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 1 KREATIVE ZUKUNFT
WERKSTATT ZUR ENTWICKLUNG DES LEIPZIGER WESTENS
Die Stadt Leipzig, vertreten durch das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, führte im
Rahmen des Projektes Creative Cities am 20. und 21. April 2012 einen Workshop zur nachhaltigen
Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft im Leipziger Westen durch. Das zentrale Anliegen des
Workshops war es, VertreterInnen der Bereiche Politik, Verwaltung, Akteure der Kultur- und
Kreativwirtschaft, Kulturtreibende und BürgerInnen ins Gespräch zu bringen. In der gemeinsamen
Diskussion sollte das Zusammenwirken von Kultur- und Kreativwirtschaft mit der Stadt- und
Stadtteilentwicklung definiert sowie Ansätze für konkrete Umsetzungsschritte entwickelt werden.
Veranstaltungsort:
Halle C, Tapetenwerk, Lützner Straße 91, Leipzig
Veranstalter:
Stadt Leipzig
Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung
Prager Straße 118 – 136
Haus C (Eingang C I und C III)
04317 Leipzig
Ansprechpartner:
Karsten Gerkens, Amtsleiter
Stefan Geiss, Abteilungsleiter West
Peggy Diebler, Quartiersmanagement Leipziger Westen
Im Rahmen von:
Projekt Creative Cities (INTERREG IV B)
Konzept, Durchführung und Dokumentation der Veranstaltung:
KARO* architekten
Pfaffendorferstraße 26b
04105 Leipzig
Ansprechpartner:
Stefan Rettich
In Kooperation mit:
Kerstin Faber
Freie Planerin und Urbanistin
Gottschedstraße 13
04109 Leipzig
Fotos: KARO* / Thomas Taube, Leipzig, 2012
2 ABLAUF DER WERKSTATT
Freitag 20. April 2012
Ab
09.45 Uhr
10.00 Uhr
10.10 Uhr
10.30 Uhr
12.30 Uhr
13.30 Uhr
15.30 Uhr
16.00 Uhr
18.00 Uhr
20.00 Uhr
Get together
Begrüßung, Hintergrund und Zielsetzung des Workshops
Stefan Geiss
Einführung Ablauf Workshop, Vorstellung aller Teilnehmer und Tischverteilung
Stefan Rettich
Beginn der Arbeit an den fünf Teilraumtischen unter Moderation von:
Sylvia Kadur – Lindenau Zentral
Annette Menting – Industriegebiet Plagwitz
Thyra Veyder-Mahlberg – Georg-Schwarz-Straße
Britt Schlehahn – Karl-Heine-Straße/Spinnerei
Anja Moritz – Neue Räume Leipzig West
Mittagspause
Fortführung der Arbeit an den fünf Teilraumtischen unter Moderation
Kaffeepause
Fortführung der Arbeit an den fünf Teilraumtischen unter Moderation
Besprechung der Zwischenergebnisse in großer Runde als Tischrundgang
Ausklang
Samstag 21. April 2012
Ab
09.45 Uhr
10.00 Uhr
12.00 Uhr
13.00 Uhr
13.15 Uhr
13.30 Uhr
15.30 Uhr
16.00 Uhr
16.30 Uhr
18.00 Uhr
Get together
Präzisierung der Arbeit an den fünf Teilraumtischen unter Moderation
Mittagspause
Beginn der öffentlichen Phase
Begrüßung, Hintergrund und Zielsetzung des Workshops
Stefan Geiss
Rückblick 1. Workshoptag, Vorstellung aller Beteiligten, Ablauf Präsentation
Stefan Rettich
Präsentation der Ergebnisse der fünf Teilraumtische durch die Moderatorinnen:
Sylvia Kadur – Lindenau Zentral
Annette Menting – Industriegebiet Plagwitz
Thyra Veyder-Mahlberg – Georg-Schwarz-Straße
Britt Schlehahn – Karl-Heine-Straße/Spinnerei
Anja Moritz – Neue Räume Leipzig West
Kaffeepause
Resümee und Ausblick
Klaus Overmeyer
Podiumsdiskussion unter Moderation von Stefan Rettich mit:
Stefan Geiss, Michael Körner, Klaus Overmeyer und Anna Schimkat
Ausklang
3 MODERATORINNEN DER WERKSTATT
Sylvia Kadur ist freiberufliche Konzepterin im Bildungs- und Teammanagementbereich. Sie berät und
begleitet Projekte im öffentlichen und privatwirtschaftlichen Sektor. Ihre Schwerpunkte liegen in den
Bereichen Arbeits- und Organisationsentwicklung, Tourismus und Kommunikations- und
Gruppenprozesse. Sie hat Erfahrungen im Stadt- und Regionalmarketing und engagiert sich
ehrenamtlich u.a. im Verein Kreatives Leipzig e.V.
Anja Moritz M.A., ist seit über zehn Jahren als Moderatorin, Mediatorin und Sozialwissenschaftlerin
tätig. Ihre Grundqualifikation stellt ihr Studium der Erwachsenenpädagogik, Psychologie und
Kunstgeschichte an der Universität Leipzig dar. In verschiedenen Stadtentwicklungsprozessen war sie
für die Gestaltung von Beteiligungsprozessen und die Leitung von Bürgerveranstaltungen
verantwortlich. Darüber hinaus ist sie als Moderatorin und Dozentin für Unternehmen und öffentliche
Einrichtungen aus den Bereichen Bildung, Forschung, Politik und Dienstleistung aktiv.
Annette Menting lebt seit 2000 in Leipzig, wo sie eine Professur für Baugeschichte und Baukultur an
der HTWK Leipzig inne hat. Nach ihrem Architekturstudium an der Universität der Künste Berlin war
sie zunächst als Architektin tätig, dann entschied sie sich für die Forschung und Promotion zur
Architektur der Moderne. In den letzten Jahren publiziert sie zu Themen der neueren
Architekturgeschichte wie der Ostmoderne und der Gegenwartsarchitektur. Gleichermaßen engagiert
sie sich in Bereichen der Denkmalpflege und der Architekturvermittlung u.a. mit der öffentlichen
Positionen-Vortragsreihe.
Britt Schlehahn M.A., Kulturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin, ist Projektleiterin im Kunstverein
Leipzig. Sie beschäftigt sich zu den Veränderungen im Raum unter dem Aspekt einer kritischen
Stadtarchäologie – insbesondere im Leipziger Westen sowie seit 2005 mit Stadtwanderungen zum
Thema „Raum als gesellschaftspolitischer Akteur“ im Leipziger Westen.
Thyra Veyder-Malberg hat Politikwissenschaften und Philosophie studiert. Sie lebt und arbeitet als
freie Journalistin und Autorin in Leipzig, wo sie u.a. das Politikressort des Stadtmagazins Kreuzer
leitet.
NATIONALER EXPERTE
Klaus Overmeyer ist Landschaftsarchitekt aus Berlin und Professor für Landschaftsarchitektur und
Freiraumplanung an der Bergischen Universität Wuppertal. 2001-2003 war er Mitinitiator des
Forschungsprojektes „Urban Catalyst” zu temporären Nutzungen in europäischen Metropolen. Seit
2004 betreibt er sein eigenes Unternehmen (Studio UC), das sich in zahlreichen Projekten und
Forschungen mit der Nutzung und Gestaltung von urbanen Transformationsräumen auseinandersetzt,
darunter Studien zu Potenzialen von Kreativwirtschaft und Stadtentwicklung in Hamburg und Kassel.
Forschungsfelder von Klaus Overmeyer sind „Produktive Landschaft“, „Öffentlicher Raum und
Öffentlichkeiten“, „Nutzerbasierte Stadtentwicklung“ sowie „Dynamische Freiraumentwicklung“.
TEILNEHMER DER STADT LEIPZIG
Stefan Geiss, Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung
Ruth Rabenberg, Stadtplanungsamt
Rita Werner, Kulturamt
Michael Körner, Amt für Wirtschaftsförderung
4 ARBEITSWEISE DER WERKSTATT
Mit einer Rauminstallation wurden die Workshopthemen plastisch dargestellt und für die Diskussion
vorbereitet. Die Installation war gleichzeitig Arbeitsmittel und Medium zur Dokumentation der
Ergebnisse. Dazu dienten fünf Tische, die folgende Teilräume in ihrem erweiterten Umfeld abbildeten:
Tisch/ Teilraum 1
Tisch/ Teilraum 2
Tisch/ Teilraum 3
Tisch/ Teilraum 4
Tisch/ Stadtteil
Karl-Heine-Straße/Spinnerei
Lindenau Zentral
Georg-Schwarz-Straße
Industriegebiet Plagwitz
Neue Räume Leipzig West
Fünf Moderatorinnen führten an den Tischen durch den Workshop, an denen jeweils circa 10
Teilnehmer diskutieren. Alle Themen waren Diskussionsgrundlage an allen Tischen. Klaus Overmeyer
aus Berlin hat den Workshop als Experte mit bundesweiten Erfahrungen in der Kultur- und
Kreativwirtschaft inhaltlich begleitet.
Der erste Tag sowie der Vormittag des zweiten Tages dienten der nichtöffentlichen Workshoparbeit.
Die Ergebnisse wurden am Nachmittag des zweiten Tages öffentlich vorgestellt und diskutiert.
5 THEMEN DER WERKSTATT
Unterstützung
1. Welche Formen der strategischen Unterstützung waren wo besonders erfolgreich und welche
haben in Sackgassen geführt?
2. Bedarf die Kultur- und Kreativwirtschaft andere Formen der Unterstützung und wenn ja, welcher?
3. Sollten bestimmte Räume als Inkubatoren besonders gefördert werden und wenn ja, wo und in
welcher Form?
Immobilienmarkt
1. Welchen Einfluss an welchen Orten hatte die Kultur- und Kreativwirtschaft bisher auf die
Entwicklung des Immobilienmarktes (Nutzung und Wirkung)?
2. Wer agiert am Immobilienmarkt mit welcher Intention? An welchen Orten lassen sich welche
konkreten Auswirkungen beobachten, die auf Aktivitäten der Marktakteure zurückzuführen sind?
3. Welche Immobilienbestände bieten welche Potenziale und wie können diese für die Zukunft
gesichert werden?
4. An welchen Orten wird welcher Immobilienbedarf nachgefragt? Welche Immobilienangebote fehlen
wo bzw. sind knapp?
Infrastruktur
1. Wie lassen sich Qualität und Quantität der technischen und sozialen Infrastruktur in Bezug auf den
Leipziger Westen als Standort für die Kultur- und Kreativwirtschaft bewerten? An welchen Orten
bestehen welche Defizite bzw. welche zusätzlichen Bedarfe?
2. Welche Rolle haben bestehende Kulturinstitutionen und Räume bei der Ansiedlung von
Einzelakteuren gespielt und welche Rolle sollten welche Institutionen und Kulturräume zukünftig
spielen?
3. Welche Akteursnetze und Ereignisse haben die spezifische Atmosphäre im Leipziger Westen in
besonderem Maße als Standort für die Kultur- und Kreativwirtschaft geprägt und wie lässt sich diese
spezifische Atmosphäre nachhaltig gestalten?
Kommunikation
1. Welche Kommunikationsstrategien wurden im Leipziger Westen bisher umgesetzt, mit welchen
Partnern (Medien, Institutionen, Akteure etc.) und mit welchem Erfolg?
2. Bedarf es einer (stadtteil-) spezifischen Unterstützung zur Vernetzung und Kommunikation der
Kultur- und Kreativwirtschaft und wenn ja, welcher?
3. Ist es sinnvoll, die Kultur- und Kreativwirtschaft Leipzig West im nationalen/ internationalen Kontext
zu positionieren? Bedarf es dafür einer Dachmarke für die KKW Leipzig West oder wird ein Label/ eine
Positionierung in dieser Form nicht angestrebt?
Schnittstellen zur Kommune
1. Welche Formen ämterübergreifender Zusammenarbeit gibt es und welche Wirkungen zeigen diese
im Hinblick auf Unterstützung der Kultur- und Kreativwirtschaft?
2. Welche Schnittstellen zwischen der Kultur- und Kreativwirtschaft, dem Stadtteil und den
kommunalen Ämtern lassen sich identifizieren?
3. Welche Strukturen und Ansprechpartner sollten geschaffen werden, mit welchen Aufgaben und
Zielen?
