doctor feelgood - Audio Design GmbH
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Absolute Sound Test: Lautsprecher DOCTOR FEELGOOD 140 autohifi 3/2012 www.autohifi-magazin.de Die Membran des Tieftöners besteht aus Sisalfasern und ist mit strukturiertem Elastomer bedämpft Fotos: Holger Seybold Die ungewöhnlichen Chassis des Helix Competition C 62 C legen ein überragendes akustisches Feingefühl an den Tag. V O N H O L G E R S E Y B O L D 141 Absolute Sound Test: Lautsprecher land sind die Helix-Systeme in den USA und in Fernost so beliebt. Doppelwoofer-ready: Mit den Jumpern stellt man die Anschlussimpedanz des Tiefpasses auf 2 Ohm, damit auch zwei Tieftöner Anschluss finden. E s ist schon erstaunlich, dass Audiotec Fischer bei all den DSP- und VerstärkerInnovationen noch Zeit für Lautsprecher-Neuerungen aufbringt. Dass die Entwickler dabei trotzdem gewissenhaft und sorgfältig vorgehen, beweist das Zweiwegesystem Helix Competition C 62 C für 800 Euro. Wer sich das Competition-System lieber aktiv aufbauen möchte, der kauft nur die Chassis, die auch paarweise erhältlich sind. Das Paar Hochtöner C 1T gibt’s für 330 Euro, zwei 16-cm-Tieftöner C 6B liegen bei 400 Euro. Als aktives Zweiwege-System würde unser Testset demnach 730 Euro kosten. Standesgemäß erreicht das Helix den erwartungsfrohen Kunden in einer Holzkiste, deren Aufdruck die Highlights anpreist und mit dem Hinweis „Made in Germany“ den Qualitätsanspruch unmissverständlich unterstreicht. Nicht zuletzt wegen der Fertigung in Deutsch- 142 autohifi 3/2012 www.autohifi-magazin.de NEUARTIGE MEMBRAN Der Trumpf des Systems ist seine handgeschöpfte und luftgetrocknete Tieftönermembran aus Sisal: Ein derartiges Muster hat man so noch nicht gesehen. Die aus Agaven gewonnenen Sisalfasern gelten als überaus zäh und zugfest und sind auch steifer als andere Naturfasern. Durch die Lufttrocknung gewinnt die Membran zusätzlich an innerer Dämpfung. Das war den Audiotec-Fischer-Jungs aber noch nicht gut genug, weshalb sie dem Konus eine weitere hochdämpfende Beschichtung verpassten – und zwar aus Elastomer, das mit einer asymmetrischen Strukturprägung Membranresonanzen endgültig den Garaus machen soll. Sogar auf der Unterseite der Dustcap klebt ein rundes Stück Schaumgummi, das Schwingungen entgegenwirkt. Geführt wird die Membran von einer Gummisicke, deren Profil nicht spiegelsymmetrisch geformt ist, sondern zur Membran hin sanfter abfällt als auf der Außenseite. Alle Schwingteile, also Membran, Sicke und Spinne, kommen vom renommierten Zulieferer Dr. Kurt Müller (DKM) – damit wäre der high-endige Anspruch ganz offiziell bekundet. Da macht es nichts, dass der Gusskorb ein guter Bekannter ist. Auch andere Hersteller, deren Chassis wie das Helix in der Manufaktur Ehmann & Partner (siehe Seite 58) in Kleinserie gefertigt werden, setzen auf diesen Korb mit seinen vier Streben den zwölf Belüftungslöchern. Weil der Ferrit-Antrieb recht üppig ausfällt, ist der Gummischutz abgeschrägt, damit er die Löcher nicht verdeckt. Im Inneren arbeitet eine massive 37-mmSchwingspule. Ihre Zuleitungslitzen sind an der Unterseite der Membran bis auf halber Höhe sowie an der Rückseite der vergoldeten Schraubterminals mit Klebemasse fixiert. HIGH-END-HOCHTÖNER Die 25-mm-Seidenkalotte erblickt ebenfalls im baden-württembergischen GundelsheimHöchstberg bei Ehmann & Partner das Licht der Welt. Die Seidenmembran kommt – man ahnt es – ebenfalls von