Ausgabe 05/09 - AOK
Transcrição
Ausgabe 05/09 - AOK
In Kooperation mit info Das Magazin für medizinische Fachangestellte praxisteam sprechstunde: Kopfläuse – was nun? rezeption: Fachtexte lesen und verstehen praxisorganisation: Heilmittel richtig verordnen sprechstunde Hygiene in der Hausarztpraxis 5/09 INHALT rezeption 4 Das ABC für Profis Fachtexte schneller lesen und besser verstehen © Kica Henk – Fotolia.com 6 Ran an den Geldtopf Fördermöglichkeiten für Fortund Weiterbildungen sprechstunde Gemeinsam statt beliebig Liebe Kolleginnen, noch voller Erinnerungen an den Sommerurlaub, begegnen wir beim Einkauf plötzlich dem Weihnachtsmann aus Schokolade – umringt nicht nur von Nüssen und Apfelsinen, sondern auch von Erdbeeren und jeder Menge anderer „Frühjahrsprodukte“. Jahreszeiten und Feste verschwimmen zur Beliebigkeit. »Kooperation der Gesundheitsberufe leben unsere Kolleginnen bereits täglich« Keine Beliebigkeit dagegen war unser Bundeskongress Ende September in Hannover. Obwohl es schon der 24. seiner Art war, hatte er etwas Besonderes. Vor allem die vielen jungen Kolleginnen haben mich fasziniert – ganze Schulklassen mit ihren Lehrkräften. Aufmerksam folgten die jungen Frauen den Referenten, übten im Notfall-Training und „saugten“ von den gestandenen Praktikerinnen unter uns gerne Tipps für die eigene Berufskarriere. Aber auch die große Zahl an „Promis“ hat mich beeindruckt – zeigt sie doch den Stellenwert, den unser Kongress inzwischen genießt. Besondere Aufmerksamkeit in den Medien fand dabei die Diskussionsrunde mit hochrangigen Vertretern aus der Ärzteschaft und anderen Berufsverbänden. Zeigten die Diskussionsteilnehmer doch auf, dass es zum Wohle der Patienten immer um ein respektvolles Miteinander gehen muss, um ein Vertrauen in die Kompetenz des jeweils anderen Gesundheitsfachberufs. Diese Kooperation leben unsere Kolleginnen bereits täglich. „Alles, was uns im Leben begegnet, ist letztlich Resultat unseres eigenen geistigen Handelns“ sagt ein Zitat aus dem Buch „Ein Mann namens Buddha“. Das gilt auch für das Miteinander der verschiedenen Gesundheitsberufe, das von uns, mit uns und durch uns gelebt wird. In Hannover hat der Verband medizinischer Fachberufe e.V. für Sie gehandelt, damit sich viele Kolleginnen begegnen können. Sie waren nicht dabei? Dann sehen wir uns doch sicher zum 25. Kongress! Sabine Ridder Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V. PS: Vielleicht lassen Sie den Weihnachtsmann zurzeit noch im Regal. Schließlich sollte auch Weihnachten nichts Beliebiges sein. 8 Schutz im Verbund Hygiene in der Hausarztpraxis – das Wichtigste auf einen Blick 10 Kopfläuse Wie man sie erkennt und erfolgreich behandelt praxisorganisation 11 Fehler des Monats 12 Alles im Griff Was Sie über die Verordnung von Heilmitteln wissen müssen kaffeepause 15 Preisrätsel Mitmachen und gewinnen impressum Herausgeber: ein Verlag der Urban & Vogel GmbH, in Kooperation mit dem AOK-Bundesverband und der BARMER Verlag MED.KOMM., Neumarkterstr. 43, 81673 München Tel.: (089) 43 72-13 62; Fax: -13 60 Redaktion: Dr. Monika von Berg (Chefredakteurin, v.i.S.d.P.) Dr. Reinhard Merz (Redaktionsleitung) Anschrift wie Verlag, [email protected] Titel: © digitalproshot – fotolia.com Druck: Stürtz GmbH, Alfred-Nobel-Str. 33, 97080 Würzburg Zeitschrift wird als Beilage in der verschickt. info praxisteam 5·2009 3 © Cristina Fumi – Fotolia.com Fachtexte lesen und verstehen Das Fachtext-ABC Natürlich können Sie lesen. Aber verstehen Sie auch anspruchsvolle Fachtexte – und das in überschaubarer Zeit? Mit diesen Tipps ist das so einfach wie das ABC. L esen ist nicht gleich Lesen – auf den Inhalt kommt es an. Und kennen Sie das auch: Während Sie HarryPotter-Bände in Rekordzeit verschlingen und sich Monate später noch an die Details erinnern können, ist das Lesen von Fachtexten eine Qual. Und am Ende fragt man sich: Wofür war das jetzt wieder gut? Doch leider führt kein Weg daran vorbei, gelegentlich auch langweilige Bücher, Zeitschriftenartikel oder Webseiten zu lesen, wenn man fachlich auf dem Laufenden bleiben möchte. Wer gar mit einer Fort- oder Weiterbildung liebäugelt, muss fit im Lesen medizinischer und betriebswirtschaftlicher Texte sein. Fachtexte liest man im Gegensatz zu Romanen nicht im Urlaub oder vor dem 4 info praxisteam 5·2009 Einschlafen. Hier ist Ihre volle Konzentration gefordert, deshalb ist es wichtig dass Sie sich entsprechend Zeit nehmen und sich die richtige Arbeitsumgebung schaffen. Das wichtigste Hilfsmittel beim Lesen von Fachliteratur ist ein Stift, mit dem Sie die entscheidenden Stellen im Text markieren. Richtig markieren Wenn Sie unterstreichen, unterscheiden Sie das Wichtigere vom weniger Wichtigen und machen den Text übersichtlicher. Das hilft gleich doppelt: Zum einen zwingt es Sie, aufmerksam und genau zu lesen und sich wirklich auf den Inhalt des Textes zu konzentrieren. Andererseits bringen Sie eine persönliche Struktur in den Text, die Ihnen hilft, wenn Sie den gleichen Beitrag später noch einmal in die Hand nehmen. Unterstreichen Sie deshalb nicht zu viel. Bleistift und Textmarker sind die besten Werkzeuge für die Textarbeit. Unterstreichen mit dem Bleistift ist unaufdringlich und bei Bedarf auch korrigierbar, Textmarker sind gut sichtbar, ohne das Schriftbild zu stören. Wenn der Autor sein Handwerk beherrscht, ist auch ein anspruchsvoller Fachtext gut strukturiert. In der Regel beginnt ein neuer Absatz, wenn ein neuer Gedanke kommt, Nummerierungen oder Aufzählungen bringen grafisch Struktur in die Bleiwüste und Textkästen greifen oft Seitenaspekte eines Themas auf oder vertiefen ein Detail. Hier können Sie auf einen Blick sehen: Interessiert mich das Thema dieses Kastens? Oder konzentriere ich mich lieber auf den Haupttext? Beim