Selbstversuch: 24 Stunden Facebook Nachsitzen mit... Philipp Lahm
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Selbstversuch: 24 Stunden Facebook Nachsitzen mit... Philipp Lahm
rn ali ste n tsch e n Jo u KL ART EXT u zin d e r De D a s Ma g a e .d n zi a g a w w w.minzm Selbstversuch: 24 Stunden Facebook Nachsitzen mit... Philipp Lahm Hengst oder Herzensbrecher? Mädchen belauscht Albtraum Loveparade: „Die Angst bleibt“ Verlieb dich! Vier Schritte zum Kribbeln schule , Ju ni 2011 IMPRESSUM KLARTEXT Nr. 23 Das Magazin der Lehrredaktion 49K Deutsche Journalistenschule München www.klartext-magazin.de/49K Herausgeber Deutsche Journalistenschule e.V. Altheimer Eck 3 80331 München Telefon: 089/2355740 Fax: 089/268733 www.djs-online.de Chefredaktion Bastian Berbner (V.i.S.d.P.) Catalina Schröder Chef vom Dienst Ole Pflüger Textchefinnen Mounia Meiborg Britta Verlinden Online Simon Hurtz Simon Laufer Artdirektion Karoline Beisel (Typo, Zeichnungen) Nadine Poniewaß Mathias Weber (Bildchef) Beratung Carolin Schuhler (Konzept) Florin Preußler (Layout) Chris Bleher (Text) Thomas Klinger (Foto) Christian Jakubetz (Online) Redaktion Karoline Beisel Simon Hurtz Silke Keul Alexander Krex Simon Laufer Mounia Meiborg Ole Pflüger Nadine Poniewaß Sebastian Puschner Ulla Reinhard Steffen Jan Seibel Britta Verlinden Mathias Weber Anzeigen cross.com, Tanja Leis Venusstraße 1, 82205 Gilching Telefon 08105/390799 www.cross-com.de Lithografie Regg Media GmbH Dachauer Straße 233 80637 München Telefon 089/1591820 www.reggmedia.de Druck Bosch-Druck GmbH Festplatzstraße 6 84030 Ergolding Telefon 0871/76050 www.bosch-druck.de Wir danken Constanze Petery, Benedikt Kumeth, Leonie Wiedemann, Sylvia Neuner, Bernd Schifferdecker, Jochen Schievink, Brigitte Aiblinger, Johannes Arlt, David Bruchmann, Franziska Ebert, René Jankowski, Lena Olejnizak, Svenja Pitz, Klassen 10a und 7c des Gymnasiums Gilching, Sara Moder, Heike Komposch, Esprit, Klett-Verlag, Bilderrahmen Klopsch, Together Models, Buchbinder Autovermietung West, Seacam, Subtronic, Etienne DeLaire, Dani Bühring-Uhl, Ulrich Brenner, Sven Szalewa und dem Team der DJS. Besonderer Dank für Titelfoto und Unterwasserbilder gilt Eckhard Krumpholz: www.photos-subjektiv.de Drei Monate wach: Ein ganzer SOMMER auf 18 Seiten Sonne auf Asphalt: Jetzt kann alles passieren Seite 30 +++ Den Sommer essen: Cam- ping-Eintopf statt Dosenfutter Seite 39 +++ Kurzgeschichte: Sommernachtstraum am See Seite 40 +++ „Stehst du auch fürs Klo an?“ So verliebst du dich. Sofort! Seite 42 Was uns nahe geht Ich war 16, sie 25: Das erste Mal – mit einer Älteren Seite 48 +++ Hanteln und Eiweiß: Philipp Lahm: So schikanierte ihn sein Lehrer Seite 18 +++ Traum & Trauma: Die eine Mit 14 in die Muckibude schafft‘s auf die Musicalschule, die andere nicht zur Fußball-WM Seite 56 +++ Freund oder Feind: Lehrer sind auch nur Menschen Seite 58 +++ Wut im Klassenraum: Paul wurde gequält – und schlug zurück Seite 62 +++ Vom Skater zum Streber: Wie das Internat Laurin verändert hat Seite 70 Seite 50 +++ Zocker, Kumpel, Rudeltier: Wenn Mädchen über Jungs reden Seite 52 +++ SpermaTacho und Fussel-Barometer: Kurioses über Sex Seite 55 +++ Loveparade Duisburg: Ein Jahr nach der Massenpanik will Was bei uns los ist Virginia vergessen Seite 68 Illegaler Ruhm: Berliner Sprüher Seite 6 +++ Topmodel: Eine Freundschaft überlebte Heidi Klum Seite 10 +++ Zukunftsmusik: Was sonst so geht Schülerbands und ihr Starpotential Seite 12 +++ Schlaflos auf Facebook: 24h-Selbstversuch Seite 26 +++ Gott nicht geerbt: Eltern zweifeln, Kinder glauben Seite 61 +++ Hals- und Beinbruch: Hobbys für draußen Seite 64 +++ Rätsel Seite 73 FSJ andersrum: Gestern Straßenkind in Was andere machen Johannesburg, heute Freiwilliger in Karlsruhe Seite 20 +++ Schaumbäder, Motten, dominante Frauen: Wovor sich Jungs in aller Welt fürchten Seite 24 +++ Das YouTubePhänomen: Ein britischer Opa hat Millionen Fans – vor allem Teenager Seite 72 +++ Stell dir vor: Dein Vater geht in eine Abspeck-Show Seite 74 Wir sind nicht faul, wir chillen (Seite 30). M IN Z* 4/5 Foto: Franziska Ebert Unter minzmagazin.de/aufdieohren gibt’s zu jedem längeren Artikel einen Song, den Sound zum Text. Alle zusammen sind der Soundtrack von minz* Sturmhauben, Adrenalin und Farbe: Die Nächte von Tim** und Nils haben ihre eigenen Gesetze. Die beiden sind Sprüher. Jeder kennt die Bilder ihrer Crew 1UP – sie selbst kennt kaum einer M IN Z* 6/7 Mehr Bilder der 1UP-Crew: minzmagazin.de/graffi ti Nicolas Jaar „Problems with the Sun“ minzmagazin.de/aufdieohren Tim bewegt den ganzen Körper, wenn er eine Linie malt. Er geht in die Knie, zieht die Li Linie runter bis auf das Pflaster. Tim sprüht eine 1, die größer ist als er selbst. Sie reicht bis hoch zum Fensterbrett der Wohnung im Hochparterre. Dann sprüht Tim ein U, dann ein P. Seine Hände stecken in Gummihandschuhen, seine Bewegungen sind gleichmäßig. Er hat diese drei Zeichen so oft geschrieben, er könnte die Augen dabei schließen. Er tut es nicht. Aus dem Augenwinkel beobachtet er die Straße links, die Kreuzung rechts. Im gelben Licht der Straßenlaterne steht sein Kumpel Nils, ein Checker. Sollte ein Auto kommen, gibt er ein Zeichen, vielleicht sitzen Zivilpolizisten darin. Tim steht unter Stress, sein Atem geht schnell. Was er hier macht, ist eine Straftat. Deshalb spannt eine schwarze Sturmhaube über seiner Nase, durch die Wolle atmet er den Lack. Für Tim riecht die Nacht nach Farbe. Zwei Minuten, und Berlin hat ein 1UP-Bild mehr. Hunderte sind es zusammengenommen, vielleicht Tausende. Wieder einmal ist Tim glücklich, ein kurzer Moment, der ihm gehört und 1UP, seiner Sprühergemeinschaft. „One United Power“ heißt das Kürzel. Der Name ist Konzept, deshalb hat Tim seinen eigenen Sprühernamen nicht dazu geschrieben. Alle für eins, das ist selten im Graffiti. Tim greift nach dem Lenker seines schwarzen Rennrads und ist weg. Die Buchstaben bleiben, sie sind silbern, der Rand ist rot. Am nächsten Tag werden die Leute daran vorbei laufen, auf dem Weg zur Schule, zum Kiosk, zur Arbeit. Viele werden es gar nicht bemerken. Tim, Nils und die anderen gehen trotzdem raus, meistens zwischen drei und sechs Uhr morgens, meistens mit dem Fahrrad, immer mit einem Rucksack voll Sprühdosen. Diesen Auftrag haben sie sich selbst gegeben. Das Malen gibt ihnen eine zweite Identität. 1UP existiert seit 2003, es gibt sie nur nachts. Tagsüber sind die Sprüher Köche, Bürojobber oder angehende Lehrer. 1UP, das sind 14 Leute, Jungs und Mädchen zwischen 20 und 30. Jahrelang gehörten sie zu den aktivsten Sprühern in Berlin. Es gab Wochen, da waren sie jede Nacht unterwegs. Weil sie so viel malten, war ihnen die Polizei auf den Fersen – und andere Crews. 1UP waren neu in der Szene und sie waren gut, das gefiel der Konkurrenz nicht. Am liebsten benutzen 1UP Silber, das deckt am besten und das leuchtet in der Sonne. So wie heute. BerlinKreuzberg ist in helles Licht getaucht, runde Wolken schweben über den Dächern. Tim läuft durch seinen Kiez, blaue Jeans, weiße Nikes, Kapuzenpulli. Alle paar Meter zeigt er mit dem Finger in irgendeine Richtung, sagt Sätze wie: „Das ist von uns“, oder „Das haben wir erst letztens gemacht“, oder „Das ist cool, aber das sieht man jetzt nicht so gut“. Manche 1UPs sieht man immer, die an den Dächern. Altbau, fünfter Stock – es gibt keinen Baum, der sie verdeckt. Um sie zu malen, ist einer von ihnen ** alle Namen geändert „Love Art Hate Cops“: Das Statement an der Brandmauer sieht man schon von weitem. die Dachschräge hinunter gekraxelt, ein zweiter hat ihn mit einem Seil gesichert. Sturmhauben, Farbgeruch, Adrenalin: Die Nächte der 1UP-Mitglieder haben eigene Gesetze. Jedes Mal könnten sie erwischt werden, Sachbeschädigung im großen Stil, das würde teuer werden. Doch die Leidenschaft treibt sie, die Liebe zur Aktion und zur Gemeinschaft. Und Eitelkeit. Nils sagt: „Es macht Megaspaß, wenn du am nächsten Tag dein Bild siehst. Du veränderst deine Stadt.“ Als Sprüher geht er mit einem anderen Blick durch die Straßen. „Du achtest nicht mehr auf Straßennamen, nur noch auf die Wände und die Bilder.“ In letzter Zeit haben 1UP weniger in Berlin gemacht. Dort, wo sie wohnen, wollen sie sich wieder freier bewegen. Ein bisschen paranoid sind sie immer noch, das müssen sie sein. Nur ihre besten Freunde wissen, dass sie 1UP sind, wenn es Nacht ist. Sie sehen sich nicht als Kriminelle. Sie wollen auch von anderen nicht so gesehen werden. Was ist denn mit denen, die überall ihre hässlichen grauen Betondinger hinklatschen, fragen sie. Aber manchmal hadert Tim mit dem, was er macht. „Wenn ich heute entscheiden könnte, ob ich noch mal anfangen soll zu sprühen? Ich würde sagen: nö.“ Er fragt sich, was er verpasst haben könnte. Und was er für das Sprühen zurückbekommt. Andererseits, sagt Tim, hat er eine geile Zeit gehabt, viel erlebt. „Wenn du mich mit nem 50-Jährigen in einen Raum setzt, dann erzähl ich dem was vom Leben.“ Er ist überzeugt, dass es ein gutes Hobby ist. Andere, sagt er, schlagen sich oder verkaufen Drogen. Tausend Mal haben 1UP gesagt: „Jetzt hören wir auf.“ Das letzte Mal in Paris, nachdem sie von einem Schäferhund durch einen U-Bahn-Tunnel gejagt wurden. Nachts wollten sie eine Metro bemalen, aber unten wartete der Sicherheitsdienst mit Hund. Sie rannten, das Bellen hallte hinter ihnen durch den Tunnel. Mit brennender Lunge und flauem Magen entkamen sie. Bis heute ist Tim sechs oder sieben Mal erwischt worden. Ein paar Mal konnte er sich rausreden, insgesamt hat er 2000 Euro Strafe gezahlt. Das ist nichts, verglichen mit dem, was seine Crew für Graffiti ausgegeben hat. ZuM IN Z* 8/9 Im Tunnel wartet der Sicherheitsdienst mit Hund sammen haben sie 50 000 Dosen versprüht, jede kostete vier Euro. Der Ruhm in der Szene hat seinen Preis. Man kennt 1UP nicht nur in Deutschland. Sie waren schon in Kuba, Brasilien, Thailand. Demnächst wollen sie in Indien malen, in Delhi. Meist übernachten sie bei anderen Sprühern, sie sind international vernetzt. Eine Reise kann trotzdem teuer werden. Einmal wurden sie in Bangkok erwischt. Die Polizisten forderten 10 000 Baht, knapp 250 Euro. Am Ende haben sich die Beamten auf die Hälfte runterhandeln lassen. Wenn andere Menschen eine fremde Stadt besuchen, gucken sie sich Gebäude an, Gemälde oder Skulpturen. Tim und Nils gucken sich Zäune an. Und zwar die, die um Abstellgleise gezogen sind. Sie überlegen, wie sie sie überwinden können, wenn sie nachts wiederkommen, um die Züge zu bemalen. Sie müssen wissen, ob eine Zange reicht oder ob sie einen Bolzenschneider mit isolierten Griffen brauchen. In einigen Ländern stehen die Zäune unter Strom. In Kreuzberg ist es wieder dunkel geworden. Tim geht schnell, er hat einen Termin. Auf dem Gehweg weicht er Touristen und türkischen Omas aus. Er muss zu einer Bar, wo er ein Schild bemalen soll, ein Freundschaftsdienst. Dass die Getränke bis 22 Uhr die Hälfte kosten, soll er darauf schreiben. Er holt die Dosen aus dem Jutebeutel, die schon die ganze Zeit darin klappern. Er drückt eine Schablone auf das Schild und sprüht einen kantigen Happy-Hour-Schriftzug. Das Schild hat er auf den Hinterhof getragen. Vorn auf der Straße ist ihm zu viel Hektik, zu viele Leute. Tim malt im matten Schein der Hoflampe. Der Chef der Bar kommt aus dem Hintereingang und stellt ihm ein Glas Cola auf den Betonboden. Tims Feuerzeug macht ein Kratzen, er zündet sich einen Joint an. Manche von 1UP sprühen nur mit Gasmaske, sagt er. Es ist ungesund, die Farbpartikel einzuatmen. Zwischen den Sätzen zischt seine Sprühdose. Er sollte sich auch mal eine Gasmaske besorgen, sagt er. Bis dahin riechen Tims Nächte nach Farbe. Oben: Tim vor einem Hauseingang in Berlin-Kreuzberg. Unten: Fassadengrau trifft bunt. Text: Alexander Krex; Fotos: 1UP, flickr/nolifebeforecoffee, Alexander Krex Carolin Ruppert wurde Vierte bei Germany’s Next Topmodel. Hier spricht sie mit ihren besten Freundinnen darüber, wie sich Freundschaft verändert, wenn Berühmtheit kommt – und geht Marijana: Wir wollten nicht, dass sie sich Vorwürfe macht, in solch einer wichtigen Zeit nicht da sein zu können. Runde weiter gekommen bin. Aber keine ging ran! Marcella: Mich hast du dann doch noch erreicht. Ich saß gerade in der S-Bahn und habe erst kein Wort verstanden, so aufgeregt und schnell hast du gesprochen. Dann habe ich die Telefonkette gestartet. Carolin: Als wir noch telefonieren konnten, wollte ich immer wissen, was daheim so los ist... Marijana: Eine gemeinsame Freundin wurde in der Zeit schwanger. Wir haben es Carolin nicht gesagt. Carolin: Als wir uns wiedergesehen haben, konnte ich es nicht glauben! Eigentlich können wir alle keine Geheimnisse für uns behalten. Wart ihr dagegen, dass Carolin sich bei Germany’s Next Topmodel bewirbt? Wann habt ihr euch zuletzt gefetzt? Carolin: Gestern Abend! Marcella: Wir haben uns in letzter Zeit wenig gesehen und waren deshalb gereizt. Carolin: Wenn wir uns streiten, reden alle gleichzeitig und so laut, dass wir einander nicht mehr verstehen. Hunde und Kinder fliehen dann unter den Tisch und die Männer verlassen gesammelt den Raum. Marijana: Gestern hat sich das Gefühl entladen, nichts voneinander zu haben. Ihr kennt das doch! 2008, bei Germany’s Next Topmodel, wurde Carolin sogar das Handy abgenommen. Carolin: Ich hatte damals fünf Minuten, um den anderen zu erzählen, dass ich eine M IN Z* 10/11 Marijana: Überhaupt nicht! Wir haben ihr Potential erkannt und sie angetrieben. Das Bewerbungsvideo haben wir zusammen gedreht. Marcella: Die Folgen haben wir dann bei mir zuhause mit 40 Leuten auf einer Leinwand angeschaut. Marijana: Carolin hatte uns alles im Detail schon vorher erzählt, in der Drehpause. Die Hintergrund-Geschichten kannten wir also schon. Wie hat euer Umfeld auf Carolins Prominenz reagiert? Marijana: Im erweiterten Freundeskreis wa- Freundinnen seit ihrer Jugend: Carolin Ruppert (links), Marcella Quaranta (Mitte) und Marijana Milovac auf einem Spielplatz in Frankfurt am Main. DAS MODEL UND IHRE MÄDELS Carolin Ruppert, 27, studiert heute wieder BWL in Wiesbaden und arbeitet bei einem Headhunter. Facebook-Freunde: 1767. Offene Anfragen: 1200 Marcella Quaranta, bald Schulz, 28, ist Referendarin an einer Grundschule in Frankfurt am Main. Facebook-Freunde: 314. Offene Anfragen: 0 Marijana Milovac, 26, hat BWL studiert und arbeitet im Marketing eines Unternehmens. Facebook-Freunde: 195. Offene Anfragen: 0 Carolin in Pose bei einem Shooting Ende 2008. Wie lange kennt ihr euch denn? Marijana: Seit wir 15 sind. Wir haben uns in der Tanzschule kennengelernt. Carolin: Sag ruhig, was du dachtest, als du mich zum ersten Mal gesehen hast! Marijana: Ich dachte: Die sieht aus wie Pamela Anderson. Carolin: Pamela Anderson ohne Titten! Sag’s ruhig: „Die sieht aus wie Pamela Anderson ohne Titten“, hast du gedacht. Marijana: Jedenfalls habe ich mich zu ihr gesetzt und ab da waren wir beste Freunde. Marcella kam wenig später dazu. Habt ihr euch seitdem noch mal so gefühlt wie damals? ren manche Leute plötzlich total Caro-geil. Carolin: Das war so ein Hype. Bekannte wollten auf einmal mehr Kontakt haben, haben Bilder gemacht und so. Marcella: Wenn wir gemeinsam unterwegs waren, haben uns die Leute auf der Straße angesprochen. Auf Facebook haben sie mich angeschrieben, um an Caro ranzukommen. Manchmal war das zu viel. Vor allem, als ich mal in Fanforen geschaut habe... ...da stand: „Carolins grausames Lachen ist aufgesetzt, sie hat einen fiesen Blick, sie ist falsch und billig...“ Marcella: ...ich bin beim Lesen richtig wütend geworden und habe gleich weggeklickt. Ich mag es nicht, wenn Leute schlecht und falsch über meine Freundin reden. Ein Fernsehkritiker hat Carolin einmal als „schön, aber labil“ bezeichnet. Marijana: Totaler Schwachsinn. Die müssen etwas Schlechtes schreiben, damit es interessant ist. Die hatten wohl sonst nichts über Caro. Was heißt schon labil? Funny van Dannen „Freundinnen“ minzmagazin.de/aufdieohren Carolin: Labil ist, wenn man weint, oder? Marijana: Labil ist, wenn du bei jeder Kleinigkeit zusammenbrichst. Marcella: Das ist genau das Gegenteil von Carolin. Sie ist ehrgeizig und stark. 2009 hat Carolin ein Modemagazin moderiert. Wie war das, als es nach nur vier Monaten wieder abgesetzt wurde? Marcella: Caro hat das aus der Zeitung erfahren. Es war eine schwierige Zeit. Marijana: Aber Caro steckt das weg und geht immer weiter. Das schätze ich an ihr. Carolin: Ein guter Manager wird auch mal gefeuert und geht zum nächsten Unternehmen. Deswegen habe ich nie geweint, oder? Marcella und Marijana: Nee. Marijana: Letztes Jahr, in München... Carolin: Es war Sommer, Partyzeit am See, die Männer waren nicht dabei. Marcella: Ein richtiges Mädels-Wochenende. Quatschen, bis wir heiser waren. Carolin: Marcella hat angefangen zu reden, als sie morgens die Augen aufgemacht hat, und aufgehört, als sie sie zugemacht hat. Das war wie als Teenager. Marijana: Ja, Klamotten tauschen, sich gemeinsam schminken und die Haare machen. Wir sind mit Hippie-Bändern durch die Stadt gelaufen. Und abends beim Barhopping in der ersten Kneipe hängen geblieben. Carolin: Der Taxifahrer hat uns rausgeschmissen, als einer von uns übel wurde. Wem? Carolin ist von München wieder zurück in ihre Heimat gezogen, nach Frankfurt. Carolin: Kein Kommentar. Marcella: Wir haben Caro zurückgeholt. Marijana: Es gab diese Phase, da ging es ihr nicht so gut. An einem Abend haben wir ihr gesagt, dass ihr München nicht bekommt, und eine wunde Stelle getroffen. Carolin: Das war schlimm! Es ging nur um mich. Die beiden haben aufgeräumt: „Du ziehst wieder her, machst deinen BWL-Master.