Verarbeitung und Optimierung der Rezeptur von Wood Plastic
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Verarbeitung und Optimierung der Rezeptur von Wood Plastic
Verarbeitung und Optimierung der Rezeptur von Wood Plastic Composites (WPC) genehmigte Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades (Dr. rer. nat.) von Dipl.-Ing. Itana Radovanovic aus Niksic (Montenegro) Osnabrück 2007 2 Die Arbeit wurde in der Zeit vom Januar 2003 bis November 2006 im Süddeutschen Kunststoff-Zentrum (SKZ) in Würzburg angefertigt. 1. Gutachter: Prof. Dr. M. D. Lechner, Universität Osnabrück 2. Gutachter: Prof. Dr. B. Schmitt, Universität Osnabrück 3. Gutachter: Prof. Dr. S. Jovanovic, Universität Belgrad 3 Danksagung Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als Doktorandin in der Forschung und Entwicklung des Süddeutschen Kunststoff-Zentrums (SKZ-KFE gGmbH) im Bereich Compoundieren und Extrudieren in den Jahren 2003 bis 2006. Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. M. Lechner für die Betreuung dieser Arbeit, die konstruktiven Hinweise sowie die Diskussionsbereitschaft. Herrn Professor Dr. B. Schmitt und Herrn Professor Dr. S. Jovanovic danke ich für die Übernahme der Koreferate und die wertvollen Hinweise. Herrn Dr.-Ing. M. Bastian danke ich für seine Anregungen und die Begutachtung dieser Arbeit, die wertvollen fachlichen Diskussionen und die Förderung meiner wissenschaftlichen Tätigkeit am SKZ. In gleicher Weise danke ich meinen Kolleginnen und Kollegen für das gute Arbeitsklima, die vielfältige Unterstützung. Besonders hilfreich waren die Diskussionen mit Herrn Dr. K. Kretschmer, Herrn K. Kurda und Herrn Dr. B. Ulmer wofür ich mich herzlich bedanke und nicht zuletzt für ihre Freundschaft. Ich danke Herrn B. Baudrit für seine angenehme Gesellschaft und den umfangreichen Gedanken- und Informationsaustausch zu beruflichen und privaten Themen. Dankbar bin ich den technischen Mitarbeitern unseres Instituts für die Einsatzbereitschaft und große Hilfe besonders am Anfang meiner Tätigkeit. Für die gute Zusammenarbeit bei der REM-Untersuchungen bedanke ich mich herzlich bei Frau E. Möller vom Institut für physikalische Chemie an der Universität Osnabrück. Für die GPC-Untersuchungen bedanke mich herzlich bei Herrn C. Brinkmann vom DKI Darmstadt. Weiterhin geht mein Dank an die Firmen, die meine Dissertation durch die Bereitstellung von Maschinen und Materialien oder wichtigen Informationen unterstützt haben: Arkema, Basell, Clariant, Entex Rust & Mitschke, ExxonMobil Chemical, Rettenmaier, Total Petrochemical, Weber Maschinenfabrik. Nicht zuletzt danke ich meinem Freund Karsten und meiner gesamten Familie für die Unterstützung und das Aufmuntern in Zeiten der Misserfolge und Schwierigkeiten. 5 Inhaltsverzeichnis 1 2 Einleitung.................................................................................................................. 7 Stand der Technik .................................................................................................... 9 2.1 Werkstoffe ......................................................................................................... 9 2.1.1 Holzfasern in der Kunststoffindustrie.......................................................... 9 2.1.1.1 Aufbau und chemische Bestandteile des Holzes .............................. 10 2.1.1.2 Gewinnung der Holzfasern................................................................ 14 2.1.1.3 Eigenschaften ................................................................................... 15 2.1.2 Polymere Matrices ................................................................................... 17 2.1.2.1 Polypropylen als Matrixwerkstoff....................................................... 20 2.1.3 Haftvermittler............................................................................................ 22 2.2 Aufbereitung und Verarbeitung von WPC ....................................................... 24 2.2.1.1 Zweistufige Verarbeitungsprozesse .................................................. 25 2.2.1.2 Direktverarbeitung............................................................................. 26 2.3 Eigenschaften und Funktionalitäten von WPC ................................................ 28 2.3.1 Mechanische Eigenschaften .................................................................... 28 2.3.2 Thermische Eigenschaften....................................................................... 30 2.3.3 Dichte....................................................................................................... 31 2.3.4 Wasseraufnahme ..................................................................................... 31 2.3.5 Fließeigenschaften................................................................................... 32 3 Problemstellung, Zielsetzung und Vorgehensweise ............................................... 35 4 Versuchsdurchführung ........................................................................................... 37 4.1 Verwendete Werkstoffe ................................................................................... 37 4.1.1 Matrix-Polymere ....................................................................................... 37 4.1.2 Holzfasern ................................................................................................ 37 4.1.3 Additive .................................................................................................... 37 4.2 Herstellung der Prüfkörper .............................................................................. 38 4.2.1 Compoundieren........................................................................................ 40 4.2.2 Spritzgießen ............................................................................................. 42 4.2.3 Direktextrusion und Extrusion aus fertigen Compounds .......................... 43 4.2.4 Konditionierung der Prüfkörper. ............................................................... 44 4.3 Durchgeführte Untersuchungen ...................................................................... 45 4.3.1 Charakterisierung der Holzfasereigenschaften ........................................ 45 4.3.1.1 Faserlänge und Faserlängenverteilung (QualScan - Analyse).......... 45 4.3.1.2 Extraktion der Fasern........................................................................ 45 4.3.1.3 Mikroskopie....................................................................................... 46 4.3.1.4 Thermische Eigenschaften................................................................ 46 4.3.2 Charakterisierung des Polypropylens....................................................... 47 4.3.2.1 Gelpermeationschromatografie (GPC).............................................. 47 4.3.2.2 Rheologische Eigenschaften............................................................. 47 4.3.3 Charakterisierung des Verbundes............................................................ 48 4.3.3.1 Mechanische Eigenschaften ............................................................. 48 4.3.3.2 Thermische Eigenschaften................................................................ 49 4.3.3.3 Dynamisch-mechanische Analyse (DMA) ......................................... 50 6 5 6 7 8 4.3.3.4 Fließeigenschaften............................................................................ 52 4.3.3.5 Wasseraufnahme und Dimensionsänderung .................................... 52 4.3.3.6 Lichtmikroskopie ............................................................................... 52 4.3.3.7 Raster - Elektronenmikroskopie (REM)............................................. 52 Ergebnisse und Diskussion .................................................................................... 55 5.1 Charakterisierung der Holzfasern.................................................................... 55 5.1.1 Thermische Belastung der Holzfasern bei der Verarbeitung .................... 55 5.1.2 Mechanische Belastung der Holzfasern bei der Verarbeitung ................. 57 5.2 Einfluss von Haftvermittlern auf die Verarbeitungsgüte und die Eigenschaften von WPC ......................................................................................................... 58 5.2.1 Einfluss von Haftvermittlern auf die Verarbeitung .................................... 58 5.2.2 Einfluss der Haftvermittler auf die mechanischen Eigenschaften............. 60 5.3 Modellierung der Fließeigenschaften von WPC .............................................. 62 5.4 Einfluss der Polypropylen-Matrix auf die Verarbeitungsgüte und die Eigenschaften von WPC ................................................................................. 66 5.4.1 Einfluss des Polypropylens auf die Verarbeitung ..................................... 66 5.4.1.1 Abbau von Polypropylen in hochgefüllten WPC................................ 69 5.4.1.2 Einfluss der Holzfasern auf die Kristallisation des Polypropylens ..... 70 5.4.1.3 Einfluss der Holzfasern auf die Glasübergang des Polypropylens.... 72 5.4.2 Einfluss der verwendeten PP-Typen auf die mechanischen Eigenschaften........................................................................................... 73 5.5 Einfluss der Haftvermittler, PP-Typen und Verarbeitungsparameter auf die Wasseraufnahme von WPC....................................................................................... 74 5.6 Einfluss der Wasseraufnahme auf die mechanischen Eigenschaften von WPC ................................................................................. 78 5.7 Einfluss von Wachsen auf die Verarbeitung, mechanischen Eigenschaften und Wasseraufnahme von WPC ............................................................................ 84 5.7.1 Einfluss von Wachsen auf die Verarbeitung............................................. 86 5.7.2 Einfluss von Wachsen auf die mechanischen Eigenschaften .................. 89 5.7.3 Einfluss von Wachsen auf die Wasseraufnahme und Maßänderung durch die Wasserlagerung.................................................................................. 91 5.8 Einfluss der Verarbeitungstechnologie auf die Eigenschaften von WPC......... 99 Zusammenfassung............................................................................................... 107 Abkürzungen und physikalische Größen .............................................................. 109 Literatur ................................................................................................................ 113 Einleitung 7 1 Einleitung Bereits zu Beginn der Entwicklung von Kunststoffen wurde versucht, durch Zufügen von anderen Stoffen die Eigenschaften gezielt zu verändern bzw. die Produkte zu verbilligen. Dabei wurden von Anfang an neben den „klassischen“ anorganischen Füllstoffen (Kreide, Talkum) auch Naturfasern als Zusatzstoffe verwendet [Seh05]. So wurde z.B. schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts der erste Kunststoff - „Bakelite“ mit Holzfasern verstärkt. Durch die fallenden Materialpreise und die bessere Verfügbarkeit von technischen Verstärkungsfasern wurden die Naturstoffe jedoch mehr und mehr zurückgedrängt und hatten viele Jahre lediglich ein Nischendasein. Erst seit ca. 10 Jahren werden neben den klassischen Verstärkungsfasern (Glas, Aramid, Carbon) in zunehmendem Maße wieder Naturfasern zur Herstellung von technischen Teilen eingesetzt [Reu03]. Aktuell werden in der deutschen Automobilindustrie ca. 20.000 Tonnen Naturfasern (ohne Holz und Baumwolle) pro Jahr eingesetzt, in ganz Europa ungefähr 25.000 Tonnen [Kar04]. Den größten Anteil daran hat Flachs, gefolgt von Hanf, Jute, Kenaf und Sisal. Wood Plastic Composites (WPC) stellen eine Verbundwerkstoffe dar. Man versteht darunter unterschiedlichen Anteilen von Holz, Kunststoffen und thermoplastische Formgebungsverfahren, wie z.B. Presstechniken, verarbeitet werden können [Nov05]. Sonderform der NaturfaserVerbundwerkstoffe, die aus Additiven bestehen und durch Extrusion, Spritzguss oder Der Markt für WPC entwickelte sich in den letzten Jahren sehr schnell, speziell in den USA und Japan mit jährlichen Zuwachsraten von mehr als 25 %. Der europäische WPCMarkt, mit einer jährlichen Produktion von 30.000 t, ist im Vergleich zum nordamerikanischen deutlich kleiner. WPC-Anwendungsgebiete, die in den USA ein sehr großes Marktvolumen besitzen, wie beispielweise der Deckingmarkt, sind in Europa und Deutschland bislang nicht oder kaum existent [Cle02]. Derzeit sucht die europäische WPC-Industrie intensiv nach Anwendungsbereichen, die für diese Werkstoffgruppe geeignet sind. Anwendungen von Spitzgießteilen aus WPC, z.B. in der Automobil- oder Möbelindustrie, könnten die jährliche Produktion enorm erhöhen. Hierfür müssten jedoch die Eigenschaften auch die hohen Erwartungskriterien erfüllen. Eine Verbesserung der Schlagzähigkeit und UV-Stabilität, eine Reduzierung der Wasseraufnahme und Erhöhung der Dimensionsstabilität sind nur einige Ziele, die aus diesem Grund verfolgt werden. Die Weiterentwicklung der Verarbeitungstechnologie, vor allem zum Trocknen von Holzfasern, der Dosier-, der Entgasungs- und auch der Werkzeugtechnik ist ebenfalls erforderlich. Dabei ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen der Industrie und verschiedenen Forschungsstellen der Kunststoff- und Holzbranche notwendig um in naher Zukunft neue Anwendungsfelder zu erschließen und WPC als ein Hi-Tech-Produkt fest am Markt zu etablieren. Stand der Technik 9 2 Stand der Technik 2.1 Werkstoffe Ein Verbundwerkstoff enthält mindestens zwei Komponenten: Matrix und Füllstoff. Durch den Einsatz verschiedener Additive werden die Eigenschaften des Verbundes für bestimmte Anwendungen angepasst und optimiert. Die Eigenschaften von Verbundwerkstoffen werden sowohl durch die Matrix als auch durch den Füllstoff beeinflusst. Der inaktive Füllstoff (Extender) dient der Streckung und damit der Verbilligung des teureren Polymers. Der aktive Füllstoff (Verstärker) verbessert die Gebrauchseigenschaften, so z.B. die Zugfestigkeit, den Abrieb oder die Wärmeausdehnung [Lec03]. Anfang der 70er Jahre wurde Holzmehl nur als Extender in der Kunststoffindustrie verwendet, um den Preis des Polymers zu senken. Zur Zeit werden Holzfasern aber immer öfter auch als Verstärkungsfasern eingesetzt und damit technische Anwendungen des Holz/Kunststoff-Verbundwerkstoffes angestrebt. Füllgrade über 50 Gew. % sind nicht selten anzutreffen. Dabei spricht man von holzähnlichen Materialien. Als Matrix für die holzfaserverstärkten Kunststoffe können verschiedene Duroplaste (z.B. Melamin-, Epoxydharze) oder Thermoplaste (z.B. PE, PP, PVC, ABS, PS) eingesetzt werden. Die Auswahl der Matrix ist durch das Verarbeitungsfenster begrenzt, da die Holzfasern schon bei einer Temperatur ab 200 °C thermisch abgebaut werden. Die Auswahl der Additive für WPC ist eng mit der Anwendung verbunden. So sind z.B. für Anwendungen im Innenbereich (Möbel, Automobil) Geruchsabsorber notwendig. Für Außenanwendungen (Decking, Siding) werden oft Antioxidantien, UV-Stabilisatoren, Pigmente und verschiedene Biozide eingesetzt. Rezepturen auf Basis von Polyolefinen enthalten in der Regel auch Haftvermittler, um eine gute Anbindung der Fasern an das Polymer zu gewährleisten. 2.1.1 Holzfasern in der Kunststoffindustrie Wie bereits erwähnt, gibt es einige Gründe, warum Naturfasern als Verstärkungsfasern in der Kunststoffindustrie eingesetzt werden: Sie sind preiswerter als Synthesefasern, benötigen zur Aufbereitung weniger Energie und gehören zur Gruppe der nachwachsenden Rohstoffe. Ihre Eigenschaften, wie z.B. Feuchtetransport oder Schallund Wärmedämmung können für verschiedene Anwendungen sehr interessant sein. Häufig ist aber für den Einsatz der Naturfasern ihr Preis entscheidend. Neben der biologischen Abbaubarkeit zeigen sie auch unerwünschte Eigenschaften, wie z.B. Entflammbarkeit, Abbaubarkeit durch UV-Strahlung, Säuren, Laugen oder Pilze, sowie schlechte Formbeständigkeit aufgrund von Feuchtigkeitsaufnahme [Fle95]. Die Fasereigenschaften sind von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich und hängen von Anbaubedingungen, Anbauregion und Faseraufbereitungsverfahren ab. In Tabelle 2.1 Stand der Technik 10 sind die Eigenschaften der Verstärkungsfasern dargestellt. Naturfasern im Vergleich zu den etablierten Tabelle 2.1: Mechanische Eigenschaften von Natur- und anderen Verstärkungsfasern [Roh93] Zugfestigkeit [MPa] Zugmodul [GPa] Dichte [g/cm3] Feuchtegehalt [%] Durchmesser [μm] Bruchdehnung [%] Baumwolle 500 - 880 0,5 1,50 - - 5–7 Jute 460 - 553 2,5 - 13 1,45 12 200 - Kokos 131 - 175 4-6 1,15 10 - 12 100 - 450 - Sisal Faser 568 - 640 9 - 16 1,45 11 50 - 200 Flachs 1100 100 1,50 - - 2–3 Weichholz 1000 40 1,54 - - - Sunhanf 200 - 300 3 0,67 - 48 - Ananas 413 - 1627 2 - - 20 - 80 - Palmenblätter 98 2 - - 240 - Kenaf 157 13 1,47 - 200 - E-Glas 3100 73 2,50 - 10 4,3 HT-Kohlenstoff 3530 230 1,76 - 7 1,5 Aramid-Kevlar 49 3620 124 1,44 5-7 12 2,9 Aramid-Kevlar 149 3440 186 1,47 3-5 12 2,0 Polyethylen SK60 2700 87 0,97 - - 3,5 2.1.1.1 Aufbau und chemische Bestandteile des Holzes Gehölze gehören zu den ältesten Nutzpflanzen. Als vielseitiger, insbesondere aber nachwachsender Rohstoff ist Holz eines der wichtigsten Pflanzenprodukte. Die gesamte Landfläche der Erde wird auf 13,207 Mrd. Hektar geschätzt. Von dieser Fläche sind ca. 29,1 % (3,837 Mrd. Hektar) von Wald bedeckt [Htt01]. In Europa sind die nördlichen und östlichen Länder am stärksten, die westlichen am wenigsten bewaldet. Nadelwälder herrschen in Nord-, Ost- und Mitteleuropa vor, Laubwälder in West- und Südeuropa. Wie bei vielen Naturmaterialien, ist die Struktur des Holzes sehr komplex. Das Holz ist porös, fibrös und anisotrop [Mil99]. Die technischen Eigenschaften der Hölzer werden im Wesentlichen durch ihren strukturellen Aufbau und ihre chemische Zusammensetzung bestimmt. Der chemische Aufbau des Holzes kann dabei wie in Tabelle 2.2 aufgeführt beschrieben werden [Nie03]. Der strukturelle Aufbau der Makromoleküle ist allerdings noch nicht restlos geklärt. Stand der Technik 11 Tabelle 2.2: Übersicht der chemischen Bestandteile von Holz [Nie03] Komponenten Anteile Cellulose (langkettiges Makromolekül) 40 – 55 % Cellulose Hemicellulose (kurzkettiges, verzweigtes Makromolekül) Hauptbestandteile 15 - 35 % Dreidimensionales Makromolekül Lignin Nadelholz: 28 – 41 % Laubholz: 18 – 25 % Fette, Öle, Harze, Wachse Eiweiße, Stärke, Zucker, Holzgummi Nebenbestandteile Gerbstoffe, Farbstoffe, Bitterstoffe, Riechstoffe, Kamfer Extraktstoffe Anorganische und organische Säure, Salze Mineralstoffe Die Cellulose ist das häufigste biologische Polymer. Sie ist ein unverzweigtes Polysaccharid, das aus mehreren hundert bis zehntausend β-Glucose-Molekülen ((1-4)β-glykosidische Bindung) besteht (Bild 2.1). Im Holz befindet sich der größte Massenanteil an Cellulose. H H H H OH HO O O CH2OH O O HO O H CH2OH H H H H HO H n Bild 2.1: Chemischer Aufbau der Cellulose Die Cellulosemakromoleküle, deren Länge etwa 1 mm beträgt, lagern sich bündelförmig zu Mizellen aneinander. Diese Mizellen werden zu Fibrillen gebündelt, wobei Spalten und Hohlräume im Holz entstehen. Diese Fibrillen bilden in den Zellwänden verschiedene Schichten mit unterschiedlichen Richtungen, Lamellen genannt, die im Wesentlichen zur Festigung der Pflanzenzelle beitragen (Bild 2.2). Die Bindungen der Cellulosemoleküle, Mizellen und Fibrillen aneinander und untereinander werden durch mechanische Haftung und polare Anziehung der Hydroxyl- und Carbonylgruppen bewirkt [Htt02]. Aufgrund des hohen Kristallinitätsgrades, des hohen Molekulargewichts und der starken Wasserstoffbrückenbindungen ist die Cellulose trotz der großen Zahl Stand der Technik 12 der hydrophilen OH-Gruppen nicht wasserlöslich. Die Hauptfunktion der Cellulose ist die Aufnahme von mechanischen Kräften, besonders von Zugkräften. Cellulosemolekül Sekundärwand (3-schichtig) Zusammengesetzte Mittellamele Fasern mm/mm Fibrillen mm/nm Kristallstruktur A Bild 2.2: Struktur der Holzzellewand [Zim04, Zim05] Hemicellulosen sind verzweigte Polysaccharide. Sie sind ein amorphes Gemisch verschiedener Polysaccharide, die aus Xylose, Arabinose, Galaktose, Glukose und Manose aufgebaut sind. Ihr Polymerisationsgrad liegt jedoch nur bei 100 bis 200, d.h. die Molekülketten sind bedeutend kürzer als bei der Cellulose. Ihr höherer Gehalt an hydrophilen Gruppen (-OH, -CO, -CHO und -COOH) erklärt ihre starke Quellbarkeit. Auch aufgrund ihrer amorphen Struktur nehmen die Hemicellulosen leicht Wasser auf und geben es verlangsamt wieder ab. Durch diese hydrophilen Eigenschaften verlangsamen sie das Austrocknen des Gewebes und ermöglichen dessen Abbau, nachdem dieses abgestorben ist [Nie06]. Das Lignin konnte bisher chemisch noch nicht eindeutig bestimmt werden. Bekannt sind Unterschiede zwischen dem Lignin der Laubbäume und der Nadelbäume. Alle Lignine sind aromatische Verbindungen. Je nach Holzart ist der Phenylring mit ein bis zwei Methoxygruppen und die Propanseitenkette mit Hydroxygruppen substituiert. Die drei Grundbausteine (Bild 2.3) sind der p-Cumarylalkohol, der Coniferylalkohol und der Sinapylalkohol [Bra60, Lin92]. Im Fall der beiden letzteren Strukturen spricht man in der Literatur auch oft von Guajacyl- und Syringyleinheiten, die sich von den entsprechenden Benzaldehyden ableiten. Wie in Bild 2.4 dargestellt, handelt es sich bei Lignin um ein dreidimensionales Netzwerk von Phenylpropaneinheiten. Die dominierende Verknüpfungsart ist die Etherbildung zwischen einem zum aromatischen Ring β-ständigen Kohlenstoffatom und dem Sauerstoffatom am Kohlenstoffatom-4 eines anderen Benzolrings [Nie74]. Diese Art der Bindung wird in der Literatur allgemein als β-O-4-Bindung bezeichnet. Je nach Pflanzenart ergibt sich ein unterschiedliches Verhältnis der Monomereinheiten zueinander. Stand der Technik 13 CH2OH CH2OH CH2OH CH CH CH CH CH CH OMe OH OH a) b) MeO OMe OH c) Bild 2.3: Bausteine des Lignins: a) p-Cumarylalkohol, b) Coniferylalkohol, c) Sinapylalkohol Das Lignin wird als Kitt- und Stützsubstanz nach Beendigung des Zellwachstums in die Hohlräume des Fibrillengefüges der Zellwände eingelagert. Die Festigkeit, besonders die Druckfestigkeit des Holzes wird dadurch erhöht. Lignin hat wesentlich weniger polare Gruppen als Polysaccharide und ist daher hydrophob und nicht wasserlöslich. Bild 2.4: Chemischer Aufbau eines Lignins Stand der Technik 14 Art und Anteil von Inhaltsstoffen sind bei allen Holzarten unterschiedlich. Harze, Fette und ätherische Öle (z.B. Terpentinöl) kommen beispielweise besonders im Kiefernholz vor, während die Rinde der Fichte und das Kernholz der Eiche reich an Gerbstoffen ist. Kautschuk, Kampfer und die Alkaloide Chinin, Strychnin, Glykoproteine, Nukleinsäure oder Pektine u.a. sind weitere Inhaltsstoffe bestimmter Hölzer. Die Aufgabe dieser Inhaltsstoffe besteht z.B. in der Funktion als Energiereserve, im Schutz gegen den Angriff von Mikroorganismen oder das Eindringen von Wasser, sowie in der Regelung von Zellteilung, Wachstum, Entwicklung, Steuerung und Synthese. 