Lesen von Fachliteratur werden Sie unweigerlich auf unbekannte Begriffe stoßen. Manchmal ergibt sich die Bedeu- rezeption Mit eigenen Worten Viele unbekannte Wörter machen das Lesen erst einmal zäh, durch die zusätzlichen Informationen beim Nachschlagen wird der Text oft aber auch leichter verständlich. Andere Texte lesen sich dagegen leicht und man merkt unter Umständen gar nicht, dass man vieles nicht oder nur halb verstanden hat. Deshalb lohnt es sich, in nicht zu großen Abständen eine kurze Pause einzulegen. Versuchen Sie, den Sachverhalt mit Ihren eigenen Worten zu beschreiben – nur wenn das gelingt, haben Sie den Text auch sicher verstanden. Wenn Sie sich auf eine Prüfung vorbereiten, ist es sehr hilfreich, diese knappe Zusammenfassung des Inhalts auf eine Karteikarte oder in ein kleines Notizbuch aufzuschreiben. So sichern Sie die Leseergebnisse nicht nur schwarz auf weiß, eigene Formulierungen haben aber einen besseren Merk- und Lerneffekt und sind meist auch kürzer. Sie deshalb möglichst genau formulieren. Lehrbücher sind für Lernende geschrieben und stellen Sachverhalte oft leichter verständlich dar als Fachartikel, die sich an Experten richten. Machen Sie sich auch Gedanken über Ihr eigenes Vorwissen. Wenn Sie sich Ihr Wissen zum Thema vor dem Lesen noch einmal in Erinnerung rufen, werden Sie das Gelesene leichter verstehen und besser behalten. Welchen Text nehmen? Zu praxisrelevanten Themen – in der Regel sind das medizinische oder betriebswirtschaftliche – gibt es so viele Publikationen, dass es zunächt einmal wichtig ist, den geeigneten Text auszuwählen. Darum sollten Sie lernen Texte anzulesen, um zu beurteilen, ob die Lektüre sich für Sie lohnt. Bei Büchern hilft dazu ein Blick in den Index. Suchen Sie einen konkreten Begriff und schlagen Sie die Stellen im Text nach. Das gibt Ihnen ein gutes Gefühl für die Qualität. Achten Sie auch auf Aktualität – bei medizinischen Fragestellungen können sich Beurteilungen durch neue Erkenntnisse schnell ändern, bei Abrechnungsoder Rechtsfragen kann es mitunter neue Regularien geben. Das wichtigste Werkzeug für effiziente Textarbeit ist der Marker. Wenn Sie nur ganz bestimmte Informationen in einem langen Text suchen, müssen Sie auf Papier „querlesen“. Dabei versuchen Sie die relevanten Stellen zu identifizieren, indem Sie ganz oberflächlich in jedes Kapitel reinschauen, an interessanten Stellen jedoch deutlich langsamer und intensiver werden, bevor es wieder zügig weitergeht. Viel einfacher ist das im Internet. Sowohl der Webbrowser als auch das zum Lesen von PDF-Dateien übliche Programm Acrobat Reader haben eine Suchfunktion, mit der Sie den gesuchten Begriff im Dokument schnell ausfindig machen. RM • Sechs Tipps zum besseren Lesen - Nehmen Sie sich Zeit zum Lesen. Der größte Feind des Lesens ist die Hast. Schaffen Sie Raum in Ihrem Zeitplan zum Lesen. - Fragen Sie sich: Mit welchem Ziel will ich lesen? Was weiß ich bereits über das Thema? Was kann ich von diesem Text für mich erwarten? - Verschaffen Sie sich einen Überblick über den Text: Wo können Sie überfliegen? Wo müssen Sie intensiv lesen? - Lesen Sie mit einem Marker oder Stift, um den Text durch Markierungen und Randnotizen übersichtlich zu machen. - Schlagen Sie unbekannte Begriffe im Lexikon oder bei Wikipedia nach. Sie erhalten so auch zusätzliche Informationen zum Thema. - Notieren Sie die für Sie wichtigen Fakten mit eigenen Worten. Zielgerichtet lesen Jeden Text mit der gleichen „Intensität“ lesen zu wollen ist unrealistisch. Erfolgreiches und ökonomisches Lesen sollte an das jeweilige Ziel angepasst sein, man spricht von adaptivem Lesen. Dazu brauchen Sie ein konkretes Ziel. Denn es macht natürlich einen Unterschied, ob Sie sich einen ersten Überblick über ein Thema verschaffen wollen, das Sie nur am Rande interessiert, oder ob Sie ein Lehrbuchkapitel zu einem Fachgebiet lesen, über das Sie in zwei Wochen geprüft werden. Ihre Leseabsicht sollten © Benedikt Knüttel – Fotolia.com tung eines solchen Begriffes aus dem Zusammenhang, oft werden Sie aber zum Wörterbuch oder Lexikon greifen. Durch das Internet ist es viel einfacher geworden, einen Sachverhalt „mal eben“ nachzuschlagen. Überprüfen Sie dann im Textzusammenhang, ob die gefundene Bedeutung auch tatsächlich zum Gesamtsinn passt. Wissenschaftliche Texte enthalten am Anfang oder am Ende eine Zusammenfassung, in denen der Autor wichtige Punkte noch einmal herausstellt. info praxisteam 5·2009 5 © Bilderbox – Fotolia.com Serie Fort- und Weiterbildung: Förderung Ran an den Geldtopf Fort- und Weiterbildung kostet nicht nur eine Menge Zeit, sondern auch eine Stange Geld. Da macht es Sinn, einen der vielen möglichen Geldtöpfe anzuzapfen. D as Thema Fort- und Weiterbildung ist in den meisten Praxen nicht geregelt. Viele Kolleginnen nehmen daher Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten kaum wahr, um sich nicht als Bittsteller bei der Praxisleitung zu fühlen. Deshalb macht es Sinn, das Thema mit einem Anhang „Fort- und Weiterbildungsvereinbarung“ zum Arbeitsvertrag schriftlich zu regeln. Darin wird dann vereinbart: welche Fortbildungen von der Praxis übernommen werden können ob und wie die Fortbildungszeit als Arbeitszeit angerechnet wird ob eine Vereinbarung geschlossen wird, in der sich die Mitarbeiterin verpflichtet, nach Abschluss für einen gewissen Zeitraum weiter in der Praxis zu arbeiten welche Fort- und Weiterbildungen grundsätzlich nicht übernommen werden Sind diese Modalitäten einmal geklärt, melden sich erfahrungsgemäß mehr Kolleginnen auch zu Fort- und Weiterbildungen an. 6 info praxisteam 5·2009 Und auch außerhalb der Praxis gibt es Möglichkeiten, Fördergelder für Fortund Weiterbildung zu erhalten. Begabtenförderung Für junge Kolleginnen (bis zum 