Den kostenfreien Gottesdienstentwurf können Sie
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Den kostenfreien Gottesdienstentwurf können Sie
EIN CHORMUSICAL VON ANDREAS MALESSA UND TORE W. AAS EIN WELTBEKANNTES LIED SEINE UNBEKANNTE GESCHICHTE GOTTESDIENSTENTWURF von Andreas Malessa A k t i o n s p a r t n e r G o s p e l f ü r e i n e g e re c h t e re We l t : Gospel gerechtere Welt für eine DIESE GESCHICHTE MUSS ERZÄHLT WERDEN! „Amazing Grace“ ist der wohl bekannteste Gospelsong der Welt, ein „Weltkulturerbe der Musik“. Noch heute singen und hören es Zigtausende: bei den Beerdigungen von Nelson Mandela und Michael Jackson, nach dem Terrorangriff auf New York am 11. September 2001 und bei den Märschen der Bürgerrechtler um Martin Luther King in den 60er Jahren. Die Geschichte hinter dem Lied kennt kaum jemand. Den Text schrieb 1773 der britische Sklavenkapitän John Newton. Erst ein verwahrloster Jugendlicher, dann ein gefühlloser Sklavenkapitän, später ein fürsorglicher Landpfarrer und erfolgreicher Menschenrechtsaktivist. Seinen inneren Reifeprozess hat er selbst auf die erstaunliche Gnade Gottes zurückgeführt. Seine Geschichte öffnet uns auch die Augen für die Sklaven unserer Tage. Denn obwohl Sklaverei heute verboten ist, leben nach einer Studie des US-Außenministeriums weltweit 27 Millionen Sklaven. Ich bin der Meinung: Diese Geschichte muss erzählt werden! Und zwar in Ihrer Stadt, in Ihrer Gemeinde oder Schule, mit Ihrem Chor! Es gibt tausende von Chören, Solisten und Musikern, die erstaunlich stimmstark, talentiert, gut trainiert und virtuos sind. Immer auf der Suche nach neuer Chorliteratur wollen sie herausgefordert werden und motivierende, inspirierende Projekte angehen. Dazu leistet unser Musical einen Beitrag. In der Chorpartitur finden sich neue Kompositionen und Arrangements traditioneller Gospels von Tore Aas, dem Leiter des Oslo Gospel Choir. Außerdem sind Materialien für die Arbeit in Gemeinden und Schulen entstanden: Ein Werkbuch, um eine lokal machbare Version des Musicals aufzuführen (mit und ohne Schauspiel), ein Unterrichtsentwurf und dieser Gottesdienstentwurf. Damit wollen wir vor allem eins: Wir wollen Ihnen Lust und Mut machen, die Geschichte John Newtons in einer für Sie passenden Version in Ihrer Stadt, Schule oder Gemeinde zu erzählen! Und nun: Viel Inspiration, Mut, Geduld und Tatkraft! Ihr Andreas Malessa DER GOTTESDIENSTENTWURF In der Geschichte des weltbekannten Gospelliedes „Amazing Grace“ sind Gottes erstaunliche Gnade und John Newtons enormer Reifungsprozess untrennbar miteinander verbunden. Gleich mehrfach lernt der Texter der weltbekannten Zeilen Gottes Barmherzigkeit kennen und wandelt sich so vom verrohten Sklavenkapitän zum fürsorglichen Landpfarrer und erfolgreichen Menschenrechtsaktivisten. Von der erstaunlichen Gnade Gottes und John Newtons Lebens- und Glaubenserfahrungen handelt dieser Gottesdienstentwurf von Andreas Malessa, der das Chormusical über die Lebensgeschichte Newtons verfasst hat. Er beinhaltet interessante Ideen für die Verarbeitung der Geschichte im Gottesdienst, inklusive Liturgie, Gebeten, Predigt-Vorschlag und Liedern für Gemeinde und Chor. Folgende Lieder aus dem Chormusical werden für den Gottesdienst vorgeschlagen: • Amazing Grace • Sometimes I feel like a motherless child • Nobody knows the trouble I’ve seen • Glad to be in the service („Gospel Medley”) • Precious Lord, take my hand • Let us break bread together Die Lieder sind in Gemeinden und Chören in vielen Ausgaben vorhanden. Das Gospel Medley kann unter www.amazing-grace.de für 3,- € Stück als lizensierte Kopie bestellt werden. Dort finden Sie bei Bedarf auch Chorpartituren des Musicals. Wo es nötig ist, können die Gospelsongs auch durch Lieder aus dem EG ersetzt werden. Die Geschichte John Newtons ist leider aktuell: Rund 200 Jahre nachdem sein Freund William Wilberforce das Verbot der Sklaverei auf den britischen Schiffen durchsetzen konnte, gibt es heute weltweit 27 Millionen Sklaven. Mehr als jemals zuvor! Falls möglich, bitten wir Sie und Ihre Gemeinde, den Gottesdienst mit einer Kollekte für das „Happy Home“ in Dhaka (Bangladesch), ein Projekt von Brot für die Welt zu feiern. In diesem Kinderheim finden Straßenund Sklavenkinder ein Zuhause. Einen Vorschlag für eine Kollektenansage und weitere Informationen finden Sie am Ende des Entwurfes. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Gemeinde einen gesegneten Gottesdienst mit der besten Botschaft der Welt – der „erstaunlichen Gnade“ Gottes! I.1. MUSIKALISCHE EINSTIMMUNG / INSTRUMENTALINTRO / PRÄLUDIUM Organist / Keyboarder / Lobpreisband / Posaunenchor intonieren musikalische Motive aus der „Ouvertüre“ des Musicals oder die Melodie des Liedes „Amazing Grace“. Dabei können Chor / Pfarrer / Mitwirkende des Gottesdienstes durch den Mittelgang der Kirche / Gemeinde einziehen und/ oder ihre Plätze einnehmen. I.2. BEGRÜßUNG / VOTUM Eine/r (Psalm 149,2): „Singt dem Herrn ein neues Lied. Lobt ihn, wenn Ihr Euch versammelt.“ Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Alle: Amen. Eine/r: Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn. Alle: Der Himmel und Erde gemacht hat. Eine/r: Amen. Herzlich willkommen, liebe Gemeinde, liebe Gäste, zu einem Gottesdienst, in dem wir die Entstehung eines berühmten Gospelsongs nacherzählen und auf uns heute anwenden wollen. „Amazing Grace“, erstaunliche Gnade, ist eine Art Weltkulturerbe der Musik geworden. Bei den Beerdigungen von Nelson Mandela und Michael Jackson, nach dem Terrorangriff auf New York am 11. September 2001, bei den Märschen der Bürgerrechtler um Martin Luther King in den 60er Jahren hörten und sangen es zigtausende. Barack Obama stimmte es nach dem Anschlag auf eine Kirchengemeinde in Jackson an, um die Trauernden an die Gnade Gottes zu erinnern. Und immer hatte dieses Lied von der ver blüffenden Barmherzigkeit Gottes eine besondere Bedeutung. Warum? Weil es den inneren Reifungs prozess seines Texters widerspiegelt: John Newton. Ein verwahrloster Jugendlicher, ein gefühlloser Sklavenspediteur, ein fürsorglicher Landpfarrer, ein erfolgreicher Menschenrechtsaktivist. Auch um ihn, um seine Lebens- und Glaubenserfahrungen soll es in diesem Gottesdienst gehen. Denn, Hand aufs Herz: Dass nicht Gewaltbereitschaft, sondern Verantwortungsgefühl einen junger Mann antreibt; dass nicht Profitgier, sondern Gemeinschaftssinn die Berufstätigen motiviert; dass nicht Erschöpfung, sondern Empathie die Mütter und Väter in den Familien bewegt; dass nicht Ohnmacht, sondern mutige Solidarität die Bürger unseres Staates auszeichnet – das alles wünschen wir uns doch auch, oder nicht? John Newton nannte solches Wachsen und Reifen, solche veränderten Haltungen und Verhaltensweisen eine „erstaunliche Gnade“. „Verblüffende Barmherzigkeit“ könnte man auch sagen, oder auch: „Geschenktes Glück.“ Willkommen zum Gottesdienst unter dem Thema „Amazing Grace“! I.3. CHORLIED / BANDLIED / GESANGSVORTRAG Amazing Grace, how sweet the sound, That saved a wretch like me. I once was lost, but now I`m found. Was blind, but now I see. T`was grace that taught my heart to fear And grace my fears relieved. How precious did that grace appear The hour I first believed. I.4. TEXTLESUNG AT / EINGANGS-PSALM / INTROITUS Eine/r: (Psalm 89, 2.3 ): Herr, von Deiner Gnade will ich singen ohne Ende. Alle: Allen kommenden Generationen will ich erzählen, wie treu Du bist. Eine/r: Ich weiß, Deine Gnade gilt für alle Zeiten. Alle: Und Deine Treue, solang der Himmel besteht. Eine/r: (Psalm 36,6) : Herr, Deine Güte reicht so weit der Himmel ist Alle: Und Deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Eine/r: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Alle: Amen. I.5 GEMEINDELIED / CHOR UND GEMEINDE / GLORIA „Allein Deine Gnade genügt“ Text u.Mel.: Martin Nystrom 1991 Deutsch K. Janz/ M.Pepper 1995, Integrity Hosanna Music oder „Gnade und Wahrheit“, Text u.Mel.: Albert Frey oder „Die Güte des Herrn hat kein Ende (Groß ist Deine Treue )“ Text u.Mel. Edith McNeill 1975 I.6 SCHULDBEKENNTNIS UND VERGEBUNGSBITTE /ANRUFUNG / KYRIE ELEISON Eine/r: Es ist leicht, kopfschüttelnd auf einen Menschen aus dem 18. Jahrhundert zu schauen und zu sagen: Wie konnte er nur! Rassismus, Sklaverei, Ausbeutung, Wirtschaftskriege! Als wenn es das alles heute nicht mehr gäbe… John Newton, der Texter des Liedes „Amazing Grace“, hat seine Vorgesetzten gehasst, seine Kollegen gefürchtet und die von ihm Abhängigen verachtet. Er hat nach oben gebuckelt, nach unten getreten, war viele Jahre lang gefühllos und hartherzig! Als würden wir das alles heute nicht mehr tun und nicht mehr sein… Seine hasserfüllten Gedanken, seine angstbesetzten Taten und seine gleichgültige Haltung hat John Newton bereut und Gott um Vergebung gebeten. 250 Jahre nach ihm stellen wir fest: Auch wir sind manchmal von Hass, Angst und Gleichgültigkeit gesteuert. Und deshalb bitten wir: Alle : „Herr, erbarme Dich“ (z.B. gesungen nach der Melodie EKG Nr. 178.11, Text u.Mel. Peter Janssens 1973 oder „Kyrie, Kyrie, Kyrie eleison“ ( z. B. gesungen nach der Melodie EKG Nr 178.12, Text u.Mel.: Jaques Berthier, Taize 1978 ) Eine/r: Gott unser Vater im Himmel, Du kennst und liebst uns und weißt, wie oft wir das Gute wollen und das Böse erzielen. Wir bekennen Dir unsere Versäumnisse in Partnerschaft, Ehe und Familie. Wir beichten Dir alle Herzenskälte und Gleichgültigkeit in Schule, Ausbildung, Beruf und Freundeskreis. Gemeinsam bitten wir Dich: Alle: Herr, erbarme Dich (gesprochen oder gesungen) Kyrie, kyrie, eleison. I.7. CHORLIED / BANDLIED / GESANGSVORTRAG Oder ein in der Gemeinde bekanntes Kyrie Sometimes I feel like a motherless child Sometimes I feel like a motherless child Sometimes I feel like a motherless child A long way from home, a long way from home. Sometimes I feel like I`m almost gone Sometimes I feel like I`m almost gone Sometimes I feel like I`m almost gone Way up in the heavenly land, Way up in the heavenly land. Sometimes I wish I could fly like a bird Sometimes I wish that my crying is heard Sometimes I wish, like a cloud in the sky, I`d move up to my home, I`d move up to my home. II.1. TEXTLESUNG NT / EVANGELIUM / EPISTEL Eine/r: (1.Korinther 15,10.11 ) „Alles, was ich bin, bin ich allein durch Gottes vergebende Gnade“, schreibt der Apostel Paulus in einem Brief an die Christen in Korinth, „und diese Gnade hat er mir nicht vergeblich geschenkt. Ich habe mich mehr als alle anderen eingesetzt, aber das war nicht meine Leistung, sondern Gott selbst hat dieses bewirkt – durch seine Gnade. Aber ganz gleich, ob nun die anderen Apostel oder ich: Wir alle haben dieses eine Evangelium verkündet und dadurch seid Ihr zum Glauben gekommen.