Ein Kunde, ein guter Kunde
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Ein Kunde, ein guter Kunde
Marc Bergmann (Hrsg.) Ein Kunde, ein guter Kunde Vom profitsüchtigen Service-Gaukler zum profitablen Marketing-Partner in Handel und Dienstleistung Grupello Verlag DAS AUGE LIEST MIT – schöne Bücher für kluge Leser Besuchen Sie uns im Internet unter: w w w . g r u p e l l o . d e Hier finden Sie Leseproben zu allen unseren Büchern, Veranstaltungshinweise und Besprechungen. e-mail: [email protected] Marc Bergmann, geboren 1968, M.A., Studium Sozialwissenschaften, Psychologie, Philosophie und Medienwissenschaften, Experte für Dienstleistungsmarketing, Lehrbeauftragter an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, IHK-Dozent Düsseldorf und Mönchengladbach, Geschäftsführer der Bergmann Marketingberatung in Solingen, nationale und internationale Marketingauszeichnungen, zahlreiche Publikationen, u. a. »Servicewüste Supermarkt«, Grupello 1999. Anregungen und Kritik richten Sie bitte an: Marc Bergmann, M.A., Bergmann Marketingberatung, Mankhauser Straße 1, D-42699 Solingen, Fon: 0212-233-55 61, Fax: 0212-233-55 92, E-Mail: [email protected] • Internet: www.bmb24.de Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Kunde, ein guter Kunde: Vom profitsüchtigen ServiceGaukler zum profitablen Marketing-Partner in Handel und Dienstleistung / Hrsg.: Bergmann, Marc. 1. Aufl. – Düsseldorf : Grupello Verlag, 2001 ISBN 3-933749-71-9 1. Auflage 2001 © by Grupello Verlag Schwerinstr. 55 • 40476 Düsseldorf Tel.: 0211-498 10 10 • Fax: 0211-498 01 83 Umschlaggestaltung: Thomas Klefisch Druck: Müller, Grevenbroich Alle Rechte vorbehalten ISBN 3-933749-71-9 I NHALT V ORWORT 7 K APITEL 1 M ARC B ERGMANN »Gute Verkäufer können dem Kunden alles andrehen!« Vom Verkaufskonzept zum Servicemarketing 11 K APITEL 2 F RANK H ELMER »Wenn der Umsatz stimmt, dann wird der Kunde wohl zufrieden sein!« Quantitative und Qualitative Methoden zur Messung von Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit 85 K APITEL 3 H ANS -J ÜRGEN A RETZ Zufriedenheit als Ausdruck organisationsspezifischer Formen Was macht erfolgreiche Unternehmen strukturell aus? 114 K APITEL 4 B ERND M. L INDENBERG Mythos Dienstleistungswüste oder wie steht es wirklich mit der Sozialkompetenz im Dienstleistungsbereich? 135 K APITEL 5 S YLVIA H ELBIG »Unsere Mitarbeiter sind unser Kapital« Arbeitszufriedenheit als Unternehmensstrategie 156 K APITEL 6 M IRKO D ÜSSEL Zielgerichtete Weiterbildung als Beitrag zur Kundenzufriedenheit »Von Schönwetterseminaren nach dem Gießkannenprinzip zu zielgerichteter Weiterbildung als Beitrag zur Kundenzufriedenheit: Wie Sie durch gezielte Trainingsmaßnahmen gelebte interne und externe Kundenorientierung realisieren und welche Voraussetzungen zu schaffen sind!« 191 K APITEL 7 K ATRIN J ACOBI Der heisse Draht – Vom Call Center zum Customer Care Center 216 K APITEL 8 F RIEDRICH G RETZ Ladenbau und Storedesign als Ausdruck von Bedürfnisorientierung im Handel 243 V ORWORT Die Drei von der Tankstelle sangen das Lied von der Freundschaft, die über allem steht – auch »wenn die ganze Welt zusammenfällt«. Mitarbeiter- und Kundenorientierung sind auch unserer Erfahrung nach an Tankstellen noch ausgeprägt, doch heutzutage sicherlich viel weniger als in dem Filmklassiker. An der Selbstbedienungstankstelle wird nicht mehr für den Kunden gesungen – der Kunde wird zum Darsteller einer Seifen-Oper. Das wird durch externe Studien bestätigt: Laut Kundenbarometer 2001 sind Tankstellenkunden nur noch relativ zufrieden (gerade einmal Rang 17 der Gesamtliste). In dem Filmklassiker steckt die Botschaft: »Wir sind ein starkes Team! Wir bedienen (insbesondere die weibliche) Kundschaft exzellent!