6 DOKUMENTATION WORKSHOP
1
Teilraum Lindenau Zentral
Mehrgenerationenstadtteil mit kreativem Mehrwert
Teilnehmer
Paula Kanefendt
Mandy Gehrt
Dirk Förster
Diana Wesser
Julius Vogelsberg
Katja Etzold
Volly Tanner
Ivo Zibulla
Matthias Schiffner
Nadine Weise
Kunstpädagogin, Kunstraum D21
Künstlerin/Kunstpädagogin, Kulturbahnhof e.V., Fraktion Die Linke
Geschäftsführer Lofft
Künstlerin
Kunstraumbetreiber Ortloff
Kontaktstelle Kreativwirtschaft, Creative Cities, Aufbauwerk Leipzig GmbH
Journalist, Autor, Veranstalter, Moderator
Unternehmer, Ungestalt
Dramaturg, Theater der jungen Welt
Kulturwissenschaftlerin, Projektum/IG KW
Moderation und Zusammenfassung
Sylvia Kadur
Teilraum und Akteure
• Lindenau Zentral besitzt einen heterogenen Charakter, mit perforiertem Raum und teilweise
dörflichen Strukturen, die als förderlich für die Kommunikation der kultur- und
kreativwirtschaftenden Akteure angesehen wird.
• Das spezielle Milieu des Stadtteils (Durchmischung der Bevölkerung) wird als Potenzial gesehen.
7 •
•
Die „rumpelige“, „ruppige“ Atmosphäre wird cleanem Milieu präferiert – Lindenau Zentral wird als
Mehrgenerationsstadtteil wahrgenommen.
Lindenau wird als Lebens- und Arbeitsraum gleichermaßen empfunden, mit positiver
Durchmischung von Wohnen, Gewerbe und leiser Kultur.
Infrastruktur
Status quo
• KKW hauptsächlich an größeren Achsen angesiedelt (außer Angerstraße – Komplex um Studio
Delta), sehr kleinteilig, schlecht sichtbar (überwiegend Kleinstunternehmer mit zusammen
gelegtem Wohn- und Arbeitsraum)
• hohe Dichte an (freien, kleinen) Galerien und Theatern, Pioniere (D21, Kuhturm) und Anker (Lofft,
TdjW, Muko) ziehen weitere Akteure und Besucher an, Branchen wie bspw. Designmarkt, Musik
wenig besetzt
• gute Verkehrsanbindung aber schlechte Verkehrsführung, Gefahrenpunkte (durch Verkehrsfluss
und mangelnde Überwege) besonders an Punkten mit viel Laufpublikum der KKW (bspw.
Lindenauer Markt/Ecke Demmeringstraße, Lützner Straße, Odermannstraße = neuralgische
Punkte), fehlende Fahrradwege, Lärmbelastung durch Verkehrsführung am Lindenauer Markt
• Fehlen von stadtteilübergreifendem WLAN wird als nicht störend empfunden
• Fehlen von teilweise sozialer Infrastruktur (bspw. Kitas) wird als hemmend empfunden
Vorschläge
• Rahmenbedingungen für sanfte, nachhaltige Entwicklung unterstützen
• Verbesserung der Verkehrsbedingungen und Verkehrssicherheit z.B. Fußgängerüberwege,
verkehrsberuhigte Zone(n), Radwege
• Unterstützung der sozio-kulturellen Infrastruktur
• Freizeittreffs, Kitas, Spielplätze ansiedeln und unterstützen
• Plätze/Räume für öffentliche, informelle Begegnungen und Austausch schaffen und
Brachenpotenzial nutzen
• Mülleimer, Hundekottüten bereitstellen
Immobilienmarkt
Status quo
• günstige Mieten
• viel (unsanierter) Leerstand und Brachen, wirkt attraktiv auf KKW, nutzen dies für Hausprojekte,
Genossenschaften, Vereine – Selbstorganisation, bietet viel Potenzial (bspw. Westbad, Kaufhaus
Held, Gemeindeamtsstr.)
• Bedarf an (auch unsanierter) Raumnutzung durch KKW hoch
• teilweise Kauf der Immobilien durch Akteure der KKW (Hausprojekte)
• teilweise Nutzung durch Akteure als Wächterhäuser, Genossenschaften
• Immobilienmarkt wirft Probleme auf z.B. Umzug Lofft, Schliessung Viktor Jara, drohende
Schließung MuKo
• unklare Eigentumsverhältnisse werden als hemmend auf die Entwicklung empfunden
• große Angst vor Verdrängungsprozessen (Gentrifizierung) und Angst vor zu schneller Entwicklung
Vorschläge
• Kosten der Unterkunft möglichst langfristig stabil halten
• Leerstand öffnen, längerfristig nutzbar/zugänglich machen (anstelle Vollsanierung und Neubau)
• Freiräume/Brachen wie bspw. Kaufhaus Held, Westbad verstärkt durch Projekte oder
Zwischennutzungskonzepte der KKW bespielen lassen
8 •
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•
•
•
•
•
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•
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•
Freiräume/Brachen selbst gestalten lassen – Konzept-/Projektausschreibung über Kommune
Selbstorganisation, Genossenschaften, Vereine, Hausprojekte strategisch unterstützen
Zugang zu Kapital ermöglichen
Vorkaufsrecht für bestimmte Projekte, Akteure der KKW geltend machen
Gestattungsvereinbarung als Handlungsinstrument weiterhin nutzen und verstärken
Trägergesellschaften der Nutzer strategisch und behördlich unterstützen
Kommune tritt bei Kaufabsichten der Akteure als Bürge auf
Baurecht als Druckmittel der Kommune gegenüber Immobilienwirtschaft nutzen
kommunale Objekte fernhalten von Investoren
Besitzer/Investoren über kommunale Beschlüsse und Richtlinien zum Eigentum verpflichten
Zwischennutzung und Übergangslösungen stärker und deutlicher kommunizieren und anbieten
Kommunikation über akteurs- und nutzerspezifische Medien verbessern (Amtsblatt, Aushänge im
QM, bei Inkubatoren, Nutzen der Netzwerke der KKW)
interpersonelle, aufklärende, wissensvermittelnde Gespräche initiieren
Diskurs und Vernetzung mit Immobilienwirtschaft initiieren, unterstützen und begleiten
Kommunikation/Kommune
Status quo
• Gemeinschaftsgefühl und Vernetzung unter Akteuren wird betont, branchenintern: bspw. Netzwerk
unabhängiger Galerien, branchenübergreifend: bspw. darstellende Kunst – Buchmarkt – bildende
Kunst
• Kommunikationsstrukturen bilden sich von selbst, nutzen Synergieeffekte
• Quartiersmanagement als wichtige Schnittstelle für stadtteilspezifische Kommunikation (zwischen
Akteuren, Kommune, Bürgern) und Netzwerkpunkt mit Moderatorenrolle als wichtig empfunden
• Kommunikation KKW – Kommune (außerhalb QM) vereinzelt vorhanden („Kommunikationswille“
einzelner aktiver Akteure), aber Weg und Erreichbarkeit der Kommune wird als zu „lang“
bezeichnet
• ämterübergreifende Kommunikation mangelhaft, Zusammenarbeit abhängig von Mitarbeitern der
jeweiligen kommunalen Stellen – wird als „subjektiver Kooperationswille“ empfunden und als
Problem definiert
• LindeNow als Kommunikator leistet positive Öffentlichkeitsarbeit für Stadtteil (Selbstmarketing der
Akteure)
• Kommunikationsstrategien bisher über QM, Forum Leipziger Westen, Kulturpaten,
Standortgemeinschaft Lindenauer Markt, Westbesuch, Unternehmerstammtisch, ¾, 10 Lindenau
(noch Entwicklungspotenzial!)
• Dachmarke Leipziger Westen wird als Abgrenzung und Hemmung wahrgenommen
Vorschläge
Unterstützung und Vernetzung von Netzwerken:
• Erhalt und personeller Ausbau des QM
• zusätzlich professionelle, honorierte und langfristig und konstant zugängliche Anlaufstelle auf
Akteursebene bereitstellen – stadtteilbezogene, nicht kommunale besetzte
Standortkommunikation etablieren
• vorhandene Strukturen unterstützen (bspw. LindeNow)
Kommunikation Kommune – KKW verbessern:
• vorhandene Strukturen nutzen und besser kooperieren – Verbesserung der Mitsprache- und
Abstimmungsprozesse
• Potenzial und Wissen der KKW, um Stadtentwicklung im Dialog zu nutzen
• kommunale Inhalte transparent und nachvollziehbar gestalten
9 •
•
•
•
•
•
aktiver, regelmäßiger Austausch mit Kommune in bspw. Foren, runder Tisch, gemeinsamer
Entwicklungsdiskurs
Hemmschwelle der Ansprechbarkeit der Amtsinhaber senken
QM als Anlaufstelle, Moderator verstetigen
Idee einer „Ämterübergreifenden Task Force“ mit professioneller, objektiver, aktiv, zielgerichtet
und schnell arbeitender und lösungsorientierter Besetzung seitens der Kommune und einzelner
(zubuchbarer) Akteure
Idee eines „Ämterwiki“, dass alle Ämter, Ansprechpartner, Aufgabenfelder beinhaltet, nach
spezifischen Belangen/Problemstellungen geordnet ist und spezielle Fragen beantwortet
Außenkommunikation/Marketing/PR:
Unterstützung einzelner Netzwerke, Kommunikations- und Marketingstrategien vor Entwicklung
einer Dachmarke
Unterstützung
Status quo
Erfolgreich:
• institutionelle Förderung der Produktionsmittel (bspw. Lofft), ermöglicht Wachstum der
Infrastruktur des Theaters
• Förderung der Sachkosten (bspw. InnoLab) ermöglicht Basis, Wachstum abhängig vom
Engagement der Akteure (positive Triebkraft)
• Unterstützung in Form von Beratung, Vernetzung, Moderation über QM erfolgreich
• Unterstützung von Inkubatoren (bspw. Lofft, InnoLab, QM) schafft Sichtbarkeit, branchen- und
städteübergreifende Kooperation, Möglichkeitsräume
• Unterstützung von kleinen Akteuren im Rahmen von Urban II wie bspw. Rockzipfel
Weniger erfolgreich:
• Wächterhausfinanzierung, keine Hilfe zur Selbsthilfe, keine Form der strategischen Unterstützung
• monetäre Einmalförderung der KKW wird kritisch und als wenig nachhaltig beurteilt, da sie schnell
verbraucht sind, KKW hat zu wenig Tools und Möglichkeiten zum nachhaltigen Wirtschaften
Vorschläge
Wissensbasierte Unterstützung:
• Beratung, Wissensvermittlung, Coaching für KKW konstant und langfristig etablieren
• Promoten von Best Practice Projekten und Akteuren/Vereinen/Inkubatoren (zur Sichtbarkeit
verhelfen)
• QM erhalten, verstetigen und personell verstärken
Monetäre Unterstützung:
• Planungssicherheit für Akteure durch Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten
schaffen
• Sponsoringmodelle für bestimmte Projekte etablieren
• tragbare Kreditmodelle für Kleinst- und Kleinunternehmer schaffen
• Anschubfinanzierung und „Durststreckenfinanzierung“ stärker ermöglichen
• Förderung sachbezogen anbieten (bspw. Produktionsmitteln, Sachkosten)
• Verfügungsfond einrichten, langfristig bereitstellen
• Unterstützung zielgerichtet und strategisch nach Bedarfen anbieten (dazu gemeinsamer Diskurs,
Auseinandersetzung mit zu Unterstützendem notwendig!)
• Vermittlung von Wissen und Finanzierungsmodelle zur Unterstützung sollte parallel erfolgen
Institutionelle Unterstützung:
• Mündigkeit und Potenzial der Akteure und Netzwerke der KKW anerkennen und nutzen - bottomup-Strategie anstelle von top-down
• „Auslegungstoleranz“ – Richtlinien starre Regelungen
10 •
•
•
•
bürokratische Hürden im Hinblick auf Start-ups, Etablierung, Ansiedelung verringern
Ämterübergreifendes Arbeiten in Kooperation mit Akteuren der KKW
Kooperation mit KKW verbessern
Modelle und Systeme zur Absicherung (ähnlich KSK) bereitstellen
Zukunft des Stadtteils aus Sicht der Akteure
• Lindenau als Wohnraum mit heterogener Bevölkerungsstruktur (Rückblick auf geschichtliche
Entwicklung: Lindenau als „Arbeiterkiez“ für Werktätige in angrenzenden Stadtteilen) und
Durchmischung von Gewerbe und KKW bleibt erhalten
• Gentrifizierung wird durch Zusammenschluss von Bewohnern und Akteuren der KKW entgegen
gewirkt (Netzwerke, Genossenschaften, Hausprojekte)
• Akteure der KKW werden selbstwirksamer werden und erleben Hilfe zur Selbsthilfe
• langsame, strategische und bewusst gestaltete Entwicklung des Stadtteils unter Mitwirkung von
Kommune, Bewohnern und KKW
o gewährleistet nachhaltig wirkende, sozial verträgliche Rahmenbedingungen für Lindenau
als Wohn- und Arbeitsumfeld gleichermaßen
o kein Stadtteil der Kreativen sondern Stadtteil der Bewohner
o Entwicklung hauptsächlich „bottom up“ durch Engagement der Akteure der KKW
o keine Ansiedelung von Großprojekten (Abgrenzung zu Plagwitz)
o Synergieeffekte und Vernetzung innerhalb der Kleinunternehmer der KKW werden
wachsen
• Governance wird als Begleitung und nicht als Lenkung verstanden und genutzt
11 2
Teilraum Industriegebiet Plagwitz
Fabrik-Halten
Teilnehmer
Philipp Weber
Eva Howitz/Frieder Weissbach
Marcus Pester
Piet Felber
Andreas Röcklebe
Dana Boutahar
Ricardo Böhnke
Michael Mahne
Michael Grzesiak
Toralf Zinner
Musiker, Webermichelson
Modedesigner howitzweissbach
Management howitzweissbach
Pressearbeit/Journalist howitzweissbach
Kunsthistoriker/Kulturmanagament, Zollschuppen e.V.