“ Da hat sich viel verändert. Vom Management gab es Gegenwind, aber ich vertraue immer Menschen, die ich lange kenne. Was macht Carolin in zehn Jahren? Marcella: Sie wird Mama und beruflich erfolgreich sein, in einem schönen Haus wohnen und einen Hund haben. Carolin: (bellt) Eine Dogge. Marijana: Bitte keine Dogge. Wird irgendeine Zeitung noch über sie schreiben? Marcella: Nein, und darüber wird sie auch nicht böse sein. Interview: Sebastian Puschner; Mitarbeit: Ole Pflüger; Fotos: Brigitte Aiblinger, Thomas Klinger Casting-Shows und YouTube: Noch nie war es so einfach, berühmt zu werden. Oder? Fünf Nachwuchsbands haben minz* verraten, wie sie ihr Potential zum großen Durchbruch einschätzen Die Bands zum Anhören: minzmagazin.de/bands M IN Z* 12/13 NO MORE ROOM TO BREATHE Ein winziger Raum, viel zu viele Leute und keine Luft zum Atmen: Die AlternativeRocker von No more room to breathe haben die Zustände bei ihrem ersten Auftritt zum Bandnamen gemacht. Dass Flo (Bass), Sam (Gesang), Martin (Schlagzeug) und Sebi (Gitarre) auch noch in 20 Jahren zusammen spielen werden, ist eher unwahrscheinlich: Fürs Studium werden einige Bandmitglieder wegziehen. Schaffen sie trotzdem den Durchbruch? Ihre eigene Prognose: 10% Zukunftsmusik MYMALIKA-QUARTETT Klassik ist nicht alles: Myriam (Violine), Marlene (Violine), Lina (Viola) und Katharina (Cello) spielen zwar gerne Vivaldi und Mozart, sind aber auch Fans von Bruno Mars, Pink und Beyoncé. Ob die vier später beruflich Musik machen werden? Potential dazu haben sie allemal. Die Prognose des Quartetts: 40% Zukunftsmusik M IN Z* 14/15 CALL ME GRAY Als Schönlinge bezeichnen sich die Grunge-Rocker von Call me Gray augenzwinkernd: Ihr Bandname leitet sich vom ewig jungen Romanhelden Dorian Gray ab. Hinter der weichen Schale steckt ein rockiger Kern: Die Vorbilder von Lysander (Gesang), Cedric (Gitarre), Max (Gitarre), Yannick (Bass) und Vincent (Schlagzeug) heißen Soundgarden, Blackstone Cherry und Rage against the Machine. Zu einem Plattenvertrag würden sie nicht nein sagen – aber ob die Band das Ende der Schulzeit überleben wird, wissen sie noch nicht. Die Prognose der Band: 50% Zukunftsmusik THE SWINGING LEMONADES 20er-Jahre-Flair in der U-Bahn: Die Swinging Lemonades verbreiten mit ihrer Jazzmusik gute Laune an öffentlichen Orten. Ob Marvin (Klarinette), Oliver (Gitarre), Emanuel (Kontrabass) und Marinus (Cajón) auch in Zukunft zusammen spielen, wissen sie nicht. Aber jeder für sich wird der Musik treu bleiben: Marvin will Klarinette studieren, Emanuel macht eine Ausbildung zum Geigenbauer. Ihre Prognose: 70% Zukunftsmusik M IN Z* 16/17 UKA-CREW Dr. Dre, 50 Cent, Eminem: Die Vorbilder der Unknown Artist Crew kommen aus den USA. Robin, Nader und Robin verheimlichen ihre bayerische Herkunft aber nicht – ihre Songs heißen „Munichs Finest“ und „Hip-Hop aus der Landeshauptstadt“. Ein erstes Album hat die UKA-Crew schon aufgenommen, Kontakte ins Musikgeschäft haben sie auch. Nächstes Ziel: Plattenvertrag. Die Prognose der Crew: 90% Zukunftsmusik Konzept und Text: Mathias Weber; Mitarbeit: Silke Keul, Sebastian Puschner; Fotos: Thomas Klinger Der Bayern-Profi und Kapitän der deutschen FußballNationalmannschaft ist im Münchner Stadtteil Gern zur Schule gegangen – das ist zwölf Jahre her. In minz* erinnert er sich an die Schikanen seines Deutschlehrers und daran, wie fast eine Klassenfahrt an ihm gescheitert wäre Welches Fach mochtest du lieber: Mathe oder Deutsch? Mathe, da war ich besser. Deutsch hat mir dann Spaß gemacht, wenn wir das Streiflicht der Süddeutschen Zeitung lesen sollten. Dann habe ich immer im Sportteil geblättert. Du hast nie Ärger bekommen? Na ja, einmal habe ich die Jacke eines Mitschülers im Schrank versteckt. Das war ein Spaß. Er hat sich furchtbar aufgeregt und ist zur Lehrerin gerannt. Die hat uns gedroht, dass wir nicht zusammen ins Schullandheim fahren. Also habe ich alles zugegeben. Klassenraum: Erste oder letzte Reihe? Zweite Reihe. Mal links, mal rechts. Das hat variiert – so wie heute in der Viererkette (lacht). Pausenbrot: Wurst oder Käse? Ich mochte Wurst schon immer lieber. Hausaufgaben: Abschreiben oder selber machen? Meistens habe ich sie selber ge- macht. Andere haben gern mal von mir abgeschrieben. Also eher Streber als Rebell? Ja, eher in Richtung Streber. Notenmäßig war ich immer Durchschnitt, weil ich lieber Fußball gespielt habe. In den Abschlussprüfungen hatte ich in Mathe und Physik eine Drei, in Deutsch und Englisch eine Vier. Geschwänzt habe ich kein einziges Mal. Ich war kein Rebell. M IN Z* 18/19 Was ist dein erster Gedanke, wenn du dich an deine Schulzeit erinnerst? Superzeit. Ich Wie viele Maß hast du an einem Abend geschafft? Weiß ich nicht mehr, aber nicht sag öfter zu den Mannschaftskollegen, ich würde gerne mal wieder eine Woche in die Schule gehen, mit den Leuten von früher. Oder die Klassenfahrten: Wir haben mal eine Tour nach Österreich gemacht, mit Wildwasser-Rafting und so. Da waren wir 16, glaube ich. Zu der Zeit war in München gerade Oktoberfest, die zweite Woche. Und wir haben den Lehrern in den Ohren gelegen: Hätte man das nicht anders planen können? Es hat nichts genützt. Aber in Österreich haben wir ein Lokal gefunden, in dem es Oktoberfestbier gab. Dort sind wir abends hin. so viele. Es war nicht so, dass wir alle unterm Tisch lagen. Lightning Seeds „Three Lions“ minzmagazin.de/aufdieohren Dein traumatischstes Schulerlebnis? In Deutsch mussten wir Gedichte aufsagen. Einmal kannte ich nur den Titel. Vorn zu stehen und zu reden war damals noch nicht meine Stärke. Du spielst heute vor Millionen und hast dich damals kaum getraut, vor der Klasse ein Gedicht aufzusagen? Ich weiß, dass ich Fußball spielen kann. Beim Gedichte-Aufsagen war ich mir nie so sicher. Hat es die Lehrer genervt, dass du so viel Sport gemacht hast? Mein Deutsch- und Geschichtslehrer hatte, glaube ich, ein Prob- Sie hat die Frauen-WM nach Deutschland geholt: Im Interview erzählt Steffi Jones, wie sie zum Kicken kam: minzmagazin.de/fussball Ein Schnappschuss von 1999. In diesem Jahr hat Philipp Lahm seinen Abschluss gemacht. Danach konnte er sich ganz auf den Fußball konzentrieren – und musste nie wieder Gedichte aufsagen. „Meine erste Freundin hatte ich mit 17. Ich glaube, ich war spät dran“ lem damit. Als ich in der U17-Nationalmannschaft war, wurde ich eine Woche vom Unterricht befreit. Der Direktor hatte nichts dagegen. Aber der Lehrer war stinksauer. Als ich zurückkam, haben wir eine Kurzarbeit geschrieben, so eine mit Ankreuzen. Direkt nachdem er sie eingesammelt hatte, hat er mich noch mal zu einem ganz anderen Thema ausgefragt. Das werde ich nie vergessen. Er hat mir eine Sechs gegeben, obwohl ich im schriftlichen Test eine Zwei hatte. Meinhardt war dran. Er hat sich entschuldigt. Er hat gesagt, dass er falsch gelegen hat und dass er sich sehr für mich freut. Das war eine nette Geste. Woran denkst du, wenn du Sommerferien hörst? Der letzte Tag vor den Ferien, wenn alle gut drauf sind. Alle so (hebt die Arme, lässt sie auf den Tisch fallen): FERIEN! Nach der Schule haben wir alle zusammen eine warme Leberkäs-Semmel gegessen. Wir standen noch Stunden beieinander und haben den Moment genossen. Und dann? Dann bin ich ins Training gegan- Haben deine Lehrer dich bei der FußballKarriere unterstützt? Nicht alle. Nach der gen (lacht). Mittleren Reife ging es darum, ob ich mich ganz auf den Fußball konzentrieren oder ob ich auf die Fachhochschule gehen soll. Mein Klassenlehrer, Herr Meinhardt, hat meinen Eltern empfohlen, dass ich nicht nur Fußball spielen sollte. Du hattest nie richtig frei? Auch in den Und deine Eltern haben nicht auf ihn gehört? Zum Glück nicht. Zwei Jahre später wurde ich Profi in Stuttgart. Kurz darauf klingelte bei meinen Eltern das Telefon, Herr Ferien hatte ich einen vorgegeben Rhythmus. Aber Ferien waren für mich trotzdem Freiheit, ich hatte mehr Zeit für meine Freunde. Während der Schulzeit war das schwierig. Ich habe fast täglich trainiert – die anderen waren meistens ohne mich im Freibad. Hättest du dich manchmal lieber mit Freunden getroffen? Klar. Ich kenne Leute, die genauso gut gespielt haben wie ich, vielleicht sogar besser. Die aber mit 16, 17 nicht so diszipliniert waren. Wenn die abends alle ausgegangen sind, habe ich gesagt: Nee, muss morgen zum Spiel. Manchmal bin ich trotzdem mit. Dann bin ich aber um zwölf oder eins wieder heim. Und eine Freundin? Hattest du überhaupt Zeit dafür? Ich war spät dran. Meine erste Freundin hatte ich mit 17. Wir konnten uns nicht jeden Tag sehen, das war aber kein Problem. Kam sie am Wochenende immer zum Spiel? (lacht) Sie hat sich irgendwann für Fußball interessieren müssen. Meine Freundinnen, genauso wie meine Frau heute, haben vorher nicht viel mit Fußball am Hut gehabt. Philipp Lahm, 27 Beruf: Fußballprofi Schule: Nymphenburger Realschule, München Lieblingsfächer: Sport, Mathematik Interview: Bastian Berbner, Alexander Krex; Fotos: Acta7, Alexander Krex, privat M IN Z* 20/21 Mpho Sengane wuchs in einem südafrikanischen Kinderheim auf und haute immer wieder ab, um auf der Straße zu betteln. Heute arbeitet er als Freiwilliger in einem deutschen Hort Deutsche wissen nicht, wie man eine Wurst grillt. Davon ist Mpho Sengane überzeugt. Zuhause in Südafrika schneiden sie ein Blechfass der Länge nach durch, machen darin Feuer und legen ein Metallgitter darüber. Gegrillt wird dann eine Boerewors, zu einer Schnecke gedrehtes Rind- und Schweinefleisch, drei Zentimeter Durchmesser, gewürzt mit Thymian und Muskatnuss. „Als meine Gastfamilie mit mir gegrillt hat, konnte ich nicht glauben, wie klein der Rost und die Würste sind“, sagt Mpho. Statt einer Boerewors hat Mpho jetzt grünen Salat vor sich, den er auf kleine Schüsseln verteilt. Statt in dem Kinderheim bei Johannesburg, in dem er groß geworden ist, bereitet Mpho in einem Karlsruher Hort das Essen für Ninthe & Zuluboy „The World is Yours“ minzmagazin.de/aufdieohren Waldorf-Schüler zu. Früher war er das Kind, um das sich deutsche Jugendliche kümmerten, die als Freiwillige nach Südafrika kamen. „Warum soll das nicht auch andersrum gehen?“, fragte er sich nach dem Schulabschluss. Es ging. Durch das Incoming-Programm der „Freunde der Erziehungskunst“ kommen jedes Jahr 100 Menschen aus dem Ausland für einen Freiwilligendienst nach Deutschland. Seit sechs Monaten ist Mpho einer von ihnen, hilft vormittags dem Hausmeister beim Heckenschneiden und setzt sich mittags mit zwanzig Grundschülern an den Tisch. Fasst den Lockenschopf links und den Jungen mit den Sommersprossen rechts bei der Hand. „Liebe Sonne, liebe Erde, euer nie vergessen werde“, sprechen alle im Chor. Es gibt Nudeln mit Pilzsoße, dazu den Salat. Alles Bio. Als Mpho 15 war, bestand sein Pausenbrot meist aus einem Sandwich mit Marmelade. Er ging auf eine Privatschule, Spender bezahlten die Gebühren. Die Mitschüler hatten Schinken, Tomaten und Salatblätter auf ihren Broten, trugen teure Klamotten und besaßen die neuesten Handys. In Mphos Kinderheim wollten 200 Kinder versorgt werden, für den Einzelnen blieb nicht viel. Darum hauten Mpho und seine Kumpels immer wieder ab, nur ein paar Tage, um in der Innenstadt zu betteln. „Es ist einfach. Du stehst an der Ampel, und je jünger du bist, desto mehr Geld geben sie dir.“ Die Nächte verbrachten sie unter Brücken, gegen die Kälte half der Klebstoff. „Du atmest die Dämpfe aus einer kleinen Plastiktüte ein und fühlst nichts mehr.“ Auch nicht die Angst. Angst vor „Matan- yola“. So nennen sie es auf Südafrikas Straßen, wenn ältere Jungs jüngere zum Sex zwingen. Mpho blieb das erspart. „Ich habe zugesehen, wie Freunde es tun mussten.“ In dem Karlsruher Hort machen die Kinder nach dem Essen ihre Hausaufgaben, spielen „Verstecken mit Freischlagen“ oder kickern an einem Fußballtisch aus Holz, den sie selbst gezimmert haben, während der FußballWM in Südafrika. Mpho ist zu dieser Zeit morgens um drei aufgestanden und eine Stunde zum Flughafen gelaufen. Er hat in der Gepäckabfertigung gearbeitet, um den Flug nach Deutschland zu bezahlen. Um sich jetzt zu einer neuen Runde „Halli Galli“ überreden zu lassen. „Aber dieses Mal darfst du die Karten nicht vorher anschauen“, ruft das Mädchen im karierten Wollkleid. Irgendwann wollte Mpho nicht mehr unter Brücken schlafen. Er war gut in der Schule, hatte Sozialarbeiter um sich, die ihm Mut machten. Mit 17 wurde er Sprecher der Kinder gegenüber der Heimleitung, mit 18 engagierte er sich in einem Projekt, das sich um HIV-positive Waisenkinder kümmert. Mit 20 bewarb er sich für das IncomingProgramm. Als die Zusage kam, musste er zum ersten Mal seit sechs Jahren zu seiner Mutter gehen. Geburtsurkunde, Pass – so etwas hatte Mpho nie besessen. Die Mutter sollte beim Amt bestätigen, dass es ihn gibt. Sie weigerte sich. Am Ende zwang die Polizei sie mitzukommen. Als er den Pass in Händen hielt, sagte er seiner Mutter: „Mach, was du willst. Ich gehe schon lange meinen eigenen Weg.“ Nach den Hausaufgaben wird gezockt im Waldorf-Hort: Mpho Sengane spielt „Halli Galli“ mit den Kindern. Die älteren Schüler palavern in der Raucherecke, Mpho fegt den Hof. Bevor der Hort öffnet, hilft er jeden Vormittag dem Hausmeister. WEG HIER! Dieser Weg führte Mpho in den Karlsruher Hort. Der bezahlt ihm die Krankenversicherung und 150 Euro Taschengeld. Auch die Gastfamilie, bei der Mpho lebt, hat er organisiert. Zu deren Haus sind es zehn Minuten mit dem Fahrrad. Drei Stockwerke, Anbau aus Holz, rote Fensterläden. Im Garten hängt eine tibetische Gebetsfahne, zwischen Gemüsebeeten liegen zwei Blechgießkannen. Mphos Gastmutter ist Erzieherin in einem Waldorf-Kindergarten, der Vater sitzt im Vorstand der Schule, zu der der Hort gehört. Auf dem Schulhof trifft Mpho seinen neunjährigen Gastbruder und seine 17-jährige Gastschwester. Die älteste Tochter ist gerade als Freiwillige in Argentinien. „Warum sollten wir Mpho nicht ermöglichen, was unsere Tochter in Südamerika machen kann?“, sagt der Vater. Als er kurz vor Mphos Ankunft dessen Namen googelte, fand er nichts. „Und dann stand er vor uns und fragte als erstes: What are the rules of the house?“ Die Familie war überfragt. Auf einmal konnte Mpho abends ausgehen, so lange er wollte. Hatte einen eigenen Schlüssel und ein eigenes Zimmer. „Früher habe ich mit fünfzig anderen in einem Raum geschlafen“, sagt er. Nach einigen Wochen tauchten dann doch ein paar „rules of the house“ auf. Zu fragen, bevor man eine Flasche Wein zu einer Party bei Nachbarn mitnimmt. Und das mit dem Pinkeln. „Wir haben lange beratschlagt, wer Mpho sagt, dass man das hier im Sitzen erledigt“, sagt der Vater lachend, auf den schließlich die Wahl fiel. Für Mpho war das ebenso gewöhnungsbedürftig wie die deutschen Grillwürste. Im September wird Mpho wohl wieder Boerewors essen. Er will sich in Südafrika einen Job suchen, obwohl dort die Arbeitslosigkeit bei 30 Prozent liegt. Das Angebot des Horts, ein halbes Jahr länger zu bleiben, hat er abgelehnt. Er sagt: „Home is home.” Du willst wie Mpho für eine Weile ins Ausland? Hier sind deine Möglichkeiten WELTWÄRTS UND EFD Mit Straßenkindern in Südafrika Fußball spielen? Mit weltwärts arbeitest du sechs bis 24 Monate in einem entwicklungspolitischen Projekt, meist in Afrika. Alter: 18 bis 28. Beim Europäischen Freiwilligendienst (EFD) arbeitest du mindestens sechs Monate in einem gemeinnützigen Projekt in Europa oder angrenzenden Mittelmeerstaaten. Alter: 18 bis 30. KULTURWEIT Dich faszinieren eher Sprachen, Kunst und Kultur? Bei kulturweit kannst du am Goethe-Institut oder in einer deutschen Schule in einem Entwicklungsland mitarbeiten. Der Dienst dauert sechs oder zwölf Monate und wird vom Auswärtigen Amt bezuschusst. Alter: 18 bis 26. „Was sind hier die Regeln?“ Die Eltern waren überfragt M IN Z* 22/23 WORK AND TRAVEL Kinder bespaßen, Schildkröten retten, Reiseführer spielen? Mit Work&Travel bereist du ein Land und verdienst dir dein Taschengeld selbst. Bei der Suche nach Jobs wirst du von der jeweiligen Organisation unterstützt. WWOOFEN Kühe melken auf einem Bio-Bauernhof? Mit World Wide Opportunities on Organic Farms wohnst und isst du gratis auf einer Farm, arbeitest sechs Stunden am Tag und lernst ein neues Land kennen. AU-PAIR Du hütest die Kinder deiner Gastfamilie und hilfst im Haushalt. In den USA lässt sich das mit einem College-Besuch kombinieren: weniger Arbeitsstunden und Taschengeld – dafür Zeit für Schnupperkurse, die die Gastfamilie bezahlt. Welcher Auslandstyp bist du? Mach den Test auf minzmagazin.de/weg Text: Sebastian Puschner; Fotos: David Bruchmann Patrick, 16, Frankreich „Ich habe Angst vor Spinnen, obwohl ich weiß, dass das sonst eher Mädchensache ist.“ Männer fürchten sich nie? Von wegen! Wir haben Jungs auf dem ganzen Erdball gefragt, was ihnen Angst macht. Eine Weltkarte mutiger Geständnisse Patrick, 13, USA „Ich habe Angst davor, dass man sich über mich lustig macht.“ Álvaro, 17, Peru „Ich habe Angst vor der Polizei und Angst, drogensüchtig zu werden.“ Giacomo, 18, Schweiz „Ich habe Angst, dass noch ein weiterer Klassenkamerad von mir stirbt.“ Louai, 15, Tunesien „Ich habe Angst vor Arbeitslosigkeit. Aber ich hoffe, dass es jetzt, nach der Revolution, bergauf gehen wird.“ Notis, 16, Griechenland „Ich habe Angst vor der Angst. Denn wenn man Angst hat, kann man nicht mehr logisch denken.“ Juan, 17, Argentinien „Ich habe Angst vor Monotonie. Ich will lieber früh sterben, als mein Leben lang im Büro zu arbeiten.“ Lusanda, 13, Südafrika „Ich habe Angst vor wilden Tieren, die andere Tiere oder Menschen fressen.“ M IN Z* 24/25 Sebastian, 17, Finnland „Ich habe extreme Höhenangst. Wenn ich zu weit vom Boden entfernt bin, fühle ich mich total unwohl.“ Nurbek, 19, Kirgistan „Meine Vorfahren hatten keine Angst und ich habe auch keine. Nur Frauen fürchten sich. Und Männer über 40.