TÄTIGKEITSBERICHT - 2013 Clear mines and save lives

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TÄTIGKEITSBERICHT - 2013 Clear mines and save lives
TÄTIGKEITSBERICHT - 2013
DEMIRA DEUTSCHE MINENRÄUMER e.V.
| TÄTIGKEITSBERICHT - 2013
Humanitarian Mine Clearance
Explosive Ordnance Disposal
Emergency Medical Service
Explosives Detection Dogs
Clear mines and save lives
Inhalt
Inhalt ................................................................................................................................................... 2
DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. ................................................................................................ 3
Minen- und Kampfmittelräumung in Bosnien und Herzegowina ........................................................ 5
Unterstützungsmission in der Volksrepublik Laos .............................................................................. 8
Fact-Finding Missions im Jemen und im Tschad ............................................................................... 9
Battle Area Clearance und Ausbildung von Minenräumern in Libyen .............................................. 11
Einführung einer Compliance-Richtlinie ........................................................................................... 14
Gender- und Diversity-Aspekte in der Humanitären Minen- und Kampfmittelräumung ................... 15
Qualitätsstandards bei der Arbeit von DEMIRA ............................................................................... 16
Vorbereitungen für die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems ........................................ 17
Finanzbericht .................................................................................................................................... 18
Geldgeber und Partner ..................................................................................................................... 22
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DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V.
Unsere Vision ist eine minenfreie Welt.
gebieten dieser Welt ein besseres und vor
allem sichereres Leben zu bieten:
Dieser Vision fühlen wir uns täglich in unserem weltweiten Kampf gegen Landminen
verpflichtet.
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DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. ist eine
humanitäre, gemeinnützige Nichtregierungsorganisation (NRO), politisch unabhängig
und weltanschaulich neutral, die 1996 gegründet wurde, um den Menschen in ehemaligen Kriegsgebieten mit humanitärer Minenräumung, Kampfmittelräumung (engl. Explosive Ordnance Disposal, EOD) sowie medizinischer Notversorgung zu helfen.
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DEMIRA leistet Unterstützung unabhängig
von Rasse, Geschlecht, Religion und politischer Gesinnung.
Humanitäre Minenräumung
Kampfmittelräumung (EOD)
Forschung und Entwicklung von mechanischen Minenräumgeräten
Erkundung und Lagebeurteilung
Katastrophenhilfe
Medizinische Notfallversorgung
Ausbildung und Einsatz von Minenund Sprengstoffspürhunden
Test und Evaluierung von Entminungsausrüstung und Räumtechnologie
Zusammenarbeit mit europäischen
und internationalen Organisationen
und Regierungen
Nähere Informationen über unsere Leistungen und Einsätze finden Sie auch auf unserer Website: www.demira.org.
DEMIRA übernimmt die folgenden Aufgaben,
um Menschen in den verschiedenen Krisen-
Organisatorischer Aufbau von DEMIRA
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Organigramm von DEMIRA
Unsere Einsatzländer seit 1996
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Minen- und Kampfmittelräumung in Bosnien und
Herzegowina
Manuelle Qualitätskontrolle nach mechanischer Minenräumung
Die meisten betroffenen Gemeinden liegen
im ländlichen Raum. Landwirtschaftliche
Flächen sind somit am stärksten betroffen. In
zwei Dritteln dieser kontaminierten Gemeinden werden Rückkehrer angesiedelt.
Minenbedrohung vor Ort
Seit dem Jahr 2000 ist DEMIRA mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes, der Europäischen Union und des International Trust
Fund for Demining and Mine Victims Assistance (ITF) in Bosnien und Herzegowina
im Bereich der Humanitären Minen- und
Kampfmittelräumung aktiv.
Der aktuelle Jahresbericht 2011 des Bosnia
and Herzegovina Mine Action Centers
(BHMAC) beziffert die Gesamtverdachtsfläche auf 1.340 km² oder 2,6% des Territoriums von Bosnien und Herzegowina. Diese
Gesamtfläche teilt sich auf 1.631 einzelne
Gemeinden auf und entspricht somit 28% der
Gemeinden im Staatsgebiet mit 921.513
betroffenen Personen.
Die letzte Evaluation der Minensituation vor
Ort aus dem Jahre 2007 ergab, dass immer
noch 1.631 Gemeinden direkt von Minen und
Blindgängern (UXO) betroffen sind. Die Zahl
der betroffenen Personen wurde mit 921.513
angegeben. Von diesem Personenkreis lebten 154.538 Menschen in Hochrisikogebieten
(high impacted areas), 342.550 in Gebieten
mit mittlerem Risiko (medium impacted
areas) und 424.425 in Gebieten mit geringem
Risiko (low impacted areas).
Die Anzahl der noch im Boden verbliebenen
Minen und Blindgänger wird dabei auf etwa
200.000 Stück geschätzt.
Seit 1992 wurden 7.983 Minenunfälle in Bosnien und Herzegowina gemeldet; die Dunkelziffer dürfte aber um einiges höher liegen. Im
Zeitraum zwischen 1996 bis 2011 wurden
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1.678 Menschen Opfer von Minen und Blindgängern. Dabei verloren 587 Menschen ihr
Leben.
über die Projektfortschritte der einzelnen
Minenräumorganisationen auf den von ihnen
zu bearbeitenden Flächen verlangt, welche
seitens DEMIRA kontrolliert,ausgewertet und
zusammenfassend dem Auswärtigen Amt
vorgelegt wurden.
Räumung von Wirtschafts- und Kulturflächen im Rahmen der Deutschen Humanitären Hilfe
Zur Räumung der verminten Flächen wurde
der sogenannte „Toolbox Approach“ angewandt. Unter dieser Bezeichnung versteht
man den kombinierten Einsatz von manueller
Minenräumung, maschineller Vorbereitung
der Flächen und den Einsatz von Minenspürhunden.
Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit von
DEMIRA in Bosnien und Herzegowina liegt
auf der Räumung von Wirtschafts- und Kulturflächen, um diese wieder der zivilen Nutzung zuführen zu können. Des Weiteren sind
wir bestrebt, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten,
indem wir lokale Minenräumorganisationen
an unseren Projekten beteiligen.
In diesem Rahmen wurden im Jahr 2013,
gefördert durch das Auswärtige Amt und in
Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Sarajevo sowie dem BHMAC, insgesamt zehn verminte Flächen auf dem gesamten Staatsgebiet von Bosnien und Herzegowina ausgewählt. Diese sollten durch
DEMIRA und ortsansässige Organisationen
geräumt werden. Hierbei handelte es sich in
erster Linie um land- und forstwirtschaftlich
nutzbare Gebiete sowie um Flächen in unmittelbarer Nähe von Siedlungen.
