Begegnung Zoo
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Zoopädagogik aktuell Nr. 19 März 2006 ISSN 0949 8362 Begegnung Zoo VERBAND DEUTSCHSPRACHIGER ZOOPÄDAGOGEN Impressum Begegnung Zoo Zoopädagogik aktuell Nr. 19, März 2006 Herausgeber: Verband deutschsprachiger Zoopädagogen e. V. Redaktion: Katrin Matthieu, NaturschutzTierpark Görlitz Ruth Dieckmann, Zoologischer Garten Köln Anke Krull, Krefeld Lothar Philips, Zoologischer Garten Köln Redaktionsanschrift: Katrin Matthieu, Naturschutz-Tierpark Görlitz Zittauer Str. 43 02826 Görlitz Erscheinungsweise: 2 mal pro Jahr, Sonderheft Gestaltung / Satz Lothar Philips, Köln Titelbild: EAZA-Rhino-Kampagne, Ray Amin & Renauld Fulconis © bei den Herausgebern. Die Artikel geben nicht notwendigerweise die Meinung der Herausgeber und der Redaktion wieder. ISSN 0949 8362 Begegnung Zoo, Zoopädagogik aktuell Nr. 20 erscheint im November 2006 Redaktionsschluss ist der 15.9.2006 Artikel und Zuschriften bitte, soweit möglich unformatiert, auf Diskette mit einem Ausdruck einsenden. Wir freuen uns über Leserbriefe und Manuskripte, behalten uns allerdings Abdruck, Kürzungen und Änderungen vor. Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, nichts ist so haltbar wie ein Provisorium. Als ich nach der Erkrankung von Sylvia Buchen den Satz unserer Verbandszeitung übernahm, dachte ich, es ginge um ein, zwei Ausgaben. Nun sind es mit den Tagungsbänden mehr als zehn geworden. Das allein zeigt, dass ich diese Aufgabe immer mit Freude erfüllt habe. Die Fehler, die ich in der Hektik zu verantworten habe, bitte ich mir zu verzeihen. Mein tiefer Dank gilt allen, die am Zustandekommen dieser Zeitschrift beteiligt waren. Besonderer Dank aber an Frank Oberwemmer, der ab der nächsten Ausgabe den Satz von „Begegnung Zoo“ übernimmt und so eine Last von meinen Schultern nimmt. Als scheidender Setzer eine Bitte an alle Autoren (selbstverständlich habe ich Verständnis dafür, dass ein Autor Vorstellungen davon hat, wie sein Artikel aussehen soll): Reichen Sie ihre Artikel als Datei auch unformatiert ein. Die Abbildungen bitte auch einzeln. Das erleichtert die Arbeit ungemein. Als Setzer verabschiede ich mich also von Ihnen, werde aber weiter als Autor an der Zeitschrift mitarbeiten. Bei der Leküre der Artikel wünsche ich Ihnen viel Freude. Lothar Philips Inhalt Begegnung 19 Inpressum Vorwort Inhalt Leserbrief Der Great-Ape-Trust – Besuch bei Kanzi und Co. Zoopädagogik einmal universitär SteinZeit – Geschichten in Schichten Außerschulische Bildung zwischen den Meeren FÖJ im Zoo Neuwied 2 3 3 4 Anke und Hans-Peter Krull Leopold Slotta-Bachmayr Stephanie Heinzelmann, Pascal Vetter, Nina Kunz 11 Jörg Bosse Jasmin Mühlisch, Mirko Thiel 14 16 Das Zoonarium – Rostocks neues Zentrum für Naturerlebnis und Umweltbildung im Zoo Zweite Elefantengeburt im Wuppertaler Zoo Zooschule Leipzig und neue Lehrpläne EAZA Kampagne: „SAVE the RHINO“ „Save the Rhinos“ im Zoo Köln arazpa education policy Stadtkinder brauchen Abenteuer in der Natur Reiseeindrücke aus Frankreich Zooschule Hoyerswerda Abkürzungen Labyrinth Freischaffende Zoopädagogin EAZA-NEWS Termine Osnabrück trauert um Klaus Hinrichs Buchbesprechungen Sachkundenachweis Autoren 6 8 19 Martina Schürer Gabriele von Domaros Gaby V. Schwammer Ruth Dieckmann 20 21 23 25 29 Ulla Didriksen Monika Niehaus-Osterloh Liane Semjank 32 36 40 41 41 42 44 45 46 47 50 51 Sabine Schoierer Birgit Strunk Zum Einreichen von Texten Liebe Autoren, BITTE !!! Reicht Eure Artikel ungesetzt ein. Die Bilder bitte extra in Druckqualitat (9X13, 300 dpi). Es ist eine wahnsinnige Arbeit gesetze Artikel für „Begegnung Zoo“ umzusetzen. Ich weiß nicht, wer folgende Ratschläge aufgesetzt hat, aber er/sie spricht mir aus der Seele! Lothar Philips Dreizehn nicht ganz ernst gemeinte Regeln für das richtige Abfassen von wissenschaftlichen Artikeln 1. Lesen Sie nie die Hinweise für Autoren. Schreiben Sie einfach so, wie es Ihnen gefällt und wie Sie es gewohnt sind. Die Schriftleitung soll sich gefälligst nach Ihnen richten. 2. Schicken Sie zu Ihrer Arbeit eventuell eine Diskette mit. Benutzen Sie unbedingt immer das allerneuste auf dem Markt befindliche Programm und machen Sie nicht den Fehler, die Abspeicheroption „Speichern unter“ und dann das Auswählen einer älteren Fassung eines gängigen Programms zu benutzen. Selbstverständlich hat die Schriftleitung immer alle aktuellen Programme vorrätig, auch wenn Sie aus den USA die Betaversion bekommen haben. Wozu gibt es ein Internet und Softwarepiraten? Natürlich gilt dies besonders für Grafik. 3. Senden Sie Ihre erste Fassung nicht so sorgfältig bearbeitet ein. Die Schriftleitung will schließlich immer ihren Senf dazugeben. Behalten Sie sich einige kleine Überraschungen für die Korrekturfahnen vor. 4. Legen Sie Abbildungen und Tabellen bei der ersten Fassung immer als schlechte Kopie oder als schwachen Ausdruck bei. Die Schriftleitung kann sich selbstverständlich einen Eindruck von der Qualität machen, die bei Ihnen liegt, und wird die Originale dann schon anfordern. 5. Alternativ können Sie natürlich Abbildungen oder Tabellen bereits beim ersten Mal in hochwertiger Qualität vorlegen. Wenn Sie dann die Korrekturfahnen erhalten, ändern Sie handschriftlich in den Tabellen und senden Sie keinesfalls eine Tabelle als Computerdatei und wenn, dann nur in allerneuster Programmfassung (Grund: s.o.). 6. Benutzen Sie in Abbildungen und Grafiken möglichst viele Graustufen und kaum erkennbare Schraffierungen. Auch der Text sollte mit reichlich Sonderzeichen versehen sein. Legen Sie aber keine Originale bei. 7. Reichen Sie Abbildungen niemals, aber auch wirklich niemals im Seitenspiegelformat ein (Woher sollen Sie das auch kennen? Die Zeitschrift, zu der Sie Ihren Artikel senden, ist Ihnen doch eigentlich nur vom Hörensagen bekannt). Die Schriftleitung wird sich schon melden, wenn es durch das Verkleinern oder Vergrößern zu einer Verschlechterung kommt. 8. Wenn Sie Abbildungen als Druckvorlagen einsenden, vergessen Sie nie, den Ausdruck auf bereits vorher benutztem oder möglichst grauem Recyclingpapier zu machen. Schließlich muss gespart und an die Umwelt gedacht werden. 9. Wenn Sie schon den Fehler machen, eine Diskette mit zu senden, dann machen Sie nicht den weiteren Fehler, eine gängige Schrift zu verwenden. Natürlich arbeiten Sie alle Grafiken bereits ein und senden sie nicht noch einmal separat mit. Die kommen schon klar damit, sind doch alles Computerfreaks! 10. Wenn Sie die Korrekturfahnen bekommen, legen Sie diese erst einmal zur Seite und widmen sich den wichtigen Angelegenheiten. Die Leute sollen warten, schließlich wollen die etwas von Ihnen, oder etwa nicht? 11. Kommen Sie niemals auf die Idee, für die Korrekturen in der Druckfahne die Korrekturzeichen nach Duden zu verwenden. Das macht es der Schriftleitung zu einfach. Schreiben Sie außerdem undeutlich und hinterlassen Sie wenigstens einige unverständliche Zeichen, an denen sich die Schriftleitung die Zähne ausbeißen kann. Die sollen auch mal denken! 12. Kaufen Sie niemals zusätzliche Sonderdrucke Ihrer Veröffentlichung, auch wenn die Arbeit sehr lang ist. Schließlich haben wissenschaftliche Zeitschriften einen großen Etat und können froh sein, dass Sie ihnen überhaupt einen Artikel haben zukommen lassen. Sie machen sich einfach Kopien, das ist billiger. Begegnung Zoo Nr. 19 4 13. Wenn Sie Ihren Artikel eingesandt haben, erwarten Sie selbstverständlich die Korrekturfahnen innerhalb der nächsten zwei Wochen sowie die Veröffentlichung innerhalb höchstens sechs Wochen. Sie sind der Autor, darauf haben Sie ein Anrecht. Und fragen Sie jede Woche nach, wann denn die Veröffentlichung kommt. Das hält die Schriftleitung auf Trab und überzeugt sie von der Wichtigkeit ihrer Einsendung. Leserbrief Tierpark Berlin-Friedrichsfelde GmbH Tierpark Berlin-Friedrichsfelde Am Tierpark 125 D-10307 Berlin Heras Lothar Philips Verband deutschsprachiger Zoopädagogen e.V. c/o Zoologischer Garten Köln Riehler Str. 173 Bildung Erholung Naturschutz Forschung 50735 Köln Ihre Zeichen Ihre Nachricht vom Unsere Nachricht vom Unser Zeichen Bla/bau Tel.: (030) 5 15 31-0 Fax: (030) 5 12 40 61 Tag 26.10.2005 Lieber Herr Philips, besten Dank für die Übersendung der beiden Exemplare von „Zoopädagogik aktuell” 18/September 2005. Wie ich Ihnen schon auf der VDZ-Tagung in Berlin sagte, wird es weiterhin Zooschularbeit in Berlin geben. Und was den Tierpark betrifft, so hat sich die Situation ergeben, daß das Land eine halbe Lehrkraft wieder zur Verfügung stellt, die nach den großen Ferien ihre Arbeit in der Tierparkschule aufgenommen hat. Auch die Zooschule ist über eine Sponsoringaktion weiterhin in Betrieb. Natürlich kann und will ich mich nicht in Ihre Verbandsarbeit einmischen, aber ich gebe doch zu bedenken, daß tendenzielle Artikel, wie der von Herrn Stadie zum Beispiel, dann doch eher kontraproduktiv sind. Ich würde mich freuen, wenn Sie in Ihrer kommenden Ausgabe eine entsprechende Ergänzung bringen könnten, damit nicht ein falscher Eindruck entsteht. Mit besten Grüßen nach Köln, wo hoffentlich auch bald ein Elefant das Licht der Welt erblickt! Zoopädagogik aktuell Nr. 19 5 Der Great-Ape-Trust – Besuch bei Kanzi und Co. Anke und Hans-Peter Krull Auch nach 20 Jahren Zoolehrerdasein hat die Beschäftigung mit Primaten nichts von ihrer ursprünglichen Faszination verloren. Im Gegenteil – die Begeisterung ist mit der Zunahme an Erfahrung und Wissen eher noch gewachsen. Um für die eigene Arbeit mit Orang-Utans auf die Erfahrung anderer zurückgreifen zu können, suchten wir 2005 Kontakt zu Leuten, die schon länger mit Menschenaffen arbeiten. Ein Film im Fernsehen über Kanzi, den „sprechenden“ Bonobo, beeindruckte uns so sehr, dass wir über das Intenet und per e-mail Kontakt zu Dr. Sue Savage Rumbaugh aufzunehmen versuchten. Sie arbeitet seit über 20 Jahren mit Bonobos, denen sie über eine Tastatur mit Lexigrammen eine Symbolsprache beigebracht hat. Zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme arbeitete Sue noch am Language-Research-Center in Atlanta/Georgia. Ein für die Osterferien vorgesehener Besuch in Atlanta musste verschoben werden, da Sue genau zu diesem Zeitpunkt mit allen Bonobos nach Des Moines in Iowa zum Great-Ape-Trust umsiedelte. Der Great-Ape-Trust ist eine aus privaten Initiativen entstandene Institution, die sich zum Ziel gesetzt hat, die besonderen Fähigkeiten der großen Menschenaffen zu erforschen, sie in verschiedenen Veranstaltungen der Öffentlichkeit bekannt zu machen und an Schutzprogrammen mitzuwirken. Auf einem 80 ha großen Gelände entstehen im Moment vier große Anlagen für Gorillas, Bonobos, Schimpansen und Orangs. Bei der reichen Ausstattung des Trusts verwundert es dann nicht, dass sich hier Leute zusammenfinden, die schon lange mit Primaten arbeiten. Zu ihnen gehört neben der schon erwähnten Dr. Sue Savage Rumbaugh auch Dr. Rob Shumaker, der seit über 10 Jahren eine Symbolsprache mit den OrangUtans Azi und Indah trainiert hat. Indah verstarb leider im November 2004. Seit Februar 2005 leisten Knobi und seit Oktober 2005 Allie Azi Gesellschaft. Rob war vorher am Smithsonian National Zoological Park in Washington DC. Er arbeitet mit Dr. Karyl Swartz zusammen, die auch schon einige Jahre mit Orangs forscht. Informationen über den Great-Ape-Trust kann man im Internet – auch in kleinen Filmsequenzen – unter: www.greatapetrust.org einholen. Unser Empfang im Great-Ape-Trust im Oktober 2005 war überaus herzlich. Sue führte uns durch die Anlage der Bonobos, deren Außenanlage noch nicht fertig gestellt war. Da sie vor unserem Besuch einige Wochen krank war, ging sie zusammen mit ihrer Schwester Liz zum ersten Mal nach Wochen wieder ins Innengehege, während wir davor standen. Die Begrüßung durch die Bonobos war entsprechend stürmisch. Erste Versuche, über den fest im Gehege installierten Computer-Bildschirm mit Kanzi und Panbanisha zu kommunizieren, funktionierten nicht richtig, da der Touchscreen auf Berührungen anders reagierte als das alte Keyboard in Atlanta. Zur Familie gehören inzwischen acht Bonobos. Panbanishas Sohn Nyota lernte quasi spielerisch von Anfang an die Fülle der Lexigramme des Keyboards. Eines der ersten Zeichen war das für Milch. Einen Videorecorder, der außerhalb des Geheges steht, aber für die Bonobos zu sehen ist, können die Tiere selber schalten. Nach Sues Aussage sehen sie bestimmte Filme und davon einzelne Ausschnitte besonders gern. Begegnung Zoo Nr. 19 6 Ziel dieser Haltung ist nicht das natürliche Verhalten in einem naturähnlichen Gehege zu zeigen, sondern in der Konfrontation der Tiere mit menschlichen Verhaltensweisen auszuloten, wieviel sie zu leisten im Stande sind. Da die Bonobos Sprache verstehen und über die Tastatur antworten können, haben einige Tests phantastische Ergebnisse geliefert. Wie eine kleine Sequenz im Internet zeigt, ist das Verhältnis von Dr. Rob Shumaker zu dem OrangWeibchen Knobi auch sehr vertraut und eng. Die Arbeit mit dem großen Männchen Azi findet jedoch an einem Trenngitter statt. Auch die OrangUtans haben ganz abstrakte Zeichen als Symbole für bestimmte Gegenstände und Eigenschaften erlernt, die sie über einen Computer-Bildschirm einsetzen und steuern können. Dadurch ist auch hier eine Kommunikation zwischen Mensch und Tier möglich. Wer das „Poker-face“ von OrangUtans kennt, ist überrascht wie schnell sie komplizierte Zusammenhänge erfassen, was erst an ihren richtigen Antworten erkennbar wird. Alles in allem war der Besuch