“ Raphael, 15, Österreich „Ich habe Angst vor dominanten Frauen. Normalerweise ist doch der Mann das starke Geschlecht!“ Taeyang,18, Südkorea „Ich mache mir Sorgen wegen der unsicheren Zukunft. Ich habe Angst, kein bedeutsames und cooles Leben zu führen.“ Gao Fei, 15, China „Ich habe Angst vor Dunkelheit. Im Dunkeln fühlt man sich nur kalt, einsam und hoffnungslos.“ Assaf, 15, Israel „Ich habe Angst, auf offener Straße in Schlägereien verstrickt zu werden.“ Ikramul, 18, Bangladesch „Ich habe Angst vor Konkurrenz, vor dem ständigen Gerangel um die Spitzen-Jobs.“ Abinaswar, 18, Indien „Ich habe Angst vor meinen Zeugnissen. Meine Eltern wollen, dass ich Klassenbester werde. Das nervt.“ Paul, 15, Tansania „Ich habe Angst, mich mit HIV zu infizieren und Aids zu bekommen.“ Conor, 14, Australien „Ich fürchte mich vor Schaumbädern. Ich weiß nicht warum, aber ich habe mich schon als Kind davor gefürchtet.“ Finn, 15, Neuseeland „Ich habe Angst vor Motten. Sie flattern gegen das Fenster und erschrecken mich beim X-Box-Spielen.“ Konzept: Bastian Berbner; Grafik: Karoline Beisel; Fotos: privat, Mathias Weber 15:20 Ich habe einen Freund als „Bitch“ bezeichnet. Sieben Stunden Facebook und ich verrohe. Aus ein paar Minuten bei Facebook wird schnell eine Stunde. Aber was passiert, wenn man die Seite nicht verlassen darf? Unser Autor hat sich da auf etwas eingelassen 08:00 Ich schalte mein Handy aus. Wer mich erreichen will, muss das ab jetzt über Facebook tun. Auf den Servern liegt eine Originalkopie meines Lebens, ich habe nur einen einzigen Freund, der nicht bei Facebook ist – und meine Eltern. Alle schlafen. 08:14 Noch immer niemand da. Ich melde mich bei CityVille an. Fast 100 Millionen Menschen spielen diese App, es ist die beliebteste Facebook-Anwendung. Ich baue pastellfarbene Vorstadthäuser. Nach einer ViertelM IN Z* 26/27 stunde habe ich 160 Einwohner. Ich weiß nicht, warum jemand in diese Bonbon-Wüste ziehen sollte. 08:50 Jetzt poste ich ein Webcamfoto: Ich, ungeduscht, hungrig, eklig. Einem Freund aus Israel gefällt das. 10:47 Die letzten Stunden vergingen schneller als gedacht. Dass Facebook Zeit frisst, wusste ich schon vorher. Nur nicht, wie viel. Ich komme nicht mal dazu, entspannt durch die Fotos meiner Freunde zu browsen. Hier der Chat, da die Pinnwand und: Ist alles richtig geschrieben? Facebook ist dazu da, sich neu zu erschaffen – nur ein bisschen schöner und interessanter als im echten Leben. Das ist Arbeit. 11:30 Ich chatte heute mit Leuten, mit denen ich sonst nie Kontakt habe, einfach nur, weil sie schon wach sind. Das lässt mich über das echte Leben nachdenken: Ist Freundschaft immer nur ein Kompromiss? Zwischen Aufwand, Interesse und Verfügbarkeit? 12:50 Ich frage Moritz, er ist 16, was er gerne spielt. Er empfiehlt „FB-Pflicht“. Ein Spiel wie Flaschendrehen: „Mit der ersten Person, der das gefällt, musst du ein Bild machen, auf dem du sie küsst.“ Niemandem gefällt das. 13:10 Ich poste, kommentiere, drücke „gefällt mir“ im Stakkato. Jedes Mal, wenn jemand einen meiner Beiträge mag oder etwas kommentiert, leuchten oben links kleine rote Ziffern auf. Die sind geiler als Geld. Ich gerate in einen Nachrichten-Rausch, fühle mich beliebt, schön und witzig. Das setzt mich unter Druck: Jeder Kommentar soll noch lustiger, origineller, bissiger sein als der letzte. Für die nächste kleine rote Eins tue ich alles. 13:40 Irad fragt mich im Chat, ob ich noch normal sei. Als er sich heute in seinen Account einloggte, war jeder zweite Eintrag „Steffen macht dies, Steffen macht das, Steffen gefällt...“. Irad findet das peinlich. Sein erster Gedanke war, ich sei von einer Clubnacht heimgekommen und säße auf Speed vor dem Rechner. 13:50 Was, wenn ich innerhalb dieser 24 Stunden alle meine Freunde vergraule? Bisher hat mir noch keiner die Freundschaft gekündigt. Aber vielleicht haben sie mich auf unsichtbare Blockierlisten gesetzt. Ich möchte kurz in den Arm genommen werden. Ich leide unter dem Facebook-Kater. Es ist grausam, unter Leuten zu sein und nicht zu wissen, was sie tatsächlich von mir denken. Aber ist das draußen anders? Ich gehe duschen. Zehn Minuten Pause von dieser blauen Bühne für Selbstdarsteller – wie mich. 14:06 Eine Vanessa schickt mir eine Freundschaftsanfrage und schreibt, ich sähe aus wie die männliche Version von Scarlett Johansson. Das sei nett gemeint, sagt sie. 15:06 „Ignorierst du mich?“ Christoph beschwert sich, dass ich auf seine Nachricht nicht antworte. Sie kam gar nicht an. Das passiert ständig. Die Server scheinen überlastet. Ich schreibe ihm im Chat: „Dieses verdammte Drecks-Facebook“ und staune: Sieben Stunden online und ich verrohe. ich 15:20 Auch Jan schreibt mir, ich hätte mich verändert: Meine Kommentare seien gehässig. Einen Freund habe ich als „Bitch“ bezeichnet. Weil ich Angst vor Streit habe, verziehe ich mich nach CityVille. 16:10 Ich kann nicht fassen, wie doof dieses Spiel ist: keine Taktik, wirres Rumgeklicke, planloses Bauen, Straßen enden im Nichts. Das Spiel bestätigt mir trotzdem, was für ein toller Bürgermeister ich bin. 17:38 Es wird so viel darüber gesprochen, dass Facebook Revolutionen auslösen kann. Eine Revolution verlange ich gar nicht: „Bitte bringt mir etwas Schönes von draußen mit“, schreibe ich. „Fotografiert es und postet es an meine Pinnwand! Hier drin ist es so trist – und in meinem Herzen auch!“ 20:00 Ich poste ein Bild, auf dem ich mir die Augen zuhalte. Darüber schreibe ich „Halbzeit“. Das gefällt elf Freunden. Wirklich? Oder haben sie nur auf den Button geklickt, weil es eine unverbindliche Art der Kontaktaufnahme ist? 20:32 Mein Hilferuf ist dreieinhalb Stunden her. Ergebnis: null. Ein lustiges Video zu posten ist bequem und geht schnell. Etwas zu fotografieren, war meinen Freunden wohl zu aufwändig. Wie soll denn da erst eine Revolution gestartet werden? Das reale Leben nennen viele bei Facebook nur noch RL. Das klingt auch nur nach einer Anwendung. Die Fotos und Videos zum Versuch: minzmagazin.de/ facebook 23:15 Auf Facebook wird jeder zum Stalker. Nur ich habe dafür keine Kraft mehr. Ich fühle mich, als hätte ich den ganzen Tag hart gearbeitet. Die Augen sind trocken und tun weh. Ich kann diese Bilder nicht mehr ertragen, diese Menschen, die angeblich meine Freunde sind; die posieren und Modelblicke nachahmen und von unten in die Kamera sehen. Er fragt, ob ich auf Speed bin 21:10 Abendsonne auf dem Flughafen Tempelhof. Flo hat mir ein Foto vom Inline-Skaten mitgebracht! Mir geht es besser. Ich freue mich, dass der Himmel auf dem Bild nicht blau ist. Ich kann kein Blau mehr sehen. 22:13 Ich bitte Selin, 17, um Aufheiterung. Sie hinterlässt mir ein Video: Ein Hund reißt ein kleines Mädchen hinter sich her, das Mädchen fällt auf die Fresse. Ich schaue es mir 15 Mal an und lache jedes Mal. 22:50 Ein Freund, der sich als „FacebookAbhängigen hohen Grades“ bezeichnet, gibt mir Beschäftigungstipps. Er unterteilt sie in gute, gefährliche und selbstzerstörerische. Die Selbstzerstörerischen sind: - Ex-Freundinnen anschauen - Leute anschauen, die mit Ex-Freundinnen sch schlafen. 23:50 Dieses Blau! Die Farbe eines toten Schlumpfes. Ich lade mir ein Plug-in herunter. Damit kann ich Facebook selbst einfärben. Ich entscheide mich für rot und grün. Wie die Buchstaben in der „Unendlichen Geschichte“. Ole klebt ein Bild von Atreju auf die Wall. Im Buch stirbt sein Pferd in den Sümpfen der Traurigkeit. 01:32 Ich rauche meine erste Zigarette auf dem Balkon. Der Laptop sitzt auf meinem Schoß. Um der Welt zu sagen, dass ich alleine bin, nehme ich ein Video auf. Die Freunde, die wach sind, interessiert es nicht, dass meine Stimme zittert und meine Augen zwischen Chatbalken und Nachrichtenanzeige umherirren. Britta kommentiert am nächsten Morgen: „Du klingst, als hättest du dich am liebsten vom Balkon gestürzt...“ Hätte ich das getan, wäre mein letzter Satz gewesen: „Mir postet niemand mehr was auf die Wall.“ 04:20 Ich weiß nicht, was ich in den letzten Stunden getan habe. Geklickt und getippt, vermute ich. Aber was? 05:30 Die Vögel zwitschern. Ich will raus, raus, raus! DIE REGELN D 24 Stunden im Internet surfen – das kann jeder. Deshalb haben wir ein paar Dinge vorgeschrieben • Der Versuch dauert von Sonntagmorgen, 8 Uhr, bis Montagmorgen, 8 Uhr. • Das Handy bleibt die ganze Zeit aus, Festnetz ist natürlich auch verboten. • Email? Vergiss es! • Außer Facebook und verlinkten Artikeln darf keine Seite angesurft werden. • Essen ist ok, aber nur vor dem Laptop! • Nein, kein Skype! Unser Autor darf mit niemandem sprechen. • Einmal Duschen ist erlaubt. Länger als 10 Minuten darf er sich nicht von Facebook entfernen. • Achso, Schlafen ist verboten. 07:00 Ich würde gerne eine Stadt in die Luft sprengen. 06:30 Mir tut der Rücken weh und die Hand und die Augen sowieso. Dreimal hatte ich mich darauf eingestellt, alleine in die Nacht entlassen zu werden. Jedes Mal schrieb mich ein anderer an. Es sind Menschen, die ich nur flüchtig kenne, die aus irgendeinem Grund noch wach sind: Côme aus Paris arbeitet an einer Bewerbung für die Filmhochschule, Dennis aus Berlin kommt von einer Party und versucht zu flirten. Ich will einfach nur meine Ruhe haben. Normalerweise breche ich Chats ab, indem ich behaupte, ich hätte zu tun. Das geht jetzt nicht. Ich begreife nicht, warum diese Menschen nicht ins Bett gehen, wenn sie doch dürfen. Dass es Spaß machen kann, Zeit auf Facebook zu verbringen. Dass es mir früher Spaß gemacht hat. Test: Welcher Facebook-Typ bist du? M IN Z* 28/29 07:00 Nur noch eine Stunde! Meine Stadt bei CityVille hat 260 Einwohner. Ich würde sie gerne in die Luft sprengen. 08:00 Ich schreibe meine letzte Statusmeldung. Vertippe mich bei jedem Wort. „Ich habe 217 Kommentare und Pinnwandeinträge bekommen, ein paar Freunde gewonnen, keinen verloren.“ Der Gedanke, gleich ins Bett zu dürfen, weckt solche Vorfreude, dass ich wieder richtig munter werde. Ich schalte mein Handy an. Der erste Mensch, mit dem ich rede, ist eine Frau vom Radio, die übers Netz von meinem Experiment erfahren hat. Sie will ein Interview mit mir machen. Ich freue mich, dass ich überhaupt mit jemandem sprechen darf. Du bist „Der wahre Freund?“ Was das bedeutet, liest du hier: minzmagazin.de/facebook-test Text: Steffen Jan Seibel; Mitarbeit Test: Mounia Meiborg; Fotos: Thomas Klinger 18 Seiten über hundert Tage, die unser Leben verändern Achtung: In diesem Sommer kann alles passieren Gut gepackt: Der Rucksack, mit dem du vorbereitet bist Nie wieder Dosenravioli: Der Camping-Eintopf Die perfekte Nacht: Eine Kurzgeschichte Damit sie einschlägt: Vier Schritte zur Sommerliebe M IN Z* 30/31 Die Nase meldet den Geruch von Sonnenöl, Grillkohle und heißem Teer. NA M E 32/33 Arschbombe vom Steg, Zitroneneis im Park und nebenbei neue Freunde finden – oder gleich die Liebe. Das geht nur jetzt! Stundenlang liegen Stella und Jonas im Park in der Sonne. Sie essen Johannisbeeren, er fotografiert sie mit seiner Polaroidkamera. Die Kamera macht dieses zirpende Geräusch. Langsam erscheint Stellas Gesicht auf dem Foto. Sie lacht. Es ist Sommer und Stella hat sich verliebt. Die ganze Zeit denkt sie daran, dass sie Jonas küssen will. Nachts rennen die beiden durch die Straßen und lesen sich Klingelschilder vor. In einem Haus wohnt eine Familie Winter über einer Frau Sommer. Das finden sie lustig. Stella denkt, so lange es warm ist, wird es immer so weitergehen. Sie wünscht sich, dass der Sommer nie zu Ende geht. Als die Vögel zu singen beginnen, ist es noch dunkel. Das Gezwitscher der Vögel im Morgengrauen kennt auch Nico. Seine Eltern schlafen längst, als er sich mit Lisa auf Facebook verabredet. Die beiden sind Freunde. Die ganze Nacht laufen sie durch den Olympiapark in München; sie reden. Über hyperaktive Geschwister und den Streit mit der besten Freundin. Morgens um halb sechs klauen sie beim Bäcker Semmeln, jeder eine. Stella und Jonas, Nico und Lisa sind seit ein paar Wochen ein bisschen durchgedreht. Kann eine Jahreszeit verrückt machen? Kann man sich in den Sommer verlieben? Warum kribbelt es an den ersten warmen Abenden im Bauch, auch, wenn man gar nicht verknallt ist? Der Sommer schlägt ein wie eine Arschbombe. Es ist die Vorfreude, die uns verrückt macht: Unser Gehirn registriert, dass sich etwas verändert hat. Die Nase meldet den Geruch von Sonnenöl und von Grillkohle und von heißem Teer. Die Haut an den Unterarmen sagt: Achtung, mehr Licht als in den neun Monaten zuvor! Der Bauch verlangt jeden Morgen einen halben Liter BananenButtermilch. Und unser Kopf sendet eine Botschaft an den Rest des Körpers. Sie könnte auch als kleine Warnung verstanden werden: Mach dich bereit – denn in diesem Sommer kann alles passieren. Neue Liebe, neue Freunde, erwachsen werden oder auch nicht. Aber warum geschieht gerade im Sommer so viel? Eine Erklärung ist so einfach, dass sie fast schon blöd klingt: Im Sommer haben wir mehr Zeit. Um halb 10 ist es noch so hell wie im Winter nachmittags um vier. Man wird einfach nicht müde. Und dann sind da noch die Sommerferien. Sechs Wochen, die vor einem liegen und Fritz Kalkbrenner „Facing the Sun“ minzmagazin.de/aufdieohren die man selbst formen darf – wie einen großen Klumpen Lehm. Oder besser: Wie einen Block Erdbeereis, aus dem wir uns jeden Tag eine dicke Kugel herausschälen können. Wie der Tag abläuft, liegt plötzlich in den eigenen Händen. Keine Schule, die den Rhythmus diktiert. Die Eltern ermahnen einen nicht mehr, die Hausaufgaben zu machen. Das klingt alles toll. Aber Michael Niggel von der Beratungsstelle Pro Familia weiß, dass die Freizeit auch anstrengend werden kann: „In den ersten Tagen der Sommerferien fallen viele in ein Loch und versumpfen.“ Die Freunde sind im Urlaub und fast alles, was Spaß macht, kostet Geld. Man hat Riesen-Erwartungen und setzt sich unter Druck. Wie man sich beschäftigt, wenn man nichts zu tun hat – das muss man erst mal lernen. Die Eltern können das Rumgehänge im Sommer nicht verstehen. Sie sagen: „Jetzt könntest du doch bergsteigen, Tanzen lernen, jobben.“ Sie haben vergessen, wie anstrengend es ist, jung zu sein. Dass man sich HIER STEHT EINE HEADLINE Dies ist ein Vorspann. Vor allem aber hatte es einen großen Fehler, es stand kein Wörtchen von der Bezahlung darin. Wäre sie auch nur ein wenig erwähnenswert gewesen, das Plakat hätte sie gewiß genannt; es hätte das Verlockendste nicht vergessen. Die Zeit fließt, man lässt sich treiben, und wenn die Strömung nachlässt, ruft bestimmt ein Freund an mit einer bekloppten Idee. Wir lernen andere Dinge – ein Bier auf Spanisch zu bestellen von der Schule erst mal erholen muss. Studien sagen: Die Schule ist der größte Stressfaktor im Leben eines jungen Menschen. Eltern wissen auch nicht mehr, wie es ist, in einer Woche plötzlich fünf Zentimeter zu wachsen. Dass einen Freunde auch mal an den Rand des Wahnsinns bringen können. Eltern verwechseln Chillen mit Faulsein. Dabei kann man die viele Zeit ganz gut gebrauchen: zum Luftschlösserbauen, Tagebuchschreiben, und um sich zu fragen: Wer bin ich? Und wer möchte ich gerne sein? M IN Z* 34/35 Rubén sitzt fröstelnd auf seiner Isomatte und schiebt Nachtwache. Eigentlich wollte er mit seinem Freund von München nach Prag trampen – aber weiter als nach Wolznach, einem bayerischen Dorf an der Autobahn, sind sie noch nicht gekommen. Vor der Freiwilligen Feuerwehr haben sie ihr Lager aufgeschlagen. Sein Freund schläft, Rubén lehnt den Kopf an die Wand und denkt: dass das Trampen eine seltsame und sehr schöne Art des Reisens ist. Was er in seinem Leben einmal machen will. Und dass er sonst nie einfach so dasitzt und nachdenkt. RAUS! Noch keine 18? Das heißt nicht, dass du mit deinen Eltern in Urlaub fahren musst. Willst du... ... in einem Projekt mitarbeiten? Mach mit bei einem Teenage Work Camp. Die Teilnahmegebühr ist nicht so hoch, Anreisekosten kommen noch drauf. ...Gleichaltrige kennenlernen? Fahr doch zu einer internationalen Jugendbegegnung in die Ferne. Kostet nicht viel, Anreise ist oft schon mit drin. ...so was wie studieren? Für die Wissbegierigen gibt es Summer Schools. Die Preise sind sehr unterschiedlich, ein Kurs kann bis zu 1000 Euro kosten. ...eine Fremdsprache lernen? Vamos! Auf ins Ausland! Da lernt man Sprachen doch am besten. Hier bezahlst du meist alles selbst, aber es gibt auch Stipendien. ...dich bewegen? Surfen lernen oder endlich mal den ganzen Tag Beachvolleyball spielen: Sport-Camps bieten Action. ...mit Freunden in den Urlaub? Neue Leute treffen oder mit denen von zuhause wegfahren: Bei Jugendreisen kann man sich allein und als Gruppe anmelden. Spät dran? Kein Problem. Oft gibt es Restplätze. minzmagazin.de/raus Im Sommer sind wir Alleinherrscher: über uns und unsere Zeit. Morgens aufstehen und nicht wissen, wo man abends sein wird: Das passiert einem nur im Sommer, wenn die Tage nie enden und wenn doch, dann nur, um von warmen Nächten mit dunkelblauem Himmel abgelöst zu werden. Die Zeit fließt, man lässt sich treiben, und wenn die Strömung nachlässt, klingelt bestimmt das Handy und irgendein Freund ist dran mit einer bekloppten Idee. Zwischendurch muss man nicht einmal nach Hause, um eine Jacke zu holen. Im Sommer sind wir Alleinherrscher über uns und unsere Zeit – ein Vorgeschmack auf die große Freiheit, die eines Tages kommen wird. Wir treffen eigene Entscheidungen. Wie Albion: Er zieht sich nicht aus. Sie sind über die Mauer ins Freibad geklettert, er und die anderen Fußball-Jungs, nachts auf der Vereinsfahrt in Salzburg. Ein paar ältere Mädchen und Jungen baden dort schon, nackt. Die Freunde ziehen sich die Hose runter, Albion nicht. Er schämt sich. Dann geht das Licht an. Alle rennen weg, werfen die Klamotten über die Mauer und klettern hinterher. Im Zeltlager oder in der Sportfreizeit muss man mit der Gruppe klarkommen. Man macht, was die anderen tun – oder eben nicht. Selbst im Urlaub mit den Eltern hat man plötzlich mehr Verantwortung, sie wollen sich ja auch erholen. „Dadurch drehen sich die Rollen um“, sagt der Schweizer Erziehungswissenschaftler Helmut Fend. „Jugendliche lesen den Stadtplan, Eltern laufen hinterher.