LEITSCHRIFT
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LEITSCHRIFT
-/ F " .d LEITSCHRIFT DER SAVIGNY-STImNG FOR RECHTSGESCHICHTE HERAUSGEGEBEN VON M. KASER, W. KUNKEL, K. S. BADER, H. THlEME S. GRUNDMANN, S. REICKE NEUNUNDSIEBZIGSTER BAND XCII. B A N D DER Z E I T S C H R I F T FOR RECHTSGESCHICHTE KANONISTISCHE ABTEILUNG XLVIII 1910 BEGRONDET V O N U L R I C H STUTZ W E I M A R 1962 VEKI.Ac; 1-1 L : R M A N N B C ) H L A U S N A C H F O L G E R I. Die Pfarrvisitation nach Regino von Prum. Der R e c h t s g e h a l t des I. Buches seiner „ L i b r i d u o de s y n o d a l i b u s c a u s i s e t disciplinis ecclesiasticis". Von Walter Mellinger. Einleitung*). I. E n t s t e h u n g , A n l a g e u n d C h a r a k t e r des S e n d h a , n d b u c h e s . Zu den bedeutendsten Qi~ellensammlungen des kanonischen Rechts aus dcr Zeit vor Gratian zählen die „Libri duo de synodalibus causis et disciplinis ecclesiasticis" des Abtes Regino von Prüml). Das Worli ist iingefä,hr im Jahre 906 entstanden. Regino, der aus zwingenden Gründen in der vorangegangenen Zeit sein Benediktinerkloster Prüm in der Eifel verlassen hatte, befand sich damaIs im Dienste des Erzbischofs Ratbod von Trier. Wie er in der Vorrede zu diesem für die Praxis der Pfarrvisitationen be*) Die vorliegende Abliandliiiig wird im folgenden Blinde zu Ende gefiihrt. h e r sein Leben und sein kanonistisches Werk vgl. insbesondere P a u l F o u r n i e r - G a b r i e l L e B r a s , Histoiro des collections canoniques en occident depuis les fausses d6crQtales jusqu'au Dhcret de Gratien, 2 tom., Paris 1931132, tom. I p. 244 ss.; P a i i l F o u r n i e r , L'oeuvre de Reginon de Prum, en: BibliothBque de L'Ecole des Chartres 81 (1920) p. G ss.; H a n s E r i c h F e i n e , Kirchliche Rechtsgeschichte, Bd. 1, 3. Aufl., Weimar 1966, S . 146 uni1 \5Tillibalrl M. P l ö c h l , G~scliichtedes Rirchcnrechts, Bd. 1 , Wien u n d hliirrchcn 1963, S . 410 und 376ff. Der AuEs;itz von K a i 1 P e r d i n a n d W e r n e r , Zur Arbeitsweise des Regino von Prüm, in: Die Welt als Geschichte, Jahrg. 1 9 (1969) S. 96ff., behandelt die \Veltchronilr des Regino und hat keinen unmittelbaren Bezug suf das Sendbuch. - Die gebräuchliche lind such bei der vorliegenden Btla8rbeitiing verwencioto Textausgabe ist die von F. G. A. W a s s e r s c h l e b e n : Reginonis Libri duo de synodrrlibus causis et disciplinis ecclesiasticis, ed. F. G. A. W a s s e r schieben, Lipsiae 1840. - Die Untersiichiing wurde im wesentlichen im Ja,hre 1965 abgeschlossen. l) 1 Zeitschrift fdr Rechtsgeschichte. LXXIX. Kan. Abt. XLVIXI. 2 \\l:tlter Helliiiger, stimmten Handbuch selbst berichtet, hat er es auf Veranlassung des Bischofs geschnff en. Uicscr hatte es bisher als Mangel einpfunderi, auf den Reisen durch die Diözese Sammlungen von Ko11zilsb~schliissen mitschleppen zu müssen, um jederzeit in die Anordnungen der kirchlichen Autorität Einblick nehmen und sich bci Zweifelsfragen über die Rechtslagi! unterrichten zu können. Diesem Nilistand gedachte Regino mit dein neuen, bequem überallhin initziiführenden Haridbucli, das eine Anleitung für die Tätiglieit dcs Visitators sein sollte, abzuhelfen. Er hat es dem Erzbischof Hatto von Mainz, dcm damaligen Primas von Deutschland, gewidmet und ihn mit ul~erschäuinendeiiWorten seine höchste Verehrung wisseri lassen2). In der Vorrede, in der dies ziim Ausdruck kommt, hebt Iiegino auch mit aller Deutlichkeit hervor, daß er bei Anfertigung ilieses Scndhandbuclies die schlimmen Zustande im Auge hattc, die damals in der fränltischen Kirche herrschten und alles frulitlr schon Dagewesene in Schatten stellten. DaP3 Regino an lionkrrtr Ereignisse anlinupft und nicht aus der Luft greift, zeigt 2~uchder Hauptteil seiner Sammlung, der sich mit Schandtaten schlimnister Art befa,ßt. Er beginnt im 1. Buch mit 9G Sendfrageil, die dem Hiscliof eine Richtschnur geben sollen, wie bei der Pfnrrvisitntion das VcrmOgen dcr Kirchen, die Arntstätigkeit und der T,rbcnswandrl sowie die fachliche Befähigung des Pfarrers zii iiberprufcn sind. Am Ende dicses Fragebogens - wenn man diese Anweisung wegen ihrer äufieren Formgebung so nennen darf - erklärt Regino C'S fur erford~lrlicli,dt~shierin kurz Zusammeiigef;~ßtedurch die lianonisch~Autoritat zu bekräftigen. Die nun folg~nden455 joweils mit einer Uberschrift versehenen Kapitel des I. Buclirs sind Qurllenstc~llen, die der Verfasser hauptsächlich aus Konzilsbcschlüsstn, piipstliclien Delrretalen und fränliischen Kapitularien gcriomnicii h&t.Desgleichen hat er aus Uußbiiclzcrn, Ordcnsregclil, germ:~nischcri Vollrsrechtcn und aiis d ~ mromisclicn Recht gclschoplt. Ei~iigesfiridct sich auch in den damals se11oi-i~ o r l l ~ n ~ i r n ~ ~ r ~ und gebräucliliclleii Sammlungen des kirchlichen Rechts oder stammt aus der Fcdcr hervorragcndrr Vertreter des ltirclilichcn 2, Regino bezciclinrt IIatto als tleii Mann, der allein die, Geister dei Philosoph~nvcrfrote. Nalicrcs uber IIatto siclic bei l f i c h a e l B u c h b e r g e r (Iirsg.), Lexilron Fiir Thcologi~lind Kirrlir, 10 Bdc., 2. Aufl., Frribilrg 1930ff., ßd. 4 Sp. 840f Die Pfarrvisitatiori iiach Regino von Pruin. 3 Lebens. Etliche Stellen sind jedoch unbekannter Herkunft. Daß die Vorschriften des kanonischen Rechts genau zu beobachten sind und niemand bei seinen Amtshandlungen nach Gutdünken vorgehen darf, vielmehr jeder sich von der kirchlichen A~itoritä~t leiten lassen muß, wird gleich im ersten Kapitel betont, dessen Urheber die Väter der Synode von Meaux (845)3)sind. Die Kapitel2 bis 17 unseres Sendhandbuches geben allgemeine Vorschriften zur ~isitationspfliclitdes Bischofs4). Die weiteren Kapitel beziehen sich auf den Inhalt der Sendfragen und liefern die Rechtsgrundlage für die Verbote und Gebote, die in ihnen zum Ausdruck gelangen. Auffallend ist allerdings, daß manche Sendfrage im Quellenteil nicht belegt wird und umgekehrt zu verschiedenen Rechtssätzen, die dort wiedergegeben und von Regino in der dazugehörigen Ubcrsclirift anerkannt werden, sich keine diesbezügliche Sendfrage finden läßt. Mari wird diese Tatsache nur damit erklären können, da0 unser Abt von Prüm die Sendfragen wahrscheinlich nicht aus dem in den Quellenstellen enthaltenen umfangreichen Material gleichsam hcrausgezogcn, sondern sie nach dem Vorbild anderer einschlägiger Schriften gestaltet hat. Es ist ohne weiteres aus dem mitunter gleichlautenden Test ersichtlich, da,B er sich der im Jahre 852 entstandenen Capitula ad presbyteros parochiae suae des Erzbischofs Hinkmar von Reims6) sowie der sogenannten Admonitio synodalis, die angeblich von Papst Leo 1.V. (847-855) stammt6), bedient hat. Da diese Schriften auch als a, C. 34 = Regino I 1. Vgl. C a r l J o s e p h V. H ef el e , Conciliengeschichte~ 7 Bde., 2. Aufl., Freiburg 1873ff., Bd. 4 S. 115. 4, Sie werden iinter TI. der Eiiileitiirig behandelt. 6, Zum Text siehe: Acta conciliorum ot epistolae decret:rles ac constitutiones sumnioruiil pontificum, eil. J a h . H a r d i i i n u s , tomi 11, Paris 1714 bis 1715, tom. 5 p. 391ss. Uber EIiiikmar, der irr1 ,Jahre 882 verstarb, und sein Wirken vgl. B i l c h b e r g e r Bd. 5 Sp. 64ff. ') Zuin Ttixt sielie: J . P. JIigiic, P:~trologia Latini~,221 toini, P:LT~S 1844-1864, toin. 96 col. 1376 ss. und tom. 115 col. 676. Näheres über diese Schrift vgl. in V a l e n t i n T h a l hof e r , Handbiicli der katholischen Litiirgik, 2. hiifl., iiirigearbeitet von L i ~ d w i gEisenliof e r , 2 Btle., Freiburg 1912, Hd. 1 S. 117 iiiitl 463 (die 'Tou:iafl:ige [I041 F.] war dein Verf. nicht ziigäriglich) sowie bei G o t t f r i e d F l t t d e , Die Erziehung dos lilerris diirch tlir Visitationeri bis ziim 10. Jti., Züriclittr tlieol. Diss., Berliii 1933 (auch in: Neue Stiidien zur Geschichte der Theologie uild Kirche, hrsg. V. N. B o n \l7etsch und R. S e e b e r g , Bd. 26 11. 27, Berliii 1930--1933), S. 39 und 44. 4 Wri,lter Hellinge?, Rechtsquellen anzuspreclieii sind, haben somit auch diejenige11 Sendfragen, deren Inhalt niclit in den Kapiteln unseres Sendhandbuches wiederlrelirt, ihre Rechtsgruiidlage. Innerhalb der Quellenstellen selbst will auch nlanches nicht so recht zueinander passen. Da und dort bringt Regino zu ein und derselben Frage verschiedenartige und sogar entgegengesetzte Regelungen7). Das hängt jecloch mit den1 Charakter von Regii~osWerk zusammen, das trotz seiner Zweckgebundenheit als Anleitung für Visitntioa und Send iinmer noch eine Quellensammlung sein will. Wenn li'lades) die Arbeit des Priimer Abtes in dieser Hinsicht bemängelt, geht er von unriclitigen Voraussetziingen aus. Wie Regino schon in der Vorrede Iiervorhebt, will er den Benutzer seines Sendhandbuches lediglich informieren, wie die kirchliche Autorität zu den einzelnen Tntbeständen, über die der Bischof zu entscheiden hat, Stellung nimmt. Es liegt ihm also fern, ein eigenes Lehrsystem zu entwickeln; dies hätte auch nicht seiner großen Bescheidenheit entsprochen. 111 dieseni Siiiiie wurdigt auch Charlo t t e Leitmaiers) die Tätigkeit Regiiios. Mit vollem Recht ist sie der Ansicht, daß er nur registriert, was er vorfindet, ohne den Versuch zu machen, die Rechtsentwieklung durch seine Sammlung zu beeinflussen. Unter dieseni Gesichtspunkt betrachtet, enthalten viele Stellen, die dem Texte nach nicht miteinander in Einlilang stehen, auch nur scheinbar einen Widerspruch. Wenn nämlie,h Regino für einen bestimmten Grundsatz mehrere Quellen anfiihrt, die mitunter bis in die älteste Zeit zurückreichen, will er wohl dessen Bedeutung besonders herarisheben, im übrigen aber regelmäßig nur das Schlußglied dieser Kette als für seine Zeit gültiges, unmittelbar anzuwendendes Rl'cht betrachtet wissen. Was einem früheren Stndiuni der Reclitscnt\vicklung arigcliort und anders lautet, gilt dann nur bcschr#n!<t. All dicsc Rikrniitiiisse lassen sich ebenso aus dem 2. Biiche iI1I;crc.r S:llninlririg a b l r i t ~ n .das dem Scncigeiicht ubri Das ist ganz verstandlich, wenn man bedenkt, daß die betreffenden Rcchtssatae zum großen Teil partikularreclitlirher Xatui sind oder zu recht verschiedener Zeit cilasscn wurden od1.r i n ihnen vielleicht ein Wandel iri deii Ansehaiiuiigon seinpn Kiedcrsclilt~ggefr~ndenhat. A. a. O., S. 79. @)Dip Kirche itnd die Gottesurteile, Wien 1963 (Wiener rechtsgeschichtlicht. Arbeiten, Bd. 2), 8. 69. Die Pfarrvisitation nach Elegino von Prum. 5 die Laien gewidmet ist, welches anläßlicli der Visitation abgehalten wurde. Es besteht aus 454 Kapiteln. Eingangs finden sich mehrere Verfahrensvorschriften und sodann in den unter Kapitel 5 aufgeführten 89 Sendfragen lind in deii folgenden Kapiteln eine ausgiebige Behandlung der verschiedenen Delikte und ihrer BestrafunglO). Da die vorliegende Arbeit - wie schon ihr Titel besagt - sich nur auf die im 1.Buch geregelte Pfarrvisitation erstrecktl1), erübrigt es sich, auf den Laiensend hier näher einzugehen. Erwähnt sei noch, daß W a s s e r s c h l e b c n in seine Textausgabe (außerdem) drei Anhänge aufgenommen hat, die nicht mehr zu dem Werke Reginos gehörenl2) und deshalb iinberiicksichtigt bleiben. Dem Werke Reginos kommt iii der kirclienreclitsgeschichtlichen und auch liirchcngeschichtlichen E'orscliung ganz erhebliche Bedeutung zu. Dies ergibt sich schon daraus, daß es sich nicht auf die speziellen Verfallreiisvorscliriften fur Visitation und Send beschränkt, sondern - wie Ii'einel3) es treffend charalrterisiert --„den ganzen Geschäftskreis einer bischöflichcii Sprengelver~~altung bis ins Einzelnr zur rechtlichen Darstellung bringt und so eine anschauliche Qiirllc des wirltlicheii Itirchliclien Lebrns bietet". Ein Blick iri die rinschlägige Literatur zeigt auch, daß iiieinarid, der Untersuchungeii dber die kirchliclien Vrrliiiltnissc des crstcii Jahrtausends anstellt, an dein Sendhanclbiicli des l'rumer Al.jtes vorübergehen kann. Dennoch ist bisher keine iimfasseiide Darstellung dieser wiclitigen Kirchenrecl~tasari111i1111igerst:hienen. Allerdings hat G o t t f r i e d F l a d e sehr viel in dieser Richtung getan. 1°) Näheres siehe P l ö c h l I S. 377 und 410. Bemerkenswert Ist, da6 Reginos Sariiiillurig scholl die Trcnniirig von Pfarrvisitation und Laiensend, clie seit Ende des 9. Jh.s die Regel ist, auch Riißerlich in der Einteilung kenntlich macht. Vgl. P l ö c h l I S. 3761. und 327. I ' ) Die Ilarstellnng des 2. Buches bleibt, einer l)esoricicreri AbbalidIung, zu der ich da,s wichtigste Material bereits gesanimtrlt habe, vorbehalten. 12) Die Appendiccs I1 iincl 111 sind erst lange nach ltegino entstanden, wä,lirerid der Anfang der Appendix I - wie F o u r i i i c r p. 7i. und F o i i r n i e r Le B r a s I p. 246 annehmen möglicherwcisc noch von Regino oder eineirr seiner Schülcr stairinicn kann. Vgl. auch d i e I'ra,efatio editoris p. XI11 in d p r Aiisgabc F J r ~ s s a i s c h l e h i t i i s . '") :i. 145. - Wttlter Hellinger, Er hat verschiedeile Arbeiten14), mit denen er auf kirchen- oder l~ulturgeschichtlicheFragen Antwort geben will, auf der GrundIage von Reginos Sendhandbuch aufgebaut und dabei zahlreiche Rechtssätze dieser Quellensammlung berührt. Ihren rechtlichen Gehalt aber hat er dabei ebensowenig voll ausgeschöpft-wie etwa C. W a w r a , P. F o u r n i e r und H. Löwe, die das literarische Wirken des Prümer Abtes in verschiedenen Abhandlungen gewürdigt habenl6). Dies sucht nun die vorliegende Arbeit, die ein Beitrag zur Geschichte des kanonischen Rechts sein will, zu erreichen. Was die Art und Weise der Darstellung betrifft, mußte natürlicli die besondere Eigenart von Reginos Werk berücksichtigt werden. Wenn auch Regino zweifellos mit den fundamentalen Rechtsgrundsätzen seiner Zeit, die er in den Sendfragen und Überschriften heraiisstellt, einiggeht, wäre es doch verfehlt, den Inhalt seines Werkes, also auch den der Quellenstellen, als seine persönliche Lehrmeinung vortragen zu wollen. So etwas hieße die Quellen3ainmlung in ein Lehrbuch umstempeln. Es kommt nur in Betracht, von den einzelnen Sendfragen auszugehen und sie mit den jeweils dmiigeliörenden oder wenigstens die gleiche Angelegenheit betreffenden Qucllenstellen, die oft recht verstreut in der Sammsind, in Verbindung zu bringen und auf diese lung ~intergebra~clit Weise den Inlia,lt von Reginos Werk zu veranschauliclien. Obgleich unser Sendliniidbuch schon eine systematische Sammlung darstellt, die den Stoff nicht chronologisch, sondern nach Sachgebieten ordnet16), ist es doch nur teilweise möglich, die dort gcgebene Reihenfolge der Sendfragen und Knpitel auch bci dor Be- G o t t f r i e d F l a d e , Voin EinfliiW des Christentums auf die Germanen, Stu.ttgart 1936 (Forschungen zur Kirchen- lind Geistcsgcschiclitr, Iirsg. 7.. E. S e e h e r g , R. H o l t z i n a n n u n d \ V . W e h e r , Bd. 10); dors., Ger~nanisclies Heidentiiin und christliches Erziehurigsbemühen in karolingischer Zcit, iri: Tfirologischr Stfiidien i i i i r l Kritilirn, lirsg. V. C. ITllniann, F. W. [ i n b r e i t u. ii., Jalirg. 106 (Neiic Folge J.), 1934/36, 8.213-240. 16) Car oltls W a w r n , De Reginone Priimiensi, Vratislaviae 1900 (Bres[auer kath.-tlieol. Diss.); F o u r n i e r (s. oben Ariiii.1); I I e i n z L ö w e , Regino von Prüm und diis historische Woltbil(1 der Karolirigcrzeit, in: Rheinische Vierteljaliresschrift (Mittcilungeri des Instituts für gr:schichtliclie Landeskunde der Rheinlande a n der Universität Bonn), Jnhrg. 17, 1962, S. 161-179 (Festschrift für T h e o d o r F r i n g s ) . I B ) Dies liebt G o d e h a r d J o s e f E b e r s , GrilridriW dcs Iratliolisclion Kirchenrechts, Wien 1960, S.107 als besonderes Merkmal hervor. 14) Die Pfarrvisitatiori nüch Regino von Priiin. 7 arbeitung einzuhalten; denn diese Ordnung ist Regino nur recht unvollkommen gediehen und erspart deshalb eine anderweitige Aufgliederung des Stoffes für die vorliegende I)arstelliing keineswegs1I). Bei der Wiedergabe der Quellenstellen erschien es angängig, nach Möglichkeit deren Herkunft - soweit sie bekannt und in der Textausgabe W a s s erschleb ens angegeben ist18) zu bezeichnen. Dies illustriert nicht nur, wen Regino alles zu Wort' kommen läßt, es erleichtert auch bei verschiedenartigen, wirklich oder nur scheinbar einander widersprechenden Regelungen die Beurteilung der Frage, welche Vorschrift wolil zur Zeit Rcginos den Vorrang hatte; denn es ist hierbei von entscheidender Bcdeutung, wann eine Norm entstanden ist und wer sie erlassen hat19). Es ergab sich aber keine Notwendigkeit, die einzelnen Quellen etwa noch auf ihre rechtliche Geltung im friiiikischen Rauinc insbesondere zu überprüfen20); denn man muß berücksichtigen, daß - wie schon ausgeführt - der Bischof durch die Wiedergabe von 17) Ubrigens macht die mangelnde Ubersichtlichkeit, vor allem aiich die oft nicht einfache Auffindbarkeit der zu den Sencifragen gehörende11 Kapitel in besonderem Maße eine geordnete Darstellung erforderlich, die) ohne Miihe Einblick gewährt,was Reginos Samniliingim einzelnen enthält. - Eine nur i n Zahlen ausgedrückte und recht summarische ubersic,lit, wie dir Sendfragen und Kapitel zusammengehören, findet sich bei F. G. h. W a s s e r schieben, Beitrage zur Geschichte der vorgratianisehen Kirchenreclitsquellen, Leipzig 1839, S. 2. 18) W itss e r s c h l e b e n h a t i n dieser Hinsicht eine nicht zu unterschätzend^ Leistung vollbraclit. Reginos eigene Quellenangabe trifft i n zahlreicho~i Fällen nicht zu, so daß er vieles berichtigen miiBte. Es stimmen abei aiich W a s s e r s c h l e b e n s Angaben niclit immer mit denen anderer Sammlungen überein. 19) Man denke vor allem daran, daß i n der karolingischen Zeit lange der König im Widerstreit zum Papst das oberste Gesetzgehungsrecht in kirchlichen Angelegenheiten i n Anspruch nahm und sic,h sogar berechtigt fiililte. verbindlich angesehene Kanones lind päpstliche Dekreta,len diirch cntgegerigesctzto Bestimmnnge~ipraktisch außer Kraft zii s r t z c n . So l i t i l i r i c,s iln Einzelfall recht zweifelliaft sein, welche Norm vorging. Vgl. hierzu die‘ ausführliclie Darstellung bei P a u l H i n s c h i u s , Das Kirrhenrrcht der Katholiken und Protestanten, Bd. 1-6, 1 (unvoll.), Berlin 1869ff., Bcl. 3 S. 702ff. (insbesondere S. 703 und 712f.); s. iiiich P l ö c h l T S. 274, 278 und 282. Obgleich nianche Stelle offensichtlich gar nicht als Rcchtssata i~.~iausehen ist (etwa weil ihr Urheber nicht zur Rechtsctzung befugt war) orlei. als p:~rtikiilarreclitlicheVorschrift nur anderwlrts Geltung erlangt hast, 8 Walter Hellinger, Quellenstellen über die in der Kirche oder von ihren mafigeblichen Vertretern aufgestellten Grundsätze lediglich informiert werden, also nicht in erster Linie zu einem unmittelbar anwendbaren Rechtssatz hingeführt werden sollte. Auch konnten im Rahinen dieser Arbeit keine ausführlichen Erläuterungen über die Entstehung und Bedeutung der einzelnen QueIlen gegeben werden. Ich hielt es jedoch für sinnvoll, die oft recht interessanten Motive für die jeweiligen Bestimmungen, soweit sie in den Normen zum Ausdruclr kommen, dem Leser nicht vorzuenthalten. Im übrigen war es mein Bestreben, bei der Wiedergabe der einzelnen Kapitel, die jil Anbetracht der Fdlle des Stoffes so liurz wie möglich erfolgen mußte, auf das einschlägige Schrifttum zu verweisen, das eine niihere Orientierung ermoglicht. Soweit es sich hierbei um Ubersetzungun oder Inhaltsangaben handelt, besteht manchmal allerdings keine tfbereinstimmung mit dem Texte Reginos21). Maßgebend für die vorliegende Arbeit konnte natürlich nur das sein, was in dem Sxdhandbucli aufgezeichnet ist2Z). Da zahlreiche Kapitel im Decretum Gratiitni wiederkehrenz3), konnte auch dic Literatur zum Corpiis Tiiris Canonici da und dort herangezogen werden. Ein der Arbeit angefügtesVerzeichnis der Seiidfrageii und Kapitel soll die Moglichlieit bieten, jederzeit auf bequeme Weise nachzuschlagen, was die Arbeit zu der einen oder anderen Stelle von Reginos Sammlung enthält. JI. Die V i s i t a t i o n s p f l i c h t des Diözesanbiscliofs. In der Uberschrift zu den Sendfragen des 1. Buches weist Rcgirio darauf hin, daß im folgenden all das aufgeführt .wird, was der Bischof oder seine Gehilfen hri den Vii;itationsreiscn in den Städten odrr P Neben Textabweichungen finden sich oft auch Kurzungen. 22) Auch bin i ~ grundsatzlich h immer von dein Haupttext bei W a s s e r S C h l e h en nusgrgangeii. 2a) W a s s e r s c h l e b e n verweist jeweils in den Aiimerkurigen darauf und zitiert nurhin einer Uhrrsicht arn Schluß seiner Textausgabe die betreffenden Fundstellen. Es kann deshalb darauf verziclitct nrcrden, dies bei Beliitndlung der in Frage kornnieiidcn Kapitc>lnoch bcsoiidcrs zu r e r m r ~ k e n . al) Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm. 9 Siedlungen und in den Pfarreien ihrer Diözese sorgfältig erkunden müssen. Er sieht sich auch veranlaßt, in den ersten Kapiteln der den Sendfragen nachfolgenden Quellensammlung den Bischöfen daß für sie eine Pflicht zur Visitation besteht. Dieser Aufgabe haben sie grundsätzlich persönlich nachzukommen. Die Synode von Meaux (845)24) verurteilt die „tadelnswerte, ja sogar verwerfliche Gewohnheit gewisser Bischöfe . . ., die das ihnen anvertraute Volk selten oder nie in eigener Person" aufsuchen. Ein Bischof, der durch Krankheit oder wichtige Geschäfte abgehalten ist, darf entsprechend qualifizierte Presbyter oder Dia'kone mit dieser Aufgabe betrauen, wie die 4. Synode von Toledo (633)26) ausdrücklich zuläßt. „Daraus entwickelte sich" - stellt P l ö c h l fest26) - „die Visitation durch den Archidiakon, der sie in der Folge als ein Recht in Anspruch nahm." Welche Voraussetzungen der Stellvertreter mitbringen und welchen Anforderungen er gea4) C. 29 = Regino I 6. Vgl. FIef e l e Bd. 4 S. 116. Welche Grundsätze iii fränkischer Zeit für die Pfarrvisitation galten,ist bei P l ö c h l I S. 326f. zusammengestellt. - Zu deii Beschlüssen von Meaux sei bemerkt, daß in den Konzilsakten der Synode unter der Uberschrift „Conciliuni M e l d e n ~ e ~ ~ alles ziisammengefüßt ist, was man in Meaux selbst in1 Jahre 845 als auch 846 i n Paris, wo die Synode fortgesetzt wurde, normiert hat (vgl. H e f e l e Bd. 4 S. 113). Die eine oder andere Stelle, die gerneinhin als BescliluB von bfeaiix (845) bezeichnet wird, ist derilnach vielleicht erst im folgenden Jahre iii Paris entstanden. 26) C. 36 (Mitte) = Rcgino 1 9. Vgl. I-Iefele Bd. 3 S. 83; I'ius B o i i i f a c i u s G a m s , Die Kirchengeschichte von Spa,nien, 3 Bde. (Bd. 2 und 3 je i n Halbbändeii), Regensburg 1862ff., Bd. 2,2 S. 97; M a x L i n g g , Geschiclitc des Instituts der Pfarivisitatioii, ICcinpten 1888, S. 19. 26) Bd. I S. 326. E r liebt weiter hervor, daß Archipresbyter und Ki~,noniltcr 111s Stellvertreter des Biscliofs fiir die Visitat.ioii in Uetritclit liariicn. Den Unterschied zwischen d e n ~Bischof und deiii Stellvertreter hirisiclitlicli ihrer Rechtsstclluiig legt A l b c r t Afichael K o e n i g e r , Die Sendgerichte i r i Dei~tsctilaiid,Bd. 1, 3Ziiiiclir+ii1910 (Yeriifferitlichrrrigcn tiiis tleiii T<irchcnliistorisclieii Seiiiiriar 3lünclicn, 111. Kt:ihe Kr. 2), S.97 dtrr: ,,Der Ujsciiofsbann war etwas Eigentliclies, dein bischöflic,lien Amt ~lnliaftendes;er begriff dalirr tlie Fälle von Befiigiiisscn iii sich, welche init der biscliöfliclicn Ciewalt überliziiipt ziisanimenhiiiigcri. Der banniis seiiier Stellrt~itretererscheint iliir als der des Mandatars, ging in seinein Urnfaiig riur so weit, :,Is dns Miindat reichte, und haftete nicht iini Aiut, sondern riur ,211 der Persori cl(?s Beaiiftragten, der aus deii AIitgliedern der cinfliißrciclisten Strllen t1c.i; I)iscliöflichcn Preshytoriuiris genoniiircri wiirde." 11 IValter Hcllingei . Die Pfarrvisitiltior\ iia,eli Kegino voii Piiim. iiügen muß, legen die Väter von Meaux ausführlich darz7). ES kommt nur ein sittenstrenger und keineswegs geldgieriger Mann in Frage, der in gutem Ansehen steht. Er muß aber auch in der Lage sein, den Presbytern die Glaubenswahrheiten rein und iinverfälscht vorzutragen lind sie in der Beobachtung der Gebote Gottt5s sowie im Predigen zu unterrichtenza). Die 2. Synode von Braga (572)29), die ebenfalls den Bischöfen die Visitationspflicht cinscharft, setzt sich mit der praktischen Handhabung aiiscinandcr. Die Bischofe sollen zunächst30) ihren Klerus auf gewissenhafte Pflichterfüllung uberpriifen. insbesondere kommt es diirauf an, ob die Geistlichen die Taufe und die Feier des Meßopfcrs in dci gebotenen Weise vollzielien und ob sie an den Katechurneneii 20 Tage vor der Taufe die Exoi.zismcn31) vornehmen und ihnen von diesem Zeitpunkt an das Glaubensbekenntnis beibringen. Was zu beanstanden ist, soll für die Zultunft durch entsprechende Unterweisung gebessert werden. Darauf wendet sich die Visitation den Laien zu, die am folgenden Tage32) versammelt werden. Diesen soll der Visitator die heidnischen Irrtumer ausreden und sie voi Verbrechen wie Mord, Ehebruch, Meineid und falsches Zeugnis warnen. Es soll ihnen aueli zii glauben vorgestellt werden, daB alle Mensclien einst zur Auferstehung gelangen und ein Gericht stattfindet, „bei welcliem ein jeder entsprechend seinen Werken aufgenommen wird". Der Bischof hat also nur zn belehren; „vor] stra;frichterlieher Tätigkeit ist hier nicht die Rede"33). Dies ist aber schon vor Regino anders geworden, als sich im 8.,Jh. itus dei bisohoflichen Visitation heraus die Sendgerichte entwickeltens4). Daß die Bischöfe die Pfarreien visitjeren und etwaige Verbrechen der genannten Art aufklären, ist die Sorge Karls d. Gr. in einen1 Kapitulare von Aachen (813)36). Aber auch die „Nahrung des gdttlichen Wortes" soll den Gläubigen bei dieser Gelegenheit zugrfuhrt werden38). Ganz ähnlich verlangen die Vater von Mearis (843)37), daß die Bischofe ihre Pfarreien bereisen und dabei „die ihnen anvertrauten Presbyter veranlassen, sich durch Gelrhrsarnkeit, Keuschlieit, Enthaltsamkeit sowie Gastlichkeit aiiszuzeiclineii. wie es ihr Amt erfordert". Sie sind sich andererseits bewufit. da11 die ordnungsgemäße Erfullung der Visitationspflicht einen erheblichen Zcitaufwand beansprucht. Deshalb wenden sie sich38) ;I,II den I(onig39) und bitten ihn, daß er in großherziger Gesinnung die Bischofe weit mehr als bisher für ihr geistliches Amt freistellt. Die Bischofe dagegen crmahnen sie, die ihnen gewahrte Zeit nicht init eigenen Vergnugungen zu vergeuden und ihre Diozesanen nicht Es gelle auch nicht an, die Visitation so zu gezu vernachlassig~n~~). stalten, daW sie zu einer unertraglichen Last fur die Glaubigen wird. hiif Miillniiiig Ludwigs d. Fr. haben die Bischofe -wir d ~ Kaiser r selbst brric1itet4l) -- versprochen, bei Visitations- oder Pirmungsreisen drm Volke, dem sie ja nur nutzen, nicht aber eine Last sein sollcii, lrunftig nicht mehr beschwerlich zii werden. Die 7. Syizocic 10 Vgl. hierzu P l ö c h l I S. 375ff. c.1 = Regino 1 1 0 . Vgl. J o h a n i i F r i e d r i e h B ö h m e r E. M ü h l b i l c h e r , Regesta Imperii I, Die Regesten des Kai~erreic~hesunter den Karolingern 751-918, 2. Aufl., Innsbruck 1899-1908, S. 217. 36) Regino I 3. Nach Regii~oist clio Stelle ebenfalls von Kaiser Kar1 d. Gr. Sie ist aufgezeichnet i n der I<apitulariensammlung des Ansegisus von Fontanella. (L. I C. 103). Zu dieser Samit~lungund ihrer Bedeutung vgl. 11. a. P l ö c h l I S. 406 und F e i n e S. 140f. 3 7 ) C. Si? (Scliliiß) Kegino I 5 (aiii Ende). 3 8 ) C. 28 = Rcgino 1 4 . Vgl. H e f o l e Bd. 4 S. 114f. 38) ES handelt sich um Karl den Kahlen. 'O) Diese Nalinung ist auch i n Regino I 5 enthalten. 41) In C. 1 9 seines Kapitulare a n die Bischöfe (Aachen 817) Regjno J 13 (Regirio schreibt die Stelle Karl (1. Gi.. zii). Vgl. Hef el c Rd. 4 S. 27 lind Aiit o n J o s e p l i B i n t e r i u i , I'ragiilatischc Geschichte tlcr deui;scheii National-, Provinzial- und vorzüglichsteii Diözesankorizilien vom 4. Jh. his aiif clas Conciliuni von Trient, 7 Bde., Mainz 1836ff.. B(1. 2 S. 358. U) 3s) 35 = Regiito 1 2. Vgl. Hef e l e Bd. 4 S. 115. Die „facliliclie Schulung u n d Weiterbildung" des Klerus war ja aiicti Bestandteil der Visitation, vgl. P l o c l i l I S. 326. 29) r. 1 = Regino 1 7. Vgl. H e f e l o Bd. 3 S. 2'3; G a m s Bd. 2, 1 S. 463, K o e n i g e r S. 29 und 119; F l a d e , Kleriis S. 7; F l a d e , Erzirliunqshen~uhe~i S 213; t'lorlil T S 161. Wie ICo eilig ci S. 119 ni~iliiiiiiit, btagdriii tiie Visitation wohl iiarlirnittags. Ziir Bedeutung dieses Salrramentale im ersten Jahrtausend vgl P l o c h l I S. 86, 217 und 370f. a2) Und zwar am Nachmittag ( K o e n i g e ~S. 119) 33) Dips hebt ICoriliger S . 29 besonders liervor. Auch legt ci Gew~clii ttltrauf, daß Iiiri srhon ciiie scliaife Tienitiing ~ w i a c l i t ticr > ~ ~Kleriis- iincl (Ici Laienvis~tationvorgriiorniiieii wird (S. 26). 27) 28) C. - - 12 Walter Hellinger, von Toledo (646)42) untersagt insbesondere, dafi der Visitator mit mehr als 50 Wagen im Gefolge erscheint und länger als einen Tag in ein und derselben Pfarrei verweilt. Die 2. Synode von Braga (572)43) gewährt dem Bischof als finanzielle Zuwendung itnläßlich der Besichtigung einer Pfarrei nur das ~ a t h e d r a t i c u m ~ ~ ) , eine Ehrengabe von 2 Solidi4s). Keineswegs darf er den dritten Teil der bei der betreffenden Kirche eingehenden Opfergaben für sich einziehen; was auf diesen eritfällt,, soll für die Beleuchtung und eine notwendige Restaurierung der Kirche verwendet und dem Bischof später darüber Rechnung gelegt werden. Schließlicli sucht Regino in Kapitel 1 1246) einer schlimineii Unsitte zu begegnen. Es ist namlich vorgekoinmen, daß Bischöfe, welche die Pfarreien ihres Sprengels niclit zur Visitation oder Firmung bereist hatten, nun doch die Abgaben und Leistungen einverlangten, die jeweils in den einzelnen Orten fällig gewordenwären. Dies gereiche ihnen zu doppelter Schande, weil ein solches Verhalten auf Nachlässigkeit wie auch Habgier schließen läßt. Den Oberhirten gilt daher die Mahnung, von einer derart materiellen Gesinnung abzulassen und sich mehr um ihre Herde zu bekümmern. Während der Bischof draußen in der Diözese ~veilt,dürfen seine Amtsgescliäftc! in der Bischofsstadt nicht einfach unerledigt bleiben. In einem Kaspitiilsre Karlmaniis47) von Verneuil-sur-Oise ..-P-") c. 4 (Mitte) = Regino 1 5. Vgl. EIefelc Bd. 3 S. 96f.; G a m s Bd. 2 , 2 8.125; K o e n i g e r S. 119 und 147; F l a d e , Klerus S. 31f.; P l ö c h l T S. 161. 43) C. 2 = Regino I 11. Vgl. H e f c l e Bd. 3 S. 29; G a m s Bd. 2, 1 S. 463; P l ö c h l I S. 161. 44) Zur Bedeutung dieses Begriffes iin ersten Jahrtausend vgl. P l ö c h l I S.242 und 397. Auch das heutige Recht des CIC kennt das Catliedraticunl als eine Abgabe, welche die Anerkennung der Oberfioheit des Bischofs lind des STorranges der ICathedralo bezeiigen soll; vgl. E b e r s S. 407f. lind I31iciiberger Bd. 2 Sp. 793. 4 6 ) K o e n i g e r (8. 136) weist darauf iiiri, dnlj den1 Bischof atillcrdeiil 11oc:ti linterlialt und Verpflegung i n der1 ririzclnen Pfarreien gewahrt werden iuußten. Über die Visitationskosten vgl. auch L i n g g S. 22E. 46) Nach Regilio ein Besclilulj von Tribur (895); W a s s e r s c h l eh cn koriiito die Stellein dcn Akten der 'I'riburer Synode nicht finden. B i n t cri 111, Konzilien ßtl. 3 S. 210f. gibt iliren Inhalt wieder und rechnet sie zu den Beschlüssen von Tribiir. Zuni Iiilialt vgl. L i n g g S. 19 und 23. 47) Es hlnt10It sie11 L I I ~einen Sohn Lridwigs d. Strt.minlcrs ur111 Enkrl Karls (1. Kahlen. - Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm. 13 ($$4)38) wird ihm geboten, geeignete Gehilfen zu seiner Stellvertretung dort zurückzulassen. In gleichem Maße ist es wichtig, daß seine Anordnungen, die er bei der Visitation in den einzelnen Kirchenzentren und Siedlungen getroffen hat, aucli dann noch durchgeführt werden, wenn er weitergezogen ist und wieder bei seiner Kathedrale weilt. Um dies sicherzustellen, soll er in den abgelegenen Gegenden seiner Diözese49)angesehene lind erprobte Priester mit entsprechendem Auftrag einsetzen, denen auch die anderen vertrauensvoll ihre Anliegen vortragen könnenS0). Die Durchführung der Visitation und ihre Rechtsgrundlage. Regino hat die Sendfragen nach bestimmten Gesichtspunkten zusammengestellt und dies auch, von einer einzigen Ausnahme ahgesehensl), durch entsprechende tfberschriften deutlich gemacht. Es ist damit auch der Gang der Visitation festgelegts2). So gilt die Prüfung zunächst dcn Sachen, die in den Dienst der Seelsorge gestellt sind63). Sie wendet sich dann der Person des Presbyterss4) zu und erstreckt sich auf seinen Lebenswandel sowie die pflichtgemäße Amtsausübung66), auf die persönlichen Voraussetzungen66) und die notwendigen Kenntnisses7) für das ihm übertragene Amt. C. 7 = Regino 1 1 7 . Vgl. K o e n i g e r S. 147. Hier wird der Ausdiuck ,,parochiau gebraucht, der in den älteren Quellen so viel wie Bischofssprengel oder Diozeso bedeutet (vgl. P l o c h l I S. 142 und 315). 60) &fit den Gehilfen des Bischofs sind wohl Archipresbyter und Archidiakon, init den Priestern, die außerhalb der Bischofsstadt ringesetzt werden, die Landarcliipresbytcr i n ihrer spateren Fortentwicklung gemeint (schon zm 9. Jh. findet sich der Titel ,,Dekanu); vgl. P l o c h l I S. 316f. 61) Flir d1tx Fr<~gr>n 1 16 h a t er keiiie auf deren Jnlialt sich beziehend? t)beisch~ift grgcben. 4bcr sucli Ge gchore~idei Sdchr ridth zu'rnuirilen 6a) An die Reih~nfolgeder Fragen konnte sich der Visitator iinn~ittelbai halten, was fur andere Sendregeln nicht galt ( L i n g g S. 23f.). ") Fr. 1-16. 54) ,,lir~~sbyter"bbeeiitete zur damaligen Zeit soviel wie Pfairer: vgl Briclibcrger Bd. 8 Sp. 188ff. (unter „Pfarreiu). 66) Pr. 17-75 Fr. 76-81. 67) Fr. 52 -96. 48) 14 Die Pfarr~isit~atioii iiacli Regi~iovon Prüni. Waltßi Hellinger, I. A b s c h n i t t : llaß für die Seelsorge die notwendigen Einrichtungen, Gerätschaften und dazu eine gediegene wirtschaftliche Grundlage vorhanden und diese Dinge auch jederzeit eine ordniingsgemäße Verwaltung aufweisen müssen, ist eigentlich selbstverständlich. Trotzdem hält es Regino für nötig, das Augenmerk des Visitators gleich zu Anfang auf den Zustand des kirchlichen Vermögens zu richten. Was hier in den Scildfragen und Quellen an Verboten und Geboten zum Ausdrucli gelangt, läßt deutlich erkennen, daß zur Zeit Reginos vieles in dieser Hinsicht im argen lag und man nicht einmal vor einer Profanierung der ausschließlich dem Gottesdienst gewidmeten Sachen zurückschreckte. Auf welche Weise die strenge Oberprüfung, die der Abt von Prüm deshalb für erforderlich hält, erfolgen soll, wird nicht besonders dargelegt. Es ist dies in bezug auf die kirchlichen Sac,hen auch kein Problem; den11 schon ein Augenschein verschafft dem Visitator genügend Gewißhcit, ob der Pfarrer seine Pflicht erfüllt h a t . Das Kirchengebäude. Die Visitation hat mit dem Iiirchengebäude zu beginnen, wie in Sendfrage 1bestimmt ist. Regino läßt zuerst nachforschen, von wem die Kirche geweiht wurde und wer der Ortsheilige ist, auf dessen Name die Weihe erfolgte. Ein Blick in die Geschielite68) zeigt uns, daß in dcn Jahrhunderten vor Regino bei der Weihe der Kirche allerhand Mißstande herrschten, die ein Eingreifen der liirehliclien Oberen erforderlich machten. Es kani manchmal vor. rfnB ein Bisctiof irnhcfugt in frcnidcr 1)ictzcsc~c i n ~Kirche 16 oder daß gar ein einfacher Priester dieses nur dem Bischof ZUstehende Recht sich anmaßteeD). Es ereignete sich aber auch - das betrifft den Titel der Kirche -, daß man sie auf den Nameri eines Verstorbenen, ja selbst eines Ungläubigen weihte, statt dazu, wie es kirchlicher Vorschrift entsprach, einen heiligmäßigen Märtyrer oder Bekenner auszusuchen61). Trotz dieser Geschehnisse, die für die Sendfrage Reginos den geschichtlichen Hintergruiid liefern, leuchtet es nicht ohne weiteres ein, warum der Bischof bei der Visitation jeweils feststellen soll, auf welchen Namen und von wem die Kirche geweiht wurde. Man sollte doch meinen, daß es sieh hierbei uin eine feststehende Tatsache handeIt, über die der Bischof von vornherein unterrichtet ist und deshalb nur bei seiner ersten Visitation und bei späteren nur dann, wenn es sich um cine neuerrichtete Kirche handelt, Nachforschungen anstellen muß. Wir wissen jedoch aus der Geschichte, daß auf dieWahl des Kirchenheiligen die sozial führenden Schichten sowie mit dem Aufkommen des germanischen Eigenliirchenwesens vor allem die Grundherren erheblichen Einfliiß ausübten und es infolge Besitzwechsels, Wdlfahrten oder Anerkennung neiier Heiliger oft zu einem Wechsel in der Person des Kirchenpatrons kamß2). Es scheint, daß Regino diese Vorgänge im Auge hat und mit seiner Anordnung erreichen will, daß der Visitator ihre Rcchtmäßigkeit überprüft. Selbstverständlich muß aber der Visitator in erster Linie darauf achten, daß die Kirche überhaupt geweiht ist (wenn es auch in der SvndErage nicht ausdrücklich anbefohlen wird). Dies bringt Regino in I C. 3Iß3) zum Ausdruck: Kirchen oder Altäre, deren Weihe zweifelhaft ist, müssen geweiht wcrdene4). In den weiteren zu diesem Thema von Regino angeführten Quellenstcllen wird nur dio vermögensrechtliche Seite der Kirchweihe berührt. So bestimmt die Wormscr Synode daß cici ----P ztii. -. Wcilic cinnr Kirolic? cingeladenc? Bischof von dern S t i f t ~ r S t i e f e n h o f e r S. 42. Vgl. die eingehende Abhandlung voii D i o n y s S t i e f enhof e r , Dic Geschichte tler Kirclicnwcilie vom 1.