hotelier paul-marc julen (zermatt)
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hotelier paul-marc julen (zermatt)
HOTELIER TALK PAUL-MARC JULEN HOTELIER PAUL-MARC JULEN (ZERMATT) Der Hotelier im Schafstall: Paul-Marc Julen und sein Vater Paul besitzen über 300 Schwarznasenschafe. Das «Thema Schaf» zieht sich wie ein roter Faden durch die Hotels und GastronomieBetriebe der Familie Julen. Der Berg allein genügt nicht INTERVIEW Hans R. Amrein PORTRÄT-BILDER Holger Jacob 18 P aul-Marc Julen, Hoteliers in Zermatt leben im Paradies: weltberühmter Tourismusort, spektakuläre Bergwelt mit dem «Berg aller Berge», florierende Winter- und Sommersaison, hohe Zimmerauslastung und hohes Preisniveau – Sie sind auf Alpenrosen gebettet! Es macht in der Tat viel Spass, in Zermatt Hotelier zu sein! Allein die Tatsache, dass Zermatt ein attraktiver und stark frequentierter Winter- und Sommerferienort ist, erschliesst uns Möglichkeiten, die andere Schweizer Bergdestinationen so nicht haben. Paul-Marc Julen führt in Zermatt drei Viersterne-Hotels und mehrere Gastronomie-Betriebe. Laut Branchen-Insidern ist Julen einer der erfolgreichsten Hoteliers im Wallis. Wie lautet das Erfolgsprinzip des 35-jährigen Hotel-Profis? «Hotelier»-Chefredaktor Hans R. Amrein sprach mit Julen über paradiesische und andere Zustände in Zermatt, Schwarznasenschafe und Familien-Tradition. 6 I2016 Was haben denn Davos, Arosa oder Engelberg nicht? Man kann in Zermatt noch Ideen, Visionen und am Ende Projekte umsetzen, die so in anderen Destinationen nicht machbar wären. Wobei auch ein Hotelier in Zermatt rechnen und die Zahlen im Griff haben muss. 6 I2016 Paradiesische Zustände am Fusse des Matterhorns? Ja, andererseits haben wir hier oben rund 130 Hotels! Die höchste Hotel-Dichte der Schweiz – nach Zürich. Das führt zu einem harten Verdrängungswettbewerb. Und fast alle haben die gleiche Zielgruppe im Visier: Feriengäste und Gruppentouristen. Wie leben Sie mit fast 130 Mitbewerbern im Rücken? Findet da ein brutaler Kampf um jedes Hotel-Bett statt? Nein. Die Folge ist, dass sich jeder anstrengen und das Beste geben muss. Wichtig ist, dass der Hotelier sein Produkt klar positioniert. Man muss einzigartig, unverwechselbar sein. Doch das gilt nicht nur für Hotels in Zermatt, sondern für die ganze Branche. Wer in Zermatt nicht laufend investiert und neue Ideen umsetzt, bleibt stehen … … so ist es. Die Innovationsbereitschaft unter ❯ 19 HOTELIER TALK PAUL-MARC JULEN terzuentwickeln und eines Tages an die nächste Generation weiterzugeben. Es ist einfach, einen Betrieb zu übernehmen. Und hätten meine Vorfahren nicht so klug, weitsichtig und nachhaltig gehandelt, wäre es für mich nicht so einfach gewesen. Jetzt geht es darum, das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen. Ihre Familie gilt als sehr erfolgreich. «Tradition Julen Zermatt» gilt in der Branche als Vorzeigebetrieb. Was ist Ihr Erfolgsprinzip? Die zentrale Frage, die sich heute jeder Hotelier stellen muss: Wie mache ich mein Hotel einzigartig? Wir haben in der Familie intensiv über diese Frage gesprochen. Familie Julen. den Hoteliers in Zermatt ist grösser als andernorts. Wenn ich als Hotelier vermeiden