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Camera lucida
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Seite 3.755
Camera lucida 729 Wörter, 4'860 Zeichen
?Camera lucida (Camera lucida clara, lat., »helle Kammer«),
Vorrichtung zum Abzeichnen von Gegenständen nach der Natur, welche jedoch keineswegs, wie man aus der Benennung
schließen könnte, aus einem geschlossenen Raum besteht, sondern ihren Namen als Gegenstück der zu demselben Zweck
verwendbaren »dunkeln Kammer« (Camera obscura, s. d.) erhalten hat. Wollastons Camera lucida (Fig. 1) besteht aus einem
vierseitigen Glasstück abcd, das bei b einen rechten, bei d einen stumpfen Winkel von 135° hat. Ein von dem Gegenstand
kommender Lichtstrahl x, welcher auf die Vorderfläche bc des Glasstücks trifft und in dasselbe eindringt, wird zuerst an der Fläche c
d, dann an d a vollständig zurückgeworfen und gelangt, nachdem er aus der Fläche a b, nahe der Kante a, ausgetreten ist, von unten,
in der Richtung der punktierten Linie kommend, in das Auge.
Indem dieses, an der Kante a vorbei, auf das zur Aufnahme der Zeichnung bestimmte Papierblatt so nach abwärts blickt, daß die
Hälfte des Sehloches p p von dem Glasstück verdeckt wird, nimmt es das Bild des Gegenstandes wahr, als wär es auf dem
Papierblatt entworfen. Man kann daher die Umrisse des Bildes mit der gleichzeitig gesehenen Bleistiftspitze leicht nachzeichnen.
Denselben Dienst wie diese Vorrichtung leistet ein kleiner Stahlspiegel (Sömmerrings Spiegelchen), welcher, bei a d unter einem
Winkel von etwa 45° aufgestellt, die vom Gegenstand kommenden Strahlen (x) bei p in das Auge sendet, während dieses neben dem
Spiegelchen vorbei nach der zeichnenden Bleistiftspitze blickt. Zum Zeichnen der durch das Mikroskop erzeugten Bilder hat Nobert
eine Camera lucida konstruiert, welche so auf das Okular gesetzt wird, daß die Mitte des durch eine dünne Glasplatte a b (Fig. 2)
bedeckten Rohrs gerade über die Mitte des Okulars zu stehen kommt.
Stellt man nun das Prisma d c f, welches um die in der Zeichnung durch einen Punkt angedeutete Achse drehbar ist, so, daß die
Lichtstrahlen von dem neben das Mikroskop gelegten Blatt Papier auf dem durch den Pfeil angedeuteten Weg ins Auge gelangen, so
sieht man das Bild des Papiers und der Bleistiftspitze an derselben Stelle, an welcher man die unter dem Mikroskop liegenden
Gegenstände erblickt, und kann deren Umrisse leicht nachziehen. Eine ähnliche Vorrichtung hat Nachet konstruiert. Auch das
Sömmeringsche Spiegelchen kann zum Nachzeichnen von Mikroskopbildern verwendet werden.
^[Abb.: Fig. 1. Wollastons Camera lucida.]
^[Abb.: Fig. 2. Noberts Camera lucida.]
Ende Camera lucida
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;3. Band, Seite 755 im Internet seit 2005; Text geprüft am 26.4.2007; publiziert von Peter Hug; Abruf am
20.1.2017 mit URL:
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