“ Kindliches Vertrauen als Reaktion auf erfahrene Vergebung; lebendiger Glaube als Antwort auf Gottes unverdiente Barmherzigkeit – wir wollen aufstehen und diesen christlichen Glauben bekennen. II.2. GLAUBENSBEKENNTNIS / CREDO Alle: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn. Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige allgemeine christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen. II.3.CHORLIED / BANDLIED / GESANGSVORTRAG Melodie „Amazing grace” Through many dangers, toils and snares I have already come. His grace has brought me safe thus far And grace will lead me home The Lord has promised good to me, His word my hope secures. He will my shield and portion be As long as life endures. II.4. KANZELGEBET UND PREDIGT TEIL 1 Dir glaube ich, mein Gott, aufs Wort. Was Du mir zusagst, will ich fassen. Bei Dir kann ich mich fallen lassen, zu jeder Zeit, an jedem Ort. Amen. Liebe Gemeinde, liebe Gäste, schauen wir uns das Leben des Texters dieses Liedes genauer an: Zu Hause singt er fromme Kinderlieder mit seiner Mutter. Vor der Haustür, am Ufer der Themse in London, schaut er zu, wie Piraten gehenkt werden. Seine Mutter stirbt mit 27 an Tuberkulose. Seine Stiefmutter steckt ihn ins Heim. Dort gibt es mehr Prügel als Essen. John Newton, geboren 1725, ist schon als Kind schwer traumatisiert. Ein Junge lernt hassen. Und ist doch voller Sehnsucht nach Liebe: Als er zur Berufsausbildung nach Jamaika soll, fährt das Schiff ohne ihn ab, denn: Am Kai hat er die süße Polly Maria Catlett gesehen. Und sich unsterblich verliebt. Bei einer Kneipenschlägerei wird John gekidnappt und auf ein britisches Kriegsschiff zwangsrekrutiert. Im Hafen von Southampton springt er von Bord, will zu Polly fliehen. Man schnappt ihn. Auf Fahnenflucht steht die Todesstrafe. Doch John wird nicht gehenkt, sondern „nur“ ausgepeitscht. Das nennt er später seine „erste erstaunliche Gnade“. Wenn wir heute über schlechte Startbedingungen eines jungen Menschen reden, wenn wir tiefe Verletzungen einer katastrophalen Kindheit analysieren, kommt uns schnell die vorwurfsvolle Frage in den Sinn: Warum passiert so etwas überhaupt? Eltern, Erzieher und Lehrer, am unverbindlichsten „die Gesellschaft“ oder „die Verhältnisse“ sitzen dann auf der Anklagebank unserer Überlegungen. Natürlich wäre es naiv, die sozialen Bedingungen zu ignorieren, die ein junges Leben verbiegen oder sogar zerstören können. Aber ist es auch naiv, danach zu fragen, wie oft wir „nochmal glimpflich davongekommen“ sind? Wie viele bewahrende, unterstützende, solidarische Menschen und Ereignisse unsere persönliche Entwicklung positiv gefördert haben? Als John Newton merkt, dass sein Schiff nicht gegen Frankreich, sondern gegen die französischen Kolonien in Nordamerika eingesetzt wird, ihm also mindestens fünf Jahre in einem schwimmenden Knast bevorstehen, will er den Commodore ermorden. Der tauscht den gemeingefährlichen Chaoten auf der Insel Madeira gegen zwei Handelsmatrosen aus. John ist unehrenhaft aus der Royal Navy entlassen, aber – er ist frei! Seine „zweite Gnade“ nennt er das…. Leider segelt die Handelsbrigg nicht nach Hause, sondern nach Westafrika. John wird Wachmann in den Sklavenlagern von Sierra Leone. Er verroht und verwildert. Sentimental wird er nur bei den Klagegesängen und Tänzen der schwarzen Menschen, die er wie Obst oder Vieh sortiert. Er trennt Familien, er schachert mit Sklavenhändlern um Menschenleben. Polly in London ahnt, wie sehr ihr Geliebter in Afrika verwahrlost und beauftragt einen Kapitän, John Newton zurück zu holen. Wir singen gemeinsam zur Melodie des Liedes „Amazing Grace“. II.5. GEMEINDELIED / CHOR UND GEMEINDE Melodie „Amazing Grace“ Durch Schwierigkeiten mancher Art Hat er mich schon geführt. Doch hat die Gnade mich bewahrt. Mein Dank nur ihm gebührt. Gott selbst versprach die Treue mir. Ich hoffe auf sein Wort. Auf seinen Schutz vertrauen wir Ein Leben lang hinfort. II.6. PREDIGT TEIL 2 Unter dem Vorwand, das Erbe eines verstorbenen Onkels antreten zu können, wird John zur Heimreise überredet. Das Schiff und die Ladung Tropenholz gehöre ihm bereits, sagt man ihm. Eine Anzahlung sozusagen. Das ist reines Seemannsgarn, aber John lässt sich überreden und tritt die Heimreise an. Doch in der Nacht vom 9. auf den 10. März 1748 zerstört ein Orkan die stolze „Greyhound“. Mannschaft und Fracht gehen über Bord. John kettet sich ans Steuer und schreit bei jedem Brecher: „Gott, töte nicht Deinen verlorenen Sohn!