Fundstücke: 8 Stück Antipersonenminen PMA 3; Deckel
einer Antifahrzeugmine TMA 3
Um die Transparenz und die ordnungsgemäße Verwendung der Mittel aus der deutschen
Humanitären Hilfe zu gewährleisten, wurden
zunächst alle Flächen zu geografisch zusammenhängenden Gebieten zusammengefasst. Diese wurden anschließend gemäß
den in Deutschland gültigen Vorschriften,
insbesondere der Bundeshaushaltsordnung
(BHO) in einem Bieterwettbewerb ausgeschrieben. Alle interessierten Organisationen,
sowohl kommerziell arbeitende Firmen als
auch nichtkommerziell agierende Nichtregierungsorganisationen
(engl.
Nongovernmental Organisations, NGO) konnten
daraufhin ihre Angebote abgeben, welche in
Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Sarajevo ausgewertet wurden. Voraussetzung für die Akzeptanz der einzelnen
Angebote war eine Verpflichtung der Anbieter
auf die Einhaltung einer in den Verträgen
enthaltenen Anti-Korruptionsklausel gemäß
geltendem deutschem Recht. Diejenigen
Organisationen, welche als Gewinner aus der
Ausschreibung hervorgingen, wurden zudem
zusätzlich in die spezifischen ComplianceRichtlinien und die Auswirkungen einer
Nichtbefolgung eingewiesen.
Innerhalb der vier Monate Projektlaufzeit von
September bis Dezember konnten auf diese
Weise ca. 350.000 m² Land zur zivilen Nutzung an die Bevölkerung zurückgegeben
werden. Dabei wurden insgesamt 67 Antipersonenminen, 4 Antifahrzeugminen und 39
Blindgänger vernichtet.
Sozio-ökonomisches Entwicklungsprojekt
gefördert durch die Europäische Union
Im Rahmen der Humanitären Minen- und
Kampfmittelräumung vergibt die Europäische
Union regelmäßig Projekte in Bosnien und
Herzegowina, um das Leid der dort betroffenen Bevölkerung zu mindern und um die
sozio-ökonomische Entwicklung des Landes
voranzutreiben.
Im Rahmen eines derartigen Projektes erhielt
DEMIRA den Zuschlag für die Räumung von
etwa 800.000 m² verminter, landwirtschaftlicher Nutzflächen. Zudem sollten in dem veranschlagten Zeitraum von 19 Monaten, zur
Unterstützung der sozio-ökonomischen Entwicklung in Bosnien und Herzegowina, 30
Jugendliche in landwirtschaftlichen Berufen
ausgebildet werden.
Als weitere Kontrollinstanz der Arbeiten vor
Ort wurden regelmäßige Zwischenberichte
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dar. Seit dem Ende des Jugoslawienkrieges
ist nicht klar, inwieweit die militärisch wichtige
Anlage von Minen und Blindgängern betroffen ist. Aufgrund dieser fehlenden Informationen wurde die Instandhaltung der Anlage
nur mangelhaft fortgesetzt, so dass derzeit
keine Stromversorgung entlang der Zufahrtswege zu den Munitionsbunkern besteht
und somit die Beleuchtungseinrichtungen
nicht ordnungsgemäß funktionieren. Die umliegenden Gemeinden wären bei einer Explosion im Depot extrem gefährdet. Die Gefahr
durch unbefugtes Betreten des Depots ließe
sich durch die Ausleuchtung und das Anbringen von elektronischen Sicherungsanlagen
signifikant reduzierten.
Gewächshäuser der Jugendkooperation errichtet mit
Mitteln der EU
Während die Räumarbeiten durch Fachpersonal von DEMIRA unter Einsatz des bereits
zuvor genannten „Toolbox Approaches“
durchgeführt wurden, fand die Ausbildung
der Jugendlichen in Zusammenarbeit mit
unserer Partner-NGO IPAK aus der Gemeinde Tuzla statt. Dieser betreibt mehrere Einrichtungen zur Betreuung von Jugendlichen
in Bosnien und Herzegowina. Zur Realisierung des Projektes wurde eine Jugendkooperation gegründet, in der die landwirtschaftliche Ausbildung durchgeführt wurde. Dabei
wurden insgesamt acht Gewächshäuser errichtet und von der Kooperation selbstständig
betrieben. Die so erzeugten landwirtschaftlichen Güter werden lokal verkauft und kommen der Kooperation zugute.
Ziel unseres Räumprojektes in Krupa war es,
eine Trasse für die Errichtung einer 10 kV
Stromleitung zur Instandsetzung der Beleuchtungseinrichtungen zu räumen. Dazu
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wurde von DEMIRA Fläche von 32.620 m
innerhalb von drei Monaten bearbeitet. Dabei
mussten die Räumarbeiten aufgrund der
schwierigen Geländebedingungen manuell
erfolgen; nur zur Qualitätssicherung konnte
auf Minenspürhunde zurückgegriffen werden.
Minen- und Kampfmittelräumung am Munitionsdepot Krupa
Munitionsüberbestände, Munitionslagerung
und die damit verbundenen Risiken sind
nach wie vor ein großes Problem in Bosnien
und Herzegowina. Viele Nationen, unter
ihnen Deutschland, aber auch Organisationen wie die UN, die OSZE und die NATO
haben sich bereits mit dem Problemfeld bemüht, allerdings ohne dieses gänzlich lösen
zu können.
Mitarbeiter der Deutschen Botschaft, DEMIRA und des
BHMAC bei der Übergabe der geräumten Trasse
Mit der geräumten Fläche im Munitionslager
Krupa hat Deutschland die Voraussetzung
geschaffen, dass dieses Munitionsdepot auf
einen international anerkannten Standard
umgebaut werden kann. Indirekt tragen wir
damit einmal mehr zur Sicherheit der bosnisch-herzegowinischen Bürger bei.
So stellt zum Beispiel das Munitionsdepot
Krupa nahe der Gemeinde Hadžići immer
noch eine signifikante Bedrohung für die
Bevölkerung der umliegenden Ortschaften
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Unterstützungsmission in der Volksrepublik Laos
Streumunitionssuche auf einem Feld in Laos
Im Rahmen der Kooperation innerhalb der
Humanitären Minen- und Kampfmittelräumung unterstützte DEMIRA die deutsche
Organisation SODI vom 12. Mai 2013 bis 11.
Juli 2013 bei ihrer Arbeit in der Volksrepublik
Laos.
