Neues Rezeptur-Formularium

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Neues Rezeptur-Formularium
Neues Rezeptur-Formularium
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 2006 GOVI
Stand: 07.04.2011
Rezepturhinweise:
Metronidazol zur Anwendung auf der Haut, auf
Wunden und im Mund
Relevante NRF-Monographien und -Texte:

Hydrophile Erythromycin-Creme 0,5 % / 1 % / 2 % / 4 %, NRF 11.77.

Hydrophile Metronidazol-Creme 1 % / 2 %, NRF 11.91.

Hydrophiles Metronidazol-Gel 0,75 %, NRF 11.65.

Hydrophile Erythromycin-Creme 2 % mit Metronidazol 1 %, NRF 11.138

Allgemeine Hinweise I.6. Dermatika – Zubereitungen zur kutanen Anwendung

Allgemeine Hinweise I.4. Haltbarkeit von Zubereitungen
Relevante Rezepturhinweise im Internet (www.dac-nrf.de):

Aufbewahrung von Rezepturen im Kühlschrank

Cremes und Linimente nach SR 90

Metronidazol zur Anwendung im Auge

Metronidazol zur Einnahme

Metronidazol zur vaginalen und rektalen Anwendung

Metronidazol zur zahnärztlichen Anwendung
Wirkung / Anwendung:
Chemotherapeutikum; Rosazeamittel.
Physikalische, chemische, galenische Eigenschaften:
Siehe NRF und Standardliteratur.
1
Anwendung und Bedarf für die Lokalbehandlung
Metronidazol wird nicht nur zur Behandlung der Rosazea, sondern auch zur Lokalbehandlung bei
Infektionen mit anaeroben Keimen angewendet.
1.1 Fertigarzneimittel
Metronidazol ist in Deutschland u. a. in 0,75-prozentiger Konzentration als wässriges Carbomergel
und hydrophile Creme für die kutane Anwendung (12, 15, 16) sowie in 5-prozentiger Konzentration
NRF-Rezepturhinweise: Metronidazol zur Anwendung auf der Haut, auf Wunden und im Mund
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als Vaginalcreme (5) und in 0,5-prozentiger Konzentration als Infusionslösung zugelassen.
Hierdurch lassen sich auch durch Off-label-use nicht alle Anwendungen abdecken.
1.2 Bedarf für rezepturmäßig hergestellte Zubereitungen zur Lokalbehandlung
Viele Zubereitungen zur Lokalanwendung müssen rezepturmäßig hergestellt werden. Problematisch
sind vor allem die Löslichkeit, die Stabilität und bei entsprechender Anwendung die Sterilität.
1.3 Nutzen/Risiko-Beurteilung bei Verordnung
Auf Grund des nicht auszuschließenden kanzerogenen Risikos bei der Anwendung von
Metronidazol (1) sollten Rezepturen nur hergestellt werden, wenn sich aus der Verordnung keine
Unklarheiten hinsichtlich Verträglichkeit, Konzentration, Gebrauchsanweisung und Art und Dauer
der Anwendung ergeben. Zur so genannten „oberen Richtkonzentration“ für Metronidazol als
Dermatikum siehe NRF-Tabelle I.6.–1.
2
Rezeptursubstanz und Rezepturkonzentrate
Bei Metronidazol-Konzentrationen oberhalb etwa 0,8 % ist mit einem suspendierten Anteil zu
rechnen. In diesen Fällen muss der Wirkstoff fein gepulvert vorliegen (1, 2). Mikrofein gepulverte
Metronidazol-Rezeptursubstanz
ist
erhältlich.
Die
früher
notwendige
aufwändige
Teilchenzerkleinerung mit dem Dreiwalzenstuhl (2) ist damit überflüssig.
2.1 Prüfung auf Mikronisierung
Bei Zweifeln an der notwendigen Feinheit soll die Rezeptursubstanz in der Apotheke
lichtmikroskopisch geprüft werden. „Mikrofein“ ist streng genommen kein durch konkrete Norm
streng definiertes Attribut. Üblicherweise geht man von einer Obergrenze der Primärteilchen von
etwa 20 µm aus, wobei die Mehrzahl der mikrofein gepulverten Teilchen nur wenige Mikrometer
groß und damit deutlich kleiner ist.