“ Ein Seemann lernt beten. Vier Wochen lang, in Hunger und Kälte, lenkt er das Wrack und die wenigen Überlebenden nach Irland. Dass er dort ankommt, empfindet er als „die dritte erstaunliche Gnade“ seines Lebens. Liebe Gemeinde, liebe Gäste, „Not lehrt beten“, sagt der Volksmund. Angst vor dem Sterben mag kein besonders hochherziges Motiv sein, mit Gott ins Gespräch zu kommen, aber ist das ein Argument gegen Stoßgebete in höchster Not? In unsere moderne Zeit übertragen hat der englische Schauspieler und Humorist Sir Peter Ustinov einmal gesagt: „In einem defekten Flugzeug gibt es plötzlich keine Atheisten mehr“. Das sollte Christen nicht dazu verleiten, rechthaberisch oder gar hämisch zu werden. Es kann uns aber dazu ermutigen, mit Menschen in höchster Angst zu beten. Krankenbesuche nicht ständig hinaus zu schieben. Gemeinsames Schweigen auf der Onkologiestation auszuhalten. Und wenn es „nochmal gut gegangen ist“, wenn das Schlimmste abgewendet wurde, nicht achselzuckend zu sagen „Schwein gehabt“, sondern – dankbar zu sein. John will beim Notar die Versicherungssumme für sein Schiff und das Erbvermögen kassieren. Beides gibt es nicht. Als er das erfährt, bricht er zusammen. Er schreibt Polly einen Brief: „Vergessen Sie mich und finden Sie einen geschickteren Mann fürs Leben.“ Doch Polly heiratet ihn trotzdem, am 1. Mai 1750. John dankt Gott für eine vierte „Amazing Grace“. II.7. CHORLIED / BANDLIED / GESANGSVORTRAG Nobody knows the trouble I have seen Nobody knows but Jesus Nobody knows the trouble I have seen Glory Halleluja Sometimes I`m up, sometimes I`m down yes, you are Today I`m almost on the ground Help`s not far I never shall forget the day, time and space, when Jesus washed my sins away, saved by Grace. Nobody knows the trouble I have seen Nobody knows but Jesus Nobody knows the trouble I have seen Glory Halleluja Sometimes I`m up, sometimes I`m down yes, you are Today I`m almost on the ground Help`s not far So lift your eyes up to the sky Oh yes, Lord He will fulfill your hopes on high Yes, my Lord Nobody knows the trouble I have seen Nobody knows but Jesus Nobody knows the trouble I have seen Glory Halleluja Glory Halleluja II.8. PREDIGT TEIL 3 John hat seine Polly. Sonst aber nichts. Er will jetzt den aristokratischen Schwiegereltern Tüchtigkeit beweisen. Sein Ruf als Teufelskerl von einem Seebär ist englandweit legendär. Da macht ihm ein Reeder aus Liverpool ein Angebot: Sklaventransporte von Westafrika in die Karibik fahren! John ist jung und braucht das Geld. Er unterschreibt. Unfassbar für unsere heutige Vorstellung: Wie kann ein Mensch, der von Gott gnädig gerettet wurde, in sein menschenverachtendes Handwerk zurückkehren?! Kapitän Newton kettet nicht nur Afrikaner an, sondern auch meuternde Matrosen. Er lässt Rädelsführer auspeitschen, die das Trinkwasser an Bord vergifteten. Von den 218 Sklaven seiner ersten Fahrt sterben 67 unterwegs. An Durchfall, Hitzschlag, Seekrankheit, bei Schlägereien und durch Selbstmord. Ein Christ lernte, gleichgültig zu sein. Vielleicht haben Sie, liebe Gottesdienstgäste, gedacht: Das Leben des John Newton wird wahrscheinlich so eine simple „Vorher/Nachher“- Geschichte. Weil Gottes Güte und Bewahrung, Gottes Geschenk vieler glückliche Fügungen, aus einem bösen Menschenschinder einen mitleidsvoll hilfsbereiten Engel der Armen machte. So einfach war es nicht und ist es heute auch nicht. „Von irgendwas muss ich ja leben“, sagt der Ingenieur und nimmt den Job in einer Rüstungsfirma an. „Von irgendwas muss ich ja leben“, sagt der Banker und wettet an der Börse auf steigende Lebensmittelpreise in afrikanischen Ländern. Ist Moral aber nur eine Frage der Zahl, werden Menschen käuflich und die Hölle auf Erden nimmt immer grausamere Formen an. Nein sagen zu können, sich aus Gewissensgründen verweigern zu dürfen, kommt uns auf den ersten Blick wie eine idealistische Tugend vor oder eine saure Pflicht. Es ist aber ein Menschenrecht! „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele“, hat Jesus gesagt. Ich wünsche niemandem, dass er diesen lebensklugen Rat erst dann versteht, wenn er zwar viel Geld, aber keine Ehe, keine Familie und keine Gesundheit mehr hat. „Das mache ich nicht mit“, sagen zu können ist jene „Freiheit eines Christenmenschen“, von der Martin Luther schrieb. Sie kostet Mut, ja. Sie hat ihren Preis, sicher. Aber die Freiheit, das eigene Gewissen eben nicht unter die wirtschaftlichen Sachzwänge zu knechten, lohnt sich, wie John Newtons Leben zeigt: Nach drei Fahrten gibt er angewidert und entnervt sein Kapitänspatent zurück. Er wird Hafenmeister in Liverpool. Ihm kommen Zweifel am Menschenhandel. Er liest die Bibel, er lernt Hebräisch und Griechisch, er will Pfarrer werden. 1755 hat er den Prediger George Whitefield kennengelernt, einen der Begründer der späteren „Methodisten“-Freikirche. In den Versammlungen der „religiösen Enthusiasten“, wie man sie abfällig nennt, bilden sich bei dem hartgesottenen Sklavenkapitän Unrechtsbewusstsein, Empathie, seelische Sensibilität. John empfindet echte Reue. Aber: Die Church-of-England will ihn nicht. 