2.1.1.2 Gewinnung der Holzfasern Spanförmige Holzpartikel lassen sich gezielt herstellen oder sie entstehen als Nebenprodukte bei der mechanischen Bearbeitung von Holz. Eine grobe Einteilung der Verfahren ist in Bild 2.5 dargestellt. Direkte Zerspanung Mechanische Verfahren zur Herstellung von Holzpartikeln Gezielte Herstellung Scheibenzerspaner, Messerringzerspaner, Messerwellenzerspaner Indirekte Zerspanung Messerringzerspaner Mahlzerkleinerung Hammermühlen, Scheibenmühlen, Schlagkreuzmühlen Zerspanung mit geometrisch bestimmten Schneiden Sägen, Hobeln, Fräsen Nebenprodukte Zerspanung mit geometrisch unbestimmten Schneiden Schleifen Bild 2.5: Einteilung der Verfahren zur mechanischen Herstellung spanförmiger Holzpartikel [Nie06] Die Holzfasern, die man als Verstärkungsfasern in der Kunststoffindustrie verwendet, werden für die weitere Verarbeitung entsprechend vorbereitet. Dabei müssen Faserlängenverteilung und Feuchtegehalt definiert werden. Höhere Staubanteile oder eine sehr breite Fasergeometrieverteilung verursachen Schwierigkeiten bei der Verarbeitung und unzureichende mechanische Eigenschaften des Produktes. Die Fasern müssen auf ca. 10 % Feuchtegehalt vorgetrocknet werden. Produkte mit höherem Feuchegehalt sind, auch bei Verarbeitungsprozessen mit optimierter Entgasungseinheit, nicht zu beherrschen. Sehr häufig werden die Fasern in Form von Stand der Technik 15 Pellets geliefert. Dabei werden sie leicht gepresst, um die Schüttdichte zu erhöhen und das Dosierungs- bzw. Einzugsverhalten im Extruder zu verbessern. Die Holzpellets sind auf fast jeder klassischen Dosieranlage für Kunststoffgranulate dosierbar. Neben Pellets existieren am Markt verschiedene Typen loser Fasern, die für die Herstellung von WPC geeignet sind. Sie unterscheiden sich prinzipiell in der Fasergeometrie und der Holzart. Aufgrund der verfügbaren Mengen und des Preises werden die Holzfasern für WPC in Europa meistens aus den Weichhölzern Kiefer, Fichte oder Zeder bzw. einer entsprechenden Mischung hergestellt. 2.1.1.3 Eigenschaften Die Schüttdichte von Holzfasern hängt von Feuchtegehalt, Fasergeometrie und –art ab und liegt zwischen 0,19 und 0,22 g/cm3 [Wu00]. Die Dichte der Wand der Holzzelle liegt bei 1,44 bis 1,50 g/cm3 [Kel81]. Wegen der porösen Struktur von Holz liegt die Gesamtdichte der Fasern bei 0,32 bis 0,72 g/cm3 [Sim99]. Holzfasern nehmen aufgrund ihrer Polarität stark die Feuchtigkeit z.B. aus der Luft auf, wobei die Sättigung von der Luftfeuchtigkeit und der Umgebungstemperatur abhängt. Eine Übersicht ist in Tabelle 2.3 dargestellt. Tabelle 2.3: Feuchtegehalt [%] von Holzfasern in Abhängigkeit von Luftfeuchte und Temperatur [Xan05] Temperatur ° C Luftfeuchtigkeit 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80% 90 % -1,1 2,6 4,6 6,3 7,9 9,5 11,3 13,5 16,5 21,0 4,4 2,6 4,6 6,3 7,9 9,5 11,3 13,5 16,5 21,0 10,0 2,6 4,6 6,3 7,9 9,5 11,2 13,4 16,4 20,9 15,6 2,5 4,6 6,2 7,8 9,4 11,1 13,3 16,2 20,7 21,1 2,5 4,5 6,2 7,7 9,2 11,0 13,1 16,0 20,5 26,7 2,4 4,4 6,1 7,6 9,1 10,8 12,9 15,7 20,2 32,2 2,3 4,3 5,9 7,4 8,9 10,5 12,6 15,4 19,8 37,8 2,3 4,2 5,8 7,2 8,7 10,3 12,3 15,1 19,5 Sowohl in den Makro- als auch den Mikroporen (Poren in der Zellwand) des Holzes können sich Wassermoleküle einlagern. Man kann drei Grenzzustände des Systems Holz-Wasser unterscheiden [Nie06]: • Darrtrocken (Holzfeuchte 0 %), • Fasersättigung (das gesamte Mikrosystem der Zellwand ist maximal mit Wasser gefüllt; sie liegt etwa bei 28 %, ein gewisser Einfluss der Holzart ist vorhanden), • Wassersättigung (Mikro- und Makrosystem maximal mit Wasser gefüllt). Bei Wasseraufnahme kommt es zur Quellung, bei Wasserabgabe zum Schwinden von Holz. Das Quell- und Schwindverhalten des Holzes unterscheidet sich in den drei Hauptrichtungen enorm. In Faserrichtung (Bild 2.6) ist das Quellen und Schwinden 16 Stand der Technik gering. Holz quillt in Radialrichtung 10 – 20 mal und tangential 15 – 30 mal stärker als in Längsrichtung [Nie06]. Quellvorgänge sind im Wasserhaushalt und damit bei den Stoffwechselvorgängen des Baumes von zentraler Bedeutung. Hemicellulose, Eiweiße und das Zellplasma sind quellbare Stoffe. Sie nehmen Wasser auf und vergrößern damit ihr Volumen, wodurch sich ein Quellungsdruck aufbaut. Das Plasma der Zelle ist eine kolloidale Lösung, die von jeder Wasserschwankung innerhalb der Zelle in ihrem Quellzustand beeinflusst wird. Diese Quellungsunterschiede wirken auf die physiologischen Leistungen der Zelle ein. Bild 2.6: Definition der anatomischen Hauptrichtungen [Quelle: Infodienst Holz] Es gibt drei Typen der Wasserspeicherung beim Holz: (1) freies Wasser oder s.g. Kapillarwasser, (2) verbundenes Wasser und (3) Aufbauwasser [Lin01, Ska88, Sta64, Koe24]. Das freie Wasser ist flüssiges Wasser innerhalb des Plasmas der Zelle. Für seine Abgabe wird wenig Energie benötigt, da die Zellen bei erhöhter Temperatur selbst das Wasser abgeben können. Das verbundene Wasser ist das flüssige Wasser innerhalb der Zellwand. Dieses Wasser ist durch Wasserstoffbrückenbindungen mit OHGruppen aus Hemicellulose und amorphen Bereichen der Cellulose verbunden. Obwohl die Energie einer Wasserstoffbrückenbindung nur ein Viertel einer kovalenten Bindung ausmacht, wird viel Energie benötigt, um die Abgabe des verbundenen Wassers zu bewirken. Das Aufbauwasser entsteht als Nebenprodukt durch das Abspalten von OHGruppen bei höherer Temperatur. Wenn Holz oder Cellulose bei 105 – 110 °C getrocknet werden, kommt es zur Abgabe von Aufbauwasser. Der Mechanismus der Wasseraufnahme ist mit der Mikrostruktur des Holzes eng verbunden. Innerhalb des kristallinen Bereiches der Cellulose (Mizelle), sind Hydroxylgruppen durch Inter- und Intramolekularwechselwirkungen verbunden. Dementsprechend können dort keine zusätzlichen Wasserstoffbrückenbindungen (wie z.B. mit Wassermolekülen) entstehen. Nach Sjostrom [Sjo81] sind die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Wassermolekülen und Cellulose nur an der Oberfläche der Mizellen möglich. Außerdem sind HemiCellulose und die amorphen Bereiche der Cellulose zum größten Teil für die Wasseraufnahme verantwortlich, da sie in der Lage sind, die Wasserstoffbrückenbindungen auszubilden. Stand der Technik 17 Die Holzfeuchte beeinflusst alle Eigenschaften des Holzes wesentlich. Mit zunehmender Holzfeuchte sinkt die Festigkeit, steigt die Wärmeleitfähigkeit und erhöht sich die Anfälligkeit gegenüber holzzerstörenden Pilzen [Nie06]. Nicht nur durch die Wasseraufnahme, sondern auch durch andere Faktoren, wie z.B. UV-Strahlung oder Angriff von Pilzen werden die Eigenschaften von WPC beachtlich verändert. Lignin beispielsweise wird durch UV-Strahlung abgebaut und die Oberfläche vergraut. Durch Angriff von Pilzen sind Holzfasern unter geeigneten Bedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit) biologisch abbaubar. Mit verstärktem Pilzbefall ist etwa oberhalb 20 % Holzfeuchte zu rechnen (stark abhängig von der Holz- und Pilzart) [Lu03]. Dabei kommt es zur Farbänderung und Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften. Holz ist ein thermisch empfindliches Material, und bei Temperaturen über 200 °C unterliegt es der thermischen Zersetzung. Als Ergebnis einer thermogravimetrischen Analyse sind in Bild 2.7 Gewichtsverluste in Abhängigkeit von der Temperatur für Holz und dessen Hauptbestandteile dargestellt. Schon bei 200 °C ist bei Lignin ein leichter Gewichtsverlust bemerkbar, was auf eine Zersetzung hindeutet. Cellulose ist thermisch deutlich beständiger: Ihre Zersetzung beginnt erst bei 280 °C. 100 Cellulose Lignin Xylan 50 Holz 100 200 300 400 500 Temperatur [°C] Bild 2.7: Thermische Zersetzung von Holz und Holzbestandteilen [Xan05] 2.1.2 Polymere Matrices Als zweite wichtige Komponente eines Verbundwerkstoffes übernimmt die Matrix folgende Aufgaben: • • Fixierung der Fasern in der gewünschten geometrischen Anordnung, Bildung einer glatten Oberfläche, Stand der Technik 18 • Übertragung von Kräften auf die Fasern zur Erzielung der gewünschten Festigkeit und Steifigkeit, • Stützung der Fasern gegen Ausknicken und Bruch, • Schutz der Fasern vor Einwirkung von Umgebungsmedien (Feuchtigkeit, Chemikalien) und • Schutz der Fasern gegen Oberflächenbeschädigungen. Die Matrices können duroplastisch oder thermoplastisch sein. Beide Systeme müssen während der Verarbeitung mindestens einmal in einem Zustand ausreichend niedriger Viskosität vorliegen, um eine vollständige Durchtränkung der Fasern zu erzielen [Nie97, Mic90]. Duroplastische Matrixsysteme sind chemisch aushärtende Verbindungen. Die Vernetzung erfolgt bei höheren Temperaturen und Drücken im so genannten Härtungsprozess. Duroplaste sind im ausgehärteten Zustand unschmelzbar, unlöslich und zeigen keine oder eine geringe Quellung [Lec03]. Thermoplaste sind Kunststoffe, die durch genügende Wärmezufuhr plastisch verformbar werden. Nach Abkühlung auf Raumtemperatur werden sie wieder fest und belastbar. Diese Vorgänge (Schmelzen und Abkühlen) lassen sich (theoretisch) beliebig oft wiederholen. Aus dieser Schmelzbarkeit der Thermoplaste ergeben sich Vor- und Nachteile. So lassen sich Formteile und Halbzeuge aus Thermoplasten z.B. wiederverarbeiten. Nachteilig ist, dass eine beim Erwärmen auftretende Erweichung die Einsatztemperaturen für einige Thermoplaste, vor allem bei gleichzeitiger Einwirkung von Kräften, nach oben stark begrenzt [Kai06]. Die verwendbaren Thermoplaste können sowohl amorph als auch teilkristallin sein. Wie in Bild 2.8 dargestellt, liegt der Gebrauchstemperaturbereich für amorphe Thermoplaste unter der Glasübergangstemperatur (Tg). Hier liegen die Ketten im eingefrorenen Zustand vor und das Polymer ist hart, starr und sprödelastisch. Oberhalb Tg nehmen die Brown´schen Molekularbewegungen zu, der Schubmodul sinkt und das Polymer befindet sich in einem kautschuk-elastischen/gummiartigen Zustand. In diesem Zustand kann das Polymer durch Tiefziehen in die gewünschten Form gebracht werden. Bei weiterer Temperaturerhöhung wird das Polymer zähflüssig. In diesem Zustand kann es z.B. durch Spritzgießen oder Extrudieren verarbeitet werden. Typische amorphe Thermoplaste sind Polycarbonat (PC), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polyvinylchlorid (PVC) sowie Polystyrol (PS) und dessen Copolymerisate. Stand der Technik Lederartig Vakuumformen 2 Schubmodul G [N/mm ] Gebrauchstemperaturbereich 19 Blasformen Extrusion Spritzgießen Starr Gummiartig Viskos Tg a) Temperatur T [°C] b) Bild 2.8: Verschiedene Zustände der a) amorphen und b) teilkristallinen Thermoplaste [Kai06] Bei teilkristallinen Thermoplasten weisen die Molekülketten eine höhere Ausrichtung auf. Dabei bilden die parallel geordneten Moleküle bzw. Atome kristalline Bereiche aus. Diese Polymere besitzen daher zusätzlich zur Glasübergangstemperatur (Tg) eine Kristallitschmelztemperatur (Tm). Die Nebenvalenzkräfte sind im kristallinen Bereich im Vergleich zum amorphen Bereich erheblich größer. Die Kristallgitterstrukturen erschweren unterhalb des Schmelzpunktes eine hohe Verformung. Gleichzeitig zeigen jedoch die wichtigsten teilkristallinen Polymere im Gebrauchstemperaturbereich ein hartzähes Werkstoffverhalten, da ihre amorphen Bereiche meist erst bei tieferen Temperaturen einfrieren [Kai06]. Zu den teilkristallinen Thermoplasten gehören z.B. Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyoxymethylen (POM) und viele Polyamide (PA). Thermoplastverbunde verfügen gegenüber konventionellen Duroplastsystemen über • höhere Zähigkeiten, • schadenstolerantes Verhalten, • höhere Lagerstabilität, • einfache Verarbeitung, • kürzere Zykluszeiten in der Endverarbeitung und • thermische Nachformbarkeit und Schweißbarkeit. Nachteilig sind: • die Kriechneigung, • schlechte Tränkbarkeit der Verstärkungsfasern [Erh92]. Tabelle 2.4 zeigt Eigenschaften von Verbundwerkstoffen mit Thermoplasten und Duroplasten als Matrix im Vergleich. Stand der Technik 20 Tabelle 2.4: Eigenschaften von Verbundwerkstoffen mit Thermoplasten und Duroplasten als Matrix [Ehr92] Vergleich Duroplaste Thermoplaste niedrig niedrig/hoch sehr gut schlecht gut schlecht bis gut schlecht sehr gut befriedigend sehr gut langsam langsam mäßig gering Composite-Eigenschaften gut gut Kriechwiderstand gut schlecht Kristallisationsprobleme nein ja gut (kleben) schlecht Matrix-Kosten Haftung Lösungsmittelbeständigkeit Lagerfähigkeit Qualitätssicherung Composite-Verarbeitung Schwindung Reparierbarkeit Aufgrund der thermischen Empfindlichkeit der Holzfasern (Bild 2.7) ist die Auswahl einer geeigneten thermoplastischen Matrix für WPC begrenzt. Verarbeitungstemperaturen über 200 °C führen auch bei kurzer Verarbeitungsdauer zum thermischen Abbau der Holzfasern. Dadurch sind viele Polyamide, Polycarbonat oder auch Polymethylmethacrylat nicht als Matrix-Werkstoff für WPC geeignet. Derzeit werden weltweit fast ausschließlich folgende Thermoplaste für WPC eingesetzt: • Polyethylen (ca. 65 %) • Polyvinylchlorid (16 %) • Polypropylen (14 %) • Polystyrol (5 %) In Europa ist das Polypropylen als WPC-Matrix mit einem Einsatz von 82 % auf dem ersten Platz. 2.1.2.1 Polypropylen als Matrixwerkstoff Der Massenkunststoff PP befindet sich aufgrund seiner mechanischen Eigenschaften, seines Verarbeitungs- und Modifikationsspektrums, sowie seines Preises auf dem zweiten Platz im Weltverbrauch von Standardkunststoffen [Bon01]. Die charakteristische Gruppe (-CH3) in diesem Polymer kann räumlich unterschiedlich angeordnet sein. Daraus resultieren unterschiedliche mechanische/physikalische Eigenschaften. Wie in Bild 2.9 dargestellt, unterscheidet man zwischen • isotaktischem, • syndiotaktischem und • ataktischem Polypropylen. . Stand der Technik 21 CH3 CH2 CH CH3 CH2 CH CH2 CH3 CH2 CH CH3 CH3 CH CH2 CH (a) CH2 CH (b) CH3 CH2 CH CH2 CH CH3 CH3 CH3 CH2 CH CH3 CH2 CH CH3 CH2 CH CH2 CH (c) CH3 Bild 2.9: Sterische Konfigurationen des Polypropylens: a) isotaktisch, b) syndiotaktisch, c) ataktisch Beim isotaktischen PP sind die charakteristischen CH3- Gruppen regelmäßig gleichseitig angeordnet. Bei syndiotaktischem PP sind die CH3- Gruppen regelmäßig wechselseitig angeordnet. Eine unregelmäßige Konfiguration der Methylgruppen ist die Eigenschaft des ataktischen Polypropylens. Durch die Entdeckung von Ziegler-Natta Katalysatoren wurde die Synthese von hochkristallinen Polypropylen mit isotaktischer Konfiguration ermöglicht. Die Bestimmung der Stereochemie von Polypropylen basiert meist auf der Unlöslichkeit von isotaktischem Polypropylen in bestimmten Lösungsmitteln, worin ataktisches Polypropylen (PP-a) und Stereo-Block-Polypropylen (mit ataktischen und isotaktischen Segmenten) löslich sind. Der im n-Heptan unlösliche Anteil (Massengehalt %) wird als Isotaxie-Index bezeichnet. PP-a ist bei fast allen Verfahren ein Nebenprodukt der PPHerstellung [Bat84]. Syndiotaktisches Polypropylen wird wegen seiner im Vergleich zu isotaktischem PP schlechteren Eigenschaften [Boo66] und aufwendigeren Synthese [Zam66] im technischen Maßstab nicht hergestellt. Die Verwendung von Metallocen-Katalysatoren ermöglicht eine noch bessere stereospezifische Polymerisation als Ziegler-Natta Katalysatoren. Durch gezielte Variation der Stereoregularität, d.h. durch Steuerung der Taktizität und Sequenzlänge lassen sich Produkte herstellen, deren Aufbau und Eigenschaften besser steuerbar sind. Das Resultat ist ein PP mit enger Molmassenverteilung, das praktisch keine in Heptan löslichen Anteile mehr enthält. Zugleich erhält man Produkte mit einem erweiterten Steifigkeits- und Zähigkeitsspektrum [Kai06]. Der Einfluss der Änderung des Schmelzindex (MFR), des Isotaxie-Index (II) und der Breite der Molekülmassenverteilung (Mw/Mn) auf die Gebrauchseigenschaften von Polypropylen ist in Tabelle 2.5 zusammengefasst [Bat84]. Stand der Technik 22 Tabelle 2.5: Qualitativer Einfluss von Änderungen des Schmelzindex (MFI), des Isotaxie-Index (II) und der Breite der Molekülmasseverteilung (Mw/Mn) auf die Gebrauchseigenschaften von Polypropylen: = Anstieg, = Abnahme, o = kein Effekt [Bat84] Eigenschaft Erforderliche Änderungen Gewünschte Tendenz MFR II Mw/Mn Dichte Steifigkeit Härte Streckspannung Erweichungstemperatur Reißfestigkeit Reißdehnung Schlagzähigkeit Versprödungstemperatur O Permeabilität Ob eine Änderung des Schmelzindexes, des Isotaxie-Indexes oder der Breite der Molekülmassenverteilung bei Polypropylen, das als Matrix in einem Holz/PolypropylenVerbundwerkstoff eingesetzt wird, den gleichen Einfluss auf die Gebrauchseigenschaften dieses Verbundes hat, ist bis jetzt noch nicht systematisch untersucht worden. Polypropylen kann durch Spritzgießen, Extrudieren, Pressen, Kalandrieren und Blasformen verarbeitet werden. Die üblichen Verarbeitungstemperaturen liegen bei 190 bis 230 °C. PP ist nur nach Vorbehandlung klebbar, nicht HF-schweißbar und hat eine unzureichende UV-Beständigkeit. 2.1.3 Haftvermittler Als Additive werden je nach Anwendungsfall, fast alle in der Kunststoffindustrie bekannten Zusatzstoffe wie UV-Stabilisatoren, Antioxidantien, Gleitmittel, Schlagzähmodifizierer, Pigmente, Haftvermittler, Geruchsabsorber oder Biozide eingesetzt. Von großer Bedeutung sind die sogenannten „Coupling agents“, die eine Verbesserung der Holzfaser-Kunststoffmatrix-Haftung bewirken sollen. Der Frage nach der Grenzflächenhaftung bei faserverstärkten Kunststoffen kommt große Bedeutung zu, da zur Kraftübertragung im Verbund nur eine begrenzte Faserlänge zur Verfügung steht. Die Kraft wird über Schubspannungen von der Matrix auf die Fasern geleitet. Bei unzureichender Faser-Matrix-Haftung tritt unter Belastung des Faserverbundes ein reibungsbehaftetes Gleiten in der Grenzfläche auf [Reu02]. Dadurch kommt es zu einer Verschiebung zwischen Faser und Matrix und mit zunehmender Belastung schließlich zum Faser-pull-out [Erh92] und vorzeitigem Versagen des Verbundes. Die Qualität der Stand der Technik 23 Faser-Matrix Haftung hängt sowohl von der Ausbildung chemischer Bindungen (kovalente Bindungen, intermolekulare Kräfte) als auch von rein physikalischen Konstellationen (Form- und Kraftschluss) ab [Reu02]. Verschiedene Verbunde, wie z.B. Essigsäureanhydrid [Cht92], Silane [Bes85, Raj89, Raj90, Raz99, Roz98, Qun02], Isocyanate [Raj89, Raj90, Raz99, Raj88, Jos96], Maleinsäureanhydrid-(MAH) gepfropfte Polyolefine [Lu03, Raz99, Gon92, Gen04], Maleinsäureanhydrid-Styrol-Copolymere [Oks98, Sim98, Ha99, Qun02] und Titanate [Lia97] werden als Haftvermittler für WPC eingesetzt. Die Untersuchung der Wirkungsweise dieser Werkstoffe ergab, dass MAH funktionalisierte Polyolefine, im Gegensatz zu anderen oben genannten Haftvermittlern, wesentlich zu Verbesserungen der mechanischen und physikalischen Eigenschaften von WPC beitragen. Das Funktionsprinzip der Haftvermittlung von MAH-PP ist in Bild 2.10 dargestellt. MAHPP enthält unpolare Bereiche und polare funktionelle Gruppen, die mit den Hydroxylgruppen des Holzes reagieren und dabei kovalente Esterbindungen bilden. Die neu entstandenen Carboxylgruppen (-COOH) können Wasserstoffbrückenbindungen mit freien OH-Gruppen des Holzes aufbauen. Die unpolaren Bereiche weisen eine starke Affinität zu den Kohlenwasserstoffen der Polyolefinkette auf. Als Bindeglied zwischen den Holzfasern und der Polymermatrix erhöhen Haftvermittler die Biegefestigkeit bzw. Steifigkeit, die Formstabilität und die Schlagzähigkeit [Can03, Jai04, Lu05, Taj03] von Holz/Kunststoff-Verbunden ganz erheblich. Sie reduzieren außerdem das Kriechen des Werkstoffs [Nun04, Sai00]. Ein weiterer Vorteil liegt in der Reduzierung der Wasseraufnahme. Stand der Technik 24 O O O O (a) O O + HO HO O (b) O MAH-PP O Holzfaser OH HO O Modifizierte Holzfasern Bild 2.10: Wirkprinzip der Haftvermittler: a) komplett verestert, b) teilweise verestert 2.2 Aufbereitung und Verarbeitung von WPC Die Verarbeitungsprozesse von WPC lassen sich in direkte und zweistufige Prozesse auftilen (Bild 2.11). Spritzgießen Heiz/Kühlmischer Extrusion Formteil Formpressen Zweistufig Holzfaser Compoundieren Additive Direktextrusion Profil Direktspritzgießen Formteil Bild 2.11: Verarbeitungsprozesse von WPC Direkt Kunststoff Stand der Technik 25 2.2.1.1 Zweistufige Verarbeitungsprozesse Bei der zweistufigen Verarbeitung werden im ersten Verarbeitungsschritt Compounds aus Rohstoffen (Holzfasern, Kunststoffmatrix und Additive) mit einer Compoundiermaschine bzw. mit einem Heiz/Kühl-Mischer hergestellt. Dabei werden die thermoplastischen Komponenten plastifiziert und mit den Holzfasern vermischt. Für die Compoundieranlage zur Herstellung von WPC-Compounds sind wichtig: • Dosiertechnik. Die Holzpellets (gepresste Holzfasern) sind mit jeder konventionellen Kunststoffdosieranlage gut dosierbar. Trotzdem werden lose Holzfasern, aufgrund ihres niedrigeren Preises immer öfter eingesetzt. Ihr Nachteil ist die starke Neigung zur Brückenbildung in der Dosiereinheit und in der Einzugszone des Compounders. Dementsprechend müssen die Dosiereinheiten mit sogenannten Agitationssystemen (Schütteln, Rühren, ...) ausgestattet werden. Im idealen Fall werden die Holzfasern nicht in die Haupteinzugszone des Compounders, sondern mit Hilfe einer Seitenbeschickung in den Hauptfluss der Schmelze eingebracht. Dadurch werden Brückenbildungen in der Einzugszone des Extruders verhindert. • Schneckendesign. Die Schneckenkonfiguration muss so gewählt werden, dass eine gute Dispergierung erreicht und gleichzeitig wenig Scherung ins Material eingebracht wird. Dadurch werden die Holzfasern mechanisch und thermisch geschont. Der Einsatz von ungeeigneten Schnecken führt sehr schnell zu Farbänderung, Geruchsbelastung und schlimmstenfalls Verbrennungen des Materials. • Entgasungstechnik. Obwohl Holzfasern vor der Compoundierung ausnahmslos vorgetrocknet werden müssen, ist mindestens eine atmosphärische Entgasung bei diesem Verarbeitungsschritt notwendig. Durch die hohe Verarbeitungstemperatur (160 – 190 °C) verdampfen einige niedermolekulare Verbindungen und chemisch gebundenes Wasser aus dem Holz. Die andernfalls notwendige Trocknung der Holzfasern unter 1 % Restfeuchte würde sehr lange (über 12 h bei 80 °C) dauern und wäre mit einem entsprechend hohen Energieverbrauch und auch einer Explosionsgefahr verbunden. Eine Möglichkeit eine höhere Restfeuchte (max. bis 5 Gew. %) beim Extrudieren handhaben zu können, ist der Einsatz einer zusätzlichen zweiwelligen Seitenentgasung. • Granuliertechnik. Mit steigendem Holzanteil ändert sich die Viskosität der Schmelze wesentlich, was einen großen Einfluss auf den ganzen Verarbeitungsprozess hat. Auch bezüglich der Granuliertechnik ist bei Rezepturen mit mehr als 40 Gew. % Holzfasern der Einsatz von Stranggranulatoren nicht mehr möglich. Die Elastizität der Schmelze sinkt so stark ab, dass die spröden Stränge beim Ziehen abreißen. Eine Alternative stellen Granuliersysteme dar, bei denen der Abschlag direkt an der Düse stattfindet (Heißabschlag). Hier können allerdings ebenfalls Probleme auftreten, Stand der Technik 26 wie z.B. ein sehr hoher Staudruck bei kleinen Düsenöffnungen oder auch ein Einfrieren der Schmelze an der Düse. Neben der kontinuierlichen Compoundierung mit Schneckenmaschinen können Agglomerate mit Schnellmischern im Chargenbetrieb aufbereitet werden. Dabei wird das Mischgut über eine Doppelmantelheizung und die Friktionswärme bis auf die Schmelztemperatur des Polymers (bei PP ca. 170 °C) erwärmt und agglomeriert. Die Kühlung und Nachzerkleinerung finden im separaten Kühlmischer statt. So hergestellte Agglomerate werden in der Regel durch einen Extrusionsprozess weiter verarbeitet und im Gegensatz zu Compounds selten für Spritzgießanwendungen verwendet. Die Ursache dafür ist ihre ungleichmäßige Schüttdichte, was beim Spritzgießen zu Problemen bei der genauen Dosierung und zu Schwankungen in den Zykluszeiten führt. Fertige Compounds werden in einem Extrusions- oder Spritzgussprozess eingesetzt, wobei die Extrusion derzeit die führende Verarbeitungstechnologie für WPC ist. Beim Extruder gibt es derzeit drei Typen, die für die WPC-Extrusion in der Praxis eingesetzt werden: • konische Gegendrall - Doppelschneckenextruder, • parallele Gegendrall - Doppelschneckenextruder und • Einschneckenextruder. Der Gegendrall – Doppelschneckenextruder DSE (konisch oder parallel) wird dabei am häufigsten eingesetzt. Die Möglichkeit zur kontinuierlichen Kompression bei gleichzeitiger thermischer Schonung des Materials favorisiert diese Maschine für hochgefüllte Systeme. Die relativ kurze Bauweise führt zu einer kurzen Verweilzeit der Schmelze im Extruder und reduziert somit die thermische Belastung der Holzspäne [Seh05]. Der gegenläufige Doppelschneckenextruder wird auch oft für die Direktextrusion von WPC verwendet. Die Einschneckenextruder werden bei WPC nur dort verwendet, wo als Rohstoff fertiges Granulat eingesetzt werden kann. Da Einschneckenextruder im Vergleich zu gegenläufigen Doppelschneckenextrudern deutlich mehr Scherung bringen, sind diese Maschinen für hochgefüllte Rezepturen (> 60 % Holzanteil) nicht geeignet. Die Extrusion ist auf die Herstellung linearer Profile beschränkt. Dementsprechend wird zur Produktion von komplexen Formen das Spritzgießen oder Formpressen verwendet. Beim Spritzgießen sind Rezepturen mit maximal 70 Gew. % Holzfasern verarbeitbar, da die Viskosität der Schmelze mit steigendem Holzanteil stark ansteigt. Aus dem gleichen Grund ist die Herstellung von Formteilen mit sehr dünnen Wänden oder langen Fließwegen kaum möglich. 