PR, Zollschuppen e.V.
Clubbesitzer, Veranstaltungsmanagement, Elipamanoke e.V.
Clubesitzer/Hausbesitzer, Alte Damenhandschuhfabrik
Dipl. Ing. Architektur, urbikon
Gründer und Ideencoach, Initiative Bürgerbahnhof Plagwitz (IBBP)
Moderation und Zusammenfassung
Annette Menting
Teilraum und Akteure
• Das Spektrum der Werkstattteilnehmer Kreative Zukunft umfasst professionell-wirtschaftlich tätige
Akteuere bis zu Beteiligten soziokultureller Projekte; auch Mischformen wie das Elipamanoke, das
wirtschaftliche und soziale Aspekte verbindet, sind vertreten. Der Architekt M. Grzesiak hat seit
vielen Jahren sein urbikon-Atelier in Plagwitz. Diese Akteursgruppen sind seit vielen Jahren in
Plagwitz engagiert und von der Authentizität des Ortes als Industriequartier im Übergang zu
Wohnvierteln überzeugt. Einige von ihnen haben inzwischen Häuser reaktiviert entgegen den
12 •
früheren Abbruchplanungen des Stadtplanungsamtes, das vor einigen Jahren an diesen Stellen
keine Entwicklungschancen mehr gesehen hatten (so Ruth Rabenberg).
Am Tisch vertreten sind auch ehemalige Plagwitzer Akteure, die mit ihrem Atelier für Modedesign
Plagwitz verlassen haben, aufgrund des zunehmend ungünstigen Verhältnisses von Kosten und
Raumangebot bzw. -ausstattung und inzwischen in der Südvorstadt ihren neuen Standort haben –
sie waren aufgrund der Atmosphäre um die Spinnerei 2010 nach Plagwitz gekommen und zwei
Jahre hier tätig, doch das Angebot hat sich für ihre Arbeit nicht bewährt, da auch zu hohe
Eigeninitiative für die Rauminstandhaltung erforderlich wäre.
Immobilienmarkt / Infrastruktur
Status quo
• Belebung eines „toten Ortes“ durch die Kultur- und Kreativwirtschaft wie der
Damenhandschuhfabrik und dem Zollschuppenverein beispielsweise durch Erhalt der
Bestandshäuser, sowohl Wohnbauten als auch Industriehallen und Umnutzung als Club oder als
Raumangebot für soziokulturelle Veranstaltungen des Vereins
• Imageaufwertung des zuvor desolaten Ortes, indem durch bürgerschaftliches Engagement der
Freiraum angeeignet, gestaltet und nachhaltig nutzbar gemacht wird – als privatwirtschaftlicher
Club (der mit Vereinen eng kooperiert), als halböffentlicher Raum für die Vereine oder als
öffentlicher Raum wie bei der Initiative Bürgerbahnhof Plagwitz (IBBP).
• Bedeutung des niederländischen Großinvestor Floreijn Invest, der inzwischen den Imagewandel
von Plagwitz für sein Marketing nutzt und das in einer entsprechend angehobenen Preispolitik
spürbar macht (Beispiel Modeatelier Preissteigerung in Plagwitz, ohne adäquate
Ausstattungsverbesserung)
• Unternehmen Siemens hat offensichtlich die Absicht, zu expandieren und weitere Flächen zu
erwerben nach Aussagen der Tisch-Akteure
• Spekulationen scheinen sich in einzelnen Blöcken zu vollziehen, bisher ohne erkennbare
Nutzungsabsicht
Vorschläge
• Raum-Potenziale bieten vor allem die Großstrukturen der Industriehallen, die die authentische
Aura des Ortes ausmachen und damit zugleich imageprägend sind. Insbesondere die
vorhandenen historische Hallen an der Zschocherschen Straße und an der Erich-Zeigner-Allee
werden sowohl in ihrer außenräumlich-gestalterischen Qualität als auch in ihren innenräumlichen
Potenzialen als besonders attraktiv beschrieben und könnten ausgezeichnete Adressen der
Kultur- und Kreativwirtschaft in Plagwitz werden.
• An den Randbereichen von Plagwitz schließen sich unterschiedlich genutzte Wohngebiete an;
während in Richtung Antonienstraße fast ausschließlich Wohnnutzung vorhanden ist, wird das
Quartier in Richtung Kanal sehr stark als Mischgebiet genutzt. Hier arbeiten und wohnen
unterschiedliche Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft, ein Status, der für die Belebung des
Areals wesentlich ist. Ein möglicher Ausbau dieser Mischnutzungsangebote wird gewünscht,
allerdings ohne dass reine Wohngebiete implantiert werden, sondern die Mischung von Wohnen
und Arbeiten den Quartiers-Besonderheiten gerecht werden.
• Positiv aufgenommen werden die Ansiedlungen von Unternehmen wie Toom u.a., da sie eine
wichtige Infrastruktur für die KKW darstellen und auch die zeitgenössische Arbeit in
Großstrukturen darstellt.
• Kritisch bewertet werden demgegenüber der Einzug von „Stadthäusern“ in das Quartier, da
befürchtet wird, dass eine Vorstadtwohnatmosphäre und das Industriequartier sich widersprechen
könnten und dies zu Nachteilen in der Nutzung und auch im Erhalt der Freiräume in Plagwitz führt.
13 •
Wichtig für Plagwitz ist die Optimierung der Anbindung an das Stadtzentrum sowie an den
Leipziger Süden – Connewitz. Die erfolgte dichtere Taktung der Straßenbahnlinie 14 hat bereits
positive Folgen gezeigt.
Unterstützung / Förderung
Vorschläge
Monetäre Unterstützung:
• Die Verfügungsfonds für die Bausanierung waren positiv, allerdings sehr gering. Eine KUFörderung als Projekt-Förderung erscheint geeigneter als eine Bauförderung; Ziel soll das Projekt
sein, das einen Bau dann ohnehin sichert, nicht zu hohe Vorgabe auf die Mittelverwendung für
Kreativwirtschaft.
• Positive soziokulturelle Fördermaßnahmen waren: „Kids im Stadtteil“ und „Stärken vor Ort“; hier
sollten von den Veranstaltern in Zukunft nicht nur Teilnehmer im Quartier angesprochen werden
können, sondern alle Interessenten – da sich so ein Imagewandel auch stärker in der Stadt zeigt.
• Im Rahmen einer Förderung sollten die Projekte berücksichtigt werden, die sich seit mehreren
Jahren in Plagwitz engagiert und etabliert – und damit den Imagewandel mitgestaltet haben.
Nach den schwierigen Start-Ups ist hier eine Projektförderung zur nachhaltigen Pflege der
Pionierprojekte von besonderer Bedeutung, da ein permanenter Wechsel der Akteure wiederum
Anonymität erzeugt und die gerade erst gewonnen Qualität des Ortes sich verflüchtigen könnte.
Strategischer Unterstützung durch Raumentwicklung:
• Insgesamt wünschen sich die unterschiedlichen Akteure, den Erhalt einer weiträumigen etwas
raueren Stadtsituation, da hierin die einmaligen Raumqualitäten des Industriequartiers in einem
urban und zentral gelegenen Raum Leipzigs für die Kultur- und Kreativwirtschaft gesehen werden.
• Die Raum-Potenziale in den Großstrukturen der Industriehallen sollten in den historische Hallen
an der Zschocherschen Straße und an der Erich-Zeigner-Allee als ausgezeichnete Adressen der
Kultur- und Kreativwirtschaft in Plagwitz entwickelt werden. Da diese Großräume nicht von
wenigen Einzelakteuren „bespielt“ und auch entsprechend mit mehreren kleinere Zellen
ausgestattet werden können, ist eine Netzwerk-Bildung und –Koordination sowie eine
Gesamtplanung für diesen Bereich (blaue Markierung auf dem Plan) eine wichtige
Fördermaßnahme. So können sich auch Synergien entwickeln - der Modedesigner trifft auf seinen
Fotografen etc. – außerdem entstehen Kommunikationsstrukturen, die den einzelnen Akteuren
den Einstieg erleichtert. Unter dem Motto „Fabrik-Halten“ könnten hier neue Wege der
Stadtgestaltung entstehen (analog zum „Haus-Halten“) und Modelle wie das Tapetenwerk oder die
Spinnerei weitergedacht werden, indem „rohe Raumgerüste zur Anpassung“ hergestellt werden.
• Neben der Anbindung des Geländes an die Spinnerei mit einer Über- oder Unterführung an den
Gleisen des Plagwitzer Bahnhofs wird auch der weitere Ausbau der Grünen Gleise als
stadträumlich wichtige Maßnahme beschrieben.
• Im Kontext des Industriequartiers erscheint die öffentliche Großstruktur zur Erholung, der Park
Bürgerbahnhof Plagwitz, von großer Bedeutung – auch wenn sich nicht alle Akteure einig sind,
wie seine Gestalt sich entwickeln sollte.
Kommunikation / Schnittstelle Kommune
Vorschläge
• Die Arbeit des Quartiersmanagement wird sehr positiv bewertet und sollte als eine wichtige
Einrichtung im Leipziger Westen unbedingt fortgeführt werden.
• Zur Frage nach der Image-Kommunikation reagieren die Akteure sehr unterschiedlich, was sich
letztlich aus ihrem Selbstverständnis und ihrem Wirkungsradius erklärt. Während die vor allem
lokal agierenden soziokulturellen Vereine und Initiativen die Image-Kommunikation zu reduziert
und schlagwortartig empfinden, haben die über das Quartier und auch über die Stadtgrenzen
14 •
•
hinaus wirkenden Vertreter der Kultur- und Kreativwirtschaft großes Interesse einer ImageKommunikation. Konzepte wie „Westkultur“ wurden von diesen Vertretern initiiert und mit der Stadt
abgestimmt und letztlich zu einem wichtigen Teil von den Akteuren finanziell selbst getragen.
Der Rundgang des Oberbürgermeisters über das Bürgerbahnhof-Areal wird positiv als Statement
und Zeichen gegenüber der Bahn verstanden. Auch das Bürgerfrühstück auf dem
Bahnhofsgelände sind wichtige Impulsaktionen.
Die internationalen Medienberichte über die Spinnerei und das LTM Konzept für die
Außendarstellung erscheinen zwar oftmals sehr einseitig, doch hofft man auf ein allmähliches
Aufweiten des Blicks und das Entfalten von Synergien.
15 3
Teilraum Georg-Schwarz-Straße
(ohne Titel)
Teilnehmer
Roman Grabolle
Susanne Stoll
Daniela Nuss
Tobias Steinert
Roman Raschke
Katja Großer
Raymond Romanos
Monica Sheets
Holger Hövelmann
Regina Flieger
Archäologe, KunZstoffe e.V., Wohnungsgesellschaft Central LS W33
Kommunikationsdesignerin, KunZstoffe e.V., hinterzimmerdesign
Magistralenmanagement
Grafikdesigner Dataholic
Künstler, Vorsitzender Bürgerverein Leutzsch, Musikfestival "Leutzsch rockt!"
Kompetenzzentrum KKW des Bundes
Übersetzer, Englischlehrer, Betreiber Cafe Schwarz, Haustaucher e.V.
Künstlerin
Bauingenieur, Straßen- und Wohnkultur
Künstlerin, Einrichtung/Wohnberatung, atelier f
Moderation und Zusammenfassung
Thyra Veyder-Mahlberg
Teilraum und Akteure
• Die Georg-Schwarz-Straße (GSS) ist aufgrund ihrer Länge nur schwer als einheitlicher Kiez zu
betrachten. So gibt es, z.B. was die Nachfrage an Räumen betrifft, deutliche Unterschiede
zwischen dem vorderen Lindenauer und dem hinteren Leutzscher Teil. Zum selben Kiez wie der
vordere Teil der GSS wurden von den Diskutanten – analog zum historischen Stadtzentrum von
Lindenau – auch die Merseburger Straße ab der Wielandstraße stadteinwärts und Teile der
Lützner Straße gerechnet.
16 •
In der Georg-Schwarz-Straße (GSS) steht die Revitalisierung noch ganz am Anfang. Die Kunstund Kreativwirtschaft, die verortet werden konnte, besteht zu Teilen aus einzelnen Kreativen, etwa
freien Grafikern, Künstlern und Ladenbesitzen, den Löwenanteil machen aber – vor allem im
vorderen Teil (niedrige Hausnummern) - Kulturvereine aus. Größere Firmen im Bereich der KKW
gibt es hier – zumindest dem Wissen der Anwesenden nach – nicht.