--7. Jh., Al~inchen 1909 (Veröffentlichungen aiis dem Iiirclienliistorisclien Stiiiinar ilfunclie~i,111. Reihe Nr. 8) iind clie Ausfuhriiiigen bei U l r i c h S t u t z , Geschichte des kirchlichen Benefizinlwtscns, ßd. I, BerIin 1895, passim, Zur Vornaliinc. der Weihe war niir der Ortsordinarius berechtigt; vgl. S t i e f e n h o t e r S. 42fE. ") Stiof e n hof e r S. 46 ii. 53 sowie S t i i t z , Benefizidwesen S. 564. 62) Vgl. ß u c l i b e r g e r ßd. 8 Sp. 2 (unter „Patron"): "3) Dcr hior n~aßgctbljolic? Seil des fiapitvls finde,t. sich bei Ansc.gisiis L. I C. 145. Uber dan wciteroii Stil s. U. S.27 bei Sendfrage 4. Vgl. ?Luch S t i e f c n h o f e r S, 71. 3 = Rogino X 23. Vgl. Bin t e r i m , Korizilieii ßd. 3 S. 163 lind S t i e f e n h o f c r 9. 61. C. :L6 Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm. Walter Hellinger, der Kirche zwar ein Geschenk annehmen, aber nichts „als Schuldigkeit" von ihm fordern darf. Der Bischof soll nicht eher eine Kirche einweihen, „bis ein Fonds für die Kirche und für den Dienst derselben angewiesen und schriftlich ausgefertigt istaee), da für die Beleuchtung der Kirchee7) und für den Lebensunterhalt der Kirchendiener vorgesorgt sein muß. Die 3. Synode von Toledo (589)68) wendet sich dagegen, daß manche Erbauer einer Kirche bei deren Weihe sich ausbedingen, das von ihnen der Kirche zugewendetevermögen dürfe nicht inVerwaltung des Bischofs steheneg). Ob und inwieweit der Bischof darauf Einfluß nehmen darf, war auch im Frankenreich in den folgenden Jahrhunderten umstritten. Das bekannte Kirchenkapitulare von 818/819, das Regino eigenartigerweise nicht zitiert, gewährte dem Bischof ein Aufsichtsrecht bezüglich der Instandhaltung der Kirche70). S t u t z7l) berichtet voii einer Synode von Paris (849), welche die Kirche samt Wideni und Zehnt nach Maßgabe des genannten Kapitulare von 818/1Y der Leitung des Bischofs und der Verwaltung des Priesters anvertraute. Es kann also durchaus angenommen werden, daß Regino den von ihm zitierten Beschluß von Toledo als auch für seine Zeit geltendes Recht beachtet wissen wollte. Die erste Sendfrage läßt den Bischof auch seine Aufmerksamkeit auf den äußeren Zustand des Kirchengebäudes und die Sauber86) Ubersetzung von B i n t e r i m a. a. 0. Der Grunder mußte also die sog. dos (zuin Begriff sielie S t u t z , Benefizialwesen S. 98ff.), auch Widern genannt, bereitstellen, was urkundlich festgelegt wurde. Vgl. P l o c h l I S. 237f., tler von ciner ganz entsprechenden Anordniing des Papstrc Gelasius I dusgeht. 67) Uber die Bcleuclitung der Kiiehe vgl. unten die Behandlung drr Sendfrage 1 3 und T l i a l h o f e r - E i s e n l i o f e r Bd. 1 S. 376ff. 6 8 ) C. 19 Regino 1 33. Vgl. I I e f e l e Btl. 3 S. 62, Garns Bel. 2, 2 S. 13; S t i e f e i i f i o f e r S. 58ff. ") lI)i('~eV o ~ ~ ( l i l ilidrirrt it offeiisic8lltlitlirriit tlcrn Eiecnhii~lienui~sc~~i LUsaiumen (vgl. lliris eliiiis Bd. 2 S. 621 Anrii. 7 und S. 624ff., wo dir Frngr des Eigentums an der Kirche behanciclt wird). Wie F e i n c S. 153 hervorliebt, verboten tlir5e wie auch spateie Synoden von Toledo Eigenkirclien im strengcii Sinn und gewahrten iiiir eine Schutzherrschaft mit Prasentationsreclit nach Art des spateren Patronats. Diese Anordnungen konnten aber das Eigenlrirelienwcsen auch in Spanien nicht iinterbinden 'O) Vgl. F e i n c S. 154. 71) Benefizlalwesen S. 270. - 17 keit im Inneren richten. Regino verlangt, daß die Kirche gut gedeckt und gewölbt ist. E r bringt hierzu einige Vorschriften, die zur Instandhaltung und Ausbesserung des Kirchengebäudes mahnen. In einem Kapitulare (per se scribendum) Ludwigs d. Fr. von Aachen (819)72) wird diese Pflicht für die Lehensträger der Kirche wie auch des Königs ausgesprochen73). Sie dürfen dieser Anordnung aber auch in der Weise nachkommen, daß sie die dazu notwendige Sunime Geld an den Rektor7*) der Kirche leisten, der dann seinerseits die Arbeiten vornehmen läßt. In einem Kapitulare von Aachen (825)75) hat Ludwig der Fromme erneut die Instandhaltung der Kirchen durch Arbeitsleistung oder Entrichtung einer Ablösungssumme nach Ermessen des Bischofs angeordnet. Nach dem Willen des Königs7e) sollen heilige, jetzt entweihte Orte wieder in den früheren Zustand zurückversetzt werden. Vor allem aber sollen, womit sich einige weitere Vorschriften77) befassen, verfallene*Kirchen wieder aufgebaut werden. Geschah der Verfall aus Nachlässigkeit der für den Zustand der Kirche Verantwortlichen, ist es Pflicht der Bischöfe, diese zur Restaurierung zii zwingen; im anderen Falle bleibt die Regelung dem Ermessen des betreffenden Bischofs überlassen, wenn die zur Kirche gehörenden 72) C. 5 = Regino I 37. Vgl. B ö h m e r S. 281. W a s s e r s c h l e b e n gibt als Jahreszahl 817 an. 73) Diese Vorschrift hängt mit dem Benefizialwesen zusammen, das von der unter Karl Martell begonnenen Einziehung des kirchlichen Grundbesitzes her seinen Ausgang genommen hat. In der Folgezeit, vor allem unter Karl d. Gr., wurde das Kirchengut nicht mehr zu Eigentum, sondern als zinspflichtiges T,eihogut weitergegeben ( E b e r s S. 77). Vgl. auch die ziisammenfassenden Darstellungen bei F e i n e S. 184ff. und P l ö c h l I S. 390ff. Die Pflicht der Lehensträger bestand aber nur subsidiär, wenn es an Kirchenvermögen fehlte. Wie E b e r s S. 139 ausführt, hatten nach der karolingischen Cresetzgebilng tlie Träger der Kirchenbaulast bei u n z u r e i c h e n (1 e m ICirchenvermögen i n folgender Reihenfolge ihrer Verpflichtiing zu genügen: 1. Di<:1rili:itiei. von cnt,freiildetein Kirchengut, 2. die I3enefizi;ifeii nlit iiberschüssigeri Pfriiiitleneirikünfteri iirid 3. die Pfarrangehörigen. 74) Er war der eigentlich verantwortliche Leiter der Kirche, l~iittoaber oft (las Recht zu. dercn Weitergi~bo;vgl. Fcirio S. 186. 7 5 ) C. 24 -= Rcgiiio I 38. Vgl. B ö l i m e r S. 316. 7=) Rcgino 1 39. Nach W a s s e r s c l i l e b e n in tleri Cap. iiiiss. voll 817 eiitlialteii, nach Böli m e r S. 282 ist es 0. 10 der Iiistruktion fiir tlic KöIiiKsboten voii 819. 77) Rogino 1 40-42. 2 Zeitschrift tui- Rechtsgeschichte. LXXIX. Kan. Abt. XLVIII. i$ 19 Walter Helliriger, Die Pfnrrvisitation nach Regino von Priim. Xittel nicht t~usreiciien78).Fdr die Erneueruilgsarbeiten sind dir Leibeigenen, auch wenn sie nicht im Dienste geistlicher Herren stehen, auf mindestens 20 Tage im Jahr ohne Entlohnung zur Verfugung zu stellen7g). Der Abt von Prum denkt aber auch an die Beschaffung der notwendigen Mitttll und fuhrt unter der tfberschrift „Woraus die Kirche arncuprt lind dem Bischof eine Abgabe (obsequiiim) dargeboten werde11 mur3.. zwei Quellenstellen an, die sich mit dieser wichtigen Frage befassen. Zwar sind auch in den soeben besprochenen Kapiteln, durch die Regino in erster Linie auf die Kirchenbaulast als solche hinweisen willao),einschlägige Anordnungen enthalten. Regino nennt die wohl wichtigste und in erster Linie in Betracht kommende Grundlage zur Bestreitung dieser Auslagen in den Kapitclri 34 und 35, die der genannten tfberschrift folgen. Wie in ßrir~fcndcr Papstc Sirnpliciusal) und Gclasius I.a2) zuin Ailsdrucli gelangt, sollen die Einkunfte der Kirche und die Opfergiibrn dcr GI&ubigcri89zii jc clinem Viertel dcm Bischof, dem Klcriis für den Lebensunterhalt, den Armen und Fremden als Unterstütziing und endlich - was hier von Bedeutung ist - den ~ir~henbedürfnissen(der sog. Kirchenfabrik) zufließen. Diese Regelung, die sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem „allgenleinen liirchlichen Verwaltungsgrundsatz"s4) entwickelt hatte, wurde in1 Zeitalter Reginos noch von der Mainzer Synode (852) wiederholta6). G e l a s i ~ i s ~rnahnt ~) aber auch, das den Kirchenerfordernissen zugeteilte Viertel in der richtigen Weise zu verwenden, und sagt wörtlich: „Daß aber das den kirchlichen Gebäuden Zugesprochene auch wirklich diesem Zweck zugeführt worden, soll die ersichtliche Instandhaltung der heiligen Orte beweisen, weil es sündhaft wäre, wenn der Bischof unter Vernachlässigung der heiligen Gebäude die hierfür bestimmten Beträge fiir seinen Vorteil benützen würde"87). Was die Reinhaltung des Kircliengebäudes betrifft, heißt es in der ersten Sendfrage, daß die Kirche vor allem nicht den Tauben und anderen Vögelna8) eine Zuflucht bieten soll; denn der widerliche Lärm, den sie erzeugen und der die Andacht der Gläubigen stört, sowie der Gestank, der vom Kot der Tiere herrührt, passen nicht in das Gatteshaiis. Daß auch diese Vorschrift auf bitteren Erfahrungen aus den damaligen Verhältnissen fußt, läßt sich unschwer erraten. Dies wird auch aus einem Icapitulare deutlich, das Kar1 d. Gr. auf der Bachener Synode von 789 erlassen hat89). Es wird darin unter anderm angeordnet, daß das Gottes- ~-- 78) Regino 1 40 = C. 3 von Lothttrs Generalkapitulare der Synode von Worms 820; vgl. B ö h m c r S. 339. Vgl. auch Regino I 42 = C. 6 eines Kapitiilare Ludwigs d. Fr. von 826 (s. Böliiner S. 315f.), das allerdings, soweit es hier in Betrt~chtkommt, nur eine allgemeine Ermahnung enthält, die liirchenrest;ruration nicht z11 vernaclilissigen. 79) Regino 1 41 (ni~cliW a s s e r s c h l e b e n ) C. 62 (Mitte) eines KapituIitre Karls (1. li;~lileii,das er dem Reichstag von Epernay (846) zugestellt, bist (s. dazu H e f e l e Bd. 4 S. 120). Vgl. auch F l a d e , Germanen S. 101. 80) Dies folgt :~iisden von Itegirio gegebenen Uberschriften, in denen Lediglich zoiri hiisdriick gelangt, ctaU das jeweils folgende Kapitel die Kirchenoriieiioriirig betrifft. C. 2 se.irie,s Briefes BI^ die Bischöfe Florentius, Equitiiis und Severus (476) = Regirio I 36. u b a r den ArilaW zu diesem Brief vgl. Bibliothek der Kirclienväter, lirsg. unter der Oberleitung von V. Tlialhof e r , Keinpten 1869ff., Bd. GO S. 102 und S t u t z , Benefizialwesen S. 27f.; ziirn Inhalt; vgl. P i ß c h l I S. 244f.; zur deut~scli~n Uhc~.setziirigvgl. R i b l . (1. Kil.clic~riviiter (Tliallioler) Btl. (iO 8.103. 82) C. 27 seines Briefes an alle Bischöfe in Liikanien, Briittiiim und Sizilien (494) = Regino I 34. Zii111 Inhalt vgl. S t u t z , Benefizialwesen S. 28 und P l ö c h l I 5. 130; ziir deutschen Ubersetzung vgl. Bibl. (1. Kirchenväter (Tlialhofcr) Bd. 61 S. 16Gf. Als Einkünfte Iraiilen i n erster Linie die Zelintleistiingen i n Betracht (darüber ist iinten bei Besprechung der Sendfragen I6 urirl 69 die Rede). Die Opfergaben (0bl:ttionen) bostanden bis etwa zum 12. Jh. i n Naturalien, 1- vor allem Brot iind Wein. Von letzteren wurde i n den ältesten Zeiten ein Teil zur Konsekration ausgewälilt und der Rest mit den anderen Gaben, wie zum Beispiel Öl und Honig, dem Klerus und den Armen überl~ssen. Seit dem 6. Jh. beschaffte sich der Priester die Konselrrationsmaterie selbst, so daß den Gliiubigen nur noch die Gabendarbringung verblieb. Vgl. dazu Jos e p h B r n u n , Liturgisches Handlexikon, 2. Aiifl., Regensbiirg 1924, S.233 und P l ö e h l I S. 242. P l ö c h l I S. 130. ") C. 3; von Regino nicht wiedergegeben. Uber~et~zurig bei ß i n t e r i m , k ~ n z i l i e nBd. 2 S. 506f. 8 6 ) A. B. 0. t>jb~rsctziin~ nach Bibl. (1. I<irclienviiter (Thalhofer) Bd. 61 S, 167. ") Die zii den Dach- oder Tiirniluken einfliegen können; vgl. F l a d e , Klerus S. 72. ") C. 70 = Regino I 36. Vgl. H e f e l e Bd. 3 S. 669; B i n t o r i m , Konzilien Bd. 2 S. 247 ; F l a d e , Kleriis S. 72. Die Pfarrvisitatioil nach Regiiio von Priiin. haus iiicht den Hunden zugänglich sein darf. Gegeii eine weiterc. liiisitte in bezug auf das Kirchengebäiide kämpft Regino in Sendfrage 3: Der Sondhcrr hat darauf zu achten, daß kein Heu, Getreido oder etwas anderes von solclier Art in der Kirche lagertg0).Ziiiii Beleg verweist Rcgino auf ein Kapitulare Karls d. Gr.91), in welchem dies nnsdr~iclilichverl~otenwird. Er beruft sich aber i ~ u ~ l ] auf Augustiniis") und Bcnedilrt von Niirsia93), die ganz allgerneiri mahnen, das Gotteshaus nur zu seinein eigentlichen Zwecli, dri. Gottesverel-irung, zu beniitzen94). Weiter gußert sich Regino nocli in I b0g6) in gleicl-iem Sinne und rrinnert vor allem daran, da13 irii (;ottesharis „der Lrib des Herrii konsckrirrt wird", daß „die Gegenwart der Engel nicht bez\\leifelt wird'' und die R~liquien der E-Ieiligeii dort verehrt werden. Er bringt außerdem mehrere Vorschrifteilge), die sich gegen mißbrauchliche Benutzung dei. Kirche durch den Pf~~rrei. wenden, also nicht niir eine Wnchlassiglieit in der Sorge um das Kirchengebäiide im Auge haben. Es empfielilt sich jedoch, aiif diese Dinge weiter untt.11 tlinzugchcn. wo voin Lcbviisw~ridrldes Pfarrers die Rede istg7). S~~uberlieit hat abcr nicht nur iin Kirclieiigebaudc selbst zii herrschen, auch der Vorliof (atriutn)g8) darf nicht dlirch rinc Ver- Vgl. F l a d e , Klerus S. 73; ders., Germanen S. 14. C. 5 eines Kapitiilarr (an die Prrsbyter) von Aachcn (809) = Rrgino I 53. Vgl. IIeErlc Bd. 3 S. 762 iind B i n t e r i m , Konzilirn Bd. 2 S. 330. 82) Alls der Augustiiierregcl (2. Sext) C. 3 = Regino I 54. Vgl. i\dol:ir Z i i m k e l l c r , Das Monclitum des hl. Augiistiniis, Wurzburg 1960, S . 215f. und 223. 8 3 ) Alls der Benediktirierregcl c. 52 = Regino 1 65. Vgl. 1 1 ~ ~ ~ 1 s - v Uorns B a l t h a s a r , Die großen Ordensregeln, Einsiedeln, Zürich iiritl lC6lii 1948, S. 196f. "1) 111 deli ;riigclfiiiii.tcvi Sti!!leli ist :iIleiciirigs die Jtrtle voni ,,Or;it.»ritiiii". Wie aber B i ~ l t l i a s a r S. 167 Aiim. 2 ausführt, bedeutet dieser Begriff zwar im streng:;teii Siiiric iiiir die Stätte, wo das Chorgebet gehalten wird, dann aber iti~clii~llgcrnrin(1;~s Gottes1i:iiis. 96) Die Hcrlrurift dieser Stelle ist 1VTi;rssersc h l e b e n unbcltannt gehliebeii. 96) Rcgino 1 66-68. 97) Vgl. die: 13ohandl1iiig der So~idfuagen23-26. 98) Ihn fiiidct inan bei alten Basiliken. Er war voii Siiiilen uingcbcri irntl dem 1,anghaus rorgeltagert. VgI. S h : ~ I l i o fe r - E i s e n hof e r 13-lrl. 1 S. 416. 00) O1) 21 unreiiligung entweiht werden. lleshalb verlangt Regino in Sendfrage 16, daß er durch eine Umzäunung gesichert istg9). Was das Kirchengebäude noch betrifftlOO),anerkennt Karl der Kahle in cinein Kapitulare, das er auf der Synode von Soissons ($53) als Tiistriiktion für die Königsboten erließlO1), die Immunität der Kirclien (wie auch die der Pfarrer)lo2). Die Kirchen miissci-i sich aber auch iii der Hand des Bischofs befinden; der Neubaii ciiier Kirche darf nur mit Erlatibnis des fur den betreffenden Sprengel zustiindigen Bischofs geschehen. Dies bestimmen die 1. Synode von Orleans (511)103)und auch Karl d. Gr.lo4);letzterer geht sogar davon aus, da13 jemand auf eigenem Grund und Boden baut. Kaisrr Og) Iliese Uinziiuiiiiiig - es handelte sich nm eine Mauer - war hinter den Säl1leri a,ngobrctcht. Vgl. R i c h a r d H a i ) l a i i n , Geschiclite der Kunst, 2. Aiifl.. Berlin 1937, S. 84. F l a d e , Iileriis S. 72 spricht von dem „ma~icruinsclilossenen und vor Voriinreinigiing zu Iiiitenden ICirchhofl' und verweist dnbri niif clie Sendfragcri 14 und 16. Bei dein Begriff ,,atrium ecclesiae" clenlit ei' deirin:tch an tleii Friedhof. Diese ubersetzung ist allerdiiigs möglich; deiiii schon irii 5. Jli. ----in Deutscliiand, wo man noch während der hferowinge~.zeii, die Toten aiißerhalb der Ortscliaft in Reihengräbcrn bestattete, allerdings erst seit Ronifatius - finden sich uin die Kirchen herum Begräbnisplätze (vgl. R i i c l i b e r g c r Bd. 4 Sp. 187 nnter ,,Kirchliof"). Denno<:!i scheint mir, d a ß Regino hier mehr auf die ursprünglichc Bedeutung voti atrium, iiäii~licliVorhalle, abstellt, ziinial zu seiner Zeit dieser Begräbliisort bei der Iiirclie nocli ziemlich non mtr. Vom Friedhof ist in Scndfragu 14 die Rede, wo R,cgino den speziellen Ausdruck „coemiteriumU gebraucht. loO)Die iiii folgenden zu besprechenden Kapitel stehen allerdings nicht, mehr i n unniittelba,rem Ziisamnienhang mit den Sendfragen 1 iind 3. Es empfiehlt sich aber, sie hier mitzuhehandeln, da auch sie sich mit dein Kirchengebäiidc befassen. '01) C. 4 = Regiiio I 14. Zu dieser Synode vgl. I-Iefele Bd. 4 S. 180. lo2) Die Immunität bedeutet ziinäclist, daß kein profaner Gehraiich iiiit (ler Kirche geiiiacht werden darf: dann aber aiicli das Asylrecht und dir Freiheit von öffentlichen Abgaben lind Lasten; vgl. H i n s c l i i ~ i sBd. 4 S. 167 mit Aiitn. 3 iiiid E b e r s S. 61 iuid 62. lo3) C. 17 Regino 1 16. Regino (in der Überschrift) und 1Vassers c h l e b e n geben als Quelle C. 1 3 dieser Synode an. Bei H e f e l e Bd. 2 S. 664 P l ö c h l I S. 218 berichtet, daß a,ueh Jiistinian in Nov. 67, ist es c. 17. 2 die Bauerlaubnis einer Kirche an die Ziistimmung des Bischofs gebunden habe. lo4) C. 3 seines Kapitulare drr auf seiner Villa SalzinFrankenabgehalteileri Synode (804) = 1Zcgirio 1 27. Vgl. auch H e f e l c Rd. 3 S. 746 und B ö l i i i i ~ r S. 179. - - 22 1)ie Pfairvi~it~ation iiacli Hegiiio von Prüni. Wnlter Hellinger. Kar1 verlangt in seinem Kapitulare weiter, daß infolge der Neubauten die älteren Kirchen hinsichtlich ihrer Rechte und insbesondere des Zehnten nicht beeinträchtigt werden dürfenlos). In gleichem Sinne äußert er sich in einem Kapitulare von Aachen (809)106), und auch die Reformsynoden von Arles und Mainz (beide 813)lo7) sorgen entsprechend vor. Danach sollen, wie Ludwig d. Fr. in einem an die Bischöfe gerichteten Kapitulare zu Aachen (817)lo8) hervorhebt, in jungen Ansiedlungen neu errichtete Kirchen ihrcn Zehnten nur aus diesen Villen beziehen. In einigen Kapiteln befaßt sich Regino rnit der Frage der Verjäliruilglo9). Er geht von dem Fall aus, daß kirchliches Vermögen und sogar Pfarrcicn und ganze Diözesen sich in fremdem Besitz, vor allem in den1 des Nachbarbischofs, befinden. Wie die Synode von Chalcedon (45i)ll0) ~ l n dPapst Gelasius I.lll) übereinstimmend bekunden, soll der betreffend? Gegenstand in der Hand dessen verbleiben, der ihn schon 30 Jahre widerspruchslos besitzt. Tritt also in dieser I-Iinsicht ein Streit auf112).kommt eine nähere Uritsrsuchung der rechtlichen Verhältnisse durch die Vorgesetzten nur dann in Betracht, wenn nicht der 30jälirige Besitz einer der Parteien feststeht. Gelasins beruft sich bei dieser Regelung auf römilos) Vgl. außer den unter Anni. 104nngefiihrten Stellen iiuch R i n t e r i i n , Konzilien Bd. 2 S. 322. lo8) C. 3 = Regino I 32. Vgl. H e f e l e Rd. 3 S. 752 lind B i n t e r i m , Konzilien Bd. 2 S. 330. W a s s e r s c l i l e b e n gibt Ingelheim statt Aachen an. lo7) Regino I 30 = G. 41 von Mairiz (vgl. I l e f e l e Bd. 3 S. 763 und B i n t e r i n i , Konzilien Bd. 2 S. 467) und c. 20 von Arles (vgl. I l e f e l e Bd. 3 S. 757). los) C. 1 2 = Regino I 26. Vgl. H e f e l e Bd. 4 S. 27. log) Auch dies wird zweckmäßig hier miterörtert, obwohl cs hier aiich um andere Dinge als das Kirchengebiiiide geht. 11°) C. 17 = Regino I 16. Vgl. die Inhi~ltsaiigabciincl Erläiite~niig bei H e f e l e Bd. 2 S. 521. '"1 C. 2 sciiirs Bricfcs 11 an dic? Hiscliöfe Sizilirns von 411.1 lirgi~io1 18.Vgl. die Übcrsctziirig init airsführlicliuii hniiierkuiigen ili Bibl. d. i<irelienväter (Thalhofer) Bd. 61 S. 162. 'I2) Wie sich aus der Erläuterung von H ef eie a. a. 0. ergibt, bezogen sich solche Strcitiglreiten hauptsächlich aiif Grenzgebiete zwischeii Diözesen. Die von Regiiio gewählte Uberschrift zu Ka,pitel 1 16 ,,De parochiis" läßt den Schluß zii, daß er die Rechtssätze, die sich mit dem 3Ojährigen Besitz befassen, iin Hinblick auf Streitigkeiten über die Zi~gehörigkeitzu Diözesen angeführt h a t ; vgl. aiicli oben S. 13 Anm. 49. - 23 Ki~iserll~). In gleiche Richtung zielt Lothars Geiieralkapitulare der Synode von Worms (829)114), das den Zeugenbeweis b e ~ Prozessen ausschließt, die um Kirchengut geführt werden, das schon 30 Jahre in kirchlichem Besitz steht. Dem Grundsatz der Verjährung verleiht Regino auch in den Kapiteln 20 bis 22 Nachdruck. Ihr konkreter Inhalt bezieht sich allerdings nicht auf kirchliche Angelegenheiten. Regino bringt sie in diesem Zusammenhang wohl nur deshalb, um den Verjährungsgrundsatz in seiner allgemeinen Bedeutung zu unterstreichen. Wer sich fremdes Land gewaltsam angeeignet hat, braucht es nach 30 Jahren dem Eigentümer nicht mehr zurückzugebcnll6). Dementsprechend darf nach dieser Zeit auch keine Klage mehr angestrengt werden, weil jeder;mann eine Frist von 30 Jahren „zu Verlang wie zu Empfang des ihm Geschuldeten genugen kann"l16). Ein in fremdem Besitz befindlicher Kolone117) kann nur innerhalb von 30 Jahren samt seinen Kindern und dem Vrrmögen vom Herrn zuruckver1:ingt ~rrtl~rden; falls er während dissrr Zrit verstorben ist, gilt dies trotzdcin noch hinsichtlich dcr Kinder und des V e r m ~ g e n s ~Bei ~ ~ einer ). Kolonin l13) In Bibl. d. Kirchenväter (Thalhofer) a. a. 0 . Anrn. 3 wird auf ein Gesetz Kaiser Theodosius' 11. vom 14. 11. 424 verwiesen, das Kaiser Valentinian 111. auch für das Abendland für verbindlich erklärt hat. 114) C. 8 = Regino I 19. Vgl. B ö h m e r S. 339. 116) Regino I 20 =- Lex Rurgiindioniim Tit,. 79 C . 2. 3. Vgl. Germanenrechte, Texte lind Ubersetzungen (Scliriften der Akademie fiir deutsches Recht, Gruppe V, Rechtsgesrhiclitc), 12 Bde., Weimar 1934ff., Bd. 10 S. 107 (Gesetz V. 1.3. 515). lle) Regino I 2 1 = Lex Bilrgiindionuiii Tit. 79 c. 6 . Vgl. (Tcrmanenrechte a. a. 0. 117) Die Kolonen waren Schutzliörige, die von der Römerherrschaft her sich i n Germanien befanden (vgl. Cl a i i d i u s P r h . v. S c h w e r i n , Grundzüge der deutschen Rechtsge~chicht~e,4. Aufl., besorgt von H a n s T h i e m e , Berlin und München 1950, S. 47). )8'" Rcgino I 2 2 = Lex flomana Visigothoriini, ctl. G u s t ü v i i s Fl.a,enei. Lipsiae 1849, Interprctatio C. 1 Cod. Tlieod. De inquilinis et colonis (V 10). Zu dieser Kodifikation vgl. Wolf g a n g K u n k c l , Römische Reclitsgescliiclite, Heidelberg 1948, S. 108 und andere einschlägige Werke. Nach O t t o S e e c k . Regesten der Kaiser und Papste fiir die Jahre 311-476 n. Chr., Stuttgnrt 1919, S. 342 handelt es sich tim ein Gesetz vom 26. 6. 419(ICaiscr Ilonoriiis und Tlieodosiiis 11.). Vgl. M t t x C o n r a t (Cohn), Bieviariiini Aln~.icianiln-I, Römisches Recht im Fränkischen Reich in svsteiria,tischer Da,ist~lliiiig, TJeipzig 1903, S. 78. 24 Walter Hellinger, beträgt die lqrist nur 20 Jahre. Hat sie während dieser Zeit aus der Ehe mit einem fremden Koloilen Nachlroinmenschaft erhalten, folgt diese rechtlich zu 2/, dem Kolonen und zu i/, ihr. Um aber eine Trennung der Eheleute zii vermeiden, soll die Kolonin bei dein Kolonen verbleiben, dessen Herr aber dem der Kolonin Ersatzleute für die Kolonin und den dritten Teil der Nachkommenschaft besorgenlls). Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich um Verjälir~~ngsvorschriften, 'die praktisch zu einer Ersitzurig des strittigen Rechts führten120). Die Glocken. In Sendfrage 2 erhält der Bischof den Auftrag, bei der Visitation festzastellen, von welchem Metall die Glocken der Kirche siridlZ1).In den Qiiellenstellen ist aber leider nichts uber diese Anordnung enthalten, so daß wir daraiis nicht die nähere Bedeutung dieser Seiidfrage erfahren können. Wie den einschlägigen Aiisführungeil bei Tlialhof er-Eisenhof er1Z2) zu entnehmen ist, liam den Glocken, deren Klang man als ,,eine Stimine des Herrn und seiner I<irche"lZ3)betrachtete, schon verhältnismäßig frü1ilZ4) eine erhebliche Bedeiitung iin kirchlichen Leben zu. Sie sollen nicht A. a. 0. Vgl. iiii oiiizelnen C o n r a t S. 80 ii. 81. lZ0) Die zitierten Recht~siiormen,vor allein das Gesetz Kaiser Theodosius'II. von 424, das Gelasiiis I. bei seinem Hinweis auf frühere Rechtsvorschriften im Auge hatte, haben die sog. Klageverjährung, wiesie dem späteren röm. Recht eigen ist, zum Gegenstand (iin Gegensatz zur Anspruchsverjihrung). Da aber die Verwirklichiing eines Rechts von der Klagemoglichkeit abhängt, Iromiiit der Verlust des Klagerechts im Ergebnis einem Verlust des materiellen Rechts gleich, wie er im Sinne des deutschen Rechts durch den Zeitabla,uf bewirkt wii.d. 121) Siehe auch F l a d e , I<leriis S. 72. lZ2) Bd. 1 S. 472ff. - Ziir Bedeutung der Glocken vgl. aucli A n t o n J o s e p h B i n t e r i i n , Die vorzüglichsten Denkwürdigkeiten der christkatholischen Kirche, 7 Rde., Mainz 1826ff., Bd. 4, 1 S. 288ff. und H e i n r i c h O t t e , Glockenkunde, 2. Aufl., Leipzig 1884, S. 7ff. lind 68ff. la3) S. 479 (vgl. auch S. 476). la4) Nach P l ö c h l I S. 373 verbreitete sich seit dem 6. oder G. Th. von Ita,lien her der Gebrauch der Glocken iiber das Abendland, "O) Ilie I'fa,rrvisiti~tioiinach Regino von Prüin. 25 iiui. die C;läubigen zuin Gottcsdierist zusainmenrufenfi5), sonder11 die Feierlichkeit liturgischer Handlungen erhöheil und zur Erbauung der Gläubigen beitragen. Daß inan unter diesen Uinständen auf ein recht wohlklingendes Geläute l~edachtwar, bf.darf keiner näheren Ausfiihriingen. Der Klang einer Glocke liängt aber wesentlich von demMetrtl1 ab, aus dem sie hergestellt ist. Zu Lebzeiten Reginos lind schon in den vorangehenden Jahrhunderten hatte man gegossene oder aus Metallblech gehämmerte und zusammengenietete Glocken. Auch wurden sie schon im Nittelalter aus einer Legierung von Kupfer und Zinn l i e r g e ~ t e l l t ~ D~p~i ') , Visitator hatte also, wie man annehmen darf, wegen des schonen Klanges, dem inan nach damaliger Auffassung sogar überiiatürliehe Wirksamkeit zuschrieblZ7),auf die Beschaffenheit der Glocken zu achtenlZR).Es mag natürlich auch der allgemein in der Liturgie geltende Griindsrttz eine Rolle gespielt haben, daß nur das Beste und Wertvollste dem Dienste Gottes gewidmet werden soll. Der A l t a r , s e i n e A u s s t a t t u n g u n d d i e G e r ä t e des G o t t e s d i e n s l e s . I . Der Altn~. Sobald der Bischof nach dem Kirchengebaude und den Glock~n gesehen hat, soll er sich, wie es in Sendfrage 4 heißt, dem Altar der Kirche ziiwenden und dessen UmkleiduilglZ9)auf ihr Alter und 126) Das war naturlich ihr ursprunglicher Zweck. Deshalb ist ihre hcrkommliche und in der Liturgie bis heute iibliche Bezeichnung, die auch Regino gebraucht, ,,signaU = Zeichen fiir den Beginn des Gottesdienstes. Später unterschied man „campanaea (große Glorkeii) und ,,nolae" (Hanciglocken). In1 einzelnen siehe T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 6. 472. las) Dies ergibt sich aiis den Erlaiiterringen bei T h a l h o f e r - E i s e n l i o f ei Bd. 1 S. 473. Siehe auch O t t e S. 70. Nach H a n s V. S c h i i b o r t , Geschichte dei chrlstlirbtri Kirche ini I~rrilrmittelalter,Tiihiiigen 1921 C, 751 A n i n 1 waren die Glocken wahrscheinlich aus Eisen oder Erz. la7) T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r a. a. 0. lZ8) Diesen Schluß zu ziehen, fanden T h a l l i o I e r - E i s r i i l i o f e r allerdingq keine Gelegenh~it. I") Dieser Ausdruck bezieht sich auf das Ausbreiten der Altartiicliei, das als ,,Belileidon" des Altars bezeichnet wird ( T h a l hof e r - E i s e n h o f 81 Rd. 1 S. 437 Anni. 1). -- Zuin Altar und dessen Schmuck vgl. $$ 34 (S 424ff.) und 35 (S. 435ff.) clc4 gleichen Werkes. 26 Walter Hellinger, besonders auf ihre Sauberkeit überprüfen. Schon zu Lcbzeiteii Reginos wurden auf den Altären Leinentücher130) ausgelegt, die rechts und links herunterhingen und so auch die Seitenflächen bedeckten. Zur Umkleidung des Altars gehorten auch sogenannte Antependien oder Pallae131), welche die Vorderseite schmückten. Daß alle diese Tucher sauber sein müssen, ist in Anbetracht des erhabenen Geschehens, das sich bei der Messe auf dem Altarc vollzieht, eine Selbstverständlichkeit132). Wie Regino in I 60133) zum Ausdruck bringt, ist aus den gleichen Gründen134) zu verlangen, daß dazu reinstes Liiirien verwendet werde136). Den Frauen der einzelnen Gemeinden wurde die Aufgabe zugedacht, es auf Geheiß des Pfarrers herzu~tellcnl3~). l30) ES wurden gewöhnlich mehrere (bis zu 4) aufeinandergelegt, darnit bei Verschütten des heiligen Blutes nichts auf den Altartiseh durchsickerte. lal) Antependium von „ante altare depeiidi oportet". In der Regel handelte es sich ebenfalls um Tiicher; sie wirrden „pallae" genannt (solche hat auch Regino in Kapitel I 60 in1 Auge). Die Antependien waren bisweilen auch aus Metall vgl. T l i a l l i o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 436ff. ' 3 7 Vgl. F l a d e , Klerus S. 73. In Wirklichkeit sah es zur damaligen Zeit, in dieser Hinsieht nicht immer gut aus; vgl. F l a d e , Germanen S. 14. la3) Nach Reginos Angabe ist das Kapitel der Synode von Reims entnommen. Wie W a s s e r s c h l e b e n bemerkt, h a t er die Stelle unter deii Beschlüssen dieser Synode -- sio fand im Jalire 630 statt - nicht gcfundeii. 134) ES wird ditraiif hingewiesen, ciaß der Altar die Stätte des Blellopfrrs ist, aber auch, daß dort die Reliqiiicri von Heiligen verwahrt werden. Gerade die letztgenannte Tatsache wnrde damals den Gläubigen besonders vor Augen gestellt, ziimal in den ä,Itestcn Zeiten die Kirchen gewöhnlich über Märtyrergräbern erbaut waren ( T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 426). las) Solches war „nicht bloß ein Abbild der Grabtücher Jesu, sonder11 auch Sinnbild der durch Leiden erlangten Glorie dcs in1 Opfer fortlebenden r durr,h Opfrr lind Entsagiingen erhistorisclien Chi'istiis sowohl als d ~ nur reichbaren IIeiligBcit der Glieder scinrs mystischen Leibes, der Gläirbigcri" ( T l i a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 441). In e. 7 seines Kapitulare an die Presbyter (Aaelien 809) = Regino I 61 weist Karl (1. Gr. die Pfarrer an, dies den Frauen zu predigen. Vgl. H e f e l e Bti. 3 S . 752; B i n t c r i m , IConzilirn Bd. 2 S..330; Flacle, Germanen S. 15 11. 36 ( F l a d e hebt unter Hinweis auf Regino I 200 U. 201 liorvor, daß die Frau, die nach damaliger Anschauung hiritc!r dem Mann :in Wert ziirückstand, sich zwar d i e s e r Tä.tigkeit unterziehen soll, aber kciiirn Zutritt zum Alti~rehat). Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüin. 27 Was den Altar selbst betrifft, wird in Reginos schon oben besprochenen.iKapitel 136137)ganzallgemein zum Ausdruck gebracht, daß die Altäre (wie das Kirchengebäude) entsprechendihrer Würde verehrt werden sollen. Ein gleichfalls schon in anderem Zusammenhang hervorgehobenes Kapitel13s) bestimmt in seiner zweiten Hälfte in aller Kürze, daß überflüssige Altäre aus der Kirche entfernt werden müssen. Eine recht eigenartige Anordnung, möchte man sagen! Kann ein Zuviel an Altären von Schaden sein? Aufklärung erhalten wir bei Binterim139) und Thalhof e r - Z i s e n hof er140). Im christlichen Altertum herrschte der Grundsatz, nur einen Altar in der Kirche zu errichten141). Später aber, als die Priester mehrmals am Tage die Messe feierten, zahlreiche Bencfizien gestiftet wurden sowie die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien zunahm und man Altäre auf ihren Namen weihen wollte142),kam man mit jeweils einem Altare in der Kirche nicht mehr aus und half sich durch Neuerrichtung von Altären, obwohl es althergebrachtem Griindsatz widersprach. Gegen ein obermaß in dieser Hinsicht wandte sieh dann die kirchliche Gesetzgebung. Auch Karl d. Gr. fühlte sich hierzu veranlafit, wie uns das zuletzt genannte Kapitel Reginos zeigt, welches die hier in Frage koinmende Anordnung des Kaisers enthält. 2. Die Reliquien und ilwe Verwahrung. In Sendfrage 5 läßt Regino den Visitator dnrauf achten, mit welchem Metall die „capsaeL' und die „cruces" bedeclrt sind. Der 157) C. 70 des Kirehenkapituiare Karls d. Gr. von Aachen (789); vgl. o. S. 19. 198) C. 8 des Kapitulare Karls d. Gr. von Diedenhofen (805) = Regino I 31. Vgl. H e f e l e Hd. 3 S. 747 (er bringt die Stelle als Ka,pitel 6 der 1. Serie); B i n t e r i m , Konzilien Bd. 2 S. 465; B ö h m e r S. 186; T h a l h o f e r - E i s c n h o f e r B d . 1 8.430; s . o . S . 1 6 mitAnm.63. 13@)Deiikwürdigkeiten Bd. 4, 1 S. 94ff. lM) Rcl. 1 S. 430. lfl) ,,Einen anderen Altar errichten" hieß soviel wie „sich vom Bischof trennen" ( B i n t e r i n i , Denkwürdigkeiten Bd. 4, 1 S. 96). I4a) Nan denkt hier unwillkürlich an die Altar- und Meßpfründen, die mit Ende des 13. Jh.s in Deutschland aufkamen: Vornehme Familien, Zünfte und Genossenschaften wollten f ü r die Seelenmessen ihrer Mitglieder sowie für bestimmte Foiern in den Bßsitz eines eigenen Altares gelangen und errichteten deshalb eine entsprechende Stiftung. Vgl. E b e r s S. 139 lind F e i n e S. 373f. (s. a,iich H i n s c h i u s Bd. 4 S. 400). 30 Walter Hellinger, schlossen erscheint es nacli dem Wortlautl6Q)der Vorschrift, daß die Reliquienkapseln auf dem Altar sogar befestigt werden sollten. Zwar müssen, wie T h a l h o f er-Eisenhof erlao) hervorheben, die Reliquien bei Aussetzung des Allerheiligsten vom Altar weggenommen werden. Eine Aussetzung hat es aber zur Zeit Reginos wohl nicht gegebenlG1), so daß keine Notwendigkeit zum Wegnehmen der Reliquien bestand. Es ist aber in den einschlägigen WerkenlG2)davon die Rede, daß die Reliquienkapseln oft init einem Versohluß ausgestattet und auf dem Altare aufgestellt, aber nicht, daß sie dort befestigt waren. Eine Auslegung im letztgenannten Sinne dürfte demnach nicht in Betracht kommen. T)ie Pfnrrvisitation nach Regino von Priiin. 33 Erbrechen bewirkt. Desgleichen ist Holz verbotenl66); wahrscheiiilieh nicht nur wegen seines geringen Wertes, auch die Saiiberhaltung ist hier erschwert. Auf Sauberkeit legt Regino in Sendfrage G großten WertlGG).Schließlich soll sich der Visitator noch darum bekummern, wo Kelch und Patene verwahrt werden. Welches der hierzu bestimmte Ort ist, läßt Regino offen. I n dem schon mehrfach genannten Kapitel I 6 0 ist nur von einem sauberen und verschließbaren Ort die Rede. Man wird entsprechend der bereits damals hrrrschenden Ubung an einen Nebenraum der Kirche denken durfen, in welchem die Kirchengerätschaften aufbewahrt werden167). 4. Das Korporale und seine Reinigung. 3. Kelch und Patene. Besondere Aufmerksamkeit wendet Regino auch Kelch und Patene zu, die ja beim Meßopfer mit dem Leib und Blute Christi in engste Berührung kominenlG3). Daß sie, wie es in Sendfrage 6 heißt, von edlem Metall sein müssen, folgt nicht nur aus ihrer erhabenen Zweckbestimmung; es sind vielmehr noch Gründe der Hygiene maßgebend. Wie in Kapitel I 681G4)gefordert, müssen sie aus Gold oder wenigstens aus Silber hergestellt sein. Zur Beschaffung der notwendigen Mittel soll der Pfarrer aus den Kircheneinkünften beisteuern und das Volk Opfergaben darbringen. Im Falle der Armut darf auch Zinn verwendet werden. Erz oder Messing sind unzulässig, da der Wein Grünspan zieht und dann log) Munire kann namlich „sichern, ausstatten'' oder auch ,,befestigenLg heißen (s. SI e u m e r unter ,,rnunio"). le0) A. a. 0. lal) Vgl. T h a l l i o f r r - E i s e n l i o f e r Bd. 1 S. 490. 