2.2.1.2 Direktverarbeitung Im Unterschied zur getrennten Aufbereitung und Verarbeitung versteht man unter der Direktverarbeitung die Zusammenfassung dieser Verfahrensstufen ohne zwischenzeitliches Erstarren und Wiederaufschmelzen des Materials. Vorteile der Stand der Technik 27 Direktverarbeitung sind eine geringere thermische Belastung, geringere Herstellungskosten oder/und eine erhöhte Flexibilität in der Produktion [VDI90]. Bei der Direktextrusion von WPC sind folgende Prozessschritte zu beachten: • Eventuell Trocknen der Holzfasern • Getrenntes Dosieren der einzelnen Komponenten • Komprimieren und Plastifizieren im Extruder • Entspannen und Entgasen (entweder atmosphärisch oder mit Hilfe von Vakuum) • Weiteres Plastifizieren und Mischen • Formgebung im Werkzeug • Kalibrieren, Kühlen, Absägen Die Rohstoffe werden gleichzeitig mit separaten Dosiergeräten in einem gemeinsamen Sammeltrichter über dem Einzug der Maschine dosiert. In der Regel besteht eine Rezeptur aus vier bis sechs Komponenten, für die jeweils eine Dosierung vorhanden sein muss. Die Dosierung und Förderung der losen Holzfasern erfordert den Einbau eines Rührwerks und eines Stopfwerks, um die Brückenbildung des Materials in der Dosierung und in der Einzugszone des Extruders zu verhindern. Die dosierte Zugabe der Einsatzstoffe ermöglicht eine unterfütterte Fahrweise des Extruders, d.h. die Schneckengänge sind in Einzug und Entgasung teilgefüllt und ermöglichen damit ein gutes Einzugsverhalten und gute Entgasung der Holzfasern. Die Schneckengeometrie muss für eine gute Dispergierwirkung, Entgasung des Materials und auch den Druckaufbau in der Kompressionszone zur Überwindung des Werkzeugwiderstands sorgen. Dabei ist sehr wichtig, dass die Schnecken wenig Scherung ins Material bringen und damit eine thermische Schädigung der Holzfasern vermeiden. Bei der Ausformung im Extrusionswerkzeug zeigen Kunststoffe und Holz/Kunststoff-Verbunde ein unterschiedliches rheologisches Verhalten. Für die Formgebung von Holz/KunststoffProfilen ist dem zufolge eine angepasste Werkzeuggestaltung notwendig. Die Massedruckverhältnisse liegen im Bereich von 200 - 300 bar [Web03]. In Bild 2.12 ist der Aufbau des Werkzeuges in einer Prinzipskizze verdeutlicht. Bei der Direktextrusion wird die Verarbeitung von ungetrockneten Holzfasern (ca. 10 % Feuchtegehalt) angestrebt. Für die prozesstechnische Realisierung ist eine größere Entgasungsöffnung notwendig. Der Vorteil der Verarbeitung von ungetrockneten Fasern liegt in der Einsparung von zusätzlichen Energie- und Gerätekosten für die Materialtrocknung. Nachteile der Direktextrusion im Vergleich zur Extrusion eines fertigen Compounds stellen die geringere Homogenität des Materials, niedrigere Prozessleistung und geringere Qualität des fertigen Produktes dar. Beim direkten Spritzgießen wird ein gleichläufiger Doppelschneckenextruder mit einer Spritzgießmaschine gekoppelt. Direktes Spritzgießen ist kaum am Markt vertreten, da es noch relativ neu und mit hohen Investitionskosten verbunden ist. Stand der Technik 28 Bild 2.12: Prinzipskizze eines Extrusionswerkzeuges für die Holzextrusion [Web03] 2.3 Eigenschaften und Funktionalitäten von WPC Die mechanischen und physikalischen Eigenschaften von WPC ändern sich stark in Abhängigkeit von der Rezeptur und den Verarbeitungsbedingungen. In Bild 2.13 sind die wichtigsten Einflüsse benannt. Holzart Holzanteil Geometrie der Fasern Eigenschaften von WPC Matrix Additive Verarbeitungsart und -bedingungen Bild 2.13: Einflussfaktoren auf die Eigenschaften von WPC 2.3.1 Mechanische Eigenschaften Um die Verstärkungsfunktion durch Holzfasern zu erfüllen, muss der Holz/KunststoffVerbund bessere mechanische Eigenschaften als die reine Matrix aufweisen. Bei WPC sind die Verbesserungen der mechanischen Eigenschaften (z.B. E-Modul) schon ab 20 % Holzanteil zu beachten. Mit steigendem Holzanteil fällt die Zug- und Stand der Technik 29 Biegefestigkeit leicht ab, dagegen steigt der E-Modul deutlich an [Sta97, Sta03, Can03, Svo03]. Wie bei vielen faserverstärkten Kunststoffen sinken bei WPC die Schlagzähigkeit und die Reißdehnung mit steigendem Füllgrad [Sta97, Sta03, Can03, Svo03]. Den Einfluss von verschiedenen Füllstoffen (Glasfaser, Talkum, Holzfaser, CaCO3) auf die mechanischen Eigenschaften von gefüllten Polypropylen haben Englisch und Stark untersucht [Eng97]. Im Vergleich zeigen die gefüllten Polypropylenwerkstoffe bei einem Füllgrad von 40 Gew. % bezüglich der Biegefestigkeit folgende Reihenfolge: Glasfaser > Talkum > Holz > PP > CaCO3, und bezüglich des E-Moduls folgende Reihenfolge: Glasfaser > Talkum > Holz > CaCO3 > PP. Glasfaser- und talkumgefüllte PP zeigen eine höhere Festigkeit und einen höheren E-Modul im Vergleich zum holzgefüllten PP. Dagegen sind die Kosten für Glasfasern und die Dichte bei den Verbundwerkstoffen deutlich höher als bei WPC. Nur CaCO3 verbessert die Schlagzähigkeit von Polypropylen im Gegensatz zu anderen untersuchten Füllstoffen. Es vermindert allerdings gleichzeitig die Zugfestigkeit beachtlich. Die experimentellen Ergebnisse bisheriger wissenschaftlicher Arbeiten zeigen, dass die mechanischen Eigenschaften von WPC sehr stark von Holzart und Geometrie der Holzfasern abhängig sind. Dementsprechend ergeben sich für Fasern der Laubhölzer (z.B. Ahorn, Eiche) höhere Festigkeiten und Schlagzähigkeiten des Verbundes als für Fasern der Weichhölzer (z.B. Kiefer, Fichte) [Sta97]. Bei der Untersuchung des Einflusses der Fasergeometrie auf die mechanischen Eigenschaften von WPC ist die Situation sehr komplex. Dabei stellt sich oft die Frage, welche Größe einen entscheidenden Einfluss auf die Eigenschaften von WPC hat: Ist es die Faserlänge, die Faserbreite oder ihr Verhältnis (Schlankheitsgrad)? Stark und Berger [Sta97, Sta03] variierten in ihren Untersuchungen die Faserlänge zwischen 0,08 und 0,5 mm. Bei steigender Länge der Holzfaser steigt demnach die Schlagzähigkeit leicht an, Festigkeit und E-Modul hingegen ändern sich kaum. Eine weitere Eigenschaftsverbesserung kann durch den Einsatz von feineren, faserartigen Materialien mit großem Schlankheitsgrad erzielt werden. Die gegenwärtig existierenden Barrieren für die Anwendung dieser Fasern sind die sehr geringe Schüttdichte (ab 20 g/l) und die ungenügende Rieselfähigkeit. Dies führt zu Problemen bei der Dosierung und dem Einzug der Fasern in die Schneckenmaschinen [Geh04]. In der Regel sind die mechanischen Eigenschaften von WPC auf Basis von Polypropylen besser als die auf Basis von Polyethylen [Sta97]. PVC/Holz– Verbundwerkstoffe weisen ähnliche Zugfestigkeiten und höhere E-Moduli verglichen mit PP/Holz-Verbunden auf [Put04]. Durch den Einsatz verschiedener PP- bzw. PE-Typen ist es möglich, bestimmte Eigenschaften zu verbessern, wie z.B. die Schlagzähigkeit beim Einsatz eines schlagzähmodifizierten Polypropylens [Geh04]. 30 Stand der Technik Der Einfluss verschiedener Additive auf die mechanischen Eigenschaften wurde ebenso von mehreren Autoren untersucht. Haftvermittler verbessern in der Regel die Festigkeit und Schlagzähigkeit des Verbundes [Gen03, Lu05, Can03, Sai00, Nun04, Mäk04]. Der Einfluss verschiedener Gleitmittel, die eine Verbesserung der Fließeigenschaften und Wandhaftung bei der Verarbeitung erzielen sollen, wurde noch nicht systematisch untersucht. Oksman und Clemons [Oks98] haben festgestellt, dass der Einsatz von jeweils 10 Gew. % maleiniertem Styrol-Ethylen/Butylen-Styrol-Triblockcopolymer (MASEBS) und maleiniertem Ethylen/Propylen/Dien-Terpolymer (MA-EPDM) als Schlagzähmodifikatoren eine beachtliche Verbesserung der Schlagzähigkeit bewirken kann. Die Mischungen, die MA-SEBS erhalten, zeigen eine um 107 % verbesserte Kerbschlagzähigkeit, allerdings auch eine um 35 % reduzierte Festigkeit. Die Zugabe von MA-EPDM in Holz/PP-Compounds verbessert die Kerbschlagzähigkeit um 83 % und reduziert die Zugfestigkeit um 28 %. 2.3.2 Thermische Eigenschaften Die thermischen Eigenschaften von WPC sind stark durch die Auswahl der Matrix beeinflusst. So ist die Gebrauchstemperatur von PE/Holz-Verbunden um ca. 30 - 40 °C niedriger als bei PP/Holz-Verbunden. Die thermische Degradation von WPC mit unterschiedlichen Holzanteilen haben Nunez und Kenny [Nun02] untersucht. Das reine Polypropylen degradiert in einem einstufigen Prozess. Die Zersetzung fängt bei 383 °C an und endet bei 490 °C. Die Composites mit einem Holzanteil von 10, 26, 40 und 50 Gew. % fangen schon bei 300, 265, 260 und 240 °C an, sich zu zersetzen. Die Zersetzung wurde als ein dreistufiger Prozess bezeichnet. Die ersten zwei Schritte wurden als Degradation der Holzfaser und der dritte Schritt als Degradation des Polypropylens erklärt. WPC schrumpfen deutlich weniger als reine Polyolefine [Sta97]. Der thermische Ausdehnungskoeffizient von Holz α = A ⋅ ρ × 10 −6 = 70 × 10 −6 K −1 [Kel81] ist halb so groß wie beim Polypropylen (150 x 10-6 K-1) und 3,5 mal niedriger als beim Polyethylen (250 x 10-6 K-1). Je höher der Holzanteil ist, desto weniger schrumpfen die fertigen Teile. Die Wärmeleitfähigkeit von WPC liegt zwischen 0,2 und 0,5 W m-1 K-1, ähnlich wie beim reinen Holz und auch bei den Polyolefinen. Nach Hristov und Vasileva [Hri03] haben Holzfasern eine starke Nukleierungswirkung, was zum Anstieg der Kristallitschmelztemperatur (Tm) des Verbundes führt. Über die thermo-mechanischen Eigenschaften von WPC und den Einfluss der Holzfasern auf die Glasübergangstemperatur (Tg) als Ergebnis der dynamisch-mechanischen Analyse (DMA), wurden bereits mehrere Studien veröffentlicht [Hri03, Nun02, Poo04, Taj03, Lu05, Som03, Son03]. Stand der Technik 31 2.3.3 Dichte Für die Anwendung eines Werkstoffes, speziell im Leichtbau oder in der Automobilindustrie, ist neben den mechanischen Eigenschaften die Dichte eine entscheidende Charakteristik. Im Vergleich zu anderen gefüllten Kunststoffen (Glasfasern, Talkum, CaCO3) zeigen WPC eine niedrigere Dichte. Als Beispiel ist die Dichte von Polypropylen mit 40 Gew. % verschiedener Füllstoffe in Tabelle 2.6 dargestellt. Tabelle 2.6: Dichte von Polypropylen mit 40 Gew. % verschiedener Füllstoffe Füllstoff 3 Dichte [g/cm ] Holz Glasfasern Talkum CaCO3 1,07 1,24 1,23 1,24 Wie in Kapitel 2.1.1.3 erwähnt, ist die Dichte der Holzfaser (0,32 – 0,72 g/cm3) deutlich niedriger als die Dichte des Polypropylens (0,9 g/cm3). Trotzdem hat der Verbund eine Dichte, die höher als 1 g/cm3 ist. Dies liegt daran, dass poröse Strukturen der Holzfasern durch die Verarbeitung teilweise zerstört und Hohlräume zusammengepresst werden. Dadurch erhöht sich die Dichte der Holzfasern auf ca. 1,40 g/cm3, was letztlich der Dichte der Zellwände entspricht. Die Verdichtung entsteht durch die hohen Verarbeitungsdrücke (> 200 bar bei der Extrusion; > 1000 bar beim Spritzgießen). Die Verringerung der Dichte von WPC kann erfolgreich durch Schäumen (physikalisch oder chemisch) erzielt werden [Ach04, Ble05, Ble06, Guo04, Li03, Riz02, Zha04]. Auch im Rotationsverfahren ist es möglich WPC-Produkte mit deutlich geringerer Dichte (< 0,9 g/cm3) herzustellen [Han05]. Diese Technologie befindet sich allerdings noch in einer sehr frühen Entwicklungsphase. 2.3.4 Wasseraufnahme Für Außenanwendungen von WPC ist neben der UV-Beständigkeit die Wasseraufnahme die wichtigste Eigenschaft, da hiermit die Dimensionsstabilität und die Beständigkeit gegen Pilze eng verbunden ist. Bei WPC, wie auch bei reinem Holz, kommt es bei Wasseraufnahme zur Quellung und bei Wasserabgabe zum Schwinden. Wie viel Wasser ein Composit aufnimmt, hängt vor allem vom Holzanteil ab, da Polypropylen nicht hydrophil ist, aber eine hohe Wasserdampfpermeabilität hat [Che06, Qun01, Sta01]. Die Absorptionsgeschwindigkeit dw ∝W , dt w -Wasseraufnahme [%], t-Zeit [s], W - Holzanteil [%], ist proportional zum Holzanteil. Den Einfluss der Fasergeometrie auf die Wasseraufnahme haben Chen u.a. [Che06] untersucht. Ihre Ergebnisse zeigen, dass WPC mit kürzeren Holzfasern bei gleichem Stand der Technik 32 Holzanteil mehr Wasser aufnehmen als WPC mit längeren Fasern. Die Erklärung dafür liegt in der größeren Gesamtoberfläche der feineren Fasern. Nach den Ergebnissen mehrerer Studien reduziert der Einsatz von Haftvermittlern die Wasseraufnahme von WPC beachtlich [Dal99, Gen04, Lu05, Can03]. Eine verbesserte Benetzung der Faser durch den Kunststoff vermindert hier das Eindringen des Wassers. Durch Vorbehandlung der Holzfasern z.B. mit Maleinsäureanhydrid, NaOH oder Acetylierung werden die enthaltenen OH-Gruppen chemisch modifiziert, die Polarität vermindert und als Folge davon die Wasseraufnahme reduziert. Wenige Studien zeigen, welche Einflüsse Gleitmittel auf die Wasseraufnahme von WPC haben. Nach Kelley and Verhey haben die langkettigen, chlorierten Paraffine kaum Einfluss auf die Wasseraufnahme [Kel04]. Andere Ergebnisse zeigen, dass unpolare PE-Wachse bei einer höheren Konzentration (> 10 Gew. %) die Wasseraufnahme von PE/Holz-Verbunden deutlich reduzieren [Vik04]. Der Einfluss der Verarbeitung auf die Wasseraufnahme ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Intensive Mischung und bessere Homogenität reduzieren die Wasseradsorption. 2.3.5 Fließeigenschaften Die Rezeptur hat einen entscheidenden Einfluss auf die rheologischen Eigenschaften von WPC. Der Faseranteil, die Viskosität der Matrix und die eingesetzten Additive beeinflussen die Fließeigenschaften der Holz/Thermoplast-Verbundwerkstoffe wesentlich. Für kommerzielle Produkte sind hohe Holzanteile (> 50 Gew. %), Matrices mit hohem Molekulargewicht und verschiedene Haftvermittler und Gleitmittel typisch. Derzeit gibt es nur wenige Studien über die rheologischen Eigenschaften von hochgefüllten WPC [Li05]. Die meisten Untersuchungen zeigen die Änderung der Fließeigenschaften des Verbundes bei Variation des Faseranteils zwischen 0 und 50 Gew. % [Mai89, Mai04, Nat95]. Dabei wurde erwartungsgemäß festgestellt, dass die Viskosität des Verbundes mit steigendem Holzanteil deutlich ansteigt. Nach Li und Wolcott [Li05] hat die Fasergeometrie kaum Einfluss auf das Fließverhalten der Schmelze. Nach Natov und Wassielewa [Nat95] sind die mit Holzmehl gefüllten PolypropylenMischungen als Schmelze strukturviskos und der folgenden Gleichung entsprechend: τ = K ⋅ γ n (2.1) wobei τ die Schubspannung, γ der mittlere Geschwindigkeitsgradient, K Konsistenzkoeffizient und n der Fließindex sind. der Den Einfluss der Temperatur auf die Schmelzeviskosität von WPC mit einem Füllgrad zwischen 0 und 50 Gew. % haben Maiti und Hassan [Mai89] untersucht. Sie haben festgestellt, dass die Schmelzeviskosität nach der Arrhenius-Gleichung von der Temperatur abhängt: Stand der Technik η = A ⋅ e ( ΔE 33 RT ) (2.2) wobei A die Polymerkonstante, ΔE die Aktivierungsenergie und R die allgemeine Gaskonstante sind. Li und Wilcott [Li05] haben den Einfluss von mit Maleinsäure gepfropftem Polyethylen (MAH-PE), das als Haftvermittler eingesetzt wurde, auf die Schmelzeviskosität von Holz/PE-Verbunden untersucht. Die Untersuchungen wurden auf einem Kapillarrheometer bei Schergeschwindigkeiten zwischen 1 und 100 s-1 durchgeführt. Es wurde gezeigt, dass der Einfluss von MAH-PE bei verschiedenen Holzanteilen unterschiedlich ist. Der Zusatz von MAH-PE verursacht eine Erhöhung der Viskosität bei Rezepturen mit 30 Gew. % Holzanteil. Bei Rezepturen mit 70 % Holzanteil hingegen trät der umgekehrten Effekt ein. Die Autoren begründen diese Beobachtung durch die Änderung der Fließeigenschaften des Polyethylens bei Einsatz von niedermolekularem MAH-PE. Da bei Rezepturen mit höherem Holzanteil das Verhältnis MAH-PE/PE größer als bei niedriggefüllten Formulierungen ist, werden die Fließeigenschaften des Polyethylens bei hochgefüllten Rezepturen durch Zugabe von niedermolekularem MAHPE stärker beeinflusst. In dieser leicht fließenden Matrix können sich die Fasern in der Kapillare besser ausrichten. Die Wechselwirkungen zwischen den so orientierten Fasern erniedrigen die gesamte Viskosität der Schmelze. Problemstellung, Zielsetzung und Vorgehensweise 35 3 Problemstellung, Zielsetzung und Vorgehensweise Auf der Suche nach neuen Absatzmärkten für Holzspäne und Holzmehl ist der Sektor der thermoplastischen Kunststoffprodukte besonders interessant, da dort die Rohstoffe aufgrund des Eigenschaftsprofils des Verbundes auf einer höheren Preisebene verkauft werden können. Außerdem bietet die Kunststoffverarbeitung vielfältige Formgebungsmöglichkeiten und auch moderne Methoden der reaktiven Extrusion. Mit Hilfe der reaktiven Extrusion kann die Dispergierung und Anbindung der Holzfasern an die thermoplastische Matrix verbessert werden. Durch Kombination der verschiedenen Holzfasertypen mit modernen Verarbeitungsmethoden können folglich preisgünstige Produkte mit interessantem Eigenschaftsprofil entwickelt werden. Viele Erfahrungen über die Verarbeitung von fasergefüllten Kunststoffen wurden in den letzten Jahren durch die Verarbeitung von glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) gesammelt. Die erhöhte Viskosität der Schmelze oder auch die Unverträglichkeit zwischen Matrix und Fasern sind Beispiele für relevante Probleme, die bei der Verarbeitung von GFK auftreten. Bei der Verarbeitung von WPC treten neben diesen Problemen zusätzlich die hohe thermische Empfindlichkeit der Holzfasern, eine unregelmäßige Fasergeometrie, hohe Füllgrade (> 50 Gew. %), starke Schwankungen der Faserqualität, eine erforderliche Trocknung der Fasern, eine schnelle Feuchteaufnahme, die Notwendigkeit für relativ niedrige Verarbeitungstemperaturen und auch eine hohe Verdichtung der Fasern auf. Bei der Anwendung von WPC im Außenbereich ist die hohe Feuchteaufnahme und daraus resultierend eine geringe Dimensionsstabilität des Materials sehr kritisch. Aus einer Reihe von Untersuchungen [Kno00, Wut96, Luc03, Kar94, Höc94] ist bekannt, dass naturfaserverstärkte Kunststoffe große Mengen Feuchtigkeit aufnehmen. Durch die Wasseraufnahme kommt es zur Verschlechterung der meisten mechanischen Eigenschaften von WPC. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde deshalb untersucht, auf welche Art und Weise die Hauptbestandteile einer WPC-Rezeptur auf Basis von Polypropylen den Verarbeitungsprozess und die mechanischen Eigenschaften der Produkte beeinflussen. Die Fließeigenschaften wurden in Zusammenhang mit der Modifizierung der Rezeptur untersucht und mathematisch beschrieben. Der Einfluss der Rezeptur und der Verarbeitungsparameter auf die Wasseraufnahme und Maßänderung durch Wasserlagerung wurden ebenfalls erforscht. Ein weiteres Ziel bestand darin, den Einfluss verschiedener Verarbeitungstechnologien (Extrusion, Direktextrusion, Compoundieren, Spritzgießen) auf die Eigenschaften der Produkte festzustellen. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit lag in der Hydrophobierung von Holz/PPVerbunden durch den Einsatz von verschiedenen Wachsen. Ihr Einfluss auf die Verarbeitung und auch die mechanischen Eigenschaften des Verbundes wurde deshalb umfassend untersucht. Zu diesem Zweck wurden im Detail folgende Aspekte bearbeitet: Problemstellung, Zielsetzung und Vorgehensweise 36 • Mit Hilfe der reaktiven Compoundierung wurde der Einfluss der Haftvermittler auf die mechanischen Eigenschaften analysiert. Dazu wurde der Haftvermittlertyp variiert, um so dessen Einfluss auf die Verarbeitung und die mechanischen Eigenschaften im Detail untersuchen und vergleichen zu können. • Das rheologische Verhalten von PP/Holz-Verbunde wurde mittels MFR und Hochdruck Kapillarrheometer in Abhängigkeit vom Holzgehalt untersucht und mathematisch modelliert. • Es wurden Holz/PP-Verbundwerkstoffe mit verschiedenen Polypropylen-Typen hergestellt. Der Einfluss des Molekulargewichts und der Molekulargewichtsverteilung auf die Verarbeitung und Eigenschaften von Holz/PP-Verbunden konnte so untersucht und bewertet werden. • Die Wasseraufnahme und Maßänderung in Zusammenhang mit dem Haftvermittlertyp, PP-Typ und Variierung der Verarbeitungsparameter wurde ebenfalls untersucht. Es konnte so der Einfluss der Wasseraufnahme auf die mechanischen Eigenschaften von WPC untersucht werden. • Um den Einfluss weiterer Hilfsmittel auf die Wasseraufnahme des Verbundes zu untersuchen, wurden verschiedenen Wachse in unterschiedlicher Konzentration mit Hilfe der Compoundierung in WPC auf Basis von Polypropylen eingearbeitet. Der Einfluss der Wachse auf die Verarbeitung und auch die mechanischen Eigenschaften des Verbundes konnte so ebenfalls untersucht werden. • Schließlich wurden Holz/PP-Verbundwerkstoffe mit verschiedenen Verarbeitungstechnologien (Extrusion, Direktextrusion, Compoundieren, Spritzgießen) hergestellt, so dass auch deren Einfluss auf die Eigenschaften der Produkte ermittelt und verglichen werden konnte. Versuchsdurchführung 37 4 Versuchsdurchführung 4.1 Verwendete Werkstoffe 4.1.1 Matrix-Polymere Als Matrix-Polymere wurden verschiedene Polypropylen-Typen verwendet, deren Bezeichnungen und Eigenschaften in Tabelle 4.1 zusammengestellt sind. Tabelle 4.1: Verwendete Polypropylen-Typen Bezeich. Polymer MFR [g/10min] 230 °C, 2,16 kg Handelsname Hersteller PPM13 m-PP 13 MR2001 Total Petrochemical PPM21 m-PP 21 MR2002 Total Petrochemical PPI07 i-PP 7 Moplen HP 501 M Basell PPI36 i-PP 36 Moplen HP 648 S Basell Für die Untersuchungen wurden jeweils zwei verschiedene isotaktische bzw. metallocene Polypropylen-Typen verwendet, die sich in ihrem Molekulargewicht und damit auch in ihren Fließeigenschaften unterscheiden. 4.1.2 Holzfasern Als Holzfasern wurden Holzpellets (Lignocel P Super, JRS) verwendet. Diese Pellets bestehen vorwiegend aus Weichholz-Fasern mit einer Länge zwischen 0,8 und 2,1 mm (Herstellerangabe). Sie haben eine Ausgangsfeuchte von ca. 8 % und eine Granulatgröße von 3 bis 8 mm. Ihr Schüttgewicht liegt bei 420 – 555 g/dm3. 