25. Lebensjahr) mit einem Abschluss von mindestens 87 Punkten (Durchschnittsnote 1,9) gibt es die Begabtenförderung. Ansprechpartner ist die Bezirksärztekammer bei der der Ausbildungsvertrag eingetragen wurde. Gefördert werden: fachbezogene und fachübergreifende Kurse und Lehrgänge berufsbegleitende Studiengänge persönlichkeitsbildende Seminare Hier kann man relativ viel Fördergeld erhalten; bis zu 5.100 Euro in drei Jahren sind möglich. Und das bei einem Eigenanteil von höchstens 180 Euro im Jahr. Die Förderung muss vor Beginn der Maßnahme beantragt werden. Meister-BaföG Diese Variante existiert für Fachkräfte, die über eine abgeschlossene Erstausbildung (Arzthelferin/MFA) verfügen und sich für einen Fortbildungsabschluss zum „Meister“ oder einer vergleichbaren Qualifikation (z. B. Betriebswirtin, Fachwirtin im Gesundheitswesen, Qualitätsmanagerin etc.) entschlossen haben. Gefördert werden Vollzeit- und Teilzeitmaßnahmen. Der Kurs muss einen Mindeststundenumfang von 400 Unterrichtsstunden umfassen. Die Lehrgangs- und Prüfungsgebühren betragen bis zu 10.226 Euro, davon werden 30,5 % als Zuschuss geleistet. Für den Rest kann ein zinsgünstiges Darlehen in Anspruch genommen werden. Die Prüfungsgebühren werden zur Hälfte, jedoch bis max. 1.534 Euro, gefördert. Der Umfang der Förderung ist u. a. auch davon abhängig, ob die Teilnehmerin eine Vollzeit- oder Teilzeitmaßnahme durchführt und ob sie alleinstehend (ohne oder mit Kind) oder verheiratet ist. Fortbildungszuschuss Seit Dezember gibt es neu eine Bildungsprämie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Um diese Bildungsprämie in Anspruch nehmen zu können, muss es sich um eine individuelle berufliche Fortbildung handeln. Erstattet werden 50% der Kurs- und Prüfungsgebühren, maximal aber 154 Euro. Die Antragstellerin muss sich an eine Beratungsstelle wenden, die prüft, ob die Voraussetzung für eine Förderung erfüllt ist. Liegen die Voraussetzungen vor, wird ein Gutschein ausgestellt, der beim Weiterbildungsanbieter abgegeben wird. Der Restbetrag wird dann von dort eingefordert. Beate Rauch-Windmüller • WEBTIPPS Infos zu der neuen Prämie und zuständigen Beratungsstellen sind abzurufen unter: www.bildungspraemie.info Weitere Förderprogramme unter: www.foerderdatenbank.de www.bildungswerk-gesundheit.de rezeption / sprechstunde Neuer Gesundheitsnavigator im Internet Wer sich mit dem Auto auf unbekanntem Terrain bewegt, vertraut häufig dem Navigationsgerät. Auch im Internet ist bei der Vielzahl der Angebote eine zuverlässige Navigation wichtig. Deshalb bündelt die AOK ihre Beratungshilfen alle unter einem Dach, dem AOK-Gesundheitsnavigator. Insgesamt umfasst das neue Internetangebot acht Bausteine. Ein Service ist zum Beispiel die medizinische Datenbank mit allem Wissenswerten zu Diagnosen, Therapien, Krankheiten und Laborwerten. Die sogenannten ICD-Schlüssel – Kurzkennzeichnungen für Erkrankungen – werden ausführlich erläutert und auch über die innovativen Gesundheitsprojekte der Kasse sind Sie schnell im Bilde. Der neue Krankenhausnavigator auf Grundlage der „Weißen Liste“ fasst Informationen über Kliniken und deren Qualität zusammen. Geben Sie einfach Krankheit und Postleitzahl in die Suche ein, werden Sie Schritt für Schritt zur Liste mit passenden Kliniken in Ihrer Nähe geführt. Der AOK-Gesundheitsnavigator liefert Ihnen zudem aktuelle Infos über zuzahlungsfreie Arzneimittel, Adressen von Pflegediensten oder Notfallapotheken, die Wirksamkeit von Medikamenten und Ihre Rechte als Patient. Ergänzt wird dies um die persönliche Beratung – zum Beispiel in den Ratgeberforen auf www.aok.de. www.aok-gesundheitsnavi.de Studie zur Depressionsbehandlung Im Rahmen einer Studie der Institute für Allgemeinmedizin in Frankfurt am Main und Jena kontaktierten Medizinische Fachangestellte der Hausarztpraxis Patienten mit Depression regelmäßig mit Hilfe spezieller Monitoring-Listen, klärten die aktuelle Situation ab und berichteten unmittelbar an den behandelnden Hausarzt. „Das Praxisteam reagiert damit prompt auf Verschlechterungen und motiviert gleichzeitig die Patienten zur aktiven Selbstsorge“, so der Studienleiter Prof. Jochen Gensichen. In der September-Ausgabe der Fachzeitschrift Annals of Internal Medicine wurde erstmals über die positiven Effekte dieses nachhaltigen Behandlungsansatzes berichtet. Allein in Deutschland sind etwa 4 Millionen Menschen zwischen 18 und 65 Jahren von Depressionen betroffen. Erste und wichtigste Anlaufstelle sind die Hausarztpraxen. Schnelle Hilfe durch den „Pflegelotsen“ Oftmals fällt es schwer, einen Angehörigen in einem Pflegeheim unterzubringen. Umso wichtiger ist es, den Betroffenen eine Entscheidungshilfe an die Hand zu geben. Der „Pflegelotse“ gibt Angehörigen einen Überblick, welche ambulante oder stationäre Pflegeeinrichtung die richtige für die individuellen Bedürfnisse ist. Schnell und einfach können Pflegeeinrichtungen hinsichtlich der Größe oder Lage miteinander verglichen werden. Eine Suche ist nach verschiedenen Krite- rien möglich: nach Postleitzahl, Ort oder auch speziellen Angeboten. Bundesweit sind im Pflegelotsen, der vom Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) entwickelt wurde, Informationen zu über 12.500 ambulanten und 10.000 stationären Einrichtungen enthalten. Ab Herbst 2009 wird das Internetportal außerdem die sogenannten Pflegenoten bereitstellen, die Informationen über die Qualität der Pflegeeinrichtung umfassen. www.barmer.de/pflegelotse Schweinegrippe ist im Team beherrschbar Die Schweinegrippe ist eine Bedrohung für Patienten und für das Praxispersonal, erst recht, wenn die Infektionszahlen im Herbst tatsächlich steigen. Daher müssen sich Praxen auf ein ausgefeiltes Patientenmanagement einrichten, um Gefahren abzuwenden, die von