Einsatz von Magnettechnologie bei der Biokatalyse und
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Einsatz von Magnettechnologie bei der Biokatalyse und
Einsatz von Magnettechnologie bei der Biokatalyse und Bioproduktaufarbeitung Abschlußbericht zu AZ 13073 Projektbeginn: 1. August 2002 Laufzeit: 27 Monate Teilnehmende Institutionen und Projektbearbeiter: Forschungszentrum Karlsruhe (FZK), Institut für Technische Chemie, Bereich Wasser- und Geotechnologie (ITC-WGT) PD. Dr.-Ing. Matthias Franzreb (Projektkoordinator); Dipl.-Ing. Niklas Ebner; Dipl.-Ing. Daniela Bozhinova; Dipl.-Ing. Andrea Meyer; Irmgard Persohn; Martin Schäfer (Verwaltung) Universität Karlsruhe, Lehrstuhl fürTechnische Biologie (LTB) (bis Ende 2003: Universität Stuttgart, Institut fürBioverfahrenstechnik (IBVT) Prof. Dr. Christoph Syldatk; Dr. Martin Siemann; Dr.-Ing. Rudolf Hausmann; Dipl.Biol. t.o. Nadja Schultz; Dr. Anke Neumann; Dipl.-Biol. Michael Dieterle; Ulrich Peckmann (Verwaltung) Universität Stuttgart, Institut für Industrielle Genetik (IIG) Dr. Josef Altenbuchner; Dr. Zsuzsana Mayer chemagen Biopolymer-Technologie AG Dr. Lothar à Brassard; Dr. Jürgen Oster; Dr. Thomas Sommer Steinert Elektromagnetbau GmbH Dr. Uwe Habich; Gerhard Resch 2 06/02 Projektkennblatt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Az 13073 Referat 32/0 Fördersumme 421.027,00 € Antragstitel Förderschwerpunkt Biotechnologie: InnovationsCentrum Biokatalyse ICBio: Einsatz von Magnettrenntechnologie bei der Biokatalyse und Bioproduktaufbereitung zur industriellen Etablierung effizienter und nachhaltiger Bioprozesse Stichworte Schwerpunkt-Biotechnologie , Stoffstrommanagement Mikrobiologie , Umweltchemikalien , Verfahren Laufzeit 2 1/4 Jahre Zwischenberichte Projektbeginn 01.08.02 31.12.03 Projektende 31.10.04 Bewilligungsempfänger Forschungszentrum Karlsruhe (FZK) GmbH Institut für Technische Chemie Bereich Wasser- und Geotechnologie Hermann-von-Helmholz-Platz 1 Kooperationspartner Projektphase(n) 1 Tel 07247-82-3595 Fax 07247-82-6660 Projektleitung Herr Dr. Matthias Franzreb Bearbeiter 76344 Eggenstein-Leopoldshafen Universität Stuttgart, Institut für Bioverfahrenstechnik, Stuttgart (BadenWürttemberg) chemagen Biopolymer-Technologie AG, Baesweiler (Nordrhein-Westfalen) Steinert Elektromagnetbau GmbH, Köln (Nordrhein-Westfalen) Zielsetzung und Anlaß des Vorhabens Ziel des Forschungsvorhabens war die Entwicklung und Bewertung eines technischen Verfahrens zur einfachen und umweltschonenden Abtrennung von Bioprodukten, wie z.B. technisch hergestellten Enzymen, direkt aus feststoffhaltigen Medien über an magnetische Mikropartikel gebundene Affinitätsliganden und Magnetseparatoren. Weiteres Ziel des Vorhabens war zudem eine direkte biokatalytische Umsetzung von schwerlöslichen Substraten bzw. von Substraten in Suspensionen und viskosen Medien durch den Einsatz von an magnetischen Mikropartikeln immobilisierten Enzymen und geeigneter Magnettrenntechnologie. Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden Anhand verschiedener Modellsysteme, wie z.B. immoblisierter Penizillinacylase als industriell intensiv genutztes Enzym oder magnetischen Mikropartikeln mit IMA (immobilised metal affinity) Liganden zur Aufreinigung His-getaggter Proteine, sollte die Leistungsfähigkeit dieses im industriellen Maßstab völlig neuen Verfahrens demonstriert werden. Hierbei erfolgten in der Anfangsphase Screeningversuche zur Auswahl geeigneter magnetischer Trägerpartikel und Funktionalisierungsmechanismen. Die Charakteriserung der Partikel umfaßte die Partikelgrößenverteilung, mechanische und chemische Stabilität, magnetische Eigenschaften sowie insbesondere die Bindungskapazitäten und Selektivitäten. Parallel zur Partikelcharakterisierung erfolgte die Konstruktion und Fermentation getaggter Proteine sowie die Konstruktion und Fertigung eines Labor-Hochgradienten-Magnetseparators. Ausgehend von den im Labormaßstab an den Partikeln gewonnen Daten wurde das Verfahren mit Hilfe des Simulationsprogramms SuperPro Designer programmiert und für verschiedene Rahmenbedingungen durchgerechnet. Eine Marktstudie und eine Bewertung der Ergebnisse der Experimente und Simulationen erfolgte in Zusammenarbeit mit der DECHEMA. In den späteren Projektphasen standen Fragen des Scale-ups der Partikelproduktion und die Demonstration des Verfahrens im Pilotmaßstab im Vordergrund. Deutsche Bundesstiftung Umwelt An der Bornau 2 49090 Osnabrück Tel 0541/9633-0 Fax 0541/9633-190 http://www.dbu.de 3 Ergebnisse und Diskussion Im Rahmen des Projekts wurden zahlreiche wichtige technologische Meilensteine erreicht, die als kritische Schlüsselpunkte auf dem Weg zu einer Realisierung des Verfahrens der primären Proteinaufreinigung mittels Magnetbeads zu sehen sind. Zu den wichtigsten dieser Meilensteine zählen u.a. die Herstellung funktionalisierter Magnetbeads mit hoher Bindekapazität im 50 – 100 g Maßstab, der Nachweis der Wiederverwendbarkeit der Magnetbeads, die Konzeption, Fertigung und Automatisierung einer halbtechnischen Pilotanlage zur Proteinreinigung, die molekularbiologische Generierung zahlreicher aktiver, getagter Enzym u. GFP-Varianten, die Demonstration der Proteinaufreinigung mittels Magnetbeads für verschiedene Bioprodukte im Maßstab bis zu 16 L ungeklärter Rohsuspension sowie schließlich die erfolgreiche Immobilisierung, Charakterisierung und Anwendung von Enzymen an Magnetbeads. Die ermittelten Prozessparameter lassen dabei, neben dem übergeordneten Ziel einer Umweltentlastung über eine Erweiterung der Anwendungsgebiete der Biotechnologie, auch Effekte, wie z.B. die Reduzierung der benötigten Puffermengen oder die Verminderung der Konzentration der benötigten Elutionschemikalien, erkennen, die zu einer direkten Ressourcenschonung in bestehenden Prozessen führen können. Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation Die folgende Liste gibt eine Auswahl der im Zusammenhang mit dem Projekt bisher erschienenen Veröffentlichungen: Franzreb, M., Ebner, N., Siemann-Herzberg, M. (2003) „Magnettechnologie in der Bioproduktaufarbeitung“ Transkript, Sonderheft Nachhaltige Biokatalyse, 112-115 Magnetisches „Fischen“ von Biomolekülen, (2003), Flyer erschienen bei der Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Rahaus, N. (2003) „Einsatz von Magnettrenntechnologie in der Bioproduktaufarbeitung: Aufreinigung von rekombinanten Proteinen am Beispiel des „Green Flurescent Protein“ (GFP)“ Diplomarbeit, Institut für Bioverfahrenstechnik, Universität Suttgart. Zissis, S. (2003) „Untersuchungen zum Einsatz von Magnettechnolgie in der Bioproduktaufarbeitung“ Diplomarbeit, Institut für Technische Chemie, Wasser- und Geotechnologie, Forschungszentrum Karlsruhe. Schultz, N. (2003) „Application of magnetic separation technology for purification and immobilisation of recombinant enzymes” Poster auf der European Conference of Biotechnolgy, 24.-29.08.2003, Basel, Switzerland Franzreb, M.: (2004) " Direct capture of proteins from unclarified feedstocks by magnetic separation technology", Executive Summary anlässlich der 5.ten Baesweiler BioTec Tage, Baesweiler, 1. Oktober 2004 Fazit Im Rahmen des Projekts AZ13073 wurden große Fortschritte auf dem Weg zu einer technischen Umsetzung der Verfahren der Proteinreinigung bzw. Biokatalyse mit Hilfe von Magnetbeads erreicht. Der realisierte Maßstab der Pilotanlage zur Proteinreinigung liegt mit dem Einsatz von 100 g Magnetbeads pro Zyklus und bearbeiteten Suspensionsvolumen bis über 15L um mehr als eine Größenordnung über sämtlichen bisher in der Literatur beschriebenen Anwendungen von Magnetbeads in der Biotechnologie. Zudem wurde in der Pilotanlage ein Automatisierungsgrad erreicht, der dem industrieller Prozesse entspricht und damit sämtliche daraus resultierenden Herausforderungen vorwegnimmt. Ausgehend von einem Biofeedstock, wie z.B. einem ungeklärten Zellhomogenisat, liefert die Pilotanalage einen feststofffreien und zu ca. 70 – 95% reinen Produktstrom. Die experimentellen Ergebnisse sowie theoretische Überlegungen zeigen, dass sich das Verfahren der primären Proteinreinigung mittels Magnetbeads am besten für Zielproteinkonzentrationen im Ausgangsmedium von ca. 0,1 – 1g/L eignet. Im Bereich der Biokatalyse konzentrierten sich die Arbeiten überwiegend auf die Erarbeitung effizienter Immobilisierungstechniken für Enzyme an Magnetbeads und auf den Nachweis der postulierten Vorteile unporöser Mikroträger im Vergleich zu makroporösen, konventionellen Trägermaterialien. Unter Einsatz des Spacers Hexamethylendiamin konnten im Falle der Penicillinamidase (PA) Enzymbeladungen bis über 50 mg/g Beads erreicht werden, wobei 80-90% des gebundenen Enzyms aktiv waren. In anschließenden Biotransformationsversuchen, u.a. zur Stereoselektivität, zeigte sich dass die Eigenschaften der an Mikroträger immobilisierten PA zwischen denen der freien PA und denen von an makroporösen Trägern immobilisierter PA liegen. Hierdurch bestätigt sich, dass die Biotransformation mittels "Mikro-Immobilisaten" praktisch keinen Transporteffekten, wie z.B. einer unerwünschten pHVerschiebung innerhalb des Trägers, unterliegt. Deutsche Bundesstiftung Umwelt 4 An der Bornau 2 49090 Osnabrück Tel 0541/9633-0 Fax 0541/9633-190 http://www.dbu.de Inhaltsverzeichnis 1 Anlass und Zielsetzung ...................................................................9 1.1 Zielsetzung ................................................................................................... 11 1.2 Beitrag zur Umweltentlastung .................................................................... 12 2 Verwendete Methoden ...................................................................13 3 Ergebnisse......................................................................................16 3.1 3.1.1 Herstellung funktionalisierter Magnetbeads ............................................. 16 Herstellung von M-PVA Magnetbeads für die Aufreinigung von Proteinen mit Histidin-Tag ......................................................................................................................... 17 3.1.2 Herstellung von M-PVA Magnetic Beads für die Aufreinigung von Proteinen mit Carbohydrat-Bindeprotein-Tag: .......................................................................................... 24 3.1.3 Up-scaling der Herstellung der unfunktionalisierten M-PVA Magnetic Beads ...... 24 3.1.4 Herstellung weiterer Magnetbeadvarianten ............................................................ 26 3.2 Charakterisierung der Magnetbeads.......................................................... 27 3.2.1 Partikelscreening (physikalische Eigenschaften und GFP-Bindekapazität) ........... 27 3.2.2 Weitergehende Partikelcharakterisierung (zu M 2.1) ............................................. 28 3.2.3 Test der mit Amylose funktionalisierten Magnetbeads (zu M 2.1) ......................... 30 3.3 Auslegung und Konstruktion von für die Biotechnologie geeigneten Magnetseparatoren ................................................................................................ 31 3.3.1 Grundprinzip ............................................................................................................ 31 3.3.2 Optimierung von Hochgradienten-Magnetfiltern auf Basis schaltbarer Permanentmagnetsysteme .................................................................................................... 32 3.3.3 Entwicklung eines kostengünstigen Hochgradienten-Magnetfilters zur Bioproduktaufarbeitung im Pilotmaßstab............................................................................ 35 3.3.4 Optimierung der operativen Partikelseparationskapazität der Magnetfilter (zu M5.1) 36 3.3.5 3.4 Optimierung der Partikelrückspülung aus der Filtermatrix .................................... 38 Versuchsanlagen zur Proteinaufreinigung................................................ 41 3.4.1 Laboranlage auf Basis des schaltbaren Magnetfilters HGF10 ............................... 41 3.4.2 Pilotanlage zur Bioproduktaufarbeitung mittels Magnetbeads ............................... 42 5 3.5 Molekularbiologische Generierung getagter Enzym u. GFP-Varianten und Proteinherstellung.................................................................................................. 46 3.5.1 Einleitung ................................................................................................................. 46 3.5.2 Expression eines Lipase-Gens aus Bacillus thermocatenulatus .............................. 48 3.5.3 Expression des Penicillinamidase-Gens .................................................................. 49 3.5.4 Hochzelldichtefermentation zur Penicillinamidase-Produktion .............................. 55 3.5.5 Reinigung der rekombinanten Penicillinamidase mit Magnetbeads........................ 57 3.5.6 Immobilisierung der Penicillinamidase an Magnetbeads........................................ 58 3.5.7 Schlussbemerkungen ................................................................................................ 60 3.6 Proteinaufreinigung mittels Magnetseparatoren ...................................... 61 3.6.1 Vorversuche und Ergebnisse der Laboranlage auf Basis des Magnetfilters HGF10 61 3.6.2 Ergebnisse zur Aufreinigung des Modellproteins GFP mittels der Pilotanlage...... 63 3.6.3 Aufreinigung des Enzyms Dehalogenase mittels der Pilotanlage............................ 66 3.7 Enzymimmobilisierung und Charakterisierung der Immobilisate ........... 74 3.7.1 Einleitung ................................................................................................................. 74 3.7.2 Immobilisierung von Penicillinacylase .................................................................... 74 3.7.3 Immobilisierung von L-Hydantoinase...................................................................... 76 3.7.4 Immobilisierung der Lipase Candida antarctica ..................................................... 77 3.7.5 Stabilitätsanalyse der immobilisierten Lipase CALA und der freien Lipase CALA mit Hilfe des photometrischen Assays.................................................................................. 82 3.7.6 Entwicklung der Analytik Bestimmung der Aktivität der freien und immobilisierten Lipase CALA im Titrimaten.................................................................................................. 86 3.8 Zeit-Meilenstein Diagramm ......................................................................... 92 4 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.....................................................94 5 Diskussion ......................................................................................96 6 Anhang............................................................................................99 6.1 6 Zusammenfassung der Aktivitäten der Projektgruppen .......................... 99 6.1.1 Projekttreffen, Weiterbildung, Teilnahme an Taskforcegruppen: ........................... 99 6.1.2 Kooperation innerhalb des Projekts ICBio:........................................................... 100 6.1.3 Veröffentlichungen:................................................................................................ 100 6.2 Zusammenfassung des ökobilanzorientierten DECHEMA Gutachtens 101 Fazit.................................................................................................................................... 103 6.3 Arbeits- und Zeitplan für AZ 13073........................................................... 104 7 Zusammenfassung Der vorliegende Abschlußbericht beschreibt und diskutiert die innerhalb des Projekts AZ 13073 im Zeitraum zwischen August 2002 und Oktober 2004 erzielten Ergebnisse. Ziel des Projekts war die Entwicklung und Demonstration technischer Verfahren zur Proteinaufreinigung und Biokatalyse unter Einsatz von Magnetbeads. Im Rahmen des Projekts wurden im Hinblick auf diese Zielsetzung zahlreiche wichtige technologische Meilensteine erreicht, die als kritische Schlüsselpunkte auf dem Weg zu einer Realisierung des Gesamtverfahrens zu sehen sind. Zu den wichtigsten dieser Meilensteine zählen u.a. die Herstellung funktionalisierter Magnetbeads mit hoher Bindekapazität im 50 – 100 g Maßstab, der Nachweis der hervorragenden Wiederverwendbarkeit der Magnetbeads, die Konzeption, Fertigung und Automatisierung einer halbtechnischen Pilotanlage zur Proteinreinigung, die molekularbiologische Generierung zahlreicher aktiver, getagter Enzym u. GFP-Varianten, die Demonstration der Proteinaufreinigung mittels Magnetbeads für verschiedene Bioprodukte im Maßstab bis zu 16 L ungeklärter Rohsuspension sowie schließlich die erfolgreiche Immobilisierung, Charakterisierung und Anwendung von Enzymen an Magnetbeads. Die ermittelten Prozessparameter lassen dabei, neben dem übergeordneten Ziel einer Umweltentlastung über eine Erweiterung der Anwendungsgebiete der Biotechnologie, auch Effekte, wie z.B. die Reduzierung der benötigten Puffermengen oder die Verminderung der Konzentration der benötigten Elutionschemikalien, erkennen, die zu einer direkten Ressourcenschonung in bestehenden Prozessen führen können. Das hohe Potenzial des Verfahrens zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Bioproduktaufarbeitung zeigt sich auch in einem von der DECHEMA gelieferten, ökobilanzorientierten Verfahrensvergleich. Die experimentellen Ergebnisse werden durch Rechenmodelle gestützt und ergänzt, die auf Basis von einfachen Gleichgewichts- und Systemdaten eine erste Abschätzung der Produktivität des Verfahrens ermöglichen. 8 1 Anlass und Zielsetzung Anlass des Projekts war die Beobachtung, dass in der Bioproduktaufreinigung sowie der Biokatalyse im Falle des Einsatzes feststoffhaltiger bzw. viskoser Medien nach wie vor erhebliche Schwierigkeiten bei der technischen Umsetzung von Prozessen auftreten. Im Rahmen der Bioproduktaufreinigung äußert sich dies in vielstufigen Reinigungsprozessen, die im Vorfeld der eigentlichen chromatographischen Trennstufen verschiedene Fest/FlüssigTrennverfahren wie Zentrifugation, Filtration oder Sedimentation beinhalten. Die hohe Anzahl an benötigten Verfahrensschritten macht diese Aufreinigungsprozesse teuer und führt zu unbefriedigenden Ausbeuten bezogen auf die ursprünglich im Ausgangsmedium vorhandene Produktmenge. So kann der Aufreinigungsverlust im Falle intrazellulärer Enzyme bis zu 90% betragen und der Anteil der Aufarbeitungskosten an den gesamten Herstellungskosten beträgt in diesen Fällen ebenfalls ca. 90%. Aufgrund der genannten Probleme werden seit einiger Zeit Ansätze, die eine Verringerung der Anzahl der Prozessstufen und damit der anteiligen Aufreinigungskosten versprechen, im Labor- und Pilotmaßstab intensiv untersucht. Der aussichtsreichste Weg erscheint dabei eine direkte primäre Produktabtrennung aus dem ungeklärten Feedstrom mit Hilfe spezieller Sorptionsoder Extraktionsverfahren. Zu den bekanntesten und technisch am weitesten entwickelten Verfahren zählen hierbei sicherlich die sogenannte Expanded Bed Adsorption (EBA) sowie die Aqueous Two Phase Separation (ATPS). Im Falle der Biokatalyse äußern sich die Probleme im Umgang mit feststoffhaltigen, viskosen oder Zweiphasensystemen in dem Umstand, dass in diesen Fällen die biokatalytischen Reaktionen in aller Regel unter Einsatz freier Enzyme durchgeführt und die Enzyme nach erfolgter Reaktion nicht zurückgewonnen werden. Dies hat zur Folge, dass die Enzymkosten pro kg erzeugtes Produkt für derartige Prozesse oftmals hoch sind und sich umweltentlastende biokatalytische Verfahrenswege nur für hochpreisige Produkte durchsetzen können. Der Einsatz immobilisierter Enzyme innerhalb konventioneller poröser oder gelartiger Trägerpartikel führt zum anderen aufgrund von Diffusionslimitierungen sowie chemischem und biologischem Fouling in den genannten Systemen oftmals zu unbefriedigenden Ergebnissen. Im Hinblick auf die genannten Problematiken ist jedoch auch bekannt, dass im Labormaßstab die direkte Bioproduktabtrennung aus feststoffhaltigen, komplexen Medien mit Hilfe magnetischer Mikropartikel, sogenannter Magnetbeads, sehr schnell und effizient gelingt. So dienen Magnetbeads innerhalb solcher Medien u.a. zur DNA-Separation, zur Zellsortierung 9 oder zur Proteinisolierung. Das dabei in allen Fällen auftretende Grundschema ist in Abb. 1 dargestellt. Auch im Falle der Biokatalyse ist Überstand entfernen Elutionsmittel zugeben im Millilitermaßstab bereits in den 1980er Jahren demonstriert worden, dass sich unporöse Magnetbeads zur Enzymimmobilisierung eignen Zugabe der Magnetbeads Spezifische Bindung an die Magnetbeads Waschen und Elution Magnetseparation Abb. 1: Prinzip der Magnettrenntechnologie im Milliliter-Maßstab. und dass damit biokatalytische Umsetzungen auch in stark feststoffhaltigen Medien möglich sind. In beiden Fällen, d.h. der Bioproduktaufreinigung sowie der Biokatalyse, wurde der Einsatz von Magnetbeads aber nicht in den technischen Maßstab übertragen, wobei die Hauptursachen hierfür u.a. durch folgende Probleme beschrieben werden können: Die verwendeten Trägermaterialien waren aus Kosten- oder physiko-chemischen Gründen nicht "scale-up"-fähig. Es existieren bisher keine für den technischen Maßstab geeigneten Magnetseparatoren, die die besonderen Vorgaben und Erfordernisse der Bioverfahrenstechnik berücksichtigen. Die Übertragung des in Abb. 1 dargestellten Prinzips in den technischen Maßstab erfordert die enge Zusammenarbeit von Biologen, Chemikern, Maschinenbauern und Verfahrenstechnikern und geht hinsichtlich des erforderlichen Aufwands über den in der Regel im universitären Bereich bearbeiteten Rahmen hinaus. Die Partner des Projekts AZ13073 decken sämtliche der genannten Bereiche ab und pflegten aufgrund früherer Projekte (Magnetseparatoren für die Wassertechnologie, Untersuchung magnetisch stabilisierter Fluidbetten, Entwicklung einer magnetischen Handhabungstechnik für die DNA-Separation aus 96er well plates) bereits engen Kontakt untereinander. Angeregt durch die beschriebene Problematik wurde daher folgendes Ziel für ein gemeinsames Projekt definiert: 10 1.1 Zielsetzung Ziel des Projekts ist es, die Machbarkeit eines auf dem Einsatz von Magnetbeads und Magnetseparatoren basierenden Verfahrens zu untersuchen, das: (i) eine einfache und direkte Abtrennung von Bioprodukten, insbesondere Enzymen, mit an Magnetpartikeln immobilisierten Liganden aus viskosen Lösungen, Suspensionen und Zellkulturen ermöglicht und (ii) den Weg für eine biokatalytische Umsetzung von schwerlöslichen Substraten bzw. Substraten in Suspension mit an Magnetpartikeln immobilisierten Enzymen aufzeigt. Als Modellsystem zur Aufreinigung sollen beispielhaft getagte Proteine (z.B. His-getagtes Green fluorescent protein, GFP) betrachtet werden. Als Modellsysteme für enzymatische Umsetzungen wurden vorgesehen: Reaktionen mit immobilisierter Penizillinacylase (industriell intensiv genutztes Enzym, breite Datenbasis für Verfahrensvergleich, Frage der Stereoselektivität), die Umsetzung extrem schwer löslicher Hydantoine mit immobilisierten Hydantoinasen sowie Reaktionen mit immobilisierten Lipasen in Zweiphasensystemen. Die hierfür zu untersuchenden Teilbereiche sind: (i) Die Entwicklung von zur Immobilisierung von Enzymen bzw. Affinitätsliganden geeigneten, preiswerten Magnetbeads, (ii) die Entwicklung biokompatibler Magnetseparatoren zur einfachen, schnellen und kostengünstigen Abtrennung und Wiederverwendung der o.g. Magnetbeads, (iii) die Demonstration der Bioproduktabtrennung aus Zellaufschlüssen und Suspensionen sowie der Enzymkatalyse in komplexen Medien unter Einsatz der unter Punkt (i) und (ii) erarbeiteten Technologien. 11 1.2 Beitrag zur Umweltentlastung Eine quantitative Abschätzung der Umweltentlastung bzw. Ressourcenschonung ist zum jetzigen Stand des Projekts nur schwer möglich und sicherlich abhängig vom jeweiligen Anwendungsfall. Das Projekt hat primär nicht die Verbesserung der Ökobilanz eines einzelnen Prozesses oder die Verwertung eines bestimmten Abfallstoffes zum Ziel, sondern die Demonstration einer im technischen Maßstab vollkommen neuen Technologie zur Bioproduktaufreinigung bzw. Biokatalyse. Im Falle einer erfolgreichen Etablierung der Magnettrenntechnologie in diesen Bereichen sind jedoch folgende, umweltrelevante Aspekte zu erwarten: • Eine Abtrennung und Wiederverwendung von an Magnetbeads immobilisierten Enzymen wäre einfach, kostensparend und zeitsparend durchführbar. Hierdurch könnten umweltfreundliche aber bisher unwirtschaftliche Biokatalyseverfahren an Konkurrenzfähigkeit gewinnen. • Ein Einsatz von auf Magnetbeads immobilisierten Enzymen ermöglicht Umsetzungen in viskosen Lösungen bzw. in Suspension und somit auch bei sehr hohen Substrat- und Produktkonzentrationen. Dies trägt zu einer Reduzierung großer Volumina, sowohl bei der Prozessführung als auch bei der anschließenden Produktreinigung bei. • Bisher nicht "scale-up"-fähige Prozesse wären in Kombination mit neuen Magnetseparatorkonzepten möglich und könnten zum Ersatz chemischer durch umweltfreundlichere biokatalytische Verfahren beitragen. • Die durch die direkte Abtrennung erreichte Reduzierung der Anzahl an Aufreinigungsschritten birgt das Potential einer Erhöhung der Produktausbeute und damit einer Ressourcenschonung. Eine erste konkrete Abschätzung der Leistungsdaten der primären Bioproduktaufreinigung mittels Magnetbeads gegenüber etablierten Techniken bzw. konkurrierenden Prinzipien wie EBA zeigt zudem das Potenzial des Verfahrens für unmittelbare Ressourceneinsparungen auf den Gebieten der Partikelproduktion und benötigten Puffermengen (siehe Auszug aus dem DECHEMA Gutachten Anhang 6.2). 