“ Deshalb ist es Blödsinn, wenn Lehrer behaupten, dass Schüler nach den Ferien dümmer sind als vorher. Man lernt eben andere Dinge: wie man in einen Club reinkommt, fremde Leute anquatscht, ein Bier auf Spanisch bestellt. Manche Sachen macht man nur im Sommer. Und von manchen hätte man sich nie vorgestellt, dass man sie überhaupt einmal tun würde. Max reist mit zwei Freunden und einem Interrail-Ticket durch Europa. Eigentlich wollte er die Frau im Bus nur nach einem Platz zum Zelten fragen. Dann sitzen sie gemeinsam am Strand: Die 16-jährigen Jungs und die Griechin, die 43 ist. Sie trinken Wein und reden über das Leben. Sich betrinken und rumphilosophieren mit einer Frau, die seine Mutter sein könnte – zuhause wäre Max das nicht passiert. Aber auf Reisen, wo man sich an jeder Straßenecke entscheiden muss zwischen zwei Gassen, die man beide noch nicht kennt, ist alles anders. Was die anderen über mich denken? Irgendwie auch egal. Die Neugier siegt über die Schüchternheit. Max Fanslau: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal mit einer 43-jährigen Griechin betrinke.“ 3 MONATE, 15 DINGE, 1 RUCKSACK 2 1 3 4 14 5 6 13 9 7 12 Im Schein der Lichterketten wirkt alles verzaubert und geheimnisvoll. 11 10 8 15 Rotweinpulver zum Selberanrühren: Schmeckt wie abgestandenes Wasser, knallt dafür mit 8,2% in der Mittagshitze 2 Getrocknetes Rindfleisch: Essen wie die Seefahrer 3 Notizbuch: Falls dich mal nicht die Liebste, sondern die Muse küsst 4 Popcorneimer: Leerfuttern, umdrehen, draufsetzen! 5 Tubenwaschmittel und Bürste: Wäscht Blut, Schweiß, Tränen aus dem Shirt 6 Auf dem mp3-Player: Ein Hörbuch! „Bonjour Tristesse“, der Sommerferienklassiker von Françoise Sagan 7 Taschenlampe mit Dynamo: Kurbel dir dein eigenes Licht! 8 Taschenzahnbürste: Falls du auf der Couch oder in einem fremden Bett aufwachst 9 Wasserpistole: Dieses Jahr trägt man Elefant! 10 Natron gegen übersäuerten Magen: Kater verjagen 11 Klopapierrolle: Macht Freunde auf dem Campingplatz 12 Knicklichter: Erstens knack, zweitens Romantik! 13 Regenponcho: Hält trocken wie ein Schirm, passt aber in die Handtasche 14 Vollkornbrot aus der Dose: „Ja, Mama, ich esse ordentlich!“ 15 Decke: Nicht vergessen. M IN Z* 36/37 Foto: Thomas Klinger 1 Es riecht nach frisch gemähtem Gras, an den Fingern klebt der Saft einer Wassermelone. Wir tun Dinge, die hinterher schrecklich unvernünftig erscheinen Das liegt auch daran, dass wir uns leicht, beweglich und saugut fühlen. Wenn es wärmer wird, müssen wir keine fünf Kilo schweren Mäntel über unsere Körper hängen. Und plötzlich fällt auf, dass der Junge aus der Parallelklasse so schöne Knie hat und das Mädchen, das nach der Schule immer ein Waldmeister-Wassereis am Kiosk kauft, eine schmale Taille. Salvatore ist gut gebaut. Da stört es Lisa, die nachts in München Semmeln klaut, auch nicht, dass seine Nase ein bisschen zu groß ist. Im Familienurlaub auf Mallorca schmuggelt sie sich in einen Club. Sie ist erst 16, aber nach ihrem Ausweis fragt keiner. Es läuft House, Lisa tanzt, Salvatore auch. Sie findet ihn niedlich. Er tanzt immer näher an sie ran, dann küsst er sie. „Du kannst nicht küssen“, sagt sie. Er zuckt mit den Schultern. Jemand übersetzt, Salvatore lacht und sagt: „Wir können ja üben.“ Und dann üben sie, bis morgens um drei. Dabei hatte Lisa vorher gedacht, der Urlaub mit den Eltern würde stinklangweilig werden. Gerade, wenn man es am wenigsten erwartet, kann alles passieren. Man rechnet mit nichts, hat den Tag schon abgeschrieben, und schleicht schwitzend durch die Straßen. Es riecht nach frisch gemähtem Gras und an den Fingern klebt der Saft einer Wassermelone, die Luft flirrt vor Hitze, alles steht still. Und dann taucht manchmal aus dem Nichts wie eine Fata Morgana jemand auf, auf den man nicht gewartet hat. Eine Sommerliebe, ein heißer Flirt oder einfach nur eine Begegnung, die man wochenlang nicht vergisst. Selin geht mit ihren Freunden zum Stuttgarter Lichterfest. Beim Feuerwerk unterhält sie sich mit einem Freund, sie soll für ihn Sätze auf Türkisch sagen. Sven steht erst nur daneben. Dann bittet er sie: „Sag mal auf Türkisch: Heute ist ein schöner Tag, weil ich Sven getroffen habe.“ Das findet Selin ganz schön eingebildet, aber sie unterhält sich trotzdem mit ihm. Beide mögen Jazz und am Ende des Abends sagt Selin, er soll sie auf Facebook suchen. Sie schicken sich Nachrichten, sie treffen sich, aber nie zu zweit. Irgendwann schreibt Sven ihr nicht mehr. Manchmal ist es nur eine Kleinigkeit, und man hat das Gefühl, etwas Aufregendes zu erleben. „Ein verstohlener Blick im Schwimmbad reicht, um sich ein ganzes Abenteuer auszumalen“, sagt die Sozialpädagogin Bar- Lisa Schneid: „Seine Nase war ein bisschen groß. Ich habe Salvatore trotzdem geküsst.“ bara Springer. Wenn die Abendsonne tief über dem See steht und sich der Schein der Lichterketten wie eine getönte Sonnenbrille über unsere Augen legt, wirkt alles geheimnisvoll und ein bisschen unwirklich. Die Luft riecht nach feuchtem Staub, gleich wird es regnen, denkt man, und manchmal tut man dann Dinge, die hinterher schrecklich unvernünftig erscheinen. Corinna geht mit Freundinnen aus, sie trinken ganz schön viel. Ein Mann spricht Corinna an. Er ist 28 und Lehrer und hält sie für älter als 16. Corinna findet ihn nicht sonderlich attraktiv, aber auch nicht abstoßend. Sie trinken noch mehr, Corinna wird übel. Draußen versucht sie, sich den Finger in den Hals zu stecken, aber es klappt nicht. Der Lehrer kommt dazu, sie küssen sich. Im Schein der Lichterketten wirkt alles verzaubert und geheimnisvoll. Wir denken, der Sommer würde ewig dauern Rubén Salazar: „Ich bin getrampt mit: einem Model, einem Schwulen und einem Büromenschen.“ M IN Z* 38/39 „Willst du, dass ich dir in den Mund kotze?“, fragt sie ihn. Der Lehrer bietet ihr an, bei ihm zuhause ihren Rausch auszuschlafen. „Ich könnte deine Schülerin sein“, sagt sie, aber dann steigt sie mit ihm ins Taxi, weil sie findet, das sei vielleicht schlauer als so betrunken bei ihren Eltern aufzukreuzen. Corinna schläft mit dem Lehrer in einem Bett, ihre Hose behält sie an. Am nächsten Morgen geht sie zur Fahrschule, und als ihre Stunde vorbei ist und sie hinten sitzt, muss sie sich doch noch übergeben. Der Sommer macht unvernünftig. Das kann harmlos enden, wie bei Corinna. Manchmal bringt uns die Unvernunft aber dazu, einem anderen weh zu tun. Stella, die mit Jonas Johannisbeeren im Park aß und auf den Polaroids so glücklich aussah, dachte, der Sommer würde ewig dauern. Und dann endete er doch. Er sagte ihr, dass er sie liebt. Aber Stella hatte seit zwei Jahren einen Freund. Jonas wartete trotzdem in der Hitze an der Straßenbahnhaltestelle auf sie. Jonas zog nach Hamburg. Stella blieb in Kassel. Sie hat nie nachgesehen, ob in dem Haus wirklich Familie Winter und Frau Sommer wohnen, oder ob sie sich das in ihrem glühenden Sommer-Kopf nur eingebildet hat. Text: Karoline Beisel, Mounia Meiborg, Steffen Jan Seibel; Fotos: Franziska Ebert, Svenja Pitz, Steffen Jan Seibel Ein Gaskocher, ein Topf, Geschirr und Besteck: Mehr hast du beim Campen nicht dabei – und mehr ist auch nicht nötig Für den Sommerurlaubstopf gibt es nicht nur ein Rezept: Du magst keine Zucchini? Nimm Champignons. Die Aubergine vergessen? Lass sie weg, schmeckt trotzdem. Am besten auf einem Cam- pingplatz in Südfrankreich, wenn dir und deinen Freunden nach einem langen Tag am Meer der Magen knurrt. Und zuhause nachgekocht, versetzt dich der erste Bissen zurück in die Ferien. Schritt 1: Das Rindfleisch in 2 x 2 cm große Würfel schneiden, Olivenöl im Topf erhitzen und das Fleisch scharf anbraten. Das brauchst du: • eine halbe Stunde Zeit • zwei hungrige Mit esser • etwa 500 Gramm Rindfleisch, entweder Steaks oder Gesch netzeltes • Gemüse: zwei Zw iebeln (Frühlingszw iebeln tun’s auch), ein e Aubergine, drei große Karotten, eine Zucchini, zwei Paprikaschoten, vie r Strauchtomaten • Kräuter: Rosmarin , Thymian, Oregan o (frisch oder getrockne t) • zwei Zehen Knobl auch • einen Schuss Rotwe in • Olivenöl, Salz und schwarzen Pfeffer • als Beilage Bague tte und eventuell sau re Sahne oder Crème fraîche In großen Stücken bleibt das Gemüse knackig. Schritt 2: Den Knoblauch fein, die Zwiebeln grob würfeln und ab in den Topf. Salzen und pfeffern, einen Schuss Rotwein hinterher, Deckel drauf. Wer’s mag, legt noch einen Zweig frischen Rosmarin dazu, der vor dem Essen herausgefischt wird und viel Aroma abgibt. Schritt 3: Jetzt kommt’s auf die richtige Reihenfolge an, weil die einzelnen Gemüsesorten unterschiedlich lange brauchen, um gar zu werden. Zuerst die Aubergine in halbe Scheiben schneiden und, wenn die Zwiebeln glasig sind, in den Topf geben. Anschließend die Karotten, gefolgt von der Zucchini, den Paprika und den Tomaten. Das Grünzeug nicht zu klein schneiden, sonst gibt’s nachher verkochten Brei. In großen Stücken bleibt es knackig. Schritt 4: Die Kräuter klein hacken und über den Fleisch-Ge- müse-Mix streuen, dann umrühren und Deckel drauf. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und den Topf von der Flamme nehmen, wenn das Gemüse noch bissfest ist. Schritt 5: Ab auf den Teller und rein in den Magen. Ein Klecks saure Sahne ist nicht nur gut für die Optik, sondern auch für den Geschmack. Nach zwei Wochen Frankreich hängt dir das Weißbrot endgültig zum Hals raus? Folienkartoffeln, Couscous oder Reis passen genauso gut dazu. Text: Simon Hurtz; Produktion: Silke Keul; Fotos: Thomas Klinger M IN Z* 40/41 Ali Farka Touré „Ai du“ minzmagazin.de/aufdieohren Die anderen halten sie für eine Spießerin. Sie raucht kein Hasch, für Jungs interessiert sie sich nicht. Und dann sitzt sie plötzlich am Ufer, allein mit diesem kiffenden Beachvolleyball-Typen. Eine Kurzgeschichte Kerle stehen doch alle auf Haut, denke ich mir und halte mir den knapperen meiner zwei mitgebrachten Miniröcke vor die Beine. Seit gut drei Stunden ist der Spiegel blind vom Dampf zwanzig heißgeduschter Mädchenkörper, immer wieder mit rauen CampHandtüchern verschmiert, um ihn wenigstens für ein paar Sekunden klar zu bekommen. Er wirft deshalb ein nur unbefriedigendes Bild zurück. Meine Zimmernachbarin Claudia stößt mich weg, kaum dass ich die Umrisse des Rocks und meiner Beine darunter ausmachen kann. „Ich muss mich jetzt echt schminken, zieh Leine. Du bist ja noch nicht mal angezogen“, bemerkt sie weniger zu mir als zu ihrer Entourage, die teils den Spiegel mit ihren Handtüchern malträtieren, teils Claudia Wimpernzange, Mascara und Eyeliner reichen. „Oder ist das deine neue Strategie, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen?“ Ihre Sklavinnen kichern hirntot, zwei fangen an, Claudias Mähne zu striegeln. Sie ist ein Schlachtross, der Stolz des ganzen Stalls. Ich kann ihr nur ausweichen. Wenn sie wüsste. Claudia denkt, ich sei die letzte Spießerin. Sie glaubt, nur weil ich mich nicht an Jungs ranschmeiße wie sie, sei ich total zurückgeblieben. Aber ich habe eben einen exklusiven Geschmack. Die Party wird ganz lustig, die Jungs drängen sich um Claudia, die Clubleitung will allen Ernstes Tanzspiele organisieren und ein paar von den Jüngeren machen sogar mit. Um Mitternacht entfaltet sich irgendein Drama um Claudia, sie schubst ein Mädchen von der Tanzfläche auf eine Holzbank. Das Turnier hat also begonnen. Kleinere Gruppen ziehen sich in den „Wald“ zurück, eine Baumgruppe hinter der Uferböschung, und trinken Jägermeister aus von zuhause mitgebrachten Thermoskannen. Ein Typ, den ich vom Beachvolleyball kenne, zieht mich ohne zu fragen mit. Drei Jungs und ein sehr jung aussehendes, betrunkenes Mädel sitzen auf Handtüchern im Unterholz. Hier kreiselt nicht nur der Schnaps, sondern auch eine kleine Glaspfeife, die nach Kräutern stinkt. Der Volleyballtyp legt mir seine Hand auf die Schultern und fordert seinen Kumpanen auf, sich mit seinem Hit zu beeilen. Er bekommt die Pfeife und will sie mir schon zwischen die Lippen schieben. „Nee, lass mal, ich rauche kein Hasch.“ „Du? Klar tust du das. Das sieht doch jeder!“, sagt er. Wie kommt er denn darauf? Er checkt es anscheinend auch nicht. Er dachte wohl, dass ich mich von den anderen Campern entfernt halte, weil ich zu den Druggies gehöre und weggetreten bin. Ihn und seine Freunde lasse ich hocken, die haben mir nichts zu bieten. Die besoffene Kleine ruft mir hinterher: „Sei doch nicht so langweilig, du Vollspießerin!“ Wenn sie nur alle wüssten, wer ich bin, wie ich wirklich bin. Ich gehe zum Ufer, außer Sichtweite des Camps. Die Lichter der Party werfen lange bunte Bahnen über das Wasser, es ist kalt und das Gras unter meinen Füßen nass, die FlipFlop-Sohlen quietschen bei jedem Schritt. Ich setze mich. Aber schon nach wenigen Minuten zerreißt die Stille. Ich drehe mich um und sehe den Volleyballtypen. Ich will aufstehen und gehen, aber er hält mich fest, diesmal bescheidener, er hat wohl gelernt, dass er mich nicht einfach so einschätzen und besitzen kann, mich mitzerren und berühren, mich beleidigen und mir seine widerliche Haschpfeife andrehen. „Sorry“, sagt er. „Ich glaube, ich hab da einen Fehler gemacht.“ Ich kann mir nicht helfen und werde ein bisschen rot. Er stinkt immer noch nach dem Glimmzeugs. „Das hast du! Warum gehst du nicht einfach zu deinen Freunden und kiffst dich zu?“ Er schweigt. „Mann, Junge, ich will allein sein.“ Jetzt nehme ich auch den Geruch seiner Haut wahr, seinen Schweiß, seine Haare, meine ganze Nase ist voll von ihm. Vielleicht stinkt er gar nicht so sehr. Er lässt mich los und setzt sich neben mich. „Ich versteh schon“, sagt er. Was will er verstehen, denke ich. „Ich kiffe eigentlich auch nicht. Ich hab nur irgendwie gedacht, dass du...“ Wir schweigen und hören den Grillen irgendwo im Gras zu. Es dringt keine Musik mehr zu uns, die Party ist vorbei. Dann küsst er mich aus dem Nichts. Und ich kapiere es. Dass er mich echt versteht. Dass er auf mich gewartet hat, wie ich auf ihn. Ich versinke in ihm, in seinem Volleyballoberkörper; sein rauchgetränktes T-Shirt muss so schnell wie möglich fort, nur noch ihn will ich. Danach ist der Himmel nur noch auf einer Seite schwarz, Blau wandert langsam den Horizont hinauf. Er muss bald wieder gehen, die Campleitung darf ihn nicht finden, strikte Regeln. Tanzen, Party, Gemeinschaft: ja. Aber zu zweit allein sein? Das geht nicht bei denen. Bevor ich ihn verlassen muss, bitte ich ihn, mit mir hinauszuschwimmen. Wir sind ohnehin schon nackt und können eine Abkühlung brauchen. Er springt mit einem Hecht hinein, ich folge ihm auf Zehenspitzen. Seine Arme teilen das minzblaue Wasser, es spült über seine Schulterblätter zu seinen schmalen Hüften. Seine Haut ist so makellos. Ich könnte sie stundenlang betrachten, betasten, lecken und liebkosen. Ich muss über mich selbst lachen. Ich nehme an, nicht nur Kerle stehen auf Haut. Die Autorin Kaum hatten wir Constanze Petery, 19, gebeten, in minz* die Geschichte einer perfekten Nacht zu erzählen, lag der Text schon in unserem Postfach. Wer mehr von Constanze lesen will, greift zu ihrem Buch „Eure Kraft und meine Herrlichkeit“, 2011 im Heyne Verlag erschienen. Darin zerbricht die Familie einer 15-Jährigen, die sich fortan auf der Suche nach Rausch und Exzess durch Clubs tanzt. Text: Constanze Petery; Fotos: Kay Blaschke, Britta Verlinden/Mathias Weber Smoke City „Underwater Love“ minzmagazin.de/aufdieohren Aber wie lernst du jemanden kennen? Wie kommt ihr euch näher? Und wie überlebt ihr die ersten Wochen? Eine Anleitung in vier Schritten M IN Z* 42/43 Kennenlernen Näherkommen Am See, auf Straßenfesten, beim Frisbee-Spielen im Park – im Sommer gibt es viele Möglichkeiten, jemanden kennenzulernen. Im Freundes- und Bekanntenkreis sind die Themen klar („Warst du nicht auch letzten Samstag auf Martins Party?