2.2 Hydrophiles Rezepturkonzentrat
Sowohl unter dem Aspekt des Arbeitsschutzes als auch der ausreichenden Zerkleinerung ist die
Verwendung eines geeigneten 10-prozentigen Metronidazol-Konzentrates (13) auf Basis der durch
Kaliumsorbat konservierten Nichtionischen hydrophilen Creme SR DAC vorteilhaft. Insbesondere
eignet sich das Konzentrat zur Herstellung der NRF-Vorschrift 11.91., weil die Grundlage des
Konzentrates Hauptbestandteil der NRF-Cremes ist (1).
2.2.1. Mikrobiologische Stabilität – unkonservierte Rezepturen
Bei Verdünnung des Metronidazol-Konzentrates (13) kann nicht mit ausreichender Konservierung
der Rezeptur gerechnet werden. Die NRF-Rezepturen sind deshalb zusätzlich konserviert.
3
Arbeitsschutz bei der Herstellung
Wenn bei Metronidazol-Rezepturen von mikrofein gepulvertem Wirkstoff ausgegangen wird und
dieser nach der Einwaage nur in flüssige oder halbfester Form bearbeitet wird, ist die
Arbeitssicherheit trotz des toxikologischen Profils des Metronidazol (8) wenig problematisch (1).
Dies gilt erst recht bei Verwendung eines halbfesten Metronidazol-Konzentrates (13).
4
Stabilität
Metronidazol ist nur begrenzt antimikrobiell wirksam. Neben der mikrobiologischen Anfälligkeit
ohne Konservierungsmittelzusatz sind auch die physikalische Stabilität von fast gesättigten
Lösungen und Suspensionen sowie die chemische Stabilität zu beachten.
NRF-Rezepturhinweise: Metronidazol zur Anwendung auf der Haut, auf Wunden und im Mund
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4.1 Physikalische Stabilität
Ausfällungen können bei Kaltlagerung konzentrierter Lösungen, Umkristallisationen zu u. U.
großen Kristallen bei Suspensionen auftreten. Diese Instabilität ist bei schwach sauer reagierenden
Rezepturen gravierender als die chemische Zersetzung und begrenzend für die Haltbarkeit. Die
Tendenz zu raschem unzulässigem Kristallwachstum sinkt mit steigendem relativen Anteil an
suspendiertem Wirkstoff, d. h. das Risiko ist vor allem bei etwa 1-prozentigen Rezepturen hoch (1,
2). Laufzeit bzw. Weiterverarbeitungsfrist für z. B. 10-prozentige MetronidazolStammverreibungen (13) sind erheblich länger als die Aufbrauchsfristen der niedrig konzentrierte
Rezepturen mit suspendiertem Metronidazol.
4.1.1 Lagerung bzw. Aufbewahrung
Die Metronidazol-Cremes des NRF müssen nicht zwingend im Kühlschrank aufbewahrt werden, da
auch bei Raumtemperatur das Kristallwachstum, das die Laufzeit und damit auch die
Aufbrauchsfrist begrenzt, ausreichend lange im zulässigen Bereich bleibt (1). Bei Rezepturen auf
Basis anderer Grundlagen kann dies anders sein.
4.2 Chemische Stabilität
Für gelöstes Metronidazol und insbesondere bei Hitzesterilisation sollte der pH-Wert möglichst im
Bereich um pH 5 liegen (1, 3, 22–24). Bei thermischem Stress wird neben der Gehaltsminderung
eine pH-Wert-Erniedrigung festgestellt, wahrscheinlich auf Grund der Nitrit-Abspaltung zur
entsprechenden Hydroxy-Verbindung, sowie die Entstehung von Aminverbindungen. In mehrere
Jahre alten Proben des Metronidazol-Gels NRF 11.65. (Lösungssystem) konnten eine
Gehaltsminderung, Nitrit-Ionen und Amin-Verbindungen nachgewiesen werden. In konzentrierten
Rezepturen liegt der Wirkstoff zumindest zum Teil suspendiert vor, so dass die chemische
Haltbarkeit besser ist als in Lösungen.
5
Rezepturen
Im NRF sind bisher nur Dermatika monographiert (1)