162) Vg1. a ~ i ß e rden bererts genalintcn auch Blich b e r g e r Bd. 8 Sp. 810f (unter „Reliquien"). '") Auf ilei P,it eiic,, cbineir1tcllrraitigcn GeCdß, liegt V ahr end tit I Mrssi, bei dei Oblatio~iund voin Agrius Der bis zu1 I<omrriuiiion die lIostie, wzlircnd der Kelch, ein Tiinkgefaß init Schaft und Fuß, den Wein enthalt. Ini einzelnen siehe B u c h b e r g e r Bd. 7 Sp. 1027f. (untei „Patene") und Bd. 5 Sp. 918ff. (unter ,,T<elch"). le4) Regino schreibt die Stelle der Reimwr Synode zu. W a s s e r s c h l e b e n hat einen derartigen Synodalbeschluß von Reiins nicht gefunden. Zum Inhalt siehe Flndt., I<lerus S. 74 lind T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 481. Von Kelch uni1 Patene ist auf S. 480ff. die Rede. Gleich Kelch und Patene hat noch das Korporale eine wiclitige Funktion. Es handelt sich um ein Lcinentuch, das bei der Feier der Messe zur Opferung auf dem Altar ausgebreitet lind nacli der Kon~munionwicder entfernt wirdlG8).Auf jhm ruht in und außerhalb der Messe-soweit diese Aufgabe iiicht der Patene zukommt die in dcn Leib des Herrn verwandelte Hostie169). In Sendfrage 7 Iäßt Regino den Bischof prüfen, ob es aus reinstem und sauberstem Linnen gefertigt ist und wo es aufbewahrt wird. In Kapitel 1 6g170) wird dazu ausgeführt, daß ein anderer, wrnn ;tucli kost165) Das gleiche gilt, wie T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r und F l a d e a. a. 0. angeben, nach iinscrern Kapitel auch für Glas. Im Text von W a s s e r s c h l e b e n Itomnit dies nicht zum Ausclrnck. E r hat aber in Textanmerlrilng Nr. 194 auf eine tliesbezügliche Abweichung verwiesen. lG6) Vgl. :~izchF l a d e , Kleriis S. 73f. 167) Vgl. S c h in i d S. 104. Sie hießen ursprünglicli Pastophorien, dann auch Sektretarien und Sakrarien (woraus sich der Begriff ,,Sakristeiu entwickelt hat). Auch die Eiicharistie wurde im Mittelalter vielfach nicht :rnf derii Altii~e,sondcrn in cincn3 Ncbenraiirir vermalirt. le8) Niiliercs s i c h bci T h a l l i o f e r - E i s e i l h o f c r Bti. 1 S. 436 uiitl 438ff., S c h m i t l S. 1.20ff. lind B u c h b e r g c r Bd. G Sp. 214f. (unter ,,Korporale"). leg) Früher wurde das damals zieirilich große Korporale ailch liber den I<elcli g~schliigeii.Heute ist es wesentlich ltli?incr, wesh:ilb nian für der1 ICelch ein besonderes, ziisiimme~igcfaltetesKorporale, ctie sogeiianritr Polla, benutzt. Vgl. die unter Anrn. 168 zitierte Literatiir. 170) Nach Regino entstammt es der Reinlser Synode: Wa,ssersclileberi bezeichnet die Herkunft der Stelle a l ~ unbestimmt. Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm. barerer Stoff, wie z. B. Seide, hierfür nicht in Frage kommt. ~ o c h mehr als die Altartucher ist gerade das Korporde ein Abbild der Grabtuclier Jesu, die auch aus Leinenl7l) waren172). Aucli hinsichtlich des Ver~rahrungsortsgibt unser Kapitel nähere Weisung. Das Korporale darf niemals auf dem Altare zuruckbleiben, sondern muß im Sakrczm~ntenbuchl7~) oder mit Kelch und Patene zils;bmmeii an einem sauberen Ort174)verwahrt werden. Uaß es selbst auch immer sauber ist, liegt Rcgino ebenfalls am Herzenl76). Gcwasclicn werden darf es, wie das genannte I<apitel bestimmt, nur vom Priester, Diakon oder Subdiakon170) innerhalb der KircEic, wobei ein eigens dazu bestimmtrs GefäB zu be); das I<orporale ist mit dem Leib und Blut nutzen i ~ t l 7 ~ denn des Herrn in Berührung gekommen. Ob die dazu notwendige Einrichtung vorhanden ist, hat der Bischof bei seiner Visitation ebenfalls zu erlriind~nl7~). In eiiirm besonderen oder nebem dein Altan muß ein Gefaß zur Vcrfugung stehen,in welchem der Priester nach drr I<ommunionausteiluiig die Hande waschen kann und das den dazu Berechtigten zum erstmaligen Waschen des Korporale dient. Gleichfalls inuß dort eine Moglichkeit bestehen, das dabei verwendete Wasser auszugießen. F l a d e spricht von einem „regelrechten Abfluß fur wegzugießrndes Wasser 171) In iinsereiii Icapitel wird hierfur im Anschluß an Matth. 27, 59 dic Bezeichnung ,,Sindon" gebraucht (vgl. auch T h a l hof e r - E i s e n h o f e r Ru. 1 S. 438). 172) Davon w i ~ rschon oben bei Sendfrage 4 die Rede; s. S. 26. 173) ES enthalt die Gebete fur den Vollzug des hkßopfers ( T h a l h o f e r E i s e n h o f c r Bd. 1 S. 63). Nalirrcs siehe unten bei Besprechung der Seridfrage 10. 174) Welcher Ort hierfur i n Frage kommt, wurde schon obeniln Zusammcnhang init Sentlfragc 6 erortert; s. S.31. "7) V g l niirli F l d d e , Germanen S. 14 u n d Mlriiis C. 73. 17G)Siehe ~ ~ u cTl li i a 1 i i o f e 1 - E i s e r i l i o f o r Bd. 1 S. 440 und 483. 177) Dies knn~rntnoch i n den Kapiteln I 8 0 und 274 zum Ausdruck. Beide Stellen finden \ich in Ilinliinars ,,Capitula" unter C. 3. 178) S ~ i ~ d f i i l g8e (es empfiehlt sich, diese Sendfrage i i r i Zusammenhang iriit ticm Korporale zu behandeln). Vgl. hierzu auch F l a d e , Klerus s. 73. 170) F l a d c ;L. a. 0 . spricht von dei Sakristei (vgl. dazu die obigen Ausfulii iiiiqen a i i Seiidfra{;e G ; s. o. zu Aniri. 167). 33 (piscina)"lso). Im gleichen Sinne berichten Thalhof e r - E i s e n hof erlsl) unter Hinweis auf liturgische Schriften aus dem Mittelalter, daß das Wasser nach dem Waschen in „das mit dem Baptisterium verbundene Sakrarium"ls2) gegossen wurde. 5. Die Pyxis. Zur Aufgabe des Priesters gehört es seit den ältesten Zeiten, den Kranken und Sterbenden die Eucharistie zu bringen. Dazu bedarf es eines besonderen Gefäßes, das zur Zeit Reginos den Namen „Pyxis" trugls3). Von ihr ist in Sendfrage 9 die Rede. Der Bischof hat nachzuforschen, ob sich auf dem Altare stets die Pyxis mit der heiligen Hostie zur Wegzelirung für die Kranken befindetlB4). Der gleiche Gedanke gelangt in Regino I 70 und lso) A. a. 0. - An anderer Stelle (Erziehungsbemühen S. 238) vertritt er die Auffassung, daß Regino mit seiner Sorge um das Weggießen des Wassers vielleicht auch einem abergläubischen Mißbrauch desselben vorbeugen wollte. Unsere Sendfrage liefert für diese Vermutung keinen Anhaltspunkt, zumal sie nicht an der Stelle aufgeführt bzw. wiederholt wird, wo Regino sich mit dem Aberglauben auseinandersetzt. Sie erscheint vielmehr nur i n der Reihe der Sendfragen, die einen geordneten Vollzug der gottesdienstlichen Handlungen garantieren wollen. lsl) Bd. 1 S. 440. 182) ,,Baptisterium" bedeutet das Taufbecken. Dessen Wasser schüttete man nach Gebrauch i n das Sakrariiim (auch Piszina genannt), das sieh als ausgehöhlte, oben schüsselförmig ausmündende Steinsäule darstellt und einen Abfliiß in die unterirdische Sakrariumsgrube hat (vgl. T h a l h o f e r E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 465f.). S l c u m e r versteht unter ,,sacrarium" ganz einfach die hinter den1 Altare lind i n der Taufkapelle befindliche Senkgrube selbst. lß3) Vg1. Sch111i(1 S.113. -- Der Ausdruck ,,Pyxisu kommt aus dem Griechischen und bedeutete ursprünglich ein rundliches GefLW aus Buclisbaumholz. Zum gottcsdienstlichen Gebrauch stellte man es auch aus Elfenbein oder Metall her. Vgl. dazu im einzelnen T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 487f. und auch P I ö c h l I S. 197. la4) Diese Sendfrage ist bei S c h m i d a. a. 0. und T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 453 wiednrgegeben. Siehe auch F l a d e , Klerus S. 74. Die Pyxis stand, wie P l o c h l a. a. 0. ausführt, allerdings nicht auf dem Haupta,ltar. :J Zeitsclir.iSt f ü r Rechtsgescliich!e. LXXTX. Kan. Abi. X1,VTII. 34 Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm. Walter Hellinger, 711s5) zum Ausdruck, wo wir lesen, daß jeder Priester in der Pyxis immer eine konsekrierte Hostie bereit haben soll, damit kein Kranker oder ein schwaches Kind sterbe, ohne zuvor die Eucharistie empfangen zu haben. Auch soll die Hostie in das Blut Christi eingetaucht sein, damit der Priester wirklich dem Kranken sagen kann: ,,Der Leib und das Blut des Herrn bringe dir Hilfe"lß6). Das Gefäß (die Pyxis) hat zum Schutz gegen Mäuse und auch ruchlose Mensclien, die sich an der Eucharistie vergreifen könnten, verschlossen auf dem Altar zu liegen. Alle drei Tage muß der Presbyter eine frische Hostie in die Pyxis einlegenls?) und die bisher für die Kranken bereitgehaltene selbst empfangen; denn sie könnte durch zu langes Aufbewahren schimmelig werden. 6. Die liturgischen Bücher. Zur Gestaltung der Gottesdienste sind Bücher mit den dabei gebräuchlichen Texten unerläßlich. Deshalb muß sich der Bischof, so entnehmen wir Sendfrage 10, auch vergewissern, ob ein volllU6)Regino I 70 = C. 1 6 eines Kapitulare Karls d. Gr. an die Presbyter (Aachen 800); I V a s s e r s c h l e b e n gibt Ingelheim an. Vgl. Iief ele Bd. 3 S. 762f. und B i n t e r i m , Konzilicn Bd. 2 S. 330. -- Regino I 7 1 stammt nach Roginos Uberschrift aus eincr Synode von Tours (so auch S c h i n i d a. a. O., der dieses Kapitel Itcginos anführt). Nach W a s s e r s c h l e b e n ist die EIcrkunft ungewiß. - S c h m i d weist auch darauf hin, da5 hier nur ein diesem so erhabenen Saltrament würdiges Gefäß, also nicht aiisschließlich die Pyxis, anbefohlen wird, und folgert hieraus, daß zu Lebzeiten Rcginos -er bezeichnet das Jahr 899 - „in Betreff dieses Gefäßes noch keine so genauen Bestimmungeii gegeben waren". Dieser Schluß ist jedoch nicht* zwingend. Wie wir bereits festgestellt haben, will ltegino offensichtlich die von ihm wiedergegebenen Rechtssätze aus früherer Zeit - zu diesen gchört möglicherweise auch Kapitel I 71 - nur ihren Grundgcdankeii nach angewendet wissen, wenn sie dem zu seiner Zeit geltenden Recht nicht inehr voll entsprc?clien. 13s ist also nicht ausgcschlnssen, da6 schoir i ~ n9. 311. niir die Pyxis als Gr:fiiß zur Aufbewahrurig der Iirankenkominiiriio~ianerltaiiill war. Dafür spricht aiich, daß Regino in der Sendfragc I) einzig lind nlleiii von ihr spricht und ihr kein anderes Gefäß gleiclistellt. Iu0) Dies lind das Folgcnctc ist nur i n Regino I 71 enthalten. -- Ilirs Eintaiiclieri der Hostie, die sog. instinctio, t r a t an dic Stelle des Lnienltelclics, der sclion ziir Zeit Reginos nicht inehr ollgemein gereicht wiirdr: (vgl. clazii P l ö c l i l I S. 366). Is7) Sieh(?:t,iich P l ß c h l I 8. 356. 35 Meßbuch, ein Lektionarium und ein Antiphonarium vorhanden sind; ,,denn ohne diese kann die Messe nicht vollständig gefeiert werden", wie Regino ausdrücklich hervorhebtlß8). Das erstgenannte Buch, das Missale plenarium, enthält sämtliche zur Meßfeier gehörigen Gebete und Lesungen. Zu Lebzeiten Reginos war sein Gebrauch noch ziemlich neu. Es ist eine Zusammenfassung aus den verschiedenen, zuvor allgemein benutzten liturgischen Büchern, in denen die Texte jeweils für einen bestimmten Teil der Messe gcsa,mmelt waren. Zu diesen gehören noch Leliti~na~r und Antiphonar. Tm ersteren finden wir die Evangelienund Episteln aufgezeichnet, im letzteren die liturgischen Gesänge der Meßfeierls9). Daß Regino sie in einem Zuge mit dem Missale nennt, läßt den Schluß zu, daß sie damals noch nicht durch das letztgenannte verdrängt warenlgO).Von den Quellenstellen in Reginos Werk befaßt sich nur das schon mehrfach genannte Kapitel I 60 mit liturgischen Büchern. Dort heißt es, daß die vier Evangelien ihren Platz auf dem Altar haben, während das Sakramentenbiich nach Schluß der Meßfeier an einem sauberen Ort verwahrt werden soll. Unter den „vier Evangelien" ist natürlich das Evangelienbuch, das sogenannte Evangeliar, zu verstchenlgl), dessen Inhalt vielfach nicht in das Lektionar mit aufgenommen warlß2).Dem Sakramentenbuchlg3), das hier auch genannt wird, entnahm der Bischof Wortlich aus der angegebenen Sendfrage. lag) ZU den genannten liturgischen Büchern vgl. irn einzelnen T h a l h o f e r E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 71-73 und aiißcrdem B u c h b e r g e r Bd. 7 Sp. 214ff. (unter „Missalea), Bd. 6 Sp. 478f. (unter ,,LektionarU) und Bd. 2 Sp. 886ff. (unter „Choralbuch"). Siche in diesem Zusammenhang auch F l a d e , Klerus s. 74. lS0) Aiiffz~llend ist allerdings, daß Regino verlangt, daß diese Bücher n e b e n dein hlissale vorhanden sind; denn die Texte des Lektionars und Antiphonars sind ja auch im Missale enthalten. Dies durfte wohl damit ZII crklaren srin, d a 8 schon damals zur Gestaltung feieilicher hirssen grsondeete Aufzeichnungen cler betreffenden Texte benötigt wurden, wir das auch heute der Fall ist. lQ1) Vgl. S c li iiii d S. 98 Anm. 1. lQz)In solchem Falle hieß r s auch „Epistolar" (siehe dazii T h a l h o f e r E i s c n h o f e r Bd. 1 S. 71). IQ3)Liher Sacramentoruin (wie hier) oder Sacrainentarium genannt. Vgl. T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 63 und S l e i i m c r unter „sacramentarium". Ia8) 36 Walter Hellinger, oder Priester die Gebete für die Meßfeierlg*) wie auch für die Spendung der Sakramente und Sakramentalien. In Sendfrage 11 wird dem Visitator der Auftrag erteilt, auch nach anderen Büchern zu sehen und festzustellen, ob sie zur Verlesung gekommen sind. Da den Quellenstellen nichts zu entnehmen ist, bleiben wir im ungewissen, welche Bücher Regino hier im Auge hat. Man wird aber aus dem Zusammenhang dieser Sendfrage mit der vorangehenden schließen dürfen, daß es sich ebenfalls um liturgische Bücher handelt. Es kommen daher wohl jene Schriften hier in Betracht, die zum Stundengebet verwendet wurdenlg6). Dazu gehören vor allem PsalteriumlQ6), Heiligc: Schrift, Passionarlg7),Homiliarlgs) und HymnarlS9). 7. Die liturgischen Gewänder. Schließlich hat der Sendherr aber auch, wie in Sendfrage 12 geboten ist, die Zahl und Beschaffenheit der Gewänder, die der Pfarrer bei den gottesdienstlichen Handlungen tragen soll, zu überprüfen, wobei es natürlich auch hier - wie bei den andern schon bisher genannten Sachen - auf deren Sauberkeit und entsprechende Verwahrung vornehmlich ankommtzo0). Dementsprechend äußert sich das schon bekannte Kapitel I 60, das die priesterlichen Gewänder unter den Gegenständen aufzählt, die lg4) Für die Messe benötigte man es vor der Einführung des Missale ergänzend zum Lektionar und Antiphonar, da diese Bücher -- wie bereits tlargelegt - nur einen Teil der XeRti:xte enthielten. 196) Zur Zeit Reginos waren es noch verschiedene Biicher für die einzelnen Teile tles sog. Offiziums (eiitsprechenti wie bei den Neßtexten). Erst seit dern 11. ,Th. bereinigte man sie; vorn 13. Jh. an kam das Breviarium, in welchem alle Gebete zu e i n e m Buch zusammengefaßt wurden, iri Gebrauch. Vgl. T h a l hof e r - E i s e n hof er Ud. I S. 75 (auch fiir die nachfolgend ge~iarirrtenliturgischen Rüclier). lg6) Mit dem auf die Woche verteilten Psalter und den biblischen Ca,iitica = psnlmenartigen Lobgesängen. lg7) Das eine Darstellung des Lebens der Heiligen gibt. Ig8) Eil1 Predigtbuch. Uber diesen Begriff wird noch bei Besprechung der Sendfrage 95 die Rede sein. lS9) Es enthalt Lobeslioder auf Gott und die Heiligen. Diese Hymnen sind seit dem 4. Jli. aufgekoinmen. Siehe dazu Fl:t d e , I<lerus S. 74 und Germanen S. 14. Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüni. 37 nach der Messe sauber zu verwahren sind, dann aber auch recht eingehend Kapitel I 8I2O1), das allerdings seiner uberschrift na,ch in erster Linie dem Priester einschärfen will, die Messe nicht ohne liturgische Kleidung zu feiernZ02).Hier erfahren wir auch, um welche Einzelstücke es sich dabei handelt: Amikt203),AlbeZo4),Sto1a206), FanoZ06) und Kase1207).Diese Kleidung darf der Priester aber nicht außerhalb der Kirche tragen208). Zu dieser Anordnung bestand 201) Regino schreibt diese Stelle einer Reiinser Synode zu; W a s s e r s c h l e b e n hat sie jedoch nirgends gefunden. 202) Desha,lb bedarf dieses Kapitel i n anderem Zusammenhang (bei Scndfrage 68) nochmals der Erwähnung; s. U. S. 57. 203) Ein Hals- und Schultertuch, das als erstes beim Bekleiden mit den liturgischen Gewändern angelegt wird. E s entstammt der antiken Kleidung (überhaupt ist ja die liturgische Kleidung aus der profanen hervorgegangen). Der Amikt kam mit der Einführung der römischen Liturgie während der Karolingerzeit nach Gallien. Vgl. i m einzelnen T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 508f. und B u c h b e r g e r Bd. 1 Sp. 363 (unter „Amikt"). 204) Ein hemdartiges, bis zum Knöchel reichendes G e ~ a n daus Leinen. Es ist aus dcr antiken Tunika hervorgegangen. Die Albe symbolisiert die Reinheit der Seele. Siehe dazu T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 512ff. und B u c h b e r g e r Bd. 1 Sp. 196f. (unter „Albau). 206) Ein mehrere Zentimeter breiter Stoffstreifen, der vom Priester um den Nacken gelegt und über der Brust gekreuzt getragen wird. Der Ursprung der Stola ist umstritten. Sie ist Sinnbild des Gewandes der heiligmachenden Gnade und des Joches des Herrn. Sie wird getragen bei Ausübung des Ordo. Einzelheiten bei T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 554ff. und B u c h b e r g e r Bd. 9 Sp. 838 (unter ,,StolacL). 206) Dieser Begriff war i m Mittelalter von ganz verschiedener Bedeutung (vgl. B u c h b e r g e r Bd. 3 Sp. 954 unter ,,Fano"). Hier ist dem Zusammenhang nach der Manipel gemeint: Ein streifenförmiges, a m linken Vorderarm zu tragendes Ornatstück der Meßkleidung. Zur Zeit Reginos handelte es sich vielfach noch um ein einfaches Tuch. Der ManipeI hat sich nämlich aus einem in römischer Zeit verwendeten Schweißtuch entwickelt. Desha,lb versinnbildlicht er auch die Mühen des irdischen Lebens und die Verdienste, die rnnn durch gcdiildiges Ausharren für das Jenseits erwirbt. Eii~zelhcitcii jielie bei T l i a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 550ff. und B u c l i b e r g e r Bd. (i Sp. 852I. (unter „Manipel"). 207) Das eigentliche Meßgewand, das zur Zeit Reginos noch der Paenula, einem in der Antike getragenen weiten Mantel, ähnlich sah, der ringsum geschlossen war und über den Kopf angezogen wurde. VgI. T I i a l h o f e r E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 521ff. und R u e h b e r g e r Bd. 5 Sp. 860ff. (unter ,,Kaseli'). 208) Denn sie war nur für die Meßfeier bestinimt. 39 Walter Hellinger, Die Pfarrvisitation nach Rsgino von Prüin. wohl genügend ArilaG. Zum Beispiel das letztgenannte liturgische Kleidungsstück, die Kasel, fand sich bis ins 8. und 9. Jh. als außerkirchliche Tracht der Kleriker und Mönche209). Allmählich niußte inan es jedoch als Mißstand empfinden, daß der Priester den heiligen Dienst am Altare in derselben Kleidung versah, die er im Alltag trug. Der Sendlierr hat auch, wie Regiiio in Sendfrage 13 anordnet, auf die Lichter der Kirche zii acliten210) und festzustellen, wieviel Wacliszinspflichtige (cerarii)211) vorhanden sind. In den Quellenstellen heißt es, daß die zur ordnungsgemäßen Beleuchtung erforderlichen Mittel den Pfarrern in ihren Einkünften zur Verfügung stehenzlz), aber auch von ihnen zu diesem Zweck verwendet werden müssenx3). 1)cincritsprechend darf eine ncue Iciiclic nur geweiht werden, wenn für die Beleuchtung vorgesorgt ist2I4). Diese Vorschriften befassen sich aber nur mit der materiellen Seite der Angelegenheit. Wie die Beleuchtung sein muß und warum niaii ihr so große Bedeutung beilegt, geht aus ihnen nicht hervor. Dariiber kann man sich nur an Hand der einschlägigen Quellen Aufklärung verschaffen216). Es ging damals nicht einfach darum, diircli Anbringen von Lampen oder Leuchtern die Finsternis ans dem Kirchenraiim zu verdrängen und so den Gläubigen das Vciweilen daselbst angenehmer zu gestalten. Man legte vielmehr seit den altesten Zeiten dem Lichte eine tiefe symbolische Bedeutung beizx6). In ihm erblickte man schlechthin ein Symbol fiir das Göttliche, da ja auch in der Heiligen Schrift das Licht immer wieder mit dem Wesen Gottes in Verbindung gebracht wird und Christus sich selbst als das Licht der Welt bezeichnet hatZ17). Nimmt es da wunder, daß man jederzeit zur feierlichen Gestaltung des Gottesdienstes auf möglichst reichhaltige Beleuchtung des Gotteshauses bedacht war? Es erstrahlten Öllarnpen und Kerzen- zoD)Vgl. B u c l i b e r g e r ;i. a. 0. 210) F l a d e gibt in Klerus S. 72 und üerinarien S. 11(lieseinTeil der Sendfrage eine andere Aiislegiing: Der Sendlierr soll darauf achten, ob und wic viele Fenster vorliantleii sind und i n welcheiri Ziistantl sie sich befinden. 1)eiiinach übersetzt er „luniiiiaria" mit „Fensteru (Plural). Diesc Bedcutuiig l<:tnn das Wort allerdings i~iiclihaben (vgl. Sl C ii in er iinter „liiiniriaria1'). Wenn aber die gleiche Sendfrage sich noch iiiit den Wachszinspflichtigcii beschäftigt, liegt dem Zusammenharig nach die t]ibersetziing mit „Lichteru am nächsten. Hierfür spricht weiter, da6 man der Frage der Beleuchtiing von jeher größte Bedeutung beigemessen hat, während der Zustand der Fenster nur insoweit interessierte, als es ganz allgemein um die Instandhaltung des Kirchengebäiides ging. Was die Beleiiclitiirig betrifft, ist auch die bnuliche Anlage der karolingischen Kirchen zu beriicksicht,igen, die nur wenige und unbedeiitende Lichtöffnungen Iiiitten (siehe liierzu etwa Haiiiaiiii S. 216ff.). SchlieDlich sei auch noch hervorgehoben, da0 das Wort „luininariai' i u den Qiiellenstelleri, in ticnen es vorkoinmt, dein Sinne nach nur in der Iiicr angenommenen Bedeutung gebraiiclit wird (vgl. Itegirio 1 23, 42, 123 und 249). 211) Uber diesen Begriff s. u. Anm. 220. 212) Regino I 42 = C. 6 eines Kapitulare Ludwigs d. Fr. von Aachcn (825). Vgl. Bohrner S. 316f. -Als wesentliche Griiiidlagc der Einkünfte wird hier der „%Iansiis" genannt. Dtbvon wird unten bei Sendfrage 1 4 die Rede sein. 213) Regino I 249 o. 76 der Syiio(1o von hleaux (846). Vgl. F l a d e , Gerinaiien S. 28. 214) Regino I 23 = C. 3 der Synode von Worms (868). Die Stelle wiirde bereits besprochen, als von den Voraussetzungeii fur die Kirchweihe die Rede war. - Die Mittel zur Instandhaltung, Ausstattung und Beleuchtiing der Kirche liefert das Lichtergut. Im Gegensatz hierzu steht das Wittum (auch Widem genannt): die Mittel zum Unterhalt des Geistlichen. Vgl. B u c l i b e r g e r Bil. 6 Sp. 716 (unter ,,Luminariengiit"). In frankischer Zeit wird niitunter der Begriff „Lichtergut" sogar stellvertretend fur da.: Kilclieiigut uberhaupt gebraucht. 216) Vgl. U. a. T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 376ff. 216) Auf sie verweist auch E u g e n W o h l h a u p t e r , Die Kerze in1 Recht, 1940 (Forschiingen ziim deutschen Recht, Bd. 4 Heft I), S. 3f. U. 16f. Er schildert uns (S. 2 ii. 16ff.), daß die Verwendung des Lichtes iirspriiuglich nur einer praktischen Notwendigkeit entsprach, weil die gottesdicnstlirlicn Pririri rn der Xacht oder in dunklen Raiinirn stattfaittleri. Die 'lnfangs benutzte Öllampe wurde dabei schon bald durch das Wachslicht verdrangt. Schon zu Beginn der Mittelalters t r a t die symbolische BeCleiitiing der Kerze Iiervor: Sio brannte - ziierst nur bei ein~olnenTeilen drr 1\Iecse - auch tlmn, wenn man nicht auf ihren Lichtschein angewiesen wai Wo h l h a i i p t e r qpricht niich davon, daß ihre Vcrurciidung ,.gclegentlicb dt~rZalilerisyinbolik iliclit fern~tnnd". So gnlteli z B. dir 7 ICcr~clibtim J'011tiflk~li1iiit a l i r 5 i r i Sinnbild drlr 7 G'iben des H]. Geistes (S. 16f.). "') Joli. 8, 12. 38 IV. Die B e l e u c h t u n g d e r K i r c h e . -- 41 Walter Hellinger, Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm. lichter, deren Zahl oft in die Hunderte ging218).Aber nicht nur an die zahlreichen Lichter, die von gewaltigen Kronleuchtern oder Licliterrecheri während des Gottesdienstes den Raum erhellten, ist hier zu denken. In manchen Kirchen ließ man schon zur Zeit Reginos vor dem Altare bei Tag und Nacht eine oder mehrere Lampen ständig brennen. Ob es sich damals bereits um eine Salrrameritslampe, das sogenannte ewige Licht, das ständig vor dcm Tabernakel brennt, gehandelt hat, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagenZl9). Jedenfalls kam auch diesem Licht die oben geschilderte Bedeutung zu. Auch was es mit den Wacliszinspflichtigen auf sich hat, führt Regino nicht näher aus. Es handelt sich bei den „cerariiKum eine besondere Klasse von Schutzhörigen der Kirche. Es waren Freigelassene oder in ein Schutzverliiiltnis der Kirche eingetretene Freie. Ihre Abhiingigkeit war nur eine recht lose, die kaum zu einer Beeintraclitigiing ihrer Freiheit fuhrte. Wie schon ihr Name besagt, schuldeten sie als Entgelt für den gewahrten Schutz der Kirche einen Zins, der in Wachs für die Herstellung der Kcrzrri bestand oder hierfür bestimmt wurdeZ2O). al1ßerdem sollen vier mancipia vorhanden seinZ21). Dementsprechend mahnen die von Regino wiedergegebenen Quellen, daß jeder Kirche die eben näher bezeichnete Pfarrhufe abgabenfrei zur Verfügung stehen mußZZ2). So bestimmt Ludwig d. Fr. in seinem Kapitulare an die Bischöfe (Aachen 817)223),daß der Priester natürlich keineswegs verpflichtet ist, von den Zehnteinkünften22*), den Opfergaben der Gläubigen (Oblationen) sowie vor1 Haus und Garten eine Abgabe oder eine Dienstleistung zu crbringen. Dafür hat er ausschließlich seinem ltirchlichen Dienst zu genügenzz6).Erzielt er aber einen Überschuß, soll cr davon „seinen Oberen das Schuldige entrichten"226). Wenn aber jemand - so entnehmen wir Lothars Gencrdkapitulare der Synode von Worms (829)zz7)- rc!clitswidrig sich aus dem Mansus ctwas leisten läßt, mu13 er es auf Geheiß der Grafen und Sendboten wieder zurückerstatten. Auf kirchlicher Seite äußert sich im gleichen Sinne die Synode von Mcaux (845)228).Wer dagegen verstößt, soll bis zu:. Genugtuung sogar der Exkommuniltation verfallen sein. 40 D e r Mansus. Fur den Unterhalt des Geistlichen, dem die Seelsorge an dcr betreffenden Kirche ubertragen ist, bedarf es einer wirtscliaftliclien Grundlage. Deshalb achtet Regino in Sendfrage 14 darauf, daß zur Kirche ein X:~nsiis(eine Landhufe) geliort, dcr 12 Morgen umfaßt außrr dem Friedhof (coeineterium) und einem Hof, durch den die Kirche und das Haus des Geistlichen verbunden werden; 218) 7,111 Art i~rid1tTciic ilri Belci~chturig vgl airc,Ii Sciirnid 7 136f urid 140ff. 218) Vgl. T h a i l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 380. 220)Uber die JVachszinspflichtigen vgl. H e i n r i c l i B r u n n e r , Dciitsche Rechtsgrscliichtc, 2 Bde., 2. Aiifl., Bd. 1 Leipzig 1906, Bd. 2 (bearb. V. C l a u d i u ~Frli. V. S r l i w e ~ i r i )Blurichen und Leipzig 1928, Bd. 1 S. 3621.; R i c h a r d S r lir o d e r , Lehrbiich der deutschen Rechtsgeschichte, 7 Aufl., fortgesetzt von E. Frli. V. ICunCiberg, Urihn 1932, S. 236; I l e r m a n n C o n r a d , Dciitsche Rcclitsgeschiclite, Bd. 1, Kailsriilie 1964, S. 169. 221) Vgl. auch F l a d e , Klerus S. 72. 222) Was hier angeordnet ist, soll der durch das Eigenkirchenwesen bedingten ttllzi~großcn Abhsngigkeit des Priesters vom Grundherrn begegnen; vgl. U l r i c h S t u t z , Artikel „Eigenkirche, Eigenkloster" in RE (vgl. Anm. 295) Bd. 23 S. 369 und Benefizialwesen S. 264; P l ö c h l I S. 394 lind F e i n e S. 184f. 223) C. 10 Itcgino I 24. Vgl. H e f e l e Bd. 4 S. 27 und B i n t e r i m , Konzilien Bd. 2 S. 358. 224) Hier ist a,llgemcin von „den Zehnten" die Rede. Es dürfte aber wohl, wie auch S t u t z , Benefizialwesen S. 254 Arim. 60, den Begriff ,,Zehntu für den liier gegebenen Zusammenhang auslegt, das den1 Priester damals znstehende Drittel oder Viertel des Zehnten gemeint sein. -25) Gleiches ist auch bei F e i n e a. a. 0. zu lesen, der hier eine entsprecliende Bnorilniirig tlcs ~iaoliencr T<irchenk;ipiti~l:ire von 818/819 wirdergibt. Vgl. aiicli S t u t z , ßeiiefizinlweseii S. 234. 226)SO übersetzt H e f e l e a. a. 0. Daß H e f e l e auch an den kirchlichen Oberen, den Biscliof denkt, wird man nicht annehmen können. Mit den „Oberenu Iröiinen wohl nur die Grundherren gemeint sein, da in1 Text die Bezeicliniirig ,,sciiiores" verwendet wird und an das Recht der Eigenkirchen zu denltcn ist. 2a7) C. 4 = Ilegino 1 2 8 . Vgl. B ö h m e r S. 339. 228)C. 63 = Regino I 29. Vgl. Hef e l e Bd. 4 S. 117. - 42 JValter Hellinger, Daß bei der Bemessung des Mansus das Coerneterium und der Hof, der Kirche und Pfarrhaus verbindet229), nicht mitgerechnet werden dürfen, erwähnen und begründen die Quellenstellen nicht. Dieser Berechnungsmodus erklärt sich wohl daraus, daß der Mansus nach seiner Zweekbestimmung einen wirtschaftlicheil Nutzen erbringen soll, was bei den nicht einzurechnenden Gruridfläelien offensichtlich nicht der Fall ist. Was für eine Bewandtnis es mit den vier mancipia hat, läßt der Quellenteil unserer Sendregel ebenfalls offen. Es kommt natürlich in Betracht, daß es sich uin Knechtez30)handelt, welche die Pfarrhufe bewirtschaften sollen. Man kann auch an einen Begriff denken, der mit der Aufgliederung der Pfarrangehörigen zusarnmenhängt und eine bestimmte Personenzahl bedeutet. Wie P 1 0 c h l ~ ~ l ) erwähnt, schrieb c. 5 des 16. Konzils von Toledo (693) vor, „daß eine Pfarrkirche als Miiidestzahl voii Pfarrlingen wenigstrns 10 inaneipia umfassen sollte"232). Er fugt hinzu, daß uber die BeEh deutung des Begriffes mltncipia lreiiir Klarheit scheint aber sicher, daß die letztgenannte Bedeutung des Wortes hier nicht in Frage k ~ m n i t ~In ~ ~der ) . Scndfrage 14 geht es gewiß tim die Pfarrliufe, die den Pfarrer ~~irtschaftlich siclierstrllen soll. Darnit er sich ganz seinem gt3istliclien Amt hingeben lrann, wie es im Interesse der Seelsorge ZLI fordern ist, mussen dafur die eilt- 22Q) Dies ist der Pfarrliof, der also von1 Kirchhof zu unterscheiden ist. Vgl. auch F e i n e S. 161. aso) Und zwar deren unterste Klasse ( S c h r ö d e r - K ü n ß b e r g S. 237). Sie waren nicht angesiedelt, g:tlteii als frei veräußerliche, bewegliche Sache lind hatten ungemessene Dienste zu leisten. Vgl. auch B r u n n e r J S. 370 lind C o n r a d 1 S. 160. 231) Bd. I S. 323. JVeitcres si~fii'X . :L. O. '"3) C l i ~ i ~Ud. i ~ 2, 2 S. 182 i l i i i i i . 1 vc!l.wc,isL ;tiif tlie i\iisiciit IIli C i r i i g ~ ~ , tler den Standpunlrt vertritt, es seicii ,,hier nicht ICneclitr, soiid(~riiTlöfe rilit je einern unfreien Insassen gemeint (mit je einer Füiiiilie von IIörigrn ?)". In gleicher Weise iiiißort sich ebenfalls I-Iefele Bd. 3 S.321; er bezeichnet i b e r aiich die Kircherisklriveri, welche die Ilöfe zu bcwirtsc1i;iiteri hat,tt,ii, :LIS„ m a n ~ i p i a ~ ~ . 234) Sie ivird auch in den fiihroiiden l>:trstelluiigcii iici tlcutschen Rcclitsgeschichtc nirgends erwähnt. Die Pfarrvisitatio~~ iinch Regiiio von Pruiii. 43 sprechenden Arbeitskräfte zur Bewirtschaftung des Marisus dem Geistlichen zur Verfügung stehen. Um sie sorgt sich Regino wohl in den Schlußworten dieser S e n d f r a g ~ ~ 3 ~ ) . Der Zehnt. Auch für die Auslegung des speziellen Inhalts der Sendfrage 15 hat der Quellenteil unseres Sendhandbuches nichts zu bieten. Regino fragt hier, wie viele mansi ingenuiles und serviles oder accolae, ,,woher der Zehnte bezahlt werden sollL',die Kirche haot. Unter den beiden erstgenannten Bezeichnungen versteht man Höfe, die von Grundherren gegen Zins und Dienste an abhängige Leute verlieheii wurden und dann eben je nach dem Stand dieser Zinsmannen in mansi ingenniles, wenn es Freie waren, oder mansi serviles, wenn es sich um Unfreie handelte, unterschieden wurden236).Mansi serviles wurden aber auch Unfreie genannt, die gegen Zins und Dienstpflicht auf eigener Scholle angesiedelt waren237).Die accolae waren in vollem Besitz ihrer Freiheit befindliche Lanclsiedler, denen Wildland zur Rodung übergebe11 wurde und die dann die sogenannte Besserung zu Leiherecht auf Widerruf behalten durftenma). Für unsere Sendfrage ist von :~usschlaggebender Bedeutung, daß hier die Zehntholden der Kirchen gemeint siiid. Das veranlaßt uns, auf die - nun allerdings recht zahlreich in Reginos Sendord~iungvorhandenen - Bestimmungen aus dem Zehntrecht 236) Daß zum Kirchenmarisus vier Knechte gehöien, berichtet auclr S t u t z untei Hinweis aiif die Quellen (Bciiefizialwescn S. 278; vgl. auch Art. Eigcrikirche S. 369f.). L3a)Vgl. im ciri7rliieri S c l i r o d pr- K u r ~ l i b e r gS '227t. irrid 235 a 3 7 ) A. it. 0. S. 237. 2ss) A. U. 0. S.235. M<~nrhr>s davon ist schon beiiilirt worcleii, vor alleiiii111Zusaiiliiicriliang init tlcn Vorschrifte~iuber tfic Iiilrhweihr. Uns Srliiifttiiiii Iiat sicli rccht c~njiehendriiit dem Zeliiiticrht h ~ f ~ i l jvt g; l 1 1 C I . 1711i(tli S til t 7 , lhir k:iroIingisrhr Zclintgrbot, i n . ZftG 29 (1908) (;ci~n Abt 5.1 8 0 f f ; tiera., ßenefizialw~sen 5.240ff.; F e l n e S. lii.if., 160Ff. itnd 174Ef., P l o c h l 1 S 241f illid 396f.; B i i c h b e r g r r Bd 10 Sp. 1047ft. (iiritci „ZelintU) 44 Walter Hellinger, Der kirchliche Zehnt, der in fränkischer Zeit als Entschädigung I'ur das eingezogene Kirchengut staatlich angeordnet wurde, kani zunächst hauptsächlich den alten Taufkirchen zugute, wurde aber durch das bekannte Kirchenkapitulare von 818/19240)noch den Grundherren für ihre Eigenkirchen zugestandenZ4l).Damit wurde natürlich eine strenge Abgrenzung der Zehntbezirke erforderlich, wodurch die Grundlage zu ,,einem neuen K l e i n p f a r r ~ y s t e m " ~ ~ ~ ) geschaffen wurde. Zu dieser Abgrenzung, welche die Bischöfe vorn a h m e ~ P ~mahnt ), auch Karl d. Gr. in einem Kapitulare an dic Presbyter (Aachen 809)244),WO es heißt, daß jede Kirche einen Sprengel haben rniiß, aus dem sie den Zehnten bezieht. Infolgc neuer Kirchengründungen entstand natürlich die Gefahr, daß die d t e n Kirchen in ihren Zehnteinkunften geschmälert wurden; denn die Grundherrn suchten das Zelintrecht, das anfangs nur den d t e n Taufkirchen zukam, auch für ihre Eigenkirchen zu erlangen245). Eine ganze Reihe von Bestimmungen, die Regino in sein Sendhandbuch aufgenonimen hat, suchen dies zu unterbinden. Wohl räumt Kaiscr Karl auf einer Synode in seiner Villa Salz in Franken (803)z46)ein, daß jeder auf eigenem Grund und Boden mit Zustimmung des betreffenden Bischofs eine Kirche erbauen darf, er verlangt aber auch, daß die Zehnteinlrünfte der alten Kirchen nicht beeintrachtigt werden - auch wenn die Ablieferiingspfliclit sich auf Besitzungen bezieht, die an Bistümer oder Klöster geschrnkt wurden - und daß diesen d t e n Pfarrkirchen alle Zuwendungen samt Besitz und Gerechtsamen erhalten bleiben müssen. Daß die nlten Kirchen gegenüber den neiien in dieser Hinsicht keinen Nnclitcil erlriden diirfen, betonen in gleicher Weise die Reforin- Das bekanntlich bei Regino nirgends erwatint wird. F P I I ~7.C 155. 1 4 2 ) F e i n e S. 166. 243) F e i n e S. 170. 2 4 4 ) C. 10 - licgino J 26. Vgl. R e f r l e Bd. 3 S. 752 iind R i n t r r i i i i , lionxilien i3d. 2 S. 330. 246)Vgl. S t 11t X , B r i i e t i x i n l ~ e ~ (S.~ n244. 24'3) C. 3 -- Reqino 1 2 7 . Vgl. I I e f e l e Bd. 3 S.746; R i n t e r i i n , I<onxilii~ii Bd. 2 S. 322; B o h n i c r S. 179; F l n d r , Gerriiancn S.25 iiiid 28. C . 2 Regino 162. V$. E I r f i ~ l c B , i n t c r i i n lind Bolinier n. a. 0. "0) 211) Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm. 45 von Mainz und Arles (beide 813)"'). Es bedeutet aber auch keinen Widerspruch, wenn Ludwig d. Fr. - wie oben schon hervorgehoben - in seinem Kapitulare an die Bischöfe (Aachen 817)248) befiehlt, daß in neuen Siedlungen errichtete Kirchen ihren Zehnt aus diesen erhalten sollen; denn in den Zehntbezirk alter Kirchen wird ja in dieseln Falle nicht eingegriffen249).Doch macht die Synode von Tribur (895)250)eine erhebliche Einschränkung; gruadsätzlich ist vom Rodungsland weiterhin an die alte Kirolie zu zehnten. Hat jemand allerdings - so heißt es hier weiter eine Fläche gerodet, dic 4000-5000 Schritt im Umkreis mißt, soll er mit Zustimmung des Bischofs dort eine Kirche errichten und nach deren Weihe fur einen Geistlichen sorgen, der dann den Zehnten, der fur den betreffenden Sprengel nun der neuen I(irche zusteht, zu erheben hat. Wer jedoch der zustandigen Kirche den Zehnten entzieht und „um Geschenke oder Freundschaft oder einer sonstigen Gelegenheit willen" ihn einer anderen Kirche entrichtet, inuß auE Grund von Lothars Generalliapitulare der Synodr von Worins (829)261)hierfur Ersatz leisten. Wesentlich härter werden die Zehntverweigerer angefaßt, die sich um die Zehntpflicht herumdrucken wollen. Sie verfallen nach dem Willen der Synode von Chalon-sur-Sadne (813)z62) der Exkommunikation, wenn Ermahnungen nichts fruchten; wegen der Gcfahr des Meineidrs sollen sie aber nicht durch einen Schwur gebunden werden. Haben I n h a b ~ von r Lelien schon viele Jahre den Neunten2s3) und Zehnten ganz oder teilweise nicht entrichtet, mussen die Konigs247) C. 41 von Mainz und c. 20 von Arles = Regino I 30. Vgl. H e f e l e Hd. 3 S. 763 lind 757 sowie B i n t e r i m , Konzilien Bd. 2 S. 467. C. 12 = Rrgino I 26. Vgl. Hef e l e Bd. 4 S. 27. 