Während dieses zweimonatigen Einsatzes in
der Volksrepublik Laos konnten wir unsere
Partnerorganisation erfolgreich im Management ihrer Minenräumprojekte vor Ort unterstützen, so dass größere Unterbrechungen
im Programmablauf vermieden und die geplanten Projekte in der Minen- und Kampfmittelräumung durchgeführt werden konnten.
Primäres Ziel der Mission war es, in der Zeit
der Abwesenheit des SODI Programme Managers vor Ort bis zum Eintreffen des neuen
Country Directors die formale Managementstruktur innerhalb des Programms zu gewährleisten. Zudem sollte DEMIRA eine Einschätzung über praktische Umsetzung der
Räumaktivitäten von SODI abgeben, diese
mit internationalen Standards vergleichen
und Vorschläge für Verbesserungspotentiale
zu unterbreiten.
Des Weiteren unterbreiteten wir den Verantwortlichen vor Ort eine Reihe von Vorschlägen, wie die Räumaktivitäten und auch die
Ausbildung der lokalen Kräfte in Laos noch
besser mit den internationalen Standards in
diesem Bereich vereinheitlicht werden können.
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Fact-Finding Missions im Jemen und im Tschad
Mitarbeiter von DEMIRA bei der Inspektion von Ausrüstung im Tschad
Minensituation im Tschad und im Jemen
Der Jemen ist seit dem nordjemenitischen
Bürgerkrieg 1962 mit Landminen belastet.
Die sich daran anschließenden Konflikte,
insbesondere in jüngster Zeit haben die Minenproblematik im Land weiter verschärft. Im
Jahr 2014 erklärte das Yemen Executive
Mine Action Center (YEMAC), dass insgesamt 7,2 km² des Landes definitiv mit Minen
verseucht wären (Confirmed Mined Areas,
CMA). Dazu kommen noch 132 km² als möglicherweise gefährlich erachtete Gebiete
(Suspected Hazardous Areas, SHA). Bis
2012 wurden im Jemen 5.785 Opfer von
Landminen oder Blindgängern (UXO) gezählt.
Die Republik Tschad erlebte seit ihrer Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich
im Jahre 1960 wiederholt bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen
rivalisierenden inländischen Gruppen und
Grenzkonflikte mit den benachbarten Ländern Libyen und Sudan. Aus diesen Konflikten resultiert die hohe Belastung des
Tschads durch Minen und Blindgänger.
Der Norden des Landes wurde jahrelang
durch Libyen beansprucht, was auf unklare
Grenzregelungen in der Kolonialzeit zurückzuführen war. Unter Muhammar Al-Gaddafi
besetzen libysche Truppen einen Streifen
von ca. 100 km Breite entlang der LibyschTschadischen Grenze, den so genannten
Aouzou-Streifen.
Der Jemen unterzeichnete die OttawaKonvention zum Bann von Antipersonenminen im Jahr 1997 und ein Jahr später nahm
das National Mine Action Committee (NMAC)
seine Arbeit auf. Aufgrund der instabilen
Situation war das Land bisher nicht in der
Lage, alle verminten Gebiete innerhalb der
vorgegebenen Zeit bis 2009 zu räumen und
hat deshalb um eine zweifache Verlängerung
Seit Beginn des Krieges in Darfur/Sudan gab
es zudem wiederholt Streitigkeiten mit dem
Nachbarn Sudan.
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des ursprünglich veranschlagten Zeitraums
bis 2020 gebeten.
tigt und dem Auswärtigen Amt zur Beurtielung vorgelegt.
Aufgaben der Fact-Finding Missions
Ergebnisse der Fact-Finding Missions
Gegenstand der kombinierten Fact Finding
Mission, die DEMIRA im Auftrag des Auswärtigen Amtes durchführte, war die Überprüfung der bisher erreichten Ziele in durch die
Bundesrepublik Deutschland geförderten
Projekten der Minenräumung sowohl im
Tschad wie auch im Jemen. Dabei sollte das
Hauptaugenmerk vor allem auf die Beurteilung von Relevanz, Effizienz, Effektivität,
Nachhaltigkeit und Wirksamkeit der jeweils
eingesetzten Instrumente und Maßnahmen
sowie der finanziellen und personellen Ressourcen und ebenso deren Eignung zur Erreichung der langfristigen Ziele gelegt werden. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen
war DEMIRA beauftragt, Empfehlungen zu
erarbeiteten, wie die angewendeten Instrumente und Maßnahmen, Prozesse und
Strukturen gegebenenfalls optimiert werden
können.
Während die Projektziele für beide Länder
nahezu gleich waren, waren die jeweiligen
Indikatoren der Zielerreichung sehr unterschiedlich. Dies spiegelte sich auch in den
unterschiedlichen Projektergebnissen wieder.
Die Evaluation der Minenräumtätigkeiten im
Tschad ergab ein gemischtes Bild. Obwohl
die
Implementierungsorganisation
sehr
transparent arbeitet und alle geforderten
Unterlagen ohne Zeitverzögerung beschafft
werden konnten, blieben dennoch einige
Fragen bezüglich des aktuellen Stillstandes
des Projektes offen. Durch die Beteiligung
der Organisationen UNMAS und MAG hätten
diese Fragen wahrscheinlich geklärt werden
können, jedoch satnden die verantwortlichen
Mitarbeiter im betreffenden Zeitraum nicht
zur Verfügung.
Die Implementierungsorganisation selbst ist
personell sehr gut ausgestattet und weist
eine für die vorliegende Aufgabe geeignete
Organisationsstruktur aus. Die eingesetzten
Kräfte sind sehr gut ausgebildet und hochmotiviert, die Arbeiten zum nächstmöglichen
Zeitpunkt fortzusetzen.
Mitarbeiter von DEMIRA im Gespräch mit tschadischem
Minenräumpersonal
Die wichtigste Komponente dieser FactFinding-Mission waren die Reisen in den
Jemen und den Tschad um sich bei Gesprächen mit Verantwortlichen in der humanitären
Minen- und Kampfmittelräumung ein reelles
Bild über die Situation im Land und die Aktivitäten internationaler Organisationen und
Geldgeber zu verschaffen.
Ausbildung von Minensuchhunden im Jemen
Das Minenräumprogramm im Jemen wird seit
Jahren nahezu allein durch das Yemen Mine
Action Centre (YEMAC) betrieben und erhält
nur geringe Unterstützung durch das United
Nations Development Programme (UNDP).
Dennoch wurden während der Evaluierung
zahlreiche Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten festgestellt, die aber leicht durch geeignete Maßnahmen und Unterstützung behoben werden können.
