Der Deutsche Medizintechnik Markt. - B
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Der Deutsche Medizintechnik Markt. - B
Der Deutsche Medizintechnik Markt. Chancen und Risiken für Schweizer Firmen. Studie zur Medizintechnik in Deutschland 1 PROJEKT KOORDINATION: Britta Thiele-Klapproth Swiss Business Hub Germany c/o Schweizer Generalkonsulat Hirschstrasse 22 70173 Stuttgart Deutschland Tel. +49 711 22 29 43 29 Fax +49 711 22 29 43 19 [email protected] HERAUSGEBER: Medtech Switzerland Wankdorffeldstr. 102 Postfach 261 3000 Bern 22 Tel. +41 31 335 62 41 Fax +41 31 335 62 63 [email protected] www.medtech-switzerland.com PROJEKT MANAGEMENT Jonas Frey (Medtech Switzerland) Dieser Bericht soll einen Überblick über diesen spezifischen Markt und seine Chancen zum Zeitpunkt der Herausgabe geben. Jede einzelne Firma sollte ihre eigene Analyse erstellen um ein besseres Verständnis für die Möglichkeiten und Chancen des Marktes zu erhalten. Wir ermutigen Sie Ihre Möglichkeiten zu untersuchen und weiter zu entwickeln basierend auf einer gründlichen Analyse. Die Angaben in diesem Bericht wurden nach bestem Wissen erstellt, gleichwohl werden alle Angaben und Informationen in diesem Bericht unter Ausschluss jeder Gewährleistung und Haftung bezüglich deren Verfügbarkeit, Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität publiziert. Dies gilt auch für die Organisationen, Vereine, Firmen und Individualpersonen, die in diesem Bericht erwähnt werden. Der Leser dieses Berichtes soll die Richtigkeit und Zuverlässigkeit der Informationen überprüfen bevor eine geschäftsrelevante Entscheidung getroffen wird. © Medtech Switzerland 2 Studie zur Medizintechnik in Deutschland Inhaltsverzeichnis Vorwort.............................................................................................................................................4 Einführung........................................................................................................................................5 Medizintechnik-Markt.......................................................................................................................6 Struktur des deutschen Gesundheitswesens................................................................................10 Zulassungs- und Erstattungsvoraussetzungen..............................................................................15 Leistungserbringer..........................................................................................................................20 Vertrieb und Marketing von Medizinprodukten / Medizintechnik...................................................25 Nützliche Kontakte.........................................................................................................................29 Autoren...........................................................................................................................................31 Studie zur Medizintechnik in Deutschland 3 Vorwort Mit einem Gesamtumsatz von rund 26 Mrd. EUR ist der deutsche Medizintechnikmarkt einer der grössten weltweit und bietet auch Schweizer Firmen interessante Absatzmöglichkeiten. Zugleich ist der deutsche Gesundheitsmarkt aber rasanten Änderungen unterworfen: So sank z.B. einerseits die Zahl der Krankenhäuser in Deutschland in den letzten Jahren rapide, andererseits wird die Position von Krankenhausketten immer stärker, was deren Verhandlungsposition stärkt. Andere Krankenhäuser haben sich zu Einkaufsgemeinschaften zusammengeschlossen, um im Kostenwettbewerb bestehen zu können. Auch die Zahl der Krankenkassen hat deutlich abgenommen, der Wettbewerb hat sich verschärft. Anfang 2012 möchte die Bundesregierung zudem ein Reformgesetz zur Gesundheitswirtschaft verabschieden, das auch auf das Geschäft von Medizintechnikfirmen deutliche Auswirkungen haben wird. Besonders relevant ist künftig die Möglichkeit zur Erprobung von innovativen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden zu beantragen, welche bisher nicht von gesetzlichen Krankenversicherungen e rstattet werden. 4 Studie zur Medizintechnik in Deutschland Die Struktur des deutschen Gesundheitssystems – Stichworte sind etwa „duale Finanzierung“, „PKV“ und „GKV“ – erschliesst sich nicht ohne weiteres. Doch ohne diese Kenntnisse ist ein erfolgreiches geschäftliches O perieren auf dem deutschen Markt kaum möglich. Denn allen Änderungen und Einsparungen auf dem deutschen Gesundheitsmarkt zum Trotz – die Möglichkeiten insbesondere auch für Unternehmen aus der Schweiz sind nach wie vor gross: Deutsche sind an innovativer, zuverlässiger Technik sehr interessiert und oft Vorreiter bei deren Einführung. Der deutsche Medizintechnikmarkt ist auf G rund seiner Grösse und Profitabilität hart umkämpft, sowohl von deutschen als auch von ausländischen Anbietern. Die vorliegende Einführung, an der Branchenexperten aus ganz Deutschlang mitgewirkt h aben, soll Unternehmen aus der Schweiz den Markteinstieg erleichtern und Ansprechpartner für weitere Informationen bieten. Einführung Einwohner: 82 Millionen Hauptstadt:Berlin Bundesländer:16 BIP / Einwohner in EUR:30.566 Ausgewählte Beispiele von Bundesländern (BIP / Einwohner in EUR): Hamburg:49.638 Bremen:42.046 Hessen:37.101 Bayern:35.337 Baden-Württemberg: 33.151 Sachsen-Anhalt:22.245 Mecklenburg-Vorpommern:21.730 Arbeitslosenquote:6,6% 73,5% der Arbeitnehmer sind im Dienstleistungssektor beschäftigt. Exporte 2010: 959 Mrd. EUR Importe 2010: 806 Mrd. EUR Die wichtigsten Handelspartner: Frankreich, Niederlande, USA, China Erfolgrei che Geschäfstätigkeit in Deutschland: Do’s and Dont’s Auch eine gründliche Vorbereitung auf das Was viele beim Geschäftemachen in Meeting wird von Ihren deutschen GesprächDeutschland unterschätzen: Die Struktur als spartnern geschätzt. Bundesstaat mit 16 Bundesländern bedeuIn der Regel sind deutsche Unternehmen recht tet auch 16 unterschiedliche Regierungen hierarchisch strukturiert. Es kann daher sein, und A dministrationen mit teilweise unterschiedlicher Gesetzgebung. So haben die Bundass Ihr Gesprächspartner, auch wenn er weitdesländer im Bildungsbereich sehr weitreigehende Befugnisse hat, vor dem Treffen einer chende Autonomie („Länderhoheit“), das gilt Entscheidung (z.B. Vereinbarung oder Vertrag) auch für Teile der Gesundheitsversorgung. Die unternehmensintern Rücksprache halten muss. G ewerbesteuer wird von den Gemeinden selbst Der Entscheidungsfindungsprozess kann daher erhoben mit unterschiedlichem Hebesatz. manchmal etwas länger dauern. Natürlich gibt es bei der Grösse des Landes Nicht alle Deutschen fühlen sich sicher im recht starke regionale Unterschiede, was die Sprechen fremder Sprachen. Dies sollte man Geschäftsmentalität betrifft. Die folgenden vor sensiblen Angelegenheiten, wie etwa VerGrundregeln finden aber in allen Regionen tragsverhandlungen, berücksichtigen. Anwendung. Deutsche Geschäftspartner sind meistens an Pünktlichkeit wird von Ihren deutschen Gelangen Geschäftsbeziehungen interessiert. Daschäftspartnern sehr geschätzt und als Zeichen her ist neben einem interessanten Preis auch Ihrer Seriosität gewertet. die gute Qualität eines Produktes entscheidend. Dies gilt ebenso für das Einhalten von Deadlines und Verabredungen. Studie zur Medizintechnik in Deutschland 5 Medizintechnik-Markt Die Medizintechnik ist als eine Teilbranche der optischen, medizinischen und mechatronischen Industrie definiert und gilt in Deutschland als innovativ, wachstumsstark und zukunftsträchtig. Der Gesamtumsatz der produzierenden Medizintechnikunternehmen lag im Jahr 2010 bei 20 Milliarden Euro und stieg damit gegenüber dem Vorjahr um 9,4 Prozent. Der Auslandsumsatz konnte um 12 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro gesteigert werden. Der Inlandsumsatz legte hingegen leicht um 5 Prozent zu und lag 2010 bei 7,2 Milliarden Euro. Verursacht wird das Wachstum durch den medizinisch-technischen Fortschritt (durch innovative Verfahren können mehr Krankheiten behandelt werden), dem demografischen Wandel (Behandlung älter werdender, multimorbider Patienten) und einem erweiterten Gesundheitsverhalten der Konsumenten/Patienten (Lebensqualität). Die Gesundheitsausgaben für Medizinprodukte in Deutschland (ohne Investitionsgüter und Zahnersatz) beliefen sich im Jahr 2009 auf ca. 26 Milliarden Euro. Hauptkostenfaktoren sind Hilfsmittel mit 13,9 Milliarden Euro und sonstiger medizinischer Bedarf mit 11,4 Milliarden Euro sowie Verbandsmittel, die unter Arzneimitteln erfasst werden, mit 1 Milliarde Euro. Die wichtigsten Abnehmer von medizintechnischen Produkten sind Krankenhäuser. Der Umsatz der deutschen Medizintechnik Industrie Quelle: Spectaris, Verband der Hightech-Industrie, 2010/11; Die deutsche Medizintechnik-Industrie, Berlin 2010/11 6 Studie zur Medizintechnik in Deutschland Abnehmer von Medizinte chnik Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin 2005 Häufigste Krankheiten und Todesursachen Die häufigsten Todesursachen waren im Jahr Todesursache festgestellt. Krankheiten des 2010 Erkrankungen des Kreislaufsystems; Atmungssystems waren bei 7,0 Prozent und verursacht durch diese starb fast jeder Zweite Krankheiten des Verdauungssystems bei 5,0 (41,1 Prozent). Bei jedem vierten Sterbefall Prozent der Gestorbenen die Todesursache. (25,5 Prozent) wurde eine Neubildung als Häufigste Todesursachen 2010 Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2010 Studie zur Medizintechnik in Deutschland 7 Augenoptik Die Umsätze der augenoptischen Industrie in Deutschland betrugen 3,9 Milliarden Euro im Jahr 2010 und sind somit gegenüber dem Vorjahr um ca. 6 Prozent gestiegen. Das starke Exportgeschäft verzeichnete einen Umsatz von 1,91 Milliarden Euro. Im Inland stieg der Umsatz auf 1,99 Milliarden Euro (+2,5 Prozent). Insgesamt tragen in Deutschland 39,2 Millionen Erwachsene (älter als 16 Jahre) eine Brille, und 2,7 Millionen tragen Kontaktlinsen. Im Bereich der Brillengläser ist Deutschland Weltmarktführer. Seit 2004 erbringen die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) nahezu keine Zuschüsse mehr für Sehhilfen. Brille und Kontaktlinse sind seitdem zum