12 2 Verwendete Methoden Charakterisierung von Magnetbeads • Bestimmung der Partikelgrößenverteilung mit Hilfe des Prinzips der Laserabschattung (Gerät: CIS100, Fa. Galai, USA). • Bestimmung der massenspezifischen Oberfläche mittels BET-Verfahren (Gerät: Autosorb1, Fa. Quantachrom Corp., USA). • Bestimmung von Magnetisierungskurven (Gerät: Alternating-Gradient-Magnetometer Micromag 2900, Fa. Princton Measurement Corporation, USA). • Bestimmung der Ligandendichte (Ligand: Imminodiessigsäure) durch Beladung mit Cu2+Ionen und Aufnahme einer Langmuir-Isotherme unter Bestimmung der maximalen Beladung sowie der Bindekonstante KD bei halbmaximaler Beladung. Die Cu2+Ionenkonzentrationen wurden mittels Atomadsorptionsspektroskopie (AAS) bestimmt. • Gravimetrische Partikelkonzentrationsbestimmung mittels einer Mikrowaage Modellrechnungen und Konstruktion von Magnetseparatoren • 2-D Finite-Element Magnetfeldberechnungen, Prg. Quickfield, Fa. Tera Analysis Ltd • 3-D Finite-Element Magnetfeldberechnungen, Prg. Opera, Fa. Vector Fields Inc. • Einsatz des Programms Mathcad zur Abschätzung der Filtereffizienz unterschiedlicher Matrices für Magnetseparatoren, Fa. Mathsoft Inc. • Modellierung eines Aufreinigungszyklusses in der 1,2 L Magnetfiltereinheit unter Berücksichtigung der Rückvermischung mit dem Programm Mathcad, Fa. Mathsoft Inc. • Anfertigen von 2-D und 3-D Konstruktionszeichnungen mit Hilfe der Programme AutoCAD bzw. Inventor, Fa. Autodesk GmbH. Molekularbiologische Methoden: • Plasmid DNA Präparation aus Bakterienzellen (QIAPrep, Easyprep) • Gensequenzrecherche in der NCBI Genbank, PCR Primer Planung • Genamplifikation via PCR, Reinigung von PCR-Fragmenten • Restriktionsverdau von PCR-Fragmenten und Plasmid DNA mit Restriktionsenzymen, DNA-Dephosphorylierung mit alkalischer Phosphatase, DNA Behandlung mit KlenowPolymerase, Elektrophorese in Agarosegelen, Elution von DNA-Fragmenten aus dem Gel, DNA-Ligation 13 • Herstellung kompetenter E.coli- Zellen, Transformation von E. coli • Genkarten: Herstellung mit dem „Clone Manager“ Programm Methoden für die Proteinherstellung und -aufreinigung: • Kultivierung und Induktion rekombinanter E. coli-Stämme, Aufnahme zugehöriger Wachstumskurven im Schüttelkolben, Aktivitätstests der produzierten Enzyme • Hochzelldichtefermentation von E. coli BW3110 mit verschiedenen Rhamnose- induzierbaren Vektoren • Zellaufschluss per Ultraschall, Zellaufschluss mit Hochdruckhomogenisator, Zellaufschluss per French Press, Zellaufschluss mit BugBuster Reagent • Proteinreinigung über Talonsäulen, Amyloseharzsäulen (NEB), Ni-NTA-Säulen (Quiagen) und Strep-Tactin-Säulen (IBA) • Aufreinigung His-getagter Proteine mit IDA-funktionalisierten Magnetbeads • Aufreinigung MalE-getagter Proteine mit Amylose-funktionalisierten Magnetbeads Proteinanalytische Methoden: • Proteinanalyse mit SDS-PAGE (Comassiefärbung) • Messung der eGFP-Fluoreszens, Bestimmung der Lipaseaktivität mit p-Nitrophenyl Palmitate (pNPP), Phenylacetamido Bestimmung -Benzoesäure der Penicillinamidaseaktivität (NIPAB), Bestimmung der mit 2-Nitro-5- Umsetzung von Benzylhydantoin mit HPLC • Aufnahme der Kinetiken verschieden getagter Lipasen (Bacillus thermocatenulatus) und der Lipase Novozym L868 (Candida Antarctica) • Proteingehaltsbestimmung nach Bradford • Gesamtproteingehaltsbestimmung mittels Biocinchoninic Acid Protein Assay Kit (BCATestkit), Fa. Sigma, USA. Als Standard wird Bovin Serum Albumin (BSA) verwendet. • Proteinanalyse mit dem Agilent 2100 Bioanalyzer unter Verwendung des Protein 200 Lab-on-a-chip Kits, Fa. Agilent • Durchführung der Zellfreien Proteinbiosynthese mit radioaktiv markiertem Lysin zur Erzeugung der verschieden getagten Lipasen in reiner Proteinform (Ziel: Korrelation zwischen der Aktivität der Lipase und der zugehörigen Proteinmenge in g). 14 Enzymimmobilisierung: • Enzymimmobilsierung über N-Hydroxysuccinimid (NHS). • Enzymimmobilsierung über Epoxy-Aktivierung (ECH) • Enzymimmobilisierung über Glutaraldehyd (GA) • Enzymimmobilisierung über Hexamethylendiamin-Glutaraldehyd (HMDA/GA) • Enzymimmobilisierung über Carbonyldiimidazol (CD) 15 3 Ergebnisse Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse des Projekts dargestellt und mit den Vorgaben des Arbeitsplans verglichen. Der Fokus liegt dabei nicht auf einer bis ins letzte Detail gehenden Darstellung der durchgeführten Aktivitäten, sondern auf einer Vermittlung der Bedeutung der erreichten Meilensteine sowie einer Darlegung der Gründe für die aufgetretenen Abweichungen vom ursprünglichen Zeitplan. Ausgangspunkt für diesen Soll/Ist Vergleich ist der auf Verlangen der DBU nachgereichte, ergänzte Arbeitsplan (siehe Anhang 6.3). Die im Text in Klammern angeführten Hinweise, wie z.B. (M 2.3), kennzeichnen die "Sub"-Meilensteine auf die sich die Passage bezieht. Die Darstellung erfolgt nicht in streng chronologischer Ordnung oder nach Projektpartnern geordnet, sondern ist in die Arbeitspakete Partikelherstellung, Partikelcharakterisierung, Separatorkonstruktion, Proteinaufreinigung, Modellierung und Bilanzierung, sowie Enzymimmobilisierung und Immobilisatcharakterisierung unterteilt. In die Bearbeitung der Arbeitspakete sind dabei jeweils mindestens zwei Projektpartner involviert. Zum Abschluss dieser Ergebnisdarstellung und Diskussion folgt ein grafische Darstellung des erreichten Projektstands in Form eines Zeit-/Meilenstein-Diagramms. 3.1 Herstellung funktionalisierter Magnetbeads Der Erfolg oder Misserfolg der Projektziele Bioproduktaufreinigung und Biokatalyse hängt entscheidend von den physiko-chemischen Eigenschaften sowie der Reproduzierbarkeit und dem Preis der eingesetzten Magnetbeads ab. Die Herstellung funktionalisierter Magnetbeads spielte demnach eine zentrale Rolle innerhalb des Projekts, wobei diese Aufgabe hauptsächlich von dem Projektpartner chemagen Biopolymer-Technologie AG, kurz chemagen, bearbeitet wurde. Im Projektverlauf hat chemagen u.a. unfunktionalisierte Polyvinylalkohol-Magnetbeads sowie Magnetbeads mit Epoxy-, Amin- und Carboxylfunktionalisierung als Ausgangsbasis für Enzymträger an die Projektpartner geliefert (M 1.1). Die Herstellung von Magnetbeads mit den genannten Oberflächenfunktionalisierungen war bei chemagen bereits vor Projektbeginn etabliert und konnte mit leichten Modifikationen auf das Projekt übertragen werden. Anders verhielt es sich dagegen mit den für die Aufreinigung getagter Proteine benötigten Partikelfunktionalisierungen, weshalb im folgenden näher darauf eingegangen wird. 16 3.1.1 Herstellung von M-PVA Magnetbeads für die Aufreinigung von Proteinen mit Histidin-Tag Die von der chemagen AG im Rahmen leistenden zunächst des Projekts Arbeiten zum Ziel, zu hatten NaBH4 + Allyl-Glycidyl-Ether eine IDA OH- Methode zur Herstellung von M-PVA Magnetbeads mit für die Aufreinigung von Proteinen NaOH, DMSO Abb. 2: Herstellung IDA-funktionalisierter Magnetbeads über AGEAktivierung über einen oligo-Histidin-Tag geeigneter Oberfläche zu entwickeln. Zur Bindung des oligoHistidin Restes sollte die Beadoberfläche mit Iminodiessigsäure (IDA) funktionalisiert und anschließend mit einem zweiwertigen Übergangsmetallion beladen werden. Für die optimale Funktionalisierung der Beadoberfläche mit Iminodiessigsäure wurden zunächst verschiedene Immobilisierungsmethoden untersucht. Zu Beginn wurden IDA-Immobilisierungsversuche unter Verwendung verschiedener bifunktioneller Kupplungsreagentien wie Epichlorhydrin und 1,4 Butandiol-diglycidylether durchgeführt, deren generelle Verwendbarkeit für die IDAFunktionalisierung z.B. ausgehend von Agarose-Matrices seit langem bekannt ist. Bei dieser zweistufigen Synthese bindet zunächst das Kupplungsreagenz an die Hydoxylfunktion der Magnetbeads unter Bildung einer stabilen Etherfunktion. In der zweiten Stufe wird die Iminodiessigsäure irreversibel unter Addition an die zuvor eingeführte Epoxid-Funktion immobilisiert. Hierbei resultierten allerdings Beads, die nach Beladung mit Kupferionen keine ausreichende Proteinbindungskapazität aufwiesen. Zur Herstellung geeigneter IDA-Partikel mit höherer Protein-Bindungskapazität erwies sich eine dreistufige Synthese als wesentlich erfolgreicher, bei der die M-PVA Magnetbeads zunächst mit Allylglycidylether (AGE) umgesetzt werden (siehe Abb. 2). Unter Ringöffnung des Epoxids reagiert das AGE dabei mit den Hydroxylfunktionen der Beadoberfläche unter Ausbildung einer kovalenten Bindung. Im zweiten Schritt wird die Doppelbindung mittels NBromsuccinimid (NBS) oder Brom bromiert. In einer nukleophilen Substitutionsreaktion wird anschließend das Brom durch die Iminodiessigsäure (IDA) ersetzt. Im Gegensatz zur zuvor beschriebenen Methode, bei der unter Verwendung von Epichlorhydrin oder 1,4 Butandioldiglycidylether zunächst die Beadoberfläche mit Epoxy-Funktionen beladen wird, ist die hier im ersten Reaktionsschritt eingeführte Doppelbindung unter den Reaktionsbedingungen wesentlich stabiler und ist daher wesentlich weniger anfällig für unerwünschte 17 Nebenreaktionen. Zudem sollte das anschließend gebildete Zwischenprodukt aufgrund der leichten Substituierbarkeit des Bromids eine quantitative Umsetzung mit Iminodiessigsäure ermöglichen. Es war daher bei Einsatz dieser dreistufigen Herstellungsmethode eine höhere Oberflächenfunktionalisierung und somit eine verbesserte Proteinbindung zu erwarten. Essentiell erscheint insbesondere die Kontrolle der in der ersten Synthesestufe ablaufenden Reaktion mit AGE. Wichtige Reaktionsparameter wie pH-Wert des Mediums, Temperatur, Menge an Allylglycidylether, Reaktionsdauer sowie Zusätze von organischen Lösungsmitteln wie DMSO wurden daher zunächst im Zuge der weiteren Optimierungsarbeiten variiert. Hierbei wurden die besten Ergebnisse mit 90 mg eGFP/g Träger bei mehrtägigem Erhitzen nach Alkalisierung mit 1 M NaOH Lösung, Verwendung von DMSO als Quellmittel und bei Einsatz eines großen Überschusses an Allylglycidylether erzielt (zu M 1.5). Reaktionsvorschrift: Es werden 10 g M - PVA Magnetbeads (OH-Funktionalisierung) in einem 1 l Dreihalskolben mit Überkopfrührer in 150 ml 1 M - NaOH Lösung vorgelegt und 150 ml DMSO hinzugegeben. Man fügt nach 5 Minuten 150 ml des Allylglycidyethers hinzu und rührt 72 h bei 50°C. Aufgrund der schlechten Löslichkeit des Allylglycidylethers rührt man bei möglichst hoher Rührergeschwindigkeit, um den Allylglycidylether möglichst fein zu verteilen. Danach werden die Partikel magnetisch oder in einer Zentrifuge abgetrennt. Man wäscht viermal mit Wasser, um den überschüssigen Allylglycidylether zu entfernen. Die Bromierung der Doppelbindung erfolgt in wässriger Suspension. Die zuvor abgetrennten Beads werden in einer Lösung von 8 g NBS ( N-Bromsuccinimid ) und 8 g NaBr in 300 ml Wasser in einem Becherglas bei Raumtemperatur gerührt. Nach zwei Stunden wird der Überstand abgetrennt und die Partikel viermal mit 200 ml Wasser gewaschen. Die Umsetzung zum M-PVA IDA-Partikel erfolgt in Suspension unter Zusatz von 82 g Iminodiessigsäure, 30 g NaOH und 40 g Natriumcarbonat in 400 ml Wasser. Die Partikel werden mindestens 72 h bei 60 C° in einem Dreihalskolben mit Rückflusskühler durchmischt. Die Beads werden abgetrennt und mit Wasser IDA-frei gewaschen. Ausgehend von den für die 10 g Ansatzgröße optimierten Reaktionsbedingungen wurden weitere Up-scaling Versuche unternommen. Es wurden Ansätze von zunächst 20 g, dann 50 g, 75 g und 100 g durchgeführt (zu M 4.3). Der für die kleinere Ansatzgröße erreichte 18 maximale Wert für die Bindekapazität von 90 mg eGFP/g Träger konnte für die größeren Ansätze nicht mehr erreicht werden. Auffallend ist, dass die gemessenen Werte für die Proteinbindung auch bei der Verwendung desselben M-PVA Grundbeads und Chemikalien zum Teil erheblich schwanken. Verschiedene Ursachen wurden für die aufgetretenen Unterschiede zwischen PartikelChargen angenommen. Bei der folgenden Beschreibung der Verbesserungsansätze, die zum Ziel hatten insbesondere die Reproduzierbarkeit der Herstellung sicherzustellen, wurde jeweils die für die 10 g Ansatzgröße gefundene GFP Bindungskapazität von 90 mg / g als Zielwert zugrunde gelegt. Partikel mit etwas geringerer Proteinbindungskapazität sind für die weitere Anwendung noch einsetzbar, bei Werten kleiner als 50 mg/g GFP Bindungskapazität wurden die entsprechenden Partikel jedoch im weiteren als nicht brauchbar eingestuft. Zum einen könnten Unterschiede im Vernetzungsgrad der M-PVA Magnetbeads dazu führen, dass die Zahl der verfügbaren OH-Funktionen pro Oberfläche von Ansatz zu Ansatz variieren kann. Die bei der Herstellung der Ausgangsmatrix durchgeführte Vernetzung mittels Glutaraldehyd läuft sehr rasch ab und ist daher nur schwer exakt kontrollierbar. Bei stärkerer Quervernetzung sind die Beads kompakter und mehr Hydroxylfunktionen wurden durch die Vernetzungsreaktion blockiert, so dass im Vergleich zu schwacher Vernetzung weniger freie Hydroxylfunktionen chemisch zugänglich sind und somit eine Reaktion mit Allylglycidylether zu geringerer Umsetzung führt. Der Einsatz von weniger Vernetzer bei der Grundbeadherstellung sollte eine diffusere Oberfläche mit mehr zugänglichen OH-Funktionen und somit eine Verbesserung der Umsetzung mit AGE ergeben. Andererseits führt eine stärkere Vernetzung durch Verwendung eines hohen Überschusses an Glutaraldehyd zur Einführung von Carbonylfunktionen, die nach Reduktion z.B. mit Natriumborhydrid wiederum in Hydroxylfunktionen überführt werden können. Somit könnten sogar mehr Hydroxylfunktionen an der Beadoberfläche verfügbar sein, wodurch sich die nachfolgenden Bindungseigenschaften dann verbessern sollten. Die bei der Reduktion resultierenden primären Hydroxylfunktionen sind zudem reaktiver als die sekundären der MPVA Grundmatrix und könnten damit einen weiteren positiven Effekt sowohl auf die Reaktionsgeschwindigkeit als auch auf die Ausbeute ausüben. Die durchgeführten Variationen dieses Parameters führten allerdings nicht zum gewünschten Ergebnis. Weder durch Verringerung des Vernetzungsgrades noch durch Einführung weiterer primärer Hydroxylfunktionen wurde mit den entsprechenden IDA-Partikeln eine signifikante Steigerung der schlussendlich erzielten Proteinbindungskapazität erreicht. Im Vergleich zum 19 definierten Zielwert lagen die gemessenen Werte mit den veränderten Oberflächen aber auch bei versuchter Reproduzierung der Herstellung mit „normaler Vernetzung“ bei lediglich etwa 30 mg eGFP /g Beads. Offensichtlich übt die Veränderung der Oberflächenbeschaffenheit hinsichtlich der Zahl der verfügbaren Hydroxylfunktionen nur einen geringen Einfluss auf die nachfolgenden Umsetzungen aus. Als weitere mögliche Ursache wurde der Einfluss von Detergentien-Resten aus der Grundbeadherstellung angenommen. Unterschiede in der Menge noch anhaftender Detergentien könnten die spätere Modifizierung ebenfalls negativ beeinflussen. Detergentien, die mit ihrem hydrophilen Ende mit der Beadoberfläche wechselwirken, könnten die Reaktion zwischen der Oberfläche und dem AGE im wässrigen DMSO Reaktionsmedium behindern. Um dies zu vermeiden, wurde zusätzlich zu den standardmäßig durchgeführten WaschSchritten ein sehr ausgiebiges Waschen der M-PVA Grundbeads in Wasser sowie in verschiedenen organischen Lösungsmitteln unter gleichzeitiger Einwirkung von Ultraschall durchgeführt. Nach weiterer Derivatisierung konnte bezüglich der GFP Beladung wiederum kein positiver Effekt durch diese Vorbehandlung gefunden werden. Des weiteren wurde der Einfluss von PVA-quellenden Lösungsmitteln sowie von Natronlauge als „Voraktivierungs-Reagentien“ untersucht. M-PVA Beads quellen stark in Lösungsmitteln wie DMSO und DMF, wodurch eine signifikante Vergrößerung der reaktiven Oberfläche hervorgerufen wird. Bei Verwendung dieser Quell-Lösungsmittel entfällt zudem auch der beim Standardverfahren stattfindende abrupte Wechsel der Polarität des Suspensionsmittels von Wasser nach DMSO/Wasser. Ein schnelles Überführen der M-PVA Magnetbeads in unterschiedlich polare Solventien bewirkt häufig eine Aggregation der Partikel. Das Quellen in wässriger, alkalischer Lösung bewirkt zwar keine Vergrößerung der Beadoberfläche, jedoch wird das als Katalysator eingesetzte NaOH in die Beadoberfläche diffundieren und damit direkt an den Reaktionszentren verfügbar sein. Allerdings konnte auch durch diese Maßnahmen keine sichtbare Verbesserung erzielt werden. Bei Verwendung dieser „voraktivierten“ Partikel für die IDA-Modifizierung wurden ebenfalls lediglich GPFBeladungen von kleiner 30 mg/g ermittelt. Da ein reproduzierbares Up-Scaling der Produktion von IDA-M-PVA Beads auf Grundlage der Hydroxylgruppen-tragenden M-PVA Magnetbeads nicht erreicht werden konnte, wurde im folgenden die Einsetzbarkeit anders vorfunktionalisierter M-PVA Magnetbeads 20 untersucht. Durch Verwendung entsprechender Partikel mit endständigen Aminofunktionen erzeugt man im Vergleich zur Hydroxyl-Oberfläche eine deutlich nucleophilere Matrix, die leichter im ersten Derivatisierungsschritt mit der Epoxidfunktion des Allylglycidylethers reagieren sollte. Primäre Aminofunktionen reagieren mit Epoxiden oder im allgemeinen mit Elektrophilen sehr viel schneller als primäre- oder sekundäre Alkoholfunktionen. Magnetische Partikel mit Aminofunktionalisierung werden kommerziell von der Firma chemagen AG unter der Artikelbezeichnung M-PVA-N 12 vertrieben. Diese sind mit einem Funktionalisierungsgrad von 650 µmol NH2-funktionen pro Gramm Partikel erhältlich. Erste Versuche mit M-PVA-N12 Magnetbeads im 2 g Maßstab lieferten IDA-Partikel, die eine GFP-Bindung von etwa 90 mg eGFP/g zeigten. Die IDA-Modifizierung erfolgte analog der oben ausführlich beschriebenen dreistufigen Methode, nun aber auf der Basis von aminomodifizierten M-PVA Magnetbeads. Weitere Versuche ausgehend von M-PVA N12 in Ansatzgrößen bis 25 g lieferten ebenfalls Partikel mit zufriedenstellender Bindungskapazität von 50 - 75 mg eGFP/g Träger. Ausgehend von den vergleichsweise guten Ergebnissen mit M-PVA-N12 Partikeln erschien es vielversprechend, die Verwendbarkeit anderer aminomodifizierter Magnetbeads zu untersuchen. Insbesondere wurde angestrebt, Beads einzusetzen, die deutlich mehr als 650 µmol Aminofunktionen pro Gramm Partikel aufweisen und somit eine noch bessere Umsetzung und dadurch eine höhere Proteinbindung ermöglichen. Höhere Aminofunktionalisierungen lassen sich durch Immobilisierung monomerer Liganden direkt an der Oberfläche kaum realisieren. Nach einer bei chemagen etablierten Methode können jedoch Carboxyl-funktionalisierte Partikel mit einem Funktionalisierungsgrad von bis zu 1500 µmol hergestellt werden. Durch chemische Derivatisierung der Carboxylgruppe in eine primäre Aminofunktion könnten auf der Basis solcher Carboxyl-Matrices Partikel hergestellt werden, die einen deutlich höheren Funktionalisierungsgrad als 650 µmol/g aufweisen sollten. In der gewählten Synthesemethode wird die Carboxylfunktion in einem ersten Schritt durch Destillation mit Ethanol in den Ethylester und im zweiten Schritt mit einem Überschuss Ethylendiamin in das Amid mit endständiger primärer Aminfunktion überführt. Die quantitative Bestimmung dieser endständigen Aminofunktionen ergab Werte von 1400 µmol Aminofunktion/ g Träger. Nach IDA Funktionalisierung wurde für die resultierenden Partikel in ersten Tests eine eGFP Bindungskapazität für verschiedene Chargen im 1 – 10g Maßstab von teilweise über 150 mg eGFP/g Träger ermittelt. Ein Up-Scaling der Produktion auf Chargen von 33g ergab eGFP Bindungskapazitäten von 75 mg eGFP/g Träger. 21 NH2 Ethylendiamin MeOH, H2SO4 COOH COOMe COON(CH2)2NH2 Reflux NH2 OH + NH2 NH2 NH2 NH2 NH2 NH2 Ce(IV) O N OH O Abb. 3: Reaktionsschema zur Herstellung verschiedener aminofunktionalisierte Partikel Funktionalisierungsprotokoll für M-PVA Beads mit hoher Dichte an primären Aminogruppen: 20 g Carboxylbeads M-PVA C22 werden entwässert. Dazu werden die Beads successive in Ethanol/Wasser Gemischen von 30:70, 50:50, 70:30, 100% suspendiert und jeweils für eine Stunde gerührt. Das Rühren in wasserfreiem Ethanol erfolgt über Nacht. Man separiert erneut und gibt 500 ml Ethanol und 2 ml konz. Schwefelsäure hinzu. Es wird 4 h unter Rückfluss erhitzt und anschließend das Ethanol azeotrop abdestilliert. Es werden erneut 250 ml Ethanol und 2 ml Schwefelsäure zugegeben und der vorherige Arbeitsschritt wiederholt. Die Beads werden zentrifugiert und in 250 ml Ethylendiamin suspendiert und 8 h unter Rückfluss erhitzt. Überschüssiges Ethanol und Ethylendiamin werden weitestgehend abdestilliert. Nach Zentrifugation der Partikel wird mehrfach mit Wasser ethylendiaminfrei gewaschen. Alternativ zur Umwandlung von Carboxyl- in Aminobeads sollte die Herstellung eines geeigneten Aminobeads auch durch Pfropfpolymerisation eines Monomers, das eine endständige Aminofunktion enthält, auf die Beadmatrix möglich sein. Bei optimaler Reaktionsführung entstehen Polymerketten, die eine weitaus höhere Aminofunktionalisierung hervorrufen sollten. Eine mögliche Synthesestrategie ist die Aufpfropfung eines Maleinsäureimides unter Verwendung von Ammonium(IV)-cernitrat als Starter. Maleinsäureimid ist nicht kommerziell erhältlich und wurde daher ausgehend von Maleinsäureanhydrid durch Umsetzung mit Ethylendiamin hergestellt. 22 Funktionalisierungsprotokoll für M-PVA Beads mit dentritischer Aminofunktionalisierung mittels Propfpolymerisation Darstellung des N-(2 Aminoethyl)-maleinsäureimids: Man legt in einem Dreihalskolben mit Überkopfrührer und Tropftrichter 250 ml Ethylendiamin vor. Man tropft über zwei Stunden 60 g Maleinsäureanhydrid in 150 ml trockenem Aceton hinzu. Man destilliert zunächst das Aceton und dann das überschüssige Ethylendiamin bei Atmosphärendruck aus der Reaktionsmischung heraus und trocknet anschließend im Vakuum. Funktionalisierung der M-PVA Partikeln: Es werden 10 g M-PVA Partikel in 100 ml Wasser suspendiert. Man fügt 10 g Cer(IV)ammoniumnitrat in 300 ml Wasser hinzu und inkubiert 2 min bei RT. Anschließend werden unter starkem Rühren zügig 10 g des Maleinsäureimids in 50 ml Wasser ( pH 4 ) zugegeben. Nach zwei Stunden werden die Beads magnetisch separiert und mehrfach mit Wasser gewaschen. M-PVA Beads, die durch die beschriebene Pfropfpolymerisation des Maleinsäureimids hergestellt und anschließend in der bekannten dreistufigen Synthese in einer Ansatzgröße von 5 g zum IDA-Partikel umgesetzt wurden, zeigten sehr hohe Werte für die Proteinbeladungen mit bis zu 270 mg eGFP/g Bead. Allerdings konnten auch bei Verwendung dieser Methode derartig hohe Beladungdichten bei größeren Ansätzen bis 100 g nicht wiedergefunden werden. Trotzdem liegen hier die ermittelten Proteinbindungskapazitäten mit Werten bis über 90 mg eGFP/g Träger insgesamt deutlich höher als bei Verwendung der Hydroxyl-Matrices. Somit erscheint der höhere Arbeitsaufwand bei Verwendung der aminofunktionalisierten Beads gerechtfertig und eine weitere Optimierungsarbeit basierend auf derartigen Partikeln sinnvoll, insbesondere im Hinblick auf eine bessere Reproduzierbarkeit der Ergebnisse bei weiterem Up-Scaling des Herstellungsansatzes. Ein wichtiger Parameter zur Erreichung einer noch besseren Reproduzierbarkeit der Funktionalisierung bei Ansatzgrößen von 100 g und mehr scheint dabei die möglichst feine Verteilung des schlecht löslichen Allylglycidylethers im Reaktionsgemisch des ersten Syntheseschritt zu sein. Besondere Arten des kräftigeren Durchmischens oder die Verwendung geeigneter Lösungsvermittler sollten dabei untersucht werden. Weiterhin könnte man evtl. noch bessere, aminofunktionalisierte M-PVA Magnetbeads erhalten, indem die Pfropfpolymerisation durch Copolymerisation des Maleinsäureamids mit einem weiteren 23 geeigneten Monomer durchgeführt wird. Hierbei ist bekannt, dass Maleinsäurederivate als elektronenarme Monomere sich im allgemeinen leichter polymerisieren lassen, wenn man elektronenreiche Monomere copolymerisiert. 3.1.2 Herstellung von M-PVA Magnetic Beads für die Aufreinigung von Proteinen mit Carbohydrat-Bindeprotein-Tag: Die Aufreinigung von Proteinen, insbesondere Enzymen, stellte sich im Projektverlauf als auch für die spätere Enzymimmobilisierung wichtigen Schwerpunkt heraus. Ergänzend zum ursprünglichen Arbeitsplan wurde neben der Nutzung von Histidin-Tags zur Proteinaufreinigung daher auch die Verwendung eines Carbohydrat-Bindeprotein-Tags für diesen Zweck untersucht. Geeignete Beads für diese Anwendung sollten an der Oberfläche mit einem Polysaccharid beschichtet sein, das eine ausreichende Bindung zum verwendeten Carbohydrat-Bindeprotein-Tag magnetisierbaren besitzt. Säulenmatrices auf Aufgrund der Basis der guten von Ergebnisse Amylose wurde mit bei nichtden Immobilisierungsversuchen dieses Polysaccharid eingesetzt. Zur Immobilisierung von Amylose wurden drei Kupplungsverfahren herangezogen. Die hinlänglich in der Literatur beschriebenen Verfahren der Immobilisierung von Polysacchariden über Oxirane und Divinylsulfon führten zu keinen brauchbaren Partikeln. Es konnte für die so hergestellten Beads keine nennenswerte Bindung an den Protein-Tag nachgewiesen werden. Dagegen führte die Kupplung unter Aktivierung der Oberfläche mit einem Diisocyanat zu Beads mit Bindekapazitäten für das Modellprotein MalE+GFP von bis zu 80 mg eGFP/g Träger. 