beim Great-ApeTrust eine großartige Erfahrung. An dieser Stelle sei auch Kirk Brocker, dem Executive Director für eine Einladung zum Essen gedankt. Besonders möchten wir uns aber bei Sue, Rob und Karyl bedanken, die uns überaus herzlich aufnahmen und unsere vielen Fragen ohne Ermüdungserscheinungen beantworteten. Wir sind sicher, dass wir vom Great-Ape-Trust noch viel hören und sehen werden. Nach dem Aufenthalt in Des Moines reisten wir noch nach Atlanta weiter, wo wir das Yerkes National Primate Research Center an der Emory University, das Language Research Center der Georgia State University und den Zoo besuchten. Aber das wäre eine eigene Geschichte. Zoopädagogik aktuell Nr. 19 7 Zoopädagogik einmal universitär Leopold Slotta-Bachmayr Tiergartenbiologie und Zoopädagogik machen Gott sei Dank auch vor Universitäten nicht halt. Angehende Biologen freuen sich, wenn sie einmal aus dem Labor oder dem Mikroskopierraum heraus kommen, um am lebenden Tier zu arbeiten. Tiergartenbiologie selbst umfasst viele wichtige Bereiche, die mit dem Management von Tierpopulationen in Gefangenschaft beginnen. Aspekte des tierischen Verhaltens und der daraus abzuleitenden Gehegegestaltung umfassen, aber auch den Pfleger und die Besucher nicht außer acht lassen dürfen. Pfleger, die im Zoo arbeiten und denen ihre Arbeit so leicht und so sicher wie möglich gemacht werden soll. Besucher, die in den Zoo kommen um sich hier zu erholen, beziehungsweise um hier etwas zu erleben. Lernen steht dabei sicherlich nicht im Vordergrund. Alle diese Aspekte müssen bei der Planung eines Zoos bzw. einer Anlage berücksichtigt werden. Kaum jemand befindet sich in der glücklichen Lage, einen gesamten Zoo planen zu können. Nicht so die Studenten in dieser Lehrveranstaltung. Glücklicherweise hat der Leiter der Lehrveranstaltung im Lotto gewonnen. Nun überlegt er, einen neuen Zoo zu bauen. Dazu mussten ihn die Studenten allerdings überzeugen. Wozu braucht man einen Zoo eigentlich? Die Überzeugungsarbeit war nicht allzu schwer und die Studenten können nun mit der Planung eines Zoos beginnen. Zielsetzung ist, dass sich die Besucher in diesem Zoo bilden können und dass etwas zur Erhaltung gefährdeter Tierarten getan wird. Bei der Planungsarbeit sollen die Studentinnen und Studenten lernen, • dass Zoos ein Konzept, einen Roten Faden haben. • wie sie die Tiere entsprechend dem Roten Faden auswählen. • wie sie den Besuchern diesen Roten Faden deutlich machen. • wie sie eine Anlage unter Berücksichtigung der Ansprüche von Tier, Pfleger und Besucher planen. • Wie sie ihre Planung richtig präsentieren. Am Bespiel einer Gehegeplanung für den Seidenlaubenvogel wird verdeutlicht, wie diese Ziele erarbeitet werden. Der Zoo: Das Thema des Zoos ist die Beziehung zwischen Tier und Mensch. Verschiedene Bereiche aus dem Leben und Zusammenleben werden durch ausgewählte Tierarten verdeutlich (Bildungsaspekt). Es werden vor allem gefährdete Arten gehalten (Artenschutzaspekt). Der Zoo hat folgende Bereiche: • Ernährung: Fingertier, Reptilien, Kolibri, • Familienleben: Weißhandgibbons • Wohnen: Feldhamster, Nacktmull, Rote Waldameise, • Arbeit: Pferd, Blattschneiderameisen, • Partnerschaft: Pfau, Laubenvogel, Enten, Spinnen, verschiedene Entenarten, • Spiel/Freizeit: Faultier, Primaten. Im Bereich Partnerschaft wurden folgende Tiere gewählt: Pfau: beeindruckt Weibchen durch tolles Outfit. Gibbons: leben monogam in einem ausgeprägtem Sozialsystem. Seidenlaubenvogel: baut aufwendige Allee, um das Weibchen anzulocken. Spinnen: zeigen deutliche Geschlechtsunterschiede, die Männchen leben ganz schön gefährlich. Enten: zeigen deutliche Geschlechtsunterschiede, die Männchen kommen ganz schön herum. Für die weitere Planung wurde die Anlage des Seidenlaubenvogels (Ptilonorhynchus violaceus) ausgewählt. Er lebt in Australien und Neuguinea. • Seine Körperlänge beträgt zwischen 27 und 33 cm. • Seine Nahrung besteht aus Insekten und Früchten. Begegnung Zoo Nr. 19 8 • • Er baut eine Allee, um Weibchen anzulocken. Das eigentliche Nest wird vom Weibchen selbst errichtet Der Seidenlaubenvogel ist weltweit nicht gefährdet. Die Allee des Seidenlaubenvogels Was? Ein Nord-Süd ausgerichteter Gang (zwei Wände) mit einem Balzplatz davor. Woraus? Das Grundgerüst sind kleine Äste; Blätter, Federn, Blüten und Glassplitter werden als Deko eingesetzt. Wie? Zuerst wird das Areal gesäubert, dann die Wände aus Ästen erbaut. Borkenstückchen sind Werkzeuge (!), um die Allee mit Saft aus Blüten und Beeren anzumalen. Warum? Die Weibchen bevorzugen das Männchen mit dem schönsten Balzplatz. Sie werden in den Gang „gelockt“, um sich dort zu verpaaren. Die Anlage selbst ist so gestaltet, dass die Umgebung den Besucher anzieht und einen Zusammenhang mit dem Seidenlaubenvogel herstellt. Ein Gang führt durch eine „Laube“ (die Besucher fühlen sich wie ein Seidenlaubenvogel) Die Perspektive des Vogels bringt die Besucher näher zum Tier. Die Anlage ist rund. Die Unterbringung der Vögel in einer Hütte ermöglicht eine ganzjährige Betrachtung. Australische Symbole am Gehege selbst zeigen die Herkunft des Seidenlaubenvogels. Dadurch soll auch das Interesse der Besucher an Australien und seiner Tierwelt geweckt werden. In der Anlage befinden sich • 1 Männchen und 2 Weibchen • Objekte für Nest/Alleebau • Gräser, Bäume und Sträucher mit Früchten • Wasserstelle Nach: Perrins, Die große Enzyklopädie der Vögel, Orbisverlag 1996 Zoopädagogik aktuell Nr. 19 9 Zoopädagogik einmal universitär Ergänzt werden diese Planungen noch durch eine Tafel über den Seidenlaubenvogel und eine Tafel über seine Allee. Die Planungen werden nach einer allgemeinen Einführung in die Tiergartenbiologie Schritt für Schritt erarbeitet. Nach jedem Planungsschritt erfolgt eine Präsentation und Diskussion der Ergebnisse und gegebenenfalls eine Veränderung des Plans. Zum Abschluss wird das gesamte Konzept präsentiert. Eine Gruppe bekommt den Zuschlag für die Errichtung ihres Zoos. Begegnung Zoo Nr. 19 10 SteinZeit – Geschichten in Schichten Stephanie Heinzelmann, Pascal Vetter, Nina Kunz Ein ganzjähriges Projekt im Natur- und Tierpark Goldau Wer sagt, dass ein Tierpark immer über Tiere reden muss? „Vom Naturdrama zum Naturerlebnis – der Natur- und Tierpark Goldau Die Landschaft des Natur- und Tierparks ist geprägt durch ein vergangenes Naturdrama, den Goldauer Bergsturz. Am 2. September 1806 gegen 17 Uhr brachen an der Südflanke des Rossbergs über 30 Millionen Kubikmeter Geröll ab und donnerten zu Tal. Innert fünf Minuten begruben die riesigen Gesteinstrümmer das Dorf Goldau und seine Umgebung. 457 Bewohner fanden den Tod, das Ausmass der Verwüstung war fürchterlich. Doch so schrecklich die Folgen, so einmalig war auch die Welle der Solidarität, die das Ereignis auslöste. In den letzten 200 Jahren verwandelte sich die Steinwüste in eine einzigartige Naturlandschaft zurück, die Mensch und Tier wieder lebenswerte Heimat geworden ist.“ So beginnt der Flyer zu unserer neuen ganzjährigen Aktion. Die Entscheidung, ein geologisch weitgefasstes Thema aufzugreifen, erscheint auf den ersten Blick etwas gewagt. Ist doch die Hauptmotivation unserer Besucher erwiesenermassen das Erleben, Füttern und Beobachten von Tieren. Der Titel der Aktion – sinnigerweise „SteinZeit im Tierpark“ – lässt zwar ein weites Spektrum offen, doch Tiere finden darin nur sehr bedingt Platz. Trotzdem, dem Tierpark Goldau fiel diese Entscheidung leicht. Bereits im Leitbild ist festgehalten, dass der Tierpark „…sich mit Biotop-, Tier- und Artenschutz sowie Geologie“ beschäftigt. Zwischen hausgrossen Felsbrocken am Fusse des Rossberges gelegen ist die Katastrophe schon seit der Eröffnung 1925 Alltag für den Tierpark. Nun gilt es nur noch, unsere kleinen und grossen Besucher für das etwas ungewohnte Thema im Jahr 2006 zu begeistern. Ein Ziel für alle – alle für ein Ziel Die ganzjährigen Aktionen des Tierpark Goldau umfassen alle Bereiche, die in irgendeiner Weise der Besucherinformation, Bildung und Marketing zugeordnet werden können. D.h. es soll ein umfassendes Angebotsspektrum erarbeitet werden, das möglichst alle Zielgruppen berücksichtig. Die Aktionen finden also auch Einzug in die Menüplanung Abriss-Stelle des Restaurants, im Shop und natürlich in die Zoopädagogik. Konkret heisst das für die SteinZeit zum Beispiel: - eine interaktive Ausstellung an vier Stationen im Park zur Entstehung des Bergsturzes, seinen Auswirkungen, des heutigen Naturschutzgebietes und zu Steinen jeglicher Art im heutigen Leben. - Führungen für Gruppen zum Thema „Als der Berg ins Rutschen kam“ - ein Workshop für Schulklassen „Als Geologe die Welt entdecken“ - eine Forschungsstation in den Frühlingsferien mit dem Titel „Lebende Steine – Steine fürs Leben“ - ein Info-Mobil „Was war in der Steinzeit los?“ mit zusätzlichen Veranstaltungen für Kinder zum Leben in der Steinzeit, z.B. Feuer machen oder Werkzeuge herstellen - Stein-Künstler führen live Arbeiten am Stein vor - Steinprodukte und Bücher zum Thema im Tierpark-Shop - „Steinbrecher-Menüs“ im Restaurant (z.B. mit Steinobst) - vertiefende Informationen im Internet (Links und Downloads) - Exkursionen ins Bergsturz-Gebiet - eine Goldwaschaktion - eine Lehrerweiterbildung zum Bergsturz sowie Flora und Fauna im Gebiet Von Selbstgebasteltem und Professionellem Mit drei Beispielen aus der SteinZeit möchten wir noch andere Aspekte hervorheben. Zoopädagogik aktuell Nr. 19 11 Frühlingsaktionen: Der Tierpark Goldau hat eine lange Tradition von so genannten Frühlingsaktionen. Jeweils an Ostern startet für mehrere Wochen (Frühlings-Schulferien) eine Forschungsstation. Nach Bär, Wasser, Totholz und anderen Themen ist es dieses Jahr die Forschungsstation „Lebende Steine – Steine fürs Leben“. Forschungsstationen sind eigentlich nichts anderes als ausgeweitete Touch-Tables oder Mobile, wie sie in anderen Zoos genannt werden. Dabei steht aber das forschende Lernen und Erleben noch mehr im Vordergrund als sonst. Gerne geben wir über Inhalte auf Anfrage Auskunft. Unsere Forschungsstationen lassen wir jeweils von unseren Teilzeitmitarbeitern, den TierparkRangern, welche die Stationen auch betreuen, selber erarbeiten. Dieses Vorgehen empfehlen wir weiter: mit 1-2 etwas häufiger verfügbaren Teammitgliedern als Projektleiter organisiert unser 20köpfiges Team die Planung und Umsetzung selbständig. Dies nimmt uns nicht nur Arbeit ab, sondern fördert die Motivation und Eigenverantwortung der Ranger. Zudem ist der Austausch von Wissen zwischen den Teammitgliedern, die zwischen einigen Monaten bis mehreren Jahren bei uns tätig sind, riesig. Stunden dauern und von uns Zoopädagogen oder von den Tierpark-Rangern durchgeführt werden. In der Regel müssen die Lehrpersonen dies bezahlen, zur Feier des 200jährigen Gedenkjahres bieten wir dieses Jahr den neuen Workshop gratis an – auf eigene Kosten. Damit können wir unsere Kompetenzen auch auf einem nicht zoologischen Thema beweisen. Aus dem Inhalt: Die Schüler (3. – 5. Klasse) versetzen sich in die Rolle eines Forschers und lernen als erstes ein typisches Tätigkeitsfeld eines Geologen kennen. Anhand von Versuchen an Steinen treten sie in direkten Kontakt mit dem wichtigsten Gestein des Bergsturzes: die Nagelfluh (ein Konglomerat). Dabei schlagen sie aus einem grossen Block gleich selber die Bestandteile heraus. Mit Hilfe eines Rutschexperimentes und dem Betrachten der Abrissstelle gehen sie den Ursachen des Bergsturzes auf den Grund. Zum Schluss erfahren sie über ein Hörspiel die Auswirkungen des Bergsturzes auf die Menschen. Wir sind sehr gespannt, wie die Nachfrage nach diesem nur zum Teil im Lehrplan verankerten Thema ist. Schulprogramme: Der neueste Workshop im Tierpark trägt den Titel „Als Geologen die Welt entdecken“. Workshops sind Schulprogramme, die ca. 2,5 Begegnung Zoo Nr. 19 12 SteinZeit – Geschichten in Schichten Ausstellung: Die auf diesen April neu erarbeitete Ausstellung „SteinZeit“ ist wie fast alle Ausstellungen des Tierparks auf einem Rundgang im Gelände angeordnet. Wir möchten hier nicht den Inhalt, Layout oder pädagogische Überlegungen dazu erläutern. Vielmehr geht es uns darum, dass wir nicht nur versuchen professionelle Arbeit zu leisten sondern auch gleichzeitig unsere Aufgabe als Bildungsinstitut wahrzunehmen. In der Regel werden die Ausstellungen im Tierpark unter der Projektleitung einer/eines Praktikanten/in erarbeitet – natürlich unter unserer Aufsicht und in Absprache mit der Geschäftsleitung sowie in Zusammenarbeit mit Texter, Graphiker etc. Die „SteinZeit“ wurde von einer Geographin als Gesamtprojekt übernommen, welche vor zwei Jahren bei uns als Praktikantin bereits eine kleinere Ausstellung erarbeitet hatte. So oder so gilt: unsere Ausstellungen – seien es Wechselausstellungen oder Längerfristige – bieten ein ideales Lernfeld für junge Fachleute, welche im Bereich der Umweltbildung Erfahrungen sammeln möchten. Zudem vermeiden wir damit eine Engstirnigkeit, denn neue Leute bringen neue Ideen und eine unvoreingenommene Sicht tut uns immer gut. In diesem Sinne gilt natürlich… Weitere Auskünfte, Kontakt: Stephanie Heinzelmann, Pascal Vetter, Nina Kunz ([email protected] …Zusammenarbeit gesucht Es ist ja ganz im Sinne der Welt-Zoo- und Aquarium Naturschutz-Strategie, möglichst Kooperationen zu suchen, nicht nur bei Ganzjahresaktionen. Aber gerade bei solchen Aktionen können und wollen wir nicht alleine arbeiten. Wir nehmen diese zum Anlass, die bestehenden Zusammenarbeiten mit lokalen Naturschutz-Organisationen, anderen Bildungsinstitutionen und Fachleuten noch mehr zu intensivieren. So haben wir bei der letzten Ganzjahresaktion „Tierisch nützlich“ mit einem Museum kooperiert (von Planung bis hin zum gemeinsamen Auftritt und Anlässen), dieses Jahr stehen die lokalen Fachleute mit ihrem Wissen über die Region im Vordergrund. Zoopädagogik aktuell Nr. 19 13 Außerschulische Bildung zwischen den Meeren Jörg Bosse Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung in Schleswig-Holstein und im Wildpark Eekholt Hoch im Norden, mitten in SchleswigHolstein, nur wenige Kilometer entfernt von Hamburg, befindet sich der Wildpark Eekholt. Der Wildpark umfasst eine Gesamtfläche von ca. 67 ha. Er zeigt seinen Besuchern in einer abwechslungsreichen Landschaft einheimische Wildtiere in ihren natürlichen Lebensräumen und verdeutlicht Abhängigkeiten zwischen Pflanze, Tier und Mensch. Ziel der Umweltbildungsarbeit im Wildpark Eekholt ist neben der Vermittlung von persönlichen Naturerlebnissen und Naturerfahrungen eine Entwicklung von Verhaltensweisen zugunsten von Natur und Umwelt im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Originale Tierbegegnungen, Sinneserfahrungen, sowie kreative und erlebnisorientierte Elemente sind feste Bestandteile der umweltpädagogischen Betreuungen. Bereits 1999 wurde der Wildpark Eekholt durch die Landesregierung zum Regionalen Pädagogischen Umweltzentrum ernannt. 