infizierten Patienten ausgehen. Ein erster Schritt, die potenzielle Gefahr aus der Praxis zu verbannen, ist solche Patienten vom Betreten der Praxis abzuhalten. Mit einem auffälligen Schild an der Tür kann man sie darauf hinweisen, dass sie bei Verdacht auf Schweinegrippe bitte klingeln sollen. Dann kümmert man sich individuell um sie. Praxischef und Team sollten alle notwendigen Schritte in einer Teambesprechung festlegen – inklusive Aufgabenverteilung und Terminfestlegung. Der eigene Schutz sollte dabei für das Praxisteam Priorität haben. Der Hygieneplan (mehr darüber auf Seite 8) sollte um aktuelle Maßnahmen ergänzt werden. Basis kann der Musterplan der Berufsgenossenschaft sein, der konkrete Schritte im Falle einer massiven Ausbreitung der Schweinegrippe empfiehlt (www.bgw-online.de, dort nach „Pandemieplan“ suchen). Zusätzlich bevorratet werden sollte einfacher Mund-Nasen-Schutz für Patienten mit Influenzaverdacht, unsterile Schutzhandschuhe für den Kontakt mit betroffenen (infektionsverdächtigen) Patienten sowie Hände-, Flächen- und Instrumentendesinfektionsmittel. Für die Arbeit in der Infektionssprechstunde kommen Schutzbrillen mit Seitenschutz und Schutzkittel sowie antivirale Medikamente für das Praxispersonal dazu. Aus der Ärzte-Zeitung Weitere Informationen auch unter: www.aok.de/schweinegrippe www.barmer.de (dort nach „Schweinegrippe“ suchen) info praxisteam 5·2009 7 Quelle: playmo-portal.com, bearbeitet Hygiene in der Hausarztpraxis Schutz im Verbund Schutz gegen Infektionen ist eine wichtige Aufgabe – auch für das Praxisteam. Doch nur wenn alle ihre Aufgabe wirklich ernst nehmen, kann das Ganze auch funktionieren. Wir fassen die wichtigsten Punkte zusammen. D ie Mutter aller Hygiene heißt Sauberkeit. Denn die „Maßnahmen zur Gesunderhaltung des Menschen und seiner Umwelt“, so die Definition von Hygiene, erfordert vor allem ein hohes Maß an Sauberkeit. Individuelle Hygiene Haare können durch anhaftende Keime ein potenzielles Infektionsrisiko für Patienten darstellen. Lange Haare sollten in der Dienstzeit deshalb zusammengebunden getragen werden, in bestimmten Bereichen müssen Einmal-Hauben getragen werden. Fingernägel müssen zwar nicht übertrieben kurz getragen werden, sollten aber auch nicht zu lang sein. Vor allem die zur Zeit sehr beliebten künstlichen Fingernägel bergen ein hohes Risiko für Nagelpilz und andere Infektionen. Auch Schmuck sollte in der Praxis auf ein Minimum reduziert wer8 info praxisteam 5·2009 den, da sich hier Keimnischen bilden können. Das gilt vor allem für filigrane Ringe und Schmuck an den Unterarmen. Bekleidung sollte in der Praxis angelegt und nach Dienstschluss wieder ablegt werden; spätestens nach zwei Tagen wechseln, bei Verschmutzungen sobald wie möglich. Beim Waschen der Bekleidung gilt: Die Keimzahl in der Praxiswäsche muss so weit reduziert werden, dass nach dem Waschen keine Infektionsgefahr mehr besteht. Dies leisten aber praktisch alle Haushaltswaschprogramme, 60°C sind ausreichend. Die meisten Waschmittel haben aufgrund ihrer starken Detergenzienwirkung bereits einen Bakterien tötenden Effekt. Für die Füße schreibt die Berufsgenossenschaft geschlossenes Schuhwerk oder Schuhe mit hochgezogenen Fersenriemchen vor. Dass besondere Schutzkleidung und Schutzhandschuhe immer dann zu tragen sind, wenn mit einer besonderen Kontamination zu rechnen ist und dass in der Arztpraxis mit kochfesten Materialien oder Einwegtüchern gearbeitet wird, sollte selbstverständlich sein. Praxisteam und Reinigungspersonal müssen um kritische Ecken wissen, die täglich kontrolliert werden sollten. Überhaupt macht sich eine vernünftige Einarbeitung des Reinigungspersonals schnell bezahlt. Und natürlich fängt Hygiene schon bei der Einrichtung an. Zwar gibt es keine hygienischen Gründe, Teppichböden zu verbieten – dass vom Fußboden keine Infektionsgefahr ausgeht, gilt als bewiesen –, doch wegen der leichteren Reinigung sind glatte Bodenbeläge immer die bessere Wahl. Das gilt auch für Arbeitsflächen. Gar nichts in der Arztpraxis verloren haben Wasserfilter und Luftreiniger. Die Qualität des deutschen Leitungswassers gilt als beste weltweit, durch die meisten Wasserfilter wird die hygienische Qualität des Trinkwassers eher verschlechtert. Das gilt auch für sogenannte Luftreinigungsgeräte, die angeblich Pollen aus der Luft entfernen – diese Behauptung ist wissenschaftlich nicht belegt. Hygieneplan Eine Praxis sollte einen Hygieneplan haben. Die wichtigsten Punkte sind im Kasten auf Seite 9 festgehalten, Merkblätter können Sie auch im Internet herunterladen (siehe Webtipps). Die entsprechenden Maßnahmen sollten dokumentiert werden, alle Mitarbeiter müssen diesbezüglich geschult sein und wenn gegen Hygienemaßnahmen verstoßen wird, muss das der Praxisleitung gemeldet werden. Es gibt aber auch viele Dinge, die tatsächlich überflüssig sind. So muss Müll aus der Praxis keinesfalls von einem Spezialunternehmen entsorgt werden. Viel wichtiger ist, dass spitze und scharfe Gegenstände nicht zum normalen Hausmüll kommen. Es muss sichergestellt sein, dass die Entsorgungsbehältnisse bei der Müllentsorgung nicht zerstört und nicht von Hand sprechstunde sortiert werden. Ansonsten ist wiederholt wissenschaftlich nachgewiesen worden, dass Müll aus ärztlichen Praxen nicht mehr Keime enthält als Hausmüll, sondern eher weniger. Für Praxisteam und Patienten gleichermaßen wichtig ist die Hand- und Hauthygiene, sie nimmt deshalb im Hygieneplan auch einen besonderen Platz ein (siehe Tabelle). Das Umfüllen von Händedesinfektionsmitteln aus großen Kanis-tern in kleine Gebinde ist eine Praxis, die in vielen Arztpraxen nicht zuletzt aus Kostengründen gängig ist. Aus hygienischer Sicht ist dagegen nichts einzuwenden, nur im OP-Bereich (z. B. ambulantes