Im Anschluss an die Reisen wurde jeweils
ein eigener Report für beide Länder angefer-
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Battle Area Clearance und Ausbildung von Minenräumern in Libyen
Räumung von Munitionsresten in Libyen durch Mitarbeiter von DEMIRA
Sicherheitslage in Libyen
Die beschränkte Handlungsfähigkeit der Regierung hat auch Folgen für die Sicherheit im
Land. Noch immer gibt es zahlreihe Milizen,
die sich bisher standhaft weigern ihre Waffen
abzugeben, sich aufzulösen und das staatliche Gewaltmonopol anzuerkennen.
Nach dem Ende des Gaddafi-Regimes in
Libyen bildete das National Transitional
Council (NTC) eine Übergangsregierung. und
übergab die Regierungsgeschäfte im August
2012 an das erste demokratisch gewählte
Parlament, den General National Congress
(GNC).
Als letzte Schlacht des Befreiungskrieges
wird der Angriff auf Bani Walid im Oktober
2012 angesehen. In dieser Stadt sollen sich
Angehörige der Khamis Brigade und Khamis
Gaddafi selbst aufgehalten haben. Dort wurde auch Omar Shaaban, der 22-jährige aus
Misrata, der Gaddafi gefangengenommen
hatte, festgehalten und so schwer gefoltert,
dass er kurz nach seiner Befreiung in einem
französischen Krankenhaus am 25. September 2012 verstarb. Was zuerst als ein Angriff
einer Miliz aus Misrata auf die Stadt begann,
wurde schnell von den offiziellen Streitkräften
unter Führung des Stabschefs Generalmajor
Yousef Mangoush unterstützt. Jedoch war
Nach den Wahlen am 14. Oktober 2012
übernahm das neu gewählte Kabinett unter
Premierminister Ali Zeidan am 18. November
2012 die Regierungsgeschäfte.
Die politische Lage in Libyen ist jedoch weiterhin schwierig. Dies zeigt sich unter anderem in der Ablehnung von vier Ministern des
Zeidan-Kabinetts durch die Integrity Commission und die laufenden Untersuchungen
gegen vier weitere Minister. Ein weiterer Minister trat kurz nach seiner Ernennung vom
Amt zurück, so dass zeitweilig neun Miniserien ohne Leitung waren.
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nie ganz klar inwieweit Maj Gen Mangoush
seine Truppen wirklich kontrollieren kann.
sollen in Zukunft unter der Führung des Zliten
Demining Committee arbeiten und in Teams
im Stadtgebiet Zliten eingesetzt werden um
verstreute Blindgänger (UXO) zu sammeln
und die Minenfelder um die Stadt herum zu
markieren.
Der Angriff auf das US-Konsulat und der Tod
von Botschafter Stevens ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Libysche Staat noch
nicht für Sicherheit im Land sorgen kann.
Minensituation in Libyen
Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges und
den bewaffneten Auseinandersetzungen mit
den Nachbarländern Ägypten in Jahre 1977
und dem Tschad in den Jahren 1980 bis
1987, zählt Libyen zu einem der am stärksten
von Minen und Blindgängern betroffenen
Länder der Welt.
Der bewaffnete interne Konflikt zwischen der
Regierung des Machthabers Muammar al
Gaddafi und den oppositionellen Gruppen um
Abdul Hakim Ghoga begann mit dem „Tag
des Zorns“ am 17. Februar 2011 und hinterließ erneut eine große Anzahl von Minen,
Blindgängern und gelagerter Munition in zerstörten Depots.
Ausbildung lokaler Minenräumkräfte in Libyen
Für die Ausbildung der libyschen Kräfte wurde von DEMIRA ein eigenes Konzept erarbeitet, welches die internationalen Standards
mit weiteren Trainingselementen, wie zum
Beispiel von der UN bereitgestellten Kursen
zum Verhalten in Einsatzländern, verknüpft.
Von Regierungsseite wurden in einigen Gegenden auch Geschosse mit Streumunition
gegen die Aufständischen eingesetzt.
Ein weiterer Schwerpunkt in Libyen lag auf
der Erprobung neuer schwerer Einsatzfahrzeuge, die an Stelle der üblicherweise in der
Humanitären Hilfe verwendeten leichteren
Fahrzeuge, wie Pick-Ups oder TOYOTA
Landcruiser, treten sollten. Es zeigte sich
dabei, dass dieses neue Fahrzeugkonzept
deutliche Vorteile gegenüber den herkömmlichen Einsatzfahrzeugen aufweist.
Während sich der politische Widerstand in
Bengasi geformt hat und die Revolution von
hier ihren Anfang nahm, fanden die heftigsten bewaffneten Auseinandersetzungen in
den Städten Misurata, Taurgha, Bani Walid,
Sirte und Zliten statt.
Zudem wurde das Libysche Öldreieck zwischen den Städten Ajdabiya, Braygah, As
Sidrah und Ras Lanuf stark vermint.
Auch das Eingreifen der NATO in den libyschen Bürgerkrieg führte zu weiteren Belastungen. Die Städte Hun und Waddan in der
südlichen Provinz Al Jufrah waren wichtige
Militärstützpunkte mit Flughäfen, vielen Munitionsdepots und Gebäuden für die Militärverwaltung. Aus diesem Grund waren beide
Städte Ziele für mehrere NATO-Luftschläge.
DEMIRA Fuhrpark in Libyen
Ausbildung von lokalen Kampfmittelräumern
In Fortsetzung unseres Projektes in Libyen
wurde zunächst ein Auffrischungstraining
unter lokalen Bedingungen vom 25. bis 31.
März 2013 für das Personal von DEMIRA
und die lokalen Kräfte durchgeführt. Der theoretische Teil des Auffrischungstrainings für
unsere Libyschen Mitarbeiter wurde am 04.
April 2013 mit einem schriftlichen Test abge-
Bereits seit dem Jahr 2012 ist DEMIRA in
Libyen durch Förderung des Auswärtigen
Amtes aktiv. Auf dringenden Wunsch des
Libyan Mine Action Centers (LMAC) wurden
dabei 20 ehemalige Freiheitskämpfer in der
Minenräumung ausgebildet. Diese Personen
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Battle Area Clearance
schlossen, den alle Teilnehmer erfolgreich
ablegten. Der praktische Teil begann am 07.
April 2013 auf der Fläche in Dafnia und endete am 14. April 2013.
Ebenfalls seit dem Vorjahr betreibt DEMIRA
die Räumung ehemaliger Kampfgebiete
(engl. Battle Area Clearance, BAC) in Libyen.