2 4 9 ) Siehe dazu iioch S t u t z , Brnefizialwesen S. 257ff. "'0) C. 14 = Regino I 44 b. Vgl. II of el e Bd. 4 S. 554 und I'la d e , GerInanen S. 28f. L 6 1 ) C (i= IZrgiiio 1 48. Vgl R o h ln r r S. 3'19 irnd d ~ ciirgrlic~ndr~n e Erlauterungen bei I p l ; ~ d e ,Germanen S. 89. "') C. 18 = Rrgino I 45. Mit dem zweiten Satz dieses Kapitels befaßt sich auch F l a d c , Germrtnen S. 26. Seine Aiislegiing geht dahin, daß nicht durch Eid bewiesen werden roll, ob der Zehnt tatsarhlicli gelei~tetwiirdr. E r halt aber auch fur moglich, da8 inan veihindein will, eidliche Versprechen auf Zehntleistung abzuverlangen, Lrtatcres srheint mir nach dem Wortlalit der Stelle sogar wahrscheinlicher. 263) Siehe unten die Erklärung des Doppelzehnten (in Anm. 267). 46 Wa,lter Hellinger, boten den Jahresbetrag samt einem Verzugszuschlag - wenn man es so nennen darfZ64) - in Form des Konigsbannes bei ihnen eintreiben; für den Wiederholungsfall droht Kaiser Lothar I., ~ ~ ~ )Voraus dessen schon oben genanntem G e n e r d k a p i t ~ l a r ediese schrift stammt, den Verlust des zehntpflichtigen Lehens an. Ganz entsprechend verfahrt die Synode von Meaux (845)266):Wer seine Pflicht in dieser IIinsicht versaumt und es zuläßt, da5 der Priester dadurch verarmt lind das Kirchengebäude zerfallt, muß bis zur Wiedergutmachung die kirchliche Gemeinschaft entbehren, und beim zweiten Mal wird der Konig ihm sein Land entzielien. Da Kaiser Lothar in dein genannten Kapitulare vom D o p p e l ~ e h n t ~ ~ ' ) spricht, geht es hier iim das säkularisierte Kirchengut, das an die Großen des Frankenrciches zu Lehen gegeben wurde. Kaiser Kar1 d. Gr.268)laßt die Inhaber von solchen Kirchenlehen um die Hälfte arbeiten und außerdem an ihre Geistlichen den Zehnten von1 r.igenen Anteil entrichten. Das einfache Volk wird ebenfalls an seine Zehntpflicht erinnert. Die Bischofe durfen, wie Kaiser Lothar I. bcfiehltz69), nicht zulassen, daß es fiir die Zehntleistung ein Entgelt verlangt; Zelinthinterzielier, die Leute des Kaisers sind, haben vor diesem zu erscheinen und sich zu verr~ntworten, gegen andere wird mit Z.cvangscintreibung vorgegangen. Der Kaiser denkt abrr auch an jene, die besonders schlau sein wollen -- Diese Bezeichnung verwendet F l a d r , Germanen S. 26. 266)C. 5 = R~giiio I 47. Vg1. Bohmclr S. 339 und F l a d e , Germanen S. 26 (iin Gegensatz zu. W a s \ e r s c h l e b e n fuhrt er Ludwig d. Fi. al.; Ur1i~bcidieser Stell? an). Iin gleichen Sinne aiißerte sich schon Ludwig (1. Fr. 111 Kapitel 6 (an1 Scliluß) seiner capitiila per se scribenda von 819 (JVn s \ e r s c l i l c b e n gibt 817 an) = Regino 1 37. Vgl. B o h m e r S. 281. 266) C. 62 = Rrgino 161. Vgl. IIef e l c Bd. 4 S. 117 iind F l a i l e , Germanen S. 28. 267) E r bestand aus clrn ublicheri Zelinten urid dem iieunten Teil ficstcs ( d ~ i nsog Nerinten), so daS also r n e i ~ i ~ aI/„i riliobrn .xiirtlc Vgl dazu F1 a d e , Germanen S. 25 U. die einschlagige Literatur (2. B. B r u n n e r I1 S. 338, F e i n e S. 155, P l o c h l I S. 397 und B u c h b e r g o r Bd. 1 0 Sp. 1047ff. unter „ZehntN). 268)C. 18 des Kapitulare an die Presbyter (Aaclien 809) = Regino 1 44. Vgl. ITefele Bd. 3 S. 763; B i n t e r i m , Konzilien Bd. 2 S. 330f.; F l a d e , Germanen S. 26f. 26s) C. 7 des sclion bekannten Wormser Generalkapitulare v. 829 = Regino I 49. Vgl. B b h m e r S. 339 und F l a d P , Germanen S. 27. J64) Die Pfarrvisitatioii nach Regino von Prüm. 47 und das geliehene Kjrchenland nicht bebauen, damit sie nicht den Neunten und Zehnten daraus entrichten müssenze0): sie werden mit dem Ertrag dreier Jahre herangezogenZ6l) und haben im Falle des Ungehorsams sich in der Kaiserpfalz zu melden. Die Zehntschuld inuß keineswegs immer durch eine Haturalabgabe erfüllt werden. Ludwig d. Fr. ermahnt zwar in seinem Kapitulare von Aacheil (825)z6z),daß entsprechend dem von seinem Vater und auch ihm wiederholt geäußerten Willen von Wein und Heu sowie sonstigem Arbeitsertrag dem Herkommen gemäß der Doppelzehnt erbracht werde. Diese Naturalleistung kann aber auch, falls der zuständige Bischof damit einverstanden ist, durch eine Geldzahlung abgelost werden. Unserm Abt von Prüm ist es auch eine große Sorge, wie die abgelieferten Zehnten verwendet werden. Er läßt Kar1 d. Gr. sprechen, dor iii seinem Kapitiilare an die Presbyter (Aachen 809)"3) anordnet, daß rs in der Macht des Bischofs liegt, wie die Zehnten von drn Priestern verteilt ~ e r d e n ~ 6 ~Ucr 4 ) . %c.lint wurde also damals schon in der Pfarrei2G6)entrichtet. der Bischof h;ztttl aber im Geg~nsatzzur späteren Entwicklungzeß) noch bedeutende Weisungsreclitc. Mit Recht kann daher Plade"7) fui. dieses 2so) C. 9 des Worinser Gencralkapitulare von 829 = Hrgino I 60. Vgl. B o h m e r S. 339 lind Flacle, Germanen S. 89f. 261) Nach F l a d c a. a. 0. ist die Naturalabgabe (deinnach nicht der üesaiiitertrag) dreier Jahre zu leisten. E r hat soinit seiner Obrrsetzung einen abweichenden Text ziigrundr gelegt, auf den W a s s e r s c h l e b e n in Anrii. 145 verweist ipsain nonam r t decimarii. Iin Wasserschlel~enschen H ~ i i p t t r x tsteht an dieser Stelle das Wort annona == Ertrag. 2sz) C. 23 = Rrgino I 46. Vgl. B o h m e r S.316 lind F1 a d P . Germanrn 3 2G. L03)C. 4 - Jlrgiiio 1 43. Vgl. H e f e l ~Bd. 3 S. 752. "4) B i n t r i 1111, Konzilien Bd. 2 S. 330 iibersctzt: Die Bischofe sollen den Zclititcn t ~ i idie Priester verteilen. Diese Übersetzung deckt sich nicht init ~Icrii\Vortlniit tlei ICapitcbli iintl qtrht auch iin Gc~pc>ns,rt7 zii (Itrirnlgen von l l r f ~ l e,L. d. 0. 2R6)U r i l ) r ~ ~ ~ g lWi r Ih I ~ ~der P Zehnt an drn Bischof qelristet (vgl. P l o c h l 1 S. 396). 266) Die dahin ging, tlaß die Pfarrer dic eigentlichen Zehntherren wurderi ~iiiddic Biseliofr sich iiiit eineni Z~hntaiiteilvon einem Drittel oder eineni Viertel zufricdengebrn mußten (vgl. P l o c h l a. a. 0 . lind B u c h b e r g e i Bd. 10 Sp. 1048 unter „ZehntN). 267) Germanen S. 25. Die Pfarrvisitr~tionnnah Regino vor1 Priiin. Kapitel Reginos den ganz anschaulichen Vergleich bringen: die Bischöfe waren gleichsam die Steueraufsicht - und die Priester die Steuerverwaltungsbehörde. Wie der Pfarrer mit den Zehnteinkünften umzugehen hat, läßt Regino in Sendfrage 69z68)verlauten: Der Visitator hat nachzuforschen, ob aus den Zehnten vier Teile (portiones) gemacht werden. Den Beleg aus den Quellen liefert uns ein Beschluß der Synode von Nantes (658 bzw. 895 ?)269). Den Presbytern gilt eingangs die Mahnung, die empfangenen Zehnten und Opfergaben „nicht wie Ihriges, sondern wie Anvertrautes zu gebrauchen" und sich immer bewußt zu sein, daß sie vor Gott darüber Rechnung legen müssen. Die Synode unterwirft diese Einkünfte der bekannten Vierteilung, die schon in früherer Zeit ganz allgemein für die Kircheneinkünfte gegolten hat2V0). Es entfällt je ein Teil auf die Kirehenfabrik, die Armen, den Presbyter mit seinen Klerikern271) und schließlich auf den Bischof nach dessen Weisung. Ein besonderes Anliegen ist der Synode die Armenfürsorge. Der hierfür vorgesehene Teil, der durch Zuwendung aus dem bischöflichen Anteil erganzt werden kanrPZ), ist mit den Armen auch den Gästen und Durchreisenden ~ i i g e d a c h t ~ 7 ~ ) , 268) Sie gehört i n den zweiten Teil der Sendfragen des ersten Biiches, der sich mit der Lebensführung und dem Umgang des Presbyters befaßt. Im Interesse einer zusammenfassenden Behandlung des Zehntrechts erscheirit es angebracht, schon jetzt auf sie und die daziigehörige Quellenstelle einziigehen. 269) C. 1 0 = Regino 1353. Vgl. EIefele Bd. 3 S. 105. Wie er Bd. 3 S.104 ausführt, werden i n den Konziliensarnmlungcn einer angeblich am Ende des 9. Jh.s i n Nantes abgehaltenen Kirchenversammlung 20 Iianones ziigeschrieben, die auch Regino in seine Sammlung aufgenommen Iiat. Es wird mitunter die Meinung vertreten, daß sie rler Synode von Nantes a. il. J. 658 angehören. Siehe auch die Textanmerkung W a s s e r s c h l e b e n s zii Regino I 105. "O) Vgl. die bcriiits besprochenen Ka.pitel Llegino I Y4 iiad 35 (ohori S. 18) sowie P l ö c h l I S. 396. 271) Sie waren die Gehilfen des Presbyters und hatten damals verscliicdeiic Funktionen, die in den Bezeichnungen vor allen1 der niederen Weihcgrade zum Ausdruck kommen. Heute sind die Weihegrade nur noch Durcligangsstationen auf dem Weg zum Priesteiti~ni,mit denen kein Kirclienaint mehr verbunden ist. 272) VgI. F l a d e , Germanen S. 109. 278) F l a d e , Germanen S. 29 lind Klerus S. 86. 49 als deren Treuhänder, wenn man so sagen darf, sieh der Presbyter betrachten soll. Um die Nöte innerhalb des Volkes sorgen sich aacii die Väter von Meaux (845)274):Die Priester sollen die Zehnten der Pfarrangehörigen empfangen und sie zur Mildtätigkeit innerhalb der Gemeinde verwenden276); die Zehnten der Grundherren ( S a l ~ e h n t e n ) ~dagegen ~~) sollen den Kirehengebäuden und dein 1,ichtergut anheimfdlen. Das Hauptanliegen dieses Besehlussos von Meaux ist aber offensichtlich ein anderesz77):es soll verhütet werden, daß die Kirchen und deren Zehnten in dic Hand von Laien gelange1127~).Die Synode richtet an den König - es handelt sich um Kar1 d. Kahlen - unter Hinweis auf „die Gefahr des Bannes wegen Zehntanmaßung" die eindringliche Mahnung, in Abkehr von seiiicm bisherigen leichtsinnigen Handeln die Kapcllen seiner Villen nur jenen anzuvertrauen, „die in gebiihrender Unterordnung unter ihn diese Stätten nach den Vorschriften der Religion bedienen \1lürden"~~9). Haben etwa Laien diese innez80),widersprwlie es jeder Vernunft und Ordnung, wenn sie ans dem eingenommenen Zehnten ihre Hunde und Dirnen füttern28l). Vielmehr sollenzB2)die Presbyter der Kirchenzs3) ihn empfangen, „zur Er274) C. 75 = Regino I 249. Vgl. die Inhaltsangabe zu C. 75 bei S t u t z , Benefizialwesen S. 267. Regino hat diesen Beschluß i n 3 Kapitel zerlegt ( I 248 bis 260). 276) Siehe auch F l a d e , Germanen S. 28. 276) Zu diesem Begriff vgl. S c h r ö d e r - K ü n ß b e r g S. 568 Anin. 8. 277) ES gelangt i n Regino I 248 und 250 zum Ausdruck (zur Herkunft dieser Kapitel s. o. Aiim. 274). Vgl. auch F l a d e , Gerinarien S. 26. "') Dies besagt ~ i i c hdie von Regino über Kapitel 1 248 gesetzte Oberschrift. 270) Ubersetzung von S t u t z a. :L. 0. (zu diesem Kapitel I 248 vgl. aiich I l e f e l e Bd. 4 S. 118). S t u t z 8. &. 0 . ergänzt: (zu Lehen). Regino I 250 (siehe Anin. 274). S t u t z ergänzt hier siiiiigerniiß: „ . . . auch d a ~ l n . . .", (1. lr., auch wenn Laicn die Kirchen besitzen. 283) Das heißt der Pfarrkirchen. Diesen sollen also die Zehnte11 selbst der in Laienliand befindliclien K a p e l l e n zliflie8en. Auch nach damaligen1 Recht gehörten die Kapellen immer zii einer Pfarrkirche (also aiicli, wenn ilinoi ein Priester vorstand). Während die Einkünfte der Pfarrpfrü~ide, insbesoridere der Zehnt, den GeistJichen der Hauptkirche zufielen, inuWte sich der an der Kapelle fiingierende Priester von den Einwohriern bzw. dem Grundherrn unterha'lten lassen. Vgl. bei F r a n z X a v e r K ü n s t l e , Die deiitsche Pfarrei 4 Zeitschrift f 0 r Rechtsgeschidite. LXXIX. Kan. Abt. XLVIII 51 Walter ITellinger, Die Pfarrvisitatioii naeli Regino von Priiiii. lialtung der Kirchen, für die Lichter uiid fiir die Fremden- und Armenpflege sie verwenden und Gott dafür um Gnade für König und Reich iii Uetrnclit zit.ht286). Dies wird man auch daraus folgern dürfen, daß die Sendfragen des 3. und 4. Teils (von Frage 76 an) so formuliert sind, daß sie der Sache nach nur an den PEarrer selbst gerichtet werden kdnnen lind - wie sich aus den Uberschrifteii rrgibt287) -- auch sollen. Diesr Einteilung läßt deninach der1 Schluß zu, dar; die Fragen 17-75 auf Grund allgemeiner Nachforschungen zii klLrrii sind. 50 11. A b s c h n i t t : D I E AMTS- U N D L E B E N S F U H R U N G D E S P F A R R E R S . L. Die bisher besprochenen Sendfragen machen es dem Visitator zur Aufgabe, sich über den Zustand bestimmter Sachen zu vergewissern. Das kann durch sinnliche Wahrnehmung, durch einen Augensclieiil geschehen. Die folgendeil Sendfragen (bis zum Schluß) beziehen sich auf die Person des Presbyters. In den Sendfragen 17-75, dic Regino unter der Uberschrift „Uber das Leben und den Umgang des PresbytersU285) zusammcnfaßt, erhält der Visitator den Auftrag nnclizuforschen, wie der Presbyter seinen ilintspflicliten genugt und welchen Lebenswandel er führt. Durch die Untersuchuiig soll sein Verhalten in dieser Hinsicht festgestellt werden. Rrgirio laßt es offen, wie das zu geschehen hat. Das Näclistliegeiidc ist tiaturlich, den Pfarrer selbst zu den einzelnen Punkten zii befragen. Das wird aber nicht iminer die reine Wahrheit zutage fördcrii. Hat er näinlicli gegen seine Pflichten verstoßen, wird er nur zurüclihi~ltendoder gar walirheitswidrig sich äußern. Ilesliall:, darf nian wohl annehrneii, daß unser Abt von Prüin auch rlas Zeugnis dritter Personen, etwa angesehener Pfarrangehöriger, und ihr Recht zii Aiisgang des iVIittnlalters, 1905 (Kirchenrechtliche AbIiandlungen, Iirsg. v. U. S t u t z , Heft 20), S. 5f. und B i i c h b e r g e r Bd. 5 Sp. 796 (unter ,,Kapelle") sowie Bd. 7 Sp. 746 (unter „Oratoriumu). - Hier t,aucht nat,iirlicli die Frnge niif, wer die prirlstexlichen Fiiiilrtionen zii verrichten hat, weriii eine Kapelle iiuii trotzdem eiiieril Laien überlassen wurde. Unter I-Iinweis auf U l r i c h S t iit z , Die Eigenkirche als Element des inittelalterlieh-gerriianisc1ir:n Kirchenrechts, I3erlin 1896, S. 29 bemerkt F l & d ~ , Germanen S. 29, daß i n solchein Falle die Kapelle mit einem abliängigeii Priester besetzt wurde. Vgl. aiicli H i n s c h i u s Rd. 2 S. 624 Ann:. 6. 284) Das Zitat ist S t u t z a. a. 0. entnomnien. Siehe aucli F l a d e , Germanen S. 29. 2 8 6 ) :,De vita ot conversittione presbyteri." Die A m t s a u s ü b u n g . Fur eine geordnete Seelsorge ist nicht nur unerläßlich, daß dir hierzu erforderlichen Einrichtungen und Mittel vorhanden sind, es liommt auch darauf an, daß der Pfarrer die ihm obliegenden Aufgaben entsprcclieiid den Weisungen seiner Oberen verantwortunghhewußt crfrillt. In dieser Hinsicht muß sich Regiiio um gar viele Dinge sorgen. I. Dip Meßfezet.. Die voriieliiiiste I'iliclit dcs Priesters ist seit den ältesten Zeiteii die ITeifr des 8Ießopfers. Xit der Erfullung dieser Aufgabe befaßt sich Regino in mehrwen Sendfragen und belegt sie mit Kapiteln aus den Quellen. z 8 6 ) In der Literatui besteht zu dieser Frage keine einheitliche Meinung. Nach F o u r n i e r - L c B r a s I S. 243 und 246 werden die sich aiif Pfarrer beziehenden Fragen an die Sendzeugen gerichtet, die richt zu fungieren haben. Gleicher Auffassung scheint aucli P1 o zu sein. Dagegen ist L i n g g S. 14f. der Ansicht, daß „bei Regino Pfarrer betreffenden Fragen nicht mehr an dir Sendzeugen gerichte In der ersten Halfte des 9. Jh.s, als die Visitation der Kleriker gewohnlichen Sendgerichten stattfand, hatten die Sendzeugen den Pfarrer zu berichten. Nach Aieinung von L i n g g wollte m (also schon i n der Zeit, i n der Rrginos Sammlung entstanden Pf<iirer tlai b~schi~meiidc Getilhl erspdren, tldR ierric eigenen uber ihn Aussagen niachen miissen. Dir Uberschrlft vor Frage 76 lautet: Was i ~ vt o m P r e s h y t e r zu erfragen? Dann heißt es weiter: Nachdem dics alles sorgfaltig erkundet worden ist, soll dann d e r P r e s b y t e r s e l b s t vom Bischof oder seinerri Stellvertreter ausgefragt werden. Die flberschrlft vor Frage 8 2 laiitet: Danach soll e r uber den ihm anvrrtratiten Dienst ~~usgrforscht werden. (Die Sperrungen gehoren nicht ziim Text, sie dienen nur der Ve~deiitlirhung dessen, was hier bewiesen werden soll.) 52 Waltei ilellinger, In Sendfrage 22 geht es um den O r t der Meßfeier. Es soll festgestellt werden, ob der Pfarrer außerhalb der Kirche in den Hausern die Messe liest. Dies war in den ersten christlichen Jahrhunderten der allgemeine Brauch fiir die eucharistische Feierzs8), zu Lebzeiten unseres Prümer Abtes war er längst durch die lrirchlicht3 Autorität abgelehnt worden. wic einige Kapitel bei Regino dcutlicli /,eigen. So sagt die Synode von Laodicea (zw. 343 und 381)"99), daß in den Häusern von den Bischöfen und Priestern keine Opferzg0) dargebracht werderi dllrfen. Diesem Konzilsbeschluß läßt Regino ein in die glciche Richtung zielendes Kapitel folgenzg1), das uns einen Grund fur das Verbot angibt, aber auch einen Ausnahmefall regelt. Es wird darin vor Augen geführt, daß bei Meßfeiern, die auf Verttnlassung von Laien in deren Häusern stattfinden, die heiligen Geheimnisse mehr entweiht als geweiht werden, wenn dort Hunde lind Dirnen sich herumtreiben. Deshalb darf die Messe nicht außerhalb der Icirclie gefeiert werden, ausgenommen eine Reisr rnaclit es erforderlich; dann kann sie in einem Zelt oder auch unter freiem l-limmel an sauberer, von jedem Unrat weit t a t fernter Stiitte gehalten werden, wobei ein geweihter Altartisch unerläßlich ist. Das Verbot der „Winkelmessen und H a u ~ f e i e r n " ~ ~ ~ ) , 288) Siehe P l ö c h l I S. 75. C. 58 = Regino 1133. VgI. H e f e l e Bd. 1 S. 774. Da13 es sich hier nur um (las e i t c h a r i s t i s c h e Opfer handeln kann, hebt EIefele noch erliluternd hervor. Auch Regino kann den Begriff „oblationes" nur i n diesem Sinne verstanden haben, wie sich aus dem Ziisainmenhang mit dem folgende11 Kapitel (I 134) ergibt, wo er i n seiner Uberschrift tlie Bezeichnung ,,inissa" gebraucht. Anfangs spri~ch man Von ,,oblstioU ( P l ö c h l I S. 76), seit dein 6. und 7. Jh. ist allgemein das Wort „missaU üblich (vgl. T h a l l i o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 2 S. 2f.). Der Ausdruck „missaU t r i t t :~llerdings schon im 4. Jh. bei Ambrosius auf ( P l ö c h l I S. 195). - Den Begriff „oblationesU verwendete man bereits i n der christlicht?n Frülizcit, irisbesontiere für die Opferga,ben, die wahrend der hleßfilio. dargebracht wiiiden und aiis Brot und Wein bestanden ( P l ö c h l 1 S. 95). Zu. diesen inissnlen Oblationen vgl. auch G e o r g S c h r e i b e r , Gregor VII., Cluny, Citeaux, Prhnlontr6 zu Eigenkirche, Parochie, Seelsorge, in: Z R G 6b (1947) I h n , Abt. 34 S. 31ff. (8.67ff.). Die Abhandlung berücksichtigt jedoch in der I-1:ttiplsache tlie Zeit n a c h Itegino. Siehe auch unten S. 63ff. "I) Regino I 134. Die Berlrunft, des Kapitels bezeichnet W a s s c r s c h l e b e n als iinbestimmt. 29a) F l u d e , Klerus S. 81. Die Pfarrvisitation riacfi Regiiio von Prüni. 53 das sich zur Zeit Reginos noch nicht recht durchgesetzt hatte2g3), liegt wohl auch darin begründet, daß durch solche, um mit Fladez94) zu sprechen, „die Einheit der Gemeinde gestört, die Festigkeit des unterschiedslosen Zusammenschlusses gelockert" wird. Zur Frage der Örtlichkeit der Meßfeier nimmt auch ein Kapitel aus PseudoIsidorzg6)Stellung: Nur vom Bischof geweihte Orte kommen hierfür in Betrachtzge). Schließlich verdient noch ein weiteres, gleichfalls bei Pseudo-Isidor aufgeführtes Kapitel, das dem letztgenannten bei Regino vorangeht, an dieser Stelle erwähnt zu werden2Q7).Es heißt dort, daß der Priester das Meßopfer nicht allein, sondern nur unter Zeugen darbringen darf, damit er immer überprüft wird, ob er in vollkommener Weise an den dem Herrn geweihten Orten die heilige Handlung vollzieht. Aber nicht genug damit! Der Presbyter ist, was den Ort für die Messe betrifft, noch einer weiteren Einschränkung unterworfen: Nur innerhalb seiner Pfarrei darf er zelebrieren. Deshalb untersagt Regino in Sendfrage 49, daß der Presbyter in der Pfarrei eines Mitbruders ohne dessen Einwilligung und Bitte die Messt? liest. Dicses Verbot ist Ausdruck des Pfarrzwanges298), der schon zur Zeit Rcginos Gcftung erlangt hetz99). Unser Abt von Prüm kann sich auf Kar1 d. Gr. berufen, der in seinem Kapitulare an die den Geistlichen ebenfalls für die MeßPresbyter (Aachen feier auf die Grenzen seiner Pfarrei beschränkt. Eine Ausnahine von diesem Grundsatz läßt der Kaiser gelten, wenn sich der Pfarrer gerade auf Reisen befindet. 293) Vgl. P l o c h l I S. 363. #O4) A. 8. 0. 2 0 6 ) ZU dieser Sammlung und ihrer Bedeutung siehe n. a. E. S e c k e l , Ait. ,,Pseudo-Isidor" in: Herzog-Ilauck, Realenzyklopadie fur protestantischeTheologie lind Kirche, 3. Aiifl., 24 Bde., Leipzig 1896ff. (im folgenden zlt: RE) Htl. 16 S. 26Eiff. (griiritlirgt~riti) I'locfil ! 7 408ff. uiiti F r i n c S. 142ff. 298) Regino I 352. 207) Regino I 361. 208) Auch Pfarrbanii genannt ( P l o r h l I S. 364 und P l a d e . Klerus S. 56). Vgl. E b e r s S. 81 und F e i n e S. 171. C. 9. [ W a s s e r s c h l e b e n gibt Ingelheim (806) an] = Regino 1 260. Vgl. H e f e l e Bd. 3 S. 752 und B i n t r r i m , Konzilien Bil. 2 S . 330. 64 Die Pfarrvisitation ii;icli Itegino von Prüm. Walter IIelIiiiger, Wenn schon Messen außerhalb der Pfarrei verboten sind, ist es nicht verwunderlich, daß der Pfarrer auch lieine fremden Pfarrangehörigen unerlaubt an seiner Messe teilnehmen lassen darf. Regino, der dies in Sendfrage 48 ausspricht, sieht von der Einhaltung dieser Vorschrift ab, wenn die Fremden sich anläWljch einer lteise in der anderen Pfarrei zur Messe einfinden. Im gleichen Sinne äußert sich Kar1 d. Gr. in seinem Kapitulare an die Presbyter (Aacheii 809)301). Er gestattet auch dann die Teilnahme an der Messe der fremden Pfarrei, wenn es der Heimatpfarrer erlaubt. Wie der Pfarrer sich zwecks Durchführung des Pfarrzwanges verhalten soll, bestimmt dje Synode von Nantes (638 oder 895?j302): An Sonn- und Festtagen hat er vor Beginn der Messe an die versammelten Gläubigen die R a g e zu richten, ob sich ein Pfarrangehoriger eines mdern Pfarrers in der Kirche befindet, der unter Geringschgtzung seines eigenen Pfarrers nun hier die Messe mitfeiern will. Wird ein solcher ausfindig gemacht, hat der Pfarrci ihn aus der Kirche zu weisen lind zur Ruckkchr in seine IIeiiristpfarrei zu veranlassen. Aiisdriiclr des Pfarrzwanges ist es auch, daß kein Klerilier oder Laie in einer fremden Kirche ohne einen Brief seines Bischofs, der ihn dazu berechtigt, die Eucharistie empfangen darf, wie schon die 1. Synode von Karthago (348j303)eingeschärft 1i;~t.Ganz entsprechend hat auch Papst Felix 11. (111.) in einem Brief an dir Bischiife in Sizilien (488)304)verboten, dnW ein Bischof oder Presbyter einen fremden Büßer oder Rckonziliierten (Wiederaufge801) o. 8 ( W a s s e r s o h l e b e n gibt C . 7 von Ingelheiiil an) = Regino I 62 und 268 (beide gleichlautend). Vgl. H ef el e Bd. 3 S,762; B i n t e r i rn, Konzilien Bd. 2 S. 330; F l a d e , Klerus S. 57. Ganz entsprechend haben sich schon die Vater von Nantes (658 oder 895?) C. 2 geäußert (vgl. I I e f e l e Bd. 3 S. 104). 502) C. 1 (hier koinmen nur dessen Satz I. und 2 in Betracht) Regino 11 421 (Regino verweist a m Schluß von I 62 auf dieses Kapitel irn 2. Buch). Vgl. aiich H e f e l e Bd. 3 S. 104 und P l ö c h l I S. 274. 308) e. 7 = Regino 1259. Vgl. H e f e l e Bd. 1 S. 633. 304) C. 9 = Regino I 313. Felix II., tler von 483-492 regierte, wird oft f5lsclilich als F. 111. bezeichnet. Näheres über ihn siehe bei B u c h b e r g e r B(]. 3 Sp. 99lf. (iinter „Felix"). Zii seiiieiii Brief vgl. Bihl. CI. ICirchenväter (Tlii~lliofer) Bd. 6 = 60 S. 258---262 iiiid 273 (die hier wiedergegebeiie Stelle). - 55 nommenen) bei sich aufnimmt, ohne daß er ein entsprechendes Schreiben seines eigenen Bischofs oder Presbyters vorweisen kann. Auch der Z e i t p u n k t für die i\Iessc ist festgelegt. Nach SendFrage 30 hat der Visitator darauf zu acliten, da5 die Meßfeier nicht vor der dritten Stunde stattfindet. Diese Formulierung läßt nun dlerdings den Schluß zu, daB die Messe aiiclri zu einem beliebige11 späteren Zeitpunkt stattfinden darf. In Sendfrage 34305)lesen wii jedoch, daß der Abt von Prum ,,zur festgesetzten Zeit, das ist ungefähr um die dritte Tagesstunde", sie gehalten wissen will. Eine spätere Stunde als die dritte - also nach unserer Zeitrechnung n a c h 9 Uhr300) -- kommt somit nicht ohne weiteres in Betracht307). Den Grund für diese Anordnung erfahren wir aus P~eiido-Isidor~0~): Zu dieser Stunde ist der Herr gekreuzigt worden und ulxr die Apostel der Heilige Geist g e k ~ m r n e n ~ ~ ~ ) . Ein anderer Zeitpunkt für die IleBfeier gilt nur an Weihnachten. ~ v osie ,,in der Nacht der heiligen Geburt" ~ t a t t f i n d c t ~ ~ o ) . Der hohen Bedeutung dieser dritten Stunde entspricht es aircli, wenn vor ihr Kleriker wie Laien keine MahIzeit halten durfenfill). Daraus ergibt sich, d r ~ ß der zelebrierende Priester nuclitei'n sein muß. Das ordnet auch Rcgino in Sendfrage 31 ausdri~cklich an: Der visitierende Obere hat festzustellen, ob der Presbyter, was fern sei, sich erdreistet, die Messe zu feiern, nachdem er Von der iiiitcn iii ;tntlereni Ziisniiiiiieiiliiing tiie Rede sei11 wird (8. 66f.). Nach der röinisclie!i Zeitrechiiiing, die aiicll hier in der Liturgie gebräiiclilich ist, begann tler Tiig riioigens uiii 6 IJhr. Die riiinische Zeitrecliriiing koinmt aiich in den Nztineii der einzelnen Tagzeiteii des Stvriidongebetes ziirii diisdruck. Davon wird iinteri noch die Rede sein (S. 105ff.). 3w) T h a l hof e r - E i s e n h o f e r Hd. 2 S. 263 erIrl3reii (Ii~zii,tlii.B die hoi;; tertia iiiir fiir tlie sog. rnissa publica, die ijffeiitliclie Opferfeiei, zwiiigenc! vorgescliriebeii wztr. Privntrnessen diirfteil also a,iic,lizii aiitfeiei. Zeit gehalteil werden. - Siehe auch F l a d e , Klerus S. 76f., der d:tr;liif hinweist, dall tier FIaiiptg»ttesdic~iicttiri Sonn- lind Feiertagen iiiii 5) l'iir :ili;'.ei~:~ltena.c.i.doii rnußte. 308) ICcgino 1 188. 309) Vgl. aizcli T h : i > l h o f e r - E i s e n h o f e r a. a. 0. 310) Siehe aiicli wieder T l i a l h o f e r - E i s e n l i o f e r ;I. ;i.0. "l) Regino I 189 = I 66 der Collectio Martini Bracareiisis. Diese Sariimlung stammt von dem Erzbiscliof Martin voii Braga (520-.380). Näheres iiber sie vgl. Pliiclil I S . 259. Zum Inhalt des I(apite1s vgl. P l a c l e , Gerriia,nen S. 21. 306) m6) 57 Walter Hellinger, Die Pfarrvisitatiori nach Regino von Priini. Speise und Trank zii sich genommen hat. Schon die 3. Synode von Karthago (397)312) hat dieses Nüchternheitsgebot erlassen; sie hat aber auch den Gründonnerstag, an dem „das Mahl des Herrn" gefeiert wird, als den einzigen Tag im Jahre davon ausgenommen. Da das allerheiligste Altarsakrament am Abend dieses Tages eingesetzt wurde, ließ man in Erinnerung hieran auch zu dieser Stunde die Messe feiern313), wobei ihr eine Agape, ein Liebesmahl, vorausging314). Im übrigen aber ist die genannte Synode recht streng. Sie erlaubt, falls der Priester nicht mehr nüchtern ist, als Furbitte für am Nachmittag Verstorbene - selbst wenn es sich um einen Bischof oder Priester handelt - lediglich eine Feier durch Gebete. tfber das Ausmaß der Nüchternheit, wie lange also der Zelebrant vor der Messe nichts mehr zu sicli nehmen darf, läßt Regino uns leider nichts wissen. Wie Plöch1316) berichtet, ist diese Frage für die älteste Zeit ungeklärt, während sie in den p~rtilrult~rrecl~tliclien Quellen des fruhen Mittelalters ganz vrrschicdeii bcaritwortet wird316). Mit der Nuchtcrnheit v o r der Messe ist es aber niclit getan. In dr>r bereits qenriniitrn Sendfrage 34 verlnngt Regino, da13 der P1;hrrt.r nacli seiilrr zur dritten Tagesstunde zelebrierten Messe iiocli bis zur Tagrsinittr nuchtern bleibt, iim mit Gästen und Pilgern, die sicli ini Laufe des Vormittags etwa einfinden, das Me13opfei f ~ i e r nzu ko1inrri~~7). IJnter den Quellenstelleri kommt dies in den Capitula des Hinkinar von Reims zum Ausdruck31s). Unsere Sendfrage zeigt aber auch, daß es dem Pfarrer im Zeitalter Rcginos nur erlaubt, soriderii auch vorgeschricben war, a n ein und demselben T:$ge unter Umständen mehrmals die Messe zu halten. i)ie Bination, wie man dieses mehrmalige Zelebrieren nennt, mußte &er, um MiBbräiichen zu begegnen, im Laufe der Geschichte immer wieder eingeschränkt werden, so da0 zahlreiche Vorschriften ubcr dieses Institut entstanden sind und man wirklich von einem I3inations„recht" sprechen kann3l9). Unser Abt von Prüm sieht sich weiter genotigt, nähere Ariordnungen zur G e s t a l t u n g d e r Meßfeier zu treffen. Es komilit darauf an, daß der Zelebrant die vorgeschriebene Ordnung einIiält. Wichtig ist dabei, daß er die hierzu erforderIichen Gegenstande besitzt und sachgerriäß ver~~endet~20). So hat nach Sxdfrage 68 der Presbyter sich zu verge\vissern, ob der Pfarrer sich herausnimmt, ohne A l b e oder mit jener, dir er täglich zu eigenem Gebri~iichbenützt, die Messe zu feiern3"). %LI dieser Vorsc,hrift bestand sicherlich genugend ilnlaß. Wie schoii oben322)dargelegt, hat sicli die litiirgische Kleidung aus der profanen entwiclrelt. S h a l h o f e r - E i s e n h o f ~ r ~die ~ ~ sieh ) , ebenfiills mit unsrrcr Seridlragr befassen3"), zielicn aus ihr folgerichtig drn Schluß, daß diese vom Klerus auch im profanen Verkehr getragene Albe „sich von dcr liturgischen nicht oder wenigstens nicht wesentlich Bei dieser Sachlagr konnte ein Geistlicher 56 - c. 29 Regino I 190. Vgl. G e o r g D a n i e l F u c h s , Bibliothek der Iiirchenversa~iinilungen des 4. und 5. Jh.s in Ubersetzungen und Ausziigen, 4 Teile, Leipzig I'iBOff., 3. Teil S. 81f.; H e f e l e Bd. 2 S. 58 (die Stelle ist als Beschluß tler Synode von I-Iippo (393) unter Nr. 28 der 2. Reihe aufgeführt;; die Beschlüsse dieser Syiiode wiirtlen aiif der 3. Synode von Kart1ii1,go (397) verlesen, siehe FTefele a. ii.0. S. 64f.); T l i a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S.620. 313) T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 623. 314) P l ö c h l I S. 196. 316) A. a, 0. 31R) Brl. I S. 356. - Xiich für die Laien, wie man den Umständen nach annelisnen muß, galt das Gebot der Nüchteriiheit, wenn auch die Quellen es nur für die Klerilrei aussprechen (vgl. P l ö c h l I S. 196). 317) Vgl. hierzu F l a d e , Klerus S. 63 11. 65 sowie H i n s c l i i u s Hd. 4 8. 184 Ariiil. 6 lind P l ö c h l I S. 354f. "la) als) C. 9 = Regino 1 211 (2. Satz). 81%)Vgl. I l i n s c h i i i s Bd. 4 S. 184ff., P l ö c h l I S. 196 und 354 sowie T l i a l h o f e r - E i s e n l i o f e r Bd. 2 S. 261f. "O) Der Visitator hat sich also auch liier iiiit Kultgegenständen zu befassen. Regino hat die diesbezüglichen Sendfragen wohl deshalb erst hier iin 2. Teil der Senclfragen gebracht, weil er hesonderen Ntzclrdruck auf den r e ~ h t m ~ ß i g eGebrhuch n der Sachen seitens des Pfarrers legen will nnd nicht in erster 1,iriie irn Auge hat, o b sie iin Verriiögen der betreffenden T<ii.che vorhanden sind iilid sich in eiriwandfreio~siZi~staildbefinden. 3a1) Vgl. F l a d e , Kleriis S. 66. Siehe aiicli Regino I 81. 3az) Bei den Vorschriften über die liturgische Gewandung; s. o. S. 37 Xnin. 203. 323) Bd. 1 S. 617 und 618. 3*4) Sie sprechen jedoch wahrscheinlich auf Griind einer ander11 Textansgabe - von Sendfrage 66 (nicht 68). 326) Vgl. hierzu aircli Riich b e r g e r Bd. 1 Sp. 196f. (unter „Alba"). - 58 Walter Hellinger, Die Pfarrvisitation ii;~chRegino von Prum. 50 natürlich leicht versucht sein, in seiner A l l t a g ~ a l b e ~ auch ~ ~ )den Altardjenst zu versehen. I n Sendfrage 32 läßt Regino den Visitator feststellen, ob der Presbyter ein R a u c h f a ß hat und ein Rauchopfer bei der Messe darbringt. Bereits in den Apostolischen ist ausgeführt, daß hierzu an Früchten nur Oliven und Thymian328)vcrwendet werden sollen. Die Synode von Rouen (650)32Q)wünscht, daß bei der Messe zum Evangelium und nach der Opferung die Opfergaben zum Andenken an den Tod des Herrn beräuchert werden. Schon in den ältesten Zeiten war es üblich, daß dem Presbyter in seinem Amt, vor allem bei der Liturgie, Gehilfen zur Seite ~tanden3~0). Die meisten zählten zum Stand der Kleriker. In Sendfrage 27 schreibt Regino zwingend vor, daß sich der Pfarrer bei Meßfeier und Stundengebet einer solchen Hilfe bedienen rniiß. Der Visitator hat festzustellen, ob er einen Kleriker hat, dcr die Epistel oder Lectio (Lesung)331) vorliest und bei der Meßfeier respondiert (die Antwortgehete spricht) sowie mit ihm die Psalmen singt33"). Auch aus Regino I 210333)vernehmen wir, daß jeder Presbyter, der eine Kirche innehat und die Seelsorge über seine Gemeinde ausübt, zu Gesang lind Schriftlesung sich eines I<lerilrers bedienen muW. Es wird von diesem Gehilfen aber auch verlangt, claß er die „scholnU halten kann. Gemeint ist die in der Karolingerzeii von kirchlicher Seite ins Leben gerufene und anfangs immer vom Pfarrer selbst gehaltene Pfarrschule334), die naturlich in erster Linie auf die Heranbildung dcs zukünftigen Klcrus abzielte. Dicscni Zweck entsprach dann aucli der Unterrichtsstoff336). Vom Pfarrei. wird in unserrn Kapitel demzufolge noch v~rlangt,daß er die Pfarrangeliörigen ermahnt, ihre Söhne zur Kirche zu schicken, damit er selbst sie den Psalter lehren Warum für dir Messe zum Respondieren ein Kleriker zur Verfügiing stehen muß, erfahren wir aus Regino I 193337):ES sei sinnlos. wenn der Priester gemäß den Gebetstexten spricht „Der Herr sei mit euch" odcr „Erhebt die Herzen" oder „Lasset uns beten" 1isw.3~8),wenn niemand antwortet und mit ihm betet. Es gehe auch nicht an, diese Sätze, die sich an anwesendc Gläubige wenden, einfach ~ p g - 326) ES handelt sich iibrigens bei ihr uiii einen Vorläufer des Rochetts. der seit dein 9. Jh. einen Bestandteil der ~ußerlitiirgisctienklerikalen Tracht bildet. I-Ieiite darf clieses Gewand nur von höheren Geistlichen wie Bischöfen iind Prälaten getragen werden. Vgl. aucli B i i c h b e r g e r Bd. 8 Sp. 926 (iinter ,,Rochettu). 527) C. 4 = Regino 165. Vgl. dazu Joli. S e b a s t i a r i V. I j r e y , Xeiie Untersuchungen über die Constitiitionen uncl Kanones der Apostel, Tübingen 1832, S. 365 lind 370 sowie I-lefele Bd. 1 S. 801, die daranf hinweisen, da13 es sich bei dieser Stelle um einen Zusatz aus späterer Zeit handeln miilJ. Das dürfte zutreffen. Wie T h a l l i o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 391 mitteilen, bieten die Apostolischen Konstitutionen eine vollstandige Liturgie, erwähnen aber nicht das liturgische Raucliopfer. Die Apostolisclien ITanones bilden einen Anhang zii letztgenanntem Werk iind sind mit dessen Vollendiing um das Jahr 400 entstanden (vgl. E b e r s S. 27 und die dort genannte Textausgabe von F. X. F u n k iinil iturli P l o c l i l 1 S. 103) D a r a i i ~lalit iicli schließen, daß auch sie keine Uestliii~iiungenuber das Ilaucliopfer getioffeil haben konnten. 32s) Für die Eiicharistie dagegen sind Ähren und Trauben vorgeschrieben. 829) C. 1 = Regino 1203. Vgl. H e f e l e Bd. 3 S. 97. a30) Näheres siehe P l ö c h l I S. 64. 3s1) ES handelt sich um die Sehriftlesiing, die bei der Jleßfeier dem ersten Evangelium vorangeht (vornehmlich aus Apostelbriefen oder aus dem Alten Testament). 339Da die Stundengebete, von denen noch die Rede sein wird, sich ziim großen Teil aus Psalmen zusam~iiensetzen,können niir sie geiiieint sein. Vgl. auch F l a d e , Klerus S. 76. 333) IRegirio schreibt das Kapitel der Synode von Nantes zu. W a s s e r i c h l e b e n hat es jedoch unter den Beschlüssc~idieser Synode n i c l ~gefunden. t .4ls Beschluß von IVantes (895) ist sein Inlirrlt auch bei B u c l i h e r g e r unter dem Sticliwort „Pfarrschule" i n Bd. 8 Sp. 197ff. aufgeführt,. 334) Vgl. B i i c h b e r g e r a. a. 0 . lind Bd. 9 Sp. 341 (iinter „Schiile"). Kar1 d. Gr. wollte von der weltlichen Herrschaftsordiruiig getragene Schiile~i einführen, was ihm jedoch nicht mehr gelang. 