4.1.3 Additive Als Haftvermittler wurden verschiedenen Typen von mit Maleinsäureanhydrid gepfropftem Polypropylen (MAH-PP) verwendet. Die verwendeten Typen unterscheiden sich hinsichtlich ihres Pfropfgrades (Anteil des MAH) und Molekulargewichtes. In Tabelle 4.2 sind die Eigenschaften der verwendeten Haftvermittlertypen dargestellt. Versuchsdurchführung 38 Tabelle 4.2: Verwendete Haftvermittler Bezeichnung Pfropfgrad [%] Handelsname Hersteller CA1 0,5 Exelor 1015 ExxonMobil CA2 1 Orevac CA 100 Arkema CA3 7 Licomont AR 504 Clariant Um den Einfluss der Wachse auf die Wasseraufnahme und die Verarbeitungsgüte der Holz/PP-Verbunde untersuchen zu können, wurden sechs verschiedene GleitmittelTypen verwendet, deren Eigenschaften und Wirkungsweise in Tabelle 4.3 dargestellt sind. Tabelle 4.3: Verwendete Gleitmittel Bezeich. Handelsname Chemische Tropfpunkt Hersteller Charakterisierung [°C] Anwendung LwaxC Licowax C Amidwachs 142 Clariant Gleitmittel, Trennmittel OP Licowax OP Esterwachs, teilverseift 99 Clariant Gleitmittel, Trennmittel ET141 Licomont ET 141 Esterwachs 76 Clariant Technische Kunststoffe, PP+Talkum PE190 Licowax PE 190 PE-Wachs 135 Clariant Gleitmittel PP6102 Licocene PP 6102 PP-Wachs 143 Clariant Pigmentkonzentrate, Modifizierung von Schmelzklebern LH22 Licolub H22 Oxidiertes PEWachs 106 Clariant Gleitmittel 4.2 Herstellung der Prüfkörper Für die Untersuchung der Einflüsse von Rezeptur und Verarbeitungsparametern auf die Eigenschaften von Holz/PP-Verbunde erfolgte die Prüfkörperherstellung mittels Compoundieren, Granulieren und Spritzgießen. Der Vorgang ist in Bild 4.1 veranschaulicht. Versuchsdurchführung Rohstoffe 39 Compoundieren LWE 50/Entex Stränge Schneidmühle Wittmann Granulat Spritzgießen HM 800/Battenfeld Bild 4.1: Herstellung von Prüfkörpern mittels Compoundieren und Spritzgießen Prüfkörper Um den Einfluss der Verarbeitungstechnologie auf die Eigenschaften von Holz/PPVerbunden untersuchen zu können, wurden die Prüfkörper wie folgt hergestellt: Herstellungsvariante 1 (V1) Zur Herstellung der WPC-Compounds wurde ein Planetwalzenextruder (LWE 50, Entex) eingesetzt. Daraufhin wurden aus den Compounds Universal-Probekörper (Typ: 1A; EN ISO 527-1) mit einer Spritzgießmaschine (HM 800/210, Battenfeld) hergestellt. Herstellungsvariante 2 (V2) Das Compound wurde wie in Verfahren 1 hergestellt. Mit der gleichen Spritzgießmaschine wurden Platten (170 x 60 x 4 mm3) gespritzt und die Probekörper aus der Platte herausgearbeitet. Herstellungsvariante 3 (V3) WPC-Agglomerate wurden in einem Heiz-/Kühlmischer hergestellt. Anschließend wurden auf einem parallelen, gegenläufigen Doppelschneckenextruder (DS 7.22, Weber) Hohlkammer-Profile gefertigt und die Probekörper aus diesen Profilen in Extrusionsrichtung (längs) herausgearbeitet. Herstellungsvariante 4 (V4) Auf einem parallelen gegenläufigen DSE (DS 7.22, Weber) wurden die Hohlkammerprofile direkt aus den Rohstoffen extrudiert. Die Prüfkörper wurden wie in Verfahren 3 hergestellt. Die verwendeten Herstellungsvarianten sind in Bild 4.2 schematisch dargestellt. Versuchsdurchführung 40 Spritzgießen HM 800/Battenfeld Prüfkörper V1 Compoundieren LWE 50/Entex Compounds V2 Fräsen Platte V3 Rohstoffe Profil Extrusion DS 7.22/Weber V4 Agglomerate Extrusion Schnellmischer DS 7.22/Weber Henschel Bild 4.2: Herstellung von Prüfkörper für die Untersuchung des Einflusses der Verarbeitungstechnologie auf die Eigenschaften von Holz/PP-Verbunden Die einzelnen Verarbeitungsschritte sind in den folgenden Kapiteln im Detail beschrieben. 4.2.1 Compoundieren Die Herstellung der Compounds wurde auf einem Planetwalzenextruder (LWE 50, Entex) durchgeführt. Der Durchmesser D der Zentralspindel betrug 31,53 mm und die Länge 800 mm. Um die Zentralspindel wurden 6 Planetenspindeln angeordnet (drei Gewindespindeln und drei Noppenspindeln, Bild 4.3). Versuchsdurchführung 41 Bild 4.3: Noppenspindel (oben) und Gewindespindel (unten) Die Verfahrenseinheit des Planetwalzenextruders ist einem Planetengetriebe mit 45° Schrägverzahnung ähnlich. Bei Drehung der Zentralspindel walzen sich die Planetenspindeln auf der Zentralspindel und dem innenverzahnten Walzenzylinder ab und laufen, wie in Bild 4.4 dargestellt, planetenartig um. Bei diesem Vorgang wird das eingebrachte Material erfasst, durch Eintauchen der Spindelzähne in die korrespondierenden Zahnlücken zu dünnen Schichten ausgewalzt und mittels der Schrägverzahnung weiter nach vorne transportiert. Durch diese wiederholte Dünnschichtauswalzung wird eine exakte Temperaturführung ermöglicht [Lüc02]. Bild 4.4. Schnittdarstellung eines Walzenzylinders [Lüc02] Der Planetwalzenextruder wurde aus zwei hintereinander angeordneten doppelwandigen Zylindern (Modulen) aufgebaut. Zentralspindel und Module wurden öltemperiert. Die maximale Drehzahl des LWE50 ist auf 114 min-1 und der Durchsatz auf 25 kg/h begrenzt. Über drei gravimetrische (FW40 Plus-50, Brabender) und eine volumetrische (MI 120VG1, Motan) Dosiereinheiten mit Schneckenförderung wurden die Rohstoffe über Fallrohre in den Einfülltrichter dosiert. Das Einzugsgehäuse des Extruders wurde Versuchsdurchführung 42 gekühlt, um die Anhaftung des feuchten Holzstaubs im Einzug und dadurch auch eine Verstopfung der Einzugszone zu verhindern. Das in Tabelle 4.4 dargestellte Temperaturprofil wurde entsprechend der thermischen Empfindlichkeit der verwendeten Holzpellets gewählt. Tabelle 4.4: Temperaturprofil (LWE 50) Temperatur [°C] Zentralspindel (T1) Zylinder 1 (T2) Zylinder 2 (T3) Düse (T4) 150 170 190 200 Für die Verarbeitung von Rezepturen, die Gleitmittel enthielten, wurde die Temperatur der Zentralspindel auf 40 °C eingestellt, um ein Aufschmelzen des Gleitmittels in der Einzugszone des Extruders verhindern zu können. Die Versuche wurden generell mit einem Durchsatz von 15 kg/h und einer Drehzahl von 80 min-1 durchgeführt, mit Ausnahme der Versuche, bei denen der Einfluss der Verarbeitungsparameter auf die Eigenschaften der produzierten Compounds untersuchten wurde. Dabei wurden Drehzahlen von 40 bis 100 min-1 und Durchsätze zwischen 10 bis 20 kg/h realisiert. Die Compounds wurden als Stränge durch eine Lochdüse (∅10 mm) extrudiert, an der Luft abgekühlt und anschließend in einer Schneidmühle (MB 2121, Wittmann) zu einem spritzgießfähigen Granulat zerkleinert. 4.2.2 Spritzgießen Die granulierten Compounds wurden mit einer Spritzgießmaschine (HM 800/210, Battenfeld) zu Universal-Probekörpern (Typ 1A, ISO 527-1) verarbeitet (Bild 4.5). Die Plastifizierschnecke hatte einen Durchmesser von 25 mm und ein Verhältnis von Länge zu Durchmesser L/D von 22. Bild 4.5: Normprobekörper Typ 1A zur Ermittlung der Zugeigenschaften (DIN EN ISO 527-1) Versuchsdurchführung 43 Die Temperaturprofile wurden über vier separate Heizzonen eingestellt und ebenso wie die Spritzgießparameter auf die jeweilige Mischung abgestimmt (Tabelle 4.5). Tabelle 4.5: Spritzgießparameter in Abhängigkeit von der Rezeptur Spritzgießparameter/Holzanteil [%] 50 60 70 Zone 1 170 170 190 Zone 2 180 180 190 Zone 3 185 190 200 Düse 190 195 200 Werkzeugtemperatur [°C] 90 90 110 Einspritzgeschwindigkeit [%] 45 45 50 Nachdruck [bar] 600 600 600 Nachdruckzeit [s] 5 5 5 Kühlzeit [s] 25 25 50 Zykluszeit [s] 40 40 66 Temperatur [°C] Aus dem Universal-Prüfkörper (Bild 4.5), wurden auch die Prüfkörper für andere Prüfungen (z.B. Charpy-Schlagzähigkeit, Biegeversuch, Wasseraufnahme) hergestellt. 4.2.3 Direktextrusion und Extrusion aus fertigen Compounds Für die Direktextrusion wie auch für die Extrusion von fertigen Compounds wurde ein paralleler, gegenläufiger Doppelschneckenextruder (DS 7.22, Weber) eingesetzt. Der Schneckendurchmesser betrug 70 mm. Die Schneckenlänge von 22D ermöglichte relativ kurze Verweilzeiten. Die verwendete Schneckengeometrie für die Direktextrusion wurde beim Hersteller (Weber, Kronach) für die Verarbeitung von WPC entsprechend optimiert. Für die Verarbeitung der fertigen Compounds kam ein konventionelles Schneckenpaar zum Einsatz. Die atmosphärische Entgasung ermöglichte die Einarbeitung von Holzfasern bis ca. 10 % Feuchtegehalt. Das Extrusionswerkzeug mit Hohlkammergeometrie enthielt eine integrierte Kalibrierung (Bild 4.6). Die Dosieranlage wurde aus vier Dosiereinheiten (3200, Plasticolor) und einen Rührwerk mit Stopfschnecken aufgebaut. Die Versuche wurden mit einem Durchsatz von 50 kg/h und einer Drehzahl von 20 min-1 durchgeführt. Versuchsdurchführung 44 Kühlplatten (integrierte Kalibrierung) Bild 4.6: Extrusionswerkzeug für die Herstellung von Hohlkammerprofilen aus WPC Das verwendete Temperaturprofil ist in Tabelle 4.6 dargestellt. Tabelle 4.6: Temperaturprofil (DS 7.22) Temperatur °C T1 T2 T3 T4 T5 T6 T7 T8 T9 T10 T11 T12 200 200 180 180 180 180 180 175 175 175 175 90 Stromabwärts sind T1 bis T5 die Temperaturen im Zylinder, T6 und T7 im Adapterflansch und T8 bis T11 im Werkzeug. Die Kühlplatten T12 am Ende des Werkzeug (Bild 4.6) waren auf 90 °C temperiert. Um den Einfluss des Verarbeitungsverfahrens auf die Eigenschaften von WPC untersuchen zu können, wurden verschiedene Rezepturen mit 70 Gew. % Holzanteil einerseits direkt aus den Rohstoffen, anderseits aus den fertigen Compounds extrudiert. Aus den so erhaltenen Profilen wurden Prüfkörper für die durchzuführenden Prüfungen herausgearbeitet. 4.2.4 Konditionierung der Prüfkörper. Alle Prüfkörper wurden über zwei Wochen im Normklima bei 23 ± 2 °C und 50 ± 5 % relativer Luftfeuchte konditioniert. Für die Ermittlung der Wasseraufnahme wurden Prüfkörper mit der Geometrie 80 x 10 x 4 mm3 bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Die Trocknung erfolgte in einem Umlufttrockner bei 80 °C über 48 h. Die getrockneten Proben wurden in demineralisiertem Wasser im Normklima gelagert (ISO 62). Das Wasser wurde regelmäßig (einmal / Woche) gewechselt. Versuchsdurchführung 4.3 45 Durchgeführte Untersuchungen 4.3.1 Charakterisierung der Holzfasereigenschaften 4.3.1.1 Faserlänge und Faserlängenverteilung (QualScan - Analyse) Eine Überprüfung der Größenverteilung der Faserlänge des Fasermaterials wurde mit einem bildanalytischen Fasergrößenmessgerät (Typ: QualScan, Hersteller: McCarthy Products Company Seattle) durch das Institut für Holztechnologie Dresden gGmbH durchgeführt. Das Gerät arbeitete mit Hilfe einer Digitalkamera, welche die in Wasser suspendierten Fasern im Durchfluss erfasst und die Aufnahmen automatisch auswertet. Durch eine vom Benutzer festzulegende Einteilung in verschiedene Größenbereiche (Staubanteil, Feinanteil, Grobanteil) können die Messwerte sortiert und eine Häufigkeitsverteilung erzeugt werden. Jede Messung wurde fünfmal wiederholt. 4.3.1.2 Extraktion der Fasern Um eventuelle Änderungen der Fasergeometrie nach der Verarbeitung untersuchen zu können, mussten die Fasern von Polypropylen getrennt werden. Dies geschah durch Extraktion aus dem Verbund mit einer Soxhlet-Apparatur. Als Lösungsmittel wurde Decalin verwendet. Die Extraktionsapparatur nach Soxhlet besteht, wie in Bild 4.7 gezeigt, aus Siedekolben, Extraktionsaufsatz mit einer Hülse zur Aufnahme des Trenngutes und einem Rückfluss-Kühler. Die Hülse und das Trenngut (Compound bzw. zerkleinertes Spritzgussteil) wurden vorab bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Die Hülse wurde mit ca. 5 g Compound gefüllt und in den Extraktionsaufsatz gesteckt. In den Kolben wurden etwa 1/3 Decalin gefüllt und mit einer elektrischen Heizhaube zum Sieden erhitzt (ca. 156 °C). Die so entstandenen Dämpfe stiegen im Dampfleitungsrohr nach oben und kondensierten am Kühler. Dadurch tropfte das Kondensat auf das Extraktionsgut in der Hülse und löste so das Polypropylen aus dem Verbund. Das Decalin/PP-Gemisch reicherte sich daraufhin in der Extraktionshülse an, bis eine durch das Ablaufheberohr bestimmte Höhe erreicht wurde. Nun entleerte sich das Decalin/PP-Gemisch über das Heberohr vollständig in den Siedekolben. Dieser selbständig ablaufende Vorgang wurde über 8 Stunden wiederholt, so dass das Extraktionsgut vollständig ausgelaugt wurde. Nach der Extraktion wurden die gelösten Holzfasern mit Hexalin ausgespült und an der Luft getrocknet. Eventuelle noch vorhandene Polypropylenreste wurden mittels DSC detektiert. Versuchsdurchführung 46 RückflussKühler Extraktionshülse Extraktionsaufsatz Siedekolben Heizhaube Bild 4.7: Apparatur nach Soxhlet 4.3.1.3 Mikroskopie Die mechanische Schädigung der Holzfasern während der Verarbeitung wurde mit einem Lichtmikroskop (Zeiss 756) optisch beurteilt. Die verwendeten Holzfasern, die nach Soxhlet aus dem Verbund mit Polypropylen extrahiert wurden, wurden weiter mit den Fasern im Ausgangszustand verglichen, so dass die Änderungen an der Fasergeometrie optisch beurteilt werden konnten. 4.3.1.4 Thermische Eigenschaften Bei den thermogravimetrischen Untersuchungen (DIN EN ISO 11358) wird die Masse bzw. Massenänderung einer Probe in Abhängigkeit von Temperatur oder Zeit kontinuierlich gemessen. Die Gewichtsänderung einer Probe bei einer Temperatur T, gesteuert über die Ofentemperatur, kann sowohl mit kontinuierlicher Heizrate β = dT/dt, als auch unter isothermen Bedingungen bestimmt werden. Eine Masseänderung tritt z.B. auf, wenn die Probe beim Verdampfen oder bei einer Zersetzungsreaktion flüchtige Komponenten an die Umgebung abgibt oder durch Reaktion mit Komponenten aus der Umgebung an Gewicht zunimmt (Oxidation). Neben dem Temperatur-Zeit-Regime und den Probeneigenschaften selbst hängt die Messgröße daher auch von der Atmosphäre im Probenraum ab. Versuchsdurchführung 47 Für die thermogravimetrischen Untersuchungen wurden Thermowaagen von Seiko (RTG 220) verwendet. Die Messungen erfolgten im Temperaturbereich von 50 bis 400 °C mit einer Heizrate von 10 K/min. Es wurden jeweils 10 bis 15 mg Fasern eingewogen. Bei der Messatmosphäre handelte es sich um Stickstoff und Sauerstoff, die jeweils mit einer Durchflussgeschwindigkeit von 500 ml/min durch die Apparatur strömten. 4.3.2 Charakterisierung des Polypropylens 4.3.2.1 Gelpermeationschromatografie (GPC) Unter Gelpermeationschromatografie versteht man eine Technik, die unter bestimmten Bedingungen in der Lage ist, Moleküle einer Substanzprobe entsprechend ihrer Größe zu selektieren. Dabei finden stationäre Phasen Verwendung, die meist aus mit Flüssigkeit gequollenen Polymeren (Gele) bestehen und Porenstrukturen aufweisen. Derartige Gele können die Probenmoleküle abhängig von ihrer Größe zurückhalten. So dringen kleine Moleküle vollständig in die im Gel vorhandenen Poren ein und eluieren deshalb später. Große Moleküle können mit den Poren nur schlecht wechselwirken und werden mit der mobilen Phase schnell durch die stationäre Phase transportiert. Da die Größe eines Moleküls (genauer: das hydrodynamische Volumen) in engem Zusammenhang mit seiner Molekularmasse steht, ist es möglich mittels Gelpermeationschromatographie die Molekularmasse bzw. die Molekularmassenverteilung zu bestimmen. Um Molekularmassen zu bestimmen, muss ein gegebenes chromatographisches System mit Polymeren definierter Molekularmasse geeicht werden. Typischer Standard, der auch hier verwendet wurde, ist ein linearer Polystyrolstandard. Für die Bestimmung der Molekularmasse und Molekularmassenverteilung des Polypropylens vor und nach der Verarbeitung, wurden die Holz/PP-Verbunde in 1,2,4Trichlor-benzol gelöst und die Holzpartikel dekantiert. Die Durchflussgeschwindigkeit lag bei 1 ml/min. 4.3.2.2 Rheologische Eigenschaften Melt Flow Rate (MFR) Die Ermittlung der MFR stellt eine schnelle und leicht zu handhabende Methode zur Abschätzung des Fließverhaltens dar. Das nicht Newton`sche Fließverhalten der Kunststoffe wird dabei nicht erfasst, da die Fließwege kurz und die Fließgeschwindigkeiten gering sind. Für die Untersuchungen nach DIN EN ISO 1133 wurde als Prüfgerät ein Zwick 4106 verwendet. Das Polypropylen wurde in den Zylinder gefüllt und nach dem Aufschmelzen mit einem belasteten Stempel durch die Kapillare von 2,095 mm Durchmesser und 8 mm Länge gepresst. Die in 10 min austretende Masse in Gramm wird als Versuchsdurchführung 48 Schmelzindex MFR bezeichnet. Für alle Untersuchungen lag die Prüftemperatur bei 230 °C und der Stempel wurde mit 2,16 kg belastet. Hochdruck Kapillar Rheometer (HKR) Zur abschließenden Untersuchung des rheologischen Verhaltens wurde ein Hochdruck Kapillar Rheometer eingesetzt. Die Messungen erfolgten nach der CR-Methode (controlled rate), d.h. es wurde der sich vor der Kapillare einstellende Druck bei vorgegebener Stempelgeschwindigkeit im Vorlageraum ermittelt. Für die Berücksichtigung des Einlaufdruckverlustes wurde mit verschieden langen Kapillaren gearbeitet. Zur Auswertung wurden die Korrekturen nach Bagley für den Einlaufdruckverlust und nach Weißenberg-Rabinowitsch für die Berücksichtigung des vom Newton´schen Fließverhalten abweichenden Strömungsprofils angewendet [DIN84]. Für die Untersuchung wurde ein Hochdruck Kapillar Rheometer (RH2003/V 3.40, Göttfert) verwendet. Alle Untersuchungen wurden bei 190 °C und 2 4 -1 Stempelgeschwindigkeiten zwischen 10 und 10 s durchgeführt. 4.3.3 Charakterisierung des Verbundes 4.3.3.1 Mechanische Eigenschaften Zugversuch In Zugversuchen werden Probekörper mit konstanter Geschwindigkeit gedehnt. Bild 4.2 zeigt schematisch Zugspannungs-Dehnungs-Diagramme von a) zähen, b) spröden und c) elastischen Polymeren. Aus dem erhaltenen Zugspannungs-Dehnungs-Diagramm für spröde Materialien (Bild 4.8, Kurve b)) lassen sich folgende Kenngrößen ableiten: Zugfestigkeit σmax, Bruchdehnung εR und Zug-E-Modul E. Die Zugfestigkeit ist die maximal erreichbare Zugspannung. Sie stimmt bei hochgefüllten WPC mit der Reißfestigkeit (σR) überein. Die Reißfestigkeit ist die Zugspannung beim Bruch der Probe. Die Bruchdehnung gibt die prozentuale Dehnung des Probenkörpers beim Bruch an. Der Zug-E-Modul ist das Maß für die Steifigkeit des Materials. Alle Zugversuche wurden auf einer Universal-Prüfmaschine Zwick 1475, entsprechend der gültigen Norm ISO 527 durchgeführt [ISO 527-1, ISO 527-2]. Es wurden jeweils fünf Probekörper geprüft. Der Zug-E-Modul wurde bei einer Prüfgeschwindigkeit von 1 mm/min die Zugfestigkeit bei 5 mm/min ermittelt. Versuchsdurchführung 49 Bild 4.8: Zugspannungs-Dehnungs-Diagramm von a) zähen Polymeren, b) spröden Polymeren und c) elastischen Polymeren 3-Punkt-Biegeversuch Für den 3-Punkt-Biegeversuch nach DIN EN ISO 178 wurden Biegestäbe mit einer Probengeometrie von 80 x 10 x 4 mm3 vorbereitet. Für die Untersuchungen wurde eine Universal-Prüfmaschine Zwick 1475 verwendet. Es wurden jeweils fünf Probekörper gemessen. Der Biege-E-Modul wurde bei einer Prüfgeschwindigkeit von 1 mm/min und die Biegefestigkeit bei 5 mm/min ermittelt. Charpy-Schlagzähigkeit Die Schlag- und Kerbschlagzähigkeit wurden nach ISO 179 ermittelt. Es wurden jeweils zehn Proben gemessen. Für die Untersuchungen wurde ein Pendelschlagwerk (Zwick D 7900) mit einem Schlagpendel von 0,5 bzw. 1 J verwendet. 4.3.3.2 Thermische Eigenschaften Thermogravimetrische Analyse (TGA) Wie bei den Holzfasern (Kapitel 4.3.1.4) wurde die Temperaturbeständigkeit der Holz/PP-Verbunde ermittelt. Es wurden ca. 10 – 15 mg Granulat bzw. ein Teil einer gespritzten Probe verwendet und der Gewichtsverlust bei einer Heizrate von 10 K/min bestimmt. 50 Versuchsdurchführung Dynamische Differenz-Kalorimetrie (DSC) Die Dynamische Differenz-Kalorimetrie (ISO 11357-1) ist eine Technik, bei der die Differenz der Energiezufuhr zu einer Substanz und einem Referenzmaterial als Funktion der Temperatur gemessen wird, während die Substanz und das Referenzmaterial einem geregelten Temperaturprogramm unterliegen. Vom Ofen, dessen Temperatur linear ansteigt, fließen Wärmeströme zur Probe und zur Vergleichsprobe. Dadurch soll in der Probe ein konstanter Wärmestrom entstehen. Durch freiwerdende Reaktionswärme wird der stationäre Zustand gestört (Probentemperatur nimmt durch die Reaktionswärme stärker zu als die Vergleichsprobentemperatur, die weiter gleichmäßig ansteigt). Die Temperaturdifferenz zwischen Probe und Ofen verringert sich, wodurch der zwischen Ofen und Probe ausgetauschte Wärmestrom kleiner wird. Somit ist die Änderung der Temperaturdifferenz ΔTPR zwischen Probe und Ofen ein proportionales Maß für die Änderung des Wärmestroms vom Ofen zur Probe und damit für den Reaktionswärmestrom. Nach der Kalibrierung des Gerätes entspricht die Fläche unter der Kurve der Enthalpie ΔH bzw. nach weiterer Auswertung innerhalb der festgesetzten Integrationsgrenzen der spezifischen Wärmekapazität cp. Kalorimetrische Daten für die hergestellten WPC-Rezepturen wurden mit einem DSC (RDC 220, Seiko) erzielt. Durchflussraten für Luft und Stickstoff lag bei 50 ml/min. Die Messung erfolgte mit einer Aufheiz- und Abkühlrate von 10 K/min. Es wurden je Probe zwei Aufheiz- und eine Abkühlkurve im Temperaturbereich zwischen 20 und 200 °C aufgenommen. Durch die Auswertung erhielt man die Kristallitschmelztemperatur Tm und die Schmelzenthalpie ΔHm. 4.3.3.3 Dynamisch-mechanische Analyse (DMA) Bei der Betrachtung mechanischer Eigenschaften verschiedener Materialien sind zwei Grenzfälle offensichtlich. Ideal elastische Festkörper, z.B. Metalle oder Keramiken, werden durch das Hooke’sche Gesetz beschrieben, d.h. eine Deformation ist proportional zur wirkenden Spannung und damit frequenzunabhängig. Spannung und Dehnung liegen in Phase. Der andere Grenzfall liegt bei idealen Flüssigkeiten vor, deren mechanische Eigenschaften zeitabhängig sind und die dem Newton’schen Gesetz, dass die Scherspannung proportional zur Scherrate und unabhängig von der Deformation ist, folgen. Spannung und Deformation sind um 90° phasenverschoben. Polymere Werkstoffe liegen wegen ihres viskoelastischen Verhaltens, das durch Relaxationsvorgänge auf molekularer Ebene hervorgerufen wird, zwischen beiden Grenzfällen. Das aus der jeweiligen Beanspruchung resultierende werkstoffliche Verhalten ist stark abhängig von der Deformationsrate und der Temperatur. Zur Charakterisierung der viskoelastischen Polymere werden oft der komplexe Schermodul (Gl. 4.1) herangezogen. Abhängig von der Verformungsart kann der komplexe Modul von unterschiedlichem Typ sein: E*, G* etc. sein. Der komplexe Modul (Gl. 4.2) ist dabei das Verhältnis aus dynamischer Spannung und dynamischer Versuchsdurchführung 51 Verformung eines viskoelastischen Materials, das einer sinusförmigen Schwingung ausgesetzt ist (DIN EN ISO 6721). E* = E ′ + jE ′′ E* = σ * σ o e i (ϖt + δ ) σ o = = (cos δ + i sin δ ) γ * γ 0 e iϖ t γ0 (4.1) (4.2) Dabei beschreibt der Realteil des Moduls E´ (Speichermodul) die elastischen Eigenschaften (Gl. 4.3). Er ist proportional zur maximal, während einer Belastungsperiode, gespeicherten Arbeit und stellt die Steifigkeit eines viskoelastischen Werkstoffs dar. Demgegenüber drückt der Imaginärteil oder Verlustmodul E´´, den Anteil der vom System dissipierten Energie aus (Gl. 4.4). Die Phasenverschiebung zwischen den komplexen Größen eines einer sinusförmigen Schwingung ausgesetzten viskoelastischen Werkstoffs wird durch den Phasenwinkel δ angegeben in Radiant, ausgedrückt. Gemeinhin wird tanδ als ein Maß für die Dämpfung eines viskoelastischen Systems benutzt (Gl. 4.5). σ0 cos δ γ0 σ E ′′ = 0 sin δ γ0 E′ = tan σ = E ′′ E′ (4.3) (4.4) (4.5) Die temperatur- und frequenzabhängigen mechanischen Eigenschaften polymerer Werkstoffe nach sinusförmiger Krafteinwirkung werden durch Kraft- und Wegsignal und deren Phasenverschiebung zueinander gemessen Die Messungen wurden mit dem Analysator DMA (Seiko DMS 210) durchgeführt. Auf die Proben wirkten dabei ausschließlich die dynamischen Kräfte zur Deformation und nicht, wie beispielsweise bei der 3-Punkt-Biege-Messung, zusätzlich statische Kräfte zur Probenfixierung. Die Abmessungen der zu deformierenden Probe außerhalb der Einspannungen betragen 30 x 10 x 3 mm3. Vor Beginn der DMA-Messungen wurden die Proben im Messsystem ohne Deformation langsam (2 K/min) und damit spannungsfrei abgekühlt. Nach Erreichen der Anfangstemperatur und mit Beginn der messenden Aufheizung wurde die Probe deformiert. Es wurde eine Aufheizrate von 2 K/min gewählt. Die Deformationsfrequenz betrug 1 Hz. Alle Messungen erfolgten mit konstanter Amplitude von 30 μm. Versuchsdurchführung 52 4.3.3.4 Fließeigenschaften Die rheologische Eigenschaften der Holz/PP-Compounds wurden mittels MFR (Melt Flow Index) und HKR (Hochdruck Kapillar Rheometer) ermittelt. Melt Flow Rate (MFR) Die Methode für die Ermittlung der MFR wurde bereits in Kapitel 4.3.2.2 erläutert. Die MFR-Werte für Holz/PP-Compounds wurden bei 190 °C und 21,6 kg ermittelt. Hochdruck Kapillar Rheometer (HKR) Verfahren und Parameter wurden bereits für die Untersuchung des rheologischen Verhaltens von Polypropylen in Kapitel 4.3.2.2 erläutert. Für die Untersuchungen der Holz/Thermoplast-Verbunde wurden die identischen Einstellungen und das gleiche Prüfgerät verwendet. 