Lifestyle-/ Wellness-Produkt geworden. Seit Ende der 90er Jahre hat sich auch in Deutschland die Korrektur der Hornhaut mittels eines Laser (LASIK) durchgesetzt. Die führenden Hersteller in Deutschland sind die Firmen Carl Zeiss Optik, mit einem Umsatz von 2,98 Milliarden Euro im Zeitraum 2009/10 und 12.971 Mitarbeitern, und Rodenstock mit einem Umsatz von 350 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2009 und ca. 4’000 Mitarbeitern. Die deutsche Augenoptische Industrie IM ÜBERBLICK Jahr 20062007200820092010 Abw. 10/09 Gesamtumsatz (Mrd. €) 3,68 3,7 3,76 3,69 3,9 5,70% Inlandsumsatz (Mrd. €) 1,8 1,85 1,9 1,94 1,99 2,50% Auslandsumsatz (Mrd. €) 1,88 1,92 1,86 1,75 1,91 9,20% Beschäftigte (Tsd.) 21,321,521,521,221,4 1,00% Betriebe (Anzahl) 150150149149150 0,70% Quelle: Spectaris, Verband der Hightech-Industrie, 2010/11; Die deutsche Medizintechnik-Industrie, Berlin: s.n., 2010/11 Hörgeräte Nach Schätzungen beläuft sich die Anzahl der Schwerhörigen in Deutschland auf 14 Millionen, von denen nur 2,5 Millionen ein Hörgerät tragen. Im Jahre 2007 wurden in Deutschland Hörgeräte im Wert von einer Milliarde Euro verkauft. Ein Geschäft, das in Deutschland Hörgeräte verkaufen möchte, muss mindestens einen Hörgeräteakustiker (mit Meisterprüfung) beschäftigen. Ca. 4’000 Läden werden durch unabhängige Hörgeräteakustiker (75 Prozent) und durch Händlerketten (25 Prozent) geführt. Das internationale Duopol der Komponentenhersteller teilen sich „Acoustic“ und „Sonion“ und das Oligopol der Hörgerätehersteller in Deutschland die Firmen: „Siemens“, „Sonova“, „William Demant“, „GN Resound“ und „Widex“; diese haben zusammen einen Marktanteil von 95 Prozent. Orthopädie- und Rehatechnik 2009 wurde der deutsche Markt für Orthopädietechnik auf über 3 Milliarden Euro geschätzt. In Deutschland gibt es rund 1.600 8 Studie zur Medizintechnik in Deutschland orthopädietechnische Betriebe, in denen etwa 13’000 Fachkräfte arbeiten. Marktführende Unternehmen im Bereich Orthopädietechnik sind Otto Bock (4.218 Mitarbeiter und ein Umsatz von 499,7 Mio. Euro im Jahre 2009), die Bauerfeind AG (ca. 2’000 Mitarbeiter in Deutschland und ein Umsatz von 165,1 Millionen Euro im Jahre 2007) und die Firma Medi (ca. 1’000 Mitarbeiter in Deutschland); weitere Unternehmen sind Sunrise Medical, ETAC, Küschall AG, Ulrich Alber AG und T huasne/ Thämert. In der Rehatechnik sind Meyra, Invacare, O rtopedia, Otto Bock und Bischoff & Bischoff grosse Hersteller. Drug-Device-Combination Drug-Device-Combinations sind Kombinationen aus einem pharmakologischen Wirkstoff und einem Medizinprodukt, welches selbst die biochemischen Prozesse im Körper nicht beeinflusst. Zu unterscheiden sind hierbei fünf Segmente: • „Drug-eluting-Stents“ (medikamentenbe schichtete Stents) • mit Antibiotika beschichtete Katheter zur Vorbeugung von Harnwegsinfektionen • antibiotikahaltiger Knochenzement zur Absenkung von Infektionsrisiken z.B. bei Hüftimplantaten • biologische Wundpflegeprodukte und trans dermale Pflaster (Hormonabgabe über die Haut) • photodynamische Tumortherapie Das Marktvolumen der letzten vier Bereiche wird auf 2,8 Milliarden Euro geschätzt. Diagnostik Der Markt für die Herstellung von Labortests und Diagnoseverfahren für ärztliche Laboratorien verbüsste im Jahr 2010 einen Umsatzrückgang von 0,9 Prozent auf 2,14 Milliarden Euro. Dabei zeigte der Markt für klassische L abordiagnostik einen leichten Anstieg von 0,3 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro und der Geschäftsbereich der Schnelltests, meist unter Selbstanwendung der Patienten, einen Rückgang von 2,8 Prozent auf 800 Millionen Euro auf. Der Markt für In-vitro-Diagnostika in Deutschland repräsentierte 2007 einen Umsatz von 2’053,5 Millionen Euro. Roche ist Marktführer für In-vitro-Diagnostik. Die Kosten für allgemeine Labordiagnostik nehmen nur 2,2 Prozent (3,35 Milliarden Euro) der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen ein. Zahnheilkunde Mit über 2 Milliarden Euro und einem Anteil von 14 Prozent an allen medizintechnischen Produkten bilden zahnärztliche Materialien, Geräte und Systeme ein grosses Marktsegment. Eine führende Position besetzt Deutschland auch im Bereich Zahnprothetik mit einem Umsatz von 777,9 Millionen Euro und im B ereich Dentalbohrmaschinen mit 319,2 Millionen Euro. Die Firma Kavo Dental stellt u.a. dentale Turbinen oder Behandlungseinheiten her, hält mehr als 2'200 Patente und ist einer der Marktführer in Deutschland. Das Unternehmen VITA Zahnfabrik ist Markt- und Technologieführer in der Zahnprothetik mit einem Sortiment aus Zahnfarbbestimmungssysteme, Zähnen, Verblendmaterialien für Kronen und Brücken, Vollkeramik-Gerüsten und Geräten zur Verarbeitung von VITA-Materialien (z .B. Dentalöfen). Henry Schein Dental Depot GmbH ist Marktführer im deutschen Dentalfachhandel. Bildgebung Röntgen- und Strahlentherapiegeräte umfassen einen Anteil von 14,5 Prozent am Produktspektrum der Medizintechnikindustrie in Deutschland. Die Produktpalette besteht aus Computertomographen, Röntgengeräten, Röntgenröhren und -schirmen sowie Alpha-, Beta-, und Gammastrahlengeräte für die Diagnose und Therapie. Der Umsatz mit bildgebenden Verfahren in Deutschland betrug ca. 580 Millionen Euro im Jahr 2010; damit haben die Hersteller bildgebender Diagnostik- und Ultraschallsysteme ein Umsatzwachstum von rund acht Prozent auf dem deutschen Markt erzielt. Andere Elektrodiagnosegeräte und -systeme (u.a. Magnetresonanztomograph) haben einen Anteil von 8 Prozent an der Gesamtproduktion medizintechnischer Güter. Bedeutende Unternehmen in der Branche sind Siemens Healthcare (Weltmarktführer in der Magnetresonanztomographie), General E lectric, Philips Medizin Systeme und Toshiba, die gemeinsam über 75 Prozent des Marktanteils verfügen. Studie zur Medizintechnik in Deutschland 9 Struktur des deutschen Gesundheitswesens Die Struktur des deutschen Gesundheitswesens kann gut anhand der Zahlungs- und Leistungsströme erläutert werden. Dabei soll zur Vereinfachung der Fokus auf vier wesentliche Bausteine gerichtet werden: Die Finanzierungsweise, das Versicherungswesen, die Leistungserbringer- und die Patientenstruktur. Diese Bausteine sind eingebettet in den politischen rechtlichen Rahmen. Darüber h inaus existieren zahlreiche Verbände und Interessenvertretungen aller relevanten Teilnehmer im Gesundheitswesen, die die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens durch ihre aktive Mitgestaltung spürbar beeinflussen. Finanz- und Leistungsströme im deutschen Gesundheits wesen Die Finanzierung Die Finanzierung ist für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die Private Krankenversicherung (PKV) unterschiedlich. Die Finanzierung in der GKV speist sich aus drei Quellen, den Beiträgen der Versicherten, den Beiträgen der Arbeitgeber und Steuerzuschüssen durch den Staat. Diese Zahlungen fliessen, mit Ausnahme der Steuerzuschüsse, welche direkt zugeführt werden, über die Krankenkassen an den Gesundheitsfonds. Aus dem Fonds werden die Zuweisungen an alle Krankenkassen verteilt, aus denen jede Krankenkasse ihre 10 Studie zur Medizintechnik in Deutschland Ausgaben für die Gesundheitsleistungen und Verwaltungskosten decken muss. Die Höhe der Beitragssätze ist bundeseinheitlich gleich und beträgt zurzeit 15,5% des Einkommens, wovon 7,3% der Arbeitgeber und 8,2% der Arbeitnehmer trägt. Sollte die Höhe der Zuweisungen die tatsächlichen Kosten einer Krankenkasse nicht decken, so können sie einen Zusatzbeitrag von ihren Versicherten verlangen. Die Finanzierung der PKV erfolgt auf privatvertraglicher Basis. Zu unterscheiden sind hierbei die Vollversicherung, die die gesamten K rankheitskosten absichert, die Teilversicherung, welche z.B. bei Beamten mit Anspruch auf Beihilfe einen Anteil der Krankheitskosten absichert und die Zusatzversicherung, welche zusätzliche Risiken wie z.B. Auslandkrankenschutz, Krankenhaustagegeld, Krankentagegeld etc. absichert. Im Gegensatz zur GKV sind die B eiträge der PKV einkommensunabhängig. Die Beitragshöhe berücksichtigt ausserdem die Bildung von Rückstellungen, welche die steigenden Gesundheitsausgaben im Alter absichern soll. Aufgrund der unvermeidlichen Prognoseunsicherheit können sich die Beiträge mit der Zeit deutlich verändern. Die Deutschen Krankenversicherungen Die deutsche Krankenversicherung gliedert sich geführt. Dieser wurde in der Vergangenheit wie bereits erwähnt in die gesetzliche Krankenvorwiegend über den Beitragssatz, in geringem versicherung (GKV) einerseits und in die priUmfang über Service- und Qualitätsmerkmale vate Krankenversicherung (PKV) andererseits. geführt. Insbesondere Kassen mit geringem Ca. 85% der Einwohner sind in einer gesetzliBeitragssatz haben hohen Zulauf, vorwiegend chen Krankenversicherung (GKV) versichert, junger und gesunder Mitglieder erfahren. ca. 11% in der privaten Krankenversicherung Dadurch wurde die Morbiditätsverteilung zu (PKV). Die übrigen ca. 4% der Einwohner Gunsten der billigeren Kassen verschoben. Mit sind Personen mit Anspruch auf KrankenverEinführung des Einheitsbeitrags im Jahr 2009 sorgung als Sozialhilfeempfänger(in), Kriegsund der Möglichkeit zur Erhebung von Zuschadenrentner(in) oder Empfänger(in) von satzbeiträgen hat sich der K assenwettbewerb Unterhaltshilfe aus dem Lastenausgleich, nochmals deutlich verschärft. Solche Kassen, Beamte, Richter, Freie Heilfürsorge der Polizei, die aufgrund der höheren Kostenposition zur der Bundeswehr und Zivildienstleistende. Erhebung eines Zusatzbeitrags gezwungen sind (zur Zeit 9 GKV Unternehmen), haben Zurzeit gibt es ca. 150 GKV-Unternehmen, in den ersten Monaten nach dessen Einfühdie sich in sechs Kassenarten (AOK, BKK, rung zwischen 10% (DAK, KKH-Allianz) und Ersatzkassen, IKK, Knappschaft und LKK) 50% (BKK für Heilberufe) ihrer Versicherten gliedert. Nach den Bestimmungen des Geverloren, wodurch sich das Kostenproblem für sundheitsstrukturgesetzes kann jeder Versidie betroffenen Kassen noch verschärft hat. cherte grundsätzlich zwischen allen Kassen frei Die City BKK wurde sogar komplett aufgelöst. wählen. Umgekehrt besteht für die GKV ein Zudem hat die Suche nach neuen