Dabei wurden in der Provinz Al Jufrah über
900.000 m² geräumt, wobei etwa 5.000 Stück
Munition mit einem Gesamtgewicht von ca.
65 t vernichtet werden konnten. Die gesäuberten Flächen wurden anschließend für die
zivile Nutzung freigegeben.
Durch die Arbeit eines gemischten Teams
aus erfahrenen Mitarbeitern von DEMIRA
und den neu angelernten libyschen Kräften
konnten über 4.000 m² Fläche entlang einer
Minensperre geräumt werden. Zudem wurden ca. 420 m³ Erdhaufen abgetragen, wobei
1.672 Stück Munition unschädlich gemacht
werden konnten.
Während einer Battle Area Clearance aufgefundene
Munitionsrückstände
Sucharbeiten entlang der Minensperre
Im Jahr 2013 wurden auch diese sehr gefährlichen Arbeiten weiter fortgeführt. So konnten
nochmals nahezu 600.000 m² ehemaligen
Kampfgebietes von ca. 15 t Altlasten befreit
werden.
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Einführung einer Compliance-Richtlinie
gen, bei denen die größte Gefahr von Korruption besteht.
Aus den Erfahrungen der Entminungsprojekte auf dem Balkan und in anderen Krisensituationen, aber auch durch Forderungen
seitens der internationalen Mittelgeber, beschäftigt sich DEMIRA schon seit längerem
mit den Themen Korruption und unsachgemäßer Verwendung von bereitgestellten Mitteln. Insbesondere um auf das in diesem
Jahr durchgeführte Vergabeprojekt zur Minenräumung in Bosnien und Herzegowina
vorbereitet zu sein, bedurfte es einer Reihe
von Maßnahmen auf diesem Gebiet.
Konkret schreibt die Richtlinie für die Auftragsvergabe ein klar strukturiertes Verfahren
vor, welche nach objektiv nachvollziehbaren
Kriterien abläuft. Dabei ermöglicht sie es
aber auch, im Rahmen von Sofortmaßnahmen in humanitären Katastrophenfällen Sonderregelungen festzulegen, um den betroffenen Menschen vor Ort schnell und unkompliziert die benötigte Hilfe zukommen zu lassen.
In diesem Fall wird aber ein besonderer, über
das normale Verfahren der Auftragsvergabe
hinausgehender Fokus auf die entsprechende Dokumentation der Fälle gelegt, so dass
eine größtmögliche Transparenz und Nachvollziehbarkeit gewähreistet wird.
Im Zuge dieser Entwicklungen hat sich DEMIRA, ergänzend zur bereits seit Jahren
eingeführten Stabsstelle Korruptionsvorbeugung, entschieden, eine interne Richtlinie zur
Compliance zu erarbeiten. An deren Einhaltung sollen nicht nur unsere eigenen Mitarbeiter gebunden sein, sondern es sollen auch
von uns beauftragte externe Organisationen
und Unterauftragnehmer auf diese verpflichtet werden können. Für die Ausarbeitung
dieser Compliance-Richtlinie konnten wir die
renommierte Rechtsanwaltssozietät ROXIN
als Partner gewinnen.
Besonderer Wert wird auch auf die konsequente Einhaltung des „Vier-Augen-Prinzips“
bei allen Aktivitäten, die in Zusammenhang
mit Finanztransaktionen stehen, gelegt. Dies
bedeutet insbesondere, dass in derartigen
Fällen stets mindestens zwei Mitarbeiter von
DEMIRA anwesend sind und das Rechnungsprüfung und Zahlungsfreigabe durch
unterschiedliche Stellen erfolgen. Besonders
sensible Zahlungen unterliegen zudem einer
zusätzlichen inhaltlichen Kontrolle.
Als Compliance bzw. Regeltreue (auch Regelkonformität) wird die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien, aber auch von freiwilligen Kodizes, in Organisationen bezeichnet.
Ein wesentliches Element ist dabei auch die
Verhinderung von Korruption und anderen
unerlaubten Handlungen.
Für die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern legt die Richtlinie die Existenz eines
schriftlichen Vertrages mit DEMIRA als verbindlich fest, in dem die Rechte und Pflichten
der einzelnen Vertragspartner explizit geregelt sind. Dabei ist auch die Angemessenheit
der Leistungen des Geschäftspartners im
Verhältnis zu den dazugehörigen Zahlungen
zu überprüfen und zu dokumentieren.
Insbesondere in Ländern mit hoher Arbeitslosenquote und niedrigem Lebensstandard
herrscht häufig eine abweichende Auffassung zur Einhaltung von Recht und Gesetz,
so dass eine Verpflichtung von Unterauftragnehmern aus derartigen Ländern auf die
zuvor erwähnte Compliance-Richtlinie mit
Androhung von entsprechend wirksamen
Konsequenzen bei Missachtung notwendig
erscheint.
Ein letzter wesentlicher Aspekt der Compliance-Richtlinie betrifft die bevorzugte Abwicklung aller Zahlungstätigkeiten auf elektronischem Wege auf Basis von Rechnungen
und der weitestgehende Verzicht auf Barzahlungen. Letztere sollten nur im Ausnahmefall
zulässig sein und müssen nachvollziehbar
dokumentiert werden.
Konkret enthält die DEMIRA ComplianceRichtlinie, neben der Selbstverpflichtung zur
Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien,
Aussagen zum korrekten Umgang mit Geschenken und Sachspenden, zur Buchhaltung und zur externen Kommunikation.
Wir hoffen mit der Einführung und strikten
Anwendung dieser Compliance-Richtlinie
einen Beitrag zur Korruptionsbekämpfung in
der Humanitären Hilfe zu leisten und über
unsere eigenen Tätigkeiten noch besser
Rechenschaft ablegen zu können.
Den größten Umfang nehmen jedoch die
Themen Projektplanung und insbesondere
die Auftragsvergabe ein. Diese beiden Aspekte sind der Erfahrung noch auch diejeni-
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Gender- und Diversity-Aspekte in der Humanitären Minen- und Kampfmittelräumung
Frauen, Mädchen, Jungen und Männer sind
von Minen und Blindgängern auf unterschiedliche Art und Weise betroffen und müssen
daher jeweils in einer Form unterstützt werden, die auf ihre individuellen Bedürfnisse
Rücksicht nimmt.
Geschlechtsspezifische Mobilitäts- und Rollenmuster sowie Verantwortlichkeiten führen
dazu, dass Frauen und Männer unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Gruppenzugehörigkeit unterschiedliche Informationen
darüber haben, welche Bereiche in ihren
Gemeinden mit Minen und Blindgängern
kontaminiert sind. Ebenso haben sie jeweils
unterschiedliche Prioritäten bei Räumung
und Nutzbarmachung der einzelnen Flächen.