396) Bei Biic h b e r g e r Bd. 8 Sp. 197ff. (unter „Pfa~rrscliuleri") wird aiif einen Reschliiß vonVaison (529) - er ist von Regino nicht wiedergegeben -verwiesen, der es den Presbytern zur Pflicht machte, „Knaben im Psalmenxingen, in den kirchlichen 1,esiirignii iind im Gesetze des Herrn zii iinterrichten". 336) Vgl. F l a d e , Germ:tnen S. 81; er spricht dttvon, tiaW dio Eiter11 ihre Kinder in die „Christenlehreu schicken sollen. 337) Auch dieses Kapitel weist Regino der Synocie von Nrtntes zii. W a s s e r s c hl e b e n hat es unter den Bescliliisseri dieser Syriode nicht gefiinden. Aber die Reformsynode von Mainz (813) ha,t in c. 43 ihrer Beschlüsse eine Anordnung gleicher Art getroffen. Vgl. I I e f e l e Rd. 3 S. 763. "7 Hier niir kiirze. zusamrneliiassende Darstelliliig des Ka,pitela. Zii den Einzelheiten vgl. dessen Text. Die Pfnrrvisifntioii nacli Kegino von Pi'iini. zulassen, Bei Strafe der Amtsenthebung ist es dalier jedem Presbyter geboten, zur Meßfeier Gehilfen zuzuziehen339). Daß der Priester nicht für sich allein zelebrieren darf, wird auch in den1 bereits besprochenen Kapitel 1 351 brtont, das Pseudo-lsidor entnommen ist340). Seit altchristlicher Zeit legt die Kirche großen Wert dclrauf, daß bei der Messe der versammelten Gemeinde das W o r t G o t t es zu Gehör gebraclit wird. Deshalb hat - wie wir Sendfrage 33 entnehmen - der Bischof sich zu vergewissern, ob der Pfarrer das Wort des Herrn dem Volke vorträgt. Zwar wird hier nicht gesagt, wo und bei ~velcheinAnlaß dies geschehen soll. Es kann jedoch, wie die in Reginos Werk aufgenommenen Quellenstellen zeigen, kein Zweifel bestehen, daß der Priester sein Lehramt vor~l) dtr Meßfeier ausubeii nehmlich durch die P r ~ d i g t ~ während soll. Nicht von einer innerkirchlichrn Autoritßt, ~ondernvon Kaiser Karl d. Gr. stammen die einschlägigen Brlegstellen. Lii seinen capitula missorum von ilachen (810)342) ermahnt er dir Priester zur Predigt iiiid Brlehriing des ihnen anvertrauten Vollies. Aiich sollen sir cls wegen der Sehiclisnlsschlage, von denen es Ansständig betroffen wird, zii Almosen und Gebet fulirliche Weisungen iiber den Inhalt der Predigt ertrilt Kaiser Karl in seinem Kapitulare von 789344), dss an die in Anchen zn riiirr Synode versainmelten Bischofr gericlitrt ist. Die Bischofe haben darauf zu achten, dali dir Presbyter in den Pfarreien tlir Glaubenswahrliciten unvtrfklsclit dern Vollie predigen und nichl s Neues ersinnen, was im Widerspruch ziir Heiligen Schrift steht; auch die Bischbfe selbst sollen nur lehren, was zum ewigen Lebcii fiihrt. Sie sollrii ditl Gläubigen iiber die Diatur Gottes in den drri Personen, dir Fleiscli\verdung. dir 1,eidensgeschichte und die Auf38e) Vg1. auch Flacle, Klerus S. 26. 340)Dip hltaidieriei, sriei~e.; i<leiikei otier L,tieii niannlicf~~n Gesclilerlit\ wirken stellvertretend fiii (las Volk bei der Feier des Meßopfers mit. 341) Wahrscheinlich ~ n i voraiigehender t Veilesung des Evangeliuins. 342) C. 6 ( W a s s e r s c l i l e b e n gibt c. C> an) = Regino 1208. Vgl. B o l i m e ~ S. 202. 343) C. C> ( W a s s e r s c h l e b e i i gibt C. 4 an) = Regino 1207. Vgl. B ö l i i n e i S. 202. 344) C. 81 = Regino I 204. Vgl. I-Ief e l e Rd, 3 8.670; B j n t e r i i i ~, Korizilien Bd. 2 S.260; Flride, Klerils R. 77. 61 erstelziing Christi sowie die Wiedererweckung aller Menschen beim Jüngsten Gericht belehren. Es sind aber auch all die Sünden zii nennen, welche ewige Verdammnis bewirken, z. B. Unzucht: Schwelgerei und Zauberei. Wie Karl d. Gr. in dem uns schon bekannten Kapitulare an die Presbyter (Aachen befiehlt, rniiß jeder Presbyter ein Verzeichnis der leichten und sch\~~ereii Fehler haben, damit er erkennen und den Gläubigen einpräge11 kann, wovor sie sich zu hüten haben. Am Schluß des vorhin g(?nannten Kapitulare an die Bischöfe heißt es schließlich noch, da15 das Vollc zur Gottes- und Nächstenliebo zu ermahnen ist und ihm Tugenden wie Demut, Geduld, Keuschheit und NiIdtätigkcit vor Augen zu führen sind; aber auch an das Sündenbekenntnis, das Gottes Verzeihung bewirkt, ist zu Wenn der Presbyter zu so eingehender Belehrung der Gläubigen verpflichtet ist, muß von den Gliedern der Gemeinde auch gefordert wordcii, clafi sie sich die Predigt anhören. Dcsht~lbvorIangcri dic Statlita ecclesiae a,riti~yua~~7), daß jeder aus der Gemeinschadt ansgeschlossen wird, der während der Predigt die Kircho verl:ißt. Der Predigt folgt das gemeinsame G e b e t der versammelten Geineinde, zu dein der Presbyter aufzufordern halt. DiesePflicht wird ihm zwar nicht in einer der Sendfragen auferlegt. Sie gelangt aber in einem Bescliluß der Synode von Laodicea (zw. 343 und 381)348) zum ilusdrucli, den li,egino in seine Sammlung aufgenommen -. 346)C. 15 ( J V ; ~ s s o r s c h l e b e n gibt Ingelheim an) = Regino I 206. Vgl. H e f e l e Bd. 3 S. 752 lind B i n t e r i n i , Konzilien Rd. 2 S. 330. 346) Noch C. 81 = Regino 1 205. Vgl. die unter Anm. 344 angegebene Literatur. - Regiiio bringt i n dieseln Zusaininenhang noch eine ganz allgeineiri gehaltene Eriualinitng Ludwigs (1. Fr. an die Bischöfe, i n welcher der Kaiser letztere anspornt, daraiif zu achten, daß die Priester ihre Geineindeglieder durcli Wort und Beispiel zu einem tugendsamen Lebe11 nnIt?iteri. 1':s ii:~ndeltsich iiin C . 4 eines i<npittii;lre von haehen a. (1. J. 825 (siehe nucli Anseg. C'apitiil. L. 11 c. 5j = Regino 1 209. 347)C. 31 12egino I 199. Vgl. F a c h s 3. Teil S. 466 und Hef el t: Bd. 2 S. 71 [beide bringen die Stelle als C. 24 der angebliclien 4. Synode von Karthago (398), als deren Besclilüsse die Statuta, ecclesiae nntirlua mitunter fälschlich bezeichnt!t werden]. -- Vgl. zu dieser Quellensaminlung und ilirer Entstehung Plöclil I S. 268. 348) C. 19 = Itegino I 191. Vgl. H e f elo Rd. 1 S. 763f. uncl F l n d e , Klerus S. 78. - 64 Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüin. Walter Hellinger, vor dem Evangelium an liturgische Personen a ~ s z u h ä n d i g e n ~ ~ ~ ) . Man muß demnach annehmen, daß Regino mit dem genanntrn Zeitpunkt f i ~ rdie Opferung einverstanden war. Mit der Darbringung des Opfers verbinden die Spender den Zweck, sich aucli speziell in d ~ Opfergebet s zu empfehlen369). In Sendfrage 75 erganzt Regino noch, daß jedermann lediglich eine Opfergabr fiir sich und die Seinen zum Offertorium darbringen soll360). Auf dir Oblationspflicht der Gläubigen wird auch in dern bereits361) eingrliend belriandelten Kapitel I 68 verwiesen, wo an das Ecispiel erinnert wird, welches das jiidisc,hc Volk gegeben hat3e2). Ausführlich regeln einige Kapitrl, von welcher Art die Opfergaben sein müsspn ~ ~ wie i dsie verwendet werden sollen. So bestimmt die Synode von Worms (868)363), daß fur die Eucharistie nur Brot und mit Wasser gemischter Wein Verwendung finden dürfen : denn Christus hat nicht nur Brot lind den Kelch unter diesen1 Sakrament dargereicht. Daß der Wein mit Wasser gemischt werden r n 1 1 ß ~-auch ~ ~ ) Senilfi'a-ge66 verlangt dics -, begriindet die Synoclr 368) Vgl. T h a l h o f e r - E i s e ~ i h o f e rBd. 2 S. 120. 368) Vgl, W e t z e r - W e l t e , Kirchenlexikon, 2. AufI. von H e r g e r i r ö t l i e r K a u l e n , 13 Bde., Freiburg 1882ff., Bd. 9 Sp. 627 (unter „Oblationenu). 360) Wie F l a t l e , Klerus S. 8 5 erläutert, sollte diese Vorschrift verliüten, daß die Gläiibigen sich über ihre Verhältnisse hinaus verausgabten. Daß zu großer Opferfreiitligkeit vorgebeugt werden inußte, erscheint mir aber doch recht zweifelhaft, ziirnrtl seit dem 6. Jh. die bisher freiwillige A1ta)roblatioii zur Pflichtabgz~he erklärt wurde. Vielleicht sollten sich nicht allzu viele Einzeleben a m Altare häufen, so tlaß man ; ~ i i f ent,sprccliend wertvollere Opfer jeweils einer Familie ~bzielte.Möglicli ist t~iich,daß die Ziisaiririiengehörigiieit der Fa,milienmitglieder betont werden sollt,e. Aiis den Qiielleristellen erfahren wir zur Auslegung dieser Sendfrage leider nichts. 361) Bei Kelch und Pateiie; s. o. S. 301. 382) Die Jiiden betr~itenden Tempel in .Jeriisaleiri nicht mit leerer I-Ianti und legten auch Lkinkopfer dort nieder. Vgl. T h a l h o f er-Eiseriliof e r Das lrirchliclic: 11bg:iLieBd. 2 S.119, wo ;IUF 1)t. 16, I G f . vorwiesen wirtl. wesen tles cliristliclte~iAltertiinis hatte ganz allgenieiri seiriVorbilt1 in den jüdischeii Teinpelsteiiern (vgl. P l ö c l i l I S.96). "3') C. 4 = Regisio J 67. Vgl. Fiefele Bd. 4 S. 369f. lind B i n t,orini, Konzilien Bd. 3 S.163f. '04) Über diese Frage Iixt iiiaii iiii 9. Jli. (wie übrigens auch zii anderer Zeit) gestritten (vgl. B i n t e r i m , Konzilien Bd. 3 S. 239 und T h a l h o f e r E i s e n h o f e r Ud. 2 S. 113f.). Deslialb wohl aiicli die ausfiihrliche Begründung durch tlie Wormser Synode. 65 damit, daß das Wasser das Volk symbolisiert, welches gleichsam durch die Vermischung mit Christus vereinigt wird. Ein Opfer von Wein oder Wasser allein würde demnach bedeuten, daß Christus ohne das Volk und das Volk ohne Christus bliebe. Einen weiteren Grund erfahren wir aus einem Werk über die kirchlichen Dogmen, das Gennadius zugeschrieben ~ i r d 3 ~ 6 ES ) . wird in demselben erinnert, daß bei Christi blutigem Opfer am Kreuze Blut wie auch Wasser aus seiner Seite geflossen sind366). Die Apostolischen KanoneP7), die auch schon davon ausgehen, daß nur Brot und Wein für die Eucharistie in Frage kommen, verbieten ausdrücklich jede andere Konsekrationsniaterie. Biscliofen wie Priestern droht Absetzung, wenn sie etwa Honig, Milch368) oder Met369) statt des Weines und von Geflügel, sonstigen Tieren oder Hiilsenfrüchten zubereitete Speisen statt des Brotes verwenden. In Regino I 72370)wird verlangt, daß man die Opfergaben, wclche auf dem Altar dargebracht werden, von Sonntag zu Sonntag erneuert, damit sie nicht dem Verderb ansgesctzt sind. Was mit den Sponden des Volkes geschehen soll, hat auch eine Regelung erfahren. Wenn die Gläubigen etwas zum Altare geben - 366) C. 42 = Regino I 348. Am Scliliiß von Kapitel I 67 verweist Regino auf diese Stelle. - Geiinadiiis war ein Presbyter voii Narseille (gestorbe~i zwischen 492 lind 503). Eines seiner Werke ist der Liber ecclesiasticoruni dogmatum (Näheres siehe B u c h b e r g e r Btl. 4 Sp. 382 iinter „Gennadius"). ES konirlit ~ioclihiilzu, ditß inzm mit Sicherheit annehineii Itaiiii, tlaW schon Christus zur Koiisekr,ztioii den Wein mit Wasser verniisclit hat (vgl. T h a l l i o f e r - E i s e n l i o f e r Bd. 2 S.11Sf.). Über d:~s Jfengenverhaltiiis zwischen Wein iincl llrnsser bericlitct Regino nichts. Die Synode vor1 Tribiir (8'35)Iiiit es I L U ~ Wein und % Wasser festgesetzt (vgl. B i n t e r i i i i , Konzilien Rtl. 3 S.?X2 iiiirl T l i a l h o f o r - R i s c n i i o f n r 1311.2 3. 116). 36') C . 3 -: Ilegirio 1 64. Vgl. Ilel'el e Utl. 1 S . 800. 368) Daß hier hiilcli lind Honig genannt werden, hängt wo111 tfn,riiit ziisarriinen, daß diese Nalirungsinittel wahrentl der Ultesten Zeit irn Ritus der Taufinesse eine Rolle spielten. In Bgyptcii wurde eine ;l.liscliririg davo~i, die aiif der11 Altar geweiht worden war, dem Taufliiig iiaoll tler I<oininuiii«~i gereicht (vgl. B u c l i b e r g e r Bd. 7 Sp. 183f. iinter „Milch"). 360)Auch ,,Schorbetu genannt, Ist. sicera (siehe Sleuiner). 370)Nach W i ~ s s e r s c h l e b e niinbestim~rit~er TIerkiinft. 5 Zeitschrift flir Rechtsgeschichte. T2XXIX. Kan. Abt. XLVIII. Die Pfarrvisitatioli n:~ch Regino von Prüm. so bestimmt Regl~io1ti3"l) -, soll es vom D i ~ i i c ? r ~~angeaommcti ~" urid hinter dcii Altar gelegt werdeii37". 111 deii hpostolisclicii Kanones374), deren Entstehung in die Zeit fällt, als iiocli dir Gläubigen für die Mcßoblation sorgten, wird verlangt, da13 dir, nicht zur Konseliration verwendbaren Gaben dem Bischof odci dcn Presbyterri in ihr Haus uberinittelt und R E I C ~iinter I die Diakon(, und iibrigen Kleriker verteilt urerden376). Uber dic Verwandliing der Opfergaben in Christi 1:leirvli lind Blut trifft ttcgino keine Anordnungen. In Sendfrage 43 wcndrt (lr sich gleich dcm dritten Hauptteil der Meßfeier, dem Opfcrnialil. zu. Der Visitntor hat zii erkuiidrri, ob der P r e s b y t e r dir $lrss(> feiert, ohne dabei die Komrniinion zu empfange1137~).l>ieApostolischen Kanones377) drohen mit Aiisschluß aus der liirolilicheii Gemeinschaft, wenn dies ohne triftigen Grund gescliicht. Aiic'li Kaiser Karl d. Gr. veriirteilt in seinem Kapitulare an dip ßisclidft. (Aachen 789)37" ein solches Verhalten und nimmt auf dic Apostolischen Ict~nonesBezug. Er fügt hinzii, daß der Priester in solchciii Falle aiich nicht mit Recht beten kann: „Wir haben, o ltcrr, dip .'779). Auch dir Synodr von T%oiitlii Salrramrnte empfmgcii liegirio hat d i ~ sKapitel angeblich einem K~~pitiilare~,ntnoiiiiireii. W:tsserschl e b e n Iia,t es iiirgeiids gefiinden. "2) Dies ist tier Siibdinkon (vgl. H e f e l e Rrl. 1 S. 766f. bei r. 24 voii i,aodicea). 3 7 3 ) ES w:tr in der späteren Zeit Brauch, da6 die Glaiibigen nicht riiehr selbst zur 0pfeid;~rbringungan den Altar traten (vgl. T h a l h o f e r - E i s e n Iiof er Rd. 2 S. 123f.). 374) h = Regino I 66. Vgl. Hef e l e 13d. 1 S. 801. 3 7 5 ) Den11 zu deren Unterhalt waren sie ja auch bestiiiliilt (Nliheres sielie ' I ' h a l l i o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 2 S. 119f.). Vgl. auch D r e y S. 366, der zri iinserein Kauoii bemerkt, daß zur Aufbewahriing cler 0pierg:ibrii eigens Speicher und Mttgazine erbaut werden inuliten. 370) Vgl. :iiicli F l a d e , Kleriis S. 79. 3 7 7 ) C. D = Ilegi~io1 194. Vgl. D r e y S. 2551. iiiid Hcf e l e Utl. I S. &J-. "'1 c . 6 = Regino 1 197. Vgl. I-lefelo Rt1.3 S.665 iind B i n t e r i m , Konzilieii ß(1. 2 S. 236. 3 7 9 ) Geiiieiiit ist hier (las SchluWgebet nacli dem Empfang tlei. Iioiiiiriunioii, d:rs jetzt „Postcominunio'>eiiarint wird. In1 Cregorin,~iisclie~i Ordo begiinri sie iilit den von Icaiser Karl zitierten JVorteri (vgl. B i n t e r i m it. n. 0.). Die lieiitigc I'ostcom~nnnio geliiirt zu den vcriinderliclien Teilen tler Messc. \Tg!. aiich B1i c h b e r g e r Btl. 8 Sp. 397f. (iinter „Post,comiiii~riio"). 67 (660)380) macht dem Priester den Kommunionempfang bei der Messe zur Pflicht und verbietet vor allem, die heiligen Mystcrieii Laien oder gar Frauen zu übergeben. Der Priester hat die Kommunion selbst zu empfangen und sie anschließend auch den Gliederii seiner Gemeinde zu reichen. Er darf sie aber einem Laien oder einer Frau nicht in die Hand, sondern nur in den Mund legen mit den Worten: „Der Leib und das Blut des Herrn nütze dir zur Vrrgebung der Sunden und zum ewigen Leben." Was übrigbleibt, soll er dem Dialion odcr Subdiakon übergeben381). All die genannten Qnellenstell~nund auch Regino lassen leider die Frage offen, was den Priester hauptsächlich hätte veranlassen konnen, bei111 Zelebrieren vom Empfang der Kommunion abzusehen. Vielleicht geschah es, um das rccht strenge Gebot der W u ~ h t e r n h e i t ~zu~ ~ ) umgehen. Denkbar ist aber auch, daß es mit der Bination zusammenhängt, die im Zeitalter Reginos noch nicht allgemein eingeschränkt Bei mehrmaligem Zelebrieren an ein und demselben Tage mag mancher Priester aus Ehrfurcht vor dem eihabenen Sakrament sich gescheut haben, jedesmal aucli selbst dir Eucharistie zu einpfangen. Schließlich ist aucli daran zu denken, daß er durch irgendeinen Frevel sein Gewissen belastet hattc und deshalb nicht wagte, bei der Messe, die er trotzdem nocli zelebrierte, auch sclbst zu kommunizieren. 380) C. 2 = IZegino 1 202. Vgl. H e f e l e Bd. 3 5. 97 und H i n s c h i u s Bd. 4 S. 64f. 881) Der BeschliiB von Rouen bekämpft also nicht nur, daß der Priester sich vom Koiiimunionempfang aiisschlicßt. E r will auch verschiedenen Sitten iind Gcbriluchoii begrgnen, die i n den ersten cliristlichen Jahrhunderten durcharis vorlierrsc~liendund ii,nerkannt waren. Dio Gläubigen n a h ~ n e n damals von den konseltrierten Brote11 welche mit nach Haiise lind iiberbrachten sie a~iicli tlcricn, die zur eiicharistischen Feier nicht erscheinen konnten. 1,etzteres witr allerdings eine der Hauptacifgabcn der Diakone (vpi. P l ö c h l I S. 7Gf. iiiid 355). Aiicii Iirrrschte rrcbt Iitngi: dir Praxis, tLii,B die Gläi~bigcndie Koiiimunion i n die Hand empfingen. Wie P l ö c h l 1 S. 365 bericlitot, .ircrscliwantl diese Sitte vom 8. J h . an. Daß die Fro,ii von litiirgischon IIandliingen ausgesclilossen ist, zeigen außer dein Synodalbc?scliluß nocli andere Vorsclrriften in Reginos Sammlung, die iins später noch begegnen werden. nesscn Ausmaß ober1 ringehend besprochen wiirde (s. S. 65fT.). 383) Vg1. PlÖehI 1 8.346. Von ihr war i n clicsrm Ahschriitt iiber dir Mrllfeier schon die Rede (s. o. S. 57). 68 Jlie Pfdirvisitation nach Regino von Prum. Walter IIellinger. Der Presbyter hat aber nicht nur die Pfliclit, selbst die Eucharistie zu empfangeii, er muß auch dafür sorgen, da8 das Volk ebenfalls in dieser Beziehung seine Pflicht erliillt. Deshalb ist wie wir Sziidfrage 60 entnehmen - bei der Visitr~tionfestzustrllen, ob der Presbyter die G l ä u b i g e n ermahnt, zu den drci Hauptt'estzeitcn des Jahrcs, d. 11. an Weihiiachten, Ostern uiid Pfingsten, sich zum E m p f a n g d e s L e i b e s u n d B l i i t e s des Herrn einzuf inden384) Ganz entsprechend schreibt aucli die Reformsynode voll Tours (813)3a5) vor, dalS die Laien, wenn schon nicht häufiger, so doch weiiigstrns a n diesen drci Hoclifesteii die Kommunion empfangen; dies gilt aber nur dann, wenn ihr Gewissen nicht durch s c h ~ ~ l e r e Sünden belastet ist. Regino fuhrt aber auch Vorschriften aus älterer Zeit an, die erheblicli strenger gehalten sind. 1)ie Apostolisclien Kanones386) und dir bereits bekannte Synode von Antiochien aus dem 4. Jh.387) bedrohen jeden mit Ausschluß aus der kirchlichen Gemeinscliaft, der zwar an der eucharistischen Feier, aber nicht a n der gemeinsainen Kommunion teiliiimmt. Dies entspricht gtmz der Auffassung, die in der alten Kirche bezuglicli der cominunio herrschte. „Sie war niclit nur die Verbindung mit dem mystischen 1 , ~ i bChristi, sondern auch der sichtbare Ausdruck der kirchlichen Gemeinschaft. Wer zu ihr gehörte, nahm an der Eucharistie teil lind empfing die Eucharistie, die ,Kornrriunioii'." So erklärt uns P1 ö c h 138a)das Wesentliche in prägnanten Worten. ). ge4) F I a d e , der sich in Klerus S. 82 iiiit dieser Sendfrage befaßt, hebt hervor, d,iW der Presbytei sich dabei nicht ctwa auf eine offeritliclie Ansage nach der Predigt zii brcchranken hatte. 386) C. 60 = Regino I 334. Vgl. IIef e l e Bd. 3 S. 764. P l o c h l I S. 197 zitiert fur dieses Gebot, das in jcnrn Jahrhunderten ofters eingescharft wiirdr, r. 1 8 der Synotle von Agdr (606). 386) C. 10 R C S I I I1~ 195 C. 2 der Synode von 341 (in enc~~eniis) Regino 1 196. Vgl. llef e l ~ B(1. 1 5. 514 lind Gt.rhar d I t a i i s c l i e n , Eiicliariitie und Biißsakr,inicnt in den eisten scclls Jalirliun(1eitcn der Tiircfie, Freibiirg 1910, S. 136. 388) Bd. I S . 57. S i ~ l i ci1lit~J1 (1ie Ahlinndliing 1ibt.r (1:~s Tlirnia .,Die IIdiifigkeit dcs I ~ o n i r i i u r i i o n c ~ i i ~ p f ~ ~ bei ~ ~ g cTlial ~ i " h of e r - E i s e n h oi e r Bd. 2 S. 344ff. unil dir entspreclientien Alisfiihriingon bei R a u s c h e n S. 130ff. - Eincii geschichtlichen Abri5 i ~ b e r ciic Kommunionpflicht liefrrt aiich H i n s c h i i i s Bd. 4 S.70ff - 69 Aber schon im frühen Mittelalter war diese schöne Sitte im Verschwinden, und die liirchliche Autorität hatte allen Anlaß, zu häufigerem Empfang der Eucharistie zii mahnen3aB). Gennadius verlangt in seinem Bilch der Dogmcn330) die sonntägliche Kommunion lind lehnt es gleichzeitig ab, den täglichen Koniinuilionempfimg zu l o h n oder zii tadeln. Wer nicht gerade eine todbringende Stinde auf sich geladen h a t iind fur die Zulruiift jede Sundc meiden will, soll mit TrLnen iind Gebeten Cenugtuiii~gIcistei~uiid dann iin Vertr;~uciiaiif des Herrn Barmherzigkeit ruhig und sicher am Opfermnlil teilnehincn. Aiigustinus Uberläßt es in einem Brief ~ l ) pflichtgemäßen Ermessen eincs jeden Chria n J a n u a r i u ~ ~dein sten, ob r r taglicll oder weniger oft lromrnuiiizieren will. Auch in der Saininliing des Aiisegis von li'ontanella392) wird zuni Konimunionempfaiig cieriiuntert, und die Reforinsynode von Chnloris (813)393) ~ ~ a r i einerseits it davor, den Empfang der Eucharistir griindlos hinauszuschieben, andererseits aber auch, es unvurdig xii tun und dadurch swigr Verdammnis auf sich hcr;thzuziehen. Hier wie auch in Rcgiiios Kapitel I341 394)ist vorgeschrieben, sich einige Tage vor Empfanq dieses so erhnb~neiiSakramentrs des ehelichen Umgangs zu enthalten395). Einer solch Iiolicn Auffassung entspricht es z~ucli,wenn ein dem Becla Venerabilis zugc- 389) Wie U r ~ yS. 255 zii dem 10. Apostolisclien Kanon ( - Regino I 196) ausführt, verliellen manche Gläubige schon riacli dem Lesegottesdierist iiiit den Büßern die Kirche, weil ihnen die Liturgie zu lange dauerte. Der anfängliche Eifer der Christen hatte damals sclion erheblich na,chgelassen. 390) C. 23 IKcgino 1 329. 391) C. 3 (Brief 118) = Regino 1 330. Vgl. Bibl. (I. Kirchenväter (Thalhofer) Bcl. 7 12 S. 227f. und 229f. Uber die Person des Januarius wird hier niclits gt:sagt. R ~ l i0 t t o B a r d e n h e \ v o r , Ceschicht,e der. nltctirisl!ichr~ri Literatur, 6 Bdc., 2. hufl., IPreiburg 1'313ff., Bd. 4 8.49'3, wo von d.eii Briefen Augustins gesprochen wird, ist die Retlc von einem afrikanischen Presbyter Jariuariariiis. 3g2)Biicli 2 Kap. 132 Rcgirio 1332. "3) C. 46 Regino 1333. Vgl. H e f e l e Rtl. 3 S. 766. 3u4)Die Ilerkunft der Stelle bezeichnet 'iT'asserschleben als iirihestimmt. Rogino hat Ircirieii JIiii~veisgegeben, V;$. aiic11 Plöclil I S. 355 iintl R a u s c l i c n 8. 146. --T - - 71 Walter Hellinger, Die J'farrvisitiition iiiicli Begino von Priiiii. schriebenes Bußbuch3Q6)harte Biißen397) vorsieht, falls jemand infolge Trunkenheit oder Gefräßigkeit die Eucharistie Ist die Kommunionausteilung an die Gläubigen beendet, kann es sehr wohl sein, daß von den konsekrierten Opfergaben noch welche übrig sind. Auch an diese Möglichkeit hat Regino gedacht. In Sendfrage 67 läßt er den Visitator überprüfen, ob der Presbyter nach Schluß der Messe den Rest des Leibes und Blutes des Herrn mit Ehrfurclit und Ehrerbietung genießt399).In einem Kapitel bei Pseudo-Isidor400) wird dies als Pflicht der Kleriker bezeichnet. Auch wird ihnen geboten, nicht unmittelbar darauf andere Speisen zu sich zu nehmen, die dann mit der Eucharistie vermischt würden. Sie sollen vielmehr bis zur 6. Stunde (Mittag) bzw., wenn sie die restliche Eucharistie erst zur 3. oder 4. Stunde zu sich genommen haben, bis zum Abend fasten. Die genannte Sendfrage hält den Priester auch dazu an, falls er keinen Diakon oder Subdialron hat, den Kelch und die Patene selbst mit eigener Hand abzuwaschen und n b ~ u t r o c k n e n ~Erwähnt ~~). sei schließlich noch, daß in Kapitel I 129402) dem Priester streng verboten wird, für die Spendung der Kommunion sich etwas bezahlen zu lassen. Bis weit ins Mittelalter lierrsclite am Schluß der Blesse ein Brauch, auf den Regino in Sendfrage G3 hinweist. Der Visitationslierr hat sich zu vergewissern, ob der Presbyter von dcn Opfergaben, die vom Volke an den Sonn- und Feiertagen dargebrt~clit werden, die E u l o g i e n nach Ende der Messe an die Gemeinde aus- teilt. L)ie Synode von Nantes (658)403)weist den Presbyter an, die nicht konsekrierten Brote sorgsam zu sammeln, um sie dann nach Schluß des feierlichen Meßopfers, in kleine Stüclrchen geschnitten, an diejenigen Gläubigen auszuteilen, die am eucharistischen Opfermahl nicht teilgenommen haben. Es handelt sich also bei den Eulogien - so nennt man diese Gaben - um ein „Surrogat fiir die K o m m ~ n i o n " ~ ~Vor ~ ) . der Austeilung hat der Presbyter ein Segensgebet über sie zu sprechen, dessen Wortlaut in dem Beschluß von Nantes ebenfalls festgelegt ist. Dieses gesegnete Brot so heißt r s darin - möge allen zum Heile an Leib und Serle gc- 70 aQ6) C. 20 = Regino I 151. W a s s e r s c h l e b e n bezeichnet dieses Werk als „Poeiiitentiale Darmstadiensis" und begründet in seinen „Beiträgenu S. 124f. eingehend, warum Beda (der von 673-735 lebte) als Verfasser in Betracht koinint. Der Ursprung des Werkes i s t aber bis Iieut,e zweifelhaft (vgl. P l ö c h l I S. 404). 387) Die Bußzeit beträgt (nach diesem Biißkanon) 40, für Priester 70 lind für die Bischöfe sogar 90 Tage. Geschieht es infolge Krankheit, ist eine Buße von 7 Tagen liillig (Erfo1,:sliaftiing). Vom Blißweseii wird iintrn noch die ILede seiii. Sielic auch F l a d e , Germanen S. 84. 3g8) Siehe auch F l a d e , Klerus S. 79. 400) Regino 1331. Vgl. F l a d c , Klerus S. 79. *01) F l a d e , Klerus S. 73 hebt hervor, daß hierzu besondere Trockentücher vorgesehen sein mußten. 402) Das innerhalb der Vorschriften zum Hegribiiisreelit aufgeführt isi' lind bei ciessen Bcsprechiing näher betrachtet wird (s. U. S. 10lff.). - ....-- .-- 408) C. 9 = Regino I 342. Vgl. Hef c l e Bd. 3 S. 105. W a s s e r s c l i l c b eil weist darauf hin, daß sich i n C. 7 der Capitula des Hinkina,r von Reims ein? ganz ähnliche Vorsclirift findet. 404) T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 2 S. 113f. Uber das Wesen der Eulogie vgl. außerdem deren Bd. 1 S. 656, R a u s c h e n S. 140f. und B u c h b e r g e r Bd. 3 Sp. 884 (unter „Eulogie"). - F l a d e , der sich in Klerus S. 79 ebenfalls mit der hier i n Frage stehenden Anordnung befaßt, erhebt unter Bezugnahme auf sie gegen Regino den Vorwurf der Inkonsequenz und behauptet, daß der Abt von Prüm „zwar fleißig sammeln, aber keine Einheitlichkeit der Gesetze erzielen konnte". E r stellt darauf ab, daß mehrere Kapitel des Quellenteils unter strenger Strafandrohung regelmäßigen Kommunioiiempfang bei jeder Teilnahme a m Meßopfer vorschreiben. während niin hier die nicht kommunizierenden Gläubigen, die doch vorschriftswidrig handeln, sogar mit der Eulogie bedacht werden sollen. Was F l a d e hier vorbringt, hält jedoch einer genauen Nachprüfung nicht strtnd. Er achtet nämlicli nur auf den Inhalt der einzelnen Quellenstellen und berücksichtigt nicht, daß sie ganz verschiedenen Zeitabschnitten angeliören, in denen unterschiedliches Recht gegolten hat. Wenn Regino eine Norm iinführt, die einen überholten Rechtszustand widerspiegelt, will er damit riiir einen bestimmten Grundsatz im allgemeinen - hier z. B. die Koininunionpflicht als solche - betonen, nicht aber veraltetes Recht wieder aufleben lassen. Was Regino für seine Zeit als Recht betrachtet, läßt sicli a,us den Sendfragen oder den Uberschriften entnehmen, die er den einzelnen 1Z:~piteln hinzugefügt hat. Invrie\veit fiir sein Zeitiiiter eine I'fiiaht ziirii Roiiirnoiiionernpfa~~gbestand, ergibt; sich aiis Soiidirage GO (niiinliolr dreiinal i ~ nJahre). Dieses Gebot steht itber gewiß iiiclit in1 Gegensatz zu (lern, was die Sendfrage 67 über die Austeilung der Eulogie sagt. Wariim sollten auch die Gläubigeil, die ihrer IZoinmui~ionpflicht wenigstens in1 reclit,lich gebotenen Umfang nachkommen, nicht Empfiinger der Eiilogie, der ,,Ersatzkoinmiinion", sein dürfen, wenn sie ohne Teilnahme an1 eucharistisc,hen 0pferin;~hl der Messe beigewoliiit habeii? Vgl. dazu. auch die ~ri~ndsitzlicheii Aiisfüliriirigei~in der TCinleitiing (S. 4ff.). 72 Die I'farrvisitation nach Regiiio von Prüm. Walter Hellinger, reiclien und ein Schutz gegen Krankheit und feindliche NachstelIiingeii sein. Regino erwartet auch von den Gläubigen, daß sie die Kirche nicht vor Ende der Meßfeirr verlassen. Er bringt dies in seiner uberschrift zu einem Beschluß der 1. Synode von Orleans (511)406) zum Ausdruck, der sich mit dieser Angelegenheit befaßt und Gleiches wir Regino gebietet. Die Synode fügt hinzu, daß das Volk ilm Schluß noch den Segen des Priesters, falls der Bischof nicht gerade anwrsend ist, empfangen ~011406).Die Apostolischen Kanones ermahnen, bis zum Ende der Messe4o7)standhaft im Gebete zii verharren, und in der Kiipitulariensammlung drs A n s e g i s ~ s ~ ~ ~ ) heißt es, daß dir Gläubigen das Schliißgebet abwarten sollen. Plochl"9) fuhrt in seinem Werk einen Beschluß der Synode vor1 Agde (606) an, dcr den Gläubigen das Vrrlassen der Kirche vor dein Sclilußsegen verbietet, und folgert daraus, daß seit damals fiir die Gläubigen eine Pflicht zum Besuch der Soniitagsrnesse Dieser Scliluß ist berechtigt und kann aiis dem Inhalt der ähnlich lautenden Qucllenstelleii, dir Kegino in seine Sammlung aufgenommen hat, ebenfalls gezogen werden. Ausdrucltlich g e n ~ n n wird t *Os) C. 26 (nach W a s s e r s c h l e b e n c. 22) = Regino I 198. Vgl. H e f e l e Bd. 2 S. 664. 406) R a u s c l i e n S. 137 erwähnt, tlaß in Gallien es so weit kam, cien SchlußSegen gleicli nach dein Meßkanon oder Vaterunser zii erteilen, „d:~niit die vielen, welche vor der Kominiinion die Kirclie verließen, nicht oline Segen schieden". 407) Da hier die Bezeichniing „niisst~", die irr1 4. Jh. iiii Abendland aufgekommen i s t und zum ersten Male in einem Brief des A~nbrosiusauftaucht (vgl. P i ö c h l I S. 195), verwendet wird, dürfte es sich bei diesein Teil des Kanons urn eine nachtraglichc Eirifügung Iiandeln. Dies hat : ~ u c hW a s s e r s c h l e b e n in seinem Text deutlich geniaclit. 408) Bilch 2 Kap. 132 = Regino I 332. Auch dieses Kapitel wiirde im %u.samincnliang rnii, der I~oniiuiiiiionpflicht~ sclioii genannt. *Og) Bd. I S. 195. *I0) Er will damit wolil sagen, daß das Gebot, bis zuin Schliili der Messe in der liirclie zu verweilen, nur dann eixieri Sinn hat, wenn überht~upteine Pflicht ziiiii Besuch der Meßfeier statuiert ist. Eine solche ltommt der gescliichtlicheri Entwickli~ngrinch niir fiir den Sonntag in Frage, da lange Zeit bloli :tn ihr11 eine für das Vollc bestiinnite eiicliaristisclie Feier stattfand (siehe hierzii auch B u c l i b e r g e r I3d. 7 Sp. 124 unter ,,3lesse" iintl Bti. 9 Sp. G68 unter ,,Sonntag"). 73 diese PIlicht in einem später zu erörternden Kapitel411), das den Gläubigen gewisse Arbeiten für den Sonntag untersagt und sie anhält, statt dessen der Sonntagsmesse beizuwohnen. Wie es die Kleriker in dieser Hinsicht halten sollen, vernehmen wir aus einem Beschluß einer Synode von Toledo (400)412). Sie sind - auch wenn sie auswärts weilen und sich dort eine Kirche befindet -sogar zum täglichen Besuch der Opferfeier verpflichtet und werden aus dem geistlichen Stand ausgestoßen, falls sie säumig sind iirid sich durch Strafe nicht bessern lassen. Auch die Frage, ob bei der Messe oder sonstigen gottesdienstlichen Handlungen die Gläubigen stehen oder knien sollen, ist bei Regino behandelt. Das Konzil von Nicaea (325)413) ordnet im Interesse einer gleichmäßigen Übung an, daß an den Sonntagen und in der Zeit von Ostern bis Pfingsten stehend gebetet wird. Unter Hin~vcis auf Tertullian berichtet Hefele414), daß die stehende Körperhaltung an diesen Tagen ein Symbol sein sollte fiir die Auferstehung Christi, durch welche die Mcnschheit wieder aufgerichtet wurde. In Regino I 39I4l6) ist dieses Gebot ebenfalls ~ntlia~lten. Ergänzend wird ausgeführt, daß in der Quadragesima und während der Quatembertage nur bei der feierliclien Messe, sobald der Diakon dazu auffordert416), die Knie zu beugen sind. Es soll aber niemand wagen, beim Gebet nur das eine Knie zii beugen; denn dns haben die Juden getan, dio dcn Herrn bei seinem Leiden verhiiliritcii. Es rniisseii also beide Knie dcn Roden heriihrctn. Mit der Teilnnhme ain Meßopfcr hängt eng zusaiiiinen, wa.s Regino in St:ndfrirge 72 vorschreibt uiid bei der Visitation überpriifcii Iiißt,: Iler Pfarrer hat zu ermalincn, daO dio Frti3iic~n iiicht in dcr Vorhallo der Kirche singen oder den Cliorgestbng bcstrciten; sie sollon vielmehr das Innere der Kirclie betreten 1111d sch~~eigciid das Wort des Herrn hiireii. Flade417)h i n g t diese Seiidfragr rnit tlcn Kapitrlii T 392 rilid 393 i n T3czic21iii1g i i n d Irgt sic so iiii?. als Regiiio 1 386 (s. U. bei Belitiritlliirig der Seiitlfrage 71). 5 = Iiegino I 184. Vgl. I I e f e l e Bd. 2 S. 78, Fiiclis 2. Teil 5. 570 iiiid G:i rns Bd. 2, 1 S. 390. 413) C. 20 Regino I 390. Vgl. IIcf e l e Bd. 1 S. 430f. 414) A. R . 0.Näheres siehe dort,. *I6) Nach \ Y ; ~ s s c r s c l i l e b e r iuiibestimrnter Herkunft. 'I1) "12) C. - 74 Uie Pfarrvisitation iiilcli ltegino von Priliri. W ~ l t e rHelliriger, ob Regino hier das Absingen heidnischer oder unanständiger Lieder bekänipfen wollte. Es ist aber meines Erachtens verfehlt, die Sendfrage in solcher Richtung zu deuten. Eine Quellenstelle, die im Wortlaut oder wenigstens im Inhalt mit ihr übereinstimmt und näheren Aufschluß geben könnte, ist nicht vorhanden. Einen Anhaltspunkt für die Auslegung bietet jedoch Reginos Kapitrl T 280, das sich init den Bittprozessionen befaßt und unter anderem verlangt, daß auf keinen Fall die Frauen dabei die Chöre gestalten41s). Es liegt nahe, hier wie bei Sendfrage 72 an den althergebrachten kirchlichen Grundsatz „mulier taceat in ecclesiaR419)zu denken. Die Frau ist von der priesterlichen Lehr- und Weihegewalt ausgeschlossen420) und darf somit auch keine liturgischen Funktionen ausüben. Als ein ministeriiim ecclesiasticum betrachtet Regino aber auch den Chorgesang und hält Frauen von ihm fern421). 2 . Die Sakramenten~pendung~~~). Was Regino bezüglich der Spendung des allerheiligsten Altarsalrramentes bri der Visitation am Herzen liegt, wurde bei der Darstellung seiner Vorschriften zur Gestaltung der Meßft''Irr soeben mitbesprochen. Von den andern Sakramenten sind bei ihm nur Taufe, Buße und die Sterbesakramente Gegenstand der Pfarrvi~itation4~3). a) Die T a u f e . Nach Sendfrage 53 hat der Bischof zu überprüfen, ob der Presbyter gleichgültig tauft. Was er bei der Verwaltung dieses Salrrainentes gewissenhaft zii beobachten hat, ist bri Regino eingehciicl 418) Es sind sogar die gleichen lateinischen Worte wie i n Sendfrage 72 gewälilt. 41°) 1. Kor. 14, 34. 4") Vgl. H i n s c h i i i s ßd. 1 8. 8 Aii~n.8 und U i ~ c l ~ h e r g Btl. e i 4 Sp. 143 [unter „Frauu). 421) Vgl. T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 272. - Daß Frauen aucli nicht als Altardiener i n Betracht kommen, wird später ausgeführt werden, wenn von den hmtsverfelilungen des Pfarrers gesproclien wird. d22) Z u m Sakramentenrecht i n seiner gescliichtlichen Eiitwiclrliiiig vgl. hier vor allem P l ö c h l I S. 70ff., 190ff. und 350ff. a 8 )Daß der Bischof bei der Visitation ;ruf richtige Sa~kr;~iiientenspetitlrtri~ zii achten hat,, hebt P l ö c h l I S. 191 hervor, 75 geregelt424).Einer der Apostolischen Kanones425)verlangt, daß die Taufe im Namen der Dreifaltigkeit erfolgt426).Wer nur auf eine der drei göttlichen Personen tauft, wird seines Amtes enthoben. Der folgende Kanon427) gebietet bei gleicher Strafandrohiing für den Taufakt ein dreimaliges U n t e r t a u ~ h e n ~des ~ ~Täuflings ) und wendet sich gegen eine damals verbreitete Sitte, es init einmaligem Untertauchen bewenden zu lassen429);letzteres bedeute nämlich, wie zur Erklärung ausgeführt wird, daß allein auf den Tod des Herrn getauft werde, während aber Christus im Gegensatz hierzii die Taufe auf den Namen aller drei göttlichen Personen befolilcii habe, mit den Worten: Gehet hinaus und lehret alle Völker, taufet sie „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Gei~tes"*~O). Vgl. auch die ausführlichenDarlegungen bei H i n s c h i u s Bd. 4 S. 23ff. 49 = Regino 1265. Vgl. H e f e l e Bd. 1 S. 816. Auf dieses griindsätzliche Erfordernis weist auch P l ö c h l I S. 361 hin. - Zuin geschichtlichen Hintergrund des Kanons führt D r e y S. 262 in etwa aus: Die Taufformel stand von Anfang an fest; denn Christi Vorschrift für die Taufe enthält schon die Form des Ritus. I n der Folgezeit bedienten sich aber verschiedene Sekten einer anderen Taufformel, so daß die Kirche den schon bisher beobachteten Brauch als Gesetz erneut verankern mußte, ,,um die schon längstens stehende Forniel gegen jede Abänderung siclierzustellen". 427) C. 60 = Regino 1266. Vgl. H e f e l e Bd. 1 S. 816. 