“) und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er oder sie kein Vollidiot ist. Neue Leute triffst du, wenn du allein unterwegs bist. Fühlt sich anfangs komisch an, wird aber belohnt: Du wirkst interessant und andere trauen sich eher, dich anzusprechen. Hol auf einer Party das Bier ohne deine Freunde oder reih dich in die Kloschlange ein. Ins Café, in den Park und zum Sport kannst du auch gut allein. Und wenn du wissen willst, wann die U-Bahn fährt – frag nicht die Oma, sondern das interessante Mädchen zwei Meter weiter. Fünf Orte, an denen du noch nicht geschaut hast: ◆ Fahrradselbsthilfeladen: Freaks können sich hier profilieren – alle anderen den Helfer zum Kaffee einladen. ◆ Tischtennisplatte: Ein Junge spielt mit seinen Freunden Rundlauf? Frag, ob du mitspielen kannst – im Finale geht’s um ein Eis. ◆ Wartezimmer: Frauenzeitschriften und quengelnde Kinder, langweiliger geht’s nicht. Frag sie nach dem Buch, in dem sie liest. ◆ Zug: Das Ehepaar in Nordic-Walking-Kluft zickt sich an? Der Typ gegenüber muss genauso grinsen wie du? Super. Vielleicht kennt er die Stadt, in die du fährst. ◆ Foto-Ausstellung: Frag sie, wie ihr das Bild von Nan Goldin gefällt, vor dem sie stehen geblieben ist. Die meisten Museen habe schöne Cafés, in denen man das Gespräch fortsetzen kann. M IN Z* 44/45 Wie aussehen beim Date? Sich beim Outfit Mühe zu geben, ist gut – sich zu verstellen schlecht. Auf High Heels, eine Überdosis Aftershave und die ganz neuen weißen Sneakers solltest du verzichten. Besser das Lieblings-T-Shirt anziehen, von dem du weißt, dass es alle Situationen aushält: schwitzen, Achterbahn fahren, eine Mauer hochklettern. Was machen wir? Die erste Verabredung ist immer die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Dem anderen ungefragt Sushi aufzutischen, ist gewagt; die Wahrscheinlichkeit, dass er Pasta mag, dagegen hoch. „Zu zeigen, dass man unsicher ist, wirkt immer charmant“ Juli Rautenberg, 28, hat ein Buch über Dating geschrieben Die paar Probleme Dein Begrüßungsküsschen landet auf der Nase, die Frau an der Kinokasse fragt, ob ihr Kuschelsitze wollt, und nach dem Essen hast du Angst, dass dir Schnittlauch zwischen den Zähnen hängt – kleine Peinlichkeiten lauern bei den ersten Treffen überall. Gut, wenn man offensiv mit ihnen umgehen kann: Grins dein Gegenüber einfach an und frag, ob dir was am Mund klebt! Abschied An der Bushaltestelle trennen sich eure Wege, du willst sie oder ihn wiedersehen – aber das direkt zu sagen, ist gar nicht so leicht. Vielleicht redest du über einen Film, der nächste Woche im Freiluftkino läuft, den See, an dem du noch nie warst. Schon habt ihr einen Anknüpfungspunkt fürs zweite Treffen. Auch gut: dem anderen die Jacke oder das Lieblingsbuch ausleihen. M IN Z* 46/47 Produktion: Bastian Berbner, Silke Keul, Mounia Meiborg, Catalina Schröder Zusammenkommen Zusammenbleiben Der Kuss Passiert es jetzt, nach dem Spaziergang am See? Ihr setzt euch noch auf eine Bank am Ufer, die Sonne verschwindet langsam am Horizont. Perfekter könnte er eigentlich nicht sein, dieser Moment, in dem ihr euch zum ersten Mal küsst. Leider gibt es das nur im Kino, die Wirklichkeit ist komplizierter. Küssen ist wie kommunizieren: Die einen stottern, die anderen nuscheln, wieder andere sind einfach zu schnell. Nehmt’s locker, Knutschen kann man lernen. Der Alltag Freitagnachmittag, die Schule ist aus. Bei 30 Grad will er mit seinen Freunden Fußball spielen, sie würde sich viel lieber mit ihm am See sonnen. Es gibt den ersten Krach. Dir wird klar, dass dein Partner auch nur ein Mensch mit Ecken und Kanten ist. Toll: So lernt ihr euch immer besser kennen. Und dann? Eigentlich hätte er sich schon längst melden müssen! Hast du deinen Beziehungsstatus auf Facebook vielleicht doch zu voreilig geändert? Greif zum Handy und ruf an. Redet miteinander und sprecht aus, dass ihr zusammen seid. Und wenn es doch nicht so gut läuft, seid ehrlich. Das hat jeder verdient. Die richtige Dosis 20 SMS in fünf Stunden: So viel Aufmerksamkeit schreckt ab. Du kommst ins Grübeln, ob in der Beziehung überhaupt noch Zeit für dich und deine Freunde bleibt. Wer klammert, der nervt; wer sich zu selten meldet, wirkt ignorant. Wenn du auf deinen Bauch hörst, findest du von allein das richtige Maß. Liebes-Tipps von unserer Expertin Juli Rautenberg im Videointerview: minzmagazin.de/liebe „Wichtiger als dieselben Hobbys ist eine ähnliche Einstellung zur Welt“ Juli Rautenberg Die Vertrautheit Ihr seid ineinander verknallt, irgendwann wird mehr daraus: eine Vertrautheit, die du sonst mit keinem Menschen teilst. In Situationen wie diesen merkst du, dass eure Beziehung ein neues Level erreicht hat: ◆ Beim ersten Mal war’s noch seltsam, inzwischen gehörst du zur Familie. Wenn du bei deinem Freund zum Essen eingeladen bist, plauderst du mittlerweile ganz offen – selbst mit seiner Oma. ◆ Eigentlich könntest du eifersüchtig sein, aber du zuckst nur noch mit den Schultern: Auf die Pinnwand deiner Freundin können andere Jungs schreiben, was sie wollen. Du vertraust ihr. ◆ Zuerst war die beste Freundin nicht so begeistert von deiner neuen Liebe. Aber jetzt verstehen sich die beiden blendend und gehen sogar mal ohne dich ins Kino. ◆ Im Badezimmer sieht dich dein Freund, wie du dich sonst nur selbst siehst. Ihr putzt zusammen die Zähne, er rasiert sich, während du duschst – eine Situation, bei der dir jeder andere Zuschauer peinlich wäre. ◆ „Sag mal, wie heißt noch gleich die Hauptstadt von Österreich?“ Vertraut sein heißt, auch mal blöde Fragen stellen zu dürfen. Hinterher könnt ihr beide drüber lachen. Text: Mounia Meiborg, Mathias Weber; Fotos: Eckhard Krumpholz ...und sie 25. Ich war ein Kind und sie eine Frau. Jan erinnert sich an sein erstes Mal Der Electro-Beat stampft, der Boden zittert und kühl. Wir tanzen eng umschlungen. Als und sie steht einfach nur da. Um sie herum Jack Whites Gitarre ein letztes Mal wimmert, zucken Körper im Stroboskop-Gewitter, treten wir an die Bar. Meine Hand liegt auf doch sie wippt bloß mit dem Fuß und lässt ihrem Schenkel. ihr Cocktailglas kreisen. Die ersten sieben Die Lampen über der Theke verströmen Sekunden entscheiden, sagt man – bei ihr rotes Dämmerlicht. Ich vergesse, dass ich eireicht ein einziger Blick. gentlich schüchtern bin. Reden und lächeln, Rote High-Heels, Lederjacke, lange fragen und antworten, mein Knie neben ihschwarze Haare: Hier steht kein Mädchen, rem, ihr Atem in meinem Gesicht. Es läuft hier steht eine Frau. Ich bin 16, aber das ist wie von selbst. Ich mache mir keine Gedanegal. In dieser Nacht kann alles passieren. ken, wie und wo alles enden soll. Es endet zwei Straßen weiter und drei Aus den Augenwinkeln sehe ich meinen Bruder, in seinem Arm ein fremdes Mäd- Stockwerke höher, in einem fremden Bett in chen. Es ist sein 20. Geburtstag. In der S- einem fremden Haus. Als ich die Wohnung Bahn hatte ich Lampenfieber wie betrete, hätte mir klar werden könein Schauspieler vor dem Aufnen, auf was ich mich einlasse. tritt. Das Münchner NachtStatt Postern von Rockleben kannte ich nur aus bands hängt moderne Küssen den Erzählungen meiner Kunst an den Wänden. kenne ich vom Freunde. Mut konnte ich Bei mir stehen SchulbüFlaschendrehen, mir keinen antrinken, cher in den Regalen, auf Brüste nur der Alkohol war alle. ihrem Schreibtisch liegt von meiner ein Anatomieatlas. Ich Als ich die Disco beSchwester trete, bin ich enttäuscht. bin Schüler, sie Medizinstudentin. Die Musik ist lauter, die Menschen älter und die Drinks Eigentlich sollte ich nervös teurer – aber alles andere kenne ich sein, aber ich fühle mich gut. Der Alschon aus dem Jugendhaus. Zwei Bier und kohol? Egal. Wir stehen uns gegenüber, und eine Runde Tequila später ist es mir egal, dass während wir uns das erste Mal küssen, singt hier Leute tanzen, die meine Eltern sein Jane Birkin „Je t’aime“. Hatte sie es darauf könnten. Dann sehe ich sie. angelegt, in der Disco einen Jungen aufzureiDer DJ spielt „Seven Nation Army“, und ßen? Sie geht ins Bad, kommt zurück, in der wir fangen gleichzeitig an zu tanzen. „I’m Hand hält sie ein Kondom. „Voulez-vous cougonna fight’em off / A seven nation army cher avec moi ce soir?“, fragt die Schallplatte: couldn’t hold me back.” Sie hebt die Arme Willst du mit mir schlafen? und kreist mit den Hüften. Ihre Haare fliegen Ich sage ihr nicht, dass meine längste Bedurch die Luft, während sie ihren Kopf im ziehung zwei Wochen gedauert hat. Das war Takt der Musik bewegt. Unsere Hände berüh- in der siebten Klasse. Küssen kenne ich vom ren sich; meine schweißnass, ihre trocken Flaschendrehen, Brüste habe ich nur gesehen, M IN Z* 48/49 wenn sich meine große Schwester umzog. Wir reden nicht, es zählt nur der Moment. Sie liegt neben mir, eine Selbstgedrehte zwischen ihren Fingern. Das ist also die Zigarette danach, denke ich. Ich habe noch nie geraucht. Wir sind beide nackt, ich fühle mich auch so: entblößt und schutzlos. Die schmalen Schultern eines Jungen neben dem Körper einer Frau. Ich bekomme Angst, frage sie nach ihrem Alter, aber sie nuschelt nur schläfrig und kuschelt sich unter die Bettdecke. Ich bleibe mit offenen Augen liegen und warte, bis die Sonne aufgeht. Am nächsten Morgen will ich es wissen: Wie alt ist sie? Sie sagt nichts, hält mir ihren Personalausweis hin: Jana, 25 Jahre. Medizinstudentin in ihrem Praktischen Jahr. Bevor ich mein Abitur schreibe, wird sie als Ärztin arbeiten. Sie steht in Jogginghose und T-Shirt vor mir und ist immer noch schön. Aber der Zauber der Nacht ist verflogen. Während sie frühstückt, blicke ich stumm aus dem Fenster. Appetit habe ich nicht. Bevor ich gehe, tauschen wir Telefonnummern. Sieben Jahre sind seitdem vergangen. Drei verschiedene Handys habe ich seitdem gehabt, jedes Mal habe ich ihre Nummer eingespeichert. Angerufen habe ich sie nie. Im Leben trifft man viele Entscheidungen. An diesem Abend entschied ich mich, indem ich mich nicht entschied. Ich sagte weder nein noch ja, ich ließ es einfach geschehen. Mag sein, dass mir diese Nacht bewundernde Blicke eingebracht hätte. Ich erzählte nur meinen besten Freunden davon – mir war es peinlich. Als ich das nächste Mal mit einer Frau schlief, war ich 19. Das Mädchen war einen Tag jünger als ich. Wir sind seit vier Jahren ein Paar. Protokoll: Simon Hurtz; Illustration: Sylvia Neuner Wenn das Lebensglück vom Sixpack abhängt: Mike ist 14 und geht vier Mal die Woche pumpen. Er sehnt sich nach Muskeln – koste es, was es wolle Mike ist gefangen. Die Hantelstange lastet schwer auf seinem Brustkorb und sein Gesicht verzerrt sich vor Anstrengung, als er mit letzter Kraft versucht, sich zu befreien. Er bläst die Backen auf, presst, ächzt, resigniert. Zwecklos. Mike hat sich überschätzt. „Das Eisen hat gewonnen“, wird er später sagen. Ein Trainer bemerkt ihn, grinst kurz und zieht die Augenbrauen hoch. Dann kommt er Mike zu Hilfe. Mit einem Arm lupft er die 35 Kilogramm und befördert sie lässig zurück auf die Halterung. Er wirkt nicht einmal besonders muskulös – aber er ist erwachsen. Ganz im Gegensatz zu Mike, der jetzt keuchend auf der Hantelbank liegt, rotes Gesicht, Schweißtropfen auf der Stirn, und etwas verlegen dreinblickt. Mike ist 14 und geht seit zwei Jahren „pumpen“, wie er es nennt. Sein Ziel hat er klar vor Augen: „50 Zentimeter Bizepsumfang: Ich will ein Schrank werden!“ Mit einem Paar Hanteln fing er zuhause an. Das reichte ihm bald nicht mehr, Mike meldete sich im Fitnessstudio an. Hier, in einer Münchner Filiale einer großen Fitnessstudiokette, trainieren an diesem Montagabend drei Generationen. Senioren strampeln auf Liege-Ergometern und beobachten Yoga-Frauen bei ihren Verrenkungen auf der Gymnastikmatte. Die meisten Besucher sind nur wenig älter als Mike: Zwei Freunde unterhalten sich über „Diäten, mit denen du so richtig ripped wirst“, während der eine in der Butterfly-Maschine stöhnt und der andere in der Beinpresse schwitzt. Eine Gruppe Schüler fachsimpelt über Trainingsstrategien – lautstark, um die Musik aus ihren Ohrstöpseln zu übertönen. So kommt das ganze Studio in den Genuss der „besten Übungen für ’ne breite Brust“. Sie alle verbindet das gemeinsame Ziel: der perfekte Körper. M IN Z* 50/51 Woher kommt diese Sehnsucht? Jeder zweite Mann ist unzufrieden mit seinem Körper, sagt Günter Amesberger, Leiter des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Wien. Vor 25 Jahren waren es zehn Prozent. Frauen bekommen seit langem die Bilder unerreichbarer Schönheit vorgesetzt. Für Männer ist dieser Anspruch neu. In der Werbung wimmelt es von durchtrainierten Männerkörpern, Fitnessmagazine wie Men’s Health erklären den Waschbrettbauch zum Statussymbol. Mike heißt eigentlich Michael. Bis zu seinem 13. Geburtstag war er für seine Freunde der Michi. Wer ihn heute so nennt, erntet einen verächtlichen Blick. Michi ist jetzt Mike, kein Kind mehr, sondern ein Mann. Er hat geduscht und zieht sein schwarzes T-Shirt über den Kopf. Orange Buchstaben verkünden: „Train hard or go home!“ Im Internet kann man es in der Größe 6XL bestellen – Mike trägt M. Das Hemd schlackert um seine Schultern. Mikes Mannwerdung beschränkt sich bisher auf seinen Namen. Ihm fehlt Testosteron. Das Hormon lässt Spermien reifen, Haare sprießen und Muskeln wachsen. Kinder haben einen sehr geringen Testosteron- Kuschelst du noch oder pumpst du schon? und radelt nach Hause, wo der Proteindrink auf ihn wartet. Das Eiweiß lagert er in seinem Zimmer: Zwei große Dosen stehen im Regal, neben „Lustigen Taschenbüchern“ und Überraschungsei-Figuren. Während Mickey Mouse und die Happy Hippos fröhlich grinsen, schaut der Mann auf den Dosen ziemlich grimmig drein. „Der krasseste Bodybuilder überhaupt: fünf Mal Mr. Universum und sieben Mal Mr. Olympia“, erklärt Mike. „Da sieht man mal, was Österreicher alles drauf haben“, sagt er, der genau wie sein Idol Arnold Schwarzenegger aus der Steiermark kommt. Mikes Mutter könnte auf die gemeinsame Herkunft gut verzichten. Ihr gefällt Schwarzenegger nicht und seine Muskeln auch nicht. Vor allem gefällt ihr nicht, wie sich ihr Sohn verändert hat. Sie nennt Mike noch Michi. Als Einzige, und nur, wenn keine Freunde zu Besuch sind. Sie kann sich nicht erklären, warum er unbedingt aussehen will wie ein Schrank. „Michi ist doch ein süßer Junge. Und Mädels stehen eh nicht auf dicke Muckis.“ Wissenschaftliche Studien geben ihr Recht: Der Körper ist gar nicht so wichtig. Im Gegenteil, zu viele Muskeln schrecken eher ab. Harrison Pope lehrt Psychiatrie in Harvard und hat ein Buch geschrieben: „Der AdonisKomplex – Schönheitswahn und Körperkult bei Männern“. Nach 15 Jahren Recherche sagt er: „Männer wünschen sich im Durchschnitt 13 Kilo mehr Muskelmasse.“ Bereits elfjährige Jungen sind mit ihrem Körper unzufrieden, mehr als die Hälfte möchte besser aussehen. Dies zeige, so die englische Psychologin Louise Payne, „wie wichtig Schönheit für die Selbstachtung und die Akzeptanz von Teenagern ist“. Das liegt auch an unerreichbaren Idealen: In zwei Jahrzehnten hat sich der Bizepsumfang der Action-Spielfiguren verdoppelt. Der Körperkult lastet schwer auf den schmächtigen Schultern der Jugendlichen. Fußball hat als Volkssport ausgedient: Mehr als sieben Millionen Menschen stählen ihren Körper in deutschen Fitnessstudios. Auf seinem T-Shirt steht: „Train hard or go home!“ spiegel. Vor der Pubertät bleibt Krafttraining ohne sichtbare Resultate. Mike sagt: „Dann muss ich eben mehr trainieren. Vier Mal die Woche: Brust, Rücken und zwei Mal die Beine. Minimum.“ Er weiß, dass er seine Gesundheit riskiert: Bänder und Knochen können dauerhaften Schaden nehmen. Sie sind noch nicht für die Belastung mit schweren Gewichten gemacht. Und Mike weiß auch: Wer groß und stark werden möchte, braucht genug Eiweiß. Deshalb flucht er jetzt laut, denn er hat seinen Shaker vergessen. Mike hastet aus dem Studio Schönheitsstreben ist die neue Religion, Fitnesstrainer und Ernährungsberater sind ihre Priester. „Bodybuilding zur Stärkung des jugendlichen Selbstwertgefühls“ heißt die Diplomarbeit von Joannis Plastargias. Er glaubt, dass viele Jungen versuchen, ihre Unsicherheit hinter dicken Muskelpaketen zu verstecken. Der Psychotherapeut Werner Hübner bestätigt: „Jugendliche suchen den Kick über ihren eigenen Körper. Sie erleben dabei Entwicklungen, die sie ansonsten im Leben vermissen.“ Ihre Motive: den Mädchen gefallen und der Clique imponieren. Mike hat seine Zimmerwände mit Postern von berühmten Bodybuildern tapeziert. Sie stammen aus der Flex, einem Bodybuilding-Magazin. Mike hat das Heft abonniert und blättert durch die aktuelle Ausgabe. Das Cover wirbt mit einem „Power-Workout für die ultimative X-Form“, verspricht „mehr Masse für die Arme“ und will Appetit machen auf „Muskel-Mahlzeiten: 6 Rezepte für Wachstum“. Mikes Mutter sorgt sich um ihren Sohn. Alles dreht sich nur noch um Training und Essen. „Mit mir spricht er nicht darüber. Er sagt, dass ich es doch eh nicht verstehe.“ Sie EAV „An der Copacabana“ minzmagazin.de/aufdieohren versteht tatsächlich nicht. Nicht, warum Mike lieber ins Fitnessstudio geht als zum Fußballtraining, und auch nicht, warum sie kaum noch zusammen essen. „Er will nur noch Reis mit Pute, jeden Abend.“ Reis mit Pute ist das Standardessen der Bodybuilder. Mike sagt: „Alles drin, was der Mensch braucht: gute Kohlenhydrate und viel Eiweiß.“ Jetzt sitzt er mit seiner Mutter am Esstisch, vor sich 100 Gramm Reis und zwei Putensteaks, exakt ein halbes Pfund. Die Küchenwaage sei ein Muss für echte Bodybuilder, sagt Mike. Besonders stolz ist er auf seinen George Foreman-Kontaktgrill: „Damit kann man ohne Fett braten, geniale Erfindung. Aber Foreman war ja auch Schwergewichtsweltmeister im Boxen. Der hat’s einfach drauf.“ In der Mitte des Tischs lockt eine Schale randvoll mit Schokoladenpudding. Den hat seine Mutter extra für Mike gemacht. Sie wollte ihm etwas Gutes tun: „Das ist sein Lieblingsgericht. Früher hat er den kiloweise verputzt.“ Mit viel Kakao und einem Schuss Vanillesauce steht er da, „so wie es Michi mag“. Als sie ihm davon anbietet, verzieht er angewidert das Gesicht: „Zu viele schlechte Fettsäuren, die ganze Sahne. Das macht schwabbelig.“ Text und Foto: Simon Hurtz „Auf Partys muss man als Mädchen immer die Initiative ergreifen, das nervt. Man will ja auch mal mit jemandem knutschen, ohne gleich zusammenzukommen.