3.1.3 Up-scaling der Herstellung der unfunktionalisierten M-PVA Magnetic Beads Neben der Effizienz der funktionalisierten Beads für die geplanten Aufreinigungen ist die kostengünstige Herstellung der M-PVA Magnetic Beads in ausreichend großer Menge grundlegend für die Wirtschaftlichkeit der Methode. unternommen, Dazu zum wurden einen die Versuche bisherige Ansatzgröße wesentlich zu erhöhen, zum 24 Abb. 4: Thermostatisierbarer 100 L Reaktionsbehälter zum Upsaclen der M-PVA Grundbeadproduktion. anderen auch das bisher durch Zentrifugation durchgeführte zeitintensive Waschen der so hergestellten Beads durch alternative Methoden zu ersetzen (M 4.1). Versuche zum UpScaling der Herstellung der M-PVA Grundpartikel wurden in einem beheizbaren 150 Liter Rührkessel (siehe Abb. 4) bisher im Maßstab bis 60 L durchgeführt. Das entspricht einer Ausbeute an M-PVA Magnetic Beads von ca. 170 g pro Ansatz, gegenüber einer Ausbeute von ca. 27 g bei dem bisher durchgeführten Standardansatz. Eine von der Firma Steinert gelieferte Magnetplatte der Größe 1x1 m (siehe Abb. 5) unterstützt die Produktion, da man bisher nach zwei Ansätzen im 60 l Maßstab entweder über Nacht sedimentieren lassen musste oder das gesamte Suspensionsvolumen aufwendig in einer musste. 3,2 l Die Zentrifuge Separation abtrennen in einem geeigneten Behälter über der von Steinert gelieferten Permanentmagnetplatte Abb. 5: Verschiebbarer Partikelabsetzbehälter mit 1 m2 Seltenerd-Permanentmagnetplatte. verläuft nahezu quantitativ in ca. 40 Minuten, so dass eine Tagesausbeute von mehr als 1 kg M-PVA Grundpartikeln möglich ist. Die erzielte Größenverteilung weicht nicht signifikant von der aktuellen Standardverteilung ab, so dass die Qualität der Partikel nach der chemischen Modifizierung annähernd gleich sein sollte. Dafür sprechen auch die ersten weiterführenden Untersuchungen: Nach Funktionalisierung der im größeren Ansatz hergestellten Beads entsprechend chemagen’s Standard-Methoden (z.B. für Carboxylierung oder Aminierung der Beadoberfläche) ist im Vergleich zur Verwendung von Beads aus kleineren Routine-Ansätzen kein Unterschied in der anschließenden Qualitätskontrolle aufgetreten. Ansätze bis 100 l sind bei der hier eingesetzten Anlage möglich, so dass ein weiteres Up-scaling der Magnetbeadproduktion auf Herstellungsmengen von > 250 g möglich erscheint. 25 3.1.4 Herstellung weiterer Magnetbeadvarianten Neben der Herstellung magnetischer M-PVA-Beads durch die Fa. chemagen wurden im Rahmen des Projekts auch alternative Beadmaterialien untersucht. Hierzu erfolgte durch den Projektpartner FZK die Synthese polyglutaraldehyd-beschichteter Ferritbeads (PGF) sowie von magnetithaltigen Polymethylmetharcylat- (mPMMA), Polyvinylacetat (mPVAc) und Polymethacrylat- (mPMA) Beads (M 1.2). Anschließend erfolgte für die Beadssorten eine IDA-Funktionalisierung unter Einsatz von AGE. Da, wie im folgenden Abschnitt dargestellt, diese Beads insgesamt aber nicht eine den M-PVA-Beads ebenbürtige Kombination gewünschter Eigenschaften aufwiesen, soll an dieser Stelle auf eine ausführliche Darstellung ihrer Synthesewege verzichtet werden. 26 3.2 Charakterisierung der Magnetbeads Die Charakterisierung der Magnetbeads umfasste zunächst die Aspekte der physikalischen Eigenschaften sowie der maximalen Bindekapazität für das Modellprotein GFP. Nach Auswahl der zwei am besten geeigneten Partikelsorten wurden diese anschließend eingehend auf Eigenschaften wie Elutionscharakteristik, Rezyklierbarkeit und Abscheideverhalten innerhalb von Magnetseparatoren (siehe Abschnitt "Magnetseparatoren) untersucht. 3.2.1 Partikelscreening (physikalische Eigenschaften und GFP-Bindekapazität) Eckpunkte des Partikelscreenings 300 Eigenschaften war der Wunsch 250 nach der geeigneten Grundpartikeln mit einer Partikelgröße von 1-2 µm, superparamagnetischen Eigenschaften bei ausreichender q in mg GFP / mg Träger physikalischen bezüglich mPMMA-Beads Robustheit. zeigten 200 150 100 50 Magnetisierung sowie einer guten mechanischen M-PVA PGF Die 0 0 50 100 sich hierbei rasch aufgrund ihrer Größe (> 5 µm) und ihrer magnetischen 150 200 250 300 c* in mg GFP / L Abb. 6: Verlauf der eGFP-Bindekapazität funktionaliserte M-PVA bzw. PFG Beads für IDA Remanenz als ungeeignet. Die anderen Grundpartikel waren hinsichtlich Größe, magnetischen Eigenschaften sowie chemischer Stabilität grundsätzlich geeignet 2 (Partikelgröße ca. 1 µm, Sättigungsmagnetisierung > 30 Am / kg, Remanenz < 1 %, pHStabilität von pH 2 bis 10) (M 1.3). Der Vergleich der Beadsorten hinsichtlich ihrer Bindefähigkeit für His-getagte Proteine erfolgte durch die indirekte Bestimmung der Menge der funktionellen IDA-Gruppen mittels der gebundenen Cu2+-Ionen sowie über die Aufnahme von Beladungsisothermen für eGFP aus einem verdünnten, jedoch ungeklärten Zellaufschluss (siehe z.B. Abb. 6). Hierbei erwiesen sich optimierte M-PVA-Partikel und PGF-Partikel aufgrund ihrer hohen maximalen Bindekapazität und ihrer Selektivität (Kd < 1 µM) gegenüber den anderen Magnetbeads als überlegen. 27 3.2.2 Im Weitergehende Partikelcharakterisierung (zu M 2.1) Anschluss Identifizierung an von die für die Aufreinigung His-getagter Proteine grundsätzlich Partikelsorten weitergehende geeigneter stand die Charakterisierung, wobei die Frage einer häufigen Wiederverwendbarkeit im Vordergrund stand. Ebenso wie für andere Sorbenspartikel bzw. Abb. 7: Verlauf der Bindekapazität von IDA/M-PVA bei mehrfacher Verwendung mit u. ohne Cu-Wiederbeladung. Chromatographiematerialien spielt die Langzeitstabilität über eine Vielzahl von Aufreinigungszyklen eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit des Prozesses. Die Partikelsorten wurden daher intensiv auf ihr Elutionsverhalten und auf im Verlauf der Wiederverwendung auftretende Änderungen der Bindekapazität hin untersucht (siehe Abb. 7). Bei entsprechenden Versuchen war zunächst über mehrere Protein-Aufreinigungszyklen ein deutlicher Abfall der Bindekapazität zu erkennen, der auf den Verlust von Kupferionen insbesondere beim Elutionsschritt durch das verwendete Elutionsmittel Imidazol zurückgeführt werden konnte. Erfolgt zwischen den Aufreinigungszyklen jedoch jeweils eine kurze Wiederbeladung mit Kupferionen ist über bis zu 10 untersuchte Zyklen kein Verlust an Aufreinigungskapazität zu erkennen. Um für eine noch höhere Anzahl an Aufreinigungszyklen den Arbeitsaufwand zu verringern wurde als zweites System Wiederverwendbarkeit 200 mit Kationenaustauscherfunktionalisierung untersucht. Die fünfzigfach im 10 mL Maßstab durchgeführte Bindereaktion war die Aufnahme von Lactoferrin -1 Magnetbeads von Beladung in mg g die 150 100 50 durch diese Beads gefolgt von einer Elution mittels 1M NaCl. In Abb. 8 ist die pro g Beads gebundene Menge an Lactoferrin über der Zyklusnummer aufgetragen. 28 Während der ersten 0 0 10 20 30 40 50 Zyklus Abb. 8: Verlauf der Bindekapazität von Magnetbeads mit Kationenaustauscherfunktionalisierung über 50 Aufreinigungszyklen Zyklen trat ein sich aufsummierender Partikelverlust auf, der sich nach 30 Zyklen, d.h. über hundert Abtrennvorgängen mittels eines Handmagnetens, auf insgesamt ca. 30 % belief. Als Konsequenz wurden im folgenden die Sorptionsüberstände sowie die Wasch- und Elutionslösungen gesammelt und nach jeweils 10 Zyklen nochmals einer Beadrückgewinnung unterworfen. Durch Rückführung der hierdurch gewonnenen Beads konnte der Partikelverlust im Verlauf der nächsten 20 Zyklen vollständig gestoppt werden und es resultierte eine praktisch konstante Bindekapazität von 90 - 110 mg Lactoferrin pro g Magnetbeads. Hinsichtlich der Optimierung der Elutionsbedingungen ist bemerkenswert, dass für eine nahezu vollständige Elution des an M-PVA-Beads gebundenen eGFPs bereits eine Imidazolkonzentration von 0,1 M ausreichte. Diese Elutionspufferkonzentration liegt deutlich unterhalb der normalerweise zur Rückgewinnung von über „immobilized metal affinity“Liganden gebundenen Proteine benötigten Konzentration. Falls sich diese Beobachtung in weiteren Systemen bestätigt, bedeutet dies eine erhebliche Einsparung an Elutionschemikalien und damit sowohl ökonomische wie auch ökologische Vorteile. Des weiteren wurden bezüglich des Cu-Ionen auch die zweiwertigen Ionen Kobalt, Zink und Nickel hinsichtlich der Bindekapazität maximalen bezüglich eGFP untersucht. Die Ergebnisse sind in Abbildung 9 dargestellt. Neben Cu2+-Ionen wären alternativ noch Ni2+-Ionen einsetzbar, max. Beladung GFP / mg/g Partikel chelatbildenden Metallions neben 125 100 75 50 25 0 Cu Zn Ni Co Chelatbildner: verw endetes Metall-Ion Abb. 9: Bindekapazität von M-PVA-IDA Magnetbeads in Abhängigkeit des an IDA gebundenen Metallions. deren Aufreinigungsleistung in vergleichbarer Größenordnung lag. Sie wurden jedoch nicht verwendet, da sie sich bei den Wasch- und Elutionsschritten in stärkerem Maße vom Bead wieder lösen. 29 3.2.3 Test der mit Amylose funktionalisierten Magnetbeads (zu M 2.1) Wie im Abschnitt zur Beadherstellung angeführt, wurden durch die Firma chemagen neben IDA funktionalisierten Magnetbeads auch M-PVA-Beads mit Amylosebeschichtung synthetisiert, wodurch diese Affinitätssorbentien für Proteine mit Carbohydrat-BindeproteinTag darstellen. Im Zuge der Beadcharakterisierung wurden insgesamt 25 Chargen mit Amylose funktionalisierte Beads in Hinblick auf Aufreinigungsqualität und Funktionalität mit den Fusionsproteinen Lipase-MalE bzw GFP-MalE getestet. Im Falle der besten Charge konnten im Mittel 80 mg GFP-MalE/g Bead und 130 mg Lipase-MalE/g Bead gebunden werden. Die erzielte spezifische Aktivität der so aufgereinigten Lipase entsprach der über eine Amyloseharz-Säule (New England Biolabs, Schwallbach) chromatographisch aufgereinigten Lipase-MalE von 105 U/mg Protein. 30 3.3 Auslegung und Konstruktion von für die Biotechnologie geeigneten Magnetseparatoren 3.3.1 Neben Grundprinzip der Synthese leistungsfähiger und kostengünstiger Magnetbeads für die Proteinaufreinigung und Enzymimmobilisierung stellt die Entwicklung von für die Biotechnologie geeigneten Magnetseparatoren eine weitere Voraussetzung dar, um die angestrebte Übertragung der Magnetbeadtechnologie vom analytischen hin zu einem industriellen Maßstab zu erreichen. Aufgrund der sehr geringen Partikelgröße der im Gesamtverfahren eingesetzten Magnetbeads ist unter den theoretisch möglichen Magnetseparationsprinzipien nur das Verfahren der Hochgradienten-Magnetfiltration erfolgsversprechend. Im Falle anderer, aus der industriellen Praxis bekannter Magnettechnologien, wie z.B. Trommelmagnetseparatoren oder Stabmagnetfilter, zeigt eine einfache Kräftebilanz, dass hierdurch eine effiziente Abscheidung von Partikeln mit Durchmessern von nur ca. 1 µm nicht aussichtsreich erscheint. Das physikalische Prinzip eines Hochgradienten-Magnetfilters beruht auf der Kraftwirkung auf magnetisierbare Teilchen in einem inhomogenen Magnetfeld. Magnetisierbare Teilchen werden in einem äußeren Magnetfeld zu Dipolen polarisiert (d.h. sie bilden einen Nord- und einen Südpol aus) und richten sich entlang der Feldlinien aus. Eine anziehende Kraft auf die Dipole wird allerdings nur dann ausgeübt, wenn Nord- und Südpol mit unterschiedlicher Stärke angezogen bzw. abgestoßen werden. Dies ist dann der Fall, wenn das Magnetfeld sich im Bereich der Teilchengröße ausreichend stark ändert, also einen inhomogenen Verlauf aufweist. Die Teilchen werden dann in Richtung zunehmender Magnetfeldstärke beschleunigt. Die auf die Teilchen wirkende Kraft ist proportional zur Stärke des Magnetfelds und proportional zur räumlichen Änderung des Feldes, dem Feldgradienten. Um sehr kleine Partikel magnetisch erfassen zu können, muss die Magnetfeldstärke sich in einem kleinen Raumbereich stark ändern (Hochgradienten-Feld). Im Hochgradienten-Magnetfilter wird die Feldinhomogenität dadurch erzeugt, dass in ein zunächst homogenes Magnetfeld eine Matrix aus dünnen, magnetisierbaren Drähten, eingebracht wird. Die Drähte werden polarisiert und verzerren dadurch das vorher homogene Feld. Die durch diese Verzerrung entstandenen Feldgradienten ziehen magnetisierbare Teilchen, die sich durch die Matrix bewegen, in Richtung auf die Drähte, bis sie schließlich daran haften bleiben. Durch dieses Prinzip können auch sehr feine magnetisierbare Teilchen 31 aus Flüssigkeiten separiert werden. Das zu behandelnde Gemisch aus Flüssigkeit und Teilchen wird dem Magnetfilter so lange zu geführt, bis das Aufnahmevermögen der Matrix gesättigt ist. Nach Abschaltung des Magnetfeldes wird die Matrix gespült. 3.3.2 Optimierung von Hochgradienten-Magnetfiltern auf Basis schaltbarer Permanentmagnetsysteme Nach eingehender Diskussion mit den Projektpartnern erwies sich ein modifizierter Hochgradientenmagnetfilter Typ HGF 10 (siehe Abb. 10) als geeigneter Ausgangspunkt für die Entwicklung von speziell auf die Bedürfnisse der Biotechnologie optimierter Magnettechnologie. Dieser Magnetfilter besteht aus einer einfach aufgebauten, starren Filterkammer sowie einem Magnetkreis zur Erzeugung von Magnetfeldern bis 0,5 Tesla. Das Magnetfeld wird von starken Permanentmagneten erzeugt, die in einem Rotor eingebaut sind, der sich in einem Eisenjoch befindet (Abb. 11). Je nach Stellung des Rotors liegt im Luftspalt des Eisenjochs ein Abb. 10: Labormagnetseparator HGF10 Magnetfeld mit der geforderten Feldstärke an bzw. wird das Magnetfeld des Permanentmagneten im Eisenkreis kurzgeschlossen, wodurch Anziehungskraft auf Magnetbeads innerhalb der Filterkammer entfällt. 32 die magnetische Abb. 11: Magnetkreis des HGF im eingeschalteten Zustand Die unterschiedlichen Feldstärken im Luftspalt des Eisenjochs (Position der Filterkammer) für die beiden Stellungen des Rotors sind in Abb. 12 für einen HGF mit 500 mm Arbeitsbreite dargestellt. Abb. 12: Magnetfeld im Eisenkreis eines HGF 50, links: ein, rechts: aus Innerhalb der Filterkammer befindet sich die Filtermatrix (siehe Abb. 13), die aus mehreren Lagen eines magnetisierbaren Edelstahlgewebes besteht. Die Maschenweite beträgt 0,5mm bis 5 mm, die Drahtstärke ca. 0,1 mm bis 1mm, je nach Anwendung. Die Ausführung der Filterkammern wurde mit den Projektpartnern abgestimmt und orientiert sich in der Materialwahl an GMP-Anforderungen. Nach der Fertigstellung wurde der Magnetfilter den Arbeitsgruppen der Universität Stuttgart für Versuche zur Verfügung gestellt (M 2.4) 33 Abb. 13: Beispiel einer Filtermatrix Zur Erreichung höherer Durchsätze können das Magnetsystem und die Filterkammer des HGF 10 verbreitert werden. Im Einsatz bei der Abreinigung von feinen Eisenpartikeln aus Entfettungsbädern in Bandbeschichtungsanlagen der Stahlindustrie sind Geräte mit Magnetbreiten von bis zu 1000 mm, die zum Teil auch in Tandembauweise (zwei parallel durchströmte Filterkammern) ausgeführt sind (siehe Abbildung 14). Unter Zugrundlegung der für den Anwendungsfall der Separation funktionalisierter Magnetbeads eingesetzten Filtergeschwindigkeiten, ergeben sich für diese Magnetfilter Durchsätze von ca. 2,5 m3/h während der Separationsphasen. Abb. 14: Hochgradienten-Magnetfilter HGF 100/2 mit je zwei Filterkammern mit 1000 mm Breite 34 3.3.3 Entwicklung eines kostengünstigen Hochgradienten-Magnetfilters zur Bioproduktaufarbeitung im Pilotmaßstab Über die im Arbeitsprogramm festgesetzte Bereitstellung eines LaborMagnetfilters hinaus, ergab sich im Projektverlauf der Wunsch nach einem kostengünstigen Magnetfilter mit Matrixvolumen, größeren Hochgradientendeutlich erhöhtem entsprechend Menge an einer handhabbaren Magnetbeads pro Aufreinigungszyklus. Auf Basis der durch die Projektpartner am IBVT bzw. FZK gemachten Vorgaben, wurde ein Magnetfilter mit 1,2 L Filterkammer incl. Magnetsystem entwickelt und gefertigt (Abb. 15 und 16). Das System zeichnet sich durch einen noch einfacheren Aufbau und Abb. 15: 3D-Ansicht des Kanisterscheiders mit 1,2 L Filterkammer damit günstigeren Preis aus. Das für die Filterrückspülung benötige Entfernen des Magnetfelds aus dem Bereich der Filtermatrix wird bei diesem System nicht wie im Fall der Magnetfilter der Baureihe HGF durch den Einbau des Permanentmagnetmaterials in einen drehbaren Rotor bewerkstelligt, sondern durch die Fixierung der Filtermatrix auf einer Linearverschiebung. Als Vorteil dieser Bauweise ist die Möglichkeit des Einsatzes konventioneller, Abb. 16: Kanisterscheider mit Linearverschiebung zur Feldelimitation während der Partikelrückspülung Permanentmagnetsysteme kostengünstiger mit festem Eisenjoch zu nennen. Als Nachteile ergeben 35 sich die Notwendigkeit flexibler Suspensionszu- und abführungen sowie der größere Platzbedarf. Diese Nachteile kommen jedoch erst für große Anlagen wirklich zum tragen und stellen für den Fall der Pilotanlage keine Probleme dar. Neben dem Einsatz innerhalb der Pilotanlage zur Bioproduktaufreinigung in Stuttgart eignet sich dieser Magnetfilter auch für die im Rahmen eines Up-scalings der Produktion notwendige effiziente Waschung der MPVA-Grundbeads während der Synthese (M 4.1). 3.3.4 Optimierung der operativen Partikelseparationskapazität der Magnetfilter (zu M5.1) Im Hinblick auf eine hohe Proteinausbeute pro Aufreinigungszyklus ist die Optimierung der verwendeten Filtermatrix hinsichtlich einer maximalen Filterkapazität Bedeutung. Aufgrund von der großer zyklischen Betriebsweise der Aufreinigungsanlage ist hierbei die „Arbeitskapazität“ des Filters entscheidend, d.h. das Partikelfassungsvermögen eines Magnetfilters, der schon in einem vorherigen Abb. 17: Modular aufgebaute Filterkammer zur Optimierung der Filtermatrices Aufreinigungszyklus beladen und durch eine festgelegte Spülprozedur (Filtergeschwindigkeit 80 m/h, Kreislaufspülung im Gegenstrom, 2x1 min) abgereinigt wurde. Zur Durchführung der Optimierungsversuche wurde für den Labor-Magnetfilter HGF10 eine Filterkammer entwickelt, die sich durch ihren modularen Aufbau und die Möglichkeit eines einfachen Wechsels der verwendeten A B C D w = 5,0 mm d = 0,900 mm w = 2,5 mm d = 0,500 mm w = 1,0 mm d = 0,250 mm w = 0,5 mm d = 0,125 mm Filtermatrices auszeichnet (siehe Abb. 17). Eine Filtermatrix besteht aus einer abwechselnden Abfolge magnetisierbaren Abscheidegeweben und praktisch von Im Rahmen der Untersuchungen wurden acht verschiedene Filtermatrices, d.h. Kombinationen aus Abscheidegewebe und Spacer getestet. 36 b c w = 0,63 mm d = 0,250 mm w = 0,2 mm d = 0,09 mm unmagnetischen Abstandshaltern, sogenannten Spacern. unterschiedliche a w = 1,0 mm d = 0,315 mm Abb. 18: Variation der zum Zusammenbau der Filtermatrices eingesetzten Abscheideund Spacergewebe. Die Variation der Abscheidegewebe umfasste Maschenweiten von 0,2 – 1,0 mm bei Drahtdurchmessern von 0,09 – 0,32 mm, die Variation der Spacergewebe umfasste Maschenweiten von 1,0 – 5,0 mm bei Drahtdurchmessern von 0,25 – 0,9 mm (siehe Abb. 18). Für die Arbeitskapazitäten bei beginnendem Partikeldurchbruch (5 % Durchbruch) ergaben sich für M-PVA Magnetbeads in Wasser je nach verwendeter Filtermatrix Werte im Bereich von 270 – 360 g Beads pro L Filtermatrix. Die experimentellen Werte sind in Tabelle 1 beispielhaft bei Verwendung definierter Beladungsbedingungen (cPartikel = 5 g/L, Filtergeschwindigkeit 18 m/h, Leitungswasser) dargestellt. Im Fall viskoserer Medien ist jedoch ein Rückgang der Arbeitskapazität um teilweise über 50 % zu beobachten, so dass eine genaue Festlegung der Arbeitskapazität im Falle der Partikelabtrennung aus Biosuspensionen nur experimentell erfolgen kann. Tabelle 1: Filterkapazitäten für verschiedene Abscheidegewebe-Spacer-Kombinationen für M-PVA-Partikeln in Wasser σ in g/L S 0,90/5,0 S 0,50/2,5 S 0,25/1,0 Μ 1,00/0,31 279 281 311 Μ 0,63/0,255 292 315 291 Μ 0,20/0,095 - 304 359 S= Spacer :Drahtdurchmesser in mm/Maschenweite in mm M= Abscheidegewebe: Drahtdurchmesser in mm/Maschenweite in mm σ= Filterkapazität in g Partikel/L Filtermatrix Wie aus Tabelle 1 zu erkennen ist für M-PVA Partikel die Variationsbreite der erreichbaren Filterkapazitäten im untersuchten Bereich nicht sehr groß und für den praktischen Betrieb nicht unbedingt richtungsweisend. Die höchste Filterkapazität tritt in Übereinstimmung mit der Theorie bei Einsatz der feinsten Kombination Abscheidegewebe – Spacer auf. Die etwas erhöhte Filterkapazität wird im praktischen Betrieb jedoch durch eine erhöhte Verstopfungsgefahr und eine erschwerte Rückspülung erkauft, so dass in den Versuchen gröbere Gewebe mit etwas geringeren theoretischen Filterkapazitäten bevorzugt wurden. Der Grund für die geringe Variation der Filterkapazität ist darin zu suchen, dass unter den gewählten Bedingungen jede der Filtermatrices in der Lage ist, das Volumen der Filterkammer weitgehend mit abgeschiedenen Partikeln zu füllen. Für noch gröbere Gewebe 37 bzw. höhere Filtergeschwindigkeit wird jedoch sicherlich irgendwann der Punkt erreicht, an dem die Ausnutzung des Filterkammervolumens deutlich zurück geht und die Filterkapazitäten deutlich absinken. Unter den gewählten, günstigen Bedingungen ist dies jedoch nicht der Fall, sondern die erreichbare Filterkapazität wird maßgeblich durch die erreichbare Feststoffdichte in den Partikelanlagerungen an den Drähten bestimmt. Die erreichbare Feststoffdichte ist eine Funktion der Partikeldichte und –form, der Oberflächenladung und nicht zuletzt der magnetischen Wechselwirkungen. Diese Zusammenhänge sind gegenwärtig noch nicht in ausreichendem Maße theoretisch zu erfassen, sondern es müssen Wege einer einfachen experimentellen Abschätzung gesucht werden. 3.3.5 Optimierung der Partikelrückspülung aus der Filtermatrix Im Lauf der Versuche bei den Forschungspartnern zeigte sich, dass im Spülvorgang des HGF die Beads nicht vollständig aus der Draht-Matrix entfernt werden konnten. Dies hängt im wesentlichen mit der im Vergleich zu andern Anwendungen geringen Fließgeschwindigkeit des Mediums während der Spülphase zusammen. Da voraussichtlich eine nennenswerte Erhöhung dieses Parameters wegen des damit verbundenen Flüssigkeitsverbrauchs ausscheidet, wurde nach einer anderen Lösung gesucht, ein möglichst vollständiges Ausspülen der Beads zu erreichen. Die Partikelrückgewinnung aus dem Magnetfilter stellt im Hinblick auf die vollautomatisierte Prozessführung zahlreiche Aufreinigungszyklen kritischen Aspekt dar, da über einen eine unzureichende Partikelresuspendierung zu folgenden Problemen führt: (i) eine verminderte Wasch- und Elutionseffizienz innerhalb des Zyklus und (ii) eine unzureichende Sorptionskapazität zu Beginn des neuen Zyklus, da nur eine Teilmenge der Magnetbeads Sorptionsbehälter 38 wieder gelangt. in den Als Abb. 19: Matrixgehäuse mit angeschraubtem Kugelvibrator nach Einbau in den Magnetfilter HGF10 Gegenmaßnahme wurden verschiedene Ansätze, wie z.B. Ultraschall, Flüssigkeitspulsationen und mechanische Vibrationen, zur Verbesserung der Resuspendierung untersucht. Von diesen Maßnahmen erwies sich das Einwirken mechanischer Vibrationen hoher Frequenz als effektivste und zugleich kostengünstigste Lösung. Die Erzeugung der Vibrationen erfolgt mittels eines fest mit dem Matrixgehäuse verbundenen Kugelvibrators (siehe Abb. 19), der durch Druckluft (4-6 bar) betrieben wird. Ergebnisse der Verbesserung der Partikelaustrag-Effizienz in % Die Rückgewinnung abgeschiedener M-PVA Partikel im Falle des Systems HGF10 sind dargestellt. in Abb. Die 20 Auftragung 100 80 60 40 ohne Kugelvibrator 20 m it Kugelvibrator 0 0.0 zeigt den prozentualen Anteil mit als auch ohne Einsatz des Kugelvibrators. erkennen, Wie lässt sich 100.0 150.0 200.0 Filtergeschw indigkeit in m /h ausgespülter Partikel über der Filtergeschwindigkeit, sowohl 50.0 Abb. 20: Effizienz der Partikelrückgewinnung aus dem Magnetfilter HGF10 in Abhängigkeit der Spülgeschwindigkeit, sowie mit und ohne Einsatz eines Kugelvibrators. zu bei einer Spülgeschwindigkeit von nur ca. 80 m/h die Partikelrückgewinnung von knapp 60 % auf nahezu 98 % steigern. Ein größer dimensionierter Kugelvibrator kam auch bei dem beschriebenen Magnetsystem mit 1,2 L Filterkammer zum Einsatz. Wie sich zeigte, konnte hierdurch jedoch die Effizienz des Partikelrückgewinnung nicht in gleichem Maße gesteigert werden wie im Falle des Laborseparators HGF 10. Die Frage einer weitestgehend vollständigen Partikelrückgewinnung aus großvolumigen Filtermatrices ist damit noch nicht abschließend geklärt und bedarf weiterer Optimierung. Ein Ansatzpunkt hierfür ist sicherlich eine Optimierung des Designs der Filtermatrix. Hierzu wurde eine Matrix konzipiert, die statt aus Drahtgewebe aus mehreren Lagen gekanteter Blechstreifen besteht (siehe Abb. Abb. 21: Alternative Filtermatrix aus Kantblech 39 21). Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, einen möglichst minimalen Biegeradius an den Knickstellen der Bleche zu erreichen, da an diesen Stellen ein möglichst hoher Feldgradient erreicht werden soll. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass der Abstand der Blechstreifen zueinander konstant ist. Im Vergleich zur Drahtmatrix sind bei diesem Aufbau keine Strömungs-Toträume vorhanden, in denen Partikel zurückbleiben können. Bis zum offiziellen Projektabschluss konnte diese Matrix noch nicht auf ihre Effizienz getestet werden. Da aber alle Projektpartner an einer Fortführung der Arbeiten in Richtung einer Kommerzialisierung interessiert sind, werden diese Versuche voraussichtlich Anfang des Jahres 2005 durchgeführt. 