48_Stafette HO 4_2009:HO
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Stafette Dominic Bachofen vom Tschuggen Grand Hotel in Arosa Die Architektur von Mario Botta zieht Menschen aus nah und fern an. Dominic Bachofen ist während seiner Hotelierkarriere immer wieder in die Schweiz zurückgekehrt. «In der Hotellerie braucht es Diplomatie» Dominic Bachofen hat seinen Beruf als Hotelier renommierter Fünfstern- Text: Marianne Kürsteiner Bilder: zvg Häuser von der Pike auf gelernt. Heute, zurückblickend, würde er es wieder so machen. «Ich habe als Servicelehrling angefangen und alle Positionen durchlaufen. Als Menschenfreund ist mir daher heute sowohl das Wohl der Gäste wie jenes der Mitarbeitenden wichtig», sagt er. «Meine schulischen Leistungen waren nicht so hervorragend, um etwa ein Medizin- oder Jurastudium in Angriff zu nehmen», bekennt Dominic Bachofen freimütig. «Dies hätte ich auch gar nicht gewollt.» Als der Spross einer Industriellenfamilie seinen Wunsch äusserte, in die Hotellerie einzusteigen, stand sein gestrenger Vater voll hinter ihm. Als Bedingung jedoch musste die Lehre in einem Fünfstern-Haus erfolgen, und zwar in keinem geringeren als dem Baur 48 4/2009 au Lac in Zürich. So absolvierte Bachofen zuerst eine zweijährige Service-Lehre und danach eine zweijährige KochLehre im Baur au Lac, bevor er die Hotelfachschule in Lausanne besuchte. «Mein Wunsch, einmal ins Baur au Lac als Hotel-Direktor zurückzukehren, ist bis heute leider noch nicht in Erfüllung gegangen», bedauert der Hotelier. Dafür kann er andere schillernde Hotelnamen nennen, wie das Mandarin Oriental (F&B Manager) in Hong Kong, das Hôtel de Crillon in Paris, das Badrutt’s Palace und das Carlton in St. Moritz sowie das Hôtel de Paris in Monaco, in welchen er als General Manager das Zepter führte. Eine Bilderbuchkarriere In der Hotelfachschule lernte Dominic Bachofen seine zukünftige Frau, die Französin Laurence Destaing, kennen, die ihm nach erfolgreichem Abschluss der Hotelfachschule nach Hong Kong Im prunkvollen Restaurant La Vetta wird die aromareiche Küche des Südens angeboten. Ein Markenzeichen der grosszügigen Zimmer sind die mit Stoff bezogenen Kopfteile der Betten. folgte, wo sie ebenfalls in der Hotellerie arbeitete. In Hong Kong heirateten die beiden und eineinhalb Jahre später kam Tochter Victoria zur Welt. Nach drei Jahren Hong Kong erhielt Bachofen ein Angebot im Hôtel de Crillon in Paris. «Was ich im Mandarin Oriental gelernt hatte in Bezug auf Gastfreundlichkeit, versuchte ich hier in der Funktion des VizeDirektors umzusetzen. Auch meine Entscheidung, nach Europa zurückzukehren, war wohl genau richtig. Wer zu lange in Asien bleibt, verliert die Lebensund Arbeitsverhältnisse in Europa leicht aus den Augen», ist Bachofen überzeugt. In Paris wurde seine Tochter Marina geboren. Als dem 30 Jahre jungen Hotelier zwei Jahre später die Direktion des Parkhotel in Arosa angeboten wurde, zögerte Bachofen nicht lange und nahm an. «In der Schweiz fühle ich mich sehr wohl, und hier habe ich meine Wurzeln.» So führte er zusammen mit seiner Frau Laurence das Parkhotel, bis 1996 die Direktionsstelle im Badrutt’s Palace in St. Mo- ritz lockte. Dort leitete er drei Jahre die Geschicke des traditionsreichen Grand Palais. «Zu Unrecht war das Badrutt’s damals in den Medien kritisiert worden», betont Bachofen. Bald darauf nahm er das Angebot als Direktor des Carlton in St. Moritz an, wo er fünf Jahre lang wirkte. Dann lockte wieder ein Angebot, das man einfach nicht ausschlagen konnte. Dominic Bachofen wurde zum General Manager im Grand Hôtel de Paris in Monaco bestellt. Feste mit klingenden Namen «Hier haben wohl meine diplomatischen und kommunikativen Fähigkeiten den Ausschlag für die Nominierung gegeben», sagt Bachofen heute. «Im Grand Hôtel de Paris geht die Creme de la Creme der High Society ein und aus, und wenn der Fürst etwas zu feiern hat, findet es im Grand Hôtel de Paris statt. Ein Highlight war auch die Geburtstagsfeier von Paul Bocuse, wo zahlreiche Sterneköche anwesend waren, die unseren Kö4/2009 49 Stafette Dominic Bachofen vom Tschuggen Grand Hotel in Arosa Die räumlichen Dimensionen und die naturbelassenen Materialien machen aus dieser Wellnessanlage ein einmaliges Erlebnis. Der Alpengranit der Wände spiegelt sich im Pool. chen über die Schulter guckten.» Um so grösser war die Enttäuschung, als nach drei Jahren der Vertrag nicht verlängert wurde: «Der Verwaltungsrat beschloss eine Neuausrichtung des Hotels, für die ich nicht vorgesehen war.» Karl-Heinz Kipp, der Besitzer der Tschuggen-Gruppe, für die Dominic Bachofen bereits im Carlton gewirkt hatte, engagierte ihn für das Tschuggen Grand Hotel in Arosa, das er seit Dezember 2008 leitet. «Nicht mehr lange, denn schon bald wird sich der Kreis schliessen, und ich kehre wieder zum Hotel Carlton in St. Moritz zurück, das ich wegen des Grand Hôtel de Paris verlassen hatte. Um einige Erfahrungen reicher.» Der Grund, weshalb er das Tschuggen schon wieder verlässt, liegt neben seiner Affinität zum Hotel Carlton auch darin, dass sich Dominic Bachofen und seine Familie in St. Moritz zu Hause fühlen: «Hier haben wir die meisten unserer Freunde.» Das Tschuggen Grand Hotel wird nach seinem Weggang vom jetzigen Vize-Direktor Leo Maissen geleitet. 