Förderung / Unterstützung
Status quo
• Die bestehenden Förderinstrumente zur Sanierung von Immobilien wurden von den Akteuren als
unzureichend bzw. wenig passgenau beklagt. Diese seien oft auf eine Vollsanierung des
Gebäudes ausgelegt, und wären durch ihren hohen Eigenkapitalanteil für viele Vereine
unerreichbar. Generell wurde ein Umdenken auf Seiten der Fördermittelgeber gefordert, diese
sollten von der Zielvorstellung der Vollsanierung abkommen.
• In der Vergangenheit wurden in Leipzig Instrumente der Beschäftigungsförderung, etwa die sog.
Ein-Euro-Jobs dazu verwendet, die Vereinsarbeit zu fördern. Mit deren Wegfall sind die Vereine
stark unter Druck geraten, denn die Arbeit ist nicht weniger geworden. Hier wurde explizit kein
Ersatz für die weggefallenen Instrumente gefordert, sondern ein generelles Umdenken in der
Förderung der Vereinsarbeit.
Vorschläge
Förderung der Sanierung:
• Eine passgenaue Förderung müsste vor allem kleinere Summen für Teilsanierungen (etwa nur
des Daches oder der Fenster) bis max. 20.000 € zur Verfügung stellen.
• Ferner müsste es möglich sein, Arbeitsleistung als Eigenkapitalanteil anzurechnen.
Finanzierung fester Arbeitsplätze:
• Gemeinnützigen Vereinen, die vor Ort wichtige Arbeit leisten, die im Interesse der Allgemeinheit
liegt, sollte es möglich gemacht werden, für bestimmte Tätigkeiten Mitarbeiter einzustellen. Eine
Finanzierung darf dabei nicht aus Töpfen der Beschäftigungsförderung kommen, sondern muss
dauerhaft gesichert sein, so dass bei den Vereinen reguläre Arbeitsplätze auf dem ersten
Arbeitsmarkt entstehen können. Dabei muss sicher gestellt werden, dass die Vereine den
Zuschnitt der Arbeitsplätze selbst bestimmen - und sich Ihre Mitarbeiter selbst aussuchen können
– und das nicht nur für ein halbes Jahr. Dazu gehört auch das Bekenntnis, dass Kulturarbeit
vollwertige Arbeit ist, die nicht einfach von irgendwem erledigt werden kann.
• Die Vergabe der Mittel soll nur an gemeinnützige Vereine erfolgen, deren Arbeit den Kiez
voranbringt. An einer Vergabekommission müssten daher nicht nur Mitarbeiter der Stadt, sondern
auch Menschen aus dem Viertel beteiligt sein.
• Die Akteure betonten gleichzeitig, dass diese Vereinsförderung nicht dazu führen dürfe, dass
Aufgaben des Staates auf die Vereine abgewälzt werden.
Weitere Vorschläge:
• einen gesonderten Topf bei der Kulturförderung für Einzelkünstler, so dass diese nicht in
Konkurrenz mit etablierten Kultureinrichtungen stehen.
• Soziokultursponsoring: Die Stadt versucht, Sponsoringmittel zu akquirieren und reicht diese an
gemeinnützige Vereine aus.
• Vermittlung von Direktkrediten durch die Stadt: Hier soll eine Anlaufstelle geschaffen werden, die
Direktkreditgeber mit kreditsuchenden Initiativen zusammenbringt. Der Vorteil: Die Kreditgeber
hätten durch die Überprüfung der Stadt Sicherheit, dass die jeweilige Initiative seriös ist.
Immobilienmarkt
Status quo
17 •
•
•
•
Unter den anwesenden Akteuren herrscht ein großes Bewusstsein über die
Stadtentwicklungsprozesse in anderen Teilen der Stadt, sie versuchen, aus den Fehlern und
Erfolgen anderer Quartiere zu lernen. Auch die Verdrängung von Kreativen aus anderen Teilen
des Leipziger Westens – vornehmlich aus dem Bereich der Karl-Heine-Straße – wird sorgsam
registriert, zumal diese Verdrängung etwa seit Herbst 2011 zu einer erhöhten Nachfrage in der
GSS geführt hat. Die Nachfrage im vorderen Teil übersteigt das Angebot deutlich, nur im hinteren
Leutzscher Teil der GSS gibt es noch die entsprechenden Freiräume.
Vor dem Hintergrund der Verdrängung in anderen Teilen der Stadt ist unter den Akteuren in der
GSS eine hohe Neigung zum Erwerb der durch sie genutzten Immobilien zu verzeichnen. So
wollen sie sowohl ihre eigenen Projekte als auch Freiraum für andere Ideen und Initiativen
dauerhaft sichern.
Problematisch ist laut einhelliger Meinung der Akteure, dass auf dem vorderen Teil der GSS trotz
der hohen Nachfrage zahlreiche Ladenflächen leer stehen. Zum einen Teil sind dies sanierte
Häuser, deren Eigentümer die Ladenflächen lieber leer stehen lassen, als den Mietpreis
entsprechend der Nachfrage nach unten zu korrigieren. Den anderen Teil machen unsanierte
Häuser aus, die als reine Spekulationsobjekte zum raschen Wiederverkauf erworben wurden und
deren Eigner daher keinerlei Interesse an Mietern haben. Sämtliche Versuche des MagistralenManagements, hier ein Umdenken zu erzielen, blieben erfolglos. Dies könnte die aufkeimende
Entwicklung der GSS nachhaltig erschweren.
Der nachgefragte Raum soll auf jeden Fall kostengünstig und gestaltbar sein, es werden vor allem
un- bzw. teilsanierte Altbauten nachgefragt. Darüber hinaus lässt sich die Nachfrage grob in zwei
Gruppen aufteilen – Raum für die kurzfristige und für die langfristige Nutzung. Dementsprechend
unterscheiden sich auch die Anforderungen. Für die kurzfristige Nutzung wünschen sich
Interessenten auch ein Minimum an Gebäudeinfrastruktur, wie etwa Wasser, Strom und Heizung,
bei der langfristigen Nutzung sind die Interessenten sogar bereit, selbst für diese Infrastruktur zu
sorgen, solange ihnen eine langfristige Nutzung und die damit verbundene Planungssicherheit
garantiert wird
Vorschläge:
• Die Entscheidung der LWB, im Bereich der GSS zahlreiche Gebäude zu veräußern, wurde scharf
kritisiert. Hier wurde ein Strategiewechsel gefordert. Die LWB sollte in Zukunft vor allem als
Steuerungsinstrument in der Stadtentwicklung begriffen werden und weniger als profitorientiertes
Unternehmen. In Zukunft sollte beim Verkauf von Gebäuden mehr auf den Käufer geachtet
werden und die Gebäude im Zweifelsfall lieber an interessierte Vereine bzw. Hausprojekte aus
dem Stadtteil als an Spekulanten veräußert werden. Hier könnten auch Erbpachtverträge eine
Lösung darstellen.
• Zudem wünschten sich die Akteure (mehr) Hilfe seitens der Stadt bei den Verhandlungen mit
Eigentümern von Immobilien mit Leerstand, um hier eine Nutzung durch Kreative zu ermöglichen.
Infrastruktur
Vorschläge:
Mit Blick auf die Infrastruktur ist zu bemerken, dass sich viele der Vorschläge auf generelle Stadt- und
Verkehrsraumplanung beziehen. Diese Wünsche sind wohl weniger branchen- als standortspezifisch.
• Der Durchgangsstraßencharakter der GSS wurde beklagt. Vor allem für Fußgänger und Radfahrer
sei die Verkehrssituation unschön bzw. gefährlich. Hier wurde eine Lösung, sei es durch
Einbahnstraßenverkehr oder Tempo-30-Zonen rund um die Straßenbahn-Haltestellen gefordert.
Weitere Vorschläge:
• höhere Taktung und längere Servicezeiten der Straßenbahnlinie 7
• Verlängerung der Buslinie 74 vom Lindenauer Markt durch die GSS nach Böhlitz-Ehrenberg, um
eine Verbindung in die Südvorstadt zu schaffen
18 •
•
Gestaltung bestehender Freiflächen als Orte mit Aufenthaltsqualität evtl. mit Spiel- bzw. Bolzplatz
mehr und flexiblere Kinderbetreuung, besonders für die 1-3-jährigen
Kommunikation
Vorschläge:
• Hier wurde vorgeschlagen, in der Georg-Schwarz-Straße Wegweiser zu den einzelnen
Kultureinrichtungen der Straße anzubringen, um ortsfremden Besuchen (u.a. des DiakonissenKrankenhauses) eine Orientierung zu bieten. Denkbar wäre auch eine Angliederung der GSS an
das Wegweiser-System der Westkultur.
• Außerdem soll die Website www.georg-schwarz-strasse.de stärker auf die Vernetzung und
Präsentation der einzelnen Akteure ausgerichtet werden. Hierzu müsste die Seite allerdings neu
programmiert werden, um für jeden Akteur eine Unterseite zu schaffen, die dieser dann selbst
aktualisieren kann. Derartige Umbauten kosten aber Geld. Auch eine Art digitales schwarzes Brett
wurde diskutiert.
19 4
Teilraum Karl-Heine-Straße/ Spinnerei
Via Artis
Teilnehmer
Sonja Golinski
Steffen Balmer
Janett Krückemeier
Angelika Waniek
Matthias Zeiske
Ariane Jedlitschka
Beate Furcht
Johannes Walter
David Voss
Michael Grzesiak
Kulturmanagerin
Künstler, Westbesuch
Künstlerin
Künstlerin, Simplepresent
Redakteur (Edit)
Kunst/Raum/Projekte Management EEG, HAL
Schauspielerin/Musikerin
Fotograf
Grafiker
Galerist Galerie B2
Moderation und Zusammenfassung
Britt Schlehahn
Teilraum und Akteure
Die Karl-Heine-Straße ist wie der Leipziger Westen insgesamt ein heterogenes Gebilde, das historisch
gewachsen sowohl über repräsentative Architektur, einen Boulevard mit vielen Einzelverkaufsstellen
und kulturellen und gastronomischen Einrichtungen in dichter Gründerzeitarchitektur mit
Gewerbeeinheiten in Hinterhöfen sowie ehemals dichter Fabrikansiedlung mit Wohngebieten verfügt.
Die Straße gliedert sich aus historischer Sicht in insgesamt drei Abschnitte:
20 •
•
•
Der Abschnitt Max-Klinger-Brücke bis Zschocherschen Straße besteht hauptsächlich aus
Einzelvillen mit parkähnlichen Umfeldern und freistehenden Gründerzeitmehrfamilienhäusern mit
nur vereinzelt anzutreffender Baumasse geringerer Qualität. Dieser Bereich zeichnet sich durch
relativ hohe Mietpreise, gewerbliche Nutzung (Anwaltskanzleien), geringe Ladenfläche (oft
leerstehend), der Etablierung eines „bürgerlichen“ Kunst- und Kulturzentrums – Max-KlingerForum – aus.
Der Abschnitt Zschochersche Straße bis König-Albert-Brücke wurde im Workshop als
Hauptschlagader der KKW und als Via Artis definiert. Der historischen Besiedlung folgend
erscheint und funktioniert die Karl-Heine-Straße als Boulevard mit Geschäften, kulturellen und
gastronomischen Einrichtungen. Von ihr abzweigend befinden sich in den Querstraßen
Mischgebiete aus Wohn- und Arbeitsräumen.
Der Abschnitt König-Albert-Brücke bis Engertstraße wird dominiert von Kleinstgewerbe und vom
„Jahrtausendfeld“ - ehemals Rudolf-Sack/ BBG Leipzig. Das 20.000 qm umfassende Gebiet, das
seit dem Expoprojekt der Schaubühne Lindenfels 2000 den Namen „Jahrtausendfeld“ trägt, war
bereits in der Vergangenheit sowohl realer, temporärer Austragungsort als auch Projektionsraum
von künstlerischen und kulturellen Initiativen.