eine sehr lipidarme weiche Creme mit suspendiertem Wirkstoff,

ein Carbomergel mit gelöstem Wirkstoff.
5.1 Dermatika
Bei den Dermatika (4, 14) geht es z. B. um

höher konzentrierte hydrophile Cremes,

flüssige Suspensionen,

Hautemulsionen,

lipidreiche bzw. feste hydrophile Cremes,

hydrophobe Cremes und

hautfarbene Zureitungen.
5.1.1 Lipidreiche Cremes
Die Verordnungspraxis und Rezepturvorschläge von Grundlagenherstellern (4, 14) geben Hinweise
darauf, dass bei trockener Haut auch weniger wasserreiche bzw. lipophile Metronidazol-Cremes
sinnvoll sind. Neben dem sehr wasserreichen Liniment gemäß NRF werden in der Praxis auch
lipidreichere hydrophile Cremes als Grundlagen rezeptiert, z. B.

Nichtionische hydrophile Creme SR DAC bzw. Vorschrift S.26., die zu einer MetronidazolCreme der gleichen qualitativen Zusammensetzung führt wie NRF-Rezeptur 11.91.,

Basiscreme DAC oder

von industriellen Anbietern vorgefertigte Grundlagen.
NRF-Rezepturhinweise: Metronidazol zur Anwendung auf der Haut, auf Wunden und im Mund
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5.1.2 Dermatika mit Hautfärbung
In der Praxis wird gelegentlich eine Hauttönung verlangt. Besser als die meist unbefriedigende und
oder toxikologisch nicht unbedenkliche Zugabe von Bolus rubra, Zinnober, Ichthyol, Schwefel und
ungeeigneten Eisenoxiden ist eine Mischung aus vier mikrofeinen Pigmenten, die praktisch
unlöslich in allen Rezepturbestandteilen, pH-neutral und in allen Grundlagen gut dispergierbar sind.
Die Grundformel enthält Titandioxid (1,0 %) und eine geeignete Eisenoxidmischung (0,2 %).
Intensität, Helligkeit oder Farbton lassen sich individuell anpassen.
Hautfarbene hydrophile Metronidazol-Creme 1 % – nicht standardisiert
Grundrezeptur aus MetronidazolSubstanz
Verreibung
Metronidazol, mikrofein gepulvert
1,0
g
–
1)
Metronidazol-Stammverreibung 10 %
–
10,0
g
Titandioxid2)
1,0
g
1,0
g
3)
Eisenoxid-Stammverreibung, „mittel” (NRF S.10.)
0,2
g
0,2
g
Nichtionische hydrophile Creme SR DAC
97,8
g
98,8
g
Herstellung: Wie NRF 11.91., jedoch ohne Verdünnung der Grundlage zum Liniment.
Metronidazol ohne Wärmeanwendung manuell einarbeiten.
1) Grundlage des Konzentrates der Firma PKH ist Nichtionische hydrophile Creme SR DAC.
2) Bei Bedarf den gesamten Pigmentanteil modifizieren (Intensität) oder das Mischungsverhältnis
Titandioxid/Eisenoxiden modifizieren (Helligkeit)
3) Bei Bedarf Mischungsverhältnis der Eisenoxide modifizieren (Buntheit). Handelsübliches
Eisenoxid vom Typ „mokkabraun“ ist kein Ersatz, sondern sieht verdünnt violett aus.
5.1.3 Hydrogele
Metronidazol-Gele zur Behandlung der Rosacea werden oft als Lösungssysteme hergestellt, aber
auch als höher konzentrierte Suspensionsgele (14). Hierbei kommt es innerhalb weniger Wochen zu
Auskristallisationen.
5.1.4 Dermatika ohne Konservierungsstoffe
Wenn abweichend von der NRF-Rezeptur 11.91. nicht konserviert werden soll, darf auch kein
vorkonserviertes Metronidazol-Konzentrat verwendet werden. Das Konservierungsstoff-freie
Analogon zu der durch Kaliumsorbat konservierten Nichtionischen hydrophilen Creme SR DAC ist
vorgefertigt erhältlich. Unkonservierte Rezepturen sollten im Kühlschrank aufbewahrt werden.
5.1.5 Herstellungsfehler: Pulvernester
Da sich bei der NRF-Rezeptur 11.91. Pulvernester bilden, wenn Metronidazol-Rezeptursubstanz
eingesetzt und automatischer Rührsysteme verwendet werden, wird von diesem Fall abgeraten, und
es werden die manuelle Herstellung und/oder ein Rezepturkonzentrat empfohlen. Die Verwendung
der Rezeptursubstanz bei Herstellung der Metronidazol-Cremes in der Fantaschale ist
vergleichsweise wenig problematisch. Wichtig ist aber das Anreiben des Wirkstoffes mit zunächst
wenig Grundlage (1).
Da nicht untersucht wurde, inwieweit die Befunde auf andere Grundlagen übertragbar sind, sollen
alle diesbezüglich nicht geprüften Individualrezepturen mit Metronidazol-Konzentrationen über
0,8 % nicht direkt aus der Rezeptursubstanz mit automatischen Rührsystemen hergestellt werden.
Bei Lösungssystemen scheinen Pulvernester kein Problem zu sein.
5.1.6 Herstellungsfehler: Umkristallisation
Mit Basiscreme DAC als Grundlage wurde bei einprozentiger Metronidazol-Konzentration und
automatischen Rührsystemen eine verstärkte Umkristallisation beobachtet, verursacht durch die
Inprozesswärme und vorübergehende Übersättigung (9). Dieser Effekt ist temperaturabhängig, d. h.
NRF-Rezepturhinweise: Metronidazol zur Anwendung auf der Haut, auf Wunden und im Mund
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besonders ausgeprägt (millimetergroße Kristalle!), wenn die übersättigte Creme relativ warm ist
und danach relativ kalt aufbewahrt wird. Individualrezepturen mit Metronidazol-Konzentrationen
über 0,8 % sollen deshalb, wenn sie mit automatischen Rührsystemen hergestellt werden,