“ M IN Z* 52/53 minz* erfüllt den Traum vieler Jungs: einmal ein Gespräch unter Mädels belauschen. Nina, Lisa (beide 15), Pauline, Anna, Emilia (alle 16), Miriam (17) und Pia** (18) aus Berlin reden über Frosch-Küsser, Computer-Nerds und das Penis-Spiel Pauline: Wer will Tee? Nina (beißt in einen Windbeutel und verzieht das Gesicht): Uh, ich glaub, die sind nicht mehr gut! Pauline (lässt die Packung unterm Tisch verschwinden): Sorry. Emilia: Wann siehst du David wieder? Anna: Am Sonntag! Er war beim Friseur... Ich bin mal gespannt. Pauline: Das Gute bei euch ist: Deine Eltern können nicht sauer sein, dass er schon 22 ist – deine Mutter hat euch ja quasi verkuppelt. Miriam: Echt? Anna: Sie kennt seine Eltern, er studiert Medizin und sollte mir sagen, welche Fächer ich in der Oberstufe nehmen soll. Erst hat Mama ihn selbst angerufen, aber nix kapiert. Also hat sie gesagt: Trefft euch doch einfach mal. Emilia: ...und dann hattet ihr das Blind Date an der Weltzeituhr! Miriam: Ich will gerade keinen festen Freund, ich brauch einen klaren Kopf für die Schule. Emilia: Jungs in unserem Alter sind aber auch echt unerträglich. Anna: Sie müssen irgendwie immer ironisch sein, das nervt. Emilia: Die können einfach nicht klar reden. Anna: Oder sie sind pervers... Pauline: Steve hat zu Sandra mal gesagt: Das muss so geil sein, wie du mit jemandem fickst – immer wenn ich dich sehe, geht bei mir das Kopfkino los... Emilia: Und er nennt sich immer „Hengst“! Anna: Dass Jungs perverse Gedanken haben, ist klar. Aber ich will die nicht hören. Emilia: Doof finde ich auch, wenn sich Jungs über Mädels aufregen und dann selber nicht besser sind. Pauline: Als Lea und Hannah letztens voll betrunken waren, haben sich alle Jungs drüber lustig gemacht. Und dann ist der eine mit dem Fahrrad gegen einen Baum... Emilia: ... der andere hat vier Mal gekotzt... Pauline: ...und Andreas hat seine Unterhose im Jackenärmel gefunden! Emilia: Aber getoppt hat es eigentlich Max, der in Bio auf den Tisch gekotzt hat. ** alle Namen geändert Nina: Jungs müssen sich immer beweisen: Wer ist der Sportlichste, der Beste, der Lauteste. Pauline: Wie beim Penis-Spiel! Pia: Was ist das denn? Emilia: Oh Mann, das ist so peinlich. Miriam: Kennst du das nicht? Alle sagen abwechselnd „Penis“ und werden dabei immer lauter. Wer sich traut, am lautesten „Penis!“ zu rufen, gewinnt. Pia: Ich glaube, das ist so ein Rudelding. Wie mit dem Im-Sitzen-Pinkeln: Ein Junge würde vor anderen nie zugeben, dass er im Sitzen pinkelt. Aber bei der Familie der Freundin machen’s alle. Pauline: Unsere Jungs geben sich auch immer so Aufgaben... Emilia: ...einer musste die Tafel ablecken! Anna: Und sie können nicht verlieren. Wenn Jan bei einem so lächerlichen Spiel wie Brennball verliert, regt er sich hinterher auf, der Lehrer hätte sich bei den Punkten verzählt. Lily Allen „Fuck You“ minzmagazin.de/aufdieohren Pauline: Oder dieses neue iPhone-Spiel. Damit schießen sie sich im Unterricht gegenseitig ab. Wenn du getroffen wirst, läuft Blut über dein Display! Nina: Ich verstehe nicht, wieso Jungs so viel zocken. Stundenlang. Da verblödet man doch. Manchmal würde ich denen gerne sagen: Ey, mein Neffe – der ist vier – der ist weiter als du. Lisa: Mein bester Kumpel und ich hatten letztens zwei Freistunden, ich wollte mit zu ihm und er sagte: Kannst gerne mitkommen, aber ich spiel Computer. Da hab ich ihm gesagt: Du spinnst doch! Pia: Ist das der, der...? Lisa (wird rot): Nee, das ist ein anderer. Emilia: Wer denn? Lisa: Ach, da gibt’s einen in meiner Klasse, den ich mag. Alle sagen auch, dass wir gut zusammenpassen würden, aber er ist eigentlich mein bester Kumpel. Na ja, vielleicht wird’s ja in der Oberstufe was. Pia: Kann sein! Als wir keine Klassen mehr hatten, gab es auf einmal viel mehr Paare. Miriam: Stimmt, ich bin in der Zeit auch mit einem zusammengekommen. Pia: Mich nervt, dass man als Mädchen immer die Initiative ergreifen muss. Habt ihr auch das Gefühl, dass sich die Männer nie trauen, den ersten Schritt zu machen? „Es ist klar, dass Jungs perverse Gedanken haben – aber ich will die nicht hören“ Nina: Total. Bevor mein Freund und ich zusammengekommen sind, lagen wir vier Stunden im Park und haben geredet... Irgendwann ist es dunkel geworden! Dann hab ich ihn halt geküsst. Lisa: Auch auf Partys – man will ja auch mal mit jemandem knutschen, ohne gleich zusammenzukommen – es sind immer wir Mädels, die sich überwinden müssen. Miriam: Ich hab auf Mallorca mal einen im Meer geküsst. Wir waren beide nackt, es war eine sternenklare Nacht – und arschkalt (lacht). Wir haben es nur 30 Sekunden ausgehalten. Pia: Urlaubsflirt? Miriam: Ja, Dimitri. Anna: Klingt aber nicht so spanisch. Emilia: Eher griechisch. Miriam: Er war Russe. Pia: Und konnte er gut küssen? Miriam: Der schon! Aber ich hatte echt mal einen, der konnte’s überhaupt nicht! Der hat geschlabbert wie ein Frosch, mein ganzes Kinn war nass. Aber das kann man Jungs schon beibringen. Wenn es sich lohnt... Für einen Schwimmer zum Beispiel. Nina: Oh ja, mit breitem Kreuz! Ansonsten kann er ruhig knuddelig sein. Miriam: Hauptsache, kein Dreitagebart! Da ist man nach dem Küssen immer total wund um den Mund. Dann lieber einen richtigen Bart. Lisa: Das gibt’s bei 15-Jährigen nicht so oft. Nina: Die haben eher diesen Flaum auf der Oberlippe. Lisa: Den sie sich besser abrasieren sollten! Anna: Was ich an Männern auch nicht mag, sind Ohrringe. Tunnelohrringe machen mir sogar Angst. Emilia: Jedenfalls guckt man nicht nur auf innere Werte... Wenn einer scheiße aussieht, lernt man ihn gar nicht erst kennen, oder? Pauline: Aber je mehr man jemanden mag, desto hübscher findet man ihn. Miriam: Gut finde ich Uniformen. Sexy. Pia: Oder Anzüge! Emilia: Ich mag Locken. Pauline: Clara hat mal gesagt, sie mag den Geruch von Jungs. Miriam: Ja, wenn sie auf ihre Hygiene achten! Da gab es mal einen... (schüttelt sich) Anna: Erzähl! Miriam: Sein bestes Stück hat dermaßen nach Fisch gestunken! Ich hab ihn drei Mal zum Waschen geschickt, und es war immer noch eklig. Alle: Igitt. Miriam: Seitdem achte ich auf die Fingernägel. Wenn da schwarze Ränder drunter sind, kannst du den Kerl vergessen. UND DIE JUNGS... ...kommen online zu Wort: Tim: Mädels nehmen Sex viel ernster. Sie wollen schneller eine Beziehung. Saleh: Ich kenne genug, die anders drauf sind. Mit einer hatte ich mal was in der Turnhalle... Jan: Mädchen haben eine richtige Geheimsprache. Keiner kann sagen, er ist ein Frauenversteher – so was gibt’s nicht. Manch ein Urlaubsflirt stellt sich als Zocker heraus – während im besten Kumpel ein echter Hengst stecken könnte. M IN Z* 54/55 Chris: Ich hab mal ein Mädchen auf dem Fahrrad geküsst. Fabian: Das geht? minzmagazin.de/boytalk Protokoll: Britta Verlinden; Produktion: Silke Keul; Fotos: Thomas Klinger Du willst alles über Sex wissen? Hier ein paar Dinge, an die du garantiert noch nie gedacht hast Hoden im Wandel der Zeit Bei etwa zwei von drei Männern hängt der linke Hoden tiefer als der rechte. Bei antiken Statuen hängt hingegen fast immer der rechte tiefer als der linke. 17 Mies oder Munter Antidepressiva steigern die Fortpflanzungsfähigkeit von Miesmuscheln. Beim Menschen verringern sie eher die Lust auf Sex. 2 34 vs. km/h vs. cm/h Für ein Küsschen benötigt man nur zwei Muskeln. An einem Zungenkuss sind hingegen alle 34 Gesichtsmuskeln beteiligt. Beim Samenerguss fliegt das Ejakulat mit einer Geschwindigkeit von etwa 17 Kilometern pro Stunde. Im Körper der Frau schwimmen Spermien mit gerade mal 17 Zentimetern pro Stunde einhunderttausend Mal langsamer. Ithyphallophobie <> Medomalakuphobie Medomalakuphobie ist die Angst, eine Erektion zu verlieren. Ithyphallophobiker haben Angst, eine Erektion zu bekommen. Luft, Blut, Wasser Fusselst du? Leonardo da Vinci entdeckte, dass sich ein Penis während der Erektion mit Blut füllt – und nicht mit Luft, wie man früher annahm. Schwellkörperprothesen werden mit Wasser aufgepumpt. Junger Mann <> Alter Mann Nach dem Orgasmus kann ein junger Mann innerhalb von Minuten eine neue Erektion bekommen. Ein 95-jähriger Mann muss sich dafür bis zu drei Wochen erholen. Männer haben mehr Fusseln im Bauchnabel als Frauen. Disney und die Menstruation Walt 1946 produzierte Walt Disney einen AufklärungsTrickfilm über die Menstruation. In Entenhausen braucht Daisy nicht mal eine Unterhose. Teste dein Wissen in unserem 9-mal klugen Sex-Quiz: minzmagazin.de/sex-facts Text: Nadine Poniewaß, Britta Verlinden; Illustration: Jochen Schievink Tina Zwickl, 17, hat die Schule abgebrochen. Ab September wird sie Ballett, Chorgesang und Harmonielehre pauken, um Musical-Darstellerin zu werden. Hier erzählt sie, wie sie an ihrem Traum arbeitet Die Rolle der Dinah in Starlight Express: Einen so strahlenden Auftritt auf einer Musicalbühne wünscht sich Tina. Es war ein großer Brief. Das bedeutet ja oft nichts Gutes, denn dann kommt die Bewerbung zurück. Ich war im Nachmittagsunterricht. Meine Mutter rief an und sagte, da ist dieser große Umschlag von der Musical Academy gekommen. „Tina, mach dir mal keine Hoffnungen“, habe ich mir gesagt. Daheim habe ich den Brief geöffnet und zuerst gar nicht kapiert, dass es eine Zusage war. Aber als ich dann den Ausbildungsvertrag gesehen habe, musste ich heulen. Ein richtiger Heulkrampf – aus Freude. Ich weine eigentlich nie. In diesem Moment war ich aber einfach nur froh. Es ist mein Traum, professionell zu tanzen und zu singen. Und jetzt, durch die Aufnahme an der Academy, habe ich die Chance, Musicaldarstellerin zu werden. Vielleicht stehe ich bald in Hamburg oder in Berlin auf der Bühne, vielleicht singe ich im Udo LindenbergMusical „Hinterm Horizont“. Mir gefällt, dass es dort um große Gefühle geht: eine Liebe, die unerfüllt bleiben muss. In diesem Musical die Lead-Stimme zu singen – das ist mein Traum. Ich habe viel Respekt vor der Zeit, die vor mir liegt. Die Ausbildung wird ein ziemlich harter Bruch in meinem Leben. Ich muss die Schule hinter mir lassen, bald werde ich auch M IN Z* 56/57 in die Stadt ziehen. Es wird nicht leicht, die Musical Academy erfordert viel Disziplin – da muss ich mich durchbeißen. Der Unterricht beginnt morgens um neun und geht bis sechs Uhr abends. Meine Eltern meinen, es wäre gut, wenn ich ein wenig mehr Disziplin lernen würde. Pünktlichkeit ist im Moment nicht so meine Stärke. Es wird auch körperlich anstrengend. Wenn ich viel getanzt habe, habe ich am nächsten Tag oft überall Muskelkater und bin einfach tot. In der Ausbildung werde ich noch mehr tanzen. Aber es macht mir Spaß, mich auf der Bühne zu bewegen. Einmal musste ich wegen der Schule eine Pause machen mit dem Tanzen. Da hat mir richtig was gefehlt im Leben. Die anderen in der Klasse werden älter sein als ich. Trotzdem will ich zeigen, was ich kann, und mich nicht unterbuttern lassen. Viele meiner Mitschüler haben schon eine Gesangsausbildung; ich konnte keine Stunden nehmen, weil es bei uns auf dem Land keine Lehrer gibt. Deswegen singe ich im Schulchor oder einfach für mich selbst – ich habe immer einen Ohrwurm. Nur beim Essen darf ich nicht mehr singen, das habe ich mit meiner Mutter ausgemacht. In 20 Jahren will ich immer noch beim Musical arbeiten. Klar, irgendwann will ich auch Kinder haben, aber Karriere und Familie, das wird schwierig. Erst mal steht das Musical im Vordergrund. Protokoll: Mathias Weber; Foto: Jens Hauer Ich konnte es kaum glauben, als die Bundestrainerin mich in der 76. Minute doch noch auf den Platz schickte. Der AlgarveCup ist eins der wichtigsten Frauenfußballturniere der Welt und ich konnte nun mitmischen. Wir gewannen 2:0 gegen Finnland. Das war ein unbeschreiblich tolles Gefühl – der Jubel, der Erfolg. Ich hatte richtig Gänsehaut. Wenn es weiter so läuft, dachte ich, werde ich auch bei der Heim-WM spielen. Das war 2009. Dann verletzte ich mich. Erst am Knie, dann gab’s Probleme mit dem Zeh. Immer wenn ich gerade wieder fit wurde, tat etwas anderes weh. Im Januar 2010 diagnostizierten die Ärzte Transiente Osteoporose, eine Knochenkrankheit, deren Ursprung noch unbekannt ist. Man vermutete auch eine Durchblutungsstörung. Was es wirklich ist, weiß keiner. Fest steht: Die Krankheit kann nicht mal eben wegoperiert werden. Seit Dezember 2009 habe ich kein Spiel mehr gemacht. Das ist schrecklich lange her. Früher war schon ein Tag ohne Fußball zu viel. Als ich fünf war, habe ich meine Brüder das erste Mal ins Training begleitet. Ich kickte ein bisschen in der Ecke, als der Trainer auf mich zukam und mich fragte, ob ich mitmachen möchte. Die Jungs haben mich sofort akzeptiert. Mir war es wichtig, mit ihnen zu spielen. Da bekam ich die Härte, die man im Fußball braucht. Mit 13 bin ich in die Frauenabteilung gewechselt. Ab 2004 habe ich in der U-15-Nationalmannschaft gespielt. Ich wollte werden wie Messi. Dafür habe ich viel Zeit investiert. Ich musste oft weite Strecken zu Spielen oder zum Training fahren und war bis Mitternacht unterwegs. Meine Freunde hatte ich hauptsächlich im Verein. Als ich vor fünf Jahren nach München gezogen bin, musste ich manche zurücklassen. In der Saison 2009/10 wurde ich mit meiner Mannschaft Vizemeisterin in der Bundesliga und spielte in der Champions-League. Dann kamen die Verletzungen. Erst im August 2010 sah es so aus, als ob ich wieder einsteigen könnte. Ein Testspiel lief prima. Doch dann zog bei einer schnellen Richtungsänderung plötzlich ein Schmerz durch mein Knie. Wieder Pause. Immer wenn ich Spiele meiner Mannschaft von der Tribüne aus gesehen habe, hat es mir das Herz zerrissen. Ich zitterte, wollte mit aufs Feld. Das Gefühl, hilflos zusehen zu müssen, war unerträglich. Ich brauchte Abstand. Ich pendelte zwischen Reha und Aufbautraining, arbeitete mehr in meinem Job als Junior-Einkäuferin für Energie und versuchte irgendwie, die Freizeit zu füllen. Zu der Zeit wusste ich: Es wird knapp mit der WM. Die Vornominierungen waren im März. Ich war nicht dabei. Ich hatte so gehofft, vor meiner Familie und meinen Freunden im Nationaltrikot auf den Platz zu laufen. Ich wollte bejubelt werden, wie beim AlgarveCup. Ich hätte den Adler mit Stolz auf der Brust getragen. Jetzt läuft die Weltmeisterschaft ohne mich. Der Schmerz sitzt tief. Ich werde mir keines der Spiele im Stadion ansehen. Wie die Weltmeisterinnen von 2007 wollte Katharina feiern. Doch statt auf dem Platz zu stehen, wird sie diesen Sommer vor dem Fernseher sitzen. Katharina Baunach, 22, spielt beim FC Bayern München. Für ihr Ziel, bei der WM in Deutschland dabei zu sein, hat sie jahrelang gekämpft. Hier erzählt sie, wie ihr Traum platzte Protokoll: Silke Keul; Foto: OSports/Witters Ramin Azadian, 40, unterrichtet Englisch und Spanisch in Berlin. Er wurde bei spickmich.de mit der Note 1,4 bewertet. Damit ist er der beliebteste Lehrer Berlins. Für seine Fairness bekam er eine 1,0. Über eine 1,0 in der Kategorie „cool und witzig“ hätte er sich auch gefreut. M IN Z* 58/59 Auch die besten Lehrer sind nur Menschen. Sie sind manchmal ungerecht und haben eine Sauklaue. So wie Ramin Azadian, der zum beliebtesten Lehrer Berlins gewählt wurde Mündliche Noten sind noch ungerechter. Wer schüchtern ist, wird schlecht bewertet... Wer so schüchtern ist, sollte keinen Herr Azadian, Sie korrigieren da gerade eine Spanisch-Klausur. Wer soll denn bitte diese Schrift lesen können? Meine oder die zum 500. Mal einen Akzent vergessen. Da korrigiert man sich dumm und dämlich. des Schülers? Kann man als Lehrer objektiv und gerecht bewerten, wenn auf jeder Klausur der Name des Schülers steht? Ob ich den Schü- Ehrlich gesagt: beide! Aber vor allem Ihre eigene Schrift. Ich schreibe bei der Korrek- tur so, wie ich sonst auch schreibe. Dafür schimpfe ich auch nicht über die Schrift der Schüler. Würde ich in Sonntags-AusgehSchrift schreiben, bräuchte ich zwei Stunden für jede Klausur. Und wie lange brauchen Sie mit der Sauklaue? Zwischen 40 Minuten und anderthalb Stunden. Ich schaffe höchstens drei Klausu- Rebecca Black „Friday““ minzmagazin.de/aufdieohren ren am Tag – danach bin ich ganz schön angedatscht, weil die Korrektur viel Konzentration erfordert. Nur bei den Mittelstufenklausuren kann ich nebenher Musik hören. Werden Sie beim Korrigieren auch mal aggressiv? Einer meiner Schüler hat nun schon ler mag oder nicht, wirkt sich nicht auf die Note aus. Ich würde mich sehr schämen, wenn ich einem Schüler eine reinwürgen wollte, weil er nicht nett zu mir ist. Sprach-Leistungskurs wählen – da geht es ums Sprechen. Es gibt Schüler, die sagen ganz selten etwas. Aber wenn sie etwas sagen, dann ist das so klug und differenziert, dass ich denke: Macht alle eure Hefte auf und schreibt das rein. Solche Leute bekommen gute mündliche Noten, obwohl sie meistens still sind. Lohnt es sich, über Noten zu diskutieren? Auf Ich adde bei Facebook nur Schüler, die ich mag Aber Sie geben zu, dass es Schüler gibt, die man besonders mag – und andere weniger! Natürlich. So wie Schüler jeden Fall! Wir gehen dann gemeinsam die strittigen Punkte der Klausur durch. Der Schüler muss seinen Standpunkt vertreten können. Aber in den zehn Jahren, die ich Lehrer bin, haben das leider nur zwei versucht. nur Menschen sind, sind auch Lehrer nur Menschen. Zu manchen hat man eben einen besseren Draht. Ich hatte auch schon Klassen, mit denen kam ich super aus – aber ihre Leistungen waren nur mittelmäßig. Müssen Noten überhaupt sein? Es geht Gibt es gerechte Noten überhaupt? Im Wie bitte? Das ist ein Punkt, den ich neben Zweifel entscheide ich mich für den Schüler. Niemand kann genau sagen, wann eine Arbeit eine Drei minus oder eine Vier plus verdient. die Aufgabe male, wenn jemand in einer Spalte keinen Fehler gemacht hat. Darunter schreibe ich „Goldilock-Punkt“. So wie „goldene Locken.“ Es kann also sein, dass ein nicht darum, dem Schüler zu sagen: „Du hast versagt.