Immobilien / Infrastruktur
Kreuzungsbereich Karl-Heine-Straße und Zschochersche Straße:
Der Kreuzungsbereich wurde als Tor 1 zum Stadtteil Leipzig West definiert. In diesem Bereich müssen
die gewachsenen Strukturen und angesiedelten Akteure bestehen bleiben und dürfen nicht aufgrund
von Aufwertungsprozessen verdrängt werden. Ausgewählte architektonische Ensembles und
Freiflächen müssen jedoch einer neuen Nutzung und Gestaltung zugeführt werden:
• Wächterhaus mit Vöner als originelles Versorgungsangebot sichern
• Felsenkeller – Reaktivierung des historischen Biergartens
• Umgestaltung des Eckgeländes Karl-Heine-Straße/ Zschochersche Straße gegenüber des
Felsenkellers in einen attraktiven Aufenthaltsplatz
• Victor Jara unterstützen: als Kultureinrichtung, die sich an dem hier lebenden Milieu orientiert
• Grünfläche hinter der Bibliothek Plagwitz – Platz für Urban Gardening – wie beispielsweise das
Pilotprojekt vom Mai bis Oktober 2011 des Instituts für zeitgenössische Stadtentwicklung mit
einem mobilen Nutzgarten als Form der Vernetzung von unterschiedlichen Akteuren im
Stadtgebiet
Karl-Heine-Straße bis König-Albert-Brücke:
Dieser Abschnitt wurde als Boulevard oder Via Artis definiert. Er ist besonders als Standort für Kunst,
Kultur, Kunsthandwerk sowie Ladeneinrichtung (Fahrrad-, Design-, Buch- und Instrumentenladen,
Antiquariat etc.), Büro-, Atelier- und Wohneinheiten für Akteure der KKW zu stärken:
• Zukünftige Konzentration der Theaterszene bestehend aus Lofft, Schaubühne, Tanztheater und
Westflügel Ausbau Südseite (Karl-Heine-Str. 55-59) unterstützen
• Einrichtung von Künstlerunterkünften, Probenräume und Lagerflächen prüfen
• Mischung mit gastronomischen Einrichtungen (Bestehende: noch besser leben, König AlbertCafé, Nora Roman etc.) fördern
• Westwerk als Standort freier Kunst- und Kulturtreibender einschließlich der unterschiedlichen
Nutzungen unterstützen
• in den Nebenstraßen Wohn- und Arbeitsgebiete mit günstigen Mietangeboten
König-Albert-Brücke bis Engertstraße:
Das Jahrtausendfeld steht in besonderem Fokus. Die Stadt plant hier den Kauf des Areals um gemäß
des Schulstandortentwicklungsplans eine Grundschule und ein Gymnasium zu bauen. Kunst- und
Kulturinitiativen sollen bei der angestrebten Neugestaltung als Schulstandort aktiv einbezogen werden
21 ebenso wie die Ausrichtungen der Schulen ihrem Standort gemäß eine künstlerische Ausrichtung
erfahren sollen. Damit wäre die Einbindung in die unmittelbare Umgebung zu den Akteuren der KKW
gewährleistet.
• Die Schulen als Freie Schulen mit Schwerpunkt Kunst fördern
• Eine Komplettbebauung vermeiden - ein Teil des Gebietes als „Freiraum“ in Verantwortung eines
Vereins übergeben, der das Gebiet zusätzlich zum Schulangebot (z.B. als Kooperation auch mit
den Schulen möglich) bespielt. Dazu können per Ausschreibungen über den Verein
unterschiedliche Initiativen in temporären Situationen auf diesem Gebiet agieren.
Wünschenswerte Ausstattung – ähnlich dem Weißen Haus (Ecke Gottsched-/ Boßestraße) –
Zuschauersituation sowie Option der Unterstellung etc.
Weitere Vorschläge:
• „BIC“ - Business- und Informationcenter – Bedingungen bei Verkauf durch Stadt stellen wie z.B.
Vermietungsstruktur beibehalten
• Flächen zwischen Karl-Heine-Straße und Weißenfelser Straße Gewerbegebiete wie sie derzeit
genutzt werden halten
• Grünfläche zwischen Karl-Heine-Straße und Engertstraße als Treffpunkt unterschiedlicher
Generationen wie Sport- und Aktionsraum - Ansiedlung Skater- und Seniorenpark ausbauen
Kreuzungsbereich Karl-Heine-Straße und Engertstraße:
Dieser Bereich wurde als Tor 2 definiert und bildet die Brücke zwischen der Karl-Heine-Straße und der
Spinnerei. Der Erhalt der gewachsenen Struktur mit den vor allem international ausgerichteten freien
Kultur-, Konzert- und Kunsträumen soll im Vordergrund stehen.
• Eine Verzahnung mit der Gestaltung des Plagwitzer Bahnhofs (durch Stadt und IBBP) fördern
• Schaffung von Künstlerresidenzen durch die besondere Nähe zur internationalen freien Szene in
noch verfügbaren Räumen (z.B. ungenutzte Räume im ehemaligen Schulgebäude, Engertstraße:
derzeitige Nutzung durch Antiquitätengeschäft „Zeughaus)
Unterstützung / Kommunikation / Kommune
•
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•
•
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•
gemeinsamer Fördertopf Kultur & Wirtschaft auch nach dem Förderzeitraum etablieren
Quartiersmanagement und Kontaktstelle über den Förderzeitraum von Creative City hinaus am
Standort Karl-Heine-Straße unbedingt sichern
optimierte Bedingungen zur Ansiedlung fördern: Handlungsrichtlinie für Banken, Energieversorger
Verlinkung der Akteure über Homepage einschließlich der Aufarbeitung von Initiativen seit den
1990er Jahren aufbauen und damit sichtbar machen
bedarfsgerechte Teilsanierung statt Vollsanierung und somit ein ausgewogenes Verhältnis von
bezahlbarem Wohn- und Arbeitsräumen sichern
Anerkennung der Leistung von Akteuren, die die derzeitige lebendige Stadtteilkultur unterstützen
durch Vorverkaufsrecht für Akteure, Steuervergünstigungen für Besitzer
aktive Beteiligung der Akteure bei der weiteren Umgestaltung somit auch Handlungsoptionen für
eine gesteuerte Aufwertung gewährleisten
Stammtisch niedrigschwellige Sanierung fördern
Homepage entwickeln: Wer hat Räume und wer sucht Räume – Transparenz in der Vergabe und
bei dem Verkauf von Grundstücken, öffentliche Ausschreibung von leerstehenden Räumen
Wettbewerb seitens der Stadt Leipzig „Sensibelster Besitzer“ als Anerkennung von
Sanierungsleistungen durchführen, die die Akteure und ihre Bedarfe einschließt
Zukunft des Teilraums aus Sicht der Akteure
• Karl-Heine-Straße als Ort – Via Artis mit Boulevardcharakter – der die weiteren städtischen
Teilräume im Leipziger Westen „schützt“, aber für Akteure der KKW „erschwinglich“ bleibt
22 •
•
Dynamik (Mietsteigerung etc.), die Akteure ausschließt und in andere Stadträume abwandern
lässt, entschleunigen
Leitgedanken umsetzen: Stärken stärken!, Status quo professionalisieren!, Bestehende Initiativen
und Akteure erhalten!
23 5
Stadtteil Neue Räume Leipzig West
Freiraum produzieren – weiter machen LASSEN
Teilnehmer
Daniel Caleb Thompson
Fritjof Mothes
Janine Scharf
Frank Basten
Jochen Janus
Adrian Lehmann
Markus Czygan
Michael Körner
Matthias Petzold
Künstler
Architekt StadtLabor
Vision Backery
Freie Wirtschaftsförderung
Projektleiter Kulturwerkstatt KAOS
Designer und Mitglied Hybrid Art Lab, EEG
Leitung Neues Schauspiel Leipzig
Projektleiter Kreativwirtschaft Stadt Leipzig Wirtschaftsförderung
Gründungsmitglied EEG
Moderation und Zusammenfassung
Anja Moritz
Teilraum und Akteure
• Leipziger Westen ist ein heterogenes Gebiet: Mischareale, reine Kreativ- und Produktivstandorte,
reine Wohngebiete mit guter Wohnqualität, Grün- und Gartengebiete.
• Die Dynamik der Entwicklung hält an und wird sich auch weiterhin fortsetzen.
• An den bekannten Standorten wird es für Kultur- und Kreativschaffende enger.
• Ausweichflächen und neue Räume sind jedoch weiterhin vorhanden und müssen erhalten
bleiben!!!
• Gegenwärtige Situation kann positiv betrachtet und genossen werden.
• Gute Unterstützungsangebote sind bereits vorhanden und müssen verstetigt und ausgebaut
werden.
24 •
•
•
Kultur- und Kreativschaffende haben zumeist nur geringe Anforderungen: Ein Künstler braucht
Miete, Strom, etwas zu Essen und Internet für seinen Projekte.
Gerade Kulturprojekte sind häufig Null-Summen-Geschäfte und die Zwischenfinanzierung ist
kaum möglich, da sie aufgrund ihrer zeitlichen Befristung nicht auf langfristige Rendite hin
angedacht sind – Kulturförderung ist keine Wirtschaftsförderung, dann hat sie Einfluss auf die
wirtschaftliche Entwicklung im Stadt(teil)gebiet.
Viele Prozesse finden parallel statt und es ist schwierig eine differenzierte Diskussion zu führen.
Unterstützung
•
•
•
•
•
Beratung für Kultur- und Kreativschaffende muss folgende Bedingungen erfüllen: problemloser
Zugang, unabhängig, kompetent, aktiv, moderierend, aus der Branche kommend und von starken
Persönlichkeiten getragen. Die RKW-Beratung muss aufrechterhalten und weiter ausgebaut
werden. Auch das Quartiersmanagement als wichtiger Anlauf- und Kontaktpunkt spielt eine
elementare Rolle.
Der Stammtisch für Eigentümer und Investoren zum Thema niedrigschwellige Sanierung ist ein
wichtiges Instrument.
Bildungsangebote für Kultur- und Kreativschaffende bestehen bereits. Wichtig sind jedoch
passendere und aktuellere Themen und die Kommunikation in Richtung Kreativwirtschaft.
Bildungsangebote sind auch Chance zum branchenübergreifenden Austausch.
Idee: Indirekte Unterstützung von Hauseigentümern bei der Vermietung an Kultur- und
Kreativschaffende durch Steuernachlass – dadurch Sicherung von Raum
Kultur hilft Entwicklung (er-) tragen.
Immobilienmarkt
•
•
•
•
•
Es ist von besonderer Bedeutung, neue Wege zu finden, um Freiräume zu bewahren.
„Besondere“ Räume und Ladenflächen müssen zur Nutzung durch Kultur- und Kreativschaffende
erhalten bleiben. Idee: Entwicklung eines horizontal gegliederten Bebauungsplans, der
Ladenflächen als Ladenflächen festschreibt.
Haus-/Immobilieneigentümer mit Bewusstsein für die besondere Situation im Leipziger Westen
sollte vorrangig unterstützt werden (Stichwort niedrigschwellige Sanierung).
Der Selbsterwerb von Immobilien durch Kultur- und Kreativschaffende gewinnt zunehmend an
Bedeutung.
Grundsätzlich sind Modelle die „Selbermachen“ und „Mutmachen“ und weitere Ideen zur
temporären Nutzung für Einzelprojekte gezielt zu unterstützen.
Infrastruktur
•
•
•
Grundgedanken und Grundgefühl des Unternehmertums unterstützen – Risikokapital generieren –
temporäres Kapital zur Zwischenfinanzierung generieren
Idee: Temporäres Wohnen der anderen Art für Künstler und Kreative – dezentrale Unterkunft, auf
die jedoch zentral zugegriffen werden kann –
Idee: Offenes WLAN für einen bestimmten lokal begrenzten Raum (bspw. Georg-Schwarz-Straße)
als kleines Marketinginstrument und zur Unterstützung der temporär vor Ort kreativen Menschen –
so benötigen Künstler häufig für die Dauer eines Projektes oder ihres Aufenthaltes eine
leistungsfähige und kostengünstige (am besten kostenfreie) Internetverbindung – hierfür könnte
auch ein Partner gefunden werden, der diese Idee technisch und finanziell trägt
25 Kommunikation
•
•
•
•
•
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Es bestehen Defizite bzw. Unterstützungsbedarf vieler Kreativwirtschaftler und anderer
Unternehmer bei der Akquise von Aufträgen und dem Vertrieb.
Idee 1: Etablierung eines Siegels der Kreativwirtschaft im Leipziger Westen, die einfach und
prägnant das Besondere des Leipziger Westens ausdrückt, für die Qualität der Arbeit steht und
dennoch von jedem Kreativwirtschaftler individuell angepasst werden kann.
Idee 2: Benennung eines Botschafters für den Leipziger Westen: Eine präsentationsstarke
Persönlichkeit aus der Branche / aus dem Gebiet, die in Leipzig, Sachen, Deutschland und evtl.
sogar Europa die Innovationen, Ideen Produkte und Unternehmen präsentiert, persönliche
Kontakte zu Unternehmen und Auftraggebern herstellt.
Idee 3: Durchführung eines zentralen Marketingprojektes für die Unternehmen des Leipziger
Westens.
Die Einrichtung einer zentralen Dachmarke findet keinen Anklang.
Die weitere Kommunikation mit anderen Branchen ist wichtig und kann bspw. über den bereits
existierenden Unternehmerstammtisch stattfinden
Kooperation mit der Kommune
•
•
•
•
Die projektbezogene Zusammenarbeit mit einzelnen Ämtern und Behörden funktioniert bereits
recht gut.
Jedoch gibt es viele Strukturen, viele Ansprechpartner, viele Ämter – dies zu Durchschauen und
persönliche Kontakte aufzubauen ist schwierig.