40 3.4 Versuchsanlagen zur Proteinaufreinigung 3.4.1 Laboranlage auf Basis des schaltbaren Magnetfilters HGF10 Zur Durchführung der Proteinaufreinigung mittels Magnetbeads wurde unter Einsatz des Magnetfilters HGF10 der Firma Steinert eine Laboranlage entwickelt und im Technikum des Instituts für Technische Chemie am Forschungszentrum Karlsruhe aufgebaut. Die einzelnen Anlagenelemente, wie Ventile, Magnet und Pumpe, wurden über ein in LabVIEW (National Instruments, Texas, USA) geschriebenes Programm angesteuert, so dass in vorgegebenen Zeiträumen ein Wechsel zwischen den einzelnen Prozessschritten stattfand. Ziel des automatisierten Prozesses war es, die Proteinaufreinigung über mehrere Zyklen unter Verwendung derselben Partikeln und dem Einsatz von frischer Biosuspension je Zyklus eigenständig ablaufen zu lassen. Ein Fließschema der Laboranlage ist in Abbildung 22 dargestellt. In dem Behälter B1 fand die Batchsorption des Zielproteins aus dem Homogenisat statt. Die Partikel-/Biosuspension wurde danach mit einer Filtergeschwindigkeit von 24 m/h über die Ventile V1, V2 und V5 durch den magnetischen Filter gepumpt, in dem die Partikeln zurückgehalten wurden. Der restliche Prozessstrom wurde über die Ventile V6 und V7 aus dem System geschleust. War der Filter mit Partikeln gefüllt, wurde Ventil 2 umgestellt und solange Waschpuffer aus dem Behälter B3 durch das System gepumpt bis die Lösung innerhalb des Recycle-Loops vollständig ausgetauscht war. Anschließend wurde mit Hilfe von Ventil 6 der RecycleLoop geschlossen. Das Magnetfeld wurde abgeschaltet und der Waschpuffer mit den freigesetzten Partikeln in entgegengesetzter Flussrichtung bei einer erhöhten Abb. 22: Schema einer Laboranlage zur automatisierten Proteinaufreinigung mittels Magnetbeads. Geschwindigkeit (95 m/h) im Kreislauf gepumpt. Durch Einschalten des Kugelvibrators wurde dabei die Freisetzung der Partikeln aus dem Filter unterstützt. Nach 120 sec wurden die 41 Partikeln durch Einschalten Magnetfeldes, des Reduzieren des Volumenstroms auf 24 m/h und Ändern der Flussrichtung für 120 sec wieder in dem Filter gesammelt. Der Waschpuffer wurde aus dem System entfernt und der Waschschritt mit neuem Puffer wiederholt. Danach wurden auf die gleiche Weise zwei Elutionsschritte durchgeführt, wobei Elutionspuffer und Partikeln hier für 600 sec im Kreislauf gepumpt wurden. Die Wasch- und Elutionsfraktionen wurden im Fraktionensammler aufgefangen. Nach der zweiten Proteinelution wurden die Partikeln noch einmal gewaschen. Dann wurde aus dem Behälter B2 neue Biosuspension in das System geleitet, wobei die Partikeln über Ventil 4 zurück in Abb. 23: Foto der Laboranlage zur automatisierten Proteinaufreinigung mittels Magnetbeads. den Vorlagebehälter B1 gelangten. Über das in die Anlage gepumpte Biosuspensionsvolumen lässt sich dabei die gewünschte Partikelkonzentration im Sorptionsbehälter einstellen. Mit dem darauf folgenden Batchsorptionsschritt wurde ein neuer Zyklus gestartet. Abbildung 23 zeigt ein Foto der automatisierten Loboranlage. 3.4.2 Pilotanlage zur Bioproduktaufarbeitung mittels Magnetbeads Wie im Rahmen der Ausführungen zu den entwickelten Hochgradienten-Magnetfiltern erwähnt, entstand im Projektverlauf der Wunsch den Erprobungsmaßstab der Bioproduktaufarbeitung über den im Arbeitsprogramm vorgesehenen Labormaßstab hin zu einer Demonstration im Pilotmaßstab zu erweitern. Ziel dieser Bestrebungen war der Aufbau einer Anlage, die eine Proteingewinnung im g-Maßstab pro Zyklus erlaubt, wobei die Zyklusdauer bei nur ca. einer Stunde liegt. 42 Abb. 24: Anlagenschema der Pilotanlage zur Proteinreinigung mittels Magnetbeads (Filtervolumen 1,2 L) Abb. 24 zeigt das Fließbild der verwendeten Pilotanlage im halbtechnischen Maßstab. Nach Sorption der Biomoleküle an die magnetischen Mikrosorbentien (ca. 100 g) in einem externen Rührreaktor (G1) wird die partikelhaltige Suspension durch die Abscheidekammer des Magnetseparators (MS) gepumpt (Filtergeschwindigkeit 25 m/h, Schlauchpumpe P600, Fa. Watson Marlow, UK). Hierbei werden die produktbeladenen magnetischen Sorbentien zurückgehalten, während unmagnetische Zellbruchstücke den Separator ungehindert passieren. Kurz vor Durchbruch der Partikel wird zum ein- oder zweimaligen Waschen (G2) und zur Elution (G3) der Kreislauf („Loop“) der Anlage zunächst bei eingeschaltetem Magnetfeld mit der entsprechenden Lösung gefüllt. Anschließend erfolgt bei ausgeschaltetem Magnetfeld ein Umpumpen der Partikel im Loop (Filtergeschwindigkeit ca. 80 m/h), gefolgt von einem Ausschleusen der Elutionslösung, wobei die Partikel wiederum durch das Magnetfeld zurückgehalten werden. Auf die Elution folgen Prozessschritte zur Entfernung des verbliebenen Elutionsmittels durch Waschung (G2) und zur eventuellen Wiederbeladung der IDA-Gruppen der Partikel mit Kupferionen (G4). Der Prozessschritt zur Wiederbeladung der Partikel mit Metallionen ist nur im Falle der Verwendung von "Immobilised Metal 43 Affinity" (IMA) Liganden notwendig, für andere Liganden wie z.B. Protein A kann er entfallen oder optional durch einen Reinigungsschritt der Partikeloberfläche ersetzt werden. Abschließend werden die Partikel aus der Filterkassette mit frischer Biorohsuspension (G5) aus dem Filter-System in den Mischbehälter (G1) gespült und ein neuer Zyklus gestartet. Alle Verfahrensschritte während eines Aufreinigungszyklus sind vollautomatisiert, die dazu benötigte Steuerung der Pumpgeschwindigkeiten, -zeiten und der Ventilschaltungen ist durch eine Programmierung mit der Grafischen Mess- und Steuerungs-Software Visual Designer 4.0, Fa. Texas Instruments realisiert. Abb. 25 zeigt den Magnetfilter incl. Steuerung und angeflanschtem Kugelvibrator als das Herzstück der Anlage. Der Magnetfilter der Pilotanlage befindet sich innerhalb eines verfahrbaren Gestells und könnte daher auch rasch an anderen Einsatzorten genutzt werden. Gesamtansichten der Pilotanlage während des Betriebs finden sich in den Abbildungen 26a und b. Als Vorlage und Produktbehälter dienen zum Teil thermostatisierbare Edelstahlbehälter mit Fassungsvermögen zwischen 10 und 50L. In Bild 26a links sind die Vorlagebehälter, rechts Abb. 25: 1,2 L-Magnetfilteranlage incl. Steuerung und angeflanschtem Kugelvibrator. die Produktbehälter zu erkennen. a) b) Abb. 26: Gesamtansichten der Pilotanlage zur Bioproduktaufarbeitung mittels Magnetbeads. 44 Rechts im Vordergrund bildet die Ultrafiltration die letzte Stufe der Aufreinigungsanlage. Neben einer Aufkonzentrierung dient die Ultrafiltration dabei zusätzlich einer starken Verringerung der Konzentration an Kupferionen im Eluat, da diese im Gegensatz zu Proteinen die Ultrafiltrationsmembran weitgehend ungehindert durchdringen können. Wird das zurückgehaltene Ultrafiltrationsschritte Proteinkonzentration mit kupferfreiem für Puffer einen oder verdünnt, mehrere lassen weitere sich die Kupferkonzentrationen innerhalb der Produktlösung theoretisch unter jeden geforderten Grenzwert einstellen. Eine evtl. Inhibierung des aufgereinigten Enzyms durch diese Metallionen kann hierdurch umgangen werden. Zudem wird in diesem Schritt das Enzym in einen für die Immobilisierung geeigneten Puffer überführt. Die Crossflow Filtration wurde hierzu direkt in die Anlage integriert, so dass bereits parallel zum Aufreinigungsprozess Elutionsfraktionen von bereits vorausgegangenen Zyklen filtriert werden können. 45 3.5 Molekularbiologische Generierung getagter Enzym u. GFPVarianten und Proteinherstellung 3.5.1 Einleitung Aufgabe des Instituts für Industrielle Genetik (IIG) der Universität Stuttgart innerhalb des Projekts war die Konstruktion von Expressionsvektoren zur Fermentation und Bereitstellung rekombinanter, technisch relevanter Enzyme. Als Modellsysteme dienten eine thermoalkalophile Lipase aus Bacillus thermocatenulatus sowie die Penicillinamidase (PA) aus einem E. coli Stamm. Daneben wurde das eGFP-Gen (enhanced green fluorescent protein) als weiteres Modellsystem benutzt, da es sehr einfach nachzuweisen ist und sich daher die Expression, der Einfluss von Tags auf die Expression, Bindung an Magnetbeads, Effizienz der Proteinreinigung und Immobilisierung einfach messen lassen. Für die Expression haben wurde das am IIG entwickelte L-Rhamnose induzierbare Expressionssystem von E. coli benutzt, da es gegenüber den üblichen Expressionssystemen zahlreiche Vorteile besitzt: Da nahezu alle E. coli-Stämme die Rhamnoseabbau-Gene besitzen, eignen sie sich auch als Wirt für die Expressionsvektoren, es müssen keine speziellen Stämme konstruiert werden wie z. B. bei dem T7-Expressionssystem. Der Induktor ist nichttoxisch und kommerziell erhältlich. Die Elemente der Regulation, Aufnahme und Metabolismus des Induktors sind bekannt. • Mit dem Rhamnose-Expressionssystem werden besonders bei Genen, die zu einem hohen Anteil an unlöslichen Proteinaggregaten führen (z.B. Penicillinamidase) bessere Expressionsergebnisse erzielt, da die Induktion meist sehr viel langsamer läuft. • Die Expression ohne Induktor ist extrem niedrig. Dadurch sind die Vektoren sehr stabil, ein Vorteil, der sich besonders bei der Reproduzierbarkeit in der Hochzelldichtefermentaion bemerkbar macht. Zusätzlich wurden die Vektoren durch eine Multimerauflösung (cer-site) stabilisiert und können daher auch in Rec+Stämmen ohne Probleme verwendet werden. • Gegenüber negativ regulierten Systemen, bei denen der Repressor durch zu hohe Kopienzahlen der Plasmide oft austitriert wird, ist es ein weiterer Vorteil, dass es sich bei dem Rhamnosesystem um eine positive Regulation mit zwei Aktivatoren (RhaS und RhaR) handelt, d.h. die Plasmidkopienzahl spielt keine Rolle, es werden nur so viele Promotoren induziert, wie Aktivatoren gebildet werden. Gegenüber dem bekannten Arabinose-Expressionssystem schließlich ist die Autoregulation der 46 Aktivatoren ein Vorteil, da die Regulatorgene im Chromosom verbleiben können und nicht in die Expressionsvektoren inseriert werden müssen. Für die Proteinreinigung spielen Affinitätstags eine immer größere Rolle, da sich damit der Aufwand der Reinigung extrem verringern lässt. Oft genügt ein einzelner Reinigungsschritt, um das Zielprotein 90% rein zu erhalten. Die Gensequenzen einer Vielzahl solcher Tags wurden in unsere Rhamnosevektoren inseriert. Die Tag-Sequenzen wurden so inseriert, dass rhaP RBS PT7 BsrGI PstI HindIII SmaI PstI HindIII EcoRV PstI HindIII BamHI pJOE4623 pJOE4624 EcoRV PstI HindIII ter BamHI eGFP malE eGFP ter EcoRV PstI HindIII BamHI gluS pJOE4622 ter His NdeI eGFP NdeI rhaP RBS T7t PT7 T7t cer HindIII BsrGI BamHI BamHI RBS RBS rhaP NdeI PT7 pJOE4618 ter CBP eGFP T7t cer MunI BamHI NdeI NdeI T7t rhaP ter arg eGFP eGFP T7t PT7 pJOE4613 ter eGFP stag rhaP HindIII NdeI RBS PT7 cer cer strep RBS rhaP RBS T7t PT7 cer cer His rhaP NdeI cer pJOE4056 ter eGFP BamHI PT7 NdeI rhaP RBS T7t PT7 T7t cer BamHI sie meist sowohl eine N- als C-terminale Fusion mit einem Zielgen erlauben. ter pJOE4599 pTST101 Abb. 27: Ausschnitte aus Rhamnose-induzierbaren Expressionsplasmiden mit Affinitätstags fusioniert an eGFP. Alle Expressionsplasmide enthalten neben dem Rhamnosepromotor (rhaP) zusätzlich einen T7-Promotor (PT7), eine T7 Ribosomenbindestelle (RBS) und einen Transkriptionsterminator (ter) sowie eine cer-site zur Auflösung von Plasmidmultimeren. Weiter enthalten die Plasmide einen T7 Promotor (PT7), der aber für diese Arbeiten nicht benötigt wurde. 47 An alle Tag-Sequenzen wurde das eGFP-Gen fusioniert, um die Tags bezüglich Expression und Bindung an entsprechende Affinitätssäulen sofort überprüfen zu können. Dabei wurde auf einen modularen Aufbau geachtet, der es erlaubt, das eGFP-Gen durch Restriktionsenzyme auszuschneiden und durch andere Gene zu ersetzen. Die von uns konstruierten Plasmide pJOE4056, pJOE4613, pJOE4599 und pTST101 enthalten jeweils einen HisTag, einen StrepTag, die Glutathionreduktase und Maltosebindeprotein MalE N-terminal an eGFP fusioniert. Die Vektoren pJOE4618, pJOE4622, pJOE4623 und pJOE4624 enthalten Sequenzen für einen ArgTag, CPB (Chitinbindeprotein), StrepTag und HisTag, C-terminal an eGFP fusioniert. (Abb. 27) 3.5.2 Expression eines Lipase-Gens aus Bacillus thermocatenulatus Als erstes technisches Enzym wurde eine thermoalkalophile Lipase aus Bacillus thermocatenulatus ausgewählt. Diese Lipase katalysiert die Hydrolyse und Transesterifizierung von Triacylglycerinen (Schmidt-Dannert et al., 1996; Biochem. Biophys. Acta, 1301, 105-114). Das Lipase-Gen wurde in einige der in Abb. 27 gezeigten Plasmide inseriert und dabei das eGFP-Gen ersetzt. In den Plasmiden pZSU1.1, pZSU2.1, pZSU3.1 und pZSU38.4 ist das Maltosebindeprotein (MalE), die Glutathion Reduktase (GluS), der StrepTag und ein HisTag N-terminal an die Lipase fusioniert. In pZSU5.3, pZSU6.5, pZSU7.2 und pJOE4615.1 wurde ein AspTag, ArgTag, StrepTag und ein HisTag C-terminal fusioniert. E. coli JM 109 wurde mit diesen Plasmiden transformiert, und mit den so entstandenen Stämmen wurden in Schüttelkolben Expressionsversuche durchgeführt. Zu bestimmten Zeiten wurden Proben entnommen, und nach dem Zellaufschluss und Abzentrifugieren die Lipaseaktivität des Rohextraktes gemessen. Zur Bestimmung der Lipaseaktivität wurde die Umsetzung von p-Nitrophenyl-Palmitat in p-Nitrophenol und Palmitat photometrisch verfolgt. Die Ergebnisse aus den gemessenen Aktivitätswerten (U/ml Flüssigmedium) zeigten, dass im Allgemeinen nach 6 Stunden Induktion mit Rhamnose und 30°C Wachstumstemperatur die höchsten Aktivitäten nachzuweisen sind. Dabei schnitten in der Regel die Konstruktionen am besten ab, bei denen die Tags N-terminal an die Lipase angefügt waren (Tabelle 2). 48 Tab. 2: Lipaseaktivität pro 1 ml Kulturvolumen nach 6 h Induktion mit 0,2 %Rhamnose und 30°C in LBMedium mit Ampicillin. Die Zellen wurden mit Ultraschall aufgeschlossen und die Bildung von p-Nitrophenol im Photometer bei 420 nm verfolgt. E. coli JM109 mit Volumenaktivität (U/ml Flüssigmedium) pZSU1.1 (MalE-N-Terminal) 12,45 pZSU2.1 (Glutation-Reduktase-N-Terminal) 3,41 pZSU3.1 (StrepTag-N-Terminal) 21,81 pZSU38.4 (HisTag-N-Terminal) 44,51 pZSU5.3 (AspTag-C-Terminal) 8,51 pZSU6.5 (ArgTag-C-Terminal) 1,2 pZSU7.2 (StrepTag-C-Terminal) 1,17 pJOE4615.1 (HisTag-C-Terminal) 3,19 Eine Ausnahme bildete der Vektor pZSU2.1 mit N-terminalem gluS, bei dem nur eine Aktivität von 3,41 U/ml gemessen wurde. Bei den Stämmen, bei denen die Tags an das Ende des Lipasegens fusioniert waren, wurden niedrigere Aktivitäten gefunden, zwischen 1.17 U/ml mit dem Plasmid pZSU7.2, 3,19 U/ml und 8.51 U/ml mit pZSU5.3. Der mögliche Grund für das bessere Abschneiden der Lipasen mit N-terminal fusionierten Tags könnte in der Translationsinitiationsregion liegen. Es ist bekannt, das nicht nur die Ribosomenbindestelle für eine hohe Expression wichtig ist, sondern auch die ersten Codons nach dem Genstart. Das Lipasegen stammt von einem AT-reichen Bacillus und daher ist die Translationsinitiationsregion nicht für E. coli optimiert. Dies gilt ebenso für das Glutathiontransferase-Gen aus Schistosoma japonicum. Im Gegensatz dazu stammt MalE aus E. coli und auch die Sequenzen für HisTag und StrepTag starten zunächst mit fünf Codons vom E. coli lacZ-Gen. Die Klone mit Lipase-Gen wurden an die Arbeitsgruppe von Prof. Syldatk weitergegeben und dort auch weiter bearbeitet. 3.5.3 Expression des Penicillinamidase-Gens Als weiteres Modellenzym diente die Penicillinamidase. Die Penicillinamidase kommt in verschiedenen Bakterien und auch in Hefen und Schimmelpilzen vor. Sie ist von großer kommerzieller Bedeutung, da sie zur Hydrolyse von Penicillin G und V eingesetzt wird und neuerdings auch zur direkten Synthese von Penicillinderivaten. Das von uns verwendete Penicillinamidase-Gen stammt aus E. coli und wurde uns freundlicherweise von Prof. Kasche auf dem Vektor pPAEC zur Verfügung gestellt, auf dem das ganze E. coli Penicillinamidase49 Gen unter der Kontrolle des Lactose-Promoters vorhanden ist. Eine hohe Expression dieses Gens ist schwierig, da es in den periplasmatischen Raum transportiert und dort autokatalytisch in drei Fragmente prozessiert werden muss, von denen sich das N-terminale und das C-terminale Fragment zum reifen Enzym zusammenlagern. (Abb. 28). S (26aa) A (209aa) L(54aa) B (557aa) pre-pro-PA pro-PA PA Abb. 28: Prozessierung der Penicillinamidase durch Abspaltung der Signalsequenz für den Export (S) und autokatalytische Proteaseaktivität. Dies führt bei hoher Expression zur Bildung von „inclusion bodies“. Das Gen aus dem Plasmid pPAEC wurde durch PCR amplifiziert und unter die Kontrolle des RhamnoseExpressionssystem gebracht. In pZSU90.12 und pZSU93.1 wurde das vollständige Gen ohne Affinitätstags in den Vektoren eingebaut. Die beiden Vektoren haben einen unterschiedlichen Ursprung, pZSU90.12 ist ein pBR322 Derivat mit einer Ampicillinresistenz, pZSU93.1 ein Derivat von pACYC184 mit einem Chloramphenikolresistenzgen zur Selektion. Durch Umklonierungen in verschiedenen Plasmiden wurde die Penicillinamidase sowohl am NTerminus als auch C-terminal mit verschiedenen Tags versehen. In pZSU116.4 und in pZSU117.11 haben wir das Penicillidamidase-Gen N-terminal mit MalE bzw. StrepTag fusioniert. In pZSU150.1 wurde ein StrepTag C-terminal, in pZSU166.3 ein HisTag Cterminal angefügt (Abb. 29). 50 RBS PT7 rhaP RBS PT7 rhaP RBS PT7 rhaP RBS PT7 rhaP HindIII pZSU90.12 pZSU93.1 NdeI HindIII pTST101 malE ter pZSU116.4 HindIII pTST101 pZSU117.1 HindIII BamHI ter ter ter pZSU150.1 HindIII BamHI stag NdeI BamHI ter His cer B BamHI NdeI NdeI T7t cer NdeI T7t cer A ter strep T7t T7t cer S HindIII NdeI RBS rhaP RBS T7t rhaP PT7 T7t cer pZSU166.1 Abb. 29: Expressionsvektoren für das Penicillinamidase-Gen mit der Signalsequenz für Export (S), Alpha- (A) und Beta- (B) Untereinheit unfusioniert oder fusioniert an Affinitätstags. Bei pZSU93.1 ist pACYC184 das Ausgangsplasmid, bei den übrigen pBR322. Die Expression des Penicillinamidase-Gens bzw. die Prozessierung und Aktivität des Enzyms hängen stark von den Kultivierungsbedingungen ab. Um die einzelnen Schritte zu optimieren, wurden eine Vielzahl von Parametern getestet wie z.B. verschiedene Produktionsstämme, Wachstumsmedien, Wachstumstemperatur, Induktionszeiten, Einfluss von Affinitätstags usw. Zunächst wurden verschiedene E. coli Stämme mit den obengenannten Vektoren transformiert und mit rekombinanten Stämmen zahlreiche Expressionsversuche in Schüttelkolben durchgeführt. Die Enzymaktivität wurde mit dem Penicillin-analogen Substrat NIPAP gemessen. (Kasche et al., 1999; Biochem. Biophys. Acta 1433, 76-86.). Die Auswertung der Ergebnisse hat ergeben, dass die höchste Enzymaktivität erreicht wird durch: • Kultivierung der Stämme bei 22°C, 24 Stunden im LB Medium mit Antibiotikum • Verwendung des E. coli Stammes BL21 oder BL21DE3pLysS • Verwendung der Penicillinamidase-Gens ohne Affinitätstag Die unterschiedlichen Aktivitäten der Penicillinamidase in Abhängigkeit von dem Affinitätstag sind in Abb. 30 zusammengefasst. Die höchste Aktivität wurde mit dem 51 unfusionierten Gen erreicht, eine Fusion am C-Terminus bewirkte eine kleine Verringerung der Aktivität, während eine Fusion am N-Terminus und damit auch eine intrazelluläre Produktion zu einem nahezu inaktiven Protein führte. U/ml Flüssigmedium 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 pZSU90.12 (das ganze Gen) pZSU150.1 (strepTag-C) pZSU166.3 (hisTag-C) pZSU116.4 (malE-N) pZSU117.11 (strepTag-N) Abb. 30: Wirkung der Affinitätstags auf die Aktivität der Penicillinamidase. (Versuch in LBamp Medium, Inkubation bei 22°C 24 Stunden lang, verschiedene Vektoren in BL21DE3/pLysS). Eine Überprüfung der Proteinproduktion durch SDS-PAGE zeigte, dass die Zellen nach Induktion durch Rhamnose bei 28 °C sehr hohe Mengen an Penicillinamidase produzieren, jedoch nur wenig aktives Enzym bilden. Stattdessen bilden sich Mengen falsch gefaltetes und nicht prozessiertes Protein in Form von „inclusion bodies“. 1 2 Alfa-Untereinheit ca. 60 kDa 3 4 5 „inclusion bodies“ ca. 80 kDa Beta-Untereinheit ca. 23 kDa Abb. 31: „Inclusion body“-Bildung bei der Penicillinamidase Überexpression. Spur 1: Expression bei 22°C – Überstand; Spur 2: Expression bei 22°C – Pellet; Spur 3: Expression bei 28°C – Überstand; Spur 4: Expression bei 28°C – Pellet. 52 Dies war auch in dem Vektor pPAEC zu beobachten und konnte durch die Verwendung des Rhamnose-Vektors und der niederen Temperatur stark vermindert aber nicht vermieden werden. Die „inclusion body“-Bildung ist auf einem SDS-Gen in Abb. 31 dargestellt. Um die „inclusion body-Bildung“ zu verringern, wurde die Expression des Gens in einem Rhamnose-Vektor mit niedrigerer Kopienzahl getestet (pZSU93.1, ein Derivat von pACYC184). Dies sollte die Expressionsrate reduzieren, aber durch die Verringerung der Wechselwirkungen zwischen den sich faltenden Proteinketten dafür mehr aktives Protein geben. Diese Konstruktion hat sich aber als nicht erfolgreich erwiesen. Die maximale Aktivität ging mit der verringerten Kopienzahl um circa 30% zurück. Ein weiterer Grund für die hohe „inclusion body“ -Bildung könnte in der zu langsamen autokatalytischen Prozessierung liegen. Deswegen haben wir die Gene für die Alfa und BetaUntereinheiten des Enzyms getrennt in einen Vektor ohne Signalsequenz für den Transport inseriert und die zwei Proteinuntereinheiten voneinander getrennt cytoplasmatisch exprimiert (Plasmid pZSU185.44). Auch dies führte zu keiner Steigerung an aktiven Enzym, im Gegenteil, nach Rhamnoseinduktion des Stammes BL21DE3 ging die Menge an aktivem Enzym gegenüber BL21DE3/pZSU90.12 auf 20% zurück. Eine weitere Möglichkeit zur Vermeidung von „inclusion body“-Bildung ist die Koexpression von Chaperon-Genen, die die erfolgreiche Proteinfaltung unterstützen. Periplasmatisch lokalisierte Chaperone sind zum Beispiel DegP, eine Protease, die alternativ auch die Proteinfaltung unterstützt, sowie SurA, FkpA und Skp. Die Expression dieser Gene wird durch Sigma E kontrolliert (Sigma E ist ein alternativer Sigma-Faktor, der in E. coli die Gene für extracytoplasmatische „Stressantworten“ kontrolliert). Daher wurde auch alternativ zu den einzelnen Chaperonen Sigma E exprimiert, um eventuell alle Sigma E kontrollierten Chaperone gleichzeitig anzuschalten. Die Chaperon-Gene bzw. rpoE wurden über PCR amplifiziert und C-terminal vom dem Penicillinamidase-Gen mit HisTag in den Vektor pZSU166.3 inseriert, wodurch ihre Synthese zusammen mit dem PA-Gen erst nach Induktion mit Rhamnose induziert wurde. Die Expression wurde in dem Stamm BL21 unter den üblichen Bedingungen (22°C, 24 h Induktion mit Rhamnose in Schüttelkolben) durchgeführt und die Expression und Aktivität von Stämmen mit: 53 pZSU166.3 (PA mit His-Tag C-Terminal, Kontrolle), pZSU198.16 (PA mit His-Tag C-Terminal + DegP), pZSU199.23 (PA mit His-Tag C-Terminal + SigmaE), pZSU232.4 (PA mit His-Tag C-Terminal + Skp), pZSU233.2 (PA mit His-Tag C-Terminal + FkpA), pZSU234.1 (PA mit His-Tag C-Terminal + SurA) verglichen. Dabei wurde neben der Biomasse auch die Penicillinamidaseaktivität in der nach Entfernen der Zellen zellfreien Kulurbrühe gemessen. Die Volumenaktivitäten sind in Tabelle 3 zu sehen. Bei den Stämmen mit pZSU198.16 und pZSU233.2 zeigte sich eine deutliche Erhöhung in der Volumenaktivität der Biomasse. Bei den Stämmen pZSU199.23 und pZSU232.4 wurde etwa die gleiche Aktivität gefunden wie in der Kontrolle mit pZSU166.3, während der Stamm mit pZSU234.1 eine Verringerung der Aktivität ergab. Tatsächlich wurde mit den Chaperonen aber nicht mehr aktives Protein pro Volumen Kulturflüssigkeit erreicht. Der Unterschied beruhte offensichtlich darauf, dass die Zellen mit koexprimiertem DegP und FkpA kein Protein in den Überstand abgaben, während dies bei allen anderen Stämmen sehr massiv geschah. Tabelle 3: Penicillinamidase-Produktion in E. coli BL21 mit verschiedenen Rhamnosevektoren: Abhängigkeit der Penicillinamidase-Produktion von der Koexpression periplasmatischer Chaperon-Gene Volumenaktivität E. coli BL21 mit U/ml Kultur Gesamtaktivität in der Biomasse Extrazellulär U/ml pZSU166.3 - Kontrolle 0,499 0,442 0,941 pZSU198.16 – mit DegP 0,883 0,010 0,893 pZSU233.2 – mit FkpA 1,060 0,000 1,060 pZSU199.23 – mit Sigma E 0,442 0,476 0,918 pZSU232.4 – mit Skp 0,591 0,216 0,807 pZSU234.1 – mit SurA 0,275 0,000 0,275 Offensichtlich führt die Überexpression und „inclusion body“-Bildung zu einer Permeabilisierung der äußeren Membran oder auch Zelllyse. Dies scheint durch DegP und FkpA verhindert zu werden. In der SDS-PAGE zeigten auch die Rohextrakte von diesen Stämmen eine große Menge „inclusion bodies“. Zusammenfassend kann man sagen, dass alle Stämme mit Ausnahme von BL21 pZSU234.1 etwa gleich große Mengen aktives und falsch 54 gefaltetes Protein produzieren, aber die Zellen mit DegP und FkpA länger intakt bleiben und damit eine Verdopplung der Ausbeute nach Zellernte ermöglichen. 3.5.4 Hochzelldichtefermentation zur Penicillinamidase-Produktion Um diese Ergebnisse aus den Schüttelkolbenversuchen zu verifizieren und genügend Mengen an His-getaggter Penicillinamidase bereitzustellen für die Reinigung mit Magnetbeads und Immobilisierung, wurden E. coli-Stämme mit den Plasmiden pZSU166.3 und pZSU198.16 zur Hochzelldichte fermentiert. Ein Nachteil des Rhamnose-Expressionssystems ist der teuere Induktor, der bei Fermentationen im industriellen Maßstab die Kosten erhöht. Um die Mengen an Induktor zu reduzieren, wurde der Stamm BL21 Rhamnose-negativ gemacht, damit der Induktor nicht verwertet wird. Wie bereits früher mit dem Stamm W3110 gezeigt, kann man damit die Menge an Induktor auf 10% reduzieren (Wilms et al. 2001; Biotech. Bioeng. 73, 95-103). Die Inaktivierung des rhaB-Gens, d.h. der Rhamnulosekinase, erfolgte über eine gerichtete Mutagenese. Das rhaB-Gen wurde durch eine Leserahmenverschiebung defekt gemacht, und mit Hilfe eines Gen-Replacement-Vektors in das Chromosom gebracht. Mit den Stämmen BL21Rha-/pZSU166.3 (His-getaggte Penicillinamidase) und BL21Rha/pZSU198.16 (His-getaggte Penicillinamidase + DegP) wurden Hochzelldichtefermentationen in 13 L Volumen durchgeführt (Wilms et al. 2001; Biotech. Bioeng. 