50 4/2009 Eine imposante Bergoase Das Hotel, das seit der Eröffnung der neuen Bergoase von Mario Botta und den intensiven Zimmerrenovierungen durch Carlo Rampazzi markant Gäste hinzugewonnen hat, ist eines der aussergewöhnlichsten Luxushotels der Schweiz. «Wir konnten die Hotelumsätze seitdem verdoppeln», freut sich Bachofen. Die Architektur von Mario Botta zieht Menschen aus nah und fern an. «Wird eine Architektur-Tour durch die Schweiz angeboten, darf das Tschuggen als eine der Attraktionen nicht fehlen.» Die Tschuggen Bergoase ist eine auf 5000 Quadratmetern in den Berg eingebaute Wellnessanlage, welche durch die filigranen «Segel» aus Glas und Stahl mit Licht durchflutet wird. Im Fels eröffnet sich eine Oase mit Durchblick vom dritten Stockwerk bis zum Erdgeschoss, von der Welt des Wassers über die Behandlungsebene bis hin zum Fitness- und Medical-Wellness-Bereich. Die räumlichen Dimensionen, die voluminöse Grosszügigkeit und die naturbelassenen Materialien machen aus der Wellnessanlage ein einmaliges Erlebnis. Die überwältigende Bäderwelt im obersten Stockwerk spiegelt den Alpengranit der Wände und lädt ein zum Schwimmen im Innen- und Aussenpool, zum Sprudeln, zum Kneippen oder zum Dusch- und Brausenparcours in der Steingrotte des originalen Aroser Fels. Die rustikale Bergsauna und verschiedene weitere Dampfbad- und Saunalandschaften ergänzen sich mit zwei luxuriösen Spa Suiten von je 70 und 100 Quadratmetern, wo sich die Gäste allein oder zu zweit zurückziehen können. Einmalig ist im Tschuggen Grand Hotel der Tschuggen Express, das eigene Hotelbähnli, welches die Gäste innerhalb weniger Minuten vom Hoteleingang bis mitten in die Bergwelt führt. Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten rollt es nun problemlos den steilen Hang hinauf und hinunter – sehr zur Freude der Hotelgäste. Die Fahrt an sich ist ein eindrucksvolles Erlebnis, da die Rundumverglasung das Bergpanorama zum Greifen nah erscheinen lässt. Während die Gäste den Blick auf Berggipfel oder Einmalig ist das eigene Hotelbähnli, das die Gäste quasi vom Hoteleingang mitten in die Bergwelt führt. Dominic und Laurence Bachofen haben zusammen schon manche grossen Häuser geleitet. satt grüne Alpenwiesen geniessen, überwindet das Schienentaxi auf einer Länge von 520 Metern 150 Höhenmeter. Auch sämtliche 130 Zimmer im Tschuggen Grand Hotel sind seit April 2004 aufwändig renoviert worden, wobei das kleinste Einzelzimmer immer noch 34 Quadratmeter gross ist. «Mir haben schon manche alleinstehende Frauen gesagt, dass sie nicht mehr gerne reisen, seitdem sie alleine sind, da man als Frau oft schlechter bedient werde oder Abstellräume als Zimmer zugewiesen bekomme. Bei uns ist dies sicherlich nicht der Fall», versichert Dominic Bachofen. Ein Markenzeichen der grosszügigen Zimmer und Suiten sind die mit Stoff bezogenen Kopfteile der Betten, die zusammen mit den Ledersesseln den Zimmern eine angenehme Behaglichkeit verleihen. Architekt Carlo Rampazzi hat ein zeitgenössisches Märchen geschaffen, in dessen Mittelpunkt das Tschuggen in neuem Glanz erstrahlt. Zum Hotel gehören 98 Deluxe-Zimmer und 32 Suiten Laurence Bachofen mit den Töchtern Victoria und Marina. sowie fünf Restaurants. «Damit bieten wir unseren Gästen eine möglichst grosse Vielfalt an.» Im prunkvollen Restaurant La Vetta (14 Gault-Millau-Punkte) wird etwa die aromareiche Küche des Südens angeboten, in der gemütlichen Bündnerstube und im eleganten Grand Restaurant gibt es mediterrane, schweizerische und klassische Gerichte. Ausserdem kann auch im Restaurant La Provence, in der Spa Lounge und in der Bar gespiesen werden. ■ Die Stafette Im Stafettenporträt stellen wir eine Persönlichkeit der Schweizer Hotellerie vor. Welche Person porträtiert wird, bestimmen die Vorgänger. Dominic Bachofen überreicht den Stafettenstab an Tomas Courtin von der Chesa Randolina in Sils-Baselgia, den er dazumal an der Hotelfachschule in Lausanne kennengelernt hat. 4/2009 51