Sehr positiv ist die zunehmende „Öffnung“ der Verwaltung gegenüber der Entwicklung und Ideen
der Kultur- und Kreativschaffende – Beteiligung findet tatsächlich statt!
Wichtig: Die ämterübergreifenden Zusammenarbeit und die Querkommunikation müssen
unbedingt weiter entwickelt werden und dürfen nach dem Ende des Programms Creativ Cities
nicht abbrechen.
26 RESÜMEE UND AUSBLICK
Statement Klaus Overmeyer
Stadtentwicklung lässt sich nicht allein auf die Teilmärkte der Kreativwirtschaft ausrichten.
• Leipzig konkurriert mit anderen Metropolräumen um junge, gut ausgebildete Menschen.
• Aus Sicht der Wirtschaftsförderung macht es Sinn, Teilbranchen der Kreativwirtschaft gezielt zu
fördern. Stadtentwicklung hat einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag und kann nicht allein in den
Dienst von „Talentförderung“ gestellt werden.
• Bei genauerer Untersuchung der Stadträume, die für Kreative attraktiv sind, zeigt sich, dass
Städtebau und Stadtentwicklung sehr wohl von der Entstehung kreativer Milieus lernen können.
Dabei geht es weniger um räumliche Voraussetzungen für Unternehmensgründungen, sondern
um neue Modelle der Raumaneignung, nutzerbasierten Projektentwicklung, der Verbindung von
Gewerbe und Wohnen oder auch zivilgesellschaftlich orientierten Wertschöpfungskreisläufen.
• Der Blick über den Tellerrand lohnt sich für Leipzig: Wie gehen andere Städte mit Kreativwirtschaft
und Stadtentwicklung um, und worin unterscheiden wir uns? Was zeichnet Leipzig aus und wie
können wir unsere Potenziale stärken?
Der Leipziger Westen ist idealer Nährboden für die Entstehung kreativer Milieus
27 •
•
•
•
Mit Blick auf die Kaufkraft und Beschäftigungszahlen kann Leipzig schlecht mit größeren
Metropolräumen konkurrieren. Andere Städte haben gegenüber Leipzig jedoch den Nachteil, dass
sie entweder stark schrumpfen und verlassene Stadtviertel auch für Kreative nicht attraktiv sind
oder dass sie an Überhitzung des Immobilienmarktes und einem Mangel an bezahlbaren Räumen
leiden.
Der Leipziger Westen zeichnet sich aktuell durch eine gute Balance zwischen offenen,
verfügbaren Räumen zu moderaten Preisen und einer hohen Anzahl von Menschen aus, die in
der Kreativwirtschaft arbeiten und auch im Leipziger Westen leben.
Den Westen machen vielschichtige Spannungsfelder, eine Gleichzeitigkeit von Ungleichheit aus.
Ein Feld, das von hoher Dynamik geprägt ist und in dem sich viele Kreative wohlfühlen.
Gleichzeitig gibt es im Leipziger Westen eine ausgeprägte Kultur, die Dinge selbst in die Hand zu
nehmen: als Hausprojekt, Verein, Initiative oder als Unternehmen. Stärker als anderswo sind die
Leipziger Initiativen aktiver Teil der Stadtentwicklung und werden auch von städtischer Seite als
solche wertgeschätzt.
Wetterkarte des Leipziger Westens
Die Wetterkarte verräumlicht aktuelle Dynamiken im Feld der Kreativwirtschaft im Leipziger Westen.
Die Grenzen der Karte sind unscharf. Es geht weniger um eine genaue räumliche Abgrenzung als
vielmehr um die Charakterisierung von Teilgebieten und deren Entwicklungstendenzen.
• Hochdruckgebiete (z.B. Lindenau, Karl-Heine-Straße, Spinnerei) stehen für Stadträume mit einem
hohen Anteil von sozio-kulturellen Institutionen und Initiativen bzw. kreativwirtschaftlichen
Unternehmen.
• Tiefdruckgebiete sind reine Wohn- oder Gewerbegebiete oder Brachen mit geringen
kreativwirtschaftlichen Nutzungen.
• Wetterfronten (z.B. an der Georg-Schwarz-Str. oder zwischen Karl-Heine-Straße Ost und
Jahrtausendfeld) liegen zwischen Zonen mit hoher und geringer Dynamik.
• Die Entwicklung von Dunstgebieten (z.B. Industriegebiet Plagwitz) ist noch offen. Sie sind
potenziell attraktiv für kreativwirtschaftliche Nutzungen, können sich aber auch in eine andere
Richtung entwickeln.
• Windrichtungen geben die räumliche Entwicklungstendenz von Gebieten an.
• Wolken und Blitze stehen für Konflikte, die sich durch einen erhöhten Aufwertungsdruck und der
möglichen Verdrängung kapitalschwächerer Akteure auszeichnen (z.B. Lindenau).
28 Raumtypen
Die kreativen Milieus des Leipziger Westens charakterisieren unterschiedliche Raumtypen.
Maßnahmen und Entwicklungskonzepte müssen spezifisch auf die Raum- und Akteurstypen
ausgerichtet werden.
• Raumtyp Karl-Heine-Straße „Meile mit Burg und Krater“
Im östlichen Teil nähert sich die Straße einem Klimax, viele Läden, Unternehmen und sanierte
Wohnungen/ das Jahrtausendfeld ist stark im kollektiven Gedächtnis des Leipziger Westens
verwurzelt, aktuell stellt es sich als Vakuum dar/ die Spinnerei wirkt als autonome Burg, mit der
Welt, aber nicht dem Stadtteil vernetzt
• Raumtyp „Dorf Lindenau“
Gewachsene Struktur/ Ort des Ankommens im Leipziger Westen mit hoher Öffentlichkeit und
guter Anbindung/ stabile Struktur von Kulturinstitutionen/ kleinräumige Vernetzung, Sichtbarkeit/
hoher Aufwertungsdruck
• Raumtyp „Dorf Industriegebiet Plagwitz“
Kein Dorf im klassischen Sinne, jedoch autarke räumliche Einheit/ skurrile Mischung aus Industrie,
Leerstand, kreativen Projekten und Unternehmen/ Experimentierfeld für neue Lebens- und
Arbeitsweisen/ Neues entsteht durch die Koexistenz von Unpassendem
• Raumtyp Georg-Schwarz-Straße „Ursuppe“
Entwicklung gerade gestartet mit typischen Ausgangsbedingungen: preiswerte Mieten/ höherer
Leerstand/ Immobilienbesitzern in Wartestellung/ aktive Vereine
29 Akteurs- und Organisationstypen
Im Feld der Kreativwirtschaft und kreativen Milieus treffen unterschiedliche Akteure mit ihren
Interessen aufeinander. Die Bedingungen für die Verfügbarkeit von Raum sind wesentlich.
• Typ Vereine/ gemeinwohlorientierte Unternehmen
Basieren auf ehrenamtlicher Initiative/ unabhängiger Status/ werden meistens von Stadt und
Eigentümern ernstgenommen, da organisierter Partner/ wichtige Impulsgeber und langfristiger
Partner/ Angewiesenheit auf dauerhafte Förderung und kontinuierliches ehrenamtliches
Engagement erweist sich mitunter als Hürde/ gemeinwohlorientierte Unternehmen verfolgen Ziel
mit unternehmerischen Mitteln, u.a. geht es oft darum Grundeigentum zu sichern und dem
herkömmlichen Immobilienmarkt zu entziehen
• Typ Kultur- und Stadtproduzent
Kleinste Einheit, oft in prekären Umständen/ Menschen, die „ihr Ding machen wollen“ und dabei
merken, dass sie darüberhinaus eine aktive Rolle in der Entwicklung ihres Stadtviertels spielen/
teilweise sind sie nicht in der Lage, von den Aufwertungsprozessen, die sie mit in Gang gesetzt
haben, zu profitieren/ werden von Eigentümern oft nicht als Partner gesehen
• Typ KKW Unternehmen
Meist Kleinst- und kleine Unternehmen/ suchen kreatives Umfeld, schließen sich teilweise
zusammen/ gehen zur Wirtschaftsförderung und nicht zum Kulturamt
• Typ Eigentümer
Es gibt sehr unterschiedliche Eigentümertypen mit unterschiedlichem Interessensspektrum von
Spekulation über Selbstnutzung, langfristige Anlage bis hin zu Raummäzenen. Von den
Eigentümern hängt vielfach ab, welche Entwicklungsoptionen überhaupt möglich sind.
30 KKW Mobilé
Die Entwicklung der Kreativwirtschaft im Leipziger Westen bestimmen unterschiedliche Faktoren, die
in einem direkten bzw. indirekten Zusammenhang stehen. Ein einheitlicher Masterplan, dem alle
folgen, ist unrealistisch. Ein Verständnis für die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Faktoren ist
Voraussetzung für nachhaltige Interventionen.
Entwicklungspfade
31 •
•
•
•
Der Leipziger Westen hat sich mit De-Industrialisierung, Schrumpfung und Bevölkerungsrückgang
auf einer Abwärtsspirale befunden. Die Talsohle ist erreicht, verträgliche Aufwertung ist wichtiges
Ziel der Stadtentwicklung.
Die Turboaufwertung endet im Townhousehimmel. Von niemandem gewollt.
Aufwertungsprozesse sollten auf die Bedingungen und Bedürfnisse von Orten differenziert
ausgerichtet sein. Eine Balance muss gefunden werden zwischen privaten und öffentlichen
Investitionen, nach Möglichkeit im Einklang mit den lokalen Interessen.
Einfrieren und Erhalt von „Biotopen“ ist nicht möglich.
Unterstützung
•
•
•
•
•
•
Eine monetäre Unterstützung wird von den wenigsten Akteuren der KKW gewollt. Wenn, dann
sollte Förderung integriert ausgerichtet sein auf soziale, unternehmerische und räumliche
Belange. Non-Profit Organisationen brauchen dauerhafte Unterstützung.
Entwicklung kommunaler Liegenschaften im öffentlichen Interesse
Große Unterstützung ist, wenn die Kommune ihren Kernaufgaben nachkommt: Straßen und
Wege, öffentlicher Nahverkehr, soziale Infrastruktur. Im Umgang mit öffentlichen Raum zeichnet
sich ab, dass der fertig und durch Landschaftsarchitekten hochwertig gestaltete Raum nicht immer
der beste für die Entwicklung einer Nachbarschaft ist. Sehr förderlich wirkt, wenn öffentliche
Räume offen für nachbarschaftliches Engagement und Gestaltung sind. Dafür reichen oft
Zugänglichkeit und punktuelle Interventionen an strategischen Orten.
ASW, Wirtschaftsförderung und Kulturamt sollten gemeinsame Interessen verfolgen und einen
gemeinsamen Anlaufpunkt bieten.
„Verlängerter Arm“ der Verwaltung: Die Kooperation der Verwaltung mit Agenten wie dem
Wächterhaus e.V., die Schnittstellen zu lokalen Akteuren besetzen und eine Kultur der
Selbstermächtigung fördern, ist produktive Unterstützung.
Das Modell einer schrittweisen „organischen“ Entwicklung, die auf lokalen Akteuren und
Ressourcen beruht, die Bestehendes sukzessive transformiert und dabei nicht alles von
vorneherein festlegt, sondern Raum für sich ändernde Entwicklungen lässt, soll als wegweisende
Praxis von der Kommune gefördert werden. Unterstützung kann auch bedeuten, wenn Eigentümer
und Projektentwickler für das Prinzip der organischen Entwicklung z.B. durch Wettbewerbe oder
Steuererleichterungen gewonnen werden können.
32 •
Zeit spielt bei organischer Entwicklung eine wesentliche Rolle. Es geht dabei nicht um die
Blockade einer Entwicklungsdynanmik, sondern darum, lokale Akteure als Unternehmer,
Hausprojekt oder Entwicklungsverein zu Koproduzenten der Stadtentwicklung zu machen. Diese
Prozesse erfordern eine hohe Dialogbereitschaft, Geduld und viel mehr Zeit, als es bei rein
marktorientierten Entwicklungsmodellen der Fall ist. Unterstützung ist, wenn die Stadt zeitliche
Spielräume für koproduktive Entwicklungen in Prozesse integriert.
Nächste Schritte
•
•
•
•
•
Die Werkstatt hat klar gezeigt, es gibt nicht eine Vision für die Entwicklung der Kreativwirtschaft im
Leipziger Westen. Es bedarf einer ausdifferenzierten Entwicklung der einzelnen Teilräume.
Für die Zukunft ist es weniger die Frage, wo einzelne Teilräume liegen und welche Chancen sie
für die KKW bieten. Entscheidender ist die intelligente Verknüpfung bestehender Potenziale und
die eindeutige Profilierung der Teilräume. Der Schwerpunkt sollte auf einem Cross-Over liegen,
dem Verbinden von Soziokultur und Baumärkten, von Theater und Siemens, von Eigentümern und
Projektinitiativen, von Spinnerei und Karl-Heine-Galerien. Cross-Over bezieht sich aber auch auf
die Maßnahmen und Investitionen, die in Zukunft im Leipziger Westen getätigt werden. Wo liegen
Synergien? Spielräume für Unerwartetes? Die Kultivierung der vielfältigen Ausprägung der
Teilräume ist Alleinstellungsmerkmal für den Leipziger Westen, ein Pfund mit dem die Stadt
international wuchern kann.