DKM. Feingeist: Der Hochtöner mit seiner Seidenmembran ist maßgeblich an der tollen Auflösung des Systems beteiligt. Das feine Gitter wird magnetisch gehalten und lässt sich folglich schnell entfernen. Darunter ist rund um die Membran der leichte Hornansatz erkennbar. Unsichtbar sind hingegen das Dämpfungs-Pad aus Filz hinter der Membran sowie die zwölf Bohrungen zum Koppelvolumen. Das Innere dieses Metallkörpers ist ebenfalls akustisch bedämpft; kräftige Silberkabel transportieren das Musiksignal zu den sorgfältig gummigeschützten Lötpunkten. Nun ist der Tweeter wegen seiner Höhe nicht so einfach einzubauen, doch ein derart hochwertiges Chassis verbannt man ja auch nicht in irgendwelche Originalöffnungen. Nein, ein solches Kaliber hat einen Ehrenplatz verdient, beispielsweise direkt auf den Hörer ausgerichtet in einer handgefertigten A-Säulen-Verkleidung, versehen mit farblich passendem Oberflächenfinish – eben in High-End-Manier. Auch die attraktive Weiche ist zum Verstecken Alle LautsprecherKomponenten des Helix-Systems werden von Hand und in Deutschland gefertigt 143 Absolute Sound Test: Lautsprecher Helix Competition C 62 C 800 Euro Top & Flop Å dynamischer und fein auflösender Klang Å sehr hochwertige Einzelchassis Å hoher Maximalschalldruck Í zum Doppelwoofer-Kompo erweiterbar Besonderheiten/Ausstattung Tieftöner: 16,6-cm-Gusskorb, geschöpfte Sisalmembran, strukturierte ElastomerBeschichtung, 37-mm-Schwingspule, Gummikappe, Belüftungslöcher, Schraubterminals Hochtöner: 25-mm-Seidenkalotte, Metallgehäuse, bedämpftes Koppelvolumen, 12 Luftspaltbohrungen, Neodym-Magnet, dicke Silberlitze, Hornansatz, magnetisch gehaltenes Gitter Frequenzweiche: 12-dB-Filter, nur MKTs und Luftspulen, Jumper für zweiten Woofer, 3 Hochtonpegel, vergoldete Schraubterminals Alleinstellungsmerkmal: Die Membran des Tieftöners aus Sisalfasern wird mit strukturiertem Elastomer bedämpft. Runde Sache: Die Rückseite des HelixTieftöners gibt sich sachlich-nüchtern, bietet aber soilde Anschlüsse, Belüftungslöcher und einen Magnetschutz. Messergebnisse Nennimpedanz/Minimale Impedanz 4/4,1 Ω Resonanzfrequenz 51 Hz Wirkungsgrad gesamt (2 V, 1 m) 84,8 dB Maximaler Schalldruck (125/100/80/63/50 Hz) 104/103/103/102/98 dB Empfohlene Verstärkerleistung 60–100 Watt Qualität Klang (44 von 50) ––––––––––––––––– ––––––––––––––––– ––––––––––––––––– ––––––––––––––––– Technik Maximaler Basspegel (15 von 20) Zweiraumwohnung: Der Hochtöner besitzt ein bedämpftes, von Metall umschlossenes Koppelvolumen, das den akustischen Strahlungswiderstand auf ein Minimum reduziert. 144 autohifi 3/2012 viel zu schade. Die Chassis laufen offenbar derart fehlerfrei, dass keine aufwendigen Korrekturen via Weiche notwendig sind. Deshalb fallen die beiden 12-dB-Filter geradlinig aus, wie aus dem Lehrbuch. Der Hochpass besteht aus einem hochwertigen MKT-Kondensator und einer verzerrungsfreien Luftspule. Zwei induktionsarme Metalloxyd-Widerstände reduzieren auf Wunsch das Signal, so dass drei Pegelabgriffe mit jeweils 2 dB Differenz zur Wahl stehen. Die Bauteile des Tiefpassfilters sind hingegen zweigeteilt, die schwere Luftspule mit dickem 1-mmDraht und den wertigen MKT gibt es gleich in doppelter Ausführung. Das hat seinen Grund: Am Ausgang der Weiche dürfen auch zwei parallelgeschaltete Woofer andocken, so dass aus dem C 62 C ein Doppelwoofer-Kompo wird. Zur Aktivierung des Doppelwoofer-Betriebs muss man nur zwei Jumper umstecken: Der eine