428) ES wird also hier noch die sog. Imn~ersionstaufeverlangt, die erst i m späten Mittelalter durch die sog. Infusionstaufe, welche ein bloßes Übergießen mit Wasser zuläßt und zuvor iiii Abendland nur in besonderen Fallen, z. B. bei der Krankentaufe, Anwendung fand, vollständig abgelöst worden ist. Vgl. dazu T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 2 S.302, P l ö c h l I S.70und 73 (der hier erwähnt, daß im Abendland bei der Iin~nersionstaufenicht vollständig untergetaucht wurde) und B u c h b e r g e r Bd. 9 Sp. 1009 (unter ,,Taiife"). 429) Wie P l ö c h l I S. 190 ausführt, galt es dainals, die Taufordnung der Eiinomianer, einer arianischen Sekte, zu bekämpfen, die einmaliges Untertauchen für richtig hielten. 430) Matth. 28, 19. - D r e y , der sicli auf S. 361ff. mit der Bedeutiing des ilreiniiiligeii Untertauclieris befaJit, berichtet, dalJ schon in der iilteste~aZeit auf diese Weise getauft wurde lind dafi viele den Ursprurig dieser Sit,te „von der Tradition, d. h. von der anfänglichen Einrichtung der Apostel", a,bleiten. Dieses dreimalige Untertauchen sollte die drei göttlichen Personen versinnbiltlliclien. Näheres sielie a. a,. 0. --Bei der Tailfe erfolgte aiicli eine Salbung mit Chrisma. Was Regiiio darüber bringt, wird in] ZusammcnIiarig mit den Vorschriften, welche die heiligen Ole betreffen, wiedergegeben ( 5 . U., wo von den Sterbesakramenten, insbesondere von der I<ra.rikenöliing, tlie Rede ist). 424) 426) C. 77 Die Pfarrvisitation nach Regino von Priim. Als Ort der Taufe bestimmt die Synode von Meaux (845)431) die Taufkirche iin Kirchenzentruni und gestattet nur eine Ausnahme in1 Falle von Krankheit und sicher festzustellender Not. Wie Regiilo in Sendfrage 54 und Hinlrmar von Reims in seinen C a p i t ~ l a ~ ~ ~ ) übereinstimmend anordnen, mu15 sich der Presbyter dazu eines Taufsteins oder, falls ihm ein solcher ermangelt, eines andern eigens dazu bestimmten Gefäßes bedienen, das zu keinem sonstigen Zweck Verwendung finden darf433). Als Zeitpunkt für die Taufe geben Papst Lco I. in seinem Brief an alle Bischofe Siziliens (447)434) und die Wormser Synode von 868435) das Oster- und Plingstfest a11436). Es hängt, wie Papst Leo ausfuhrt, mit der ,,bc1deutungsvollen lind begründeten Ausnahmestelliing des vorzugliclisten und wichtigsten Sakramente~""~)zusammen, dnß geradc diese höchsten Feiertage dazu reserviert sind. Die. Worniser Synod(. läßt bei Todesgefahr, damit die betreffende Seele nicht Iur dic Ewigkeit verlorengeht, die Taufe auch zti aridrreni Zcitpiiiikt zii, und Papst Leo nennt außerdem noch Belagerung, Verfolgung und zii befürchtenden Schiffbruch als Ausnahmefall. Die Sorge, daß niemand vor der Taufe stirbt, wird auch in Sendfrage 21 laut: Der Visitator hat vor allein zu erlitinden, ob durch Naclilassigkeit des Priesters irgendein Kind in dcr Pfarrei ohnc Tnufr gestorben ist43s).Das angeblich von Ueda stammende B1113buch~~~) unterwirft jede gebärende Frau, dir ihr Kind infolgc Nachlässigkeit ohne Taufe hat sterben lassen, einjähriger Kirchenbuße und zitiert jeden Priester, der zur Taufe eines Kindes gerufen wird iind, ob~vohler zuständig ist, der Aiiffordrrung nicht naclikomnit, vor ..~ 431) C. 48 = Regino 1273. Vgl. H e f e l e Bd. 4 S. 116. Zum Ort der Tiiufe in dniiiiiliger Zeit vgl. auch P l ö c h l I S. 191f. iind 350 sowie F e i n e S. 166. 432)C. 3 = Regiiio I 80 und 274 (Regino Iii~tdieses Kapitel Hiiikinars zweimal wiedergegeben, allerdings iiiclit ganz irn selben Wortlaiit). 4") Sielie arrc'ii F l a t l e , Iilal.iis S. 73. 4w) C. 5 = ltegino I 267. Vgl. auch Bilil. d. Kirclienväter (TliallioEer) Brl. 4 = 59 S. 163f. 436)C. I = Regjno 1 272. Vgl. B i i i t e r i i i i , Konzilien Bd. 3 S. 163. 4BB) Sielle niicli F l a d e , Klerus S. 83. - PI öclil I S. 71 weist dar:~ilfliiii, daß seit d e ~ n4. J11. auc,li das Epiphaniofest ziigelassen war. 437) Ubersetzili~~ nach Bibl. d. Kirchenväter (Tlialliofer) n. n. 0. 438) Vgl. auch P la tl e , Kleriis S. 83. 439)C. 17 (Poen. IIR~II~sI;.) == Regino I 130. das Gericht des Bischofs. Es wird an dieser Stelle auch hervorgehoben, daß selbst Lnien zur Spctndung der Taufe befugt sind, wenn sich ein Ungetaufter in Todesgefahr befindetd40). Es sollten sich daher unter den Laien vor allen1 die Mönche441)um die Kenntnis * ~ ) ganz alldes Taufcns bemühen. Ein anderer B u ß k a n ~ n ~ läßt gemein jeden Schuldigen, diirch dessen Leichtsinn ein Kind ohnc Taufe gestorben ist, drei Jahre - eines davon bei Wasser und Brot - Buße ti1n44~).Schließlich erinnert noch ein weiteres Kapitel bei R ~ g i n o ~dessen ~ ~ ) , Herkunft Wasserschleben unbekannt ist, die Presbyter an ihre Taufpflicht und warnt mit eindringlichen Worten davor, „da13 sie Seelen, für die Christi Blut vergossen wurde, durch ihre Sorglosigkeit von der himmlischen Glückseligkeit ausschließen". Für den Pa>ll, daß Zweifel bestehen, ob ein Kind schon getauft ist und dies nicht durch unbedingt sichere Zeugen oder Befragen des Kindes selbst445) ZU klären ist, hat nach einem Beschluß der 6. Synode von Karthago (401)446) trotzdem ohne Bedenken die Taufe zu erfolgen. Dies erscheint nun keineswegs selbstverständlich, wenn man seinen Blick auf die Vorschriften richtet, die sich gegen cine weitere Taufe, die sogenannte Wiederta,ufe, ~ e n d e n 4 ~ 7 Der ) . Empfailg dieses Sakraments, das der Seele ein u~iauslöschljclies Pl'lerlrrrial eii~prä~gt,kann nicht wiederholt werden. Darüber ist man sich seit den ältesten Zeiten einig. Heftiger Streit bestand aber, wie auch Plöch1448) mit entsprechenden Belegen ausführt, ob von Häretikern und Schisma- 440) Zur Frage der Nottaiife im 1. ,Jahrtausend vgl. P l ö c h l J S. 72, 191. und 351. 441) Sie gehörten tiamsls noch ineist den1 Lttienstand an. 442) Nacli W a s s e r s c l i l e b e n aus einem iinbeki~nntenBiißbuch Regiiio I 132. 443) Siehe aiiclri P l ö c h l I S. 350. 444) Regino 1131. 445) Wrilrr es iiooh i i 1 I ~ i ijiing ist. "'B) C. 6 = Regilin 1 269. Vgl. H e f e l e Bd. 2 S. 83 (als o. 7 a ~ f g e l ü l i r l ) ~ F u c h s 3. Teil S. l l l f . sowie P l ö c h l I S. 193 (der sicli gerade init dieseiii BeschliiB von Ksrtliago beschäftigt). W a s s e r s c h l e b e n bezeichnet diese Synode als die 5. von Karthago (ebenfalls 401). 447)Dsß es sich um eine bedingte Taufe irn Sinne der heutigen kirchlichen Praxis handelt, ist nicht aiisgesprochen, wenn man aucti, wie P l ö c h l a. :L.0. ineint, von einem Anfang dazii sprechen kanii. Bd. I S. 72f. lind 192f. - 78 Die Pfarrvisitatio~i nach Regino von Prüiii. Waitei lIelliiiger, tikern gespendete Taufen als gültig anzusehen sind und sich dadurch eine erneute Vollziehung des Taufaktes erübrigt. Regino gibt einen Beschluß der Synode von Lerida (524 oder 546)449) wieder, der die Frage zwar nicht entscheidet, aber für pflichtwidriges Verhalten der Täuflinge unter Hinweis auf das Konzil von Nicaea (325)460) eine Kirchenstrafe aussetzt. Wer sidi nänilicli ohne Not oder Zwang erneut taufen Iäßt, darf sieben Jahre lediglich unter den Katechumenen sowie zwei Jahre unter den Gläubigen nur am Gebete und erst danach mit Einwilligung des Bischofs wieder an Meßopfer und Eucharistie t e i l i ~ e h r n e n ~Eine ~~). Spezialfrage hinsichtlich der Wiedertaufe regelt ein Beschliiß der Synode von Neocaesarea (314)452). ES wird hier ausdrücklich die Tatife von Schwangeren erlaubt, weil nach Auffassung der beschließenden Bischofe die Leibesfrucht nicht gleichzeitig mitgetamft wird, sondern Mutter wie Kind ihren Willen zur Taufe durch eigenes Bekenntnis an den Tag legen mussen. Die Synode verwirft somit die zur damaligen Zeit öfter vertretene gegenteilige Meinung, die zur Folge hatte, daß man in solchem Falle die Taufe des dann zur Welt gekommenen Kindes als Wiedertaufe betrachtete und deshalb mit der Taufe eintlr Schwangeren zuwartete. bis sie geboren hatte463). Unser Abt von Prüm nimmt nicht nur darauf Bedacht, daß der Presbyter sich, sofern die Voraussetzuiigen dazu vorliegen, zum Taufen bereit findet und den Taufakt ordnungsgemäß vollzieht, er sieht sich auch veranlaßt, verwerflichem Gewinnstreben vorzubeugen. In Sendfrage 20 beauftragt er den Visitator nachzuforschrn, ob der Presbyter fiir die Taufe der Kinder oder andere eine Vergütung oder dort einzeln aufgezählte Amtsh;~ndlnngen~6~) C. 9 = Regino I 271. Vgl. H e f e l e Bd. 2 S. 707 und F l a d e , Klerus S. 83. 460)Auch die Vater von Nicaea liatten keine allgemeine Entscheidung getroffen, sondern nur Einzelfälle dieser Art geregelt (vgl. P l ö c h l I S. 73). Der Ttiuf l i n g wird also hier der Strafe unterworfen, nicht der Spender der Taufe. 462) C. 6 = Regino 1 268. Vgl. 11ef el e Bd. 1 S. 246f. 463) Zur Deutung des Beschli~ssessiehe H e f e l e a. a. 0 . 4") Auf clie Sendfrage komme ich jeweils zurück, wen11 von den betreffenden Amtshanciliingen die Rede ist. 79 sonst eine Zuwendung verlangt4s6). Mit einem derartigen Mißbrauch der kirchlichen Amtsgewalt4s6) befaßt sich auch Papst Gelasius I. in seinem Brief an alle Bischöfe in Lukanien, Bruttium und Sizilien (494)457). Er verbietet, für Taufe und Firmung etwas zu verlangen, „weil wir beauftragt sind, umsonst zu geben, was wir umsonst empfangen habenU468). Auch befürchtet er, daß im Falle einer Abgabepflicht viele aus Armut oder Unwillen verschmähen, „die Quellen ihres Heils aufzusuchen". Allen, die „bei solchen verpönten Handlungen ertappt werden oder die begangenen Fehler nicht aus eigenem Antrieb gutmachen", droht der Papst Verlust ihrer Würde an. Schließlich bringt Regino unter den Taufbestimmungen noch einen in der kanonistischen Literatur viel zitierten Beschluß der Synode von Elvira (305 oder 306)459), der sich mit der Frage befaßt, ob zur Seligkeit die Taufe allein genügt. Hat ein Diakon, der eine Gemeinde ohne Bischof oder Presbyter leitet, irgendwelche Personen getauft, „wird der Bischof sie durch die Seg466) Vgl. auch F l a d e , Klerus S. 66f. lind P l ö c h l I S. 193 und 360. 9 In Anbetracht der Anschaiiungen, wie sie noch zur Zeit Reginos galten. Der Pfarrer sollte seinen Lebensunterhalt allein aus seinein Zehntanteil und den Einkünften aus dem Kirchengut bestreiten. Für die Sakramentenspendung oder andere kirchliche Handlungen sich entlohnen zu lassen, galt als simonistisch. Die Erhebung von Stolgebühren, die einen Wandel in den Anschauungen bedeutete, kam erst in der Zeit nach Regino auf (vgl. P l ö c h l I S. 358 und F e i n e S. 174). Siehe auch P h i l i p p I-lofm e i s t e r , Die heiligen Öle i n der morgenländischen und abendländische11 Kirche, Würzburg 1948 (Das östliche Christentum, Abhandlungen im Auftrage der „Arbeitsgemeinschaft der deutschen Augustinerordenprovinz zum Studium der Ostkirche", hrsg. V. G. W u n d e r l e , Neue Folge Heft 6/7), S. 233. 467)C. 17 Regiiio 1122. Vgl. Bibl. CI. Kirchenvater (Thalhofer) Bil. 7 == 61 S. 136 uncl 143. 4 5 8 ) Iii gleioliern Siririe äußert sich such dils bereits irii Zusammenhang mit der Konliriilnionpflicht genannte und unten bei den Bestimmungen über das Begriibnis noch näher zu beha.ndeliide Kapitel 1129 iiiiseres SendIiandbuches. 469)C. 77 = Regino 1 270. Vgl. G a m s Bd. 2, 1 S. 134; I-Iefele Bd. 1 8. 189f.; P l ö c l i l I S. 74. F e i n e S. 89 Anm. 3 bringt diesen Beschliiß ebenfalls und beruft sich auf ihn als Beleg dafür, daß in der alten Kirche Gemeinden vereinzelt, bloß von Dia,konen geleitet wiirden. 4 - 81. Walter Hellinger, Die Pfarrvisitation nach Regiiio von Prüiii. nung460) vollenden müssen". Stirbt aber jemand, ehe er die Firmung empfangen hat, wird er „unter dem Glauben, welchen er gehabt, gerechtfertigt werdenU4%l).Die Firmung inuß also nicht unbedingt zur Taufe hinzukommen, um das ewige Heil zu erlangen. bis zuni Zeitalter Reginos ist gekennzeichnet diirch die ;i]lmähliche Zuriickdrängung der öffentlichen Buße, die in den ersten Jahrhunderten vorherrschend war, und der „Verpflanzung des keltisch-irischen Uußwesens auf den europäischen Kontinent464)". Durch dessen Einfluß erhielt seit dem 7. Jli. die Privatbuße entschieden den Vorrang; im Rahmen der karolingischen IZeform kam abcr iin 9. Jh. für die schwersten iiffentlichen Vergehen wieder die 6ffentliche Buße in ~bung486).Auf dieser Stufe der Rechtsentwicklung steht aucli Regino mit seinem Sendhandbuch. Er verlangt nämlich in der unten noch zu besprechenden Sendfrage 9G den Gebrauch der Bußbücher des Erzbischofs Theodor von Canterbury oder des Beda Venerabilis und hat einige Vorschriften in seinen Quellenteil aufgenommen, welche die öf f e n t liche Buße regeln. Nichtsdestoweniger greift er noch auf Normen zurück, die Jahrhunderte zuvor entstanden sind. Auf die Bußpflicht der Gläubigen bezieht sich die Sendfrage 59. Der Visitator hat zu übrrprüfen, ob dcr Presbyter a m Asclier~ n i t t w o c h ~das ~ ~ ihm ) anvertraute Volk zum Sündenbe!reniitnis auffordert und ihm nacli Art seiner Vergehen eine Buße auferlegt, nicht nach eigenem Gutdunlien, sondern wie es iin Bußbuch aufgc- 80 b) D i e B u ß e . Wie auch Feine4") feststellt, kommt dem Werke Reginos besonders dadurch erhebliche Bedeutung zu, daß es uns reichhaltige Kenntnis über die Bußpraxis liefert463). Die geschichtliche Ent460) Gemeint ist natürlich - wie sich auch aus der Ifberschrift zu diesem Kapitel ergibt - die Firmung (vgl. H e f e l e und Plöclil I a. a. 0 . ; F e i n e s.a. 0. spricht von der „bischöflichen Benediktion", ohne diesen Begriff näher zu erklären). Die Firmiing wurde, wie P l ö c h l a. a. 0. ausführt, ungefähr bis zum 4. Jli. gewöhnlich direkt im Anschluß an die Taufe gespendet, da der Bischof bei letzterer regelmäßig zugegen wa,r. Dieser Brauch ist für die Auslegiing des Beschlusses von Elvira recht wesentlich. Der Beschluß will keineswegs besagen, da5 die Firmiing iinterbleiben dürfe, wenn ein Bischof oder Presbyter getauft hat (zu einer solchen Auslegung könnte die inhaltliche Wiedergabe des Bescliliisses bei F e i n e verleiten). Aus den1 Beschliiß ergibt sich vielmehr, daß tlie Firmung dann nachträglich erteilt werden muß, wenn ein solcher aiif sich allein gestellter Diakon getauft hat; denn ein Diakon darf noch nicht firmen. Der Sinii und Zweck dieser Rechtsnormist darin zii finden, daß die Väter von Elvira einschärfen wollten, die nachträgliche Firmung nicht zu unterlassen. Auffallend ist allerdings, daß die hier getroffene Regelung nicht auch auf die Presbyter ausgedehnt, wird, zumal dic Firmung - worauf P l ö c h l a. a. 0. hinweist - im Gegensatz zu dein in der ältesten Zeit herrschenden Brauch diirch die Synode allein den1 Bischof vorbehalten wird. Man muß jedoch bedenken, daß die Gesetzgebiiiig der Synotlcn von Anfang an recht kasiiistiscli gehalten war. Die Synode von lflviis hatte tleninacli wohl zu einem Fall Stellung zii nelimcii, bei deiii es sich iirn die von eineiri D i i t k o n gespendete Taufe handelte und sah sich dechslh wohl nicht veranlaßt, aucli die Presbyter hier einzubczieheii. 111s Ergebnis wird iii:in festhalten kiinnen, daß es ohne Rel:irig i s t , wenn unser IiorizilsbesclilirD letligiicli voiii Di:ikoii :LI.; tlerii Spender der Taufe ausgeht. Eine Pflicht zur Piriniing besteht :ilso iinmar, gleicli wer sie gespendet hat. 461) Die Zitate sind G a m s a. a. 0. eiitnoiiiiiicri. 462) S, 198. 463) Von tleit Werken, die das Bilßweseri tlaistellen, sielic vor allem die beiden Abharrdluilgen P o s c h m a n n s über die abeiidliintlisclie Kirchenbuße: B e r n h a r d P o s c l i i n a i i n , Die abondliindische Kirchenbuße in1 Ausgang des christlichen Altertiiiris, München 1928 (Münchener Studien zur histo- -- rischen Theologie, Heft 7) (im folg. zit.: P o s c h m a n n , Kirchenbuße I); B e r n h a r d P o s c h m a n n , Die abendländische Kirchenbuße im frühen Xittelalter, Breslaii 1930 (Breslauer Studien ziir historischen Theologie, Bd. 16) (im folg. zit.: P o s c h i n a n n , Kirchenbiiße 11). Diese beiden Werke geben für die hier zu behandelnden Fragen eine recht detaillierte Da.rstellung. 464) P l ö c h l I S. 199. Zil den Eiiizelheiten des geschichtlichen Ablaufs sei auf die einschlägige Literatur, besonders auf H i n s c h i u s Bd. 4 S. 715ff. und 816ff., P l ö c hl I S. 77ff., 198ff. und 366ff. sowie suf F e i n e S. 38, I l O f f . und 198s. (etwas kürzer und zusaininenfassender) verwiesen. ""6) \YÖrtlicli heilit es: Ai11 4. Wochentag r o i tler Qiiiitir;rge:iiriii~. Di18 tlariinter (lcr Ascherrriittwocli zii verstehen ist, erklärt sich ::iis der Tatsache, da8 iirspriiiiglicli eist ~ n i tden1 1. Fastensonntag die Quatiragesini;~ begonnen hat; tlenn niir bei tlicser Snc1il:~gekann iiiaii vom '4. Woc,hent:ig v o r der Fastenzeit reden. Den früheren Ziistantl l:rssen noch Ircirte die Secrctit der Messe ~ 0 1 1 11. F~lstensonntagerkennen, wo \vir lesen: „Lii Bcginii der ~,)u~tclragesinia . . ." Das Osterfastcri daiicrtc iintor den d:rmaligcn Verliiiltnisseri natürlich nur 36 Ta,ge. Vgl hicrzii s-iich B u c h b e r g e i Htl. II Sp. 965 (unter „Fastenc'). '1 i: I Zeitschrift t u r Rechtsgeschichte. LXXIX. Kan. Abt. XLVIII. Walter Helliiiger, Die Pfarrvisitation nach Regino von Prürn. zeiclinet ist4"). Auch Regino I 292468)enthält die Aufforderung an den Presbyter, daß er am Aschermittwoch zum Empfang des Bußsakramentes ermahne. Es wird noch ergänzend ausgeführt, daß nicht nur derjenige, der sein Gewissen mit einer Todsünde belastet hat, sondern überhaupt jeder, der das unbefleckte Kleid Christi, das er in der Taufe empfing, duroh den Makel der Sunde beschmutzt hat, seine Missetaten mit Demut und Reue seinem Presbyter hrlronnen und die ihm auferlegte Buße erfüllen muß. Regino hat i~lsodas allgemeine Beichtgebot im Auge, das sich in Deutscliland zu seiner Zeit schon durchgesetzt hatte469).Zuvor galt iliese Pflicht nur im Falle schwerer Verfehlungen470). Welclier Ritus fiir die private Beichte, um die es sich hier handelt, zu gelten hat, gibt Rcgino in den Kapiteln I 301-304 in allen Einzelheiten wieder471). Gleiclisam zur Vorbereitung soll der Beichtvater, sobald bri ihin jemand zum Sundenbekenntnis erscheint, sicli niederwerfen und unter Seufzen und Tränen für seine und des Ponitenteri Nissettitcri b e t ~ n ~ 7Er ~ ) .soll sich sogar, wie es an anderer Stelle heißt477, iri die Kirche oder in seine Kammer zuriickziehen und der1 Poniteritrn solange warten lassen oder, wenn nicht tnnlich, gleich fiir sieh ein Gebet sprechen, in welchem er um Reue und Bekehrung des Sunders fleht; das schmerzliche Empfinden des Priesters soll ,jenen iri eine reiimiitige Stimmung versetzen. Dar- aUf474) hat der Beichtvater ihn zu fragen, ob er an die heilige Dreifaltigkeit und an das Jüngste Gericht glaube und auch gewillt sei, all denen, die wider ihn gesündigt haben, nach Gottes Willen seinerseits zu verzeihen. In einer kurzen Ansprache soll er sein Beichtkind zii einem rückhaltlosen Sündenbekenntnis ermuntern und ihm, wenn notwendig, jede Scham ausreden. Es schließt sich das eigentlich? Sündenbekenntnis an, bei dem an den Pönitenten eine ganze Reihe von Fragen gerichtet werden, welche die hauptsächlichsten Vergehen betreffen, und auch gleich die dafür angedrohte Bußzeit genannt Nachdem sich der Beichtvater nun ein Bild über den Seelenzustand des Beichtenden gemacht hat, kann er ihn ermahnen, was er in Zukunft t u n und lassen soll. Der Pönitent wirft sich darauf zu Boden und legt nochmals in wenigen Worten ein allgemeines Schuldbekenntnis ab, worin er gesteht, ein Missetäter vor Gott und den Menschen zii sein, für den auch der Priester Gnade und Verzeihung von Gott erflehen möge. Der Beichtvater singt sodann verschiedene Psalmen und erteilt danach die Lossprechung. Sie geschieht durch Verrichtung eines Gebetes, bci dem der Beichtvater Sündennachlaß für seinen Pönitenten rrbittet. Es ist also noch nicht das „Ego tc absolvo", bei dem dcr Priester sich selbst als der im Auftrag Gottes Absolvierende bpzeichnet. Trotzdem handelt es sich auch hier bei Regino um eine echte Lossprechung kraft der dem Priester von Gott übertragenrn Gewalt. Wenn die Kirche, wie Thalhofer-Eisenhofer476) brmerken, auch damals noch die Absolutionsformel in das Gewand einer Bitte gekleidet hat, so war sie sicli doch bewußt, daß Gott dieso Bitte stets erhört477).Schließlich wird noch hervorgehoben, da8 der 82 467) Siehe auch Iplade, Klerus S. 60. W a s s e r s c l i l e b e n bezeichnet die Herkunft des Kapitels als unbesliinmt. Vgl. xuin Inhalt F l a d e , Iileriis S. 63. 460) Spüter h : ~ tdas 4. Latert~nlroiixilvon 1216 in C. 21 ein Icirchengebot erlassen, wonach jeder Gläubige weiiigsteris e i n m a l ini Jahre der Beichtpflicht genügen miiß (vgl. dazu aiicli F e i n e S. 379). 470) Siehe P l ö c h l I S. 358. 471) T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 2 S. 374ff. geben eine Scliilderung, wie im Mittelnlter der Beichtritus gehandhabt wurde. Sie deckt sich nicht grlix i i i i t rfcin, was bei Regiiio tiargclegt wird. Seirie UuWortfniiir{: gibt A l b e r t Hniic k , Kirchengeschichte Deiitsclilands, 3. iiiid 4. Aiifl., 6 Teile, Leipzig 1904ff., Teil 2 S. 763f. zusammenfassend wieder. 472)Dies bestimmt Halitgar von Cambrai in der Vorrede zu Bilch 6 seiner Beiclitbücher Regino I 301. Über Halitgar vgl. H e r m a n n J o s e f S c h m i t z , Die Bußbüeher und die Bnßtlisziplin der Kirche, Mainz 1883 (im folg. zit.: S c h i n i t z , Bußbiicher I), S. 719 und P l ö c h l I S.368 und404. 473) Regino 1 302 und 303 Hnlitgar a,. a. 0 . Vgl. auch P o s c h m a n n , Kirchenhuße I1 S. 106. 468) - - 83 474) Das Folgende ist i n Regino I 304 enthalten. W a s s e r s c h l e b e n kann tlie Herkunft des Kapitels nicht angeben. 476) Diese Fragen stimmeninhaltlich fast mit den Sendfragen von Reginos 13uch 2 seiner Snmniliiiig überein, so dnW es zweckmkßig erscheint, sic zusammen mit jenen i n einer Bearbeitiing des 2. Buches wiederzugeben. "76) Bd. 2 S. 379. 477)Im Anschliiß an Regino I 299 bringt W a s s e r s c h l e b e i i eine Lossprechiingsformel, die nach seiner Auffassung erst später i n Reginos Werk eingefügt wurde iind daher nicht direkt dazu gehört. Sie enthalt eingangs zwar auch die an Gott gerichtete Bitte, den Büßer von seinen Sünden 211 befreien. Am Schliiß aber folgen i n der Wir-Form gehaltene Lossprechungsworte des Priesters, die sich a,uf die ihm übertragene Gewalt beziehen. a* Die Pfarrvisitatioii iiacli Regino von Prüin. Beichtvater auch die persönlichenVerhältnisse wie Gesclileclit, Alter tisw. seines Ponitenten berücksichtigen und ihn dementsprechend zu Werken der Frömmigkeit, die für ihn geeignet sind, aufmuntern soll. Dem bereits genannten BuBbuch des Theodor von C a n t e r b ~ r y ~ ~ ~ ) hat Regino entnommen, wie die ö f f e n t l i c h e Buße eingeleitet wird479). Die Personen, die etwa, d s öffentliche Sünder dariinterfallen, haben sich, ebenfalls zu Beginn der Quadragesima, vor der Kirclicntüre im Büßerkleid barfüßig und gesenkten Blickes dem Bischof als Biißer vorzustellen, wobei der Dekan4so)und der Pfarrer d t r Ponitenten, welcher dcren Bekehrung sorgfältig zu überwachen hat, zugegen sein müssen. Der Bischof verhängt sodann die Buße und reiht die Ponitenten in die entsprechende Büßerlrlasse ein481). Anschließend führt er sie in die Kirche hinein und singt mit dein Klerus zusammen, auf dem Boden hingestreckt, die sieben Bußpsalmen um dcren vollkommene Buße. Der Bischof erhebt sich wieder, legt den Büßern die Hand i ~ ~ f ~ ~ ' ) , 478) C. I1 = Regiiio I 296. Vgl. P o s c h m a n n , Kirchenbiiße I1 S. 126 und 130 (er gibt Regino 1 2 4 1 an). 47O) Auch hierzu geben T h a l h o f e r - E i s e n l i o f e r Bd. 2 S. 377 eine anschauliche Erkliiriiiig, die r~llerdingsnicht ganz init dem übereinstirrinit, was Theodor hier bestimiilt hat. da0) ES wird noch ergsnzt, daß es sich bei den Dekanen tim die Archipresbyter der Pfarreien handelt. Der Dekan war bzw. ist noch heute eine Instanz zwischen Bischof und Pfarrer; er hat gewisse Aufsichts- lind Visitationsreclite hinsichtlich der Pfarreien seines Sprengels. Vgl. die Aiisführungen bei F l a d e , I<leriis S. 53 lind P l ö c h l I S. 317. 481) Diese Büßerlrlasson werden u. a. bei T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r S. 371ff. uni1 P l ö c l i l I S. 78f. aufgezahlt. 482) Wenn im Zusaminenliang mit dem Bußsakrrtment von der Handauflegung gesprochen wird, denkt inan zunächst an die Wiederaufnahme (Rekonziliation) der Biißer, die init dieser Haridlung vollzogen wurde. Hier greift jedoch deii Uiiistänclen nach eine weitere Bedeutung des Begriffes Platz, da Tlieodor die tVirdcraiifnahinr! erst ain Griindonnerst:~gstattfinden liißt. Es kann sii:li iiiir iitn die Aririiiliiiie, zur ßiiWe oder -~--anders :iilsgetiriickt - die Aiifnaliine i n cleii Stand der Büßer handeln ( P o s c l i i n a n n , Kirclienbuße I S. 110 und B u c h b e r g e r Bd. 1 SE).658 iiiiter „BuBtlisziplin"). Dei1 Büwern wollte m r ~ niiatiurch übernatürliche ICrifte initteilci~, ciiircli welche sie Befreiung von der Macht des Tei~felserlislteri sollten, wie (las auch beini Exorzismiis geschielit (vgl. tlazii TIial hof e r - E i s e n h o f e r Bd. 1 S. 362f. uni1 B u c h b e r g e r Bd. 4 Sp. 811 iintoi ,,Han<f;~uflegung"). Siohe zum Vergleich auch den i n Regino 1 1 9 1 enthaltenen und bei der1 Vorschriften über das Neßopfer wiedergegebenenBeschluf.3 vonLaodicea (s. S. 61). 85 streut ilsche auf ihr Haupt, besprengt sie mit Weihwasser und stattet sie mit dem Büßerkl~id48~) aus. Darauf verkündet er ihneil. daß sie - gleichsani wie einst Adam aus dem Paradiese gcjagt wurde - ihrer Sünden wegen aus der Kirche verwiesen werden. Während der Chor der Kleriker das eben angedeutete Ereignis aus dem Alten Testament brsingt, müssen die öffentlichen Biißei. niin die Kirche vcrlasscn, haben aber am Gründonnerstag wicdei zur Rekonziliation zu erscheinen. Daß dieser Tag dazu ausersehen ist, sagt auch Papst Innozenz I. in einrm Brief an den Biscliof Decentius von Gubbio (416)484).Ist aber jemand durch Krnnlihrit der Verzweiflung nahr, darf er schon fruher losgesprochen wrrden486). Zur Abnahme des Sündenbekenntnisses und Auferleg~irigeinrr Buße halt Regino nur den Bischof und den Presbyter fiir berechtigt. Dies betont er ausdrücklich in der Uberschrift zu einer Stelle aus Halitgar48G),in der zuin Ausdruck kommt, daß h i e r ~ unur befugt ist, wer auch das Meßopfer feiern darf. In der Uberschrift Liim folgenden Kapitrl, das gleichfalls Halitgar487) entnominen ist, gestattet er itu~lldem Diakon, wenn notwendig, das Sundenbckenntriis ciitgcgenzunehmtn. H~tlitgar benennt als Grund f u i . "3) ,,Ciliciun16' genannt (vgl. B ucli b e r g e r Bd. 2 Sp. 967I. unter „Ciliciiim"). 484) C. 7 = Reg. I 311. Vgl. Bibl. d. Kirchenväter (Tlialhnfer) Bd. 3 58 S. 124. 486) Bei den Begriffen „Rekonziliation" (Wiederaufnahine in die kircliliche Gemeinschaft) und ,,Absolution1' (Sündenvergebung), die beide in Reginos Werk auftauchen, ist zu beachten, daß sie iin Grunde genommen keineswegs das gleiche bedeuten. Wie P l ö c h l I S. 369f. aufzeigt, ging die geschichtliche Entwickliiiig aber dahin, daß die Rekonziliation allmählich „zuin eigentlichen Akt der Siindenvergebung, der Absoliition", wurde. Das hing mit tler Einfiil-iriiiig der Puivatbilße zusari-inlen, die keine Exkommuriikation mehr kannte, so daß die eigentliche Rekonziliation gegenstandslos wurde. RIiln kann es daher wohl als belanglos ansehen, ob bei Regino der eine oder andere Begriff verwendet wird. - DaB der Gründonnerstag zur Rekonziliation bestimmt ist, hebt auch P l ö c h l I S. 199 hervor. Regino I 299. Vorrede zii Birch 6 = Regino I 300. Vgl. P o s c h m a n r i , Kirchenbuhe I1 S. 201f. (er zitiert die Stelle als Regino I 296). =-I Die Pfarrvisitation nach Regino von Priiiri. einen solchen Ausnahmefall die Abwesenheit des P r e s b y t e r ~ ~ ~ ~ ) . Diesem Grundsatz widerspricht es nicht, wenn Regino außerdem noch einen Beschluß der 3. Synode von Karthago (397)489)in sein Sendhandbuch aufgenommen hat, der dem Presbyter die Rekonziliation nur mit Zustimmung des Bischofs gestattet, es sei denn, der Bischof ist abwesend und ein N o t f a l P ) gegeben. Es ist offensichtlich, daß diese Bestimmung die damals vorherrschende öffentliche Buße im Auge hatte, die auch später in der karolingischen Zeit allein vom Bischof verwaltet wurde4S1). Regino betont in diesem Zusammenhang wieder den Grundsatz des Pfarrzwanges. In der Uberschrift zu einem492) Kapitel, das er einem Briefe Papst Felix' 11. an die Bischöfe Siziliens (488)4m) entnommen hat, ordnet er an, daß kein Presbyter eincn BuWer einer andern Bischofsstadt oder Pfarrei annehmen oder ohne ein Zeugnis seines Bischofs oder Presbyters wieder reliionziliieren darf. Den zur Spendung des Bußsakramentes Berufenen erteilt Rcgino besondere Richtlinien, nach welchen Grundsätzrn sie dieses Amt ausüben sollen. Die erforder1ic)heBiißc ist selbstverständlich jedeiii ohne Ansehen der Person aufzuerlegen, wie die Statuta ecclesiatl a n t i q ~ a ausdrücliilich ~~~) hervorheben. Die Dauer der Buße soll sich nach der Beschaffenheit und Größe der Sunden richten. Dieser Wie R a u s c h e n S. 191 und T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Bd. 2 S. 368 darlegen, hat man iin Mittelalter zeitweise den Diakonen Absoliltionsgewalt ziierkannt. Die auch i n den Bußbüchern genannte Diakonenbeicht hatte demnach sakramentalen Charakter. Unsere Stelle hat daher nichts zu tu11 mit dem in1 Westen bis ins Mittelalter herrschenden Brauch, Diakonen und auch Laien die Sünden zu bekennen, ohne daß es sich uni den Empfang des Bußsakrainentes im eigentlichen Sinne handelte (vgl. P l ö c h l I S. 79). 48g) 0. 30 (nicht 32, wie W a s s e r s c h l e b e n angibt) = Regino J 310. Vgl. F u c h s 3. Teil S. 8 3 und H e f e l e Bd. 2 S. 68 [als Beschluß von Hippo (393) aufgeführt] und R a u s c h e n S. 191. "O) Wie F u c l l s ;L.a. 0. bemerkt, isi; Totlesgefalir gcmeiiit. Vgl. P l ö c h l I S. 368. 4gZ)Bei den Vorschriften über das Meßopfer bereits genannten Kapitel (s. 0. s. 54). 493) C. 9 = Regjno 1313. Vgl. Bibl. d. Kirchenväter (Thalhofer) Bd. 6 == 60 S. 273. 4@4)C. 18 = Regino I 306. Vgl. F u c h s 3. Teil 8 . 471 lind Hef e l e Bd, 2 S. 74 (beide bringen die Stelle als c. 74 der angeblichen 4. Synode von Karthago aus dein Jahre 398). 87 Grundsatz, den die 3. Synode von Karthago (397)495)aufgestellt hat, wird von der 1. Synode von Mainz unter Rab. Maurus (847)496) näher ausgestaltet. Maßgebend für die Art und Dauer der Bußen haben die alten Kanones, die Heilige Schrift und die kirchliche ~ ~ ~ ~ h r i zu l i esein. i t Es wird nachdrücklich vor zu leichter Buße gewarnt, die nur Ruhepolster und Kopfkissen für die Menschen bereitet, um dadurch Seelen zu fangen. Auch schärft die Synode daß für öffentliche Sünder nur öffentliche Buße in Betracht kommt. Diese sollen, wie auch in dem eben genannten Beschluß zum Ausdruck gelangt, die Handaufleg~~ng~~B) von Karthag0~~7) vor der Apsis499)erhalten. Haben irgendwelche Personen Sünden verschiedener Art auf sich gela'den, so läßt die Synode von Laodicea, (zw. 343 und 383)600)auch ihnen nach vollzogener Buße Verzeihung ztiteil werden, wenn sie „irn Gebete des Bekenntnisses und der Buße"501) ausdauern und sich vom Bösen bekehrt haben. Zeigt sich P - 496) C. 31 = Regino 1 305. Vg1 F u c h s 3. Teil S. 83, H e f e l e Bd. 2 S. 58 [als Nr. 30 der 2. Rcilie von IIippo (393) aufgeführt] und R a u s c h e n S. 191. 496) C. 31 = Regino 1 296. Vgl. H e f e l e Bd. 4 S. 128; B i n t e r i m , Konzilien Bd. 2 S. 502; F l a d e , Germanen S. 18. 4 9 7 ) Siehe Anm. 496. Der hier in Frage kommende Teil ist in Regino 1 293 wiedergegeben. Vgl. auch die angegebenen Zitate aus F u c h s und H e f e l e sowie R a u s c h e n S. 222 [welche die Stelle als Beschluß von Hippo (393) bringen]. 498) Sie bedeutet hier natürlich die Rekonziliation (vgl. auch T h a l h o f e i E i s e n h o f e r Bcl. 2 S. 375). 499) Die Apsis ist die halbkreisfövinige, oben gewölbte und nach Osten gerichtete Ausladung der Basilika. Dort sta,nd der Altar, und der Bischof nahm bei Feierlichkeiten mit seinem Klerus a n dieser Stelle seinen Platz ein (vgl. B u c h b e r g e r Bd. 1 Sp. 577f. unter „Apsisu). Hier war im Mitteltaler auch der Ort für die Spendung des Bußs:rkrnnientes (vgl. T h a l h o f e r E i s e n h o f e r Bd. 2 S. 370). „Vor der Apsis" bedeutet demnach soviel wie „öffentlich vor der Gemeinde" (vgl. H i n s c h i u s Bd. 4 S.722 Anm. 3). C. 2 Regino I 308. Vgl. F i r c h s 2. Teil S . 321 rriid FTefele Bd. 1 S. 751f. (der aiich deii nicht ganz eindeutigen Wortlaut des Kanons ausziilegen sucht). "I) Ubersetzung von H e f e l e a. a. 0. E r bernerkt iiii Arischluß an del~ Synodalbeschliiß, daß nicht die ~a~kramentale Beicht in Betracht koiiirnf-. sondern „wohl jenes öfter vor Gott und der Geilieinde in1 Gebete wiederholte bußfertige Bekenntnis der begttiigeneii Sünden, welches der sa,kr;inientalen Beicht und Absolution voranging". Firchs n . rt. 0. iibersetzt: .,. . . mit Bekenntnis lind Reue im Gebete anhalten . . . " - 89 Walter Hellinger, Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm. jemand nachlässig bei Verrichtung der Biiße, darf man ihn nach einer Bestimmung in den Statuta ecclesiae antiquaso" erst geraume Zeit später wieder aufnehmen. Ein Pönitent asber, der gleich von Anfang an eifrig und beständig in der Buße verharrt, soll - wie -Hditgar503) bestimmt - sofort milder behandelt werden. Auch empfiehlt er504) dem Beichtvater, sooft er einem Sünder einen R:tt erteilt, ihm auch gleich einein Fasten oder Almosen bestehende Buße zu geben; denn es soll vermieden werden, daß nochmals nach hierbei zum Vorschein geliommenen Sünden gefragt werden muW und der Büßer sich dann vielleicht schämt, diese Siinden erneut zii bekennen. Ht~litgarsos)verpflichtet aber aiich die Beichtväter, \$Tenn sie jemanden durch Fasten büßen lassen, sich mit dem Betreffenden für eine oder zwei Wochen in dieser Bußübung zu vereinigen: cs soll ihnen niclit das gleiche zum Vorwurf gernacht werdcn, was der Herr den jüdischen Gesetzeslehrern vorgehalten hat. Diese hatten den Menschen unerträgliche Lasten aufgebürdet, die sie selbst nicht mit einem Finger berührtenso6). Der Büßende soll nbcr auch, wie Basilius in seiner Rege1607) mahnt, von Herzen :tufgenommon \verden gemiiß dem Herrenwort: ,,Freiit euch mit mir, denn ich habe m-in Schaf gefunden, das verloren wars0")." Mclden sicti Vcrheiratntc zur Buße, so dürfen sie nach Anordnung der 2. Synode von Arles (443)s") nur mit Zustimmung des anderen Ehegatten zugclassen werden610). Schließlich ist in diesem Zii- salnlnenhang auch zu erdrtern, wie derjenige zu behandeln ist, der für seine Sunden keine Biiße ableisten will. Aiif ihn bezieht Basiliiis in seiner das Wort des Herrn: „Er sei dir wie ein Heide und Z ~ l l n e r " ~und ~ ~ )das des Apostels: „Haltet euch fern von jedem Bruder, der ein unordeiitliches Leben führt und nicht iiacli der Uberlieferung lebt, die er von uns empfangcn hat6l3).'' Einige Kapitel befassen sich mit dem Verhalten der Ponitenteii bei und nach der Biiße. Ein Beschluß der Synode von ilgde (506)514), der eingangs auf die Handauflegung und den Ernpfang des Büßerkleides hinweist, schreibt vor, daß man alle vom Eriipfang des Bußsaliramentes zurückweisen soll, die nicht ihre Haarr abgelegt und die Kleidung geändert haben. Aiich sollen die Rußer. wie Papst Leo d. Gr. in einem Brief an den Bischof R~isticusvon N a r b o n ~ i e ~(458 ~ ~ )oder 459)616)verlangt, keine Handelsgeschaftc treiben. Der Papst erkennt zwar an, da13 der dabei erzielte Erwerb nicht unbedingt schimpflich zu sein braucht. Da aber bei solchcr Tätigkeit die Gefahr zur Sunde recht groß ist, solleii die Bußer lieber darauf verzichten und Verluste in I h u f nehmen. tlberhaupl halt es der Papst fur ratsaii1~17),daß jeder, der fiir Unerlaubte5 Verzeihung verlangt, sieh sogar Erlaubtes versagt, gerniiß dern Apostelwort: „Alles ist mir erlaubt, nicht alles ist mir fordrr- 88 . . jo2) C. 19 = Regino I 312. Vgl. F u c h s 3. Teil S. 471 und H e f e l e Bd. 2 S. 74 [bei beiden als c. 75 der angeblichen 4. Synode von Karthago (398) aufgeführt]. Vorrede zu Biicli G seiner Bußbücher = Regino I 309. Mersebiirger Pönitentiale = Regino I 298. Vgl. auch P o s c h m a n n , Kirchenbiiße I1 S, 105. "O") Vorrede zu Buch G der Bußbücher Regino 1297. Vgl. auch P o s c h m a n n , Kirchenbuße I1 S. 104. "OB) Liik. 11, 46. Antwort auf die 8. Frage (aus den kurzgefaßten Regeln) = Regino I 326 ( W a s s e r s c h l e b e n gibt C. 25 der Regel an). Vgl. Bibl. d. Kirchenväter (Thalhofer) Bd. 2 = 1 5 S. 188. 