Voraussetzung dafür ist, die tragenden Faktoren der Teilräume und deren Interdependenzen zu
verstehen, um dann Gewissheit zu erlangen, wo Handlungsmodelle ansetzen müssen, wie das
„Mischpult“ aus Werkzeugen einzustellen ist.
Die Werkstatt war geprägt von sehr fundierten Beiträgen mit einer realistischen Einschätzung der
lokalen Situation. Perspektivisch würden einer Entwicklung des Leipziger Westens starke Visionen
für die einzelnen Teilräume gut tun, die über den aktuellen Status hinausgehen. In einem nächsten
Schritt wäre es sinnvoll, für die einzelnen Teilräume Szenarien auszuarbeiten und zu bewerten.
Die Zukunftsszenarien könnten Grundlage für eine klare Vision der Teilräume und des gesamten
Leipziger Westens werden. Wichtig ist die Integration der Prozessergebnisse in bestehende
Planungskonzepte von Stadtentwicklung, Wirtschaft und Kultur. Und die Kommunikation nach
außen.
Bewohner und Unternehmen der KKW bzw. anderer Branchen aus den Teilräumen haben auf der
Werkstatt gefehlt. Sie müssten in anderen Formaten erreicht und in den Prozess einbezogen
werden.
33 PODIUMSGESPRÄCH
Teilnehmer
Stefan Geiss (SG), Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, Stadt Leipzig
Michael Körner (MK), Amt für Wirtschaftsförderung, Stadt Leipzig
Klaus Overmeyer (KO), Nationaler Experte der Kultur- und Kreativwirtschaft
Anna Schimkat (AS), Gründerin des Netzwerks unabhängiger Kunsträume Leipzig Lindenau
und Betreiberin der Projekt- und Hörgalerie A und V
Moderation
Stefan Rettich (SR)
SR:
Anna Schimkat, Sie kennen als Kulturschaffende im Leipziger Westen die Innensicht der
Akteure. Wie ist jetzt, nach zwei Tagen Workshop, Ihre Außensicht auf die Ergebnisse, teilen Sie die
Auffassung Ihrer KollegInnen?
AS:
Ich habe die Endpräsentation zwar nicht komplett erlebt, aber ich kann sagen, dass der Alltag
im Leipziger Westen gut und richtig abgebildet ist. Vor allem die Wetterkarte von Klaus Overmeyer ist
großartig und sehr treffend.
SR:
Entschleunigung war ein zentrales Thema in fast allen Arbeitsgruppen. Ist das die Zukunft für
den Leipziger Westen? - Kulturschutz als Strategie?
AS:
Als Teil einer Gruppe, der bescheinigt wird, Innovationsarbeit zu leisten, kann ich sagen, dass
die Entwicklung so gut läuft, weil wir interne Netzwerke schließen, die sich selbst erhalten und stützen.
- Entschleunigung ist hier tatsächliche als politische Verantwortung zu sehen. Die Ämter machen in
dieser Richtung zwar schon viel, aber sie sollten intensiver zusammenarbeiten. Es fehlt im Moment
noch an einer wirklich guten Kommunikation.
SR:
Wird es in Zukunft eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Ämtern geben, Herr Körner?
Oder anders gefragt, wie werden die Ergebnisse dieser Werkstatt die zukünftige Wirtschaftsförderung
der Kultur- und Kreativwirtschaft beeinflussen?
MK:
Was unterscheidet eine Stadtverwaltung von einem Quartier? Gar nichts! In einem Quartier
gibt es verschiedene Akteure mit sehr verschiedenen Sichtweisen und Interessen. Und so ist es bei
uns auch: Die Stadtplanung hat andere Aufgaben und Interessen als das Kulturamt und wiederum
andere hat die Wirtschaftsförderung, usw. Zufälligerweise hat uns jetzt das EU-Projekt Creative Cities
an einen Tisch gezwungen und ich kann dazu nur sagen, es tut uns gut! Weil wir uns mit der jeweils
anderen Sicht auseinandersetzen müssen und voneinander lernen. Ich habe an dem Tisch, an dem
34 ich mitgewirkt habe, viel gelernt. Auch von den vielen unterschiedlichen Sichten, dennoch sage ich:
Die Vielfalt wird uns nie einigen. Die Verwaltung sollte auch nicht entschleunigen, sie sollte besser von
einigen Bereichen die Finger lassen. Dort, wo beispielsweise der Markt oder bürgerschaftliche Akteure
die Dinge viel besser voranbringen können. Entschleunigen bedeutet, sich herauszureden oder Dinge
erst gar nicht anzufassen. Viel wichtiger ist doch, wie hier im Creative Cities Programm, sich an den
Tisch zu setzen und die wichtigen Dinge gemeinsam anzugehen. In den zurückliegenden Jahren
wurden beispielsweise über das EU-Förderprogramm urban II 20. Mio. Euro im Leipziger Westen
investiert. Der Anteil der Wirtschaftsförderung lag bei etwa 5.5 Mio. und davon wurden 40% von
Kleinstunternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft abgerufen. Kultur- und Kreativwirtschaft gibt
es aber nicht nur in Plagwitz oder im Westen. Die Kultur- und Kreativwirtschaft hat in ganz Leipzig
Stärken wie Schwächen und das geht konform mit der jeweiligen Stadtentwicklung. – Es gibt aber
auch einige Stadtteile, wo die Stadtentwicklung hinter der eigentlichen Entwicklung hinterherhingt. Und
das ist im Leipziger Westen mit der Kultur- und Kreativwirtschaft der Fall.
SR: Interessant ist die Spezifik der Teilräume und auch der Akteurstypen. War das in dieser Klarheit
schon vor der Werkstatt bekannt, Herr Geiss?
SG:
Die Teilräume an sich waren für mich nichts Neues. Allerdings, alle Räume parallel einer
Gesamtbetrachtung zu unterziehen und in dieser Tiefe zu durchdringen, das war für uns von der
Stadterneuerung und für die Verwaltung insgesamt ein großer Gewinn. Es ist jetzt viel klarer, wo wir
stehen, wie wir weiter arbeiten müssen. Aber das war ja auch das Ziel der Veranstaltung. Wir agieren
auch heute schon sehr unterschiedlich in den jeweiligen Teilräumen und reagieren flexibel auf aktuelle
Entwicklungen. Zum Beispiel haben wir personelle Ressourcen aus Plagwitz abgezogen und diese in
die Georg-Schwarz-Straße geschickt, weil sie dort dringlicher gebraucht werden.
SR:
Es hat also eine Art Truppenverlagerung im Einsatzgebiet stattgefunden?
SG:
Von Truppen kann keine Rede sein, dazu ist die Abteilung insgesamt zu klein. Konkret geht es
um zwei Mitarbeiter, aber vielleicht ist dies unter dem Aspekt der Entschleunigung auch gut so. Für
mich ist diese Tendenz zur Verlangsam oder der Wunsch, auf die Bremse zu treten, keine
Überraschung. Viel wichtiger ist für mich die Frage, ob wir es in der Zukunft noch schaffen, dass
städtisches Handeln auch Wirkung zeigt. Manche Dinge laufen auch alleine, auf andere haben wir als
Stadt gar keinen oder nur wenig Einfluss oder Handlungsmöglichkeiten wie beispielsweise den
Immobilienmarkt. Wenn man von den wenigen kommunalen Immobilien absieht. Es gibt aber auch
kommunale Aufgaben wie Straßenbau, wie soziale Infrastruktur oder Kultur, wo wir eigentlich nicht
nachlassen dürfen. Schon die soziale Infrastruktur ist in einem so schlechten Zustand, dass wir
eigentlich nicht mehr hinterherkommen. Dasselbe gilt für die Verkehrsinfrastruktur, die tendenziell eher
schlechter wird. Von daher kann ich die Meinung der Akteure nicht teilen, dass alles getan ist und die
Stadt sich zurücklehnen und abwarten sollte.
Es wurde von Klaus Overmeyer ja auch angemahnt, dass Stadtentwicklung nicht nur aus der
Perspektive einer Gruppe gemacht werden darf. Ich denke, das tun wir auch nicht. Es gibt viele
Gruppen mit widersprüchlichen Sichtweisen und da gilt es abzuwägen. Gleichwohl gibt es die
Berechtigung, sich mit dieser Zielgruppe zu befassen und ihre Sicht auf die Stadt aufzunehmen. Was
ich außerdem positiv aufgenommen habe und begrüße, ist, dass wir bestimmte Prozessqualitäten
beibehalten sollten und die Stadtentwicklung noch weiter in einen Governanceprozess überführen
sollten, wie wir dies seit den urban Prozessen und mit dem SEKo bereits begonnen haben. Die größte
Aufgabe wird darin bestehen, die Hebelwirkung zu verbessern und die Instrumente zu schärfen, z.B.
bestimmte Aktivitäten gezielt über Fonds zu unterstützen, mit kleineren Zuschüssen, Riskokapital o.ä.
35 SR:
Klaus Overmeyer, Sie haben den Leipziger Westen als Ansammlung und Kombination
verschiedener Raumstruktur- und Akteurstypen beschrieben und haben für die Steuerung das Bild
des Equalizers mit verschiedenen Reglern eingeführt. – Könnten Sie diesen Vorschlag der Steuerung
an einem Beispiel durchspielen, z.B. der Karl-Heine-Straße, wo ja der Eindruck entstanden ist, dass
es hier eigentlich gar nichts mehr zu steuern gibt?
KO:
Ich könnte mir vorstellen, dass man die Karl-Heine-Straße räumlich stärker differenziert und
zum Schluss kommt, dass es im östlichen Teil nicht mehr viel zu steuern gibt. Viel wichtiger erscheint
mir die Zone mit „Wetterfront“ genauer anzuschauen. Also, das Jahrtausendfeld, und sich mit diesem
Feld intensiver auseinanderzusetzen. Meiner Meinung nach sollte man sich auch nicht damit zufrieden
geben, dort einfach eine Schule zu bauen, sondern sollte sich fragen, was kann diese Zone in der
Betrachtung des Gesamtraums auch für die anderen Bereiche bieten und wie kann man die geplante
Schulnutzung vielleicht auch mit anderen hybriden Nutzungen koppeln. Da stellt sich sicherlich die
Frage der Instrumente. Vielleicht kann man auch über die Etablierung einer Zwischennutzung zu einer
komplexeren Programmierung und zu einer tragfähigeren Nutzung für die Fläche kommen.
AS:
Aber für das Jahrtausendfeld gab es doch schon vielfältige alternative Vorschläge und
Initiativen. Warum sind diese denn gescheitert, Herr Geiss?
SG:
Das Jahrtausendfeld ist ein ganz besonderes Stück Stadt. Es liegt an einer Nahtstelle und
zwar sowohl räumlich als auch funktional. Hier treffen Wohnen und mit dem BIG der Kopf des
Gewerbegebiets Plagwitz aufeinander. Eine solche Fläche gibt man nicht einfach so aus der Hand,
sondern wartet, bis die richtige Nutzung kommt. Das haben wir getan. Man darf dabei auch nicht
vergessen, dass die Fläche der Stadt gar nicht gehört. Wir konnten dafür zwar eine Zielvorstellung
entwickeln, wir sind aber nicht ohne weiteres in der Lage, die Fläche anderen Initiativen zur Verfügung
zu stellen. Das liegt in der Hand des Eigentümers und das war bislang die TLG und wer es in Zukunft
sein wird, wird sich in Kürze zeigen.
SR:
Klaus Overmeyer hat mit seiner Karte bestimmte Räume als „Wetterfronten“ definiert, wo die
Stadt aktiv werden muss, weil ein Verdrängungsprozess droht. Die Angst der Akteure ist sicher nicht
unbegründet, denn die kommunale Wohnungspolitik scheint immer noch im Schrumpfungsszenario
der letzten zehn Jahre verhaftet. Die LWB ist immer noch dabei ihren gründerzeitlichen Bestand zu
veräußern, dabei haben sich die Zeiten und die demografische Entwicklung grundlegend geändert. –
Welche Mittel gibt es, um der Bedrohung der Gentrifzierung in den verschiedenen Teilräumen zu
begegnen?
