. Viele Jugendliche befürchten eine Sperrung des Platzes. KERSTIN HOFFMANN UND MELINA GEYER An Wochenenden und bei schönem Wetter ist der Akademiehof ein Treffpunkt für viele Jugendliche. Um den Abend zu genießen, wird gegrillt und getrunken. Zurück bleibt Müll. Das macht der Stadtverwaltung schon Ärger, seit der Platz im Oktober 2009 eröffnet wurde. Mehrere Tausend Euro jährlich gibt sie für die Reinigung des Platzes aus. Die Folge sind strengere Regeln und Kontrollen. Das wiederum macht den Besuchern des Platzes Sorgen. Jugendliche und junge Erwachsene fürchten um ihren Treffpunkt. Neben der Bärenwiese, dem Rathaushof und dem Campusareal ist der Akademiehof einer der wenigen Orte in der Stadt, den sie gerne aufsuchen. In den vergangenen Wochen wurden jedoch immer öfter Gerüchte laut, dass der Platz künftig nicht mehr uneingeschränkt zugänglich sein könnte. Die Rede ist von Zäunen und Sperrzeiten. Keine Lösung in Sicht Dazu äußert sich auf Anfrage Polizeisprecher Peter Widenhorn. Die Polizei suche in Zusammenarbeit mit der Stadt nach einer Lösung, die Verunreinigung zu stoppen. „Man kann das Problem zwar nicht vollständig eindämmen, aber wir versuchen, es deutlich zu reduzieren“, bestätigt die Stadtverwaltung. Stadtteilcafés und Sportveranstaltungen sollen den jungen Menschen Alternativen bieten. Darüber hinaus mache man die Besucher immer wieder direkt auf das Problem aufmerksam und bittet sie, ihren Müll wegzuräumen. Auch Präventionsmaßnahmen und Strafen bei Verstoß gegen die Ordnung gibt es bereits. Die Polizei und der kommunale Ordnungsdienst sind am Abend vor Ort, um die Lage auf dem Akademiehof zu beobachten und in kritischen Situationen einzuschreiten. Zwar wurden in den vergan- genen Wochen keine Straftaten begangen, jedoch mussten am 29. und 30. Juni vier Jugendliche in die Obhut ihrer Eltern übergeben werden, da sie stark alkoholisiert waren. Beliebter Treff bleibt erhalten Nach Angaben des Polizeisprechers fürchten durch derartige Vorfälle mittlerweile auch der Leiter der Filmakademie sowie der Akademie für darstellende Kunst um den Ruf der renommierten Einrichtungen. Sie fordern ebenso wie Anwohner und Bürger, die sich über die Müllberge nach Trinkgelagen ärgern, eine Veränderung. Bisher herrscht jedoch Ratlosigkeit. Welche Maßnahmen das Müll- und Lärmproblem endgültig lösen könnten, bleibt unklar. Die Bedenken der Jugendlichen sind jedoch vorerst unbegründet. „Es gibt keine Pläne der Stadt Ludwigsburg, an der Nutzung des Akademiehofs etwas zu verändern“, gibt die Pressestelle bekannt. Man könne die Besucher des Akademiehofes beruhigen. Ihr Lieblingsplatz werde auch weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Betrunken auf der Bühne – Musiker zwischen Vollrausch und Kreativität Meistens bleibt es beim Ausprobieren von Drogen Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll: Die Kombination hat Kultstatus – vor allem unter Musikbegeisterten. Doch für viele Bands sind Musik und Exzesse heute nicht mehr untrennbar verbunden. Designerdrogen oder Hasch? Martin Rindler von der Drogenberatungsstelle „Chillout“ in Bietigheim-Bissingen äußert sich zum Thema Jugend und Drogen. VON FELIX SCHMEZER FRAGEN VON JULIA BÜRKLE Tausende Fans trauerten am 23. Juli 2011 um die britische Sängerin Amy Winehouse. Sie starb im Alter von 27 Jahren an einer Alkoholvergiftung. Daraufhin wurde der Mythos vom Club 27 wieder aufgerollt. Ihm gehö- Kein seltenes Bild: Sängerin Amy Winehouse betrunken. Foto: dpa ren unter anderem Kurt Cobain, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Janis Joplin Und auch den Musikern merkt ein Instrument spielen“, erzählt und eben Amy Winehouse an. Alle man nicht selten ein Bier zu viel an: Hasche. Ausnahmen gebe es aber haben eines gemeinsam: Sie starben So zum Beispiel auch der Sänger der immer noch. im Alter von 27 Jahren an den Folgen Band „Green Day“, der im Jahr 2012 „Vor allem junge Bands sehen ihre ihres Alkohol- und Drogenkonsums. bei einem Musikfestival in Las Vegas Tour eher als Party und nicht als Nicht wenige Musikim Rausch seine Gitarre Job“, so der Rockfabrikexperte. Allerbegeisterte jedoch glori- „Es ist nicht mehr zerschmetterte. dings halten die das angesichts eines fizieren ihren Lebens- so wie vor 30 JahEiner, der viel mit Musik straffen Tourneeplans und zahlreistil. So sind es nicht nur ren als die Bands zu tun hat, ist Hasche. cher Foto- und Interviewtermine die Musiker selbst, die Er ist Konzertveranstal- nicht über einen längeren Zeitraum ein Rock-’n’-Rollsich gerne betrinken, ter der Rockfabrik in durch. Vor allem Musiker aus Skansondern auch die Fans, Lotterleben Ludwigsburg und be- dinavien schlagen laut Hasche die ihren Idolen nachei- geführt haben.