Operieren) darf Händedesinfektionsmittel nicht umgefüllt werden, da hier sporenfreier Alkohol zur chirurgischen Händedesinfektion verwendet wird. Einmalhandschuhe und andere Wegwerfartikel dürfen natürlich nicht wiederverwendet werden. Hygiene ist auch ein wichtiger Teil eines funktionierenden Qualitätsmanagements in der Praxis. Unter QM-Gesichtspunkten sollten Sie deshalb folgende Hygiene-Punkte beachten: Verantwortlichkeit: Die Praxis braucht einen Hygieneverantwortlichen samt Stellvertreter. MRSA – eine ernste Bedrohung Das Bakterium Staphylococcus aureus (SA) ist ein ständiger Begleiter des Menschen. Fast 80% der Bevölkerung tragen ihn zumindest vorübergehend mit sich herum, vorwiegend im Nasenund Rachenraum, ohne davon zu merken. In bis zu 20% der Fälle handelt es sich dabei um Methicillin-resistente Stämme (MRSA), die gegen das Antibiotikum Methicillin und oft auch gegen andere Antibiotika resistent sind. Problematisch ist das vor allem bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem. Aber auch bei lokalen Entzündungen (Abzesse oder postoperative Wundinfektionen), Lebensmittelvergiftungen oder invasiven Maßnahmen (Harnwegkatheter, Magensonde o.ä.) können diese Bakterien zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Klinik-, Praxis- und Pflegeper- Hygieneplan: Wichtig sind Checklisten und Arbeitsanweisungen für das Praxisteam und das Reinigungspersonal. Kontrollen sorgen für wirklich runde Abläufe. Neben internen Kontrollen kommt ein externes Audit in Frage. sonal sind mögliche Überträger, ohne selbst Anzeichen einer Erkrankung zu zeigen. Vor allem bei Personen, die öfter zwischen Krankenhaus und Pflegeheim oder Zuhause „pendeln“ ist dabei letztendlich die Gefahr hoch, dass Keime via Personal von einem Patienten auf einen anderen übertragen werden. In solchen Umgebungen ist eine gute Basishygiene besonders wichtig, gründliche Händedesinfektion vor und nach der Pflege jedes Patienten ist die erste und wichtigste Hygienemaßnahme. Zusätzlich werden Risikopatienten vor und nach längeren Krankenhausaufenthalten direkt auf diese Bakterien untersucht. Für die Hygiene gibt es eigene Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes (www.rki.de). Den Link finden Sie unter www.info-praxisteam.de. Anpassung: Neue Abläufe in der Praxis erfordern in der Regel auch eine Anpassung des Hygieneplans. Auch ganz wichtig: Neue Mitarbeiter müssen in Hygieneabläufen entsprechend geschult werden. • Das Hygieneplan-1x1: was, wann, womit, wie Händereinigung bei Betreten bzw. Verlassen des Arbeitsbereiches, vor und nach Patientenkontakt Flüssigseife aus Spender Hände waschen, mit Einmalhandtuch abtrocknen Händedesinfektion hygienisch z.B. vor Verbandswechsel, Injektionen, Blutentnahmen, Blasenkatheterlegen und -pflegen, nach Kontakt mit kontaminiertem Material, nach Ausziehen der Handschuhe alkoholisches Händedesinfektionsmittel ausreichend Desinfektionsmittel in den Händen verreiben bis die Hände trocken sind (ca. 30 s). kein Wasser zugeben. Händedesinfektion chirurgisch vor operativen Eingriffen alkoholisches Händedesinfektionsmittel nach Waschen 3 min auf Händen und Unterarmen einreiben Hautdesinfektion vor Punktionen, bei Verbandswechsel usw. alkoholisches Händedesinfektionsmit- sprühen, wischen, sprühen, wischen Dauer: 30 s tel, PVP-Jod-Lsg. vor chirurgischen Eingriffen, Gelenk- oder Lumbalpunktionen alkoholisches Händedesinfektionsmit- mit sterilen Tupfern mehrmals auftragen und verreiben; tel, PVP-Jod-Lsg. Dauer: 3 min Instrumente nach Gebrauch Instrumentenreiniger einlegen, abspülen, trocknen, autoklavieren Verbandswagen einmal täglich und nach Kontamination Flächendesinfektionsmittel mit frischem Tuch abwischen Mobiliar, Untersuchungsliege einmal täglich umweltfreundlicher Allzweckreiniger mit frischem Tuch abwischen nach Kontamination Flächendesinfektionsmittel mit frischem Tuch abwischen Wäsche, Schutzkleidung nach Gebrauch Waschmaschine 60 °C Waschbecken, Toiletten, Fußboden einmal täglich umweltfreundlicher Allzweckreiniger gründlich reinigen Nach Daschner F, Frank U: Antibiotika in der Praxis, Springer-Verlag 2006 info praxisteam 5·2007 9 © Lucky Dragon– Fotolia.com Kopfläuse im Anmarsch Noch ein Lausbub? Wenn es kräftig am Kopf juckt, sind oft kleine Parasiten der Grund. Kopfläuse sind auf dem Vormarsch und teilweise schon resistent gegen chemische Behandlungsmittel. Betroffen sind vor allem Kinder. E 10 info praxisteam 5 ·2009 Kämme, Mützen oder Bettwäsche, wenn sie innerhalb kurzer Zeit gemeinsam benutzt werden. Lange Haare erhöhen die Läuse-Wahrscheinlichkeit nicht. Sie machen es aber schwieriger, sie zu finden. Läusebefall hat übrigens nichts mit mangelnder Hygiene zu tun, die kleinen Krabbler mögen saubere Kinder genauso gerne wie schmutzige. Trotzdem ist es leider ein weit verbreitetes Vorurteil, sie hätten mit mangelnder Sauberkeit zu tun. Entdecken und bekämpfen Das einzige sichere Zeichen dafür, dass ein Kind Läuse hat, ist, eine lebende Laus zu finden. Das ist oft schwierig, weil die Tiere nur zwei bis drei Millimeter groß sind. Eher findet man Nissen, das sind die Eier, die Lausweibchen in die Haare legen. Beim sorgfältigen Kämmen der feuchten Haare können Läuse und Nissen am besten entdeckt werden. Da Läuse nicht von selbst verschwinden, ist eine Behandlung notwendig – am besten durch die Kombination von nassem Auskämmen und der Behandlung © Ronald Schmäschke– Fotolia.com ine Studie aus Kiel hat kürzlich einigen Wirbel ausgelöst: Dort hatte man im Rahmen einer Studie Kopfläuse untersucht und fand heraus, dass alle eine Genmutation tragen, die sie gegen bestimmte chemische Behandlungsmittel resistent macht. Insgesamt wurden bei knapp vier Prozent der etwa 2.000 Schul- und Kindergartenkinder von drei bis zwölf Jahren