4.3.3.5 Wasseraufnahme und Dimensionsänderung Zur Erfassung der Wasseraufnahme nach ISO 62 wurden Prüfkörper mit der Geometrie 80 x 10 x 4 mm3 in destilliertes Wasser eingelegt. Die Probekörper wurden in regelmäßigen Zeitintervallen aus dem Wasser genommen, abgetrocknet und gewogen, sowie Länge, Breite und Dicke gemessen. Die Dimensionsänderungen wurden als prozentuale Querschnittsänderung nach der Konditionierung berechnet. 4.3.3.6 Lichtmikroskopie Alle lichtmikroskopischen Untersuchungen der Holz/Polypropylen-Verbundwerkstoffen wurden mit einem Lichtmikroskop (Zeiss 756) durchgeführt. 4.3.3.7 Raster - Elektronenmikroskopie (REM) Das Funktionsprinzip der Bilderzeugung in einem Rasterelektronenmikroskop (REM) ist in Bild 4.9 dargestellt. Ein REM besteht dabei im wesentlichen aus den folgenden Komponenten: • Elektronenkanone • Elektromagnetische Linsen zur Strahlenbündelung • Probenhalterung mit Elektronen-Detektoren • Elektronisches System zur Bilddarstellung Die von der Elektronenkanone emittierten Elektronen werden über Wehneltzylinder und 2 bis 3 elektromagnetische Linsen auf die Probenoberfläche fokussiert. Ein Ablenkgenerator wird so gesteuert, dass der Elektronenstrahl die Probenoberfläche zeilenförmig abrastert, vergleichbar mit einem Elektronenstrahl in einer AnzeigeBildröhre. Die von der Probe emittierten Sekundärelektronen (SE) und/oder Rückstreuelektronen (RE) werden von geeigneten Detektoren erfasst. Auch der von der Probe aufgenommene Strom kann gemessen werden. Von den Detektoren Versuchsdurchführung ausgehenden Signale dienen einzeln oder gemischt, nach Videoverstärkers, zur Helligkeitsmodulation der Bildröhre [Wor00]. 53 Passieren Bild 4.9: Funktionsprinzip Rasterelektronenmikroskop (REM) [Wor00] eines Ergebnisse und Diskussion 55 5 Ergebnisse und Diskussion 5.1 Charakterisierung der Holzfasern Die Verarbeitung von WPC ist aufgrund der Temperatursensibilität der Holzfasern und den daraus folgenden niedrigen Verarbeitungstemperaturen (< 200 °C), die gemeinsam mit hohen Holzanteilen (> 40 Gew. %) zu hohen Viskositäten der Schmelze führen, sehr schwierig. Das Ziel der Verarbeitung liegt darin, dass die Holzfasern möglichst unversehrt bleiben. Lange Verweilzeiten oder lokale Überhitzungen, in Folge von zu hoher Scherung sind die Hauptursachen für eine Schädigung des Holzes. Bei Temperaturen oberhalb von etwa 200 °C oder durch übermäßige Scherung werden Holzfasern in erheblichem Maße geschädigt [Bas04]. Die Zersetzung der Holzbestandteile ist dabei für die oxidationsbedingte Verfärbung des Holzes während der Extrusion verantwortlich [Liu00]. Im Folgenden werden die Einflüsse der thermischen und der mechanischen Belastung der Holzfasern aufgezeigt. 5.1.1 Thermische Belastung der Holzfasern bei der Verarbeitung Die thermische Empfindlichkeit der verwendeten Holzfasern wurde mittels thermischer Analysemethoden (vgl. Kap. 4.3.1.4) untersucht. Die Zersetzungstemperatur der Holzfasern und der Gewichtsverlust beim kontinuierlichen Aufheizen des Holzes unter Stickstoff wurden dabei ermittelt. In Bild 5.1 sind die Ergebnisse dargestellt. 0 Gewichtsverlust [%] -20 -40 -60 -80 -100 25 75 125 175 225 275 325 375 Temperatur [°C] Bild 5.1: Thermische Zersetzung der Holzfaser Der erste Gewichtsverlust von ca. 7 % wurde bis ca. 100 °C festgestellt. Zusätzlich wurde der Anteil der adsorbierten Feuchte mit einem IR-Trockner (MA 100, Satorius) 56 Ergebnisse und Diskussion geprüft. Der Vergleich der Ergebnisse mit Herstellerangaben zeigt, dass es sich hierbei um die Restfeuchte handelt. Zwischen 100 und 200 °C treten keine Gewichtsänderungen auf. Erst bei Temperaturen oberhalb von 210 °C ist ein Gewichtsverlust deutlich zu erkennen. Wie aus Bild 5.1 hervorgeht, liegt die Zersetzungstemperatur bei 288 °C. Der Planetwalzenextruder wurde deshalb bei der Versuchsdurchführung mit einem vergleichsweise niedrigen Temperaturprofil betrieben (Kap. 4.1.3), so dass die Massetemperatur der Schmelze stets unter 200 °C blieb. Die thermische Zersetzung von Holzfasern ist nicht nur abhängig von der Temperatur sondern auch von der Zeit. Da bei der analysierten thermogravimetrischen Untersuchung die Holzfasern mit einer Heizrate von 10 K/min kontinuierlich aufgeheizt wurden, sagen die Ergebnisse nichts darüber aus, wie lange sie bei einer konstanten Temperatur verarbeitet werden dürfen bzw. wie lange die maximalen Verweilzeiten im Extruder sein dürfen. Dementsprechend wurden DSC- und TG-Untersuchungen, bei einer konstanten Temperatur von 200 °C über 250 min unter Sauerstoff, parallel durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass unter o.g. Bedingungen keine Zersetzung der Holzfasern stattgefunden hat (Bild 5.2). Bild 5.2: Isothermische TG- und DSC-Analyse der Holzfasern Obwohl keine Zersetzung festgestellt werden konnte, war die Probe nach der Untersuchung auf der Oberfläche dunkel. Dies lässt sich dadurch erklären, dass die Gewichtsverluste bzw. die Temperaturdifferenzen durch die lokale Oxidation auf der Oberfläche so gering sind, dass sie nicht messbar waren. Folglich führen übliche Verweilzeiten bei der Verarbeitung von Holz/PP-Verbunden zu einer geringen thermischen Schädigung des Holzes. Die mittlere Verweilzeit des Materials im Planetwalzenextruder, bei einem Durchsatz von 15 kg/h und einer Drehzahl von 80 min-1, lag bei ca. 30 s. Ergebnisse und Diskussion 57 5.1.2 Mechanische Belastung der Holzfasern bei der Verarbeitung Bei der Verarbeitung von Holzfasern treten neben thermischen auch mechanischen Belastungen auf. Als Ergebnis werden die Holzpartikel kürzer und/oder dünner. In Bild 5.3 (links) sind die Längen- bzw. Dickenverteilungen der verwendeten Holzfasern vor der Verarbeitung dargestellt, die mittels der QualScan-Analyse (Kap. 4.3.1.1) ermittelt wurden. Um Änderungen der Fasergeometrie durch die Verarbeitung bestimmen zu können, müssen die Holzfasern zuerst von Polypropylen getrennt werden. Sie wurden in einer Apparatur nach Soxhlet extrahiert und anschließend getrocknet (vgl. Kapitel 4.3.1.2). Durch die Extraktion wurden 2 bis 3 g Holzfasern gewonnen. Für eine QualScan-Analyse werden ca. 250 g Fasern benötigt. Aus diesem Grund wurde keine QualScan-Analyse der Fasern nach der Verarbeitung durchgeführt sondern nur eine optische Beurteilung. 40 Anteil [%] 30 Länge Dicke 20 vor 5 mm 10 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 Faserlänge/dicke [mm] 3,5 4 nach 5 mm Bild 5.3: Faserlängen und -dickenverteilung vor der Verarbeitung (links) (QualScan) und optischer Vergleich der Fasergeometrie vor und nach der Verarbeitung (rechts) In Bild 5.3 (rechts) ist deutlich zu erkennen, dass die Holzfasern nach der Verarbeitung kleiner geworden sind. Trotz geringer Scherung im Planetwalzenextruder werden die Fasern durch das Auswalzen mechanisch belastet. Zu erwarten ist, dass bei anderen Compoundierverfahren der Effekt noch ausgeprägter auftritt. Ergebnisse und Diskussion 58 5.2 Einfluss von Haftvermittlern auf die Verarbeitungsgüte und die Eigenschaften von WPC 5.2.1 Einfluss von Haftvermittlern auf die Verarbeitung Die Funktion von Haftvermittlern besteht vor allem darin eine Verbesserung der Haftung zwischen Holzfasern und der Polymer-Matrix zu erreichen. Die verbesserte Haftung führt jedoch zu einer Viskositätserhöhung und erschwert folglich die Verarbeitung. Da MAH-PP allgemein niederviskose Werkstoffe sind, wirken sie aber gleichzeitig als innere Gleitmittel. Bei der Verarbeitung wirken diese gegensätzlichen Einflüsse mehr oder weniger gleichzeitig, weswegen sie nicht separat betrachtet werden können. Es wurden drei kommerzielle Typen von mit Maleinsäureanhydrid gepfropftem Polypropylen verwendet, deren Bezeichnungen und Eigenschaften in Tabelle 4.2 (siehe Kap. 4.1.3) dargestellt sind. Jeder MAH-PP-Typ wurde in der Konzentration von 3 Gew. % mit jeweils 50, 60 und 70 Gew. % Holzfasern und entsprechendem Anteil des Polypropylens (MR2002, Total Petrochemicals) compoundiert. Aus den Compounds wurden anschließend die entsprechenden Prüfkörper gespritzt (siehe Kapitel 4.2.1). Um den Einfluss der Haftvermittler auf die Verarbeitung zu untersuchen, wurden beim Compoundieren auf dem Planetwalzenextruder die Massetemperatur und der Massedruck an der Düse gemessen. In Bild 5.4 sind diese Parameter in Abhängigkeit vom Holzanteil dargestellt. 210 30 Massedruck 205 25 200 20 195 15 190 Massedruck [bar] Massetemperatur [°C] Massetemperatur 10 45 50 55 60 65 70 75 Holzanteil [%] Bild 5.4: Einfluss des Holzanteils auf Massetemperatur und -druck an der Düse Die Ergebnisse zeigen, dass die Temperatur und der Druck mit steigendem Holzanteil zunimmt. Höhere Holzanteile führen zu einer Zunahme der Viskosität der Schmelze (vgl. Kap. 5.3). Die Erhöhung der Viskosität führt im ersten Schritt zu einem erhöhten Druckverlust in der Extrusionsdüse. Dies bewirkt, dass die Rückstaulänge im Planetwalzenextruder größer wird, was zu einer erhöhten Energiedissipation und Ergebnisse und Diskussion 59 gleichzeitig zu einem verschlechtertem Wärmeaustausch zwischen der Schmelze und der Zylinderwand bzw. der Zentralspindel führt. Als Folge steigt dann die Temperatur der Schmelze im Extruder. Bei Rezepturen mit konstantem Holzanteil sind die Massetemperatur bzw. der Massedruck unabhängig vom verwendeten MAH-PP-Typ übereinstimmend. Der Einfluss des jeweiligen MAH-PP-Typs auf die Verarbeitung ist demnach gering. Um den Einfluss des Haftvermittlers auf die Verarbeitung von WPC genauer zu untersuchen, wurden Viskositätskurven der hergestellten Compounds ermittelt. In Bild 5.5 sind die scheinbaren Viskositäten ( η ap ) in Abhängigkeit von der scheinbaren Schergeschwindigkeit ( γap ) dargestellt. Die Schergeschwindigkeiten entsprechend den realen Werten beim Compoundieren (102 – 103 s-1) bzw. Spritzgießen (> 103 s-1). Bild 5.5 zeigt, dass die Fließeigenschaften von WPC kaum vom verwendeten Haftvermittler abhängig sind. Dieser Befund wurde auch für Rezepturen mit 60 und 70 Gew. % Holzanteil bestätigt und korreliert gut mit den ermittelten Massetemperaturen bzw. -drücken. Scheinbare Viskosität [Pas] 1,00E+04 CA1/50 CA2/50 CA3/50 Ohne/50 1,00E+03 1,00E+02 1,00E+01 1,00E+02 1,00E+03 1,00E+04 Scheinbare Schergeschwindigkeit [s-1] Bild 5.5: Scheinbare Viskositäten in Abhängigkeit von scheinbarer Schergeschwindigkeit und Haftvermittler-Typ Das in Bild 5.6 dargestellte Drehmoment des Planetwalzenextruders sinkt unerwarteter Weise mit steigendem Holzanteil ab. Bei diesem Extrudertyp kommt die Energie für das Aufschmelzen der Polymermatrix vor allem über die geheizten Zylinder, da die Schnecken kaum Scherung bzw. wenig Energie ins Material übertragen können. Je mehr Polypropylen der Verbund enthält, desto mehr Energie wird benötigt, um dieses aufschmelzen zu können. Dadurch steigt z.B. das Drehmoment mit steigendem PPAnteil an, trotz Verringerung der Viskosität. Demzufolge hat die Viskosität der Schmelze verglichen mit dem Anteil des Polypropylens deutlich weniger Einfluss auf das Drehmoment des Planetwalzenextruders. Ergebnisse und Diskussion 60 Drehmoment [Nm] 20 18 16 14 45 50 55 60 65 70 75 Holzanteil [%] Bild 5.6: Einfluss des Holzanteils auf das Drehmoment beim Compoundieren (LWE 50) Beim Spritzgießen der Prüfkörper wurden die Prozessparameter so optimiert, dass die Massetemperaturen beim Düsenaustritt bei allen Rezepturen unter 210 °C lagen und die Oberfläche des Formteils eine ausreichende Qualität hatte (vgl. Kap. 4.2.2). Ähnlich wie beim Compoundieren wurde eine Steigerung des Einspritzdruckes bei steigendem Holzanteil festgestellt. Die Einspritzdrücke bei den Rezepturen mit 70 % Holzanteil lagen an der Leistungsgrenze der verwendeten Spritzgießmaschine (2700 bar). Obwohl kein großer Einfluss der Haftvermittler auf die Fließeigenschaften festgestellt wurde, konnte die Rezeptur mit 70 % Holzanteil ohne Haftvermittler nicht verarbeitet werden. 5.2.2 Einfluss der Haftvermittler auf die mechanischen Eigenschaften Eine verbesserte Haftung zwischen Holzfasern und Polypropylen bewirkt in der Regel eine Verbesserung der mechanischen und physikalischen Eigenschaften des Verbundes. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden die Einflüsse der Haftvermittler auf die mechanischen Eigenschaften quantifiziert. Die ermittelten Kennwerte der Zugversuche – E-Modul und Zugfestigkeit - der Holzfaser/PP-Verbunde sind in Bild 5.7 in Abhängigkeit vom Holzanteil und von den verschiedenen MAH-PP-Typen dargestellt. Zum Vergleich sind in den Ergebnissen auch Literaturdaten [Ric04] für eine Rezeptur mit 70 % Holzfasern, 27 % PP und 3 % MAHPP dargestellt. Ergebnisse und Diskussion 80 9000 ohne Haftvermittler CA1 CA2 CA3 Literaturwert 8000 7000 Zugfestigkeit [MPa] Zug-E-Modul [MPa] 61 6000 5000 ohne Haftvermittler CA1 CA2 CA3 Literaturwert 70 60 50 40 30 20 4000 45 50 55 60 65 70 75 45 50 55 60 65 70 75 Holzanteil [%] Holzanteil [%] Bild 5.7: Zug-E-Modul und Zugfestigkeit der Rezepturen mit verschiedenen Haftvermittlern Die Ergebnisse zeigen, dass der E-Modul mit zunehmendem Holzanteil bei allen untersuchten Proben ansteigt. Bei Proben ohne Haftvermittler und bei der Rezeptur CA1 (mit 0,4 % MAH-Gehalt) bleibt die Zugfestigkeit trotz unterschiedlicher Holzanteile auf ähnlichem Niveau. In diesem Fall bewirkt der erhöhte Holzanteil keine höhere Festigkeit. Ursächlich hierfür ist die unzureichende Haftung zwischen Holzfasern und Polypropylen. Der Haftvermittler mit 0,4 % Maleinsäureanhydridgehalt ist offensichtlich nicht ausreichend wirksam. Die Zugfestigkeit der Proben, die die Haftvermittler CA2 (1 % MAH) und CA3 (7 % MAH) enthalten, zeigen die erwarteten Eigenschaften. Die Festigkeit erhöht sich jeweils mit steigendem Holzanteil. Schlagzähigkeit [kJ/m 2] 25 ohne CA2 ohne/gekerbt CA2/gekerbt 20 CA1 CA3 CA1/gekerbt CA3/gekerbt 15 10 5 0 45 50 55 60 65 70 75 Holzanteil [%] Bild 5.8: Charpy-Schlagzähigkeit und -Kerbschlagzähigkeit der Rezepturen mit verschiedenen Haftvermittlern Die Schlagzähigkeiten acU und Kerbschlagzähigkeiten acN sind in Bild 5.8 dargestellt. Die Schlagzähigkeiten sinken bei allen Proben mit steigendem Holzanteil leicht ab. Dagegen bleiben die Kerbschlagzähigkeiten auch mit steigendem Holzanteil auf Ergebnisse und Diskussion 62 gleichem Niveau. Im Vergleich zu der ungekerbten Schlagzähigkeiten von 7,3 bis 15,8 kJ/m2 sind die Kerbschlagzähigkeiten von maximal 3,4 kJ/m2 deutlich geringer. Zur Erklärung dieses Verhaltens sind zwei Ursachen zu betrachten. Zum einen führen die höheren MAH-Anteile zur besseren Haftung zwischen PP-Matrix und Holzfasern. Anderseits verringern die Haftvermittler, die kürzere PP-Ketten enthalten, in der Regel die mechanische Eigenschaften des Verbundes Da die PP-Ketten des Haftvermittlers CA3 ein relativ hohes Moleklargewicht haben und das CA3 hingegen auf einem Polypropylenwachs aufgebaut ist, liegen die mechanischen Eigenschaften der Proben, die CA2 enthalten, auf einem höheren Niveau, obwohl er einen niedrigen Anteil an MAH besitzt. 5.3 Modellierung der Fließeigenschaften von WPC Bis heute hat sich die Beschreibung der Fließeigenschaften von WPC in der Literatur mehr oder weniger auf den Vergleich der Fließkurven beschränkt. Eine mathematische Darstellung des Fließverhaltens dieser Werkstoffgruppe wurde bis jetzt nicht veröffentlicht, trotz seiner entscheidenden Bedeutung für die Verarbeitung. Im Rahmen dieser Arbeit wurde nach geeigneten rheologischen Modellen gesucht, die den Einfluss des Fasergehalts auf die Fließeigenschaften des Verbundes gut beschreiben und mit den experimentell ermittelten Werten gut korrelieren. Mittels dieser Modelle wird es möglich, die Fließkurve η = η (γ ) für die Rezepturen mit unterschiedlichen Füllgraden zu berechnen. In Bild 5.9 sind die experimentell ermittelten Werte der Viskosität in Abhängigkeit von der Schergeschwindigkeit für reines Polypropylen (Moplen HP 648S, Basell) und Holz/PP-Verbunde mit 50, 60 und 70 Gew. % Holzfasern dargestellt. 1,00E+04 PP 50 % Holz 60 % Holz 70 % Holz Viskosität [Pas] 1,00E+03 1,00E+02 1,00E+01 1,00E+00 1,00E+02 1,00E+03 1,00E+04 Schergeschwindigkeit [s-1] 1,00E+05 Bild 5.9: Abhängigkeit der Viskosität vom Holzanteil Ergebnisse und Diskussion 63 Die logarithmische Abhängigkeit logη = logη( γ ) ist in dem ausgewählten Bereich der Schergeschwindigkeiten ( γ > 102) eine lineare Funktion. Für die Beschreibung der linearen Abhängigkeit der ermittelten Werte lässt sich das Potenzgesetz nach Ostwald und de Waele verwenden: τ = K ⋅ γ n (5.1) mit τ Schubspannung, γ Schergeschwindigkeit, n Fließindex, K Konsistenz. Hiermit wird strukturviskoses Stoffverhalten, bei der hohen Schergeschwindigkeiten, genügend genau beschrieben. Aus Gl. 5.1 errechnet sich die Viskosität: η= τ = K ⋅ γ n −1 γ (5.2) Die Mängel des Potenzsatzes nach Ostwald und de Waele treten erst bei niedrigeren Schergeschwindigkeiten auf. Dann ist: γ → 0 ⇒ η → ∞ In diesem Fall ist der Ansatz nach Carreau vorteilhafter, der das tatsächliche Stoffverhalten innerhalb eines breiten Schergeschwindigkeitsbereiches richtig beschreibt und auch für γ → 0 sinnvoll ist. Der Ansatz lautet: η= A (5.3) (1 + B ⋅ γ )C wo A, B, C Materialkonstanten sind. Wie in Bild 5.10 dargestellt, ist A die Viskosität bei niedrigen Schergeschwindigkeiten, C gibt den Absolutwert der Asymptotensteigung für große Schergeschwindigkeiten und B den Ort der Krümmung wieder. 1000 log η [Pas] A 100 C 1/B 10 1,0E+00 1,0E+01 1,0E+02 1,0E+03 1,0E+04 log γ Bild 5.10: Carreau-Ansatz 1,0E+05 Ergebnisse und Diskussion 64 Für die mathematische Darstellung der experimentellen Ergebnisse wurde der Potenzsatz nach Ostwald und de Waele weiter benutzt, da die Viskositäten nur bei höherer Schergeschwindigkeiten (> 100 s-1) ermittelt wurden. Der betrachtete Schergeschwindigkeitsbereich ist repräsentativ für die durchgeführten Verarbeitungsprozesse (Compoundieren, Extrusion, Spritzgießen). Die Viskosität eines gefüllten Kunststoffs ist nicht nur eine Funktion der Schergeschwindigkeit, sondern auch der Temperatur und des Füllstoffanteils. Diese Einflüsse lassen sich durch einen Temperaturverschiebungsfaktor aT bzw. einen Füllstoffanteilverschiebungsfaktor a F definieren. Der Temperatureinfluss ist für die Verarbeitung von WPC von geringer Bedeutung, da das Temperaturverarbeitungsfenster für diese Werkstoffgruppe sehr eng ist (± 10 °C). Dementsprechend wird weiterhin nur der Einfluss des Füllstoffanteils genau betrachtet. In der Tabelle 5.1 sind einige mathematische Modelle dargestellt [Sun93, Mar56, Moo51, Kat79, Ein906], die eine Berechnung von Füllstoffsanteilverschiebungsfaktor a F aus den experimentellen Ergebnisse ermöglichen. Tabelle 5.1: Modelle für die Berechnung der Viskosität von gefüllten Kunststoffen Modell Füllstoffanteilverschiebungsfaktor Viskosität aF Williams, Landel und Ferry (WLF) ⎡ − C ⋅ (φ − φ 0 ) ⎤ ⎡ ⎛ − C1 ⋅ (φ − φ0 ) ⎞ ⎤ ⎟⎟ ⋅ γ ⎥ η = K ⋅ exp ⎢ 1 ⎥ ⋅ ⎢exp⎜⎜ + − + − C ( ) C ( ) φ φ φ φ ⎢ 0 ⎦ ⎣ 0 ⎠ ⎥⎦ ⎣ 2 ⎝ 2 n −1 ⎡ − C ⋅ (φ − φ 0 ) ⎤ exp ⎢ 1 ⎥ ⎣ C 2 + (φ − φ 0 ) ⎦ Einstein η = K ⋅ γ n −1 ⋅ (1 + 2,5 ⋅ φ ) (1 + 2,5 ⋅ φ ) Hashin η = K ⋅ γ n −1 ⋅ ⎜⎜1 + 2 ⋅φ ⎞ ⎟ 1 − φ ⎟⎠ ⎛ 2 ⋅φ ⎞ ⎜⎜1 + ⎟⎟ ⎝ 1−φ ⎠ Maron and Pierce Mooney ⎛ ⎝ n −1 η = K ⋅γ ⎛ φ ⋅ ⎜⎜1 + ⎝ φ max ⎞ ⎟⎟ ⎠ −2 ⎛ ⎜ k ⋅φ n − 1 η = K ⋅ γ ⋅ exp⎜ E ⎜ φ ⎜1+ ⎝ φ max ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎠ ⎛ φ ⎜⎜1 + ⎝ φ max ⎞ ⎟⎟ ⎠ ⎛ ⎜ k ⋅φ exp⎜ E ⎜ φ ⎜1+ ⎝ φ max −2 ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎠ C1 und C 2 sind materialspezifische Parameter, k E die Einsteinkonstante und φ der Volumenanteil des Füllstoffs. Die Parameter C1 , C 2 , k E , Konsistenz K und Fließindex n Ergebnisse und Diskussion 65 wurden mittels Regressionsanalyse berechnet. Der Volumenanteil des Füllstoffs wird folglich definiert: φ= VF VF + VP (5.4) wobei V F das Volumen des Füllstoffs und V P das Volumen des Polymers im Verbundwerkstoff bezeichnen. Aus den experimentellen Ergebnissen für reinen Kunststoff und einem Verbund mit 70 Gew. % Holzfasern, die in Bild 5.9 dargestellt sind, wurden die oben genannten Parameter ( C1 , C 2 , k E , K, n, φ max ) mittels Regressionsanalyse berechnet. Mit den so kalkulierten Parametern wurde die Viskositätskurve für die Rezeptur mit 50 Gew. % Holzanteil nach den in Tabelle 5.1 dargestellten Modellen berechet. Die berechneten Viskositätsdaten wurden anschließend mit den experimentell ermittelten verglichen (Bild 5.11). 1,00E+04 gemessen WLF Einstein 1,00E+03 Viskosität [Pas] Hashin Mooney Maron/Pierce 1,00E+02 1,00E+01 1,00E+00 1,00E+01 1,00E+02 1,00E+03 1,00E+04 1,00E+05 -1 Schergeschwindigkeit [s ] Bild 5.11: Vergleich der berechneten und gemessenen Viskositätsverläufe Die berechneten Modellparameter sind in Tabelle 5.2 dargestellt. Aus dem Vergleich darf man sagen, dass das WLF-Modell und das Modell nach Hashin mit den experimentellen Ergebnissen gut übereinstimmen. Die Modelle nach Einstein und Mooney weichen zu höheren bzw. niedrigeren Viskositäten ab. Das Modell nach Maron und Pierce zeigt die größte Abweichung zu den gemessenen Werten. Ergebnisse und Diskussion 66 Tabelle 5.2: Berechnete Modellparameter K n C1 C2 kE φ max WLF 27789,8 0,131 -518,227 31,464 - - Einstein 33706,6 0,145 - - - - Hashin 11885,0 0,144 - - - - Maron and Pierce 17652,3 0,132 - - - 1 Mooney 28628,9 0,139 - - 6,203 1 5.4 Einfluss der Polypropylen-Matrix auf die Verarbeitungsgüte und die Eigenschaften von WPC Der Einfluss von Polypropylen-Typen, ihr Molekulargewicht und ihre Molekulargewichtsverteilung auf die Eigenschaften und Verarbeitungsgüte von WPC wurde bislang wenig untersucht. Die Untersuchung des Abbaus von Polypropylen durch die Verarbeitung mit Holzfasern, der Einfluss vom Holzfaseranteil auf die Kristallitschmelz- und Glasübergangstemperatur von Polypropylen und die Ermittlung der mechanischen Eigenschaften von WPC in Abhängigkeit von PP-Typ, werden in diesem Abschnitt genau betrachtet. In dieser Untersuchungsreihe wurden vier verschiedene Polypropylen-Typen eingesetzt, deren Bezeichnungen und Eigenschaften in Tabelle 4.1 (Kap. 4.1.3) dargestellt sind. Sie unterscheiden sich im Molekulargewicht und in der Molekulargewichtsverteilung. Eine enge Molekulargewichtsverteilung ist eine besondere Eigenschaft von metallocenem Polypropylen (PPM13, PPM21). Jeder PP-Typ wurde mit 50, 60 und 70 Gew. % Holzfasern (P Super, JRS) und 3 Gew. % MAH-PP (CA2) compoundiert. Der Compoundierprozess ist in Kapitel 4.2.1 beschrieben. Aus den Compounds wurden anschließend die entsprechenden Prüfkörper gespritzt (vgl. Kap. 4.2.2). 5.4.1 Einfluss des Polypropylens auf die Verarbeitung Der Einfluss verschiedener PP-Typen auf die Verarbeitung wurde durch die Änderung der Massetemperatur, des Massedrucks beim Compoundieren und des Einspritzdrucks beim Spritzgießen analysiert. Die Abhängigkeit der Massetemperatur und des Massedrucks vom verwendeten Polypropylen-Typ und des Holzanteils ist im Bild 5.12 dargestellt. Ergebnisse und Diskussion 67 210 35 Temp/PPM13 200 25 Temp/PPM21 Temp/PPI36 Druck/PPI07 Druck/PPM13 190 15 Duck/PPM21 Massedruck [bar] Massetemperatur [°C] Temp/PPI07 Duck/PPI36 180 5 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Holzanteil [%] Bild 5.12: Massetemperatur und Massedruck in Abhängigkeit von PP-Typ und Holzanteil beim Compoundieren Die gemessenen Prozessparameter steigen mit steigendem Holzanteil und in Abhängigkeit vom Molekulargewicht des verwendeten Polypropylens an. Der Einfluss der Viskosität bzw. des Molekulargewichtes des Polypropylens auf die Verarbeitung ist bei den Rezepturen mit 50 Gew. % deutlich stärker als bei denen mit 70 Gew. % Holzfasern. Beim Spritzgießen ist das gleiche Ergebnis zu finden. Die ermittelten Einspritzdrücke steigen mit steigendem Holzanteil erheblich an (Bild 5.13). Einspritzdruck [bar] 3000 PPI07 PPM13 PPM21 PPI36 2500 2000 1500 1000 45 50 55 60 65 70 75 Holzanteil [%] Bild 5.13: Einspritzdruck in Abhängigkeit von PP-Typ und Holzanteil Die Rezepturen mit 50 Gew. % Holzanteil und einem leichtfließenden PP-Typ (z.B. PPM21 oder PPI36) wurden bei deutlich niedrigerem Einspritzdruck verarbeitbar. Die Ergebnisse und Diskussion 68 Druckdifferenz liegt bei beachtlichen 500 bar. Dagegen ist bei den Rezepturen mit 70 % eine Druckdifferenz in Abhängigkeit vom PP-Typ kaum zu finden. Um den Einfluss des eingesetzten Polypropylens auf die Verarbeitung von WPC besser zu verstehen, wurden rheologische Untersuchungen durchgeführt. In Bild 5.14 sind die MFR-Werte in Anhängigkeit vom Holzanteil und PP-Typ dargestellt. Mit steigendem Holzanteil ist eine deutliche Abnahme der MFR-Werte bei allen untersuchten Compounds festzustellen. Die Zusammenhänge zwischen Viskosität des Polypropylens und Viskosität des Verbundwerkstoffs sind bei den unterschiedlichen Holzanteilen verschieden. 