überbrückt eine der beiden Spulen, so dass sich die Induktion halbiert, der zweite schaltet den zwei- ten Kondensator hinzu und verdoppelt die Kapazität. Das Ergebnis ist eine identische Übertragungsfunktion, nur jetzt eben für eine Anschlussimpedanz von 2 Ohm, was den parallelgeschalteten Woofern entspricht. Das Doppelwoofer-Set aus C 62 C plus einem Paar C 6 B kostet übrigens 1100 Euro. Soweit die Bestandsaufnahme, kommen wir zu den Fähigkeiten des Kompos. Zuerst musste es sich im Labor beweisen. Der Frequenzgang zeigte einen leicht stufenförmigen Pegelanstieg zwischen 1 und 1,5 kHz, doch den sollte man nicht überbewerten. Schließlich handelt es sich beim „Competition“ um ein Wettbewerbssystem, und bei solchen Anlagen gehört ein DSP mit Equalizer zum Standard. Ansonsten fiel der oberhalb von 5 kHz sanft, aber stetig ansteigende Superhochton auf. Dadurch wich der Pegel selbst unter einem Winkel von seitlich 30 Grad nicht nennenswert von einer Geraden ab. Im Wasserfalldiagramm war alles bestens, ausgeprägten Resonanzen gab’s nicht; bis auf kleinere Aktefakte schwan- www.autohifi-magazin.de gen alle Frequenzbereiche schnell aus. Doch grau ist alle Theorie – wichtiger ist die Praxis, sprich der Klangcheck. Schon bei den ersten Takten hörten die Tester hier eine gewisse Souveränität heraus, obwohl sich das HelixSystem sich zuerst recht unspektakulär gab. Keine Effekthascherei, kein Wow-Effekt. Tonal fiel – wie es der Sprung im Frequenzgang vermuten ließ – der offene und direkte Mittelton auf, den man dem C 62 C hätte ankreiden können. Doch dafür spielte ihm der ansteigende Hochton in die Karten. Das Helix suchte förmlich die Herausforderung, vor allem bei akustisch anspruchsvoller Musik. So durfte die Gold-CD „Best of Frie- Aus audiophiler Musik schälte das Helix selbst allerfeinste Details präzise und plastisch heraus demann“ vom audiophilen Label Zounds in den CD-Player – also New Age und Fusion in Vollendung und exquisit aufgenommen. (max. 50) 44 (Summe, max. 50) 36 Ausstattung (12 von 20) Verarbeitung (9 von 10) Testurteil ATEMBERAUBENDE FEINDYNAMIK Bei dieser feindynamischen Herausforderung fühlte sich das Helix pudelwohl und zeigte seinen wahren Qualitäten. Selbst superfeine Details der Percussions, den impulsiven Anschlag der Akustikgitarre, die schnellen trockenen Toms und die minimale Feinheiten im Hintergrund schälte das Helix präzise und plastisch heraus, als wenn es ein Leichtes wäre. Selbst feinste Verästelungen von Hintergrundklängen löste es filigran auf. Und selbst wenn andere Referenzsysteme etwa die Stimme der Ausnahmekünstlerin Clair Marlo authentischer interpretierten und im Bass ein tiefreichenderes Fundament bauten, so konnten nur die allerbesten Systeme es mit der Feindynamik des Helix aufnehmen. Mit dem Competition C 62 C ist Helix also ein System gelungen, dessen Auflösungsvermögen seinesgleichen sucht. Großer Wurf! Ï 80 REFERENZKLASSE HIGH-END Preis/Leistung ÜBERRAGEND Frequenzgang 100 (dB) 90 dB 90 100 dB Frequenzgang auto hifi-Messlabor Helix C 62C Helix Competition C 62 C axial 10*hoch 30*seitl. kHz 2k 500 1 1k 5k 80 80 dB 70 70 dB 60 60 dB 50 50 dB 10 Hz 10 (Hz) 30 50 100 100Hz 200 10k 20k 40 40kkHz 10 kHz Wasserfalldiagramm autohifi-Messlabor Helix C 62C Helix Competition C 62 C +5 (dB) 0 +5 dB 0 dB -5 -5 dB -10 0 ms -10 dB 1 ms -15 -15 dB -20 2 ms -20 dB 250 Hz 200 (Hz)500 500 Hz 1k 1 kHz 2k 2 kHz 3k 4k5 5k 10k kHz 7k 10 kHz 3 ms 20 kHz 20k 145