73, 95-103). Die BatchPhase bis zu einer optischen Dichte von ca. 50 (OD600) dauerte circa 24 Stunden. Hier wurde dann der Induktor (0,2% Rhamnose) zugegeben. Nach 11 h Fedbatch-Phase, bei der weiteres Medium exponentiell zugefüttert wurde war bei BL21Rha-/pZSU166.3 eine optische Zelldichte von 95 erreicht. Hier wurde dann der Prozess gestoppt, nachdem zunehmend Penicillinamidase im zellfreien Überstand auftrat (Abb. 32). Mit dem Stamm BL21Rha-/pZSU198.16 wurde ebenfalls nach Erreichen einer OD von 50 der Induktor (0,2% Rhamnose) zugegeben. Hier konnte der Prozess noch weitere 26 Stunden weitergeführt werden. Dabei wurde eine optische Dichte von 190 erreicht. In beiden Fermentationen wurden alle zwei Stunden Proben genommen und untersucht. In der ersten Fermentation mit BL21Rha-/pZSU166.3 hatte in den letzten 6 Stunden der Fedbatch-Phase die spezifische Aktivität der Zellen nicht mehr zugenommen, obwohl die Gesamtaktivität pro Volumen wegen der Zunahme der Zellmenge noch anstieg. Die Erhöhung der Aktivität um das 15-fache in dem zellfreien Flüssigmedium wies darauf hin, dass die Zellen anfingen zu lysieren. 55 30000 300 25000 250 20000 200 15000 150 10000 100 5000 50 0 Biotrockenmasse (g) Aktivität (NIPAB-U) Fermentation -pZSU166.3 0 0 Biotrockenmasse (g) 2 4 6 Zeit nach der Induktion (h) Gesamtaktivität in den Zellen 8 10 Gesamtaktivität in der zellfreien Fermentorkultur Abb. 32: Fermentationsergebnisse. BL21Rha-/pZSU166.3 In der zweiten Fermentation mit BL21Rha-/pZSU198.16 nahm die spezifische Aktivität der Zellen innerhalb der 12 Stunden Induktion zu. Die Gesamtaktivität pro Volumen nahm wegen der Zunahme der Zellmenge auch nach 12 Stunden Induktion weiter zu. In den letzten 8 Stunden der Induktion wurde eine Erhöhung der Aktivität um das 5-fache in dem zellfreien Flüssigmedium festgestellt. Offensichtlich begannen auch hier die Zellen zu lysieren Abb. 33). Im Vergleich zu den Fermentationsergebnissen mit dem Stamm BL21Rha-/pZSU166.3 (PA ohne DegP) sieht man, dass das Austreten von Penicillinamidaseaktivität aus den Zellen bei BL21Rha-/pZSU166.3 schon 6 Stunden nach Induktion ansteigt und immer schneller zunimmt, während dies bei BL21Rha-/pZSU198.16 erst nach circa 16 h auftritt und auch in einem viel geringeren Ausmaß. Damit zeigt sich dieser Stamm deutlich überlegen und ergibt eine etwa dreifach höhere Menge an Produkt. 56 Fermentation - pZSU198.16 90000 600 80000 Aktivität (NIBAP-U) 60000 400 50000 300 40000 30000 200 20000 Biotrockenmasse (g) 500 70000 100 10000 0 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Zeit nach der Induktion (h) Biotrockenmasse (g) Gesamtaktivität in den Zellen (U) Gesamtaktivität in der zellfreien Fermentorkultur (U) Abb. 33: Fermentationsergebnisse. BL21Rha-/pZSU198.16 3.5.5 Reinigung der rekombinanten Penicillinamidase mit Magnetbeads Mit den aus der Fermentation stammenden Zellen wurden erste Versuche zur Aufreinigung mit Magnetbeads unternommen. Die Aufreinigung wurde parallel mit den von Chemagen zur Verfügung gestellten IDA Beads und den von der Firma Sigma–Aldrich gekauften HisSelectTM–Magnetic-Beads durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4. und Abb. 34 zu sehen. An den HisSelect Beads bindet deutlich mehr Penicillinamidase als an den IDA-Beads. Allerdings wurde auch mehr Enzym durch die Waschschritte abgelöst, so dass letztlich in den Elutionsfraktionen bei beiden Reinigungen ungefähr die gleiche Aktivität gemessen wurde. Allerdings zeigte die SDS-PAGE, dass nach Aufreinigung mit den HisSelect Beads das Protein wesentlich reiner ist (Abb. 34). 57 Tab. 4: Aufreinigung der His-getaggten Penicillinamidase aus BL21Rha-/pZSU166.3 Eingesetzte Aktivität im Gebundene Aktivität Überstand Gesamtakt. (U/ml) (U/ml) (U) Verlust in Aktivität in den Wasch- der Elutions- fraktionen fraktion (U) (U/ml) IDA-Beads 5,1 3,4 1,66 0,118 2,99 HisSelectTM-Beads 5,1 2,2 2,9 0,845 3,25 W1-W3 E1-E3 W1-W3 E1-E3 ca. 60 kDa ca. 23 kDa IDA – Beads: HisSelectTM – Beads: Abb. 34.: Aufreinigung der His-getaggten Penicillinamidase mit IDA Beads und His-SelectTM-Beads und Analyse durch SDS-Gele. Spur 1, 10: Größenmarker; Spur 2: E. coli Rohextrakt; Spur 3: Durchlauf; Spur 4-6: Waschfraktionen 1-3; Spur 7-9 Elutionsfraktionen 1-3. 3.5.6 Immobilisierung der Penicillinamidase an Magnetbeads Für die Immobilisierung an Magnetbeads wurden die käufliche Penicillinamidase von SigmaAldrich sowie die Penicillinamidase mit HisTag C-terminal aus unserer eigenen Fermentation benutzt. Die Enzyme wurden sowohl an Amino- und Epoxi-funktionalisierten M-PVA Beads von Chemagen immobilisiert wie von Frau Dr. Bozhinova beschrieben (D.P. Bozhinova, 2004; Synthesis, modification and characterization of magnetic micro-matrices for covalent immobilisation of biomolecules. Model investigations with penicillin amidase from E. coli; Doktorarbeit, Universität Regensburg). In den Tabellen 5 und 6 sind die Ergebnisse der Immobilisierungen zu sehen. In den ersten vier Versuchen wurde die käufliche Penicillinamidase an den NH2 –Beads gebunden. (Tab. 5) Die Proteinbeladung des Beads variiert in diesen Versuchen zwischen ca. 34 mg/g und 43 mg/g Beads. Davon war zwischen 73 % und 95 % des immobilisierten Enzyms aktiv. An den epoxilierten Beads konnten wir ungefähr die gleiche Menge Protein binden, aber der Anteil des aktiven Proteins war nur circa 58 65%. In den Versuchen mit der His-getaggten PA wurden nur 21-22 mg/g Protein gebunden, wobei der Anteil des aktiven Proteins zwischen 48 % und 72 % war. Das schlechtere Ergebnis könnte daran liegen, dass die mit den IDA Magnetbeads aufgereinigte His-getaggte Penicillinamidase noch relativ stark mit Fremdproteinen verunreinigt war. Aus diesen Gründen wurden in den nächsten Versuchen die Immobilisierung der mit IDA Beads aufgereinigten und der mit HisSelectTM Beads aufgereinigten Penicillinamidase verglichen. In diesen Versuchen folgte der Aufreinigung auch ein Pufferaustausch (0,2M NaP-Puffer) mit NAPTM-10 Säulen von der Firma Pharmacia, während vorher die Immobilisierung direkt mit den Imidazol-haltigen Elutionsfraktionen durchgeführt worden war. Die Ergebnisse sind in Tabelle 5. zu sehen. Tab. 5: Immobilisierung der Penicillinamidase (mit HisTag, aufgereinigt mit IDA Beads bzw. gekauft von Sigma). Eingesetzte Aktivität im Gebundene Gemessene Proteinbelad Anteil akt. Aktivität Überstand Gesamtakt. Gesamtakt. der Beads Enzym (U/ml) (U/ml) (U) (U) (mg/g) (%) 2,32 0,88 1,44 1,33 38,67 93 NH2-M-PVA Beads 2,23 0,71 1,52 1,14 42,90 74 + PA von Sigma 2,56 1,18 1,38 1,00 33,54 73 1,97 0,88 1,09 1,04 34,58 95 2,23 0,75 1,48 0,95 42,27 65 2,49 0,92 1,57 0,76 21,18 48,5 1,93 0,66 1,27 0,92 22,16 72,5 Epoxi-M-PVA Beads + PA von Sigma NH2-M-PVA Beads + PA mit HisTag Cterminal In der Zusammenstellung der Ergebnisse in Tabelle 6 ist zu sehen, dass von dem eingesetzten Enzym mehr an die Beads gebunden wurde und damit weniger bzw. keine Aktivität im Überstand verblieb. Damit war der Anteil an aktivem Enzym an den Beads (in %) vergleichbar mit der gekauften Penicillinamidase. Da dies für die Enzyme aus beiden Reinigungen zutraf, kann dies vermutlich vor allem auf die Entfernung des Elutionspuffers durch Pufferaustausches zurückgeführt werden und weniger auf die Reinheit der Enzyme. 59 Tab. 6: Immobilisierung der Penicillinamidase (aufgereinigt mit IDA bzw. HisSelectTM Beads). Eingesetzte Aktivität im Gebundene Gemessene Proteinbelad Anteil akt. Aktivität Überstand Gesamtakt. Gesamtakt der Beads Enzym (U/ml) (U/ml) (U) (U) (mg/g) (%) 1,78 0,28 1,11 1,15 20,6 77 1,97 0,00 1,18 1,55 13,1 79 NH2-M-PVA Beads + PA mit HisTag aufgereinigt mit IDA Beads NH2-M-PVA Beads + PA mit HisTag aufgereinigt mit HisSelTM Beads 3.5.7 Schlussbemerkungen Im Laufe des Projekts wurden eine Reihe von Rhamnose-induzierbaren Expressionsvektoren entwickelt, in denen Tag-Sequenzen zur Affinitätschromatographie an das eGFP-Gen fusioniert wurde. Diese erlauben durch die einfache Messung von eGFP eine schnelle Optimierung sowohl der Expression als auch der Reinigung von Proteinen an den entsprechenden Affinitätsmaterialien. Der modulare Aufbau der Vektoren ermöglicht einen einfachen Austausch des eGFP-Gens gegen ein Zielgen wie Lipase- oder PA-Gen. Eine erfolgreiche Klonierung in die Vektoren zeigt sich am Verlust der Fluoreszens auf Rhamnose-haltigen Agarplatten. Die Expression des Penicillinamidase-Gens wurde optimiert bzg. Stamm, Wachstumstemperatur, Induktionszeit, Art und Ort des Affinitätstags usw. Vor allem aber konnte durch Koexpression der Chaperone DegP und FkpA eine Zelllyse verhindert werden und damit eine Verdreifachung der Ausbeute an aktivem Enzym bei der Hochzelldichtefermentation erzielt werden. Es wurde gezeigt, das eine Affinitätsreinigung der His-getaggten Penicillinamidase mit Magnetbeads möglich ist, dass es aber noch relativ große Unterschiede zwischen verschiedenen Herstellern gibt. Dies führt zu einer unterschiedlich hohen Reinheit des Proteins. Hier sollten die Magnetbeads von Chemagen noch verbessert werden können. Die aus der eigenen Produktion, d.h. Fermentation und Reinigung erhaltene Penicillinamidase eignet sich ähnlich gut für Immobilisierungen an Magnetbeads wie die gekaufte, wenn das Imidazol aus der Elutionsfraktion entfernt wird. 60 3.6 Proteinaufreinigung mittels Magnetseparatoren 3.6.1 Vorversuche und Ergebnisse der Laboranlage auf Basis des Magnetfilters HGF10 Zur Demonstration der verfahrenstechnischen Vorgehensweise wurde die im 1-2 mL Labormaßstab im Hinblick auf die Binde- und Elutionsbedingungen optimierte Proteinaufreinigung (siehe Abschnitt: Charakterisierung der Magnetbeads) als erstes auf einen von Hand gesteuerten, provisorischen Hochgradienten- Magnetfilter im 200 mL-Maßstab (bezogen übertragen. auf das Abbildung Rohlysat) 35 zeigt beispielhaft die SDS-Gelanalysen der Fraktionen Versuche. Als kDa M 150 100 75 225 150 50 100 1 2 3.1 3.2 3.3 4 7 75 35 50 25 His-eGFP 35 Techn. Enzym 15 25 entsprechender nächster Schritt erfolgte die Aufreinigung von eGFP aus ungeklärtem Zellaufschluss im selben Maßstab jedoch mit Hilfe eines kDa M 1 2 3 4 5 vollautomatisierten a b Abb. 35: SDS-Gelanalyse der Aufreinigungsprozedur des Hisgetaggten Modellproteins eGFP (a) sowie eines technischen Enzyms (b) mittels Magnettrenntechnik am HGMS durch Verwendung von PVA-AGE-IDA Partikeln. M: Molekularer Proteinmarker; 1: Zellaufschluss; 2: Sorptionsüberstand; 3: vereinigte Waschfraktionen mit: 3.1, 3.2, 3.3 (1.-3. Durchgang); 4: 1. Elutionsfraktion; 5: 2. Elutionsfraktion. Färbung des 10 %-igen SDS-Gels mittels Coomassie. Magnetseparators HGF10 der Firma Steinert. Neben der Demonstration eines industrienahen Automatisierungsgrades dienten die Versuche der Ermittlung erster Eckdaten für eine Modellierung und ökonomische sowie ökologische Bewertung des Verfahrens (M 3.1). Zusammen mit den Resultaten einer Literaturrecherche wurden die Ergebnisse zur Vorbereitung einer ökobilanzorientierten Bewertung des Verfahrens an die DECHEMA übermittelt. Für den Versuch wurde ein E.Coli Zellaufschluss mit c(GFP) = 1,47 g/L und c(Gesamtprotein) = 8,95 g/L verwendet. Die eingesetzte Konzentration an IDA funktionalisierten M-PVA-Partikeln zur Proteinbindung betrug 27 g/L. Die mittels eines Fraktionssammlers alle 6 Sekunden gesammelten Fraktionen aus den verschiedenen Aufreinigungsschritten I-VII (siehe Tabelle 10; Separation bei einer Filtergeschwindigkeit von 21 m/h, 2 Waschungen mit Puffer: 0,2 M NaCl / 20 mM NaH2PO4 / pH 6,8 , 2 Elutionen mit Puffer: 0,2 M Imidazol / 0,2 M NaCl / pH 7,1) wurden auf die GFP- und Gesamtproteinkonzentration hin untersucht. 61 9000 Green Flourescent Protein Total Protein 1600 1400 I II III IV V VI 8000 7000 VII 1200 6000 1000 5000 800 4000 600 3000 400 2000 200 1000 0 Total Protein / mg/L Green Flourescent Protein / mg/L 1800 0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Volume / mL Abb. 36: „Magnetogramm“: Verlauf des Fluoreszenz- und UV-Signals während der Aufreinigung von eGFP mittel M-PVA-IDA Magnetebads Abb. 36 zeigt den Verlauf der Ziel- und Gesamtproteinkonzentration, aufgetragen über dem aus der Aufreinigungsanlage ausgeschleusten Volumen. Tabelle 7 fasst die Ergebnisse des Versuchs in einer Aufreinigungstabelle zusammen. Tabelle 7: Ergebnisse der automatisierten Aufreinigung von GFP aus einem ungeklärten E.Coli Homogenisat Aufreinigungs- Phase Volumen Stufe (mL) Homogenisat Gesamt- Ges.protein GFP prot. (mg) konz. (mg/L) (mg) GFP-Konz. GFP-Aus- Reinheit (mg/L) beute (%) (%) 303 2712 8950 445 1469 (100,0) 16,4 Überstand I+II 438 2123 4847 126 288 28,3 5,9 Waschpuf. 1 III 164 352 2146 18 110 4,0 5,1 Waschpuf. 2 VI 120 50 417 2 17 0,4 4,0 Elution 1 V 158 202 1278 176 1114 39,6 87,1 Elution 2 VI 159 102 642 64 403 14,4 62,7 Elution 3 VII 411 34 83 30 73 6,7 88,2 Summe I-VII 2863 416 Wiederfindung in % 106 94 Nach der Bindung des GFP an die Partikeln verbleiben noch 28,3% im Überstand, woraus sich eine Partikelbeladung von ca. 42 mg GFP/ g Träger errechnet. (Aktuelle Partikelchargen weisen noch höhere Arbeitskapazitäten auf). Durch eine Erhöhung der Partikelkonzentration während des Sorptionsschritts ist eine Steigerung der Sorptionsausbeute bis hin zu einer praktisch vollständigen Bindung des GFP möglich, wobei dies in der Regel jedoch auch eine 62 Verringerung der Reinheit und, wie theoretische Simulationen zeigen, der Produktivität bedingt. Mit der Wahl der Partikelkonzentration ist damit eine Festlegung auf das Aufreinigungsziel verbunden, wobei im vorliegenden Fall eine möglichst hohe Reinheit des eluierten Proteins angestrebt wurde. Wie aus der Tabelle zu entnehmen ist, schließt sich die Massenbilanz für das Gesamtprotein mit einem Fehler von 6% sehr gut. Als problematisch erwies sich dagegen die Messung der GFP-Konzentration im Eluat. Durch die Anwesenheit von Kupferionen in der Eluatlösung wird die fluoreszierende Wirkung des GFP und damit die Konzentrationsmessung über ein Fluoreszenzmessgerät stark beeinträchtigt, wodurch sich eine Bestimmung der Reinheit und Elutionsausbeute über diesen Weg als unmöglich erwies. Wird jedoch zur Analyse der Probe etwas EDTA zugesetzt, werden die Kupferionen komplexiert und - wie Versuche ergaben - die fluoreszierende Wirkung des GFP nahezu vollständig wiederhergestellt, so dass eine Messung möglich war. Auch aus zahlreichen GelAnalysen für mittels IDA-Magnetbeads aufgereinigtes GFP ließen sich die erhaltenen Werte für die Reinheit in den Eluaten auf ca. 90% und darüber bestätigen. Im obigen Aufreinigungsversuch ergeben sich eine Elutionsausbeute des ersten Eluats von 97% und eine Gesamtwiederfindungsrate bezüglich des GFPs von 94%. Der verbleibende GFP-Verlust von ca. 6% in der Massenbilanz ist neben Messungenauigkeiten vermutlich auch darauf zurückzuführen, dass aufgrund einer relativ niedrigen Imidazolkonzentration (0,2 M) auch nach den durchgeführten Elutionen noch GPF auf den Partikeln verblieb. 3.6.2 Ergebnisse zur Aufreinigung des Modellproteins GFP mittels der Pilotanlage Ein weiterer Versuch, der insbesondere das einfache Up-Scaling der Aufreinigungsmethode zeigen sollte, wurde mittels der im Abschnitt (Anlagen zur Proteinaufreinigung) beschriebenen 1,2-L Magnetfilteranlage durchgeführt. Als Versuchsmedium diente ebenfalls ein E.Coli Zellaufschluss, der direkt nach Austritt aus der Kugelmühle 1:1 mit Wasser auf c(GFP) = 4,88 g/L und c(Gesamtprotein) = 9,56 g/L verdünnt und mit IDA funktionalisierten M-PVA-Partikeln versetzt wurde (Partikelkonzentration 23 g/L). Die gesammelten Fraktionen aus den daraufhin automatisierte durchlaufenen Verfahrensschritten I-VII (siehe Tabelle 8) betrugen jeweils ca. 500 mL. Die Separation fand bei einer Filtergeschwindigkeit von 15 m/h statt, die Pufferzusammensetzungen waren identisch mit denen im HGF10 Versuch. In Tabelle 8 sind die Aufreinigungsergebnisse dargestellt. 63 Tabelle 8: Ergebnisse der automatisierten Aufreinigung von GFP aus einem ungeklärten E.Coli Homogenisat Aufreinigungs- Phase Volumen Stufe Homogenisat Gesamt- Ges.protein GFP GFP-Konz. GFP-Aus- Reinheit (L) prot. (g) konz. (g/L) (g) (g/L) beute (%) (%) 4,20 40,17 9,56 20,51 4,88 (100,0) 51,1 Überstand I+II 6,69 29,18 4,36 12,09 1,81 59,0 41,4 Waschpuf. 1 III 2,71 2,05 0,76 0,47 0,17 2,3 22,9 Waschpuf. 2 VI 1,35 0,17 0,13 0,03 0,02 0,1 17,6 Elution 1 V 1,87 4,28 2,29 3,98 2,13 19,4 93,0 Elution 2 VI 2,41 (1,28) 0,38 1,22 0,51 5,9 (95,0) Summe I-VI (36,96) 17,79 Wiederfindung in % (92,0) 86,8 Aus der Summe der beiden Eluate errechnet sich für die eingesetzten 93 g Partikel eine Beladung von 56 mg GFP/ g Trägermaterial. Auf Grund der im Vergleich zum HGF10 Versuch noch schlechteren Wiederfindung mit 86,8 %, scheint jedoch ein nicht unbeträchtlicher Teil des Zielproteins nach den beiden Elutionen noch auf den Partikeln zu verbleiben und damit nicht in die Massenbilanz bzw. die Beladungsberechnung einzugehen. Dies zeigt sich auch daran, dass die Differenz der GFP-Masse im Homogenisat abzüglich der GFP-Masse im Überstand (und der beiden Waschungen), die eigentlich auf den Magnetpartikeln gebunden sein müsste, deutlich größer ist, als die eluierte Masse an GFP. Dass die Magnetbeads nach der zweiten Elution noch Protein gebunden hatten zeigte sich bei einer nachträglichen Untersuchung der Partikeln. Grund für die unvollständige Elution ist einerseits die in der 1,2 L-Anlage beobachtete nicht vollständige Resuspendierung der Partikel, so dass nicht alle Partikel vollständig vom Elutionspuffer erfasst werden, sowie ein Rückvermischungseffekt bei Pufferwechsel in der großen Filterkassette, wodurch die Elutionskonzentration im Loop deutlich unterhalb der angestrebten 0,2 M Imidazol liegt. Insbesondere bei der 1. Elution wird der Loop nur zu rund 70 % mit Puffer befüllt, um zu vermeiden, dass bereits eluiertes Wertprodukt bei der Verdrängung des Waschpuffers 2 verloren geht. Ansonsten wurde die Rückvermischung bei Verdrängung von genau einem Loopvolumen durch Tracerversuche mit ca. 10 % abgeschätzt, während die Rückvermischung in der kleinen HGF10 Pilotanlage vernachlässigbar scheint. Im Versuch ergibt sich eine Proteinausbeute von 25,6 %. Aufgrund der eingestellten Versuchsbedingungen (Verhältnis von Zielprotein zu Partikeln im Homogenisat) hätte aufgrund der Aufreinigungskapazität der Partikel von ca. 75-90 mg GFP/g Träger maximal 64 eine Ausbeute von 34 - 41% erreicht werden können. Demzufolge wurde in diesem Versuch die Konzentration des Homogenisats bezüglich des Zielproteins zu hoch bzw. die Partikelkonzentration zu niedrig gewählt, um in einem Aufreinigungszyklus praxisrelevante Ausbeuten von 70 – 80 % zu erhalten. Prozess der Aufreinigung unter Berücksichtigung über Aufreinigungsstufen vorhersagen zu 2 1,5 1 können und hinsichtlich der 0,5 Ausbeute oder auch Selektivität 0 insbesondere Versuch Simulation 2,5 der Rückvermischungseffekte alle GFP- c / mg GFP/L Um den 0 zu optimieren, wurde mit dem Programm Mathcad der Fa. Mathsoft Inc. eine Simulation entwickelt. Zur Anwendung der 5 10 15 Ablaufvolumen / L Abb. 37: Vergleich der entwickelten Simulation mit den gemittelten Ergebnissen eines Aufreinigungsversuchs an der Pilotanlage. Auftragung des Vergleichs in Form eines "Magnetogramms", d.h. als Ablaufkonzentration über Ablaufvolumen. Simulation muss neben den Bindeeigenschaften der Proteine (qmax, Kd) für die auftretenden Kombinationen an Magnetbeads und Puffersystemen die Masse an eingesetzten Magnetbeads, das eingesetzte Lösungsvolumen sowie die Konzentration des Zielproteins im Homogenisat vorgegeben werden. Unter Variation der verdrängten Flüssigkeitsvolumina bei Pufferwechsel und damit der Rückvermischungsverhältnisse Mehrkomponentengleichgewichtsberechnungen (Extended werden über die Langmuir-Modell) und Massenbilanzen die Konzentrationen des Zielproteins sowie die Magnetbeadbeladungen in den einzelnen Verfahrensschritten berechnet und als Grafik bzw. Aufreinigungstabelle Dargestellt. Abb. 37 zeigt den Vergleich der Simulation mit dem Modell. Insbesondere der Einfluss der Rückvermischung, sowie die zu erwartenden Ausbeuten lassen sich mit Hilfe der Simulation vor Versuchsbeginn gut vorhersagen. Das entwickelte Softwaretool ist somit ein wertvolles Hilfsmittel zur Festlegung einer optimalen Aufreinigungsstrategie mittels Magnetbeads. 65 3.6.3 Aufreinigung des Enzyms Dehalogenase mittels der Pilotanlage Im Anschluss an die Versuche mit dem Modellprotein GFP wurde die Pilotanlage zur Aufreinigung eines industriell relevanten Enzyms, der Haloalkane Dehalogenase (DhaA) aus Rhodococcus rhodochrous, eingesetzt. Um Aufreinigung sowie die Validierung des Prozesses für die Haloalkan Dehalogenase zu vereinfachen, wurde diese mit GFP sowie zusätzlich einem HisTag fusioniert. Die Produktion beider Proteine (GFP und Dehalogenase) wurde mit einer am IBVT etablierten Hochzelldichte-Fermentation, wie sie bereits beschrieben wurde (Abschnitt 3.5.3) im 13 L Maßstab durchgeführt (Wilms et.al., 2001 1). Für die rekombinante Darstellung der Proteine wurde in beiden Fällen mit dem Produktionsstamm Escherichia coli BW3110 (Wilms et. al., 2001) gearbeitet. Die Gesamtbiomassekonzentrationen cx, die hierbei erreicht wurden, lagen bei 100 g BTM/L. Über eine Fluoreszenzsonde konnte die Produktion des rekombinanten Proteins während der Fermentation online detektiert werden. In Abbildung 38 A) ist beispielhaft der Verlauf einer HCD Fermentation für E. coli BW3110 pJOE GFPDhaA dargestellt. A) B) 100 20 15 10 5 3 Induktion 60 2 40 20 0 0 12 4 80 5 14 1 0 0 10 20 30 40 10 8 6 4 2 0 offline Fluoreszenz (g/L) 25 Fed-Batch Acetat cAc (g/L) 120 Biomasse cx (g/L) Glucose cS (g/L) Batch 30 GlucoseFluoreszenz- sonde sonde Prozesszeit (h) Abb. 38: A) Verlauf einer HCD Fermentation mit E. coli BW3110 pJOE GFP-DhaA. Dargestellt ist der Glucose- (■-), Biomasse- (-▲-), Acetat- (-●-) und Fluoreszenzverlauf (-●-) über den Zeitraum der gesamten Fermentation von 40 h. Zum Zeitpunkt der Induktion wird der Induktor Rhamnose zugegeben. Mit einer Verzögerung von ca. 2 h setzt die Expression des rekombinanten Proteins ein. B) 30 L Bioreaktor mit online Fluoreszenz- und Glucosesonde. Über die Fluoreszenzmessungen konnte die Menge an produziertem rekombinanten Protein bestimmt werden. Diese belief sich im Falle der GFP-Dha mit 7,6 g/L auf etwa 30% des 1 Wilms B, Hauck A, Reuss M, Syldatk C, Mattes R, Siemann M, Altenbuchner J. 2001, High-cell-density fermentation for production of L-N-carbamoylase using an expression system based on the Escherichia coli rhaBAD promoter. Biotechnol Bioeng. 73(2):95-103. 66 erhaltenen Gesamtproteins. Am Ende der HCD Kultivierung wurde der Inhalt des Bioreaktors direkt in eine Kugelmühle (siehe Abb. 39) überführt und aufgeschlossen. Der vollständige Zellaufschluss dauerte 90 min, wobei die Zellsuspension mit einer Durchflussgeschwindigkeit von 0,7 L/min im Kreislauf gepumpt wurde. A) B) Abbildung 39: A) Zellaufschluss mittels Kugelmühle. Randbedingungen: VAufschlußkammer = 3,7 L; ØGlasperlen = 0,75 –1,0 mm; Durchflussgeschwindigkeit = 0,7 L/min. B) Verlauf des Zellaufschlusses. Innerhalb von 90 min ist der gesamte Inhalt des Bioreaktors von 13 L aufgeschlossen. Ausgehend von dem Zellaufschluss wurde eine erste Aufreinigung an der Pilotanlage durchgeführt, die zwei komplette Zyklen beinhaltete. Als Vorlage dienten 4L des Zellaufschlusses zu den 2L Partikelsuspension zugemischt wurden. Die Partikelsuspension enthielt 148g kupferbeladene M-PVA-IDA Beads. Nach der Zufuhr der Partikelsuspension belief sich das Gesamtvolumen auf 6L bei einer GFP-DhA Konzentration von 5,1 g/L. Damit lagen sowohl das eingesetzte Volumen als auch die Zielproteinkonzentration über den Werten des Versuchs mit reinem GFP. Zudem machte eine Bestimmung der Bindungseigenschaften der M-PVA-IDA Partikel für GFP-Dha schnell klar, dass dieses Fusionsprotein im Vergleich zu reinem GFP wesentlich schlechter an die Magnetbeads bindet. Die im 1 mL Maßstab ermittelte maximale Bindungskapazität beläuft sich auf 40 mg rk. Protein/ g Magnetbeads. Hiermit war klar, dass die für das Aufreinigungsexperiment eingesetzte Partikelkonzentration von knapp 25 g/L im besten Fall ca. 20 % des vorgelegten Zielproteins binden kann. Ein Ausweg aus diesem Missverhältnis wäre eine Verdünnung des Ausgangshomogenisats um z.B. den Faktor fünf gewesen, wobei die resultierende Zielproteinkonzentration mit ca. 1 g/L sicherlich noch im Bereich praktisch relevanter Konzentrationen gelegen wäre. Auf diesen Schritt wurde jedoch verzichtet, da mit der Verdünnung auch eine entsprechende Erniedrigung des Feststoffgehalts des Homogenisats einhergegangen wäre. Eines der 67 Hauptziele des Projekts war es jedoch zu demonstrieren, dass die Magnettechnologie eine direkte Produktabtrennung aus Medien mit hohem Feststoffgehalt sowie erhöhter Viskosität erlaubt und damit, neben anderen, einen wichtigen Vorteil gegenüber konkurrierenden, direkten Aufreinigungsverfahren wie z.B. Expanded Bed Adsorption (EBA) besitzt. Die im weiteren Verlauf angeführten Ausbeuten sind daher immer unter dem Aspekt zu betrachten, dass aufgrund der gewählten Vorgaben das maximale Ergebnis bei nur ca. 20% liegen konnte. Da zudem in einem einstufigen Batchsorptionsschritt in der Regel keine Maximalkapazitäten erreicht werden, sondern eine von der Gleichgewichtslage mit dem Sorptionsüberstand abhängige, niedrigere Beladung waren unter den gewählten Bedingungen real sogar Ausbeuten unter 20% zu erwarten. Die Randbedingungen für die erste GFP-Dha Aufreinigung sind in Tabelle 9 zusammengefasst. Die Datenauswertung erfolgte sowohl mittels Bradford für die Bestimmung der Gesamtproteinkonzentration als auch über die Fluoreszenz, um den Anteil an Zielprotein innerhalb des Gesamtproteins zu bestimmen. Tabelle 9: Randbedingungen für die Proteinaufreinigung mittels HGMF-300 PartikelAnlage [g] 148 T [min] / Aufreinigungszyklus 35 VZellrohextrakt [L] 4 (mit Partikelsuspension auf 6L verdünnt) mGesamtprotein [g] 55g mrek. Protein [g] 30g Die Ergebnisse des ersten Aufreinigungszyklus sind in Tabelle 10 sowie Abbildung 40 zusammengefasst. Laut der Aufreinigungstabelle beträgt die Gesamtausbeute der beiden Elutionen nur ca. 6,3% bei einer mittleren Reinheit von 75%. Dieser Wert war trotz der erwarteten niedrigen Ausbeute von deutlich unter 20% zunächst doch überraschend niedrig, so dass nach Ursachen geforscht wurde. Zum ersten zeigt die Aufreinigungstabelle, dass die Massenbilanz für GFP-Dha nur zu etwas über 80% aufgeht. Als Ursache hierfür kommen Denaturierungserscheinungen oder eine Schwächung der Fluoreszenz von GFP-Dha im Elutionspuffer in Betracht. Einen deutlichen Hinweis, dass die GFP-Dha Konzentrationen im Eluat unterschätzt wurden liefert Aufreinigungsfraktionen (siehe Abb. 41). 