7 Jahre lang lässt man den Bewerber zappeln. Den einen ist er zu wild, den andern zu fromm. Erst 1764 darf er Pfarrer in Olny werden. Das nennt er später seine „fünfte Gnade“ und – neben der Ehe mit Polly – das große Glück seines Lebens. II.9. CHORLIED / BANDLIED / GESANGSVORTRAG Oder „Oh happy day“ He didn`t have to let me live He didn`t have to let me live I`m glad to be in the service One more time. Jesus is the light, light of the world Jesus is the light, light of the world, Jesus is the light, light of the world, He`s ever shining in my soul. When darkness comes, don`t fret or cry Just call on Jesus and do as I He`ll free your soul, remove your sins, Just open up your heart and let the light shine in. This little light of mine I`m gonna let it shine. This little light of mine I`m gonna let it shine This little light of mine I`m gonna let it shine, Let it shine, let it shine, let it shine. I`m so glad, Jesus lifted me I`m so glad, Jesus lifted me I`m so glad, Jesus lifted me Singing Glory Halleluja, Jesus lifted me When I was in trouble Jesus lifted me When I was in trouble Jesus lifted me When I was in trouble Jesus lifted me. Singing Glory Halleluja Jesus lifted me. I`m gonna lay down my burden Down by the riverside, down by the riverside. down by the riverside. I`m gonna lay down my burden Down by the riverside, Ain`t gonna study war no more. Ain`t gonna study war no more, I`m glad to be in the service, I`m glad to be in the service, I`m glad to be in the service One more time. Study war no more, Ain`t gonna study war no more. Ain`t gonna study war no more, Study war no more, Study war no more. It`s a highway to heaven None can walk up there But the pure in heart. It`s a highway to heaven I am walking up the King`s highway. Walking up the King`s highway, Walking up the King`s highway, Walking up the King`s highway. II.10. PREDIGT TEIL 4 An John Newtons Pfarrstelle gibt es einen jungen Musiker namens William Cowper. Hochbegabt, aber seelisch labil. John und Polly lassen ihn bei sich wohnen. Die Dörfler tratschen, Frau Pfarrer halte sich zwei Männer, einen Draufgänger und einen Sanftmann. Sie werfen die Fensterscheiben ein. Merken Sie was, liebe Gäste, liebe Gemeinde? Empathiefähigkeit und praktische Nächstenliebe, fürsorgliche Verantwortung füreinander und Solidarität mit Schwachen und Gefährdeten finden nicht überall Applaus! „Gutmenschentum“ oder „Helfersyndrom“ müssen sich heutzutage manche vorwerfen lassen, die in TafelLäden, im Besuchsdienst, in Rehazentren, Pflegeeinrichtungen der Diakonie, in Suchtkliniken und als Sitzwache oder ambulante Hospizhelfer bei Sterbenden ehrenamtlich Zeit und Kraft investieren. „Was bringt‘s?“, fragen die Schlaumeier des Neoliberalismus oder „Hilft das denn wirklich?“ Aber „Gnade“ ist eben geschenkte Barmherzigkeit. Von Gott an uns gegeben, damit wir sie weiterreichen. Egal, wie aussichtslos die Prognosen und Kalkulationen sein mögen – wider menschlichen Augenschein sagen wir: Bei Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle. In der Silvesternacht 1772/73 schneidet sich William Cowper die Pulsadern auf. „Siehste“, werden die Leute getratscht haben. Aber der junge Musiker wird gerettet. Statt einer Neujahrspredigt liest Pfarrer Newton der Gemeinde vor, was er gerade getextet hat: „Amazing Grace. How sweet the sound, that saved a wretch like me….” Nur den Text, wohlgemerkt. Die Melodie komponierten erst 100 Jahre später ausgerechnet die Nachfahren der deportierten Westafrikaner, die Sklaven auf den Baumwollfeldern der US-Südstaaten. Pfarrer Newton ist Seelsorger und Freund für die Schwachen und die Starken: In den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts, in Olney, klagt ihm ein junger Adliger, wie langweilig die Sitzungen im Oberhaus des britischen Parlaments seien und dass er viel lieber Pfarrer werden würde. John sagt: „Nutzen Sie Ihren Adelsstand und kämpfen Sie gegen den Sklavenhandel. Dort ist Ihre Kanzel.“ Der versnobte Dandy heisst William Wilberforce. Mit den Tagebuchnotizen und Logbüchern seines väterlichen Freundes John Newton, plädiert Wilberforce 20 Jahre lang gegen die Sklaverei. Mehrmals lässt er den greisen Ex-Kapitän als Kronzeugen vor dem König auftreten. „Hilft das denn was?“, mag sich mancher gefragt haben. Am 24. Februar 1807 beschließt das Parlament, im gesamten britischen Weltreich den Menschenhandel zu verbieten. John Newton stirbt zehn Monate später. Das Zitat des Apostels Paulus aus dem neutestamentlichen Brief an die Gemeinde in Korinth, das wir zu Beginn unseres Gottesdienstes hörten, könnte auch als Nachruf, als Schluss-Satz unter dem Lebenswerk dieses Mannes stehen: „Alles, was ich bin, bin ich allein durch Gottes vergebende Gnade und die ist in meinem Leben nicht vergeblich gewesen.“ Amen. III. 1 CHORLIED / BANDLIED / GESANGSVORTRAG Melodie „Amazing Grace“ When we`ve been here ten thousand years bright shining as the sun We`ve no less days to sing God`s praise Than when we first begun The earth shall soon dissolve like snow The sun forbear to shine; But God, who called us here below, Will be forever mine III.2 STILLES GEBET Eine/r: Wir wollen uns einige Minuten Zeit nehmen, in der Stille unsere Gedanken und Empfindungen wahrzunehmen und im persönlichen Gebet Gott zu antworten. Dank und Frage, Lob und Klage, Bitte und Fürbitte haben hier ihren Platz. Wir beten. III.3 FÜRBITTEN Eine/r 1: Herr unser Gott, heute, während wir hier vor Dir stehen, gibt es mehr Sklaven als zu John Newtons Zeiten. Armut, Hunger und Gewalt zwingen Kinder in Steinbrüche, Bergwerke, Teppich- und Lederfabriken, zwingen Frauen in die Prostitution und Männer in aussichtslose Schuldknechtschaft. Wir bitten Dich: Wehre den Gewalttätern. Gebiete den Profiteuren Einhalt. Bringe Politiker, Richter und Polizisten zur Vernunft, nicht nur nach Gesetz, sondern auch nach Recht und Gerechtigkeit zu handeln. Tröste die Entrechteten und stärke