608) Luk. 15, 6, C. 22 = Regino 1307. Vgl. H e f e l e Bd. 2 S. 301 ( W a s s e r s c h l e b e n gibt ziim Zeitpunkt der Synode an, daß sie nicht später als 460 stattfand). Der Grund für diese Vorschrift lag darin, daß die eheliche Lebensgemeinschaft durch die Ableistiing der Buße stark beeinträchtigt wurde - (vgi. H i n s cliius Bd. 4 S. 722 Anin. 10). Bei öffeiitlicher Buße durfte nämlich die Ehe wahrend der Biißzeit, i n schweren Fällen do,rüber hinaus bis ans Lebensende, nicht fortgesetzt werden lind auch bei privater Buße konnte Enthaltsamkeit verlangt sein (vgl. P l ö c h l I S. 199, 211 und 368). 511) Antwort auf die 9. Frage (aus den kurzgefaßten Regeln; W a s s e r s c h i e b e n gibt Kapitel 28 der Regel an) = Regino I 328. Vgl. Bibl. d. Kirchenväter (Thalhofer) Bd. 2 = 1 5 S. 188. Matth. 18, 17. j17 2. Thessal. 3, 6. 514) C. 1 6 = Regino I 294. Vgl. H e f e l e Bd. 2 S. 663. 'I6) Südfranz. Kreisstadt (über ihre geschichtliche Bedeutung vgl. Bucfib e r g e r Bd. 7 Sp. 441). 'I6) Antwort auf die 11. Frage = Regiiio I 317. Vgl. Bibl. d. Kirchenvater (Thalhofer) Bd. 6 = 69 S. 4261., H i n s c h i u s Bd. 4 S. 722 Anm. 10 lllld F l a d e , Germanen S. 87. 'I7) Antwort auf die 10. Frage des gleichen Briefes = Regino 1 323. Vgl. ßihl. (1. I(irchenviiter (Thalhofer) Bd. 5 = 59 S. 425. 90 \'alter Die Pfarrvisitatiori nach Regino von Prüm. Hellinger, lichSl8)." Die gleiche Forderung stellt Regino in Kapitel I 322619) auf und legt ihr den Gedanken zugrunde, daß der Büßer, der Verbotenes getan hat, durch Enthaltung von dem ihm Gewährten Genugtuung leistet. Ganz allgemein gilt für die Ponitenten, daß sie nur dann richtig büßen, wenn sie Haß und Abscheu vor drr Sünde empfinden. Dies betonen Basilius620) und A u g u ~ t i n u s ~ ~ ~ ) . Letzterer ergänzt noch, daß alles, was vorher im Leben süß war, durch die Buße in der Seele bitter schmecken und, was den Leib ergötzte, jetzt im Herzen Qualen bereiten muß. Für die Zeit nach abgeleisteter Buße verbietet Papst Leo I. in seinem Brief an den Bischof Rusticus von Narbonne (458 oder 459)622),daW der betrrffende Bußer wieder zii weltlichem Kriegsdienst zurüclikehrt623),und verweist zur Begründung auf das Wort des Apostels: „Keiner, der für Gott streitet, befaßt sich mit weltlichen Geschäften"524). Wer das zu tun beabsichtigt, ist nicht frei von den Schlingen des Teufels. Auch die Frage, was einem Riiclifälligen zu geschehen hat, wird Iiier erörtert. In Regino I 324Sz6)heißt es ganz allgemein, daß auf jede Pfliclitverletzung aucli ein entsprechender Urteilssprucli zu folgen hat. Unter Hinweis auf fruhere Synoden wird noch in Regino I 321626)bestimmt, daß alle, die nach abgeleisteter Buße 1. Kor. 6, 12. Regino schreibt die Stelle Papst Gregor zu. \V i ~ s s e r s c hel b e n hat vergebens in dessen Schriften nach ihr gesiicht. M o ) Regel C. 1 8 (nrtch W a s s e r s c h l e b e n ) = Regino 1 326. "1) Sermo V11 cie tempore (die Sermones befassen sich mit den beweglichen Festen und Festzeiten des Jahres, vgl. B a r t i e n l i e w e r Bd. 4 S. 493) =: Regino 1327. 522) Antwort auf tlie 12. Frage = Regino 1318. Vgl. Bibl. d. Kirchenväter (Thalhofer) Bd. 5 = 59 S. 426 und H i n s c l i i u s Bd. 4 S. 723 Anm. 10. 523) Siehe ttiich P l ö c h l I S. 199. F l a t l e , ICleriis S. 48 weist tlarauf hin, daLi Iiier tlie S24) 2. Tim. 2, 4. Waffenlosigkeit des Büßers ganz ähnlich begründet wird wie die des Priesters. 626) Nach W a s s e r s c l i l e b e n ist es ein Exzerpt aus C. 7 der 6. Synode von Toledo (638). Zu diesem Beschluß vgl. H e f e l e Bd. 3 S. 90. 526)Nach W a s s e r s c h l e b e n handelt es sich um ein Exzerpt aus c. 5 eines Briefes von Papst Siriciiis an den Bischof IIimerius von Tarragona (385). Vgl. ßibl. d. Kirchenväter (Thalhofer) Bd. 2 57 S. 415 unct J o s e f L a n g e n , Geschichte der römischen Kirche bis zum Ponitifikate Leos l., Bonn 1881 (iin folg. zit.: Langen I), S. 613. "I) - 91 ,,wie Hunde und Schweine zu ihrem früheren Erbrochenen und Morast zurückkehren", als exkommuniziert und verdammt gelten sollen, bis sie zum Heilmittel der Buße und zur vergessenen Ordniing zurückfinden. Die Wiederholung der Buße ist also zulässig, was in der ältesten Zeit keineswegs selbstverständlich war627). In einigen weiteren Kapiteln wird geregelt, inwieweit Kleriker der Buße unterworfen werden dürfen. Wie die 5. Synodc von Karthago (401)628)und Papst Leo I. in dem bereits genannten Brief an den Bischof Rusticus von Narbonne (468 oder 459)"9) ü b e r e i n ~ t i m r n e n d ~festlegen, ~~) dürfen Presbyter und I>iakoric~ nicht gleich den Laien die Handauflegung empfangen. Gemeint ist natürlich, daß es nicht statthaft ist, sie in ö f f e n t l i c h e Buße zu nehmenS3l). Statt dessen sollen Gefallene dieses Standes, nrio Papst Leo hinzufügt, sich an einen abgeschiedenen Ort begeben, um sich Gottes Barmherzigkeit würdig zu machen. Hierbei ist an einen Aufenthalt im Kloster zu denken632).Es bedeutet jedoch lieincn Widerspruch, wenn in einem anderen Kapite1633) bei Regino, das den Beschlüssen der Synode von Orange (441)s3*)entnommen ist, gesagt wird, die Buße solle den Klerikern, die danach verlangen, nicht verweigert werden; denn man darf annehmen, daß wie auch Hefele vermutet636) - sich die Stelle nur auf die Privatbuße bezieht. Es ist nämlich als geschichtliclie Tatsache bekannt, daß die öffentliche Kirchenbuße nur bis zum Ende des 3. Jh.s auf Kleriker Anwendung fand, während die spätere Zeit fiir sie nur noch die Privatbuße kennts36). Vgl. 1'1 öc h l I S. 78. 5as) C. 11 = Regino I 314. Vgl. H e f e l e Bd. 2 S. 84 [hier a,ls C. 1 2 der 6. Synode von Karthago (ebenfalls 401) bezeichnet]. 628) Antwort ; ~ u die f 2. Frage = Regino 1316. Vgl. Bibl. d. Kirchenväter 59 S. 415f. und P ~ s c h m a ~ n Kirchenbuße n, I 1 S. 158 (Thalhofer) Bd. 5 (ilic Stelle wird hier als ltogino I 312 zitiert). 630) Anch die Uberschrift Reginos zu Kapitel 1 314 lautet ganz entsprechend. 681) Vgl. H e f e l e und Bibl. d. Kirchenväter (Thalhofer) a. a. 0. 632) P l ö c h l I S. 199 und Bihl. d. Kirchenväter (Thalhofer) a. a. 0. 633) Und dessen Uberschrift. 534) C. 4 = Regino 1315. Vgl. H e f e l e Bd. 2 S. 291. 696) A. a. 0. Siehe P l ö c h l I S. 79 und 199. - 92 Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm. Walter Hellinger, Im Ziisammenhang mit der Buße der Kleriker befaßt sich Regino auch mit den Mönchen, die ihrem Gelübde untreu werden und in die Welt zurückkehren. Wie die schon oben genannte 2. Synode von Arles (443 oder 452)537)bestimmt, können sie ohne vorlierige Buße nicht zur Kommunion zugelassen und in den Klerikcrstand aufgenommen werden. Tragen sie nach erfolgter Buße ein weltliches Kleid, soll man sie aus der Kirche verstoßen638). Obwohl die Mönche - wie sicli auch iius diesem Beschluß von Arles ergibt - nicht zum Klerus gehörten, kam für sie allgemeiner Ansicht nach auch nur Privatbußc in Frage; man stellte sie also in bezug auf die Buße den Klerikern gleich639). Unser Abt von Prüm sieht sich auch seranlaßt, von schlimmen Mißbräuchen bei der Verwaltiing des Bußsakramentes zu sprecheii. Er läßt in Sendfrage 39 den Visitator erforschen, ob der Pfarrer einem Büßer, der nicht würdig genug ist, aus Gunst, Freundschaft oder Verwandtschaft dieRekonziliation verschafft undihm ein Zeugnis über die Wicderaufndime ausgestellt hat540). Gegen ein solches Verhalten wendet sicli Hinkinar von Reims641) und setzt ihm den Fall gleich, daß der Pfarrer einen der Wiederaiifnahme wurdigcii Büßer aus Mißgunst von ihr ausschließt. Der Visitator hat aber auch - wie wir in Scndfrage 51 lesen - danach zu fragen, ob der Presbyter einen Biißcr etwa aufgefordert hat, Fleisch zu essen oder Wein zu trinken, ohne dafür ein Almosen gegeben zii haben. Ein solches Verhalten zeugt von falsch verstandener Nächstenliebe und ist geeignet, der Buße ihre heilsame Wirkung zii nehmen. Es ist daher ganz verständlich, wenn der iiin die kirchlichen Belange so sehr besorgte Kaiser Kar1 d. Gr.5") derartiger Unsittc dadurch 637) C. 25 = Regino I 319. Vgl. F i i c h s 4. Teil S . 574 und Hef e l e Bd. 2 S. 301f. 5a8) Schllißsatz des gleichen S~nodalbeschlusses= Regino I 320. Vgl. F u c h s iind IIeEele a. ;L. 0. 539) Vgl. P o s c h m a n n , Kirchenbnße I S. 201. 540) Ein solches Zeugnis ist bekanntlich dann von erheblicher Bedeutung, wenn der Bilßer zii einer anderen Gemeinde uberwechselt. C. 1 3 seiner Capitula = Regiiio I 215 (hier kommt niir die 2. 'tIalfte des Kapitels in Betracht). "2) C. 12 Y ~ ~ I I CI<i%pitnlnre S nn die Prenl~yter(iiaclieli 809) Regirio 1 262. Vgl. TIefele Btl. 3 S. 752; B i n t e r i in, Konzilien Bd. 2 S. 330: Flii d e Geriniirieii S. 22. - 93 zu steuern sucht, daß er jeden Presbyter oder Laien, der einein Büßer gegenüber keine Zurückhaltung üben kann, ein oder zwei Denare (je nach Beschaffenheit der Buße) entrichten läßt543). Hef ele5**) charakterisiert diese pekuniäre Verpflichtung direkt als eine Strafe. Auch wenn man nicht so weit gehen will, wird man doch zugeben müssen, daß es der Zweck dieser Vorschrift ist. jeden davon abzuhalten, einem andern das Büßerleben zii erleichtern. C) D i e Sterbesakramente. Besondere Vorschriften gelten für die Betreuung der in Todesgefahr schwebenden Kranken. Ihnen muß der Priester am Sterbelager die Beicht abnehmen sowie die Krankenölung und die eucharistische Wegzehrung spenden. So wurde es schon zur Zeit Reginos gehandhabt, wie seine Sendfrage 19 erkennen läßt. Dic Erkundungen bei der Visitation sollen Aufschluß geben, ob clcr Pfarrer die Krankeil besucht, sie rekonziliiert, sie mit heiligem Öl salbt gemäß der Anordnung des Apostels645)~ i n dihnen mit eigener Hand, nicht durch einen beliebigen Laien, die Kommunioil reicht oder ob er die Eucharistie einem Laien oder gar einer Fraii zur Uberbringung an den Kranken aushändigt, was frevelhaft wäre546). Was beim Krankenbesuch zunächst zu geschehen hat, sagt uns ein Beschluß der Synode von Nantes (658 bzw. 895)647). Der Priester, der rasch herbeieilen soll, wenn er von einem Krankheitsfall in der Gemeinde erfährt, besprengt nach seinem Eintreffen den Kranken und auch sein Gemach mit Weihwasser, woGebete ~ o r r i c h t e t 5 ~ Die ~ ) . aulSer den1 bei er verschi~dene~~8) Priester und dem Kranken Anwesenden müssen sodann das Zimmer verlassen. Mit freundlichen und sanften Worten redet der Priester -- 643) B i n t e r i n i spliclit in seiner Uberset,ziiiig von zwei oder drei Denaren. 544) A. 21.. 0. "5) .Ji~l<.0,1.1. 6") Vgl, zu dieser Scndfrage auch P e t e r B r o w e , Die letzte Ölung in tler a,benilländischen Kirche tles Mittelalters, in: Zeitschrift für katliolisehe Tlieologie, 13tl. 53 (1931) S. 524 i ~ n dF l t i d e , Germanen S. 36. 647) C. 4 = IZegiiio I 106. Vgl. I-Iefele Bd. 3 S. l o b iir~tl T h a l h o f e r E i s e n h o f e r Btl. 2 S.385f. In clem Beschluß einzeln ttufgefiilirt. 544) Es handelt sich hier um die Segnung des ICrankengemaches, dic eiligaiigs zu erfolgen hat (vgl. Thalliof e r - E i s e n h o f e r Bd. 2 S. 385). 94 Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm. Walter Hellinger, nun dem Kranken zu, sein Leiden in Gottvertrauen geduldig zu ertragen und es als Mittel zur Läuterung und Züchtigung aufzufassen. Er richtet an ihn die Mahnung, seine Sünden zu bekennen, für den Fall, daß er die Krankheit übersteht, Buße und Besserung zu geloben, zur Genugtuung sein Vermögen für Almosen zu verwenden, denjenigen, die gegen ihn gesündigt haben, zu verzeihen und den rechten Glauben zu bewahren, damit er an Gottes Barmherzigkeit nicht verzweifle. Darauf entfernt sich der Priester zunächst, damit der Kranke Zeit findet, über seine Siinden nachzudenken. Die gleiche Synodeb60) bestimmt auch, daß jeder dem Tode nahe Kranke, der seine Sünden bekennt, die Lossprechung unter der Bedingung erhält, daß er nach etwa erfolgter Genesung sich nach dem Maße seiner Schuld der Buße unterzieht. Daß dem Sterbenden der geistliche Beistand nicht verweigert werden darf, ist auch der Wille des Konzils von Nicaea (325)561),der 2. Synode von Karthago (390)562),der Päpste Siricius563), Coelestin I.5b4) und Leo d. Gr.bb5). - 660) C. 6 Regino 1107. Vgl. EIefele a. a,. 0. 661) C. 1 3 = Regino I 108. Vgt. I-Ief e l e Bd. 1 S. 417 (der diesen Beschlu5 näher erliiutert) sowie PI ö c h l I S. 201. 662) C. 4 = Regino I 110. Vgl. F u c h s 3. Teil S. 46 und I-Iefele Bd. 2 S. 49. Dje Synode ordnet insbesondere an, daB in solchem Falle bei Abwesenheit des Bischofs der Presbyter in dessen Auftrag tätig werden soll. 663) C. 6 (vorletzter Satz) eines Rriefes an den Erzbischof Himerius von Tarragona (385) = Regino 1 1 1 4 . Vgl. G a m s Bd. 2 , l S. 428 und P o s c h m a n n , Kirchenbuße I S. 59f. 664) AUSC. 2 eines Briefes an die Bischöfe Galliens (428) = Regino 1111. Vgl. Bibl. d. Kirchenväter (Thalhofer) Bd. 3 = E8 S. 391. 666) C. 4 eines Briefes an den Bischof Tlieodor von Forojuliun~ (452) = Regino I 109. Vgl. Bibl. d. Kirchenväter (Thalhofer) Bd. 6 = 59 S. 147 (Forojulium heißt heute Frejus und ist eine Rischofsstadt in der Provence; vgl. B u c h b e r g e r Bd. 4 Sp. 179 unter „FrQjus"). - Coelestin bezieht sich in diesem l(apite1 anf das ßiiWsaltrainerit, währen<i die niidorlt Stellen iiiir davon sprechen, daß die Wegzehrung gereicht werden soll. Sämtlicheri Anordnungen liegt aber wohl der gemeinsame Gedanke zugrunde, daW riisii den Kranken nicht mit seiner Sündenlast den Weg ins Jenseits beschreiteii läßt. Wie P o s c h m a n n , Kirchenbuße I S. 110 feststellt, verschafft allerdings nur die Wegzehrung die Wiederaufnahme i n die kirchliche Genieinschaft. --- Das gleiche Gebot, das die i n den Anin. 561-555 genannte11 Kapitel enthalten, finden wir auch in Regino 1120, das a m Schlu5 der Vorschritten über die Sterbesakramente behandelt wird (unten S. 100). 95 I>aß die A u s s ö h n u n g aber nur dann wirksam ist, wenn der Kranke tatsächlich stirbt, bringen der genannte Beschluß von Nicaea und die Statuta ecclesiae antiquabb6)zum Ausdruck567). Der Sünder, der die Krankheit überstanden hat, muß sich unter die Büßer einreihen und dann auf normalem Wege durch die Hand;buflegung die kirchliche Gemeinschaft zurückgewinnen. Buße und I(0mmunion sollen aber auch, wie Papst Leo I. noch ausführt65s), tiiriem Kranken gewährt werden, der bereits der Sprache nicht mehr mächtig ist, aber mittels Zeichen danach verlangt hat. Kann er seinen Wunsch dem herbeigerufenen Priester nicht einmal mehr durch Zeichensprache verständlich machen669), dann soll das Zeugnis von Gläubigen scjner Umgebung genügen, die seinen diesbezüglichen Wunsch kurz zuvor vernommen haben. Hat. einen Büßer nun doch der Tod ereilt, ehe er in diekirchliche Gemeinschaft wieder aufgenommen werden konnte, so darf für ihn nach einem Bcschluß der 1. Synode von Vaison (442)560) trotzdem das Meßopfer dargebracht iind dem Unglücklichen auch ein kirchliches Leiehenbegiingnis gewiilirt werden. Scheinbar im Gegensatz hierzu steht eine Anordnung, die Papst Leo I. in seinem Brief an den Bischof Rusticus von Narbonne (458 oder 459)561) gegeben hat. Er ist der Auffassung, daß die Behandlung eines dera,rtigen Falles dem Ge--. 666)C. 21 = Regino I 113. Vgl. F u c h s 3. Teil S. 471f. und Hef ele Bd. 2 S. 75 (beide bringen die Stelle als C. 78 der angeblichen 4. Synode voii Karthago ii. d. ,J. 398) sowie Plöclil I S. 201. Beide Stellen nehmen ihren Biisga,ngspnnkt voii der W e g z e h r u n g , die dem Kranken in der Todesgefahr gereicht werden soll. P o s ch manri a. a. 0. befaßt sich mit der Frage, wie das viaticum gegenüber der communio rechtlich zu bcurtcilen ist, da der wider Erwarten Genesende trotz der Wieder~~ufnahrne, die ihm auf dem Sterbebett zuteil geworden ist, nun doch i n den Stand der Biißer ziirückversetzt wird. E r stellt darauf ab, daß man das viaticurn a'ls eine commiinio besonderer Art betrachtete, die dem Sterbenden, obwohl tlie Vor;iiissctziin~enclazir fehlten, letliglich im Vertrn,ueri auf Gottes ~ariiilierzigkeitgewiilirt, wurde und iliin zum ewigen IIeile ~erhelfensollte. G68)C. 5 des unter Anin. 565 genannten Briefes = Regino I 112. Vgl. Hibl. d. Icirchenväter (Thalhofer) a. a,. 0. G69)Infolge seines Zustandes. 060) C. 2 = Regino I 116. TTgl. F i i c h s 4. Teil S. 664 und I-Iefele Btl. 2 S. 296. 97 Walter Helliiigc~~, Die Pfarrvisitation nach Regino von Priim. richte Gottes zu über1:tssen sei; für die kirchliche Praxis dagegen gibt er eine Richtlinie mit den Worten: „Wir jedoch können mit denjenigen im Tode lreine Gemeinschirft haben, mit denen wir im Leben keine hatten." Der Papst hat, wie man annehmen darf, einen thndern P d 1 im Auge als die Väter von Vaison. Diese denken wohl a,n einen Sünder, der sich mit Eifer der Buße widmet iind dabei vom Tode überrascht wird, er aber meint den Umständen nach einen Saumseligen, der grundlos die Ableistung der Buße hinausschiebt und darin nicht mehr rechtzeitig die Aussöhnung mit der Kirche erlangen kann. Dieser hat dann selbst durch sein frivoles Verhalten die schlimme Folge schuldliaft IierbeigeführtsG2). Den1 Süiidenbekenntnis des Kranken und der Lossprechung durch den Priester schließt sich nun die K r a n k e n ö l u n g an, wie auch in Regino I 117603) angeordnet ist. Der Kranke wird nach dieser Vorschrift auf der Brust und zwisclicn den Schulterblättcrii mit geweilitrm Öl im Hainen Ciottes gesalbt, wobei die dazugehörenden ~ ) . Papst Innozenz I. in seinen1 Gebete gesproclieii w e r d ~ n 5 ~Wie Brief an deii Bischof Decentius von Gubbio (416)56) darlegt, soll der Empfang dieses Sakramentes dem Kranken zum ewigen Heile gereichen, da es ihin Trost und Stärke bringt und auch die Vergebung der Sünde bewirkt. Als Spender der Krankenölung b ~ , zeichnet der Papst die PriestersG6), hebt aber unter Hinweis auf bestehende Meinungsverschiedenheiten hervor, daß dieses Recht selbstverständlich auch den Bischöfen zustehtse7). E r erwähnt weiter, daß Büßer die Krankenölung nicht empfangen dürfen, da es sich um ein Sakrament handelt und diesen der Sakramenteneinpfang allgemein versagt ist. Es können natürlich nur solche von Krankheit befallene Büßer hier gemeint sein, die nicht in Lebensgefahr schwebensG"; denn die andern sollen ja nach Anordnung des gleichen PapstessGg)auf dem Krankenbett die Versöhnung mit der Kirche erlangen. In einer Erklärung des Jakobusbriefes spricht Beda Venerabiliss70) davon, dali es Brauch ist, die Kranken im Namen des Herrn mit geweihtem Öl zu salben, er ermahnt sie außerdeni, ihre Sünden den Presbytern zu bekennen und Besserung zu geloben, damit sie ihnen vergeben werden können. Innozenz wie Beda betonen, daß das Öl, welches zur Spendung dieses Sakramentes Verwendung findet, vom Bischof bereitet sein muß. Wie der Pfarrer es sich beschaffen und es behandeln soll, ist in mehreren Kapiteln bei Regino eingehend dargelegt. Es finden sich hierbei auch Vorschriften bezüglich des Katechumenen8ls und des Chrismas671). Allerdings sind zur Zeit Rcginos die verschiedenen Begriffe nicht immer streng geschieden. Wie Hof meis t er672) betont, bedeutet das Wort ,,ChrismaR an verschiedenen Stellen 662) Vgl. hierzu auch I3ibl. (1. Kirchenväter (Thalhofer) a. a. 0. A n n ~ I. . 663) Die I-Ierkiiiift des Kapitels ist nach W a s s e r s c h l e b e n ungewiß. Zur letzten Ölung vgl. 11. n,. I I i n s c h i i i s Bd. 4 S. 135ff. 664) Der Ritus wiirde noch zur Zeit Reginos recht verschiedeii gehnndh a b t (vgl. T h a l h o f e r - E i s e n h o f e r Btl. 2 S. 387 iind I l o f m e i s t e r , Heilige Öle S. 152). 665) C. 8 ( W a s s e r s c h l e b e n gibt fälschlich das J a h r 404 an) = Ilegirio 1118. Vgl. Bibl. ti. Kirchenväter (Thalliofer) Bd. 3 = 58 S. 324f. Die Stelle wird i n der Literatur viel zitiert, u . a . bei T h a l h o f e r - E i s e n l i o f e r Bd. 2 S. 382, B r o w e S. 6lbf. iind P l ö c h l I S. 200. G G a ) T I I I I ~ Z ~ I I Z nennt Iiier ancii die Laien. A i i s tleni S e x t l&Wtsich aber nicht eindeutig ersehen, ob er sie iiiir als Einpfiiriger oder aucli als Spender des Sakraments bezeichnen will. In Bibl. d. Kirchenväter (ThalhoEer) a. n. 0. Anin. 2 wird die erstere Ansicht vertreten, während Beda Veneiabilis nnscheinend clie zweitgeniinrite SIöglichlieit annirnmt (in Regirio I 119, s. U.). Wenn Laien, wie es i m Altertum vorkam, eine Krankenölung vornahmeri, handelte es sich dabei jedenfalls nicht um das Sakrament der letzten Ölung, sondern nur iirn ein Sakranient,i~le(vgl. W e t z e r - Wel t e Bd. 9 Sp. 724 unter „Ölung, letzte"). 667)Daß auch der Bischof berechtigt ist, hielt inan deshalb fiir xweifelliaft, weil in Jak. 6,14, wo die ,,Promulgation" dieses Sakraments ( P l ö c h l I S. 80) erfolgte, iiitr von den Presbytern geredet wird. Innozenz erklärt die eigenartige Formulierung der Bibelstelle damit, tlaß die Biscliöfe voii jeher nicht in der Lnge waren, alle die Kranken aufzusuchen und diese Seelsorgepflicht gewöhrilich den Presbytern iiberlasseri mußten. Deshalb geht seiner Ansicht nach wohl aucli der Apostel voii dein Regelfalle aiis, d;i,B die Presbyter das Sakrainerit spenden. 6R" Es war tiairial:; iibljcli, die!;e;i Salirnraient ;irich deii niir leiciiter E r krariliten zii spenden; vgl. Bibl. d. ICirchenvater (Thalhofer) n. a. 0. Anin. 3. "O) Siehe Regino I 311 und Bibl. d. Kirchenväter (Thalhofer) a. n. 0. ~ ~ l l l 3. u. "O) Regino 1 119. Beda hat zur Auslegung der biblischen Bücher zalilreiche Kommentare und Abliandliingen geschrieben ( ~ g l .W e t z e r - TJTelt0 Ud. 2 Sp. 172 unter ,,Redri"). 671) Auch ,,Chrisam.. genannt. "'2) IJeilige Öle S. 20. 96 7 % < ' i ( w l ~ . i f lfiir I~rcliiseescliiciile.1,XXIX. K ; i i ~ .AI,(. X1,Vlll 98 Walter Hellinger, auch das KrsnkenölS73)).Während es sich bei dem zur Salbung der Kranken bestimmten Öl um reines Olivenöl handelt, besteht das Chrisma, das vornehmlich zur Salbung nach der Taiife Anwendung findet, aus einer Mischung von Olivenöl und Balsam. Der Pfarrer, der diese Öle zur Sakramentenverwaltung b ~ n ö t i g t ~ 7 ~ ) , muß immer mit ihnen ausgestattet sein; darauf dringt besonders die Synode von Orange (441)s7s)hinsichtlich des Chrisams für die Taufe. So ist es die Sorge Kaiser Karls d. Gr. in seinem Kapitulare an dic Presbyter (Aachen 809)676) und auch Reginos in seiner tfberschrift hierzii, daß jeder Presbyter sich am Gründonnerstag in die Bisehofsstadt begibt und zwei „Amp~llen"~77)mitbringt, das eine Gefäß zum Empfaiig des Chrisams, das andere für das Katechumenen- oder Krankenöl678). Jedoch brauchen, wie Ludwig d. Pr. in seinem Kapitulare an die Bischöfe (Aachen 817)579)einräumt, alle die Presbyter, die mehr als 4000-5000 Schritt entfernt wohnen, nicht persönlich zu erscheinen, sondern können sieh jeweils durch einen ihrer Mitbrüder vertraten lassen, der 673) Schon deshalb lind aus Gründen der Zus:tmmengehörigkeit ist es iingebraclit, liier nicht nur die sich aiif das Krankenöl beziehendeil Vorschriften, sondern alles, was Regino bezüglich der heiligeil C)le iii :;eine Snininluiig rtufgenoiiinien hat, wiederzugebe~i. 674) Rlit hl. Öl vrercicn aiich, wie in Regino 1 73 (s. 11. Auiii. 586) hervorgehoben wird, die Röriige lind die Priester gesalbt,. 676) C. 2 Itegiiio I 79. Vgl. H e f e l e Brl. 2 S. 292. Die Synotie führt weiter aus, daß der Mensch nur einmal, und zwar bei der Taiife, init den1 Chrisam gesalbt wird. Wiirde die Salbiing dort uiiterlasseri, hat sie bei der Firmling zu erfolgen. Diese Praxis übte man, wie I i e f e l e n.. a. 0. beiiierkt. in Gsllieri, wiillrenil in Itoni bei der Taufe und dazu iiocli bei tlcr Fiiiniinr init Chrisarri gesalbt wurde. 67s) C. 17 Regino 176. Vgl. Flefele Bd. 3 S. 753; B i i i t e i i i n , Konzilien Bd. 2 S. 330; B r o w e S.518 Anin. 9; H o f m e i s t e r , Heilige i)le S.40. "7) Es hnriilclt sich iirn eigens zia den1 hicr angegebenen Zweck host~iniiiit~e (.:efiLDe (vgl. ß i i c h b e r g e r 13d. 1 Sp. 376 unter , , h i i ~ p i ~ l l e ' ~ ) . 678) Wie Ilef c l e lind B i n t e r i i n a. a. 0. bemerken, gebrauchte iri:Lri dani:ils ~~iisclieineiiil eiri iiird d:isselbe 01 bezüglich der T a i i f l i i ~ ~\vie e der Krnrilten. IIeuCe bes1,elit iii dieser ITinsiclit eiiie Trcniiuiig, so dtiß iiisgcsaint drei (>eIiifie ziini I<;iiipf:~ngder heiligen dle riot~veridig sintl. Ailcli erfolgt die Weilic? (los K;itcclsuineilen- lind I<r;~nlteiiij!s nicht gleichzeitig iiiiici'lialb tier Crrüiitloiiiicrst:ig:i111es:ie (vgl. tl,zzil 'Pli a l l i o f e r - E i s e n l i o f e r Hti. 1 S. 62'if.). "9) C. 18 ncgino 1 77. Vgi. I-iefeie Ud.4 S . 2 7 iin<t Biriterirll, Konzilien RII. 2 S. 368. - - - Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüni. 99 das Chrisma für sie empfängt und ihnen überbringt5*O). Die synode von Vaison (442)5s1) gestattet auch, daß ein Diakon zur Bisohofsstadt reist oder ausnahmsweise ein Subdiakon zur Empfangnahme dorthin entsandt wird. Ob letzteres mit dem Willen Reginos übereinstimmt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden: denn er spricht in den Uberschriften, die er den einzelnen Kapiteln vorangestellt hat, nur vom Presbyter und betrachtet demnach nur ihn als zur Abholung der heiligen Öle befugt und verpflichtet682). Auch kann nichts daraus hergeleitet werden, daß er diesen Beschluß von Vaison in seine Sammlung eingefügt hat. Wie nämlicli seine uberschrift hierzu erkennen läßt, hat er ihn wohl nur deshalb übernommen, um die in seinem ersten Teil enthaltene Anordnung zur Geltung zu bringenss3). Die Synode verlangt zu Eingang des Beschlusses, daß nur beim eigenen Bischof und nicht bei einem fremden, den man lieber aufsuchen würde, weil er in der Nähe seinen Sitz hat, jeweils kurz vor Ostern das Chrisma zu erbitten ist. Es besteht also in dieser Hinsicht eine ausscliließliche Zuständigkeit des Diözesanbischofs, Die Synode von Meaux (845)684) verbietet den Bischöfen und ihren Gehilfen, für das Chrisma sich etwas bezahlen zu lassen oder irgendein Geschenk anzunehmen; sie hält cs aber für geziemend, daß die Presbyter sonst zu passender Zeit ihren Bischöfen als Zeichen der Ehrerbietung 680) Der Schlußsatz des Kapitels betrifft nicht unmittelbar das hier zu behandelnde Thema und sei nur der Vollstandigkeit wegen genannt. E r lautet (nach H e f e l e ) : ,,Um Unterricht zu erhalten, sollen sie nicht in der Quamages, sondern zu einer andern Zeit vom Bischof in die Stadt berufen werden". 6 8 1 ) C. 3 = Regino I 78. Vgl. F i i c h s 4. Teil S. 666 und H e f e l e Bd. 2 S. 297. 682) Allzu streng wird wohl auch Regino in dieser Hinsicht nicht gedacht habeil; denn es dreht siclt ja dabei nicht uiir eine Ilaridliiirg, die Arisfluß aer Weiliegewalt ist, vielmehr ging es haiiptsäclilich dariim, da13 die Abholung durch vertr:~iienswürdige Persoiien erfolgt. - Heute dürfen ,,treukatholisclie 1,aien" ohne weiteres damit beaiiftra.gt werden (vgl. B u c h b e r ger Bd. 7 Sp. 702 unter „Öle, heiliee"). ~,, 683) Also nicht, um die Frage zu regeln, wer mit der Ablioliing der heiligen Öle beauftragt weiden darf. "') C. 46 = Reginn 1 7 5 . Vgl. I I e f e l e Bd. 4 S.1113sowie H o f m e i s t e r , Heilige Öle S. 232. Die Pfa,rrvisitation nach Regino von Prüin. otwas zuwenden. Das empfangene Chrisma muß, wie in Regino 1 73.8') zum Ausdruck gelangt, gut verschlossen aufbewahrt werden, damit nicht Unbefugte sich daran vergreifen können, um es zur Beeinflussung und Fälschung von Gottesurteilen zu verwendenGa6). Stellt ein Presbyter jemandem das Chrisma zu diesem Zweck zur Verfügung, soll er, wie Kar1 d. Gr. in seinem Kapitulare von Aschen (809)687)befiehlt, seines Grades verlustig gehen und die Hand verlieren. Nach der Krankenölung wird, wie in Regino I 120588)festgelegt ist, dem Sterbenden die Wegzehrung gereichtG89).Der Presbyter m u ß für diesen Zweck, wie wir schon gehört habenGgo), immer eine --Eucharistie in der Pyxis bereit haben. Auch darf das viaticumregelmäßig nur vom Priester gespendet werden""). In Hegino I 121692) wird nämlich unter Hinweis auf pflichtwidriges Verhalten einiger Priester, welche die göttlichen Geheimnisse anscheinend geringschätzten, als verwerflich hingestellt und ausdrücklich verboten, daß der heilige Leib des Herrn einem Laien, geschweige denn einer Frau vom Presbyter, der doch eigenhändig dem Kranken die Kommunion reichen müßte, mit dem Auftrag übergeben wird, ihn 6 8 6 ) Regino schreibt das Kapitel einer Synode vor1 Tours zu. W a s s e r s c h l e b e n bezeichnet die Herkunft der Stelle als unbestimmt. Zu ihrem Inhalt vgl. F l a d e , Erziehungsbeiniihen S. 238 und L e i t m a i e r S. 39 und 57. 68e) Man hat es eingenommen oder aridern eingegeben, um ein günstiges Ergebnis beiiii Ordal herbeizuführen. Uber solchen hIißbrauch, wie er damals vorkam, berichten F l a d e lind L e i t m a i e r a. a. 0. sowie H o f m e i s t e r a . a. 0. 687) C. 10 = Regino 1 7 4 . Vgl. Bölinier S.198, F l a d e a. a. 0. und H o f n i e i s t e r a. a. 0. S. 237. 588)N:ic,h Witss e r s c h l e b e n unbestimmter Herkunft. 689) D:iß auf die Ölung die Wegzelirurig folgt, ist keineswegs selbstverstknill~cli.Diese Reihenfolge war :illerclings, wie R r o w e S. 550 mitteilt, ,:in1 Frü11niitiel:iltt:r iinü tlarüber iiinaiis clic IierkBmiriliclie iirid zienilich a>llgernein iihliclie". Es fand sich aber auch, vor allein in späterer Zeit, gerade das TJrngckelirte. Xiiliorcs siehe iii B r o w es tiefschürfciider Untersiicliiing auf S. 550ff. 690) Sielic Itegiil« 1 70 rcnd 7 1 bei den Vorschrifteii iibcr die Pyxis (obeii s. 33f.). 5 @ 1 ) VgI. (iazti iiiich Pliichl I S. 360. G9z)Itegiiio schreibt oie Stelle einer Syiiotle voii Reiins zu. Wa,ssers c h l e b eil Ii:it sie {inter dcii Reimser Beschlüssen riicht gefunden. 101 dem Kranken zu überbringenG93). Diese Personen dürfen auch nicht die Sakristei betreten oder sich dem Altare nähern. Schließlich sei noch hervorgehoben, daß der Presbyter seinen Dienst am Krankenbett unentgeltlich zu verrichten hat. Dies bestimmt die bereitsGe*) behandelte Sendfrage 20, welche auch hinsichtlich der Taufe und des kirchlichen Begräbnisses ein gegen die Entlohnung gerichtetes Verbot aufstellt6g6). 3. Sortstige Amtspflichten. a) D a s k i r c h l i c h e Begräbnis. Hat der Kranke oder sonst einer der Gläubigen das Zeitliche gesegnet, kommt dem Pfarrer die Aufgabe zu, für ein den Vorschriften der Kirche entsprechendes Begräbnis zu sorgen. Innerhalb der Sendfragen ergibt sich diese Verpflichtung nur mittelbar aus der zuletzt genannten Sendfrage 20, die dem Pfarrer eine Gebühr für diese Amtshandlung ausdrücklich abspricht. Jedes Zuwiderhandeln gegen dieses Verbot wird in Regino I 1296g6) als Simonie gebrandmarkt, und es wird betont, daß die von Christus unentgeltlich empfangenen Gaben auch in gleicher Weise, also ohne jedenLohn, ausgespendet werden müssen. Papst Gregor I. in seinem Briefe an den Erzbischof Januarius von Cagliari697) (599)698),unter Bezugnahme auf ihn die Synode von Neaux 683) Vgl. auch F l a d e , Germanen S. 36. 604) Boi den Vorschriften über die Taufe (s. o. S. 78f.). 685) Vgl. F l a d e , Klerus S. 66f. und Hof m e i s t e r a. a. 0. S. 233. Recht eingehend untersucht B r owe S. 626ff. für die Zeit des IVlittelalters die Cebührenerliebung bei kirchlichen Amtshandlungen, insbesondere hinsichtlich der Erteilung der Sterbesakramente. 696) Regino schreibt die Stelle der Synode von Tribur zu. W a s s e r s c l i l e b e n hilt sie unter (teil Rescliliissen dieser Synode niclit gefuncien. (D:rs liiipitel wurde schon bei den Vorsclirifteri zur Taufe untl Iiomniuriiori erwähnt.) Ziir deutschen obersetzung vgl. B i n t e r i i n , Konzilien Bd. 3 S. 211. - Das vorangehende Kapitel I 128 bei Regino wendet sich i n seinem zweiten Halbsatz ebenfalls gegen eine Bestattungsabgaho. Für seine Herkunft gilt da,s gleiche wie bei Regino I 129. 697) Reute die Hauptstadt von Sardinien. 6g8) Brief 3 = Regino I 123. Vgl. Bibi. d. Kirchenvater (Tlialhofer) Bd. 2 -- 41 S. 431. 102 Walter Hellinger, (845)6D9)und auch die Synode von flantes (658 bzw. 895)'jo0)beziehen dieses Verbot iiisbesondere auf eine Abgabe für die Begräbnisstätt e. Papst Gregor und die Väter von Meaux bezeichnen es übereinstimmend als pflichtvergessen, für den Boden, ,,welcher der Verwesung eingeräumt wird", einen Preis zu fordern und „aus der Trauer anderer Leute sich einen Gewinn" z11 verschaffenßO1). !)aß ein Pfarrer versucht sein konnte, für den Begriibnisplatz e t ~ v i ~ s z u verlangen, ruhrt davon her, daW die Friedhöfe iim die Kirchen herum angelegt wiirden und viele Glaubige damals bestrebt waren, sogar im Innerii der Kirche odcr ~venigstensin der Vorlialle den Ort ihrer letzten Rulic zu Bei dieser Sachlage ist es ganz verständlich, wenn der ebengenannte Papst zulaßt, da5 ein Presbyter, der fiir einen Verstorbenen dns Begräbriis innerhalb der Kirche erlaubt hat, von den Eltern, hnverwandteii odcr Erben eine freiwillig c Gabe für den Lichterverbrauch der Kirche mnimmt. Die gleiche Richtung schlägt die Synode von Nantesßo3) ein. Sie duldet eine Zuwendung aii die Kirclie, in deren Vorlialle ctcr Verstorbene beigesetzt wurde, wenn dieser es zu Lcbzeiten angeordnet hat odrr werin diejenigen, die naelii seinem 'rode zur Vrrteilung von Almoseii aus seinem Vcrmogen berechtigt sind, aus eigenem Aiitricb sich dazu bereitfinden. 1)ie Vktrr vonMeatix"04) rrlrlären sich gnnz allgemein damit rinverstandeii, dal3 iliif C;chei[j des inzwischen Verstorbeneil die Ver~v:tndtcii oder Erben die Kirche niit eiiier milden Gabe hedenItcii. Papst Gregor \vic dir Väter von Mcaux scl.iarfen aber in diesem Zusammenhang nocliinals ein, daß auf lreinen Fall irgendcin Zwang zu solcher Leistung ausgeubt werden darf; denn die I(irc1ie IrOnnte sonst als liziuflicli angesehen werden, und die kirchlichen Organe Itoniiten in den Verdacht geraten, bei Todesfallen Frcude zri ernpfindiln, ~scilsir 599) C. 72 - Itegi~io1 124. Vgl. 1Iefele Bd. 4 S. 118, Fl:i d e , Geriiinneii S. I t ; iin(1 I>iiilipp lIoi"iiieister, Das Co(.teilin:is als Regriil~iiisstiiite,jii: iircliiv fiir 1~:ltiioiisciiesI<ir~lieiireclit,,Ud. 111 (1931) S. 449 iillti 460. 60°) C. G = Regino I 127. Vgl. 1 - I ~ f ~ Bd. l e 3 S. 106 iiiid I l o f i i l e i s t e r 1i. a. 0. S. 457 iiiid 460. 6oi) Das wörtlicli Zitierte ist der f f b e r s e t z ~ i nder ~ ßibl. (1. I<irclieill~;tcr (Thalliofcr) e~it~nonimen. 602) Sie110 a1io11 TlialIioFer-Eisenliofer Htl. 2 S. 464. 903) h.I , . 0. (Regino I 127). 604) i\. a. 0. (Regino I 124). l)ie l'farrvisitatioii ii:~cli Regiiio von Pruiii. 103 daraus Nutzen ziehen. Wenn es sonach vom kirchlichen Standp~inkt auch erscheint, die Beisetzung in der Kirche oder in deren Vorhalle zu gestatten und dafür eine freiwillige Gabe anzunehmen, geht das Bestreben der maßgebenden Stellen -- wie mehrere andere Kapitel bei Regino zeigen - doch gegeii die Wahl eines soIelien Begräbnisortes. Die Synode von Nantrsßo5) wohl auch die von Arles (813)606) sowie Kar1 d. Gr. in seinem KaPitiilnrc an die Presbyter (Aachcn 809)607)b r t ~ i i c nden Grundsatz, da13 ltrin Toter in der Kirche beigesetzt werdrii dt~rf.Aucli Rcgino bringt dies in der tfbcrschrift zu letztgenannter Quellenstelle zum Ausdruck. Wahrend aber die Synode von Nantes urirrbittlich daran festhalt, daß fur die Beisetziing innerhalb clei Kirche oder nahe beim Altar, „wo der Leib und das Bliit des Herrn brreitet wird", eine Erlaubnis nicht in Betracht ltomiiit. räilmen die Vater von Mraux608) diese in der Kirchc ein, wc/iiu ein Bischof oder Presbyter den Verstorbenen auf Grund seines Lebenswandels deren £ur wurdig erachtet. Sie warnen abcr davor, daß jemand ohne weiteres sich herausnimmt, „gleichsam nach ererbten1 Reclit" einen beliebigen Toten in der Kirche zu brgraben. Dir Forniulierung, welche die Synode für ihr Verbot hier wählt, 1aWt sich nur vo1ii Eigeiikirchenwesen her erklären. Die EigenkircticriIicrren beriefen sich nzimlicli, wie S t u t z und F l a d e schildernß09), :~ufalte tfberlieferiiilg und betrachteten es als tiefeingewurzcltes Recht, „sich innerhalb ihrer Kirche begraben zu lassen uiid gegen oder ohne Entgelt anderen eine Grabstatte darin zii g o ~ a h r e n " 6 ~ ~Bei ) . dieser Sachlage hatte es die Kirclic n:btiirlic>li 606)A. a. 0. (Regino I 127). 