Darüber hinaus beeinflussen Machtdynamiken aufgrund von Geschlecht, Alter und anderen gesellschaftlichen Dimensionen die
Möglichkeit, aktiv an Datenerfassungs- und
Entscheidungsprozessen teilnehmen zu können. Daraus resultieren ungleiche Chancenverteilungen.
Aber nicht nur geschlechtsspezifische Aspekte können zu einer Informations- sowie Prioritätsasymmetrie bei Einsätzen führen. Ganz
allgemein müssen stets alle Anspruchsgruppen, nicht nur geschlechtsspezifische, bei der
Projektrealisierung berücksichtigt werden. So
bilden zum Beispiel in ehemaligen Konfliktgebieten die sich vorher feindliche gegenüberstehenden Bevölkerungsteile eigene
Anspruchsgruppen mit zum Teil deutlich unterschiedlichen Anforderungen und Zielen.
Gender und Diversity Mainstreaming im
Rahmen der Humanitären Minen- und
Kampfmittelräumung sind nicht singulär mit
dem Begriff der Gleichheit verknüpft, sondern
haben auch einen wesentlichen Einfluss auf
den Aspekt der Qualität. Durch sie wird der
Prozess der Landfreigabe deutlich verbessert, da sie evidenzbasierte Entscheidungen
unter größtmöglichen Informationsvielfalt
ermöglichen, das Vertrauen in die Sicherheit
der geräumten Flächen steigern können und
somit zu nachhaltigeren Ergebnissen führen.
Qualität richtet sich im Hauptbezug am Kunden aus. Im Bereich der Humanitären
Kampfmittelräumung, darüber hinaus aber
auch in allen anderen Bereichen der Humani-
tären Hilfe, müssen Frauen, Mädchen, Jungen, Männer und andere Gruppen jeweils als
Kunden betrachtet werden, die sich durch
zum Teil äußerst heterogene Bedürfnisse,
Prioritäten und Anforderungen auszeichnen.
Dementsprechend müssen in entsprechenden Gender und Diversity Analysen die potentiellen Kundengruppen zuerst bestimmt
werden, insbesondere diejenigen aus unterrepräsentierten
Bevölkerfungsschichten.
Anschließend sind die Überschneidungen,
Interdependenzen aber auch die Grenzen
zwischen diesen Kundengruppen zu analysieren und darauf aufbauend Strategien zu
entwickeln, durch welche alle Kunden Informationen über die Prioritäten und Anforderungen im Rahmen der Räumaktivitäten erhalten.
Parallel dazu gilt es, die Kriterien und Indikatoren für die Zufriedenheit der unterschiedlichen Kundengruppen zu bestimmen. Ebenso
sind die einzelnen Aktivitäten in der Minenund Kampfmittelräumung so auszurichten,
dass die Projektergebnisse möglichst viele
der zuvor ermittelten Kriterien erfüllen. Nur so
kann gewährleistet werden, dass alle Anspruchsgruppen fairen und gleichen Nutzen
aus Humanitären Minen- und Kampfmittelräumprojekten ziehen.
Beispielhaft soll hier unsere Arbeit in Bosnien
und Herzegowina unter diesem Aspekt kurz
skizziert werden. Hier liegt der Schwerpunkt
weniger auf der Gender-Thematik als viel
mehr auf der Berücksichtigung der im Land
lebenden Volksgruppen, die sich im Krieg
feindlich gegenüberstanden.
Um hier eine, zumindest subjektiv wahrgenommene Bevorzugung einzelner Gruppen
zu vermeiden, ist DEMIRA seit Beginn der
Aktivitäten in Bosnien und Herzegowina in
allen Landesteilen tätig um so sowohl bosnische, kroatische, serbische aber auch gemischte Gemeinden durch die Räumung von
Minenfeldern zu entlasten. Zudem setzen wir
seit Anfang an gemischte Räumteams ein, in
denen die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu gleichen Teilen berücksichtigt
werden. Auf diese Weise versuchen wir, die
Anforderungen der einzelnen Anspruchsgruppen in unseren Einsatzländern zu erfüllen.
Qualitätsstandards bei der Arbeit von DEMIRA
Für die erfolgreiche und nachhaltige Implementierung von Projekten in der Humanitären
Minenräumung, aber auch in allen anderen
Gebieten der Humanitären Hilfe, ist es notwendig, dass die geleisteten Arbeiten bestimmten Qualitätsstandards entsprechen.
Dabei muss jedoch beachtet werden, dass
die jeweiligen Standards nicht einfach nur
quantitativer Vorgaben festlegen, sondern
stattdessen mit den inhaltlichen Zielvorgaben
im jeweiligen Kontext abgeglichen werden.
Derartige Standards sollen die Arbeit der
beteiligten Organisationen harmonisieren und
vor allem vergleichbare Kriterien festlegen,
um so die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen besser beurteilen zu können. Dies
dient nicht nur der Nachweisführung gegenüber den Mittelgebern, sondern auch, um
interne Prozesse und Strukturen zu optimieren und die Projektziele besser an die Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung anzupassen.
International hat sich im Bereich der Humanitären Hilfe eine Reihe von Standards etabliert. Zu nennen ist hier vor allem der Verhaltenskodex der Rotkreuzbewegung und der
NROs als erster humanitärer Standard überhaupt, zu dem sich DEMIRA seit dem 03.
März 2006 offiziell bekennt. Aber auch die
Sphere und HAP Standards finden bei unserer Arbeit Berücksichtigung.
Über diese Standards hinaus ist DEMIRA,
aufgrund der risikoreichen Tätigkeit im Rahmen der humanitären Minen- und Kampfmittelräumung darauf angewiesen, weitaus höhere Standards für die tägliche Arbeit festzulegen, um die Sicherheit der für uns tätigen
Mitarbeiter zu gewährleisten.
Die Basis für alle Arbeiten bilden hier die
International Mine Action Standards (IMAS),
welche die Arbeiten in diesem Feld auf international abgestimmte qualitative Grundlagen
stellen und regelmäßig an die aktuellen Erfordernisse angepasst werden.
Weitere Standards werden durch die Entminungsbehörden in unseren Einsatzländern
vorgegeben oder werden intern festgelegt
und beruhen auf der jahrelangen Erfahrung
unserer Mitarbeiter.
