Die Bibel wird lebendig

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Die Bibel wird lebendig
Nummer 20 · 18. Mai 2008
Kirche vor Ort
15
OS 15
Die Bibel wird lebendig
Emsland • Grafschaft • Ostfriesland
Monika Spieker zeigt in Twist und beim Katholikentag, wie biblische Erzählfiguren hergestellt werden
Redaktion: Petra Diek-Münchow
Telefon 0 59 37/91 34 02
E-Mail: [email protected]
Von Petra Diek-Münchow
Gottesdienste im Haus der Begegnung
Twist. Beim Katholikentag
können Besucher sich im
Geistlichen Zentrum (Gymnasium Carolinum) eine
Ausstellung mit biblischen
Erzählfiguren ansehen. Monika
Spieker hat den Erzieherinnen
des Twister St.-Marien-Kindergartens gezeigt, wie sie angefertigt und eingesetzt werden.
Ahmsen. Zu einer Messe mit meditativen Elementen und
neuem geistlichen Liedgut lädt das Haus der Begegnung
in Ahmsen am Samstag, 17. Mai, um 19 Uhr ein. Am
Sonntag, 18. Mai, findet um 10.30 Uhr eine Krabbelmesse für Familien mit Kindern statt.
„Welche Frisur soll Jesus haben?“
Monika Spieker hält zwei Stücke
Schafswolle in die Höhe: eins nur
ganz sanft gewellt und dunkelblond, das andere schwarz und
kurzgelockt. Die Erzieherinnen
des
St.-Marien-Kindergartens
müssen nicht lange überlegen.
„Lang und eher glatt“ – so die
einhellige Meinung des Teams.
Und dann zeigt die Nordhorner
Gemeindereferentin den Frauen,
wie sie die füllige Haarpracht am
Kopf ihrer Figuren feststecken
müssen. Einen ganzen Samstag
nehmen sich die Erzieherinnen
Zeit für ihre Fortbildung, bei der
sie mit der Kursleiterin 13 biblische Erzählfiguren herstellen.
Jede Figur kann sich in
jede Person verwandeln
Biblische Erzählfiguren – das
sind etwa 30 Zentimeter große
Gestalten aus beweglichem Sisaldraht. Das Grundgestell wird
straff mit Baumwollstreifen und
hautfarbenem Stoff überzogen.
Bleifüße machen sie standfest,
der Kopf deutet ein Gesicht nur
an. So kann sich jede Figur ganz
flexibel in jede Person verwandeln – je nach Kleidung. „Durch
den Draht können sie alle möglichen Körperhaltungen annehmen: sitzen, hocken, knien, beten, den Kopf neigen oder die
Hände ausstrecken“, sagt Monika Spieker. Und genau deshalb
können Grundschulen, Kindergärten, Familienmesskreise oder
Katecheten sie einsetzen, um mit
ihnen wie in einem Rollenspiel
Geschichten aus der Bibel zu erzählen.
Ostfriesisches für Nichtostfriesen
Neuharlingersiel. „Söben – Ostfriesisches für Nichtostfriesen“: So heißt ein Abend mit Sagen und Erzählungen von
Land und Lü bei einem Glas Wein am 23. Mai um 19 Uhr
im Haus des Gastes im Sielhof in Neuharlingersiel.
Theologisches Café auf Juist
Juist. Auf Juist geht es am Donnerstag, 29. Mai, um
15.30 Uhr im „Kompass“ um das Thema „Gott in der
Stadt – Madelaine Delbrél“. Moderatoren sind Pastor
Hubert Heinelt und Pastor Herwig Sander .