2005 besuchten nahezu 250.000 Besucher, davon rund 100.000 Kinder und Jugendliche den Wildpark. Mehr als 13.000 Kinder nutzten 2005 die umweltpädagogischen Betreuungen, nahezu 7.500 Kinder lebten und erlebten mehrere Tage den Wildpark. Zertifizierung Anknüpfend an die Zielsetzung der agenda 21 hat sich die Regierung des Landes Schleswig-Holstein eine Fortentwicklung der Umweltbildung zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)zum Ziel gesetzt. Ein wichtiger Schritt hierfür ist die Zertifizierung der verschiedenen außerschulischen Bildungsanbieter im Sinne der BNE. An der Erarbeitung des Zertifizierungsverfahrens und der Qualitätskriterien für die Zertifizierung von Bildungseinrichtungen bzw. Bildungsangeboten war auch der Wildpark Eekholt als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Natur- und Umweltbildung (ANU) beteiligt. Eine Zertifizierung soll für Schulen und andere Nutzer die Qualität des Bildungsangebotes sichern. Die Bildungsanbieter ihrerseits können mit dem Zertifikat werben, nachdem sie im Zertifizierungsprozess ihre Arbeit unter Beweis gestellt haben. „Nachhaltig(keit) zwischen den Meeren“ Zur weiteren Stärkung des BNE-Ansatzes im Bildungsangebot der außerschulischen Umweltbildung erfolgte ab Oktober 2004 die Durchführung eines Projektes „Nachhaltig(keit) zwischen den Meeren“. Neben 36 weiteren Bildungsanbietern wirkte auch an diesem Projekt der Wildpark Eekholt mit. Die „ecco Unternehmensberatung GmbH“ bot Koordination und Unterstützung in Form von Einzelberatungen, Betreuung sowie Begleitung von Qualitätszirkeln und Weiterbildungsangeboten. Begleitet wurde das Projekt durch 3 Zukunftskonferenzen, mit dem Ziel, alle Aktiven des Projektes zu bündeln und Gemeinsames entsprechend der BNE-Zielsetzung zu definieren. Dieses Projekt ist als offizielles UN-Dekade-Projekt 2005/2006 anerkannt. Begegnung Zoo Nr. 19 14 Es geht weiter: Gründung eines „Netzwerkes BNE“ Nach Beendigung des Projektes entwickelte sich hieraus Ende 2005 ein „Netzwerk BNE“, das von 16 außerschulischen Bildungsanbietern gegründet wurde. Ziele des Netzwerkes sind , die Förderung für BNEProjekte voranzutreiben, der BNE in Schleswig-Holstein eine Lobby zu geben und und den Qualitätsstandard der BNE-zertifizierten Einrichtungen bekannt zu machen – es geht also weiter voran. Und was bedeutet das für die praktische Arbeit? Stärkung der Qualität durch Zertifizierung ist sehr zu begrüßen. Aber eine Zertifizierung bringt auch eine Menge Arbeit mit sich: Überprüfung und Korrektur des Konzeptes, Überarbeitung des Betreuungsangebotes, Weiterentwicklung von Fortbildungsangeboten, eine jährliche Selbstevaluation... Die Anforderungen und die Arbeitsbelastungen steigen, denn Theorie und Praxis müssen passen. Für den Wildpark Eekholt als privatwirtschaftliche Bildungseinrichtung zählt jeder Besucher, der den Wildpark zufrieden verlässt – und wiederkommt! Der Weg ist also nicht unbeschwerlich, es sind doch einige Klippen zu umschiffen. Es ist eine Herausforderung an die personellen und finanziellen Kapazitäten der Bildungseinrichtungen - aber dieser Weg bringt uns in der Bildungsarbeit weiter – nicht nur im Norden zwischen den Meeren. Zoopädagogik aktuell Nr. 19 15 FÖJ im Zoo Neuwied Jasmin Mühlisch, Mirko Thiel • • • In einem Zoologischen Garten gibt es sehr viele verschiedene Aufgabengebiete. Jeder einzelne Bereich unterscheidet sich vollkommen von den Anderen. Leicht zu verstehen ist das, wenn man die Arbeit der Tierpfleger mit der Verwaltung vergleicht. Aber auch innerhalb der Tierpflege sind die Unterschiede sehr Groß. Die Arbeiten im Vogelrevier gestalten sich völlig anders als die im Katzen- oder Affenrevier. Wer in unserem Betrieb ein „Freiwilliges Ökologisches Jahr“ leistet, lernt so ziemlich jede Arbeit, die in einem Zoo anfällt kennen. Hier nun ein kleiner Ausschnitt aus dem Tätigkeitsfeld unserer FÖJ’ler. Was ist überhaupt ein FÖJ? Das „Freiwillige Ökologische Jahr“(FÖJ) ist ein von Bund und Land gefördertes ökologisches Bildungs- und Orientierungsjahr, in dem junge Leute von 16 bis 26 Jahren etwas für die Natur und ihre Umwelt tun können. Man kann kreativ sein, endlich selber mal mit anpacken und nicht einfach nur immer darauf warten, das andere etwas verändern. Während des FÖJ wird in den vielfältigen Bereichen des Umwelt- und Naturschutzes gearbeitet: • • • Praktischer Arten- und Biotopschutz (z.B. Anlage und Pflege von Biotopen, Gewässern, Hecken, Streuobstwiesen), Technischer Umweltschutz (Windund Sonnenenergie, Abfall und Abwasser), Zustandserfassung und Planung von Flora und Fauna, von Umweltbelastungen, Ökologische Land- und Forstwirtschaft, Umweltorientierte Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung, Verwaltungstätigkeit im Umweltbereich. Man kann dieses Jahr in den verschiedensten Einsatzstellen wie, Umweltzentren, Naturparks, Umweltbehörden, Forstämtern oder ökologisch wirtschaftenden Wein- und Landbaubetrieben und diversen Zoos durchführen. Der Zoo Neuwied ist seit dem Jahr 2001 als Einsatzstelle anerkannt und in dieser Einsatzstelle lernt man viele verschiedene Tätigkeitsbereiche kennen: Die Arbeiten in der Tierpflege ebenso wie die täglich anfallende Büroarbeit und die pädagogischen Arbeiten in einer Zooschule. Der Schwerpunkt dieser FÖJ-Stelle liegt in der pädagogischen Betreuung von Kindern im Grundschulalter, kurz gesagt der Zooschularbeit. An erster Stelle steht dabei die Schulklassenbetreuung: Jedes Jahr besuchen etwa 600 Schulklassen den Zoo Neuwied. Ungefähr die Hälfte wird von der Zooschule durch Führungen oder Unterrichtseinheiten betreut. Während der Führungen lernen die Kinder grundsätzliches über die Biologie verschiedener Tierarten, und darüber hinaus wird ihnen der Tierund Naturschutzgedanke vermittelt. Wie groß ist eigentlich ein Straußenei? Warum ist ein Flamingo rosa? Ist eine Schlange wirklich glitschig, rutschig und nass? Diese und andere Fragen werden im Laufe eines Rundgangs durch den Zoo geklärt. Für die Arbeit in der Zooschule müssen die FÖJ’ler also erst mal „Tiergartenbiologie“ lernen. Nicht nur das Wissen über die Biologie, das Verhalten oder die Systematik der einzelnen Tierarten, sondern vor allem auch wie man dieses Fachwissen Kindern anschaulich erklärt. Aber Zooschularbeit bedeutet nicht nur Unterricht mit Schulklassen, auch bei den verschiedenen Kindergeburtstagsprogrammen lernen die Kinder unsere Tiere kennen. Begegnung Zoo Nr. 19 16 Immer mehr Kinder verbringen ihren Geburtstag im Zoo Neuwied, da die verschiedenen Angebote mit viel Spaß und Action verbunden sind. Eines dieser Programme sind die „Zoolympischen Spiele“. Die Teilnehmer der Geburtstagsgesellschaft wetteifern mit den Tieren. Sie können herausfinden, ob sie vielleicht auch so schnell laufen können wie ein Gepard oder so weit springen wie ein Känguru. Gleichzeitig erfahren sie dabei, warum die Tiere in ihren Disziplinen so besonders gut sind. Wie bei jeder „Sportveranstaltung“ bekommen die Kinder natürlich auch hierbei am Ende eine Urkunde. Eine „Wildtiersafari“ durch den Zoo Neuwied ist auch immer ein Erlebnis. Hier sieht man Großkatzen, Affen, Seehunde und Schlangen, die man sehr genau beobachten muss. Nach der Safaritour, darf nämlich jeder Teilnehmer eine Tiermaske basteln. Wie bei einer richtigen Safari üblich, werden diese als Trophäe mit nach Hause genommen. Im Zooschulbüro gibt es auch immer viel zu tun. Die Terminverwaltung der Führungen und Kindergeburtstage, also das Telefonieren mit Eltern und Lehrern, erfordert viel Zeit und manchmal auch viel Geduld. Spezialführungen müssen geplant, bzw. organisiert und benötigtes Material besorgt werden. Eine weitere Aufgabe der Zooschule im Zoo Neuwied ist die Beschilderung auf dem Zoogelände. Alte oder defekte Schilder müssen erneuert oder ausgetauscht, neue entworfen werden. Hierzu zählen auch unsere „Interaktiven Schilder“ für Kinder. Sie probieren selber aus, ob sie es schaffen einen so großen Schritt wie der Strauß zu machen, können durch aufklappen verschiedener Schilder erfahren, wo manche Tiere leben oder wovon sie sich ernähren oder am eigenen Leib erfahren wie groß die Hörner von Watussi-Rindern sind. Im Zoo Neuwied bieten wir für Kinder auch einen speziellen Kinderzooführer an. Dieser wurde von einer ehemaligen FÖJ’lerin vollkommen überarbeitet. Mit neuen Tieren, neuen Rätseln und mit mehr Bildern. In den Wintermonaten ist in der Zooschule nicht so viel zu tun. In der Zeit hat man die Gelegenheit, in den Bereich der Tierpflege rein zu schnuppern. Zoos sind in verschiedene Reviere aufgeteilt. FÖJ’ler können in jedem Revier mind. 2 Wochen lang mitarbeiten. Egal ob im Vogelrevier, im Exotarium, im Euro-parevier oder im Katzenrevier - überall gibt es viel zu tun. In dieser Zeit muss man Futter zubereiten, Ställe ausmisten, Käfige reinigen und diverse andere anfallende Arbeiten erledigen. Man kann mithelfen, die Gehege zu gestalten und auch eigene Ideen umsetzten. Bei diesen Arbeiten verliert man die Angst vor Tieren, und lernt mit ihnen respektvoll und behutsam umzugehen. „Nebenbei“ erfährt man viel Interessantes über die Tiere, ihre Verhaltensweisen und ihre Haltung. Die Arbeit in der Tierpfleger macht den meisten Teilnehmern sehr viel Spaß, obwohl es eine große Umstellung ist, wenn man gerade aus der Schule kommt. Vor allem im Winter ist es in den Außenrevieren sehr kalt und man muss so manches Mal frieren. Aber auch daran gewöhnt man sich und mit den richtigen Klamotten ist das ganze nur halb so schlimm. Aber nicht nur im Zoo lernen die Teilnehmer etwas dazu. Fünf mal im Jahr finden mehrtägige Seminare statt, bei denen viele verschieden Themen behandelt werden. „Wald und Mensch“, „Landwirtschaft und Vollwerternährung“, „Alternative Energie“, „Lokale Agenda“ und „Land und Meer“. Zoopädagogik aktuell Nr. 19 17 FÖJ im Zoo Neuwied Zu jeden Seminar werden Experten eingeladen, es wird gebaut, geforscht, experimentiert und diskutiert. Man kann mit den anderen FÖJ’lern seine Erfahrungen austauschen und nicht zuletzt kommt auch der Spaß nicht zu kurz Bewerben muss man sich dann bei den Einsatzstellen selber. Das FÖJ beginnt meist am 1. August, die Arbeitszeiten sind 38,5 Stunden pro Woche und es gibt auch ein monatliches Taschengeld. Weitere Infos unter: www.foej-rlp.de Hier noch ein Hinweis für alle die jetzt mehr über das „Freiwillige Ökologische Jahr“ wissen möchten. Wie kann man sich für ein FÖJ bewerben? Das FÖJ gibt es in allen Bundesländern. Die Liste der rheinland-pfälzischen Einsatzstellen bekommt man gegen einen frankierten und adressierten Din-A4-Umschlag bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd Forstliches Bildungszentrum Rh. - Pf. In der Burgbitz 3 57627 Hachenburg Fotos: Zoo Neuwied Begegnung Zoo Nr. 19 18 Das Zoonarium Ulrike Lamp Rostocks neues Zentrum für Naturerlebnis und Umweltbildung im Zoo Der Rostocker Zoo möchte seine Besucher schon mit der Gestaltung des ZOONARIUMs neugierig machen und auf eine spannende Entdeckungsreise in das Reich der Natur einladen. Etwas abseits vom Hauptweg gelegen, gelangt man in einen „Geheimnisvollen Garten“ mit uralten Baumriesen zwischen denen sich ein Weg in eine langgestreckte Höhle schlängelt. Hat der neugierige Entdecker diese betreten, findet er sich auf einem Dschungelpfad wieder, auf dem ihm die verschiedensten Tiere aller Kontinente und längst vergangener Erdzeitalter begegnen. Hinter mehreren „magischen Türen“ verbergen sich fremde Welten und aufregende Abenteuer. Während eine Tür in die Welt des Mikrokosmos führt, entfaltet sich hinter einer anderen ein märchenhafter Ozean und durch eine weitere magische Tür gelangt man in eine urwüchsige mecklenburger Seenlandschaft. Dazwischen räkelt sich ein afrikanische Leopard über einem in Südamerika beheimateten Faultier und aus einem Gebüsch trifft den Erkundungsfreudigen der intensive Blick eines madagassischen Fingertieres. Baumpilzartige Vorsprünge laden zu Tasterlebnissen ein, während die Geräusche von einer lebhaften Vogelwelt zeugen. So eingestimmt, sind die Sinne für neue Erlebnisse im Rostocker Zoo geöffnet. Denn das