vor dem Mischen des Ansatzes durch etwa 30-minütige Lagerung im Kühlschrank vorgekühlt
bzw. bei der Mischung durch eine Kältemanschette gekühlt werden und

danach nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Ausschlag gebend für diese Übersättigungsproblematik sind bei einer MetronidazolSuspensionscreme:

die Konzentration (Problem: geringer suspendierter Anteil, d. h. bei Konzentrationen um 1
%),

die später vorgesehene Aufbewahrungstemperatur (Kühlschrank sehr ungünstig bei
Übersättigung, aber günstig bei noch nicht erreichter Sättigung),

die mit der Temperatur ansteigende Löslichkeit (ungünstig: hohe Prozesswärme bei
automatisch gerührten festen Grundlagen mit höherer innerer Reibung) und

die Auflösungsgeschwindigkeit, welche die tatsächlich gelöst vorliegende MetronidazolKonzentration bestimmt (ungünstig: hochtourige maschinelle Mischung).
Das Risiko des raschen Kristallwachstums bei Suspensionscremes infolge von
Temperaturschwankungen und Übersättigung besteht deshalb:

am wenigsten bei manueller Herstellung und anschließender Aufbewahrung im Kühlschrank,

kaum bei der hierauf geprüften, relativ weichen NRF-Rezeptur 11.91., bei der auch durch
maschinelles Rühren nur wenig Prozesswärme entsteht und bei Verwendung des
Rezepturkonzentrates keine langen Mischzeiten erforderlich sind,