will, dass meine Gäste abwandern und beim Mitbewerber absteigen, muss ich mein Produkt laufend verbessern und an die neuen Bedürfnisse anpassen. « DIE ZENTRALE FRAGE, DIE SICH HEUTE JEDER HOTELIER STELLEN MUSS: WIE MACHE ICH MEIN HOTEL EINZIGARTIG? » PAUL-MARC JULEN Welche Zielgruppen peilen Sie an? Im Winter dominiert der klassische alpine Skitourist. Im Sommer spielt der Ausflugstourismus eine wichtige Rolle. In der Zwischensaison und im Sommer kommt das Gruppengeschäft dazu. Dann bevölkern die Asiaten Klein-Matterhorn und Gornergrat. Schauen Sie, wir brauchen eine gewisse Auslastung in der Zwischensaison. Diese erreichen wir mit Gruppen. Dank der Zwischensaison können wir vielen Mitarbeitern eine Ganzjahresstelle anbieten. Und das wirkt sich direkt auf die Service-Qualität aus, auch im Sommer, wenn der Individualgast kommt. Man könnte sagen: Gruppen sind Mittel zum Zweck. Ja. Man könnte auch sagen: Der Berg allein genügt nicht, um in Zermatt Erfolg zu haben. Ja, schon. Doch das Matterhorn ist ein einzigartiges Verkaufsargument. Ein Alleinstellungsmerkmal, wie es unsere Mitbewerber im Engadin oder Tirol nicht haben. Der Berg garantiert uns eine ganzjährige Nachfrage. Trotzdem gebe ich Ihnen recht: Das Matterhorn reicht vielleicht, um in Zermatt Hotelier zu sein, aber es reicht nicht, um in Zermatt ein erfolgreicher Unternehmer zu sein. Sie führen – zusammen mit Ihrer Frau Cindy – seit 2013 drei Hotels und diverse Restaurantbetriebe der Familie Julen. In der vierten Generation … Schon als kleiner Bub stand für mich fest: Ich will eines Tages Hotelier sein. Hotelier und daneben ein wenig Landwirtschaft – das war schon immer mein Ziel. Derzeit bin ich vor allem Hotelier. 20 Mein Vater, Paul Julen, führt den Landwirtschaftsbetrieb der Familie mit etwa 300 Schwarznasenschafen und Kühen. Sie hätten als Absolvent der Hotel-Fachschule Luzern eine internationale Karriere als HotelManager anpeilen können. Ich bin ein Familienmensch. Ich wollte immer eine Familie haben. Eigene Kinder, eine Nachfolge aufbauen. Zermatt war für mich der ideale Ort, eine Familie zu gründen. Wie sehen Sie Ihre Rolle? Ich bin Hotelier und Familienunternehmer. Ich führe eine über 100-jährige Familientradition weiter und möchte das «Werk» eines Tages meinen Kindern weitergeben. Paul-Marc Julen, vierte Generation, Erbe und Nachfolger. Alles war schon da: die Hotels, die Gastronomie-Betriebe, ein gewisses Vermögen. Seine Vorfahren haben es aufgebaut – und er, der 35-jährige Junior, setzt sich einfach ins gemachte Nest. Was sagen Sie dazu? (lacht) Absolut richtig! Doch die grosse Herausforderung liegt darin, das Unternehmen mit Erfolg weiterzuführen, wei- Was haben die Familiengespräche ergeben? Die Familie Julen hat eine lange Tradition, dabei spielt die Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Und genau da haben wir bei der Positionierung unserer Häuser angesetzt. Wir führen die Landwirtschaft und unsere Hotels zusammen – mit unserer Schafzucht, die rund 300 Schwarznasenschafe umfasst. Die typische Schafrasse im Oberwallis. Daneben haben wir Kühe und seit 2015 eine Biogas-Anlage. « WIR FÜHREN DIE LANDWIRT- SCHAFT UND UNSERE HOTELS ZUSAMMEN – MIT