« Im Mittelpunkt steht die Servicequalität und das Tankstellenteam um Heinz Rühmann. Stellen Sie sich vor, man hätte nach der heutigen Unternehmensdevise gehandelt: »Bei uns arbeiten viele Aushilfskräfte auf DM 630,– Basis! Unsere Kunden können in unserem Shop (insbesondere Lebensmittel-) Ware am Schalter bezahlen – Fragen rund um das Thema Auto können leider nicht richtig beantwortet werden!« Eine ganz persönliche Tankstellengeschichte kennt jeder: hat wahrscheinlich aber eher mit dem lustigen und verblödeten »Super-Ingo« zu tun (der eine von der Tankstellenkette) – wir in der Rolle des trotteligen Kunden! Service verkommt zur Real-Satire: Lacht kaputt, was euch kaputt macht! Humor und Kommunikation sind die Sehnsüchte der Tankstellenkundschaft, die in der Werbung als Maßnahme der Dissonanzminderung kommuniziert werden. Charakteristisch: Geschäftsleben ist in die alltäglichen Lebenswelt integriert und stellt eine spezifische Gesellschaftsdimension dar. Wir erleben einen signifikanten Paradigmawechsel im Rahmen gesamtgesellschaftlicher Organisation: der Wechsel von der Singlegesellschaft, mit dem rein individuell geprägten Utilitarismus hin zu einer Partnergesellschaft mit Anspruch auf kontinuierliche und gemeinsame Lebensführung. Trotz und gera7 de weil in der postmodernen Gesellschaft das Prinzip des »anything goes« sich verbreitet, suchen wir verstärkt als individualistisch Befreite die Orientierung an Sinnkonzepten zur Ausgestaltung des »Lifestyles«. Damit nicht genug, setzt sich in einem Global Village auch immer mehr das Relaunch-Bedürfnis nach Vertrauen und Verständnis durch. Diese Erkenntnis breitet sich immer mehr in allen Winkeln gesellschaftlicher Gruppen oder Zielgruppen aus: Reiner Eigennutz hilft im Moment weiter, allerdings dient er weniger dem Aufbau langfristiger Beziehungen, wo das Prinzip des Gebens und Nehmens zählt. Wer nicht in die Partnerschaft investiert (Service bringt), zieht aus! Übertragen auf die Geschäftswelt, ist heute der »schnelle Deal« für das Unternehmen und auf den ersten Blick auch für den Endkunden aus der reinen Preisperspektive vorteilhaft, die Ernüchterung des Kunden für das »billige Geschäft« danach für das Unternehmen nachteilig. Beispiel: Vor kurzem hat das Kartellamt entschieden, daß die großen Lebensmittelketten Eckprodukte wie zum Beispiel Butter oder Kaffee nicht mehr mit Verlust unter Einstandspreis verkaufen dürfen. Branchenkenner verwundert dieses Urteil ein wenig, haben doch der Lockpreis und die Konzentration auf ein schmales Produktsortiment Discounter wie zum Beispiel Aldi über Jahrzehnte zum Marktführer gemacht. Die unerbittlichen Preis- und Standortkriege toben aber nicht nur in der Lebensmittelbranche heftig. Handel mit Unterhaltungselektronik, mit Mode, mit Möbeln – kurz der Markt insgesamt verengt sich mehr denn je auf den preisoptimierten Abverkauf von Waren. Sieger sind derzeit Konzerne, die ihre Verkaufsfläche stetig vergrößern und gleichzeitig die Mitarbeiterzahl pro Quadratmeter senken. Auf der Strecke bleiben die kleinen Händler und – durch die zunehmende Monopolisierung – demnächst auch die Endkunden, die starre Marktstrukturen mit höheren Preisen bezahlen müssen. Die Anonymität im Geschäftsleben ist ein wesentliches Charakteristikum im Dienstleistungsgeschäft – widerspricht aber der eigentlichen Bedürfnislage: wir suchen die Freundschaft, nicht die Feindschaft mit unserem Gegenüber. Wir suchen eher die Gewohnheit in einer unsicheren und strukturell wenig gefestigten