68 das parallel durchgeführte SDS-Gel der Tabelle 10: Aufreinigungstabelle für den ersten Zyklus des GFP-DhaA Aufreinigungsversuch vom 20.08.2004. Aufreinigungs- Phase Volumen Gesamt- Ges.protein stufe (mL) protein GFP-Dha GFP-Dha GFP-Dha konz. (mg/L) (mg) (mg) Rohextrakt Konz. Ausbeute (mg/L) (%) Konzentra- Reinheit Aufreinitionsfaktor (%) gungsfaktor 4000 55160 13790 30640 7660 100.0 55.5 6000 55160 9193 30640 5107 100.0 55.5 5730 52678 9193 29261 5107 100.0 55.5 I+II 8145 43450 5335 20850 2560 71.3 48.0 0.9 III 2750 2740 996 1080 393 3.7 39.4 0.7 IV 1310 240 183 100 76 0.3 41.7 0.8 Elution 1 V 1935 2010 1039 1390 718 4.8 0.1 69.2 1.2 Elution 2 VI 2350 510 217 430 183 1.5 0.0 84.3 1.5 2270 2390 1053 1540 678 5.3 0.1 64.4 1.2 gesamt Rohextrakt plus 148 g Partikel Roh + 141 g Partikel in der Anlage Sorptionsüberstand Waschüberstand 1 Waschüberstand 2 nach Cross-Flow Summe 48950 23850 92.9 81.5 81.5 I-VI Wiederfindung 5000 10000 4500 eGFP-DhaA [mg/l] II I III IV V VI VII 9000 4000 8000 3500 7000 3000 6000 2500 5000 2000 4000 1500 3000 1000 2000 500 1000 0 0 2000 4000 6000 8000 0 10000 12000 14000 16000 18000 20000 Gesamtproteinkonzentration [mg/l] in % Volumen [ml] Abb. 40: Verlauf des Fluoreszenz- und UV-Signals während des ersten Zykluses Aufreinigung von GFP-DhA am 15.8.2004. 69 Eine densiometrische Auswertung des Gels ergibt Reinheiten von GFP-Dha in den Elutionsfraktionen von über 95%. Legt man diese Reinheit zugrunde und berechnet damit die GFP-Dha-Proteinmenge aus dem mittels Bradford gemessenen Gesamtproteingehalt ergibt sich GFP-Dha-Proteinmengen in den Eluaten 1 und 2 von 1,9 g bzw. knapp 0,5 g und damit insgesamt eine Ausbeute von 8,2%. Abb. 41: SDS-Gel der Aufreinigungsfraktionen des ersten Zykluses der Aufreinigung von GFP-DhA am 15.8.2004. (1:RE, 2:Sorption 1, 3:Sorption 2, 4+5:Waschen 1 und 2, 6: Elution 1, 7+8: Elution 2, 9: Waschen 3, 10: Marker) Trotz dieses korrigierten Ausbeutewerts besteht demnach nach wie vor eine deutliche Diskrepanz zu der prognostizierten Ausbeute von etwas unter 20%. Die Antwort hierauf lieferte eine GFP-Dha Kapazitätsmessung der im Versuch eingesetzten Magnetbeads. Diese Messung lieferte eine maximale Kapazität von nur 20 mg/g Bead und nicht wie ursprünglich an frischen Beads gemessenen 40 mg/g Bead. Wird die neu bestimmte Kapazität zugrundgelegt erniedrigt sich die zu erwartende Ausbeute auf etwas unter 10% und steht damit in Einklang mit dem korrigierten, gemessenen Ausbeutewert von 8,2%. Offen blieb die Frage nach der Ursache für den Unterschied der beiden Kapazitätsmessungen. Die für den GFP-Dha-Versuch eingesetzten Magnetbeads kamen zuvor bereits bei den Versuchen mit reinen GFP-Homogenisaten zum Einsatz. Nach dem Versuch wurden die Partikel mit Waschpuffer gespült und in 20% Ethanol gelagert. Wie sich nun herausstellte, reicht diese Prozedur aber offensichtlich nicht um alle Verunreinigungen von Magnetbeads zu 70 waschen und es kommt während der Lagerung zu einem graduellen Rückgang der Beladungskapazität. Wichtig war nun ob dieser Beladungsrückgang permanent oder bei entsprechender Reinigung reversibel ist. Eine Reinigung der Partikel mit 0,1M NaOH brachte eine Verbesserung der Kapazität, führte aber zu veränderten physikalischen Partikeleigenschaften und schied damit aus. Eine Reinigung mittels Pankreatin brachte jedoch den gewünschten Erfolg und die volle Kapazität von 40 mg/g Bead konnte wieder erreicht werden. Bezüglich der Durchführung des zweiten Aufreinigungszyklusses bestand bei diesem ersten GFP-Dha-Versuch das Problem, dass die Partikel nach dem abschließenden Waschschritt im ersten Zyklus aus der Anlage ausgespült wurden und nun in verdünnter Form vorlagen. Bei dem Ausspülvorgang wurden 110g Partikel rückgewonnen, d.h. ca. 30g der Partikel verblieben im Magnetfilter und nahmen an der Wiederbeladung nicht teil. Die Wiederbeladung der Partikel mit Cu-Ionen für den zweiten Aufreinigungszyklus musste zudem von Hand im Becherglas durchgeführt werden, wobei sich die Partikelabtrennung aufgrund des großen Suspensionsvolumens schwierig gestaltete. Als Ausgangsmedium für den zweiten Zyklus wurde der gesammelte Sorptionsüberstand des ersten Zyklus verwendet. Die komplette Aufreinigungstabelle für den zweiten Zyklus findet sich im Anhang. Zusammengefasst ergab sich eine GFP-Dha Ausbeute von 7.4 %, bzw. von 9,5% wenn wiederum die im SDS-Gel bestimmte Reinheit von über 95% berücksichtigt wird. Im Falle des zweiten Zyklus wurden 101g regenerierte Partikel in das System gepumpt, woraus sich unter Annahme einer Beladungskapazität von 20 mg GFP-Dha/g Bead eine theoretische Ausbeute von ca. 11% abschätzen lässt. Um das Problem der manuellen Wiederbeladung der Partikel zwischen den Aufreinigungszyklen zu umgehen und damit einen vollkommen automatisierten Prozessablauf zu erreichen, wurde das System um einen Vorlagebehälter für eine Kupferlösung erweitert und die Programmierung entsprechend geändert. Bereits vor dem ersten Aufreinigungszyklus wurden die Partikel nun in die Anlage eingebracht und dort innerhalb des Loops mit Kupferionen beladenen. Anschließend erfolgte ein Ausspülen der Partikel aus der Anlage mit Rohextrakt und der Beginn des Sorptionsschritts im gerührten Behälter. Entsprechend wurde zwischen den Aufreinigungszyklen verfahren, wobei keinerlei manueller Eingriff notwendig war. Im Falle des zweiten GFP-Dha Aufreinigungsversuchs wurden drei Zyklen durchgeführt, wobei die Zyklen 2 und 3 jeweils den Sorptionsüberstand des vorhergehenden Zyklusses 71 verwendeten. Bei der Auswertung der Versuchsergebnisse zeigte sich jedoch rasch, dass diese vollautomatisierte Vorgehensweise neue Probleme mit sich brachte. Aufgrund der einfachen Rückspülung mit einem im Volumen begrenzten Ausgangsmedium (Homogenisat oder Sorptionsüberstand) wurden weniger als die Hälfte der im System vorhandenen Partikel in den Sorptionsbehälter ausgespült und nahmen an der Proteinbindung teil. Die restliche Partikel kamen innerhalb der Anlage zwar kurzzeitig mit den verschiedenen Medien und Puffern in Kontakt, im gebundenen oder agglomerierten Zustand ist Stoffaustausch der Partikel jedoch gering, so dass die im System verbleibenden Partikel in erster Näherung vernachlässigt werden können. Diese Annahme wurde durch einen Elutionsversuch im HGF10 System bestätigt. Bei diesem Experiment wurde versucht gebundenes Protein von im Magnetfeld an der Matrix festgehaltenene Partikelagglomeraten zu waschen. Die erzielte Elutionseffizienz war dabei im Vergleich zu einer Elution im suspendierten Zustand sehr gering. Tabelle 11 fast die Ergebnisse der 3 Zyklen zusammen: Tabelle 11: Zusammenfassung der Aufreinigungsergebnisse des zweiten GFP-Dha Versuchs und Vergleich mit theoretischer Vorhersage. GFP-Dha gesamt im Sorp.behälter (mg) GFP-Dha aus E1 und E1 (mg) GFP-Dha Ausbeute (%) Partikelmenge im Sorp.behälter (g) th. Maximale Ausbeute bei qmax = 20 mg/g1) (%) Zyklus 1 34700 760 2,1 38.6 2,25 Zyklus 2 19770 650 3,3 34,8 3,5 Zyklus 3 15270 380 2,5 16 2,1 1) Zum Zeitpunkt des zweiten GFP-Dha-Versuchs war die Reinigungsprozedur der Partikel mit Pankreatin noch nicht durchgeführt worden. Wie aus Tabelle 11 zu entnehmen stimmen die experimentell bestimmten Werte gut mit den theoretischen Vorhersagen überein, die unter der Annahme getroffen wurden, dass nur die in den Sorptionsbehälter ausgespülten Partikel am Aufreinigungsprozess teilnehmen. Insgesamt waren die erzielten Ergebnisse des zweiten Aufreinigungsversuchs jedoch unbefriedigend, wobei die Hauptursache in der unzureichenden Partikelrückspülung zu suchen sind. Für einen dritten GFP-Dha Aufreinigungsversuch wurde die Anlagenprogrammierung daher nochmals geändert. Das Ausspülen der Partikel wurde nach der neuen Programmierung zweimal unterbrochen und die Suspension innerhalb des Systems bei erhöhter Geschwindigkeit im Kreislauf gepumpt. Hierdurch wurde erhofft, dass sich mehr Partikel aus dem Magnetfilter lösen und in den Sorptionsbehälter gelangen können. Insgesamt 72 wurden im Rahmen des dritten Versuchs vier Zyklen gefahren, wobei in jedem Zyklus 6L frisches Rohextrakt mit 4 g/L GFP-Dha zu Einsatz kamen. Tabelle 12 fast die Ergebnisse des dritten GFP-Dha Aufreinigungsversuchs zusammen: Tabelle 12: Zusammenfassung der Aufreinigungsergebnisse des dritten GFP-Dha Versuchs und Vergleich mit theoretischer Vorhersage. GFP-Dha gesamt im Sorp.behälter (mg) GFP-Dha nach Ultrafiltration (mg) GFP-Dha Ausbeute (%) Zyklus 1 19400 1100 5,7 Zyklus 2 19400 800 4,1 Zyklus 3 19400 900 4,6 Zyklus 4 19400 600 3,1 Ein Vergleich der pro Zyklus gewonnen GFP-Dha-Mengen mit denen aus Tabelle 10 macht klar, dass im dritten Aufreinigungsversuch, trotz verringerter Ausgangskonzentration, die erzielten Produktmengen pro Zyklus deutlich gesteigert werden konnten. Hierbei ist jedoch nicht eindeutig, ob diese Verbesserung auf die Regeneration der Beladungskapazität der Beads RE Z1E1 Z1E2 Z2E1 Z2E2 M mittels Pankreatin oder auf eine verbesserte Partikelrückspülung zurückzuführen ist, da zu den Partikelkonzentrationen im Sorptionsbehälter keine Werte vorliegen. Der Rückgang der gewonnenen Produktmenge über die Zyklen legt jedoch nahe, dass nach wie vor Probleme mit der Partikelrückspülung bestehen. 75 50 37 Die Reinheit, des mit der HGMS Anlage gewonnenen GFP-Dha liegt laut der Konzentrationsmessungen bei im Mittel bei 75% und korreliert damit gut mit der Reinheit von 80% aus densiometrischen Messungen am Abb. 42 SDS-PAGE der aufgereinigten GFPDhaA Fraktionen aus vier Zyklen. RE Zellrohextrakt; Z1E1 – Z2E2 Elutionsfraktionen 1 und 2 der Aufreinigungszyklen 1 und 2; M Proteinmarker mit Markerproteinen von 150 – 37 kDa. SDS-PAGE (siehe Abb. 42). Die Reinheit des Enzyms ist mit 80 % für die technische Anwendung ausreichend, das heißt es müssen vor einer Immobilisierung keine weiteren Aufreinigungsschritte durchgeführt werden. 73 3.7 Enzymimmobilisierung Immobilisate 3.7.1 und Charakterisierung der Einleitung Neben der Proteinaufreinigung stellt die Anwendung von Magnetbeads als Trägermaterial zur Enzymimmobilisierung den zweiten Schwerpunkt des Projekts dar. Die Methoden zur Synthese von M-PVA-Beads mit entsprechender Oberflächenfunktionalisierung waren bereits bei Projektbeginn Bestandteil des Know-hows der Firma chemagen, so dass bereits zu einem frühen Zeitpunkt geeignete Beads zur Verfügung standen. Demgegenüber zeigte sich aber rasch, dass der zur Bereitstellung größerer Enzymmengen notwendige Aufwand in der ursprünglichen Zeitplanung nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Aufgrund der für die Generierung getagter Enzymvarianten, die Optimierung und Durchführung der Hochzelldichtefermentationen und die Aufreinigung benötigten Projektzeit geriet der Arbeitsplan bezüglich der Enzymimmobilisierung und Immobilisatcharakterisierung in Verzug. Seit Herbst 2003 werden daher verstärkt Personalressourcen für diesen Projektteil eingesetzt, so dass ein Großteil der Verzögerung inzwischen wieder wett gemacht werden konnte. Im Unterschied zum Zwischenbericht liegen inzwischen Immobilisierungsergebnisse zu allen geplanten Modellenzymen (Pen-G-Acylase, Hydantoninase, Lipase) vor, die im folgenden komprimiert dargestellt werden. 3.7.2 Immobilisierung von Penicillinacylase Das Enzym Pencillinacylase (PA) wurde als Modellsystem ausgewählt, da es sich um ein im großen Umfang in immobilisierter Form kommerziell genutztes Enzym handelt, zu dem umfangreiche Literaturdaten vorliegen, die zu Vergleichszwecken herangezogen werden können. Arbeiten im Zusammenhang mit der Immobilisierung und Charakterisierung von PA wurden sowohl am Institut für Industrielle Genetik (IIG) der Universität Stuttgart als auch am Institut für Technische Chemie des Forschungszentrums Karlsruhe (FZK) durchgeführt. Die Untersuchungen am FZK erfolgten dabei in enger Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Kasche und Herrn Dr. Galunsky von der TU Hamburg Harburg, denen an dieser Stelle herzlich für ihre großzügige Unterstützung gedankt sei. Zur Immobilisierung von PA wurden folgende Oberflächenfunktionalisierungen getestet: (i) Epoxylierung mittels ECH; (ii) Hexamethylendiamin-Glutaraldehyd (HDMA/GA); (iii) Carbonyldiimidazol (CD); (iv) Glutaraldehyd und (v) Glycidol. Die Ergebnisse sind in Tabelle 13 zusammengefasst. 74 Tabelle 13. Ergebnisse der Methodenvariation bei der Immobilisierung von Penicillinacylase an M-PVA sowie mPVAc Beads. (Ionenstärke 1M; 60 mg PA/ g Bead, pH 7,5; 24 °C) Grundbead Immob. Kopplungsausbeute Anteil akt. Enzymbeladung Spez. Aktivität Methode (%) Enzym (%) (mg/g) (U pro g Beads)c M-PVA (i) ECH 37 100 11a 462 M-PVA (ii) HMDA/GA 67 97 40 1640 M-PVA (IIG) (ii) HMDA/GA 67 80 53d - M-PVA (iii) CD 17 90 10 378 M-PVA (iv) GA 50 83 30 1050 M-PVA (IIG) (iv) GA 68 90 55d - (v) Glycidol 30b 78 9a 294 mPVAc (vi) ECH 57 24 34 336 mPVAc (ii) HDMA/GA 77 72 46 1386 mPMMA a - Protein zu Bead Verhältnis: 30 mg/g - Ionenstärke 0,2 M, für I = 1M sind höhere Ausbeuten zu erwarten - Photomessung mit 3-Nitro-6-Penhyl-Acetamidobenzolsäure (NIBAP) d - Protein zu Bead Verhältnis: 80 mg/g b c Wie zu erkennen ist, konnten die besten Ergebnisse durch Immobilisierung mittels Hexamethylendiamin-Glutaraldehyd unter Einsatz einer erhöhten Ionenstärke (I = 1M) erreicht werden. Die Untersuchungen wurden dabei unabhängig am FZK bzw. IIG sowie für zwei Partikeltypen (M-PVA u. mPVAc) durchgeführt. Ein Vergleich mit Literaturdaten für Sepharose bzw. Eupergit zeigt, dass die erreichten Enzymbeladungen und spezifischen Aktivitäten (NiBAP) um den Faktor 4 – 8 über dem kommerzieller Träger liegen (persönliche Mitteilung Boris Galunsky, TUHH). Die Ursache hierfür ist vermutlich in der Verwendung eines Spacers sowie in der nahezu idealen Zugänglichkeit der Enzyme an der Oberfläche der Mikropartikel zu sehen. Im Anschluss an die Immobilisierung wurden für den Fall der Hydrolyse von Benzylpenizillin die kinetischen Konstanten der Immobilisate bestimmt. Zusätzlich erfolgte eine Messung der S1´-Enantioselektivität für den Fall der gleichgewichtskontrollierten Hydrolyse eines razemischen Phenylacetyl-Phenylalanin Substrats. In beiden Fällen ergaben sich für die an MPVA Beads immobilisierte PA deutlich bessere Werte im Vergleich zu aus der Literatur entnommenen Werten für PA auf Eupergit. 75 3.7.3 Immobilisierung von L-Hydantoinase Der Einsatz magnetischer Partikel als Träger für immobilisierte Enzyme bietet besonders bei der Biokatalyse in Suspensionen bzw. von schwer löslichen Substraten Vorteile. Diese sind neben der Möglichkeit der magnetischen Abtrennung der Immobilisate aus der Suspension hauptsächlich die kinetischen Vorteile, die die geringe Partikelgröße magnetischer Mikropartikel mit sich bringt. Als Modell für die Umsetzung eines schwerlöslichen Substrats in Suspension wurde Naphtyl-Methyl-Hydantoin (NMH) gewählt, das mit Hilfe einer Hydantoinase und einer Carbamoylase zu Naphtylalanin umgesetzt werden soll. Es zeigte sich, dass die L-Hydantoinase aus Arthrobacter aurescenz DSM 3745 und sowie L-NCarbamoylase aus A. aurescenz DSM 3747 für die geplante Umsetzung geeignet sind. Die Hydantoinase wurde als Mal-E-getaggtes Fusionsprotein in Escherichia coli JM 109 pCB 2.2 und die His-getaggte Carbamoylase in E. coli JM 109 pBW 1 expremiert. Da zu der Expression der Hydantoinase bisher keine Vorarbeiten am IBVT durchgeführt wurden, musste zunächst die Expression und Aufreinigung optimiert werden. Bei der Carbamoylase lagen bereits Erfahrungen zur Expression, Aufreinigung und Immobilisierung vor, daher wurde auf eine weiter Optimierung verzichtet [B.Wilms et al. (2001) Biotechnology and Bioengineering, Vol.73, Iss.2, pp.95-103]. Zur Immobilisierung der Hydantoinase wurde eine "Carbodiimid"-Methode nach Ragnitz [Dissertation: Institut für Bioverfahrenstechnik, Uni Stuttgart, 2000] verwendet. Als Trägerpartikel wurden M-PVA-Beads der Firma chemagen mit primären Aminogruppen als Oberflächenfunktionalisierung verwendet. Zur Optimierung der Ausbeute bei der Immobilisierung wurde zunächst versucht den Umpufferungsschritt zu umgehen, was jedoch nicht mit befriedigender Ausbeute gelungen. In einem nächsten Schritt wurde daher ein optimaler Puffer zur Immobilisierung gesucht. In Tabelle 14 sind die Ergebnisse dieser Versuche zusammengefasst. Die höchste Kopplungseffizienz der spezifischen Aktivität wurde mit 41,7 % unter Verwendung eines Tris/HCl-Puffers erzielt. Tabelle 14. Ergebnisse zur Optimierung der Immobilisierung der L-Hydantoinase an die Chemagen Magnetbeads, nach der "Carbodiimid"-Methode. (c0,Protein = 0.83 g/L; c0,Partikel = 50 g/L) Puffer Enzymbel. Spez. Akt. (mg/g) (U/g) H20 + Zn-acetat 9,6 Tris/HCl 6,4 76 Kopplungs- Kopplungs- Aktivitäts- ausbeute (%) effizienz (%) Kopplungsausbeute (%) 49,1 55,4 35,5 19,7 67,5 38,6 41,7 16,1 Harnstoff 7,2 1,1 57,1 - - Elutionspuffer/ 5,3 53,3 34,9 41,1 14,3 5,7 67,1 36,5 40,5 14,8 Maltose Eluat Das weitere Vorgehen umfasst die Herstellung von Immobilisate sowohl der Hydantoinase als auch der Carbamoylase für eine Umsetzung von MNH im 1-L-Maßstab. Ziel der Untersuchungen ist es dabei zu klären, ob es durch den Einsatz von magnetischen Mikropartikeln gelingt, die Diffusionslimitierung der Modellreaktion zu überwinden. 3.7.4 Immobilisierung der Lipase Candida antarctica Das Modellsystem Lipase wurde als Beispiel für ein in Zweiphasensystemen verwendetes Enzym ausgewählt. Aufgrund ihrer geringen Größe sowie der unporösen Struktur sollten magnetische Enzymträger gerade in solchen Systemen Vorteile gegenüber konventionellen, porösen Materialien besitzen, da nur an der Oberfläche immobilisierte Enzyme in der Lage sind in direkten Kontakt mit den für die Reaktionen entscheidenden Phasengrenzflächen zu treten. Neben dem Aufwand für Generierung, 700 Fermentation und Aufreinigung trat im 600 Fall der Lipasen noch als zusätzliches hinzu, gängigen Aktivitäts-Tests ungenau oder dass zu sich die als zu aufwändig für 500 Aktivität in [U/ml] Hindernis 400 300 200 umfangreiche Immobilisierungsstudien 100 erwiesen. Im Vorfeld Immobilisatcharakterisierung daher der Aktivitätstest für der wurde photometrische Lipasen mittels 0 2 4 6 8 10 12 Proteinmenge in [mg/ml] Abbildung 43: Zusammenhang zwischen gemessener Lipaseaktivität (Novozym L868) und eingesetzter Proteinkonzentration PNPP entsprechend der Bedürfnisse des Projekts weiter entwickelt (zu M 2.1). Hierzu wurden verschiedene Parameter variiert und ihr jeweiliges Optimum ermittelt. Variiert wurden pH-Wert, Temperatur sowie verschiedene Substrate wie z.B. Paranitrophenylpalmitat oder die kürzerkettige Variante Paranitrophenylacetat. Zusätzlich wurden verschiedene Lösungsmittel für die Substratlösung 77 eingesetzt (Aceton, Ethanol und DMSO). Es konnten maximal 2 mM PNPP im Messpuffer gelöst werden, wobei die theoretische Abschätzung des Km-Werts der Lipase 5,6 mM ergab. Daher war eine Aktivitätsbestimmung der Lipase nur mit Substratkonzentrationen unterhalb des Km-Werts möglich. Trotzdem besteht in diesem Assay ein linearer Zusammenhang zwischen gemessener Aktivität und eingesetzter Proteinkonzentration (Abb. 43). Zur Bestimmung der spezifischen Aktivität wurden die verschiedenen klonierten Lipasen zusätzlich in einer zellfreien Biosynthese (M. Siemann, pers. Mitteilung) hergestellt und der absolute Proteingehalt über die Messung des eingebauten radioaktiven Lysins bestimmt. Bei den Immobilisierungsuntersuchungen wurde die Lipase Novozym L868 (A-Komponente aus C. antarctica), im folgenden auch kurz CALA genannt, über verschiedene Methoden an M-PVA Beads der Firma chemagen gebunden. Zu den eingesetzten Methoden zählten: (i) die Bindung an carboxilierte und mit N-Hydroxysuccinimid (NHS) aktivierte M-PVA Beads, (ii) die Bindung an aminierte M-PVA Beads mittels Glutardialdehyd (GA), (iii) die direkte Bindung an epoxylierte M-PVA Beads (ECH) und (iv) die Bindung an carboxylierte und mit Carbonyldiimidazol (CD) funktionalisierte M-PVA Beads (siehe Tabelle 15) Tabelle 15. Ergebnisse der Methodenvariation bei der Immobilisierung der Lipase Novozym L868 an M-PVA Beads. Immob. Protein- Methode konz. Beadkonz. Verhältnis Kopplungs- Anteil akt. Enzym- Spez. Aktivität Protein/Bead ausbeute Enzyma beladung (U/g Beads)b (g/L) (g/L) (mg/g) (%) (%) (mg/g) NHS 0,17 33 5 52 46 2,7 71 NHS 1,6 33 48 11 47 5 140 GA 1,15 2 575 16 48 92 2500 ECH 1,15 1 1150 10 18 114 1200 CD 1,15 1 1150 7 15 84 700 a - Die Berechnung des Anteils an aktivem Enzym erfolgte über den Zusammenhang. 1 mg aktives Enzym entspricht 57 U (PNPP). Dieser Wert resultiert aus Bradford und Aktivitätsmessungen in der Immobilisierungsvorlage. b - Aktivitätsmessung mittels PNPP, siehe dazu auch Fußnote 2 Wie aus Tabelle 15 zu erkennen ist, wurden im Falle der NHS Aktivierung nur mittlere bis niedrige Protein- zu Beadkonzentrationsverhältnisse getestet. Dabei ergeben sich im Falle eines niedrigen Verhältnisses relativ hohe Kopplungsausbeuten von 52% aber niedrige 2 Bemerkenswert ist, dass sich auch im Falle der Aktivitätsmessung der Immobilisate eine Durchmischung der Messküvette als unnötig erwies. Dies ist ein sicheres Indiz dafür, dass die Immobilisate aufgrund ihrer Größe nicht sedimentieren und zumindest in Hinblick auf den flüssigkeitsseitigen Stofftransport keinerlei Diffusionslimitierung unterliegen. 78 Proteinbeladungen und damit geringe spezifische Aktivitäten. Dagegen ergeben sich für mittlere Protein- zu Beadkonzentrationsverhältnisse geringe Kopplungsausbeuten, aber dafür bessere spez. Aktivitäten von bis zu 140 U/g Beads. Um die mit den verschiedenen Methoden maximal erreichbare Enzymbeladung der Partikel und damit auch in der Regel maximale spezifische Aktivität zu ermitteln wurden im folgenden dann sehr hohe Protein zu Bead Verhältnisse von 570 – 1150 mg/g während der Immobilisierung eingesetzt. Aufgrund der begrenzten Beladungskapazität der Partikel kann von diesem Überangebot nur eine begrenzte Menge Enzym gebunden werden, so dass die niedrigen Kopplungsausbeuten verfahrensbedingt sind und keine Aussagekraft besitzen. Für den Vergleich der Methoden sind vielmehr die absolut erreichte Enzymbeladung und der Anteil an aktivem Enzym hiervon ausschlaggebend. Wie aus Tabelle 3 zu entnehmen, erreichen alle Methoden mit 84 – 114 mg Enzym pro g Bead sehr hohe Beladungen, lediglich im Falle der Immobilisierung über Glutaraldehyd ist aber auch der Anteil an aktivem Enzym befriedigend. Zur Absicherung dieses Ergebnisses wurde eine zweite Versuchsreihe durchgeführt, in der für alle Immobilisierungsmethoden, d.h. nun auch für die Immobilisierung mittels NHydroxysuccinimid (NHS), sehr hohe Protein zu Bead Verhältnisse vorlagen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 16 zusammengefasst. Wie zu erkennen bestätigen sich die Ergebnisse der ersten Versuchsreihe. Auch im Falle sehr hoher Protein zu Bead Verhältnisse liefert die Immobilisierung mittels NHS die schlechtesten Immobilisate mit der geringsten spezifischen Aktivität. Die besten Ergebnisse finden sich wiederum für die Immobilisierung an mit Glutardialdehyd aktivierten, aminierten M-PVA Beads sowie für die Immobilisierung an MPVA Beads mit Epoxyfunktionalisierung. Tabelle 16: Zusammenfassung der Vorexperimente für die Immobilisierung der Lipase Novozym L868 an epoxylierte, aminierte (mit Glutardialdehyd aktiviert) und carboxylierte und an carboxylierte aktivierte (NHS) magnetische PVA-Partikel (Chemagen). Immob. Protein- Methode konz. Beadkonz. Verhältnis Kopplungs- Anteil akt. Enzym- Spez. Aktivität Protein/Bead ausbeute Enzyma beladung (U/g Beads)b (g/L) (g/L) (mg/g) (%) (%) (mg/g) ECH 1,15 1 1150 10 18 114 1200 CD 1,15 1 1150 7 15 84 700 GA 1,15 1 1150 20 10 230 1300 NHS 2,4 1 2400 5 2 120 200 a - Die Berechnung des Anteils an aktivem Enzym erfolgte über den Zusammenhang. 