haben. Da der Krieg schon längst beschlossen war
Transcrição
haben. Da der Krieg schon längst beschlossen war
190.1 In Anwesenheit Stalins unterzeichnete der deutsche Außenminister Ribbentrop den „Nichtangriffspakt“. Der Friede ist nicht mehr zu retten Ende der Appeasement-Politik Nach dem Ende der Tschechoslowakei zeigte die Propaganda der deutschen Presse, dass Polen das nächste Opfer Hitlers sein werde. England und Frankreich hatten nach dem Bruch des Münchener Abkommens beschlossen, keine deutsche Aggression mehr zuzulassen: Am 31. März 1939 gaben beide Staaten eine Garantieerklärung für Polen ab, im August folgte ein militärischer Beistandspakt. Die NS-Führung hatte die bisherige Nachgiebigkeit der Westmächte als Zeichen der Schwäche ausgelegt und war überzeugt, dass auch wegen der geographischen Verhältnisse eine militärische Hilfe unterbleiben werde. Werben um die UdSSR Die Sowjetunion hatte bisher in der europäischen Politik keine nennenswerte Rolle gespielt, in einem Krieg Deutschlands gegen Polen war ihr Verhalten kriegsentscheidend. Verbündete sie sich mit den Westmächten, drohte Deutschland ein Zweifrontenkrieg, duldete sie die deutsche Aggression, war Polens Lage gegenüber der deutschen Übermacht aussichtslos. Die UdSSR signalisierte beiden Seiten Verhandlungsbereitschaft. England und Frankreich schickten auf dem Seeweg eine Delegation von Diplomaten, Deutschland reagierte schneller: Nach einem Telegramm Hitlers an Stalin flog der deutsche Außenminister Ribbentrop nach Moskau. 190 190.2 Hitler und Stalin nach der Niederlage Polens. Karikatur im „Evening Standard“ (David Low). Hitler: „Der Abschaum der Menschheit, denke ich.“ Stalin: „Der blutige Mörder der Arbeiter, nehme ich an.“ Die deutschen Argumente Der Krieg bricht aus Was könnte England Russland bieten? Bestenfalls die Beteiligung an einem europäischen Krieg und die Feindschaft Deutschlands ... Was könnten wir dagegen bieten? Neutralität und Herausbleiben aus einem etwaigen europäischen Konflikt und, wenn Moskau wollte, eine deutsch-russische Verständigung über die beiderseitigen Interessen, die sich ebenso wie in früheren Zeiten zum Nutzen beider Länder auswirken würde. (Ein deutscher Diplomat gegenüber dem sowjetischen Botschafter Astrachow. Nach Shirer, a. a. O., S. 465.) Ein deutsches Ultimatum an Polen, Verhandlungen um Danzig und die Schaffung eines Korridors zu Ostpreußen zu führen, war für Polen unannehmbar, zusätzlich hatte der deutsche Propagandaminister Goebbels einen Anlass für den Krieg konstruieren lassen: Als Polen verkleidete SS-Männer überfielen am 31. August den Rundfunksender der Stadt Gleiwitz im damaligen deutsch-polnischen Grenzgebiet. Zwei dort aufgefundene „polnische Soldaten” waren von der SS ermordete Häftlinge, die man in polnische Uniformen gekleidet hatte. Was die „Verständigung der beiderseitigen Interessen” bedeutete, wurde geheim gehalten. Am 23. August 1939 unterzeichneten Deutschland und die UdSSR einen Nichtangriffspakt, der auch strikte Neutralität im Kriegsfall beinhaltete. Im „geheimen Zusatzprotokoll” wurden Estland, Lettland, Litauen, Finnland und Ostpolen zur sowjetischen Einflusssphäre erklärt. Stalin hatte ab nun für diese Gebiete volle Handlungsfreiheit. 190.3 Der Reichsparteitag sollte das Motto „Reichsparteitag des Friedens“ haben. Da der Krieg schon längst beschlossen war, wurde er noch vor Kriegsbeginn abgesagt. Am 1. September 1939 verkündete Hitler den Krieg gegen Polen, deutsche Kommandoeinheiten waren schon einige Tage zuvor in das Land eingedrungen. Arbeitsaufgabe • An welche historischen Ereignisse erinnert der deutsche Diplomat, wenn er vom Nutzen eines deutsch-russischen Einvernehmens in früheren Zeiten spricht? Vergleichen Sie die unterschiedlichen Ausgangslagen.