Eigentliche sind natürlich immer noch die Tiere auf den Anlagen und in den Gehegen. Auf 1,5 bis 2-stündigen Zooexpeditionen, Safaris und Rallyes erkunden Kinder und Erwachsene, wie unsere Tiere leben, woher sie kommen und hier und da auch wie sie sich anfühlen. Dafür stehen eine 56 ha große Parklandschaft mit einem wunderbaren alten Baumbestand und ca. 1500 Tiere aus 250 Arten, Rassen und Formen zur Verfügung. Drei vom Schulamt abgeordnete Zoopädagoginnen bieten spannende Biologiestunden und Projekte, wobei Themen und Methoden individuell mit den Wünschen der einzelnen Klassen abgestimmt werden. Im freizeitpädagogischen Bereich stehen Kinder- und Erwachsenengruppen erfahrene Zooführer und Besucherbetreuer für Führungen, Kindergeburtstagsfeiern und andere Gruppenveranstaltungen zur Verfügung. neue Adresse: Zoonarium Zoo Rostock GGmH Rennbahnallee 21 18059 Rostock neu: Tel.: 0381/ 2082-211 Fax: 0381/ 2082-231 Zoopädagogik aktuell Nr. 19 19 Zweite Elefantengeburt im Wuppertaler Zoo Martina Schürer Als festgestellt wurde, dass Kibo mit einem Nabelbruch zur Welt gekommen war, wurde erfahrenen Zootierärzten weltweit digital der Nabelbruch übermittelt. Innerhalb kürzester Zeit stand fest. Es muss operiert werden. Durch den schnellen operativen Eingriff unseres Tierarztes gab es keine weiteren Probleme. Drei Tage nach der Geburt konnte das kleine Bullenkalb der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Am 3. Juni 2005 konnten wir die erste erfolgreiche Elefantengeburt von „Bongi“, einem weiblichen Jungtier, melden. Am 9. Oktober 2005 wurde nun der kleiner Bulle „Kibo“ geboren. Seine Mutter ist die 13jährige Numbi, die ihren Sohn ebenfalls sofort annahm und trinken ließ. Die Geburt verlief wieder ohne Komplikationen und dauerte 40 min. Bongi benötigte nur 19 min, um auf die Welt zu kommen, was allerdings als Rekordzeit gehandelt wird. Alle Fachleute betonen diesbezüglich den guten physischen Gesundheitszustand der Wuppertaler Elefantenkühe, die durch spezielle „hands on“ -Trainingseinheiten fit gehalten werden. Die Presse schrieb: „Die langen Pilgerströme, die sich gestern Vormittag durch den Zoo bewegten, hatten nur ein Ziel – das Elefantenhaus. Hier stellte sich der Neu-Wuppertaler Kibo dem Blitzlichtgewitter – und das putzmunter“. Mit seiner Halbschwester tobt er nun durch das Gehege und erfreut große und kleine Besucher. Fotos: D. Kranz, B. Scheer Die Daten der Kälber zur Übersicht: Kälber Geschlecht Geburtsdatum Uhrzeit Dauer der Geburt Geburtsgewicht Größe bei der Geburt Tragzeit Muttertier Rang der Mutter Erzeuger Es ist kaum zu glauben. 2007 erwarten wir in Wuppertal das dritte Jungtier! Diesmal ist die Leitkuh trächtig. Bongi weiblich 3.6.2005 21.04 Uhr 19 min 106 kg 87 cm 641 Tage Punda, 13 Jahre Letzter Rang von 4 Kühen Tusker, 13 Jahre Kibo männlich 9.10.2005 21.20 Uhr 40 min 101 kg 90 cm 626 Tage Numbi, 13 Jahre Rang 2 Tusker, 13 Jahre Begegnung Zoo Nr. 19 20 Zooschule Leipzig und neue Lehrpläne Gabriele von Domaros Seit 2004 gibt es in Sachsen neue Lehrpläne. Sie ermöglichen in stärkerem Maße fachübergreifendes und fächerverbindendes Lernen. Pro Schuljahr und Klassenstufe sind dafür im Lehrplan 14 Unterrichtstage eingeplant, die von den Kollegen selbst gestaltet werden. Die Zooschule Leipzig stellte sich auf diese neuen Anforderungen an Bildung und Erziehung ein und es entstanden die Lehrerhandreichungen Projekt „Arche“ Heft 1 und Heft 2. Durch Neuorientierung der Aufgaben des Zoos (Welt-Zoo-Naturschutzstrategie) ergeben sich für die Zooschule ideale Möglichkeiten des fächerverbindenden Unterrichtes im Zoo. Die Tiere werden nicht nur von ihrem arteigenen Verhalten und von der artgemäßen Haltung betrachtet, sondern die Schüler lernen die Probleme kennen, die weltweit zur Vernichtung von Arten führen. Hier bietet sich die Fächerverbindung Geografie, Ethik bzw. Religion an. Außerdem werden Projekte zum Schutz der Tiere vorgestellt, die der Zoo Leipzig unterstützt. Durch geeignete Arbeitsblätter erwerben die Schüler selbstständig Wissens. Dabei ist das Bildungszentrum des Leipziger Zoos, das Entdeckerhaus „Arche“, auch für Schüler ab Klasse 9 ein idealer Ort, um vorhandenes Wissen aufzufrischen und neues Wissen hinzuzufügen. Ab Schuljahr 2006/2007 werden die neuen Lehrpläne für die Klassenstufen 9 eingeführt. Als Angebot für die Mittelschule und das Gymnasium wurde vom Zoo Leipzig die Lehrerhandreichung Nummer 3 gedruckt. Diese Lehrerhandreichung enthält Projekte für die Klassenstufen 9-12 der Mittelschulen und des Gymnasiums. Der Erwerb umfassenden und anwendungsfähigen Wissens, die Entwicklung von LernMethoden- und Sozialkompetenz und die Werteorientierung stehen im Mittelpunkt dieser Projekte. Gleichzeitig wird ein Beitrag zum § 37 des Sächsischen Schulgesetzes geleistet. Darin steht, dass jeder Lehrer für die Umwelterziehung mit verantwortlich ist. Zur Informationsbeschaffung und -verarbeitung werden vor allem die Unterrichtsfächer Deutsch und Informatik benötigt. Harmonisch fließen die Fächer Biologie, Ethik, Religion, Gemeinschaftskunde, Geografie, Chemie, Kunst und Englisch in die einzelnen Projekte ein. Die Themen können im Rahmen einer Unterrichtseinheit oder als Projektunterricht über mehrere Tage durchgeführt werden. Das Anfertigen von Belegarbeiten durch die Schüler bietet sich an. Zur Auswahl stehen die nachfolgenden Projekte, die mit Bildungs- und Erziehungszielen, Einsatzmöglichkeiten und Lehrplanbezügen in den Heften vorgestellt werden. Entdeckerhaus „Arche“ Ökosystem Korallenriff Verhaltensbiologie Biologische Vielfalt Eine Kopplung der Arbeitsblätter „Arche“ mit den o. g. Projekten sorgt für eine ideale Verbindung von Allgemein- und Spezialwissen. Das Interesse der Lehrer an den Lehrerhandreichungen ist sehr groß, weil • Kontakte zur Lehrplankommission dazu beitrugen, dass der Zoo in die Lehrpläne integriert wurde, • die Lehrerhandreichungen im Regionalschulamt den Referenten und Schulleitern vorgestellt werden, • die Materialien mit ihren Einsatzmöglichkeiten in Lehrerfortbildungen und pädagogischen Tagen den Kollegen in der Schule nahe gebracht werden, die die neuen Lehrpläne umsetzen müssen. Zur Anschauung nachfolgend zwei Arbeitsblätter aus dem Entdeckerhaus „Arche“. Alle drei Lehrerhandreichungen können gern als Anregung bei uns bestellt werden ([email protected]). Zoopädagogik aktuell Nr. 19 21 Zooschule Leipzig und neue Lehrpläne Begegnung Zoo Nr. 19 22 EAZA Kampagne: „SAVE the RHINO“ Gaby V. Schwammer Der Europäische Zooverband EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) hat europaweit unter dem Titel „Save the Rhinos“ zu einer Kampagne aufgerufen. Der Tiergarten Schönbrunn (Zoo Wien) reagierte umgehend und die zoopädagogische Abteilung erarbeitete eine umfassende Sonderausstellung, die innerhalb der OZO (Österreichische Zoo Organisation) landesweit präsentiert wird. Großflächig wird über die Gefährdung und Bedrohung der Nashornarten informiert und umfassend über die zahlreichen Schutzbemühungen berichtet. Bei dieser Kampagne gibt es viele Informationen zum Wesen dieser „Kraftpakete“, zu deren biologischen Leistungen und über den Artenschutz für diese faszinierenden Spezies. Darüber hinaus wird in einer groß angelegten Aktion unter dem Kennwort „Rhino“ zu einer Spendenaktion aufgerufen. Nashörner sind kraftvolle und beeindruckende Tiere, die es schon seit 50 Millionen Jahren gibt. Ihr bewährter Trick war ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensräume. Trotzdem stehen die heute noch existierenden fünf Nashornarten am Rande der Ausrottung. Durch die sukzessive Zerstörung ihrer Lebensräume und durch Wilderei – die Jagd auf ihr Markenzeichen, „das Horn“, sind sie besonders gefährdet. Die EAZA Rhino-Kampagne versucht, die letzten Urzeit-Giganten zu retten. Sie brauchen uns JETZT, um auch in Zukunft überleben zu können! Was mit dieser Kampagne erreicht werden soll: *Rettung der Nashornarten *Erhaltung natürlicher Lebensräume *Aufklärung über Bedrohungsfaktoren *Unterstützung wissenschaftlicher Projekte Durch diese europaweite Kampagne wird ein umfangreiches Wissen über die fünf Nashornarten vermittelt – eine wichtige Grundlage zum Verständnis der Arten- und Naturschutzbemühungen um diese „Urzeit-Giganten“. Die Nashornarten sind akut vom Aussterben bedroht. Es liegt an uns allen, ihre natürlichen Lebensräume zu erhalten und so ihr Überleben zu sichern. Dauer der Kampagne: Bis September 2006 Der Tiergarten Schönbrunn bietet diese Ausstellung (deutsch und/oder englisch) auch allen interessierten EAZA-Zoos in digitaler Form als zur Verfügung gestellt. Dies ist ein besonderes Service des Wiener Zoos – werden doch diese Ausstellungsdaten (druckfähige, digitale Daten) kostenlos angeboten. Weitere Informationen: [email protected] Zusätzlich zur Ausstellung gibt es im Tiergarten Schönbrunn ein vielfältiges Programm-Angebot mit zahlreichen Aktivitäten zu dieser Kampagne. Bereits im Jänner fand ein so genannter ZooAktiv-Tag statt. Geboten wurden Sonderführungen und ein umfangreicher Info-Corner mit einem konzentrierten Einblick in seine Aktivitäten im Dienst des Artenschutzes. 22. Jänner 2006 / Zoo-Aktiv-Tag 10:00 Uhr Sonderführung zum Thema „Artenschutzprojekte des Schönbrunner Tiergarten“ Zoopädagogik aktuell Nr. 19 23 14:30 Uhr Fütterung der Großen Pandas mit Live-Kommentaren und Informationen zu Forschungs-, Zucht- und Schutzprojekte. 15:00 Uhr Spezialführung „Gelebter Artenschutz“ 16:00 Uhr Fütterung der Koalas mit LiveKommentaren und Informationen zu Forschungs-, Zucht- und Schutzprojekten 06.-10. Februar / Semesterferienspiel Rhino-Ausstellung Info-Corner mit Begreifbarem aus der wiss. Lehrmittelsammlung Rätselrallye durch die Rhino-Ausstellung und der Schönbrunner Tierwelt Belohnung für alle Teilnehmer 06.-12. März / Aktionstage „EAZA–Rhino Kampagne“ Info-Corner mit aktuellsten News über Rhinos Sonderführungen im Stundentakt für Schüler Rhino-Quizspiel – Belohnung für alle Teilnehmer Weitere Programmangebote: www.zoovienna.at Seit dem Start der EAZA Kampagnen im Jahre 2000 nimmt der Tiergarten Schönbrunn mit viel Engagement teil. Für jede dieser Kampagnen (Bushmeat, Rainforest, Tiger & Shellshock) wurden dafür spezielle Ausstellungen erarbeitet, die jedes Mal interessierten EAZA Institutionen zur Verfügung gestellt werden konnten. Bis jetzt konnte der Tiergarten Schönbrunn durch ein umfangreiches zoopädagogisches Programmangebot und speziellen Veranstaltungen insgesamt € € 62.403,-(!) für gezielte Schutzprojekte dieser EAZA Kampagnen sammeln. Wiederholt und mehrmals wurde der Wiener Zoo für diesen gewaltigen Einsatz ausgezeichnet. Begegnung Zoo Nr. 19 24 „Save the Rhinos“ im Zoo Köln Ruth Dieckmann Pünktlich zur EAZA-Rhino Campaign 2005/ 2006 hat der Zoo Köln ein Nashornhaus bekommen. Zwar hält er schon seit 1872 Nashörner und auch das besagte Haus ist nunmehr 143 Jahre alt – doch war es bisher Herberge dreier verschiedener DickhäuterArten und lief unter dem Namen „Elefantenhaus“. Nachdem 2005 die letzte Elefantin das Haus verließ, wurde es, dem tiergär tnerischen Schwerpunkt entsprechend, in „Nashornhaus“ umgetauft. Die ehemaligen Stellflächen der Elefanten blieben leer, sie sind nach heutigen tiergärtnerischen Erkenntnissen für eine Tierhaltung nicht wirklich mehr geeignet. Wir nutzten die Gelegenheit, eine solch großzügige Fläche direkt gegenüber unseren Spitzmaulnashörnern zur Verfügung zu haben und konzipierten eine Ausstellung. Konzept und Inszenierung wurden gemeinsam mit unserem nun schon langjährigem Partner ARA (Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz) und unserer Grafikerin Anica Alsleben erstellt. Auf 8 Tafeln wird die Situation der fünf Nashornarten in freier Wildbahn aufgegriffen. Jede Nashornart „erzählt“ dabei einen anderen Aspekt des Naturschutzes. Im Rahmen der EAZA-Kampagne unterstützt der Zoo Köln das Projekt der ZGF zur Wiederansiedlung der Spitzmaulnashörner in North-Luangwa-Park und bewirbt dies großflächig. Ein fünfminütiger Filmzusammenschnitt zeigt den Ringtausch der Spitzmaulnashörner von Frankfurt über Südafrika nach Sambia im Rahmen des Projektes. Eine eigene Tafel stellt die Ziele der Kampagne zusammen und wirbt um Spenden, die entweder direkt in einen großen Spendentrichter eingeworfen oder überwiesen werden können. Flankiert wird die Ausstellung zur Hausinnenseite hin von drei Nashornsilhouetten, an denen sich hinter Klapptafeln „Nashorngeheimnisse“ zu Biologie und Verhalten verbergen. Im Innenraum des Hauses spannen sechs Tafeln den Bogen von den prähistorischen Nashörnern über das erste Panzernashorn in Köln bis zum Dürer’schen Nashorn. Auf der Außenanlage wurde der ehemalige Graben aufgeschüttet, so dass das Haus jetzt auch von dort zu betreten ist. Eine Installation von drei immer kleiner werdenden Nashornsilhouetten aus Stahl macht schon von weitem auf die Ausstellung aufmerksam und symbolisiert zugleich den dramatischen Rückgang der Spitzmaulnashörner. Für die Kampagne wurde außerdem ein Zoomobil entwickelt, ein Informationsstand, der an Wochenenden, Feiertagen und speziellen Aktionstagen über die Nashörner informiert und für Spenden wirbt. Das Bundesamt für Naturschutz stellte uns zu Anschauungszwecken ein echtes Nasenhorn sowie eine nasenhornhaltige Medizinpille zur Verfügung. Die Zooschule hat einen Beobachtungsbogen entwickelt, der nicht nur über Hintergründe informiert, sondern auch zum genauen Beobachten der Tiere einlädt. Zoopädagogik aktuell Nr. 19 25 Bau interaktiver Elemente Neue Tafel Drei Aktionswochenenden strukturieren zudem das Kölner „Nashornjahr“: am 22./ 23.April, am 20./21. Mai und am 23./24. September 2006 finden „Nashorn-Aktionstage“ statt. An verschiedenen Stationen können Familien mit Kindern dann mehr über die Biologie, Bedrohung und die Rangertätigkeit der Nashornschützer kennen lernen und selbst ein Ranger-Zertifikat erwerben. Das letzte Aktionswochenende gipfelt in der Präsentation einer über 1 km langen „Nashornschlange“ aus Nashornsilhouetten, die von Kindern und Erwachsenen gestaltet und mit denen Spenden gesammelt wurden. Ziel ist es, 3600 Silhouetten aufzuhängen, die symbolisch für die noch verbliebenen Spitzmaulnashörner und deren Rettung stehen. Bleibt zu hoffen, dass dann am Ende des Jahres eine beachtliche Summe in den Schutz der Nashörner fließen kann. Blick auf die Rückwand Begegnung Zoo Nr. 19 26 Save the Rhinos Rettet die Nashörner „Save the Rhinos“ im Zoo Köln Kopiervorlage Zoopädagogik aktuell Nr. 19 27 Der erste von 3600... 