UNSERER SCHAFZUCHT, DIE RUND 300 SCHWARZNASENSCHAFE UMFASST. » Daraus hat sich die heutige Positionierung der «Tradition Julen Zermatt» ergeben. Richtig. Wir verbinden die Landwirtschaft und die Schafzucht mit unseren touristischen Angeboten, der Hotellerie und den diversen Restaurants. Diese Kombination, auf der Grundlage der jahrzehntelangen Tradition und Kultur der Familie, ist einzigartig und nicht kopierbar. Damit differenzieren wir uns von den Mitbewerbern im Ort. PAUL-MARC JULEN Wie aber setzen Sie diese Positionierung im Hotel-Alltag um? Das Schwarznasenschaf zieht sich wie ein roter Faden durch fast alle Bereiche der Hotels und Restaurants. Die Erzeugnisse aus unserer Landwirtschaft werden zu hundert Prozent in unseren Hotels und Restaurants verwendet. ❯ biografie WER IST PAUL-MARC JULEN? Der am 7. September 1981 in Zermatt geborene Hotelier führt die Hotels und Gastronomie-Betriebe der «Tradition Julen» seit Mitte 2013. Paul-Marc Julen ist zusammen mit seiner Frau Cindy für die gesamte operative Geschäftsführung der Hotel-Gruppe verantwortlich. Die Gruppe, bestehend aus drei Hotels und sechs Gastronomiebetrieben, tritt seit 2013 unter der Marke «Tradition Julen Zermatt» auf. Paul-Marc Julen hat eine Kochlehre absolviert (2000), vier Jahre später liess er sich zum Kaufmann mit eidg. Berufsmatura ausbilden. An der Schweizerischen HotelFachschule Luzern (SHL) lernte der diplomierte HotelierRestaurateur HF das Handwerk des Gastgewerbes. Paul-Marc Julen ist verheiratet mit Cindy Julen (Eyer) und Vater von zwei Söhnen (8 und 6). Als Jugendlicher war der 35-jährige Hotelier ein ambitionierter Skirennfahrer. Die Freizeit verbringt er am liebsten mit seinen Söhnen im Landwirtschaftsbetrieb der Familie. 6 I2016 6 I2016 21 HOTELIER TALK PAUL-MARC JULEN in Kürze Ihre Gäste essen Lamm und schlafen auf Schafwolle … … nicht nur! Wir verwenden das ganze Lamm. Es gibt nicht nur Lamm-Karree, sondern auch Lamm-Burger oder Lamm-Bratwurst. Wobei die Lamm-Geschichte mit dem Fleisch erst beginnt: Zwei Mal im Jahr werden die Schafe geschoren. Das Resultat: Schafwolle. Damit füllen wir Duvets, Kissen und Matratzen in unseren Hotels. Unsere Gäste schlafen auf hausgemachter Schafwolle. Hinzu kommen Schaffelle, die unsere Gäste kaufen können. Mit den Hörnern der Schafe kreieren wir Dekorationselemente. GESCHICHTE Die Geschichte der Tradition Julen begann 1910, als Andreas und Pauline Julen ihre erste Pension eröffneten. 1937 eröffnete Meinrad Julen, der Sohn von Andreas, das Hotel Julen. 1981 wurde das Hotel unter der Leitung von Meinrads Sohn, Paul Julen, komplett renoviert. Paul und seine Frau Daniela Julen übernahmen die Geschäftsführung des Hauses. Dazu eröffneten sie das Restaurant Julen und die «Schäferstube». Später kam das Hotel Daniela dazu, 2014 ein drittes Haus, das Hotel Alpenhof. Es wurde 31 Jahre lang von Hans-Peter Julen, dem Onkel von Paul-Marc Julen, und dessen Frau Annelise geführt. Neben den drei Hotels führen die Julens das Bergrestaurant Stafelalp, die Restaurants Julen und Alpenhof, die «Schäferstube», das «Papperla Pub» und den Nightclub «Schneewittli». Hinzu kommen ein Landwirtschaftsbetrieb (12 Kühe, 30 Hektar Wiesen und