potenziell bei allen nicht diesbezüglich standardisierten Rezepturen, insbesondere bei relativ
zähen Grundlagen.
5.1.7 Kombination mit Erythromycin
Bei der Beurteilung der Stabilität sind die Wirksamkeit, die Unbedenklichkeit und die
pharmazeutische Qualität der Rezeptur zu beachten. Aus therapeutischer Sicht ist die Kombination
plausibel, weil beide Wirkstoffe sowohl gegen Rosazea als auch gegen periorale Dermatitis als
wirksam gelten. Hierbei liegen wahrscheinlich unterschiedliche antiinflammatorische
Wirkungsmechanismen zugrunde.
Im Hinblick auf die Stabilität der Wirkstoffkombination gibt es einen Zielkonflikt. Metronidazol
zersetzt sich oberhalb des Stabilitätsoptimums bei etwa pH 5, Erythromycin dagegen zersetzt sich
bereits unterhalb pH 8. Diskutiert wird die Kombination auch im Hinblick auf Nitrosaminbildung:
So spaltet Metronidazol bei steigendem pH zunehmend Nitrit ab, das als Reaktionspartner vor allem
für sekundäre Amine zur Nitrosaminbildung in Frage kommt. Erythromycin ist aber überwiegend
ein tertiäres Amin und kann allenfalls N-Dimethylerythromycin als Verunreinigung mit einem
sekundären Amin enthalten. Es kann angenommen werden, dass im fraglichen pH-Bereich von 7,5
bis 10,5 die Nitrosaminbildung unwahrscheinlich ist.
Insofern muss die Stabilitätsbeurteilung einer Metronidazol/Erythromycin-Creme streng sein:

unzulässiges Metronidazol-Kristallwachstum muss ausgeschlossen sein,

Wirkstoff-Zersetzung muss angemessen minimiert sein (< 10 %).
Seit der Ergänzungslieferung 2009 gibt es im NRF eine standardisierte Kombinationsrezeptur mit
Erythromycin und Metronidazol (NRF 11.138.) in Anlehnung an die pH regulierten ErythromycinCreme nach NRF 11.77. Die Aufbrauchsfrist ist aufgrund der problematischen Stabilität auf vier
Wochen begrenzt. Vor dem Hintergrund der Behandlung einer chronischen Hauterkrankung
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(Rosazea) sind längere Haltbarkeiten wünschenswert, können aber derzeit nicht gegeben werden.
Wegen der physikalischen und chemischen Instabilität beider Wirkstoffe werden individuell
komponierte Rezepturen weiterhin nicht empfohlen; begründeter Bedarf für abweichende
Konzentrationen und/oder Grundlagentypen soll beim NRF angezeigt werden.
5.2 Zubereitungen zur Anwendung auf Schleimhäuten und Wunden
Lösungen und Hydrogele mit gelöstem Wirkstoff werden bei unangenehmer Geruchsentwicklung
durch Anaerobier angewendet.
5.2.1 Anwendung in der Mundhöhle
Die Anwendung bei Halitosis in der Palliativmedizin wird erwähnt (19), auch in Gelform in
Kombination mit Opiaten zur Lokalanästhesie (19). Nach Hinweisen aus der Apothekenpraxis
werden Metronidazol-Haftpasten zur punktuellen Anwendung auf der Mundschleimhaut verlangt.
Haftpastengrundlagen auf Basis nicht neutralisierter Carbomere können wegen des sauren
Geschmacks eventuell unerwünscht sein, dann bietet sich Hypromellose-Haftpaste NRF 7.8. als
Grundlage an.
5.2.2 Lösungen zur Wundbehandlung
Einprozentige Metronidazol-Sterillösungen zur lokalen Wundbehandlung (17, 18, 29) sind höher
konzentriert als die handelsüblichen Lösungen zur parenteralen Anwendung und müssen zumindest
schwach sauer eingestellt oder übersättigt hergestellt werden, um die notwendige Löslichkeit zu
erreichen. Sie dürfen wahrscheinlich nicht kalt bzw. im Kühlschrank aufbewahrt werden. Eine
ausgearbeitete Herstellungsvorschrift liegt nicht vor. Wundspüllösungen müssen steril sein. Sie
sollen möglichst isotonisch und unkonserviert sein.
5.2.3 Konservierte Gele zur Wundbehandlung
Mit 4-Hydroxybenzoesäureestern (28) bzw. mit Kaliumsorbat (27) konservierte 2-prozentige
suspensoide Metronidazol-Carbomergele sind wegen der Verwendung von Triethanolamin als
Neutralisationsbase als bedenklich abzulehnen, besonders wegen des Nitrit-abspaltenden
Wirkstoffs.
5.2.4 Sterile Gele zur Wundbehandlung
Metronidazol-Gele für die Wundbehandlung sollen steril und isotonisch sein (20, 21, 25).
Einprozentige Konzentrationen werden nur nach besonderen Herstellungsvorschriften erreicht (20,
21), bei Lagerung bei niedrigen Temperaturen kommt es zu Auskristallisationen. Rezepturen auf
der Grundlage von Poloxamergelen sind für die Hautbehandlung (14) und für den zahnärztlichen
Bedarf (30) vorgeschlagen worden. Auch solche Tensidgelgrundlagen können sterilisiert werden,
konkrete Vorschriften sind jedoch nicht bekannt.
NRF-Rezepturhinweise: Metronidazol zur Anwendung auf der Haut, auf Wunden und im Mund
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Sterile Metronidazol-Gele 1 %1)
Carbomer
Hypromellose Hydroxyethylellose,
(20, 26)
(20, 21)2)
nicht geprüft3)
1,0
g
1,0 g
1,0
g
1,0
g
–
–
1,0
g
–
–
0,1
g
–
–
–
–
0,045 g
Metronidazol
Carbomer 35.000 (Carbopol® 974p)
Trometamol
Natriumedetat
Citronensäure-Monohydrat
NatriummonohydrogenphosphatDodecahydrat
–
–
0,150 g
Mannitol
5,0
g
–
–
Natriumchlorid
–
0,9 g
0,7
g
Methocel® E4M (Hypromellose 2000)
–
2,0 g
–
Hydroxyethylcellulose 400 (Natrosol® 250
G pharm)
–
–
5,0
g
Wasser für Injektionszwecke
91,9
g
96,1 g
92,105 g
Herstellung:
1.
Gel als Suspensionszubereitung herstellen. Beim Carbomergel das Carbomer, Metronidazol,
Mannitol und Trometamol trocken vermischen und in die Flüssigkeit einarbeiten.
2.
Gel in Flasche mindestens 15 min lang bei 121 °C sterilisieren.4)
1) Übersättigte Rezepturen; nicht im Kühlschrank aufbewahren.
2) Gel zeigt Hitzekoagulation bei der Sterilisation, relativ lange Quellungszeit.
3) Rezeptur ähnlich NRF 11.131., Pufferung auf pH 5 in Anlehnung an (22)
4) Je nach Gefäßgröße ist bei Gelen eine längere Sterilisationszeit erforderlich als bei
Flüssigkeiten.