28 Begegnung Zoo Nr. 19 Kopiervorlage Die Spenden gehen in ein Projekt zum Schutz der Spitzmaulnashörner. Am 23./24. September 2006 werden die Silhouetten im Zoo aufgehängt. Jedes Kind, das mit einer gestalteten Silhouette und einer Spende für die Nashörner kommt, hat freien Eintritt. Gestaltet die Nashorn-Silhouetten bunt oder mit Texten. Oder sammelt einfach Unterschriften von Leuten, die eine Spende für Nashörner geben. Das Spitzmaulnashorn war einst das häufigste Nashorn Afrikas, heute gibt es nur noch 3600 Tier. Helft mit, sie zu retten! arazpa education policy Sowohl die Welt Aquarium- und Zoo-Naturschutzstrategie als auch die EAZA-Standarts verlangen von jeder Zoo-Organisation eine schriftliche „Policy“. Diese Forderung wollen wir gerne erfüllen, allein „was ist eine Policy“? Im Wörterbuch findet man: Grundsatz, Methode, Richtlinie, Taktik, Strategie, Verfahrensweise, Philosophie. Im Englischen scheint das keine Rolle zu spielen, im Deutschen aber sehr wohl. Wie also wollen wir das Kind nennen? Im Folgenden die Übersetzung der arazpa education policy, vielleicht kommt ja einem der Leserinnen oder Leser die Erleuchtung! Für sachdienliche Hinweise immer offen Lothar Philips Hier also die deutsche Übersetzung: Mission Statement (Leitbild, Einsatzauftrag) Gute Lernangebote bieten, die die Menschen mit der Natur verbinden. Solche Erfahrungen wecken bei der Öffentlichkeit größeres Verständnis und tragen dazu bei, dass Menschen mit ihrer natürlichen Umwelt im Einklang leben können. Purpose (Ziel, Bestimmung) Diese Grundsätze sind von der Australasian Regional Association of Zoological Parks and Aquaria (ARAZPA) Education Advisory Group entwickelt worden, um ein koordiniertes Verfahren in der Zoopädagogik in ARAZPA Institutionen zu gewährleisten. Es dient der Formulierung von Prinzipien, Richtlinien und Minimalstandards für die unterschiedlichen Bereiche, in denen Zoos, Parks und Aquarien tätig sind. Das Dokument berücksichtigt die sich ändernden Bedürfnisse der pädagogischen Praxis und Philosophie in Zoos, Parks und Aquarien. Die ARAZPA Education Advisory Group wird dieses Dokument jährlich überarbeiten. Pädagogik in Zoos, Parks und Aquarien – Was ist das? Pädagogik in Zoos, Parks und Aquarien ist ein besonderes Feld der Umwelterziehung. Sie bietet der Öffentlichkeit Zugang zu lebenden Pflanzen und Tieren, um deren Verständnis der Zusammenhänge und für den Naturschutz zu verbessern. Das schließt experimentelles Lernen in einer einzigartigen Umgebung ein: • Lenken der Aufmerksamkeit auf soziale und ökologische Aspekte, die mit dem Schutz der natürlichen Umwelt zusammenhängen • Erwerb von neuen Perspektiven, Werten, Wissen und Fertigkeiten • Teilnahme an formalen und informalen Lernprozessen; • Befähigung der Menschen, positive Aktionen für unsere Umwelt durchzuführen. Grundsätze der Zoopädagogik Pädagogik ist das „Hauptgeschäft“ von Zoos, Parks und Aquarien. Wenn die ARAZPA Organisationen die hier vorgestellten Grundsätze übernehmen, werden sie zu guten Modellen für eine Bildung für ökologische und nachhaltige Nutzung der Umwelt. Wie? Pädagogik in Zoos, Parks und Aquarien: 1. bietet einzigartige Lernerlebnisse, die die Menschen mit ihrer natürlichen Umwelt verbinden. Das wird erreicht, indem man: • die Phantasie und Gefühle der Besucher anregt, um sie zu positiven Aktionen zu befähigen; • inspirierenden, herausfordernden und lustvollen Lernerfahrungen inner- und außerhalb unserer Institutionen sowie „online“ schafft; Zoopädagogik aktuell Nr. 19 29 • multi-sensorische Erfahrungen schafft, die die unterschiedlichen sozialen Hintergründe und Lernstile der Besucher berücksichtigen; • angemessene Erfahrungsmöglichkeiten bereitstellt, die die Besucher mit lebenden Tieren und Pflanzen in Berührung bringen; • die Erfahrung aller Mitarbeiter einsetzt, um begeisternde und bleibende Erfahrungen zu ermöglichen; • die Öffentlichkeit durch besondere Aktivitäten wie Führungen hinter den Kulissen oder spezielle Führungen einbindet. 2. bindet die gesamten Öffentlichkeit ein. Das wird erreicht, indem man: • formale und informale Lernmöglichkeiten für alle Besucher schafft; • den Menschen zeigt, wie sie sich umweltverantwortlich verhalten können; • Information und Kommunikationstechnologien für jedermann bereitstellt; • Mitglieder der Kommunen bei der Planung von zielführenden Programmen berät, • Partnerschaften mit den Kommunen entwickelt; • pädagogische Forschung erleichtert 3. erlaubt Lebenslanges Lernen. Das wird erreicht, indem man: • Mitarbeitern und Gemeindevertretern die Gelegenheit gibt, laufend ihr Wissen und ihre Fertigkeiten für Umweltaktionen auszubauen; • bedeutungsvolle Erfahrungen schafft, die Menschen jeden Alters, sozialen Hintergrunds und Grades des Verständnisses erreichen. Wer? Wann? 4. ist ganzheitlich und durchdringt alle Bereiche der Organisation. Das wird erreicht, indem man: • eine wirksamen Kommunikation zwischen Mitarbeitern, freien Mitarbeitern und relevanten Organisationen schafft; • ein koordiniertes Verfahren der Pädagogik in Zoos, Parks und Aquarien implementiert; • die Prinzipien effektiven Lernens in allen Bereichen der Planung einbezieht; • sicher stellt, dass alle Mitarbeiter und freien Mitarbeiter mit der pädagogischen Strategie ihrer Institution vertraut sind; • die Mitarbeiter und freien Mitarbeiter fortbildet, damit sie in der Lage sind an der Umsetzung der pädagogischen Strategie der Zoos, Parks und Aquarien mitzuwirken; • regelmäßige Evaluation des Kerngeschäfts um sicherzustellen, dass die aktuellen Methoden eingesetzt werden. Was? 5. lässt die Menschen verstehen, wo ihr Platz in der natürlichen Umwelt ist und dass sie einzeln und gemeinschaftlich für ökologische Nachhaltigkeit aktiv werden müssen. Das wird erreicht indem man: • Umweltaktionen für nachhaltiges Leben durchführt, an denen die Besucher teilhaben können; • die breite Öffentlichkeit in pädagogische Naturschutzprogramme einbezieht; • Besucher und Gemeinden mit Umweltprogrammen und informationen in Berührung bringt; • outreach Programme entwickelt, entweder durch eine einzelne Institution oder in Zusammenarbeit von Zoos, Parks, Aquarien und Naturschutzorganisationen in der Region. 6. Verknüpft soziale, umwelt- und ökonomischen Ziele. Das wird erreicht, indem: • die Zoopädagogik den gleichen Rang wie andere Schlüsselaufgaben erhält; • sicher gestellt wird, dass eine angemessene Finanzierung existiert, um die Entwicklung und Durchführung effektiver Zoopädagogik in Zoos, Parks und Aquarien zu erlauben; • eine dauerhafte Unterstützung durch neue und alte Partner sicher gestellt wird; Begegnung Zoo Nr. 19 30 arazpa education policy • soziale, Umwelt- und ökologische Initiativen und Strategien von Regierungs- und Gemeindebehörden unterstützt und implementiert werden; • für regionale pädagogische Initiativen zusätzliche Mittel bereitgestellt werden. Dokumente zur Unterstützung Die ARAZPA Education Advisory Group wird zur Förderung dieser Policy Materialien zu folgenden Bereichen erstellen: • Links und Partnerschaften; • Sammlungen von Unterrichtsmaterialien; • gute zoopädagogische Aktivitäten; • Arbeitsplatzbeschreibungen für Zoopädagogen; • Fallstudien von guten Umsetzungsbeispielen; • Referenzmaterialien und sonstige Dokumente von Bedeutung; • Beispiele professioneller Entwicklung für ARAZPA Pädagogen. ARAZPA Education Philosophy Structure Processes Partnerships/Links Planning Other Government Agencies Sponsors Other Zoo departments Site environment practices Key messages Interpretive Methodologies Collections Exhibits Conservation programs Learning Programs Learning Technologies Conservation programs – exsitu/insitu Outreach Programs Special Events Online Learning Family Learning Programs Keeper Talks & other presentations Signage and brochures Interpretive strategies Publications Special events Pre-school programs Community Programs Schools education – on/off site Teacher professional development Adult education Volunteer training Holiday Programs Staff training Übersetzung: L.P. Zoopädagogik aktuell Nr. 19 31 Stadtkinder brauchen Abenteuer in der Natur Ulla Didriksen Ein Hauptproblem, dem man gegenübersteht, wenn man Kindern etwas über Natur und Umwelt beibringen will, ist, dass für sie die Natur zu etwas geworden ist, dass sie gerade besuchen. Sie ist nicht Bestandteil ihres alltäglichen Lebens. Deshalb haben sie mangelhafte Kenntnisse von der und unzulängliche Einstellungen zur Natur, was ihre Einstellung im späteren Leben bestimmt. Neulich nahm Sofie aus der 5ten Klasse an einem „Arbeitstag“ im Kinderzoo teil. Der Tag fing um 7.30 Uhr an, und als die Kuh gemolken worden war, sagte Sophie, dass sie dieses Mal nicht in der „Kuh-Mannschaft“ sein wollte. Sie würde lieber in der Ziegen- oder Pferde-Mannschaft sein. Als sie gefragt wurde, warum, antwortete sie, dass sie schon einmal mit ihrem alten Kindergarten an einem „Arbeitstag“ teilgenommen hätte. Dann erzählte sie detailliert über jenen Arbeitstag, die fünf Stunden mit den Kühen und den Hühnern und darüber, wie sie Waffeln gebacken hatten. Sie erzählte ihre Geschichte, als ob das gestern gewesen wäre und nicht fünf Jahre her. So etwas macht einem Pädagogen Gänsehaut. Es ist fantastisch, wenn man erlebt, dass diese Tätigkeiten von einem Kind nach so vielen Jahren nicht vergessen worden sind. Die Arbeit mit Haustieren ermöglicht Kindern gute Erfahrungen, Nachdenklichkeit und ein Verständnis für die Tiere und die Produkte, die sie uns geben. Durch die Arbeit mit Tieren ist das Kind in seinem Herzen getroffen. Es hat gesehen und mit allen Sinnen gefühlt. Auf diese Weise wird Kindern ein Einblick gegeben, der hoffentlich Kenntnisse und (vernünftige) Einstellungen zur Tierhaltung fördert, die sie später im Leben vertreten. Das klappt aber nur, wenn solch ein Arbeitstag nicht eine isolierte Erfahrung bleibt. Eines der Hauptprobleme der heutigen Natur- und Umweltbildung ist genau das, dass die Natur etwas geworden ist, was man nur besucht. Sie ist kein wirklicher Teil des täglichen Lebens von Kindern. Einzelne Besuche in der lokalen Waldschule mit einem Führer (ein Besuch im Zoo, ein Besuch auf dem Bauernhof und vielleicht eine Woche zelten in der dänischen Natur) sind oft die einzigen Ausflüge, die die meisten Kinder während ihrer Schulzeit machen. Landschaft und Natur sind institutionalisiert worden. Naturwissenschaft hat eine geringe Priorität Kinder und junge Leute haben gewöhnlich wenig Erfahrungen mit lebenden Tieren. Mehr als 80% der dänischen Bevölkerung lebt in Städten oder deren Nähe, ihre Erfahrung mit Natur ist eher sporadisch und die natürliche Welt liegt ihnen fern. Heutzutage gewinnen die Kinder einen Großteil ihrer Natur- und Tiererfahrung vor dem Fernseher. Nur wenige Orte in Dänemark bieten den Kindern Gelegenheit zu direktem Tierkontakt. Der Zoo Kopenhagen ist einer dieser Orte. Erfahrungen mit Tieren und deshalb auch mit der Natur haben nur eine geringe Priorität. Wir alle sind von der Natur abhängig und nutzen ihre Produkte jeden Tag. Und dennoch interessiert es die meisten Leute herzlich wenig, wie Pflanzen wachsen und Tiere leben. Wie alle Lebewesen von einander abhängig sind und wie auch wir von der Natur abhängen. Begegnung Zoo Nr. 19 32 Biologie nimmt einen untergeordneten Rang ein, wenn man bedenkt, wie wenige Stunden das Fach – in allen Stufen – erteilt wird. Tatsächlich haben die Schüler Naturwissenschaften nicht durchgängig in ihrer Schullaufbahn. Lehramtsstudenten müssen keine großen Kenntnisse in Naturwissenschaften, Technik oder Biologie haben. Das sind die Studenten, von denen wir in ein paar Jahren erwarten, dass sie unseren Kindern gute und positive Naturerfahrungen vermitteln!! In der Höheren Schule zählt das Fach nicht für den Zugang zur Hochschulbildung. Nur Mathematik, Physik und Chemie spielen eine Rolle. Laut Ausbildungsgesetz muss die „grüne Linie“ in allen Fächern sichtbar sein. Biologie ist ein interdisziplinäres Fach, das mit Sport, Kunst, Ökonomik, Geschichte, Erdkunde, Sozialwissenschaften und Sprachen verbunden werden kann. Tatsache ist jedoch, dass die Biologie verschwindet. Viele Lehrer werden in den naturwissenschaftlichen und technischen Unterricht geworfen, ohne selbst die notwendige Ausbildung zu haben. Biologie wird nur in den Klassen 7 und 8 angeboten. Unsere heutigen Kinder kennen die Natur nur aus dem Fernsehen. Als engagierter Vermittler werden Sie zugeben, dass Kinder und junge Leute einen völlig andere Einstellung zur