Weiden), eine Biogasanlage (seit 2015) und die Schafzucht. Paul Julen besitzt rund 300 Schwarznasenschafe. Zahlreiche Produkte in den Hotels (Fleisch, Käse, Wolle, Lammfelle usw.) stammen aus der Schafzucht, die in der Zwischenzeit zu einer wichtigen Gäste-Attraktion geworden ist. Und wie reagieren Ihre Gäste auf die Lammoder Schafgeschichten? Der Gast sucht solche Angebote – in Verbindung mit der Natur und Tradition. Doch unsere Geschichten sind authentisch! Das ist kein künstlich inszeniertes Disneyland. Die Schwarznasenschafe sind fest in der Kultur des Oberwallis verankert. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des lokalen Lebens. DIE HOTELS Schön und gut, aber kein Gast kommt allein wegen der Schwarznasenschafe nach Zermatt. Man will hier Ski fahren, wandern, Berge besteigen und – vor allem – das Matterhorn sehen. Das stimmt. Aber der Gast interessiert sich auch für das ursprüngliche Leben am Berg. Es geht um « DIE INNOVATIONSBEREITSCHAFT UNTER DEN HOTELIERS IN ZERMATT IST GRÖSSER ALS ANDERNORTS. » ÜBERNACHTUNGEN (ALLE 3 BETRIEBE): etwa 56 000 JAHRESUMSATZ GRUPPE (inkl. Restaurants): etwa CHF 20 Mio. MITARBEITENDE (HOCHSAISON): etwa 150 TOTAL BETTEN: 240 ANTEIL FERIENGÄSTE: 99 % ANTEIL F & B AM GESAMTUMSATZ: 50 % WARENRENDITE: 65 % WELLNESS-HOTEL ALPENHOF KLASSIFIZIERUNG: 4 Sterne Superior ERÖFFNUNG: 1983 INHABER: Familie Julen ZIMMER UND SUITEN: 62 WELLNESS: 300 m2 AUSLASTUNG: 80 % BEHERBERGUNGSMOYENNE: CHF 350.– REVPAR: CHF 275.– Vergessen Sie Ihre Wäsche. PAUL-MARC JULEN Geschichten und Emotionen. Man will das lokale Leben spüren! Nur ein Beispiel: Im Winter bieten wir den Gästen eine neunzigminütige Führung durch den Schafstall – mit Apéritif im Stall. Im Sommer führen wir die Gäste im Rahmen einer Bergwanderung auf die Schafweiden am Fusse des Matterhorns. Dort gibt es einen hochalpinen Apéritif, inklusive Schaf- und Bergpflanzenkunde. Erlebnis pur! Sprechen wir über Investitionen. Sie stecken laufend viel Geld in Ihre Häuser … … pro Jahr investieren wir rund 1 Million Franken in unsere Betriebe. Mindestens! In den letzten fünf Jahren haben wir etwa 7 Millionen investiert. Und wie geht’s weiter mit der «Tradition Julen Zermatt»? Haben Sie neue Projekte im Kopf? Wir haben unsere Zielgrösse erreicht. Wachstum ist nicht unser primäres Ziel. Es geht jetzt darum, das «Produkt Julen» weiter zu optimieren und noch klarer am Markt zu positionieren. Ich möchte meinen Nachfolgern eines Tages ein gesundes Unternehmen übergeben. H 22 ROMANTIK-HOTEL JULEN HOTEL DANIELA KLASSIFIZIERUNG: 4 Sterne Superior ERÖFFNUNG: 1939 INHABER: Familie Julen ZIMMER 32 AUSLASTUNG: 84 % BEHERBERGUNGSMOYENNE: CHF 340.– REVPAR: CHF 290.– KLASSIFIZIERUNG: 4 Sterne ERÖFFNUNG: 1994 INHABER: Familie Julen ZIMMER 24 AUSLASTUNG: 81 % BEHERBERGUNGSMOYENNE: CHF 230.– REVPAR: CHF 190.– GASTRONOMIE Schäferstube (65 Plätze), Restaurant Julen (85), Restaurant Alpenhof (120), Restaurant Stafelalp (120), Papperla Pub (100), Nightclub Schneewittli (200, Franchise-Betrieb). Schäferstube www.julen.ch [email protected] Papperla Pub Widmen Sie sich Ihren Gästen, wir kümmern uns um Ihre Textilien. Stafelalp Schwob AG Schneewittli Nightclub 6 I2016 schwob.swiss