Erfolgsuneingeschränkter Kontrahierungszwang ohne rezepten begonnen. Neben der Optimierung vorherigen Gesundheitscheck der Mitglieder. der k lassischen Hebel zur Ausgabensteuerung, Familienangehörige der Mitglieder ohne eiz.B. Rechnungsprüfung im Krankenhausgenes Einkommen sind in der GKV beitragsund Hilfsmittelbereich, haben einige Kassen frei mitversichert. Die Leistungsgewährung erauch die Optimierung der Versorgung insbefolgt nach dem Sachleistungsprinzip, d.h. das sondere von chronisch kranken Versicherten Mitglied der GKV erhält im Bedarfsfall eine stark forciert, um durch eine gegenüber ihren Sachleistung (Operation, Arztbesuch, MedikaWettbewerbern kostengünstigere Versorgung mente, Hilfsmittel etc.). Die Bezahlung erfolgt den Deckungsbeitrag je Versicherten zu optidirekt an die Leistungserbringer (z.B. Kranmieren. Andere konzentrieren sich durch gekenhaus) oder indirekt über die Kassenärztlieignete Marketingmassnahmen und eine klare chen Vereinigungen (Ärzte, Zahnärzte). Die gePositionierung auf junge und gesunde Versibotenen Leistungen sind im S ozialgesetzbuch cherte und versuchen dadurch, Leistungsausklar definiert und erlauben daher nur geringe gaben und Verwaltungskosten zu minimieren. Differenzierungsmöglichkeiten durch die einDurch das Wirtschaftlichkeitsstärkungsgesetz zelnen GKV Unternehmen. Leistungsdifferen(WSG) wurde der GKV weitere Hebel in die zierung bzw. Angebot von Zusatzleistungen Hand gegeben, ihre Kosten weitere zu senken. können durch sogenannte Satzungsleistungen Besonders hervorzuheben sind die Möglichkeit der jeweiligen Kasse ergänzt werden. Der seit zum Abschluss von Selektivverträgen zwischen 1996 mögliche Kassenwechsel hat seitdem zu Kassen und Leistungserbringern (u.a. Krankeneinem stetig steigenden Kassenwettbewerb häuser und Medizinische Versorgungszentren Studie zur Medizintechnik in Deutschland 11 (MVZ), Möglichkeiten zur Vereinbarung von Rabattverträgen mit Pharmaunternehmen und die Erlaubnis kassenartübergreifender Fusionen. Dadurch hat sich allein seit 2009 die Zahl der Krankenkassen um ca. 25% reduziert. Dieser Trend wird sicherlich auch in der Zukunft anhalten und führt zu weiteren Skaleneffekten und Einkaufsvorteilen, die die Kostenposition der Krankenkassen weiter verbessern wird. Politisches Ziel ist, die Zahl der Krankenkassen auf ca. 30 bis 50 zu senken. Ca. 50 PKV-Unternehmen bieten zurzeit in Deutschland eine private Voll- oder Zusatzversicherung an. Die Leistungsgewährung erfolgt im Bereich ambulanter Leistungen nach dem Kostenerstattungsprinzip, d.h. der Versicherte erhält von seinem Arzt oder durch eine vom Arzt beauftrage Verrechnungsstelle eine Rechnung, die ihm nach einer Prüfung erstattet wird. Bei stationären Behandlungen rechnet das Krankenhaus nach DRG i.d.R. direkt mit der PKV ab, gesondert berechenbare Leistungen nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) über den Patienten. In die PKV können sich alle Personen versichern, für die keine Versicherungspflicht in der GKV besteht. Hierunter fallen Personen mit einem Einkommen über der Jahresentgeltgrenze (zurzeit 49.500,-€ pro Jahr), Beamte, Selbstständige und Freiberufler. Die Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung ist nur dann möglich, wenn die Kriterien für die gesetzliche Versicherungspflicht wieder erfüllt werden, das Alter unter 55 Jahren liegt bzw. eine Familienversicherung möglich ist. In der PKV herrscht seit längerem schon ein Preis-/Qualitätswettbewerb, der einerseits auf Wechsler zwischen PKV Unternehmen, andererseits auf freiwillig Versicherte der GKV gerichtet ist. Folglich bietet die PKV ein breites Spektrum an Leistungsund Tarifangeboten. Hier sind insbesondre drei Systeme üblich, die z.B. e rfolgsabhängige Beitragsrückerstattungen, Pauschalleistungen oder Leistungsfreiheitsrabatte gewähren. Auch seitens der Politik besteht das Interesse, den Wettbewerb zwischen PKV Unternehmen und zwischen PKV und GKV herzustellen. So wurde beschlossen, dass Privatversicherte beim Wechsel ihrer Versicherung einen Teil der gebildeten Altersrückstellungen auf die neue Gesellschaft übertragen können. Die Krankenhauslandschaft und Einkaufskooperationen Die Leistungserbringer gliedern sich in den S ektor. Verschiedene Szenarien gehen davon Stationären Sektor (Krankenhäuser, Rehaaus, dass ca. 15% - 25% der KrankenhauskaEinrichtungen, Stationäre Pflege), Ärzte und pazitäten durch Fusionen und Schliessungen Z ahnärzte, Apotheken und sonstige Heil vom Markt bereinigt werden. Im Akutsektor berufe, z.B. Heilpraktiker, Physiotherapeuten, führt die Möglichkeit der Einzelverträge (seleKrankengymnasten etc. Für die Medizintechktives Kontrahieren) zwischen Krankenkassen nik besonders interessant ist der stationäre und Krankenhäusern bzw. KrankenhausverBereich, der im Folgenden daher näher dargebünden zusätzlich zu Wettbewerbsdynamik, stellt werden soll. vor allem bei komplexen, standardisierbaren In Deutschland existieren ca. 2’000 KrankenLeistungen. Gegen den Trend der Markthäuser, die insgesamt eine Kapazität von ca. bereinigung wächst der Bereich der privaten 500’000 Betten vorhalten. Die KrankenhausKrankenhäuser. Ursache der Privatisierungslandschaft unterscheidet sich u.a. nach Form welle sind häufig fehlende Investitionsbereitihrer Trägerschaft private Träger (ca. 31% schaft und -fähigkeit der kommunalen Träger aller Krankenhäuser und 16% der Betten), aufgrund der schlechten Haushaltslage, operafreigemeinnützige Träger (ca. 37% der Krantive Betriebsverluste, eine fehlende strategische kenhäuser und 35% der Betten) und öffentliO rientierung und Perspektive, politische Inteche Träger (ca. 32% der Krankenhäuser und ressenkonflikte und politische Einflussnahme 47% der Betten). Der zunehmende Wettbeauf das Betriebsmanagement. Die Krankenwerb zwischen Krankenhäusern um Patienten häuser entwickeln sich zunehmend zu vertikal um qualifiziertes Personal, die Reduktion der und horizontal i ntegrierten GesundheitskonVerweildauern sowie der permanente Ratiozernen, die im Zentrum einer regionalen Vernalisierungsdruck führen zu einer anhalsorgungsstruktur stehen. Da dies lediglich in tenden Marktbereinigung auf dem stationären einem begrenzten regionalen Umfeld effizient 12 Studie zur Medizintechnik in Deutschland und p atientenfreundlich darstellbar ist, ist die regionale Clusterbildung für alle Gesundheitskonzerne und -verbünde in jeder Trägerschaft eine strategisch sinnvolle Zielsetzung, die durch die derzeitige Haltung des deutschen Kartellamts partiell negativ beeinträchtig wird. Besondere Wachstumsraten zeigen Krankenhausketten oder -gruppen, die ihr Wachstum fast ausschliesslich über Akquisitionen von Krankenhauseinrichtungen mit Versorgungsauftrag bzw. Plankrankenhausstatus realisieren. Zu den grössten der ca. 26 privaten Krankhausgruppen zählen u.a. Asklepios (ca. 2 Mrd. € Umsatz p.a.), Rhön-Klinikum (ca. 1,9 Mrd. €), Helios/Fresenius (ca. 1,7 Mrd. €). Zu den grossen 12 konfessionellen und gemeinnützigen Krankenhausgruppen zählen u.a. Marienhaus Kranken- und Pflegegesellschaft, Agaplesion, Johanniter, St. Franziskus Stiftung Münster, proDiako. Zu den staatlichen und kommunalen Krankenhausgruppen zählen verschiedene Verbünde (z.B. Vivantes, Städtische Kliniken München, Städtische Kliniken Stuttgart, Kliniken Köln, Kliniken Bremen, Elbsandkliniken etc.) und 35 Universitätskliniken. Darüber hinaus gibt es die Vereinigung der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken. Im Bereich der Rehabilitation betreibt die Deutsche Rentenversicherung, ca. 30 eigene Kliniken. Um im Qualitäts- und Kostenwettbewerb bestehen zu können, stellen sich einzelne Krankenhäuser, Ketten bzw. Gruppen zunehmend neu auf. Bestandteil der strategischen Optimierungsfelder sind neben Leistungsspezialisierung, Prozessoptimierung auch Standardisierungen und Kooperationsstrategien. Hier zeigen sich auch die zahlreichen Einkaufsverbünde und – Organisationen als Katalysatoren für die Senkung der Betriebs- und Investitionskosten. Die Landschaft der Einkaufskooperationen ist mit mehr als 60 Einkaufsgemeinschaften noch sehr fragmentiert. Bei genauer Betrachtung können diese nach drei unterschiedlichen Modelle gegliedert werden, die sich vor allem hinsichtlich des Produktspektrums und hinsichtlich ihrer Entscheidungskompetenz unterscheiden. Den geringsten Grad der Verbindlichkeit bilden vorwiegend kleine, regionale Einkaufskooperationen, die ihre Aktivitäten im Wesentlichen auf den Austausch von Produkt- und Preisinformationen beschränken. Bei engerer Kooperation übernehmen einzelne Krankenhäuser die zentrale Beschaffungsverantwortung und haben die Kompetenz, im Auftrag des Verbunds Geschäfte zu tätigen. Typischerweise müssen in diesem Modell Standardisierungen nach Produktkategorien vorgenommen werden. Einige, vorwiegend grosse Kooperationen bzw. Verbünde gehen noch einen Schritt weiter, indem sie über ein zentrale Entscheidungsinstanz verfügen, die für die Gemeinschaft verbindliche Verträge mit Mengen-/ Preiszusagen schliessen. Beispiele für solche Modelle sind der Klinikeinkauf NiederrheinWestfalen, insbesondere aber auch private Krankenhausgruppen, z.B. die vier grossen Gruppen Asklepios, Helios, Sana und Rhön. Der zunehmende Stellenwert der Einkaufsverbünde wurde auch durch Gründung des Bundesverbands „Beschaffungsinstitutionen in der Gesundheitswirtschaft Deutschland“ (BVBG) Ende 2008 durch die Einkaufsorganisationen AGKAMED GmbH, Comparatio Health GmbH, Einkaufsgemeinschaft kommunaler Krankenhäuser eG, P.E.G. eG, München und die Prospitalia GmbH deutlich. Durch die Zunahme der Kooperation und Einkaufsverbünde haben sich die Preisspielräume deutlich reduziert. „Offene“ Kooperationsmodelle werden daher zukünftig an Bedeutung verlieren. Stattdessen ist zu erwarten, dass Einkaufskooperationen zukünftig in stärkerem Masse höherwertige D ienstleistungen anbieten, z.B. Dienstleistungen zur Unterstützung bei der Prozessoptimierung, Produktstandardisierungen, etc. Voraussetzung dafür ist, dass die Einkaufsorganisation über entsprechende Entscheidungs- und Verhandlungskompetenz verfügt. Damit einhergehen wird ein weiterer Trend der Konsolidierungen der