Natur haben, als man wünscht. Kinder verbringen den kompletten Tag in einer Einrichtung und die jüngeren ihre größte Zeit. In einer örtlichen Behörde in Nord-Zealand fand es die Sozial-Abteilung notwendig, den Eltern von Babys einen Brief zu schreiben, dass Kinder auch Zeit zuhause, vorzugsweise mehrere Tage am Stück brauchen. Damit sie auch mal bis Mittag im Schlafanzug bleiben können und ohne echte Aufgabe einfach einmal spielen können, eine Erfahrung, die jedes Kind machen sollte. Die meisten Kinder „bewegen“ sich in Autos. Einige fahren Fahrrad oder gehen spazieren. Eine neue von der Polizei gemachte Untersuchung zeigt, dass mehr als 25 % der dänischen Eltern nicht wollen, dass ihre Kinder am Schulradfahrer-Test teilnehmen. Der Test wird mit 6 Jahren gemacht. Eine Umfrage unter Schülern am Zoo hat gezeigt, dass die meisten Kinder heute einen Computer und einen Fernseher in ihrem Zimmer haben. Viel Zeit wird vor dem Bildschirm verbracht. Sogar in den „SFO“ oder Jugendzentren sind Computerspiele oftbeliebter als Außenaktivitäten oder Ausflüge. Paradoxerweise ist die Menge der Natur- und Tierbücher in der Bibliothek der Kinder überwältigend, und die Bücher werden ausgeliehen und gelesen! Jedes kleine Kind kann Tierlaute nachahmen, bevor es sprechen kann. Aber es hat nur selten Gelegenheit, lebenden Tieren zu begegnen. In den Zoo kommen Kinder von 1 und 2 Jahren, die noch nie ein Tier berührt haben. Enorme Grenzen (Ängste) müssen überwunden werden, wenn sie zum ersten Mal ein Kaninchen halten. Zoopädagogik aktuell Nr. 19 33 Die meisten Kinder antworten „Käse“, wenn man fragt, was eine Maus isst. Wenn Kinder bei einem Zoobesuch das Schlachten eines Huhnes beobachten, erkennen sie es nicht als das Hühnerfleisch, das sie grillen, bis die Federn gerupft sind. Die Einstellung zu Haustieren ist anders als vor 10 Jahren. Für die meisten Kinder sind Haustiere Kanarienvögel, Katzen und Hunde. Wenn man über Schweine, Kühe und Pferde sprechen will, muss man über Tiere auf dem Bauernhof sprechen. Glücklicherweise sind Kinder und junge Leute neugierig Kinder sind neugierig, aufmerksam und wissbegierig, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, die Natur, Tiere und Pflanzen kennen zu lernen. Besonders Tiere können ein fantastisches pädagogisches Werkzeug sein, um ihre volle Aufmerksamkeit zu erlangen. Viele Waldpädagogen haben gesagt, dass sie sich viele Jahre früher um ihren Posten beworben hätten, wenn sie gewusst hätten, wie gut es ist, mit Kindern in den Wald zu gehen. Tiere können unsere Gefühle ansprechen wir finden Tiere süß, aufregend, widerlich oder interessant. Gleichzeitig wird auch unser Intellekt angesprochen. Wir wollen mehr wissen und können nicht aufhören, Fragen zu stellen. Wie nimmt eine Schlange ihre Umgebung wahr? Wo ist die Kloake? Hat eine Schlange Zähne? Sind sie giftig? Kann ich einer auf dem Land begegnen? Warum sind Reptilien in Dänemark bedroht? und so weiter. Die Kinder werden von sich aus anfangen, Fragen zu stellen und werden den Antworten aufmerksam zuhören. Erfahrungen wie diese maximieren die Lernbegierde. Das ist genau die Art Erfahrung, die Sofie im Kinderzoo hatte. Eine Erfahrung, die stark und klar in ihrem Bewusstsein blieb. Wie wird aus Erfahrung Umweltbildung? Es ist sehr wichtig, dass man seine Naturund Umweltbildung dem Alter der Kinder, ihrem Verständnis der Außenwelt und ihrem kognitiven Lernniveau entsprechend organisiert. Kinder zwischen 2 und 5 müssen positive Erfahrungen sowohl mit Tieren als auch mit der Natur machen. Ihnen muss erlaubt werden, alle ihre Sinne und ihren Körper einzusetzen. Sie personifizieren Tiere oft und geben ihnen häufig Namen. Kinder von 6 bis 11 fühlen sich häufig zu dem Thema hingezogen. Sie sind bereit, über Natur und Tiere zu lernen, aber nur wenn sie in der Gesellschaft von engagierten Erwachsenen sind. Kinder in diesem Alter sind nicht fähig, selbstständig für Tiere zu sorgen. Die Verantwortung sicherzustellen, dass die Tiere gut versorgt sind, liegt bei den Erwachsenen. Jedoch lieben es die Kinder, zu experimentieren. Sie finden es aufregend, einen Fisch oder einen Vogel zu sezieren und Herz, Lungen und Gehirn zu finden. Kinder, die älter als 11 Jahre sind, müssen entsprechend ihrer Einstellung zur Natur und Umwelt arbeiten. In diesem Alter können sie mit abstrakten Themen wie Tier und Umwelt umgehen. Sie können jetzt auf eine ökologische Weise denken und sind im Stande, ein globales Verstehen aufzubauen, wie die Welt funktioniert. Es ist wichtig, zu diskutieren und unterschiedliche Perspektiven zu betrachten. Vielen Waldpädagogen fehlt die nötige Strenge, um mit dieser Altersgruppe umzugehen. Diese Kinder hören nicht, und meinen unabhängig zu sein. Es ist aber wichtig, sie zu erreichen, da abzuholen, wo sie sind, und die Diskussion für sie relevant und echt zu machen. Sonst verlieren wir sie später. Begegnung Zoo Nr. 19 34 Stadtkinder brauchen Abenteuer in der Natur Diese Phasen beschreiben die natürliche Entwicklung, die Abfolge der Aneignung der natürlichen Welt und der Umgebung durch Kinder. Wenn sie während ihrer Adoleszenz Natur nicht auf allen Niveaus erfahren, werden Kinder später im Leben Schwierigkeiten haben, sich mit Natur- und Umweltthemen sowohl lokal als auch global zu beschäftigen. Mit anderen Worten: viele Kinder entwickeln kein Naturverständnis. Sie bleiben auf dem Kindergarten-Niveau (2-5 Jahre), wo alles am Tiere und an der Natur personifiziert ist. zu werden, die die wechselseitige Abhängigkeit von Tieren und Pflanzen verstehen. Wenn Kinder auf diese Weise depriviert sind, bleiben sie bei anthropomorphischen Betrachtungsweisen und bauen kein Umweltverständnis auf, so dass ihnen ein Verständnis natürlicher Abläufe verschlossen bleibt. Naturwissenschaft wird langweilig und ist bedeutungslos für den eigenen Lebensstil. Die jungen Leute werden nicht raus in die Natur gehen. So entsteht dann eine zunehmende Lücke zwischen Natur- und Geisteswissenschaft. Deshalb ist es wichtig, in und mit der Natur zu arbeiten. Wir wissen, dass es wichtig ist, dass die Kinder eine ganze Woche im Kopenhagener Zoo zur Schule gehen und dort über Tiere und ihre Ökosysteme lernen. Oder beispielsweise erfahren, dass die Kröten, Geckos und Zwergwachteln nur im Tropenhaus sind, weil sie biologische Schädlingsbekämpfung betreiben. Sie lernen draußen in Zelten zu leben, über offenem Feuer zu kochen, sie gewöhnen sich an die Dunkelheit, schauen auf die Sterne und erfahren den Rhythmus des Tages. Es ist wichtig, dass die jungen Leute, während der Arbeit in ihren Schulprojekten, Kontakte zu Gesellschaften und Organisationen knüpfen, die im Umweltschutz arbeiten. Alle Umweltpädagogen, auch die Angestellten der Umweltabteilung, haben eine Verantwortung, die Botschaft auf eine klare Weise zu verbreiten, so dass Kinder sie verstehen können. Wir müssen sie in die richtige Richtung schicken, damit sie Einstellungen gegenüber der Natur aufbauen, die das Leben respektieren und ihnen gleichzeitig helfen, zu Menschen Übersetzung: L.P. Zoopädagogik aktuell Nr. 19 35 Reiseeindrücke Monika Niehaus-Osterloh Eseln und Maultieren gewidmet. Dabei geht es weniger um elegante Reitpferde, als um die schweren Rassen wie Ardennais, Auxois, Brabacon, Comptois, Percheron etc., die immer noch als Arbeitstiere eine Rolle spielen, aber auch aus Liebhaberei gezüchtet werden. Sie zeigen den ganzen Tag über in einer großen Arena, was sie als Zugtiere, sei es einzeln oder im Gespann, zu leisten vermögen. Wenn diese Kolosse, geführt von ihrem meneur, durch den Ring traben oder galoppieren, dann dröhnt der Boden. Dass diese „Kaltblüter“ keineswegs temperamentlos sind, muss zuweilen auch der ein oder andere meneur erleben, der dabei zu Boden geht. Erstaunlich war die große Anzahl an ausgestellten Eseln und Maultieren, vorwiegend große und sehr große Rassen wie Baudet de Poitou, Grand Noir de Bercy, Mule Poitevin und Mule de Pyrenées. Der Salon International de l’Agriculture 2006 Der Salon International de l’Agriculture ist eine „Grüne Woche“, eine Messe rund um die Landwirtschaft, die einmal im Jahr im Februar/März in Paris an der Porte de Versailles stattfindet. Neben Ackerbau, Landmaschinen und Regionalprodukten bildet die Viehzucht einen weiteren und besonders populären Schwerpunkt: So viele ausgesuchte Vertreter alter und neuer Haus- bzw. Nutztierrassen findet man wohl kaum an einem anderen Ort auf so engem Raum. Daher ist diese Messe auch für Pariser Familien ein Magnet, und so empfiehlt es sich, zeitig aufzustehen. Schon um Viertel vor Neun bilden sich vor den Schaltern lange Schlangen (die man, wenn man’s weiß, als visiteurs étrangers an eigenen Kassen umgehen kann), und bereits kurz nach Einlass um Neun füllen sich die Hallen. Eine Halle ist traditionellerweise Pferden, In einer zweiten Halle finden sich Schafe, Ziegen, Schweine und vor allem Rinder. Die Schafe – übrigens die einzigen tierischen Teilnehmer, die sich in der Mehrzahl nicht besonders wohl zu fühlen schienen; den geschorenen schien es zu kalt, den „angezogenen“ zu warm – waren in zahlreichen Rassen vertreten, von Basco-Béarnaise über Contentin und Dorset-Down bis Merino, Rouge de Roussillon, Texel und Vendeen. Die Ziegen hatten offenbar mit der ungewohnten Umgebung keinerlei Probleme; an Rassen waren beispielsweise Angora, Chèvre du Rove und Saanen zu sehen. Die Tiere wirkten wach und neugierig, und ihnen gelangen auch die meisten Ausbrüche. Begegnung Zoo Nr. 19 36 aus Frankreich Gut vertreten waren Schweine, die den ganzen Trubel äußerst phlegmatisch hinnahmen. Auch hier dominierten die mittelgroßen bis große Rassen wie Basque, Bayeux, Cul-noir du Limousin, Gascon und Large White. Der Stolz der Ausstellung sind aber zweifellos die Rinder. Ob Bullen oder Ochse, Kühe oder Kälber, alle sind auf Hochglanz poliert und je nach Rasse auch mit Bändern oder Glocken geschmückt. Wir haben über 30 Rassen gezählt, von Aubrac bis Tarantaise. Einige der Charolais- und Limousin-Bullen werden wirklich gewaltig und bringen es auf 1’500— 1’600 kg Gewicht. Fast schon wie eine Karikatur wirken Bullen und Kühe der Rasse Weiß-Blaue Belgier mit ihrer extrem bemuskelten Hinterfront. Natürlich gibt es auch hier eine große Arena, in dem die Tiere vorgeführt, kritisch beäugt und bewertet werden. Die besten Vertreter ihrer Rasse erhalten die begehrte rot-weißblaue Schärpe, die für die Züchter und Besitzer ebenso wer tvoll ist wie eine olympische Medaille. Geflügel – sonst ein weiterer Schwerpunkt des Salons – gab’s diesmal nur in Plastikform – la grippe aviaire, hélas. Insgesamt ist der ganze Salon, obwohl international, stark französisch geprägt, nicht nur, was das Publikum angeht (englische oder deutsche Laute waren nirgends zu vernehmen), sondern auch in seiner Bedeutung als nationales Ereignis (Monsieur le President Chirac ist uns an diesem Vormittag dreimal über den Weg gelaufen, und statt die Hand zu küssen, rammen einem seine Leibwächter die Ellenboden in die Rippen). Auch der ganz überwiegende Teil der vorgestellten Rassen sind französischen Ursprungs, englisch/irisch/schottische oder deutsche Rassen sind eher die Ausnahme. Typisch französisch ist auch der völlig unsentimentale Umgang mit Nutztieren als Fleischlieferanten. Vis à vis mit dem lebenden Inventar kann man die geräucherten, gepökelten, gewürzten und gesalzenen Produkte zum Verzehr erwerben (Jan fand das taktlos). Und Frankreich wäre nicht Frankreich, wenn es nicht eine eigene — und sehr besuchenswerte — Halle gäbe, wo regionale Spezialitäten aus allen Ecken des Landes ausgestellt sind und probiert werden können. Dass auch die entsprechenden Getränke dazu nicht fehlen, bedarf keiner Erwähnung. Diese Messe haben wir sicher nicht zum letzten Mal besucht. Und wer all diese Eindrücke mit nach Hause nehmen will, dem sei das Buch „Bestiaux, un patrimoine français“ des renommierten Fotographen Yann Arthus-Bertrand empfohlen, der die Messe seit 15 Jahren fotographisch begleitet. Der Wälzer kostet 49 Euro und wiegt vier Kilo. Man sollte ihn also erst kurz vor Verlassen der Messe erwerben. Zoopädagogik aktuell Nr. 19 37 Reiseeindrücke Der Parc zoologique de Paris – ein Zoo geht vor die Hunde Paris ist eine Stadt der Superlative und hat dementsprechend nicht nur einen, sondern gleich zwei Zoos – einen relativ kleinen im Jardin des Plantes und einen großen im Herzen des Bois des Vincennes im Osten der Stadt. Wir kennen diesen Zoo seit mehr als 30 Jahren. 