Kreative Konzentration: Monika Spieker (r.) zeigt den Twister Erzieherinnen, wie sie die Haarpracht auf den biblischen
Erzählfiguren befestigen. Foto: Petra Diek-Münchow
Monika Spieker bietet Kurse wie den in Twist seit einigen
Jahren an. 2003/2004 hat sie
eine Ausbildung zur Kursleiterin bei der Arbeitsgemeinschaft
Biblische Figuren gemacht und
ist jetzt für dieses Thema auch
im Seelsorgeamt zuständig. Sie
selbst hatte die Figuren zuvor
bei Exerzitien kennengelernt und
war sofort begeistert. „Durch sie
können Personen und Ereignisse
aus der Heiligen Schrift lebendig
werden“, sagt sie. Die Botschaft
bekommt eine Gestalt, wird im
Sinne des Wortes begreifbar.
Dabei können sie nach ihrer
Erfahrung nicht nur in der Ar-
Zur Sache
Die Arbeitsgemeinschaft zeigt
beim Katholikentag in einer
Ausstellung, wie biblische Figuren von Enge, Weite und von
Befreiung erzählen können. Außerdem gibt es sechs Workshops,
in denen Teilnehmer lernen, wie
die Figuren in der praktischen
Arbeit eingesetzt werden: im
Geistlichen Zentrum im Gymnasium Carolinum, Hauptgebäude.
Infos: 0 59 25/90 53 39
beit mit Kindern eingesetzt werden, wie in der Vorbereitung
auf die Erstkommunion oder im
Familiengottesdienst.
Spieker
kann sich gut vorstellen, dass
Firmlinge sich damit einer Glaubensfrage nähern können, dass
Frauengruppen für einen Meditationsabend damit verschiedene
Gebetshaltungen zeigen oder
Seniorenkreise in der Kirche das
Evangelium vom Tage darstellen.
„Die Leute bleiben stehen und
gucken“, ist Spieker von der Faszination überzeugt. Sogar Therapeuten setzen die Figuren ein:
„Wenn Menschen aufhören zu
reden, können die Figuren für sie
sprechen.“
Einfach im Laden kaufen kann
man die Erzählfiguren nicht. Wer
sie in der Gemeinde, in der Schule oder im Kindergarten einsetzen
möchte, kann einen Kurs wie diesen bei Monika Spieker belegen.
Dabei stellt sie zuerst die Figuren
vor, informiert über die praktische Arbeit damit und ermuntern zum eigenen Ausprobieren.
Die Herstellung mit den eigenen
Händen gehört für sie zum späteren Einsatz dazu – ermöglicht
erst die Identifikation mit den biblischen Personen, die durch die
Glauben miteinander singen
34. Musikalisches Pfingsttreffen im Marstall Clemenswerth in Sögel
Sögel (sol). Jede Zeit hat ihre
musikalische Sprache. Das
kam beim 34. Musikalischen
Pfingsttreffen in der Jugendbildungsstätte Marstall
Clemenswerth klingend zum
Ausdruck. Die Teilnehmer
präsentierten beim offenen
Singen neue geistliche Lieder.
71 Männer und Frauen waren
nach Sögel gereist, um im Marstall Pfingsten als Fest der Begegnung und des Aufbruchs
miteinander zu feiern. „Bei uns
sind alle willkommen, die neue
Impulse suchen und mit anderen ihre Freude an der Vielfalt
der Musik teilen wollen“, brachte
Christine Schütte im Namen der
Jugendbildungsstätte das Leitmotiv des Pfingsttreffens auf den
Punkt. Den Glauben zu singen,
sei das Ziel.
Und das war zum Beispiel in
mehreren Workshops möglich.
„Wir suchen, möchten finden,
Glück, Liebe, Menschlichkeit,
kommt nicht nur reden, handeln, es wird höchste Zeit“, sangen die Teilnehmer das Lied aus
dem Musical „Taizé“, zu dem der
Meppener Holger Berentzen den
Text und die Gebrüder Tobias
und Dominik Lübbers die Musik
geschrieben haben. Die beiden
Komponisten leiteten zwei Workshops. Ihre neuen geistlichen Liedern thematisierten, was Glauben heute glaubwürdig macht:
das Engagement für eine friedliche Welt, das im eigenen Leben
und Handeln zu erkennen ist.