Einkaufsorganisationen. Die verbleibenden Verbünde werden überregional und mit einem breiten Produktspektrum a gieren. Studie zur Medizintechnik in Deutschland 13 Aktue lle Entwicklungen der deutschen Gesundheitspolitik Zum Jahresbeginn 2012 will die deutsche BunWeitere Neuregelungen des VStG ermöglichen desregierung ein Reformgesetz zur Gesundbessere Vermarktungschancen von Produkheitswirtschaft in Kraft treten lassen. Dieses ten der Medizintechnikhersteller. So sollen sogenannte Versorgungsstrukturgesetz (VStG) beispielsweise aufgrund des Ärztemangels in sieht Veränderungen vor, die eine deutliche dünn besiedelnden Gegenden t elemedizinische Auswirkung insbesondere auch auf das GeLeistungen künftig durch niedergelassene schäft von Medizintechnik Unternehmen Ä rzte mit Krankenkassen abgerechnet werden haben. Besonders relevant ist künftig die können. Weiterhin sollen GKV Unternehmen Möglichkeit zur Erprobung von innovativen zukünftig mehr zusätzliche Leistungen über Untersuchungs- und Behandlungsmethoden zu das gesetzliche Mass (sog. Satzungsleistungen) beantragen, welche bisher nicht von gesetzlianbieten und bisher nicht erstattete Behandchen Krankenversicherungen erstattet werden. lungsmethoden, Hilfsmittel etc. bezahlen könMassgebliches Gremium dafür ist der Gemeinnen. Auch durch die Schaffung eines spezialsame Bundesausschuss (G-BA), welches sich ärztlichen ambulanten Sektors für Leistungen, als Selbstverwaltungsgremium paritätisch aus die bisher stationär erfolgen, erschliesst für die GKV- und Ärzte-Vertretern zusammensetzt. Medizintechnik neue Kundensegmente. Der G-BA entscheidet über die Produkte, für die eine Erprobung durchgeführt wird und wie Bereits aus früheren Reformgesetzen ergibt die Studie gestaltet sein muss. Im Erfolgsfall, sich ein auch heute noch anhaltender Trend d.h. wenn das Medizinprodukt einen Zusatzzur Etablierung von Integrierten Versorgungsnutzen gegenüber etablierten Produkten erformen, an denen gerade auch Medizintechnizielt, kann eine Erstattung durch die Krankenkunternehmen mitwirken und ihre Marktposikassen erreicht werden. tion ausbauen können. 14 Studie zur Medizintechnik in Deutschland Zulassungs- und Erstattungsvoraussetzungen Europäische Vorschriften, EG-Richtlinien zu Medizinprodukten und deren Geltungsbereich Durch die Richtlinien: beigetreten oder wenden die Vorschriften teil• 90/385/EWG über aktive implantierbare weise an. Der Europäische Wirtschaftsraum medizinische Geräte umfasst 27 Mitgliedsstaaten der EU und die • 93/42/EWG über Medizinprodukte EFTA Mitgliedsstaaten (European Free Trade • 98/79EWG Invitro-Diagnostika Association) Island, Lichtenstein sowie Norwewird für alle Medizinprodukte der freie Warengen. Die Schweiz hat sich einem Abkommen verkehr im europäischen Binnenmarkt erder Europäischen Union angeschlossen. Damöglicht. CE-gekennzeichnete Produkte sind her gilt die CE-Kennzeichnung auch für die im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) frei S chweiz. verkehrsfähig. Zurzeit sind 31 Vertragsstaaten Produktklassifikation (1) Medizinprodukte mit Ausnahme der In-vitro-Diagnostika und der aktiven implantierbaren Medizinprodukte werden Klassen zugeordnet. Die Klassifizierung erfolgt nach den Klassifizierungsregeln des Anhangs IX der Richtlinie 93/42/EWG. (2) Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Hersteller und einer Benannten Stelle über die Anwendung der vorgenannten Regeln hat die Benannte Stelle der zuständigen Bundesoberbehörde die Angelegenheit zur Entscheidung vorzulegen. (3) Die zuständige Bundesoberbehörde entscheidet ferner auf Antrag einer zuständigen Behörde oder des Herstellers über die Klassifizierung einzelner Medizinprodukte oder über die Abgrenzung von Medizinprodukten zu anderen Produkten. (4) Die zuständige Behörde übermittelt alle Entscheidungen über die Klassifizierung von Medizinprodukten und zur Abgrenzung von Medizinprodukten zu anderen Produkten an das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) zur zentralen Verarbeitung und Nutzung nach § 33 Abs. 1 Satz 1. Dies gilt für Entscheidungen der zuständigen Bundesoberbehörde nach Absatz 2 und 3 entsprechend. Die grundlegenden Anforderungen für Medizinprodukte beschränken sich auf die Festlegungen von Schutza nforderungen für den Patienten hinsichtlich Verbraucher-, Arbeits- und Gesundheitss chutz. Durch die Harmonisierung der europäischen Normen werden die grundlegenden Anforderungen weiter untersetzt bzw. konkretisiert. Die Klassifizierung ist die Basis für das jeweilige Verfahren. Eine CE-Kennzeichnung muss in jedem Fall erfolgen (ausser bei Sonderanfertigungen und MP aus Eigenherstellung), auch wenn ein Produkt durch eine Benannte Stelle zertifiziert werden muss. Die Zuordnung zu der jeweiligen Risikoklasse erfolgt mit Hilfe von 18 Klassifizierungsregeln. Alle Medizinprodukte müssen von Herstellern klassifiziert werden, bevor sie erstmalig in Verkehr gebracht werden. Die Klassifizierungsregeln richten sich nach der Zweckbestimmung des jeweiligen Medizinproduktes. Medizinprodukte werden, abhängig vom Gefährdungspotential, in die vier Klassen (Risikoklassen) I, IIa, IIb und III eingeteilt. Zur Klasse I gehören noch die Unterklassen Is (steril) und Im (Messfunktion). Studie zur Medizintechnik in Deutschland 15 Orientierungshilfen zu den einzelnen Risikoklassen: Klasse Erläuterung Risikopotential I Keine methodischen Risiken Geringer Verletzlichkeitsgrad Kein oder unkritischer Hautkontakt Vorübergehende Anwendung = in der Regel < 60 Minuten gering IIa Anwendungsrisiko mässiger Verletzlichkeitsgrad Kurzzeitige Anwendungen in chirurgisch geschaffenen Körperöffnungen Kurzzeitig = < 30 Tage, ununterbrochen oder wiederholter Einsatz des gleichen Produktes mittel IIb Erhöhtes methodisches Risiko Systematische Wirkungen Langzeitanwendungen Nicht invasive Empfängnisverhütung Langzeitig = > 30 Tage, sonst wie bei kurzzeitig erhöht III Hohes Gefahrenpotenzial Besonders hohes methodisches Risiko Langfristige Medikamentenabgabe Unmittelbare Anwendung an Herz, zentralem Kreislaufsystem besonders hoch zentralem Nervensystem invasive Empfängnisverhütung Abhängig von der Einstufung (Klassifizierung) eines Medizinproduktes besteht für Hersteller die Pflicht einer Selbstzertifizierung (Unternehmenseigene Bestätigung der Konformität, evtl. CE-Kennzeichnung) oder eine Zertifizierung durch eine akkreditierte Zertifizierungsstelle 16 Studie zur Medizintechnik in Deutschland (ausschliesslich Qualitätsmanagementsysteme z.B. DIN EN ISO 13485:2003+AC:2009 bzw. „Benannte Stelle“ (Qualitätsmanagementsysteme und Medizinprodukte mit CE-Kennzeichnung und Ident-Nummer der Benannten Stelle). Alle Medizinprodukte müssen eine CE-Kennzeichnung tragen, wenn sie erstmalig in den Verkehr (im EG-Binnenmarkt) gebracht werden und um in Betrieb genommen werden zu können (siehe § 9 MPG). Dazu ist ein Verfahren zur Konformitätsbewertung nach den Anhängen II bis VII der EWG 93/42 notwendig. Konformitätserklärung bedeutet hierbei, dass durch ein festgelegtes Konfor m itätsbewertungsverfahren ein Hersteller nachweist, dass er die in der/ den Richtlinie(n) vorge g ebenen grundlegenden Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen eingehalten hat. Das Konformitätsbewertungsverfahren muss vom Hersteller für jedes Produkt vor dem erstmaligen Inverkehrbringen durchgeführt werden und ist Voraussetzung für die CE-Kennzeichnung eines Pro d ukts, falls dies in der entsprechenden Richtlinie vorgesehen ist. Am Ende des Konformitätsbewertungsverfahrens stellt der Hersteller eine EG-Konformitätserklärung für sein Produkt aus, in der er erklärt, dass das Produkt zu den Anforderungen schlussfolgernd nach der (den) entsprechenden Richtlinie(n) konform ist. Am Produkt bringt der Hersteller dann die CE-Kennzeichnung an, falls die angewandte Richtlinie dies vorsieht. Ausgenommen davon sind: • Sonderanfertigungen (siehe § 3 Nr. 8 MPG für Gesundheitshandwerker) • Produkte zur Durchführung klinischer Prüfungen (§§ 19, 20 bis 24 MPG) Die CE-Kennzeichnung und deren Bedeutung im Europäischen Wirtschaftsraum „EWR“ ist die Erklärung des Herstellers gegenüber dem Gesetzgeber, dass alle grundlegenden Anforderungen (z.B. entsprechend Anhang I der RL EWG 93/42) eingehalten werden. • Die CE-Kennzeichnung ist eine Art „Reisepass“. • Die CE- Kennzeichnung ist kein Produktsiegel wie GS! • Die CE-Kennzeichnung ist eine Art „Gütesiegel“ für Qualität. • Mit der CE-Kennzeichnung sichern die Hersteller zu, dass die Medizinprodukte die Anforderung en an die Produktsicher heit und Leistungsfähigkeit erfüllen und alle Anforderung en des MPG bei der Entwick lung und Herstellung eingehalten wurden. • Die CE-Kennzeichnung soll allen Anwen- dern im EWR eine gleich hohe Produktsi cherheit und Leist ungsfähigkeit garantieren. • Mit der CE-Kennzeichnung ist der freie Warenverkehr im Europäischen Wirtschafts raum uneinges chränkt möglich. • Daraus ergeben sich für die Hersteller Ein sparungen im Binnenmarkt und in Drittstaaten. Hinweis: CE-Kennzeichnungen müssen wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben, angebracht werden. Hersteller, die sich nicht daran halten, verstossen gegen das Gesetz! Wer ein MP ohne CE-Kennzeichnung (erstmalig) in Betrieb nimmt wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bestraft. Bei fahrlässiger Begehung droht Bussgeld bis 25’000 € (§ 42 Abs. 1,2 und 3 MPG). Die CE-Kennzeichnung darf nur angebracht werden, wenn das Produkt die in den einschlägigen Richtlinien vorgegebenen grundlegenden Sicherheits- und Leistungsanforderungen erfüllt. Zuvor muss es einem Verfahren des Risikomanagements (Minimierung von Risiken), einer klinischen Bewertung und e iner Risiko-Nutzen-Analyse unterzogen werden sowie ein der Risikoklasse des Produktes angemessenes Konformitätsbewertungsverfahren erfolgreich durchgeführt worden sein. Damit der technische Fortschritt bei der Auslegung und der Herstellung von Medizinprodukten berücksichtigt werden kann, werden in den Richtlinien keine technologischen Lösungen spezifiziert, die von den Herstellern einzuhalten wären. Diese spezifischen Regelungen werden in europäisch harmonisierten Normen