“ Noten sollen ein Erfolgserlebnis sein. Außerdem habe ich noch die GoldilockPunkte eingeführt. Schüler nur eine Drei hat – aber einen Goldilock-Punkt. Das verkünde ich beim Austeilen und alle klatschen. Klingt lustig – und etwas kindisch... Aber es funktioniert. Bei einer ganzen Tabelle ohne Fehler male ich „Monster-Goldilock-Punkte“. Es gibt auch „Galakto-Monster-GoldilockPunkte“! Ein Oberstufenschüler fährt doch nicht im Ernst auf Ihre Goldilock-Punkte ab. Den Schülern im Leistungskurs male ich kleine Monster auf die Klausuren. Sie sammeln die sogar! Wenn die Note besser ist als eine Zwei, gibt es ein Monster. gaben müssen gemacht werden. Aber wenn mir jemand nachweist, dass eine Aufgabe sinnlos ist, muss er sie nicht machen. Manche Lehrer wissen gar nicht, warum sie eine Hausaufgabe aufgeben oder sie kontrollieren sie nicht. ich streng. Ich erkläre die Regeln: Hausauf- wollten bisher etwa 15 Schüler adden. Ich lehne die Anfrage ab – und gehe dann Was ist Ihnen sonst noch wichtig? Alle müssen pünktlich sein, denn ich bin es auch. Dafür dürfen alle rechtzeitig in die Pause. Was geht gar nicht? Es regt mich auf, wenn einer mit dem Kopf auf dem Tisch liegt. Ich lege dann meinen Kopf so hin wie er und fordere ihn auf, etwas zu mir zu sagen. Da merkt er, dass das komisch ist. Wenn jemand etwas zu mir sagt, stehe oder sitze ich gerade. Das verlange ich auch von den Schülern. Trotzdem sind Sie beliebt bei Ihren Klassen. Will man als Lehrer beliebt sein? Ja, Das klingt alles nett und verspielt. Wann sind Sie denn mal streng? Am Anfang bin Schon eine Facebook-Freundschaftsanfrage von einem Schüler bekommen? Mich natürlich möchte ich beliebt sein. Ich kann über Sprüche von Schülern lachen und mache auch mal Witze über Schüler. Das kann schief gehen, dann entschuldige ich mich. Bei allem Spaß muss immer klar sein: Ich bin der Lehrer – und nicht der beste Freund oder Kumpel. zu demjenigen und erkläre es ihm: Wir können gerne Facebook-Freunde werden, aber erst, wenn du dein Abitur gemacht hast. Das hat nichts damit zu tun, ob ich dich mag oder nicht. Aber da stehen private Informationen über mich und Fotos von meiner Familie. Nach dem Abi adden Sie die Schüler dann? Ja, aber nicht alle! Ich kann dann selbst entscheiden, ob ich denjenigen mag oder nicht, ob er nett und freundlich war und mich gegrüßt hat. Es sind ja dann nicht mehr meine Schüler. Interview und Foto: Steffen Jan Seibel Morgens Physik, abends Freak Wir kennen sie mit kreideverschmierten Händen und Ledertaschen voller Kopien. Wir denken: Lehrer können gar kein aufregendes Leben führen. Manche aber verwandeln sich nach Schulschluss, zum Beispiel in eine Art Ozzy Osbourne. Der 60-jährige Franz Mang heißt nach dem letzten Gong „Robespierre“ und ist Leader einer Eisbär, barocken Kostümen und Fackeln fliegen seine Hände über die Gitarrensaiten. Tagsüber unterrichtet Mang Physik, Chemie und Bio an einer Münchner Schule. Wie Franz Mang zu seinem Künstlernamen kam? minzmagazin.de/lehrer M IN Z* 60/61 Text: Silke Keul; Foto: Thomas Klinger vierköpfigen Rockband. Bei der Bühnenshow mit Laura und Moritz glauben – nicht an Horoskope oder das Schicksal, sondern an Gott. Ihre Eltern mussten sich daran erst gewöhnen Laura Wölffing liebt Bücher über Vampire. Von den „Vampire Diaries“ hat sie alle sechs Bände gelesen. Darin entpuppen sich hübsche Jungs an amerikanischen High Schools als Blutsauger. Aber Laura glaubt nicht an Vampire, sie glaubt an Gott: Sie liest die Bibel und betet. Jesus ist ihr Vorbild. Von ihren Eltern hat sie das nicht. Ihre Mutter geht selten in die Kirche, ihr Vater nie. „Ich bin Atheist“, sagt er. Er macht schon mal einen spöttischen Spruch, wenn Laura in die Kirche geht. Dieser Gegenwind nervt sie. Sie wünscht sich, dass ihre Eltern verstehen, wie wichtig ihr Gott ist. Oft hat Laura versucht, ihren Freunden von ihrem Glauben zu erzählen. Es kam nie was zurück. Jetzt redet sie lieber über Vampire, Musik und Ropeskipping. Eigentlich will sie sich gern taufen lassen – als klares Zeichen vor der Gemeinde. Noch zögert sie. „Wenn ich in den Gottesdienst gehe, sage ich manchmal: Ich gehe in die Stadt.“ Solange sie vor ihren Freunden nicht zur Wahrheit steht, fühlt sie sich nicht bereit für die Taufe. Auch Moritz Kriegel, 14, aus Nürnberg, hat erst vor einem Jahr die Religion für sich entdeckt. Sein Vater war aus der Kirche ausgetreten, seine Mutter zweifelte mehr, als dass sie glaubte. Sie schickten Moritz in einen freien Kindergarten. Aus Neugier meldete er sich zur Konfirmation an, wie viele seiner Freunde. Am Anfang ging er nicht gerne hin, oft schwänzte er. Auf einer Freizeit der Konfirmandengruppe änderte sich das. „Im Gottesdienst war ein Spiegel, auf den wir schreiben sollten, was uns belastet, was wir falsch gemacht haben und was wir uns wünschen, was Gott für uns tut.“ Moritz schrieb, dass er sich allein fühlte, seit er aus dem Dorf in die Stadt gezogen war. Er hatte Probleme in der Schule, fing an zu rauchen. Als sie beteten, fühlte er sich leichter. „Da ist mir ein riesiger Knoten im Bauch geplatzt.“ Es schien ihm, als ob plötzlich ein Freund auf seinen Schultern säße. Viele Menschen werden religiös, wenn sie so intensive Erlebnisse haben wie Moritz, sagt der Jugendforscher Klaus Hurrelmann. „Es geht darum, den Dingen auf den Grund zu gehen und direkte, ehrliche Erfahrungen zu machen.“ Auch existenzielle Sinnfragen sind wichtig. Jugendliche wollen Grenzen durchbrechen. Viele suchen das im Sport, auf Festivals oder bei politischen Veranstaltungen, manche auch in Drogen und Gewalt. Laura kam über ihren Onkel in die christliche Pfadfindergruppe, da war sie zehn. In einem Zeltlager haben Mitarbeiter für sie gebetet. Sie merkte nichts. Trotzdem war es für sie ein Start. „In den Monaten danach habe ich mich verändert, zum Beispiel habe ich versucht, Notlügen zu vermeiden.“ Fünf Jahre später sagt sie: „Gott ist immer bei mir, das ist das Wichtigste für mich.“ Moritz schloss sich einer Jugendkirche in Nürnberg an, er singt dort im Gospelchor und spielt Theater. Inzwischen hat er seine besten Freunde in der Gemeinde, fast jeden Nachmittag ist er dort. Moritz und Laura haben in der Kirche etwas gefunden, was sie zuhause nicht bekommen haben. Roland Werner, Generalsekretär des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM), sagt, Gemeinde könne eine „Ersatzfamilie“ sein. Es sei normal, dass Erwachsene zeitweise zu Ersatzeltern werden, weil sie etwas vermitteln, was die Eltern nicht geben können oder wollen. Für Laura ist die christliche Pfadfindergruppe ein Ort, an dem sie sich fallen lassen kann. Mit ihren Eltern kann sie nicht über ihren Glauben sprechen. Ihr Vater sagt: „Meine Tochter würde schon sagen, wenn sie darüber reden will.“ Von sich aus spricht er nicht mit ihr darüber. Moritz’ älterer Bruder ist überzeugter Atheist. An Weihnachten sagte er, dass es Gott nicht gibt. Moritz sieht das gelassen. „Das ist eben sein Glaube – kein Mensch glaubt nichts.“ Mit seinen Eltern redet er immer wieder über Gott. Seinen Vater fragte er irgendwann, warum er nicht mehr in der Kir che sei. Kurz danach trat er wieder ein. Es schien ihm, als säße ein Freund auf seiner Schulter Text und Foto: Simon Laufer Paul Zurawski, 16, wurde jahrelang von einem Mitschüler fertiggemacht – und schlug immer härter zurück. Die Grenzen zwischen Opfer und Täter verwischten Fünf Jahre hat Paul gebraucht, bis das Leben wieder in Ordnung war; am Ende hatte er vielleicht einfach Glück. Fünfte und sechste Klasse Als er ihnen das erste Mal auffiel, las Paul ein Buch. Es war in der kleinen Pause, ein paar Wochen nach der Einschulung auf dem Gymnasium in Hamburg. Paul hatte sich noch nicht eingefunden in der Klasse, in den Pausen blieb er an seinem Platz sitzen. Hannes, Alexander und Björn** stellten sich neben ihn und fragten, was er da liest. „Karl May“, sagte Paul. Die Jungen lachten. Am nächsten Tag nahm Hannes ihm seinen Stift weg. „Lass das“, sagte Paul. Hannes warf den Stift Björn zu und der warf ihn Alexander zu. Paul lief zwischen ihnen hin und her, bis er den Stift gefangen hatte. Er sagte ihnen, dass sie das nicht noch mal machen sollen. „Paul, Maul, Gaul“, sagte Hannes. Von da an litt Paul unter Hannes. Als die ersten Klassenarbeiten geschrieben wurden, bekam Paul nur Einsen. Er las einen Aufsatz von sich vor. Hannes lachte ihn aus und nannte ihn Streber. Paul wurde heiß, sein Kopf wurde rot, und Tränen liefen ihm über das Gesicht. Ab jetzt nannte ihn Hannes immer Streber. „Das waren Wuttränen“, sagt Paul heute. Er findet das Verhalten von Hannes kindisch und sagt, dass man da drüber stehen muss. Paul ist streng mit sich geworden. Schuld M IN Z* 62/63 sucht er grundsätzlich zuerst bei sich selbst. Damals fragte sich Paul, warum es Hannes gerade auf ihn abgesehen hatte. Er beschimpfte ihn als Arschloch und Wichser. In der Klasse hatte Paul ein paar Freunde gefunden. Aber er hasste es, von ihnen getröstet zu werden. Wann er das erste Mal zuschlug, weiß Paul nicht. Irgendwann ging er auf Hannes los, schubste ihn, der schubste zurück, sie prügelten sich. Ein Klassenkamerad zog sie auseinander. Paul ärgerte sich, dass er ausgerastet war. Von nun an litt er auch unter sich selbst. Paul flippte immer schneller aus. Es reichte schon, dass Hannes grinste, wenn Paul im Unterricht etwas sagte. Paul beschimpfte ihn und der Lehrer sagte: „Hör auf, Paul.“ Paul ging auch immer öfter auf Hannes los. Manchmal musste Hannes nur „Streber“ sagen, und Paul schlug zu. Er schlug in den Bauch, damit es besonders weh tat. Heute glaubt Paul, dass Hannes ihn vor allem deshalb gequält hat, weil er sich so leicht provozieren ließ. Er glaubt, dass Hannes ihn sonst eher in Ruhe gelassen hätte. Paul findet Hannes dumm, ** Namen geändert Hot Chip „Boy from School“ minzmagazin.de/aufdieohren aber er sagt, es gibt immer dumme Menschen, die einen fertigmachen. Irgendwann verwischten die Grenzen zwischen Täter und Opfer. Oft war nicht zu erkennen, wer angefangen hatte. Der Lehrer sah, dass Paul zuschlug, und stellte ihn zur Rede. Mitschüler, die lange versucht hatten zu schlichten, gaben jetzt Paul die Schuld. Von da an litt Paul am meisten unter sich selbst. Er hatte Angst vor den Tagen, an denen es Hannes auf ihn abgesehen hatte. Und er hatte noch mehr Angst davor, die Kontrolle zu verlieren. Seine Eltern gaben ihm den Tipp: „Ignorier’ Hannes.“ Siebte und achte Klasse Paul war dick geworden. Im Sport konnte er nach zweieinhalb Runden nicht mehr weiterlaufen. Statt Streber nannte Hannes ihn jetzt Fetti und Dickmops. Paul war auch ein bisschen ruhiger geworden und schluckte die Worte herunter. Eine Weile ging das gut. An einem Tag nach den Herbstferien ging es nicht mehr gut. Morgens hatten sich Paul und Hannes angerempelt, und Hannes hatte wieder „Fetti“ gesagt. In der großen Pause wollte Paul ein Hörspiel für den Fremdsprachenwettbewerb aufnehmen. Als Hannes die Aufnahme störte, ging Paul auf ihn los und sie prügelten sich wieder. Paul sagt: „Es ist so ein Wutgefühl, dass man nur noch kaputt machen will, vom Gedanken her töten will.“ Er sagt auch: „Von meinem Selbstverständnis her darf das eigentlich nicht passieren.“ Von dem Video erfuhr er erst Wochen später. Ein Mitschüler hatte die Prügelei mit dem Handy gefilmt und auf YouTube veröffentlicht. Paul befürchtete, das Video könnte als neues Material dienen, ihn zu verspotten. Er sah es sich nicht an. Er stellte sich vor die Klasse und bat darum, es zu entfernen. Nach weiteren Wochen sprach ihn ein Mitschüler erneut auf das Video an. Es war immer noch da. Paul stellte sich vor, wer es alles gesehen haben könnte. Dann sah er es sich selbst an, ein einziges Mal. Seine Eltern wollten, dass er es ihnen zeigt. Aber das tat er nicht. Erst als der Lehrer der Klasse Druck machte, verschwand das Video. Paul glaubt, der Mitschüler, der es hochgeladen hatte, wollte mit Hannes befreundet sein. Es gab ein Gespräch mit Paul, Hannes und der Beratungslehrerin. Danach ließ Hannes Paul eine Zeit lang in Ruhe, aber dann fing er wieder an, ihn Streber zu nennen und ihm seine Sachen wegzunehmen. Und Paul hörte nicht auf, sich zu grämen und auszurasten. Neunte Klasse Paul erfuhr, dass Hannes im nächsten Jahr ins Ausland gehen würde. Er sagte sich, noch ein Jahr, dann bist du ihn los, das überlebst du; noch ein halbes Jahr, dann bist du ihn für immer los. Dann war Hannes weg. Heute findet Paul, dass es wichtigere Dinge gibt, als sich provozieren zu lassen. Er hat jetzt eine Freundin. Von seiner Klasse hat er sich abgesondert. Paul ist streng mit sich selbst, aber es geht ihm ganz gut. Ob das auch so wäre, wenn Hannes noch da wäre, fragt er sich nicht. Vielleicht kommt es darauf auch gar nicht an. Text: Ulla Reinhard; Illustration: Bernd Schifferdecker M IN Z* 64/65 Foto: froodmat / photocase.com Esoterisch bis gefährlich, akrobatisch bis dramatisch: fünf Hobbys für Leute, die das mit dem Abseits noch nie verstanden haben Die besten Videos von fliegenden Menschen und wackelnden Seilen: minzmagazin.de/hobbys PARKOUR Was macht man da? Was braucht man dazu? Super Mario spielen. Nur nicht mit den Daumen, sondern mit den Beinen. Ein Jump’n’Run fürs echte Leben. Zwei Sprungfedern und sieben Leben. Im Ernst: Das Geniale an Parkour ist, dass du auf teure Ausrüstung verzichten kannst. Dein eigener Körper reicht völlig. Noch wichtiger als Arme und Beine ist allerdings dein Kopf. Du solltest deine eigenen Grenzen kennen und genau wissen, was du dir zutraust. Was macht man da wirklich? Klingt simpel: die kürzeste Route von A nach B finden. Doch hinter Parkour steckt eine ganze Philosophie, bei der spektakuläre Action nicht im Mittelpunkt steht. Traceure, so nennen sich die Sportler, wollen ihre Umgebung kreativ nutzen und andere Wege einschlagen, als die Architektur ihnen vorgibt. Wo macht man das? Wenn du ins Fernsehen willst: auf den Hochhausdächern über New York. Gute Orte fin- dest du aber überall. Traceure sehen in jedem Hindernis eine Herausforderung. Schau dir unsere Parkour-Videos an und lass dich inspirieren. Was machen die Profis? Dort Wege erkennen, wo andere nur Mauern sehen. Sie laufen Wände hoch, springen von Dach zu Dach und ziehen sich an zwei Fingern über Brüstungen. Echte Traceure sind Hochleistungssportler und haben jahrelang trainiert. Was spielerisch aussieht, geht beim Selbstversuch meist schief. Was macht man da? Was braucht man dazu? Was machen die Profis? Blöde Frage, blöde Antwort: Auf einem Rad durch die Gegend fahren. Ein Rad mit einem Rad. Und Geduld: Einräder haben die Angewohnheit, relativ schnell umzukippen. Online geben wir dir Tipps, mit welchen Einrädern du fährst statt fällst. Verrückte Sachen – zum Beispiel schneller fahren, als die meisten laufen können. Der Weltrekord über 100 Meter liegt bei 12,54 Sekunden, ein Marathon wird in weniger als anderthalb Stunden runtergestrampelt. Auf Einrädern kann man auch Walzer tanzen, Hockey spielen, Downhill fahren oder in Halfpipes den Skateboardern die Schau stehlen. Was macht man da wirklich? Wenn dein Fahrrad einen Platten hat, zuckst du bloß mit den Schultern und fährst einfach weiter. Das spart nicht nur Zeit und Geld, sondern macht auch jede Menge Eindruck. Wo macht man das? Am besten in der Nähe einer Wand anfangen. Danach kannst du überall einradfahren, wo du auch zweiradfährst. JONGLIE REN Was macht man da? Wo macht man das? Dinge in die Luft schmeißen und wieder auffangen. Je mehr, desto besser. Ziemlich cool aussehen und deinen Freunden imponieren. Und laut fluchen, wenn was auf den Boden fällt. Am besten im Wohnzimmer deiner Eltern, zwischen Flachbildfernseher und Glasvitrine. Wenn die was dagegen haben, gehst du einfach raus. Parks, Schulhöfe, Sportplätze, im Sommer tummeln sich überall jonglierende Menschen. Was braucht man dazu? Was machen die Profis? Dinge, die fliegen können. Meist fängst du mit drei Bällen an, vier sind gut, fünf sind toll. Mehr sind verrückt. Danach kommen Ringe, Keulen, Messer und Fackeln. Und dann der Krankenwagen. Messer und Fackeln benutzen, ohne dass der Krankenwagen kommt. Und ziemlich viele Dinge in die Luft werfen. Das ist zwar nicht so schwierig, aber sie fangen die Dinge auch wieder auf. Und sehen dabei cool aus. Was macht man da wirklich? M IN Z* 66/67 Fotos von links: www.ajata.de, pylonautin/photocase.com, Wari Castellsague, emanoo / photocase.com REN H A F D EINRA Was macht man da? Was braucht man dazu? Wo macht man das? Drei in einem: Yoga, Akrobatik, Massage. Zeit. AcroYoga beginnt mit einer Gruppenzeremonie, es folgen Yoga-Übungen und Akrobatikfiguren. Am Schluss kommt das Beste, die Thai-Massage: Mit Handballen, Daumen, Knien, Ellenbogen und Füßen sorgt ihr für gegenseitige Entspannung. An einem einsamen Strand oder auf dem Gipfel eines Berges, während die Sonne rotgolden am Horizont versinkt. Zu kitschig? Dann schnapp dir einen Freund und eine Gymnastikmatte, geh raus auf eine Wiese oder schau dich nach AcroYoga-Workshops in deiner Nähe um. Was macht man da wirklich? Die harmonische Vereinigung mit sich selbst, anderen und dem Übersinnlichen. Meditation mit Action: „Om!“ ACR OYO GA SLACKLINEN Was macht man da? Heil auf der anderen Seite ankommen. Die Slackline wird lose zwischen zwei Befestigungspunkten gespannt. Am Anfang schmeißt dich das Wackelseil schneller ab als ein wildgewordener Stier beim Rodeo. Was macht man da wirklich? Endlich einen cooleren Namen für Seiltanzen finden. Was braucht man dazu? Entweder 60 Euro für ein Komplettset. Oder ein Schlauchband, zwei Schlingen zum Befestigen, ein paar Karabiner, einen Flaschenzug und ein bisschen Zeit. Online geben wir dir die Anleitung zum Nachbauen. Wo macht man das? Zwischen zwei Bäumen im Park – aber bitte mit Baumschutz. Zwischen zwei Felsen in einem alten Steinbruch. Am besten aber erst mal bei einem Einsteiger-Kurs in einem Kletterverein. Was machen die Profis? Saltos schlagen auf der Trickline, Schluchten überqueren auf der Highline oder Weltrekorde brechen auf der Longline: Der aktuelle liegt bei 306 Metern. Text: Simon Hurtz, Sebastian Puschner Was machen die Profis? Sie drehen AcroYoga-Videos und stellen sie auf YouTube. Zum Nachmachen und zum Staunen. Eher Letzteres. Wir haben die besten auf unserer Webseite gesammelt. Virginia Hagemann, 17, hat die Massenpanik auf der Loveparade in Duisburg überlebt. Ein Jahr später quälen sie immer noch Albträume – doch sie kämpft für ein bisschen Normalität Für Virginia Hagemann beginnt die Angst mit einem Rippenstoß. Neben ihr ringt eine junge Frau um Luft und schreit: „Helft mir, ich bin schwanger!