Totem Testbericht Element LP Jahrbuch 01 2012 DE

Transcrição

Totem Testbericht Element LP Jahrbuch 01 2012 DE
St andlaut s precher 6 7
D
er deutsche Markt profitiert in Sachen Totem von der Schweiz. Die
High-End Company aus Frauenfeld beliefert nicht nur das Heimatland mit den
kanadischen Lautsprechern, sondern deckt
auch den deutschen Markt mit ab. Vincent
Bruzzeses neues Flaggschiff bietet sie für
CHF 18‘190.- feil. Die Element-Serie ist das
neue Spitzenprodukt aus dem Hause Totem Acoustic, die Metal dabei das größte
von aktuell drei Modellen. Eine Kompaktbox (Fire) und ein kleinerer Standlautsprecher (Earth) sind verfügbar, Center
(Wood) und Subwoofer (Water) sind in
Arbeit.
Dreh- und Angelpunkt der Element-Lautsprecher sind die hauseigenen Tiefmitteltöner, die komplett ohne Frequenzweiche
auskommen und elektrisch direkt mit
den Eingangsklemmen der Box verbunden sind. Da keine Möglichkeit zur Linearisierung des Frequenzgangs oder zur
Formung des Übergangs zum Hochtöner
besteht, sind die Ansprüche an Chassiskonstruktion und Serienkonstanz aus diesem Grund extrem hoch. Hat Totem für
seine anderen Serien oft auf ausgesuchte
Chassis diverser Zulieferer gesetzt, werden
die Woofer in diesem Fall lieber selbst gebaut. Wobei selbst gebaut nicht bedeutet,
dass die Kanadier sich von einem ihrer Zulieferer eine eigene Membran in Standardkorb 23A kleben lassen. Selbst gebaut heißt
hier wirklich selbst gebaut, sprich von der
ersten Schraube an selbst entwickelt und
Stück für Stück im Haus aufgebaut. Daher
die exotische Korbform, die mit quadratischem Grundriss geschickt verschleiert,
dass es sich beim Wooferduo in der Metal
um einen ausgewachsenen Achtzöller handelt. 13 Kilogramm Flugzeugaluminium
spannen die Kanadier in ihre CNC-Fräse,
um daraus einen einzigen Woofer zu machen – Respekt! Obwohl dieser bis in den
Mittelton aus dem Stand fehlerfrei spielen
muss, gab Vincent Bruzzese ihm eine besonders tiefe Resonanzfrequenz und einen
extrem langhubigen Neodymantrieb mit
auf den Weg, der ihn mechanisch nahezu
unzerstörbar macht. Für die komplett un-
gefiltert natürlich höchst kritische Komponente Membran setzt er auf Polypropylen, das für seine Gutmütigkeit am oberen
Ende des Arbeitsbereichs bekannt und berühmt wurde. Diverse stellenweise geheim
gehaltene Konstruktionsdetails machen sie
fit für den Widerange-Einsatz.
Dass das Weglassen einer Frequenzweiche, sofern man es sich denn leisten kann,
diverse Vorteile mit sich bringt, liegt auf
der Hand. Die in passiven Bauteilen unvermeidbaren Verluste entfallen komplett,
genau wie die unerwünschten Phasendrehungen der Filterung. Durch die unmittelbare Ankopplung des Verstärkers an die
Chassis wird der Dämpfungsfaktor des
Amps zudem ideal ausgenutzt. So ganz
ohne Weiche kommt auch eine Element
Metal allerdings nicht aus, denn es gibt
ja noch einen Hochtöner. Den kann man
bauartbedingt nicht weichenlos betreiben, denn wo ein Woofer die hohen Töne
schlicht ignorieren kann, versucht ein
Hochtöner erst Mal, den angelieferten Bass
zu verdauen. Da er bei den hohen Strömen
des Bassbereichs aber sofort seinen Dienst
quittieren würde, muss ein Filter die tiefen
Töne vom Tweeter fernhalten.
Die gesamte Element-Serie teilt sich dabei
ein Modell. Die kompakt bauende Titankalotte entstammt deutscher Produktion,
ist trotz des Neodymantriebs mit großem
Potenzial zur effektiven Kühlung gesegnet
und laut dem Entwickler die einzige, welche die umfangreichen Tests mit Bravour
überstanden hat. Dabei ging es nicht nur
um einen großen Lautstärkeumfang, sondern auch um exzellente Performance ab-
Anlage
Plattenspieler:
· Acoustic Solid Machine mit SME
M2-12 und Clearaudio Goldfi nger
Phonovorverstärker:
· Mal Valve Preamp Three Phono
CD-Player:
· Trigon Recall II
Vorverstärker:
· Mal Valve Preamp Four Line
Endverstärker:
· Accustic Arts AMPII MK2
Höchst solide Konstruktion: der Woofer der Totem
entsteht in Kanada aus reichlich Metall, Neodym
und dem außerordentlich gutmütigen Polypropylen
Nr_1-2012
68 Exklusivtest: Standlautsprecher Totem Acoustic Element Metal
Flim & the BB‘s – Tricycle
Drei unterschiedlich große Reflexrohre auf der
Rückseite machen den Bass der Metal außerordentlich tief. Das ebenfalls vollmetallene Anschlussfeld
hältdie hervorragenden WBT-Terminals bereit
Musik
Flim & the BB‘s
Tricycle
K. D. Lang
Ingenue
Daft Punk
Discovery
Richard Wagner
Parsifal
Hans Knappertsbusch
seits der Hauptachse. Das Abstrahlverhalten ist deshalb besonders wichtig, weil die
Trennung zum Wooferduo erst knapp vor
3 Kilohertz erfolgt, was gemessen an deren
Größe exorbitant hoch ist.