niedergelegt. Neben der technischen Sicherheit müssen die Hersteller die klinische Leistungsfähigkeit (z.B. in Form von klinischen Prüfungen) ihrer Produkte belegen können. Mit der CE-Kennzeichnung versehene Medizinprodukte sind im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum grundsätzlich frei verkehrsfähig. Sie unterliegen jedoch der Überwachung durch die zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten sowie einem Medizinprodukte-Beobachtungs- und -Meldesystem zur E rfassung und Abwehr von nachträglich bekannt werdenden Risiken. Neben der technischen Sicherheit müssen die Hersteller die klinische Leistungsfähigkeit (zum Beispiel in Form von Studie zur Medizintechnik in Deutschland 17 klinischen Prüfungen) ihrer Produkte belegen können. In Deutschland wurden die Anforderungen an Klinische Prüfungen und Leistungsbewertungsprüfungen im Jahr 2010 grundsätzlich überarbeitet. Nach § 5 MPG ist der Verantwortliche für das erstmalige Inverkehrbringen von Medizinprodukten der Hersteller oder sein Bevollmächtigter. Werden Medizinprodukte nicht unter der Verantwortung des Bevollmächtigten in den Europäischen Wirtschaftsraum eingeführt, ist der Einführer Verantwortlicher. Der Name oder die Firma und die Anschrift des Verantwortlichen müssen in der Kennzeich nung oder Gebrauchsanweisung des Medizinproduktes enthalten sein. Der Hersteller ist gemäss § 5 MPG verantwortlich: • für die Einhaltung der gesetzlichen An forderungen, im Zusammenhang mit dem erstmaligen Inverkehrbringen von Medizinprodukten • für die Ernennung und Beauftragung eines Sicherheitsbeauftragten (§30 MPG) • für die Beauftragung von Medizinprodukte berater (§ 31MPG) • für die regelmässige Qualifizierung von beauftragten Medizinprodukteberatern (§ 31MPG) • für die Überprüfung der Wirksamkeit von Massnahmen Relevante Regierungseinri chtungen / -organisationen Bundesministerium für Gesundheit • Zertifizierungsstellen (Prüfstellen für ProZuständig u.a. für die Gesetzgebung (e uropäisch duktzertifizierung/Qualitätsmanagementund national), internationale und nationale systeme) Gremienarbeit (u.a. Medical Devices Expert •neutral Group, Global Harmonization Task Force, Ar• handeln sozusagen im „hoheitlichen Auftrag“ beitsgruppe Medizinprodukte <Bund-LänderBenannte Stellen erhalten nur für die Bereiche gremium>), Fachaufsicht über nachgeordnete eine Akkreditierung, für die sie einen BefähiBehörden. Für Kontaktdaten unter nützliche gungsnachweis bei der jeweiligen zuständigen Kontakte. Akkreditierungsstelle erbracht haben Folgende Behörden sind für die Überwachung bei CE- Kennzeichnungen zuständig: Die ZLG und ZLS sind gemäss § 26 verantwortlich für Landesbehörden • die Akkreditierungsverfahren der Benannten (=zuständigen Behörden der Länder (z.B. Stellen Regierungspräsidium, Gewerbeaufsichtsamt • Überwachungsbehörde für die Benannten (gemäss § 26 MPG)). Stellen Die Landesbehörden überwachen die: • und haben hoheitliche Aufgaben •Hersteller •Produkte Die BfArM und PEI sind gemäss § 32 verant• berufliche Anwender wortlich für • Kontrolluntersuchungen und Vergleichsmes• die Erfassung, Bewertung und Abwehr von sungen in den medizinischen Laboratorien Risiken bei Medizinprodukten. gemäss § 4a MPBetreibV Dabei ist das PEI (Paul-Ehrlich-Institut, Geschäftsbereich Bundesministerium für GesundBenannte Stellen heit) zuständig für bestimmte risikobehaftete (gemäss § 15 MPG) sind: „Blut- und Infektionsmarker“ und das BfArM • private Unternehmen mit einer besonderen (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizin Akkreditierung durch eine Akkreditierungsprodukte) für alle anderen Produkte. stelle 18 Studie zur Medizintechnik in Deutschland Empfang von Erstattungen Medizinprodukte werden sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich der medizinischen Versorgung angewendet. Im Vergleich zu Arzneimitteln unterscheiden sich die Erstattungsmodalitäten im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) jedoch grundlegend. Während Arzneimittel im ambulanten Bereich mit Ausnahme der in § 34 SGB V aufgeführten Ausn ahmetatbestände angewendet werden dürfen und dem Grunde nach erstattungsfähig sind, unterliegt die Zulässigkeit der Anwendung von Medizinprodukten im ambulanten Bereich dem so genannten Erlaubnisvorbehalt, das bedeutet sie dürfen vorbehaltlich einem positiven Urteil des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) nach § 91 SGB V nicht angewendet werden und sind somit grundsätzlich von der Erstattung durch die GKV ausgenommen. Die CE-Kennzeichnung für Medizinprodukte bringt damit dem Grunde nach keine Erstattungsfähigkeit in der GKV mit sich. Im ambulanten Bereich sind Medizinprodukte durch die GKV gesondert nur erstattungsfähig, wenn diese zur weiteren Verwendung beim Patienten verbleiben oder nach einer einmaligen Verwendung verbraucht sind, wobei Medizinprodukte mit einem geringen Materialwert ausgenommen sind. Die übrigen Kosten für Medizinprodukte gelten als Betriebskosten der Arztpraxen und werden im Rahmen der GKV nicht erstattet bzw. sind ein Teil des Honorars der jeweiligen EBM-Nummer. Medizinprodukte, die als Hilfsmittel erstattet werden, sind e iner separaten Qualitätsprüfung zu unterziehen und unterliegen unterschiedlichen preis lichen Erstattungsregeln. Im Krankenhausbereich gilt das Prinzip der Erlaubnis mit Verbotsvorbehalt, das heisst hier sind neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden grundsätzlich einsetzbar, solange Sie vom G-BA nach §137 c SGB nicht ausgeschlossen wurden. In der Regel werden die Produkte über das Fallpauschalensystem abgegolten. Ausgenommen von der Erstattung sind Anlagegüter, die über die duale Krankenhausfinanzierung refinanziert werden. Preis- und Erstattungsniveau im EU-Vergleich Insgesamt wird dem Standort Deutschland von 8 bis 10 Millionen Euro, eine neue Idee aus der den Unternehmen der Medizintechnologie ein Medizintechnik zur Marktreife zu bringen. In gutes Zeugn is ausgestellt. 60 Prozent sehen ein den USA sind diese Kosten mit rund 80 Milhohes Versorgungsniveau der Patienten. Als lionen Dollar wesentlich höher. grosse Stärken werden gut ausgebildete Ärzte Erhebliche Defizite bestehen in Deutschland (57 Prozent), ein hoher Standard der klinischen allerdings bei der Einführung von Innovationen Forschung (48 Prozent), gut ausgebildete Ingin die Vergütungssysteme, sodass sie dann auch enieure (39 Prozent) und gut ausgebildete Wiszeitnah beim Patienten ankommen. senschaftler (34 Prozent) genannt. Die Nachteile des Standorts Deutschland lasSchwächen sehen die Unternehmen im Erstatsen sich wie folgt zusammenfassen: Eine starke tungsbereich. Nur ein Viertel bezeichnet die Ökonomisierung des Gesundheitsmarktes, Rahmenbe d ingungen für die Erstattung von überzogene Anforderungen an die Erstattung, Medizinprodukten als stabil. Nur 23 Prozent eine nicht funktionierende Innovationsklausel der Unternehmen sind zufrieden mit dem Erim stationären Bereich, eine verzögerte Innovastattungsniveau in Deutschland. tionseinführung in die Vergütungssysteme, ein Die Vorteile Deutschlands liegen in den weniger dynamisches Wachstum im Vergleich kürzeren Zulassungszeiten und in der sehr guten zum Weltmarkt und eine stark eingeschränkte und kosten g ünstigeren klinischen Forschung. Planungssicherheit. In Deutschland kostet es durchschnittlich rund Studie zur Medizintechnik in Deutschland 19 Leistungserbringer Der deutsche Gesundheitsmarkt ist gekennzeichnet durch eine starke sektorale Trennung, die sich u. a. auf den Investitionsbedarf und dessen Finanzierung auswirkt. Im folgenden Beitrag fokussieren wir uns auf den stationären Leistungserbringer und darunter insbesondere auf Krankenhäuser (Spitäler). Arten von Leistungserbringern Die starke sektorale Trennung kann an zwei Eine weitere Unterscheidung der LeistungserUnterscheidungsmerkmalen aufgezeigt werden. bringer ist nach der Versorgungsart möglich. Das erste Unterscheidungsmerkmal ist die Es wird zwischen ambulanten und stationären Leistungsart. Hier können die gesundheitsbeLeistungen unterschieden. Ambulante Leistunzogenen Kernleistungen wie z. B. medizinische gen können durch niedergelassene Ärzte und Behandlung, Pflege, Therapie und RehabilitaFachärzte, Medizinische Versorgungszentren tion genannt werden. Unterstützende Bereiche (MVZ), OP-Zentren, ambulante Pflegedienste mit Medizintechnikbedarf sind z. B. Anbieter und ambulante Reha-Einrichtungen erbracht für Labor- und Sterilisationsleistungen. Diese werden. Zu den stationären Einrichtungen können als rechtlich selbständige Unternehmen gehören die Krankenhäuser, stationäre Altenagieren oder als Organisationseinheit zu einem und Pflegeheime sowie stationäre Reha-EinKrankenhaus gehören. Drittens der direkte richtungen. Verkauf/Vertrieb von medizintechnischen Zu diesen beiden Unterscheidungsmerkmalen Produkten wie z. B. Rollstühle, Rollatoren etc., gibt es Mischformen wie z. B. Tagesklinidie in Deutschland als Heil- und Hilfsmittel ken und Ambulanzen in Krankenhäusern mit zusammengefasst sind und über Sanitätshäuser speziellen Rahmenbedingungen hinsichtlich angeboten werden. der Abrechnung und Investitionsfinanzierung. Investitionsfinanzierung unterscheidet sich im ambulanten und stationären Bereich Im ambulanten Bereich besteht nur die MöDie Investitionen werden zum einen Teil als glichkeit der Finanzierung über die abgerechPauschalen an die Krankenhäuser je nach Verneten Leistungen. Aus diesen Erlösen bestreisorgungsstufe ausgekehrt zum anderen Teil auf ten die ambulanten Anbieter wie Ärzte, MVZ, Antrag der Krankenhäuser als Einzelförderung Gemeinschaftspraxen, Ärztehäuser, ambulante einer Investitionsmassnahme. Pflegedienste etc. ihre sämtlichen Investitionen. Die Höhe der Investitionszuschüsse unterscheiDeutsche Akut-Krankenhäuser hingegen, die det sich zwischen den einzelnen Bundesländern qua Aufnahme in die bundeslandspezifischen und ist von der Finanzkraft des einzelnen BunLandeskrankenhauspläne einen „öffentlichen deslandes abhängig. Die Fördermittel gemäss Versorgungsauftrag“ erfüllen und kurz auch Krankenhausgesetz reichten daher laut der „Plan-Krankenhaus“ genannt werden, unterDeutschen