SG:
Wenn ein Gentrifizierungsprozess beginnt, ist das Schlimmste was man tun kann, zu
versuchen diesen aufzuhalten. Konkret heißt das, wenn wir merken, dass in bestimmten Stadträumen
die Mieten und Kaufpreise steigen, und das ist ohne Zweifel der Fall, dann ist es das Beste was man
tun kann, an anderer Stelle ein Angebot zu schaffen, das diese Stadträume wieder entlastet. Das kann
im Falle des Leipziger Westens die Schaffung von Wohnraum am Lindenauer Hafen sein, damit die
Nachfrage zum Beispiel nicht mehr in der Intensität in die Karl-Heine-Straße drängt. Für gewerbliche
Nutzungen haben wir haufenweise Standorte, die noch entwickelt werden können. Das wäre ganz
verkürzt gesagt mein Instrument, um der anstehenden Gentrifizierung zu begegnen. Es gibt aber auch
einzelne Nutzungen oder Objekte, die schützenswert sind, weil sie für die Allgemeinheit wichtig sind.
Hier gilt es dann im Einzelfall Konzepte zu entwickeln, wie hier die Mieten verträglich gehalten werden
können und die Nutzung an dem Standort erhalten bleiben kann. Das kann aber keine
flächendeckende Strategie sein.
AS:
Aus meiner Sicht als Anwohnerin findet in Lindenau nicht nur Verdrängung statt. Die Lützner
Straße war beispielsweise leer und wenn sich jetzt verschiedene Kulturtreibende und andere Akteure
36 zusammengeschlossen haben, um Häuser zu kaufen und herzurichten, dann wird dadurch ja niemand
verdrängt, denn die Häuser waren ja vorher leer. Ein Problem ist eher, dass viele nicht über genügend
Grundkapital verfügen.
SR:
Wie wir im Workshop auch feststellen konnten, lassen sich bei den meisten Akteuren der
Kulturwirtschaft Wohnen und Arbeiten kaum trennen. Beides findet meist in derselben Mieteinheit statt
oder zumindest im selben Haus. Ist es da nicht die Aufgabe der Wirtschaftsförderung
Immobilienkredite für die Kultur- und Kreativwirtschaft einzurichten, um Gentrifizierung aufzuhalten
und die laufende Entwicklung über das Instrument von Immobilieneigentum nachhaltig zu fördern?
MK:
Die Antwort in 2012 ist nein!
SR:
Und 2013?
MK:
Vielleicht. - Weil ich z.B. 2011 noch gesagt hätte, die Stadt Leipzig vergibt keine Kredite. Aber
das machen wir jetzt. Es gibt jetzt in Leipzig ein Mikrokreditprogramm und 40% der Abfragen kommen
wiederum aus dem Kreativbereich. Deswegen: never say never. – Aber im Moment sage ich zu
Immobilienkrediten noch nein. Man kann eine Stadt nicht ausschließlich über Planung regulieren.
Leipzig hat doch ein ganz triviales Problem. Die Stadt ist für 750.000 Menschen gebaut und jetzt leben
gerade mal etwas mehr als 500.000 hier. Die Leerstände sind also leicht erklärbar. Zweiter Fakt ist,
wir haben in der Stadt genauso viele HARZ IV-Empfänger wie Dresden und Chemnitz zusammen. All
diese Komponenten generieren doch eine Gesamtentwicklung. Und jetzt kommen wir zu den
Werkzeugen wie dem SEKo, der Wirtschaftsförderung oder Kulturförderung. Es gibt also nicht die eine
Antwort, die LWB wird das alleine mit günstigen Mieten nicht regeln können. – Ich würde mich freuen,
wenn in Leipzig der Mietpreis auf 20 Euro je Quadratmeter steigen würde, vorausgesetzt, unsere
Gehälter wären so hoch, dass wir uns diese Mieten auch leisten könnten. Entscheidend ist, dass die
Wirtschaftskraft da ist, dass die Kaufkraft da ist und dann kommt über die Nachfrage auch
Sanierungstätigkeit in Gang. - Das ist meine These und so denke ich.
SG:
Da würde ich sofort widersprechen. – Wenn Sie 20 Euro je Quadratmeter bezahlen, dann
fließt ein erheblicher Teil der Wertschöpfung einfach ab und der einzige Gewinner ist ein
Immobilienfond mit Sitz auf den „Cayman Islands“. Es macht wenig Sinn, wenn Wertschöpfung über
Gebühr abfließt. Für uns als Stadt sollte es Ziel sein, die Mieten so niedrig wie möglich zu halten. Das
macht eine Stadt im Vergleich zu anderen Stadtregionen attraktiv für Wirtschaftsunternehmen und ihre
Mitarbeiter. Natürlich müssen die Mieten so hoch sein, dass die Gebäude erhalten werden können.
Und, es muss sich auch lohnen zu investieren. Im Moment sind wir einen Tick darüber, an dem „break
even“, an dem sich mit Immobilien wieder etwas mehr Geld verdienen lässt als man investiert und das
merkt man im Leipziger Westen.
MK:
Das unterschreibe ich auch!
SR:
Ich möchte auch nochmals betonen, dass sich der Wind, trotz immer noch hohen Leerständen
in der Gesamtstadt, gedreht hat. Zumindest im Kernbereich mit seinen gründerzeitlichen Quartieren.
Und das spüren die Leute und daher kommt auch die Angst vor Verdrängung. Die Frage ist doch, wie
man den Kreativakteuren Zugang zum Immobilienmarkt verschafft und ihnen ermöglicht, von der
Entwicklung zu profitieren, die sie mit angestoßen haben.
AS:
Aber es geht doch nicht darum, Gewinn zu machen. Die Leute, die sich
zusammengeschlossen haben, um die Häuser zu sanieren, wollen die Freiräume im Quartier erhalten.
Bei vielen Projekten, die beispielsweise über das „Mietshäuser Syndikat“ finanziert wurden, geht es
37 doch darum, dass diese dem Immobilienmarkt entzogen werden und nicht darum die Renten der
Kreativen zu sichern. – Die haben sie sowieso nicht sicher!
SG:
Die wenigsten Leute, die Immobilien kaufen, haben das Kapital dazu. Entweder leihen sie sich
das, kaufen und sanieren die Immobilien und tilgen den Kredit über die Miete. Die Leute die sich ein
Eigenheim kaufen haben in der Regel etwas Grundkapital und besorgen sich den Rest bei der
Bausparkasse und zahlen den Kredit zurück an Stelle von Miete. Und bei den Hausprojekten ist das
Problem, dass die Akteure in der Regel noch weniger Geld haben als der Häuslebauer und dass man
einen Weg finden muss, ihnen zu ermöglichen, trotzdem eine Immobilie zu erwerben. Und da gibt es
verschiedene Wege: Man kann beispielsweise die Eigenkapitalquote, die Voraussetzung für einen
Kredit ist, über eine Bürgschaft decken. Man kann auf die Preise der Immobilien einwirken oder man
kann andere Sicherheiten akzeptieren. Wir hatten dazu auch schon interessante Gespräche mit der
Sparkasse, die dafür durchaus offen ist. Es gibt aber noch keine konkreten Lösungen. Wir haben dafür
noch kein Standardinstrumentarium.
SR:
Gibt es eigentlich in Berlin, wo die Gentrifizierungsspirale schon früher eingesetzt hat schon
Gegenmodelle oder andere Erfahrungen und Lösungen?
KO:
In Berlin ist der Immobilienmarkt im Moment total überhitzt und kommenden Montag
veranstaltet die Senatsbauverwaltung einen großen Workshop, wo es um niederschwelliges und
ökonomisch tragbares Bauen gehen wird. Man realisiert das Thema in Berlin erst ganz langsam.
Bisher waren das eher die Baugruppen, die in der Diskussion waren. Aber meistens waren das Kinder
von westdeutschen Akademikern, die sich mit dem Erbe der Eltern einen Palast hingesetzt haben und
das als Stadthausprojekt deklariert haben.
SR:
Die Frage des Standards scheint wieder stärker in Fokus zu rücken. An verschiedenen
Tischen wurde auch die Forderung nach mehr un- oder teilsaniertem Wohnraum aufgeworfen. – Gäbe
es nicht die Möglichkeit, das Thema an die Investoren heranzutragen und diese spezifische Nachfrage
stärker in den Köpfen zu verankern?
SG:
Ja, diese Chance sehe ich und das passiert auch, sowohl im gewerblichen Bereich, aber
noch stärker im Wohnbereich. Es gibt Bauträger, die das machen. Die „Stadtbau“ macht dies z.B. an
der Karl-Heine-Straße, saniert dort mit einem Minimalstandard, lediglich Böden und Leitungen und
lässt den Ausbau durch die Mieter selbst machen. Dafür ist die Miete niedriger. Auf einem anderen
Niveau passiert das, moderiert durch „Haushalten e.V.“, mit den sogenannten Ausbauhäusern. Wenn
die Investoren sehen, da gibt es einen Markt, da kann ich mit weniger Investitionen dieselbe Rendite
erzielen, dann machen die das. Man kann das streuen und das ist, was im Moment gerade passiert.
Besonders interessant wird das in sogenannten „Grenzimmobilienbereichen“, wo vor der Sanierung
noch nicht klar ist, ob man die erforderliche Rendite hinterher über die Mieteinnahmen tatsächlich
wieder einspielen kann. Dann ist die Low-Budget Variante für den Investor die bessere.
SR:
Mit einer abschließenden Runde sollten wir noch kurz in die Zukunft blicken. – Was machen
wir jetzt mit den Ergebnissen des Workshops?
AS:
Ich sehe schon, dass das Amt für Stadterneuerung große Verantwortung für die
Stadtentwicklung übernommen hat. Trotzdem wünsche ich mir noch etwas mehr politische
Verantwortung und eine bessere Kommunikation unter den Ämtern. Auch die Förderung könnte noch
ausgebaut werden. Es muss nicht unbedingt Geld sein. Die Initiativen, die ich kenne, wollen
unabhängig bleiben. Es geht mehr um Unterstützung bei der Vernetzung, um Hilfe bei der Sicherung
von Freiräumen und bei der Sicherung von kreativem Leben außerhalb der Kreativwirtschaft.
38 KO:
Wir sollten erst mal Wochenende machen! – Dann würde ich mich sehr stark auf diese
einzelnen Teilräume konzentrieren, fragen, wohin die Reise gehen soll und für jeden Raum eine
eigene Roadmap mit den erforderlichen Schritten erstellen. Man könnte zu jedem Teilraum auch
weitere Werkstätten initiieren oder ein Komitee einrichten, das diese Vision weiterentwickelt.
MK:
An meinem Tisch wurde gestern eine ganz gute Meinung geäußert: „Das war doch jetzt
erstmal ein brainstorming und das muss man nicht direkt werten“. So sehe ich das auch, d.h., ich habe
sehr viel gelernt und nehme das mit. Mir haben aber in der Zusammensetzung der Tische die „T-Shirt
& Suite“ Akteure, die stärker ökonomisch denken, gefehlt. Aber deren Sicht gehört auch zur
Meinungsbildung dazu. Wenn ich zum Beispiel mit einigen dieser Akteure schon unterwegs war, um
nach Ansiedlungsstandorten zu suchen, dann war das am Ende eben doch nie der Leipziger Westen.
Die Gründe dafür gehören aber auch auf den Tisch und in diese Diskussion und dann wird aus diesem
brainstorm in der Gesamtsicht am Ende vielleicht eine Ergebnisableitung. Sie haben auch gemerkt,
ich bin kein Freund von Entschleunigung. Und um Entschleunigung zu verhindern, würde ich
vorschlagen, solche Veranstaltungen sollte man regelmäßig durchführen. Auch, um die Verwaltung
stärker unter Druck zu setzen und sich zu fragen: Was hat sich denn in der Zwischenzeit geändert? –
Das heißt: Dialog, statt Entschleunigung, auch nach Auslauf des Creative Cities Programms, das wäre
meine Devise.
SG:
Ich würde gerne diese Brücke in Verlängerung der Markkranstädter Straße zur Spinnerei
bauen. (lacht) ... Für die Zielstellung der Räume, da wünsch ich mir zunächst eine gute
Dokumentation. Aber das ist aus meiner Sicht eher eine Nachjustierung. Denn da sind wir bereits
halbwegs so aufgestellt, wie wir das hier herausgearbeitet haben. Was wir aber weiter herausfinden
müssen, ist, an welchen Stellen wir Kommunikationsstrukturen über das Ende der Förderperiode
hinaus verstetigen müssen. Auf der Instrumentenebene stellt sich die Frage, an welchen Stellen wir
zusätzliche Instrumente wie Verfügungsfonds, Mikrokredite, Unternehmenszuschüsse neu anlegen
oder über das Ende Förderperiode hinaus verstetigen müssen. – Und, wie schaffen wir das?
Was den Prozess angeht, müssen wir die Governancefrage, die wir mit den Akteuren angestoßen
haben, noch etwas offensiver angehen und das, was dazu notwendig ist, zu Papier bringen, um damit
akquirieren gehen zu können. – Auch wenn der Ruf nach finanzieller Förderung nicht so deutlich war,
er war doch da und ich glaube wir haben auch noch genug zu tun. Und es macht Sinn, wenn wir gut
arbeiten, das auch nach außen zu verkaufen und zu sagen, dass wir dafür auch in Zukunft noch
weitere Unterstützung haben möchten.
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