1970, kurz nach dem Abitur, waren wir zum ersten Mal dort und waren begeistert vom Parc zoologique de Viencennes, wie er damals noch hieß. Der Zoo galt lange als einer der größten und schönsten Tiergärten Europas: Gegründet 1934, nach dem großen Erfolg einer provisorischen Einrichtung auf der Kolonialausstellung, wurde er am 2. Juni desselben Jahres vom damaligen französischen Präsidenten Alfred Lebrun eingeweiht. Im Zoo, der ein Gelände von rund 15 Hektar umfasst und ganz im Geiste seines großen Vorbildes in Hamburg, dem Zoo Carl Hagenbeck, mit zahlreichen künstlichen Betonfelsen ausgestattet wurde, lebten in seiner Glanzzeit ca. 1’400 Tiere (darunter rund 70 Säuger- und Vogelarten) in großzügigen Gehegen. Als Prestigeobjekt der französischen Hauptstadt erhielt der Zoo als Gastgeschenk ausländischer Staatsoberhäupter immer wieder zoologische Raritäten, so die berühmte PandaDame Yen Yen, einem der ersten (oder war’s der erste?) Riesenpandas in Europa, die 1973 als Gabe Chinas nach Paris kam (und 2000 im Alter von 28 Jahren dort starb – leider ohne Nachwuchs). Bekannt wurde der Zoo auch für seine Nachzuchterfolge, zum Beispiel bei Asiatischen Elefanten und Okapis. Und er war ein Besuchermagnet: Zu seinen besten Zeiten kamen mehr als eine Millionen Besucher jährlich in den Tierpark. Eine Attraktion war auch der 65 m hohe „Grand Rocher“, ein künstlicher Betonfelsen à la Hagenbeck, den man besteigen konnte und der – bei guter Sicht — einen atemberaubenden Blick über Paris bot. Bei unserem Besuch Ende 1990 war er wegen Baufälligkeit geschlossen worden, 1997 wurde er dann mit großem Pomp wiedereröffnet – in der Rückschau eine Farce. Nach längerer Pause haben wir den Pariser Zoo 2005 wiederbesucht, um vom Gelände und vom „Grand Rocher“ ein paar Aufnahmen zu machen. Ein typischer Apriltag mit strahlender Sonne, kurzen Regenschauern und scharfen Schatten. Vor dem Eingang keine Besucherschlangen, eine gelangweilt strickende Kassiererin, die auf unsere Frage nach einem „Guide“, einem Zooführer, nur müde den Kopf schüttelt und auf den Parkwächter im Häuschen zwei Schritte weiter weist. Der entwertet bedächtig unsere Karten und kramt dann einen kleinen Lageplan des Zoos hervor, auf dem er mit dickem schwarzen Filzstift die Elefanten, die Tiger, die Löwen, die Bären, die Gibbons und ... und... und ... durchstreicht, bis kaum mehr ein Viertel der Gehege übrig bleiben. Auf unsere erstaunte Frage meint er traurig: „Madame, notre parc tombe en ruine!“ Und das ist keineswegs übertrieben. Vom Eingang Porte de Paris stößt man rechts und links sofort auf Baustellenabsperrungen, doch dahinter scheint sich schon lange nichts mehr getan zu haben, so überwuchert ist alles. Im leeren Löwengehege liegt als „Farbfleck“ ein vergessener orangeroter Markierungskegel. Die meisten überdachten Galerien sind geschlossen. Der größte Teil des Tierbestandes ist dem kleinen Faltplan zufolge in den Zoo im Jardin des Plantes oder andere französische Zoos ausgelagert. Die Schilder vor den leeren Gehegen, auf denen auf das Fütterungsverbot hingewiesen wird, unterstreichen die Leere. Statt Besuchermassen ein paar versprengte Kindergartengruppen, die seltsam verloren wirken. Das Restaurant ist ebenso geschlossen wie die kleine Boutique und fast alle „Büdchen“. In Gehegen, die noch „bewohnt“ sind, sind die Käfigzugänge von den Freigehegen aus überall notdürftig abgestützt. Durchgänge sind verbarrikadiert, die Zugänge zu den Tierpflegerunterkünften mit Balken und Metallverstrebungen gesichert. Zwar tollen noch etliche Paviane auf ihren Kunstfelsen herum, doch auch hier zeigen sich überall Risse, an denen die Jungtiere eifrig herumpuhlen, bis der Beton herausrieselt. Eines der wenigen verbliebenen Highlights ist die wunderschöne Giraffengruppe aus mehr als Begegnung Zoo Nr. 19 38 aus Frankreich einem Dutzend Tieren (darunter zwei erwachsene Bullen), deren Nachwuchs schwungvoll über das geräumige Gelände galoppiert. Ein Tierpfleger, den wir – zugegebenermaßen in nicht gerade perfektem Französisch – zum desolaten Zustand des Zoos befragen wollen, breitet nur die Arme und verdreht die Augen, was wohl soviel wie „schaut doch selbst“ bedeuten soll. Aus dem Verfall ragt der renovierte, kolossale Grand Rocher heraus. Aber der moderne Aufzug, der den Besucher bequem auf die 65 m hohe Aussichtsplattform bringen soll, ist längst schon wieder außer Betrieb. Also 365 Stufen hochsteigen. Der Ausblick über Paris ist so grandios wie eh und je, doch ein Blick über den Zoo macht das ganze Ausmaß der Misere deutlich: Von oben sieht man die zusammengebrochenen Wände der Betonverkleidungen, aus denen überall Maschenwerk und geborstene Stahldrähte hervorstehen, „Danger“-Schilder allerorten, Innenhöfe, die wegen Einsturzgefahr nicht mehr betreten werden dürfen, vernagelte Zugänge und verrammelte Wirtschaftsgebäude, die in die Felsenkonstruktion eingebettet waren. Im Nachhinein erscheint es wie Hohn, dass man den Grand Rocher mit soviel finanziellen Aufwand restauriert hat, Tiergehege und Wirtschaftsgebäude aber derart hat vor die Hunde gehen lassen. Dieser Zoo verfällt nicht zur Ruine – er ist praktisch schon eine Ruine. Es gibt Rettungsversuche. So ruft der Bürgermeister von Vincennes, Laurent Lafon, im Internet http://www.mairievincennes.fr/ zvisiterfiles/ r27zoo/r27zoo.html in einem flammenden Appell dazu auf, den Zoo zu unterstützen. In Eingaben an das Ministerium für Bildung und Forschung hat er auf die desolate Lage des Zoos hingewiesen und eine Total-renovierung des Zoos gefordert; sonst stehe eine „vollständige und unwiderrufliche Schließung“ der ganze Anlage bevor. Das war im August vorigen Jahres. Getan hat sich – nichts. Und auch in den Medien herrscht zu diesem Thema anscheinend taktvolles Schweigen. Paris hat offensichtlich andere Sorgen. (Damals bewarb sich die Stadt um die olympischen Spiele 2012, die schließlich nach London gingen). Der Erhalt eines Zoos steht da wohl ganz hinten auf der Prioritätenliste. Wer den Parc Zoologique noch einmal besuchen möchte, sollte sich beeilen – niemand weiß, wie lange er noch steht. Fotos: Jan Osterloh Zoopädagogik aktuell Nr. 19 39 Zooschule Hoyerswerda Liane Semjank Zooschulpädagogische Arbeit und Projekte werden seit 1986 durch die Zooschule Hoyerswerda angeboten. Der Standortwechsel auf die Kinder- und Jugendfarm ermöglicht seit 2001 eine noch intensivere und mit praktischen Elementen angelegte Gestaltung der Projekte sowie des Unterrichtsablaufes. Die Kinder- und Jugendfarm/ Zooschule Hoyerswerda befindet sich seit 1995 in Trägerschaft des Christlich – Sozialen Bildungswerkes Sachsen e. V. und ist, durch die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. anerkannter „Arche – Hof“. Der CSB Sachsen e. V., durch den Leiter der Kinder- und Jugendfarm/ Zooschule mit einem Sitz im Vorstand des Vereines der Zoofreunde Hoyerswerda e. V. vertreten. Zu den Aufgaben der Zooschule gehört es, die Ressourcen des Zoos für die Bildungsund Erziehungsarbeit von Kindern und Jugendlichen zu nutzen. Im besonderen Blickpunkt stehen dabei für uns, die Liebe zur Natur und zu den Tieren zu entwickeln, das Umweltbewusstsein zu fördern, Kenntnisse über Tiere und Pflanzen zu vermitteln, ökologische Zusammenhänge zu erfassen sowie die Bereitschaft und das Interesse für Tier- und Artenschutz zu wecken. Dazu bietet das Christlich – Soziale Bildungswerk Sachsen e. V. auf der Kinder- und Jugendfarm Hoyerswerda einen lehrplanbezogenen Projektunterricht zu verschiedenen Themen des Sachkunde- und des Biologieunterrichtes für alle Schulbereiche an. • „Wirbeltiere verschiedener Lebensräume“ • „Auf den Speiseplan von Mensch und Tier geschaut“ Es besteht ebenfalls die Möglichkeit saisonal angepasst Projekt und Wandertage durchzuführen. Erfolgreiche Höhepunkte der Jahre 2003/ 2004 und 2005 im Projekt- und Zooschulunterricht der Kinder- und Jugendfarm/ Zooschule Hoyerswerda waren die Zoo – Schul – Tage unter der Thematik „Schüler lernen von Experten“ in Zusammenarbeit mit dem Zoo Hoyerswerda. An zehn Stationen war es für zehn Schulklassen (ca.250 Schüler)möglich, eine besonders interessante Wissensvermittlung von Experten zu erhalten. In den Ferien bieten wir ein spezielles Ferienprogramm an, dass an der Zookasse oder in der Zooschule rechtzeitig vor dem jeweiligen Ferienbeginn erhältlich ist bzw. in der Presse und auf unseren Internetseiten veröffentlicht wird. Auch in den Schulen der Stadt und der Umgebung wird es rechtzeitig bekannt gegeben. Wir unterstützen auch mit Videovorführungen, einer Bastelstraße sowie Spiel- und Wissenswettbewerben ihre Erlebnisse vor Ort (Kindergeburtstage, Präsentationen, Kindertage und ähnliches).Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Für Informationen, Anregungen und Vorschläge sind wir jederzeit dankbar. Weiter Informationen finden Sie unter: http://www.vzp.de/hoyerswerda/hoyerswerda.htm Themenangebote 2005/2006 der Zooschule Hoyerswerda für den Grund – Mittelschul- und Gymnasialbereich: • • • • • • „Fische ,Lurche ,Kriechtiere“ „Vögel und Säugetiere“ „Abenteuer im Regenwald“ „Würmer, Spinnen und Insekten“ „Rangordnungsverhalten als Teil des Sozialverhaltens im Tierbereich“ „Wirbeltiere und Evolution“ Begegnung Zoo Nr. 19 40 Abkürzungen • • • • • • • • • • • AGM Annual General Meeting (Jahreshaupversammlung), CAMP Conservation Assessment and Management Plan-Prozess (Einschätzung und Verwaltungsplan für Naturschutz), CBSG Conservation Breeding Spezialist Group, CP Collection Planning (Tierbestandsplanung), ICP Institutional CP, IUCN Welt Naturschutz Union, PHVA Population and Habitat Viability Assessment (Einschätzung der Lebensfähigkeit von Habitaten und Lebensräumen), RCP Regional CP, SSC Species Survival Commission, ZIMS Zoo Information Management System (die neue allumfassende Zoosoftware), ZSL Zoological Society London Die Conservation Breeding Specialist Group (CBSG: Spezialistengruppe für Naturschutz und Erhaltungszucht) ist ein Teil der IUCN (Welt Naturschutz Union. Die CBSG ist eine der größten der über 110 Spezialistengruppen, die in der Species Survival Commission (SSC: Kommission zum Überleben der Arten) vereinigt sind. Die SSC ist eine von sechs IUCN Kommissionen. L.P. Niedlich! Von wem stammt das? War ohne Angaben bei den Artikeln (bitte melden) L.P. Zoopädagogik aktuell Nr. 19 41 Freischaffende Zoopädagogin Sabine Schoierer Training in Kommunikation Was ich ausdrücken möchte, soll auch bei meinem Gesprächspartner so ankommen, wie ich es meine. Dafür brauche ich einen klaren sprachlichen Ausdruck und eine Körpersprache, die das Gesprochne unterstützt oder gar verstärkt. Ihre konkrete Anfrage richte Sie bitte per Email oder telefonisch an Sabine Schoierer. Auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten wird dann nach Absprache ein Training entwickelt. Tiergestützte Trainings • • • • • • • • vermitteln soziale Kompetenz, unterstützen Lernbereitschaft und Ausdrucksfreudigkeit der Studierenden durch Aktivierung des Spieltriebs im Training, durch Herabsetzen der eigenen Hemmschwelle und den Abbau von Ängsten generell. Unbeschwertes aber effektives Lernen wird möglich durch ungewöhnliche Orte, eindrucksvolle Medien und kompetente Trainer, die aktuelle Inhalte und Sicherheit vermitteln. Das Tier ist zweifellos eines der eindrucksvollsten und beispielhaftesten Medien, wenn es um das Erlernen von Kommunikation geht. Das Tier ist unbestechliche Trainingshilfe. Es kann nur in Mustern denken und handeln, die ihm arteigen sind. Es ist an uns, seine Vokabeln zu erlernen und mit ihm in Kontakt zu treten. Gelingt das, sind diese Erfolge übertragbar auf jegliche Lebensbereiche. Tiergestützte Trainings finden in Teilbereichen sowohl in Zoos statt, als auch mit Pferden auf Reitanlagen und mit Hunden an unterschiedlichsten Einsatzorten. Mit Tier gestützten Trainings legt sich jeder Teilnehmer eines Kurses die perfekte Basis für weiterführende Gruppentrainings, Coachings und erhält auch selbst als Trainer wichtige neue Impulse. Zielgruppe sind Menschen, die häufig vor einem Auditorium sprechen oder die überhaupt erfolgreicher ihre Gesprächsführung gestalten möchten. Sabine Schoierer Zoopädagogik und Marketing Kantstr. 7 91413 Neustadt a. d. Aisch Fon: Mobil: Email: 09161 – 66 21 68 0160 93 29 18 80 [email protected] Begegnung Zoo Nr. 19 42 Workshops um Wild- und Haustiere Wildtiere leben in den unterschiedlichsten Lebensräumen unserer Erde zu Land und im Wasser. Sie haben sich in Jahrmillionen langer Evolution an ihre Lebensräume angepasst. Oft haben sie sich zu faszinierenden Spezialisten entwickelt, was sich in Körperbau, Bewegungsart, Paarungsverhalten und Nahrungsaufnahme zeigt. Hinter die Geheimnisse ihrer Lebensart zu kommen, ein besseres Verständnis für sie und ihren Lebensraum zu entwickeln, über ihre Bedrohung durch den Menschen zu erfahren und sich selbst bewusster im Umgang mit wertvollen Ressourcen durch erlerntes Wissen verhalten zu können, ist Ziel der Workshops. So manches Wildtier hat in unserer modernen Zeit die menschlichen Behausungen in den reichen Industrienationen erobert. Es erfüllt dort keinen wirtschaftlichen Nutzen, sondern dient der Gesellschaft des Menschen. Das macht es aber noch lange nicht zum Haustier. Es ist lediglich zum Heimtier geworden. Das heißt, seine sämtlichen Bedürfnisse sind die eines Wildtieres, auch wenn es sich noch so zahm dem Menschen gegenüber verhält. Dies muss bedacht werden bei der privaten Haltung von Reptilien, Amphibien, Fischen, Insekten, Spinnen und diversen Vogelarten wie z.B. den Papageienartigen. Das Haustier ist ein vom Menschen seid rund 10.000 Jahren domestiziertes ehemaliges Wildtier. Das heißt, es wurden bestimmte Eigenschaften züchterisch durch Selektion hervorgehoben (z.B. Milchleistung des Rindes, Hüteeigenschaft von Hunden usw.) und dafür andere reduziert. Durch die jahrtausende währende Zucht hat das Haustier Eigenschaften der ursprüngli- Schlittenhund chen Wildform einbüßen müssen, die für den Menschen unattraktiv waren und die meist auch für das Tier überflüssig wurden. Die Jagd oder die lange Suche nach nahrhaften Weidegründen entfällt, da der Mensch das Tier vollkommen versorgt. Das Haustier mag seiner Wildform optisch noch in vielem gleichen und es hat sich erstaunlich vieles aus seinem wilden Verhaltens -katalog erhalten. Die Zeit der Domestikation hat es aber an menschliches Leben angepasst. Eine Eigenschaft die dem Heimtier und erst recht dem Wildtier fehlt. Was ist aber zu vergleichen? Verhilft uns die Kenntnis über die jeweiligen Wildformen zu besserem Verständnis über Haltung, Pflege und Training unserer Haustiere? In den Workshops erarbeiten wir Methoden zur neutralen Verhaltensbeobachtung, beleuchten Hintergründe zum Sachverhalt und setzen Erkenntnisse praktisch um. Wolf Zoopädagogik aktuell Nr. 19 43 EAZA-NEWS Die Artikel aus den EAZA-NEWS sind jetzt unter: www.eaza.net erhältlich! Introduction Headlines Contributions Subscriptions Articles Opinion Book reviews Publications Headlines EAZA News 53 January, February, March 2006 • American zoos join 'Save the Rhinos' • Animal theft, a serious problem • Programme activities with animals in zoos • Educating Educators • House of the forest • Ten simple things • A cold-blooded crisis • Breeding of pig-nosed turtles Full versions of abridged articles Complimentary photos and articles Headlines EAZA News 52 October, November, December 2005 • Successful 22nd EAZA Annual Conference • Rhino Campaign launched • Shellshock in China • Towards coral reefs in tanks • Brand new bay for sea lions • Educational time traveling • Captive flamingos, what do they need? • Cooperation for tapir conservation Full versions of abridged articles Complimentary articles Begegnung Zoo Nr. 19 44 Termine Termine 01.04.2006 10.4. – 15.10.2006 15. – 17.4.2006 20. - 22.4.2006 22. - 23. 