Krankenhausgesellschaft im Jahr liegen nach dem (bundesweit gültigen) Kran2010 von 36,8 Mio. Euro in Bremen bei 12 kenhausfinanzierungsgesetz der Systematik der Plankrankenhäusern bis zu 500 Mio. Euro in „dualen Finanzierung“. Dies bedeutet, dass die Bayern bei 260 Plankrankenhäuser. Betriebskosten inkl. der Verbrauchsgüter bzw. In der Praxis schrumpfen seit Mitte der 1990er dem medizinischen Bedarf aus den leistungsJahre die Länderbudgets für Investitionen. orientierten Erlösen nach dem DRG-System Noch Anfang der 1990er Jahre gab es für die bestritten werden müssen. Investitionen inkl. ostdeutschen Bundesländer eine gehörige Fider Instandhaltungskosten hingegen müssen nanzspritze und in den Folgejahren bis 2001 von den Bundesländern finanziert werden. lag die Summe der Investitionszuschüsse je 20 Studie zur Medizintechnik in Deutschland Bundesland in Ostdeutschland über denjenigen in Westdeutschland. Ziel war es, den Investitionsrückstand aus DDR-Zeiten auszugleichen. Mittlerweile sind dadurch viele ostdeutsche Krankenhäuser modern ausgerüstet und der Investitionsstau in Westdeutschland wird immer drängender. Für die Jahre 2009 und 2010 war für die westdeutschen Bundesländer ein Anstieg der Fördermittel zu verzeichnen, die Fördermittel in den ostdeutschen Ländern sanken hingegen. Mit dem Krankenhausfinanzierungsrefomgesetz (KHRG) aus dem Jahr 2009 wurde ein Entwicklungsauftrag zur Reform der Investitionsfinanzierung definiert. Danach sollen Plankrankenhäuser ab dem 1. Januar 2012 eine Investitionsförderung durch leistungs- orientierte Investitionspauschalen erhalten. Die Leistungsorientierung ergibt aus einer geplanten Kopplung an das deutsche DRGSystem. Massgeblich sind für die überwiegende Anzahl der Krankenhäuser die erbrachten D iagnosis Related Groups (DRG). In jährlichen Budgetverhandlungen der Krankenhäuser mit den Krankenkassen (oder ihren Verbänden) werden auf der DRG-Ebene die Leistungsmengen jedes einzelnen Hauses festgelegt. Der Leistungspreis ist als Landesbasisfallwert, ein derzeit je nach Bundesland verschiedener Geldbetrag, grundsätzlich vorgegeben und es können nur begrenzte hausindividuelle Abweichungen verhandelt werden. In der Diskussion ist die Vereinheitlichung auf einen Bundesbasisfallwert. Stationäre Kliniken, die nicht Teil der Krankenhausplanung sind, und andere stationäre Einrichtungen wie z. B. Rehabilitationseinrichtungen unterliegen nicht dem Prinzip der dualen Finanzierung. In den Rehabilitationseinrichtungen müssen Investitionen über die Pflegesatzpauschalen abgedeckt werden. In den Nicht-Plankrankenhäusern müssen die Investitionen über die DRG-Erlöse oder z. B. private Behandlungsverträge mit den Patienten finanziert werden. Auswirkungen der dualen Finanzierung auf das Verhandlungsverfahren Eine weitere beschaffungsrelevante Unter- europaweit ausgeschrieben werden. Die Vergascheidung ist das Kriterium der Trägerart. Die beordnung hat das Ziel, einen fairen WettbeGruppe der Krankenhäuser in Deutschland werb sicher zu stellen. unterscheidet sich nach ihren Trägern in Unabhängig von ihrer Trägerschaft ist jedes freigemeinnützige inkl. konfessionelle (37 Plan-Krankenhaus verpflichtet, die VergabeProzent), private (32 Prozent) und öffentliordnung dann einzuhalten, wenn es für die che bzw. kommunale Häuser (31 Prozent) Beschaffung die Investitionsmittel der öffentli(Quelle: Statistisches Bundesamt). Der Anteil chen Hand einsetzt. der Krankenhäuser in privater Trägerschaft Diese Vergabepraxis erfordert auch eine öffenwächst kontinuierlich. Die öffentlichen, komtliche Bekanntgabe der Ausschreibung, die z. munalen Häuser sind aufgrund ihrer Trägerart B. in Tageszeitungen, amtlichen Veröffentliverpflichtet bei der Vergabe von Beschaffungschungsblättern oder auf Internetportalen sowie aufträgen die Vorgaben der Vergabeordnung auf www.bund.de erfolgen kann. Verschiedene (VOL-A) einzuhalten. Danach können LeisBundesländer verfügen auch über eigene Austungsaufträge innerhalb bestimmter Umsatzvoschreibungsportale, hinzukommen gewerbliche lumina nicht „frei“ vergeben werden, sondern Fachblätter. die Leistungen müssen deutschlandweit bzw. Studie zur Medizintechnik in Deutschland 21 Auswirkungen der Sektorengrenze und der dualen Finanzierung auf die Medizintechnikbranche Die strikte Trennung der Finanzierungsströme tionsantrag über die Verhandlungen bis hin zu des ambulanten und des stationären Sektors möglichen Bewilligungen können Jahre verge– man spricht von der Sektorengrenze – sorgt hen. Auszahlungen werden hinausgezögert in Deutschland für grosse Hindernisse bei der bzw. in Raten erstattet. Gepaart mit dem InAnschaffung von Medizintechnik, die sowohl vestitionsstau führt die Lage in der Praxis dazu, für stationäre Zwecke als auch für ambulante dass für Investitionen auch andere FinanZwecke eingesetzt werden soll. Gemeinsame zierungsquellen genutzt werden, wie beispielsAnschaffungen von Krankenhäusern zusamweise Eigenmittel, Kredite, Zuschüsse der (primen mit niedergelassenen Ärzten oder MVZ vaten, freigemeinnützigen oder kommunalen) oder der Betrieb einer krankenhauseigenen Träger oder gar Spenden. Anlage durch niedergelassene Ärzte beispielsKnappe Kassen führen auch dazu, dass verweise bedürfen daher besonderer vertraglicher stärkt Vertragsmodelle wie Leasing oder Miete Umwege. sowie auch Pay-per-Use oder Pay-for-PerforDie duale Finanzierung bringt zudem büromance Modelle genutzt werden. kratische Hindernisse mit sich. Vom Investi- Einkaufsgemeinschaften und Verbünde als Verhandlungspartner Neben den Leistungserbringern als direkten Mengenbündelung und professionelles VerhanVerhandlungspartner sind in Deutschland deln Preisvorteile zu erzielen und diese an ihre Einkaufsgemeinschaften und -verbünde verMitglieder bzw. Kunden weiterzugeben. breitet. Sie bündeln die Nachfrage der einzelDie meisten der Einkaufsgemeinschaften bienen Mitgliedshäuser und verbessern so die Verten ausserdem Beratungsleistungen für den handlungsposition gegenüber den Herstellern. strategischen Einkauf an. Dazu gehören MarktMittlerweile verhandeln die Einkaufsgesellvergleiche, Lieferantenstraffung, Reduktion schaften Medizinprodukte wie z. B. Verbandsder Produktvielfalt u. v. m. stoffe, Nahtmaterial und auch kardiologische Viele Krankenhäuser haben ihren Einkauf und orthopädische Implantate. Hinzugekomdurch eigenständige Zusammenschlüsse gemen sind Arzneimittel. Des Weiteren gehören bündelt. Entweder, weil sie ohnehin in einem zu diesen Verbrauchsmaterialien auch InvestivUnternehmen oder durch denselben Träger mittel wie z. B. bildgebende Diagnostikgeräte zusammengeschlossen sind, oder, weil sie Partund EDV-Hardware, -Software und -Support. nerschaften mit Wettbewerbshäuser eingehen, Es können grob drei Typen von Einkaufsgeum Kostenvorteile zu erzielen. meinschaften unterschieden werden: solche als In den letzten Jahren häufiger anzutreffen sind offener Verbund, als geschlossener Verbund zentrale Einkaufsabteilungen, die als eigensowie Zwischenformen. ständiges Unternehmen strukturiert und aus Für den deutschen Markt gibt es eine überden Muttereinrichtungen ausgegründet wurschaubare Anzahl von offenen Einkaufsgemeinden. Sie erbringen ihre Leistungen in erster schaften in Form von Genossenschaften und Linie für die Muttergesellschaft bzw. für die anderen Rechtsformen. Deren Grösse, Leisder Gesellschaft zugehörigen Einrichtungen. tungsspektrum und Konditionen unterscheiden Einige davon versuchen mittlerweile, auch auf sich in – für Krankenhäuser oft wesentlichen – dem freien Markt ihre Leistungen anzubieten Details. Gemeinsam haben sie das Ziel, durch und damit zusätzlich Erlöse zu erwirtschaften. 22 Studie zur Medizintechnik in Deutschland Wer sind die Entscheider ? Der Prozess der Kau fentscheidung. Der Beschaffungsvorgang kann sich als langDie Einkaufsabteilung kann je nach Medizwieriger Prozess darstellen, an dem verinprodukt anstelle der Medizintechnik involschiedene Akteure beteiligt sind: viert sein. Dies hängt vom Grad des TechnikAbteilungsleiter, dazu gehören neben den anteils ab. Die Grösse und das Know-how Chefärzten als Leiter der medizinischen Fachdieser Abteilungen variieren stark je nach bereiche, die Leitungen von klinikeigenen Grösse und Struktur der Einrichtung. Die Laboren und Sterilisationseinrichtungen, legen Spanne reicht von einem zuständigen Mitarden Bedarf und die Konfiguration der Produkbeitern bis hin zu ganzen Stäben. Die Aufgabe te fest. Sie müssen vom Produkt, seinen Leisder Einkaufsabteilung ist es, die Verhandlung tungen und den Service-Leistungen überzeugt unter Kosten-Gesichtspunkten zu führen. In werden. Gebräuchliche Mittel zur Meinungsverschiedenen Krankenhäusern wurde der findung sind Testungen von Produkten oder Beschaffungsprozess systematisiert und die Besichtigungen von Referenzobjekten in anEinkaufsabteilung hat die Hoheit über alle Bederen Häusern. schaffungsprozesse und wird dadurch immer Die Medizintechnik ist als eigenständige eingebunden. In einigen Krankenhäusern sind Abteilung in den Krankenhäusern etabliert. Produktkommissionen eingerichtet, die mehr Sie haben den Überblick hinsichtlich der techoder minder regelmässig tagen und Entscheinischen Kompatibilität zu den bestehenden dungen über die zu listenden Produkte treffen. Medizintechniksystemen insbesondere, wenn Diese vorgenannten Prozessbeteiligten haben es sich um aktive Medizinprodukte handelt wie jedoch keine bzw. stark eingeschränkte Entz. B. bildgebende Diagnostikgeräte oder karscheidungskompetenzen. Sie können lediglich diologische Implantate zu deren Einstellung Vorschläge und Bewertungen einbringen. Hier evtl. weiteres, herstellerspezifisches Equipment kommt schliesslich die Geschäftsführung als notwendig ist. Entscheidungsträger ins Spiel. Entscheidungsprozess in stationären Einri chtungen Bei Investitionsgütern für stationäre Einrich• Investitionszuschüsse des Trägers (z. B. tungen, hier am Beispiel von Krankenhäusern, Kommune, Landkreis, privater Krankenbereiten die Chefärzte Investitionsentscheidunhausverbund) gen für Medizintechnik vor. Sie melden meist • strategische Überlegungen bei der Geschäftsführung bzw. dem Vorstand • vorliegende fachliche Wünsche der konkrete Wünsche an. Die Geschäftsführung Chefärzte definiert die Budgetgrösse, die von folgenden Der Verteilungskampf im Rahmen des Budgets Rahmenbedingungen bestimmt wird: wird entweder in Chefarztkonferenzen ausge• Investitionsprogramme und Verhandlungen fochten oder es entscheidet das für die Investi mit den für die Krankenhausplanung zustäntions- bzw. Wirtschaftsplanung zuständige Gre dige Behörde/Ministerium (Stichwort „dumium (z. B. die Krankenhausleitung). ale Finanzierung“) Investitions- und Verbrauchsgüter in ambulanten Einrichtungen In ambulanten Einrichtungen ohne Managebezogen. Bei MVZ, Polikliniken und Einrichmentebene treffen die Ärzte persönlich alle tungen mit einer Managementebene sind die Entscheidungen über Anschaffungen. Das MitEntscheidungswege mit denen in Krankenhäuarbeiterteam wird unterschiedlich stark einsern vergleichbar. Studie zur Medizintechnik in Deutschland 23 Wie kann man Entscheidungsträger beeinflussen? In Deutschland gibt es einen stetig fortschreifreundlich oder lässt sie sich auf individuelle tenden Trend zu mehr Restriktionen für die Gegebenheiten anpassen? Werden doppelte Entscheidungsträger, um ihre Beeinflussbarkeit Eingaben oder Handgriffe vermieden? Sind durch Marketingmethoden zu begrenzen. Wegwerfartikel so gestaltet, dass sie auch vor Die Regelungen der Krankenhäuser zur Anoder nach dem Gebrauch umstandslos handnahme von Sachleistungen oder anderen Vorhabbar sind, insbesondere sicher und hygieteilen sind höchst unterschiedlich, von strengen nisch gehandhabt und entsorgt werden könKodizes bis hin zum Wegschauen. Dies hängt nen? Lässt sich das Produkt erweitern oder auch davon ab, ob der Arbeitgeber bzw. Krankanpassen, dass es künftig zusätzliche Funkenhausträger beispielsweise eine Kommune tionen erfüllen kann? oder ein Bundesland ist, die „von Amts wegen“ Dahinter steckt die Frage: In welchen Sinnstrenge Vorgaben machen. Den Mitarbeitern und Tätigkeitszusammenhängen wird das der meisten Einrichtungen in Deutschland ist Produkt eingesetzt und was sind die konkreten die Annahme von Geschenken grundsätzlich Wünsche der Anwender? Je eher das Produkt untersagt. als „Lösung“ im Sinne eines Bausteines einer Weil der Spardruck höher als noch vor einigen ganzen Prozesskette dient, desto höher sind Jahren ist und ausserdem betriebswirtschaftliseine Chancen am Markt. Die Prozessqualität che Entscheidungsebenen/Manager (Geerfordert die Nähe der Entwickler zu den Anschäftsführung, Controlling) zunehmend die wendern, detaillierte Kenntnisse nicht nur über Beschaffung bestimmen, sind vielerorts die das konkrete Einsatzgebietes des Produktes, Kontrollmechanismen stärker und der Entsondern auch über die Zusammenhänge hinscheidungsspielraum Einzelner geringer gesichtlich der vor- und nachgelagerten Prozesse. worden. Auch sollte Klarheit darüber herrschen, welche Fünf wesentliche Aspekte sind aus unserer Personenkreise das Produkt tatsächlich anS icht für eine Kaufentscheidung relevant: wenden. Da kann es grosse länderspezifische •Produktqualität Unterschiede geben, man denke nur an die in • Preis-Leistungsverhältnis und FinanzierungsDeutschland und der Schweiz unterschiedlilösungen che Organisation von Operationsabteilungen •„Lösungsqualität“ und die höchst unterschiedliche Aufteilung von • persönlicher Kontakt Aufgaben und Befugnissen zwischen Ärzten •Service und Pflegekräften. In Deutschland sind neue Die Produktqualität, das Preis-Leistungsvermedizinische Berufsgruppen im Kommen. Solhältnis und auch die Finanzierungsmöglichche Effekte sind insbesondere für Neu- oder keiten sind selbstverständlich markt- bzw. Fortentwicklungen von Produkten oder im produktabhängig. Falle des Markteintritts nach Deutschland entscheidend. Besonders hervorheben wollen wir die „LöDies führt zum weiteren Aspekt, dem persönsungsqualität“, die nach unserer Erfahrung für lichen Kontakt, denn die Anforderungen der die Leistungserbringer immer wichtiger wird. Anwender lassen sich naturgemäss im Kontakt Hintergrund ist der Trend, die Einrichtungen mit ihnen herausfinden. Zudem erhöht es die prozessorientiert zu führen und Kostenvorteile Produkttreue, wenn individuellen Anforderundurch Prozessoptimierungen zu erzielen. Die gen berücksichtigt werden und der Hersteller Medizintechnik kann hier je nach Produktauch nach dem Vertragsabschluss ansprechbar klasse äusserst nützlich sein. Mit Lösungsbleibt bzw. aktiv in Kontakt tritt. qualität meinen wir den Grad der Fähigkeit Ansprechbar für Wünsche und Anregungen zu des Produkts – gleich ob Software, Gerät oder sein, ist auch Teil der Servicequalität. Service Verbrauchsartikel – sich in die Abläufe und kann jedoch weit über die Bearbeitung von ReTätigkeiten in der Einrichtung nahtlos einklamationen hinausgehen. Die Ideen können je zugliedern, Prozessschritte zu verkürzen oder nach Produktklasse weit gehen, von AnwendRedundanzen zu verringern. Wichtige Fragen erschulungen bis hin zu „Rundum-Sorglos-Padazu sind beispielsweise: Hat die Software oder keten“, bei denen der Hersteller gegen Gebühr das Gerät nützliche Schnittstellen zu anderer vielfältige Aufgaben übernimmt. Software? Ist die Bedienung wirklich nutzer- 24 Studie zur Medizintechnik in Deutschland Vertrieb und Marketing von Medizinprodukten / Medizintechnik Mit einem Gesamtvolumen von 280 Mrd. Euro ist der deutsche Gesundheitsmarkt der Grösste in Europa. Mit einem Umsatz von 26 Mrd. Euro (2009) an Medizintechnik und Medizinprodukten ist Deutschland nicht nur für nationale, sondern auch für ausländische Unternehmen ein wichtiger Zielmarkt. Dies betrifft sowohl die Hersteller aus Nachbarländern, als auch global agierende Unternehmen. Darüber hinaus sind deutsche Kunden sehr an moderner und innovativer Technik interessiert und oft Vorreiter bei der Einführung neuer Produkte oder Verfahren. Formen der Präsenz ausländischer Firmen auf dem deutschen Markt Die verbreitetsten Präsenzformen sind: Weniger ausgeprägt ist der Vertrieb über Fach• Direktvertrieb über eine eigene Vertriebsorhandel, Sanitätshäuser etc. als Lieferant. ganisation, meist in Form einer GmbH Der Internetvertrieb spielt (noch) eine geringe • Vertrieb über deutschen Vertriebspartner Rolle. Die Bedeutung an selbstzahlende End – spezialisierter Händler mit Aussendienst kunden (Patienten) nimmt aber zu. Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren der Gesundheitsversorgung Das deutsche Gesundheitswesen ist sektoral Grundsätzlich dürfen in Deutschland für aufgebaut, mit den Bereichen ambulante Vereine medizinische Verwendung nur Produkte sorgung (niedergelassene Ärzte), stationäre verkauft werden, die den Anforderungen des Versorgung (Spitäler) sowie RehabilitationseinMedizinproduktegesetzes (MPG) entsprechen richtungen. Diese Sektoren unterscheiden sich und CE-zertifiziert sind. sehr stark, sowohl in der Beschaffung, als auch insbesondere in der Vergütung. Sektoren der Medizinischen Versorgung Studie zur Medizintechnik in Deutschland 25 Im ambulanten Bereich dürfen nur Behandlungsmethoden (und entsprechende Produkte) eingesetzt werden, die Bestandteil des ärztlichen Leistungskatalogs (EBM bzw. GÖÄ) sind. Hier gilt der sogenannte Erlaubnisvorbehalt, d.h. nur was erlaubt ist, darf eingesetzt werden. Der EBM bzw. die GÖÄ regeln darüber hinaus die Vergütung für die ärztliche Leistung. Die Wahlfreiheit der Medizinprodukte für den Patienten ist in den letzten Jahren sehr stark eingeschränkt worden. Um Kosten zu sparen werden insbesondere Heil- und Hilfsmittel von den wichtigsten Krankenkassen in grossem Umfang ausgeschrieben und unter klaren Kostenaspekten vergeben. Patienten dieser Kassen müssen dann die vorgeschriebenen Produkte nehmen oder sämtliche Kosten selbst tragen. Im stationären Bereich dagegen gilt der Verbotsvorbehalt, d.h. alle Behandlungsmethoden sind möglich, es sei denn sie sind verboten. Die Spitäler sind dementsprechend frei auch im Einsatz neuer Methoden oder Geräte, ohne dass es allerdings eine Finanzierungszusage seitens der Krankenversicherung gibt. Das in Deutschland verwendete DRG-System zur Abrechnung von Krankenhausleistungen orientiert sich an der Art und Schwere der Erkrankung sowie an einer leitliniengerechten Versorgung mit einem Fixbetrag zur Versorgung. Die Vergütung ist weitestgehend unabhängig von den verwendeten Medizinprodukten oder der Dauer der stationären Versorgung. Neue Behandlungsmethoden können also eingesetzt werden, ohne dass es dafür eine zusätzliche Vergütung gibt. Vertriebskanäle In Deutschland haben sich fünf hauptsächliche Distributionskanäle etabliert: Direktvertrieb Das Unternehmen bearbeitet mit eigenen Aussendienstmitarbeitern den Markt. Diese Vertriebsform bietet den besten Marktzugang und den intensivsten Kundenkontakt mit der M öglichkeit direkte Kundenbeziehungen auf- 26 Studie zur Medizintechnik in Deutschland zubauen und langfristig zu nutzen. Nachteile des Direktvertriebs sind die hohen Vertriebskosten und geringe Synergiepotenziale sowie die lange Anlaufzeit zum Aufbau der Kundenbeziehung. Vertrieb über spezialisierte Händler Diese Händler haben sich meist auf eine bestimmte Ärzte- bzw. Produktgruppe spe- zialisiert und bieten ein breites Angebot von Produkten unterschiedlicher Hersteller für diese Zielgruppe an. Möglich sind auch freie Handelsvertreter, die nur für ein Unternehmen tätig sind. Dies sind aber die Ausnahme und auf Grund umfangreicher gesetzlicher Verpflichtungen (Handelsvertreterrecht) für den Lieferanten weniger zu empfehlen. Die Vorteile des Vertriebs über Händler bestehen in der Nutzung bereits bestehender Kundenkontakte und einer schnellen Durchdringung des Marktes dank des Multiplikatoren Effektes mit einer grösseren Anzahl von Vertriebsmitarbeitern. Nachteile sind die Abhängigkeit vom Engagement des Händlers, die geringe Steuermöglichkeit des Aussendienstes und er fehlende Kundenkontakt. Vertrieb über den Fachhandel Ein Vertrieb über den Fachhandel, z.B. Apotheken, Sanitätshäuser u.