Das offene Singen mit einem
Projektchor wurde von Pater Diethard Zils aus Brüssel moderiert.
Das Echo der neuen geistlichen
Lieder, Songs, Chorsätze und Arrangements war im Schlosspark
weit zu hören. Der 72-jährige
Dominikaner, als Textdichter
und Übersetzer neuer geistlicher
Lieder bekannt, hatte für das
Pfingsttreffen niederländische,
polnische, englische und französische Lieder ausgesucht. Er sieht
das musikalische Angebot anderer Kulturen als Bereicherung.
Das Spezialgebiet des Regionalkantors im Dekanat EmslandMitte, Karl-Bernd Hüttis, waren
wiederum alte liturgische Gesänge im lateinamerikanischen Stil.
Er möchte durch die Musik Altes
mit Neuem verbinden und zeigen, dass die Verkündigung der
Frohen Botschaft natürlich frohe
Lieder will.
Neue geistliche Lieder standen im Mittelpunkt des offenen Singens vor dem
Marstall Clemenswerth, das Pater Diethard Zils moderiert hat.
Foto: Anna Solbach
Figur dargestellt werden. „Wenn
man sie selber gemacht hat, kann
man ihren Wert ganz anders einschätzen“, sagt sie. Die Resonanz
gibt ihr Recht, denn die Nordhornerin wird derzeit „unglaublich
viel angefragt“.
Ein Gang über den jüdischen Friedhof
Norden. Zu einem Gang über den jüdischen Friedhof in
Norden lädt am Mittwoch, 21. Mai, um 15 Uhr die Urlauberseelsorge ein. Der jüdische Friedhof erzählt von Menschen und Schicksalen aus 400 Jahren, bis in unsere Zeit.
Treffpunkt: Am Zingel (gegenüber der Blumenhandlung
„Blüte und Stil“) bei der Einmündung in den Eselspfad.
Gottesdienst für Gehörlose
Lingen. Der Gottesdienst für Gehörlose findet am Sonntag, 18. Mai, 15 Uhr im Bonifatiushospital Lingen statt.
Ausstellung in St.-Bonifatius-Kirche
Auch den Twister Erzieherinnen macht das zugegeben
anspruchsvolle Kunsthandwerk
sichtlich Spaß. Ganz konzentriert sitzen sie im großen Kreis
beieinander hören genau auf die
Anleitungen von Monika Spieker.
Kleben und stecken rote Locken
oder blonde Haarsträhnen auf,
schnüren winzig kleine Ledersandalen oder schneidern schlichte
Gewänder für die Figuren. „Es
ist schon manchmal kompliziert.
Ohne Kurs gehts nicht“, sagt Marion Schleper und ist wie ihre
Kolleginnen sichtlich stolz auf
das gute Ergebnis. Wie sie die Figuren einsetzen, weiß das Team
schon genau: Ostern, Pfingsten,
Weihnachten, Gleichnisse aus der
Bibel, die Geschichte von Heiligen. Ideen gibt‘s genug.
Zirkus beim
Katholikentag
Surwold (kb). Die Jugendhilfeeinrichtung Johannesburg aus
Surwold beteiligt sich mit mehreren Beiträgen auf der CaritasBühne beim Katholikentag. Jeder
Bühnentag steht unter einem
eigenen Motto: Donnerstag, 22.
Mai, „Mach Dich stark für starke
Kinder und Familien“; Freitag,
23. Mai, „Arbeit und Bildung für
alle!“; Samstag, 24. Mai, „Armut
muss nicht sein?!“
Kinder und Jugendliche der
Johannesburg kommen am Donnerstag um 13.30 Uhr mit dem
Zirkus „Burgtelli“ auf die Bühne
und zeigen, wie Kinder durch aktive Freizeitgestaltung stark gemacht werden können.
„Was muss getan werden, damit es Bildung und Arbeit für alle
gibt?“ Dieser Frage geht das Programm am Freitag nach. Musikalisch wird das Programm von der
Band „TNH“ der Johannesburg
in Surwold begleitet. Der Beitrag
„Viele Wege führen in den Beruf.