Gesellschaft; gerade wo Geld eine Rolle spielt, wie im Geschäftsleben, ist dieser Aspekt recht zentral. Mittlerweile lohnen sich in Deutschland Dumpingpreise aber immer weniger. Bedeutende Zielgruppen wie zum Beispiel 8 »Zeitkäufer« und »Qualitätskäufer« legen mehr Wert auf Service und Einkaufsatmosphäre als auf das vermeintliche Schnäppchen. Leider kennen nach unseren Erfahrungen nicht einmal die Geschäftsführer am Point of Sales ihre Kunden. Wer sind sie? Was möchten sie? Welche Gewohnheiten haben sie? Welche Preishöhe akzeptieren sie? Die darüber stehenden Verkaufsleiter oder Vertriebsleiter kennen die Zahlen, aber nicht wer zahlt. Stichwort: Servicewüste Deutschland. Jeden Tag neue Meldungen in den Medien über unzufriedene Kunden und – unzufriedene Mitarbeiter. Letztere Gruppe wird nicht so gerne thematisiert – ist man doch häufig selber das Opfer im eigenen Unternehmen. Aber: Wie soll ein Mitarbeiter andere begeistern, wenn er selbst unzufrieden mit seinem Arbeitsplatz ist? Das Grundübel beginnt hier mit dem Gehalt (angesichts angesprochener Preiskriege auch kein Wunder), hat aber vor allen Dingen Wurzeln in der Arbeitsplatzunsicherheit, Überforderung durch den Vorgesetzten und mangelnder Identifikation mit dem Team oder dem Unternehmen. Selbst in großen Handelsketten weiß man als Verkäufer nichts über die Unternehmensidentität – warum auch? Bisher zählte ja nur der Preis. Fazit: Der Frust sitzt bei den Mitarbeitern meist noch tiefer als beim Endkunden. Der Mitarbeiter wechselt, analog dem Endkunden, in immer kürzeren Abständen den Arbeitgeber (eigentlich besser: Dienstleister). Klassische Lebensläufe und Karrieremuster sind ins Ungewisse geraten. Soziale Phänomene, wie der Herr Professor als Texter von Internetseiten und der Realschulabsolvent als Geschäftsführer eines Start-ups, verstärken den Eindruck einer nicht mehr kalkulierbaren Welt und führen zum komplementären Wunsch nach Verläßlichkeit in der sozialen Interaktion – vor allen Dingen im Service! Der Zusammenhang zwischen Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit ist jedem klar. Seit einigen Jahren ist in der betriebswirtschaftlichen Literatur das dialektische Zusammenspiel zwischen Mitarbeiter und Kunde wohl bekannt. Die daran geknüpften Themen Führung oder Organisation werden meist unter den Stichworten »partnerschaftliches Führen« oder der »Chef als Coach« abgehandelt. Wir stellen in der Praxis aber recht häufig fest, daß genau das Gegenteil dessen praktiziert wird, was als allgemein »sicheres Wissen« gilt. Die Auswirkungen hiervon erleben wir regelmäßig in der Interaktion mit 9 Unternehmen: Servicewüste Deutschland im Hinblick auf den Mitarbeiter und Endkunden! In diesem Buch geht es darum, den Lesern nicht in erster Linie Beispiele der inkonsistenten Unternehmenspraxis im Dienstleistungssektor aufzuzeigen, sondern vielmehr die unterschiedlichsten Facetten von Servicemarketing (Service definiert als Dienstleistung) als ganzheitliches Konzept der Unternehmensführung nach innen und außen darzustellen und Wissen, Methoden, Erfahrungen und praktische Hilfen den Beteiligten von Experten zu bieten. Dabei möchten wir nicht nur die Entscheidungsträger im Bereich Vertrieb, Verkauf oder Marketing überzeugen, sondern auch den Studenten des modernen Marketingmanagements einen kurzen und auf das Thema »Servicemarketing« spezialisierten Leitfaden bieten. Außerdem sprechen wir die vielen Menschen in ihrer Funktion als Kunden an. Wir schreiben hiermit den Filmklassiker neu: Wer möchte schon gerne Single bleiben? Wer möchte als Mitarbeiter oder Kunde solo sein? Ein Kunde, ein guter Kunde! 10