1 mg aktives Enzym entspricht 57 U (PNPP). Dieser Wert resultiert aus Bradford und Aktivitätsmessungen in der Immobilisierungsvorlage. b - Aktivitätsmessung mittels PNPP, siehe dazu auch Fußnote 79 Im Anschluss an die Ermittlung der besten Immobilisierungsmethode erfolgten Untersuchungen zum Scale-Up der Herstellung größerer Immobilisatmengen. Ziel war es den benötigten Enzymüberschuss, bei weitgehender Konstanz der erreichten spez. Aktivität, zu reduzieren. Hierzu wurde die als am besten identifizierte Immobilisierung an mit Glutardialdehyd aktivierten, aminierten M-PVA Beads sowie, zum Vergleich, auch die Immobilisierung mittels NHS bei einer Proteinkonzentration von 2,4 mg/ml und Partikelkonzentrationen von 1 bis 40 mg/L durchgeführt. Das eingesetzte Protein zu Magnetbead Verhältnis variierte damit von 2400 mg/g bis 60 mg/g. Das letztgenannte Verhältnis liegt damit bereits deutlich unter den in den Vorversuchen ermittelten, maximalen Enzymbeladungen der Partikel, d.h. unter diesen Bedingungen ist keine maximale Bedeckung der Partikel mit Enzym mehr möglich. Wie aus Abbildung 44 zu erkennen konnten in dieser Versuchsreihe die guten Ergebnisse der Vorsuche mit Glutardialdehyd aktivierten, aminierten M-PVA Beads nicht vollständig reproduziert werden, sondern auch bei Einsatz von nur 1 g/L Beads erreichte die spezifische Aktivität der Immobilisate mit 670 U/g nur ca. die Hälfte des Werts der Vorversuche. Unabhängig von den Absolutwerten zeigt sich aber auch ein überraschend starker Einfluss des eingesetzten Enzymüberschusses während der Immobilisierung. Eine Erhöhung der eingesetzten Magnetbeadkonzentration von 1 auf 10 g/L führt zu einem deutlich Rückgang der spezifischen Aktivität um ca. 200 U/g Bead, obwohl die vorgelegte Enzymkonzentration auch im Falle von 10 g/L Beads theoretisch für eine vollständige Beladung der Partikel ausreichen sollte. Eine weiterer Erhöhung der Partikelkonzentration auf 20 g/L und sogar auf 40 g/L führt im ersten Schritt zu einem weiteren Rückgang der spezifischen Aktivität auf 300 U/g und schließlich auf nur 200 U/g. 80 1000 Spezifische Aktivität in U/g Bead 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 0 10 20 30 40 50 Eingesetzte Partikelkonzentration in g/L Beads Abbildung 44. Abhängigkeit der Aktivität der immobilisierten Lipase von der eingesetzten Menge an Beads. Immobilisierung der Lipase CALA an mit Glutardialdehyd aktivierte aminierte Partikel (■). Immobilisierung von Lipase CALA an mit N-Hydroxysuccinimide (NHS) aktivierte carboxylierte Partikel (●). Insgesamt ist aber festzustellen, dass dennoch der Rückgang der spezifischen Aktivität wesentlich langsamer erfolgt, als umgekehrt die eingesetzte Partikelmenge ansteigt. Dies hat zur Folge, dass die erreichten Werte für Kopplungsausbeute und Aktivitätskopplungsausbeute (resultierende Gesamtaktivität auf den Partikel / eingesetzte Gesamtaktivität in der Lösung) mit zunehmender Partikelmenge ansteigen. Interessanterweise zeigen die Ergebnisse unter Einsatz der Immobilisierungsmethode mittels NHS keinen vergleichbaren Verlauf sondern die erreichte spezifische Aktivität ist im Rahmen des untersuchten Parameterbereichs praktisch unabhängig von der eingesetzten Beadkonzentration. Der Absolutwert der spezifischen Aktivität ist mit ca. 120 U/g jedoch ebenfalls geringer als in den Vorversuchen und selbst im Falle der höchsten Beadkonzentration nur ca. halb so groß wie die entsprechende spezifische Aktivität für mit Glutardialdehyd aktivierte, aminierte Beads. 81 3.7.5 Stabilitätsanalyse der immobilisierten Lipase CALA und der freien Lipase CALA mit Hilfe des photometrischen Assays Ziel der Stabilitätsanalyse war es geeignete Lager- und Stabilitätsbedingungen für die immobilisierte Lipase CALA an aminierten und mit Glutardialdehyd aktivierten Partikel von Chemagen zu ermitteln. Hierzu wurden die freie und die immobilisierte Lipase CALA bei pH 6, 7 und 8 sowie bei den Temperaturen -20°C, 4°C, 25°C und 37°C für mehr als zwei Monate ohne Substrat im Puffer (10 mM Natriumphosphatpuffer) gelagert. Für die regelmäßige Überprüfung der noch verbleibenden Aktivität der freien und der immobilisierten Lipase CALA wurde der beschriebene photometrische Assay eingesetzt. Die Proteinkonzentration der freien Lipase CALA betrug 0,016 mg CALA/ml Stammlösung bei einer Anfangsaktivität von ca. 90 U/mg Protein. Hieraus resultiert eine Aktivität der Stammlösung von ca. 1,5 U/mL. Im Falle der Immobilisatherstellung wurde eine Beadkonzentration von 30 g/L eingesetzt, wobei sich jedoch nur eine spezifische Aktivität von ca. 50 U/g Bead ergab. Hieraus lässt sich eine Beladung von nur ca. 1 mg aktivem, gebundenem Protein pro g Bead errechnen3, bzw. eine Aktivität der Immobilisatstammlösung von ca. 3 U/mL. Trotz dieser niedrigen Werte war auch bei einer 1:5 Verdünnung der Immobilisatstammlösung noch ausreichend Aktivität messbar, so dass die Immobilisate für eine Stabilitätsuntersuchung geeignet schienen. Die Abnahme der Aktivität der freien Lipase CALA über einen Zeitraum von 70 Tagen ist für verschiedene Lagerbedingungen in Abbildung 45 dargestellt. Wie zu erkennen besitzt die freie Lipase CALA sowohl bei pH 6 als auch bei pH 7 eine sehr hohe Stabilität, so dass selbst bei einer Lagertemperatur von 37°C über den Beobachtungszeitraum keine signifikante Aktivitätsabnahme auftrat. 3 Dieser Wert wurde mit Hilfe der Beziehung 1mg aktives Enzym = 57 U PNPP-Aktivität aus Tabelle 15 und 16 berechnet. Bei Verwendung der in den Stabilitätsuntersuchungen für die freie Lipase CALA gefundenen ca. 80 90 U/mg würden sich noch etwas niedrigere Beladungen an aktivem Enzym ergeben. 82 Aktivität in U/mg Enzym 100 80 60 40 pH = 6 20 Aktivität in U/mg Enzym 0 Tag 80 60 40 pH = 7 20 Aktivität in U/mg Enzym 0 Tag 80 60 40 pH = 8 20 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Tag Abbildung 45: Stabilitätsanalyse der freien Lipase aus Candida Antarctica CALA bei pH 6,7, und 8 und den Temperaturbereichen 37 °C, 25 °C, 4 °C und –20 °C über eine Zeitdauer von 65 Tagen. Lipase CALA bei 25 °C (■), bei 37°C (●), bei 4°C (▲) und bei –20 °C (♦) 83 Bei genauerer Ansicht zeigt sich im Falle von pH 6, dass die Aktivitätswerte bei einer Lagertemperatur von –20°C eine leicht abfallende Tendenz besitzen, wohingegen bei einer Lagertemperatur von 37°C sogar ein leichter Anstieg zwischen dem 5. und dem 62. Tag erkennbar ist. Die beobachtete Abhängigkeit der Stabilität von der Lagertemperatur wiederspricht damit bei pH 6 dem zu erwartenden Zusammenhang einer abnehmenden Stabilität bei höherer Temperatur, wobei ein Grund hierfür die Verdunstung des Puffers aus dem Lagerungsgefäß sein kann. Eine weitere Auffälligkeit ist der bei pH 6 und pH 7 in allen Fällen auftretende leichte Aktivitätsanstieg während der ersten 5 Messtage. Da dieser Effekt jedoch auch in diesem Zeitraum für die parallel durchgeführten Aktivitätsmessungen an Lipaseimmobilisaten auftrat, scheint eine echte Aktivitätssteigerung der freien Lipase unwahrscheinlich und die Ursache liegt wahrscheinlich in leichten Abweichungen bei der Messmethode. Wie das unterste Teilbild von Abbildung 45 zeigt, schädigt eine Erhöhung des Lager-pH-Werts auf 8 die Lipase CALA jedoch nachhaltig. Der Grad der Schädigung und damit des Aktivitätsverlusts hängt dabei stark von der vorherrschenden Lagertemperatur ab, wobei der Verlauf dieser Abhängigkeit nun den Erwartungen entspricht. Sind im Falle einer Lagertemperatur von –20°C nach 62 Tagen noch 78% der Anfangsaktivität vorhanden, so beträgt der entsprechende Prozentsatz bei einer Lagertemperatur von 37°C nur noch 10%. Die Halbwertszeit der Aktivität der Lipase beträgt bei 37°C und pH=8 nur ca. 6 Tage. Abbildung 46 zeigt die Ergebnisse der entsprechenden Stabilitätsversuche mit immobilisierter Lipase CALA, wobei in diesem Fall der Verlauf der spezifischen Aktivität in U pro g Immobilisatbeads über der Lagerzeit aufgetragen ist. Aus den Startwerten am ersten Tag der Messung lässt sich zunächst erkennen, dass die im 2 mL Maßstab bei einer Beadkonzentration von 30 g/L und einer Enzymkonzentration von 1,7 g/L durchgeführte Immobilisierungsreaktion im Prinzip erfolgreich war, der Ausgangswert der spezifischen Aktivität der immobilisierten CALA liegt jedoch bei nur ca. 75 U/g Bead. Diese spezifische Aktivität liegt im Vergleich zu einem entsprechenden Wert aus Abbildung 44 (295 U/L) niedriger, was ist durch abweichende Immobilisierungsbedingungen zu begründen ist. Bei Betrachtung der Teildiagramme für pH 6 und pH 7 zeigt sich, dass im Gegensatz zur freien Lipase im Falle der Immobilisate bereits bei niedrigen pH-Werten eine ausgeprägte Temperaturabhängigkeit der Lagerstabilität besteht. Während bei –20°C die spezifische Aktivität über den Zeitraum von 62 Tagen praktisch konstant blieb, zeigte sich für 25°C und insbesondere 37°C ein starker Aktivitätsrückgang innerhalb der ersten 10 Tage. 84 spez. Aktivität in U/g Beads spez. Aktivität in U/g Beads spez. Aktivität in U/g Beads 100 pH = 6 75 50 25 0 pHTag =7 75 50 25 0 pH = 8 75 50 25 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Tag Abbildung 46: Stabilitätsanalyse der immobilisierten Lipase aus Candida Antarctica CALA bei pH 6,7, und 8 und den Temperaturbereichen 37 °C, 25 °C, 4 °C und –20 °C über eine Zeitdauer von 65 Tagen. Die Immobilisierung der CALA wurden an aminierte Partikel, die mit Glutardialdehyd aktiviert waren vorgenommen. Lipase CALA bei 25 °C (■), bei 37°C (●), bei 4°C (▲) und bei –20 °C (♦) 85 Eine naheliegende Vermutung zur Erklärung des Aktivitätsrückgangs war zunächst die Annahme eines "Ausblutens" des Enzyms, d.h. dass das Enzym zum Teil nicht fest genug immobilisiert ist und sich wieder vom Partikel trennt. Dieser Vermutung widerspricht jedoch der Umstand, dass in den untersuchten Partikelüberständen nahezu keine Aktivität festgestellt werden konnte. Hinsichtlich des Aktivitätsrückgangs ist aber auch bemerkenswert, dass dieser nach 10 Tagen selbst im Falle der Lagerung bei 37°C nahezu zum Erliegen kommt und nicht, wie bei einer einfachen Betrachtung über Halbwertszeiten zu erwarten, prozentual in konstantem Maße fortschreitet. So besaßen die bei pH 6, 37°C gelagerten Immobilisate nach über 60 Tagen noch eine spezifische Aktivität von ca. 22 U/g Beads. Wie im Falle der freien Lipase führte auch für die Immobilisate eine Erhöhung des pH-Werts auf 8 zu einer massiven Beeinträchtigung der Aktivität. Während die Spezifische Aktivität der Immobilisate im Falle einer Lagerung bei –20°C bzw. 4°C noch weitgehend konstant war, fiel sie im Falle einer Lagertemperatur von 37°C innerhalb von 30 Tagen auf Null ab. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Stabilität der Lipase CALA durch die Immobilisierung mittels Glutardialdehyd an aminierte M-PVA Beads nicht zunimmt, sondern dass im Falle von pH 6 und pH 7 wider Erwarten die Temperaturempfindlichkeit sogar wesentlich stärker ausgebildet ist als im Falle der freien Lipase. Dennoch lässt sich feststellen, dass im genannten pH-Wert Bereich die Immobilisate auch bei anwendungsrelevanten Temperaturen von 25°C bzw. 37°C über einen Zeitraum von 2 Monaten spezifische Aktivitäten von 50 bzw. 25 U/g Beads behielten. Die Immobilisate eignen sich damit bedingt für den geplanten vielfachen Einsatz in einem Biokatalysereaktor mit magnetischer Enzymrückgewinnung. 3.7.6 Entwicklung der Analytik Bestimmung der Aktivität der freien und immobilisierten Lipase CALA im Titrimaten Ziel der vorgenannten Arbeiten war letztendlich die Bereitstellung geeigneter Lipaseimmobilisate für den Einsatz in einem Zweiphasenreaktor. Eine weitere Voraussetzung für die Anwendungsdemonstration war die Bereitstellung der zugehörigen Analytik. Lipasen führen Fettsäureesterspaltungen zu Fettsäuren und Estern aus. Industriell werden Lipasen z. B: für die Altfettverwertung eingesetzt. Mit Hilfe der Hochgradientenmagnetseparation sollte 86 nun gezeigt werden, dass die Wiedergewinnung und der Wiedereinsatz einer immobilisierten Lipase aus einer Öl-Wasser-Emulsion möglich ist solange die entsprechende Lipase aktiv ist. Die Messung der Aktivität der freien und immobilisierten Lipase CALA in Bezug auf eine Fettsäureesterspaltung erfolgt im Titrimaten unter Konstanthaltung des pH-Wertes bei pH 8 durch Zutitration von 50 mM NaOH (pH-Stat). Die Aktivitätsmessung wurde bei pH 8 durchgeführt, da hier das pH-Optimum der Reaktion lag. Eingesetztes Substrat ist Tributyrat, das zur Buttersäure umgesetzt wird. Über die Menge der zutitrierten NaOH kann auf die gebildete Buttersäure und den Substratumsatz rückgeschlossen werden. Die Messung der freien Lipase CALA im Titrimaten war für eine Zeitdauer von 2 Minuten ausreichend und reproduzierbar. Die Messung der Lipase CALA findet in 0,01 M Phosphatpuffer bei pH 8 statt. Für die Messung im Titrimaten wurden 30 ml Phosphatpuffer (pH 8, 0,01 M) und 0,1 bis 13 ml Tributyrat (99%) zusammengegeben. In den Ansatz (30 ml) wurden 10 µl freie CALA (10 mg/ml nach Bradford) gegeben. 2000 spez. Aktivität L868 in [U/mg] 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 0 2 4 6 8 10 12 14 Tributyrat [ml] Abbildung 47.: Abhängigkeit der spezifischen Reaktionsgeschwindigkeit von der Substratkonzentration (Tributyrat) bei konstanter Menge an freier Lipase CALA. Reaktionsansatz beinhaltet 30 ml Phosphatpuffer (0,01 M, pH 8) und 0,1 mg Lipase CALA Abbildung 47 zeigt die Abhängigkeit der Aktivität der freien Lipase CALA von der Tributyratmenge. Die Tributyratmenge wurde von 0.1 bis 13 ml in 30 ml Phosphatpuffer 87 erhöht. Es ist zu erkennen, dass die Aktivität der freien Lipase CALA ab einer Zugabe von mehr als 7 ml Tributyrat nicht mehr gesteigert werden kann. Als Optimum für weitere Messungen hatte sich jedoch eine Menge von 1 ml Tributyrat herausgestellt, da höhere Mengen (über 10 % v/v) eine instabile Emulsion lieferten und dadurch schlecht 140 2500 Aktivität der Lipase-L868 [U/mg] 120 2000 100 1500 80 60 1000 40 500 20 0 0 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 gemessene Gesamtaktivität der Lipase-L868 [U] reproduzierbare Messungen lieferten. 0.6 Lipase-L868-Menge [mg] Abbildung 48.: Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit und der spezifischen Aktivität von der eingesetzten Lipase CALA- Menge bei konstanter Tributyratmenge von 1 ml pro 30 ml Phosphatpuffer (0,01 M Natriumphosphatpuffer bei pH 8). Aktivität der Lipase CALA [U/mg] (●). Aktivität der Lipase CALA [U] (■). In Abbildung 48 ist die Abhängigkeit der spezifischen Aktivität sowie der Gesamtaktivität der freien Lipase CALA von der eingesetzten Menge dargestellt. Die Dosierung wurde von 2 bis 50 µl variiert, entsprechend einer Menge von 0,02 bis 0,5 mg Protein (Bradford). Das Puffer-Substratgemisch bestand aus 30 ml Phosphatpuffer (pH 8, 0,01 M) und 1 ml Tributyrat. Die gesamte Abnahme an Tributyrat beträgt circa 3% während der Reaktion und hat daher keinen Einfluss auf die Reaktionsgeschwindigkeit. Aus der Abbildung ist zu erkennen, dass bei Einsatz von nur 1 ml Tributyrat die dosierte Enzymmenge auf 0,02 mg reduziert werden muss um nicht in eine Substratlimitierung zu gelangen. Dieses geforderte Substrat/Enzym Verhältnis von 50 ml/mg stimmt gut mit dem bei Variation der Tributyratmenge gefundenem Verhältnis von ca. 70 ml/mg überein. 88 Die Messung der immobilisierten Lipase CALA fand unter den gleichen Bedingungen wie für die freie CALA beschrieben statt. In den Ansatz (30ml) wurden 1,2 mg Partikel mit immobilisierter CALA gegeben, entsprechend einer Dosierung an aktivem Enzym von ca. 2,4 µg, d.h. ca. nur ein Vierzigstel der bei der freien Lipase verwendeten Menge. Es ist dennoch nicht ratsam mit mehr als 1,2 mg Partikeln im Titrimaten zu arbeiten, da sonst Probleme mit der pH-Elektrode und dem Diaphragma am Zutitrationsschlauch des Titrinos auftreten können. Außerdem sind in diesem Fall die Emulsion aus Tributyrat, Puffer und Partikeln schwerer zu handhaben. Anstelle einer Erhöhung der Partikelkonzentration wurde im Falle der immobilisierten Lipase daher die Messzeit von 2 auf 10 Minuten erhöht. spezifische Aktivität der Immobilisate in U/mg Beads 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 Eingesetzte Beadmenge [mg] Abbildung 49.: Abhängigkeit der spezifischen Aktivität der immobilisierten Lipase CALA von der eingesetzten Immobilisatmenge (0 bis 1,8 mg Beads pro 30 ml Phosphatpuffer) bei gleichbleibender Tributyratmenge von 1 ml pro 30 ml Phosphatpuffer (0,01 M Natriumphosphatpuffer bei pH 8). Nach Abschluss der Messung und Beenden der Zwangsdurchmischung lässt sich gut beobachten, dass die M-PVA Partikel sich wie erwartet in den Grenzflächen zwischen der öligen und der wässrigen Phase akkumuliert haben. Diese Ansammlung der Immobilisate im Bereich der Phasengrenzfläche ist eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz in Verbindung mit grenzflächenaktiven Enzymen. In Abbildung 49 ist die Abhängigkeit der spezifischen Aktivität der Immobilisate der Lipase CALA von der eingesetzten Beadmenge dargestellt. Die CALA Menge wurde von 0,3 bis 1,8 89 mg Beads pro 30 ml Phosphatpuffer variiert, entsprechend einer eingesetzten Menge an aktivem, immobilisierten Enzym von ca. 0,6 bis 3,6 µg. (In diesem Experiment wurden Immobilisate mit der spezifischen und am Bead gebundenen pNPP-Aktivität von ca. 80-90 U/g, entsprechend ca. 2 mg aktives Enzym /g Bead eingesetzt). Das Puffer-Substratgemisch bestand aus 30 ml Phosphatpuffer (pH 8, 0,01 M) und 1 ml Tributyrat. Wie aus der Abbildung zu erkennen, ergibt sich ein deutlicher Rückgang der spezifischen Aktivität der Immobilisate mit zunehmender Immobilisatdosierung. Dies ist erstaunlich, da die abgeschätzten Mengen an tatsächlich eingesetztem, aktivem Enzym recht gering sind und nach den Erfahrungen mit freier Lipase keine Substratlimitierung vorliegen sollte. Eine mögliche Erklärung ist eventuell eine Limitierung durch die für die Partikel zur Verfügung stehenden Phasengrenzfläche. Werden die abgeschätzten Mengen an aktivem Enzym zugrundgelegt errechnet sich eine maximale Aktivität der immobilisierten aktiven Lipase von ca.: 3,5 U / mg Beads = 1750 U / mg aktives Enzym 0, 002mg aktives Enzym pro mg Bead Dies bedeutet die wirksame maximale Aktivität der immobilisierten aktiven Lipase entspricht auch im Falle des Zweiphasensystems mit Tributyrat der maximalen Aktivität der freien Lipase (vergleiche Abb. 48). Nimmt man die Aktivität unter Einsatz des löslichen Substrats pNPP als Bestimmungsgröße für die Menge des aktiven, immobilisierten Enzyms, zeigt sich demnach, dass dieses Enzym trotz Immobilisierung auch in Zweiphasensystemen voll aktiv ist. Die Ursache hierfür liegt vermutlich darin begründet, dass im Falle der magnetischen Mikropartikel das Enzym an der Oberfläche frei zugänglich ist. Dies ist ein wichtiger Unterschied zur Enzymimmobilisierung in makroporösen Trägern, bei denen der Großteil der Enzyme innerhalb der Poren und damit für Zweiphasensysteme nur sehr schwer zugänglich vorliegt. Zu gegenwärtigen Zeitpunkt ist jedoch als alternative Erklärung auch denkbar, dass sich ein geringer Teil gebundener Lipase von den Partikeln gelöst hat und während des Tributyratversuchs in freier Form vorliegt. Bei hier nicht näher beschriebenen Versuchen zur Immobilisierung His-getaggter Lipase an M-PVA-IDA Partikeln kam es zu einem entsprechenden Effekt, dass die Lipase im gebundenen Zustand vollkommen inaktiv war, nach der Elution vom Magnetbead jedoch ihre Aktivität weitgehend wiedererlangte. Gegen diesen zweiten Erklärungsversuch spricht, dass wie erwähnt im Überstand der Stabilitätsuntersuchungen keine p-NPP Aktivität festgestellt werden konnte. Genaueren 90 Aufschluss zwischen den Erklärungsversuchen könnten jedoch erst Immobilisate liefern, bei den ein Großteil der gebundenen Lipase auch aktiv ist, so dass eine eventueller Übergang einer kleinen Menge gebundener Lipase in den gelösten Zustand sich in Bezug auf die messbare Gesamtaktivität nicht auswirkt. spezifische Aktivität der Immobilisate in U/mg Beads 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Menge an Tributyrat in ml Abbildung 50.: Abhängigkeit der Aktivität der immobilisierten CALA von der eingesetzten Tributyratmenge. Die Menge der immobilisierten Lipase wird konstant gehalten bei 1,2 mg Beads in 30 ml Phosphatpuffer (0,01 M Natriumphosphatpuffer bei pH 8). In Abbildung 50 ist die Abhängigkeit der spezifischen Aktivität der Lipaseimmobilisate von der eingesetzten Tributyratmenge dargestellt. Die Tributyratmenge wurde von 0,5 bis 10 ml in 30 ml Phosphatpuffer erhöht. Es ist zu erkennen, dass die spezifische Aktivität der immobilisierten Lipase CALA [in U/mg Bead] im untersuchten Bereich vollkommen unabhängig von der Substratkonzentration ist. Dies bestätigt zum einen die Annahme, dass aufgrund der geringen Menge an eingesetztem aktiven, immobilisierten Enzym keine Substratlimitierung vorliegt. Zum anderen ist diese Tatsache schwer mit der beobachteten Abhängigkeit der spezifischen Aktivität von der eingesetzten Beadmenge in Einklang zu bringen. Warum wirkt sich eine Erniedrigung der Beadmenge auf die spezifische Aktivität positiv aus, aber eine Erhöhung der Substratmenge bleibt ohne Einfluss? Um hier genauere Einsichten zu gewinnen, sollte versucht werden die Menge der vorliegenden Phasengrenzfläche durch Änderungen in der Durchmischung zu variieren. Derartige Untersuchungen waren jedoch nicht Gegenstand dieses Projekts und bleiben anschließenden Forschungsarbeiten vorbehalten. 91 3.8 Zeit-Meilenstein Diagramm Der zu Projektabschluss erreichte Stand der Arbeiten im Vergleich zu dem im Arbeitprogramm postulierten Arbeitspaketen wird zusammenfassend anhand eines ZeitMeilenstein Diagramms dargestellt. Die unterschiedlichen Farben symbolisieren, ob der Zeitpunkt des Erreichens des Meilensteins mit der Vorgabe des Arbeitsprogramms übereinstimmte, ob eine Verspätung vorlag oder ob ein Arbeitspaket nicht oder nur unvollständig bearbeitet wurde.. 2002 Jahr Monat 2003 2004 08 09 10 11 12 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 M 1.1 –1.5 1.1 - 1.4 M 2.1 – 2.4 M 3.1 – 3.3 M 4.1 – 4.4 M 5.1 – 5.4 1.5 2.3 2.4 2.1 3.1 3.2 2.2 3.3 4.4 4.1 4.2 4.3 5.1 - 5.3 5.1 5.4 Farblegende: █ Arbeitspaket zum vorgesehenen Zeitpunkt erfüllt; █ Arbeitspacket nach dem vorgesehenen Zeitpunkt erfüllt; █ Arbeitspacket ganz oder teilweise nicht bearbeitet. Wie zu erkennen, wurden die Meilensteine des Projekts größtenteils innerhalb des Zeitplans oder mit etwas Verspätung erfüllt. Ausnahmen hiervon bilden die Meilensteine 2.2, 4.3, 5.1 und 5.4. Aus dem mit dem Projektantrag gelieferten „Ergänzten Arbeitsprogramm“ (siehe Anhang 6.3) ist zu entnehmen, dass es sich hier um Arbeitspakete handelt, die im Zusammenhang mit der Charakterisierung der Immobilisate, dem Scale-up der Herstellung und des Einsatzes der Enzymimmobilisate sowie der Kontaktaufnahme mit etablierten Geräteherstellern stehen. Die Ursachen für die Abweichungen vom Arbeitsprogramm auf diesen Gebieten sind wie folgt: • Das Arbeitsprogramm war im Hinblick auf die tatsächlich bei der Herstellung technischer Mengen von Enzymimmobilisaten anfallenden Arbeitsschritte lückenhaft. Insbesondere weißt es keine Zeiträume für die Fermentation und die Aufreinigung der benötigten Enzyme aus. • Entgegen den ursprünglichen Erwartungen traten verschiedene Probleme bei der Optimierung der Fermentationen auf. So ergaben sich große Schwierigkeiten bei den Hochzelldichtefermentationen His-getagter PenG-Acylase, da dieses Protein nur bei 22 °C zu produzieren ist und damit auch das Verfahren der Fermentation angepasst werden musste. Weiterhin wurde mit großem Aufwand versucht die PenG-Acylase 92 bereits prozessiert aktiv intrazellulär zu produzieren, was bisher jedoch nur unzureichend gelang. • Die benötigte Handhabungstechnologie Prozessleitsystem) für (Reaktionsbehälter, Magnetpartikel ist für Magnetseparatoren, die Anwendungsfälle Bioproduktaufarbeitung bzw. Biokatalyse praktisch identisch. Im Verlauf des Projekts wurde daher schnell klar, dass der mit dem geplanten Scale-Up der Demonstrationsanlagen für beide Anwendungsfälle verbundene Aufwand in keinem Verhältnis zu dem zusätzlichen Erkenntnisgewinn stand. Es wurde daher entschieden, die Anwendung von Magnetbeads im Liter-Maßstab nur für den Fall der Bioproduktaufarbeitung anzustreben und sich im Falle der Biokatalyse auf die grundsätzlichen Fragen der Immobilisierungstechniken, der Immobilisatstabilität und des Einsatzes in Zweiphasensystemen zu konzentrieren. Hierdurch entfielen die Arbeitspunkte 4.3 (Herstellung von ca. 100-200g enzymbeladener Magnetbeads) und zum Teil 5.1 (Inbetriebnahme der Modellreaktionen im Litermaßstab). Wie die Ergebnisse im mL-Maßstab zeigen sind jedoch die Immobilisierung von Enzymen an Magnetbeads und anschließende Biotransformationsreaktion erfolgreich durchzuführen. Die Abweichung vom ursprünglichen Arbeitsprogramm bedeutet also nicht, dass die genannten Meilensteine prinzipiell nicht erreicht werden konnten, sondern das im Einvernehmen aller Projektpartner eine Parallelbearbeitung gleicher Fragestellungen (UpScaling der Partikelhandhabung) vermieden werden sollte. • Der letzte Punkt des Arbeitsprogramms (Kontaktaufnahme mit potentiellen Anwendern und etablierten Herstellern für Apparatetechnik in der Biotechnologie) wurde nur im Bereich der versuchten Kontaktaufnahme zu potentiellen Anwendern bearbeitet. Zum Zwecke dieser Kontaktaufnahme wurde eigens ein ca. zehnseitiges, englisches "Summary" erstellt, dass die wichtigsten Eckdaten des Verfahrens nennt. Eine Kontaktaufnahme zu Apparateherstellern wurde bis zu diesem Zeitpunkt nicht unternommen, da die Entwicklung der Handhabungstechnik, insbesondere der Magnetfilter, als noch nicht abgeschlossen gelten kann. Es besteht jedoch Einvernehmen unter den Projektpartnern auch nach Abschluss der Förderdauer des Projekts die Entwicklung der Technologie voranzutreiben und den Versuch einer ersten Kommerzialisierung einer Anlage für den präperativen, universitären Bereich (ca. 0,5 – 1g Protein pro Zyklus) zu unternehmen. 