120 PPI36 MFR [g/10min] 100 PPM21 80 PPM13 60 PPI07 40 20 0 45 50 55 60 65 70 75 Holzanteil [%] Bild 5.14: MFR der WPC-Compounds mit verschiedenen PP-Typen als Matrix Bei Holzanteilen von 50 Gew. % ist eine deutliche Abhängigkeit des MFR von der Fließfähigkeit des eingesetzten Polypropylens festzustellen. Für die Rezepturen mit 60 Gew. % Holzanteil sind diese Unterschiede nicht mehr so signifikant wie bei den Rezepturen mit 50 Gew. % Holzanteil. Die Compounds mit 70 Gew. % Holzfasern zeigen kaum Unterschiede in den ermittelten MFR-Werten in Abhängigkeit vom Polypropylen-Typ. Dies kann dadurch erklärt werden, dass bei den Rezepturen mit 70 Gew. % Holzgehalt die vergleichsweise geringen Mengen an Polypropylen die Viskosität des Verbundes kaum noch beeinflussen können. Durch eine Betrachtung der Abhängigkeit der Viskosität vom verwendeten PolypropylenTyp bei verschiedenen Schergeschwindigkeiten, konnten die gleichen Effekte festgestellt werden. Wie in Bild 5.15 dargestellt, ist der Einfluss des verwendeten PPTyps bei den Rezepturen mit 50 Gew. % Holzanteil deutlich größer als bei denen mit 70 Gew. %. 69 1,00E+04 Scheinbare Viskosität [Pas] Scheinbare Viskosität [Pas] Ergebnisse und Diskussion PPI07 PPI13 PPI21 PPI36 1,00E+03 1,00E+02 50 % Holzanteil 1,00E+01 1,00E+01 1,00E+02 1,00E+03 1,00E+04 1,00E+05 -1 Scheinbare Schergeschwindigkeit [s ] 1,00E+04 PPI07 PPM13 PPM21 PPI36 1,00E+03 1,00E+02 70 % Holzanteil 1,00E+01 1,00E+01 1,00E+02 1,00E+03 1,00E+04 1,00E+05 Scheinbare Schergeschwindigkeit [s-1] Bild 5.15: Scheinbare Viskositäten (ηap) in Abhängigkeit der scheinbaren Schergeschwindigkeit ( γ ap), PP-Typ und Holzanteil Aus den vorgestellten Ergebnissen für die untersuchten PP-Typen kann eine Aussage abgeleitet werden: Die Viskosität des verwendeten Polypropylens beeinflusst die Viskosität des Holz/Polypropylen-Verbundwerkstoffes, aber nur bis zu einem bestimmten Holzanteil (ca. 60 Gew. %). 5.4.1.1 Abbau von Polypropylen in hochgefüllten WPC Aufgrund der niedrigen Verarbeitungstemperaturen von WPC ist von einem thermischen Abbau der Polypropylen-Matrix kaum auszugehen, da die üblichen Verarbeitungstemperaturen für reines PP über 200 °C liegen. Ob es zum Abbau des Polypropylens durch den Einfluss der Holzfasern, vor allem bei den hohen Füllgraden kommen kann, wurde bis jetzt noch nicht untersucht. Infolgedessen wurden die GPC-Untersuchungen am gefüllten und ungefüllten PP nach der Verarbeitung durchgeführt. Die Versuchsdurchführung ist in Kapitel 4.3.2.1 beschrieben. Zum Vergleich wurden spritzgegossene Teile aus PP und 3 Gew. % Haftvermittler mittels GPC untersucht. Die Ergebnisse sind in Tabelle 5.3 dargestellt. Die mittleren Molekulargewichte Mw sinken bei allen Proben, die Holz bzw. Haftvermittler enthalten, im Vergleich zu reinem PP leicht ab. Die sehr geringen Unterschiede beweisen, dass ein Abbau des Polypropylens durch die Verarbeitung mit Holzfasern kaum beschleunigt wird. Ergebnisse und Diskussion 70 Tabelle 5.3: Molekulargewicht (Mw, Mn) und Dispersion (D) von verschiedenen PP-Typen nach der Verarbeitung mit und ohne Holzfasern Bezeichnung Holz/PP/MAHPP Mw [g/mol] Mn [g/mol] D=Mw/Mn PPI36 0/100/0 2,7139⋅105 8,6723⋅104 3,1640 PPI36/60 60/37/3 2,5366⋅105 8,2753⋅104 3,0653 PPI07 0/100/0 4,7304⋅105 1,0801⋅105 4,3793 PPI07/60 60/37/3 4,0176⋅105 1,0205⋅105 4,3163 PPM21 0/100/0 2,9475⋅105 1,2544⋅105 2,3498 PPM21/MAHPP 0/97/3 2,8131⋅105 1,1539⋅105 2,4380 PPM21/50 50/47/3 2,7455⋅105 1,2796⋅105 2,1456 PPM21/60 60/37/3 2,7920⋅105 1,3330⋅105 2,0946 PPM13 0/100/0 3,3281⋅105 1,3310⋅105 2,5004 PPM13/MAHPP 0/97/3 3,2682⋅105 1,3454⋅105 2,4293 PPM13/60 60/37/3 3,1226⋅105 1,3134⋅105 2,3774 5.4.1.2 Einfluss der Holzfasern auf die Kristallisation des Polypropylens Die Temperatur des Kristallisationsbeginns der Polymer-Matrix im Faserverbund ist für die Auswahl des Temperaturprofils bei der Verarbeitung, insbesondere die Wahl der Werkzeugstemperatur bei der Extrusion oder beim Spritzgießen von großer Bedeutung. Wichtige Einflussfaktoren auf die Kristallisation und resultierende Eigenschaften eines verstärkten Polymers sind Fasergehalt, der Gehalt an Additiven (z. B. Haftvermittler) und die Abkühlgeschwindigkeit [Lam01]. Um den Einfluss des Fasergehaltes auf die Kristallisation zu untersuchen, wurde das PPM21 (MR2001, Total Petrochemical) mit 3 Gew. % MAH-PP (Orevac CA100, Arkema) und mit 30, 50, 60 bzw. 70 Gew. % Holzfasern compoundiert, granuliert und mittels DSC analysiert (vgl. Kap. 4.3.3.2). Mit steigendem Fasergehalt und bei konstanter Kühlrate verschiebt sich der Kristallisationsbeginn zu höheren Temperaturen (Bild 5.16). Die Oberfläche der Holzfasern wirkt als Nukleierungsmittel. Nach Yin u.a. [Yin99] ist die Nukleationsdichte an Naturfasern sehr hoch, wodurch sich eine transkristalline Schicht um die Fasern ausbilden kann. Dadurch erkennt man, dass der Haftvermittler nicht nur mit Naturfasern sondern auch mit der Matrix interagiert. Nach Felix [Fel94] hat die transkristalline Schicht eine Erhöhung der Scherfestigkeit im Faser/Matrix-Interface sowie eine Erhöhung der mechanischen Eigenschaften des Verbundwerkstoffes zur Folge. Wie die Ergebnisse zeigen, ist die Verschiebung des Kristallisationsbeginns zu höheren Temperaturen auch vom Holzanteil abhängig (Bild 5.16). Das heißt, eine Ergebnisse und Diskussion 71 vergleichsweise niedrige Konzentration an Holzfasern (< 30 Gew. %) verschiebt den Kristallisationsbeginn zu höheren Temperaturen. Eine weitere Erhöhung des Fasergehalts (über 50 Gew. %) hat kaum einen weiteren Effekt. 0 DSC [mW] -5 30 % Holz 50 % Holz 60 % Holz 70 % Holz PP PP/MAHPP -10 -15 -20 -25 50 70 90 110 130 150 170 190 Temperatur [°C] Bild 5.16: Einfluss des Holzanteils auf die Kristallisationstemperatur des Polypropylens 90 Kristallisationswärme [J/g] 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Holzanteil [%] Bild 5.17: Kristallisationswärme von Holz/PP-Verbunden in Abhängigkeit vom Holzanteil Die Beträge der Kristallisationswärmen nehmen mit steigendem Fasergehalt ab (Bild 5.17). Sie sind ein Maß für den wahren Fasergehalt [Lam01]. Ergebnisse und Diskussion 72 5.4.1.3 Einfluss der Holzfasern auf die Glasübergang des Polypropylens Die in Bild 5.18 dargestellten Speichermoduli und Verlustfaktoren verdeutlichen die Unterschiede zwischen der reinen Polymermatrix und einem Verbundsystem mit 50, 60 bzw. 70 Gew. % Holzfasern. Erwartungsgemäß erreicht der Speichermodul E‘ mit steigendem Fasergehalt höhere Werte. Die Dämpfung verhält sich antiproportional zum Fasergehalt. Mit steigenden Temperaturen nehmen die Vorteile der Faserverstärkung deutlich zu. In allen untersuchten Systemen fällt der Speichermodul stark ab. Die Änderungen des Speichermoduls sind beim reinen Polypropylen deutlich stärker ausgebildet als bei den Verbundwerkstoffen. Dementsprechend behalten WPC ihre Steifigkeit bei höheren Temperaturen länger. Zwischen –10 und +15 °C finden die Relaxationsprozesse des amorphen Polypropylens statt. Diese Prozesse werden in der Literatur als β -Relaxation bezeichnet [Kar95]. Hierbei nimmt die Beweglichkeit der glasartig erstarrten amorphen Phase des Polymers erheblich zu. 1,00E+10 0,1 PP 50 % Holz 60 % Holz 70 % Holz 1,00E+09 Speichermodul 0,06 0,04 1,00E+08 0,02 Verlustfaktor 1,00E+07 -40 -20 0 20 40 Verlustfaktor Speichermodul [MPa] 0,08 60 80 0 100 Temperatur [°C] Bild 5.18: Speichermodul und Verlustfaktor in Abhängigkeit vom Holzanteil Die Temperatur des Maximums von tan δ wird als Glasübergangstemperatur Tg bezeichnet. Mit zunehmendem Fasergehalt wird die Fläche unter der tan δ Kurve kleiner, da der Polymeranteil kleiner ist. Die Holzfasern vermindern die Beweglichkeit der Polymerketten. Dementsprechend brauchen sie ein breiteres Temperaturintervall, um aus dem sprödelastischen in den kautschuk-elastischen Zustand überzugehen. Unter den gewählten experimentellen Bedingungen liegt der Glasübergang bei Temperaturen zwischen 0 und 10 °C in Abhängigkeit von Holzanteil. Ergebnisse und Diskussion 73 In einigen Fällen führt die Verstärkung mit Naturfasern, wie in der Literatur beschrieben [Geo96, Oks95], zu einer leichten Verschiebung der tan δ -Maxima um 1 bis 3 °C zu höheren Temperaturen. Desweiteren haben die von den Naturfasern beim Compoundieren bzw. Spritzgießen abgegebenen Faserbegleitsubstanzen Einfluss auf die Zusammensetzung der Matrix. Geringe Anteile an Lignin, Pektin, Wachs, Hemicellulose gelangen so in die Matrix, was durch eine farbliche Veränderung des Verbundes erkennbar ist. Somit ist die Matrix ein Blend aus Polypropylen, Haftvermittler und Faserbegleitstoffen. Diese modifizierte Matrix leistet auch ihren Beitrag zum Glasübergang, so dass ein Absinken des tan δ zu tieferen Temperaturen aus den genannten Faktoren entstehen kann [Lam03]. 5.4.2 Einfluss der verwendeten PP-Typen auf die mechanischen Eigenschaften In Bild 5.19 ist der E-Modul der PP-Compounds in Abhängigkeit vom Holzanteil dargestellt. Für alle PP-Typen ergab sich ein Anstieg der Steifigkeit mit steigendem Holzgehalt. Zwischen den verschiedenen PP-Typen war in dieser Hinsicht kein signifikanter Unterschied auszumachen. Der Verlauf der Zugfestigkeiten in Abhängigkeit des Holzanteils ist in Bild 5.19 links illustriert. Bei den Rezepturen mit 50 bzw. 60 Gew. % Holzanteil sind keine Unterschiede in Abhängigkeit vom PP-Typ zu finden. Hingegen zeigen die Rezepturen mit PPM21 und PPI07 höhere Zugfestigkeiten im Vergleich zu Rezepturen mit PPI36 und PPM13. Die Biegeeigenschaften und CharpySchlagzähigkeit sind in Bild 5.20 und Bild 5.21 dargestellt. Bei diesen Eigenschaften der Verbunde sind keine bedeutsamen Unterschiede in Abhängigkeit vom PP-Typ erkennbar. Diese Unterschiede liegen in der Größenordnung der Standardabweichungen und sind dadurch nicht signifikant. 8000 PPM21 PPI07 PPI36 PPM13 60 55 Zug-E-Modul [MPa] Zugfestigkeit [MPa] 65 50 45 PPM13 PPI36 PPM21 PPI07 7000 6000 5000 4000 45 50 55 60 65 Holzanteil [%] 70 75 45 50 55 60 65 Holzanteil [%] Bild 5.19: Zugfestigkeit und Zug-E-Modul in Abhängigkeit vom Polypropylen-Typ 70 75 Ergebnisse und Diskussion 74 8000 PPM21 PPI07 PPM13 PPI36 105 100 95 Biege-E-Modul [MPa] Biegefestigkeit [MPa] 110 90 85 80 PPI36 PPM13 PPM21 PPI07 7000 6000 5000 4000 45 50 55 60 65 70 75 45 50 Holzanteil [%] 55 60 65 70 75 Holzanteil [%] Bild 5.20: Biegefestigkeit und Biege-E-Modul in Abhängigkeit vom Polypropylen-Typ Schlagzähigkeit [kJ/m 2] 20 16 PPI07 PPM21 PPM13 PPI36 12 8 45 50 55 60 65 70 75 Holzanteil [%] Bild 5.21: Charpy-Shlagzähigkeit in Abhängigkeit vom Polypropylen-Typ 5.5 Einfluss der Haftvermittler, PP-Typen und Verarbeitungsparameter auf die Wasseraufnahme von WPC Die Feuchtigkeitsaufnahme von Holz hängt maßgeblich von der Morphologie und der Kristallinität des Celluloseanteils ab [Gas97]. Aber auch die Nebenbestandteile (Lignin, Hemicellulose, Fette und Wachse) beeinflussen die Wasseraufnahme der Holzfasern [Kno00]. Nach Wuttke und Höck [Wut96, Höc94] wirkt sich das hydrophile Verhalten von Naturfasern bei der Herstellung von naturfaserverstärkten Thermoplasten negativ aus, da bei Verarbeitungstemperaturen von 180 - 200°C, die in den Fasern gespeicherte Feuchtigkeit entweicht und zur Porenbildung im Verbund führt. Im späteren Gebrauch von Naturfaserverbundwerkstoffen kann die Wasseraufnahme zur Quellung des Verbundes und unter ungünstigen Bedingungen zu Rissbildungen und Delaminationen führen [Kno00]. Zur Untersuchung der Wasseraufnahme von WPC wurden im Rahmen der vorliegenden Arbeit Lagerungsversuche unter definierten klimatischen Bedingungen durchgeführt Ergebnisse und Diskussion 75 (vgl. Kap. 4.3.3.5). Der Einfluss der verschiedenen Faktoren, wie z.B. Haftvermittler-Typ, PP-Typ und Verarbeitungsparameter auf die Wasseraufnahme wurde dabei untersucht. Die Wasseraufnahme von Holz/Polypropylen-Verbundwerkstoffen mit 50, 60, und 70 Gew. % Holzfasern, ohne und mit 3 Gew. % Haftvermittler wurde bei einer Temperatur von 23 °C ermittelt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in Bild 5.22 dargestellt. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Verminderung der Wasseraufnahme bei den Rezepturen, die Haftvermittler enthalten. Anhand der Grafik wird deutlich, dass die Verbundwerkstoffe mit 60 Gew. % Holzanteil ohne Haftvermittler und die haftvermittlermodifizierten Rezepturen mit 70 Gew. % Holzanteil schon nach 23 Tagen einen Sättigungszustand erreichen. Gleichzeitig weisen die Rezepturen ohne Haftvermittler nach 36 Tagen Lagerung im Wasser eine 50 % höhere Wasseraufnahme als haftvermittlermodifizierte Rezepturen auf. 25 CA1/50 CA1/60 CA1/70 CA2/50 CA2/60 CA2/70 CA3/50 CA3/60 CA3/70 Ohne Haftvermittler/50 Ohne Haftvermittler/60 Wasseraufnahme [%] 20 15 10 5 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Zeit [Tage] Bild 5.22: Einfluss der Haftvermittler auf die Wasseraufnahme (CA1 (0,4 % MAH), CA2 (1 % MAH), CA3 (7 % MAH)) Die Rezepturen, die Haftvermittler CA1 enthalten, zeigen im Vergleich zu den Rezepturen mit CA2 und CA3 eine deutlich höhere Wasseraufnahme. Es wurde schon gezeigt (vgl. Kap. 5.2.2), dass die mechanischen Eigenschaften der Rezepturen mit CA1 deutlich geringere Werte als die Rezepturen mit den anderen beiden Haftvermittlern aufweisen. Dies erklärt sich dadurch, dass der Haftvermittler CA1, als Folge des niedrigen Maleinsäureanhydridanteils (0,4 Gew. %), eine unzureichende Ergebnisse und Diskussion 76 Haftwirkung hat. Die gleiche Begründung wurde für die Unterschiede bei der Wasseraufnahme angenommen. Die Benetzung der Faser mit Kunststoff wird durch die unzureichende Haftung vermindert und das Eindringen des Wassers erleichtert. Aus Bild 5.22 ist erwartungsgemäß zu entnehmen, dass die Rezepturen, unabhängig von Haftvermittlertyp, mit zunehmendem Holzanteil eine höhere Zunahme der Wasseraufnahme aufweisen. Die Abhängigkeit der Wasseraufnahme vom PP-Typ wurde bei der Lagerung der WPCProbe im destillierten Wasser untersucht. Wie die in Bild 5.23 dargestellten Ergebnisse erwartungsgemäß zeigen, steigt die Wasseraufnahme von WPC mit steigendem Fasergehalt an. 25 PPM21/50 PPM13/50 PPI07/50 PPI36/50 Wasseraufnahme [%] 20 PPM21/60 PPM13/60 PPI07/60 PPI36/60 PPM21/70 PPM13/70 PPI07/70 PPI36/70 15 10 5 0 0 5 10 15 20 Zeit [Tage] 25 30 35 40 Bild 5.23: Einfluss des Polypropylen-Typs auf die Wasseraufnahme von WPC Die Abhängigkeit vom PP-Typ ist dagegen nicht sehr ausgeprägt. Bei den drei untersuchten PP-Typen PPI07, PPM13 und PPM21 sind keine großen Unterschiede festzustellen. Dagegen zeigt PPI36 bei allen Holzfasergehalten eine höhere Wasseraufnahme. Zur Erklärung dieses Verhaltens sind zwei Ursachen zu betrachten. Zum einen sind kristalline Bereiche wesentlich weniger wasserdurchlässig als amorphe, zum anderen funktionieren die MAH-Haftvermittler hauptsächlich in der amorphen Phase des Polypropylens. Bei hohen Kristallinitätsgraden, wie sie beim leichtfließenden PPI36 zu erwarten sind, führt dies wahrscheinlich dazu, dass die Funktion der Haftvermittler so vermindert wird, dass auch die geringere Wasserdurchlässigkeit der kristallinen Bereiche hier nicht zur Reduzierung der Wasseraufnahme beitragen konnte. Zu Ergebnisse und Diskussion 77 bemerken ist allerdings, dass dieser Effekt nicht klar mit der Fließfähigkeit des PP korreliert. So zeigt z.B. PPI07 nicht die niedrigste Wasseraufnahme. Welcher Effekt in welchem Fall dominiert, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht umfassend geklärt werden. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde auch der Einfluss der Verarbeitungsparameter auf die Wasseraufnahme untersucht. Dabei wurden Durchsatz und Drehzahl beim Compoundieren variiert. Durch eine Erhöhung der Drehzahl bei konstantem Durchsatz werden Holzfasern besser ins Polypropylen dispergiert. Auf der anderen Seite ändern sich durch eine Variation des Durchsatzes bei konstanter Drehzahl die Verweilzeiten im Extruder und dadurch auch die thermische Belastung und Dispergiergüte der Holzfasern. Die Variierungen der Prozessparameter sind in Tabelle 5.4 zusammengefasst. Tabelle 5.4: Variation der Verarbeitungsparameter Drehzahl [min-1] Durchsatz [kg/h] Holzanteil [%] DS10H50 80 10 50 DS15H50/DZ80H50 80 15 50 DS20H50 80 20 50 DZ40H50 40 15 50 DZ60H50 60 15 50 DZ100H50 100 15 50 DS10H60 80 10 60 DS15H60/DZ80H60 80 15 60 DS20H60 80 20 60 DZ40H60 40 15 60 DZ60H60 60 15 60 DZ100H60 100 15 60 Bezeichnung Der Einfluss der Verarbeitungsparameter auf die Wasseraufnahme ist in Bild 5.24 dargestellt. Die bessere Dispergierung der Holzfasern im Polypropylen, die durch Erhöhung der Drehzahl erzielt werden sollte, hat kaum Einfluss auf die Wasseraufnahme. Die langen Verweilzeiten, die durch niedrige Durchsätze realisiert wurden, beeinflussen die Wasseraufnahme des Verbundes ebenso wenig. Ergebnisse und Diskussion 78 20 DS10H50 DS15H50 DS20H50 DZ40H50 DZ60H50 DZ80H50 DZ100H50 18 Wasseraufnahme [%] 16 14 12 DS10H60 DS15H60 DS20H60 DZ40H60 DZ60H60 DZ80H60 DZ100H60 10 8 6 4 2 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Zeit [Tage] Bild 5.24: Einflus der Verarbeitungsparameter auf die Wasseraufnahme von WPC 5.6 Einfluss der Wasseraufnahme auf die mechanischen Eigenschaften von WPC Aufgrund der hohen Wasseraufnahme von WPC werden die mechanischen Eigenschaften beeinflusst. In Rahmen dieser Arbeit wurde dieser Einfluss weiter untersucht. Die Proben wurden zuerst bis zur Gewichtskonstanz getrocknet und anschließend in destilliertem Wasser eingelagert (vgl. Kap. 4.3.3.5). Zugfestigkeit, Zug-E-Modul und Schlagzähigkeit wurden von den getrockneten Proben sowie nach 24 h, 8 Tagen und 36 Tagen Lagerung im Wasser ermittelt. Der Einfluss der Wasseraufnahme auf die Zugfestigkeit von Holz/PolypropylenVerbunden in Abhängigkeit der Lagerungsdauer ohne und mit Haftvermittler ist in Bild 5.25 abgebildet. Ergebnisse und Diskussion 79 70 CA1/50 CA2/50 CA3/50 Ohne Haftvermittler/50 60 50 Zugfestigkeit [MPa] Zugfestigkeit [MPa] 70 40 30 20 50 % Holzanteil CA1/60 CA2/60 CA3/60 Ohne Haftvermittler/60 60 50 40 30 20 60 % Holzanteil 10 10 0 10 20 30 40 0 10 Zeit [Tage] 20 Zeit [Tage] 30 40 Bild 5.25: Zugfestigkeit von WPC in Abhängigkeit der Wasserlagerungsdauer und Haftvermittlertyp Die Ergebnisse zeigen, dass eine Erhöhung der Wasseraufnahme bzw. der Lagerungszeit zu einer sichtbaren Abnahme der Zugfestigkeit führt. Nach 8 Tagen Wasserlagerung hatte sich die Zugfestigkeit der Verbunde mit 50, 60 und 70 Gew. % Holzanteil und z.B. mit dem Haftvermittler CA2 entsprechend um ca. 7 %, 9 % und 13 % vermindert. Eine ähnliche Tendenz wurde auch bei Verbunden ohne und mit Haftvermittler CA1 und CA3 festgestellt. Nach der Verlängerung der Lagerungszeit auf 36 Tage wurde eine Abnahme der Zugfestigkeit um ca. 18 %, 33 % und 45 %, bei den entsprechenden Verbunden mit 50, 60 und 70 Gew. % Holzanteil ermittelt. In Bild 5.26 sind die Änderungen des Zug-E-Moduls nach Wasserlagerung von Holz/Polypropylen-Verbunden mit 50 und 70 Gew. % Holzfasern in Abhängigkeit vom Haftvermittlertyp dargestellt. 8000 CA1/70 CA2/70 CA3/70 7000 6000 Zug-E-Modul [MPa]... Zug-E-Modul [MPa]... 8000 5000 4000 3000 70 % Holzanteil 2000 CA1/70 CA2/70 CA3/70 7000 6000 5000 4000 3000 70 % Holzanteil 2000 1000 1000 0 10 20 Zeit [Tage] 30 40 0 10 20 30 40 Zeit [Tage] Bild 5.26: Zug-E-Modul von WPC in Abhängigkeit von Dauer der Wasserlagerung und Haftvermittlertyp Die Verbunde mit 50 Gew. % Holzfasern und verschiedenen Haftvermittlern weisen nach der Wasserlagerung eine relativ geringe Abnahme des E-Moduls auf, während der Ergebnisse und Diskussion 80 Verbund ohne Haftvermittler und alle Verbundwerkstoffe mit 70 % Holzanteil eine stark abnehmende Tendenz zeigen. Die Abnahme des E-Moduls ist deutlich stärker als die Abnahme der Zugfestigkeit. Diesbezüglich wurde der Zug-E-Modul der Verbunde mit 70 Gew. % Holzanteil nach 8 Tagen Lagerung im Wasser, um ca. 30 % verringert. Untersuchungen der Schlagzähigkeit an Holz/Polypropylen-Verbundwerkstoffen nach der Wasserlagerung bei 23 °C zeigen, dass sich die Schlagzähigkeit der Verbunde mit steigendem Wassergehalt wesentlich verändert (Bild 5.27). Bei Rezepturen mit 50 Gew. % Holzanteil, die Haftvermittler enthalten, wurde eine kontinuierliche Steigerung der Schlagzähigkeit festgestellt. Dagegen zeigen die Untersuchungen der Schlagzähigkeit aller Rezepturen mit 70 Gew. % Holzanteil und der Rezeptur mit 50 Gew. % Holzanteil ohne Haftvermittler zuerst eine leichte Steigerung und dann eine Abnahme der Werte. Diese Effekte können durch eine erheblich höhere Wasseraufnahme der Verbunde mit 70 Gew. % Holzfasern erklärt werden. Ähnlich wie bei den Zugeigenschaften wirkt das Wasser auf die Adhäsionskräfte zwischen Holzfasern und Polypropylen negativ. Man erkennt, dass die Abnahme der Schlagzähigkeit nicht so groß ist wie die Abnahme des E-Moduls oder der Zugfestigkeit. 30 CA1/50 CA2/50 CA3/50 Ohne Haftvermittler/50 20 Schlagzähigkeit [kJ/m 2] Schlagzähigkeit [kJ/m 2] 30 10 CA1/70 CA2/70 CA3/70 20 10 0 0 0 10 20 Zeit [Tage] 30 40 0 10 20 30 40 Zeit [Tage] Bild 5.27: Schlagzähigkeit von Holz/PP-Verbunden mit unterschiedlichen Haftvermittlern in Abhängigkeit von der Dauer der Wasserlagerung Der Einfluss der Lagerungsdauer in Kombination mit verschiedenen Polypropylen-Typen und Variierung der Verarbeitungsparameter wurde ebenfalls untersucht. Die Messergebnisse zeigen, dass der Unterschied von Zugmodul, Zugfestigkeit und Schlagzähigkeit zwischen Verbunden mit unterschiedlichen Polypropylen-Matrices, vergleichsweise gering ist (Bilder 5.28, 5.29, 5.30). Ergebnisse und Diskussion 81 70 6000 Zug-E-Modul 5000 50 4000 40 3000 Zugfestigkeit 30 2000 20 PPI07/50 PPM13/50 PPM21/50 PPI36/50 Zug-E-Modul [MPa]... Zugfestigkeit [MPa] 60 1000 10 0 0 10 20 30 40 Zeit [Tage] Bild 5.28: Zugfestigkeit und E-Modul von Holz/PP-Verbunden mit unterschiedlichen PP-Typen und 50 Gew. % Holzanteil in Abhängigkeit von der Dauer der Wasserlagerung Bei PPI36, das eine höhere Wasseraufnahme aufweist, ist der Abfall der mechanischen Eigenschaften stärker im Vergleich zu Verbundwerkstoffen auf Basis der anderen drei PP-Typen. Bei den Rezepturen mit 50 Gew. % Holzanteil wurde ein kontinuierlicher Abfall der Zugfestigkeit und des E-Moduls festgestellt. Bei diesen wurde ermittelt, dass die Wasseraufnahme nach 36 Tagen Lagerung weiter kontinuierlich ansteigt. Dem entgegen erreichen die Rezepturen mit 70 Gew.