Außergewöhnlich sind auch die Gehäuse, die komplett ohne parallele Flächen
auskommen. Das sieht nicht nur gut aus,
sondern vermindert auch stehende Wellen
im Innern. In dieselbe Kerbe schlagen die
diagonal eingesetzten, massiven Verstrebungen, die primär natürlich die großen
Flächen der MDF-Behausung versteifen.
Die Innenwände sind mit geheimnisvollem Borosilikat-Gemisch beschichtet,
an dem die NASA nicht ganz unschuldig ist. Es soll die internen Energielevel
sowohl mechanisch als auch in Sachen
Temperatur konstant halten. Außen gibt es
Hochglanz-oberflächen bester Polyesterlack-Qualität in tiefschwarzem Dusk oder
elegant-weißem Ice.
Im Hörraum zeigt sich die gemessene
Loudnessabstimmung keineswegs so deutlich, weil die Element Metal im Mittelton
sehr sahnige Klangfarben und eine direkte,
unmittelbare Ansprache für mich bereitVorsichtig gefiltert: Diese feinen Bauteile
sind allein für den Hochtöner da, die Woofer
hängen direkt an den Eingangsklemmen
Messtechnik-Kommentar
Der Frequenzgang der Element Metal ist ohrfreundlich „badewannig“ mit Betonung von Bass unter
150 und Höhen über 6 kHz. Gemessen am nahezu filterlosen Design ist die Linearität hervorragend,
genau wie das Rundstrahlverhalten. Die Titankalotte peakt unhörbar knapp über 20 kHz. Die Impedanz liegt auf sehr gutmütigem 4-Ohm-Niveau (Minimum 4,3 Ohm bei 35 Hz). Die Klirrwerte sind
rekordverdächtig niedrig, insbesondere im Mittel- und Hochton klirrt die Metal so wenig wie kaum
eine Box. Der Wasserfall glänzt mit rundum flottem Ausschwingen und ist im Mittelhochton ebenfalls vorbildlich.
Nr_1-2012
Schön gelöst: Statt Spikes oder
Gummifüßen setzt Totem auf
Stahlkugeln, die in einer passenden Vertiefung in den hinteren
Füßen sitzen. Der einzelne Fuß
vorne ist höhenverstellbar
hält. Die direkte Anbindung der Woofer an den Verstärker macht sie mit ihrer hautnahen, im Wortsinn ungefilterten Art deutlich, die bei allen Lautstärken freundlich
zum Ohr bleibt, aber dieses Freie, Frische,
vermittelt, das herkömmliche
Konstruktionen einfach nicht beherrschen. Und Lautstärken werden Sie mit diesem Lautsprecher fahren, denn was die vier ausgewachsenen und ausgesprochen
hoch belastbaren Woofer abkönnen, ist gigantisch. Die extreme Klirrarmut sorgt
dafür, dass das Klangbild auch bei Erdbebenpegeln nicht in Schieflagegerät.
. Der
Bass bleibt stets satt und saftig, reicht zudem sehr tief und tr auch schon
mal die Magengrube. Die Titankalotte klingt frisch und frei, harmoniert trotzdem bestens mit dem Polypropylenduo und ist so
harmonisch eingebunden, dass auch Gewebefetischisten
problemlos mit ihr leben können. Bei aller technischen
Kompetenz ist es am Ende aber die hautnahe und sehr
farbstarke Art, welche die Element Metal ausmacht.
Vincent Bruzzese verfolgt mit seinen Lautsprechern
die Idee, dass Musik anmachen, ansprechen, anheizen,
anrühren muss. Und das macht sein neues Flaggsc
zweifellos.
Christian Gather
Totem Acoustic Element Metal
· Vertrieb
· Telefon
· Internet
· Gewicht
· Garantie
· Chassis
· BxHxT
High End Company,
Frauenfeld, Schweiz
0041 71911 8690
www.highendcompany.ch
27 k g
3 Ja hre
2 x 180-mm-Tieftöner
1 x 25-mm-Hochtöner
298 x 1105 x 378 mm
Fazit
Die Totem Acoustic Element Metal ist eine
sehr pegelfeste Standbox mit satten Klangfarben, saftigem Klangbild und sehr hautnaher Ansprache vollkommen ohne Nervigkeit.
Die fi lterlosen Woofer überzeugen uneingeschränkt, die Box ist mit viel
Feinarbeit auf beste Manieren getrimmt. Traumhafte
Räumlichkeit, tolle Detailwiedergabe, tiefer Bass
Keine Parallelen: Die Totem hat
rundherum trapezförmige Querschnitte und wirkt dadurch nicht
nur schön schlank, sondern unterdrückt Stehwellen im Inneren
Nr_1-2012