Läuse entdeckt. Kopfläuse leben im Bereich der Kopfhaare – am liebsten hinter den Ohren, im Nacken oder an den Schläfen. Die Haut ist dort besonders dünn, und zweibis dreimal täglich saugen sie Blut aus der Kopfhaut. Diese Bisse verursachen einen Juckreiz. Meist befallen sie Kinder, die sie weiter verbreiten. Fast schon „klassisch“ ist das epidemieartige Auftreten in Kindergärten und Schulen. Kopfläuse können sich hervorragend an den Haaren festhalten, aber nicht fliegen –und können daher nur durch direkten Körperkontakt übertragen werden. Infizieren kann man sich aber auch über gemeinsam benutzte Utensilien wie mit einem Kopflausmittel nach einem festgelegten Schema. Man sollte auf die Zusammensetzung achten – einige enthalten Insektizide. Alternativ gibt es eine Silikonverbindung mit dem Namen Dimeticon. Es wirkt, indem Läuse und Nissen erstickt werden. Die Substanz wird nicht über die Haut aufgenommen und verursacht weniger Hautreizungen als Lösungsmittel. Der Behandlungserfolg ist nach den vorliegenden Studien genauso gut wie mit Lösungen auf Insektizidbasis und beginnt schon mit der ersten Behandlung. Zur vollständigen Abtötung ist eine zweite Behandlung nach neun Tagen nötig. Eine Resistenzbildung der Läuse ist nicht möglich. Je nach Präparat sind leicht entzündliche Verbindungen enthalten. Daher ist es wichtig, die Behandlung fern von offenen Flammen (zum Beispiel Kerzen, Kamin, Gasherd) oder glühenden Drähten (zum Beispiel Fön) durchzuführen. Sonst kann es zu Verbrennungen am Kopf kommen. Zur Vorbeugung gegen Neuansteckung sind ergänzende Maßnahmen notwendig. Bettwäsche ist bei mindestens 60 °C zu waschen, Kämme und Bürsten taucht man für eine halbe Minute in heiße Seifenlösung. Bekleidung kann für vier Tage in einem verschließbaren Plastikbeutel belassen werden, um Läuse und Larven auszuhungern. Eltern müssen über einen Kopflausbefall informieren und sofort mit einer sachgerechten Behandlung beginnen. Kindergärten oder Schulen müssen Läusebefall an das zuständige Gesundheitsamt melden. Ein ärztliches Attest zur Bestätigung des Behandlungserfolges ist nicht erforderlich, wenn vorausgesetzt werden kann, dass die oben beschriebenen Maßnahmen erfolgreich durchgeführt wurden. • Kopflauseier heißen Nissen. Sie kleben fest am Haar. praxisorganisation Fehler im Praxisalltag www.jeder-fehler-zaehlt.de Niemals im „Vorbeigehen“ In der Rubrik „Fehler im Praxisalltag“ stellen wir in jedem Heft einen Fall vor. Dieses Mal geht es um eine vergessene Thromboseprophylaxe. Aus einer Praxis wird folgendes Ereignis berichtet: f Was ist passiert? Eine Patientin wurde zwei Wochen nach dem Einsetzen einer Knie-Endoprothese an Unterarm-Gehstützen aus der Klinik entlassen, weitere zwei Wochen später wurden die Klammern entfernt. Nach vier Wochen stellte sie sich mit starker Beinschwellung und druckschmerzhafter Wade in der Hausarztpraxis vor. Bei Durchsicht der Akte fiel auf, dass keine Thromboseprophylaxe erfolgt war. f Was war das Ergebnis? Eine angiologische Untersuchung zeigte keine Thrombose, jedoch eine massive Lymphstauung. Erst jetzt wurde eine Thromboseprophylaxe eingeleitet. f Welche Gründe können zu dem Ereignis geführt haben? Bei der Entlassung wurde die Patientin – da sie ohne Termin kam – am Tresen„abgefertigt“. Es lag ein vorläufiger Entlassungsbericht vor. Es sollte Krankengymnastik und Lymphdrainage rezeptiert werden, auch wurde kurz eine Entgleisung des bekannten Diabetes mellitus in der Klinik besprochen. Am Tresen fehlte die Zeit für das sorgfältige Durchlesen des Entlassungsberichts und das Entfernen der Klammern erfolgte im Verbandsraum. Dort gibt es keine EDV-Anbindung. f Wie hätte man das Ereignis verhindern können? Ursache war hier die „Abfertigung auf die Schnelle“. Nach größeren Eingriffen wie dieser Knieendoprothese sollte über einen Zeitraum von 5-6 Wochen Tromboseprophylaxe betrieben werden. Patienten nach Krankenhausaufenthalt – mit oft geänderter Medikation – sollten immer dem Arzt vorgestellt werden. Leider kommen bei älteren Patienten dann oft nur die Angehörigen mit einem „Wunschzettel“ ohne Termin in die Praxis. f Welche Faktoren trugen Ihrer Meinung nach zu dem Fehler bei? Für diesen Fehler waren Mängel in der Kommunikation und Organisation verantwortlich. f Kommentar des Instituts für Allgemeinmedizin: Bereits mehrfach hatten wir Fehlerberichte, die sich mit dem Problem der Thromboseprophylaxe bzw. mit der Fortsetzung der Medikation an der Schnittstelle stationäre und ambulante Versorgung befassen. Es bedarf eines standardisierten Prozesses bei Patienten, die sich nach Krankenhausentlassung zur Weiterbehandlung in der Praxis vorstellen. Auch wenn die Klinik mal vergessen hatte die Thromboseprophylaxe aufzuschreiben, muss man in der Praxis bei der Weiterbehandlung dafür sorgen. Standard sollte sein: immer Arztkontakt. Im „Vorbeigehen“ dürfen diese Patienten auf keinen Fall betreut werden. Dr. Isabelle Otterbach Dr. Barbara Hoffmann Fehler melden In der Medizin können Fehler fatale Folgen haben. Und Sie können mithelfen, die Wiederholung von Fehlern zu verhindern. Melden Sie dazu Fehler, die in Ihrer Praxis passiert sind, anonym im Internet an das Fehlerberichts- und Lernsystem beim Institut für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt. Bringt die e-Card Mehrarbeit für MFA? Noch in diesem Jahr soll in der KV-Region Nordrhein mit der Ausgabe der eCard begonnen werden. Auch der Kongress des VMF in Hannover hat sich mit diesem Thema beschäftigt. „Die komplette Mehrarbeit wird an den Medizinischen Fachangestellten hängen bleiben“, meinte Ingrid Gerlach vom Verbandsvorstand gegenüber der ÄrzteZeitung. Dabei schwebt ihr vor allem das „Horror-Szenario“ Altenheim vor: „Die alten Patienten können sich nicht die Pin-Nummer merken, schnell werden die Karten in Schuhkartons von den Altenheimen angeliefert, von den MFA bearbeitet, und die Heime holen sie dann wieder ab.