4.2006 05.08.2006 19.08.2006 25. - 27.8.2006 23.-24.9.2006 2.10 - 8.10.2006 6. - 8.10.2006 31.10.2006 3.- 5.12.2006 Wuppertal, 15 Uhr Köln Köln Schwerin Köln Köln Köln Osnabrück Köln Madrid Cottbus Köln Köln Eröffnung der neuen Brilenpinguinanlage Eine Ausstellung zu Waldküche und Waldapotheke “Alles rund um’s Ei” und Osterdorf Lampeshausen 50 Jahre Zoo , Canidentagung Nashorn-Tage Sommernacht in Zoo und Flora Patentag 30 Jahre Zooschule Familientage, u.a. Alles rund um’s Nashorn EAZA-AGM Regionaltagung Ost, Halloween im Zoo, Lange Nacht im Aquarium Nikolaus im Zoo Wald-Mensch Eine Ausstellung des Zoologischen Gartens Köln zu den Geheimnissen aus Waldküche und Waldapotheke in der Ausstellungshalle des REGENWAL-Des. Die Wälder der Erde, auch unsere heimischen Wälder, beherbergen eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten, die vielen Menschen Nahrung und Heilstoffe bieten. Doch das Wissen um den vielfältigen Nutzen der Wälder ist vielerorts verloren gegangen. Die Ausstellung Wald-Mensch enthüllt verborgenes Wissen um verschiedene Waldprodukte und erzählt Geschichten von Indianern, Hexen und Jägern. Ein besonderer Spaß für die ganze Familie, denn der Weg durch die Ausstellung verläuft in Form einer Rallye. Auch für Schulklassen besonders geeignet! Der Eintritt ist im Zooeintritt inbegriffen. Ruth Dieckmann Zoopädagogik aktuell Nr. 19 45 Osnabrück trauert um Klaus Hinrichs Birgit Strunk Am 28.11.2005 verstarb im Alter von 71 Jahren Klaus Hinrichs nach über dreijährigem Kampf an den Folgen seiner Krebserkrankung. Fast drei Jahrzehnte lang hat er sich unermüdlich für den Zoo und besonders die Zooschule Osnabrück eingesetzt. Bereits 1970 begann er, zusammen mit seinen Studenten der damaligen Pädagogischen Hochschule Osnabrück, im Zoo Lehrwegsführungen anzubieten, um Schulklassen nicht unbetreut durch den Zoo toben zu lassen. Diese Bemühungen führten in Zusammenarbeit mit dem damaligen Zoodirektor Paul Andreae schließlich auch zur Gründung der Osnabrücker Zooschule, in der Helga Rademacher am 11.09.1976 die erste Unterrichtsstunde gab. Parallel zur aufblühenden Zooschule bot Klaus Hinrichs nach wie vor in jedem Sommersemester, zunächst dienstags, dann freitags, die Zoolehrwege im Lehrplan der Universität Osnabrück an. Damit gab der einerseits vielen Studenten die Möglichkeit, bereits im Studium zur Lehrerausbildung praktische Unterrichtserfahrung zu sammeln, andererseits bot diese Veranstaltung auch vielen Lehrern mit ihren Schulklassen die Chance, ihren Zoobesuch sinnvoll zu bereichern. Zum 25-jährigen Jubiläum dieser Veranstaltung im Sommer 1995 hatten 552 Studenten in 205 Lehrwegführungen über 45.000 Schüler in rund 2.100 Schulklassen unterrichtet. Einige der derzeit in der Zooschule Osnabrück unterrichtenden Pädagogen sowie viele ehemalige Zoolehrer sind aus diesen Zoolehrwegen hervorgegangen und haben bei Klaus die ersten Schritte ins zoopädagogische Leben getan. Mit dem Frühjahr 1989 kam ein weiterer Schwerpunkt in der zoopädagogischen Arbeit hinzu: die Gestaltung von Gehegeschildern. Angeregt durch eine Examensarbeit, in der ein Gehegeschild in mehreren Ausführungen exemplarisch gestestet wurde, entstand für die Wintersemester eine neue Lehrveranstaltung, in deren Verlauf in zehn Jahren viele Gehegeschilder für den Zoo entworfen worden sind. Das neue Konzept wurde 1991 auf einem von Klaus initiierten Workshop im Zoo Osnabrück auch anderen Zoos vorgestellt und wurde bis heute auch mehrfach kopiert. Mit Klaus Hinrichs verliert die Zooschule Osnabrück kurz vor ihrem 30jährigen Jubiläum ihren „Mann der ersten Stunde“, einen unermüdlichen Streiter für den Lernort Zoo und die zoopädagogischen Belange. Wir werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten. Begegnung Zoo Nr. 19 46 Buchbesprechung Der deutsch-amerikanische Biologe Ernst Mayr, der Anfang 2005 im Alter von 100 Jahren gestorben ist, ist einer der wichtigsten Vertreter der modernen synthetischen Evolutionstheorie. Konzepte der Biologie ist sein 25. Buch. Es stellt eine Sammlung von zwölf Aufsätzen dar, die sich mit einem breiten Spektrum von biologisch-philosophischen Themen beschäftigen. So geht es zum Beispiel um die Biologie als Wissenschaft, um den Artbegriff, Darwins Einfluss auf die moderne Gedankenwelt, die Evolution des Menschen und die Frage nach intelligentem Leben im Weltall. Mayr hat den Teil der Biologie, über den er schreibt, selbst maßgeblich geprägt. Und er geht den Dingen gern auf den Grund, sei es historisch, philosophisch oder konzeptuell, und so stehen Aristoteles und Kant neben den neuesten Erkenntnissen aus Molekularbiologie und Anthropologie. chung Buchbespre Konzepte der Biologie Ernst Mayr (aus dem Englischen von Susanne Warmuth) Hirzel-Verlag, 2005 Preis: 32 Euro Beispielsweise erläutert er wichtige biologische Entwicklungen vor Darwin, macht klar, dass dessen Evolutionstheorie sich aus fünf damals radikal neuen und relativ unabhängigen Thesen zusammensetzt und schildert den Weg dieser Theorie bis heute. Eines von Mayrs Hauptanliegen ist die Darstellung der Biologie als eigenständige Wissenschaft: Da sich die Naturwissenschaften historisch von Mathematik und Physik herleiten, gilt die Biologie vielen als „weiche“ Wissenschaft, die sich nicht auf eherne Naturgesetze berufen kann. Mayr zeigt, dass dies ein falscher Denkansatz ist und nicht die Biologie an die „harten“ Naturwissenschaften, sondern das Konzept der Naturwissenschaft an die Biologie angepasst bzw. erweitert werden muss. Die Trennlinie zwischen Natur- und Geisteswissenschaften verläuft nämlich direkt durch die Biologie: auf der einen Seite Physiologie, Molekularbiologie, Genetik etc., auf der anderen Seite die Evolutionstheorie. Letztere ist wie Geologie und Astronomie eine historische Wissenschaft, die sich nicht per Experiment erforschen lässt, sondern bei der man nur verschiedene historische Modelle erarbeiten und gegen die vorliegenden Befunde testen kann. Der Ton des Buches ist locker, nicht belehrend. Und bissig kann der alte Mann auch sein: Im Zusammenhang mit der Suche nach intelligentem Leben auf fernen Sternen fragt er sich, ob die dazu aufgewandten finanziellen Mittel nicht besser zum Erhalt der Biodiversität auf Erden eingesetzt würden statt für mögliche fossile Bakterienüberreste auf dem Mars. Originalton Mayr: „Sollten wir vielleicht eine Suche nach irdischer Intelligenz starten?“ Das Buch erfordert keine speziellen Vorkenntnisse und ist flüssig zu lesen; die gewiss nicht einfache Übersetzung ist rundum gelungen, und das Buch ist sorgfältig lektoriert (heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr). Daher sind die „Konzepte der Biologie“ trotz des nicht gerade bescheidenen Preises für jeden biologisch Interessierten ein Lesevergnügen, das den Horizont erweitert. Monika Niehaus Zoopädagogik aktuell Nr. 19 47 Buchbesprechung Rückläufig ist die Bestandsentwicklung vornehmlich bei den Bewohnern offener Agrarlandschaften (z.B. Rebhuhn), Feuchtgebieten (z.B. Trauerseeschwalbe) sowie bei insektenfressenden Zugvögeln (z.B. Wendehals). Im Gegensatz dazu haben Arten, die vor noch nicht allzu langer Zeit als bedroht galten, erfreulich zugenommen, darunter Greifvögel, Eulen und nichtziehende Waldvögel. Auch Neuzugänge (sog. Neozoen), wie Halsbandsittich, Kanada- und Nilgans, sind inzwischen im Rheinland heimisch geworden. Diese Entwicklungen gelten übrigens nicht nur für das Rheinland, sondern für weite Gebiete Mitteleuropas. Das spricht nicht für ein Gleichgewicht der Natur, wie es immer wieder propagiert wird, sondern eher für eine sich ständig ändernde Biodiversität in Mitteleuropa, und so ist auch das Motto des Buches zu verstehen – Panta rhei – alles ist im Fluss. Die Vögel des Rheinlandes (Nordrhein) Ein Atlas der Brut- und Wintervogelverbreitung 1990 bis 2000 Michael Wink, Christian Dietzen und Benedikt Giebing Romneya-Verlag/Verlag NIBUK, 2005 Preis: 29 Euro (Bezug über NIBUK, D. Prestel, Hermaerather Str. 9, 53819 Neunkirchen) Der von den drei Autoren vorgelegt, über 400 Seiten starke, großformatige Vogelatlas zeigt die aktuelle Verbreitung von 241 Brut- und Wintervogelarten auf einer Gesamtfläche von mehr als 13’000 km² (Größe der Kartierungsquadranten: 33 m²). Jede Ar tmonographie enthält ein prägnantes Farbfoto der vorgestellten Art. Durch Vergleich mit früheren Erfassungen (1987, 1990) lässt sich die Bestandsentwicklung über einen Zeitraum von fast 30 Jahren erfassen und die Frage beantworten, welche Vogelarten ab- oder zugenommen haben bzw. wo die Situation unverändert geblieben ist. Der Atlas enthält für jede Vogelart eine Karte der Brut- und/oder Winterverbreitung sowie bei Brutvögeln eine Karte, an der sich die Veränderung der Verbreitung im Vergleich zu den ersten Kartierungen (1974—1984) ablesen lässt. Die Autoren interpretieren diese Entwicklung und geben eine Abschätzung der Bestände. Der Atlas kann in dieser Hinsicht als Referenzwerk für Mitteleuropa gelten und dürfte daher nicht nur für Ornithologen, sondern auch im Natur- und Artenschutz sowie in der Landschaftsplanung Tätige interessant sein. An dieser Stelle der Rezension erfolgt meist eine beredte Klage über den Preis. Diesmal ist das Gegenteil der Fall: Autoren und Verlag ist es gelungen, ein sorgfältig gestaltetes, qualitativ hochwertiges und informatives Buch zu einem erstaunlich günstigen Preis herauszubringen. Ein Preis/Leitungsverhältnis, wie man es selten findet! Monika Niehaus Begegnung Zoo Nr. 19 48 chung Buchbespre Buchbesprechung Unter Mitwirkung von Dr. Leopold SlottaBachmayr ist einmal wieder eine schöne Ausgabe von Grundschule Sachunterricht Kallmeyerverlag dieses Mal zum Thema Nutztiere erschienen. Das Material ist abwechslungsreich und motivierend und seinen – auf den ersten Blick – abschreckenden Preis von 18,- €€ (für die Älteren unter uns: 36,- DM oder 250,Schillinge) sicher wert. Wohltuend ist die kompetente und sachliche Behandlung des Themas, die nie die emotionalen Aspekte aus dem Blick lässt. Hier wird eine angemessene Einstellung gegenüber dem Tier (und der Natur) angebahnt. Ich wünsche diesen Materialien eine weite Verbreitung in unseren Schulen. Lothar Philips Zoopädagogik aktuell Nr. 19 49 Sachkundenachweis Der Weg zum BNASachkundenachweis besteht aus drei Schritten: 1. Vor-Informationen selbst erarbeiten 2. Intensive Wiederholung und Besprechung im Kurssystem 3. Nachweis der Sachkunde Daraus ergeben sich die Bausteine des Konzeptes: 1. Schulungsordner zum Selbststudium. Die Schulungsordner (siehe Rückseite) beinhalten alle für die Prüfung notwendigen Informationen. Aufgrund der Stoffmenge sollte die Vorbereitungszeit mindestens 4 - 6 Wochen betragen. 2. Seminar im BNA-Schulungszentrum Hambrücken. Die Seminare umfassen je Themengebiet - Kleinsäuger, Vögel, Terraristik und Aquaristik - jeweils 2 Tage. Dazu steht ein vorbildlich ausgestattetes Fortildungszentrum in der BNA-Geschäftsstelle in Hambrücken zur Verfügung. 3. Die Prüfung nach § 11 Tierschutzgesetz durch eine von den Tierschutzreferenten der Länder anerkannte Kommission. Idealerweise findet sie am 3. Tag direkt im Anschluss an das jeweilige Seminar statt. Sie umfasst einen schriftlichen und einen mündlich/ praktischen Teil. Begegnung Zoo Nr. 19 50 Autoren Dr. Leopold Slotta-Bachmayr Leiter Tiergarten Wels Jörg Bosse Zoopädagoge Wildpark Eekholt Ruth Dieckmann Zoopädagogin Zoologischer Garten Köln Dr. Ulla Didriksen Zoopädagogin Zoologischer Garten Kopenhagen Gabriele von Domaros Zoopädagogin Zoologischer Garten Leipzig Stephanie Heinzelmann, Pascal Vetter, Nina Kunz Zoopädagogen Natur und Tierpark Goldau Anke und Hans-Peter Krull Zoopädagogen Zoologischer Garten Krefeld Jasmin Mühlisch, Mirko Thiel FÖJler/ Zoopädagoge Zoologischer Garten Neuwied Dr. Monika Niehaus-Osterloh Schriftstellerin Düsseldorf Lothar Philips Zoopädagoge Zoologischer Garten Köln Sabine Schoierer Freischaffende Zoopädagogin Neustadt/Aich Martina Schürer Zoopädagogin Zoologischer Garten Wuppertal Gaby V. Schwammer Zoopädagogin Schönbrunner Tiergarten Wien Liane Semjank Zoopädagogin Zoologischer Garten Hoyerswerda Birgit Strunk Zoopädagogin Zoologischer Garten Osnabrück Zoopädagogik aktuell Nr. 19 51