606)C. 21 = Regino I 126. Vgl. H e f e l e Bd. 3 S. 757 und IIof liieistet d :L.0. S. 4GOf. I n dieseln Besrhluß heißt es allerdings nur, daß hinsichtlich tlei Beerdigung in den Kirclicn die von den altehrwurdigen Vatern fest~ e s e t z t eOrdnung gelten solle. Nach dem Zusammenhang, iii deiii $ich die ~Leilehefindef , ist nnzu~icliiiien,d:iß lirer auch das Verbot der Rciqptziir;~. 111 tler K~rclieaiisgesprochrn wird Jii dicieiii Siiiiir E I lii <ri:c 11 I! o f m t.1 it r r '1 a. 0. die Stelle auf. 607)C. 14 = Regino I 125. Vgl. H e f e l e Bd. 3 S. 757; ß i i i t e i i i i ~ ,Koiifl!ien Bd. 2 S. 330; I l o f r n e i s t e r a. a. 0. S. 468. '08) A. :L. 0. (Regino 1124). 'Oe) Vgl. S t u t z , I I e n c f ~ z ~ a l i ~ e $. , ( l 272 ~ ~ ~ O W I PFlrt d r Kielili h W1 iiriti (;orinaiici~ S. 16. 'I0) F l a d e , Kleins S. 81, 106 Walter Hellinger, Die Pfarrvisitation nach IZegino von Prüm. reclit schwer, ihren entgegengesetzten Standpunkt durchzusetzen. Wenn sie auch ihren Grundsatz, daß niemand im Gotteshaus beigesetzt werden darf, unentwegt verfocht, war sie - wie auch unser Beseliluß von Meaiix zeigt - doch da und dort zum Nachgeben gezwongcne1l). Als ordnungsgemäßen Bestattungsort bezcjchnet die Synode von Nantes die Vorhalle oder den Säulengang der Kirche oder - wie es gleichfalls in Regino I 128612) heißt den Platz um die Kirclic613). Schließlich wendet sich der Bcseliliiß von MC~LIIX mit scharfen Worten noch gegen solche, die Gebrine von Toten aus dem Grab entfernen oder die Bestattung eines Verstorbenen dnrcli unbedachtsame Handlungen stören. Die Toten sollen vielmehr in dem Grab, das man ilincn auf gottliche Anordnung gewahrt, ungestört bis zum Jiingsten Gericht verbleiben. Wer dies unbeaclitct laßt, frevelt nicht nur gegen das Gesetz Gottes, sondern auch gegen staatliches Reclit und ist als Grabschander des Todes wiirdig. vernehmen616). Er fügt noch hinzu, daß die Gläubigen von diesem Wasser in kleinen Gefäßen etwas empfangen und mit nach Hause nehmen dürfen, um es durch ihre Fluren, über das Vieh, in die Ställe und gewiß auch über Speise und Trank zu sprengen. In einem Kapitel bei Pseudo-Isidor617), das ebenfalls dic durch Gebet erfolgende Wasserweihe den Priestern zur Pflicht macht, wird darauf hingewiesen, daß Salz in das Wasser einzustreuen ist. Es wird daran erinnert, daß einst der Prophet Elisaus Salz in die Wasser Jcrichos warf, um deren Unfruchtbarkeit zu heilen618). So soll auch, wie Pseudo-Isidor erhofft, die ,,Unfruchtbarkeit der menschlichen Dinge" durch dieses Wasser beseitigt werden. Als weitere Wirlruiigen nennt er innere Reinigung und Heiligung, Mehrung des Guten, Abwehr des Bösen und schließlich Schutz vor den Einfliissen der Dämonen. 104 b) Dze Weihwasserb~reatung. Zu dcn Uenediktioricn6l4), die dem einfachen Priestri uberlnssen sind, zlililt die Bereitung des Weihwassrrs. In Senclfrngc 36 wrist Rrgino dem Visitator die Aufgabe zu, daruber zu wachen, ob der Pfarrer an jedem Sonntag vor der 1IivlrBfcic.r das Weihwasser, init wclclicin das zrir Kirche lcoinm~ndrVolk besprengt wird, in eiilrm sauberen Gef¿iß und mit gebulirerider Weilic zubereitet. Icnst mit drn glrichcn Wortcn laßt sieh auch Hinlrmar von Reims616) Sielie ebenfalls F l a d e a. :L. 0. Bereits oben genannt, iils vor1 dein Verbot einer Bestattungsgebühr die Rede war. 613) I m Texte \ V a s s e r s c h l e b e i i s steht zwar ,,exedra." (bedeutet in diesem Zusainmenliairg „Apsisu). Man wird aber ruhig niit P l a d e , Gerrn;riieir S. 16 den von \Vasscrsclile'r~eiiin hnrii. 355 angegebenen abwcichendori Text Eiir richtig halten tliirfeii. iZii die Stelle vor] ,,exetlra ecclesine" ist dann „extra occlesiaiii" zu setzen. '314) Dies sind Segnungen bestimmter Personen (z. B. beini Begräbnis die Einsegnung der Leiche) oder von Sachen (wie die hier zu besprechende Wasseuweiho). Sie zählen zu den Saltrl~riienta.lioii. Näheres sielie U. a. bei T l i a l h o f e r - E i s e i i l i o f o r Bd. 2 8 . 463ff. 61" C. E) seiner Capitiila Regino 1 214. Vgl. auch T h a l h o f e r - E i s e n 11of e r Bd. 2 S. 478 und B u c h b e r g e r Bd. 10 Sp. 7631. (unter „\Vasser"). "2) - C) D i e Breuierpf Eicht. Regino liegt es auch ixm l-ierzen, daß der Presbyter zu den einzelnen Tagzeiten das Stundengebet ordnungsgemäß verrichtet. So weist er iil Sendfrage 20 den Visitator an, darauf zu achten, ob tler Presbyter die erste, dritte, sechste und neunte Stunde reclit616) Wie T l i a l l i o f e r - E i s e n h o f e r a . a . 0. erwähnen, geht es hier u m die ailch heute übliche Austeilung des Weihwassers vor dem sonritiiglichen Ilauptgottesdieilst. Nt~clidein Wortlaiit der Sendfrage und des llinkmarschen Kapitels könnte inan noch an die eigenhändige Besprengung der Gläubigen aus einem arn Eingang der Kirche bereitgestellten Weihwassergefäß denken. Es ist aber wohl nicht anzunehnien, daß hier der Brauch, heim Betreten der Kirche Wei1iw:~sser zu nehmen, geineint ist; denn er hat sich erst in der Zeit nach Regino vollends herausgebildet. Für die hier vertretene Aiiffassung spricht zudem die bei W a s s e r s c h l e b e n in Anin. 1 2 zu Sendfrage 36 zitierte Textabweichuiig, die beziiglich des Volkes den Zusatz enthält: et stans in ecclesia'. Diese Ergänzung hezieht sich also auf das in der Kirclic! schoii :tiiwcseride Volk: Es soll saiiit den Gläilhigen, tlie gerntle tlie Kirche betreten, init \FTeihwasscr besprengt werden. 'I7) Regino 1213. In lateinischem Text auch bei T l i a l h o f e r - E i s e n h o f e r it. a. 0. wiedergegeberi. 'I8) 4. 1Cg 2,20. Vgl. auch T l i r t l l i o f e r - E i s e n h o f e r Rd. 2 S. 476, ur" veriirerkt wird, daß nicht dieser Bericht aus den Königsbiicliern die gebräucliliche Beimischung des Salzes veranlaßte, sondern der Glaube a n die „Dän~onenurld die Krankheit versclieiicliende Kraft des Salzes, den das (Jhristentum bei den Röinerii vorfand". 106 Die Pfarrvisitation nacli Itegino voii Pruiii. Walter Hellinger, zeitig mit der Kirchenglocke ankündigt und die geschuldete Folge absingtßlQ).In Sendfrage 28 macht Regino darauf aufmerksam, daß der Presbyter sogar nachts aufzustelien hat, uni sich den Gebeten der Matutin mit Laudes zu widmenNo). Auch Hinkmar von Reims6") spricht von der Brevierpflicht und weist daraiif hin, daß der Presbyter ihr im Zusammenwirken mit scincn Schillern in feierlicher Weise genugen soll. Die Ordnung des Stu~idcizgebctes wird in Kapitel 16 der benediktinischen O r d e n ~ r e g e l ß wieder~~) gegeben, wo Benedikt des Propheten Wort „Siebenmal des Tages singe ich dir LobaBz3)zitiert. Hier werden allerdings fur die Nacht sowie außer der Matutin noch ein besonderer Nachtgottesdie~ist~~~) die an die Non sich t~nschließendenTagzeiten der Vesperßz6)und Komplet626) genannt. Man wird aber wohl zu Recht annehmen konnen, daß die beiden letztgenannten Tagzeiten schon zur Zeit Reginos auch beim Weltklerus eingelulirt waren, obgleich Regino ~~). sie eigenartigerweise in seinen Sendfragen nicht e r w a l ~ i i t ~Der besondere Naclitgottcsdieiist durfte wohl schon zu Lebzeitcii unseres Prumer Abtes auf den frulien Ilorgci~verlegt u11d mit der 619) E S geht hier ~1111 die I'riril, Terz, Sext; riiici Soli, die V011 rliorgens G ZJlir a n (dies war iitrcli der riirriischeri Zeitrecliiiiirig die erste Stunde des Tages) jeweils iili hbstantl von drei Stunden ge1i;ilteri wiirderi. Wie die Senilfrage zeigt, h a t t e der Pfiirrer daiiiiils tliese Stiiridengebete, tlie ziirn großen Teil aus Psalniengesaiig besti~iicieii,öffontlicli i n tler J<irc.he zu verricht'eii lind nuch tlie Geriieinde durcli den Riif der üloc,lte dzizu eiiizuladen. I n dieser \?reise wird lieut,e noch iii tien Iilijstern das Cliorgebet der I?I öiiclio gepflegt. - Zu dieser Sendfrage siehe aucli F l a d e , Kleriis S. 76. 620) E S hitndelt sich uni tli~s auf tiic Nacht eiitf;illende Stiindengebet,, (las heute i n den meisten Iclöstern iri tleii friilien 3Iorgeristundeii rerrichtel wird. Dies geschah wolil --wie sich iiiis Kiipitel 1 211 ergibt (s. U. Anin. 621) - z u r Zeit Reginos beirn JVeltklerus in gleicher JVeise. Vgl. aucli T l i o i h o f e r ISisenliof e r Bd. 2 S. 574 uriti F l a d e a. n. 0 . 621) C. 9 seiner Capitiila (bereits genannt, als voll (ler Messe die Retlc wrir) = Liegiiio I 211. TIier wird : i ~ i ~gesagt, li tln B tiic 3lntiitiii frii11iiior;rrns r:c,fci~i~t \vird. "2) Regino 1 187. Vgl. V . Hiilt1ias;ii S. L;:?. ""9 I's. 118. l(i4. 824) Siehe Iiierzit t~iicliSli:i 1 liof e r - E i s enliof e r 13tl. 'J S. 625. Sie findet nach iirisorer Zeit,recliiiuiig gewühiilicsli :in1 !S 1:lii' .;t;it.l.. "26) Sie wird in tler Kegel iirii 20 ü l i r geli:ilte;i. 1I)iese ?iiiffnssiiiig o r g i l ~ t sicli :iiicIi niis Si:it b ci.1 I3ii 11iii e r . ( : P schictit,e des Ilro~~iei.:;,Ii'reibiirg 1896, p:issiiii, insbes. S. 253. 107 ~ a t u t i nverschniolzen gewesen Wie wichtig die Erfüllung der Brevierpflicht ist, zeigen ci~iigcKapitel unserer Quellcnsammlung, die eine strenge Bestrafung der Säumigen vorsehen. Wie die Statuta ecclesiae a11tiqua6~~) bestimmen, sollen Kleriker, die, ohne lirank zu sein, bei den Vigilienß30) fehlen, ihrer Einkiinfte verlustig gehen. Die Synode von Vannes (465)631) schließt in einem Falle dieser Art632) den Kleriker für sieben Tage von der Koiizmunion aus, und die Synode von Agde (506)633)hält es für angcbracht, daß dem in seiner Brevierpflicht säumigen Kleriker niir die Fremdenkommunionß34) gereicht werde. d) D i e B i t t p r o z e s s i o n e n . IJnter Ziffer 56 und 57 der Svndfragen lesen wir nur „De litania inaioreL'und „De rogatioriibus". Wie sich auch aus den zugehörige11 Quellenstellen ergibt, sind hiermit die Bittprozcssionen vor Christi Die litania maior, die gcgcnüber d ~ i i Himmelfahrt gemei11t~3~). es)Vgl. S l i a l h o f e r - E i s e n l i o f e r Ud. 2 S. 574 uiid lliiuiiier S. l(;O. C Z g ) C. 35 = Regino I 183. Vgl. F u c h s 3. Seil S. 468 uiid IIef e l e Bd. % S. 73 (beide briiigeii die Stelle als C. 49 der arigebliclien 4. Syiiode vor] Karthago riiis dein J:ilire 398). Dies war die iirspriirigliche ßezeiclinuiig iiir den Narlitgottesciierist. 14 =: Regino 1 186. Vgl. l f e f e l e Bd. 2 S. 596. e32) Hier werden allerdings nicht die Vigilien gerraiirit, sontlerrr niir t l i p >fatutiii. 633) C, 64 == Regiiio I 186. 6") Uber die Bedeiitiing dieser co~iiiiiiiiiioperegiiiia wurcle scliori viel gestritten. Ni~cliH i n s c h i i i s Bd. 4 S. 734 ilnrii. 6 i s t es eine rriildere Forni der Deposition. Rerhtlich bedeutet sie seirier Ansicht iiiirh eine Gleichstelliing des einheiiiiischen Klerilieis m i t deiii fremden in beziig eiif die 1rleiik:ile Iteclitsstelliing, nicht aher a u f die allgemeine als i\litglied dei Icirclie. Naheres siehe ii. ii. 0. \17ic W e t z e r - W e i t e Bd. 3 SI>.717 (uritei „eoiiiriiiiiiio peregrina") i~iisführeri,behiilt der in die Prenideiigemeiiischaft :ersetzte: Geistliclie Itiliig, :iiiit uiitl Pfriiritlcirikoiririie~~, t1;irl' iii)t~riiis ziii Biililcisti~rigkeine kircliliclieii Verriclitiirigeri vorriclirueii. sn6) Stiatt „rogatiories'Viiidet sich auch die Bezeichnung „litaiiiae iiiiiiores.. iiibtlr tlir ßedeutiing (lieses Begriffes siehe im ETn~ipt,text).112s TVort „Iitnni:i" - 1,itariei wird liier in seinen. iibertriigeneri Ucrleiitiiiig gebrairclit. I):: die Ir~rrzgcfaßteri JYcchselriife tlcr Litniiei sich l~esonrlt?r!: :;ir i.cligiösc 1liiizii;;i: eigneten, crliielteii diese allriiB1ilirlr tiic f3ezeiriiniiilc: ..lit;:,iiiae'.. Ygl. J % n ( ; l ? l ~ e r gBiI. e r 6 Sp. 600 (1iri1;er ..r,i!i:iipi") 111it1 T l i : ~ l l ~ i ~ ! c ~ r - I ~ i : ~ ~ ~ ~ ~ l!oici, I%tl.I S. 6h9l. 630) 831) C. 108 109 Walter Hellinger, Oie Pfarrvisitatioii riacli llegirio von Priiiii. rogationes besonders feierlich gestaltet wird, findet am 25. April (Fest des hl. Markiis) statt. Daß alle Christen, ausgenommen die Z(ranke11, sich an ihr beteiligen, ist der Wunsch der Reformsynode von M:iinz (813)636). Aber nicht zu Pferd und in prunkvolleri I(leidern, sondern mit Asche bestreut und mit den1 Büßerkleid iingrtaii, soll rs geschehen. Ganz ähnliche Vorschriften finden sich in Regino T 280637) fur die Bittgaiige, die an den letzten drei Tagen vor Christi Himmelfahrt veranstaltet und bei Regino als rogationes brzeichnct werden. Das I<apitel nimmt darauf Bezug, daß Gallirii rinstw3")stark von Wolfen heimgesucht wurde und die in der Stadt Vieiiiie versammelten 13ischofe znr Abwendung diese] Geißel ein dreitagiges Fasten angeordnet haben. Der Herr habe sich barrribcrzig erwiesen und es sri von dti an zur Gewohnheit geworden, j;ilirlich vor der Feier der Himmelfahrt des Herrn diesr drei Tage in gleicher Weise zu begehen. Auch in Zukunft soll, wie der unbclcctiinte Verfasser der Stelle weiterfahrt, dieser Brauch im Geiste der Ilemut und Enthaltsnmlreit aiifrecliterhalten werden, tim der Versiichiingen der Dämonen, jeiicr unsichtbaren \Volfe, Herr zu werden. Trinlcgclage, b(li denen inan sich gar noch iii Liauscti versetzt, diirfen aiif lreinen Fall zur Feier dieser Tage stattfinclen. Vielinehr soll jeder barfuß in Sack lind hsclie einhergchrn lind drtdurch einr dem Ernst diesrr Tage angepnßtc Stirnmung zurn Ausdruck bringen. Bei den Uittgangen ist drn Fraiicn die Gestaltiing des Chorgesangs verboten, dagegen sollen alle Teilnehmer gemeinsam das „Kyric clcison" singen sowie mit ictirvollem Herzen ihrer Sunden wegen um Gottes Barmherzigkeit flehen. Auch um Fricden, Gedeihen der Feldfruchtcurid Bewahrung vor Unheil wie sonstiger Not sollen sie beten. Daß bei jedweder 1-Ieimsuchilng das Volk Gottes Barmherzigkeit erflehen soll, ist übrigens auch ein Wunsch Karls d. Gr., den er in einem Kapitulare von Diedenliofen (805)63Q)äußert: Bei Hunger, Pest und sonstigem Unheil sollen sofort öffentliche Gebetsstiinden abgehalten werden, ohne daß man erst ein liaiserliches Edikt abwartet, welches dies anordnet. P - 616) c . 3 3 - Ttegii-io I 279. I'gl. H e f e l e B d . 3 S. 762 iiiid B i n t e i ~ i i i , tCoiizilieri Rd. 2 S. 4G5, die ilirri f i l ~ e r s e t z u nnllerdirig~ ~ einen etwas ab\\7cic*lieiiileriText zugruncie legen, auf den auch W a s s e r s c h l e h e n in seirieit iriiiit~rliiingrn liiiiareist. Sie sprechen vot <illeni \ a n d r e i Tngei~,an r1enc.11 die l'iozessiori ctiiichgcfiihrt wertlen joll. Diese Kegeliriig gilt aber ge~ntie fur tlie in1 folgeiitleir zil beliandelri~leri rogationes. - Vgl. auch F l a d e , I<lerris S. 70. G37) IY L(!) 11 ' :issel sc!ilebeii iinlirltaiiriter Ilerlrliiift - Aiicli F l d t l e :L. n. 0. nennt diesrs 1Z:ipitt.l. 038) W a i s e i s c l i l e l ~ e nzitirit zu tliesein l < t i p ~ t eK l ~ l n f i i e t iStinbo, dei iiris beiicEitet, dziR das E ~ e i g i ~von i ~ . c1rii-i W ~ 11~1 I l?eg~noholen, dem Zeifaltei Clilodwigs zuziirechrieii ist e) A u f f o r d e r u n g zu F a s t e n urtd E n t h a l t s a m k e i t . Gleich dem Gcbet ist auch das Pasten eine heilsame Ubung, dtt es zu jenen Mitteln geliort, diirch welchr der Mensch sich die Ziiiieigung Gottes verschaffen und drohendes Unheil wirksam abwenden kann. L)tn Visitator ~ ~ c i sRegino t in Sendfrage 58 an, sich zu vergewissern, ob der Presbyter der Gemeinde jeweils die airf dir vier Jahreszeiten entfallenden Frsttage zur Beobachtung a n k ~ n d i g t 6 ~Die ~ ) . zugehorige Quellenstelle ist ein Beschlui.3 der Rcformsynodc von Mainz (813)641): Es soll von allen in der ersttln Woche des März, in der zweiten des Juni, in der dritten des September und in der dem Vigiltage von Weihnachten vorarigeliciiden Woclic dcs Ilezember jeweils an1 Mittwoch, Freitag lind Samstag gefastet werden; um die neunte Stunde sollen die Gläubigen :in diesen Tagen iinter Ciesang von Litaneien ziir fcierlichen Messe in die Kirche ziehen642). Es geht hier, wie unscliwer zu erkennen ist, uni die Beobachtung der Quatembertage. In seinem Kapitel I 282643)erinnert Regino in diesem Zusammenhang noch an das Fastengebot der Vigiltage"4). Es wird verlangt, da8 die Presbyter, wenn sie die hohen Yeiertage anliundigen, das Volk zur Erfullung dieser Pflicht anhalten. Sich ubcr das Fastengebot lii~iwegzusetzen,wird - wie F l a d e Iiernusstellt und mekirere Kapitel Reginos andeuten - „nicht nur als "'") c i ltc~iiiiio1 287 Vgl. Koli incr S. 1Hi; Vgl. ilii(*hFl ii d O , K l e i l i ~S. 79. 641) C . 34 - Regi~io I 281. Vgl. I l e i e l e Bd. 3 S. 762 unti ß ~ i i t e r i r n . l<onzilien Btl. 2 S.466. R42') IVie B I I I L C ~ I I IKori~ilien I, Utl. 2 S.2738. beirlerkt, hat dir Synode (las Pdstengebot niclit etwa eist eil,lisen, sonderii lediglirh tl~rs,was i(,lion trriller gegolten h;rt, ni~licigeordiict. "?) Kircli \V a i s Crs c hl e h e n iinbcltaiiiiter IIerlruiift R44) Dies sind die Voit'ige vor Iioheii Feiertagen. Die Pfiirrviiitatioii nach Rrgitio voii Pi'iiiii. ein Zeichcri voii Unbeherrschtheit und Unordnung . . ., sondern als Niclitaclitung der kirchlichen A~torität"64~)aufgefaßt. Die Synoden von Gangra (355)69 und Mainz (813)647) verhängen uber jeden das Anathem, der in Anmaßung oder Übermut sich um die angeordneten Fasten nicht bekümmert. Auch Kaiser Karl d. Gr. warnt in seinem Kapitiilare von Aachen (789)648) vor einer Absage gegenüber dem Fastengebot. Schließlicli wird noch in 12egino I 285649)an Jonathan, den Sohn des Saul, erinnert, der sogar wegen einer recht geringfügigen Übertretung dieser Art zum Tode verurteilt wurdefi0). Die gleiche Opfergesinnung, wie sie das Fasten voraussetzt, wird in Sendfrage 61 und den hierzu in Frage kommenden Qucllenstellen von den Gläubigen verlangt. Der Bischof hat sich davon zri überzeugen, daß der Presbyter seine Gemeinde auf dic Zeiten >~ufmerkssmmacht, zu denen Ehemänner sich ihrer Ehefrau zu ontlialtcn 1t;tbcn. Nach der irischen Collectio Hibernen~isß5~) fallen jährlich drei Quadragesimalzeiten sowie jeweils der Sonntag, Mittwoch lind Freitag unter dieses Gebot. Die Gatten sollen sich in gleicher weise wiihrcnd der Schwangerschaft der Frau, sobald sich dns Kind im Mutterleib bewegt, lind in der Zeit nacli der Geburt, bei Knaben 36 und bei Mädchen 56 Tage lang, des ehelichen Verkehrs enthaltensb2). Etwas hiervon abweichende Anordnungen trifft Beda V e n e r a b i l i ~ ~ Er ~ ~ )verlangt . Enthaltsamkeit fur vierzig Tage vor Ostern, Pi'lingsten und Weilinacliteii l T l c ~ ( l eG, e r i l i ~ ~ i ~S.e i21. i . 1 licgino 1 244. \'F;]. 11 e t r l e Ud 1 S 1871 "') C 35 [tegii~oI 253. Vgl. l I r f t>le Ihi 3 $ 762 13iiit r r i 111. ICoii7ilien 13tl. 2 S. 4% lind Fl a tle ;I. ;I 0 . 6 4 8 ) C. 48 - Itcgiiio 1 286. TTgl J1 ef el e 1311.3 S. 668 i i i r t l 131rr t criiii Konzilieri Btl. 2 S. 242f. 0 4 0 ) '\<ich 1 V d ' i ' i e i ~ r l r i r l ) e riiriheitiiiiiiiter i Ilriiiiiiitt 0 6 0 ) Il~ngerichtct wurde er alleidiiigs nirlit, tla. das Volk beiin Konig f u r ihn eintrat. E\ wird in Sam. 14, 43--45 tlariiber berichtet. Vgl. aiich \ I 7 e t z e r - Wel t c 13tI. 6 Sp. 1816 (iiiitrr „ Jon,~tIins"). 651) C. 11 von I3rich 44 = TZegino 1338. a b e r die Brdeutiing dieser Snm:iiIiirig vgl. 11. ri. I'loclil I S 404. Sir stnmiut \r.:ilirscheiril~ch rtiis der ersten IInlfte dr.s 8 ,711 s. 05" Sielie niirh F1,~dc , Germanen S 61 und I'loil h l 1 8. 373 8 5 3 ) Poeiiit IIar111st C 5 = Rrgiro 1339. ) 111 sowie jeweils am Sonntag, Mittwoch und Freitag. Sobald die Empfängnis der Brau offenbar geworden ist, besteht die Pflicht, der Kirclie fernziibleiben, und zwar bis 30 Tage nach der Geburt bei einem Knaben, bis 40 Tage danach bei einem Mädchen. Des Mannes muß die Frau sich drei Monate vor der Geburt bis 40 Tage danacli entlinlten. Wer in diesen Tagen geheiratet hat, muß 20 Tage RuBe tun664). Wer aber, so lesen wir ebenfalls bei Bedae56), in der Quadrrigesima mit seiner Frau geschlechtlichen Umgang gehabt und sich ihr nicht hat enthalten x-ollen, soll ein ganzes Jahr buWen oder ersatzweise 26 Solidi der Kirche oder den Armen zuwenden. Die ISul3e beträgt nur 40 Tage, wenn es im Rausch und nicht gewohnheitsm&ßig geschehen ist. Daß die Eheleute, wie in Regino I 341 festgelegt ist, aiicli vor Empfang der Eucharistie Enthalt~nmlicit~ ubcn musscn, urnrde bereits ausgefiihrt, als von der Kon~riiunionspflichtdie Kcde \TiIr (oben S. 69). f ) M a h f i u n y z u r A r h e ~ i t s r u ha~m R o n n t a y . Zur Heiligiiiig des Sonntilgs geh0rt riiclit nur die 'I'ejlnahme an der Solziit:rgsincss~~~~~). Es muW auch nach Gottes Gcbot an diesein 'rage die Arbeit i~ritcrbrocheiibvcrden. Des2iülb macht cs Regino den1 I'resbyter in Scudfrage 71 zur Pflicht, die Gläubigen zu bplehren, daW inan den Sonntag und die i~iidercillqesttage von Vesper zu V~sp(~r"7)ohne knechtlichc Arbeit verbringt668), und der Visitator hat auf die Erfullung dieser Aufgabe zu achten. Unter tIinaris auf die Synodaledilrte seines Vaters Pippin befiehlt Karl d. Gr. in scincm Jinpit~ilarevon Aaclirii (789)6") die sonntägliche ArbeitsriiEiclirnd zahlt die an diesem Tage verbotenen und erlaiibt~n B~t&tigungoii ciinzelri auf. Den Miinnern ist die 1,andarbrit unterOGJ) X ; l i r i Yrr1)ot der I ~ ~ I i t ~ s r ~ i l i e wiik~re~i(I L ~ i i ~ r ~ der f?:ist(>~izeiiV;;]. ;111rl1 I'liichl 1 S. 208 i i i i i l 36.4. "9 5~i)e)Ril~;lll~i C, 5 Kt:giiio I 34U. fi5" iiiervoii wxr scliori bei ilen Yorsclirifte~iiiber tlie XeLlfeier tlie Rede. 8 5 7 ) I)ii:i lbe(lciitot \roiii itbeiid des S;ri~ist:lgsI>zm. tlt?s tleiii Pest,t,ag voi.;in~c~!iciitiriil'ilgcs bis x i i i i i Sonntag- bzw. li'est,tagabcntl. C") Vgl. i11lc.11 I<'l;i iie, IZleriis S.82 iiiid P l ö c l i l I S. 364. Mit dorri (lcbcit, der si~niil~ii~lii:lreii A\i.boitsriilie bef:ißl, sicli :tiirlr I-Iiriscliiiis 13t1. 4 S. 280if. ieciit ciligelientl. 6") C. 80 Megino 1 383-386. Vgl. H e f e l e Bd. 3 S.670; ' B i n t e r i m , Iconziiien Bd. 2 S. 249 (er bringt die Stelle als C. 81): F l a d e , Klerus S. 81. ~ =-Y - 112 sagt. Sie durfen insbesondere nicht im Weinberg arbeiten, den Acker pfliigcn, mähen und Heu schneiden. E s kommt aucli nicht in Betracht, daß sie Umzäunungen anlegen, in den Wäldern roden, Bäume fallrn, iin Steinbruch arbeiten, sicli dein Iiäuserbau widmen, Gartenarbeit verriclitcii, der Jagd nachgellen, sich mit Handel befassen oder zum Gericlitstag zusainmcnlrommen. „Nur drri Werlrc mit K;~rren"660) sind ihneii erlniibt: Fuhren mit Kriegsmaterial und Lcbcnsmittel sowie, wenn es gerade notwendig werden sollte, die letzte Fahrt eines Verstorbenen zu seiner Begräbnisstätte. Den Frauen ist cs a m Sonntag nicht gestattet zu weben, Kleider zu ri3hen oder zu fliclren, Wolle zu pflücken und Leinen zu klopfen, iii der Öffentlichkeit Kleidungsstücke zu waschen oder Hammel zu scheren. Der Tag des Herrn soll dagegen durch Ehrfurcht und Ruhe gclrennzeichnet sein. Deincntsprecliend ist es angebracht, zur Sonntagsmesse sich von iiberdlher in der Kirclie einzufinden und den Hcrrn für die erwiesenen Wohltaten zu loben. Auch die Reformsyiiode von Mainz (813)661) duldet nicht, daß a m Sonntag, der doch mit :~llerEhrfurcht als Tag des Herrn begangen werden soll, jemand lrnechtlicher Arbeit sich hingibt. Insbesondere darf - das liebt Kar1 d. Gr. in seinein Kapitularc von Aacheii (809)6") eigens hervor - an diesem Tage nirgendwo Markt abgehalten werdrn. Die genannte Synode verbietet auch, da0 nm Sonntag eine Gerichtsverhandlung stattfindet, bei der einer zuni Tode oder sonst zu irgendeiner Strafe verurteilt wird; ebenso sollen keine Eide an diesem Tage geleistet \verden. Den Bischofen, Priestern und sonstigen I(leri1rern ist es - wie die Synode von Tarrt~gona(61G)6G3)bestimmt verwehrt, am S ~ n n t a g ,den sich docll ganz dem Gottesdienst widinpn sollen, uberliaupt irgeiideine Reclitsai~gelegciil~ctit zu entscheideii. Das Gebot dcr sonritaglicht1n Arbcitsrulie erstreckt Regino -- wie wir unserer Se11dfr;ige entrichrwic~n -- :~nrliauf die andern I ~ c s t t a g rdes J:ihres. Einc Aiifzahluiig der liirchlichen Sceste Irn Verlt~ufeirics Jahres gcben uiis - iAlso gewisse Tr:~risf~ortarbeiteri. C. 37 IZegino 1 386. Trgl. 11 r?f el o litl. 3 S . 762 ~iiitl Hiiit e r i 111. I~onzilienIjrl. 2 S. 466. C. D =: Itegino 1 3 8 i . fifi3) C. 4 (nnr der I . S i ~ t z )== liegirio I R!)l?. Vgl. Hefe10 Htl. 2 S. 676: G a 111s Iltl. Y , 1 S. 433. "O) "I) Die I)frirrvisitatioii iiiicii Itegino von Priim. Walter IIelliriger, 113 etwas voneinander abweichend - die Synoden von Mainz (813)664)und Riesbach (799)666). Die erstgenannte Synode benennt folgende Tage: Ostern mit der ganzen Osterwoche, Christi ~ i m m e l f a h r t Pfingsten , mit der ganzen Pfingstwoche, Peter und paul, Geburt dcs hl. Johannes des Täufers, Mariä Himmelfahrt, die Feste dcr Heiligen Michael, Remigius, Martin und Andreas, Weihnachten (vier Tage) mit dem Oktavtag dieses Festes, Erscheinung des Herrn, Mariä Reinigung sowie die Feste jener Märtyrer und Bekenner, deren Gebeine in der betreffenden Pfarrei sich befinden. Die Synode von Riesbacli sclireibt nur fünftägige Feiern fiir Ostern und Pfingsten vor666)und erläutert zum Gebot der Arbeitsruhe, daß v o r der Meßfeier Pflügen und Säen, Gartenund Weinbergsarbeit sowie die Umzäunung des Gartens erlaubt sind; dagegen haben n a c h der Messe Arbeiten jeder Art zu unterbleiben. An weiteren Festtagen nennt diese Synode noch den Tag des 111. Laiirentius, Allerheiligen sowie das Kirchwcihfest. g) V e r h i n d e r u n g a n s t ö ß i g e r G e s ä n g e urater dem V o l k e . Christlichem Lebenswandel widerspricht es, a n den Festtagen schmutzige Gesange und Tänze aufzuführen. Die 3. Synode von Toledo (589)667) trägt den Priestern und Richtern auf, solcher Unsitte, wie sie damals in Spanien unter dem Vollre herrschte, lcräftig abzuhelfen. Die Reformsynode von Mainz (813)668) wendet sich besonders dagegen, schimpfliche Lieder, die nirgendwo statthaft sind, sogar in der Gegend u m die Kirche zu singen. Da13 man zu damaliger Zeit mit solch unanständigem Betragen nicht einmal vor gewcihtoii Orten zurückschreclrte, dürfte nicht ausschließlich . 6a4) C. 36 =-- Regiiio 1 388. Vgl. H e f e l e Bd. 3 S. 762 urid B i i i t eriiii Iionzilien Bd. 2 S. 466. 665) C. 9 (niicli W i t s s e r s c h l e b e n ) = Regino 1389. Bei B i n t e r i m , Konzilien, tlerin Htl. B S. 221.f. die Synotialstat.iite~ivon Riesbacli i n f ' b e r ~ e t z i i n ~ wietlergiht, findet sicli dieser Bescliliiß nicht. OB6) Siehe c~ucliB i n t e r i m , Iionzilien Bd. 2 S. 295, der diese ilriordnung erwiihnt und dar;ciif hiiiweist, daß die hohen Feste i i i den einzelnen Gegenden verschieden lang gefeiert wurden. C. 23 = Regino I 392. Vgl. I i e f e l e Ud. 3 S. 53 lind (3 a nis Bd. 2, 2 S.1.1. r. 48 = Regino I 393. Vgl. H e f e l e Bd. 3 S. 763 iiiitl B i i i t e r i n t , [(onzilien Tid. 2 S. 469. i: Zeitschrift f u r Rechtsgeschichte. LXXIX. Kan. Abt. XLVIII. Die Pfarrvisitatioii iisch Kegino von Priiili. als Ausdruck von Gleichgultiglreit oder mangelnder Ehrfurcht zu werten sein, es ist vielmehr daran zu denken, daß bei der Kirche ja auch der Friedhof lag und die Gesange mit der aus heidnischer Zeit uberlieferten Totenbeschworung in Verbindung stehen kOnnenmg). Wie weit derartiger Aberglaube noch zur Zeit Reginos vilrbreitct war. wird iins aus Scudfrage 73 und deiii ciuzugeliorigeri Kapitel I 3 9 8 I<iind. Der Visitationsherr soll nämlich - so heißt PS in der geii:~iinteu S~iidfragcmO) - uberprufen, ob der Presbyter die teuflischen Gesange, die das gemeineVolk uber dieri'oten hinweg in drii Naclitstunden z11 singen pflegt, und das scliallende GPläcliter, dessen cs sich befleißigt, unter Anriifung des allmächtigei~ Gottes verliiiidert. I n Regino I 3986T1) werden die Laien, wrlchc dir Totcn~~luche besorgen, ermahnt, sich mit Furcht und Zittern wic ~ ~ u cZiiruckhaltung li dieser Aufgabe zii unterziehen. Niemand darf ¿in drr Leiclienbalire teiiflische Gesängc erklingt>n,Witze erschallen und sich zum Tanze Iiinrrißen lassrn. wie es bei den Heiden Sittc ist; denn rs widerspriclit nicht nur der cliristliclien Religion, sondern aucli dcr meiischliclien Natur, dort zu singen, zu lachen, sich zu betrinken und gleichsam unter Hintansetzung jeder Pietät lind Anwaiidlung von Liebe zu dem Verstorbenen sich uber den Tod zu frruen, wo doch Traiier und Wehklagen uber den bitteren Verlust lierrschen mußten. Die Heilige Schrift berichtet von verschiedenen liriligmaßigeri Mannern, vor allem vom Patriarchen Sakob und Martyrer Stephanus, daß sif unter allgemeinem Weinen und Wehlilagen beigesetzt wurden. Ilaher mUsscri solch unpassend(> Fr~iudeund die sclilrchtcn Liecler, von denen hier die Rede ist, auf jeden F d l verboten ~ircrden.Wer :in der Totenbahre iinbcdingt singen will, darf das ,,Kyrie elcisori" crlrlirigrii lassen. In1 ubrigen liut an dirser Stattr Scliweigen zu Iirrrsclicn. TTTc.r sich der Anordnung nicht fugt, wird mit den1 Bann belegt oder aus drill Tr<rurrlr:xiisc critfrrni und h a t arn folncndcn Ttigr rine nhschrtkkeiide Strafc zu er~varteri.uber die ticferc Uedcutung des nidt'rlichcn Treibcns, das hirr gcschildcrt wird, hrrrsclit in der Wissen- L15 schaft viel Streit. Flädeß72) ist der Auffassung, daß es bei de111 Gesang darum ging, sich die Toten dienstbzir zu machen; nicht für ganz richtig oder wenigstens nicht ganz erschöpfend hält er die Erlrläriing Albert l l : i u ~ l t s ~ 7 ~daß ) , man sich durch das laute Gebaren das Grnuen vor dciii Tode vertreiben wollte674). h) B e l e h r u n g d e s V o l k e s ü b e r d a s G e b o t d e s H c r r l i tcvad d a s G l a u b e n s b e k e n n t n i s . Wer sein Leben nach den Grundsätzen des christlichen Glauberts gestalten soll, niuß sclbstvcrständlich auch die Wahrheiten und Gebote im wesentlichen kennen, die zu glauben und zu befolgen er verpflichtet ist. Deshalb ist es Regino eine brennende Sorge, daß den Gläubigen in der Gemeinde das notwendige Rüstzeug vermittelt wird. In Sendfrage 55 laßt er den Visitator sein Augeiimerk daraiif richten, ob der Prcsbytcr seinen Pfarrangehorigen das Grbct des Herrn und das Glaubensbelienntnis einprägt. In lcapitel 1273, das Regino einer Synode von Reirns zuschrcibt675), wird der Presbyter angewiesen, dieser Verpflichtung prrsonlicli oder durch eiiieri Beauftragten nachzukomnien. E r soll sich auch von seinen Pf;~rrkindern, wenn sie in der Quadragesima zum Sundenbekenntiiis sich bei ilim einfinden, diese Texte auswendig vorbeten lassen; Beiner der Gläubigen soll die Komnlunion empfangen durfen, ehe er beider Gebete mächtig ist. Zum ewigen Heile, das auch von1 rechten Glaiiben abhängt, ist - wie es in unserin I(apite1 heißt - deren Icenntnis notwendig, weil sie das Glaiibensgilt be~valircnbzw. das enthalten, was der Mensch beten und voll Gott erbitten muß; niemand kann aber a n llinge glauben, von denen er nie etwas gehort hat lind nichts weiß. E s geht auch nicht an, daß jeiilaiid mangelnden Verstand vorschutzt; denn diese Gebete sind „einerseits so Irlrin, daß niemand so dumm und unge1)ildt.t i i i , siti nielit ~ r l c ~ r ~mtl ~ c r tmit i~iirf;iclienW o r t ~ i iircrcagrn Lir Iroiincn, und andererseits so groW, daß jeder, der sie vollständig hrrherrsclit, vrrtrnuen lmnn, sie werde11 ihm zum ewigen Heil .- Diese Veriuiitiing st.ellt F1 a d C , Erzieliiiiigsbeiniilie~i S . 22bf. niif'. 870) Vgl. F I i ~ d e Klerus , S. 85 iintl Erzieliiirigsbemiilieii n. a . 0 . 67L) -YT:1~1i \Jr ; : s s c : r s c ! ~ l e b e ~ist ~ d a s Kapitel iiiibestiiiiiiitc:r fleikiirift. Xi1111 Ii~lb:!lt vgl, Flacle. I<!CTIISS. 85, G P ~ I ~ : I IS, I ~16 I I u1i(1 1<r:!iel11111g~beniiihen S. 226--227. EI ~ i e l i i l n g ~ l ~ e ~ nS.~228. ~liei~ 071) ICir~lie1ige~c111~11te 13d. 2 S. 786. "&) IIbei we~terelfeiiiurrgeii iiiid deren Bciiiteilung siehe F l n d e a. a. 0 , lirlirtsserr clileb e n 11:it die Stelle unter (Ion Reimser ßescliliisseri 'ilclit gefunden. - - Zirm Inhalt vgl. F l a d e , IClerus S. 78. 'X 116 Wiilter Hellinger, Die Pfarrvisititt,ioii nach Regino von Prüm. genügen". Schließlich ist noch zu beachten, daß niemand ein Kind ~ I I Sder Taufe heben darf, bevor er das Glaubensbekenntnis und das Gebet des Herrn in Gegenwart des Presbyters vorgebetet hat. Der Pfarrer hat den Ta-ufpaten einzuschärfen, daß es ihre heilige Pflicht ist, den Patenkindern die genannten Gebete gleichfalls beizubringen, sobald sie zum Gebrauch der Vernunft gelangt sind. I)il.lildtätzqkei1. Der Pfarrer hat lieineswegs nur mit Geboten und Verboten, dit> in die Lebensgcstaltung eingreifen, an die Gläiibigen heranzutrc>tcri, er hat sich ihnen gegenüber auch mildthtig zu erweisen. Nach Sendfrage 36 ist bei der Visitation festzustellen, ob er Sorge trägt für die Armen, die Wanderer und die Waisenkinder und sie rntspreolicnd seinem Vermogen zu seiner Mahlzeit einlädt676). Diese Art von Gastfreundschaft legt auch Hinkmar von Reims677) mit fast den gleichen Worten dem Presbyter dringend ans Herz. Rrgino verweist am Schluß des Hinlimarschen Kapitels auf eine Stellc im 2. Uiicli seiner Sammlung. Dort verleiht Karlmann in rineni Kapitulsire von Verneuil-sur-Oise (884)678),das ebenfalls deii Presbytern die Gastfreundschaft warm empfiehlt, seiner Ansicht Ausdrucli, daß solch mildtätiges Verhalten geeignet ist, die Gelegenheit zum Rallb zu beseitigen, E r will also damit sagen, daß bei entsprcchender Sorge für die Notleidenden eine Verletzung fremder1 Eigentums nicht so sehr zu befiirchten ist. Daß der Presbytri* die Verpflichtung hat, zur Erfüllung dieser Aufgabe seine Einliunfte, vor allem ein Viertel des Zehnten, zu verwenden, wurde bereits hervorgehoben679). Siehe aiicli 1" lade, Iilerus 8. 63. 10 seiner Ca.pit,ula Regino 1212. C . 12 rtegino 11 428. " 7 " ) Als voiil Zeliiitreclit die Iietlc w;Lr. 111 Regino 1 250 i i f i d li6ii, die t1oi.L behandelt wurden, wird auf diese Art der Verwendung des Zehnten besonders hingewiesen (s. o. S. 48ff.). 07&) 077) C. - über das Problem neuen Rechts im früheren Mittelalter *I. Von Rolf Sprandel. Es gab, wenn wir richtig sehen, im früheren Mittelalter vier verschiedene Auffassungen über die Grundlagen, auf die sich das gelebte und angewandte Recht stützt. Wir werden von diesen vier Auffassungen im Laufe des Aufsatzes nacheinander zu sprechen haben. Das Problenl neuen Rechts entstand im früheren Mittelalter deswegen, weil die vier Auffassungen im Zusnminenmirlien der Schaffung neuen Rechts weder auf eine lilare Weise einen Standort einräumten und sir rechtfertigtrn noch verhinderten und verboten. I. Beginnen wir mit der Auffassung vom alten, guten Recht. Diese Auffassung ist schon recht erforscht und bekannt1). Ein Gesetz odcr eine andcre Rechtsvorschrift galt danach nur dann als gut, das Iieiljt genügend gestützt, wenn sein oder ihr hohes Alter nachweisbar war. Kraft iind Wert des Rechts lagen in seiner Bewähriing durch langc Geltungsdauer. Altes Recht war besser als neues *) Dein Aufsatz Iiegt die Freiburger Antrittsvorlesung des Verfassers vom 7. Jiini 1961 zrigrunde. Sie wird hier unter geringen sachlichen Veranderungen, init Anmerkungen versehen, vorgelegt. I) Vgl. CI. F r h . V. S c h w e r i n , Freiheit und Gebundenheit im germanischcn Stciat, 1933. 0. B r u r i n e i , Land iincl IIerrschaft, 194Za, S. 154ff. T h e a V i e n k o n , Dit. Geltungsdauer rechtlicher L)okuiiiente in1 fruh- und Iioclimittelalterlichen Reich, 1942. F. K e r n , Recht und Verfassiing im Xittelalter (Sonderausgabe), 1962. H. K r a u s e , Kaiserrecht und Rezeption, 1962, bes. S. 14-18. Jf. J. 0 d e n h e i m e r , Der christlich-kirchliche Anteil a n der Verdrangung der mittelalterlichen Rechtsstruktur . . Basler Studien zur Rechtswissenschaft 46,1967. Und als Neuestes: H. K r a u s e , Dauer lind Vcrganglichlieit iin iuittelalterliclien Recht, ZRG. Germ. Abt. 75, 1968, b 206-251