% Holzanteil nach 36 Tagen Lagerung (Bild 5.29) einen Sättigungszustand. Beim PPI36 wurde nach 8 Tagen eine deutlich größere Abnahme der mechanischen Eigenschaften im Vergleich zu den WPCRezepturen mit anderen PP-Typen festgestellt. Allerdings sind diese Unterschiede bei der Sättigung kaum zu finden. Die Messergebnisse, die in Bild 5.30 dargestellt sind, zeigen keinen eindeutigen Einfluss der verschiedenen Polypropylen-Typen auf die Änderung der Schlagzähigkeit bei der Wasserlagerung. Ergebnisse und Diskussion 82 90 8000 PPM13/70 PPI07/70 PPI36/50 7000 70 6000 60 5000 Zug-E-Modul 50 4000 40 3000 30 2000 Zugfestigkeit 20 Zug-E-Modul [MPa] Zugfestigkeit [MPa] 80 PPM21/70 1000 10 0 0 10 20 30 40 Zeit [Tage] Bild 5.29: Zugfestigkeit und Zug-E-Modul von WPC mit unterschiedlichen PP-Typen und 70 Gew. % Holzanteil in Abhängigkeit von der Dauer der Wasserlagerung Schlagzähigkeit [kJ/m 2] 25 20 PPM13/70 PPM21/70 PPI07/70 PPI36/70 15 10 5 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Zeit [Tage] Bild 5.30: Schlagzähigkeit von WPC mit unterschiedlichen PP-Typen und 70 Gew. % Holzanteil in Abhängigkeit von der Dauer der Wasserlagerung Ergebnisse und Diskussion 83 Im Bild 5.31 sind Zugfestigkeit und Zug-E-Modul in Abhängigkeit von der Dauer der Lagerung im Wasser und verschiedenen Verarbeitungsparametern dargestellt. Es wurden zwei Rezepturen mit 50 bzw. 60 Gew. % Holzanteil und 3 Gew. % Haftvermittler sowie entsprechendem Anteil an Polypropylen untersucht. 7000 60 Zug-E-Modul 50 5000 4000 40 DS10H60 DS15H60 DS20H60 DZ40H60 DZ60H60 DZ80H60 DZ100H60 30 3000 Zugfestigeiet 2000 Zug-E-Modul [MPa] Zugfestigkeit [MPa] 6000 1000 20 0 0 10 20 30 40 Zeit [Tage] Bild 5.31: Zusammenhang zwischen Zugfestigkeit, Dauer der Wasserlagerung und Variation der Verarbeitungsparameter (Drehzahl, Durchsatz) bei WPC mit 60 Gew. % Holzfasern Bei der Verarbeitung wurden Drehzahl (DZ) und Durchsatz (DS) variiert. In Bild 5.30 sind die entsprechenden Ergebnisse für die Rezeptur mit 60 Gew. % Holzanteil dargestellt. Zugfestigkeit und Zug-E-Modul nehmen nach 36 Tagen Lagerung im Wasser deutlich ab. Die Ergebnisse korrelieren sehr gut mit den ermittelten Werten für die Wasseraufnahme. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass der Einfluss der Verarbeitungsparameter auf die Änderung der mechanischen Eigenschaften durch die Wasseraufnahme sehr gering und unbedeutend ist. Ähnliche Verhältnisse wurden für die Rezepturen mit 50 Gew. % Holzfaser ermittelt. In Bild 5.32 sind die weiteren Ergebnisse dieser Untersuchungsreihe dargestellt. Die Schlagzähigkeiten steigen mit steigender Wasseraufnahme an und nach längerer Wasserlagerung nehmen sie wieder ab. Die Variation der Verarbeitungsparameter hat kaum einen Einfluss auf die Änderung der Schlagzähigkeit durch die Wasserlagerung. Ergebnisse und Diskussion 84 Schlagzähigkeit [kJ/m 2] 18 16 14 DS10H60 DS15H60 DS20H60 DZ40H60 DZ60H60 DZ80H60 DZ100H60 12 10 8 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Zeit [Tage] Bild 5.32: Zusammenhang zwischen Schlagzähigkeit, Dauer der Wasserlagerung und Variation der Verarbeitungsparameter (Drehzahl, Durchsatz) bei Holz/PP-Verbunden mit 60 Gew. % Holzfasern 5.7 Einfluss von Wachsen auf die Verarbeitung, mechanischen Eigenschaften und Wasseraufnahme von WPC Ein Problem bei der Anwendung von WPC im Außenbereich ist eine hohe Feuchtigkeitsaufnahme und daraus resultierend eine geringe Dimensionsstabilität des Materials. Aus einer Reihe von Untersuchungen [Kno00, Wut96, Luc03, Kar94, Höc94] ist bekannt, dass naturfaserverstärkte Kunststoffe große Mengen Feuchtigkeit aufnehmen. Die Feuchtigkeitsaufnahme des Verbundes hängt von den Umgebungsbedingungen, den eingesetzten Fasern, vom Matrixmaterial und der Zugänglichkeit der Fasern im Verbund ab [Reu03]. Um die Wasseraufnahme der naturfaserverstärkten Kunststoffe zu verringern, wurden in der Literatur verschiedene Methoden angewendet, wie z.B. Acetylierung [Mah01, Luc03, Ich00] oder chemische Behandlung der Fasern mit Haftvermittlern (Silane, Polyphenylisocyanate oder mit Maleinsäureanhydrid gepfropftes Polypropylen) [Wu00, Mün99]. Bei reinem Holz treten die gleichen Probleme auf. Mit Hilfe unterschiedlicher Behandlungsmethoden wird derzeit versucht, die Wasseraufnahme, Dimensions- und Bewitterungsstabilität von einheimischem Holz zu verbessern. Diese Verfahren lassen sich unter dem Begriff der Holzmodifizierung zusammenfassen. Positive Eigenschaften des modifizierten Holzes, zu denen verbesserte Pilzresistenz sowie Dimensions- und Bewitterungsstabilität zählen, werden durch chemisch oder thermisch bedingte Veränderungen der Holzstruktur erzielt. Die zur Zeit bekanntesten Modifizierungstechniken sind: Ergebnisse und Diskussion 85 • Hitzebehandlung • Furfurylierung • Behandlung mit N-Methylol-Verbindungen • Holzvernetzung mit DMDHEU (Dimethylol-dihydroxy-ethyleneurea) • Melaminharzbehandlung • Acetylierung • Behandlung mit Siliziumverbindungen (Silane, Silicone) • Öl-, Wachs- und Paraffinbehandlung [Str05]. Bei der Behandlung mit Wachsen und Paraffinen wird das Holz gleichzeitig hohem Druck und hoher Temperatur unterworfen. Dadurch werden die Hohlräume mit den hydrophobierenden Substanzen ausgekleidet, d.h. die Zellwände werden mit einer Schutzschicht überzogen. Bei der Verarbeitung von WPC werden häufig die verschiedensten Gleitmittel eingesetzt, um die Fließeigenschaften (innere Gleitmittel) der Schmelze oder die Entformung (äußere Gleitmittel) des fertigen Teils zu verbessern. Gleitmittel sind oft wachsartige Stoffe, die im Vergleich zum Polymerwerkstoffen deutlich kürzere Molekülketten besitzen. Wenn man in Betracht zieht, dass die Verarbeitung von WPC unter hohem Druck (> 150 bar beim Extrudieren, > 1000 bar beim Spritzgießen) und höherer Temperatur (150 – 180 °C) verläuft, sind diese Bedingungen denen der Wachsbehandlung von reinem Holz sehr ähnlich. Das Ziel der vorliegenden Untersuchungen lag deshalb darin festzustellen, ob Wachse, die in der Kunststoffindustrie als Verarbeitungshilfsmittel eingesetzt werden, die Wasseraufnahme von WPC verringern können. Parallel wurde der Einfluss der verwendeten Wachse auf die Verarbeitung und Eigenschaften von Holz/PP-Verbunden ermittelt. Es wurden 1, 3 bzw. 5 Gew. % Wachs und 50 bzw. 70 Gew. % Holzfasern mit einem entsprechenden Anteil Polypropylen compoundiert (Tabelle 5.5). Die üblichen Gleitmittelanteile in der Kunststoffindustrie liegen zwischen 0,5 und 5 Gew. %. Dementsprechend wurden im Rahmen dieser Arbeit höhere Gleitmittelanteile (> 5 Gew. %) nicht untersucht. Die Eigenschaften der verwendeten Wachstypen sind in Tabelle 4.3 dargestellt. Ergebnisse und Diskussion 86 Tabelle 5.5: Verwendete Gleitmittel und ihre Konzentration Wachs Bezeichnung LicowaxC/H50/1 LicowaxC/H50/3 LicowaxC/H50/5 Licowax C LicowaxC/H70/1 LicowaxC/H70/3 LicowaxC/H70/5 ET141/H50/1 ET141/H50/3 ET141/H50/5 Licomont ET 141 ET141/H70/1 ET141/H70/3 ET141/H70/5 Licolub H 22 Licocene PP 6102 Licowax PE 190 Licowax OP Anteile PP 46 44 42 26 24 22 46 44 42 26 24 22 H22/H50/1 H22/H50/3 H22/H50/5 H22/H70/1 H22/H70/3 H22/H70/5 PP6102/H50/1 PP6102/H50/3 PP6102/H50/5 PP6102/H70/1 PP6102/H70/3 PP6102/H70/5 46 44 42 26 24 22 46 44 42 26 24 22 PE190/H50/1 PE190/H50/3 PE190/H50/5 PE190/H70/1 PE190/H70/3 PE190/H70/5 OP/H50/1 OP/H50/3 OP/H50/5 OP/H70/1 OP/H70/3 OP/H70/5 46 44 42 26 24 22 46 44 42 26 24 22 MAH-PP Holz 3 50 3 70 3 50 3 70 3 50 3 70 3 50 3 70 3 50 3 70 3 50 3 70 Wachs 1 3 5 1 3 5 1 3 5 1 3 5 1 3 5 1 3 5 1 3 5 1 3 5 1 3 5 1 3 5 1 3 5 1 3 5 Compoundierparameter und Einstellung für das Spritzgießen der Prüfkörper sind in Kapitel 4.2 beschrieben. 5.7.1 Einfluss von Wachsen auf die Verarbeitung Wie erwähnt, ist die Hauptaufgabe des Gleitmittels bei der Kunststoffverarbeitung die Verbesserung der Fließeigenschaften und/oder die Verminderung der Haftung der Kunststoffschmelze an der Werkzeugwand. In dieser Untersuchungsreihe wurde der Ergebnisse und Diskussion 87 Einfluss der verwendeten Gleitmittel auf die Verarbeitung und die mechanischen Eigenschaften von Holz/PP-Verbund erfasst. Um den Einfluss der Wachse auf die Compoundierprozesse feststellen zu können, wurden Änderungen des Drehmoments bei der Verarbeitung ermittelt. Die Ergebnisse sind in Bild 5.33 dargestellt. Durch den Einsatz von nur 1 Gew. % Gleitmitteln sinkt das Drehmoment bei den Rezepturen mit 50 % Holzanteil erheblich (Bild 5.33 links). Die Rezepturen mit 70 % Holzanteil zeigen einen geringeren Einfluss des Gleitmittels (Bild 5.33 rechts). Dies liegt daran, dass Gleitmittel nur die rheologischen Eigenschaften der Matrix beeinflussen können. Da die Rezepturen mit mittleren Füllgraden (50 Gew. %) prozentuell mehr Matrix als hochgefüllte Rezepturen (70 % Holzanteil) haben, wird die Änderung der Fließeigenschaften durch die Modifizierung der Matrix entsprechend größer. Der Typ des eingesetzten Gleitmittels hat ebenso Einfluss auf die gemessenen Drehmomente. Unpolares Polypropylenwachs (PP6102) reduziert das Drehmoment bei den Rezepturen mit 70 Gew. % Holzanteil nur geringfügig. Die Erhöhung des Anteils von PP6102 in der Rezeptur hat ebenfalls kaum Einfluss auf das Drehmoment. Dem entgegen reduziert das Esterwachs (ET 141) das Drehmoment der Rezepturen mit 50 Gew. % Holzanteil um ca. 33 % bei einer Konzentration von 1 Gew. % und um ca. 63 % bei einer Konzentration von 5 Gew. %. Bei den Rezepturen mit 70 Gew. % Holzanteil kommt es zur Abnahme des Drehmoments durch den Einsatz von ET141 um ca. 15 bzw. ca. 50 % in der entsprechenden Konzentration von 1 und 5 Gew. %. Die anderen Gleitmittel reduzieren das Drehmoment in folgender Reihe: ET141 > LH22 > LicowaxC > PE190 > PP6102 > OP > ohne, wobei „ohne“ eine Rezeptur ohne Gleitmittel, PP6102 ein unpolares Polypropylenwachs, OP ein teilverseiftes Esterwachs, PE190 ein unpolares Polyethylenwachs, LicowaxC ein Amidwachs, LH22 ein oxidiertes Polypropylenwachs und ET141 ein Esterwachs darstellen. Wie stark sich das Drehmoment mit steigender Konzentration des Gleitmittels ändert, hängt vor allem vom Gleitmitteltyp ab. In der Regel senken die Wachse das Drehmoment mit steigender Konzentration stärker ab. Ausnahme ist teilverseiftes Esterwax OP, dessen steigende Konzentration kaum Einfluss auf die Verarbeitung hat. Ergebnisse und Diskussion 88 35 ohne PE190 Licowax C ET141 30 25 PP6102 OP LH22 Drehmoment [Nm] Drehmoment [Nm] 35 20 15 50 % Holzantiel 10 ohne PE190 Licowax C ET141 30 25 PP6102 OP LH22 20 15 70 % Holzanteil 10 0 1 2 3 4 Gleitmittelanteil [%] 5 6 0 1 2 3 4 Gleitmittelanteil [%] 5 6 Bild 5.33: Einfluss des Gleitmittel-Typs und –anteils auf das Drehmoment beim Compoundieren Beim Spritzgießen der Prüfkörper wurde die Änderung des Einspritzdrucks durch den Einsatz von Gleitmittel ermittelt. Die Ergebnisse sind in Bild 5.34 illustriert. Der Einfluss der Gleitmittel auf die Viskosität des Verbundes bei hohen Schwergeschwindigkeiten unterscheidet sich deutlich in Abhängigkeit vom Holzanteil. Bei Rezepturen mit 50 % Holzanteil kommt es zum Abfall des Einspritzdrucks um max 100 bar. Dem entgegen ist bei den Rezepturen mit 70 % Holzanteil eine Druckreduzierung durch den Einsatz bestimmter Gleitmittel um 550 bar festzustellen. Eine Erhöhung des Anteils der Wachse führt bei den Rezepturen mit 70 % Holzanteil zum Abfall des Einspritzdrucks. Demzufolge ändert sich das rheologische Verhalten des Verbundes. Einspritzdruck [bar] 3000 ohne/50 PE190/50 PP6102/50 OP/50 LH22/50 Licowax C/50 ET141/50 2500 ohne/70 PE190/70 PP6102/70 OP/70 LH22/70 Licowax C/70 ET141/70 2000 1500 1000 0 1 2 3 4 Gleitmittelanteil [%] 5 6 Bild 5.34: Einfluss von Gleitmitteltyp und –anteil auf den Einspritzdruck Um die rheologischen Eigenschaften der wachsmodifizierten Rezepturen vergleichen zu können, wurden MFR-Messungen durchgeführt. Dafür wurden Rezepturen mit 50 bzw. 70 Gew. % Holzanteil ohne und mit 1, 3 oder 5 Gew. % ET141 bzw. PP6102 untersucht. Ergebnisse und Diskussion 89 Wie bereits festgestellt, hat der Typ PP6102 einen geringen und der Typ ET141 einen großen Einfluss auf die Verarbeitung. In Bild 5.35 sind die MFR-Werte in Abhängigkeit von Typ und Konzentration der Gleitmittel in Rezepturen mit 50 (links) und 70 Gew. % Holzanteil (rechts) dargestellt. Die Zugabe von 5 Gew. % Polypropylenwachs bewirkt eine Änderung der MFR um ca. 72 % bzw. 57 % bei dem entsprechenden Holzanteil von 50 bzw. 70 Gew. %. Unter gleichen Bedingungen weist Esterwachs ET141 eine MFR-Erhöhung um ca. 290 bzw. 226 % auf. Dies kann dadurch erklärt werden, dass bei dieser Konzentration die Schmelze durch den Einfluss des Gleitmittels sehr gut an der Kapillarwand des MFR-Gerätes gleitet. 60 40 ET141/70 PP6102/70 5 MFR [g/10min] 50 MFR [g/10min] 6 ET141/50 PP3102/50 190 °C / 21,6 kg 30 20 10 4 190 °C / 21,6 kg 3 2 1 0 0 0 1 2 3 4 Gleitmittelanteil [%] 5 6 0 1 2 3 4 Gleitmittelanteil [%] 5 6 Bild 5.35: Einfluss von Gleitmitteltyp und –anteil auf MFR 5.7.2 Einfluss von Wachsen auf die mechanischen Eigenschaften Neben vielen Vorteilen bei der Kunststoffverarbeitung haben Gleitmittel auch ihre Nachteile. Durch ihren Einsatz werden oft mechanische Eigenschaften von Kunststoffen vermindert. Welchen Einfluss die verwendeten Wachse auf die mechanischen Eigenschaften von WPC haben, wurde hier deshalb näher untersucht. Der Einfluss der Gleitmittel und ihre Konzentration auf die Zugfestigkeit des Verbundes ist in Bild 5.36 dargestellt. Es ist deutlich zu sehen, dass die Gleitmittel in Abhängigkeit vom Typ die Zugfestigkeit des Verbundes beeinflussen. Dieser Einfluss unterscheidet sich kaum bei den Rezepturen mit 50 und 70 Gew. % Holzanteil. Die verwendeten Wachse werden nach ihrem Einfluss auf die Zugfestigkeit wie folgt angeordnet: OP > LH22 > ET141 > PE190 > LicowaxC > PP6102 > ohne Durch den Einsatz von Polypropylenwachs (PP6102) wird die Zugfestigkeit geringfügig vermindert. Polyethylen- (PE190) und Amidwachs (LicowaxC) senken die Zugfestigkeit mehr als PP6102, aber im Vergleich zu den anderen drei Typen (ET141, LH22 und OP) geringer ab. Die letzten drei Typen reduzieren die Zugfestigkeit schon bei einer Konzentration von 1 Gew. % beachtlich. Ergebnisse und Diskussion 90 ohne/50 PE190/H50 ET141/H50 OP/H50 60 50 80 PP6102/H50 LicowaxC/H50 LH22/H50 Zugfestigkeit [MPa] Zugfestigkeit [MPa] 70 40 30 ohne/70 PE190/H70 ET141/H70 OP/H70 70 60 PP6102/H70 LicowaxC/H70 LH22/H70 50 40 30 20 10 20 0 1 2 3 4 Gleitmittelanteil [%] 5 0 6 1 2 3 4 Gleitmittelanteil [%] 5 6 Bild 5.36: Einfluss von Gleitmitteltyp und –anteil auf die Zugfestigkeit von Holz/PP-Verbunden mit 50 (links) und 70 (rechts) Gew. % Holzanteil Der Einfluss der Gleitmittel auf den E-Modul ist vergleichbar dem Einfluss auf die Zugfestigkeit. In Bild 5.37 sind die E-Moduli in Abhängigkeit von Gleitmitteltyp und –anteil dargestellt. PP/50 PE190/H50 LH22/H50 OP/H50 6500 6000 10000 PP6102/H50 LicowaxC/H50 ET141/H50 Zug-E-Modul [MPa] Zug-E-Modul [MPa] 7000 5500 5000 4500 PP/70 PE190/H70 LH22/H70 OP/H70 8000 PP6102/H70 LicowaxC/H70 ET141/H70 6000 4000 4000 0 1 2 3 4 Gleitmittelanteil [%] 5 6 0 1 2 3 4 5 6 Gleitmittelanteil [%] Bild 5.37: Einfluss von Gleitmitteltyp und –anteil auf den Zug-E-Modul von Holz/PP-Verbunden mit 50 (links) und 70 (rechts) Gew. % Holzanteil Durch den Einsatz einiger Gleitmittel (PP6102, PE190, LicowaxC) kommt es zur Erhöhung des E-Moduls. ET141 und LH 22 reduzieren den E-Modul um ca. 500 bis 1000 MPa. Das teilverseifte Esterwachs OP führt zu einer Abnahme des E-Moduls um ca. 1000 MPa bei den Rezepturen mit 50 Gew. % Holzanteil und um ca. 3000 MPa bei den Rezepturen mit 70 Gew. % Holzanteil. Die Schlagzähigkeitswerte werden erwartungsgemäß durch den Einsatz von Gleitmittel verringert (Bild 5.38). Mit steigendem Anteil an Gleitmittel ändert sich die Schlagzähigkeit kaum. Ergebnisse und Diskussion 91 Die verschiedenen Gleitmitteltypen haben einen ähnlichen Schlagzähigkeit wie auf die Zugfestigkeit: OP > ET141 > LH22 > LicowaxC > PE190 > PP6102 > ohne auf die 25 ohne/50 PE190/H50 LH22/H50 OP/H50 20 PP6102/H50 LicowaxC/H50 ET141/H50 Schlagzähigkeit [kJ/m 2] Schlagzähigkeit [kJ/m 2] 25 Effekt 15 10 5 ohne/70 PE190/H70 LH22/H70 OP/H70 20 15 PP6102/H70 LicowaxC/H70 ET141/H50 10 5 0 0 0 1 2 3 4 Gleitmittelanteil [%] 5 6 0 1 2 3 4 5 6 Gleitmittelanteil [%] Bild 5.38: Einfluss von Gleitmitteltyp und –anteil auf die Schlagzähigkeit von Holz/PP-Verbunde mit 50 (links) und 70 Gew. % (rechts) Holzanteil 5.7.3 Einfluss von Wachsen auf die Wasseraufnahme und Maßänderung durch die Wasserlagerung Eine Reduzierung der Wasseraufnahme und der damit verbundenen Erhöhung der Dimensionsstabilität ist für die Außenanwendung von WPC von entscheidender Bedeutung. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, welche Einflüsse verschiedene Gleitmittel, die man vor allem als Verarbeitungshilfsmittel in der Kunststoffindustrie verwendet, auf die Wasseraufnahme und Dimensionsstabilität von WPC haben. Wie in Tabelle 5.5 dargestellt, wurden sechs verschiedene Gleitmitteltypen untersucht. Je Typ wurden 1, 3 oder 5 Gew. % Gleitmittel mit 50 bzw. 70 % Holzanteil, 3 % Haftvermittler und einen entsprechenden Anteil an Polypropylen compoundiert. Aus diesen Compounds wurden Prüfkörper gespritzt und in destilliertem Wasser bei 23 °C gelagert. Die Proben wurden regelmäßig aus dem Wasser genommen, abgetrocknet und gewogen. Anschließend wurden die Höhe und Breite der Proben gemessen. Die Wasseraufnahme und Querschnittsänderung wurden aus den gemessenen Daten berechnet. In den Bildern 5.39 bis 5.41 ist die Änderung des Wassergehaltes der untersuchten Holz/PP-Verbunde in Abhängigkeit von Einlagerungszeit, Gleitmitteltyp und Konzentration des Gleitmittels dargestellt. Bild 5.39 stellt den Einfluss von oxidiertem Polyethylenwachs Licolub LH22 und unpolarem Polyethylenwachs PE190 dar. In Bild 5.40 sind die Einflusse von Polypropylenwachs Licocene PP 6102 und Esterwachs Licomont ET 141 dargestellt. Einfluss von Amidwachs Licowax C und teilverseiftem Esterwachs Licowax OP auf die Wasseraufnahme ist in Bild 5.41 dargestellt. Ergebnisse und Diskussion 92 Die Ergebnisse zeigen, dass die Wasseraufnahme der Verbunde, abhängig von Gleitmitteltyp und -konzentration reduziert oder erhöht wurde. Die Verbunde die ET141, PP6102 und PE190 enthalten, zeigen eine reduzierte Wasseraufnahme im Vergleich zum Verbund ohne Wachs. 20 H22/50/1 H22/50/3 H22/50/5 ohne 15 Wasseraufnahme [%] Wasseraufnahme [%] 20 10 5 0 15 10 5 0 0 Bild 5.39: 20 40 Zeit [Tage] 60 80 0 20 40 Zeit [Tage] 60 80 Wasseraufnahme von Holz/PP-Verbunden in Abhängigkeit von Gleitmittel (H22, PE) und Gleitmittelanteil (1, 3, 5 %) 20 20 PP/50/1 PP/50/3 PP/50/5 ohne 15 10 Wasseraufnahme [%] Wasseraufnahme [%] PE/50/1 PE/50/3 PE/50/5 ohne 5 ET141/50/1 ET141/50/3 ET141/50/5 ohne 15 10 5 0 0 0 Bild 5.40: 20 40 Zeit [Tage] 60 80 0 20 40 60 80 Zeit [Tage] Wasseraufnahme von Holz/PP-Verbunden in Abhängigkeit von Gleitmittel (PP6102, ET141) und Gleitmittelanteil (1, 3, 5 %) Die Rezeptur mit 5 % Esterwachs ET141 enthält nach 77 Tagen ca. 34 % weniger Wasser als der Verbund ohne Gleitmittel. Das Polypropylenwachs PP6102 in der Konzentration von 1 bis 3 Gew. %, reduziert die Wasseraufnahme um ca. 14 bzw. 3 %. Durch die hohe Wachskonzentration kommt es zur leichten Erhöhung der Wasseraufnahme. Der Einsatz von dem teilverseiften Esterwachs Licowax OP in jeder Konzentrationen führt zur Erhöhung der Wasseraufnahme. Das Polyethylenwachs PE 190 und Amidwachs LicowaxC hingegen reduzieren die Wasseraufnahme um ca. 11 bzw. 23 % bei einer Konzentration von 1 Gew. %. Der Einsatz von oxidiertem PE- Ergebnisse und Diskussion 93 Wachs LH22 führt zu einer leichten Erhöhung der Wasseraufnahme. Es wurde festgestellt, dass höhere Anteile an Wachs (5 Gew. %) die Wasseraufnahme erhöhen. Ausnahme ist das Esterwachs ET141. 20 OP/50/1 OP/50/3 OP/50/5 ohne 15 Wasseraufnahme [%] Wasseraufnahme [%] 20 10 5 0 Lwax/50/1 Lwax/50/3 Lwax/50/5 ohne 15 10 5 0 0 Bild 5.41: 20 40 Zeit [Tage] 60 80 0 20 40 Zeit [Tage] 60 80 Wasseraufnahme von Holz/PP-Verbunden in Abhängigkeit von Gleitmittel (OP, Lwax) und Gleitmittelanteil (1, 3, 5 %) Die chemische Natur und vor allem die Polarität ist entscheidend für die Wirkung der Gleitmittel bei der Kunststoffverarbeitung. Externe Gleitmittel, die mit der Kunststoffmatrix unverträglich sind, wirken als „Schmierfilm“ zwischen dem Kunststoff und den Metallteilen der Verarbeitungsmaschine [Ric99]. Von den verwendeten Wachsen wurden, nach ihrer chemischen Struktur, Licowax OP, LicowaxC, Licolub H22 und Licomont ET141 als Trennmittel bezeichnet. Innere Gleitmittel vermindern die innere Reibung und verbessern so die Fließeigenschaften des Kunststoffs. Polyethylenwachs PE190 und Polypropylenwachs PP6102 wirken als innere Gleitmittel. Äußeren Gleitmitteln, die mit der Kunststoffmatrix unverträglich sind, sollten sich theoretisch auf der Oberfläche der Holzfasern anreichern und dadurch die Holzporen schließen. Auf der anderen Seite haben innere Gleitmittel eine Dispergierwirkung bei Füll- und Verstärkungsstoffen. Durch eine bessere Dispergierung der Holzfasern in der Kunststoffmatrix wird die Agglomerierung von Holzfasern geringer, die Fasern werden besser mit der Kunststoffmatrix ummantelt und dadurch theoretisch die Wasseraufnahme reduziert. Die Ergebnisse zeigen, dass unpolare Wachse die Wasseraufnahme reduzieren. Polare Wachse haben kaum oder einen negativen Einfluss auf die Wasseraufnahme. Ausnahme ist Licomont ET 141, das die Wasseraufnahme erheblich reduziert. Licomont ET 141 ist ein Ester aus aliphatischen Polyolen mit linearen, gesättigten Monocarbonsäuren der überwiegenden Kettenlänge C28 – C32 und zeigt aufgrund dessen eine gute Verträglichkeit sowohl mit der Polypropylen-Matrix, als auch mit den Holzfasern. Bei den Rezepturen mit 70 % Holzanteil zeigt die Abhängigkeit der Wasseraufnahme von Gleitmitteltyp und -konzentration ein ähnliches Verhalten wie bei den Rezepturen Ergebnisse und Diskussion 94 mit 50 Gew. % Holzanteil. Die unpolaren PE- und PP-Wachse reduzieren die Wasseraufnahme bis zu ca. 23 bzw. 26 %. Der Einsatz von Esterwachs ET141 führt zur höchsten Reduzierung der Wasseraufnahme auf bis zu ca. 32 %. Die anderen untersuchten Wachse haben geringeren oder negativen Einfluss auf die Wasseraufnahme. Die Dimensionsstabilität durch die Lagerung im Wasser ist mit der Wasseraufnahme eng verbunden. Erwartungsgemäß zeigen die Compounds, die mehr Wasser aufnehmen, eine größere Dimensionsänderung. Die Dimensionsänderung wurde durch die Bestimmung von Querschnittsänderungen, während der Wasserlagerung ermittelt. Die Ergebnisse sind in den Bildern 5.42 bis 5.44 illustriert. 15 PP6102/50/1 PP6102/50/3 PP6102/50/5 ohne 10 Dimensionsänderung [%] Dimensionsänderung [%] 15 5 0 0 20 40 60 ET141/50/1 ET141/50/3 ET141/50/5 ohne 10 5 0 0 80 20 Zeit [Tage] 40 60 80 Zeit [Tage] Bild 5.42: Dimensionsänderung nach der Wasserlagerung von Holz/PP-Verbunden in Abhängigkeit von Gleitmittel (PP6102, ET141) und Gleitmittelanteil (1, 3, 5 %) 15 OP/50/1 OP/50/3 OP/50/5 ohne 10 Dimensionsänderung [%] Dimensionsänderung [%] 15 5 0 0 20 40 Zeit [Tage] 60 80 PE190/50/1 PE190/50/3 PE190/50/5 ohne 10 5 0 0 20 40 Zeit [Tage] 60 80 Bild 5.43: Dimensionsänderung nach der Wasserlagerung von Holz/PP-Verbunden in Abhängigkeit von Gleitmittel (OP, PE190) und Gleitmittelanteil (1, 3, 5 %) Ergebnisse und Diskussion 95 Der Einsatz der meist untersuchten Wachse hat eine Reduzierung der Dimensionsänderung von Holz/PP-Verbunden zur Folge. Das Esterwachs ET141 verbessert bei einer Konzentration von 5 % die Dimensionsstabilität um ca. 60 %. 