ä. ist für eine ak- tive Markterschliessung nicht geeignet. Der Verkauf erfolgt hier über den Preis und/oder den Bekanntheitsgrad. Vertrieb über das Internet Zunehmend werden Produkte für den Patienten in Konkurrenz zu den anderen Vertriebskanälen über das Internet, beispielsweise Amazon angeboten. Dies richtet sich ausschliesslich an Selbstzahler. OEM-Vertrieb Natürlich können Produkte auch als OEMProdukte, d.h. nicht unter der Marke des Herstellers, sondern als „eigene“ Produkte des Vertriebspartners in den Markt gebracht werden. Hier könnten sogar konkurrierende Unternehmen beliefert werden. Der Nachteil ist die Austauschbarkeit als Lieferant und der fehlende direkte Kundenkontakt zum Markenaufbau und als Feedback-Instrument. Markenaufbau oder Preiskonkurrenz Das deutsche Gesundheitswesen befindet sich im internationalen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau. Die deutschen Kunden – sowohl Krankenhäuser, als auch niedergelassene Ärzte – sind sehr anspruchsvoll, was die Produktqualität und die Dienstleistungen betrifft. Patienten erwarten für Ihre Krankenkassenbeiträge beste Versorgung ohne persönliche Zuzahlung. Dementsprechend ist das System unterfinanziert. Die Bundesregierung versucht mit ständigen Gesundheitsreformen die Kosten zu dämpfen, was zu immer neuen Verwerfungen im System führt und das Grundproblem steigender Kosten bei sinkenden Beiträgen nicht löst. Vordergründig wird bei Verhandlungen immer der günstigste Preis als Beschaffungsargument genannt. Folgerichtig müssten die meisten Produkte aus Billigländern kommen, was bei weitem nicht der Fall ist. Vielmehr setzt sich die Kaufentscheidung aus mehreren Komponenten zusammen: •Preis •Preis/Leistungs-Verhältnis • Produkt und Produkteigenschaften • Serviceleistungen und Serviceverfügbarkeit • Marke, Marketing • Zukunftssicherheit – gibt es den Hersteller noch in 5 Jahren? • Herkunftsland (Made in Germany und Made in Switzerland hoch angesehen) sowie im Direkt- oder Händlervertrieb die Person, die Kompetenz und die Leistung des Aussendienstmitarbeiters. Bei vergleichbaren Produkten mit geringem Innovationsgrad spielt der Preis die dominante Rolle. Je anspruchsvoller die Produkte, umso wichtiger werden die anderen Komponenten, wobei der Preis nie ausseracht gelassen werden darf. Studie zur Medizintechnik in Deutschland 27 Vertrieb nach Kundengruppen Für die verschiedenen Kundengruppen haben sich auf Grund des Anforderungsprofils unterschiedliche Vorgehensweisen als erfolgreich erwiesen. Die wichtigsten sind: Heil- und Hilfsmittel für Patienten Die Versorgung wird zum grossen Teil von den Krankenkassen bezahlt. Diese schreiben umsatzstarke Produktgruppen aus. Bei der Vergabe steht der Preis absolut im Vordergrund. Die Bedeutung des Internets für Selbstzahler steigt. Niedergelassene Ärzte Diese Kunden sind sehr preissensibel. Verbrauchsmaterial wird über Kataloge spezialisierter Fachhändler bestellt. Investitionsgüter werden meist über den Fachaussendienst von Händlern oder Herstellern mit meist geringen Margen bezogen. Verkauf an Krankenhäuser Der Krankenhauseinkauf wurde in den letzten Jahren sehr professionalisiert. Die meisten Spitäler sind Mitglieder in Einkaufsgemein- schaften und setzen damit Hersteller und Lieferanten unter Druck. Beispielsweise gilt der günstigste Einkaufspreis für ein Produkt eines Hauses der SANA-Einkaufsgemeinschaft automatisch für alle anderen Häuser, die bei der SANA Mitglied sind. Einkaufsgemeinschaften bemühen sich zunehmend um eine Lieferantenreduktion, so dass bis zu 80% einer Produktgruppe von nur ein oder 2 Lieferanten kommen (A und B-Lieferant). Damit sollen bei höheren Stückzahlen günstigere Preise durchgesetzt werden, insbesondere im Verbrauchsmittelbereich. Dadurch wird der Markteintritt für neue Firmen enorm erschwert. Die Entscheidungshoheit liegt bei Einkauf. Bei Investitionsgütern ist das Mitspracher echt der Anwender im Spital höher, wenn auch nicht mehr allein entscheidend. Auch hier besteht durch die Einkaufsgemeinschaften eine grosse Preistransparenz, welche die Verhandlung ohne Alleinstellungsmerkmale erschwert. Empfehlungen für den Markteintritt in Deutschland Für einen erfolgreichen Markteintritt empfeh• Suche geeigneter Kooperationspartner len wir aus unserer langjährigen Beratungs- • Erstellung sämtlicher Unterlagen (falls noch erfahrung folgende Vorgehensweise: nicht vorhanden) in Deutsch – wird vom Marktforschung/Marktanalyse des deutschen Kunden erwartet Marktes zu Abklärung: • Besuch der wichtigsten Fachkongresse/ • Bedürfnisse des Marktes, der Kunden Jahrestagungen/Messen -Marktvolumen, Marktrend • Aufbau von Referenzzentren -Wettbewerbssituation • Erfolgreich Marktdurchdringung -Präferierte Vertriebskanäle -Preissituation Insbesondere der Besuch der entsprechenden • Entscheidung über den geeigneten VertriebsJahrestagung der Ärztegesellschaft erlaubt kanal (Direktvertrieb, Vertriebspartner, e inen guten Überblick über die Wettbewerbs Fachhandel, OEM) situation. 28 Studie zur Medizintechnik in Deutschland Nützliche Kontakte Regierungsstellen Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Rochusstr. 1, 53123 Bonn Telefon: +49 30 18441-0 Friedrichstrasse 108, 10117 Berlin (Mitte) www.bmg.bund.de [email protected] Aufgabe des BMG ist neben der Erhaltung der Leistungsfähigkeit von gesetzlicher und privater Krankenkasse auch die Erarbeitung von Rahmenvorschriften für die Herstellung, klinische Prüfung, Zulassung, Vertriebswege und Überwachung von Arzneimitteln und Medizinprodukten. Die Ziele dabei sind: Qualität, Medizinische Wirksamkeit und Unbedenklichkeit. Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte (BfArM) Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, 53175 Bonn Telefon: +49 228-99-307-30 www.bfarm.de [email protected] Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist eine selbstständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Hauptaufgaben des BfArM sind die Zulassung von Fertigarzneimitteln, die zentrale Erfassung und Bewertung von Risiken bei Medizinprodukten, die Überwachung des (legalen) Verkehrs von Betäubungsmitteln und Grundstoffen, die Beratung der Bundesregierung sowie Forschungsaufgaben. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) Waisenhausgasse 36-38a, 50676 Köln Telefon: +49 221 4724-100 www.dimdi.de [email protected] Das DIMDI stellt hochwertige Informationen für alle Bereiche des Gesundheitswesens zur Verfügung. Es entwickelt und betreibt datenbankgestützte Informationssysteme für Arzneimittel- und Medizinprodukte und verantwortet ein Programm zur Bewertung medizinischer Verfahren und Technologien (Health Technology Assessment, HTA). Verbände Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) Reinhardtstr. 29 b, 10117 Berlin Telefon: +49-30-246 255 - 0 www.bvmed.de [email protected] Der BVMed vertritt als Wirtschaftsverband über 230 Industrie- und Handelsunternehmen der Medizintechnologiebranche. Im BVMed sind unter anderem die 20 weltweit grössten Medizinproduktehersteller im Verbrauchsgüterbereich organisiert. SPECTARIS - Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. Werderscher Markt 15, 10117 Berlin Telefon: +49-30-30 41 40 21-0 www.spectaris.de [email protected] SPECTARIS bündelt die Interessen von rund 400 Mitgliedsunternehmen aus Deutschland und verschafft diesen Zugang zu qualitativ hochwertigen Markt- und Branchendaten und gewährt gezielte Unterstützung für den Aussenhandel. Des Weiteren ergreift der Verband vielfältige Initiativen für seine Mitglieder in Fragen der Technologie- und Forschungsförderung. Studie zur Medizintechnik in Deutschland 29 ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. Lyoner Strasse 9, 60528 Frankfurt am Main Telefon:+49- 69-6302-0 www.zvei.org [email protected] Der Verband vertritt die Interessen von 1.600 elektroindustriellen Unternehmen. Elektromedizinische Technik ist ein Fachbereich innerhalb des Verbandes. Bundesverband der Beschaffungsorganisationen in der Gesundheitswirtschaft Kreilerstr. 24, 81673 München Telefon: +49-89-62300210 www.bvbg.de [email protected] Zusammenschluss verschiedener Einkaufsverbünde von Krankenhäusern. Medizinische (Fach-)Gesellschaften In Deutschland sind weit über 100 medizinische Fachgesellschaften aktiv. Über den Link http://www.awmf.org/fachgesellschaften/mitgliedsgesellschaften.html kann eine Liste der Fachgesellschaften eingesehen werden. Messen MEDICA / COMPAMED Düsseldorf, jährlich im November www.medica.de, www.compamed.de Weltgrösste Messe der Medizintechnik, bedeutend für den deutschen Markt, aber auch internationales Geschäft. Parallel findet der Kongress Deutscher Krankenhaustag statt. An der Medica wird von Medtech Switzerland ein Swiss Pavilion organisiert: www.medtech-switzerland.com MEDTEC Europe Stuttgart, jährlich im März www.medteceurope.com Fachmesse u.a. zu medizintechnischen Komponenten und Maschinen für die medizintechnische Herstellungsindustrie. Medtech Switzerland organisiert an dieser Messe einen Swiss Pavilion: www.medtech-switzerland.com Publikationen Eine Übersicht über tonangebende Fachzeitschriften bieten die folgenden Links: http://www.ktm-journal.de (Krankenhausmanagement) http://www.medizin-und-technik.de (Medizintechnik) http://www.fachzeitungen.de/seite/p/kat/katid/38 (Ärztliche Fachzeitungen) 30 Studie zur Medizintechnik in Deutschland Autoren Medizintechnik-Markt kon.m GmbH Kontaktperson: Ulrich Schwanke Am Brambusch 17, 44536 Lünen Tel.: +49-231-9860538 [email protected] www.konm.de Struktur des deutschen Gesundheitswesens B-LUE Management Consulting GmbH Kontaktperson: Dr. Hajo K. Hessabi Warburgstrasse 50, 20354 Hamburg Tel. +49 40 35 01 8 – 114 [email protected] www.b-lue.com Zulassungs- und Erstattungsvoraussetzungen Heinz Schmidt Medizinphysiker und Wirtschaftsingenieur (FH) DGQ-/EOQ-Auditor Thomas-Mann-Str. 34, 66583 Spiesen-Elversberg Tel.: +49-6821-9428270 [email protected] Leistungserbringer JOMEC GmbH Ansprechpartner: Johannes Strotbek Wielandstrasse 5b, 10625 Berlin Tel. +49-30-32666 1240 [email protected] Vertrieb und Marketing von Medizinprodukten / Medizintechnik HCMC Health Care Marketing Consulting Ansprechpartner: Dr. André Henke, Tobias Rühmann Deutscher Platz 5a, 04103 Leipzig Tel. +49-341 5949150 [email protected] Studie zur Medizintechnik in Deutschland 31