93 4 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Im Rahmen des Projekts hat nur das Teilprojekt Bioproduktaufreinigung den Stand erreicht, dass praxisnahe Versuche innerhalb einer vollautomatisierten Laboranlage durchgeführt wurden. Die folgende, erste Wirtschaftlichkeitsbetrachtung beschränkt sich daher auf dieses Teilprojekt. Zur Abschätzung der Wirtschaftlichkeit des HGMF-Prozesses wird eine Betrachtung der Investitions- und Betriebskosten analog zu einer aus der Literatur bekannten Kostenabschätzung für die Expanded Bed Adsorption (Amersham Biosciences, application note, 18-1150-21, 2001-04) durchgeführt. In dem angenommenen Beispielprozess sind 12,5 m3 eines Fermentationsansatzes eines His-getagten Proteins innerhalb eines Zeitraums von höchstens 24 h zu verarbeiten. Als Sorbentien kommen PVA-Magnetbeads mit Metallchelatfunktionalisierung zum Einsatz. Die Konzentration des Zielproteins beträgt 0,3 g/L. Zur Proteinisolierung mit Hilfe der Hochgradienten-Magnetseparation werden drei Magnetseparatoren (HGF-100) mit einem Gesamtmatrixvolumen von 15 L und einer Filterkapazität von 100 g/L eingesetzt. Somit können pro Separationszyklus 1,5 kg Partikeln abgeschieden werden. Die benötigte Partikelkonzentration im Batchsorptionsschritt ergibt sich aus der angenommenen maximalen Bindungskapazität für das Zielprotein von 50 mg/g bei einer Produktausbeute von 80 % zu 5 g/L. Aus der Partikelkonzentration und der maximal abscheidbaren Partikelmenge pro Separationszyklus lässt sich das Prozessvolumen je Zyklus zu 300 L bestimmen. Um das vorgegebene Batchvolumen von 12,5 m3 zu verarbeiten, sind dementsprechend 42 Separationszyklen durchzuführen. Bei eine Filtergeschwindigkeit von 25 m/h ergibt sich für die drei Magnetfilter ein Gesamtvolumenstrom von 3,75 m3/h, woraus eine Separationszeit für 300 L von 4,8 min folgt. Der zum Waschen der Partikeln bzw. für die Proteinelution und Wiederbeladung der Partikeln aufzubringende Zeitraum wird mit 18 min je Zyklus angenommen. Bei einem Gesamtzeitbedarf von 23 min je Proteinisolierungszyklus ergibt sich somit eine Gesamtzeit von 16,1 h, die für die Verarbeitung des Fermentationsvolumens aufgewendet werden muss. Bei der Partikelabscheidung im Magnetfilter ist von einem geringfügigen Partikelschlupf auszugehen. Aus diesem Grund wird in der Betrachtung das aus dem Magnetfilter ablaufende Flüssigkeitsvolumen samt der darin enthaltenen, nichtabgeschiedenen Partikel aufgefangen. Nach Abschluss der Proteinisolierung nach ca. 16 Stunden wird das gesammelte Flüssigkeitsvolumen ausschließlich zum Zweck der Partikelrückgewinnung nochmals einer Magnetfiltration unterzogen. Die gesammelten Partikeln werden gereinigt und dem 94 Partikelvorrat wieder zugeführt. Für diesen Schritt wird ein zusätzlicher Zeitbedarf von 4 h pro Tag angenommen. Der trotz dieser Wiedergewinnung zu erwartende Partikelverlust wird mit 5 % pro Tag abgeschätzt. Um eine gleichbleibende Kapazität der eingesetzten Sorbentien zu gewährleisten, wird zusätzlich von einem Partikelaustausch von 10 % ausgegangen, so dass sich die pro Tag neu einzusetzende Partikelmenge zu 15 % ergibt. Mit Hilfe dieser Daten lassen sich die aufzubringenden Kosten abschätzen. In Tabelle 17 sind die Investitionskosten dargestellt, die neben den Magnetseparatoren sowie den einzusetzenden Pumpen und Ventilen die zu Prozessbeginn einzusetzenden Partikeln umfassen. Tabelle 17. Investitionskosten für eine industrielle Proteinisolierung mittels Magnetbeads (Annahmen siehe Text) Posten Magnetfilter HGF-100 (3 Stück) Pumpen etc. Summe Betrag in € 200 000 50 000 250 000 Zur Berechnung der Betriebskosten sind weitere Größen festzulegen. Die für den Betrieb des Separationsprozesses aufzubringenden Personalkosten wurden mit 50 € pro Stunde angenommen. Die mittleren Kosten für die einzusetzenden Puffer errechnen sich zu 0,14 € pro Liter bei einem Pufferbedarf von ca. 200 L pro Zyklus. Die pro Tag isolierte Menge Zielprotein ergab sich aus den oben genannten Voraussetzungen zu 3 kg. In Tabelle 18 sind die aufzubringenden Betriebskosten je Kilogramm Produkt dargestellt. Ein direkter Vergleich dieser Kosten mit dem EBA Prozess ist im Moment aufgrund der unterschiedlichen Modellproteine und verwendeten Affinitätsliganden nicht möglich. Tabelle 18: Betriebskosten für eine industrielle Proteinisolierung mittels Magnetbeads (Annahmen siehe Text) Posten Personalkosten Partikeln Betrag in €/kg Produkt 296 1875 Puffer 389 Summe 2560 Es bleibt aber festzuhalten, dass sich für den Magnetseparationsprozess bei gleichem zu verarbeitendem Fermentationsvolumen und gleicher Zielproteinkonzentration niedrigere Investitionskosten und ein geringerer Pufferverbrauch abschätzen lässt. 95 5 Diskussion Im Rahmen des Projekts AZ13073 wurden große Fortschritte auf dem Weg zu einer technischen Umsetzung der Verfahren der Proteinaufreinigung bzw. Biokatalyse mit Hilfe von Magnetbeads erreicht. Der realisierte Maßstab der Pilotanlage liegt mit dem Einsatz von 100 g Magnetbeads pro Zyklus und bearbeiteten Suspensionsvolumen bis über 20L um mehr als eine Größenordnung über sämtlichen bisher in der Literatur beschriebenen Anwendungen von Magnetbeads in der Biotechnologie. Zudem wurde in der Pilotanlage ein Automatisierungsgrad erreicht, der dem industrieller Prozesse entspricht und damit sämtliche daraus resultierenden Herausforderungen vorwegnimmt. Im Laufe der Arbeiten traten dabei keinerlei grundsätzliche Probleme auf, die die Möglichkeit einer industriellen Umsetzung des Verfahrens als unwahrscheinlich oder unverhältnismäßig teuer erscheinen lassen. Die Gründe für die teilweise aufgetretenen Verzögerungen wurde bereits im Soll/Ist-Vergleich genannt. Im folgenden werden die ermittelten Eckdaten und insbesondere die noch bestehenden Herausforderungen für die beiden Teilaspekte Bioproduktaufarbeitung und Biokatalyse diskutiert. Der erreichte Projektstand im Bereich der Bioproduktaufarbeitung ist wie erwähnt eine halbtechnische Pilotanlage zur Handhabung von ca. 100 g Magnetbeads pro Zyklus. Durch schrittweise Optimierung des Prozessablaufs gelang es innerhalb dieser Pilotanlage eine vollständig automatisierte primäre Bioproduktaufarbeitung durchzuführen, einschließlich der Schritte der Vorkonditionierung der Magnetbeads mit Kupferionen und der Wiederbefüllung des Sorptionsbehälters mit neuer Biosuspension und rezyklierten Magnetbeads. Hierdurch ist die Anlage theoretisch in der Lage in einem quasikontinuierlichen Betrieb, ausgehend von einem Biofeedstock wie z.B. einem Zellhomogenisat, einen feststofffreien und zu ca. 70 – 95% reinen Produktstrom zu liefern. Die experimentellen Ergebnisse sowie theoretische Überlegungen zeigen, dass sich das Verfahren der primären Bioproduktaufarbeitung mittels Magnetbeads am besten für Zielproteinkonzentrationen im Ausgangsmedium von ca. 0,1 – 1g/L eignet. Höhere Zielproteinkonzentrationen führen dazu, dass für eine möglichst quantitative Bindung des Magnetbeadkonzentrationen Produkts weit über in 20 einem g/L einstufigen notwendig wären. Sorptionsschritt Derartig hohe Magnetbeadkonzentrationen führen jedoch zu verfahrenstechnischen Problemen, wie z.B. einer sehr raschen Erschöpfung der Aufnahmekapazität der Magnetfilter. Zielproteinkonzentrationen unterhalb von 0,1 g/L erschweren aufgrund der starken Konkurrenz durch wesentlich höher konzentrierte Biomoleküle das Erreichen der 96 notwendigen hohen Magnetbeadbeladungen mit Zielprotein im Bereich von ca. 20 – 50 mg Protein pro g Beads. Niedrige Zielproteinbeladungen führen jedoch zu geringen Verfahrensproduktivitäten und schlechten Produktreinheiten. Zum Erreichen der geforderten Zielproduktselektivitäten und Bindungskapazitäten der Magnetbeads wird sich in den meisten Fällen die Verwendung von getaggten Proteinen in Verbindung mit entsprechenden Affinitätsliganden als notwendig erweisen. Eine Ausnahme hiervon könnten Proteine sein, für die auch ohne Tagging Liganden mit hoher Spezifität bekannt sind. Ein Beispiel hierfür sind Antikörper in Verbindung mit Protein A als Ligand. Neben der Einschränkung bezüglich optimaler Zielproteinkonzentrationen zeigten sich beim Betrieb der Pilotanlage weitere kritische Aspekte, die in dieser Form an Versuchen im mLMaßstab nicht oder nur in abgeschwächter Form auftraten. Als wichtigster Punkt ist hierbei die Resuspendierung und Rückgewinnung der Magnetbeads nach erfolgter Abscheidung zu sehen. Trotz des Einbaus einer Vibrationseinheit muss dieser Aspekt bisher als ungelöst angesehen werden. Lösungsansätze sind: (i) Eine substantielle Erhöhung der Rückspülgeschwindigkeit von derzeit ca. 80 m/h auf 500-1000 m/h. Mit einer derartigen Erhöhung sind jedoch große konzeptionelle Probleme bezüglich Leitungsquerschnitte, Ventile und Pumpen verbunden, da gleichzeitig die Filtergeschwindigkeit während der Partikelabscheidung nur im Bereich von ca. 20 m/h liegt. (ii) Ein grundsätzliches Redesign des Magnetfilters hin zu einer sequentiellen Spülung einzelner Filterkammern oder zu einer Realisierung einer Relativbewegung zwischen Filtermatrix und Filtergehäuse. Derartige Ansätze werden am Forschungszentrum Karlsruhe derzeit erprobt und sind zum Teil bereits patentiert. Bei einer kritischen Betrachtung des erreichten Projektstands im Falle der Bioproduktaufarbeitung ist schließlich noch zu erwähnen, dass die Qualität der synthetisierten Magnetbeads ebenfalls noch erhebliches Verbesserungspotenzial aufweist. Innerhalb des letzten Projektjahrs konnten hier zwar hinsichtlich der Konstanz der Partikelproduktion deutliche Fortschritte erreicht werden, die bei der Synthese kleiner Produktchargen erzielten Ergebnisse zeigen aber, dass das Scale-Up der Partikelproduktion noch verbessert werden sollte. Hierbei ist aber anzumerken, dass die erzielten Proteinbeladungskapazitäten der Magnetbeads der Firma chemagen schon jetzt die Werte kommerziell erhältlicher Vergleichsprodukte deutlich überschreiten. Wie bereits im Soll-Ist Vergleich erwähnt, ist das Fazit der Projektpartner hinsichtlich des erreichten Projektstands, dass die Arbeiten mit dem Ziel einer Kommerzialisierung einer ersten handgesteuerten Anlage zur präperativen 97 Proteinreinigung fortgesetzt werden. Hauptkomponenten der Anlage werden ein Elektromagnet, ein Magnetfilter sowie ein Magnetbead und Puffer Kitt sein. Mit Hilfe dieser Komponenten wird es möglich sein innerhalb von nur ca. einer Stunde 0,5 – 1g his-getaggtes Protein aus einem Zellhomogenisat aufzureinigen. Im Bereich der Biokatalyse konzentrierten sich die Arbeiten überwiegend auf die Erarbeitung effizienter Immobilisierungstechniken für Enzyme an Magnetbeads und auf den Nachweis der postulierten Vorteile unporöser Mikroträger im Vergleich zu makroporösen, konventionellen Trägermaterialien. Unter Einsatz des Spacers Hexamethylendiamin konnten im Falle der Penicillinamidase (PA) Enzymbeladungen bis über 50 mg/g Beads erreicht werden, wobei 8090% des gebundenen Enzyms aktiv waren. In anschließenden Biotransformationsversuchen, u.a. zur Stereoselektivität, zeigte sich dass die Eigenschaften der an Mikroträger immobilisierten PA zwischen denen der freien PA und denen von an makroporösen Trägern immobilisierter PA liegen. Hierdurch bestätigt sich, dass die Biotransformation mittels "Mikro-Immobilisaten" praktisch keinen Transporteffekten, wie z.B. einer unerwünschten pH-Verschiebung innerhalb des Trägers, unterliegt. Im Falle der Immobilisierung einer grenzflächenaktiven Lipase an Magnetbeads sind die erreichten Aktivitätsausbeuten bisher noch unzureichend. Abgesehen hiervon zeigte sich aber auch in diesem Fall, dass der an die Oberfläche gebundene, aktive Anteil der Enzyme auch in Zweiphasensystemen seine Wirkung entfaltet. Die sonst bei Zweiphasensystemen in Verbindung mit porösen Trägern auftretenden Probleme einer Verblockung der Poren oder einer sterischen Hinderung des Substratzugangs zu den gebundenen Enzymen scheint nach den bisher vorliegenden Ergebnissen also bei Mikroimmobilisaten nicht oder nur im geringen Maße aufzutreten. Als Konsequenz könnten unter Verwendung von Mikroimmobilisaten Biotransformationsreaktionen mit Rückgewinnung bzw. Rückhaltung des Enzyms in Systemen möglich sein, die dieser Verfahrensweise bisher nicht zugänglich waren. Über die Wirtschaftlichkeit einer entsprechenden Vorgehensweise kann aber noch keine Aussage getroffen werden. Gerade im Hinblick auf die Kosten einer Mikroimmobilisatherstellung wäre es von großem Vorteil wenn die Herstellung in einem Schritt direkt aus dem Zellhomogenisat erfolgen könnte, das dieses Enzym enthält, d.h. wenn Enzymreinigung und Enzymimmobilisierung kombiniert erfolgen würden. Diese interessante Fragestellung wird daher Bestandteil zukünftiger Forschungsarbeiten der Projektpartner sein. 98 6 Anhang 6.1 Zusammenfassung der Aktivitäten der Projektgruppen 6.1.1 Projekttreffen, Weiterbildung, Teilnahme an Taskforcegruppen: Datum 15.07.2002 05.08.2002 02.09.2002 - 13.09.2002 08.10.2002 - 10.10.2002 15.10.2002 - 17.10.2002 21.10.2002 - 22.10.2002 19.11.2002 - 20.11.2002 27.11.2002 08.12.2002 13.12.2002 17.02.2003 – 19.02.2003 26.02.2003 02.04.2003 – 04.04.2003 15.05.2003 – 16.05.2003 23.05.2003 04.06.2003 24.08.2003 – 29.08.2003 17.09.2003 – 19.09.2003 24.09.2003 02.10.2003 06.10.2003 08.10.2003 22.03.2004 - 23.03.2004 04.05.2004 - 06.05.2004 17.05.2004 - 19.05.2004 24.05.2004 - 26.05.2004 11.05.2004 Ort Stuttgart Karlsruhe Karlsruhe Baesweiler Stuttgart Hamburg Baesweiler Stuttgart Osnabrück Stuttgart Bad Herrenalb Stuttgart München Hamburg Frankfurt Köln Basel Bad Herrenalb Karlsruhe Wien Stuttgart Hannover Faro Wiesbaden Eisenach Obernai (Fr) Karlsruhe 13.07.2004 Karlsruhe 23.11.2004 Köln Partner / Personen IBVT, FZK IBVT, IIG, FZK, St, Chem Rahaus, Schultz Bozhinova, Ebner, Schultz Ebner IBVT, FZK IBVT, IIG, FZK, St, Chem FZK, IBVT FZK, IBVT FZK, IBVT Ebner IBVT, IIG, FZK, St, Chem Ebner, Meyer, Reichert Franzreb Ebner, Meyer, Reichert IBVT, IIG, FZK, St, Chem IBVT, FZK, IIG IBVT, FZK IBVT, IIG, FZK Schultz Ebner Franzreb, Ebner, Meyer Ebner, Franzreb, Schultz IBVT, IIG, FZK, LTB Siemann, Franzreb Franzreb IBVT, IIG, FZK, LTB, St, Chem IBVT, IIG, FZK, LTB, St, Chem IBVT, IIG, FZK, LTB, St, Chem Anlass Vorab-Meeting 1. Projekt-Meeting Partikelherstellung Fortbildung Fortbildung DBU Kick-off 2. Projekt-Meeting Projektbesprechung VAAM Tagung Projektbesprechung Fortbildung 3. Projekt-Meeting Tagung Projektmanagementseminar Messe 4. Projekt-Meeting ECB Kongress Fortbildung 5. Projekt-Meeting Tagung Projektbesprechung Messe Vortrag, EFB Meeting Downstr. P. Vortrag, Tagung BioPerspectives Vortrag, Poster GVC/Dechema Tag. Vortrag, VAAM Symposium 7. Projekt-Meeting 8. Projekt-Meeting 9. Projekt-Meeting 99 6.1.2 Kooperation innerhalb des Projekts ICBio: Zusammenarbeit mit AZ 13078: „Enzymatische Altfettalkoholyse zur Herstellung von Wertstoffen“ auf dem Gebiet der Immobilisierung und Anwendung von Lipasen. Erfahrungsaustausch mit der Arbeitsgruppe von Herrn Prof. Heinzle auf dem Gebiet der Simulation und Ökobilanzierung von Proteinaufreinigungsverfahren. 6.1.3 - 100 Veröffentlichungen: Franzreb, M., Ebner, N., Siemann-Herzberg, M. (2003) „Magnettechnologie in der Bioproduktaufarbeitung“ Transkript, Sonderheft Nachhaltige Biokatalyse, 112-115. Magnetisches „Fischen“ von Biomolekülen, (2003), Flyer erschienen bei der Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Rahaus, N. (2003) „Einsatz von Magnettrenntechnologie in der Bioproduktaufarbeitung: Aufreinigung von rekombinanten Proteinen am Beispiel des „Green Flurescent Protein“ (GFP)“ Diplomarbeit, Institut für Bioverfahrenstechnik, Universität Suttgart. Zissis, S. (2003) „Untersuchungen zum Einsatz von Magnettechnolgie in der Bioproduktaufarbeitung“ Diplomarbeit, Institut für Technische Chemie, Wasser- und Geotechnologie, Forschungszentrum Karlsruhe. Franzreb, M. (2003) „Magnetseparation im Dienste der Biotechnologie“ Forschungszentrum Karlsruhe, Nachrichten, 35. Schultz, N. (2003) „Application of magnetic separation technology for purification and immobilisation of recombinant enzymes” Poster auf der European Conference of Biotechnolgy, 24.-29.08.2003, Basel, Switzerland Franzreb, M.: "Einsatz von Magnettechnologie bei der Biokatalyse und Bioproduktaufarbeitung", BioPerspectives, Wiesbaden 4 – 6 Mai 2004 Ebner, N.: "Application of magnetic separation technology for purification and immobilisation of recombinant enzymes (part 3)", Dechema –Biotechnologie Tagung Wiesbaden 4 – 6 Mai 2004, Posterpreis Franzreb, M.: "Application of magnetic separation technology for purification of recombinant proteins", Meeting of the EFB Working Group on Downstream Processing, 22nd-23rd March 2004, Faro, Portugal Fritz, C.: “Integrated production and downstream processing of haloalkane dehalogenase at pilot scale”, European Symposium on Biochemical Engineering Science, Stuttgart, 8.11. September 2004 Franzreb, M.: (2004) " Direct capture of proteins from unclarified feedstocks by magnetic separation technology", Executive Summary anlässlich der 5.ten Baesweiler BioTec Tage, Baesweiler, 1. Oktober 2004 6.2 Zusammenfassung Gutachtens des ökobilanzorientierten DECHEMA Die ökologischen Bewertungen für die beiden hier betrachteten Verfahrensalternativen (HGMS vs. EBA) wurden in den Kapitel 2.4 und 3.4 eigenständig dargestellt. Die Bewertungen beruhen auf den Sachbilanzen der Verfahrensalternativen, die bis auf die jeweiligen Elementarströme zurückgeführt wurden. Stellt man die beiden ökologischen Bewertungen nach der Methode ECO-Indicator (zur Bewertungsmethode siehe das nachstehende Kapitel Die Bewertungsmethode sowie die Anhänge 4 und 5) gegenüber, so ergibt sich eine Übersicht, wie sie Abbildung 21 zeigt: Verfahren EBA HGMS Kategorie Faktor (gerundet) Ökosystemqualität (3) Landnutzung Versauerung/Eutrophier. Ökotoxizität Total 3 Ressourcen (2) Mineralien Total 2 Menschliche Gesundheit (1) Radioaktive Strahlung Klimawandel Krebserregende Stoffe Atemwegserkrankungen Ozonabbau Total 1 Total 0,88 1,07 0,19 2,15 0,07 0,09 0,03 0,20 12,6 11,9 6,3 10,8 48,48 48,48 19,63 19,63 2,5 2,5 0,01 11,36 2,22 29,28 0,00 42,87 0,00 0,93 0,17 2,67 0,00 3,77 11,4 93,50 23,60 4 12,8 13,1 11 Abbildung 1: Tabellarische Gegenüberstellung der Bewertungen EBA und HGMS Das Total für jede der drei Kategorien Menschliche Gesundheit, Ressourcen und Ökosystemqualität wie auch das Total über alle Kategorien gibt in dimensionslosen Punkten wieder, wie umweltfreundlich die bewerteten Verfahren sind. Dabei steht ein niedriges Total für eine umweltfreundliche Alternative, ein höheres für die weniger umweltfreundliche Alternative. 101 Den Werten, die schon in den Kapiteln 2.4 und 3.4 dargestellt sind, ist deshalb in obiger Abbildung eine Spalte Faktor beigefügt, die verdeutlicht, wie sich die Verfahrensalternativen HGMS und EBA zueinander unter dem Gesichtspunkt Umweltverträglichkeit verhalten. Es wird ersichtlich, dass das neue Verfahren HGMS seine Alternative EBA hinsichtlich einer ökologischen Bewertung dominiert, da es in allen Kategorien als das umweltfreundlichere Verfahren abschneidet. Über alle Kategorien ergibt sich, dass das HGMS-Verfahren bei der Aufreinigung von Proteinen (His-tag, unspezifisch) um den Faktor 4 umweltfreundlicher ist als EBA. EBA vs. HGMS nach ecoindicator 99 100,00 80,00 Ökosystemqualität 60,00 Ressourcen 40,00 Menschliche Gesundheit 20,00 0,00 EBA HGMS Abbildung 2: EBA vs. HGMS in der ökologischen Bewertung nach ecoindicator 99 (Kategorien, Diagramm) In beiden Fällen (HGMS, EBA) trägt die Kategorie Ressourcen zu über 50 % zum Total bei. Der Faktor von 2,5 zwischen HGMS und EBA ist eng mit dem Faktor 3,25 verbunden, der sich aus der Betrachtung der Stoffbilanzen beider Verfahren ergibt (siehe dazu Kapitel 2.3 und 3.3; HGMS: ca. 3213 kg/kg Zielprotein, EBA: ca. 10422 kg/kg Zielprotein). Im Gesamtgefüge aus Stoffeinsatz über alle Input- und Outputstoffe und Wirkungskategorien kommt folglich dem Ressourcenverbrauch bei der ökologischen Bewertung die größte Bedeutung zu. Zukünftige Arbeiten zur Optimierung des Prozessdesigns müssen sich folglich stets auch an der Zielvorgabe „Verringerung des Ressourceneinsatzes“ (schon von der reinen Stoffmenge her) ausrichten. Der bei der Alternative EBA deutlich höhere Ressourceneinsatz schlägt sich ebenfalls in den Kategorien Menschliche Gesundheit und Ökosystemqualität. In diesen Kategorien werden die Stoffe (input- und outputseitig) jedoch zusätzlich noch mit den von ihnen bezüglich dieser 102 beiden Kategorien ausgehenden Wirkungen versehen. Dies trägt wesentlich zu dem höheren Faktor zwischen den Bewertungen für die beiden alternativen Verfahren in diesen Kategorien bei. Fazit Das neuentwickelte Verfahren HGMS zur Aufreinigung von Zielprotein (unspezifisch, Histag) ist umweltfreundlicher als das etablierte Verfahren EBA. Bezüglich der Aufreinigung von einem kg Zielprotein unter den angegebenen Annahmen (siehe dazu Anhang 1) und bei einer Bewertung mittels der ökologischen Bewertungsmethode ECO-Indicator 99 dominiert das Verfahren HGMS das Verfahren EBA. Hinsichtlich aller Wirkungskategorien schneidet HGMS (teilweise signifikant) besser, d.h. umweltverträglicher ab. Über alle Wirkungskategorien ergibt, dass HGMS um den Faktor 4 umweltverträglicher ist als EBA.4 4 Diese Feststellung gilt unter den in Anhang 1 dargelegten und in den Stoffstromnetzen modellierten Annahmen und Festlegungen zur technischen Realisierung von HGMS und EBA bezüglich der funktionellen Einheit 1 kg Zielprotein. 103 6.3 Arbeits- und Zeitplan für AZ 13073 Technische Vorraussetzungen für die Biokatalyse mittels an Magnetpartikel immobilisierter Enzyme. 1.1 Trägerpartikel: Synthese von jeweils ca. 10g epoxyaktivierter, magnetischer PVA-Beads (Durchmesser ca. 1 µm) für die Arbeitsgruppen der Universität Stuttgart bzw. des FZK (CHEM). 1.2 Epoxyaktivierung kostengünstiger, magnetithaltiger PMMA-Mikropartikel aus der Kosmetikindustrie (Durchmesser ca. 5 µm). Diese Partikel sollten ähnliche Eigenschaften wie Eupergit (epoxyaktiviertes PMMA) besitzten. (FZK) 1.3 Partikelcharakterisierung der PVA bzw. PMMA-Beads hinsichtlich Partikelgröße, Magnetisierung, Anzahl der Epoxygruppen, chemischer- und mechanischer Stabilität. (FZK, 6 Monate CHEM) 1.4 Konstruktion von getaggten GFP-Genen (IIG) 1.5 Immobilisierung der für verschiedene Modellreaktionen ausgewählten Enzyme bzw. Liganden. Pen-G-Acylase, Hydantoinasen zur Umsetzung schwerlöslicher Hydantoine, Lipase, Iminodiessigsäure für IMA (immobilised metal affinity) zur selektiven Bindung His-getaggter Proteine. (IBVT) _______________________________________________________________________________ Meilenstein 1: Immobilisierung bzw. Bindung von Proteinen und Enzymen an Magnetbeads erfolgreich möglich _______________________________________________________________________________ 2.1 Charakterisierung der immobilisierten Enzyme in Anlehnung an: „Kasche, V: Characterisation of immobilised Enzymes, Dechema Band 84, Nr. 1724-1731“ (FZK, IBVT, CHEM) 2.2 Vergleich der immobilisierten Katalysatoren mit etablierten Materialien bez. spez. Aktivität und Stabilität (FZK, IBVT) 2.3 Fermentation und Bereitstellung von rk His-getaggtem green fluoreszence proteine, GFP (IIG) 6 Monate 2.4 Konstruktion und Fertigung eines Labor-Hochgradienten-Magnetseparators für die Arbeitsgruppen der Universität Stuttgart. (STE) ____________________________________________________________________________ ____ Meilenstein 2: Magnetische Trägerpartikel im Hinblick auf Enzymaktivität und mechanische Eigenschaften konkurrenzfähig. Labormagnetseparatoren einsatzbereit. Theoretischer Vergleich des vorgeschlagenen Verfahrens mit Ansätzen zur Biokatalyse mittels freier Enzyme bzw. mittels Klärung des Feedstroms und dem Einsatz immobilisierter Enzyme im Festbettmodus. 3.1 Recherche der zur Modellierung der Verfahren benötigten Systemdaten. (FZK, IBVT, IIG). Externe Unterstützung durch die DECHEMA. 3.2 Programmierung der Prozessmodelle unter Einsatz des Programms SuperPro Designer (FZK, 3 Monate IBVT). (Das Programm ist bereits in der AG des FZK vorhanden) 3.3 Simulationsrechnungen für verschiedene Modellsysteme und Bewertung der Ergebnisse (FZK, IBVT) _______________________________________________________________________________ Meilenstein 3: Simulation zeigt die Vorteile des untersuchten Vorgehens gegenüber alternativen Prozessvarianten. 104 Scale-up der Partikel- und Proteinproduktion 4.1 Projektierung der Produktion von PVA-Beads im Maßstab von 100g pro Batch unter Einsatz von Magnettrenntechnologie. (FZK, CHEM, STE) 4.2 Beurteilung konkurrierender Wege zur Partikelproduktion unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Charakterisierung. (FZK, IBVT) 4.3 Herstellung von ca. 100-200 g enzymbeladener Magnetbeads je Arbeitsgruppe (CHEM). 3 Monate 4.4 Scale-up der Produktion getaggter Proteine (IIG, IBVT) _______________________________________________________________________________ Meilenstein 4: Kostengünstige Magnetbeads in ausreichender Menge und Qualität für die Arbeitsgruppen vorhanden. Demonstration der Biokatalyse und der Enzymaufreinigung im Liter-Maßstab 5.1 Inbetriebnahme der in den Arbeitsgruppen etablierten Modellreaktionen im Liter-Maßstab unter Einsatz der optimierten Magnetseparatoren der Firma Steinert und der in Meilenstein 4 produzierten Partikel. (FZK, IBVT,IIG, STE) 5.2 Aufnahme der systemrelevanten Betriebsparameter wie Ausbeute, Selektivität, Enzymaktivitätsverlust, Partikelverlust u.s.w. über eine größere Anzahl von Zyklen. (FZK, 6 Monate IBVT, IIG) 5.3 Zusammenfassung und Präsentation der Ergebnisse. (FZK, IBVT, IIG, CHEM, STE) 5.4 Kontaktaufnahme mit potentiellen Anwendern und etablierten Herstellern für Apparatetechnik in der Biotechnologie (FZK, IBVT, STE, CHEM, IIG) _______________________________________________________________________________ Meilenstein 5: Verfahren wirtschaftlich und übertragbar auf andere Anwendungen 105