ihre Befreier. Eine/r 2: Herr unser Gott, heute, während wir hier vor Dir stehen, gibt es mehr Gleichgültigkeit als zu John Newtons Zeiten. Dürrekatastrophen und Überschwemmungen, Ausbeutung und Arbeitslosigkeit, Krieg und Vertreibung zwingen Millionen Menschen, über Länder und Meere hinweg in Sicherheit zu fliehen. Wir bitten Dich: Wehre den Gewalttätern. Gebiete den Profiteuren Einhalt. Bringe uns alle zu der Einsicht, dass geschenkte Gnade als Gerechtigkeit weitergereicht werden muss und wir nicht nur nach Sachzwängen, sondern nach Barmherzigkeit handeln können. Tröste die Flüchtenden und stärke ihre Fürsprecher. Eine/r 3: Herr unser Gott, heute, während wir hier vor Dir stehen, gibt es mehr traumatisierte Kinder, instabile Familien, depressive und einsame Menschen als zu John Newtons Zeiten. Wir bitten Dich: Wehre den zerstörerischen Einflüssen und lass uns aus Dankbarkeit für Deine gnädige Bewahrung fürsorglich solidarisch sein mit Schwachen und Gefährdeten. Egal, ob das opportun ist oder nicht. Tröste die Geängstigten und stärke ihre Freunde und Familien. Amen. III.4. CHORLIED / BANDLIED / GESANGSVORTRAG Oder „Ach bleib mit deiner Gnade“ EG 347 Precious Lord, take my hand. Lead me on, let me stand I am tired, I am weak, I am worn. Through the storm, through the night Lead me on to the light Take my hand, precious Lord, Lead me home When my way is growing drear, precious Lord, lead me near. Stand by me when my life`s almost gone. Hear my cry, hear my call, Hold my hand, lest I fall Lift me up, precious Lord, Lead me home When the night`s drawing near and the darkness appears, as the day and its light passes on, River Jordan, here I stand, Guide my feet, Lord, take my hand hold me tight, precious Lord, lead me home. III.5. GEBET VOR DEM ABENDMAHL / PRÄFATION Einer/r: während Brot und Wein gebracht / bereitgestellt werden Wie aus vielen Körnern das Brot, wie aus vielen Trauben der Wein, so ist aus vielen Menschen der Leib des Auferstandenen auf Erden gebildet. Herr Jesus Christus, nicht auf Grund unserer Verdienste, sondern durch Deine Gnade hast Du uns gerufen, Vergebung und Versöhnung zu feiern an Deinem Tisch und Gemeinschaft zu haben mit Dir. Dafür danken wir Dir und loben Dich und laden alle ein, wie Du uns beauftragt hast: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Kommt, es ist alles bereit.“ III.6. GEMEINDELIED / CHOR UND GEMEINDE / SANCTUS Let us break bread together on our knees Let us break bread together on our knees. When I fall on my knees With my face to the rising sun – O Lord, have mercy on me. 2 x. III.7. EINSETZUNGSWORTE BROT / EUCHARISTIE Eine/r: Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, als er verraten wurde, nahm er das Brot, dankte und brach`s und gab es seinen Jüngern und sprach: Nehmet und esset. Das ist mein Leib, der für Euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis. III.8. GEMEINDELIED / CHOR UND GEMEINDE Let us drink wine together on our knees Let us drink wine together on our knees. When I fall on my knees With my face to the rising sun – Oh Lord, have mercy on me. 2 x III.9. EINSETZUGSWORTE WEIN / EUCHARISTIE Eine/r: Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: „Nehmet hin und trinket alle daraus. Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für Euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, so oft Ihr`s trinket, zu meinem Gedächtnis.“ III.10. GEMEINDEGESANG / CHOR UND GEMEINDE Organist / Keyboarder / Lobpreisbad / Posaunenchor intoniert Melodie von „Let us break bread together on our knees“, Chor summt zwei Strophen lang die Melodie mehrstimmig und wiederholt dann. Oder ein anderes Abendmahlslied. Let us praise God together on our knees. Let us praise God together on our knees. When I fall on my knees With my face to the rising sun – O Lord, have mercy on me. Let us praise God together on our knees. Let us praise God together on our knees. When I fall on my knees With my face to the rising sun – O Lord, have mercy on me. III.11. VATERUNSER Eine/r: Lassen Sie uns nun beten, wie uns Jesus Christus gelehrt hat. Wir stehen dazu auf. Alle: Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. (kann auch gesungen werden nach „Bist zu uns wie ein Vater“ Text : Christoph Zehendner, Mel.: Hans-Werner Scharnowski 1996) III.12. ABKÜNDIGUNGEN / BEKANNTMACHUNGEN / KOLLEKTENANSAGE (z.B. für das Spendenprojekt „Happy Home“ von Brot für die Welt für Straßenund Sklavenkinder in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka) III.13. SENDUNG UND SEGEN Eine/r 1:Herr segne uns und lass uns dankbar sein. Wir woll`n Dich loben solange wir leben und mit den Gaben, die Du uns gegeben, wollen wir tätig sein. Herr segne uns und lass uns nicht allein. Dein Wort und Beispiel zu bewahren, in der Gemeinde Kraft erfahren, Brüder und Schwestern sein. Herr, segne uns, lass uns Dein Segen sein. Wir wollen helfen, wollen heilen und unser Leben wie das Brot zuteilen. Lass uns ein Segen sein. Einer 2: So segne Euch der dreieinige Gott. Der Vater, Sohn und Heilige Geist. Gehet hin in seinem Frieden. Alle : Amen III. 14. MUSIKALISCHER AUSKLANG / POSTLUDIUM Organist / Keyboarder / Lobpreisband / Posaunenchor intonieren musikalische Motive aus der „Ouvertüre“ des Musicals oder die Melodie des Liedes „Amazing Grace“. Dabei können Chor / Pfarrer / Mitwirkende des Gottesdienstes durch den Mittelgang der Kirche / Gemeinde hinausgehen. ANSAGE FÜR EINE KOLLEKTENSAMMLUNG IM RAHMEN EINES GOTTESDIENSTES Wenn wir sagen „Heute gibt es 27 Millionen Sklaven“ – dann sprechen wir über 27 Mio. Menschen wie dich und mich. 27 Mio. Schicksale. 