“ Alles nur Schwarzmalerei? info praxisteam wird in einer der nächsten Ausgaben einen ersten Erfahrungsbericht zu diesem Thema veröffentlichen. Weniger Haftpflichtfälle durch QM Ein Zusatznutzen, den Arztpraxen aus einem Qualitätsmanagement ziehen können, ist die Verhinderung von Haftpflichtfällen. Durch klare Zuordnung von Verantwortlich- und Zuständigkeiten, Verhaltensregeln für Not- und Zwischenfälle, systematische Aufklärung und Information von Patienten sowie durch die schriftliche Festlegung von Handlungsabläufen werden Fehlerrisiken – soweit es geht – schon im Vorfeld reduziert. Zur Haftpflichtprophylaxe zählen zum Beispiel auch Teambesprechungen mit schriftlichem Protokoll, das Abzeichnen von verantwortlich durchgeführten Tätigkeiten mit dem Namenskürzel der Mitarbeiterin und ein praxisinternes Beschwerdemanagement. Zusammen kann dadurch das Risiko eines sogenannten Organisationsverschuldens vermindert werden. Aus der Ärzte-Zeitung www.jeder-fehler-zaehlt.de info praxisteam 5·2009 11 © Ole – fotolia.com Tipps zur Verordnung von Heilmitteln Alles fest im Griff D ass auf Heilmittel-Verordnungen nicht immer alle notwendigen Angaben für die Behandlung und Abrechnung des Heilmittels enthalten sind, wissen die Kassen aus Erfahrung. Rückfragen in Arztund Therapiepraxen führen aber zu einem erhöhten Zeit- und Arbeitsaufwand bei allen Beteiligten, den es zu vermeiden gilt. Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Regelungen, damit Sie Ihren Chef beim Ausfüllen des Formulars unterstützen können. Patienten können Heilmittel, wenn sie ärztlicherseits medizinisch zwingend notwendig sind, von zugelassenen Thera- Die Verordnung von Heilmitteln wie der Physikalischen Therapie führt immer wieder zu Rückfragen. Wir sagen, wie man beim Ausfüllen alles fest im Griff hat. peuten erhalten. Zu den Heilmitteln zählen die Physikalische Therapie (z. B. Krankengymnastik, Massagen), die Sprachtherapie, die Ergotherapie sowie Maßnahmen der Podologie (Fußpflege). Für die Verordnung von Heilmitteln stehen folgende Verordnungsmuster zur Verfügung: Physikalische Therapie/Podologische Therapie (Muster 13), Stimm-/Sprech-/Sprachtherapie (Muster 14) und Ergotherapie (Muster 18). Unsere Erläuterungen beziehen sich beispielhaft auf Muster 13. Serie „Verordnungen“ Eigenübungen Folge 1: Heilmittel Folge 2: Hilfsmittel Folge 3: Krankenfahrten 12 info praxisteam 5·2009 Die Verordnung von Heilmitteln setzt voraus, dass der Arzt vorher geprüft hat, ob das angestrebte Therapieziel nicht auch durch eigenverantwortliche Maßnahmen des Patienten (z. B. durch Erlernen eines Eigenübungsprogrammes, durch allgemeine sportliche Betätigung oder durch Änderung der Lebensführung) erreicht werden kann. Sofern eine Arzneimitteloder Hilfsmittelversorgung qualitativ gleichwertig und wirtschaftlicher ist, haben auch diese Maßnahmen gegenüber einer Heilmittelverordnung Vorrang. Verordnungsgrundsätze Die Grundsätze für die Verordnung ergeben sich aus den vom Gemeinsamen Bundesausschuss beschlossenen HeilmittelRichtlinien (HMR), die der Sicherung einer zweckmäßigen und wirtschaftlichen Versorgung der Patienten mit Heilmitteln dienen. Der Heilmittelkatalog, der Bestandteil praxisorganisation der HMR ist, gibt verbindlich vor, welches Heilmittel bei welcher Diagnose vorrangig, optional und ergänzend verordnungsfähig ist. Mehrere Diagnosen werden dabei einem sogenannten Indikationsschlüssel zugeordnet, der aber nicht mit dem ICD 10 zu verwechseln ist. Neben der Diagnose selbst sind der Indikationsschlüssel (Feld 1) sowie die genaue Bezeichnung des Heilmittels (Feld 2) zwingend auf der ärztlichen Verordnung anzugeben. Auch die Verordnungsmenge (Feld 3) wird im Heilmittelkatalog vorgegeben. Sie darf nicht überschritten, aber durchaus unterschritten werden. Ob es sich um eine Erstoder Folgeverordnung handelt, ist in den Feldern 4 und 5 zu kennzeichnen. Ist im Einzelfall die Verordnungsmenge nach dem Heilmittelkatalog nicht ausreichend, um einen Behandlungserfolg zu erreichen, kann der Arzt auch die Fortsetzung der Behandlung verordnen. Es handelt sich dann um eine sogenannte „Verordnung außerhalb des Regelfalles“, die auf der Verordnung im Feld 6 zu kennzeichnen ist. Außerdem ist im Feld 7 eine Begründung für die „Verordnung außerhalb des Regelfalles“ anzugeben. Die Verordnungsmenge ist bei solchen Verordnungen so zu bemessen, dass abhängig von der Behandlungsfrequenz mindestens eine ärztliche Untersuchung innerhalb von 12 Wochen gewährleistet ist. Bestimmte Heilmittel wie z. B. Krankengymnastik können auch in der Gruppe durchgeführt werden. Sollte eine Gruppenbehandlung im Vergleich zur Einzeltherapie die sinnvollere Variante sein, hat der Arzt diese auch aus Kostengründen vorzusehen und das Feld 8 zu kennzeichnen. Wann und wo? Grundsätzlich erfolgt die Heilmittelbehandlung in der Praxis des Therapeuten. Die Verordnung im Rahmen eines Hausbesuchs ist nur dann zulässig, wenn der Patient aus medizinischen Gründen den Therapeuten nicht aufsuchen kann oder wenn der Hausbesuch aus medizinischen Gründen zwingend erforderlich ist. Ist das der Fall, hat der Arzt das Feld 9 auf der Verordnung anzukreuzen. 