15 H22/50/1 H22/50/3 H22/50/5 ohne 10 Dimensionsänderung [%] Dimensionsänderung [%] 15 5 0 0 20 40 Zeit [Tage] 60 80 Lwax/50/1 Lwax/50/3 Lwax/50/5 ohne 10 5 0 0 20 40 Zeit [Tage] 60 80 Bild 5.44: Dimensionsänderung nach der Wasserlagerung von Holz/PP-Verbunden in Abhängigkeit von Gleitmittel (H22, Lwax) und Gleitmittelanteil (1, 3, 5 %) Der Einfluss der verschiedenen Wachse auf die Dimensionsstabilität und Wasseraufnahme von Holz/PP-Verbunden ist in Tabelle 5.6 dargestellt. Die Änderungen sind prozentual im Vergleich zur nicht wachsmodifizierten Rezeptur dargestellt. Positive Werte zeigen eine Erhöhung der Dimensionsstabilität und Reduzierung der Wasseraufnahme an. Es ist deutlich zu sehen, dass die Erhöhung des Wachsanteils bei den Rezepturen, die Licocene PP6102, Licowax C und Licowax OP enthalten, zu einer Verminderung der Dimensionsstabilität bzw. Erhöhung der Wasseraufnahme führen. Die mit Licolub H22 und Licowax PE190 modifizierten Rezepturen zeigen kaum Einfluss auf Wasseraufnahme und Dimensionsstabilität durch die erhöhte Konzentration der Wachse. Eine erhöhte Konzentration von Licomont ET141 verbessert hingegen deutlich die Dimensionsstabilität der Holz/PP-Verbunde und reduziert das Eindringen von Wasser. Die Tendenz der Dimensionsänderungen korreliert mit der Tendenz der Änderung der Wasseraufnahme sehr gut, wie in Bild 5.45 und Tabelle 5.6 dargestellt ist. Das heißt, die prozentuale Querschnittsänderung einer Probe ist bei definierter Erhöhung der Wasseraufnahme sehr stark von der Rezeptur abhängig. Dementsprechend ist eine mathematische Darstellung des Quellgrades in Abhängigkeit von der Wasseraufnahme sehr kompliziert. Da man einzelne Holzfasern bei niedriggefüllten WPC oder alle Fasern bei hochgefüllten WPC als ein vernetztes System betrachten könnte, sind die existierenden Theorien wie z.B. die nach Flory und Huggins, die für eine Beschreibung des Quellverhaltens von Gelen gut geeignet ist, bei der Quellung von WPC theoretisch auch einsetzbar. Ergebnisse und Diskussion 96 Tabelle 5.6: Dimensionsänderung und Änderung der Wasseraufnahme von wachsmodifizierten Holz/PPVerbunden im Vergleich zu Verbunden ohne Wachs nach 77 Tagen Lagerung im Wasser Rezeptur Dimensionsstabilität [%] Änderung der Wasseraufnahme [%] PP6102/50/1 17,30 13,56 PP6102/50/3 6,82 3,16 PP6102/50/5 -10,10 -11,60 ET141/50/1 27,77 15,90 ET141/50/3 34,70 13,43 ET141/50/5 59,80 33,92 OP/50/1 2,55 -6,26 OP/50/3 -7,25 -23,68 OP/50/5 -33,52 -35,52 Lwax/50/1 20,61 11,16 Lwax/50/3 -11,48 -12,86 Lwax/50/5 -27,86 -20,04 H22/50/1 17,40 5,05 H22/50/3 10,93 3,14 H22/50/5 14,03 -5,65 PE/50/1 31,54 18,96 PE/50/3 26,70 17,20 PE/50/5 28,88 16,92 Ergebnisse und Diskussion 97 Dimensionsändeung [%] 60 PP6102/50 ET141/50 OP/50 Lwax/50 LH/50 PE/50 40 20 0 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 -20 -40 -60 Änderung der Wasseraufnahme [%] Bild 5.45: Tendenz der Dimensionsänderung in Abhängigkeit von der Änderung der Wasseraufanhme Die Flory-Huggins Theorie beschreibt die Abhängigkeit des Quellungsgrades q von der Vernetzungsdichte des Gels. q = ((1 / 2) − χ )3 / 5 m 3 / 5 (5.5) wobei q = V /V0 den Quellungsgrad, V0 und V das Volumen vor und nach Quellung, χ den Flory-Huggins Parameter und m die Anzahl der Untereinheiten (z.B. Monomerreste) zwischen zwei Vernetzungsstellen des Gels bezeichnen. Eine Untereinheit ist genausogroß wie ein Lösungsmittelmolekül. Der Parameter χ beschreibt Wechselwirkungen zwischen Polymersegmenten und Lösungsmittelmolekülen. Daraus ergeben sich folgende drei Fälle: (1) χ <0 Die Polymersegmente werden durch die Lösungsmittel ausreichend solvatisiert. Man sagt deshalb, das Lösungsmittel ist gut. χ =0 (2) Die Lösung verhält sich atermisch. (3) χ >0 Die Polymersegmente werden durch das Lösungsmittel nicht mehr ausreichend solvatisiert. Man sagt deshalb, das Lösungsmittel ist schlecht. Bei WPC ist Holz diejenige Komponente, die für Quellung verantwortlich ist. Polypropylen ist für Wasser durchlässig, nimmt aber kaum Wasser auf. Die Hohlräume der Holzfasern werden bei Verarbeitung von WPC zusammengepresst, aber die chemische Struktur des Holzes bleibt praktisch unverändert. Da die chemische Struktur (Hemizellulose, amorphe Teile der Zellulose) für die Wasseraufnahme verantwortlich ist, 98 Ergebnisse und Diskussion quellen die Holzfasern in WPC weiter auf. Die Dynamik der Wasseraufnahme unterscheidet sich im Vergleich zu reinen Holzfasern, da diese mit Polypropylen und Additiven ummantelt sind. In der Regel nehmen WPC langsamer Wasser auf als reine Holzfasern. Es wurde bereits gezeigt, dass die Variierung der Rezeptur auch einen großen Einfluss auf die Wasseraufnahme von WPC hat. Um ein Modell für die Wasseraufnahme bei WPC in Analogie zum Flory-Huggins-Modell für Polymergele zu etablieren, müssen folgende Punkte beachtet werden: • Die Wasseraufnahme von Holzfasern hängt stark von den Holzart ab. Das heißt, diese spezifische Struktur der Faser soll durch den Parameter m beschrieben werden, der bei Polymergelen ein Maß für den Vernetzungsgrad ist. • Die Wechselwirkungen zwischen Holzfaser und Wassermolekülen soll mit dem Parameter χ beschrieben werden. Dadurch wird auch der Einfluss der Rezeptur erfasst. Den Flory-Huggins Parameter des Gels erhält man durch Osmosemessungen am unvernetzten Polymer. Da die Quellung messbar ist, kann der Vernetzungsgrad berechnet werden. Diese Methode ist bei Holz nicht anwendbar, da Holz im Wasser nicht löslich ist. Dadurch ist die praktische Anwendung der Flory-Huggins-Theorie so nicht möglich. Ergebnisse und Diskussion 5.8 99 Einfluss der Verarbeitungstechnologie auf die Eigenschaften von WPC Zur Ermittlung des Einflusses der Verarbeitung auf die Eigenschaften von WPC – Produkten wurden verschiedene Rezepturen in unterschiedlichen Herstellungsvarianten verarbeitet. Dabei wurden PP-Typ, Holzfasern und die verwendeten Additive variiert. Alle Rezepturen besaßen einen Holzanteil von 70 Gew. %. Die erstellten Mischungen wurden vier verschiedenen Verarbeitungsverfahren unterzogen, die im Detail in Kapitel 4.2 beschrieben sind. In Bild 5.46 sind die Zugfestigkeiten von Holz/PP-Verbunden mit 70 % Holzanteil in Abhängigkeit der Verarbeitungstechnologie dargestellt. Maximale bzw. minimale Werte zeigen die Unterschiede in den mechanischen Eigenschaften von WPC mit gleichem Holzanteil. Diese resultieren aus dem Einsatz unterschiedlicher PP-, Holzfaser- und Additivtypen. In den Bildern 5.47 bis 5.50 sind die Ergebnisse in gleicher Art und Weise dargestellt. Zugfestigkeit [MPa] 80 60 40 20 V3 V2 V4 ,L ite ra tu V4 r[ Se h0 4, Pu t0 4, Sv o0 2] V1 ,L it. [R ic 04 ,J V1 R S0 3] 0 Bild 5.46: Zugfestigkeit von Holz/PP – Proben mit 70 % Holzanteil in Abhängigkeit von Verarbeitungstechnologie und Rezeptur In Bild 5.46 dargestellte Ergebnisse zeigen, dass die Proben, die mit Verfahren 1 hergestellt wurden, deutlich höhere Zugfestigkeiten als direktextrudierte Proben (V4) aufweisen. So ist z.B. die Zugfestigkeit der extrudierten Proben ca. 65 % niedriger als bei den gespritzten (Tabelle 5.7). Die Literaturwerte [Eich04, Seh04, Put04, Svo02, JRS03] zeigen die gleiche Tendenz. Ergebnisse und Diskussion 100 Biegefestigkeit [MPa] 120 100 80 60 40 20 V4 Se h0 4, Pu t0 4, Sv o0 2] V4 ,L ite ra ur [ V3 V2 04 ,J R S0 3] V1 ,L ite ra tu r[ R ic V1 0 Bild 5.47: Biegefestigkeit von Holz/PP – Proben mit 70 % Holzanteil in Abhängigkeit von Verarbeitungstechnologie und Rezeptur In Bild 5.47 sind die Ergebnisse für die Biegfestigkeit dargestellt. Die ermittelten Biegefestigkeiten sowie die Literaturwerte [Eich04, JRS03] der gespritzten Proben (V1) sind deutlich höher als die der extrudierten (V4). Diese Ergebnisse wurden auch durch Ermittlung anderer Materialkennwerte wie z.B. Zug- und Biege-E-Modul oder Schlagzähigkeit (Bild 5.48 – 5.50) bestätigt. Wie in den Bildern 5.46 bis 5.48 gezeigt, korrelieren die Literaturwerte [Eich04, Seh04, Put04, Svo02, JRS03] gut mit den ermittelten Werten. Es ist eindeutig, dass die Rezepturauswahl im Vergleich zur Verarbeitungstechnologie wenig genauen Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften von WPC hat. Dieser Nachweis ist aber relativ. Wenn die mechanischen Kennwerte nur in Abhängigkeit von der Rezeptur dargestellt werden, lässt sich feststellen, dass die Unterschiede doch beachtlich sind. Die Zugbzw. Biegefestigkeit unterscheiden sich z.B. bei verschiedenen Rezepturen um bis zu Faktor 2. Ergebnisse und Diskussion 101 Zug E-Modul [MPa] 8000 6000 4000 2000 ] ut 04 ,S vo 02 V4 ,L it. [ V1 ,L it. Se h0 4, P V4 V3 V2 [R ic 04 ,J V1 R S0 3] 0 Bild 5.48: Zug-E-Modul von Holz/PP – Proben mit 70 % Holzanteil in Abhängigkeit von Verarbeitungstechnologie und Rezeptur Biege-E-Modul [MPa] 9000 7500 6000 4500 3000 1500 V3 V2 V4 [S eh 04 ,P ut 04 ,S co 02 ] V4 ,L it. V1 ,L it. [R ic 04 ,J V1 R S0 3] 0 Bild 5.49: Biege-E-Modul von Holz/PP – Proben mit 70 % Holzanteil in Abhängigkeit von Verarbeitungsverfahren und Rezeptur Ergebnisse und Diskussion 102 Schlagzähigkeit [kJ/mm2] 20 15 10 5 V4 ,L it. V4 [S eh 04 ,P ut 04 ,S vo 02 ] V3 V2 V1 ,L it. [R ec 04 ,J R V1 S0 3] 0 Bild 5.50: Charpy-Schlagzähigkeit von Holz/PP – Proben mit 70 % Holzanteil in Abhängigkeit von Verarbeitungsverfahren und Rezeptur Andere Eigenschaften wie z. B. die Wasseraufnahme zeigen ähnliche Tendenzen. Die Wasseraufnahme nach 24 Stunden Lagerung lag bei den extrudierten Proben mit 70 % Holzanteil in Abhängigkeit von der Rezeptur zwischen 3,5 und 4,1 %. Bei gespritzten Teilen lag die Wasseraufnahme zwischen 1,7 und 2,4 %. Das heißt, dass die extrudierten Proben (Verfahren 4) unter gleichen Bedingungen ca. 46 % mehr Wasser aufnehmen als die gespritzten (Verfahren 1). Tabelle 5.7: Prozentuale Unterschiede der Kennwerte zwischen gespritzten und extrudierten WPCProben Unterschied der Kennwerten zwischen nach Verfahren 1 und nach Verfahren 4 hergestellten WPC-Proben* Prüfung Zugfestigkeit [MPa] - 65 % E-Modul [MPa] - 55 % Biegefestigkeit [MPa] - 59 % Biege-E-Modul - 61 % 2 Charpy-Schlagzähigkeit [kJ/m ] - 64 % Wasseraufnahme [%] + 46 % *Die Angaben sind Mittelwerte bezogen auf die gespritzten Teile Ergebnisse und Diskussion 103 Die Aufklärung der Ursachen von so signifikanten Unterschieden in den Eigenschaften von WPC, die mit verschiedenen Verarbeitungsverfahren hergestellt wurden, ist sehr komplex. Folgende Verarbeitungsbedingungen beeinflussen die Eigenschaften von WPC sehr deutlich: • Dispergierung der Holzfaser in der Kunststoffmatrix • Vortrocknung der Faser beim Compoundieren bzw. Spritzgießen • Ungleichmäßige Abkühlung der Schmelze bei der Extrusion • Unterschiedliche Verarbeitungsdrücke bzw. Verdichtungen des Materials und • Unterschiedliche Oberflächenbildung und –struktur. Im Folgenden werden diese Einflussgrößen näher betrachtet. Im Allgemeinen werden beim Spritzgießen Compounds verarbeitet. Die Compounds werden mit Hilfe einer Compoundiermaschine vorbereitet. Bei der Direktextrusion werden die Fasern in einem Schritt mit PP und Additiven gemischt und zum fertigen Profil extrudiert. Bei der Direktextrusion ist häufig die Dispergierung der Holzfaser in der Kunststoffmatrix deutlich schlechter als beim Compoundieren. Bei Verwendung einfacher Schneckenkonfigurationen können die Fasern sogar Agglomerate bilden. Das verhindert eine Anbindung des Kunststoffs an die Holzfaseroberfläche und verursacht schlechtere mechanische und physikalische Eigenschaften des Produktes. Durch Optimierung der Schneckenkonfiguration wird es möglich, bei der Direktextrusion von WPC deutlich bessere Eigenschaften der fertigen Produkte zu erreichen. Holzfasern sowie das verarbeitungsfertige Compound müssen meistens vor dem Compoundieren und ausnahmslos vor dem Spritzgießen getrocknet werden. Bei der Direktextrusion werden aber häufig ungetrocknete Holzfasern mit ca. 10 % Feuchtegehalt verarbeitet. Ein Teil dieser Feuchtigkeit wird entgast, ein Teil (unter 2 %) verbleibt in der Schmelze. Diese Restfeuchtigkeit liegt im Werkzeug durch die hohen Drücke (150 – 300 bar), trotz höherer Temperatur (ca. 180 °C), als Wasser vor. Am Werkzeugaustritt entweicht sie als Wasserdampf. Dadurch entstehen kleine Risse bzw. Blasen im Profil, die die Faser-Matrix-Anbindung vermindern. Hierdurch werden die mechanischen Eigenschaften, wie z. B. Schlagzähigkeit oder Biegefestigkeit, aber auch die Wasseraufnahme von extrudierten Proben im Vergleich zu den gespritzten deutlich verschlechtert. In Bild 5.51 a ist deutlich zu sehen, dass sich auf der Bruchfläche mehrere „Löcher“ befinden. Diese „Löcher“ haben eine glatte Oberfläche, was darauf hinweist, dass es sich um Wasserdampfblasen handelt. In Bild 5.51 b ist die Bruchfläche einer gespritzten Probe (V1) dargestellt. Diese ist im Vergleich zu der extrudierten Probe wesentlich kompakter. Ergebnisse und Diskussion 104 a) b) Bild 5.51: REM-Aufnahme von der Bruchfläche einer a) direktextrudierten und b) gespritzten WPC-Probe mit 70 % Holzanteil Ein weiterer Grund für die schlechteren Eigenschaften von extrudierten Proben liegt in der Delamination des Profils. Diese entsteht durch ungleichmäßige Abkühlung der Schmelze in der sogenannten Kühlzone des Werkzeugs. In der Kühlzone wird das Profil von außen abgekühlt. Die Innenoberfläche des Profils liegt aber noch auf dem heißen Dorn (ca. 200 °C). Da die Temperatur in der Kühlzone unterhalb der Kristallitschmelztemperatur des Polymers liegt, bildet sich an der Oberfläche eine feste Schicht. In der Mitte des Profils liegt noch warme Schmelze vor, die schneller fließt. Delamination Bild 5.52: Delamination im Profil Der Temperaturgradient über dem Profilquerschnitt (Bild 5.53) bewirkt die Entstehung von mehreren Schichten (Bild 5.52). Die dadurch bedingte Delamination hat einen großen Einfluss auf Eigenschaften, wie z.B. Zugfestigkeit oder Wasseraufnahme. Ergebnisse und Diskussion Außenoberfläche des Profils Feststoff Tk - Kristallschmelzetemperatur des Polymers Schmelze Wanddicke Temperatur Kühlzone des Werkzeugs = 100 °C 105 TD = 180 °C Dornseite Bild 5.53: Temperaturgradient über den Profilquerschnitt Unterschiedliche Verarbeitungsdrücke und unterschiedlich gebildete Oberflächen der Probe beeinflussen die Eigenschaften ebenfalls sehr stark. Beim Spritzgießen werden die Formteile unter hohem Druck (> 2000 bar) gespritzt und auch teilweise abgekühlt. Die maximalen Extrusionsdrücke liegen bei ca. 300 bar, vor allem verläuft die Abkühlung aber drucklos. Die Verdichtung des Materials ist daher deutlich geringer als bei gespritzten Proben. Bild 5.54: Ungeschlossene Fasern auf der Oberfläche einer WPC-Probe Die gespritzten Teile zeigen sehr glatte und zum großen Teil geschlossene Oberflächen (Bild 5.54), da das Polypropylen aufgrund seiner guten Fließeigenschaften und unter dem sehr hohen Druck zuerst an die Wand des Spritzgießwerkzeugs fließt und dort sofort abgekühlt wird. Bei extrudierten Proben ist die Konzentration an ungeschlossenen Fasern auf der Oberfläche deutlich höher. Hierzu kommt, dass die Oberfläche zur Herstellung der Probekörper aus dem extrudierten Profil teilweise mechanisch bearbeitet werden muss (Fräsen). Der Einfluss 106 Ergebnisse und Diskussion der Herstellung der Probekörper (Sägen, Fräsen) auf die mechanischen Eigenschaften ist in den Bildern 5.42 bis 5.46 dargestellt. Die Unterschiede der mechanischen Eigenschaften zwischen gespritzten (V1) und aus Platten gefrästen Proben (V2) sind relativ gering und können daher vernachlässigt werden. Zusammenfassung 107 6 Zusammenfassung Ziel der vorliegenden Arbeit war es, einen Beitrag zur Charakterisierung der Eigenschaften von WPC auf Basis von Polypropylen im Zusammenhang mit dem Einfluss der Rezeptur auf die Verarbeitung dieser Werkstoffgruppe zu leisten. Die Charakterisierung der verwendeten Weichholzfasern, hinsichtlich ihrer Verarbeitungs- und Gebrauchseigenschaften in Polypropylen-Matrices hat folgende Ergebnisse gezeigt: Mit Hilfe der thermischen Analyse (TG und DSC) wurden Verarbeitungsgrenzen der Holzfasern ermittelt. Die ermittelten Ergebnisse zeigen eine Feuchtedesorption bis ca. 100 °C und den Beginn der thermischen Degradation deutlich oberhalb von 200 °C. Isotherme DSC Untersuchungen zeigen, dass auch nach 240 min bei einer Temperatur von 200 °C keine thermische Degradation der Holzfasern stattfindet. Die mechanische Belastung der Holzfasern durch eine Verarbeitung auf dem Planetwalzenextruder wurde mit Hilfe der QualScan-Analyse und der Lichtmikroskopie untersucht. Die Fasern wurden aus dem Polypropylen mit einer Soxhlet-Aparatur extrahiert. Die Ergebnisse zeigen trotz der schonenden Verarbeitung deutliche Änderungen der Holzfasergeometrie. Der Einfluss der Verarbeitung und der Anwesenheit von Holzfasern auf den Abbau von Polypropylen, vor allem bei hohen Füllgraden, wurde mittels GPC am holzfasergefüllten und reinen PP nach der Verarbeitung untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die mittleren Molekulargewichte Mw bei allen untersuchten Proben, die Holz bzw. Haftvermittler enthalten, im Vergleich zum reinen PP leicht absinken. Die sehr geringen Unterschiede zeigen, dass ein zusätzlicher Abbau von Polypropylen durch den Einfluss von Holzfasern während der Verarbeitung, kaum stattfindet. Als Schwerpunkt dieser Arbeit wurde der Einfluss der Rezeptur (Einsatz verschiedener Haftvermittler, Polypropylentypen, Gleitmittel) und Verarbeitungsparameter (Variation von Durchsatz und Drehzahl beim Compoundieren) auf die Verarbeitung und die mechanischen Eigenschaften der Verbunde untersucht. Auf der anderen Seite wurde untersucht, wie verschiedene Verarbeitungstechnologien (Direktextrusion, Extrusion aus fertigen Compounds und Spritzgießen) die Eigenschaften von WPC mit vergleichbarer Zusammensetzung beeinflussen. Zur Verifizierung des Einflusses der Rezeptur auf die Verarbeitung wurden Massetemperatur, Massedruck und Drehmoment bei der Compoundierung bzw. der Einspritzdruck beim Spritzgießen ermittelt. Mit Hilfe eines Hochdruck Kapillar Rheometers und MFR wurden diese Ergebnisse verfeinert. Die Zunahme von Massetemperatur, Masse- und Einspritzdruck bei der Verarbeitung steigender Holzanteile korreliert gut mit den ermittelten Werten der Viskosität. Um die Abhängigkeit der Viskosität vom Holzanteil mathematisch darzustellen, wurde nach geeigneten mathematischen Modellen gesucht. Es zeigt sich, dass das Modell nach Williams, Landel und Ferry (WLF) und das Modell nach Hashin sehr gut mit den experimentell ermittelten Ergebnissen korrelieren. Die Modelle nach Einstein und Mooney weichen zu höheren bzw. niedrigeren Viskositäten ab. Das Modell nach Maron und Pierce hat im 108 Zusammenfassung Vergleich zu den anderen Modellen die größte Abweichung von den gemessenen Werten. Mittels geeigneter Modelle (WLF, Hashin) war es möglich, aus den Viskositätskurven für zwei verschiedene Füllgrade einer Rezeptur die Viskositätskurven für anderen Füllgrade dieser Rezeptur zu berechnen. Bei der Konstruktion von Extrusions- bzw. Spritzgusswerkzeugen sind solche mathematische Darstellungen von großer Bedeutung. Es wurde weiter gezeigt, dass der Einsatz von verschiedenen Haftvermittlern und Gleitmitteltypen einen signifikanten Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften von WPC hat. Dem entgegen hat sich gezeigt, dass die eingesetzten PP-Typen weniger Einfluss auf die Eigenschaften des Verbundes aufweisen. Die Variation von Drehzahl und Durchsatz beim Compoundieren zeigt unerwartet kaum Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften. Im Rahmen dieser Arbeit wurde auch der Einfluss von Rezepturbestandteilen auf Wasseraufnahme und Dimensionsstabilität von WPC untersucht. Es wurde festgestellt, dass der Einsatz von bestimmten Haftvermittler-Typen in einer Konzentration von ca. 3 Gew. % die Wasseraufnahme um ca. 50 % verringert. Durch Einsatz verschiedener Gleitmittel wurde die Wasseraufnahme des Verbundes noch zusätzlich um ca. 10 bis 30 % reduziert. Es wurde auch gezeigt, dass die damit verbundene Dimensionsstabilität durch den Einsatz einiger Additive beachtlich verbessert werden kann. Um das Quellungsverhalten von WPC mathematisch darzustellen, wurde nach Analogien zur Flory-Huggins-Theorie für die Beschreibung der Quellung von Gelen gesucht. Eine theoretische Analogie wurde dabei zwar festgestellt, bedauerlicherweise wurde der Einsatz des Modells aufgrund der empirischen Ermittlung der Flory-HugginsParameter, die man durch Osmosemessung an unvernetzten Polymeren erhält [Lec03], beschränkt. Die Bestimmung dieser Parameter ist für die Holzfasern derzeit nicht durchführbar. Der Einfluss der Verarbeitungstechnologie (Direktektextrusion, Extrusion aus fertigen Compounds und Spritzgießen) auf die Eigenschaften von WPC wurde durch die Ermittlung von mechanischen Eigenschaften und auch der Wasseraufnahme an vergleichbaren Rezepturen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Einfluss der Rezeptur im Vergleich zum Einfluss der Verarbeitungstechnologie auf die Eigenschaften von WPC deutlich geringer ist. Mechanische Eigenschaften, wie z.B. Zug-, Biegeeigenschaften oder Charpy-Schlagzähigkeit, waren bei Proben, die im Extrusionsverfahren hergestellt wurden, um ca. 55 bis 65 %, geringer als bei Proben, die spritzgegossen wurden. Hinsichtlich der Wasseraufnahme zeigt sich die gleiche Tendenz. Die Wasseraufnahme von extrudierten Profilen liegt ca. 46 % höher als die von gespritzten Prüfkörpern. Die Ursachen hierfür liegen in unterschiedlichen Dispergiergüten, der Vortrocknung der Fasern beim Compoundieren bzw. Spritzgießen, der ungleichmäßigern Abkühlung der Schmelze, den unterschiedlichen Verarbeitungsdrücken bzw. Verdichtungen des Materials und auch den unterschiedlichen Oberflächenstrukturen. Abkürzungen und physikalische Größen 7 Abkürzungen und physikalische Größen Abkürzungen ABS Poly(acrylnitril-co-Butadien-co-Styrol) PP-a Ataktisches Polypropylen DMA Dynamisch-mechanische Analyse DSC Differential Scanning Calorimetrie MA-EPDM Maleinierter Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk GFK Glasfaserverstärkte Kunststoffe GPC Gelpermeationschromatografie DMDHEU Dimethylol-dihydroxy-ethylenurea i-PP Isotaktisches Polypropylen MAH Maleinsäureanhydrid MAH-PE mit Maleinsäureanhydrid gepfropftes Polyethylen MAH-PP mit Maleinsäureanhydrid gepfropftes Polypropylen MFR Melt Flow Rate m-PP Metallocenes Polypropylen PA Polyamid PC Polycarbonat PE Polyethylen POM Polyoxymethylen PP Polypropylen PS Polystyrol PVC Polyvinylchlorid REM Rasterelektronmikroskopie MA-SEBS Maleinierter (Styrol-Ethylen-Butylen-Styrol)-Terpolymer TG Thermogravimetrie WPC Wood Plastic Composites 109 Abkürzungen und physikalische Größen 110 Physikalische Größen A Materialkonstante (Carreau-Ansatz), Pa acN Kerbschlagzähigkeiten, kJ/m2 acU Schlagzähigkeit, kJ/m2 aT, aF Verschiebungsfaktoren B Materialkonstante (Carreau-Ansatz), s-1 C Materialkonstante (Carreau-Ansatz) C1, C2 Konstanten für WLF-Gleichung D Dispersion E E-Modul, MPa E* Komplexer Modul, MPa E´ Realteil des komplexen Moduls, Speichermodul, MPa E´´ Imaginärteil des komplexen Moduls, Verlustmodul, MPa ΔE Aktivierungsenergie, J/mol K Konsistenz, Pa kE Einstein-Konstante m Gewicht nach Wasserlagerung, g m0 Gewicht vor Wasserlagerung, g Mn Zahlenmittel der Molekulargewichtsverteilung, g/mol Mw Gewichtsmittel der Molekulargewichtsverteilung, g/mol n Fließindex p Druck, bar R Allgemeine Gaskonstante, J/Kmol T Temperatur, K t Zeit, s Tg Glasübergangstemperatur, °C Tm Kristallitschmelztemperatur, °C VF Volumen des Füllstoffs, m3 VP Volumen des Polymers, m3 Abkürzungen und physikalische Größen W Holzfaseranteil, % w Wasseraufnahme, % α Thermische Ausdehnungskoeffizient, K-1 γ Schergeschwindigkeit, s-1 γap Scheinbare Schergeschwindigkeit, s-1 δ Phasenwinkel, rad ε Dehnung, % εR Reissdehnung, % η Viskosität, Pa s η ap Scheinbare Viskosität, Pa⋅s ρ Dichte, g/cm3 σ Zugfestigkeit, MPa σR Reissfestigkeit, MPa σ max Maximale Zugfestigkeit, MPa τ Schubspannung, Pa φ Volumenanteil des Füllstoffs, % ω Kreisfrequenz, s-1 111 Literatur 113 8 Literatur [Ach04] Achmad, M.: Thermoplastic Microspheres as Foaming Agents for Wood Plastic Composites, International Conference Wood – Plastic Composites Vienna, 2004 [Bas04] Bastian, M., Radovanovic, I., Kurda, K.: Aufbereitungstechnik und mechanische Eigenschaften von Holz/Polypropylen-Verbunden, VDIAufbereitungstechnik, Baden-Baden, 2004 [Bat84] Batzer, H.: Polymerwerkstoffe, Technologie 2, Band III, Georg Thieme Verlag Stuttgart New York, 1984 [Bes85] Beshay, A. 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