27 Mio. einzelne Menschen. Mit ihren Hoffnungen auf ein besseres Leben, mit ihren Träumen, mit Enttäuschungen. Ich möchte euch von einem dieser Menschen erzählen. Sein Name ist Jouel, ein sympathischer Junge von 12 Jahren. Er lebt in einem ungestrichenen, eingeschossigen grauen Haus in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch. Im Haus ist bloßer Betonboten, aber auch Anzeichen von Wohlstand: Ein Computer, ein Fernseher und natürlich ein Handy. Man könnte meinen, es ist eine Familie: die Mutter, der Sohn und der Opa. Aber es ist keine Familie. Jouel ist kein Familienmitglied. Jouel gehört nicht ZU diesen Menschen. Er GEHÖRT diesen Menschen. Er ist auch ein Zeichen von Wohlstand. Er kocht, er putzt und er wäscht die Wäsche von Hand. Er ist ein Hausdiener. Wenn man ihn fragt, dann erzählt er aus seinem Leben. Was ist das Schlimmste an diesem Leben als Sklave für ihn? Es ist nicht, dass er arbeiten muss – auch wenn es hart ist. Es ist nicht, dass er als einziger auf dem Fußboden schlafen muss. Das Schlimmste ist die Einsamkeit: Er darf mit keinem anderen Kind spielen. Er darf nicht raus. Jeden morgen sieht er aus dem Fenster andere Kinder in schicken Schuluniformen auf der Straße. Aber er darf nicht mitgehen. Jouel trägt keine Ketten, aber frei ist er trotzdem nicht. Er darf nicht zurück zu Mama und Papa und würde auch den Weg dorthin nicht finden. Er war zu klein, um sich den Namen seines Heimatdorfes zu merken. Er kennt seine eigene Lebensgeschichte nicht. Es gibt einen Silberstreif am Horizont, das „Happy Home“, das Haus der Fröhlichkeit, ein Kinderheim. Die Sozialarbeiter und Therapeuten schauen, wo in der Nachbarschaft Kinder wie Jouel sind. Sie besuchen die Familien, und erreichen, dass die Kinder tagsüber in das Heim kommen können. Um zu spielen und lesen zu lernen und es gibt sogar einen Chor. Jouel darf dorthin kommen. 30 Minuten die Woche. Eine halbe Stunde. Das ist viel zu wenig, aber ein Anfang und ein Weg aus der Einsamkeit. 90 Kinder leben in dem „Happy Home“ an drei Standorten, tagsüber kommen 90 Kinder wie Jouel dazu. Nicht alle sind Sklaven oder Sklavinnen gewesen, aber viele. Zu dem Projekt gehören Präventivmaßnahmen, Aufklärungsaktionen und Förderschulen für Slumkinder. Um den Betrieb drei Jahre aufrecht zu erhalten, werden rund 140.000 € gebraucht. Das Projekt wird seit vielen Jahren von Brot für die Welt gefördert – da weiß man, jeder Euro kommt an. Und meine Bitte lautet: Wenn es Euch möglich ist, unterstützt dieses Projekt jetzt gleich bei der Kollekte mit einer Spende. In aller Freiheit! Es gibt viele gute Projekte, und viel Not in der Welt. Aber wir wollen heute dieses Projekt unterstützen. Vielen Dank! Dauer: 5 Min. JOHN NEWTON EIN WHISTLEBLOWER? London, 1788. Im Widerstand gegen die Sklaverei entsteht die erste Menschenrechtsbewegung der Geschichte. Sie setzt auf moderne Methoden – und auf einen angesehen Mann mit dunkler Vergangenheit. Dass John Newton, der angesehene Pfarrer einer großen Londoner Kirchengemeinde, als junger Mann mit dem Sklavenhandel gutes Geld verdiente, wissen zu dieser Zeit nur wenige. Viele wollen es auch nicht wissen: Plantagenbesitzer, Reeder und Politiker versuchen, die Kritik am Sklavenhandel mit rassistischen Bemerkungen zu beenden. Oder – das kennen wir heute auch – indem sie Angst vor dem wirtschaftlichen Niedergang schüren. Profit vor Menschenrecht. Die Gegner der Sklaverei mobilisieren die Gesellschaft, verteilen Zeugenaussagen und sammeln erstmals Unterschriften. Es wird populär, auf karibischen Zucker zu verzichten, indischer wird ohne Sklavenarbeit produziert – die Geburtsstunde des „Fairtrade“. Mit William Wilberforce nimmt sich ein brillanter Politiker des Themas an. John Newton ist es, der den zweifelnden jungen Mann davon abhält, die Politik aufzugeben. Als väterlicher Freund und Berater bleibt er ihm verbunden. Ein Bestseller Newton sieht die Zeit gekommen, über seine Erlebnisse zu berichten; er ist bereits ein alter Mann. 34 Jahre ist es her, dass er auf Sklavenschiffen fuhr. Seine „Gedanken zum afrikanischen Sklavenhandel“ („Thoughts Upon The African Slave Trade“) schickt er an alle Parlamentsmitglieder. Das Heft wird ein Bestseller: Die erste Auflage ist sofort vergriffen. Zeugenaussagen gibt es zu diesem Zeitpunkt viele. Dass jedoch ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft aus erster Hand berichten kann, ist neu. Heute würde man ihn einen „Whistleblower“ nennen. Die Schilderung ist sachlich und eindringlich zugleich: Newton beziffert den Verlust an Schiffen und Menschenleben durch den Menschenhandel. Seiner Rechnung nach sterben jedes Jahr 1.000 britische Seeleute und 25.000 Afrikaner, alleine durch den Transport. Seine Schilderung über die Ermordung eines kleinen Jungen zeigt gleichzeitig die ungeheure Grausamkeit, die er erlebt hat. „Mein Bekenntnis kommt zu spät“ schreibt er. „Ich schäme mich, dass ich Teil eines Geschäfts war, das mein Herz heute schaudern lässt.