5 4 8 6 10 9 11 3 Voraussetzung für die häusliche Krankenpflege ist eine Erkrankung, die behandelt werden muss. 2 1 7 Der Beginn der Heilmitteltherapie sollte aus naheliegenden Gründen in zeitlichem Zusammenhang mit der ärztlichen Verordnung stehen. Der Arzt hat daher die Möglichkeit im Feld 10 den spätesten Behandlungsbeginn einzutragen. Fehlt dieser Eintrag, soll die Behandlung innerhalb des nachstehenden Zeitraumes begonnen werden (jeweils in Tagen nach Ausstellung der Verordnung): Physikalische Therapie 10 Tage Ergotherapie 14 Tage Sprachtherapie 14 Tage Podologie 28 Tage Wünscht der Arzt für die Entscheidung über die Fortführung der Therapie einen schriftlichen Bericht des Therapeuten nach Abschluss der Behandlungsserie, kann er dies durch Kennzeichnung des Feldes 11 veranlassen. Für Anliegen und Fragen im Heilmittelbereich stehen bei AOK und BARMER Ansprechpartner zur Verfügung. Nähere Informationen der AOK zum Thema finden Sie im Internetauftritt www.aok-gesundheitspartner.de unter der Rubrik „Heilberufe“. Ansprechpartner der BARMER finden Sie unter www.barmer.de. • info praxisteam 5·2009 13 kaffeepause Um die Welt reisen mit Google Maps Wollten Sie die Welt schon immer mal in aller Ruhe von oben betrachten? Dann dürfte Ihnen Google Maps gefallen. Egal, ob Sie sich Ihre eigene Straße anschauen wollen, das Klinikum in Heidelberg (Bild) oder den Times Square in New York: Sie haben die Wahl zwischen verschiedenen Darstellungen (Karte, Satellit, Gelände) und Maßstäben. Und können bequem einund auszoomen. Sie brauchen nur die gewünschte Adresse ins Suchfenster eingeben, den Rest erledigt die Software. Für größere Städte gibt es darüber hinaus noch eine 3-D-Darstellung. Damit wechselt der Blickwinkel von der Aufsicht zur Straßenansicht. So finden Sie Ihren Stil Stehen mir blaue Smokey Eyes oder pinker Lippenstift? Und passt die neue Trend-Frisur zu mir? Solche Beauty-Fragen können Sie sich jetzt mit dem interaktiven Styling-Tester auf brigitte.de selbst beantworten. Laden Sie einfach ein Bild von sich hoch und stellen Sie aus den Make-up- und Frisurenvorschlägen Ihren Look zusammen. Am einfachsten geht das, wenn Sie mit der Digitalkamera dafür ein eigenes Bild aufnehmen – ungeschminkt und mit nach hinten gebundenen Haaren. Dann können Sie anschließend nach Belieben Gesicht (Grundierung, Concealer, Rouge), Augen (Lidschatten, Eyeliner, Wimpern, Augenbrauen, Kontaklinsen), Lippen (Lippenstift, Lipliner und -gloss) sowie Haare (Frisuren und Haarfarbe) variieren. Sie werden staunen: Mit der Warum schlägt uns Stress plötzlich auf den Magen? Warum kann uns eine unglückliche Liebesbeziehung sprichwörtlich das Herz brechen und warum gibt es viele Menschen, bei denen objektiv keine organisch bedingte Krankheit, sehr wohl aber die entsprechenden Symp-tome feststellbar sind? Verblüffende Zusammenhänge zum Themenkomplex „Körper und Seele“ beschreibt das Buch „Was die Seele glücklich macht“ von Manfred Stelzig. Eine Grundanleitung im täglichen Umgang mit sich selbst. 4. Auflage, 213 Seiten, Ecowin-Verlag, ISBN 978-3902404589, 19,95 Euro Vorschau Die Ausgabe 6 von info praxisteam erscheint am 15. Dezember 2009. Dort finden Sie unter anderem Beiträge zu folgenden Themen: Marktforschung im Wartezimmer Was man aus einer Patientenbefragung alles lernen kann. Hilfsmittel richtig verordnen Teil 2 unserer Serie zum Thema „Richtig verordnen“. 14 info praxisteam 5·2009 www.brigitte.de/beauty/ styling-tester/ Einmaleins der Psyche maps.google.de Ernährung bei Chronikern Bei der Therapie chronischer Erkrankungen ist richtige Ernährung wichtig. richtigen Vorlage sehen die Ergebnisse durchaus professionell aus. Nach einer kostenfreien Registrierung können die Bilder sogar gespeichert und per Mail verschickt werden. Frage des Monats Wir wollen von Ihnen wissen: Wie bereiten Sie sich auf eine mögliche Schweinegrippe-Pandemie vor? Sagen Sie uns im Internet die Meinung oder schicken Sie Ihre Antwort an die Redaktion: Redaktion info praxisteam Neumarkter Straße 43 81673 München Fax: 089 / 43721360 [email protected] info praxisteam Gewinnspiel Machen Sie mit bei unserem Kreuzworträtsel! Wer uns das Lösungswort schickt, kann tolle Preise gewinnen! 1. Preis: Eine Tassimo Kaffeemaschine Liefert per Knopfdruck ein Heißgetränk Ihrer Wahl. Dazu zählen neben diversen Kaffee-Sorten auch Tee und Kakao. 7.–10. Preis: Je ein Buch „Praxis-Yoga“ von Anette Schwipper und Theresia Wölker 2.–6. Preis: Je ein Buch „Was die Seele glücklich macht“ von Manfred Stelzig So geht’s: Gesucht wird ein Begriff aus dem Bereich Hausarztpraxis. Das Lösungswort finden Sie, indem Sie die Buchstaben in den Kreisen in der Reihenfolge der Nummerierung lesen. Alle richtigen Einsendungen nehmen an der Verlosung teil. Mitmachen kann jeder, ausgenommen Mitarbeiter des Verlags und beteiligter Firmen. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Bitte schicken Sie das Lösungswort an: Verlag MED.KOMM. Urban & Vogel GmbH Redaktion info praxisteam Stichwort: Gewinnspiel 5/2009 Neumarkter Str. 43 81673 München oder senden Sie uns eine E-Mail: [email protected] Bitte Absender nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 20. November 2009. Es gilt das Datum des Poststempels oder das Eingangsdatum der E-Mail. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. schwach, zerschlagen griechische Hauptstadt Zahlstelle 7 Gleitschiene (Schlitten) ergreifen und festhalten Zahnplombe Spaß; Unfug Schallbecken aus Metall feste vorErdober- lautes fläche Kind 10 Erholungszustand Trinkschokolade Eier legen und ausbrüten Ballsportart stehendes Binnengewässer Krankheitskeim heftiger Zorn Fahrbahn neben Straßen Laubbaum bestreiten, dementieren 6 Verkehrsleuchte Würde, Ansehen Lebenshauch 3 spanisch: los!, auf!, hurra! auslegen, erklären 4 2 Begeisterung, Schwung Fernsprechapparat Probe, Stichprobe Himmelskörper Kürbisgewächs Kriechtier mäßig warm Offiziersrang unverfälscht Körperglied Schluss runde Schneehütte der Eskimos 5 balgen, luftförmiger raufen Stoff feine Hautöffnung ein Elternteil Baumteil Kosmetikartikel; Salbe 1 große Tür, Einfahrt persönliches Fürwort äußerste Armut 8 Klosterfrau jetzt Sturm m. starken Niederschlägen 9 Lösungswort: info praxisteam 5·2009 15