Jeder braucht eine Ausbildung!“
wird sich um 11 Uhr damit beschäftigen, dass 16 600 Jugendliche in 2007 ohne Ausbildungsplatz blieben. Jugendliche, denen
die Johannesburg eine Perspektive eröffnet hat, diskutieren mit
Christiane Haderthauer, CSU-Generalsekretärin, Hubertus Heil,
SPD-Generalsekretär, und Klaus
Lang, Arbeitsdirektor der Georgsmarienhütte Holding.
Lingen. In der Lingener St.-Bonifatius-Kirche wird am
Samstag, 17. Mai, um 11.30 Uhr eine Ausstellung mit
Bildern von Maria Feldkamp eröffnet. Die Einführung
hält Domkapitular Heinrich Jacob. Es singt der Chor St.
Bonifatius. Die Ausstellung mit dem Titel „Botschaften“
ist bis 29. Juni täglich von 9 bis 18 Uhr zu sehen.
Platt inne Kärke
In dat Haerte van Mensken
Über Plattdeutsch beim Katholikentag
In der Reihe „Platt inne
Kärke“ schreiben Mitglieder des Arbeitskreises
„Niederdeutsch im Kirchenraum“ plattdeutsche Texte zu religiösen
Themen und kirchlichen
Feiern. Bei Josef Grave aus
Meppen geht es um den
Katholikentag.
„Gott sien Wort: vull Lewen, vull Kraft“, so haebt
se dat Aobendgebed nömt,
dat to denn Katholikendag
in Ossenbrügge hört, van
denn se aale proatet. De
evangeliske Pastorin Anita
Christians-Albrecht ut
Burgdörp bi Hannower un
Heinrich Siefer van dat katholske van Galen-Hus in
Staopelfeld makt dat Aobendgebed tohope. Wenn
et üm Platt in use Kärken
gait, haebt bäide nen
heller gauden Naomen. Se
hört to de Mensken, de ehr
Doon un Können dorin settet, us usen Herrgott öwer
dat Plattdütske nörer to
brängen. Mit dorbi is dann
de Sankt-Andreas-Gospelchor ut Cloppenborg. De
singt Gospels up Platt un
dat wisse gaud.
In dat dicke Programmbook van den Katholikendach haebt se schräwen,
dat düt Aobendgebed in
de Barchkerke is. Stimmt
nich, dat haebt se sück
noch anners öwerlecht.
Goah man in de Katharinenkärke midden in dat
olle Ossenbrügge, daor bis
Du up de rechte Stäe. Et
is an´n Dönnerdach, denn
Josef Grave
tweeuntwintichsten Mai,
fang üm sess Uhr aobends
an un durt dann sowat äs
nen Stündken.
Ick weet nich, wat Anita
Christians-Albrecht un
Heinrich Siefer an denn
Aobend öwer Gottes
Wort segget. Man mit
eens kann man recken.
Gottes Wort finnt an denn
Aobend denn Wech in dat
Haerte van de Mensken,
de dorbie bint. Un dat
ligg nich an‘t leste an de
plattdütske Spraoke. Se is
nich groff un wisse nich
blot wat fört Plaiseer. Nee,
disse Spraoke is fien – un
vertraut. Wenn se ehr hört,
denkt väle van us an de
Kinnertied tourügge. Kien
Wunner: Et was de ers­te
Spraoke, de wi hörden.
Un nu: Äs wenn se darvör
makt is, stürt se ehren Deel
dortou bi, Gottes Wort in‘t
Haerte to brengen – ock up
den grooten Katholikendag
in Ossenbrügge.
Beteiligt am Arbeitskreis
sind unter Leitung von
Walter Klöppel der Emsländische Heimatbund,
die Arbeitsgemeinschaft
„Mesters proatet Platt“
und Interessierte;
www.ehb-emsland.de