“ Die Gedanken an die Menschen, denen er geschadet hat, wird er nicht mehr los. Das Ende des Sklavenhandels jedoch erlebt er noch: Kurz vor seinem Tod 1807 verbietet das Empire den Sklavenhandel in den Kolonien, der Handel mit Menschen kommt weitestgehend zum Erliegen. Geburtsstunde des „Fairtrade“: Zuckergefäß nur für indischen Zucker. www.stopthetraffik.org MODERNE SKLAVEN SIND NICHT IMMER ANGEKETTET „Man behandelt uns wie Sklaven!“ – in vielen Medienberichten hört man den Begriff, wenn schlechte und ungerechte Arbeitsbedingungen beschrieben werden sollen. Im Allgemeinen spricht man von „Sklaverei“ wenn ein Mensch wie Eigentum behandelt wird. Das Wort selbst stammt aus dem Griechischen und meint „Kriegsbeute machen“. Das erinnert daran, dass in der Antike die meisten Sklaven Kriegsgefangene und deren Nachfahren waren. Heute ist die Abhängigkeit der Sklaven sehr viel komplizierter. Seit den 1980er Jahren ist die Sklaverei in jedem Land der Erde offiziell verboten – dennoch sind nach einer Studie des USAußenministeriums weltweit 27 Millionen Menschen versklavt. Wenn Menschen verkauft werden, wenn sie rechtlos sind, wenn sie ihren Aufenthaltsort In einer Ziegelsteinfabrik in Kabul, Afghanistan am internationalen Tag gegen Kinderarbeit 12. Juni 2013 Foto: Picture Alliance nicht bestimmen können oder allgemein wie eine Sache behandelt werden, kann man sicher von „Sklaverei“ sprechen. Formen der Sklaverei sind z.B. Menschenhandel (nicht der Menschenschmuggel über Grenzen, sondern der Verkauf von Menschen), Zwangsarbeit, Zwangsprostitution, Kindersoldaten, Schuldknechtschaft (Schulden werden oft über Generationen abgearbeitet) u.v.m.. Es sind nicht immer Ketten, die die Menschen gefangen halten. Todesdrohungen, Schulden oder Angst sind oft effektiver. Wie zur Zeit John Newtons zerstört die Sklaverei Lebenspläne und Träume, Familien und Talente und sogar ganze Gesellschaften. Im Jahr 2014. Mitten unter uns. WEITERE MATERIALIEN ZUM CHORMUSICAL „AMAZING GRACE“ Alle Produkte können Sie über unseren Online-Shop oder per E-Mail an [email protected] bestellen. Das gesamte Material der Creativen Kirche finden Sie auf www.creative-kirche-shop.de. Werkbuch „Amazing Grace“ 49,95€ Textheft „Amazing Grace“ 5,95€ DVD Welturaufführung Kassel „Amazing Grace“ 19,95€ CD „Amazing Grace“ 16,95€ Singback-CD „Amazing Grace“ Sopran 14,95€ Singback-CD „Amazing Grace“ Alt 14,95€ Singback-CD „Amazing Grace“ Tenor 14,95€ Singback-CD „Amazing Grace“ Bass 14,95€ Playback-CD „Amazing Grace“ 29,95€ Chorpartitur „Amazing Grace“ 19,95€ Orchesterpartitur „Amazing Grace“ einfacher Satz, 69,00€ / Jede weitere Einzelstimme je 9,90€ Band-Sheets „Amazing Grace“ Loseblattsammlung, 49,00€ Gesamtpartitur „Amazing Grace“ 99,00€ Jonathan Aitken: „Amazing Grace und John Newton“ (Biografie) 29,95€ Flyer des Spendenprojektes: Das „Happy Home in Bangladesch - Kindheit ohne Sklaverei und einem Leben auf der Straße 0,00€ Das Chormusical „Amazing Grace“ wurde initiiert von der Aktion Gospel für eine gerechtere Welt, einer bundesweiten Kampagne von Brot für die Welt und der Stiftung Creative Kirche in Witten, mit Unterstützung durch den Versicherer im Raum der Kirchen. Unser Ziel: Singen. Handeln. Gospel leben. Mehr Informationen unter: www.gospel-gerechtigkeit.de und www.amazing-grace.de Tel: 02302 28222-22 • Mail: [email protected] A k t i o n s p a r t n e r G o s p e l f ü r e i n e g e re c h t e re We l t : Gospel gerechtere Welt für eine Deutschland VERBREITUNG VON SKLAVEREI SEHR WENIG SEHR VIEL KEINE DATEN Brot für die Welt geht davon aus, dass allein in der Hauptstadt Dhaka 300.000 Kinder in Haushalten der Mittelschicht arbeiten. Viele davon wie Sklaven. Regierung, Textilhersteller, Kleiderketten und Verbraucher tragen zu den menschenunwürdigen Zuständen in der Kleiderindustrie in Bangladesch bei. Auch hier arbeiten Kinder und Erwachsene zum Teil wie Sklaven. Bangladesch 70.000 Kinder arbeiten illegal in Kohleminen. Sie stammen aus Nepal und Bangladesch. Indien 880.000 Menschen sind Opfer von Menschenhandel, vor allem Frauen und Mädchen (Daten der Europäischen Kommission). Europa Sklaverei: In jedem Land verboten – überall Alltag ist eines der Hauptzielländer für Zwangsprostitution in Europa. 56 % der entdeckten Opfer sind unter 21 Jahren alt, ein Viertel aller Frauen haben die deutsche Staatsbürgerschaft (Gewerkschaft der Polizei). Dominikanische Republik Nach Schätzung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) werden jährlich etwa 2.000 haitianische Kinder von Schleuserbanden illegal über die Grenze in die Dominikanische Republik geschafft und dort als Haussklaven oder Arbeitskräfte in der Landwirtschaft verkauft. Haiti Amnesty International schätzt, dass etwa 200.000 Kinder in haitianischen Haushalten arbeiten. Die Mehrheit sind Mädchen. Sie leben in totaler Abhängigkeit von ihrem Arbeitgeber und werden häufig Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch. Ein Mädchen kostet rund 50 Dollar. Burkina Faso Im Oktober 2012 retten Polizisten mehr als 400 Kindersklaven aus Bergwerken und von Baumwollplantagen. Die Spitze des Eisbergs? Karte: globalslaveryindex.org, Walk Free Foundation