Um zu gewährleisten, dass alle diese internen und externen Forderungen eingehalten
werden, bilden sogenannte Standard Operation Procedures (SOPs) die Grundlage der
täglichen Arbeit von DEMIRA. In diesen
SOPs werden detailliert die einzelnen Arbeitsschritte bei den unterschiedlichen Tätigkeiten und Dokumentationspflichten beschrieben. Sie sind für alle Mitarbeiter unter
allen Umständen gültig und werden in den
meisten Projektländern von den lokalen Behörden validiert, bevor wir mit der Arbeit vor
Ort beginnen dürfen. Ihre Einhaltung wird
regelmäßig im Rahmen interner Qualitätssicherung überprüft; ebenso können externe
Stellen in unregelmäßigen Abständen unangekündigt eigene Überprüfungen durchführen.
Vor der Übergabe von geräumten Flächen an
die Bevölkerung erfolgt zudem eine interne
Qualitätskontrolle, ob wirklich alle Minen und
Blindgänger geräumt wurden. Abschließend
wird diese Kontrolle nochmals durch externe
Auditoren wiederholt und die fehlerfreie Arbeit mittels eines Abnahmezertifikats bestätigt.
Die Implementierung weitreichender Qualitätsstandards bedeutet aber, bei aller Notwendigkeit, auch eine Zunahme an administrativer Mehrarbeit, um die jeweiligen Vorgaben, insbesondere im Bereich der Dokumentation, erfüllen zu können. Insbesondere die
fehlende Harmonisierung zwischen den einzelnen Standards verursacht dabei häufig
Mehrfacharbeiten. Die internationale Gemeinschaft und die für die jeweiligen Vorgaben verantwortlichen Organisationen haben
diese Kritik aufgenommen und erarbeiten
derzeit Lösungen, wie der Arbeitsaufwand für
die Hilfsorganisationen bei gleichbleibender
Qualität verringert werden kann. Dennoch
muss jedem Geldgeber in der Humanitären
Hilfe bewusst sein, dass, um eine ausreichende Qualität und Sicherheit bei der Arbeit
zu gewährleisten, immer ein Teil der aufgewendeten Mittel „im System“ verbleiben wird,
anstatt den Bedürftigen zukommen zu können. Teilweise Abhilfe könnten hier industriell
erprobte Standards zu den Themen Qualitäts-, Projekt- und Prozessmanagement leisten.
Vorbereitungen für die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems
Verantwortung der
Leitung
Ressourcenmanagement
Messung, Analyse,
Verbesserung
Dienstleistungsrealisierung
Kundenzufriedenheit
Kundenanforderungen
Kontinuierliche Verbesserung des Managementsystems
Dienstleistung
Prozessregelkreis im Qualitätsmanagement
Projekte im Rahmen der humanitären Hilfe,
dies schließt die Minen- und Kampfmittelräumung explizit mit ein, finden in der Regel
unter besonders schwierigen Rahmenbedingungen statt. DEMIRA konnte dies insbesondere in den letzten beiden Jahren mehrfach
erleben. Als besonders charakteristisch erwiesen sich dabei die innerhalb der Projekte
auftretenden Reibungsverluste, welche ihren
Ursprung häufig in der meist sehr schnellen
Mobilisierung und der Durchführung in Ländern mit weniger ausgeprägten öffentlichen
Strukturen haben.
die oben beschriebenen Probleme aufgreifen
und mögliche Lösungen bereitstellen.
Da hierdurch oftmals Mehrarbeiten entstehen
und öffentliche Mittel nicht so zielgerichtet
eingesetzt werden können, wie es seitens
aller Beteiligten wünschenswert wäre, begann DEMIRA in diesem Jahr mit einer gezielten Suche nach Verbesserungspotentialen im Projektmanagement.
Ein weiteres wesentliches Element für ein
derartiges Qualitätsmanagementsystem ist
die Prozessorientierung, d.h. die Erfassung
und Systematisierung aller in einer Organisation ablaufenden Prozesse. Maßgeblich ist
dabei der aus der Managementlehre entlehnte PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) im
Sinn einer Nutzenoptimierung hinsichtlich der
bereits zuvor angesprochenen Kundenforderungen.
Zentral bei der Etablierung eines Qualitätsmanagementsystems gemäß dieser Norm ist
zum einen die Orientierung an den Anforderungen, die durch den sogenannten Kunden
gestellt werden. Dabei wird unter „Kunde“
nicht nur der klassische Besteller und Nutznießer von Leistungen einer Organisation
verstanden, sondern ebenso jeglicher andere
Stakeholder und insbesondere auch die Mitarbeiter.
Dabei lag der Fokus auf der Frage, wie den
schwer zu beeinflussenden, häufig wechselnden und manchmal unvorhersehbaren
äußeren Rahmenbedingungen durch eine
Verbesserung der internen Prozesse begegnet werden könnte.
Während im Berichtsjahr die ersten vorbereitenden Arbeiten für die Einführung und die
anschließende Zertifizierung eines Qualitätsmanagementsystems begonnen wurden,
werden uns die weiterführenden Arbeiten das
ganze kommende Jahr beschäftigen. Die
abschließende Zertifizierung ist dabei für das
letzte Quartal 2014 bzw. das erste Quartal
2015 geplant.
Als geeignetes Werkzeug erwies sich hier
nach längerer Suche das Thema Qualitätsmanagement. Insbesondere die aus der Industrie bekannte Qualitätsmanagementnorm
DIN EN ISO 9001 beinhaltet Aspekte, welche
17
Finanzbericht
DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. ist ein
in das Vereinsregister eingetragener Verein
und verfolgt nach Satzung ausschließlich und
unmittelbar gemeinnützige Zwecke gemäß
§§ 51 ff. Abgabenordnung, was vom Finanzamt München anerkannt wurde.
Zur Darstellung der Kapitalstruktur werden
die Bilanzposten der Passivseite dem Eigenbzw. Fremdkapital zugeordnet, wobei innerhalb des Fremdkapitals eine Zuordnung nach
langfristiger (Fälligkeit größer als fünf Jahre),
mittelfristiger (länger als ein Jahr und bis zu
fünf Jahren) bzw. kurzfristiger (bis zu einem
Jahr) Verfügbarkeit erfolgt.
Der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr
vom 1. Januar bis 31. Dezember 2013, bestehend aus Bilanz, Gewinn- & Verlustrechnung sowie Anhang, wurde nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften §§
242 ff. und § 264 HGB sowie den "Grundsätzen für die Erstellung von Jahresabschlüssen" (IDW S 7) aufgestellt.
Für die Investitionen für die Projekte in Libyen und Kroatien gewährte das Auswärtige
Amt einen Zuschuss. Für diesen Investitionszuschuss wurde im Jahr 2012 der Sonderposten gebildet. Die Auflösung erfolgte in
Höhe der in Anspruch genommenen Abschreibungen.