“ treut die Bands, die dort manchmal über die Stränge. Bands, Hasche fern. auftreten. „Es ist nicht die in der Rockfabrik spielen, schreiAm Besten ist das auf Konzertveranstalter der mehr so wie vor 30 Jah- ben meistens eine Wunschliste. DaRockfabrik in Ludwigsburg Festivals zu beobachren, als die Bands rauf steht alles, was sie backstage ten. Allein „Rock am ein Rock-’n’-Roll-Lot- oder auf der Bühne haben wollen. Ring“ besuchten dieses Jahr 87 000 terleben geführt haben“, so Hasche. „Manches davon wird aber gestriMenschen. Wenn jeder Besucher nur Vor den Auftritten werde heute mehr chen“, versichert Hasche. „Das sind ein Glas Bier mit 0,25 Liter trinken Wasser als Alkohol getrunken, auch mal größere Mengen Alkohol.“ würde, wären das schon 21 750 Liter. höchstens mal ein Bier oder ein Glas Dass Musiker ihre Kreativität mit Betrachtet man Videoübertragungen Wein. „Heute achten die Bands da- Alkohol fördern wollen, glaubt Hasolcher und ähnlicher Veranstaltun- rauf, sich nicht mehr zuzuschütten. sche nicht. Und auch Besucher eines gen, scheint es dabei aber nicht zu Sie bekommen ihren Job sonst nicht Konzerts können seiner Meinung bleiben. mehr sauber hin, vor allem wenn sie nach auch ohne Alkohol Spaß haben. Nehmen Jugendliche aktuell mehr oder weniger Drogen als noch vor zehn Jahren? Hat sich die Situation verbessert oder verschlechtert? Das kann man nicht so genau sagen, die Anzahl schwankt. Es gibt vielleicht mehr Jugendliche, die Drogen einmal ausprobieren, aber keinen eindeutigen Anstieg von Betroffenen im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Wie viele Jugendliche sind hier im Landkreis Ludwigsburg betroffen, und wie ist das Verhältnis von jugendlichen und erwachsenen Klienten? Laut Jahresbericht kamen im Jahr 2012 insgesamt 678 Klienten in die Beratungsstelle. Davon waren 535 Jugendliche und 143 Eltern und Bezugspersonen. Der Großteil der jugendlichen Klienten ist männlich. Von einer schwerwiegenden Suchterkrankung waren im vergangenen Jahr etwa zehn Jugendliche im Landkreis betroffen. Das klingt zwar nach wenigen, aber mit einer solchen Abhängigkeit ist nicht zu spaßen. Wie ist das Durchschnittsalter der Jugendlichen? Gibt es hier eine Entwicklung? Werden die Jugendlichen zum Beispiel immer jünger? Die meisten Jugendlichen sind zwischen 18 und 23 Jahre alt. Es ist nicht unbedingt der Fall, dass die Jugendlichen immer früher Drogen nehmen, höchstens das Einstiegsalter sinkt, in dem Drogen ausprobiert werden. Einmaliges Ausprobieren heißt nicht gleich, dass dann auch regelmäßig konsumiert wird und die Jugendlichen Probleme mit Drogen bekommen. Die jüngsten Klienten sind aber 12 oder 13 Jahre alt. Welche Rolle spielen neue Drogen – sogenannte Designerdrogen? Welche gibt es und welche Bedeutung messen sie Ihnen bei? Es gibt die synthetisch hergestellten Cannabinoide, die sogenannten Legal Highs. Es wird zum Beispiel aus Badesalz in einem chemischen Prozess eine Droge hergestellt. Solche Substanzen werden mitunter von Jugendlichen unterschätzt und leichtfertig ausprobiert. Sie sind aber nicht ungefährlich, und die Langzeitauswirkungen sind noch nicht bekannt. Dennoch kommt es relativ selten vor, dass solche synthetischen Drogen konsumiert werden, da sie nicht so leicht verfügbar sind wie zum Beispiel das klassische Cannabis. Es sähe anders aus, wenn man Legal Highs an jeder Ecke bekommen könnte. Alkohol und Cannabis sind weiterhin die am häufigsten konsumierten Substanzen der jugendlichen Klienten. INFO: Informationen gibt es unter www. projekt-chillout.de. AUF EINEN BLICK Gesetze zum Jugendschutz ■ Alkohol: Abgabe und Verzehr von Bier, Wein und Mixgetränken mit Bier und Wein: ab 16 Jahren Abgabe und Verzehr von Branntwein, branntweinhaltigen Getränken und Spirituosen: ab 18 Jahren ■ Rauchen: Rauchen in der Öffentlichkeit und Kauf von Tabakwaren: ab 18 Jahren ■ Ausgehen ohne volljährige Begleitperson: 14 bis 16 Jahre: bis 22 Uhr; 16 bis 18 Jahre: bis 24 Uhr