“ Virginia hört die Schwangere, nur einen Meter entfernt, aber sie kann nicht helfen. Verschwitzte Körper pressen sich an sie, nehmen ihr Atem und Sicht. Die 16-Jährige spürt, was die Frau am meisten quält: die Ellenbogen und Hände der anderen. Sie helfen nicht. Die Ellenbogen prallen an Virginias Brust und ihre Rippen. Die Hände zerren und stoßen, ballen sich zu Fäusten und umschlingen manchmal ihren Hals, um sie zu würgen. Sie wollen sie hinabdrücken. Virginia schreit und drückt zurück. Hunderttausende liefen am 24. Juli 2010 durch den Karl-Lehr-Tunnel unter dem Alten Güterbahnhof in Duisburg zur Loveparade – Virginia war eine von ihnen. Sie wollten tanzen. Doch auf dem Weg kam es zu einer Massenpanik. 21 Menschen starben, über 500 wurden verletzt. Auch Virginia glaubte, sterben zu müssen. Sie hat überlebt, doch was sie gesehen hat, quält sie bis heute. Wenn Virginia – lange braune Haare, pinke Fingernägel, die Augen schwarz geschminkt – von diesem Samstag spricht, ist sie den Tränen nahe. Um nicht zu weinen, redet sie leise, hält oft inne, schaut nach draußen. Sie sieht müde aus. Die Schreckensbilder verfolgen sie seit einem Jahr. Es ist immer der gleiche Traum: Virginia stirbt oder muss zusehen, wie andere getötet werden. Mit Messern, Pistolen, Äxten. Es fließt immer viel Blut in ihren Albträumen. Sie erwacht mit schweißnassen Haaren. Oft räumt sie dann auf, mitten in der Nacht, das lenkt sie ab, aber nicht immer. Dann muss sie daran denken, wie diese Bilder in ihr Leben gekommen sind: Wie sie an jenem Samstag in einem Meer aus Menschen steckt und versucht, nicht unterzugehen. Doch die Masse schwappt gegen ihren Leib, sie stolpert über Gliedmaßen. Ein Mann brüllt: „Wir sterben!“ Virginia will nicht fallen, reckt das Kinn hoch, um zu atmen. Aber dann rammt sich wieder ein Ellenbogen in ihren Hals. Als alles anfängt, sich zu drehen, gibt Virginia auf. Virginia Hagemann kann die Bilder der Ohnmacht und der Angst nicht abschütteln. M IN Z* 68/69 Sie sinkt auf einen Haufen verletzter Körper. Einige wimmern, sie spürt Tritte, weint vor Schmerzen. Unter sich erkennt sie ein Gesicht. Da liegt die Schwangere, reglos, ihre Haut ist blau. Dann wird Virginia bewusstlos. Dabei hatte jener Samstag so herrlich begonnen: Die Sonne schien und Virginia hatte Ferien. Sie freute sich auf ihre erste Loveparade, auf die Kostüme und das Tanzen. Besonders groß war die Vorfreude, als sie und ihre beste Freundin mit lila gefärbten Haaren, lilafarbenen Tops und schwarzen Hotpants im Tunnel waren. Mit kajalumrahmten Augen schauten sie auf die Rampe, die zum Festival führte, in der Ferne dröhnten Bässe. „Gleich sind wir da“, rief Virginia. Sie wusste nicht, dass es hinter dem Betonrohr eng werden und sie die Party nie erreichen würde. Zwanzig Minuten später zieht ihr Mascara Schlieren über ihre Wangen, ihre Beine und Füße bluten. Im Krankenhaus schreibt sie ihren Eltern, die gerade in Südfrankreich campen, eine SMS: „Viele Tote auf der Loveparade, ich bin schwer verletzt, macht euch aber keine Sorgen.“ Virginia hatte Glück, sie verlor nur ihre Schuhe, nicht ihr Leben. Einem Mann war es Françoise Hardy „Mon Amie la Rose“ minzmagazin.de/aufdieohren gelungen, sie vom Boden hochzuziehen und zum Notarzt zu tragen. Später wird ihre Freundin sagen, dass Virginia eine halbe Stunde am Boden lag. Sie selbst erinnert sich daran nicht. Körperlich ging es ihr nach zwei Wochen besser, sie konnte wieder laufen, die Wunden heilten ab. Die Angst blieb. Der Moment, in dem die Stimmung kippte, hat sich der heute 17-Jährigen ins Gedächtnis gebrannt. Virginia kann das Gesicht der Schwangeren nicht vergessen, die Schreie und die unerträgliche Enge. Wo andere sich amüsieren, sieht sie heute Gefahr. Deshalb geht sie nicht mehr in die Disco oder auf Konzerte, fährt weder mit einem Aufzug noch mit Bus oder Bahn. Sie zittert, sobald die Türen schließen, weil sie sich dann eingesperrt fühlt. Sie weiß, dass sie sich nicht fürchten muss, wenn irgendwo eine Sirene heult. Doch mit der Angst im Kopf geht der Puls hoch, das Herz rast. Am Schlimmsten ist das Gefühl, ausgeliefert zu sein – so wie auf der Loveparade, als sie glaubte, ihr Brustkorb werde zerdrückt. Virginia ahnt, dass die Panikattacken zu den Dingen zählen, die sie von anderen unterscheiden. Sie möchte um ihr altes Leben kämpfen. Nach der Katastrophe ging sie nicht wieder zur Berufsschule. Nach acht Wochen stationärer Trauma-Therapie wird sie nun ambulant betreut. Durch die Medikamente hat sie zugenommen. Sie erzählt, dass sie nun joggen geht, um abzunehmen, aber auch weil es ihr hilft, sich abzulenken. Seit kurzem macht sie ein Praktikum bei einem Augenarzt. Sie hofft auf eine Lehrstelle, medizinische Fachangestellte will sie werden. Sie redet nur noch selten über den Julitag, so sehr schmerzt die Erinnerung. Wenn sie doch mal darüber sprechen will, geht sie zu den Treffen des Vereins Selbsthilfe Massenpanik, „weil die Leute wissen, wie es sich anfühlt, so etwas erlebt zu haben“. Ihr Vater hat die Initiative gegründet, damit sich die Opfer vernetzen und für eine Entschädigung kämpfen können. Virginia hat Leben innerhalb weniger Minuten zerbrechen sehen. Sie sagt, sie wisse dadurch das eigene mehr zu schätzen. Mit ihren Freunden wagt sie sich täglich ein Stück weiter vor. Es hilft ihr, sich mit Menschen zu treffen, bei denen sie sich sicher fühlt. Zu einer Party traut sie sich trotzdem noch nicht, obwohl sie gerne tanzt. Sie möchte sich erst wieder daran gewöhnen, Bus zu fahren. „Viele Tote auf der Loveparade, ich bin schwer verletzt, macht euch aber keine Sorgen“ Text: Nadine Poniewaß; Cast: Catalina Schröder; Fotos: René Jankowski, Alexander Krex Laurin Pfau steht beim Bäcker und bestellt zwei Käsebrötchen mit viel Käse. Er ist Stammkunde. Seit fünf Jahren wohnt er im Internat gleich gegenüber, dort besucht er die elfte Klasse. Jeden Tag kauft er Käsebrötchen, weil ihm das Essen im Internat nicht schmeckt. Heute gab es Vollkornnudeln mit ChiliSauce, dazu Salat, Bananenquark. Es gibt Schulen, da wäre man froh über so eine Küche. Laurin sieht ordentlich aus, der letzte Haarschnitt kann nicht lange her sein, braune Lederschuhe, dunkle Jeans, Shirt mit Knopfleiste. Laurin ist Schulsprecher. Sein Internat liegt in Schondorf, in der Nähe von München, direkt am Ammersee. Das Durchschnittseinkommen hier zählt zu den höchsten in Deutschland. Am Ufer vor dem Restaurant Seepost stehen Sonnenschirme, die für Champagner werben: Moët & Chandon ist darauf gedruckt. Die Sommertage verbringen Laurin und seine Mitschüler am See. Die Abende auch – bis 22 Uhr, dann schließt der Hausvater die Eingangstür ab. Als Laurin nach Schondorf kam, war er ein Skater. Mit der Zeit hat er lieber Polohemden angezogen. „Das ist hier so“, sagt er. Die schulterlangen Haare schnitt er ab. Das Internat veränderte ihn, die Schüler gleichen sich einander an. Viele haben einen ähnlichen Lebensentwurf: Sie wollen BWL studieren und Geld verdienen. Wie ihre Eltern. Anderswo tun Jugendliche alles, um sich abzuheben. Laurins Mitschüler tragen trendy Klamotten. Alle haben ein iPhone, sagt er. Gäbe es Schuluniformen, wären es Polohemden. Die Gemeinschaft im Internat ist eng, Laurin kennt jeden beim Namen. Er zeigt auf die ersten drei, die ihm auf dem Hof entgegenkommen, sagt: „Valentin, Paul, Louis“. In Schondorf gibt es keine Punks, keine Alkoholiker, keine Emos. Keine Extreme. Einer fällt Laurin doch ein, der anders ist. Der trägt immer schwarze Shirts von Metal-Bands, hat lange Locken, die vom Kopf abstehen. An normalen Schulen, Laurin sagt „staatlich“, würde er nicht weiter auffallen. Es geht gesittet zu unter den 200 Jugendlichen, die im Internat leben. Das kann daran liegen, dass ihnen viel geboten wird: Töpfern, Segeln, Theater, im angrenzenden Wald liegt ein Tennisplatz. Wenig Zeit also, um seine Energie in Dummheiten zu investieren. Laurin sagt, er langweilt sich nie. Sicher, auch in Schondorf gibt es mal ein Saufgelage, aber Exzesse sind selten. Das kann daran liegen, dass die Schüler ständig unter Beobachtung stehen. In jedem Haus auf dem Campus lebt auch ein Lehrer oder eine Lehrerin. Bei den Jungs ist es der Hausvater, bei den Mädchen die Hausmutter. Sie achten darauf, dass sich die Schüler nicht zu nahe kommen. Beziehungen sind erlaubt, Geschlechtsverkehr ist M IN Z* 70/71 verboten, sagt Laurin. Für die Rundumbetreuung zahlen die Eltern 30 000 Euro im Jahr. Laurins Zimmergenosse heißt Ruben. Seit Jahren teilen sie sich ein Zimmer. Der Raum ist klein, an der Wand über Laurins Bett hängt ein Kinoposter: „Der Baader Meinhof Komplex“, ein Film über die Terroristen der RAF. Die Betten sind gemacht. Obenauf liegen Tagesdecken, weil sich immer Leute darauf setzen. Laut Plan an der Zimmertür soll zwei Mal die Woche aufgeräumt werden. Laurin und Ruben halten sich daran, weil sie dafür einen PizzaGutschein bekommen. Laurin sagt: „Es bringt nur Vorteile, die Regeln zu befolgen“. Laurin findet es gut, nicht allzu frei zu sein, sagt er. Vielleicht ist er reifer als andere in seinem Alter. Mit seinen Freunden von früher verbindet ihn nichts mehr. Er grüßt sie auf der Straße, wenn er sein Heimatdorf im Allgäu besucht. Mehr nicht. „Die sind jetzt mit ihren Saufbanden unterwegs“, sagt er. Wenn Laurin Alkohol trinkt, dann höchstens drei Bier. Weil er 18 ist, darf er das. 0,5 Promille sind erlaubt, jederzeit kann der Hausvater einen Alkoholtest anordnen. Drogentests gibt es auch, bei Verdacht oder einfach so. Laurin ist das im vergangenen Schuljahr passiert. Er wurde aus dem Unterricht geholt und musste eine Urinprobe abgeben. Nach ein paar Tagen fanden seine Eltern ein Schreiben im Briefkasten. Darin stand: „Herzlichen Glückwunsch. Der Drogentest war negativ.“ Eine Rechnung lag auch bei. 50 Euro kostet es, nach Spuren von Amphetaminen, Ecstasy und Marihuana zu suchen. Was in dem Brief steht, wenn der Test positiv ausfällt, weiß Laurin nicht. Manche Dinge, die einen Jugendlichen aus der Bahn werfen können, scheinen in Schondorf nicht zu existieren. Zwischen dem blauen Bahnhofsschild und dem Internat liegen ein Optiker, eine Bank, ein paar Einfamilienhäuser. Manche Häuser wollen aussehen wie historische Villen. Es ist eine sehr kleine Welt. Das Leben im Internat hat eine starre Struktur. Um halb acht gibt es eine Morgenfeier, in der Schüler und Lehrer singen oder philosophieren. Der Schulleiter ist auch dabei. Vor dem Mittagessen müssen alle im Speisesaal eine Minute schweigen, Silentium heißt das. Wer einen Tisch neben dem Eingang hat, kann währenddessen auf das Ölgemälde schauen, das Julius Lohmann zeigt. Der Mann mit Schnurrbart und Fliege hat das Internat 1905 gegründet. Sein Bild hat einen goldenen Rahmen. Ein Glockenschlag beendet das Silentium, mit einem Mal erfüllt Stimmgewirr den Saal, Teller klappern. An manchen Tagen isst sich auch Laurin hier satt. Wenn die Eltern zu Besuch sind, geben sich die Köche Mühe, sagt er. In Schondorf am Ammersee gibt es ein Internat. Die 200 Schüler tragen keine Schuluniform. Trotzdem ziehen sie sich ähnlich an: Rausfallen will hier keiner Laurin am Ammersee. Der Holzsteg ist exklusiv für Schüler aus dem Internat. Text: Alexander Krex; Fotos: Thomas Klinger, Alexander Krex YouTube-Opa Peter Oakley – alias Geriatric1927. Was schauen Sie sich da an? Lustige Vi- deos oder die Werke junger Leute. Zum Beispiel von LuckyLuka99, er ist ein sehr talentierter Klavierspieler. Würden Sie das Internet vermissen, wenn Sie wieder darauf verzichten müssten? Ohne YouTube wäre der 83-jährige Witwer Peter Oakley aus Mittelengland vielleicht vereinsamt. Nun ist er ein berühmter Videoblogger. minz* hat ihn auf Skype getroffen Herr Oakley, wie viele Kontakte hat denn ein 83-jähriger Mann so bei Skype? halb zum Beispiel mit Leuten im Fernen Osten. Ich habe etwa einhundert. Telefonieren Sie mit all diesen Leuten? Nicht mit allen. Mit meinem Bruder rede ich täglich, er ist 87 und lebt in Spanien. Wir reden am liebsten über Computerprogramme. Neulich habe ich ihm erklärt, wie iMovies funktioniert. Heißt das, dass Sie rund um die Uhr online sind? Nein, nur etwa fünf Stunden am Tag. Teenager werden jetzt sicher lachen, aber ich lebe allein und habe häusliche Pflichten. Deshalb bin ich nur morgens und nachmittags online. Mit wem skypen Sie sonst noch? Eigent- Was machen Sie denn im Internet außer zu skypen? Ich kaufe ein, schaue mir Fern- lich habe ich fast überall auf der Welt Freunde. Da muss ich auch an die Zeitverschiebung denken. Morgens rede ich des- sehsendungen an, lese Zeitung und spreche mit Leuten aus der ganzen Welt. Aber am liebsten surfe ich auf YouTube. M IN Z* 72/ 73 Definitiv! Es hat mein Leben verändert. Warum? Den Computer habe ich mir ge- kauft, als meine Frau gestorben ist. Ich war sehr allein. Im Internet wollte ich interessante Brieffreunde finden. Und? Haben Sie welche gefunden? Ich bekomme keine richtigen handgeschriebenen Briefe, aber täglich sehr viele Mails. Meine Privatadresse gebe ich nämlich gar nicht raus. Das ist bei mehr als 55 000 YouTubeAbonnenten verständlich. Ihr erster, etwas unbeholfener Clip „First Try“ wurde Möchtest Du dem YouTube-Opa auch eine Frage stellen? minzmagazin.de/youtubeopa The Zimmers „My Generation“ minzmagazin.de/aufdieohren Auch in den Ferien willst du mal wieder dein Hirn benutzen? Versuch dich an unserem Sommer-Rätsel! Bei GROSS geschriebenen Wörtern musst du die Buchstaben in die richtige Reihenfolge bringen fast drei Millionen Mal angeschaut. Die Resonanz hat mich selbst überrascht. Am Anfang hatte ich große Angst davor, abgelehnt zu werden. Ich dachte: „Oh Gott, ein alter Mann auf YouTube“ – da sind ja nur junge Leute unterwegs. Warum schauen sich Jugendliche die Videos eines Rentners an? Das weiß ich auch nicht so genau. Aber ich höre oft, dass sie meine ruhige Art und meine Stimme mögen. Außerdem haben viele sonst keine Möglichkeit, mit alten Menschen zu reden. Für viele bin ich ihr Internet-Opa, der Geschichten von früher erzählt. Das macht mich sehr glücklich. Warum? Im echten Leben vermischen sich die Generationen selten. Aber bei YouTube können wir miteinander quatschen. Welche Ratschläge geben Sie den Teenagern? Ich versuche, gar keine Ratschläge zu geben. Aber ich halte mich für sehr einfühlsam. Vor allem, wenn es um Verlust geht. Das habe ich ja selbst erlebt. LACKINSEL? Zwischen Bäume gespannt und doch keine Hängematte Killerwal hinterm Shopping-Center? Für manche das 17. Bundesland Haben Sie auch Zuschauer in Ihrem Alter? Ob es viele sind, weiß ich nicht. Aber Schwer wie eine Bowlingkugel im Einkaufsbeutel, erfrischend leicht im Bauch neulich schrieb mir eine 18-Jährige, dass sie meine Videos ihrer Oma gezeigt habe. Das hat der Dame offenbar sehr gut getan. Heute erzählt sie ihrer Enkelin auch aus der Vergangenheit. Explosives nach Eis, Kalorien oder Arsch Sie leben sehr zurückgezogen. Im nächsten Dorf wohnen fast nur alte Menschen – kennen die Ihre Videos? Im echten Le- ben habe ich nicht viele Freunde. Mein bester Freund weiß Bescheid. Aber im Dorf hat, glaube ich, niemand einen Computer. Nur die Metzgersfrau fragt mich immer: „Warst du mal wieder irgendwo?“ Wie lange wollen Sie noch weitermachen? So lange ich kann. Aber in meinem Alter weiß man ja nie... Was hätten Sie mit dem Wissen von heute in Ihrem Leben gerne anders gemacht? Schneidwerkzeug für den König der Tiere? Hebt ab, sobald ergraut Abendröte auf der Haut, pellt sich später ELCHSPECKBANN? Eher was für die Kleinen, während die Großen am Pool rumhängen – oder sich in die Fluten stürzen Nimm die Rosinen raus und stimm zu! Am besten auf einer Decke im Park Vorzeitliche Herbstbodenbedeckung? Gern im Sommer gemacht VOLL-LAECHEL-BABY? Danach: Sand in jeder Ritze, aber Sport getrieben „Was denn nun?“, könnten sich Engländer bei dieser Ostsee-Insel fragen: „Versteckt oder doch zu sehen?“ Wichtige Angabe beim Produkt zur Vermeidung von Den im Schatten aufzustellen, ergäbe keinen MORSCHEN SINN Badenden als Zweiteiler geläufig – auch wenn der Namensgeber in der Südsee eigentlich 23 Teile hat Aufl ösung: minzmagazin.de/raetsel Ich hätte Google-Aktien gekauft. Text und Foto: Nadine Poniewaß Rätsel: Britta Verlinden ... DEIN VATER WIEGT 158,1 KILO UND MACHT BEI EINER ABNEHM-SHOW IM FERNSEHEN MIT. PEINLICH? SUPER? Pascal Wolfarth (oben links) bewundert seinen Stiefvater (oben rechts, unten), der vor laufender Kamera abgenommen hat. Heino Herrmann, 39, hat bei der AbspeckShow „The Biggest Loser“ auf Kabel eins mitgemacht und gewonnen. Er hat in sechs Monaten 64,5 Kilo abgenommen. Sein Stiefsohn Pascal Wolfarth, 19, sagt dazu: „Ich verstehe mich besser mit meinem Stiefvater, seit er bei „The Biggest Loser“ war. Wir gehen jetzt manchmal gemeinsam zum Sport. Er geht sogar fünf Mal die Woche ins Fitnessstudio und ich muss mir Sorgen um meinen Titel machen, der Sportliche in der Familie zu sein. Früher gab es manchmal Machtkämpfe um die Hauptrolle in der Familie. Als Heino in das Abnehm-Camp nach Mallorca geflogen ist, wollte ich der Mann im Haus sein. Aber dann habe ich ihn vermisst. Ich finde, was er geleistet hat, verdient großen Respekt. In dem Camp hat er täglich zwei bis drei Stunden Sport gemacht und ist körperlich an seine Grenzen gegangen. Er hat da nicht mitgemacht, um ins Fernsehen zu kommen. Der Anstoß war, dass man in dem Camp permanent professionell betreut wird. Und das Preisgeld war zusätzlich eine Motivation. Alleine hätte er nie so viel abgenommen. Als er sich beworben hat, hatte er viele Diäten ausprobiert. Aber nie hat eine wirklich geklappt. Er war auch seit kurzem arbeitslos. Einmal wurde er sogar in einem Bewerbungsgespräch abgelehnt, weil er so dick war. Jetzt hat er wieder einen festen Job. Und ich habe auch profitiert: Ich habe seitdem 600 Freunde bei Facebook. Ich liebe meinen Stiefvater und bin froh, dass er heute gesund lebt.“ WAS DENKST DU? W Schreib uns deine Meinung – wir veröffentlichen sie auf minzmagazin.de/stelldirvor M IN Z* 74 Text: Ulla Reinhard; Cast: Catalina Schröder; Fotos: Johannes Arlt