Literatur:
(1) Siehe NRF-Monographien 11.65. und 11.91., sowie dort angegebene Literatur.
(2) Reimann, H., Pannen bei Metronidazol-Creme NRF 11.91., Rubrik: PZ-Dermopharmazie
3/1999, Pharm. Ztg. 144 (1999) 800.
(3) Kraus, J. J. A. M., Vermeij, P., De samenstelling van en metronidazolinfuus, Pharm. Weekbl.
80 (1981) 840–842.
(4) Dr. Wolff Arzneimittel, Rezepturen mit Wolff-Dermatika, Stand vom April 2002, Bielefeld.
(5) Artesan / Cassella-med, Fachinformation (Stand: März 2005): Metronidazol Artesan Creme
Vaginalcreme.
(6) Staudacher, T., Bagdi, S.-A., Inkompatibilitäten in erythromycinhaltigen Zubereitungen, PZPrisma 7 (2000) 213–222.
(7) Nicht besetzt.
(8) Reimann, H., Aktualität von Sicherheitsdatenblättern, Rubrik: PZ-Dermopharmazie 3/2000,
Pharm. Ztg. 145 (2000) 2880.
(9) Reimann, H., Metronidazol-Gele und -Cremes, Rubrik: PZ-Dermopharmazie 4/2001, Pharm.
Ztg. 146 (2001) 4216.
(10) Nicht besetzt.
(11) Prof. Dr. med. H. Schöfer, Frankfurt/Main, Persönliche Mitteilung vom 21.1.2002.
(12) Gensthaler, B. M., Topisches Metronidazol gegen Kupferrose, Pharm Ztg. 148 (2003) 3600–
3601.
(13) PKH Pharmazeutische Kontroll- und Herstellungslabor GmbH, Metronidazol-Verreibung
10 %, 06120 Halle/Saale.
(14) Ichthyol-Gesellschaft, Folia Ichthyolica – Dermatologische Rezeptur, 13. Auflage
www.ichthyol.de.
NRF-Rezepturhinweise: Metronidazol zur Anwendung auf der Haut, auf Wunden und im Mund
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(15) Hevert, F., Hydrogel – eine besondere Grundlage für Metronidazol. In: Schöfer, H. (Hrsg.),
Rosazea. Klinik und aktuelle Therapie, Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart, New York 2003, S.
35–40.
(16) Gehring, W., Magistralrezepturen mit Metronidazol. In: Schöfer, H. (Hrsg.), Rosazea. Klinik
und aktuelle Therapie, Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart, New York 2003, S. 29–34.
(17) Burnakis, T. G., Topical metronidazole for decubitus ulcers, Hosp. Pharm. 24 (1989) 961–
962.
(18) Jones P. H., et al., Treatment od anaerobically infected pressure sores with topical
metronidazole, Lancet, Heft 1 (1978) 214.
(19) Watson, M., Lucas, C., Hoy, A., Adult palliative care guidance (2006), 2. Aufl., South West
London, Surrey, West Sussex and Hampshire, and Sussex Cancer Networks and Northern
Ireland Palliative Medicine Group, S. 28, 39; http://www.pah.org.uk/education/docs/book/
adultsectionFeb2008 (Stand:11.08.2009)
(20) Damen, B. J. G., Voorschriften „Dermatica op Recept“. In: Koninklijke Nederlandse
Maatschappij ter Bevordering der Pharmacie (Hrsg.), L.N.A.-Mededeling No. 43, 'sGravenhage 1995.
(21) Jedema, J. M., Rezeptur für eine Gelzubereitung von Metronidazol, arznei-telegramm 11/89
(1989) 103; auch arznei-telegramm 4/90 (1990) 41.
(22) Bannert, C., Hehenberger, H., Kraus, P.-V., Messerschmidt, W., Pantze, R., Rückriegel, O.,
Herstellung und Prüfung von Metronidazol-Infusionslösungen, Krankenhauspharmazie 4
(1983) 1–3.
(23) Theuer, H., Der Einfluß von Herstellungs- und Lagerungsbedingungen auf die Stabilität der
Metronidazol-Infusionslösungen, Pharm. Ztg. 128 (1983) 2919.
(24) Ebel, S., Ledermann, M., Mümmler, B., Analytische Methoden für die Stabilitätsprüfung von
Metronidazol-Infusionslösungen, Arch. Pharm. 323 (1990) 195–200.
(25) N. N., Lokale Wundbehandlung, arznei-telegramm 9 (1992) 88–90.
(26) Wetenschappelijke Instituut Nederlandse Apothekers (WINAp), Monographien:
Metronidazol; Metronidazolgel 1%, steril; Metronidazolgel 1%, steril – Commentaar. In:
Koninklijke Nederlandse Maatschappij ter bevorderung der Pharmacie (Hrsg. und Verlag),
Formularium der Nederlandse Apothekers, 3. Ausgabe, Den Haag 2004, S. 147–149.
(27) N. N., Metronidazole 2%, Misoprostol 0.0024% and Phenytoin 5% Topical Gel;
Metronidazole 2%, Topical Gel, Int. J. Pharm. Compound. 8 (2004) 299–300.
(28) Allen, L. V., Compounding for wound care, Secundum Artem Vol. 12/No. 1,
www.paddocklabs.com/secundum_artem.html.
(29) Allen, L. V., Compounding for Dermatology Patients, Secundum Artem Vol. 10/No. 3,
www.paddocklabs.com/secundum_artem.html.
(30) Allen, L. V., Compounding for Dentists and Dental Patients. Metronidazole 10 % Periodontal
Gel, Secundum Artem Vol. 10/No. 2, www.paddocklabs.com/secundum_artem.html.