Für die in 2013 neu getätigten Investitionen
für die Projekte in Libyen sowie für die Projekte in der Betriebsstätte in Bosnien wurde
ein weiterer Sonderposten gebildet. Die Auflösung erfolgte ebenfalls in Höhe der in Anspruch genommen Abschreibung.
Zur Darstellung der Vermögensstruktur werden die Bilanzposten der Aktivseite dem
langfristig (Fälligkeit größer als ein Jahr) bzw.
dem mittel- und kurzfristig gebundenen Vermögen zugeordnet.
Bilanz DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. zum 31. Dezember 2013
Aktiva
31.12.2013
EUR
A.
I.
Anlagevermögen
Sachanlagen
B.
I.
II.
Umlaufvermögen
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks
Vorjahr
EUR
276.005,10
276.005,10
254.648,55
254.648,55
68.137,31
93.864,48
760.070,82
828.208,13
1.104.213,23
686.866,22
780.730,70
1.035.379,25
31.12.2013
EUR
Vorjahr
EUR
Passiva
A.
I.
II.
Eigenkapital
Rücklagen
Ergebnisvortrag
B.
C.
D.
E.
Sonderposten für Investitionszuschuss
Rückstellungen
Verbindlichkeiten
Rechnungsabgrenzungsposten
18
36.052,31
337.489,88
373.542,19
36.052,31
254.683,96
290.736,27
178.107,81
16.450,00
191.256,56
344.856,67
1.104.213,23
120.174,00
11.450,00
261.709,09
351.309,89
1.035.379,25
Gewinn- & Verlustrechnung DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. zum 31. Dezember 2013
1.
2.
3.
4.
Einnahmen aus laufender Tätigkeit
Öffentliche Zuschüsse
Einnahmen Betriebsstätte Bosnien
Spenden Bosnien
Spenden Libyen
Einnahmen Betriebsstätte Kroatien
Spenden Allgemein
Spenden Kroatien
Spenden Pakistan
Sonstige Erträge
Auflösung Investitionszuschuss Libyen
Erträge aus Untervermietung
Auflösung Investitionszuschuss Betriebsstätte Bosnien
Auflösung Investitionszuschuss Kroatien
Übrige
Projektkosten
Projektkosten Libyen
Projektkosten Betriebsstätte Bosnien
Projektkosten Bosnien
Projektkosten Kroatien
Projektkosten Tschad
Projektkosten Jemen
Projektkosten Laos
Projektkosten Betriebsstätte Kroatien
Projektkosten Kolumbien
Projektkosten Türkei
Projektkosten Somalia
Projektkosten Haiti
Projektkosten Angola
Projektkosten Japan
Projektkosten Pakistan
Projektkosten Irak
Verwaltungskosten
Miete
Beratungs- und Abschlusskosten
Buchführung
Telefon, Internetkosten, Porto
Kosten des Geldverkehrs
Wartungskosten
Bürobedarf
Beiträge
Zeitschriften, Bücher
Sonstige Kosten
19
31.12.2013
EUR
Vorjahr
EUR
1.218.523,21
735.320,55
53.225,30
24.980,00
4.296,93
4.097,35
0,00
0,00
2.040.443,34
1.237.358,92
644.888,87
39.387,00
60.000,00
37.251,20
4.495,20
15.000,00
760,00
2.039.141,19
27.880,17
18.987,92
8.077,27
3.734,00
0,00
58.679,36
20.870,00
9.601,64
0,00
2.801,00
1.679,20
34.951,84
791.738,85
767.689,79
367.381,84
16.815,55
11.827,85
10.109,87
7.332,78
4.296,93
2.605,12
187,30
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
1.979.985,88
798.594,83
644.888,87
32.503,32
511.585,56
0,00
0,00
0,00
37.251,20
0,00
6.238,49
3.823,73
3.539,28
3.057,50
1.657,21
255,19
54,50
2.043.449,68
15.212,09
5.000,00
4.512,48
984,69
951,40
698,45
395,23
207,50
119,55
726,63
28.808,02
57.514,37
13.352,40
8.635,83
1.262,25
698,75
797,65
1.153,97
0,00
0,00
697,39
84.112,61
Einnahmenstruktur
4,03%
Öffentliche Zuschüsse
36,25%
59,72%
Einnahmen aus
Betriebsstätten
Spenden
Kostenaufschlüsselung nach Projekt- und Verwaltungskosten
1,43%
Projektkosten
Verwaltungskosten
98,57%
Kostenaufschlüsselung nach Groß- und Kleinprojekten
53.175,40 €
791.738,85 €
Projektkosten Libyen
1.135.071,63 €
Projektkosten Bosnien
Sonstige Projekte
20
Kostenaufschlüsselung der Kleinprojekte
2.605,12 €
187,30 €
7.332,78 €
Projektkosten Kroatien
21.112,48 €
10.109,87 €
Projektkosten Tschad
Projektkosten Jemen
Projektkosten Laos
11.827,85 €
Projektkosten Kolumbien
Projektkosten Türkei
21
Geldgeber und Partner
action medeor e.V.
Afrika-Verin der deutschen Wirtschaft e.V.
Aigner GmbH
Aktion Deutschland Hilft e.V.
Auswärtiges Amt
BILD hilft e.V. - "Ein Herz für Kinder"
Bosnia and Herzegovina Mine Action Center
CADFEM GmbH
Ebinger Prüf- und Ortungstechnik GmbH
EuropeAid
Geneva International Centre for Humanitarian Demining
Greenpeace Magazin
Institut Dr. Foerster GmbH & Co. KG
22
ITF Enhancing Human Security
MineWolf Systems
Nah- und Mittelost-Verein e.V.
Der Paritätische
Rescue One
RST Radar Systemtechnik GmbH
Round Table Heilbronn
Solidaritätsdienst International e.V.
United Nations Development Programme
United Nations Mine Action Service
Vallon GmbH
Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH
WMF - Barmherzigkeit e.V.
23
Humanitarian Mine Clearance
Explosive Ordnance Disposal
Emergency Medical Service
Explosives Detection Dogs
Clear mines and save lives
Tätigkeitsbericht 2013 – Stand April 2014
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D-80333 München
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Fax: 089 / 29 16 56 19
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Bankverbindung:
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Stadtsparkasse München
IBAN: DE48 7015 0000 0000 131516
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird nur die männliche Form verwendet. Die weibliche Form
ist selbstverständlich immer miteingeschlossen.
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